Black Widow Circus von BexChan ("Herzlich Willkommen im Zirkus der schwarzen Witwe") ================================================================================ Kapitel 4: Entschluss und Aufbruch ---------------------------------- Das Geräusch von lachenden Menschen weckte mich am nächsten Morgen auf. Von einem auf dem anderen Moment war ich aus dem Schlaf hochgeschreckt, schweißgebadet und mein Herz raste wie verrückt. Immer wieder atmete ich ein und wieder aus und versuchte meinen viel zu schnellen Herzschlag zu beruhigen. Ich brauchte ein paar Minuten um die Fassung wiederzuerlangen und registrierte dann erst, dass meine Kleidung völlig durchnässt war von kaltem Schweiß. Ich fuhr mir mit dem Handrücken über die Stirn und bemerkte dann erst dass ich wieder in meinem Schlafzimmer war. Das war mir nicht geheuer, war ich nicht eben noch bei dem Zirkus gewesen? Ein Ruck ging durch meinen Körper. Ich dachte an letzte Nacht zurück und musste an die Worte dieses mysteriösen Mannes denken. „Ich freue mich schon auf unser Wiedersehen in nicht all zu ferner Zukunft.“ Genau, so hatte er es mir gesagt. Mittlerweile fing die Sache mich an zu reizen, all das hatte mich neugierig gemacht. Vorallem wollte ich wissen, woher dieser Kerl meinen Namen wusste, wobei ich mich erinnern konnte dass ich ihm nie gegenüber meinen Vornamen erwähnt hatte. Noch etwas träge und verschlafen öffnete ich das Doppelfenster links von mir und blickte auf den Marktplatz. Die frische Luft tat meinen Lungen sehr gut und eine leichte Brise fuhr mir durch die roten Haare. Der Marktplatz lag, wie jeden Morgen, ruhig da, der Brunnen in der Mitte zeigte sich mit seinen Wasserspielen auch wie jeden Morgen und da sah ich auch schon die Bäckerin Maggey. Es war alles wie immer, nichts hatte sich verändert. Plötzlich ging mir aufgrund dieser Erkenntnis ein verstörender Gedanke durch meinen Kopf. Es war alles wie immer, genau aber war es vielleicht das gewesen, was mir mittlerweile als alltäglich und eintönig erschien? Hatte ich durch diesen Zirkus etwa Lust auf mehr? Die Lust auf Abenteuer um meine Neugier zu befriedigen? Der Gedanke machte mir Angst. Ich drehte mich um und wollte aus dem Bett huschen und schnell ein Bad nehmen als ich ganz unbeabsichtigt die Hand auf mein Kissen legte und etwas Rascheln hörte. Fragend hob ich mein Kopfkissen hoch und staunte nicht schlecht als ich einen ungefähr Esstellergroßen Beutel aus blauem Samt hervorzog, der mit einer roten Schleife verbunden war. Das waren doch auch die Farben des Mantels dieses Mannes gewesen! Ich musste hart schlucken bei dem was sich darin befinden würde und ich wagte es kaum auszusprechen. Erwartugsvoll löste ich die Schleife und kippte den Beutel aus. Meine Augen weiteten sich bei dem Anblick der sich mir bat. Es waren hunderte, nein, tausende von Goldtalern die auf mein Bett und zu Boden vielen. Der Mann hatte also sein Versprechen wegen des Lohnes gehalten. Ich staunte nicht schlecht und versuchte angestrengt die Münzen wieder zusammen zu suchen, doch da viel mir eine ganz bestimmte Münze auf und ich hob sie verwirrt hoch. Sie war aus Bronze und hatte eine Spinne auf einer Seite, da wo eigentlich die Währung draufstand, eingraviert. Ich spürte wie ich anfing zu zittern. Langsam drehte ich sie um und ein kalter Schauer lief über meinen Rücken. Die Buchstaben waren sowohl schräg als auch sehr verzerrt mit einem wohl spitzen Gegenstand eingeritzt worden, doch ich konnte entziffern was dort stand und ich war wie erstarrt. „Wir warten auf dich.“ Plötzlich hatte ich das Gefühl eine Stimme in meinem Kopf sprechen zu hören, die die eingeritzten Worte immer wieder wiederholte und Kinderlachen ertöhnte. Ehe ich es mich versah, ging die Münze in Flammen auf und brannte lichterloh. Erschrocken stieß ich einen Schrei aus und ließ sie zu Boden fallen, wo das Feuer eine bläuliche Flamme bekam und schließlich knisternd erlosch. Der Holzboden war unversehrt geblieben was eigentlich bei Feuer verwunderlich war aber da, wo die Münze gelegen hatte, war nur ein Häufchen glimmende bläulichschimmernde Asche zurückgeblieben. Ich konnte es nach einigen Sekunden wieder einen klaren Gedanken fassen und ich stellte mir selbst Fragen. War diese Münze vielleicht eine Art Einladung gewesen? Vielleicht sollte ich ihr nachgehen, doch da kamen mir wieder die Worte von Madame Rooney in den Kopf, dass ich mich nicht in Gefahr bringen sollte und dann war da noch die die Sache mit der Brosche meiner Mutter. Der Herr hatte an dem Abend, wo er mir den Auftrag für seinen Zylinder gegeben hat, grinsend die Brosche angestarrt als ob er sie schon lange gekannt hätte. Plötzlich wurde mir eines klar, mein alltägliches Leben hatte keine Bedeutung mehr. All das hatte dazu beigetragen innerhalb von drei Tagen mein Leben völlig auf den Kopf gestellt zu haben und nun war es passiert, die Neugier hatte mich gepackt. Ich stand auf, griff nach meiner Kleidung und ging ins Bad, wo ich erst mal ein warmes Bad nahm. Schließlich zog ich mein schönstes Rüschenhemd an und eine sehr enge schwarze Hose aus Samt. Nachdem ich fertig war, nahm ich die Brosche meiner Mutter und begutachtete sie nochmal kurz. Ihretwegen könnte das alles passiert sein aber all das interessierte mich jetzt und ich wollte diese Geheimnisse aufdecken. Als Glücksbringer steckte ich die Brosche in meine Manteltasche, ging auf die Straße und schloß die Türe ab. Ich blickte noch einmal über den belebten Platz und sah dass alles friedlich wie immer war. Irgendwann konnten die Bewohner es mir sicher verzeihen dass ich fortgegagangen war. Ich wollte gerade meinen Weg antreten als mir die Bäckerin Maggey, die Floristin und Madame Ronney entgegegen liefen und etwas ziemlich großes in der Hand hielten was wie ein Geschenkkorb aussah. „Ari, warte, wir haben was für dich!“ Ich drehte mich fragend zu ihnen um. „Hey Ari, weißt du denn nicht? Du hast doch heute Geburtstag. Wir drei haben dir extra diesen Korb zusammengestellt.“ Ich staunte nicht schlecht und freute mich über diese Geste. In der ganzen Aufregung hatte ich tatsächlich vergessen, dass ich heute genau 21 geworden bin. Was die Damen nicht alles in den Korb gelegt hatten. Da waren frische rote Rosen zusammengebunden, frische Brötchen mit kleinen Päckchen Butter, eine Flasche Bordeux-Wein, ein paar frische Würstchen und eine kleine Torte wo in roter Glasur draufstand „Herzlichen Glückwunsch.“ Ich war Tränen gerührt, doch es wurde Zeit. „Das ist wirklich sehr lieb von euch, ich weiß gar nicht wie ich mich dafür bedanken soll. Ihr seid wirklich mir die liebsten Menschen, die es gibt, aber...ich habe eine Reise vor mir und die muss ich heute antreten. Wahrscheinlich werde ich auch lange wegbleiben, deshalb hoffe ich, dass ihr mir verzeihen könnt.“ Maggey kam auf mich zu und nahm mich in den Arm. Ich wusste schon lange dass sie tiefe Gefühle für mich hegte, doch da wir als Kinder schon viel miteinander gespielt hatten und ich sie als beste Freundin sah, konnte ich ihr diesen Wunsch nicht erfüllen. „Bitte, komm gesund wieder, Ari. Wir alle werden auf dich warten. Wo gehst du denn hin? Ist die Reise lang?“ Ich wandte mich zu der Straße, die mir den Weg zeigen würde, blickte mich noch einmal um und lächelte. „Die Reise wird lang und anstrengend aber ich komme wieder...irgendwann.“ So verabschiedete ich mich und steurerte genau den Weg an zum Zirkus. Die Damen bat ich den Korb bei mir in den Eingang zu stellen und wog Maggey in Sicherheit dass ich alles, was sie mir zubereitet hatte, essen würde wenn ich wieder da bin, doch nun, wo ich den Geheimnissen auf der Spur war und ich noch nicht genau wusste, worauf ich mich da eingelassen hatte, war ich mir selber nicht sicher ob ich überhaupt zurückkommen würde. Meine innere Stimme trieb mich an weiterzugehen und als die letzten Sonnenstrahlen sich über Kronstadt legten und die Nacht hereinbrach, ließ ich die Stadt hinter mir und machte mich durch die schwarzen Wälder auf den Weg zu dem Ort, der mein Schicksal sein sollte und im Ohr eine fremde Stimme, die immer wieder zu mir flüsterte. „Komm zu mir. Ich warte schon auf dich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)