Black Widow Circus von BexChan ("Herzlich Willkommen im Zirkus der schwarzen Witwe") ================================================================================ Kapitel 11: Aufruhr im Zirkuszelt --------------------------------- Nun war ich schon knapp einen Monat in diesem Zirkus und konnte nichts anderes machen als Requisiten aufbauen oder ab und an irgendwo zu putzen. Die Arbeit wurde immer langweiliger und ich hatte tatsächlich schon darum gebeten mich in irgendetwas auszubilden. Valo hatte zumindestens versucht mir ein paar Kartentricks beizubringen und Cecilia hatte mich einmal dazu überredet auf das Trapez zu steigen, doch so schnell wie ich oben war, war ich auch schon wieder unten. Zum Glück konnte Amaris auch in seiner Menschengestalt fliegen und fing mich auf. Silvo wurde mir gegenüber immer unfreundlicher. An einem Tag, als ich die Zielscheiben austauschen wollte, warf er ein Messer ganz knapp neben mein Gesicht in einer der neuen Zielscheiben und behauptete eiskalt „Oh, tut mir leid, hab dich nicht gesehen.“ Abgesehen davon dass ich manchmal das Gefühl hatte, Silvo würde mir am liebsten die Kehle aufschlitzen, gab es auch viel zu lachen. Manchmal saß ich mit Valo, Cecilia und Amaris in der Küche und unterhielt mich über dieses und jenes und versuchten so ein wenig dem grausigen Alltag zu entkommen. Die Auftritte wurden auch immer düsterer und bizzarer. Dario beschloß seid neuestem Cecilia dazu zu bringen sich vor den Zuschauern zu verbrennen und dann nackt die männlichen Besucher zu bezirzen und das gefiel ihr gar nicht. Empört war sie aus Darios Zimmer gelaufen. Silvo hingegen genoß es mittlerweile während den Auftritten ahnungslose Besucher zu zerfleischen. Dabei zerfetzte er seine Opfer so brutal dass das Blut auf andere Zuschauer spritzte und diese natürlich in Panik flüchteten. Cecilia hatte ihn daraufhin mit ein paar stählernen Ketten an den Boden befestigt und versucht Silvo zu beruhigen. In der Zeit planten wir auch weiter für unsere Auftritte und ich gab den Vorschlag mal etwas zu machen, was vielleicht einem Maskenball gleich kam. Ein Auftritt mit unerkannten Artisten wirkte doch verlockend. Valo fand die Idee „grandios“ und untermalte seine Freude mit unbeschreiblichen Temperament. Enthusiastisch wie er war, schlug er die Idee sofort Dario vor, der dem etwas skeptisch entgegen trat, dennoch willigte er ein aber unter einer Bedingung die mir galt. „Ari, du wirst in blut rot gekleidet auftreten. Du wirst den Sünder spielen, der alle anderen Artisten in seinen Bann zieht. Ich bin gespannt wie du dich schlagen wirst.“ Ich konnte ihm das wohl nicht abschlagen, dennoch war mir nicht gerade wohl bei dem Gedanken. Manchmal kam Dario an wenn ich die Kleider für die Show anprobierte und warf mir spitze Bemerkungen zu. „Du stellst dich an wie eine alte Jungfer, die noch nie der Sünde verfallen ist. Dir fehlt irgendwie noch das gewisse Etwas. Vielleicht...könnte ich da noch ein wenig nachhelfen.“ Von wegen, dachte ich nur. Diese Sprüche konnt er sich sparen und ich ließ mir das auch nicht gefallen. Die Masken waren sehr schön verzierrt mit bunten Steinen meiner Meinung nach stand Valos Aufmachung ihm am besten. Er wirkte wie ein leidenschaftlicher Verführer in seinem lilafarbenen Anzug, der vom Schlips bis zur Sohle mit glitzernen Steinchen bestickt war. Durch die Maske wirkten seine Augen sehr fremd und mysteriös und immer wieder gab ich ihm Komplimente, die er sehr zu schätzen wusste. Die restlichen Tage verstrichen eher ruhig, doch nun nach fast einem Monat herrschte mal wieder Aufruhr im Zirkus. Ich war gerade dabei zu kochen, da Valo an dem Tag keine Zeit hatte, als ich plötzlich lautes Geschrei vernahm was sich eher wie Pferdewiehern anhörte. Ich stellte die Flammen am Gasherd runter und ging verwundert in die Manege als mir plötzlich Cecilia vollkommen aufgelöst über den Weg rannte. „Schnell, Valo, beeil dich! Wir müssen sie aufhalten, sie macht noch die ganzen Requisiten kaputt!“ Ich wusste nicht was los war aber ich hörte, wie lautes Galoppieren den Raum erfüllte und das Wiehern im Zelt widerhallte. Ich sah mich um und blickte hinter einer Requisite hervor und sah...mein Gott, was war das bloß? Es war mindestens Zwei Meter hoch, besaß einen schwarzen Pferdekörper und einen langen Schweif und...war das etwa ein Zentauer? Der Oberkörper war der eines Menschen und hatte einen eigentlich wunderschönen Mädchenkopf. Schwarz-blaue schulterlange Haare und blaue Augen zierrten das bleiche Gesicht und rote Lippen waren zu erkennen und dieses Wesen...kam direkt auf mich zu! „Ari, schnell, weg da!“ Ich spürte wie Cecilia mich zur Seite schleuderte und das riesige Geschöpf über mich hinwegsprang. Neben mir schlugen ihre kräftigen Hufen in den Boden und rissen tiefe Löcher in das Holz der Requisite. Ich musste einmal kurz durchatmen um zu registrieren dass es statt die Requisite auch mich hätte treffen können und Cecilia riss mich unsanft wieder auf die Beine. „Bist du verrückt? Sie hätte dich mit Leichtigkeit zertreten können!“ Ich blickte Cecilia verstört an. „Was ist das?“ Mit dem Blick auf das Wesen gerichtet sprach sie zu mir. „Das ist Sura, unser Zentauer. Eigentlich ist sie nicht so drauf aber irgendwas muss sie erschrocken haben! Sie ist außer Kontrolle! Schnell Ari, wir müssen sie aufhalten bevor noch jemand verletzt wird!“ Sie begab sich in die Lüfte und ließ ein Seil zu Boden gleiten was Valo griff. „Vielen Dank, meine Liebe! So Sura, dann wollen wir dich mal stoppen!“ Mit einem sehr gewagten Sprung und Hilfe von Cecilia wurde Valo auf den Rücken des Zenatuers geschleudert, der mittlerweile eine unglaubliche Geschwindigkeit angelegt hatte. Schwerfällig befestigte Valo das Seil um die Taille des Zentauers, doch war das gar nicht so einfach für ihn denn das Wesen erhob sich regelmäßig und versuchte ihn abzuwerfen, was ihr auch einmal fast gelang. „Ruhig, Sura. Beruhige dich doch!“ Es nütze nichts. Mit Schrecken sah ich, wie das Seil riss und Valo mit voller Wucht abgeworfen und gegen eine Requisite geschleudert wurde, die krachend in sich zusammen viel. Cecilia flog zu ihm und ich stand alleine da. Das Wesen kam näher, es hätte mich einfach so überrennen können, doch plötzlich...blieb es stehen. Es waren nicht mal zwei Meter die gefehlt hätten um mich zu überrennen, doch sie starrte mich mit großen Augen an und betrachtete mich abschätzend. Mir lief ein Schauer über den Rücken und so, wie ich nun vor ihr stand, begutachtete ich ihre beachtliche Größe und Statur. Wäre sie ein normales Pferd gewesen, wäre sie sehr eindrucksvoll gewesen. Cecilia rannte zu mir, Valo hatte sich aufgerichtet und kam stöhnend zu uns rüber. Erleichtert viel Cecilia mir um den Hals. Sie hatte Tränen in den Augen. „Oh Gott, Ari, bin ich froh dass mit dir alles in Ordnung bist. Du bist doch nicht verletzt?“ Ich verneinte und atmete tief aus. „Nein, mir geht es gut aber eurem Zentauer scheint es nicht gut zu gehen.“ Immer noch blickte mich das Wesen an, bis es mit erschöpfter Stimme das Wort zu mir erhob. „Du bist also Ari? Du siehst ihr...so ähnlich.“ Ich wollte gerade erwidern wem ich ähnlich sah als dieses Wesen in sich zusammen sackte und Valo und Cecilia nun eifrig damit beschäftigt waren das Seil wieder zu befestigen. „Braves Mädchen, Sura.“ Valo musste grinsen, Cecilia empfand das als gar nicht so witzig. Bevor sie den Weg zum Stall antraten, richtete nochmal Cecilia das Wort an mich. „Danke Ari, das war sehr riskant und mutig von dir. Ich frage mich nur, was sie meinte. Komm am besten gleich mal in den Stall, vielleicht hat sie sich dann wieder beruhigt. Komm Valo, wir müssen ihr Bein verbinden, sie ist doch immer noch verletzt.“ Ohne ein weiteres Wort sah ich zu, wie die beiden diese riesige Zentauer Dame aus dem Zelt führten und zum Stall brachten. Ich versuchte so gut es ging wieder ein wenig Ordnung im Zelt zu bringen, dennoch war es traurig zu sehen, dass viele Requisiten zerstört waren. Im Anschluss machte mich auf den Weg zum Stall und fragte mich die ganze Zeit, was dieser Zentauer wohl gemeint hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)