No Matter of Law von trinithy (Justice- WB Beitrag) ================================================================================ Kapitel 1: Tashigi ------------------ No matter of law Schwerter kreuzten sich und Funken stoben von dem glühenden Metall in alle Richtungen, doch noch ehe ihr schwacher Schein erloschen war, prallte harter Stahl bereits wieder gegen Stahl. Immer weiter, immer schneller, immer öfter. Eine Klinge gegen viele, doch Tashigi schaffte es perfekt allen drei Klingen des feindlichen Schwertkämpfers Lorenor Zorro auszuweichen und selbst den ein oder anderen gezielten Treffer zu leisten, selbst denn diese Treffer nie mehr hinterließen als kleinste Kratzer auf der Haut. Seit ihrer letzten Begegnung hatte sie wie eine Wilde trainiert und darauf gehofft, den grünhaarigen Piraten eines Tages wieder zu treffen, um ihn herauszufordern und der Marine endlich einen sinnvollen Dienst zu erweisen, vielleicht aber auch nur, um Smoker zu beweisen, dass sie zu etwas gut war. Jetzt würde es dieser Zorro bereuen, dass er sie damals nicht getötet hatte, jetzt würde sich diese kleine, unwichtige Episode aus seiner Vergangenheit rächen und ihn aufs Schafott bringen, dafür würde sie sorgen, bei allem, was ihr heilig war. „Gar nicht mal so schlecht!“ Mit einem schadenfrohen Grinsen parierte Zorro einen ihrer Schläge und traf sie gleichzeitig mit der Spitze seines zweiten Schwertes in der Seite. Es war nicht tief und den Schmerz versuchte die junge Frau zu verdrängen, doch automatisch färbte Blut ihr Hemd rot und zog dünne Streifen auf ihre Hose hinab. Zeit zum Aufatmen blieb ihr nicht, da traf ein Schlag ihr Schwert und mit unermesslicher Wucht wurde sie fast einen Meter nach hinten gedrückt, während ihre Knöchel weiß hervortraten, als sie versuchte, dem Druck standzuhalten. Dieses Mal behandelte er sie nicht wie eine schwache Frau, dieses Mal kämpfe er richtig, dafür hatte sie schon gesorgt, als sie ihn zuerst angegriffen hatte, noch bevor sich Kapitän Smoker den eigentlichen Strohhutträger vorgenommen hatte. Überall um sie herum in der Hafenstadt herrschten Kämpfe und sie war stolz auf die Falle, die sie mitentwickelt hatte, um der gefährlichen Piratenbande endlich den Garaus zu machen. Gerade als sie endlich ihre Kräfte wieder fokussiert hatte und mit einem angespannten Schrei auf den Grünhaarigen zulief, passierte, wovor sie jeden einzelnen Kampf über Angst hatte. Ihre Füße verhakten sich beim Laufen, wie sonst schon sooft, blieben mit den Spitzen ihrer Schuhe an einem Stein hängen und wie in Zeitlupe nahm Tashigi wahr, dass sie auf den Boden fiel. Unendliche Zeit lang in der Luft und das letzte, was sie sah, bevor ihre Brille im hohen Bogen davon flog und sie somit in eine Welt verbannte, in der alle Umrisse verschwammen, waren Zorros Klingen, die auf sie zurasten. Dreck schlug ihr ins Gesicht und kleine Steine schrammten gegen ihre Haut, als sie Kopf voran ihren Sturz am Boden ausbremste. Regungslos blieb sie liegen, das Blut rauschte in ihren Ohren und undeutlich und verzerrt konnte sie gerade noch erkennen, wie ein Paar Füße immer näher an sie heran kam. Dann kniff sie die Augen zusammen und erwartete das Unabwendbare, den Schmerz, den sie spüren würde, wenn sie von zwei Schwertern durchbohrt würde und Zorro sie somit aufgrund ihrer eigenen Tollpatschigkeit und Schwäche besiegte. Doch nichts passierte. Das schneidende Geräusch von Metall, das durch die Luft zischte ganz eng an ihrem Ohr, aber kein Schmerz, kein Blut, das aus ihr heraus floss, keine neue Wunde, die ihre Kraft raubte. Einfach nichts, ewig lang geschah einfach gar nicht und erst als sie durch verstaubte Wimpern hindurch blinzelte, wurde ihr ihre Brille, bis auf einen Sprung im rechten Glas fast unversehrt, vor die Nase geworfen. „Steh auf und kämpf weiter!“ Das war die starke, dunkle Stimme ihres Gegners, der sie sich nicht widersetzten konnte und erst als sie wieder festen Stand unter beiden Füßen hatte, die Brille wieder dort, wo sie hingehörte und ihren Orientierungssinn wiedergefunden hatte, erst dann nahm der grünhaarige Schwertkämpfer wieder die Angriffsposition ein, offenbar nicht gewillt, ihren Moment der Hilflosigkeit auszunutzen. Das drängte eine Frage in ihr Bewusstsein: Warum? „Warum hast du es nicht ausgenutzt, den Kampf zu beenden?“ Eine Explosion dröhnte in ihren Ohren, doch sie wagte es nicht den Blick abzuwenden, um zu sehen, wer sie verursacht hatte. „Du bist ein Pirat, also warum?“ Tief in ihrem Inneren regte sich eine Stimme, dass sie es getan hätte. Jede Möglichkeit für die Gerechtigkeit zu siegen und einen Pirat mehr von der See weggeholt zu haben, hätte sie ergriffen. „Ich mag ein Pirat sein, aber ich kämpfe gerecht!“ Doch damit hatte er anscheinend genug gesagt, denn ohne eine weitere Sekunde zum Luftholen rannte er wieder auf sie zu, holte aus, und ihre Schwerter kreuzten sich wieder, mit ungeheurer Wucht. Vielleicht hätte Tashigi eine Gelegenheit gehabt, vom Parieren und Verteidigen zum Angreifen überzugehen, doch sie war nicht mehr ganz bei der Sache. Ein Wort, das ihr Gegner verwendet hatte, hatte sie mehr aus der Fassung gebracht, als sie erwartet hatte und blätterte Kapitel wieder auf, die sie hoffte, schon lange hinter sich gelassen zu haben. ‚Ich kämpfe gerecht!‘ Konnte ein Pirat gerecht kämpfen, war nicht schon vom Gesetz her alles, was er tat, ungerecht? Gerade wollte die Gegenwart vor ihren Augen verschwimmen und ihr eine Episode aus ihrem Leben vorhalten, da holte sie ein erneuter Aufprall, ein Knall lauter als alles bisher, ruckartig zurück. Direkt neben ihr fing ein Haus an zu wackeln, kleinere Teile stürzten bereits vom Balkon und dem Vordach und das Mauerwerk ächzte unter der Wucht, mit der Smoker den Strohhut durch den halben Hafen genau in dieses Bauwerk geschleudert hatte. Keine zwei Meter entfernt stand ein kleiner Junge, noch keine sechs Jahre alt, und starrte geschockt auf die wackligen Ruinen eines ehemaligen Ladens und weinte. Weinte womöglich um das Geschäft seiner Eltern, denen nun die Lebensgrundlage entzogen worden war, weinte vielleicht sogar um seine Eltern, denn sollten sie noch im Haus gewesen sein, so waren sie nun mit Sicherheit tot. Schreckliche Tragödie, doch Verluste waren im Kampf gegen Piraten nun einmal nicht auszuschließen, das hatte Smoker ihr immer wieder eingebläut, daher durfte sie sich davon nicht ablenken lassen. Also riss sie ihren Blick von den Tränen des Kindes los und witterte ihre Chance, da der Grünhaarige für einen Moment ebenfalls seine Augen auf das nun einsturzgefährdete Haus gerichtet hatte. Sie lief los. Schneller, immer schneller, um mehr Wucht zu entwickeln, die Spitze ihrer Klinge auf ihren Gegner gerichtet und sich ihm mit unheilvoller Geschwindigkeit nähernd. Nur aus den Augenwinkeln nahm sie noch wahr, wie sich die ersten Dachplatten des Hauses lösten und zu Boden fielen und sie konnte es nur in den Tiefen ihres Bewusstseins erahnen, dass der Rest des Daches, der sich nun dem Boden entgegen bewegte, das Kind treffen würde. Doch diese Tatsache erreichte sie nicht wirklich, zu fokussiert war sie auf Zorro, der noch vor einer halben Sekunde bereit gewesen war, sich ihrem Angriff zu stellen, doch dann drehte er sich weg in einer kaum wahrnehmbaren Bewegung. Fallende Wände. Bröckelnde Steine. Eine Druckwelle entstand. Doch schon einen Wimpernschlag später war alles vorbei und Tashigi blinzelte durch eine Staubwolke hindurch. Alles war so schnell gegangen, dass sie nicht wusste, was passiert war. Erst als sich der Nebel aus Schutt und Asche lichtete, sah sie den Grünhaarigen auf dem Boden knien. Beide Arme mit jeweils einem Schwert nach links und rechts abgestreckt. Die rechte Klinge vibrierte noch heftig und erzählte summend davon, wie sie die riesige Steinplatte, die nun in zwei Teilen um sie herum lag, zerteilt hatte, die linke Klinge spießte einen riesigen Brocken Zement und Mauerwerk auf und hielt ihn fern von dem Jungen, der zitternd zwischen Zorros Armen stand und mit großen, vor Schreck getrockneten Augen auf den Schutt zu seinen Füßen starrte, der sein Tod hätte sein sollen. „Du … Blut …!“, stotternd löste sich das Kind aus seiner Starre und deutete auf Zorros Schulter und seinen Arm, der überströmt war mit roten Lebenssaft. „Tut nicht weh.“ Seine Stimme klang noch grollender als sonst und war zum Zerreißen gespannt, als sein Arm ebenfalls begann zu zittern, offenbar doch geschüttelt von heftigen Schmerzen, die von seiner Schulter ausgingen. Und erst jetzt bemerkte die junge Frau, dass es ihre Klinge war, die sich von hinten in das Fleisch des Schwertkämpfers gefressen hatte, als dieser ihr den Rücken zugekehrt hatte, seine Deckung gegen das Leben eines unbekannten, unwichtigen kleinen Jungens eintauschend. Darauf vertrauend, dass sie ihm die gleiche Gerechtigkeit zuteilwerden ließ wie er ihr. Doch sie war blind gewesen für all das. Zitternd ließ sie den Griff in ihrer Hand los, stolperte einige Schritte zurück und hoffte, dass ihr ihre Augen einen Streich spielten, aber dem war nicht so. Zorro erhob sich ruhig, nachdem er sicher war, dass keine herunterstürzenden Teile den Jungen mehr treffen konnten, und zog sich unter einem schmerzverzehrten Stöhnen die Schneide aus der Schulter, schrie auf vor Schmerz und warf dem jungen Marineleutnant ihr eigenes Schwert mit seinem Blut übersät vor die Füße. „Weiter!“, forderte er sie auf. Minuten verstrichen, und noch immer traute sie sich nicht, ihre Waffe aufzuheben, doch offenbar hatte ihr Gegner alle Zeit der Welt. Ruhig und gelassen – nur die Falten auf seiner Stirn zeugten von seinem inneren Kampf gegen die Verletzung – wartete Zorro, bis sie sich wieder bewaffnet hatte, ohne ihre erneute Wehrlosigkeit zu nutzen. Warum war er nur so fair, nachdem sie ihn von hinten angegriffen hatte? Warum war er – und es gab kein anderes Wort dafür – so gerecht? Denn Tashigi spürte, es hatte nicht damit zu tun, dass sie eine Frau war, dieser Pirat hätte dasselbe für jeden seiner Gegner getan. Ihre Knie wackelten, sie drohte fast einzuknicken und nun überfielen sie Erinnerungen an etwas, das sie versucht hatte wegzuschließen, da sie es nie verstanden hatte. Etwas, das in ihr Zweifel hervorrief, die sie als Marineleutnant nicht gebrauchen konnte, daher hatte sie es verdrängt. Doch nun drängte es sich auf ebenso starke Weise wieder zurück. ~ Sie sah sich selber, wie in einem Film neben Smoker stehen, nur dass sie einige Jahre jünger war als jetzt. Vor ihnen auf dem Boden kniete ein Mann, ein Pirat, die Hände auf dem Rücken zusammengekettet mit Seesteinhandschellen, die Haare verschwitzt im Gesicht und seine ganze Haltung hätte ihm demütigend den Stolz brechen sollen, doch nichts dergleichen war der Fall. So aufrecht, wie er sein Haupt noch hatte halten können, kniete er da und wartete mit dem Gesicht gen Himmel gereckt auf die beiden Schwerter, die ihm den Kopf und das Leben nehmen sollten. „Noch fünf Minuten.“, rief irgendwoher ein Soldat und zwei weitere brachten sich mit ihren langen, säbelartigen Hinrichtungswaffen in Position auf dem Schafott, während Smoker genüsslich seine Zigarre qualmte und zufrieden auf das Stück Abschaum zu seinen Füßen sah. Es war Tashigis erste Hinrichtung, die sie als Mitglied der Marine und nicht der gaffenden Menge miterleben sollte. Sie stand keinen Meter von dem Punkt entfernt, der nachher fürchterlich übersät sein würde, mit Blut, das im Namen der Gerechtigkeit vergossen würde. Als hätte der Delinquent etwas von ihren Gedanken geahnt, drehte er sich plötzlich zur Seite und sah ihr genau in die Augen. „Was genau ist eigentlich Gerechtigkeit?“ Seine Frage traf sie wie ein Blitz. „Dass ich bestraft werde für all das Schlimme, das ich getan habe?- Vielleicht!“ Er pausierte und sah kurz in den Himmel, ehe seine Pupillen sich verengten und sie wieder fokussierten. „Dass ich hingerichtet werde, für all die Morde, ich begangen habe? – Vielleicht!“ Worauf wollte er hinaus? „Um genau zu sein, ist es ziemlich gerecht.“ Wo war dann das Problem? Tashigi WUSSTE, dass es nur gerecht war, dass ein Pirat hingerichtet wurde, und dieser Mann wusste es offenbar auch, auf was also spielte er an? „Doch wie viele Menschen mussten ihr Leben lassen, um mich zu fassen? Wie viel unschuldiges Blut wurde wohl vergossen, nur damit meines bald dieses Holz unter meinen Knien tränkt?“ Dumpf, als wäre die Welt in Watte gepackt, vernahm Tashigi erneut den Soldaten, den sie immer noch nicht sah, oder nur gesucht hatte. „Noch 30 Sekunden!“ Der Mann beugte sich vorn über, den Blick aber immer noch auf das frisch gebackene Marinemitglied gerichtet. „Ich weiß es nicht! Ich werde bald sterben und ich weiß nicht, wie viele Leben euch mein Tod wert war, ist das nicht ungerecht?“ Er lachte lautstark auf, doch es war nur noch das Echo, das in ihren Ohren nachhallte, denn sie blickte bereits in tote, leere Augen einen Meter entfernt vom Rest des Mannes, der einmal Pirat gewesen war. ~ All diese Bilder und Fragen kamen wieder in ihr hoch und wieder fühlte sich die Welt an, als wäre sie in Watte gepackt. Damals hatte dieses Ereignis eine Menge Zweifel in ihr hervorgerufen, doch sie hatte nicht gewusst, woran, denn die ihr gestellte Frage hatte sie nie vollends verstanden. Bis heute. Hier kämpften sie, die vollen Besatzungen zweier Marineschiffe, gegen eine der meistgesuchten Piratenbanden dieser Welt und zerstörten dabei Häuser, ganze Straßenzüge wurden verschossen und ausgebombt und sie wollte gar nicht wissen, wie viele Zivilisten sie dabei gefährdeten, schließlich hatte es keine Warnung vorher gegeben, keine Evakuierung. Jeder, der nicht zu den Strohhüten oder zur Marine gehörte und kämpfte, lief um sein Leben. „Diese elenden Piraten!“, hörte Tashigi einen Mann schreien. Eigentlich hatte sie ihn vor fast einer Stunde gehört, doch jetzt dröhnte es ihr in den Ohren nach. Doch für diesen Kampf war ganz alleine die Marine verantwortlich. Sie hatten ihn begonnen, sie hatten die Falle geplant, sie benutzten Kanonen und Gewehre, oft auch wahllos, um die Strohhüte einzuschüchtern, die sich nur verteidigten und trotz aller Mühe und Not sogar noch Zeit fanden die Unschuldigen zu retten, wenn ihre eigentlichen Beschützer, die Marine, zu ihrer Lebensgefahr wurden. Egal zu welchem Preis. Zögerlich hob sie ihr Schwert vom Boden auf, doch die Schneide berührte weiter kraftlos den Boden, ohne Willen zu zeigen, sich zu erheben. War das die Gerechtigkeit, um deren Willen sie zur Marine gegangen war? Piraten waren gesetzlos, dieser Tatsache widersprach sie nicht, das würde wohl niemand tun, denn schließlich war genau das eine weit verbreite Definition von dem, wie Piraten waren. Doch nur, weil sie das Gesetz nicht auf ihrer Seiten hatte, hieß das zwangsläufig auch, dass sie niemals das Recht auf ihrer Seite haben würden? Inmitten der Ruinen des eingestürzten Hauses bewegte sich plötzlich etwas, sie erkannte zuerst den Strohhut, der sich durch Steine und Balken kämpfte, unter seinen Armen trug er jeweils eine Person. Einen Mann und eine Frau, beide waren bewusstlos, schienen aber nicht tot zu sein. Sie waren sogar erstaunlich unversehrt, wenn man bedachte, dass selbst die Gummihaut des schwarzhaarigen Piratenkapitäns mit tausenden Schrammen übersät war von dem von Smoker gewaltsam erzwungenen Sturz in das Mauerwerk. Monkey D. Ruffy, seinem Kopfgeld nach ein Schwerverbrecher, gemeingefährlich für die Allgemeinheit, legte die beiden Körper neben den weinenden Jungen, den Zorro eben noch schützend verdeckt hatte, und setzte ihm mit einem breiten Grinsen seinen Strohhut auf den Kopf. „Pass mal eben darauf auf, ich habe noch was zu erledigen, bevor ich ihn mir wieder abhole.“ Dann stürmte er in die Richtung, aus der er eben geworfen worden war, und Tashigis Blick heftete sich wieder an den Schwertkämpfer, der offenbar immer noch darauf wartete, dass sie wieder kampfbereit war. Tatsächlich hob sie nun auch endlich ihre Waffe wieder, allerdings nur mit einer Hand, drehte sie um neunzig Grad und versetzte ihrem anderen Arm einen heftigen Hieb. Ihre Zähne vergruben sich in ihren Lippen und Tränen stiegen ihr vor Schmerz in die Augen, als nun auch ihr Unterarm und ihre Hand mit einer nassen Schicht Rot überzogen wurden. Ihr Schwert senkte sich und wurde in seiner Scheide versenkt, dann presste sie eine Hand auf die frische Wunde, immer noch gegen einen Schmerzensschrei ankämpfend. „Mit dieser Wunde kann ich kein Schwert mehr führen.“ Und damit hatte sie wahrscheinlich Recht. Nicht für immer, aber für den Moment würde sie kaum genug Kontrolle über ihre Finger entwickeln können, den Griff zu umfassen, geschweige denn, dass ihr Arm noch die Kraft hatte, auch nur einen Hieb auszuführen. „Der Kampf ist vorbei!“ Damit drehte sie sich um. „Für heute jedenfalls.“ Ihre Schritte führten sie in Richtung ihres Schiffes, ganz langsam durchstreifte sie den Urwald an Trümmern, den ihr Kampf bisher hinterlassen hatte. Sie lief nicht weg vor ihrem Gegner, sie hatte auch nicht aufgegeben. Vielleicht hätte sie sogar gewonnen, schließlich war sie bis vor kurzem unverletzt gewesen, während Zorro seinen einen Arm sicherlich nicht mehr bewegen konnte, ohne dass seine Schulter ihn durch die Hölle schickte. Was genau ist eigentlich Gerechtigkeit? Eine wirklich wahre Antwort auf die Frage hatte sie bisher nicht gefunden, nur ihre eigene. Doch egal wie die wahre Antwort lautete, einer Sache war sie sicher: Ihr Sieg hätte nichts mit dem Sieg der Gerechtigkeit über die Ungerechten zu tun gehabt. Ihr Sieg hätte dem Gesetz in die Hände gespielt, zu Zorros gesetzmäßiger und vielleicht auch gerechter Hinrichtung geführt, aber genau heute, genau in diesem Moment an diesem Ort, hatte Tashigi gelernt, dass Gerechtigkeit nichts mit Gesetzen zu tun hatte, nicht bei denen lag, die in der Überzahl waren oder bei jenen, die unbesiegt waren, sondern dass Gerechtigkeit in jeder Situation entschieden werden musste. Lorenor Zorro verdiente es, irgendwann für seine Piraterie zu büßen, doch wer Schmerzen und Verletzung willentlich in Kauf nahm, um ein fremdes Kind zu schützen, der hatte in diesem Moment jedes Recht weiter zu leben. + + + + ENDE + + + + + Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)