Breathe von Emmett-the-Cullen (Lily und James) ================================================================================ Kapitel 1: Labyrinth -------------------- “Warum? Ich hätte es doch eigentlich wissen müssen! Wieso habe ich nur auf dich gehört?” Resigniert schloss Lily ihre Augen und lehnte sich an die feuchte und kalte Wand. James neben ihr zog eine Augenbraue in die Höhe und sah sie missbilligend an. “Du weißt, dass meine Idee besser war als deine, schließlich hatte ich nicht vor, geröstet zum Abendbrot serviert zu werden.” “Geröstet zum Abendbrot serviert werden? Wovon bitte redest du?” “Na deine super Idee, dass wir als Ausflugsziel das Drachenreservoir nehmen.” “Ach, aber dieses verzauberte Labyrinth mit allen möglichen Hindernissen und Flüchen und anderen gefährlichen Sachen ist besser, ja?” Finster drein blickend verschränkte sie ihre Arme vor der Brust. Ihre grünen Augen funkelten vor Missbilligung. Lily und James, beide ihres Zeichens Schulsprecher, standen im Moment irgendwo in einem riesigen, magischen Labyrinth, das sie dazu auserkoren hatten, alle Schüler ein wenig zusammen zu schweißen. Nun ja, eigentlich war es James’ Idee gewesen, stellte Lily in Gedanken klar, sie hätte viel lieber die Drachen gesehen, zumal sie wusste, dass viele Schüler ebenfalls diesen Wunsch hegten. Leider hatte James sie an einem für sie schlechten Tag erwischt und sie hatte nachgegeben. Manchmal war gegen diese braunen warmen Augen einfach nichts auszurichten. Innerlich hatte sie sich dafür nicht zum ersten Mal verflucht. Und so standen sie nun hier und versuchten sich durch dieses Wirrwarr zu kämpfen. Lily war nur froh, dass sie ihn dazu überreden konnte, das Labyrinth vorher noch auszuprobieren, bevor sie ihre Mitschüler hier reinschickten. Schlussendlich würde er ja wohl einsehen, dass das hier sicher nicht die richtige Entscheidung war. “Ja, ist es!”, riss er sie aus ihren Gedanken. “Hier muss man sich von anderen helfen lassen, wenn man wieder raus kommen möchte. Alleine ist man aufgeschmissen und in diesem Drachendings, egal, wie interessant es auch sicher ist, werden sich trotz allem wieder so die Gruppen bilden, wie die Häuser sind. Hier können wir vorher durch Loseziehen die Zusammenlegungen festlegen!” Sie konnte ihm ansehen, dass er sichtlich stolz auf seinen Einfall war. “Und das könnten wir bei den Drachen nicht machen?” “Nein, hier MÜSSEN sie zusammenarbeiten, denn wir schicken die Gruppen versetzt los, so dass sie nicht mehr tauschen können. Also wenn du mich fragst, ist das wirklich eine gute Idee.” Er grinste sie freudig und aufgeregt an. Doch Lily nahm ihm mit einer einzigen Frage den Wind aus den Segeln. “Und was ist, wenn du als einziger Gryffindor mit Snape, Malfoy und Bellatrice Black in ein Team kommst? Glaubst du ernsthaft, dass sie sich mit dir zusammenschließen, um da wieder raus zu kommen? Ich könnte mir viel eher vorstellen, dass sie dich mit einem Fluch belegen und dich dann irgendwo abstellen und alleine rauskommen.” Ihre grünen Augen blitzten leicht wütend auf, denn sie konnte sich das ohne Probleme vorstellen und sie wollte nicht, dass James etwas passierte. Auch wenn sie so was niemals zugeben würde. “Gut, an so was habe ich jetzt nicht gedacht. Aber da können wir uns noch was überlegen. Ich würde mal sagen, wir versuchen zu allererst, hier raus zu kommen.” Lily nickte ergeben und stieß sich von der Wand ab. “Also James, wo nun lang?” Never wanted this, never wanna see you hurt. Every little bump in the road I tried to swerve. But people are people, And sometimes it doesnt work out, Nothing we say is gonna save us from the fall out. Sie wusste nicht, wie lange sie nun schon umherirrten, aber James schien seinen Spaß zu haben. Dass ihr mittlerweile die Füße wehtaten und sie sich am liebsten geweigert hätte, noch einen Schritt zu machen, verschwieg sie ihm aber. Am Ende würde er sie nur damit aufziehen. So stolperte sie weiter hinter ihm her und biss die Zähne zusammen. Morgen würde sie aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr laufen können. Aber das machte nichts, schließlich war Wochenende und sie musste sich nicht einen Millimeter bewegen, wenn sie nicht wollte und die Hauselfen würden ihr auch sicher etwas zu essen auf ihr Zimmer schicken, wenn sie darum bitten würde. Oder sie könnte James schicken, dachte sie grinsend, schließlich war es seine Schuld. Plötzlich stieß sie gegen ein Hindernis. Da sie den Kopf gesenkt gehalten hatte, war ihr entgangen, dass James angehalten hatte und sich zu ihr drehte. So rannte sie voll in ihn hinein. Erschrocken quiekte sie auf und ruderte mit den Armen, um ihr Gleichgewicht halten zu können. Schnell griff James nach ihr und packte ihren Arm, damit sie nicht umfiel. “Hey, alles klar? Ich wollte dich nicht umschmeißen.” Seine braunen Augen musterten sie besorgt. Seufzend kam sie wieder zum Stehen und strich sich eine Strähne hinter ihr Ohr. Dass James sie noch immer festhielt, schien sie nicht zu stören. “Ja, alles klar, nur dass ich langsam keine Lust und Kraft mehr habe.”, murmelte sie. “Deshalb habe ich angehalten. Ich wollte fragen, ob wir nicht eine Pause machen können, denn meine Füße versagen mir gerade den Dienst und ich habe ehrlich gesagt keine Lust, noch einen einzigen Schritt zu machen.” Erschöpft fuhr er sich mit der Hand über sein Gesicht. Erleichterung durchströmte sie. Das bedeutete, dass sie sich endlich setzten konnte und sich erst mal nicht mehr bewegen musste. Sofort nickte sie und ließ sich auf den Boden sinken. Zufrieden atmete sie aus und sah James an, der sich neben ihr nieder ließ und die Augen für einen Moment schloss. “Sag mal Lily, wieso bist du eigentlich so wild darauf gewesen, dass wir das vorher mal probieren?” Die Frage wunderte Lily, schließlich müsste er sich doch freuen, dass sie jetzt alleine hier waren, oder nicht? “Wenn ich ehrlich bin, hatte ich eigentlich gehofft, dass du dadurch selber einsiehst, dass das hier absolut keine gute Idee ist und wir doch lieber wie normale Magier uns Drachen ansehen gehen. Denn wir irren hier schon eine ganze Weile rum, ohne einen Ausgang zu finden, oder möchtest du das bestreiten? Denn als wir hier hergekommen sind, war die Sonne gerade am Aufgehen und jetzt? Jetzt steht sie direkt über uns. Und wir sind kein Stück weiter gekommen.” “Denkst du wirklich, dass ich so schnell meine Meinung ändere? Dass ich aufgebe, nur, weil etwas nicht so funktioniert, wie ich mir das vorstelle? Lily, du müsstest mich doch mittlerweile besser kennen. Wenn ich mir einmal was in den Kopf gesetzt habe, dann bleibe ich auch dabei, solange, bis ich es bekomme.” Ernst sah James ihr in die Augen und seufzte leise. “Findest du das wirklich so schlimm hier? Hast du überhaupt keinen Spaß?” “Nun ja, unter Spaß haben verstehe ich in der Regel etwas anderes.” Verdutzt schaute James Lily von der Seite an, zuckte dann aber frech grinsend mit den Schultern. “Wenn du magst, können wir gleich hier. Außer uns ist wahrscheinlich sowieso keiner da.” “Bitte?” Verwirrt drehte Lily ihren Kopf in James’ Richtung. “Na Spaß haben, wir beide, jetzt hier.” Er wusste, dass sie etwas anderes gemeint hatte, aber er wollte unbedingt ihre Reaktion sehen. Gespannt wartete er, was sie machen würde. Dass sie ihn eigentlich nur fassungslos und entsetzt anstarrte und in kleinster Weise reagierte, enttäuschte ihn fast ein wenig. Sie schrie ihn nicht einmal ein ganz klein wenig an. “Ok, anderes Thema. Erzähl mir was von dir, was ich noch nicht weiß. Irgendwas, was ich nicht wissen kann.”, forderte er sie auf. Dass sie sich nicht wohl gefühlt hatte, war ihm nicht entgangen und so versuchte er, sie abzulenken. “Tja, ich weiß nicht, was du schon alles über mich weißt, von daher ist die Frage eigentlich nicht sehr nett, meinst du nicht auch? Ich glaube, du solltest mir erst mal erzählen, was du alles über mich weißt!” Er lächelte sie leicht an und tippte sich mit Zeige- und Mittelfinger an sein Kinn. “Ich weiß, dass du eine ältere Schwester hast. Deine Mutter hat dir die Haarfarbe vererbt. Deine Eltern bringen und holen dich immer beim Bahnhof. Deine Schwester ist noch nie mitgekommen und du fragst auch nie nach ihr. Dein bester Freund ist Severus Snape, warum auch immer. Du liebst den Geruch von Büchern, er beruhigt dich. In Gryffindor ist Alice deine Bezugsperson, die du immer um Rat fragst. Manchmal bittest du auch Remus um Hilfe. Du verabscheust alles böse, das bedeutet, jeder der mit schwarzer Magie zu tun hat, alle, die Regeln brechen, sind dir in gewisser Weise ein Dorn im Auge. Du bist noch nie mit einem Jungen ausgegangen, obwohl es weiß Gott genug Typen gibt, die dich attraktiv finden. Du willst in den Orden des Phönix eintreten und gern Heilerin werden. So, das ist alles, was mir jetzt so spontan einfällt.” Als er fertig war, schaute er in Lilys sprachloses Gesicht. Noch nie hatte sie jemanden getroffen, der so viele Dinge auf einmal aufzählen konnte, die sie betrafen. Ungläubig schüttelte sie den Kopf. “Gut.”, meinte sie leicht geschockt. “Da hätte ich was, was du vielleicht noch nicht weißt! Ich hatte noch kein Date, weil sich keiner der Jungs mit dir anlegen will!” Lily war eigentlich nicht der Typ, der in irgendeiner Art und Weise nachtragend ist, doch das war etwas, was sie James wirklich übel nahm. Sie hatte ja nichts gegen ein klein wenig Eifersucht oder so, aber die Art und Weise, wie James deutlich machte, dass nur er ein Recht auf sie hätte, machte sie irgendwie wahnsinnig. Doch wenn sie gedacht hatte, dass sich James dafür entschuldigen würde oder auch nur ein kleines bisschen Reue zeigen würde, hatte sie sich kräftig getäuscht, denn James grinste nur und legte den Kopf in den Nacken. “Das will ich doch auch mal ganz stark hoffen, dass sich da kein anderer an dich heran wagt. Und dass ich der Grund dafür sein soll, stimmt nicht. Der wahre Grund ist Sirius.” Für einen Moment war Lily zu geschockt, um etwas zu sagen. Das konnte er doch nicht ernst meinen. Was bitte hatte Black jetzt wieder damit zu tun? Fast, als hätte James ihre Gedanken gelesen, sagte er: “Er ist fast wie ein Wachhund, der alle von dir fernhält. Und ich hab ihn sicher nicht darum gebeten.”, fügte James schnell hinzu, bevor Lily noch auf falsche Gedanken kam. “Das heißt, ich muss zusätzlich zu dir auch noch Black verfluchen?” Kopfschüttelnd drehte Lily eine ihrer roten Locken um den Finger und sah in die Sonne. James neben ihr lachte nur und schloss seine Augen. “Mach dich ruhig drüber lustig, Lily.”, murmelte er und strechte wie sie sein Gesicht in die Sonne. “Jetzt mal ehrlich, erzähl mir etwas, was ich noch nicht weiß.” Lilys Blick glitt wieder zu James, der noch immer leicht lächelnd neben ihr saß. Manchmal verstand sie ihn wirklich nicht. Er machte aus jeder noch so ernsten eine lächerliche oder lustige. Manchmal war es wirklich schwierig, damit umzugehen. “Ich verabscheue dich nicht und ich hasse dich auch nicht.” Augenblicklich schoss James wieder in eine gerade Position und seine Augen suchten ihre. “Meinst du das wirklich ernst?” Lily lachte leise. “Ja. Das meine ich ernst. Sonst hätte ich es nicht gesagt.” Ein kleines glückliches Lächeln schlich sich auf sein Gesicht und er lehnte sich wieder zurück. Das war doch definitiv ein Anfang. Wenn sie ihn nicht komplett hasste, bestand vielleicht doch noch Hoffnung für ihn. “Dann musst du mir jetzt aber auch etwas von dir erzählen. Etwas, was sonst keiner weiß!”, forderte Lily und sah gespannt zu James. “Etwas, was sonst keiner weiß?”, fragte er und sah unsicher zu ihr. “Ja, etwas, was keiner weiß.” “Es gibt nichts, was Sirius nicht von mir weiß, von daher gibt es nichts zu erzählen. Ich kann dir höchstens etwas erzählen, was außer Sirius niemand weiß.”, bot er an und runzelte leicht die Stirn. Lily lächelte leicht und nickte. “Ja, dann so.” James atmete tief durch und sah Lily für einen Moment mit einem undefinierbaren Blick an. “Ich habe Angst vor dir.” Noch nie war Lily sprachlos gewesen. Bis jetzt. Mit offenem Mund starrte sie ihn an und brachte kein Wort heraus. James, der James Potter sollte Angst haben? Vor ihr? Lily konnte ein kurzes unbeholfenes Auflachen nicht unterdrücken. “Das ist ein Witz, oder?” Ihre grünen Augen spiegelten deutlich ihre Fassungslosigkeit wieder. James lächelte leicht und schüttelte dann den Kopf. “Nein, das ist kein Witz, ich meine das hundertprozentig ernst. Ich habe wirklich Angst vor dir, denn du bist der einzige Mensch, der mich wirklich verletzen kann.” Sein Lächeln wurde recht steif und Lily sah, dass in seinen Augen Schmerz lag. Schmerz, den sie nicht sehen wollte. And we know its never simple, Never easy. “James.” Lily wusste nicht, was sie ihm sagen sollte. Der Ausdruck in seinem Gesicht nahm ihr den Atem und die Kraft, zu denken. Es war das erste mal, dass sie wirklich sah, dass er in ihrer Gegenwart litt. Egal, wie oft Remus oder Alice es ihr gesagt hatten, geglaubt hatte Lily ihnen nie. Bis jetzt. Urplötzlich schoss James hoch und hielt ihr die Hand hin. “Lass uns weiter gehen, sonst kommen wir hier nie und nimmer bis heute Abend raus.” Lily biss sich auf die Lippe und griff dann nach seiner Hand. “James, glaubst du wirklich, dass wir heute noch hier raus finden?” Der Schweiß rann Lily über den Rücken und sie hatte bereits die zwei oberen Knöpfe ihres Hemdes aufgemacht. Leicht erschöpft lehnte sie sich an eine der kühlen Wände und schloss für einen Moment die Augen. Diese Hitze machte sie einfach wahnsinnig. “James.”, sagte sie noch einmal und hob die Hand über die Augen, um sie gegen die Sonne abzuschirmen. Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie sich nach ihrem Schulsprecherkollegen um. “James?”, rief sie, denn plötzlich schien er weg zu sein. Ihre Augen fuhren zu beiden Seiten des Ganges auf und ab, ohne, dass sie ihn sah. “JAMES!”, rief sie und stieß sich von der Wand ab. Mit schnellen Schritten ging sie noch einmal den Weg, den sie eben gekommen war, zurück und sah um die nächste Ecke. Verdammt, das konnte doch jetzt nicht wahr sein. James konnte doch nicht einfach weg sein! Und sie hier alleine lassen! Verdammt. Verdammt! VERDAMMT!!! Lily spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte. Es gab nichts, wovor sie soviel Angst hatte, wie vor einem dunklen, gefährlichen Platz, den sie nicht kannte. Mist, wo war James, wenn man ihn mal brauchte? Er konnte sich ja schlecht in Luft auflösen! Oh Gott! Was, wenn das Labyrinth sie getrennt hatte? Einfach so, ohne dass er es bemerkt hatte? Genau wie bei ihr? Wenn er sie gar nicht suchen würde, sondern sich alleine seinen Weg aus dem Labyrinth suchen würde? Und sie auf ewig hier bleiben müsste? Nein, das würde nicht passieren. Spätestens dann, wenn James raus war, musste ihm auffallen, dass sie nicht mehr bei ihm war und dann würde er sie suchen. Und finden, da war sie sich sicher. James würde sie auf jeden Fall finden. Lily wusste nicht, was sie tun sollte. Eigentlich war sie ganz und gar nicht nah am Wasser gebaut, doch jetzt, auf Grund der körperliche und seelischen Anstrengung, kamen auf einmal die Tränen. Unkontrolliert liefen sie aus ihren Augen und Lily konnte nicht anders, als sich an der Wand herunter sinken zu lassen, die Beine anzuwinkeln, ihre Arme darum zu schlingen und dann ihren Kopf auf die Arme zu legen. Während sie weinte, wippte sie leicht vor und zurück. Verflucht! Es war das erste mal, dass sie James bewusst bei sich haben wollte, seine Stimme hören wollte, sein Lachen hören, seine braunen Augen und die verstrubbelten Haare sehen wollte, dass er sie in den Arm nahm und ihr sagte, dass alles gut werden würde. Sie wollte in diesem Moment nichts mehr, als bei ihm sein. Egal, wie unfassbar dieser Wunsch auch war. I see your face in my mind as I drive away Cause none of us thought it was gonna end that way. Als Lily ihre Augen wieder aufschlug, sah sie nur weißes Licht, dass sie furchtbar blendete. Reflexartig kniff sie die Augen zusammen und hob die hand schützend vor ihr Gesicht. Ein kleines Stöhnen entfuhr ihr und sie bemerkte, dass ihr Hals ganz trocken war. Kein Wunder, seit sie in diesen verdammten Irrgarten gegangen waren, hatte sie nichts mehr getrunken, dabei war es hier drin ziemlich warm, da die Sonne direkt hinein schien. Die Augen weiter geschlossen haltend tastete sie nach ihrem Zauberstab, den sie in ihrem Umhang verstaut hatte. Der Stoff unter ihren Fingern raschelte, und auf einmal spürte sie, dass sie zugedeckt war. Verwirrt machte sie langsam die Augen auf, um sich an das Licht in der Umgebung zu gewöhnen. Als sie endlich wieder richtig sehen konnte, erfasste ihre Augen als erstes die weiße Decke, die über sie gebreitet war. Dann bemerkte sie neben sich einen kleinen Schrank und schlussendlich spürte sie, dass sie in einem Bett lag. Vorsichtig richtete sie sich auf und sah sich um. Sie war definitiv nicht mehr in dem Labyrinth, so viel war klar, doch wo genau sie sich im Moment befand, konnte sie nicht sagen. Auf wackligen Beinen stieg sie aus dem Bett und wankte auf die Tür zu. Irgendjemand musste da sein, der ihr Auskunft geben konnte. Das Laufen strengte sie mehr an, als sie gedacht hatte. Lily war froh, als sie endlich eine Frau in einem weißen Kittel sah. Lily hatte bereits begriffen, dass sie in einem Krankenhaus war. “Entschuldigen Sie.”, meinte Lily und hielt sich an der Wand fest, da sie sich sicher war, dass sie alleine nicht hätte stehen können. “Können Sie mir sagen, wo ich mich hier befinde?” Die junge Frau sah Lily an und lächelte freundlich. “Ah. Sie sind das junge Mädchen, dessen Freund einen Wutanfall hatte.” Verwirrt sah Lily die Schwester vor sich an. “Entschuldigen Sie?” “Na der junge Mann, der Sie hergebracht hat, als Sie bewusstlos geworden sind. Er ist fast verrückt geworden, weil Sie einfach nicht aufwachen wollten. Im Moment ist er übrigens in der Kantine etwas essen.”, fügte sie hinzu und nickte den Gang hinunter. Lily seufzte kurz und wollte dann wissen: “Wie lange war ich denn weg?” “Fast einen ganzen Tag! Wie fühlen Sie sich denn im Moment? Der Arzt meinte, Sie waren völlig dehydriert, weshalb er eine Infusion gelegt hatte.” “Gut, danke, ich habe lediglich etwas Durst.” Die Schwester nickte und trat dann auf Lily zu. “Das ist nicht verwunderlich. Am besten trinken Sie etwas und legen sich dann wieder hin. Ich werde jetzt nur noch den Puls fühlen.” Lily saß wieder in ihrem Bett, als die Tür aufging und James herein gerannt kam. Natürlich hatte die Schwester Lily nicht zu James gehen lassen, dafür hatte sie ihn aber zu Lily geschickt. “Na endlich!”, meinte er und durchquerte das Zimmer mit wenigen Schritten. Als er vor Lilys Bett zum Stehen kam, beugte er sich sofort zu ihr und sah ihr besorgt in die Augen. “Was fällt dir eigentlich ein, einfach umzukippen! Weißt du, was ich mir für Sorgen gemacht habe?” “Entschuldigung.”, murmelte Lily und senkte ihren Kopf, um seinem Blick auszuweichen. Warum um alles in der Welt hatte sie auf einmal ein schlechtes Gewissen? Sie hatte doch nichts gemacht, wofür sie sich schämen müsste, schließlich war es James’ Schuld, dass sie jetzt in diese Zustand war. James seufzte, richtete sich auf und fuhr sich durch die Haare. “Rutsch mal ein Stück.”, brummte er und streifte sich die Schuhe ab. Während Lily ein Stück rutschte, zog sich James noch seinen Pulli aus und hing ihn auf den Stuhl. Dann krabbelte er zu ihr ins Bett und legte sich neben sie. “Tu mir einen Gefallen, ja?”, bat er sie, während er sie an sich zog. “Bleib in Zukunft immer in meiner Nähe. Ich kann es einfach nicht ertragen, wenn dir etwas passiert.” Er legte seine Finger unter ihr Kinn und zwang Lily, ihn anzusehen. Sie konnte nur nicken, denn sein Blick ließ keine andere Reaktion zu. “Gut.”, murmelte er und legte dann seinen Kopf auf ihren und schloss seine Augen. “Was war eigentlich passiert?”, fragte Lily nach einer Weile, weil sie noch immer nicht so ganz wusste, wie sie hier hergekommen war. Für einen Moment war James ruhig, dann meinte er: “Ich bin um die eine Ecke gegangen und wollte dir was zeigen. Ich weiß schon gar nicht mehr, was es war. Jedenfalls warst du nicht mehr hinter mir und auch im nächsten Gang warst du nicht. Und da bin ich losgerannt. Ich habe fast eine viertel Stunde gebraucht, bis ich dich gefunden habe! Und dann lagst du da! Ich dachte echt, du bist tot! Du warst so blass und sahst so schwach aus.” Lily hörte, dass James’ Stimme leicht zitterte. Er hatte wirklich Angst um sie gehabt! Unbewusst tastete sie nach seiner Hand und strich mit dem Daumen über seinen Handrücken. James umfasste ihre Hand mit seiner und hielt sie liebevoll fest, während er mit der anderen ihre Schulter streichelte. “Vielleicht hast du recht und wir sollten das mit dem Labyrinth wirklich lassen.”, murmelte James nach einer Weile und rutschte ein Stück zu ihr herunter. Lily konnte sich ein Grinsen einfach nicht verkneifen. “Ach, wie kommt denn das auf einmal?” James verdrehte nur die Augen und meinte sarkastisch: “Weil ich unbedingt einen echten Drachen sehen will.” Lily lachte leise und richtete sich etwas auf. “Lass uns das Labyrinth machen. Aber ich habe eine Bedingung.” Sie sah ihm kurz in die Augen und forderte dann: “Wir zwei sind in einer Gruppe. Nicht, dass ich wieder wegknicke und dann von irgendeiner Schlange einfach liegen gelassen werde.” James sah sie ziemlich sprachlos an. “Lily, bist du sicher, dass es dir gut geht?”, fragte James vorsichtig und beugte sich sachte über sie. Lilys Agen fingen an zu funkeln und sie nickte. “Ja, wobei ich schon sagen muss, dass bei mir nur drastische Maßnahmen zu helfen scheinen.” Verwirrt sah James sie an. Was bei Merlins Unterhose meinte sie denn jetzt? Als hätte sie seine Gedanken gelesen, sagte sie: “Als ich da so alleine saß, hatte ich nur einen Gedanken.” “Was, dass du jetzt deinen Abschluss nicht machen kannst?”, fragte er und verdrehte leicht die Augen. Lily lachte und schüttelte dein Kopf. “Nein, eigentlich ist mir etwas ganz anderes in den Sinn gekommen.” Ihr Grinsen konnte James nicht wirklich einordnen, weshalb er sie vorsichtig und abwartend ansah. Doch Lily gab ihm keine Antwort, sie grinste nur weiter und sah ihn an. “Gut, an was hast du da genau gedacht?”, fragte er nach einer Weile nach, da Lily anscheinend nicht daran dachte, ihm ihre Gedanken mitzuteilen. “An so etwas.” Und als ihre Lippen seine fanden, schaltete sich sein Gehirn ab und der Körper übernahm die Kontrolle. James’ Arme umschlossen sie und er zog sie fest an sich, während er den Kuss liebevoll vertiefte. Wenn er das gewusst hätte, hätte er sie wohl eher in dieses Labyrinth geschleift. Dass sie am Ende gar keinen Ausflug machen würden, da Sirius und Regulus sich ein heftiges Duell lieferten und dabei auch noch erwischt wurden, weshalb die Strafe der Wegfall des Ausfluges war, konnten sie zu dem Zeitpunkt ja noch nicht wissen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)