snowbird von abgemeldet ================================================================================ Prolog: -------- Snowbird YuGiOh…Kazuki Takahashi Kalte, eisige Böen wehten um die Ecken des Stadthauses in Domino, direkt gegenüber der alten Bastion und der Wind heulte. Es war nur noch eine Woche bis Weihnachten und unter dem seit ebenfalls beinahe einer Woche ununterbrochen tobende Schneesturm, schien die Stadt beinahe wie ausgestorben. Nur eine einzelne Gestalt in einem dicken Mantel saß an diesem späten Abend auf einem kleinen Aussichtsturm am Ende des schneebedeckten Gartens und zog den dicken weißen Pelzmantel enger um sich. Wenn doch nur endlich die Gäste abreisen und der Sturm nachlassen würde! Nur wegen den Hausgästen, die zum 18. Geburtstag des einzigen Sohnes der Familie angereist waren und dem tobenden Schneesturm, konnte Katsuya sich nicht wie sonst aus dem abgelegenen Gartentor schleichen, um in der kleinen Kapelle der Bastion zu beten und seine Sünden zu beichten. Seit über einer Woche versuchte er schon den Garten zu verlassen, aber immer wenn er sich der Gartenpforte näherte, wurde sie aufgehalten. So auch dieses Mal. Eine Hand legte sich auf seine Schuler und hinter ihm erklang eine wohlbekannte, leicht strafend klingende Stimme, „Aber mon petit, wohin möchtest du bei diesem schrecklichen Wetter?“ Voller Enttäuschung schon wieder erwischt worden zu sein, drehte Katsuya sich um und sah in das runzlige Gesicht seines alten Kindermädchens, Mai, „Warum tauchst du jedes Mal auf, wenn ich den Garten verlassen will? Papa hat dir wohl befohlen mich nicht mehr aus den Augen zu lassen…“ „Oui.“. lautete die amüsierte Antwort und Katsuya fühlte nun, wie sein ehemaliges Kindermädchen ihn am Arm ergriff und über die verschneiten Wege in Richtung des großen Hauses führte. Er warf dabei einen Blick auf Mai und seine Wut verrauchte, die Frau sah unglaublich verfroren und müde aus, „Setz dich noch etwas vor den Kamin oder geh ins Bett, Mai.“ Sie wollte sofort protestieren, aber Katsuya schüttelte nur den Kopf und ließ sie nicht zu Wort kommen, „Ich verspreche dir, dass ich mich auch hinlegen werde…Es ist schon spät.“ Mai musterte den blonden Jungen, dann wandt sie sich den Personalunterkünften zu und verschwand. Katsuya seufzte und lief behände die vereisten Stufen zur Seitentür hinauf und schlüpfte in das angenehm warme Innere des Hauses. Eilig legte er den Mantel ab und trat in sein Schlafzimmer, um sich bettfertig zu machen. Kaum hatte sein Kopf das Kissen berührt, schlief der Junge ein. Zwei Tage später saß Katsuya neben Mai in der Kutsche und sah seufzend aus dem Fenster. Noch immer trieb ein eisiger Wind Schneeflocken über die weiße Landschaft, aber dennoch hatte das Toben endlich doch noch nachgelassen. „Das ist wie am Tag deiner Geburt.“, Mai war seinem Blick gefolgt und lächelte, „Das Haus war…“ „…eingeschneit. Papa konnte nicht rechtzeitig zu Maman gelangen und sah mich wegen dem Sturm erst zwei Wochen später.“, zu oft hatte der siebzehnjährige Junge diese Geschichte, die sich in zwei Tagen zum 18. Mal jähren sollte, schon gehört. Er klang reichlich verstimmt, aber Mai lachte nur ihr erstaunlich mädchenhaftes Lächeln, „Oui, mon petit.“ Die Kutsche hielt vor dem Ladengeschäft und Mai bedeutete ihrem Schützling auszusteigen, „Ich werde dich in zwei Stunden wieder abholen.“ „Willst du nicht mit hinein kommen?“, Katsuya war überrascht, als Mai den Kopf schüttelte, „Mit 18 Jahren sollte ein junger Gentleman kein Kindermädchen mehr brauchen, um seinen Anzug anzuziehen.“ Ihr blonder Schützling lächelte nur und verschwand schließlich im Inneren des Geschäftes. Die Klingel verkündete sein Eintreten, aber dennoch schien die kleine Schneiderei auf den ersten Blick verlassen zu sein. Katsuya sah sich suchend um, dann blitzen seine blauen Augen auf und nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Kutsche wirklich schon auf dem Heimweg war, verließ er den Laden eilig wieder. Er eilte, den Kopf immer gesenkt und das Gesicht hinter dem dicken Schal versteckt haltend, über die verschneiten Bürgersteige. Sein Ziel stand fest, der Junge wollte in die kleine Kapelle der Bastion, wo er mit dem Priester sprechen wollte. Schon lange stand für Katsuya fest, dass er sein Leben Gott widmen und ins Kloster gehen wollte. Bislang hatte sich der blonde Junge aber noch nicht getraut es seinen Eltern zu gestehen und so erhoffte er sich nun einen Rat von dem Priester, der ihn sogar schon getauft hatte. „Genau, wie ich es mir gedacht habe…“, der blonde Junge schrak zusammen, als sich eine schwere Hand auf seine Schulter legte und die Stimme seines Vater das Gespräch zum Verstummen brachte, „Geh zur Kutsche, Katsuya.“ Alleine die Tatsache, das sein Vater nicht wie sonst den Kosenamen ‚Joey’ verwendete, ließ ihn sofort und ohne Widerspruch gehorchen. Er warf dem alten Priester noch einen entschuldigenden Blick zu, bevor er von dem starken Arm seines Vaters zur Kutsche geführt wurde. Niemand widersprach Maximillion Pegasus, auch sein Sohn wagte das nicht. Statt dessen saß er still auf seinem Platz in der Kutsche und wünschte sich ganz woanders hin. Er fühlte den Blick der silbernen Augen seines Vaters auf sich ruhen und er wusste, dass sein Vater eine Erklärung von ihm haben wollen würde. Mehrfach räusperte sich der Junge, bis er seiner Stimme wieder traute, dann platzte er einfach mit seinem Wunsch heraus, „Ich möchte ins Kloster gehen, Papa.“ Katsuya traute sich nun nicht den Blick von seinem Vater zu nehmen, um seine Reaktion irgendwie vorhersehen zu können. Aber, Pegasus’ Miene blieb weiterhin vollkommen unlesbar und er schwieg erst einmal ein paar Sekunden, bevor er nickte, „Du sollst deinen Willen haben, Katsuya.“ „Danke!“, Katsuya strahlte begeistert, aber sein Vater hob die Hand und unterbrach ihn, „Ich dachte, du wärst noch nicht so weit und es graute mir davor dich aus meinem Haus zu lassen…Aber, wenn du deine Familie verlassen willst, dann soll es so sein…“ Sämtliche Farbe wich aus dem Gesicht des Jungen, aber sein Vater sprach dennoch ungerührt weiter, „Du weißt, dass Graf Kaiba den Wunsch geäußert hat, dich als Gefährten für seinen Sohn und für deine weitere Ausbildung mit nach Brasilien zu nehmen. Bislang habe ich immer gezögert, Joey. Du erschienst mir zu klein, zu jung…Aber, wenn er heute von dem Ausflug zurückkommt, wird er meine Zustimmung erhalten.“ Der verschreckte Junge rutschte weiter in die Ecke des Sitzes und kaum das einer der Diener die Kutschentür geöffnet hatte, sprang der Blonde hinaus und verschwand in sein Zimmer. Dort fiel er weinend in sein Bett und vergrub sein Gesicht in den weichen Kissen. Er wickelte sich die Fransen der hellblauen Tagesdecke um die Finger und schickte ein Stoßgebet nach dem anderen zum wolkenverhangnen Himmel empor. Drei Tage später stand Katsuya auf dem Dock und wartete auf das winzige Schiff, dass ihn zu dem großen Segelschiff, das vor dem Hafenbecken vor Anker lag, bringen sollte. Einzig und allein sein Vater hatte ihn zum Hafen begleitet und musterte seinen Sohn nun nachdenklich, während Graf Kaiba sich zurückgezogen hatte und ihnen so genug Privatsspähre für ihre Verabschiedung zu lassen, „Du hast nichts vergessen, Joey?“ „Nein, Papa.“ Es schmerzte auch Pegasus sein einziges Kind so gehen zu lassen und am liebsten hätte er Joey wieder mit zurückgenommen und den Grafen alleine fahren lassen. Aber die Vorstellung das sein Sohn in einem Mönchskloster verschwinden sollte, war noch viel schmerzhafter. Seiner Meinung nach war ein Wesen wie Joey dazu bestimmt geliebt zu werden und nicht hinter Klostermauern zu verstauben! „Joey…“, eine Pfeife schrillte und Pegasus wich vor den ernsten braunen Augen seines blonden Sohnes zurück, „Gott sei mit dir, mein Sohn.“ Der Junge nickte und trat tränenblind zu Graf Kaiba, der ihn sofort in ein ablenkendes Gespräch verwickelte, bis die Reisenden schließlich das kleine Schiff bestiegen und den sicheren Hafen verließen. Maximillion Pegasus sah dem großen Segler noch lange nach. Der hämmernde Rhythmus der Trommeln, der überwältigende Geruch nach Kaffee und die flirrende Hitze waren die ersten Eindrücke, die Katsuya von Santos, der Hafenstadt von Sao Paulo gewann. Im Gleichlang mit den Trommeln schleppten schwarze Sklaven die Kaffeesäcke von Bord. „Es wird nicht mehr lange dauern, Katsuya.“, Graf Gozaburo war an seine Seite getreten, „Bald dürfen auch wir das Schiff verlassen.“ Der blonde Junge nickte nur fahrig, seine Herz schlug im Takt der fremden Musik und auch seine Ängste stiegen und fielen mit ihr. Er sehnte sich nach dem Festland, und danach endlich nicht mehr den Naturgewalten so hilflos ausgeliefert zu sein. Aber er fürchtete sich auch davor den Segler zu verlassen und seinem neuen Leben als … Gefährte für einen jungen Grafen zu beginnen…Was würde passieren, wenn er von ihm enttäuscht wäre? Würde er ihn, mit seinen Kaffeebohnen auf dem nächsten Segelschiff wieder zurück schicken? Heimweh überkam den Jungen und er schloss die Augen. Er war alleine. In einem fremden Land. Dessen Sprache er nicht verstand. Dessen Leute er nicht kannte. Er war alleine. Als er wieder aufblickte, sah er als erstes die Stiefel eines Mannes, die achtlos neben ihm auf der Reling platziert worden waren und als er den Kopf weiterhob, bemerkte er, dass strahlend blaue Saphiraugen ihn mit unverhohlenem Interesse musterten. Hastig sprang Katsuya auf und wich vor dem Fremden, der ihn weiterhin neugierig und etwas arrogant musterte, zurück. Er stolperte über irgendetwas und landete unsanft auf den harten Deckplanken, aber als sich der Fremde näherte, kam er sofort wieder auf die Beine und floh vor den kalten blauen Augen und dem spöttischen Lachen. Erst in der großzügigen Kabine, die er sich mit Graf Kaiba geteilt hatte und nachdem er die Tür hinter sich ins Schloss geworfen hatte, wagte der Junge es wieder etwas zu entspannen. Er ließ sich auf das große Sitzkissen fallen und rang nach Atem, während sein älterer Reisegefährte ihn überrascht musterte, „Was ist los, Katsuya? Du wirkst, als wärst du einem Geist begegnet?!?“ „Es war der Teufel selbst.“, gelang es ihm zu antworten, aber die Verwirrung auf den Zügen des Älteren verschwand, als plötzlich hinter ihm das gleiche kalte Lachen ertönte. Schmunzelnd drehte der ältere Mann sich nun um, „Seto, du schlimmer Junge, du sollst dem armen kleinen Jungen doch keine Angst einjagen!“ Aber der große, schlanke Seto lächelte nur, während er den Jüngeren nun musterte, „Es lag nicht in meiner Absicht, Vater.“ Fragend blickte er zu Katsuya hinüber und sein Vater schüttelte den Kopf, „Ach, wo bleiben meine Manieren. Katsuya, darf ich dir Seto, vorstellen? Er ist mein jüngerer Sohn und der Herr über unsere Plantagen, seit ich meine Zeit lieber mit Reisen verbringe.“, Katsuya atmete erleichtert auf, dass es sich um den jüngeren Sohn handelte, aber die Erleichterung wurde gleich wieder zur Nichte gemacht, als Gozaburo weitersprach, „Er ist hier, um uns behilflich zu sein, wenn wir an Land gehen und für den Weg zur Plantage. „Seid ihr bereit das Schiff zu verlassen?“, der junge Graf hatte sich nun wieder zu seinem Vater umgedreht, der enthusiastisch nickte, „Mehr als bereit, Seto.“ Katsuya folgte nun schweigend, als sie an Deck traten. Kapitel 1: ----------- snowbird Thanx...(Wow, ich habe fast vergessen, wie schön es ist Kommis zu bekommen XD) Jackie20...Vielen Dank ;) Moonlily...Mir fällt doch immer was ein ^-^ Und, wir befinden uns in den sechsziger Jahren des 19 Jahrunderts, der Sezessionskrieg ist erst ein paar Jahre vorbei. Nana2010...Ich hoffe, das Kapitel gefällt dir ;) Katsuya fühlte sich unwohl. Es lag dieses Mal nicht an der Hitze und auch nicht an der Furcht über die schmalen, schwankenden Planken laufen zu müssen, sondern einzig und alleine an dem prüfenden und dennoch auch amüsierten Blick aus den eisblauen Augen des jungen Grafen, der noch immer auf ihm lag. Hochmütig drehte er den Kopf weg und streichelte den kleinen Hund auf seinem Arm, während Gozaburo nun mit sicheren Schritten über die Planke an Land schritt. Da sein Vater keine Hilfe brauchte, standen nun nur noch der junge Graf und Katsuya auf dem Deck des Segelschiffes und mit einer spöttischen Verbeugung ließ Seto dem Jüngeren den Vortritt. Die sonst so sanften honigbraunen Augen blitzen auf, aber der junge Graf schien die Verärgerung nicht wahrzunehmen. Als Katsuya bemerkte, dass es nicht brachte, hielt er den zappeligen Welpen noch etwas fester und machte einen vorsichtigen ersten Schritt auf die dicke Planke. Der noch mehr zappelnde junge Hund brachte den Jungen aber nun beinahe aus dem Gleichgewicht und gerade als Katsuya dachte, dass er nun gleich ins Wasser fallen und ertrinken würde, schlossen sich starke Arme um ihn und bewahrten ihn vor dem Sturz. Der Blonde hatte erschrocken und in Erwartung des Aufpralls die Augen geschlossen, fühlte nun aber statt Wasser das über ihm zusammenschlug, dass er hochgehoben und mit starken, federnden Schritten an Land getragen wurde. Die kleine Reisegesellschaft wartete dort schon auf sie und Katsuya strebte, sobald er wieder festen Boden unter seinen Füßen fühlte, vom jungen Grafen weg. Dieser schüttelte nur seufzend den Kopf und wischte einige verirrte Hundehaare von seinem Mantelaufschlag, „Das räudige Vieh wird noch einmal dein Untergang sein Kleiner.“ „Hope ist nicht räudig! Er ist nur etwas durchgeschüttelt worden und ich habe ihn vom Captain des Schiffes geschenkt bekommen!“, wieder blitzten die braunen Augen und Seto lachte, „Erstaunlich. Du bist gar nicht so sanftmütig, wie alle dachten. Weiß man Vater das schon?“ „Seto, kommt ihr nun endlich? Ich möchte endlich ins Stadthaus!“, ertönte plötzlich die befehlsgewohnte Stimme des alten Grafen aus der Kutsche und sofort ließ Seto von dem Jüngeren ab und eilte an die Seite seines Vaters, „Ja, wir kommen schon.“ „Ist Euer Bruder im Stadthaus?“, traute Katsuya sich endlich zu fragen, aber Seto runzelte bei dieser Frage nur die Stirn und sein Blick wurde noch etwas kälter, „Mein älterer Bruder Siegfried fühlt sich momentan nicht ganz wohl. Wir hielten es für das Beste, wenn er auf der Fazenda bliebe.“ Die Kälte in seinem Blick erstickte jede weitere Frage schon im Keim und Katsuya stieg seufzend in die Kutsche und nahm Platz. Leider lag sein Sitzplatz direkt gegenüber dem des jungen Grafens. „Junge, du kannst ja gar nichts sehen, wollen wir den Platz tauschen?“, nach einigen Minuten Fahrt durch enge Gasse brach der alte Graf die Stille und begeistert nickte Katsuya beinahe sofort, „Oh ja, bitte.“ Eigentlich war ihm die Sicht auf die Stadt und ihre Gassen gleichgültig, ging es ihm doch nur darum die Nähe des jungen Grafen zu meiden. Einige Stunden später, die Sonne war längst hinter den hohen Bergen versunken, saß der blonde Junge alleine in einem großen Schlafzimmer irgendwo in den labyrinthartigen Gängen des riesigen Stadthauses der Familie Kaiba. Einzig der kleine Hope, der sich in einem eigens für ihn beschafften Korb zusammengerollt hatte, leistete ihm Gesellschaft, als er nun lustlos in dem faden Essen herumpickte. Er verspürte auch keinen wirklichen Hunger, viel größer war der Drang seine Seele zu erleichtern und in der kleinen Kapelle, an der sie auf dem Weg zum Zimmer vorbeigekommen waren, zu beten. Leider würde er den Weg in den verschlungen Gängen niemals wiederfinden. Auf der Suche nach etwas Kühle, trat er an das Fenster und sah hinunter auf die Straße. Die Einheimischen feierten irgendein lautes Fest, ihre unverständlichen Lieder hallten laut durch die Straßen und auch bis zu ihm hinauf. Nur eine kühle Briese suchte er vergeblich. Gozaburo hatte ihm aber versprochen, dass sie nur einen Tag in Santos bleiben würden und, dass ihm das kühlere Klima im höher gelegenen Sao Paolo sicherlich mehr zusagen würde. Der Weg durch das Hotelfoyer am nächsten Morgen war ein reines Spießrutenlaufen für den blonden, verschreckten Jungen. Der ganze Raum war nicht nur von stinkendem Zigarrenqualm erfüllt, sondern als Katsuya in Begleitung des alten Grafen Kaiba eintrat, legten die anwesenden Männer ihre Zigarren aus der Hand und betrachteten den Jungen von Kopf bis Fuß, bevor schließlich hinter ihnen leises Gemurmel und auch vereinzeltes Gelächter einsetzte. Katsuyas Wangen färbten sich sofort rot, aber Gozaburo lächelte nur nachsichtig und strubbelte dem Jüngeren durch die blonden Haare, „Sie fragen sich nur, was dich mit Seto verbindet und sie erläutern sehr genau deine Vorzüge.“ Das Rot auf seinen Wangen wurde nun noch intensiver und Katsuya war wirklich erleichtert, als sie endlich durch reichverzierte Teakholztüren an die frische Luft traten, wo schon eine schwarze Kutsche mit einem goldenen Wappen auf sie wartete. Gedankenverloren folgte der blonde Junge dem alten Grafen und schrak zusammen, als ein schrilles Wieheren, gefolgt von dem Geräusch von Pferdehufen auf den Pflastersteinen erklang. Er hob den Kopf und sah Seto auf einem schwarzen Hengst um die Ecke biegen. Das Tier war riesig, seine Augen glommen unheilvoll und es schnaubte, als könne es kaum mehr erwarten endlich loszugaloppieren und die Enge der Stadt hinter sich zu lassen, als Seto es zum Halten zwang. Gozaburo schüttelte nur den Kopf, „Du sollst dieses Teufelspferd doch nicht reiten, mein Sohn.“ Seto klopfte dem Tier nur auf den Hals, bevor er sich von seinem Rücken schwang und seinen Vater begrüßte, „Dir auch einen guten Morgen, Vater.“ Ein leises Kichern bescherte Katsuya die Aufmerksamkeit des jungen Grafen und wieder lag der prüfende Blick auf ihm, „Diese Reise wird keine Fahrt ins Grüne, Katsuya. Man hätte dir das sagen sollen, damit du dich passend anziehst.“ „Gefällt Ihnen mein Anzug nicht, Senor? Sie in Ihren Reiterhosen und dreckigen Stiefeln sollten sich ein Beispiel an meinem Modegeschmack nehmen!“, sein wütender Blick traf auf den amüsierten des jungen Grafen, „Und, wenn es Ihnen nicht passt, dann sehen Sie einfach nicht hin.“ „Wie du willst.“, Seto wartete noch ab, bis sein Vater neben Katsuya in der Kutsche Platz genommen hatten, bevor er sich schließlich wieder auf den schwarzen Hengst schwang und zu Katsuyas großer Erleichterung vor der Kutsche wegritt. Fast zwei Stunden rumpelte die Kutsche mit dem Altgrafen und Katsuya durch eine Einöde, die nur hier und dort von einigen wildgewachsene Büschen und Bäumen unterbrochen wurde. Die Straße ähnelte mittlerweile auch eher einem Feldweg, so dass die Insassen der Kutsche durchgeschüttelt wurden und erleichtert waren, als der Kutscher plötzlich die Pferde durchparierte und schließlich anhielt. Nun konnten aber auch die Insassen das sich schnell nähernde Hundegebell hören und als Katsuya neugierig hinausspähte, sah er dass in der Ferne einige Reiter mit großen Hunden auftauchten. Ängstlich zog der blonde Junge den Kopf wieder zurück und wandt sich an seinen Begleiter, „Meinen Sie, dass sie Seto…oder uns etwas tun werden?“ „Nein, sicherlich nicht. Das sind ein paar von Setos besten Gauchos.“, lautete die ruhige Antwort Gozaburos und Katsuyas Augen weiteren sich ungläubig, „Er kennt solche einen Sie, dass sie Seto etwas tun werden?“ „Nein, das sind ein paar von Setos besten Gauchos.“, lautete die ruhige Antwort Gozaburos und Katsuyas Augen weiteren sich ungläubig, „Er kennt solche … Subjekte?“ „Natürlich, sie kümmern sich um das Vieh und sind gekommen um uns auf dem Weg zu helfen, die Pampa kann rau werden.“, geduldig erklärte es Gozaburo ihm, „Die Hunde sind ein zusätzlicher Schutz gegen Überfälle, aber auch gegen Jaguare.“ Der blonde Junge nickte und schloss, als die Kutsche plötzlich weiterfuhr die Augen. Er wusste nicht wie lange er geschlafen hatte, aber mittlerweile fuhren sie durch einen kleinen Wald und einige Zweige von fremdartigen Büschen schlugen an die Scheiben der Kutsche. Nach einem prüfenden Blick auf Gozaburo, der aber zu schlafen schien, öffnete Katsuya das Fenster der Kutsche und versuchte einige der Zweige zu greifen. „Lass die Hände in der Kutsche, Katsuya!“, erschrocken zog der Blonde die Hand zurück, als sich plötzlich der große schwarze Hengst zwischen ihn und das Blatt schob. „Ich wollte doch nur die Blätter anfassen!“, verteidigte er sich automatisch gegen den Dunkelhaarigen, aber Seto schnaubte nur und schlug behutsam gegen den Baum, woraufhin eine schwarze Schlange zischend ihren Kopf hob und sie aus seelenlosen Augen zu mustern schien, „Hättest du nun vielleicht die Güte deine Finger in der Kutsche zu lassen? Ich glaube kaum, dass Siegfried ‚beschädigte’ Ware möchte.“ Katsuya schloss mit Nachdruck das Fenster, aber trotzdem hörte er noch das amüsierte Lachen, als Seto den Hengst wieder antrieb und sich erneut zu der aus den Gauchos bestehenden Vorhut gesellte. Der blonde Junge hingegen schmollte und auch auf den wenigen Rasten sah er nichts von den Gefahren, vor denen er gewarnt worden war. Kein Jaguar pirschte sich heran und auch keine der gefürchteten Giftschlange brachte sich in Angriffsstellung. Stattdessen sah der Junge viele bunte Kolibris, und Schmetterlinge durch die schwere Luft sausen und segeln. Gegen Mittag veränderte sich die Landschaft, sie kamen an steil abfallende Klippen und mehr als einmal ertappte der Junge sich bei einem verstohlenen Gebet, dass die Kutsche nicht in den Abgrund stürzen sollte. Feuchter Nebel minderte die Sichtweite und Seile wurden zwischen der Kutsche und den Sattelhörnern der Gauschos gespannt. Ein einziger Fehltritt und sie alle würden in die Tiefe stürzen. Bei dem Gedanken fröstelte es Katsuya und er zog den dünnen Mantel enger um sich und rutschte so weit wie möglich von den Fenstern, wo der unendliche Abgrund gähnte, weg. Weit nach Einbruch der Nacht erreichten sie das roh zusammengezimmerte Gasthaus, aber obwohl jedweder Komfort fehlte, genossen es doch alle diese Etappe der Reise beendet zu haben. Sogar der junge Graf streckte sich kurz, bevor er sein Pferd anband und sich dann an seinen Vater wandte. Katsuya war sich selbst überlassen. Wütend betrachtete der junge Mann die Überreste seines hellen Sommeranzugs. Überall hatten Dornen ihre Spuren hinterlassen, der Saum hing in Fetzen und einige seltsame Flecke zierten den Stoff. Wütend entschloss er sich den Anzug wegzuwerfen und für den nächsten Tag einen aus einem dickeren Stoff zu wählen. Eine Woche später rollte die schwarze Kutsche endlich durch das schwere schmiedeeiserne Tor des großen Stadthauses der Familie Kaiba. Trotzig, wie ein Palast lag dieses Anwesen inmitten des Herzens der Stadt Sao Paolo und als die schweren Torflügel hinter ihnen ins Schloss fielen, schluckte Katsuya schwer. Das Gefühl des Gefangenseins verstärkte sich immer mehr, aber wenigstens würden sie auch hier nur eine einzige Nacht verbringen, da es scheinbar beide Grafen nicht mehr erwarten konnten, endlich wieder zurück auf ihre Besitztümer zu kehren. Den Namen des Flusses hatte man Katsuya zwar genannt, aber bereits nach wenigen Minuten hatte er ihn wieder vergessen. Vollkommen überwältigt blickte er auf den breiten Strom, der träge vor sich hinzufließen schien. Buntbemalte Kanus schaukelten ruhig auf den Wellen, schwer beladen mit Munition und Vorräten. „Wie lang ist der Fluss?“, fragte er den neben ihm stehenden Gozaburo, „Etwa 700 Meilen.“ „Sie meinen…?“, vor lauter Verblüffung vergaß der Junge seinen Vorsatz Seto nicht mehr anzusehen vollkommen und wurde prompt wieder rot, als der junge Graf lachte, „Nein, wir befahren ihn nur bis zu den Wasserfällen, die Fazenda ist nicht weit davon entfernt.“ „Ist die Reise gefährlich?“, sein Blick fiel auf den Revolver, der in Setos Waffengurt steckte. Seto, der seinem Blick gefolgt war, zuckte mit den Schultern, „Ist nicht alles gefährlich?“ Er wusste nicht, ob der Ältere ihn nun ärgern oder necken wollte, weswegen er darauf verzichtete weitere Fragen zu stellen und in das ihm zugewiesene Kanu stieg. Unglücklich seufzte der Blonde, nicht nur, dass ausgerechnet Seto vor ihm sitzen musste, nein der Größere versperrte ihm auch noch jegliche Aussicht nach vorne! Viel lieber wäre Katsuya im Kanu des alten Grafen, mit dem er sich wenigstens hätte unterhalten können. Aber nein, Seto hatte die Boote verteilt und so musste er nun mit dem schweigsamen Sohn vorlieb nehmen und versuchen in dem schnell vorbeiziehenden Grün und dem herrschenden Dauerregen irgendetwas ausmachen zu können. Nach einiger Zeit schlief sein Bein ein und unwillkürlich versuchte Katsuya seine Position zu verändern, woraufhin der junge Graf zum ersten Mal mit ihm sprach, „Sitz still. Oder, willst du, dass wir kentern?“ Erschrocken fiel der Junge wieder in seine alte Haltung zurück und betrachtete traurig das eintönige Ufer. Die Reise auf dem Fluss dauerte wirklich nur einen Tag, am Abend konnte man in der Ferne bereits das Donnern der Wasserfälle wahrnehmen. Katsuya war hin und hergerissen, während der stillen Fahrt, auf der er zur Bewegungslosigkeit verdammt gewesen war, hatte er viel über seine Zukunft und auch über Siegfried, dem er als Gefährte dienen sollte, nachgedacht. Er hatte große Angst vor dem ersten Treffen mit dem Unbekannten, aber als sie nun die Kanus verließen, wurde dem Jungen klar, dass er den Weg zurück in die Zivilisation auf keinen Fall alleine finden würde. Er war gefangen. Der Familie ausgeliefert. Alleine. Das nächste Transportmittel war eine Überraschung für den jungen Mann. Eine Sänfte, die von zwei kleinen Eseln getragen wurde, wartete auf sie. Misstrauisch sah Katsuya zwischen Gozaburo und Seto hin und her, als der Altgraf aber schließlich lächelnd einstieg, folgte ihm der Blonde sofort. Seine Erleichterung war groß, als Seto als Transportmittel weiterhin seinen Hengst vorzog und vorausritt. Die Erde wurde rot, Gozaburo erklärte dem verblüfften Jungen, dass diese Erde den feinsten Kaffee in ganz Brasilien hervorbringen würde, woraufhin der blassgewordene Katsuya nur nickte, Ein besorgter Blick des Altgrafen traf ihn, „Geht es dir gut, Katsuya? Macht dich das Geschaukel seekrank?“ „Mir geht es gut.“, er biss die Zähne zusammen, war aber dennoch unendlich erleichtert, als die weißen, festungsartigen Mauern der Fazenda in Sicht kamen und ihr rotes Dach in der Ferne heimelig leuchtete. „Geh mit Yugi.“, Seto deutete auf einen jungen Mann, der respektvoll den Kopf senkte, als sein Name fiel. „Wie…soll ich mich mit ihm verständigen?“, brachte Katsuya plötzlich ganz schüchtern, hervor, als Seto auch schon genervt knurrte, „Er spricht Englisch, deswegen habe ich ihn herbringen lassen. Und nun geh.“ Von Yugi geführt gelangte Katsuya in ein großzügiges Appartement, dass mitten in der festungsartigen Struktur des Hauses lag. Der junge Diener und sein Herr hatten kaum Zeit ein Wort miteinander zu wechseln. Denn kaum hatte Katsuya sich von der langen Reise notdürftig gesäubert und wieder angekleidet, ertönte auch schon die Glocke zum Abendessen und es klopfte an der Tür. Gozaburo persönlich geleitete seinen jungen Gast ins Speisezimmer, wo auch schon Seto und ein weiterer junger Mann mit langem pinken Haar warteten. Die beiden Brüder, Katsuya ging automatisch davon aus, dass es sich bei dem Unbekannten um Setos Bruder handelte, was sich beim Näherkommen auch durch einige Ähnlichkeiten bestätigte, schwiegen sich an, sahen aber auf, als ihr Vater eintrat, „Vater.“ Beide begrüßten Gozaburo, aber während Seto das Buch beiseite legte und aufstand, blieb Siegfried hochmütig, wie ein König sitzen und wartete, dass sie zu ihm kamen. Blaue Augen, die nicht ganz so strahlend wie die von Seto waren, glitten über Katsuyas Gestalt und schließlich nickte er anerkennend, „Eine gute Wahl, Vater. Ich beglückwünsche dich zu deiner Wahl.“ Von Seto kam nur ein verhaltenes Schnauben, aber das schien Siegfried nicht zu interessieren. Er griff nach der Hand des blonden Jungen und sah ihn ernst an, „Verzeih, dass ich nicht aufstehe, Katsuya. Aber, seit einem Unfall versagen meine Beine ihren Dienst.“ „Siegfried!“, Gozaburo wollte eingreifen, aber sein Sohn unterbrach ihn mit einer energischen Armbewegung, „Lass mich doch, Vater. Er soll schon wissen, dass er sich auf einen Krüppel einlassen wird…“ „Sprechen Sie nicht weiter, Senor. Ich habe mein Wort schon gegeben.“, mischte sich nun auch Katsuya ruhig in das Gespräch ein und drückte gleichzeitig die Hand seines zukünftigen Freundes sanft. Sein Herz war von Mitleid für den armen Mann übergeflossen und Tränen schimmerten in den honigbraunen Augen. Kapitel 2: ----------- Frustriert blickte Katsuya auf das portugiesische Kinderbuch, das vor ihm auf dem Tisch lag. Eigentlich hatte er sich gefreut, als man ihm nach einigen Tagen der Eingewöhnung auf der Fazenda nahegelegt hatte, doch so schnell wie möglich die Landessprache zu erlernen. Er hatte nämlich schnell gemerkt, dass die beiden Brüder es vermieden zu lange in einem Raum zu sein, so dass er von dem prüfenden Blick aus den eisig blauen Augen erlöst wäre, außerdem hoffte er, dass er seinen neuen Freund endlich etwas besser kennen lernen könnte und es würde hoffentlich gegen die Langeweile helfen. Aber, seine Erwartungen waren nicht erfüllt worden, Siegfried schien überhaupt kein Interesse an einer näheren Freundschaft mit dem blonden Amerikaner zu haben, seine Antworten waren sogar noch knapper, als die seines Bruders. Die meiste Zeit blieb der ältere Bruder ohnehin in seinem Zimmer und verbrachte seine Zeit mit seinem Diener Dartz hinter verschlossenen Türen, während der junge Graf die Fazenda bereits am nächsten Morgen wieder verlassen hatte. Er hatte, so hatte man dem Blonden gesagt, die Kaffeeernte zu überwachen, so dass Katsuya die meiste Zeit des Tages sich selber oder Hope überlassen blieb oder mit der Gesellschaft Gozaburos vorlieb nehmen musste. Der Altgraf plante aber bereits seine nächste Reise, nun wo er wusste, dass sein Sohn nicht alleine auf der Fazenda sein würde, so dass auch diese Gesellschaft bald wegfallen würde. Seufzend schlug der Blonde das Buch wieder zu und sah sich nach seinem kleinen Welpen um. Hope wedelte fröhlich mit dem Schwanz und kratzte verlangend an der schweren Mahagonitür. „Du fühlst dich auch eingesperrt, oder?“, Katsuya kniete sich zu dem kleinen Welpen und als dieser winselte, schob er trotzig die Unterlippe vor, „Nun, es kann doch nichts passieren, wenn wir auf den Hof gehen, oder?“ Als Hope bellte, lächelte der Blonde und verließ auf Zehenspitzen zusammen mit dem Hund sein Zimmer. Die marmorgefliesten Flure der Fazenda lagen leer vor ihnen, denn in der sengenden Mittagshitze hielten die meisten Bewohner ein erquickendes Mittagsschläfchen, so dass die Beiden nun keine Entdeckung fürchten musste, als sie nun auf den von hohen Mauern eingefassten Innenhof des riesigen Anwesens traten. Hope beschnüffelte alles, während Katsuya auf einer zierlichen schmiedeeisernen Bank Platz nahm und ihn beobachtete. Nach einer Weile schien es dem Welpen aber mit den prächtigen Blumenrabatten und den kunstvoll gestalteten Büschen, die den Platz säumten zu langweilig zu werden und er tapste zum Tor. Katsuya folgte ihm besorgt, aber es war bereits zu spät, der kleine Hund war durch das Gittertörchen geschlüpft und verschwand nun laut bellend in den Tiefen des Urwalds. „Hope!“, ängstlich sah Katsuya seinem einzigen Freund hinterher. Er sah nun nur noch zwei Möglichkeiten, entweder er bat den jungen Grafen, er möge losreiten und den Welpen suchen lassen, oder aber er ging selber hinaus in den Urwald. Zwar war es dem Jungen verboten worden die Fazenda alleine zu lassen, aber lieber brachte er sich in Gefahr, als ausgerechnet den arroganten Junggrafen um einen Gefallen zu bitten und den höhnischen, sezierenden Blick aus den stahlblauen Augen auf sich ruhen zu fühlen. Zufrieden mit seiner stillen Argumentation setzte Katsuya einen Fuß vor den anderen und war bald von dem dichten Urwald um ihn herum verschluckt worden. Die seltsamen Bäume mit ihren verdrehten Zweigen streckten ihre Zweige nach ihm aus und der Duft der wilden Blumen, die an ihnen wuchsen lag schwer in der Luft. Immer wieder raschelte es in den hohen Büschen und knackte es im dichten Unterholz, aber niemals sah Katsuya irgendein Tier, eine andere Gefahr oder seinen Hund, nachdem er immer noch rief. Fremde Früchte leuchteten in den buntesten Farben, als er nun immer tiefer in den Regenwald geriet. Längst wusste er nicht mehr, wo er war oder wie lange er schon gelaufen war, aber es störte ihn nicht, gab es doch viel zu viel zu sehen und er hatte außerdem noch immer keine Spur von seinem entlaufenen Welpen gefunden. Das zuerst nur leise Donnern der nahen Wasserfälle wurde schließlich immer lauter und endlich erreichte der neugierig gewordene blonde Junge ein azurblaues Wasserbecken, in das einer der kleineren Wasserfälle stürzte. Auf dem stillen Wasserbecken, dessen Farbe blauer al der Winterhimmel zu sein schien, trieben riesige Seerosenblätter mit großen Blüten. Und Tausende von kunterbunten Schmetterlingen torkelten an diesem wie verzaubert wirkenden Ort durch die gischtgeschwängerte Luft und labten sich an den prächtigen Blumen. Und mitten darunter versuchte der kleine Hope einen der torkelnden fliegenden Edelsteine zu fangen. Vollkommen überwältigt vergaß Katsuya seine Sorge um den Welpen und ließ sich in das weiche Gras sinken und beobachtete das sich ihm bietendende Bild. Plötzlich lag die traumhaft schöne Landschaft nicht mehr friedlich vor ihm, die kräftigen Farben hatte ihre Kraft verloren und schwarze Schatten zogen bedrohlich heran. Die Farben wichen einem bedrohlichen Grau-Schwarz und plötzlich war die Luft von sirrenden Flügelschlägen erfüllt. Es waren keine Kolibris und keine Schmetterlinge, sondern schwarze Abscheulichkeiten der Nacht, die sich weder von Katsuyas verängstigen Schreien, noch von Hopes Gebell beeindrucken ließen. Prüfend sah Seto zum dunklen Himmel hinauf, die schwarzen Schatten, die durch das fahle Grau huschten und sich in riesigen Schwärmen sammelten bereiteten ihm Sorge. Blutsaugende Fledermäuse waren hier keine Besonderheit und er hätte wissen müssen, dass die Wärme der Kaffeearbeiter und die der Tiere sie in Massen aus ihren dunklen Höhlen locken würde. Sein erster Gedanke war es, sich selbst und seinen Hengst so schnell wie möglich in Sicherheit zu bringen, aber gerade als er den Rappen antreiben wollte, drang ein verängstigen Schrei durch den stillen Urwald. Er war sich sicher, es war die Stimme des blonden Jungen und sie klang, obwohl sie ebenso wenig wie das Bellen des jungen Hundes, das er nun auch zu hören glaubte, kaum das Donnern der Wasserfälle übertönen konnte, nahe. Setor trieb den schnaubenden Hengst voller Angst, was ihn erwarten würde, in die Richtung, aus der die Stimme herzukommen schien. Der junge Graf konnte nur hoffen, dass er sich nicht irrte, aber bereits nach wenigen Galoppsprüngen durchbrach der Hengst ein Gebüsch und erreichte die rauschenden Wasserfälle, wo eine blonde Gestalt verängstigt einen kleinen Hund an ihre Brust drückte und hilflos nach den hungrigen Fledermäusen schlug. „Hände vors Gesicht!“, befahl der junge Graf, bevor er seinen Hengst mitten in den Schwarm Fledermäuse trieb und nach Katsuya griff. Aber, es war bereits zu spät, der Kleinere schrie auf, als eine Fledermaus ihre winzigen Zähnchen in seinen Arm schlug. Schnell hatte der junge Graf den zitternden Jungen mitsamt Welpen dann aber doch vor sich auf das Pferd gezogen und lenkte den Hengst so schnell es ging davon, während die hungrigen Fledermäuse in Richtung der Arbeiterunterkünfte, angelockt von der Körperwärme der Menschen und des Viehs, davonflogen. „Solltest du nicht auf der Fazenda bleiben?“, mittlerweile ritten sie im beinahe gemütlichen Schritt durch den dunklen Urwald und Katsuya klammerte sich, noch vollkommen im Bann des Grauens, das er gerade erlebt hatte, an den Älteren. Seto seufzte und strich ihm mit der freien Hand durch das blonde Haar, „Es ist sehr gefährlich…“ „Es … tut mir leid.“, die Stimme des Blonden war kaum zu verstehen und er hielt den Kopf weiterhin gesenkt, „Hope ist…davongelaufen…Ich wollte Sie nicht bitten…“ „Hast du solche Angst vor mir?“, die Stimme des jungen Grafen schien fast traurig zu klingen, aber auch als Katsuya aufsah, konnte er in der Miene des jungen Mannes keine Bestätigung finden, es war einfach schon zu dunkel und das Gesicht Setos lag im Schatten, „Eines Tages wird dieser verlauste Straßenköter noch einmal dein Tod sein, Katsuya.“ Der Junge antwortete nicht, er war in seinen Armen eingeschlafen. Kapitel 3: ----------- Snowbird Thanx... Jackie, Dragon1 und alle anderen XD Snowbird Als Katsuya am nächsten Morgen spät erwachte, schien große Aufregung auf der Fazenda zu herrschen. Die ganze Aufregung hatte, soweit Katsuya es später erzählt bekommen hatte, begonnen, als kurz nach Sonnenaufgang ein berittener Bote auf den Hof galoppiert war und mit Seto hatte sprechen wollen. Seto war zwar schon nicht mehr anwesend gewesen, aber dennoch hatten bereits wenige Minuten später auch schon aufgeregte Stimmen und hektische Schritte durch die sonst so ruhigen Gänge der Fazenda gehallt. Dieser ungewöhnte Lärm war es dann auch gewesen, der den verschlafenen Blonden nach seinem gestrigen Abenteuer aufgeweckt hatte und er lauschte nun verwirrt, da er solchen Lärm am frühen Morgen nicht gewohnt war. Erst das Eintreffen seines Dieners Yugi brachte wenig später endlich etwas Licht ins Dunkel, indem er seinem Herren strahlend berichtete, dass die junge Gräfin, die Gemahlin von Seto am Abend nach einer langen Reise auf die Fazenda zurückkehren würde. Katsuya war erstaunt, niemals hätte er vermutet, dass der dunkelhaarige Graf verheiratet wäre und irgendwie gefiel es ihm auch nicht, sich den jungen Mann mit einer, sicherlich wunderschönen und klugen Frau an seiner Seite vorzustellen. Yugi schien die Bedenken und das Missfallen seines Herren nicht zu bemerken, er berichtete weiter von der Gräfin, die bereits am Abend erwartet wurde, „Ihre Augen sind blau wie der Sommerhimmel und ihre Haare glänzen in der Sonne wie Bronze…“ Als die Glocke zum Frühstück rief, floh Katsuya förmlich vor dem ausschweigenden Bericht des Dieners über die Schönheit der Gräfin und ließ sich erleichtert auf seinen Platz an der reichgedeckten Tafel fallen. Zahlreiche Diener trugen frische Früchte und andere Leckerein auf, aber der blonde Junge starrte seufzend auf seinen Honigtoast und ignorierte Gozaburo, der momentan seine einzige Gesellschaft war. Seto pflegte schon lange vor dem Frühstück auszureiten und erschien zu Katsuyas grenzenloser Erleichterung auch nur unregelmäßig zu den Mahlzeiten, während dessen älterer Bruder es bevorzugte seine kompletten Mahlzeiten mit Dartz als einzige Gesellschaft in seinen Räumen einzunehmen. „Schmeckt es dir nicht?“, besorgt musterte Gozaburo den Jungen, aber dieser schüttelte nur den Kopf und er errötete, als plötzlich Seto den Raum betrat. Der junge Graf wirkte, als würde gerade von den Feldern oder einem längeren Ausritt kommen. Dunkle Erde klebte noch an seinen schwarzen Stiefeln, seine Kleidung war dreckig, das ehemals dunkelblaue Seidenhemd unschicklich weit aufgeknöpft und auch der schwarze, wildledernde Hut hing noch immer locker auf seinem Rücken und gab ihm ein verwegenes Aussehen. Seine dunklen Haare waren vom Wind zerzaust und einige verirrte Strähnen hingen tief in die eisblauen Augen, die nach dem Ritt vor Lebendigkeit funkelten. Katsuya, immer noch unter dem Eindruck der Berichte des Dieners, wandt mühsam den Blick ab und erhob sich, „Verzeihen Sie mir bitte, aber ich…fühle mich nicht wohl…“ Gozaburo nickte leicht und wandt sich wieder seinem Frühstück zu, während Seto die Stirn runzelte und an die Seite des Jüngeren trat, „Was fehlt dir?“ Hektisch wich der Jüngere daraufhin ein paar Schritte zurück, wurde aber unbarmherzig am Handgelenk festgehalten und gleich wieder näher zu Seto gezogen. Der Körper des Größeren war angenehm warm und Katsuya schloss kurz die Augen, als ihn der herbe Geruch des Grafen einhüllte. Als aber eine kühle Hand über seine Stirn strich, riss er die Augen wieder auf und versuchte wieder von ihm zurückzuweichen. Seto ließ ihn aber nicht los und runzelte die Stirn, „Du glühst. Tut dir noch etwas weh?“ „Ich habe Halsschmerzen und mein Kopf tut weh.“, Katsuya knurrte nur und versuchte weiterhin vergeblich dem festen Griff des Älteren zu entkommen, aber Seto ließ ihn nicht los, sondern hob ihn kurzerhand auf seinen Arm. Noch während Katsuya protestierend strampelte, wandt sich Seto an seinen Vater, „Entschuldige uns bitte, ich bringe Katsuya ins Bett.“ „Nein!“, der Blonde protestierte weiterhin, aber Seto ignorierte seine Proteste und setzte ihn auf der Bettkante wieder ab. Der junge Graf schien wütend zu sein, die blauen Augen sprühten und seine Stimme war nur noch ein heiseres, gefährliches Knurren, „Warte hier.“ Nicht der Befehlston der Stimme des jungen Grafen, der sofortigen Gehorsam von dem Jüngeren forderte, sondern die plötzliche, bleierne Müdigkeit sorgte dafür, dass Katsuya nur nickte und folgsam auf der Bettkante sitzen blieb. Er zitterte vor Angst und bekam weder mit, dass Seto eilig das Zimmer verließ, noch registrierte er einige Minuten später dessen Rückkehr. Erst, als Seto sich vor ihn kniete und ihm einige Blätter entgegenhielt, blinzelte er und versuchte zu begreifen, was der junge Graf überhaupt von ihm wollte, „Kau das.“ „Nein!“, mit letzter Kraft versuchte Katsuya die Hand mit den fremden Blättern, die so seltsam rochen, wegzuschieben, aber Seto war stärker und zwang sie ihm schließlich in den Mund. Der Blonde versuchte sie sofort wieder auszuspucken, aber Setos flehende Stimme drang dann doch zu ihm durch und ließ ihn aufhorchen, „Bitte, Joey…Kau.“ „Katsuya. Mein Name ist Katsuya!“, brachte er noch giftig hervor, aber plötzlich übermannte ihn die Müdigkeit und er konnte nicht mehr gegen Seto ankämpfen. Ein seltsames, entspannendes Gefühl überkam ihn, als er die Blätter zerkaut hatte und er spürte, wie er langsam in die Dunkelheit glitt. Jedes Mal, wenn er erwachte, sah er direkt in die blauen Augen des Grafen, der an immer an seinem Bett zu wachen schien. Niemals fand er in solchen Momenten Gozaburo, Siegfried oder Yugi vor, die ihm mit einem kalten Tuch die schweißfeuchte Stirn kühlten oder die ihn stützten, um ihm Wasser einzuflößen. Es schien schließlich nur noch die herrlichen blauen Augen auf der Welt zu geben… Die Stille wurde von einem Winseln unterbrochen und Katsuya schlug müde die Augen auf, „Hope!“ Er hatte den Welpen nicht gefüttert und war nicht mit ihm rausgegangen! Vergeblich versuchte der blonde Junge seinen Kopf vom Kissen zu heben, aber ein leises Lachen neben ihm, ließ ihn innehalten, „Hope geht es gut, er kaut gerade deine Schuhe an.“ Katsuyas Mund verzog sich zu einem leichten Lächeln, bevor seine Augen wieder zufielen und er erneut in tiefen Schlaf versank. Leider war der Schlaf nicht heilsam, Dämonen suchten den Jungen heim und brachten unsägliche Schmerzen. Katsuya wimmerte und drückte sich unwillkürlich enger in die Arme, die ihn behutsam hielten und hin und herwiegten, „Was quält dich, Joey?“ Zu schwach, um gegen die gräfliche Benutzung des Spitznamen zu protestieren, bewegte der Junge die Lippen und versuchte zu sprechen. Erst nach dem dritten Versuch gelang es ihm, „Meine Beine…“ „Was ist damit?“, Besorgnis schwang in der Stimme des jungen Grafen mit und er schlug die Decke zurück, um über Katsuyas Beine zu streichen, „Beweg sie.“ „…kann nicht…“, die honigbraunen Augen fielen wieder zu und er drohte erneut in den Tiefen des Schlafes zu versinken. Seto ließ ihn aber nicht, er gab ihm einen leichten Klaps auf die Wange und als Katsuya es nach einigen Minuten des harten Kampfes wieder schaffte die Augen wenigstens wieder einen Spalt breit zu öffnen, sah er ihn auffordernd an, „Beweg sie. Das ist ein Befehl! Joey, bitte…“ Aber auch der Befehl nützte, ebenso wie die eindringliche Bitte nichts, er lag vollkommen still, nur das leichte Beben seiner Lippen zeigte, dass noch Leben in ihm war. Setos Augen verloren jeglichen Glanz, als er Katsuya nun wieder zudeckte und sich zu ihm hinunterbeugte. Er hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn, bevor er leise das Zimmer verließ. Sechs Nächte später waren die oftmals ersetzten Kerzen längst wieder hinuntergebrannt und die Gebete des Priesters waren durch die qualvollen Atemzüge des Jungen in dem schweren Himmelbett kaum mehr zu hören. Auf der Bettkante des Bettes saß, wie seit sechs Tagen ununterbrochen, die zusammengesunkene Gestalt des jungen Grafen, der immer wieder den Schweiß von Katsuyas Stirn tupfte, während sich seine Lippen unablässig in einem stummen Gebet bewegten. Es war warm. Viel zu warm für Katsuya und er strampelte die Bettdecke von sich ab. Ein heiseres, irgendwie bekanntes Lachen weckte ihn aus seinem Dösen auf und als er die Augen öffnete, sah er sich einem Fremden gegenüber. Blutunterlaufene Augen, strähnige Haare und ein unrasiertes Gesicht und trotzdem erschien es ihm irgendwie vertraut, „Seto?“ „Du hast deine Beine bewegt, Joey.“, er klang erleichtert, aber Katsuya runzelte nur die Stirn und verbesserte ihn seufzend, „Für Sie immer noch Katsuya, Graf.“ Ein paar Tage später waren sowohl das Fieber, als auch Seto verschwunden und Katsuya saß alleine in einem Liegestuhl auf der Veranda. Zahlreiche Kissen sorgten dafür, dass der ehemals Kranke es bequem hatte und immer wieder sorgten sich Diener um das Wohlbefinden des blonden Jungen und brachten kleine Snacks. „Du hast dich also entschlossen doch zu überleben.“, erschrocken zuckte der Blonde zusammen, als plötzlich Siegfrieds Rollstuhl neben ihn geschoben wurde und Dartz ihn abweisend musterte, „Jetzt verstehe ich, warum Seto sich solche Sorgen gemacht hat, viel ist von dir ja nicht über…“ Dem Jungen verschlug diese brutale Offenheit die Sprache, aber Siegfried schien keine Antwort erwarten zu haben, „Weißt du, er dachte, du hättest die Tollwut.“ „Das wusste ich nicht…“,Katsuya senkte betreten den Kopf und seufzte, „Ich sollte…“ „Du solltest dich entschuldigen, immerhin hat er wegen die seine arme Frau vernachlässigt.“, Siegfried schien über irgendetwas sehr amüsiert zu sein, „Nicht, dass es meinem Bruder etwas bedeuten wird…“ Aber, das hörte Katsuya schon nicht mehr, der Junge war aufgesprungen und machte sich auf die Suche nach dem jungen Grafen. „Hallo, du musst Katsuya sein.“, ein braunhaariges Mädchen tauchte aus einem der zahlreiche Gänge auf und zog den widerstrebenden Jungen kurzerhand mit sich in ein Zimmer, dessen Fenster den Blick einen, Katsuya bislang unbekannten Garten zuließen. Die unbekannte Frau ließ sich auf einem der zerbrechlich wirkenden Kanapees nieder und bedeutete dem Jungen sich neben sie zu setzen, „Ich bin Serenity, Setos Frau Kapitel 4: ----------- snowbird Thanx... anneternity, silvercrsytel, dragon1 und alle, die ich nun vergessen habe ;) snowbird Katsuya war vollkommen fasziniert von der jungen Gräfin. Sie war wirklich schön, noch schöner, als es ihm beschrieben worden war. Ihre langen braunen Haare, die im Sonnenlicht wirklich wie Kupfer glänzten, fielen offen über ihren Rücken und unter dem Saum ihres losen weißen Kleides lugten ihre nackten kleinen Füße hervor. Die Wangen der jungen Frau waren zart gerötete und ihre hellblauen Augen strahlten eine unbändige, beinahe kindliche Fröhlichkeit aus, als sie nun in die Hände klatschte, „Komm, setz dich zu mir, ich lasse uns Kakao und Kuchen bringen.“ Es dauerte nicht lange, bis wirklich Cremetorte und eine große Tasse wohlriechender Kakao vor den beiden jungen Leuten stand. Während Katsuya noch nach dem Besteck suchte, kannte Serenity keine Scheu. Die junge Gräfin griff mit den Händen zu, und als sie das erste Stück Kuchen verzehrt hatte, wischte sie sich ungeduldig mit der Hand über den sahne- und cremeverschmierten Mund, bevor sie ihre Hände dann schließlich an ihrem losen Kleid abwischte. Der blonde Junge war verwirrt, die junge Gräfin schien etwas älter als er zu sein, aber ihr Verhalten war ebenso kindlich wie das seiner fünfjährigen Cousine, wenn sie schokoladige Finger hatte. Aber Serenity ließ ihm keine Zeit weiter über dieses Rätsel nachzudenken, denn die junge Frau beugte sich verschwörerisch zu ihrem Gast hinüber. „Ich esse jeden Tag Cremekuchen…So viel ich kann. Das ärgert den Eisklotz.“, raunte sie ihm in Ohr, „Jungs sind sowieso total doof.“ Sie bemerkte das wachsende Entsetzen des Jungen nicht, sondern lachte nun wieder fröhlich auf und griff nach einem weiteren Stück Kuchen, „Siegi erzählte mir, du wärst fast gestorben…Bist du aber nicht, oder? Bist du ein Engel?“ Katsuya brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass sie Siegfried meinte, schüttelte dann aber den Kopf, „Nein. Aber…entschuldige, dass…dein Mann die ganze Zeit bei mir war…“ „Er war bei dir?“, die engelhafte, scheinbar sehr launische Gräfin legte den Kopf zur Seite und kratzte sich mit ihren überlangen Fingernägeln nachdenklich über die Wange, „Mmmmh…Dann mag er dich vielleicht und du bist nun sein bester Freund, mit dem er spielen will.“ Es war nur eine harmlose Feststellung, dennoch spürte Katsuya, wie ihm das Blut in die Wangen schoss und er ertappte sich dabei, wie er sich vehement an einen anderen Ort wünschte. „Dom Katsuya?“, die fragende Stimme von Yugi, der schüchtern in der Tür erschien, rettete den Blonden, „Es ist Zeit für Euren Mittagsschlaf.“ Sofort erhob Katsuya sich und verneigte sich leicht vor der jungen Gräfin, deren Engelslächeln etwas an Freundlichkeit verloren hatte, „Kommst du morgen wieder zum spielen vorbei?“ „Wenn du möchtest…“, begeistert klang der Junge zwar nicht, aber immerhin war die launische Frau die Hausherrin und man hatte ihr Achtung entgegenzubringen. Sofort kehrte das Strahlen auf Serenitys Gesicht zurück und ihre Augen leuchteten wieder, „Au fein. Dann können wir wieder Kuchen essen und Kakao trinken und ich lasse dich mit einem der kleinen Kätzchen spielen!“ Der Junge lächelte nur und folgte seinem Diener beinahe erleichtert aus den Räumen der Gräfin, die irgendein Kinderlied, das er nicht kannte, zu summen begonnen hatte. Zurück in seinen eigenen Gemächern schien Yugi die drängende Neugier seines Herren zu spüren und berichtete ihm über die junge Gräfin. Er erzählte ihm, dass der Zustand der jungen Frau immer wieder wechselte. Mal war es besser und man konnte vernünftig mit ihr reden und mal war sie wie ein kleines verbocktes Mädchen, dass niemanden an sich heranließ und den ganzen Tag im Bett blieb. Was für eine Tragödie! Serenity war so wunderschön und hatte doch nur den Verstand eines kleinen Kindes. Wie sehr musste das die Familie belasten, wie sehr musste auch Seto unter dem Zustand seiner geliebten Frau leiden? Der blonde Junge empfand großes Mitleid mit dem Mädchen und zum aller ersten Mal auch mit deren Ehemann. Einige Nächte später wurde Katsuya von einem fremden Geräusch geweckt. Nur das schwache, silberne Licht des Mondes erhellte sein Schlafzimmer, aber dennoch konnte er den Schatten, der sich hinter den seidenen Bettvorhängen bewegte, überdeutlich erkennen: Jemand war in seinem Zimmer und hatte ihn beim Schlafen beobachtet. „Seto?“, vielleicht war der Graf endlich von seinem Ritt zur nächstgelegenen Siedlung zurückgekehrt und wollte nun nach dem rechten sehen? Aber, er erhielt keine Antwort, nur der schlanke Schatten bewegte sich einige Schritte weiter auf das Bett zu. Katsuya setzte sich auf und umklammerte sein Kopfkissen fester, „Bitte, sagen Sie mir, wer Sie sind! Seto, das ist nicht komisch!“ Im selben Moment öffnete sich die Tür und goldenes Kerzenlicht flutete in den Raum hinein. Eine unbekannte Frau erschien in der Tür und spähte in den Raum hinein, „Dona Serenity, du musst nun wieder in den Zimmer gehen, es ist längst Schlafenszeit.“ In dem Kerzenlicht erschien Serenity einmal mehr wie ein launiger Engel. Ihr Nachthemd hatte Schokoflecken und ihre Haare waren zerzaust, als sie nun ihre Dienerin schmollend ansah, „Ich bin aber noch gar nicht müde.“ „Ich habe einen Kuchen in deinem Zimmer.“, lockte die Unbekannte und sofort machte die Aussicht auf etwas Süßes das störrische Mädchen gefügiger. Sie ließ zu, dass die Dienerin sie aus dem Zimmer geleitete, drehte sich aber dennoch an der Tür noch einmal zum verschreckten Katsuya um und winkte fröhlich, „Schlaf gut, Joey!“ Der Angesprochene konnte nur nicken, er hatte nicht einmal Zeit darüber nachzudenken, woher die junge Gräfin nun seinen Spitznamen kennen mochte, dann war der frühmorgendliche Spuk auch schon wieder vorbei. Katsuya war nun wieder alleine in seinem Zimmer, aber der Schlaf wollte trotzdem nicht zu ihm kommen. Er wälzte sich von einer Seite auf die andere und nicht einmal das Wissen, dass er die Zimmertür hinter Serenity abgeschlossen hatte, half ihm Ruhe zu finden, so dass er schließlich aufstand und den herrlichen Sonnenaufgang genoss. Erneut spürte der blonde Junge den Drang die Sicherheit der Fazenda zu verlassen. Seit beinahe siebzehn Tagen schon hatte er weder Siegfried, noch Gozaburo und Gott seis gedankt auch Seto nicht zu Gesicht bekommen. Tag für Tag waren seine einzige Gesellschaft Hope, oder aber Serenity. So schön die Gräfin auch sein mochte, es war ermüdend mit ihren Stimmungsschwankungen umzugehen, vor allem, wenn sie so plötzlich auftraten. Katsuya wusste einfach nicht damit umzugehen und fühlte sich vollkommen überfordert. Er öffnete das Tor und trat in die schwere Luft des Urwald hinaus. Die Regenzeit war mittlerweile angebrochen und der Geruch nach einem baldigen weiteren heftigen Schauer, der die Kaffeefelder überschwemmen würde, lag in der Luft. Ein Unterstand am nahen Waldrand erweckte die Aufmerksamkeit des Jungen und in der Hoffnung dort einen Unterschlupf und etwas Ruhe zu finden, lief er darauf zu. Jemand war ihm zuvorgekommen, wie er seufzend feststellte, als er abrupt stehen blieb. In dem kleinen Unterstand stand ein Indianer mit zerlumpter Kleidung, der hungrig etwas zu verspeisen schien. Katsuya hatte schon davon gehört, dass die reichen Grundherren solche Unterstände für die Armen errichteten, aber niemals hätte er gedacht, dass auch der kühle Seto so etwas tun würde. Der Indianer drehte sich um und der Junge starrte ihn entsetzt an, war sein Gesicht doch von Schuppen überzogen und wirkte wie die Haut eines amphibischen Tieres, das zulange aus dem Wasser gewesen war. Der Blonde wich zurück und rannte die wenigen Meter bis zum Eingangstor der Fazenda zurück. Die Vorstellung, dass dieses entstellte Wesen ihm folgen könnte, beflügelte seine Schritte noch zusätzlich und er wusste, dass er sich erst wieder sicher fühlen würde, wenn er in den Armen von Seto…Nein, wenn er seine Zimmertür hinter sich verschlossen hätte… Er war so voller Panik, dass er die Schlange auf den weißen Marmorstufen erst im letzten Moment bemerkte. Gefangen zwischen den entstellten Indianer und der Giftschlange versuchte er um Hilfe zu rufen, brachte aber keinen Ton hervor. Und zu allem Überfluss donnerte es nun auch noch und die ersten Regentropfen, die Vorboten eines heftigen Schauers, begannen zu fallen. „Joey, du wirst noch nass werden.“, amüsiert blickte der blauäugige Graf von der Veranda auf ihn herab. Die Kleidung des Dunkelhaarigen war, so bemerkte Katsuya ganz nebenbei, war dreckig, so als wäre er gerade erst wieder von einem langen Ritt zurückgekehrt. Mit zitternder Hand deutete der verängstigte Junge auf die zusammengerollte Schlange und seine honigbraunen Augen flehten stumm um Rettung. Wieder lachte der Graf, „Sie ist harmlos, du kannst ruhig an ihr vorbeigehen.“ Stur schüttelte Katsuya den Kopf und sah hilfesuchend zu Seto, der nun über das Geländer der Veranda sprang und auf ihn zukam, „Muss ich dich nun etwa wie eine Braut über die Schwelle tragen?“ Noch nicht einmal dieser Satz brachte den Jungen dazu weiterzugehen, so dass Seto schließlich seufzte und ihn auf seine Arme hob. Er spürte das Zittern seines Körpers und runzelte die Stirn, „Was hat dich so erschreckt? Doch bestimmt nicht die kleine Schlange?“ „Ein Indianer…“, brachte er hervor und Seto nickte, als er ihn ein Stück hinter der Schlange wieder auf die Beine stellte, „Lepra ist kein schöner Anblick.“ Lepra, er hatte schon von dieser Krankheit gehört, in der Bibel gab es Geschichten über Wunderheilungen an solchen Kranken und plötzlich fühlte sich der Junge schlecht, dass er von dem Kranken als Monster gedacht hatte. Er wandt sich in Richtung seiner Zimmer, um für den Indianer zu beten, aber Setos Stimme ließ ihn zusammenzucken, „Du hast dich mit meiner Frau angefreundet, habe ich gehört?“ „Ja, wir essen zusammen Cremekuchen.“, Katsuyas Augen verengten sich zu Schlitzen, aber Seto nickte nur und ging weiter. „Aber sie…“, als der Junge weitersprach, blieb Seto stehen und drehte sich wieder um, während er den Satz mit eisiger Stimme, in der die Bitterkeit überdeutlich mitklang, beendete„…hat ihre Unpässlichkeiten…“ Für einen kurzen Moment sahen die beiden jungen Männer sich an, dann riss der blonde Amerikaner seinen Blick von Seto los und floh in seine Räume. Nachdem er die Tür verschlossen und die Vorhänge vor die Fenster gezogen hatte, fiel auf die dicken Teppiche. Katsuya schaffte es kaum seine zitternden Hände zum Gebet zu falten, während er mit brechender Stimme flehte, „Nicht er…Lieber Gott…Bitte nicht ihn…Nicht ihn, ich flehe dich an…Nicht ihn.“ Kapitel 5: ----------- An einem regnerischen und trüben Morgen inmitten der Regenzeit saß Katsuya gelangweilt auf einer der zahlreichen Bänke auf der abgelegensten Veranda der Fazenda. Nachdem es ihm nun mit dem Versteck der Gästezimmerveranda gelungen war, einige Tage erfolgreich nirgendwo in den weitläufigen Hallen oder den Gärten auf Seto zu treffen und er nun endlich auch den momentan ständig wechselnden Launen Serenitys entkommen war, konnte er sich nun erstmals seit langem wieder entspannen. Da er in seinem Versteck nichts zu tun hatte, begann er sich all die seltsamen Orte, von denen er in den zahlreichen Büchern der Bibliothek gelesen hatte. Vor allem die Vorstellung des Schwefelheilbads in Sao Paolo, wo lauter fette Leute ihre kranken Lebern mit einem Glas Schwefelwasser nach dem anderen durchspülten und auf Linderung ihrer Qualen hofften, brachte ihn zum Lachen. Hastig sah er sich um, ob ihn durch das verräterische Geräusch nun vielleicht Serenity oder noch schlimmer Seto gefunden hätte, aber er konnte erleichtert aufatmen, war er immer noch alleine. Er atmete tief durch und schloss die Augen, um sich den Platz vorzustellen, an dem der Kaiser von Brasilien die Unabhängigkeit von Portugal ausgerufen hatte. Auf dem Platz würde sicher ein prachtvoller Springbrunnen stehen, wo die Leute täglich ihr Wasser holten und dankbar zu einer goldenen Statue des Kaisers aufsahen. Er versuchte sich die Statue vorzustellen, aber statt des Kaisers tauchte vor seinem inneren Auge immer wieder das Bild prächtige von Seto auf seinem, sich aufbäumenden Rappenhengst auf. Seine Lippen begannen zu zittern und er ballte seine Hände hilflos zu Fäusten, wollten sie ihm doch nicht gehorchen. „Stimmt etwas nicht, Katsuya?“, erschrocken hob der blonde Junge den Kopf und begegnete den kalten Saphiraugen, die bis in sein Herz zu sehen schienen, „Ich möchte etwas…etwas von Brasilien sehen…“ Katsuya wusste nicht, warum er das gesagt hatte, es war ihm einfach herausgerutscht und nun war es zu spät daran noch etwas zu ändern. Setos Augen funkelten amüsiert, als der Junge den Wunsch äußerte, aber er nickte dennoch, „Wenn du es wünschst, kann ich dich hinbringen. Sei in einer halben Stunde fertig.“ „Ja, Seto…“, Katsuyas Stimme war leise und zitterte, aber Seto reagierte nicht, sondern verschwand bereits in Richtung der Pferdeställe. Er sah, wie der Graf einem Indianermädchen einen Korb abnahm und zögerte nun näher zu treten. Seto hatte ihn aber schon gesehen und trat nun auf ihn zu, „Wartest du auf die Kutsche, Katsuya?“ Der Junge nickte und Seto lächelte süffisant, „Du wirst mir wohl deine Reitkünste präsentieren müssen, die Wege sind zu eng für die Kutsche.“ Seto strich seinem schwarzen Hengst, der beim Klang seines Namens wieherte und mit den Hufen scharrte, durch die dichte Mähne, „Wir nehmen Black Dragon.“ „Wenn wir reiten, dann will ich mein eigenes Pferd.“, Katsuya ballte die Fäuste und sah den Älteren herausfordernd an, „Ich bin kein Sack Ihrer Kaffeebohnen, den man vor sich aufs Pferd zieht.“ „Oh, das kleine Hündchen kann kläffen.“, Seto klang amüsiert, nickte aber und wand sich an einen der Stallburschen. Nach einem schnellen Wortwechsel auf Portugiesisch, von dem Katsuya nicht einmal jedes dritte Wort verstand, brachte der Bursche eine kleine weiße Mauleselstute und verbeugte sich vor Katsuya. „Ihr Name ist Tea.“, informierte Seto ihn noch kurzangebunden, bevor er sich in einer geschmeidigen Bewegung auf den Hengst schwang, „Nun komm.“ Der blonde Junge biss wütend auf seiner Lippe herum, entschloss sich dann aber doch dem jungen Grafen nicht die Genugtuung zu gönnen und auf den Maulesel zu steigen. Das Tier blieb, egal wie sehr er ihn auch antrieb störrisch auf seinem Platz stehen und erst als Seto sich zu einem der weichen großen Ohren herabbeugte und etwas hineinflüsterte, setzte sich das Tier langsam in Bewegung. Langsam und mit gesenktem Kopf trottend, folgte die kleine Stute dem größeren Hengst. Bald hatten sie den wilden Urwald hinter sich gelassen und die Hufschläge ihrer Reittiere hallten über einen gepflasterten Weg, der sich durch die Berge zog. Lange Zeit waren sie alleine auf dem Weg, aber schließlich trafen sie endlich auf eine kleine Menschengruppe, die ihnen respektvoll Platz machten. Seto brach, nachdem sie die Menschen überholt hatten, die Stille und berichtete dem Jungen, dass es sich hierbei um Pilger handeln würde, die ein Heiligtum in den Bergen besuchen wollten. Als die Sonne gegen Mittag am höchsten stand, lenkte Seto seinen Hengst an den Wegesrand und stieg ab. Die Stute folgte dem Hengst brav und während der Graf den Boden ihres Rastplatzes prüfte, stieg auch Katsuya von seinem Reittier. „Wir können hier rasten. Bist du hungrig, Kläffer?“ Der Jüngere knirschte wütend mit den Zähnen, was Seto nicht zu interessieren schien. Der junge Graf zog eine Decke aus seinen Satteltaschen und breitete sie auf der Erde aus, bevor er Katsuya bedeutete sich zu setzen, „Nach dem Essen kannst du den Weg hoch wandern, es ist nicht mehr weit bis zum Heiligtum.“ „Werden Sie mich denn nicht begleiten?“, erstaunt hob Katsuya bei den Worten des Grafen den Kopf, aber Seto lachte nur, „Ich werde hier mit den beiden Tieren warten. Trödel aber trotzdem nicht, sonst komme ich und werde dich finden.“ Der Blonde würdigte seinen Begleiter keines Blickes mehr, sondern stolzierte mit hocherhobenem Kopf an dem arroganten Grafen vorbei. Erst, als er hinter der nächsten Wegbiegung verschwunden war, erlaubte er sich wieder tief durch zu atmen und frustriert die Fäuste zu ballen. Aber, bald gewann seine Neugier die Oberhand und der blonde Junge eilte den steilen Berg empor. Seto hatte ihm ein bisschen über das Heiligtum erzählt und so war Katsuya nicht überrascht, als er auf dem steinernen Altar Tausende von Körperteilen, die aus Ton gefertigt worden waren, erblickte. Die Gläubigen beteten, so hatte Seto es ausgedrückt, hier für ein Wunder und er, so wurde dem blonden Amerikaner nun plötzlich klar, als er sich zwischen die Pilger kniete, war nun einer von ihnen. „Bitte nicht er…Bitte nicht er…“, der böige Wind riss das Gebet von seinen Lippen und trug die hervorgestoßenen Silben gen Himmel. Dennoch fühlte Katsuya keinen Frieden in sich. Wann immer er die Augen schloss, sah er den jungen Grafen vor sich und sein Herz begann schneller zu schlagen. „Wir müssen zurück, Kläffer.“, in der kalten Stimme des Grafen klang nicht der Hauch einer Entschuldigung mit, als er Katsuya nun einfach unterbrach, „Es wird bereits dunkel.“ Verwirrt blickten die honigfarbenen Augen des Jungen zu Seto auf, der tief seufzte, „Soll ich dich etwa schon wieder tragen?“ Wieder wartete er keine Antwort ab, sondern hob den vor Kälte zitternden Jungen auf seine Arme und trug ihn zu ihren Reittieren. Erst dort ließ er ihn wieder hinunter und befreite die Zügel beider Tiere, „Hast du auch für dich selbst gebetet, Katsuya?“ Der angesprochene Junge ließ sich schwer in den Sattel der Mauleselin fallen und schnaubte, „Habe ich das denn nötig, wenn mich der große und mutige Graf von Pindamonhangaba beschützt?“ Wortlos trieb Seto den Rappen an und ließ ihn in einen leichten Galopp fallen. Den raumgreifenden Schritten des Hengstes konnte die Mauleselstute nicht folgen, so dass sich der Blonde schließlich alleine auf dem, immer dunkler werdenden, abschüssigen Weg wiederfand. Katsuyas Portugiesischkenntnisse mochten gering sein, aber es hatte Yugi durchaus Spaß bereitet, seinem Herren das eine oder andere Schimpfwort beizubringen. Und jedes Schimpfwort an das er sich nun erinnerte, wurde in Zusammenhang mit dem Grafen von Pindamonhangaba benutzt. „Mergulhão!“, fluchte der Blondschopf gerade herzhaft, als plötzlich irgendwo in der Dunkelheit neben ihm Setos amüsierte Stimme erklang, „Und gerade hatte ich mich entschlossen dich doch nicht hier in der Wildnis auszusetzen…“ Eine Laterne wurde entzündet und erleichtert stellte Katsuya fest, dass der arrogante Graf am Fuße des Berges auf ihn gewartet hatte. Und nicht nur das, neben Seto warteten noch vier Gauchos, die sie den ganzen Weg zurück zur Fazenda begleiteten. „Kläffer, nicht einschlafen.“, starke Hände griffen nach dem Blonden und noch bevor er sich versah, saß er schon vor Seto im Sattel des Rappens und klammerte sich erschrocken keuchend am Horn des Sattels fest. „Na na, nicht so schreckhaft, aber wenn du von einem Maultier fällst, kannst du mir sicherlich nicht beweisen, wie gut du reiten kannst.“, Setos Griff um seine Taille verstärkte sich und zog den Jüngeren an die Brust des Grafen. Der starke Herzschlag war einlullend und so fielen dem erschöpften Jungen die Augen zu. Kapitel 6: ----------- Snowbird Thanx… Orca…Willkomen und vielen Dank ;) Bahnen von silbrigem Mondlicht fielen durch die Fenster und die feinen seidenen Bettvorhänge und malte verschlungene Muster auf die dunkelblaue Bettdecke und die blasse Haut des Jungen. Außerdem zauberte sie auch silberne Reflexe in das blonde Haar Katsuyas. Seto, der ihn ins Bett getragen hatte, zog gerade die Bettdecke über dem Jungen zurecht und strich ihm noch kurz durch die blonden Haare, bevor er sich auch zum Gehen wandte. „Seto…“, es war nur ein leises Wispern, aber dennoch hatte der junge Graf es gehört und drehte sich nun wieder zum Bett um. Eigentlich hatte er nun erwartet, dass der Junge wach gewesen wäre und er nun wieder einmal einen weiteren Wutanfall zu erwarten hätte, aber die Augen des Blonden waren geschlossen. Stattdessen streckte Katsuya tastend die Hand nach ihm aus und wimmerte noch einmal den Namen des Älteren. Lächelnd setzte Seto sich zu ihm auf die Bettkante und war mehr als nur etwas überrascht, als Katsuyas Arme sich zielsicher um seine Hüften schlang und er sich an den Körper des Größeren schmiegte. Vorsichtig strich Seto ihm durch die blonden Haare und sah lächelnd auf den Schlafenden hinunter, „Hinter dem Kläffer verbirgt sich wahrlich ein kleines Schmusekätzchen…Du überraschst mich immer wieder.“ Die Stunden vergingen nur langsam, aber schließlich graute auch der Morgen endlich schon am fernen Horizont. Die goldenen Strahlen der Sonne krochen über das dunkelgrüne Blätterdach des wilden Urwalds und auch die Tiere erwachten langsam. Katsuya dachte aber nicht daran aufzuwachen, er schlief noch immer vollkommen übermüdet und auch der dunkelhaarige Graf saß ebenfalls noch immer auf der Bettkante. Und noch immer wurde er auch unnachgiebig festgehalten und fühlte die Wärme des anderen Körpers neben sich. Seto gähnte leicht und als er Anstalten machte, aufzustehen und wie jeden Morgen mit Black Dragon auszureiten, regte sich auch der Jüngere in dem großen Bett. Verschlafene braune Augen sahen sekundenlang zu Seto auf, aber als sich sein Blick klärte, verengten sich die sanften Augen. Als hätte der blonde Junge sich verbrannt, löste er sich sofort von dem Grafen und zog die Bettdecke schutzsuchend bis zum Hals empor. Seine Stimme überschlug sich fast, als Katsuya, ohne den anderen aus den Augen zu lassen, in die hinterste Ecke des Bettes rutschte, „Was wollt Ihr hier? Dreht Euch gefälligst um! Wisst Ihr nicht, was ANSTAND ist?“ „Heute Nacht warst du aber nicht so prüde, Hündchen.“, Seto schmunzelte und erhob sich in einer geschmeidigen Bewegung und verließ dann das Zimmer, ohne den anderen noch einmal anzusehen. --- --- Trotz der sehr frühen Morgenstunde in der all das geschehen war, schienen viele Leute auf der Fazenda mitbekommen zu haben, dass der junge Graf die Nacht nicht bei seiner Gemahlin, oder in seinem eignen Bett verbracht hatte. Katsuya hatte nun, da jeder ihn anzustarren schien, das ungute Gefühl, dass jeder wusste, dass in dieser Nacht ‚etwas’ zwischen Seto und ihm passiert war. Jeder, außer ihm. Seufzend versteckte er sich drei lange Tage in dem seidenen Kokon des Himmelbetts. Er verweigerte jeden Besuch und verbarg sich vor allen neugierigen Blicken in den weichen Decken. Aber schließlich wurde er grob aus dem Bett gezerrt. Katsuya fiepte kläglich, als er mitsamt der Decke unsanft auf dem Boden landete und rollte sich gleich wieder zusammen, um sich zu verstecken. „In fünf Minuten will ich dich auf der Terrasse sehen.“, der junge Graf, von dem Katsuya aus seiner Position im Moment nur die blankpolierten schwarzen Reitstiefel sah, blickte amüsiert auf ihn hinunter, „Yugi hat deine Staffelei aufgebaut.“ Seto wartete nicht mehr auf eine Antwort des Jüngeren, sondern verließ mit ruhigem Schritt das Schlafzimmer, ganz im festen Glauben dass Katsuya dem gräflichen Befehl nachkommen würde, wieder. Er zog sich einige Minuten später in seine, im ersten Stock liegende Privatbibliothek, die ihm auch als Arbeitszimmer diente, zurück. Sonnenlicht fiel durch die großen Fenster, die einen perfekten Ausblick auf die Terrasse gestatteten, auf unzählige Regale voller Bücher. Das einzige Geräusch in dem großen, mit dunklem Holz getäfelten Raum, sah man von dem Rascheln des Papiers einmal ab, war das Ticken der alten Standuhr, die in einer Ecke stand. Seto nahm das leise Ticken schon lange nicht mehr wahr, zu viele Stunden hatte der Graf bereits n diesen Räumen verbracht. Erst als die Uhr nach einer, für ihn unbestimmbaren Zeitspanne plötzlich mehrmals schlug, hob er den Kopf und sah auf die Terrasse hinunter. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen und verschwand auch nicht, als er sich erhob und ohne Umwege den Weg zu Katsuyas Gemächern einschlug. Er hielt sich nicht mit Anklopfen aus, sondern trat einfach ein und hob den Blonden, der noch immer in den Deckenkokon versteckt hatte, auf seine Arme. Ohne auf das Strampeln und die Protestschreie zu achten, trug er Katsuya auf die sonnige Terrasse und ließ ihn dann beinahe schon behutsam auf einen der bequemen Liegestühle fallen, „Auch, wenn wir eine Nacht zusammen verbracht haben, so entbindet dich das sicher nicht davon mir gehorchen zu müssen, Joey.“ „Ich bin nicht Euer Eigentum! Und, für Euch immer noch Katsuya, Graf Seto!“, wütend funkelten ihn die sonst so sanften braunen Augen an, aber Seto lächelte nur kalt und ging, „Du gehörst mir, wie alles andere hier. Das solltest du niemals vergessen.“ Dies wiederholte sich drei Tage lang, dann gab der blonde Junge nach und trat zum ersten Mal freiwillig auf die Terrasse. Wie Seto versprochen hatte, warteten die Staffelei und auch die Farben wirklich auf den Jungen. Erfreut suchte Katsuya nach einem lohnenden Motiv und fand es schließlich im Urwald selber, woraufhin er alles um sich herum vergaß. „Joey, komm doch zu mir. Es gibt Kakao!“, die Stimme von Serenity durchbrach Katsuyas Konzentration und der blonde legte seufzend den Pinsel beiseite. Er streckte sich und massierte die verkrampften Muskeln in seinem Nacken, während er sich zur jungen Gräfin umdrehte, „Gerne, ich muss nur noch das Bild an Yugi übergeben!“ Als hätte der Diener nur auf die Nennung seines Namens gewartet, erschien er nun auch schon und nahm dem jungen Amerikaner die nasse Leinwand ab und zog sich wieder diskret zurück, „Ich passe auf, dass es trockenen kann und mit nichts in Kontakt kommt, Dom Katsuya.“ Hungrig, wahrscheinlich lag es an den Tagen, wo er jede Mahlzeit verweigert hatte, lief der blonde Junge zu Serenity und ließ sich neben ihr auf der gepolsterten Bank nieder. Beinahe sofort reichte die braunhaarige Gräfin ihm eine Tasse und lächelte aufmunternd, „Probier mal.“ Katsuya hob die Teetasse an seine Lippen und schnupperte, als er ein ihm unbekannten Geruch wahrnahm, „Was ist das?“ „Arguardente[1].“, Serenity kicherte, „Sehr süß.“ Katsuya rümpfte die Nase und hob die Tassen gerade an die Lippen, als Hufgeklapper die Ankunft eines Reiters verkündete. Neugierig sah Katsuya auf und seufzte, als er den Reiter als den Grafen erkannte. Wahrscheinlich, so vermutete er sarkastisch, genoss der Graf den Anblick seiner Frau und seines … Gespielen, die sich so gut verstanden…Er wollte den Gedanken nicht mehr weiterverfolgen und schüttelte unwillig den Kopf, um sie zu vertreiben. Behände sprang Seto vom Pferd und hatte die Terrasse beinahe erreicht, als ein seltsamer Geruch an seine Nase drang. Witternd, wie eine Raubkatze hob er den Kopf, um den Geruch zu lokalisieren und plötzlich wusste er es. Mit schnellen Schritten stand er plötzlich neben Katsuya und schlug ihm die zierliche Tasse aus der Hand, „Nein!“ „Was soll das? Passt es dir etwa doch nich…“, seine Stimme versagte, als Seto ihn zu sich zog und für einige Sekunden einfach nur festhielt. Erst, als Katsuyas Herz nicht mehr wie ein eingesperrtes Vögelchen schlug, ließ er den Jungen los, „Ich habe jedes Recht, Joey. Und nun sag mir, wer hat es dir gegeben?“ Der Blick aus den blauen Augen lag erst auf dem Blonden Jungen und wanderte erst dann zur kichernden Serenity, „Warst du es, Serenity?“ Ihre Antwort bestand aus einem neuerliche Kichern und einem Nicken. Setos Stimme hatte sämtliche Wärme verloren und war voller eisigem Zorn, „Geh in dein Zimmer.“ Die junge Frau nickte, sprang auf und schnappte sich hinter dem Rücken ihres Mannes noch den restlichen Kuchen, bevor sie barfuss ins Innere der Fazenda lief. „Es ist sicher nicht nötig so mit Ihrer Frau umzugehen! Es war doch nur ein bisschen harmloses Arguardente!“, auch der blonde Junge war nun wütend und war nicht gewillt auch diesen Sieg wieder dem Grafen zu überlassen, „Nichts weiter!“ Seto griff nach der silbernen Kaffeekanne und hob ihren Deckel ein Stück an, um an dem gelblichen Inhalt zu riechen, „Du hast nichts davon getrunken?“ „Nein, Seto.“, die Stimme des Jüngeren war immer noch ein Knurren, aber die Miene des Grafen entspannte sich wieder, als er nun die Kanne im hohen Bogen über die Mauer warf, „Du wirst niemals etwas essen oder trinken, was Serenity oder eine ihrer Dienerinnen dir anbietet, haben wir uns verstanden?“ Stur schüttelte Katsuya den Kopf und wollte verneinen, aber Seto ließ ihn nicht zu Wort kommen. Die blauen Augen des Grafen blitzen vor unterdrücktem Zorn, als er nun in Richtung der Kanne deutete, „In der Kanne war Gift.“ --- --- [1] http://de.wikipedia.org/wiki/Cacha Kapitel 7: ----------- Snowbird „Mir ist zu Ohren gekommen, dass du dich in die illustre Reihe der Bettgefährten meines Bruders eingereiht hast, Joey?“, der blonde Junge, der einige Tage später wieder auf der Veranda vor seiner Staffelei stand, ließ bei der überraschenden Frage beinahe den Pinsel fallen. Katsuya wirbelte herum und wollte etwas entgegnen, sich irgendwie verteidigen, aber das höhnische Lachen Siegfrieds hielt ihn davon ab, „Was soll ich nun tun, Joey? Vater von deiner schrecklichen Sünde erzählen, oder es vielleicht dem Padre beichten, als Schutz für deine arme, kleine Seele? Oder sollte ich vielleicht doch lieber schweigen und auch mal in den Genuss kommen?“ Katsuyas Augen weiteren sich bei der Vorstellung, die das Angebot hervorrief, aber wieder ließ ihm Siegfried keine Zeit zum Antworten. Der Ältere fuhr sich durch die Haare und lächelte, „Ich denke, ich habe mir auch etwas Spaß verdient, Dartz wird in letzter Zeit etwas zu fordernd…und, es wird mir eine Freude sein zu sehen, dass mein kleiner Bruder wenigstens eine Sache in seinem Leben einmal nicht bekommen wird. Von nun an hast du meine ungeteilte Aufmerksamkeit, Joey.“ Von diesem Tag an kam Siegfried den blonden Jungen jeden Morgen in seinem Appartement besuchen und blieb den Tag über bei ihm. Die Tage in Gesellschaft des Älteren zogen sich für Katsuya immer weiter in die Länge. Eine Unterhaltung zwischen ihnen kam nur schwer in Gange und die überdeutlichen Anspielungen, was Katsuya tun sollte, damit er nicht verraten werden würde, trieben dem Blonden die Röte auf die Wange, woraufhin Siegfried nur höhnisch zu lachen begann und seine Hand aufreizend im Schritt des Jungen platzierte, um leicht zuzudrücken. Bislang war er noch nicht weitergegangen, aber heute hatte der Ältere einen seltsamen Glanz in den Augen, der Katsuya Unbehagen bereitete und ihn auf der zierlichen Couch nervös hin und herrücken ließ. Auch Siegfried schien diese Unruhe zu spüren und grinste nur süffisant, „So unruhig, vermisst du die Nächte mit meinem Bruder?“ Katsuya wollte keine Antwort darauf geben, Er hätte es auch nicht gekonnt, da er schon lange nicht mehr wusste, was er eigentlich wollte und was nicht. Er war demnach froh, als sich, früher als erwartet, schwere und zielstrebige Schritte der Tür näherten. „Für Dartz ist es noch zu früh.“, beinahe hätte Katsuya bei Siegfrieds ruhiger und leicht süffisant klingenden Aussage jegliche Hoffnung verloren, aber genau in diesem Moment öffnete sich die Tür und Seto, gerade frisch von den Kaffeeplantagen und demzufolge über und über mit rotem Staub bedeckt, trat ein. Siegfried musterte seinen staubbedeckten kleinen Bruder von oben bis unten und hob tadelnd den Ziegefinger, „Sag einmal, was nimmst du dir eigentlich heraus, unangemeldet in die Privatgemächer meines Gefährten zu kommen, Seto? Ich würde es begrüßen, wenn du demnächst anklopfen würdest, wir könnten…anderweitig beschäftigt sein.“ Seto ignorierte den Tadel. Sein Blick wanderte kurz über Katsuya, bevor er sich umdrehte und den Raum wieder verließ. „Oh ja, das tat gut.“, Siegfried lachte höhnisch und konnte sich auch in den nächsten Minuten nicht mehr beruhigen, während Katsuya tränenblind auf seine Hände starrte. Endlich hatte sich der Ältere wieder beruhigt und wischte sich die Lachtränen von den Wangen, „Joey, das hat mich alles sehr ermüdet. Sei ein gutes Hündchen und suche mir Dartz. Ich möchte zurück in meine eigenen Zimmer.“ Sofort gehorchte der Blonde und eilte, froh der bedrückenden Atmosphäre entkommen zu sein, aus dem Zimmer und suchte tränenblind nach dem Diener. Er wartete nicht auf eine Antwort von Dartz, sondern stürmte an ihm vorbei in Richtung der abseitsgelegenen Veranda, wo ihn niemand finden würde. Dort brach er auf einem der Liegestühle zusammen und seine schmale Gestalt wurde von Schluchzen geschüttelt. Dennoch traf er sich jeden Tag erneut mit Siegfried. Was blieb ihm denn auch anderes über? Seto verließ die Fazenda morgens vor Sonnenaufgang und kam erst weit gegen Mitternacht zurück. --- --- Die warme und schwüle Regenzeit kam. Jeden Morgen lagen die Plantagen in weißen Nebelschwaden versteckt und die Luft war so unerträglich heiß dass selbst die Blumen die Köpfe hängen ließen. Selbst Hope schien von der allgemeinen Melancholie angesteckt worden zu sein, lag der junge Hund doch teilnahmslos in seinem Körbchen. Katsuya war besorgt um seinen einzigen Freund auf der Fazenda und bat Yugi das Körbchen auf die Veranda zu stellen, sobald sich die ersten Strahlen der Sonne zeigen mochten. Es war feucht und heiß, selbst die dünnen Seidendecken waren bei dieser Hitze unerträglich, so dass Katsuya sie bei dem Versuch gegen Mittag etwas zu schlafen, einfach kurzerhand aus dem Bett warf. Sein Nachthemd folgte nur wenige Minuten später, ebenso wie das Kissen, aber es half dennoch nichts. Deshalb setzte sich der Blonde schließlich seufzend auf und aufgab so zu tun, als würde er sich ausruhen. In solchen Momenten bewunderte er Seto, war der Graf doch den ganzen Tag in der Hitze draußen und sorgte dafür, dass der Reichtum der Kaibas, die Frucht der empfindlichen Kaffeepflanze, vor dem Beginn des Regens eingebracht wären. Katsuya stieg aus dem Bett und seine nackten Füße verursachten in den dicken Teppichen keinen Laut, als er sich erst anzog, und dann vorsichtig aus der Tür spähte. Der lange Flur mit den vielen Türen war menschenleer, aber in der riesigen Eingangshalle stand die Tür weit offen. Neugierig verharrte der Blonde einen Moment auf der Treppe und beobachtete eine Gestalt in einem weißen Kleid, welche die Stufen hinuntereilte und verschwand. Er runzelte die Stirn, als er im letzten Moment die Gräfin erkannte, die irgendetwas im Arm zu halten und zum Tor zu laufen schien. Automatisch wanderte, kaum dass auch er das kühle Haus verlassen hatte, sein Blick zur Veranda, wo Hopes Körbchen stand und auf den ersten Blick entdeckte er, dass die Leine vom Geländer gelöst worden war! Hatte Serenity etwa Hope im Arm gehabt? Panik und Angst um seinen einzigen Freund schalteten jeden vernünftigen Gedanken in Katsuyas Kopf aus, als er nun blindlings durch das Tor hinaus in den Urwald stürmte, „Serenity!“ Die junge Frau war bereits vom Wald verschluckt worden, aber der Junge folgte ihr wütend. Er war nicht nur wütend auf die junge Gräfin, die zweifelsohne nicht wusste, was genau sie eigentlich getan hatte, sondern auch auf sich selber. Hope war sein Hund und er hätte viel besser auf das kleine Tier aufpassen müssen! „Serenity!“, immer und immer wieder rief er den Namen der jungen Frau, aber nur Tiere reagierten hin und wieder auf ihre lauten Rufe und raschelten in den Dickichts. Nach Stunden, wie es Katsuya erschien, entdeckte er schließlich den fröhlich bellenden Hope auf einer kleinen Lichtung. Seine Leine war um einen jungen Baum gewunden und er wedelte fröhlich mit dem Schwanz, als er sein Herrchen kommen sah. Er leichtert sah Katsuya sich nach der Gräfin um, aber nirgends zeigte sich eine Spur von ihr, so dass der Junge es als albernen Streich abtat und sich die Umgebung einmal prüfend ansah. Es schien keine Gefahr zu drohen, so dass er einen Schritt nach vorne machte, um die Leine zu lösen. Plötzlich gab die Erde unter ihm nach. Katsuya schrie verzweifelt auf, und versuchte sich an den Lianen festzuhalten, während seine Füße verzweifelt nach Halt tasteten. Es war eine primitive Tierfalle, wie sie die Indianer, aber auch die Gauchos benutzten und er traute sich gar nicht vorzustellen, was ihn am Grund der Grube erwarten würde. Er grub die Finger in die bröcklige Erde und versuchte sich auf den festen Boden zu ziehen. Es misslang aber immer wieder und er drohte nur noch tiefer in die Fall zu sinken, bis sein rechter Fuß plötzlich einen Halt fand. Katsuya war es egal, worauf er stand, aber aus dieser neuen Position konnte er wenigstens seien Oberkörper aus der Falle hinausziehen. Es könnte noch Stunden dauern, bis jemand ihn retten würde. Die Indianer kontrollierten ihre Fallen nur einmal die Woche und Seto würde bis zum späten Abend auf den Feldern bleiben. Und wer sonst sollte ihm helfen, wenn nicht doch plötzlich ein Sklave oder so vorbeikommen würde? Es war ihm klar, dass das nur Wunschdenken war, die Sklaven der Plantage arbeiteten auf den Feldern und liefen sicher nicht durch den dichten Urwald, aber er brauchte etwas Hoffnung. Müde schloss er schließlich seine Augen und begann zu beten. Kapitel 8: ----------- Katsuya knurrte wohlig und vergrub sich tiefer in den weichen und warmen Decken. Er fühlte sich umgeben von Wärme und Trockenheit und blinzelte schließlich hinauf in den dunkelblauen Betthimmel, der sich unerwarteter Weise über ihm spannte. Schnell begriff er, er war in seinem Zimmer, er lag in der Sicherheit seines eigenen Bettes! Abrupt, und um sich endlich vollständig zu überzeugen, dass er nicht träumte, setzte er sich auf und erntete ein leises Lachen, von dem Mann im Rollstuhl, der neben seinem Bett auf sein Erwachen gewartet zu haben schien, „Na, wach?“ Der blonde Junge strich die feinen Vorhänge beiseite und kämpfte gegen den aufkommenden Schwindel an, „Wer hat … mich gefunden?“ „Dartz. In der Tierfalle. Er dachte, du wärst tot und kam zur Fazenda um Seto oder irgendjemand anderem Bescheid zu sagen…“ Katsuya nickte und drängte die Tränen, der Erschöpfung zurück und versuchte ein leichtes Lächeln, „Danke, dass er…mich zurückgebracht hat…“ „Nein, das hat er nicht. Seto hat dich zurückgebracht. Er hat dich aus der Falle geholt…ansonsten wärst du nun schon ertrunken.“, erst als Siegfried in Richtung der Fenster deutete, hörte Katsuya das Prasseln der Regentropfen und ein Schauer lief über seinen Rücken, als er sich vorstellte, wie sich die Grube der Falle unaufhaltsam mit Wasser füllte, „Ich…möchte gerne etwas schlafen.“ Siegfried betrachtete die müde Gestalt vor sich mit einem höhnischen Lächeln und nickte, „Tu das, dann bist du vielleicht wieder vorzeigbar…“ Er rief nach seinem Diener, der den Rollstuhl aus dem Zimmer schob. An der Tür ließ er Dartz aber noch einmal anhalten und drehte sich zu seinem Gefährten um, „Und, ich werde mit Seto reden, dass er dir nicht mehr zu nahe treten wird…Oder gefällt es dir, wenn du in seinen Armen liegst? Die noch immer nach seiner Frau riechen?“ Katsuya antwortete ihm nicht, er war bereits eingeschlafen, als die Tür hinter Siegfried und dessen Diener ins Schloss gefallen war. Eine Woche später war Serenity tot. Irgendjemand auf der Fazenda hatte die junge Gräfin scheinbar vergiftet und der blonde Junge war augenscheinlich die letzte Person gewesen, die sie lebend gesehen hatte. Das wussten alle, ebenso wie, dass es kurz vor ihrem Tod einen heftigen Streit zwischen ihr und Katsuya gegeben hatte. Auch Seto wusste davon, denn er war hineingekommen und hatte die in Tränen aufgelöste Serenity aus dem Zimmer getragen. Noch immer waren die Erinnerungen frisch und verfolgten den Jungen, während im Rest der Fazenda alles für die Bestattung der jungen Hausherrin vorbereitet wurde. Die Diener schlichen nur auf Zehenspitzen und weder Seto, noch Gozaburo oder Siegfried hatten seit Tagen ein einziges Wort mit dem blonden Jungen gesprochen. Noch nicht einmal gemeinsame Mahlzeiten gab es mehr… Der Junge seufzte und starrte in den dunkelblauen Betthimmel, während er sich erneut in seinen Erinnerungen an den Streit mit Serenity verlor. Serenity hatte sich in Katsuyas Schlafzimmer geschlichen gehabt und als der Junge dazugekommen war, hatte er nur Hopes angstvolles Wimmern und Fiepen gehört. Mit wenigen Schritten war der wütende Katsuya bei ihr gewesen und wurde nun Zeuge, wie die Gräfin mit ihren gefährlich langen und spitzzugefeilten Fingernägeln nach den Augen des sich windenden Welpen stieß. Vergebens hatte Katsuya versucht die junge Frau von dem Welpen wegzuziehen, aber die starrköpfige Serenity hielt den zitternden und vollkommen verängstigten Welpen fest in ihren Armen. Und dann hatte sich die Tür geöffnet und Seto hatte, mit blitzenden Augen in der Tür gestanden. Er hatte die Rufe gehört und die Situation scheinbar sofort erfasst. Nach einem eisigen Blick auf den Gefährten seines Bruders, kniete er sich zu seiner schluchzenden jungen Frau hinunter und zog sie in seine Arme. Katsuya unterdrückte ein heiseres Knurren, als sie sich an die Brust des Grafen drückte und ihrem Mann erlaubte sie hochzuheben und aus dem Zimmer zu tragen. Der letzte Blick, den er Katsuya zuwarf sagte deutlich aus, dass das Ganze alleine seine Schuld gewesen sei. Es gab, so sehr Katsuya auch nachdacht hatte, keine Möglichkeit den jungen Hund vor der Gräfin zu schützen. Der blonde Junge hatte sich sehr geschämt, als er über die Situation nachgedacht hatte und war schließlich zu dem Schluss gekommen, dass Seto Recht gehabt hatte, es war alleine seine Schuld gewesen. Die Gräfin mochte zwar erwachsen aussehen, aber ihr Verstand war nur der eines kleinen Kindes und sie war für ihre Taten nicht verantwortlich zu machen. Seufzend hatte sich der Blonde von seinem Bett erhoben und sich auf den Weg zu den Gemächern der jungen Gräfin gemacht. Fast hatte er erwart auch den besorgten Ehemann Seto dort anzutreffen, aber Serenity war alleine gewesen. Sie hatte ein neues, weißes Kleid getragen und hatte in einer Hängematte, die in ihrem Salon gespannt worden war, gesessen. Ihre braunen Haare waren auf und abgeflogen und ihre bloßen Füße hatten den gefliesten Fußboden gestreift, während sie immer und immer wieder Schwung geholt hatte. Katsuya hatte vorsichtig geklopft, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, an den Türrahmen, aber das braunhaarige Mädchen hatte ihn vollkommen ignoriert und fröhlich gejauchzt. Erst als der Junge ihren Namen genannt hatte, hatte sie ihn angesehen, aber die Entschuldigung schien ihr trotzdem gleichgültig gewesen zu sein. Sie hatte ihren Gast tatsächlich nur verwirrt angesehen, dann aber hatte sich, als sie ihn erkannt hatte, ein Lächeln auf ihrem Gesicht ausgebreitet. Lächelnd hatte sie dann auf einen Cremekuchen, der auf dem kleinen Beistelltischchen stand gedeutet. Katsuya, der sich nun, da er sich entschuldigt hatte, besser gefühlt hatte, hatte die Einladung aber mit einem höflichen Kopfschütteln abgelehnt. Als er einige Sekunden später das Zimmer der Gräfin wieder verlassen hatte, schien ihn diese auch schon wieder vergessen gehabt zu haben. Leiser Gesang hatte ihn noch durch die Korridore der Fazenda gefolgt. Das war das letzte Mal, dass man die junge Gräfin lebend gesehen hatte. In den frühen Abendstunden hatte ihre Dienerin, die ihr das Abendessen hatte bringen wollen, dann den leblosen Körper der schönen Serenity vor der Hängematte gefunden. Auch der eilig herbeigerufene Arzt hatte dann nur noch den Tod der jungen Frau feststellen können. Die weiteren Tage vergingen in einem hektischen Wirbel. Die Beerdigung musste, dank der brütenden Hitze, in alle Schnelle vorbereitet werden. Es war noch nicht einmal Zeit genug, um die Familie der Toten einzuladen, so dass bei der Trauerfeier nur der Altgraf und dessen Söhne anwesend waren. Katsuya hielt sich dezent im Hintergrund und umklammerte das Taschentuch mit beiden Händen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)