Schwarzes Paradies von Eskimoese (Das Innerste geäußert und auf's Äußerste verinnerlicht.) ================================================================================ Prolog: Blumen, Fleisch und Einheitsbrei ---------------------------------------- „Gibst du mir mal eben meine Zigaretten?“ „Ja, warte... Hast du Jeffrey den Brief gegeben?“ Ich schließe die Augen und konzentriere mich nicht länger auf die Stimmen unserer Nachbarn. Geräusche dringen keine mehr an mein Ohr. Scheiße tat das gut. Die Kopfschmerzen hämmerten wie bockige Kinder gegen meinen Schädel. Kennt ihr dieses Spiel? Man schlägt Teile aus einer Mauer und derjenige, der das tragende Element rausschlägt, hat verloren. Hoffentlich kommt bald ein Idiot und ballert mir den Kopf von den Schultern, wenn er das falsche Schädelfragment rauszieht. Eigentlich bin ich gar nicht so nett wie alle denken. Eigentlich nerven mich alle anderen sogar tierisch und machen meine schwarze Welt grauer. Wie war dieser jeder-ist-anders-scheiß? Mal angenommen alle Menschen hätten ihre eigene Farbe, die nur für einen jeden einzelnen zu Recht gemischt wurde. Also so ganz furchtbar individuell. Man stelle sich den Farbtopf Menschheit vor, in den alle kleinen schreienden Individuen (Ihr merkt was? Individuell-Individuen?) rein geschmissen werden, um sie miteinander zu verrühren. Und was kommt raus? Grau. Langweiliger Einheitsbrei. 1:0 für Schwarz. Mir kommt dieser Gedanke, als ich bäuchlings auf unserer U-förmigen Couch liege und das Gesicht zu der Lehne wende. Durch einen Schleier aus Haaren sehe ich die hässlichen Muster des Möbelstücks. Das Licht habe ich ausgelassen, so muss ich die quitschfidelen gelben Blumen nicht in voller Pracht betrachten und mich an ihrer (Ich zitiere)“Herrlichkeit“ erfreuen. Blumen sind so ziemlich genauso plump wie der Begriff klingt. Das Schlagen meines klumpigen Herzens und die Auf- und Abbewegung meines Körpers zeugen von meiner Gelassenheit. Es ist dunkel und ich finde es toll. Mein braunes Augenpaar muss sich nicht länger auf das Gewächs richten, sondern darf sich meine Augenlider von innen ansehen. Die Augen zu schließen tut gut und reduziert auf das Wesentliche. Das habe ich schmerzlich lernen müssen, doch das ist eine andere Geschichte. Am Ende ist das wichtig, das sich hinter einem Gesicht befindet und nicht auf welche Weise Knochen und Fleisch mit Haut überzogen sind. Fleisch… Ich murmle das Wort leise und muss wieder feststellen, dass es etwas an sich hat, das ich nicht zu definieren weiß. So oft ist man geblendet von Nichtigkeiten, die das scheinbare Leben bestimmen und der Grund für alle Dinge sein soll. Doch dem ist nicht so. Erst wenn Schicht für Schicht der Hülle abgepellt wird, erkennt man, was letztendlich bleibt. Und immer da sein wird. Wozu braucht man Hände, wenn man jemanden auch anders berühren kann? Ich hasse diese Sprüche, doch Wahrheit steckt ihn ihnen. Während meine Arme meinen schlaffen Körper nach oben drücken, hebe ich den Kopf und öffne wieder meine Augen. Es macht mir Spaß so zu tun als würde das Aufstehen mir viel Kraft abgewinnen, so dass ich vor Erschöpfung schnaufe. Zu sehr muss ich an meine fette Oma Betty denken, die nur mit Anlauf aufstehen kann. Der Anlauf ist dabei nicht mehr als ein Vor und Zurückwippen bis sie genug Schwung drauf hat, um ihren breiten Arsch aus dem Sessel zu bekommen. Irgendwann bleibt sie stecken und ich werde 5 Dollar reicher. Genug gedacht. Ich stehe endgültig auf und schleppe meinen faulen Hintern in Richtung Küche. Je näher ich der Küche komme, desto mehr stinkt es. Mama kocht wieder. Als ich in besagten Raum trete, stöckelt mir eine aufgetakelte alte Frau entgegen, die lachend Kochtöpfe durch die Gegend trägt. Mit ihrem Rosen-bestickten Kopftuch, dem knielangen Kleid und den nun all zu beliebten Ballerinas sieht sie aus wie eine ausländische Putze, die sich am Kleiderschrank ihrer 14-Jährigen Tochter vergriffen hat. „Hey Liebling! Papa und ich waren eben einkaufen und haben dir was mitgebracht.“ „Was denn?“ Interessiert klinge ich nicht, aber das wird mittlerweile auch nicht mehr von mir erwartet. „Diese Herzchen Schokolade.“ Vor Ekel hätte ich mich beinahe geschüttelt. „Irgendwann werde ich eine Schokoladenfabrik eröffnen und Schokolade in Form eines echten Herzens herstellen.“ Meine Mutter findet die Idee nicht besonders klasse, doch ich verspreche mir viel davon. Ein Grinsen legt sich auf mein vernarbtes Gesicht. „Willst du eben den Geschirrspüler ausräumen?“ Nein, will ich nicht. Warum fragen Eltern immer so blöd? Wenn man länger drüber nachdenkt, ist das eigentlich gar nicht so bescheuert. Man fragt nach Verlangen und fordert schließlich doch auf. Ich könnte zumindest annehmen eine Wahl zu haben. „Mhm.“ Als ich besagtes Gerät öffne, kommt mir eine dampfende Wolke entgegen, die entsetzlich nach diesen Tabs müffelt. Ich beeile mich den Besteckkasten herauszunehmen und ihn auf die Ablage über unseren Schubladen abzustellen. Die Gabeln, Löffel und Messer sind heiß. Ich zucke bei der ersten Berührung zusammen und habe das Gefühl laufen zu müssen. Weiter weiter ins Verderben, wir müssen Leben bis wir sterben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)