Joli Rouge von abgemeldet (Fräulein Navigatorin liebt Schlangenprinzessin?) ================================================================================ Kapitel 6: Die einzige Navigatorin ---------------------------------- Kapitel 6: Die einzige Navigatorin „Ihr seid mit Sicherheit hier um etwas über die Insel zu erfahren…“ Sjards Stimme klang ruhig und rauchig. Ich nickte, ignorierte das unwohle Gefühl in meinem Magen, das sich wie Gift ausbreitete und sich durch meine Muskeln zog. Der Professor, wie ihn Charis die ganze Zeit genannt hatte, richtete sich langsam auf, der Stuhl auf dem er saß knarrte. „Dann sollten wir rausgehen, ich muss euch etwas zeigen…“ Seine Schritte hallten durch den finsteren Raum, wilde Schatten, vom Kerzen Licht gebildet, tanzten bedrohlich an den Wänden, verformten sich mit dem Flackern wie ein Stück Stoff im Wind. „Kommt mit“, sagte er, als er an uns vorbei ins Freie trat, auf seinen Lippen ein sanftes Lächeln. Im Sonnenlicht erkannte ich ihn etwas genauer, seine Haut war fahl und hell, nur sein Gesicht war leicht gerötet. An seinem linken Ohr hing ein großer Ring, der leicht pendelte, während er seinen Kopf drehte. Einige Falten bildeten sich bereit auf der Stirn, die durch eine Narbe verunziert wurde. Er trug ein einfaches Hemd, eine schwarze Hose und war Barfuss, seine Arme waren mit verschnörkelten Tätowierungen benetzt. „Wo hin gehen wir denn, Onkel?“, trällerte Ruffy gleich drauf los, als wir über einen kleinen Pfad das Dorf wieder verließen. Charis blieb mit ihrem Puschel in der winzigen Stadt, winkte uns hinterher und rief: „Bis gleich!“ „Ich möchte euch etwas zeigen…“, sagte Sjard erneut, sein Lächeln wirkte irgendwie Rätselhaft, nett und doch emotionslos. „Wir wollten etwas über diese Strömung erfahren, die uns hier an diese Insel getrieben hat…“, erklärte Robin dem Mann, der nickte und nur ein kleines „Ja“ erwiderte, danach aber nicht mehr weiter sprach. „Ob wir ihm überhaupt trauen können?“, flüsterte Sanji zu mir. Sjard führte uns einen Hügel hinauf, der steinige Boden sank unter unserem Gewicht und Brocken kullerten über den Grund. Inzwischen hatten wir einige Meter abstand genommen, so das Sjard unsere Gespräche nicht mehr lauschen konnte. „Keine Ahnung, er kommt mir schon etwas seltsam vor. Aber wir haben keine Andere Wahl…“ Unsicher musterte ich den Mann, der leicht taumelnd uns über das Geröll führte. Ich merkte dass seine Schritte immer langsamer wurden bis er plötzlich… umkippte? Sjard schlug auf einmal auf den steinigen Boden auf, die Steine um ihn herum rollten auf ihn zu, als sich eine kleine Kuhle bildete, und neben seinem Kopf tropfte eine rote Flüssigkeit zwischen die Ritzen. „Oh mein Gott, er ist tot!“, schrie ich auf, mein Blick panisch auf das Blut gerichtet, was sich um seinem Haupt sammelte. „Krass, der ist einfach umgekippt“, Ruffy schien davon sogar begeistert zu sein, er lief auf Sjard zu und piekste ihn mit den Fingern in die Seite. „Wenn er wirklich tot ist, haben wir ein Problem, wir sollten Chopper holen und…“, meinte Zorro, doch ehe er seinen Satz zu Ende sprechen konnte sprang Sjard auf einmal wieder auf und lachte laut. „Er lebt noch!“, rief Ruffy begeistert. „Yohohoho, ich traue meinen Augen nicht!“ Brook tänzelte um her, und bevor er seinen Sparwitz beenden konnte, funkelte ich ihn böse an. „Sjard-san, alles in Ordnung?“, fragte ich vorsichtig. Besagter Mann hatte inzwischen aufgehört zu lachen, stattdessen hatten sich seine Gesichtszüge verhärtet. Ernst starrte er den Weg hinauf. An seiner Stirn erkannte ich eine kleine Wunde, aus der Blut tropfte und über seine Haut hinab floss. „Um ehrlich zu sein…“, setzte er mit ruhiger Stimme an, ein kalter Wind umzog uns und trug Blätter von den Wäldern mit sich, die langsam zu Boden segelten und die grauen Steine wie eine grünes Tuch bedeckten, „Ich habe vorhin etwas Sake getrunken und bin wohl betrunken“ „Idiot!“, schrie ich und ehe ich mich versah, hatte ich dem eigentlich fremden Mann schon eine übergebraten, der daraufhin nur lachte, obwohl sich auf seinem kopf schon eine Beule bildete. „Haha, du hast aber eine Temperament, junge Lady!“, erwiderte er, „Naja, wir sollten langsam weiter gehen!“ und schon schlich er weiter voran, wankend und unsicher auf den Füßen. „Schaffst du das überhaupt, wenn du so betrunken bist?“, fragte Zorro genervt, und in dem Moment kippte der ältere Mann wieder um. „Jetzt verarschen sie uns doch!“, schrieen wir alle im Chor. Was immer uns auch zeigen wollte, bis wir am Ziel ankommen würden, das dauerte noch etwas. Schließlich erreichten wir den Gipfel des Hügels, der sich als richtiger Berg entpuppte, von dem aus man einen Ausblick über die gesamte Insel hatte. „Wahnsinn…“, sagte ich leise, ehrfürchtig, als ich die Weiten des Landes sah, am Horizont das blaue Meer, darüber graue Wolken, die wie durch ein unsichtbares Schild abgelenkt kurz vor der Insel weiß wurde bis sie über dem Land sich endgültig auflösten. Die Sonne neigte sich schon hinab spiegelte sich im Wasser, das sanfte Wellen schlug, ungewöhnlich schnelle Wellen. Ich schaute etwas genauer hin, dann etwas passte nicht, an dem was ich sah. Auch die anderen schienen bemerkt zu haben, das der Ausblick irgendwie falsch aussah, räumlich stimmte etwas nicht. Ruffy hatte den Kopf schräg gelegt und Robin ging noch einige Schritte voraus, als könnte sie so genauer erkennen und begreifen. „Das sieht aus als ob…“, setzte sie an. Ich hielt die flachen Hände über den Kopf um nicht von dem Licht geblendet zu werden, das weite Schatten hinter uns fallen ließ. Dann weiteten sich meine Augen, als ich erkannte, was ich sah. Ich stolperte zurück, das konnte nicht sein. „Nein…“, murmelte ich und schaute panisch zu Sjard, der wieder laut auflachte. „Ich glaube das erklärt eure Frage nach der Strömung“ Das erklärte sie tatsächlich, aber es war nicht das, was ich erhofft habe. Das Meer um der Insel herum war wie ein Kegel geformt, das Land in der Mitte, wie in der tiefsten Stelle eines Grabens, und das, was uns hierher gespült hatte, war gar keine Strömung, sondern nur das Wasser, das in Richtung Zentrum floss. Das was ich sah, machte es nahezu unmöglich, wieder von der Insel runter zu kommen, man konnte nicht „hinauf schwimmen“ „Wie kommt man hier wieder weg?“, schoss es panisch aus meinem Mund, ich griff Sjards Schulter, so feste, das meine Finger weiß wie Kreide wurden. „Ich fürchte gar nicht. Auch ich bin hier vor einigen Jahren gestrandet, und habe noch keinen Weg gefunden, die Insel wieder zu verlassen“ Ich spürte wie die Luft um mich herum schwerer wurde, mich hinab zur Erde zog. Meine Knie schlugen auf den Steinen auf, ich spürte den Schmerz nicht, meine Finger gruben sich in die Erde. Waren das Tränen, die auf meine Beine hinab tropften? „Nami?“, fragte Ruffy vorsichtig, „Mach dir keine Sorgen, wir haben bisher doch jedes Problem gemeistert, das hier schaffen wir auch!“ Wenn es doch nur so einfach wäre. Ich antwortete nicht, hielt nur dieses jämmerliche Schluchzen zurück, das aus meiner Kehle rann. „Wir sollten zurück gehen, es wird bald dunkel…“, sagte Sjard, die anderen nickten. Sanji half mir wieder auf, emotionslos taumelte ich den anderen hinterher. Als wir wieder im Dorf ankamen, war es bereits Dunkel. Der Himmel, schwarz wie das Gefieder eines Raben, bedeckte die Insel, einige Sterne funkelten wie Diamanten auf uns herab. „Da seit ihr wieder!“, sagte Charis, ich war erstaunt zu sehen, das Lysop und Chopper bei ihr waren, aber nicht in der Stimmung, mich zu freuen. „Ich habe mir gedacht, dass euer Schiff wahrscheinlich in der Nähe der Stelle angelegt hat, an der wir uns getroffen haben. Darum habe ich eure restlichen Kameraden zusammen geholt“ Erklärte das Mädchen kichernd. „Ihr könnt bei mir übernachten, mein Haus ist groß genug, und das Licht ist auch nur unten kaputt!“, sagte Sjard, und wir nahmen das Angebot an. Jungen und Mädchen bekamen getrennte Zimmer, so schlief ich im selben Raum wie Hancock und Robin. Zusammen gekullert hockte ich auf meinem Bett, ein Kissen lag auf meinen Beinen, die ich ganz nah zu meinem Brustkorb gezogen habe, von meinen Armen umschlungen, vergrub ich mein Gesicht im Stoff. Ich fühlte mich mies. Als Navigatorin war es genau meine Aufgabe, so etwas zu verhindern, und doch sitzen wir hier fest, ohne eine Chance weg zu kommen. Ich konnte nicht glauben, dass vielleicht alles vorbei war. Ein bitterer Geschmack auf meinen Lippen, der Geschmack der Niederlage, kristallene Tränen, die kalt an meiner Haut klebten. „Was schmollst du so?“ ich zuckte zusammen als ich Hancocks Stimme hörte. Robin war ihm Bad, am liebsten hätte ich mich bei ihr ausgeheult, aber jetzt wo die Schlangenprinzessin mich angesprochen hatte, konnte ich nicht mehr anders. Es musste raus. Alles. Es war mit egal, das sie mich jetzt wahrscheinlich für eine schwache Heulsuse halten wird, das sie noch mehr als jemals zuvor auf mich herab schauen wird. „Das ist alles meine Schuld!“, schluchzte ich, „ Ich hätte wissen sollen, was passieren wird, aber ich wusste es nicht. Jetzt hängen wir hier fest und können diese Insel nie mehr verlassen, so wie Sjard!“ ich schnappte nach Luft. Alles war zerstört. Unsere Träume wurden vom Meer hinweg gespült und sind an dem Land hier gestrandet, verstaub und trocken vom Sand, ohne Wiederkehr. Dabei wollte ich die beste Navigatorin werden, die Navigatorin des Piratenkönigs. Doch das konnte ich jetzt vergessen. Alles konnte ich vergessen. Es war vorbei. „Du bist eine jämmerlicher, dummer, minderwertiger Schussel!“, erwiderte Hancock kalt, ich zuckte zusammen, aber eigentlich war es klar das sie so reagieren würde, von ihr hätte ich kein Mitleid erwarten sollen. Warum schmerzte die Tatsache trotzdem so sehr. Mein Brustkorb verkrampfte sich, es war so als würde mein Herzschlag aussetzen, und die Luft die ich anzog, wurde plötzlich um viele grad kälter, splitterte in meine Lunge und ließ das Atmen zu einer schrecklichen Qual werden. „Aber….“, setzte sie an, und plötzlich schien es so als würde die Zeit stehen bleiben, ich saß da, Luftmoleküle rauschten unsichtbar und lautlos um mich herum, beeinflusst von dem Hauch, der langsam aus meinem Mund floss und still pfiff. „Aber du bist die einzige, die auf diesem verdammten Schiff eine Ahnung von Navigation hat, daher braucht dich… deine Crew…“ Schweigend starrte ich Hancock an, die meinen Blick erwiderte. In ihren Augen, ein blauer Schimmer, den ich zuvor nie wahrgenommen habe, die Kälte, die langsam sich aus meinem Körper zog, und einer wohltuenden Wärme platz machte. „Danke, Hancock…“, flüsterte ich, „Danke. Das macht mich wirklich froh…“ „Pff…“, erwiderte die Piratenkaiserin nur und stolzierte davon, als Robin aus dem Bad kam. „Ist etwas passiert?“, fragte mich die Archäologin, die sich auf den Rand meines Bettes setzte und etwas verwirrt zu mir rüber schaute. Ich blickte nicht zurück, stattdessen starrte ich träumend gerade aus, in meinen Ohren hallten nur Hancock Worte, ihre Stimme, die mir jegliche Sinne raubte. Wie sollte ich jemanden wie dich hassen? Nein, der Grund, warum dein Name wie Feuer in meiner Seele brennt, ist ein anderer. Wenn ich nach dir rufe, drehst du dich dann um, und ergreifst meine Hand? Kapitel 6 - Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)