L'Amour Immortel von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: Alte Freundinnen. ---------------------------- Jonathans Blick wanderte umher. Männer und Frauen aller Hautfarben, meistens schon mit Augenringen und Falten, liefen umher und redeten über ihn und seine Mutter. Aber keine Eva! Sie war auch nicht bei der Beerdigung gewesen und Jonathan wurde immer nervöser. Mit einem Mal hielt sein Herz an als jemand ihn auf die Schulter klopfte – hinter ihm stand Eva in den einzigen weißen Kleid im ganzen Raum! Sie lächelte ihn an ehe sie sich umsah. »Ich dachte schon, dir wäre etwas passiert!«, sagte er außer Atem und lächelte. »Ich musste noch etwas erledigen; es tut mir wirklich Leid!«, sagte sie und sah ihn entschuldigend an. Dann sah sie sich wieder um. »Sehe ich etwas so furchteinflößend aus?« Jonathan musste lachen und schüttelte den Kopf. »Nein, nein!«, murmelte er und funkelte die Leute an, die Eva wie ein Ungeheuer beäugten. »Es ist nur ziemlich komisch, dass du … weiß trägst!« »Weiß ist die wahre Farbe des Todes …«, murmelte Eva und sah zum Büffet. »Evangeline hätte sich im Grab umgedreht wenn sie gewusst hätte, was auf der Speisekarte bei ihrer Beerdigung steht!« Sie musste lächeln. Jonathan grinste leicht ehe er sich beschämt räusperte. »Woher kanntest du meine Mutter noch mal?« Eva zuckte zusammen ehe sie seufzte. »Ich habe sie … einmal getroffen, als sie spazierte.« Jonathan nickte stumm. Er wusste, dass sie gerade beide nicht über seine Mutter reden wollten. »Wollen wir nicht raus?«, fragte er stattdessen. »Das hier ist alles so deprimierend!« »Glaub mir, deine Mutter ist nicht weg«, sagte Eva mit einem Lächeln auf den Lippen, als sie hörte, wie traurig und tief gekränkt er klang. »Ja, das sagt jeder …«, murmelte er und sah seufzend auf den Boden. Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände und er sah sie geschockt an. So viel Zuneigung war ungewöhnlich für das 19. Jahrhundert! »Ich kann sie sehen«, flüsterte sie und blickte starr durch den Raum ehe ihr Blick wieder Jonathans traf. In ihren Augen konnte man nur Liebe erkennen – wie immer! »Sie sagt, dass du ruhig öfters auf Beerdigungen gehen könntest!« Eva kicherte als sie seinen verwirrten Gesichtsausdruck wahrnahm. »Dir steht die Farbe Schwarz.« Beinahe wäre er rot geworden – aber auch zum Glück nur beinahe! »Und«, murmelte er, »was denkst du darüber? Steht mir Schwarz?« Abrupt zog sie ihre Hände zurück und wich einen Schritt zurück. Sie sah stumm auf den Boden. »Was ich denke, ist unwichtig …«, murmelte Eva und seufzte gekränkt auf. »Das ist nicht wahr!« Er drückte ihre Schulter leicht, die unter seiner Berührung zitterte. Er zwang seine Lippen zu einem warmherzigen Lächeln. »Du bist die … erstaunlichste Person, die ich kenne! Und ich glaube, ich kann noch viel von dir lernen.« »Lernen …«, wiederholte sie leise und kaum hörbar. Dann schüttelte sie den Kopf und schüttelte seine Hand ab. »Alle muss ich lieben … die Guten und die Schlechten. Das ist der einzige Grund, warum ich überhaupt noch auf dieser Erde weile … gefangen unter Menschen und bedroht von Untoten …« Ohne ein weiteres Wort verschwand sie und war wie vom Erdboden verschluckt! Arcadia rannte aus dem Gebäude – sie konnte die vielen Menschen einfach nicht ertragen! Ihre Fröhlichkeit machte Arcadia traurig, denn sie könnte nie so sein wie sie. Glücklich … Tief ein und aus atmend blieb sie in einer Gasse stehen und lehnte sich gegen die kalte und nasse Wand. Einpaar Ratten huschten an ihr vorbei; ihr Herzschlag pulsierte in Arcadias Kopf und ließ sie frösteln. »Harte Zeiten, was?« Arcadias Lider öffneten sich sofort wieder als sie die honigsanfte Stimme einer alten Freundin wahrnahm – Clara. »Was treibt dich nach Paris, Clara?«, fragte sie stattdessen und sah zum Ende der Gasse. Clara trug ein extrem enganliegendes und kurzes Kleid; ihre Absätze ließen das Wasser aufplatschen. Claras Mund war zu einem netten Lächeln geschwungen – eine rote Versuchung, der kein Mann widerstehen konnte. Ihr hochgestecktes braunes Haar machte ihr Portrait nur noch viel schöner. »Ich hörte, die Männer hier seien fast allesamt ledig«, scherzte sie und zwinkerte ihrer Freundin zu. Dann verschränkte sie die Arme vor der Brust, lächelte aber immer noch. »Und war ist mit dir?« Sie legte den Kopf leicht schief. Ihre kristallblauen Augen glänzten für eine Sekunde fast bedrohlich auf. »Was reizt dich so an dieser Stadt?« Noch ehe Arcadia antworten konnte, sprach Clara schon weiter. »Oder, nein! Ich weiß es doch schon!« Sie kam einen Schritt näher und Arcadia richtete sich wieder etwas auf. »Ist dein Gentleman wenigstens die Sünde wert, die du begehst?« Ihre Augen funkelten Arcadia an und stachen in sie wie Messerspitzen. Arcadia biss sich auf die Unterlippe. Allmählich wurde dieses Spiel nervig! »Waren es deine?«, fragte sie stattdessen um ihre Freundin anzustacheln. Clara war schon mehrfach verheiratet gewesen und war nicht ganz unschuldig daran, dass sie jetzt Witwe war – was sie natürlich ihren nächsten Ehemännern niemals erzählen würde! Clara lachte auf und zeigte ihre weißen Zähne. »Gewiss!«, antworte sie ehe sie enttäuscht seufzte. »Ich wünschte nur, ihre Liebe hätte mir gereicht. Aber du weißt ja selbst, wie schwierig es ist, die große Liebe zu begegnen!« Arcadia seufzte auch auf. »Das wird mir nie passieren …«, murmelte sie und blickte auf den Boden. »Vergewissere dich besser, ob es nicht schon passiert ist!«, meinte Clara leise. Arcadia sah sie geschockt an, doch sie zwinkerte ihr nur zu und verschwand wieder in der Dunkelheit. Einige Sekunden verstrichen ehe Arcadia jemanden hörte. Sie presste sich nur noch fester an die Wand. »Eva!«, rief Jonathan und kam der Gasse immer näher. Sie wollte nicht mit ihm reden. Die letzten Worte ihrer Freundin hatten sie besorgt – sehr besorgt! Was wäre, wenn sie sich verlieben würde? Oder wenn sie sich schon verliebt hatte? Sie wollte keinen Geliebten; das war wirklich das Letzte, was sie in ihrem Leben dulden würde! Also, warum ging sie dann nicht einfach weg? Jonathan wusste nicht, wo sie wohnte, und ihren richtigen Namen hatte sie auch nicht genannt … »Eva, was machst du denn da?« Arcadia zuckte zusammen als etwas Kaltes ihren Arm traf und festhielt. »Geht es dir nicht gut?« »Bitte …«, flüsterte sie, ihre Unterlippe bebte vor Angst. »Geh einfach … und lass mich in Ruhe …« Jonathan hob ihr Kinn an und zwang sie, in seine besorgten Augen zu blicken. »Habe ich etwas Falsches gesagt?« Arcadia hätte am liebsten losgelacht, doch dann schüttelte sie doch nur den Kopf. »Nein, nein …«, murmelte sie. »Du hast gar nichts getan!« »Wieso bist du dann so aufgebracht?«, fragte er weiter und zwang sie, sich nur noch fester gegen die Wand zu pressen. »Ich werde jetzt gehen«, sagte sie und setzte mal wieder die Fassade der wunderschönen Eisprinzessin auf. »Und du … Sie werden mich nicht aufhalten!« Sie schüttelte langsam den Kopf. »Ich bin nicht menschlich«, murmelte sie in einem kalten Ton. »Ich war es einmal – vor langer Zeit! Doch nichts wird mein Herz wieder zum Schlagen bringen … Noch nicht einmal du!« Jonathan blinzelte verwirrt, wich jedoch leicht zurück. »Ich … verstehe nicht …« Erleichtert atmete Arcadia auf und machte einen Schritt nach vorn – um ihn auf die Wange zu küssen. »Es war dumm von mir, hierher zu kommen und Sie in Gefahr zu bringen«, antwortete sie kühl. »Auf Wiedersehen, Monsieur Abrams.« Jonathan sah ihr verwirrt hinterher als sie in der Dunkelheit verschwand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)