I hate that I love you von Tamanna (L x Light) ================================================================================ Kapitel 3: "Freunde" -------------------- Kapitel 3: „Freunde“ Mittlerweile war der Frühling eingekehrt. Die Kirschbäume blühten und warfen ihre zartrosafarbenen Blüten sanft auf die Erde. Die Menschen erfreuten sich an ihrem Anblick und nahmen sich teilweise sogar von der Arbeit frei, um sich mit ihren Familien unter die Bäume zu setzen. Light Yagami gehörte aber nicht zu diesen Menschen. Heute hatte er keine Zeit, um die Blütenpracht zu genießen. Heute, am 05. April, fand die Immatrikulationsfeier an der Touou-Universität statt. Durch seine Tätigkeit als Kira seine mentale Stärke zurück gewonnen, hatte Light die Aufnahmeprüfung mit voller Punktzahl bestanden. Zwar war es gestattet, dass die Familie ebenfalls zur Immatrikulationsfeier erschien, doch Light bestand darauf, allein dorthin zu gehen. Obwohl er ja gar nicht allein war, denn Ryuk begleitete ihn. Als Todesgott dürfte er sich nicht von dem jetzigen Besitzer entfernen. Ryuk legte den Kopf schief und bedachte Light mit seinem üblichen Alice-im-Wunderland-Grinsen. „Du wurdest also an der Uni angenommen. Ich bin so stolz…“ Light ignorierte ihn und schlürfte gemächlich in die Eingangshalle. Ihn interessierte nur eines: Er wurde zum Studentenvertreter gewählt und sollte heute eine Rede halten – aber nicht allein. Es gab noch jemanden, der, genau wie er, die volle Punktzahl bei der Prüfung erreicht hatte. Das hatte Light neugierig gemacht. Jemand, der sich offenbar mit seinem Intellekt messen kann… Wer mag das bloß sein? Ein Junge oder ein Mädchen? Eigentlich war Romy bisher die Einzige, die mit ihm mithalten konnte. So saß Light äußerlich ruhig auf seinem Stuhl und lauschte den Worten des Direktors. Innerlich konnte er es aber kaum erwarten zu erfahren, wer diese Person war. Endlich fand das Geschwafel des Direktors ein Ende. „Und nun ein Gruß von der Studentenvertretung. Ich bitte Light Yagami auf die Bühne.“ Light stand auf. „Ja“, sagte er laut und marschierte auf die Bühne. „Und ebenfalls Hideki Ryuga.“ Sofort ging ein Raunen durch die Halle und alle tuschelten laut durcheinander. Light runzelte die Stirn. Hideki Ryuga war ein berühmter Sänger. Aber der hatte doch nie im Leben genug Grips, um an der Touou angenommen zu werden. Na toll! Wahrscheinlich wahr der Typ auf Schlagzeilen aus und beschlossen, sich an irgendeiner Uni einzuschreiben. Und weil er ja so ein reicher und berühmter Promi war, bekam er natürlich auch gleich einen Bonus. Light seufzte genervt auf. Jetzt musste er sich auch noch mit so einem Dummkopf rumärgern. Plötzlich ertönte leises Gelächter von den Studenten hinter ihm. Am Podest angekommen, konnte Light endlich einen Blick auf diesen Hideki Ryuga werfen. Glücklicherweise war es nicht dieser hirnlose Promi. Der Typ, der offenbar denselben Namen trug, wie der Sänger, sah ganz anders aus. Er hatte schwarzes, verwildertes Haar und trotz des festlichen Anlasses, trug er ein weites, weißes Sweatshirt und verblichene Jeans. Die Schnürsenkel seiner Turnschuhe waren offen, er trug nicht mal Socken. Außerdem konnte Light genau sehen, dass auf dem Zettel, von dem er angeblich seine Rede ablas, kein einziges Wort stand. Der klassische, verquere Hochbegabte. Light musste sich ein Lachen verkneifen. Es schien so, als würde der junge Mann neben ihm sich über all das hier lustig machen. Sein lässiges Auftreten amüsierte den Brünetten sehr. Nachdem beide ihre Rede gehalten hatten, verließen sie unter Applaus die Bühne. Erst jetzt viel Light auf, dass sie die ganze Zeit nebeneinander gesessen hatten. Unauffällig beobachtete Light den Jungen neben sich. Er hatte seine Turnschuhe ausgezogen und saß nun barfuß und mit angezogenen Knien auf dem Stuhl. Den linken Arm hatte er um beide Knie geschlungen. Seine Augen wirkten gelangweilt, während er an seinem rechten Daumennagel knabberte. Plötzlich wandte der Junge sich ihm zu. Fragend legte er seinen Kopf schief. „Hast du was? Warum schaust du mich denn so an?“ Light lächelte und sah weg. „Nichts. Ich habe nur über etwas nachgedacht. Entschuldige bitte. Darf ich mich vorstellen: Ich bin Light Yagami.“ Der Schwarzhaarige knabberte weiter an seinem Nagel und musterte Light ausdruckslos, als wolle er überprüfen, ob er die Wahrheit sagte. „Hideki Ryuga“, erwiderte er dann schlicht. Wieder ergriff der Dekan das Wort. Um nicht zu stören, beugte sich Light zu Hideki rüber und flüsterte ihm ins Ohr: „Hast du nach der Feier noch etwas Zeit?“ „Wofür?“, fragte Hideki, ohne den Blick von der Bühne zu nehmen. „Ich würde dich gerne etwas besser kennen lernen. Was hältst du davon, wenn wir anschließend noch irgendwo zusammen hingehen?“ Hideki überlegte kurz, dann nickte er nur zustimmend. Dann konzentrierten sich die beiden Jungs wieder auf die Rede des Dekans. Nach der Feier schlenderten Light und Hideki den von Kirschbäumen gesäumten Weg entlang. Dass alle anderen Anwesenden das ungleiche Paar anstarrten – Light in seinem maßgeschneiderten Anzug und Hideki ganz nonchalant gekleidet – war ihnen völlig egal. Light führte Hideki zu einem Cafe´, ganz in der Nähe der Uni. Sie setzten sich ganz nach hinten in eine Ecke, die von mehreren Topfpflanzen verdeckt wird und so idealen Sichtschutz bot. Light bestellte ihnen beiden einen Kaffee, dann lächelte er sein Gegenüber freundlich an. „Das hier ist mein Lieblingscafe´. In dieser Ecke kann man sich ungestört unterhalten.“ Hideki sah sich um. Light konnte nicht sagen, ob er interessiert war oder nicht, sein Gesichtsausdruck war derselbe wie vorher. Schließlich sagte Hideki nur: „Guter Tipp.“ „Und du brauchst dir auch keine Sorgen wegen deiner Sitzhaltung zu machen“, versuchte Light wieder ein Gespräch zu beginnen. „Die fällt hier gar nicht weiter auf. Haha…“ „Ich kann es mir gar nicht leisten, mich anders hinzusetzen. Wenn ich mich normal hinsetze, sinken meine Denkfähigkeiten um 40%.“ Wieder schwiegen sie, bis der Kaffee serviert wurde. Light nippte an seiner Tasse und beobachtete den Schwarzhaarigen. Er war definitiv ein interessanter Typ, nur leider hatte er anscheinend keine Lust, etwas von sich zu erzählen. Aber irgendwie mussten sie sich doch besser kennen lernen… „Light? Ich würde dich gerne zu einem Tennismatch herausfordern.“ Überrascht sah Light von seiner Tasse auf. Warum war Hideki auf einmal so gesprächig? Und wie kam er dazu, mit ihm gerade Tennis spielen zu wollen? „Tennis spielen?“ „Ja.“ Hideki nippte an seiner Tasse. „Ich weiß eine menge über dich. Du bist der Sohn von Chefinspektor Soichiro Yagami. Deine Mutter Sachiko ist Hausfrau, deine Schwester Sayu ist drei Jahre jünger als du und geht auf die Mittelschule. Dich zeichnen Respekt vor deinem Vater und ein starker Gerechtigkeitssinn aus. Du strebst eine Polizeilaufbahn an und hast der Polizei in der Vergangenheit schon oft Ratschläge erteilt, die zur Lösung des Falls beigetragen haben. In der Mittelschule warst du nationaler Mittelschulchampion. Bei der Preisverleihung in der 9. Klasse hast du dann erklärt, dass du mit dem Tennis aufhören willst und hast seitdem an keinem Turnier mehr teilgenommen.“ Light war schwer beeindruckt – und auch sehr geschmeichelt, dass Hideki sich so gut über ihn informiert hatte. Jetzt war er mehr denn je daran interessiert, ihn näher kennen zu lernen. „Wenn du weißt, mit wem du dich hier anlegst, warum forderst du mich dann heraus?“, fragte Light amüsiert und beugte sich etwas weiter vor. „Keine Sorge. In England war ich mal Juniormeister.“ Endlich! Er hatte ihm etwas Persönliches über sich erzählt! Vielleicht konnte er noch mehr erfahren. „Bist du in England aufgewachsen, Hideki?“ „Ich habe fünf Jahre in England gelebt.“ „… Bist du Engländer?“ „Zu einem Viertel.“ „Und was ist mit dem anderen Dreiviertel?“ „Zu einem Viertel Russe, zu einem Viertel Italiener und zu einem Viertel Franzose.“ „Dein Name ist aber Japanisch.“ Hideki zuckte nur mit den Schultern, als Zeichen, dass er auch nicht wisse, wieso er diesen Namen trug. „Und? Was ist jetzt mit dem Match?“ Light lächelte mild. „Ja, ich würde sehr gern mit dir spielen…“ Ein lautes Surren unterbrach die traute Zweisamkeit. Hideki fischte sein Handy aus seiner Hosentasche. „Ja? … Ist gut. Bis gleich.“ Hideki legte auf und erhob sich, wobei er wieder in die Turnschuhe, die er zuvor ausgezogen hatte, schlüpfte. „Light, ich muss jetzt leider gehen.“ Light stand ebenfalls auf. „Warte, ich begleite dich noch.“ Er bezahlte und verließ dann mit Hideki das Cafe´. „Light~! Da bist du ja, mein Süßer!“ Light zuckte zusammen. Das dürfte doch wohl nicht wahr sein! Was machte die denn hier? Der Brünette drehte sich langsam um. Gerade noch rechtzeitig, um die Person, die auf ihn zusprang, aufzufangen, statt von ihr umgerissen zu werden. Misa kicherte und schmiegte sich an den warmen Körper. „Oh, Light! Es tut mir so leid, dass ich zu der Feier nicht kommen konnte, aber ich musste diesen Fototermin wahrnehmen. Zum Glück war der Termin hier in der Nähe, da dachte ich, ich komme danach sofort her! Es ist so schön, dass ich dich noch antreffe! Ich hab dich so vermisst…“ Misa. Bist du wahnsinnig? Ich hab dir doch gesagt, ich will nicht, dass du meine Freundin wirst! Aber vielleicht sollte ich erstmal gute Miene zum bösen Spiel machen – sie hatte immerhin die FBI-Ermittler umgebracht. Sie sagte, die Idee dafür ist ihr durch einen Roman gekommen, den ihr Vater geschrieben hatte. Wer weiß, was für Ideen sie noch durch die Romane ihres Vaters bekommt… Misa’s Aufmerksamkeit richtete sich auf Hideki. Sie löste sich von Light und trat freundlich lächelnd näher. „Ist das ein Freund von dir? Cool, ein ganz eigener Stil! Hallo, ich heiße Misa Amane! Ich bin Light’s Freundin. Und wer bist du?“ „Ich bin Hideki Ryuga.“ Misa’s Lächeln erstarb. „Du heißt Hideki Ryuga?“, fragte sie ungläubig. Ihre grünen Augen wanderten langsam über Hideki’s Kopf, als würde dort etwas geschrieben stehen. Dem war ja auch so, nur konnte das nur Misa sehen. Seltsam… Das ist doch aber gar nicht der Name, den ich da oben sehe… Da steht doch… „Misa! Hier steckst du!“ Erschrocken wirbelte die Blondine herum. „Oje, tut mir leid, dass ich einfach abgehauen bin, Yosshi!“ Eine verärgerte, streng aussehende Frau mit Brille und Dutt stakste auf Misa zu, packte sie grob am Arm und zog sie weg. Dabei warf sie Light und Hideki missbilligende Blicke zu. „War das nicht MisaMisa?“ Hideki’s Blick wanderte von Misa zu Light. Dieser meinte, in den schwarzen Augen einen abschätzigen Ausdruck zu erkennen. „So eine ist deine Freundin?“ Das ärgerte Light und er fühlte sich aus irgendeinem Grund dazu verpflichtet, sich zu erklären. „Misa ist Sayu’s Freundin. Sie steht auf mich, aber sie ist absolut nicht mein Typ.“ Wieder musterte Hideki ihn, als wolle er den Wahrheitsgehalt dieser Aussage in dessen Gesicht ablesen. Und er schien zu dem Ergebnis zu kommen, dass Light die Wahrheit sagte. „Gut. Wir sehen uns dann in der Uni. Ich melde mich bei dir wegen dem Match.“ Hideki machte auf dem Absatz kehrt und schritt zu einer alten, englischen Limousine. Ein älterer Herr im Smoking hielt ihm die Tür auf. Unter den neidischen Blicken der anderen Studenten stieg der Schwarzhaarige ein. Light sah dem dunkelgrünen Fahrzeug nach, bis es um die Ecke bog und verschwand, dann machte auch er sich auf den Heimweg. Wieder zuhause ignorierte Light den Schwall an Fragen, den Sayu und seine Mutter auf ihn niederprasseln ließen und schloss sich mal wieder in seinem Zimmer ein. Endlich konnte sich Ryuk wieder zu Wort melden. „Sieht so aus, als ob du einen Freund gefunden hättest.“ „Ja…“ Light lächelte sanft. „Ich hoffe jedenfalls, dass er mein Freund wird. Ich würde es mir wünschen. Endlich habe ich jemanden gefunden, der sich mit meinem Intellekt messen kann. Ich habe zwar viele Freunde, aber mit denen konnte ich mich nie so richtig unterhalten.“ Ryuk kicherte. „Aber was ist, wenn dein »neuer Freund« erfährt, dass du Kira bist?“ Das Lächeln in seinem Gesicht erstarb. Ja, was wäre dann? Er konnte sich nicht vorstellen, dass Hideki dafür Verständnis hätte… oder doch? Wenn sie sich so gut verstehen, wie Light es sich vorstellte, dann würde er ihm sicher helfen… Zwei Tage später war dann das Tennismatch. Nach dem letzten Kurs am Nachmittag begaben sich Light und Hideki zum Tennisplatz, der sich hinter der Uni befand. Einige ältere Semester spielten auf den anderen Plätzen, aber es war noch ein Feld frei. Hideki spielte mit seinem Schläger, den er extra mitgebracht hatte, und wartete, bis sich Light seines Trainingsanzuges entledigt hatte, unter der er sein Tennisoutfit trug. Dann schnappte sich Light auch seinen Schläger und beide stellten sich auf ihre Positionen. „Wer den ersten Satz mit sechs Spielen gewonnen hat, ist Sieger. Einverstanden?“, fragte Hideki. „Ja, okay.“ Hideki schlug zuerst auf. Light war bereit, zurückzuschlagen – doch er hatte Hideki unterschätzt. Hideki schlug glatt mit einem Schmetterball auf. Der Ball zischte mit einer irren Geschwindigkeit an Light vorbei und schlug auf dem Feld auf. Light hatte nicht einmal die Chance, zu reagieren. Ihm fiel die Kinnlade runter. Der war ja klasse. Nach dem ersten Schock erwachte in Light der Kampfgeist. Das war endlich ein starker Gegner. Wie lange hatte er auf ihn gewartet… Light zitterte vor Aufregung. Er geht gleich aufs Ganze. Hideki ließ den Ball auftitschen und sagte ungerührt: „15:0“ Nach wenigen Minuten hatte ihr Spiel die Aufmerksamkeit aller Studenten auf sich gezogen. Sie versammelten sich alle am Gitter, das um die Tennisfelder aufgebaut war, um die Bälle abzufangen. „Seht mal, da spielen zwei Neue auf dem Tennisplatz.“ „Welche aus dem Tennisclub?“ „Nein, die kenne ich nicht.“ „Es sind Hideki Ryuga und Light Yagami. Die beiden haben dieses Jahr die Aufnahmeprüfung mit voller Punktzahl bestanden.“ „Seit der Immatrikulationsfeier hängen die zusammen rum.“ „Die scheinen keine Amateure zu sein.“ „Dieser Light war Mittelschulchampion. Über diesen Ryuga sind allerdings keine Infos zu finden. Er existiert praktisch gar nicht.“ „Dieser Light ist schon ein toller Typ!“ „Und wie cool ist erst dieser Hideki? Dass er es mit einem Mittelschulchampion aufnimmt… Der ist so süß!“ „Du hast einen furchtbaren Geschmack, Kyoko…“ „Wie können die Spitzensportler und zugleich Genies sein? Das ist doch nicht fair!“ „Aber ich hätte sie gern im Tennisklub.“ Gerade hatte Light einen Punkt gemacht. Mittlerweile hatten sie sogar Linien- und Schiedsrichter bekommen. Der Schiedsrichter rief laut den Punktestand. „ Spielstand 4:4“ Light und Hideki keuchten und schwitzten. Sie schenkten sich wirklich nichts und gaben in diesem Match alles. Und nun trennte beide nur noch ein Punkt vom Sieg… Zum letzten Mal schlug Hideki auf. Die beiden Genies schlugen den Ball hin und her, mit einer immensen Power und ohne Rücksicht auf den anderen. Light hatte noch nie soviel Spaß. Dieser Hideki verlangte alles von ihm ab! Es war wie ein Ritual, das ihre Freundschaft vertiefen würde – da war sich Light ganz sicher. Egal, wer gewinnen würde… Schließlich stürmte Hideki nach vorne, wechselte überraschend von der Defensive zum Angriff, schlug den Ball gezielt in die linke Ecke. Light konnte den Ball nicht rechtzeitig erreichen. Hideki hatte gewonnen. „Spiel, Satz und Sieg für Hideki Ryuga! 6:4!“ Light stützte seine Hände keuchend auf seine Knie. „Du… du hast mich… geschlagen“, keuchte er und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Ein Handtuch tauchte vor seiner Nase auf. Hideki hielt es ihm hin, damit er sich damit das Gesicht abwischen konnte. Dankbar lächelnd nahm Light es entgegen und wischte sich damit das Gesicht ab. „Du hast gewonnen. Ich schulde dir etwas. Kann ich irgendetwas für dich tun?“ Hideki legte seinen Zeigefinger auf seine Lippen und überlegte. „Weiß nicht. Ich denk noch drüber nach. Lass uns erstmal gehen. Hier ist es ganz schön voll geworden.“ „Ja, wir haben durch dieses Match viel Aufmerksamkeit erregt. Gehen wir.“ Light zog wieder seinen Trainingsanzug an und packte den Schläger zurück in die Sporttasche. Gemeinsam verließen die beiden Jungs den Campus und beschlossen, das Cafe aufzusuchen. Unterwegs kamen sie an einem Plakat vorbei. Hideki blieb davor stehen und stierte es an. „Was ist los? Gibt es da was Interessantes?“ Da Hideki nicht antwortete, stellte sich Light hinter ihn und sah sich das Plakat ebenfalls an. Eine Kirmes war in der Stadt! Light blickte amüsiert drein. „Möchtest du da hingehen, Hideki?“ Der Schwarzhaarige drehte seinen Kopf zu Light – er sah aus, wie ein kleiner Junge, der ein neues Spielzeug entdeckt hatte und sich nun darauf freute. Light war gerührt. „Das soll wohl ja heißen. Gut, ich schulde dir ja noch etwas. Also lass uns dort hingehen!“ Gesagt, getan. Light und Hideki besuchten gemeinsam die Kirmes. Dort stürzte sich Hideki sofort auf den Stand mit den Süßigkeiten und stierte hungrig auf die Zuckerwatte. Light musste lachen. „Möchtest du Zuckerwatte, Hideki? Komm, ich kaufe dir welche.“ Zuckerwatte kauend schlenderten die beiden Jungs über die Kirmes, betrachteten die vielen Stände und die vielen Lichter, die in der Dunkelheit noch besser zur Geltung kamen, und genossen den regen Trubel. Ein Lächeln zauberte sich auf das blasse Gesicht des Schwarzhaarigen. Er blühte heute Abend richtig auf. Light gefiel das sehr. Mit einem Autokarussell oder so wollten sie nicht fahren. Dafür waren sie wohl beide nicht der Typ. Bei dem Riesenrad waren sich allerdings beide einig, dass sie ruhig eine Runde drehen konnten. Sie setzten sich in eine Gondel, dann setzte sich das riesige Rad in Bewegung. Als sie ganz oben angekommen waren, schaute Hideki fasziniert hinaus. Von hier oben hatte man eine traumhafte Aussicht. Light beobachtete ihn heimlich dabei. Er sah wirklich aus, wie ein kleiner, neugieriger Junge. „Bist du glücklich, Hideki?“, hörte der Brünette sich fragen. Hideki senkte langsam den Blick, seine leuchtenden Augen verblassten wieder. Light sah besorgt drein. Was hatte er denn auf einmal? „Hideki…?“ „… Light… ich muss dir etwas sagen… Es geht um den Kira- Fall.“ Light schluckte. Es musste ja mal die Sprache auf dieses Thema fallen. Aber wie würde Hideki reagieren, wenn er die Wahrheit wüsste? Plötzlich war sich Light nicht mehr so sicher, dass der Schwarzhaarige auf seiner Seite wäre. Aber es gab nur einen Weg, Gewissheit zu erlangen. „Um Kira? Was ist mit ihm?“ Hideki musterte Light eindringlich, als überlege er, ob er wirklich diese Information herausrücken sollte. „Dieser L… das bin ich!“ Geschockt riss Light die Augen auf. Das war ja wohl ein Witz! Das kann nicht sein! Was redet er da? Außerdem… würde L doch niemals zugeben, dass er L ist. Nein, das muss ein Scherz sein. „Hahaha! Du bist mir vielleicht einer, Hideki! Solche Scherze solltest du aber wirklich lassen. Sonst glaubt dir das noch einer!“ „Es ist kein Witz. Ich bin L.“ Wieder lachte Light, diesmal etwas nervöser. „Das… ist doch Quatsch… Wenn du L wärst, wieso gibst du das erst jetzt zu? Wieso tust du erst ein paar Tage lang so, als wärest du jemand anderes?“ Light stützte seine Arme auf seine Oberschenkel und sah Hideki herausfordernd an. Er war sich ganz sicher, dass der Schwarzhaarige darauf keine Antwort hatte und so zugeben musste, dass er ihn bloß ärgern wollte. Tatsächlich machte Hideki ein betretenes Gesicht. „Ja, weißt du, dass ist…“ Plötzlich klingelte es in Hideki’s Hosentasche. Er fischte sein Handy heraus und ging ran. „Entschuldige mich bitte… Was ist?“ Hideki riss die Augen auf. „Wie bitte? Gut, habe verstanden.“ Hideki legte auf. „Light, dein Vater…“ Nun klingelte auch das Handy von Light. „Hallo? Mutter, was…“ Der Brünette schnappte nach Luft, ließ das Handy langsam sinken. „Mein Vater… hatte einen Herzinfarkt!“ Sofort eilten die beiden Jungs ins Ibaraki-Hospital. Dort saß schon Sachiko am Krankenbett ihres Mannes. Dieser versicherte den dreien, dass er wirklich nur überarbeitet war. „Sachiko, Light ist ja jetzt da. Geh ruhig nach Hause. Und sag bitte nichts zu Sayu, ich will nicht, dass sie sich noch mehr Sorgen macht.“ Geschlagen erhob sich Sachiko von ihrem Stuhl. „Ist gut. Ich bringe dir morgen frische Sachen ins Krankenhaus. Light, pass gut auf ihn auf.“ Light wartete, bis seine Mutter aus dem Raum raus war, dann fragte er sofort: „Vater, bist du sicher, dass du nur überarbeitet bist? Vielleicht… war es ja auch dieser Kira!“ Soichiro schüttelte schwach den Kopf. „Nein, keine Sorge. Ich bin einfach nur gestresst und überarbeitet. Das ist alles, wirklich.“ „Ich denke mal, wenn es Kira gewesen wäre, hätte Herr Yagami wohl kaum überlebt. Hat schließlich auch keins der anderen Opfer.“ Light musterte ihn von der Seite. „Dann… hast du also keine Witze gemacht, als du sagtest, dass du L bist…“ „Das ist richtig, mein Sohn“, stimmte Soichiro zu. „Dieser junge Mann hat sich uns vor ein paar Tagen als L zu erkennen gegeben. Wir ermitteln gemeinsam im Kira- Fall. Wir nennen ihn übrigens Ryuzaki.“ Light spürte einen leichten Stich in der Brust. Bis jetzt hatte er noch gehofft, dass das alles bloß Zufall war. Aber wenn sein Vater schon bestätigte, dass er L war, dann musste es wohl stimmen. Ryuzaki knabberte nachdenklich an seinem Daumennagel. „Aber ich bin wohl auch nicht ganz unschuldig an Ihrem Zustand. Dass ich Light verdächtige, Kira zu sein, hat wohl auch dazu beigetragen, was?“ Light sprang von seinem Stuhl auf. „Wie bitte? Du verdächtigst mich, Kira zu sein?! Und das hast du meinem Vater auch noch gesagt?!“ „Und, Ryuzaki? Hat das Treffen mit meinem Sohn den Verdacht gegen ihn zerstreut?“ „Ehrlich gesagt, hat er sich sogar noch verhärtet. Die Wahrscheinlichkeit liegt jetzt bei 7%.“ „Hey! So was kannst du doch nicht vor meinem Vater sagen! Du hast wohl überhaupt kein Feingefühl!“ „Ist schon gut, Light. Mir ist es so lieber, als wenn man mich im Unklaren lässt.“ „Und wie kommst du auf mich, wenn ich fragen darf?!“ „Kira hat alle zwölf FBI-Ermittler auf einmal getötet. Und es ist eine Tatsache, dass Kira zu jeder Zeit über den Ermittlungsstand der Polizei informiert ist. Ich vermute, dass ein Mitglied der Sonderkommission ein Angehöriger Kiras ist. Und da ist noch etwas… Einer der FBI-Agenten, Raye Penber, hat im Augenblick seines Todes unentwegt in den Zug gesehen. Ich vermute, dass Kira im Zug war. Das bedeutet, dass er Kira’s Gesicht gekannt hatte, woraus ich schlussfolgere, dass Kira zu dem Kreis der Personen gehört, den Penber observiert hatte. Und das waren die Familien von Herrn Yagami und Herrn Kitamura, dem Polizeipräsidenten.“ Na toll! Dank Misa’s blöder Aktion verdächtigt L mich jetzt erst recht! Warum musste sie die FBI-Agenten auch unbedingt töten? Und das alles nur, weil Misa so berühmt ist. Klar, dass Penber sie erkannt hatte. Ach, mit dieser Tussi habe ich echt nur Ärger!!! Soichiro unterbrach die beiden Jungs in ihrem Gespräch, ehe das ganze in einem handfesten Streit ausartete. „Es tut mir wirklich leid, dass ich Ihnen so viele Unannehmlichkeiten bereitet habe, Ryuzaki. Ich komme so schnell wie möglich zurück.“ „Was redest du da, Vater? Du wirst nichts tun, bevor du nicht wieder gesund bist!“ „Er hat recht. Überstürzen Sie nichts, Herr Yagami“, stimmte ihm Ryuzaki zu. Es klopfte an der Tür und die Krankenschwester trat ein. Als sie die beiden Jungs sah, stemmte sie die freie Hand in die Hüfte und herrschte sie an: „Die Besuchszeit ist jetzt um. Bitte gehen Sie jetzt!“ Light und Ryuzaki verabschiedeten sich von Soichiro und verließen das Krankenhaus. Light war aber noch nicht mit der Sache durch. „Hideki… Ryuzaki… oder wie auch immer du heißt… gibt es irgendeine Möglichkeit, dich davon zu überzeugen, dass ich nicht Kira bin?“ „Wenn du nicht Kira bist, ist es auch nicht nötig, mich davon zu überzeugen“, erwiderte Ryuzaki streng. Ärgern konnte er sich also auch… Light ärgerte sich aber auch. „Jetzt hör doch mal auf! Was glaubst du eigentlich, wie jemand sich fühlt, der verdächtigt wird, Kira zu sein?!“ Ryuzaki überlegte kurz. „Ich denke… er fühlt sich ziemlich beschissen… Aber mach dir keine Gedanken. Wenn du nicht Kira bist, wird sich das schon irgendwann herausstellen.“ Ryuzaki stieg in die Limousine ein, die vorgefahren war. Der ältere Herr schloss die Tür und ging nach vorne. Wie vor zwei Tagen sah Light dem Auto nach, bis es verschwunden war. Doch diesmal hatte er kein angenehmes Gefühl dabei. Und ich habe geglaubt, du wärest mein Freund. Aber du und ich… haben anscheinend gar nichts gemeinsam… Völlig erschöpft kam Light später als sonst nach Hause. Aber der Stress sollte für ihn noch nicht enden. In seinem Zimmer wartete noch eine böse Überraschung auf ihn. Eine wütende Misa saß mit verschränkten Armen auf seinem Bett und funkelte ihn böse an. Light seufzte, ließ seine Tasche auf den Boden fallen. „Misa. Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du nicht ungefragt in mein Zimmer kommen sollst?“ Misa ignorierte ihn. „Wo warst du?!“, keifte sie, ihre Augen sprühten Gift und Galle. So war sie Light erst recht unsympathisch. Um nicht zu sagen, so fand er sie richtig hässlich. „Was geht dich das an?“ „Du warst mit irgend so einer Tussi aus, stimmt’s?!“ „War ich nicht. Und selbst, wenn es so wäre, ist das doch wohl meine Sache.“ „Ich will das aber nicht!!!! Ich will dich nicht mit einer anderen teilen! Wenn ich das mitkriege, bringe ich sie um!!!“ Light’s Schläfen zuckten verdächtig. Diese Person hatte wirklich ein Händchen dafür, ihn zu verärgern. „Ich hatte dir doch ausdrücklich verboten, unschuldige Menschen zu töten!!“ „Ich weiß. Aber ich will dich für mich allein!!“ Wie ein bockiges Kind stampfte die Blondine mit dem Fuß auf. Light hasste sie mit jeder Sekunde mehr. „Was redest du da? Du kennst mich doch gar nicht!“ „Liebe auf den ersten Blick… kennst du das etwa nicht?“ Misa faltete die Hände wie zum Gebet und sah ihn mit leuchtenden Augen an. Light wollte ihr widersprechen, doch dann beschlich ihn ein seltsames Gefühl und er hielt lieber den Mund. „Und wie kommst du darauf, dass ich mit dir zusammen sein will? Du machst mir nur Ärger! Wegen deiner saublöden Aktion mit den FBI-Agenten verdächtigt L mich jetzt, Kira zu sein! Deinetwegen überführt er mich noch!!“ Er hatte sie eigentlich nicht so anbrüllen wollen, aber er war einfach unglaublich wütend. Wegen dem Zustand seines Vaters; wegen der Kira- Sache… und wegen Ryuzaki. Er atmete tief durch, dann beugte er sich bedrohlich zu Misa vor. „Wenn du noch einmal einen unschuldigen Menschen tötest, dann werde ich dich töten müssen!“ „Das lasse ich nicht zu, Light Yagami“, zischte eine bedrohliche Stimme neben den beiden. Rem hatte sich eingemischt und fixierte den Brünetten eindringlich, sodass dieser sich schütteln musste. „Ich kann die Lebenszeit, die dem Mädchen noch bleibt, genau sehen“, fuhr Rem leise fort. „Sollte sie vorher sterben, weiß ich, dass du dahinter steckst. Lass dir eines gesagt sein, Light Yagami. Solltest du Misa töten, werde ich deinen Namen ins Death Note schreiben!“ Light hätte am Liebsten laut geschrieen. Auch das noch! Jetzt hab ich diese Misa wahrscheinlich für immer am Hals. Und das alles nur, weil du unbedingt ein weiteres Death Note in die Menschenwelt bringen musstest, Rem… ~ Fortsetzung folgt ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)