Black Widow Circus von BexChan ("Herzlich Willkommen im Zirkus der schwarzen Witwe") ================================================================================ Kapitel 15: Geständnis und Eifersucht ------------------------------------- Amaris war kreidebleich. Sein Gesicht war zwar nicht mehr so schmerzverzerrt wie als Silvo ihn erstochen hatte, dennoch sah ich, dass er wohl immer noch Schmerzen hatte. Mir kam bei der Sache ein ziemlich schlimmer Gedanke. Da Amaris ja noch ein Vampir war und er sich von Blut ernährte, hätte es nun sein können, dass er durch den tödlichen Angriff doch auch wieder so viel Blut verloren hatte. Ich setzte mich an seinen Bettrand. Sein Oberkörper war enkleidet und seine Brust war von einem breiten Verband umschlungen. Die Wunde war ziemlich tief und der Verband war schon wieder etwas mit Blut durchträngt. Amaris selber hatte die Augen geschlossen, er atmete schwer und in seinem Gesicht waren stark angeschwollene blaue Adern zu sehen. Plötzlich spürte ich, wie er sanft nach meiner Hand griff. „Ari, du machst dir Sorgen, nicht wahr? Hab keine Angst, ich werde nicht sterben. Ich habe zwar viel Blut verloren aber das bringt mich nicht um.“ Natürlich machte ich mir Sorgen aber ich bekam fürs erste kein Wort heraus. Ich umklammerte seine Hand und spürte wieder diesen stechenden Schmerz in meiner Brust, der mir sagte, dass wenn ich nicht gewesen wäre, das vielleicht nicht passiert wäre. Mit dem Gesicht zu mir gedreht lächelte Amaris mich schließlich schwach an. „Du denkst, es wäre deine Schuld. Hör zu, Ari, wir alle haben unsere Fehler. Wir sind nicht perfekt aber dafür sollten wir uns nicht schämen. Jeder hat seine Fähigkeiten und jeder ist etwas Besonderes. Und...wir haben alle unsere Ängste. Siehst du, ich habe als Kind immer Angst vor Vampiren gehabt und nun sieh, was aus mir geworden ist. Versprich du mir bitte, fürchte dich nicht und beschütze deine Menschlichkeit.“ Ich sah ihn verblüfft an. Er war doch auch an das Mal gebunden und ich hatte das Gefühl, dass er mir gerade das vermitteln wollte, was Valo mir die ganze Zeit sagen wollte. „Amaris, du magst Valo sehr, oder? Ihr seid oft zusammen.“ Amaris musterte mich monoton. Dann lächelte er. „Ich dachte schon, du könntest Gedanken lesen. Ja, du hast Recht, ich mag Valo sehr. Weißt du, als ich hierher kam und...das hier...geworden bin, hat sich Valo immer um mich gekümmert und auf mich aufgepasst. Er ist der netteste Kerl, den ich hier je getroffen habe und so herzensgütig. Ich kann verstehen, warum ihn jeder mag, außer Cecilia natürlich.“ Wir mussten beide lachen. „Aber...Valo...er ist nicht immer dieser fröhliche junge Mann, Ari. Nein, keinesfalls. Ich bin bis jetzt der einzige, der es weiß. Valo möchte...er möchte irgendwann seinen Traum erfüllen.“ Ich sah ihn verwundert an. „Seinen Traum? Was hat er für einen Traum, Amaris?“ Wieder lächelte er aber sah mich dabei nicht an. „Er möchte den Zirkus wieder in diesen schönen Ort verwandeln, den er mal gewesen war. Er möchte ihn wieder zu dem Zirkus machen, an dem alles Spaß und Freude hatten, wo Groß und Klein noch Träume haben.“ Für einen Moment schwieg ich. Das war wirklich ein schöner Traum, nur hätte er die Möglichkeit ihn irgendwann erfüllen zu können? „Ari, du musst wissen, Valo liegt mir sehr am Herzen. In diesem Zirkus ist er mir der wichtigste Mensch, den ich kenne. Ich sag es dir im Vertrauen aber manchmal lässt er mich auch von seinem Blut trinken, damit ich bei Kräften bleibe. Er weiß es zwar nicht, aber...er ist mittlerweile für mich mehr als ein guter Freund. Das klingt egoistisch aber ich würde ihn am liebsten für mich alleine haben. Ich liebe ihn.“ Ich dachte, das Herz sprünge mir entzwei. Ich hatte gehofft, dass er das nicht sagen würde. Es war nicht so, dass ich für Valo ähnlich empfand, aber sollte er sich wirklich in Amaris verlieben, würde unsere Freundschaft sicher in die Brüche gehen und das wollte ich nicht. Für eine Weile sah ich Amaris nicht an, doch ich spürte, dass sein Blick sich in mein Herz bohrte. „Du empfindest auch so für ihn, nicht wahr?“ So schnell wie er das gesagt hatte, war mein Kopf wieder in seine Richtung geschoßen und knallrot angelaufen wie ein roter Luftballoon. „Nein, ich...liebe ihn nicht, ich...wir sind einfach nur gute Freunde...“ Amaris wollte noch was sagen, doch da kam schon Valo um die Ecke. Ohne ihn ins Gesicht zu gucken, stand ich auf und ging an ihm vorbei. „Hey Ari, wo willst du hin? Bleib doch hier?“ Mit dem Rücken zu ihm gewandt erwiderte ich höflich. „Nein, danke. Ich muss mit dem Direktor sprechen. Kümmere du dich um Amaris.“ Mit den Worten verließ ich das Zimmer, dennoch blieb ich noch eine Weile vor der Tür stehen und lauschte, dass die beiden sich über irgendetwas unterhielten. Vorsichtig blickte ich um die Ecke und sah... Mein Herz bleib beinahe stehen. Es war wie ein Stoß, den mir jemand in die Magengrube verpasst hatte. Mit starren Blick sah ich, wie sich ihre Lippen leidenschaftlich berührten, ihre Zungen miteinander spielten und Valo Blut aus dem Mund lief. Deshalb hatte es mich auch so gewundert als Amaris sagte, dass er desöfteren Blut von Valo trank, aber ich keine Bisswunden an seinem Hals vorfand. Er biss ihn immer in den Mund. Eine Weile sah ich dem Treiben der beiden zu. Amaris hatte Valos Kopf an seine Lippen gepresst und küsste ihn sehr stark und leidenschaftlich. Amaris selbst schien es zu genießen, doch Valo sah besorgt aus und blickte drein, als ob ihm das nicht gefallen würde. Vielleicht fühlte er sich beobachtet. Mir wurde das jedenfalls zu viel. So, dass es beide noch hören konnten, rannte ich aus dem Gang und stoppte schließlich vor dem Zimmer des Direktors. Ich musste meinen Herzschlag beruhigen und versuchte mir krampfhaft einzureden, dass ich solcher Art Gefühle nicht für Valo empfinden würde, wobei ich dadurch noch mehr Herzschmerz bekam. Plötzlich ging der Vorhang zur Seite und Dario stand im Rahmen. Ich blickte ihn erschrocken an, doch er machte eine liebevolle Geste und bat mich herein. „Komm rein, Ari. Ich habe dich schon erwartet.“ Er zog den Vorhang hinter sich zu und kam näher. Ich sah zu Boden. „Ich wollte dich eigentlich tadeln. Du hast dich heute unmöglich verhalten. Wenn sich zwei meiner Artisten streiten, geht das nur sie das was an und wenn sie sich bis aufs Blut bekämpfen, so soll es dann sein! Aber das gibt dir nicht das Recht dich da einzumischen und mit frevelhaften Worten meine Artisten zu verunsichern!“ Mein Blick wurde wieder zornig. Langsam reichte es mir. „Artisten? Hören sie doch auf, für sie sind diese armen Kreaturen doch nur Marionetten in ihrem eigenen verwobenen Spiel, genauso wie ich! Damit eins klar ist, ich weiß alles über die Vergangenheit dieses Zirkus und ich werde nicht zulassen, dass sie mich als Ersatz für meine Mutter sehen!“ Meine Worte trafen ihn wohl direkt ins Herz, das konnte ich an seinem Blick erkennen. Plötzlich ergriff er mich brutal und krallte sich in meine Haut. Mir stockte der Atem. „So, darum geht es dir also. Du armer kleiner Wicht, du denkst wohl, du wüsstest alles über mich aber da täuscht du dich! Du hast ein sehr unverschämtes Mundwerk, ich sollte dir wohl endlich mal zeigen, was es heißt mich zu erzürnen! Du sagtest, du wärst ein Ersatz für mich? Hmmm...das ist gar keine schlechte Idee. Dein Körper hat wirklich etwas reizvolles an sich. Ich werde dich bestrafen, vielleicht merkst du dann endlich, wem du gehörst und dass es keinen Sinn hat sich mir zu widersetzen. Ich muss dich wohl züchtigen!“ Diese Nacht sollte mein Leben völlig verändern. In dieser Nacht verfing ich mich im seinem Netz und hatte keine Möglichkeit mehr der Leidenschaft des Direktors zu entfliehen. Ich war gefangen und sollte am eigen Leib erfahren, wie sich qualvolle Schmerzen anfühlen. Die Dunkelheit hüllte mich ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)