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Children of the Prophecy

Die Kinder der Prophezeihung
von

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11: [Im Wandel]


 

11: [Im Wandel]
 

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I feel you

Your eyes staring from behind

I know you

Your type, playing with my mind
 

One more time

I don’t think so

One more time, messed up

I don’t think so

Once again,

I have to hold it back

Once again, passion

I have to hold it back
 

Hold back, don’t let

Anybody near me

I want to forget, never relive

I push you back,

Sorry, but I can‘t

Before I engage, I want to revive
 

I feel you

Getting closer to my heart

When you leave -

I am letting down my guard
 

[…]
 

Psy‘Aviah, 'Attract/Reject'
 

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In den nächsten Tagen nahmen einige Ereignisse, die sich für jene mit aufmerksamen Geistern schon eine Weile angebahnt, vor nicht all zu langer Zeit aber dennoch kaum möglich erschienen wären, stillschweigend unbemerkt und doch ganz offensichtlich den Lauf, den sie immer zu nehmen bestimmt waren, sich stetig dem Punkt nähernd, an dem es für sie unmöglich sein würde, weiterhin lautlos zu bleiben.
 

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„Ich brauche keine Eltern, keine Freunde, und schon gar keine Kerle.

Im Grunde ist doch sowieso jeder allein.“
 

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ICH WILL DIR ABSCHEULICHE DINGE ANTUN
 

Als Asuka begann, sich zunächst fast nur „Spaßeshalber“ für die Aufmerksamkeit des Third Child zu interessieren, hatte sie eigentlich gedacht, dass es eine Angelegenheit von wenigen Minuten sein würde… Sie hatte von sich eigentlich geglaubt, attraktiver zu sein all die kleinen Fische, die dieses Papasöhnchen jemals an Land ziehen können würde und das er so simpel und hormongesteuert, wie er war, sicherlich nicht nein sagen würde…

Aber spätestens der Vorfall mit dieser Brillenschlange neulich hatte sie gelehrt, dass dem nicht so war.

Sie konnte nicht mehr leugnen, dass es doch tatsächlich eine reale Möglichkeit war, dass dieser Idiot ihr ausgespannt werden könnte – Die Brillenschlange war weg, aber das galt leider nicht für dieses First Child – Also eins war schon einmal klar:

Das bedeutet Krieg!

Es gab keinen Wettstreit, den sie je verlieren würde, ob es nun um den besten Synchronwert ging, darum, in der Schule das Gesprächsthema Nummer Eins zu sein oder darum, wer dieses dämliche Third Child abschleppen würde – Oh ja, sie würde es ihnen allen zeigen!

Das hatte sie schon immer so gemacht!
 

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WAS IST FÜR MICH WICHTIG?
 

„Shikinami Asuka? Ah! Das ist dieses unheimlich coole Mädchen aus der A-Klasse! Ah, ich wünschte, dass ich eines Tages so sein könnte, wie sie!“
 

„Alle wollen entweder mit ihr zusammen sein oder in ihrer Haut stecken.“
 

„Sie ist sowas von cool – Keine Frage, sie ist genau die Person, die man auf die Einladungsliste einer Party setzen muss, wenn man will, das da was abgeht!“
 

„Sie hat diese… exotische Schönheit, diese kühle Perfektion, die du niemals erreichen wird – Kurz gesagt, sie ist die Sorte von Mädchen, die dir die harte Wahrheir beibringt, dass es immer jemanden geben wird, der besserist als du. Und so einen Menschen trifft jeder früher oder später… einen Menschen, von dem man kaum glauben kann, dass es sie wirklich gibt… Es gibt manche, die soetwas nicht vertragen, und vor Neid kochend nach einem Fehler suchen, aber sie werden keinen finden: Shikinami Asuka Langley ist absolut perfekt.“
 

„Ich habe versucht, ihre Gunst zu gewinnen, aber ich schätze, dass sie letzten Endes nichts mehr schätzt als ihre Unabhängigkeit… Sie gehört zu absolut niemandem, und es gibt niemand, dem sie ganz und gar gehören könnte.“
 

„Es gibt Gerüchte, dass sie es geschafft hat, das Herz des Schulschwarms Shinji Ikari an sich zu reißen – Wie gesagt, es sind nur Gerüchte, und die Beiden würden es vermutlich ohne zu zögern verneinen, wenn man sie danach fragen würde, aber es macht Sinn, schließlich sind sie beide EVA-Piloten. Wenn irgendjemand anderes sich Ikari geschnappt hätte, hätte ich es ihr vermutlich ziemlich übel genommen, aber wenn es jemand ist, der so perfekt ist wie Asuka…war es wohl von Beginn an hoffnungslos… Die Zwei sind einfach in einer ganz anderen Liga….“

„Aber ich weiß nicht, auch, wenn er bei den Mädchen so beliebt ist, erschien mir Ikari-kun immer so ein ernsthafter, freundlicher, sensibler Typ zu sein – Ich kann mir nicht vorstellen, dass er auf Shikinami steht… ich meine, alle sagen immer, dass sie so perfekt ist, aber ich habe gehört, dass sie auch richtig eklig sein kann – wenn jemand gemobbt wird, dann ist sie immer ganz vorne mit dabei!“

„Ach hör doch damit auf. Du bist doch bloß eifersüchtig, dass du ihn selbst nicht abbekommen hast – oder glaubst du eher diesem irren Gerücht, dass er sich für Ayanami interessiert?“

„Ayanami? Die Ayanami? Wer hat denn das in die Welt gesetzt, sollte dass mal ein Aprilscherz sein?“
 

Ja, wenn ich vorrangehe, werden sie mit mir lachen und kichern, aber keine von ihnen hat auch nur die geringste Ahnung. Wenn sie nur wüssten, wenn ich nur einen Moment lang meine Schwäche zeigen würde, würden sie über mich herfallen wie die Geier. Ich treibe andere in die Ecke, weil ich nicht selbst diejenige sein will, die keinen Ausweg sieht. So ist das halt, Fressen oder gefressen werden.

Ich bin nicht dumm.

Ich weiß ganz genau, dass ich im Grunde völlig allein bin.

Deshalb brauche ich mir soetwas wie Eltern oder Freunde gar nicht erst zuzulegen, es bringt eh nichts.

Du kannst nur so schnell rennen, wie der der vor dir herläuft, also musst du die schnellste von allen sein, wenn du nicht willst, das der große böse Wolf ein Stück aus deinem Arsch herraus beißt.
 

„Shikinami Asuka? Das ist wohl die Sorte von Mensch, die schon von Geburt an dafür bestimmt ist, Erfolg zu haben… Sie ist intelligent, attraktiv, sportlich, gut in der Schule, spricht vier Sprachen, und der unbestreitbare Klassenschwarm Nr. 1!“
 

LÜGE

VERSCHWEIGEN

FASSADE

FALSCH

OBERFLÄCHLICH

WAHRES SELBST

ABLEHNUNG

STIEFMUTTER

VORMUND

SCHWÄCHE

SCHÖNER SCHEIN

VERPACKUNG

SCHUTZWALL

MASKE
 

(„…intelligent, (Nächtelang vor diesen dämlichen Büchern, und diesen abscheulichen Gleichungen, die einfach keinen Sinn machen wollen!) attraktiv, attraktiv („Ich habe solchen Hunger… Oh Mensch, was sieht dieses Steak köstlich aus… Nein, Nein, Nein, ich werde nicht nachgeben, meine Linie steht auf dem Spiel!“) sportlich(„Ich muss die beste sein, ich muss!“ Wenn man es gewinnen kann, dann kann man es auch verlieren, und das darf ich nicht!), gut in der Schule ( „Wagt es nicht zu sagen, dass ich genau so bin wie ihr! Ich bin nicht wie ihr!“), spricht vier Sprachen (Deutsch, Japanisch, Englich und dieses Drecksfranzösisch aus dem Gymnasium!) und der unbestreitbare Klassenschwarm Nr. 1!“)
 

„Und sie hat ja nicht nur die Privilegien eines „normalen“ genialen, erfolgreichen Mädchens… nein, sie schafft das alles, während sie neben bei auch noch die Welt rettet!“
 

LÜGE
 

„Mit ihrem EVA!“
 

LÜGE
 

„Wie cool!“
 

LÜGE
 

„Und dann ist sie auch noch ein richtiger Captain… Sie muss im Vergleich zu uns schon viel, viel reifer sein…“
 

LÜGE
 

„Es scheint wirklich, als könnte es keinen Zweifel daran geben, das Shikinami Asuka eine ganz besondere junge Frau ist. Sie ist außerkoren.
 

LÜGE
 

“Kein Zweifel… selbst, wenn sie ringsrum von Mädchen umringt ist, Shikinami Asuka ist eine einsame Streiterin.“
 

WAS IST FÜR MICH WICHTIG?
 

“Nur eine einzige Sache.“
 

„Pah! Seht euch mal diese Idioten an, wie sie sich wie die Schafe um Shikinami scharen!“

Auch wenn die anderen Jugs nur noch eine Blickrichtung kennen als hätte das Second Child den Raum um sie herum verzerrt wie ein schwarzes Loch, Suzuhara und der Rest der Gruppierung, der Shikinami und die Klassensprecherin den wenig schmeichelhaften Namen „Idiotenquartett“ verpasst hatten waren scheinbar wenig beeindruckt und blieben in ihrer angestammten Ecke des Raumes, teils an den Wänden lehnend, teils sitzend.

Der hochgewachsene Junge mit dem Kansai-Akzent nahm kein Blatt vor dem Mund, wenn es darum ging, sich über den Rotschopf auszulassen. Aidas Vokabular war etwas weniger dreckig, seine Meinung aber nicht viel besser: „Oh ja, diese armen Spinner wissen gar nicht, was man ihnen da für einen galaktischen Höhlebären aufgebunden hat… Manchmal kann diese zweigesichtige Frau richtig unheimlich sein…“
 

URTEIL:ZWEIGESICHTIG
 

Mitsurugi, ewig die Stimme der Vernuft – (Verdammter Streber, er hatte beim letzten Test eine bessere Note als sie selbst, und seit er diesem idiotischen Papasöhnchen Nachhilfe gab wurde sie mehr und mehr ihrer Grundlage beraubt, ihn einen Idioten zu nennen…) versuchte die Beiden etwas zu beschwichtigen… mit der Begründung, dass sie sich nicht auf Shikinamis kindsköpfiges Niveau herunterlassen sollten.

Na toll. Das hasste sie am meisten.

Die anderen zwei waren bloß Idioten, aber dieser Mitsurugi war schon so etwas wie eine Bedrohung…
 

URTEIL: KINDSKOPF
 

Pah, wen interessierte es schon, was diese Deppen dachten. Dieser Mitsurugi brauchte sie nicht zu kümmern, der hatte doch eh kein Leben – Kein Wunder also, dass er sich mit diesem Papasöhnchen so gut verstand.

Ikari Shiji, Third Child, designierter Pilot von Evangelion Einheit 01 –

Er war der größe Depp von allem!

Einfach nur darstehend als sei er in Gedanken versunken, seine mitternachtsblauen Augen irgendwie melancholisch, sie stetig betrachtend, als sei sie ein Turm in weiter Ferne.

Dem Idioten hatte sie schön den Kopf verdreht – Seinen Freunden nur ein gelegentliches „Ja, ja…“ zunuschelnd saß er da, dieser Depp, weder zustimmend noch neinsagend.

Idiot!

Wenn er sie nicht ausstehen konnte, dann sollte er zu ihr hingehen und es ihr ins Gesicht sagen, und wenn er sie mochte, dann sollte er diese Deppen zurücklassen und zu ihr kommen.

Bei ihr könnte er der Mittelpunkt des Schullebens werden, und auch wenn er sie einmal übertrumpft hatte, weil sie gedacht hatte, dass außer ihr eh keiner so viel von diesem Stoff kapieren würde, so hatte sie noch großes Vertrauen darin, dass sie einje zehnmal bessere Nachhilfelehrerin abgeben würde als dieser bestenfalls leicht überdurchschnittliche Mitsurugi…

Also wirklich, sie hatte gar nicht gewusst, das die Zwei zusammen Schulkram machten – Sie hatte gedacht, die sitzen nur im Dunkeln und lesen deprimierende Poesie.

Sie fühlte sich fast schon richtig verletzt, dass dieser Idiot nicht zu ihr gekommen war, obwohl er da eine Einserschülerin unter demselben Dach wohnen hatte!

Aber natürlich nur fast.

Da ging sie hin und ließ sich tatsächlich dazu herab, ihm für eine Note zu gratulieren, die sie sturzbesoffen im Halbschlaf hinbekommen würde, nachdem sie zwanzig Engel verdroschen hatte, und was sagte er? „Oh, danke Shikinami-san! Das ist sehr nett von dir. Aber eigentlich habe ich es nur geschafft, weil Nagato mir unter die Arme gegriffen hat…“

Pah!

War denn ihr neulicher Versuch, ihm die gesetzte der thermischen Ausdehnung zu erklären – inklusive Fanservice! – nicht gut genug?
 

URTEIL: IGNORIERT
 

WAS IST FÜR MICH WICHTIG?
 

„Nur eine einzige-“
 

LÜGE
 

ICH HASSE IGNORIERT ZU WERDEN MEHR ALS ALLES ANDERE
 

Zu ihrem großen Frust hatte Asuka Shikinami heute Morgen feststellen müssen, dass ihre Geschichten vom Kampf gegen den insubstantiellen Engel, bei dem die halbe Stadt in Schutt und Asche gelegt worden war, über das Wochenende hin zu alten Neuigkeiten geworden waren.

Und alte Neugkeiten sind alt.

Als sie in der Mittagspause auf den Schulhof trat um ihre übliche kleine Rede zu halten, wurde sie von einem Mädchen, dessen Namen es ihr nie wert gewesen war, ihn sich dauerhaft anzumerken, dazu angehalten, sie möge doch ein bisschen warten, sie seien doch alle so Neugierig auf „Aya-chans“ Erzählung.

Diese Aya, auch niemand, den Asuka je als ihrer Aufmerksamkeitwürdig empfunden hatte, hatte sich scheinbar aus ebendieser Position in das Zentrum einer Menschentraube katapultiert, indem sie etwas geschafft hatte, was jeder andere verdammte Idiot auch hätte schaffen können: Sie hatte ihr erstes Date erfolgreich hinter sich gebracht, was einen in einer Gruppe von dreizehn- bis vierzehnjährigen Kindern durchaus as ehrwürdigen Weisen brandmarken konnte.

„Wie war es?“

„Wie weit bist du mit ihm gegangen?“

„Ist er älter als du oder gleich alt?“

„Ist es jemand aus unserer Schule?“

„Ich kenne da schon länger einen Jungen, mit dem ich gerne ausgehen würde… kannst du mir vielleicht sagen, wie ich ihn am besten frage? Bei dir hat es ja auch geklappt!“

Dreckig, sich so auszuhuren, nur, um auch einmal im Mittelpunkt stehen zu können!

Sicher, es muss dieser Aya eine große Freude machen, sie aus ihrer Position verdrängt zu haben, aber sie sollte ja nicht auf die Idee kommen, dass das lange vorhalten würde!

Pah, wenn sie es wollte, dann könnte sie zehn Dates haben!

Diese Nerven!

Diese Aya würde zahlen! Zahlen!

Ihrem ersten Impuls folgend ballte Asuka kampfbereit ihre Fäuste zusammen und holte tief Luft – und ebendiese Luft blieb ihr in der Kehle stecken, mitsamt all ihren Wörtern.

Sie hatte vorgehabt, die Gruppe gegen diese Aya aufzuhetzen, aber ihr war nicht klar gewesen wo sie stand – Nicht im Zentrum, noch nicht einmal nahe dran, auch nicht außen, dicht verpackt untergehend im Rest der Menschentraube.

Wenn sie jetzt etwas gegen dieses Mädchen sagte, würde ihr jemand folgen? Oder würde sie am Ende preisgeben, dass sie selbst noch nie auf einem wirklichen Date gewesen war, und selbst das Gespött sein?

Sie war sich… nicht sicher, und diese Unsicherheit jagte ihr kalte Schauer über den Rücken… Wer war sie denn, wenn sie nicht diese ganze Gruppe hinter sich stehen hatte…?

Kalt… es war richtig zum frösteln, zusammen mit all diesen normalen Menschen zu versinken…
 

„Wagt es nicht zu sagen, das ich genau so bin wie ihr! Ich bin nicht wie ihr! Auf gar keinen Fall!“
 

ICH HASSE IGNORIERT ZU WERDEN MEHR ALS ALLES ANDERE
 

Im Abendlicht ärgerlich nahhause stampfend konnte Asuka es sich kaum verkneifen, in scheinbar zufälligen Abständen in die Luft zu boxen.

Noch nicht.

Noch nicht, nicht während noch genug andere Leute um sie herum standen, um sie zu bemerken… Später, später wenn sie ihrem Apartment näher gekommen war und sich die Konzentration der Menschen auf diesen Straßen ausgedünnt hatte, wie es zur Peripherie der Stadt hin üblich war, würde sie reichlich Gelegenheit haben, sich abzureagieren.
 

„Asuka?“

Uh, es war nur Hikari.

Auch, wenn es ihr ganz und gar nicht gefiel, dass die Klassensprecherin sie mit dem mütterlich-besorgten Blick unter Beschuss genommen hatte, den sie bisjetzt nur aus der Ferne gesehen hatte.

Es verunsicherte sie, und sie wollte nicht verunsichert sein, wenn sie mit ihrer besten Freundin redete.
 

ICH WERDE NIEMAND DEINEN PLATZ EINNEHMEN LASSEN
 

„Ja, was ist?“ gab sie salopp zurück.

„Uhm… kann es sein, dass dich heute irgendetwas belastet?“

Ein gezwungenes Lachen. „Belastet, ich?“
 

[…]
 

„Halt, du meinst das ernst, oder? Du kannst dich wieder beruhigen, es ist nichts. Wie kommst du überhaupt darauf?“

„Ach, nichts, vergiss es…“

Sie sieht nicht aus als hätte sie es vergessen.

Es war eher, als hätte sie beschlossen, die Taktik zu ändern.

„Aber was auch immer sein mag ich… ich wollte nur, dass du weißt, das ich dir dankbar bin.“

„…dankbar? Natürlich freue ich mich immer, wenn jemand meine Anstrengungen zu schätzen weiß, aber wofür denn…? Wegen dem EVA-Kampf?“

„Dass auch aber eigentlich… es ist bestimmt seltsam, dass das erst jetzt kommt, aber… Du wirst wohl bemerkt haben, dass ich in unserer Klasse nicht besonders beliebt war – Es ist nur natürlich, wenn man bedenkt, dass es meine Aufgabe ist, für Ordnung zu sorgen und… es ist nicht so, dass ich Probleme damit hätte, es ist für alle zu ihrem besten wenn sie auch mal an ihre Zukunft denken, auch, wenn ihnen viele anderen Dinge jetzt im Moment interessanter vorkommen… Ich war ja selbst bei uns zuhause schon seid ich kleiner war immer die, die für Ordnung gesorgt hat – weil ich sozusagen „In der Mitte“ bin konnte ich immer zwischen meiner großen und meiner kleinen Schwester vermeiden, und weil wir keine Mutter haben und unser Vater viel arbeiten muss, war ich immer diejenige, die sich um den Haushalt gekümmert hat… Ichbin zwar nicht die ältere, aber ich denke dass ich von uns allen die war, die die richtige Persönlichkeit dafür hatte… Wenn Nozomi Schwierigkeiten in der Schule hatte, war ich es, die ihr alles erklärt hat, und wenn es Streit gab, war ich immer diejenige, die versucht hat, die Familie zusammenzuhalten.

Irgendjemand musste diese Rolle füllen, und ich war nun einmal am besten dafür geignet, und weil es für mich immer normal war, verantwortlich und ernst zu sein, war es ganz natürlich, das ich das auch in der Schule getan habe… mehr noch, ich wollte in der Schule Verantwortung übernehmen, einmal um der anderen Kinder wegen, die genau wie ich in einer Welt leben mussten, die eine schreckliche Apokalypse hinter sich hatte – Bei euch in Europa muss es wohl weniger schlim gewesen sein, weil es ziemlich weit im Norden liegt, aber in Japan war die Zerstörung groß, da es ohnehin ein für Naturkatastrophen anfälliges Gebiet ist und ein großteil der Infrastruktur am Meer liegt – Ich kann mich noch gut daran erinnern, das der Kindergarten, den ich besucht habe, eigentlich nur ein halbwegs trockener platz in der halb zerbröckelten Ruine eines Einkaufszentrums war…

In so einer Welt konnte ich unmöglich eine Bürde sein, weder für unsere Lehrer und Erzieher, noch für meinen Vater – Schließlich hatte er noch nicht einmal mehr eine Ehefrau, die ihm bei seiner schweren Aufgabe, drei Mädchen großzuziehen, behilflich sein konnte…

Versteh mich nicht falsch, ich habe es nie bereut und ich habe keine Zweifel daran, dass der Weg, den ich gewählt habe, der einzig richtige war, aber je älter ich wurde, umso mehr fiel mir auf, wie die anderen Mädchen in meinem Alter sich anmalten und Frivolitäten nachgingen, und obwohl ich sie unvernünftig fand, konnte ich nicht anders, als sie insgeheim zu bewundern…

Selbst, wenn sie mich zu schätzen wussten, sahen mich die anderen Kinder fast schon als Erwachsene, ich war immer der Anstandswauwau, die Glucke, einfach nur ein Mädchen zu sein, und Dinge einfach nur aus Spaß zu tun, oder weil ich sie nur für mich selbst will, das habe ich gar nicht erst gelernt…

Deshalb hätte ich nie gedacht, dass ich je mit jemandem wie dir befreundet sein würde…

Aber du hast mich einfach als einen Teil deiner Clique aufgenommen und mir gezeigt, dass Erfolg zu haben und das Leben zu genießen nicht immer Gegensätze sein müssen… Und du hast mir erlaubt… einfach dazuzugehören.

Ich… ich wollte dir das einfach nur gesagt haben, damit du… damit du weißt, dass es mir viel bedeutet hatte… Und ich will dass du weißt, dass ich dir nur zu gerne helfen würde, wenn du mal ein Problem haben solltest… okay?

Also, wenn du einmal Sorgen hast… zögere bitte nicht, zu mir zu kommen. “

Asuka reagierte mit wenig mehr als einem verdutzen Blinzeln.

„Ich weiß zwar nicht, was du mit der Hälfte dieses sentimentalen Quatsches gemeint hast aber, keine Uhrsache. So viel hab ich mir gar nichts dabei gedacht. Du schienst nett zu sein, also hatte ich keinen Grund, dich nicht meine Freundin sein zu lassen.

Je mehr Freunde, desto besser, nicht?“

„Mh-hm!“

Das schien sie zufriedengestelt zu haben.
 

Ich konnte es nicht sagen. Vielleicht auch, weil es mir damals noch gar nicht richtig klar war… Ich war, denke ich, ein wenig überwältigt von dem Unterschied, den es zwischen mir und Hikari gab, obwohl wir beide unsere Mütter verloren haben… Damals konnte ich damit nichts anfangen, der Gedanke, dass ich sie genau so bewunderte, wie sie mich, dass sie es viel mehr wert war, bewundert zu werden, als ich es je gewesen war, machte für mich damals keinen Sinn, nicht, wenn ich meinen eigenen Standarts gerecht werden wollte – und vielleicht war das auch besser so, denn hätte ich in ihr etwas gesehen, das ich nicht hatte, hätte meine einzige Verbündete in dieser großen, feindlichen Welt, wo das einzige Recht, das wirklich aufrecht erhalten werden konnte, das Gesetzt des Dschungels war eine Rivalin werden müssen…

Warum ich es nicht sehen konnte, wie viel Freude daraus entsprungen war, dass ich eine Person einmal nicht automatisch als Feindin eingestuft habe, kann ich nicht sagen… Jedenfalls hat es mich daran gehindert, ihren wahren Wert zu erkennen und ihr genau so zu vertrauen, wie sie mir vertraut hatte.
 

Unter all diesen Haufen von gackernden Hünern war Hikari meine einzige wirkliche Freundin. In Wahrheit waren sie und dieser Idiot Shinji die einzigen Menschen an diesem Ort, mit denen ich je wirklich zusammen sein wollte… und ausgerechnet er musste mich verschmähen.

So wie ich damals war, mit all meinen Eigenheiten und Limitationen, konnte ich es einfach nicht begreifen – Mitsurugi der verklemmte Streber. Suzuhara der perverse Klassenclown. Aida der durchgeknallte Nerd. Yamagishi, der ängstliche Bücherwurm, und am meisten von allen, dieser assoziale Fußabtreter, das First Child! Was könnte dieser ganze Haufen von Losern möglicherweise haben, was ich nicht hatte?

Was sah Shinji an ihnen, was er an mir nicht sah?

Ich versuchte, mir einzureden, dass es doch nur natürlich sei, das ein Loser wie dieser idiotische Shinji sich mit seinesgleichen verbunden fühlt, aber ers gab diese eine Frage, die nicht aufhörte, aus irgendeinem hinteren Winkel meiner Hirnwindungen hervorzusprudeln und gleich einer Kohlensäureblase in einem Getränk an die Oberfläche zu blubbern:

Konnte ich sein, dass ich in seiner Sicht der Dinge so wenig wert war, das selbst all diese wertlosen Personen mir vorzuziehen waren?

Es machte mich regelrecht irre!
 

ICH WILL DICH GANZ FÜR MICH ALLEIN HABEN
 

„Ein Date…“ grummelte Asuka ärgerlich zu sich selbst, während sie um ihren Frust abzubauen, die zahllosen Treppen in das elfte Stockwerk beschritt, anstatt ihre Wohnung mit dem Fahrstuhl anzusteuern. „Ich muss mir unbedingt ein Date zulegen… Schon allein, um es dieser Aya und allen anderen Mal so richtig unter die Nase zu reiben! Oh, wo ist nur Kaji-san, wenn man ihn mal braucht! Sonst bauen die uns immer unsere ganze Freizeit mit diesen blöden Synchrontests zu, aber gerade, wenn man mal ‘ne Ausrede bräuchte, um ins Hauptquartier zu kommen, lassen die uns mirakulöserweise mal in Ruhe!“
 

DAS WIRKLICH TRAURIGE IST, DAS ES NICHT SO IST, ALS OB SIE NICHT DAS POTENTIAL DAZU GEHABT HÄTTE, FREUNDLICH ZU SEIN
 

DAS MACHT SIE UM SO ABSCHEULICHER
 

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In seiner Arbeit als Buchhändler war es Tanemura Soichirou eigentlich nicht gewohnt, mir irgendwelchen außergewöhnlichen Geschehnissen zu tun zu haben.

Klar waren in den Waren, die er vertrieb, jede Menge solcher ereignisse zu finden, seine Arbeit selbst war an sich jedoch relativ beschaulich – Als ein bescheidener Mensch, der nicht mehr brauchte als ein Dach über dem Kopf, um glücklich zu sein, hatte er seine Arbeit bewusst so gewählt.

Der kleine Laden in einer vorteilhaften Lage nahe einer Schule voller junger Leute, die zumindest für Schulbücher und Schreibwaren immer Bedarf hatten war sein ganzer Stolz und der Topf, indem ein großteil seiner Liebe wanderte – Und in heutigen Kriesenzeiten, nach der Tragödie des Second Impacts und der Gewissheit, das die Innenstadt von Tokyo-3 ein Schlachtfeld war und auch bleiben würde war diese auch bitter nötig.

Die Population der Stadt schwand und viele von denen, die blieben, verloren durch Kampfschäden jegliches Geld, dass sie in Bücher hätten investieren können – Wer konnte, evakuierte zumindest seine Kinder und dezimierte damit Tanemuras auch schon durch die sinkenden Geburtenraten ziemlich eingekochte Hauptkäufergruppe: Heranwachsende Mädchen, die nie müde wurden, einen dicken Fantasy-Wälzer nach dem nächsten zu schlucken.

Doch Tanemura blieb zuversichtlich, dass es ihm gelingen würde, seinen kleinen Laden intakt durch diese Kämpfe zu bringen, bis jetzt hatte er seine Miete immer bezahlen können, und es gab immer wieder Lichtblicke: Neulich war hier zum Beispiel ein löblicher junger Mann vorbeigekommen, der nach einer empfehlenswerten Lektüre für eine Freundin gefragt hatte – Tanemura hoffte nur, dass das jene beglückwünschenchende Mädchen ihren Freund in Kürze mit dem Lesefieber angesteckt haben würde…

Und auch, wenn dieses sehr interessiert wirkende brillentragende Mädchen mit den langen, schwarzen Haaren wider Erwarten nicht wiedergekommen war, hatte Tanemuras Laden doch eine neue Stammkundin bekommen, auch, wenn der alte Ladeninhaber immer noch nicht wusste, was er von diesem Mädchen halten sollte –
 

Bevor sie mit ihm in Kontakt gekommen war oder überhaupt den Laden betreten hatte, hatte er sie ein paar Mal davorstehen sehen, mal auf der anderen Straßenseite, mal direkt vor den Schaufenstern, durch die er sie erspäht hatte – Sie trug die Uniform der vormals erwähnten nahegelegenen Schule, ein weißes Hemd unter einer blauen Weste und einem passend gefärbten Minirock, doch das erste, was ihm an ihr auffiel, waren ihre leichenblasse Haut und die eigenartige Farbe ihrer Haare – Es war nichts ganz neues, dass sich einige junge Leute heutzutage als eine Geste der Rebellion gegen die teils konformistische Gesellschaft dieser Inselkette die Haare bleichten, aber dass es jemanden gelungen war, die Farbe so vollständig daraus zu entfernen, und dass das bisschen das zurückblieb, beinahe schon bläulich erschien, erlebte er zum ersten Mal – Auch sah dieses Mädchen überhaupt nicht aus wie eine rebellin oder gar eine Delinquentin.

Anders als viele andere in ihren Alter, die versuchten, ihre unter strengen Uniformordnungen zerquetschte Individualität die unbedingt an die Oberfläche drängte, mit allerlei Accessioires auszudrücken, zeigte sich diese Schülerin völlig schmucklos, ohne Schmuck, ohne Schminke, selbst ihre Socken waren schlicht, ihre Frisur simpel und funktional.

Bevor er beginnen konnte, zu hoffen, dass sie überlegte, hineinzukommen, erlebte er jedoch etwas leicht unheimliches… all der Entfernung und der Glasscheibe zu trotz blickte das Mädchen urplötzlich auf und sah ihm direkt in die Augen, ohne das ihr Blick irgendeine Zweifel daran aufkommen ließ, dass sie ihn eindeutig entdeckt hatte.

Es war nur für einen Sekundenbruchteil, aber es reichte für ihn aus, um sich zu fragen, ob er allen Ernstes rote Augen gesehen hatte.

Und schließlich war sie in der Zeit, die er für einen verwunderten Wimpernschlasg gebraucht hatte, spurlos verschwunden, als ob sie niemals dagewesen wäre… nein, vielmehr war es zunächst diese Möglichkeit, die ihm am wahrscheinlichsten erschien, dass er sich diese geisterhafte Erscheinung wohl einfach nur eingebildet haben musste, dass es an der Sommerhitze und der ganzen Aufregung mit dem Kampf liegen musste, die ihn wohl durcheinander gebracht haben mussten, zumal er schließlich nicht mehr der Jüngste war…
 

Und wäre es dabei geblieben, hätte er es vermutlich bei genau dieser Schlussfolgerung belassen, wenn da nicht die kleine Ungereimtheit gewesen währe, dass dieses geisterhafte Kind sich das nächste Mal, das er es zu Gesicht bekam, nicht direkt in Luft auflöste – konnte sein, dass sie Sekunden vorher noch dabei gewesen war, die in ein paar Ständern außen platzierten Sonderangebote zu betrachten doch nach der Zeit, die Tanemura gebraucht hatte, um sie zu entdecken und zu fixieren, starrte sie bereits direkt in seine Richtung und fixierte ihn mit ihrem blutroten Blick, und er konnte das Gefühl nicht abschütteln, das darin irgendetwas fehlte, als blickte man durch die Fenster zur Seele und fände dahinter nichts als ein „zu-vermieten“-Schild.

Er musste zugegeben dass er, so irrational es auch schien, sich vor einem Schulkind zu fürchten, einen kalten Schauer verspürt und erstmal betreten geschluckt hatte, unwillens, diesem… Wesen den Rücken zuzukehren, beinahe schon betend, dass sie endlich weitergehen würde, und aufhören würde, ihn heimzusuchen.

Etwas unheimliches… Etwas unmenschliches…

Oh, geh doch, geh, bitte geh doch!

Und als er sich seines Fehlers bewusst wurde, seine Augen in Anwesenheit dessen, was irgendein steinzeitlicher Instinkt als Fressfeind eingestuft zu haben schien, zugepresst zu haben, war es ihm, als wäre er beim öffnen seiner Sehorgane aus einem bösen Traum erwacht: Sie war weg.
 

Doch seine Ruhe war nur kurzer Natur, da der Spuk sich noch am selben Tag fortsetzte – Dieses Mal nicht früh Morgens, wo man sich eine Einbildung noch verzeihen konnten, sondern nachmittags, und diesesmal tauchte sie genau so plötzlich auf, wie sie bis her immer verschwunden war – Er war gerade dabei die vormals erwähnten, außen ausgelegten Bücher, von denen er zu seinem Glück einige zu verkaufen vermocht hatte, wieder aufzufüllen, da stieß er mit seinem rechten Ellenbogen an etwas warmes und – zu seinem späteren Beschämen – schreckte direkt zurück, als er erkannte, wer es war.

Im Nachhinein war es Tanemura klar, dass wohl unachtsam gewesen sein musste, aber in diesem Moment hätte er schwören können, dass sie noch Sekunden vorher definitiv nicht neben ihm gestanden hatte – Angebracht wäre vermutlich eine Entschuldigung gewesen, tatsächlich ging er aber einen Schritt zurück – was sie dazu veranlasste, ihren Kopf in seine Richtung zu drehen, ohne, dass sich aus ihrem Gesichtsausdruck irgendetwas herausließen ließ, bestenfalls ein Hauch von Neugier.

Er konnte nicht sagen wieso, aber dieser Augenblick erfüllte ihn mit einer Furcht, die in den Kontext seines relativ ruhigen, gewöhnlichen Lebens, das ohne großes Drama oder außergewöhnliche Ereignisse verlaufen war, gar nicht hinein passen wollte – so stark, so intensiv, und das wegen eines kleinen Mädchens!

Furcht, wie er sie niemals zuvor gekannt hatte.

Es war wie eine dieser Sekundenbruchteile bei einem Verkehrsunfall, in denen einem lächerlich klar ist, das man keine Chance mehr hat, auch dann, wenn die Katastrophe jetzt im Moment noch nicht gekommen ist, und einem nichts weiter zutunbleibt als ehrfürchtig zu beobachten, wie das Verderben immer näher kommt.

Da war dieser Eindruck, diese tief sitzende, urtümliche, instinktive Sache, die ihn ohne jegliche Verzögerung einfach wissen ließ, dass da etwas auf ihn herrabblickte, dass viel größer, viel älter, und viel bedeutenden war als er selbst, ein Wesen, vor dessen Füßen Äonen und Millenien kaum mehr bedeuteten als ein Herzschlag, an dem die Aufstiege und Niedergänge von imperieren so schnell vorbeirasten, dass sie sie nicht einmal wirklich wahrnehmen, geschweigedenn mit einer Bedeutung versehen konnte…

Eine Entität, die ihm etwa so viel zu sagen hatte, wie eine Pflanze einem Menschen, deren Gedanken er etwa so weit verstehen konnte, wie er selbst von einer Ameise verstanden werden konnte.

Was ihn da durchfuhr, war nicht die blinde Angst eines kleinen Tieres, dass sich vor einem Räuber zu schützen versuchte, um zu überleben – Es war die in alle Schichten eingepresste Ehrfurcht, die ein Wurm vor seinem Meister hatte.

Tanemura wich einen Schritt zurück – und dann schalteten sich die entwicklungsgeschichtlich jüngeren Bestandteile seines Hirns an, und versuchten diese rohe, aus dem Bauch heraus ausgeführte Reaktion und diese vage begründbare aber doch erstaublich eindeutige Ahnung, irgendwie zu rationalisieren – Der ältliche Buchladenbesitzer war gezwungen festzustellen, dass er dies nicht konnte.

Was war da überhaupt in ihn gefahren?

Das war ein einfaches Schulmädchen, das irgendeinem abgefahrenen Modetrend gefolgt zu sein schien, mehr auch nicht – und bis jetzt hatte sie nichts weiter getan, als ein paar Bücher zu betrachten, und daher höchstwahrscheinlich auch zu erwägen, welche zu kaufen – Was ihm doch aller Vernunft nach gelegen kommen sollte.

Er hatte sich eigentlich schon sehr, sehr lange für einen reifen Erwachsenen gehalten – Tanemura verspürte Scham.

Was machte er da eigentlich?

Das war bloß ein Schulkind.

„Suchebn Sie etwas bestimmtes, junges Fräulein?“

Dafür, dass sie so oft vor dem Laden gestanden hatte, scheinbar darüber nachgrübelnd, ob sie überhaupt irgendetwas kaufen sollte oder nicht, war ihr Ersuchen ungewöhnlich konkret und präzise:

„Ich benötige möglichst relevante, aktuelle wissenschaftliche Publikationen auf dem Gebiet der metaphysischen Biologie, vozugsweise aus dem Themenbereich der künstlichen Evolution oder artifiziellen Apotheosis.“
 

Tanemura blickte das eigentümliche Mädchen sichtlich… bedröppelt an, von dieser nicht gerade alltäglichen Nachfrage etwas geplättet – Was sollte so eine Halbstarke mit einer wissenschaftlichen Publikation über… Er wusste nicht einmal, was das, von dem sie da gerade gesprochen hatte, überhaupt war.

„Nun ich glaube, es wäre besser, wenn Sie an der nächsten Universität nachfragen würden. Wir… sind nicht wirklich auf wissenschaftliche Literatur spezialisiert, also müsste ich das wohl erst bestellen… “

„Tun Sie das.“

Der Buchhändler schluckte. Gerade, als er sich mental davon überzeugt hatte, dass dieses Kind unmöglich etwas anderes sein könnte, als eine gewöhnliche Schülerin…

Von alledem etwas durch den Wind gebracht führte Tanemura das seltsame Mädchen in seinen Laden, wo er dann an seinem mit entsprechender Software bestückten Computer – ein antiquiertes Modell mit Röhrembildschirm – die Suche nach Büchern anwarf.

„…Welches Gebiet, noch mal?“

„Metaphysische Biologie. Künstliche Evolution oder Apotheosis.“ Wiederholte sie tonlos.

Tanemuras Verwirrung wurde noch um vielfaches übertrupft, als er die Ergebnisse der Suche schwarz auf weiß auf seinem Bildschirm angezeigt sah.

„Bist du dir sicher, dass du dich da nicht irgendwie vertan hast…?“

„Weshalb?“

„Na ja, hier steht, dass das, wonach du gefragt hast, alles klassifiziertes Regierungsmaterial ist, dass ich dir nur nach vorzeigen eines gültigen Sicherheitsausweises verkaufen oder überhaupt bestellen lassen darf, und das kann es wohl nicht sein…oder?“

„Doch, kann es.“

Das Mädchen stellte ihren Schulranzen auf der Theke ab, auf der auch der Computer stand, und holte rasch ein kleines Kärtchen hervor.

Nerv, Zugangsklasse AAA.

Das kleine Bildchen ander Seite des NERV-Sicherheitsausweises zeigte eindeutig ihren unverwechselbaren, blauen Haarschopf, sie konnte es also nicht von ihren Eltern geklaut haben wie dieser sommersprossige Junge, der sich vor ein paar Wochen einen ähnlichen Stunt geleistet hatte.

Die Karte war tatsächlich auf ihren Namen ausgestellt und der war, wie der Besitzer des Ladens festellte, als er das Kärtchen ungläubig beäugte, „Ayanami Rei.“

Ayanami Rei, First Child, designierte Pilotin von EVA Einheit 00.

Irgendwo in Hintergrund konnte sich der Buchhändler das „Wust‘ ich’s doch!“ über die Bestätigung seiner Gewissheit nicht verkneifen, dass dieses Mädchen tatsächlich nicht bloß ein stinknormales Kind mit einer seltsamen Frisur sein konnte – Dennoch kam er nichtdrum herum, sich erneut zu schämen und an seiner erwachsenen Rationalität zu zweifeln.

Ayanami Rei, First Child, designierte Pilotin von EVA Einheit 00.

Das bedeutete, dass ihm dieses Mädchen vermutlich etliche Male das Leben gerettet hatte.

„Manonmann, Das First Child… Was verschafft mir denn die Ehre?“

Dazu sagte sie nichts.

Tanemura beeilte sich, tippte dieZahlenkombination auf dem Ausweis in das bestätigungsformular und ließ die Evapilotin an die Tastatur, damit diese ihre Geheimzahl eintippen und die Publikationen aussuchen konnte, die sie bestellen wollte.

„Na ja, jedenfalls kannst du es dann natürlich gerne haben, wenn du es denn bezahlen kannst…Das wird, uh, vielleicht ein paar Tage dauern, es kann jedoch auch sein, dass es schon morgen da ist, da wir hier ja in der zukünftigen Hauptstadt sind…“

Der ältliche Ladenbesitzer hatte seine Mühen damit, diese unangenehme Stille zu füllen, vor allem, da das First Child selbst keine Anstalten machte, irgendwas zu sagen, sondern einfach nur still in seine Richtung starrte – eigentlich könnte er unmöglich irgendwas gesagt haben, das sie hätte beleidigen oder verunsichern können, mal abgesehen von seinen Gedanken, die er mittlerweise selbst nicht mehr nachvollziehen konnte – andererseits war sie ihm mit ihrem starren Blick immernoch irgendwie unheimlich, wie irgenetwas aus diesen Horrorfilmen, etwas trügerisch menschenähnliches, das getreten gehörte bis es sich nicht mehr bewegte – Er drägnte diese Gedanken tief in die hintersten Ecken seines Bewustseins zurück.

Wieder öffnete das Mädchen kurz ihre Tasche, und holte ein dickes Bündel mit ordentlichen Geldscheinen hervor.

„Reicht das aus?“

Auch dieser Anblick ließ den Händler wieder etwas benommen zurück – Er konnte sich nicht entsinnen, so einen großen Betrag schon einmal in den Händen gehalten zu haben.

„Ja, sicher doch…“

Das war wohl die Untertreibung des Jahrhunderts. Das Bündel hätte wohl locker gereicht, um den ganzen Laden zu kaufen – Wäre sie nicht am späten Nachmittag gekommen, hätte der gesammte Inhalt seiner Kasse wohl nicht ausgereicht, um für einen dieser Scheine genug Wechselgeld bereitzustellen.

„Wenn Sie wollen, kann ich aber nachsehen, ob ich noch irgendwo eine Ausgabe von „Nature“ oder „Science“ herumliegen habe…-“ bot Tanemura noch an, halb, um sein Gewissen zu beruhigen, halb, weil er sich irgendwie fühlte, als wäre er kurz davor, in einen Vulkankrater geworfen zu werden, falls es ihn nicht gelingen sollte, die darin hausende Gottheit anderweitig zu besänftigen.

„Das wird nicht nötig sein.“

Und dann drehte sie sich einfach um und ging, ohne ein weiteres Wort und ohne einen weiteren Blick auf Tanemura oder sonst irgendetwas in seinem Laden, in geraden Linien zur Tür schreiten wier ein sortfätig programmierter Automat.

Der Buchhändler wusste nicht mehr, was er denken oder fühlen sollte, und noch weniger, was er tatsächlich dachte oder fühlte.

Er wusste nur, das er sich mit einem mal unverhältnismäßig erschöpft fühlte.
 

---
 

Die Rückkehr des blauhaarigen Mädchens war genau so still wie ihr letzter Abgang gewesen war, ohne ein Wort kam sie am nächsten Tag durch die Tür, diesesmal ganz ohne zu verweilen oder inne zu halten, zielstrebig, aber nicht wirklich eilig zur Kasse hin laufend wo Tanemura gerade arglos und unvorgewarnt seinen letzten Kunden bedient hatte – Die meisten anderen Gestalten, die sich ebenfalls im Laden befanden, drehten sich ebenfalls verwundert zu ihr um und bestätigten dem Verkäufer erstmalig, dass er nicht dabei war, durchzudrehen, dass dieses eigenartige Mädchen nicht einzig und allein als Gespinst seinem Hirn entsprungen war.

Grabesstill stand sie vor der Kasse, grabesstill sah sie zu, wie er ein wenig unsicher darüber, ihrem blutroten Blick den Rücken zudrehen zu müssen, den von ihr gewünschten Artikel hervorholte, grabestill nahm sie diesen an sich, ja, riss ihn dem ältlichen Ladenbesitzer beinahe schon aus der Hand, ohne ein einziges Wort zu sprechen, und ebenso grabesstill wendete sie sich auch zum gehen, sich kaum, dass sie den Umschlag in der ihre Ware geliefert worden war, in ihre blassen Finger bekommen hatte, auf dem Absatz umdrehend, ohne ein Wort zu sagen.
 

Die Zeit schien stillzustehen, als sie aus dem Laden hinaus schritt, als sei nicht nur Tanemura selbst, sondern ausnahmslos jeder einzelne Mensch in diesem Raum auf dieses… dieses fremde Wesen dort fixiert, (auch wenn er sich nicht sicher war, ob er sich das nicht auch nur eingebildet hatte) als sei das stetige klacken ihrer Schuhe das einzige Geräusch, das auf dieser Welt noch existierte… bis auch das verstummte, als sie stehen blieb.

Sie war gar nicht so weit von Tanemuras Kasse entfernt, es waren nur die Sekunden bis dahin, die sich wie ewig ausgedehnt angefühlt hatten, wie dünn gesponnener Kleister – tatsächlich war es der Stapel Bücher auf dem der Kasse allernächsten Austellungsmöbel, der sie zum Stillstand gebracht hatte, wie sie erst dann offenlegte als sie, nach einigen Zeittropfen in denen jede noch so verrückte Erklärung möglich schien und es Tanemura ebenso möglich schien, das sie einen Rückwärtssalto vollführen und das Universum anschließend in völlige Dunkelheit stürzen würde, ihren Kopf leicht zur Seite drehte, allem anschein nach, um den vormals erwähnten Stapel zu betrachten.

Um weiterer, aufreibender Stille vorzubeugen, eilte Tanemura an ihre Seite.

„Suchen sie etwas bestimmtes, Fräulein Ayanami?“

Zunächst stand sie einfach da, und es erschien ihm völlig wahrscheinlich, das sie überhaupt nicht reagieren wurde, dann aber hob sie mit einem Mal ihre Hand – Tanemura wollte sich zunächst gar nicht vorstellen, wozu – und formte mit ihren Fingern eine einfache, deutende Geste, mit der sie auf einen scheinbar zufälligen Liebesoman zeigte.

„Das, bitte.“

„Sonst noch etwas?“

An dieser Stelle bekam er tatsächlich den Eindruck, dass sie kurz überlegte.

„Ich würde gerne…“ sprach sie dann monoton. „…die gesamten veröffentlicheten Materialien der Biologin Dr. Ikari Yui erwerben.“

„Das müsste ich… erst bestellen…“

„Das ist kein Problem.“

Und weg war sie.
 

Tanemura brauchte nicht lange, um die angeforderten Bücher und Publikationen zu finden – Diese Ikari war zu ihrerzeiten scheinbar auf ihrem Gebiet führend gewesen. Zwischen den Einträgen mit ihren Werken fanden sich auch schwer nach Verschwörungsteorie riechende Schriften über ihren mysteriösen Tod, zu seiner Zeit scheinbar ein großer Skandal, Gerüchte über Menschenexperimente, ein Prozess, in dem sich ihr (für das Experiment mitverantwortlicher) Mitarbeiter und Gemahl für das ganze zu verantworten hatte und noch mehr Gerüchte, laut denen Geheimbündler den Mann freigekauft hätten, um ire Machenschaften geheim zu halten – Tanemura hatte dunkle Erinnerungen daran, zu seiner Zeit in den Nachrichten davon gehört zu haben, doch damals hatte er das ganze als Sensationsreißerei der Medien abgetan, da er sich als einfacher Mensch nie für Verschwörungstheorien begeistert hatte, doch ein einzelnes Detail brachte ihn dazu, seine Meinung darüber gründlich zu revidieren ja, er hätte es dieses Leuten mittlerweile abgekauft, wenn sie ihm erzählt hätten, dass diese Frau dem Grabe entstiegen war, um Rache an ihrem Mann zu nehmen – Ein einzelnes Bild von dieser Frau.

Es zeigte sie warm in die Kamera lächelnd mit einem niedlichen kleinen Jungen auf ihrem Arm, vor allem aber zeigte es ihr Gesicht, das Tanemuta nicht so neu war, wie es hätte sein sollen…

Er bestellte das Buch, schluckte, und verfluchte seine Schöpfer dafür, dass sich menschliche Erinnerung nicht so leicht ausradieren ließ wie Daten auf einer Festplatte.
 

---
 

Auch wenn Tanemura es tunlichst vermied, über diesen nicht ganz erklärlichen Umstände ihres ersten Treffens nachzudenken, die ihm bis heute noch nicht ganz geheuer waren, so war es ihm dennoch irgendwie gelungen, eine neue Stammkundin zu gewinnen.

Zwischen diesen paar Punkten des Paranormalen war sein Leben ganz gewöhnlich weitergegangen und alles folgte seinen üblichen geregelten Bahnen von Aufstehen, Frühstück, Arbeiten, Schlafengehen, und er konnte es gar nicht mehr greifen, was ihn diese abscheulichen Empfindungen erleben lassen hatte, es machte einfach keinen Sinn, er konnte nichts konkretes nennen, was so falsch gewesen war, und die Konsequenz, das Endergebnis, war letzlich doch normal gewesen… Dieses Ayanami-Mädchen besuchte regelmäßig seinen Laden und schwemmte Geld in seine Kassen, und es geschah auch nichts sehr ungewöhnliches, also sollte es doch das vernünftigste sein, diese anfänglichen Eindrücke zu begraben – Es war natürlich nicht das letzte Mal, das er den Eindruck bekam, dass diese Ayanami Rei nicht gerade …das durchschnittlichste Mädchen auf diesem Planeten war, aber warum sollte sie auch?

Sie war das First Child.

Das war eine gute Ausrede – Es war ja nicht einmal so, dass er das Mädchen nicht mochte – nachdem er regelmäßig mit ihr zu tun hatte, fand er durchaus Grund und Anlass dafür, sie regelrecht niedlich zu finden, es war nicht schwer diese… seltsamheit als bloße Unbeholfenheit abzutun ja, je länger er sie kannte, je mehr Zeit verging, umso einfacher wurde es, sie sich einfach als ein etwas verschlossenes, schüchternes, aber im Grunde ganz nettes Schulmädchen vorzustellen…

Mit der Zeit erfuhr Tanemura auch das eine oder andere über sie, hie und da, so ganz beiläufig, zum Beispiel, das dieser Junge, der sich vor geraumer Zeit nach Literatur für eine weibliche Bekanntschaft erkundigt hatte, niemand geringeres als das Third Child gewesen war (Dabei hatte er so unscheinbar gewirkt!) und dass es sich bei dem Vormund des Mädchens, für den der Artikel, den sie als erstes gekauft hatte, mal ein Geschenk darstellen sollte, um niemand geringeres handelte als den Leiter jener nebulösen Organisation leitete, welche diese Stadt verteidigte, doch als Tanemura dann fragte, wie dieser so sei, wusste die EVA-Pilotin nicht zu antworten.

Sie kaufte eine Menge verschiedene Bücher, quer durch alle Genres hindurch, von Fabelbüchern für Kinder über Kultklassiker, deren Auswahl einen fast schon denken ließ, dass dieses Mädchen nochnie überhaupt irgendwas gelesen hatte, zu hochphilosophischen, renomierten Kunstwerken und Bergen and wissenschaftlicher Literatur, philosophischen oder religiösen Schriften.

Der Buchhändler wurde aus ihrer Auswahl nicht schlau und gab es schließlich auf, daraus etwas über sie erfahren zu wollten, stellte aber fest dass sie, aus irgendeinem Grund, den er, wie gesagt, nicht erahnen konnte, eine Vorliebe für Geschichten hatte, die von künstlichen Intelligenzen handelten – Klone, Androiden, Cyborgs, Golems, Homunculi, lebendge Computerprogramme, und so weiter und so fort – was hieß, dass sie bald in der verstaubten Science-Fiction/Fantasy-Ecke heimisch wurde (Doch nur ein harmloser NERD? Das Vorurteil, dass sich keine Frauen im Internet herumtreiben, war schließlich längst überholt), auch, wenn sie sich durchaus auch für Dinge interessierte, an denen hochgestochene Kritiker eher ein gutes Haar ließen – Viel mehr, als man es von jemanden in ihrem Alter erwarten konnte. Die Ausgabe von „Twillight“, die Tanemura ihr empfohlen hatte, weil viele in ihrem Alter ganz verrückt danach waren, tauschte sie noch am selben Tag wieder um.

Ungewöhnlich war, wenn man davon ausging, dass sie eine Ladung von Büchern durchgelesen hatte, bevor sie die nächste kaufte, die schiere Geschwindigkeit, mit der sie die Berge aus Literatur bezwang, aber wenn man andererseits die dicken Sachbuch-Wälzer betrachtete, die gelegentlich dabei waren, war es vielleicht kein so großes Wunder, die kleine schien auf jeden Fall ein pfiffiges Mädchen zu sein .

Gar nicht so viel anders, als diese unter mysteriösen umständen verstorbene Wissenschaftlerin… - Nein. Daran wollte er, wie gesagt, gar nichts erst denken.

War es denn nicht ein gar nicht so seltenes Vorkommnis, das große Intelligenz mit mangelnder sozialkompetenz einherging…? Wirklich, das einzige, was an diesem Mädchen außerhalb des Rahmens des möglichen lag, waren ihre Augen, und lag es da so fern, dass es selbst für deren Farbe eine logische Erklärung geben könnte?

Neulich hatten auch die paar Regale mit den DVDs und BluRays ihr Interesse auf sich gezogen, er hatte sie mal wieder gefragt, ob sie etwas Bestimmtes suche, als er sie mit einem solchen Artikel in der Hand entdeckt hatte, und sie hatte nur mit der anderen Hand darauf gezeigt und gefragt: „…Können sie mir ein Geschäft empfehlen, in dem ich die Aparate erstehen kann, um das abzuspielen?“

Er murmelte nach kurzem überlegen, dass es hier etwas weiter die Straße entlang ein kleines Elektrogeschäft gäbe, auf seine Anmerkung hin, es gäbe aber in einem größeren Geschäft in der Innenstadt bestimmt noch eine größere Auswahl, meinte sie nur, dass das nicht nötig sein würde.

„Noch etwas?“

Sie holte ein Buch aus einem der Regale und zeigte mit der freien Hand darauf.

„Wo erhalte ich eines dieser Möbel, in dem ich das verwahren kann…?“

Hatte sie in ihrer ganzen Wohnung wirklich kein einziges Bücherregal stehen?

„Nein, ich hatte bisher keine Verwendung dafür.“

Ja, Tanemura wurde einfach nicht schlau aus ihr…
 

Und das machte es schwer, es je ganz abzuschütteln, dieses Gefühl, dass er so ganz beiläufig etwas tangiert hatte, das jenseits seines Verständnisses lag und ihn eines fernen Tages heimsuchen würde, um ihn wie ein Stäbchen zu zerbrechen…

Schwer zu ignorieren war es aber nicht.
 

---
 

Die Kiste mit den Einzelteilen, aus denen einmal ein Bücherregal entstehen sollte, stand noch ungeöffnet links neben dem niedrigen kleinen Kühlschrank mit den Pillen und dem Becherglas darauf – Diese letzte Nacht würden die Bücher noch in mehreren Stapeln auf dem Boden verbringen müssen, komplexe Biologiebücher neben Oscar Wilde’s „Glücklichem Prinzen“ neben einem ganz anderen Prinzen aus der Feder Niccolò Machiavelli, Shakespeare’s Othello neben Goethe’s „Faust“, die „Leiden des jungen Werther“ irgendwo dazwischengequetscht, darüber ein paar modernere Werke wie Behandt Schlinks „Vorleser“ und Asimovs Foundation-Trilogie, Fontane’s „Effi Briest“ neben „Der kleine Prinz“ und den Werken vo n Michael Ende, flankiert von derzeit in Mode befindlichen und/oder von Kritikern hoch gerühmten Büchern von denen das jüngste erst 2014 erschienen war, einige aber auch die Tragödie des Second Impact behandelten, in mehreren Stapeln, ein paar neben dem Bett, ein paar neben der Kommode, einige an der Wand neben dem Kühlschrank, einmal abgesehen von den paar Büchern, die Teils auf der Seite aufgeschlagen, die das First Child zuletzt gelesen hatte, scheinbar zufällig in der Wonung verteilt herumlagen – Das Regal würde, einmal zusammengebaut, gut gefüllt sein.

Im moment waren es jedoch nicht die Bücher, welche die Aufmerksamkeit der Besitzerin des nun immerhin etwas weniger kahl wirkenden Appartments auf sich gezogen hatten, sondern ein weiteres Objekt, das hier relativ neu war: Sie hatte den kleinen, altmodischen Röhrenfernseher mit seinem hässlichen, grauen Plastikgehäuse – Rei hatte das billigste Gerät aus dem Laden gekauft weil sie keinen Grund sah, sich ein besseres zu kaufen – mitsamt dem BluRay-Player in ihren ohnehin größtenteils unbenutzen Schrank gestellt, größtenteils, weil sie so die Schranktür schließen und den Aparat dahindert verbergen konnte, ohne das der Rest des Raumes und damit deren kryptische Ordnung, die wohl nur dessen Besitzerin verstand, großartig verändert wirkte.

Diese saß momentan vor der Flimmerkiste, die ihre Gesichtszüge inrerseits in ein beinahe dämonisch wirkendes, bläuliches Licht hüllte, das sich als einzige Quelle von Helligkeit in das schon an sich geisterhaft wirkende Apartment erstreckte, und blickte scheinbar konzentriert in diese hinein, ohne das ihre Gesichtszzüge irgendeine Reaktion verrieten, die – bestenfalls! – über kaum merkliche Nachdenklichkeit hinausging.

Es war dem Auge des Betrachters überlassen, ob sie mit den vielen bunten, lauten Szenen voll Leben, Herzschmerz und Gefühl, die ihr der Bildschirm präsentierte, überhaupt irgendetwas anfangen konnte.

Eine wilde Flut aus Bildern rauschte über den kleinen Bildshirm und warf schillernd-bunte Lichter in ihr farbloses Gesicht.
 

---
 

„Dann hast du auch keine Angst vor dem Tod?“ fragte der kleine Junge ungläubig, während er dem respekteinflößend-gebauten Mann, falls man diese wortwörtliche Kampfmaschine denn überhaupt als solchen bezeichnen könnte, dabei zusah, wie er das Waffenlager nach etwas brauchbarem durchforstete.

Der Android ließ etwas auf seine nächste Antwort warten.

Beinahe könnte man denken, er würde zögern.

„Ich muss funktional bleiben, bis unsere Mission erfüllt ist.“

Die Reaktion des Jungen überraschte Rei etwas. Statt irgendwie zu konmentieren, wie „robotisch“ diese Antwort war, seufzte er nur und meinte: „Hach, das kenn ich. Ich muss auch funktional bleiben…“
 

---
 

„KANEDAAAAAAAAA!“

„TETSUOOOOOOOOOOOO!“
 

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„KHAAAAAAAAAAAAAAAAAAN!“
 

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„NEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIN!“
 

So mangelhaft, wie Reis Wissen im Punkto Popkultur nunmal war, hatte sie überhaupt nicht damit gerechnet, das Anakin tatsächlich auf die dunkle Seite überläuft.

Eigentlich hatte sie sich mit ihm und seiner Herkunft entweder als „Kind der Macht selbst“ oder als von Dath Plagueis künstlich erschaffenes Wesen irgendwie verbunden gefühlt und als mit seiner Rolle nicht ganz zurechtkommender Auserwählter etwas an Ikari-kun erinnert.

In vieler Hinsicht unwissend hatte sie doch tatsächlich den Film, der mit „Teil I“ beschriftet war, zuerst geguckt und von da an weiter gemacht… Jetzt wusste sie zwar, woher dieses Zitat aus Captain Katsuragis Quiz herkam, aber das ganze ließ sie doch mit einem üblen Nachgeschmack zurück, auch, wenn sie nicht genau sagen konnte, warum…

Irgendwie kam sie nicht umhinn, sich Ikari-kun in Luke’s Klamotten, sich selbst als Leia und das Second Child als Han Solo vorzustellen, auch, wenn sie sich angesichts späterer Ereignisse und Enthüllungen geneigt sah, dieses Bild zu korrigieren.
 

---
 

„Edward…“

In dem Moment, in dem er ihre Stimme hörte, ungewöhnlich vertraut und bedeckt mit dem Geist eines seltsam-mütterlichen Tonfalls, der es nicht ganz schafte, ihre Apathie zu durchdringen, begriff der blonde Junge augenblicklich, wem er da gegenüberstand.

Der Gedanke an diese Möglichkeit hatte ihn schon lange beschlichen wie ein hartnäckiges Gespenst, und mit jedem neuen Geheimnis, dass sich ihm und seinem Bruder offenbahrt hatte, wurde diese kleine Stimme in seinem Hinterkopf lauter, diese unausweichliche Gewissheit, das das Ausmaß seiner Sünde noch viel schwerer wog, als er es zu hoffen gewagt hatte.

Konfrontiert mit dem, was er getan hatte, brachte er es nicht fähig, sich auch nur einen Zentimeter zu rühren, und alles innerhalb seines Schädels, was von dem Schock nicht völlig gelähmt war, hatte es bereits akzeptiert, das er das auch niemals wieder sein würde.

Das hier war nicht mehr und nicht weniger s als die Strafe, die er verdient hatte.

„Edward, warum konntest du mich nicht richtig transmutieren…?“
 

---
 

"Minoru-sama... Es tut mir leid, dass ich euch Sorgen bereitet habe... Initialisiere Selbstdiagnose..."

"Mhm...."

"Minoru-sama... Es kam zu einem geringfügigen Datenverlust... Es sind die Daten über deine Schwester... Ich bitte dich, Minoru-sama... Kopiere mir-"

"Sonst noch was?"

"Uh...? Die Erinnerungsdaten befinden sich auf meiner Hauptfestplatte, also sind sie noch unbeschädigt..."

"Ich verstehe... In diesem Fall... brauchst du die Daten über meine Schwester nicht."

"Hm?!"

"...meine Schwester ist gestorben... und ich konnte das nicht akzeptieren. Ich konnte sie einfach nicht vergessen, nein, ich wollte es nicht, und deshalb habe ich dich gebaut und dich ihr so ähnlich gemacht, wie es meine Erinnerungen erlaubt haben...

Aber trotz allem... bist du nicht meine Schwester, und wirst es auch nie sein...!"

"...Es tut mir leid.... Wenn ich nur nützlicher für dich sein könnte-"

"Nein, das meine ich nicht!

...Niemand könnte meine Schwester je ersetzten, aber mir ist klar geworden... das du für mich genau so unersetzlich bist, Yuzuki!"

"Ich... bin unersetzlich?"

"So ist es!"

"Aber... ich bin doch nur ein Persocom..."

"Ja, aber... für mich gibt es kein anderes Persocom wie dich, Yuzuki. Auch, wenn du nur deiner Programmierung folgst... Dich gibt es nur einmal. Also brauchst du die Daten meiner Schwester nicht.

Die Zeit, die ich mit meiner Schwester verbracht habe, gehört zu den Erinnerungen, die mir am wertvollsten sind, aber... Die Zeit, die ich mit dir verbringe, ist für mich genau so wertvoll...! Und deshalb will ich diese Zeit von jetzt an so wertschätzen, wie sie ist, statt dich nur als einen Ersatz für meine Schwester zu sehen... Nach und nach, mehr und mehr..."

"...obwohl ich deine Schwester nicht ersetzten kann... willst du mich trotzdem noch an deiner Seite haben?"

"Ich will dich bei mir haben, Yuzuki, und niemanden sonst."

"...Minoru-sama..."
 

[...]
 

„Hideki… Chii ist ein Perscom.“

„Jah…“

„Es gibt Dinge, die Chii nicht tun kann…“

„Jah…“

„Aber… Chii will trotzdem mit Hideki zusammen sein!“

„Jah…“
 

---
 

...Wie ist ihr Status?"

"Sie ist im Moment etwas mitgenommen von den Experimenten, aber wir sollten sie trotzdem einsetzten können."

"Ich verstehe..."
 

"...Papa!"

"Nana. Ich habe eine Bitte an dich."

"Eine Bitte? Was denn? Was soll Nana machen? Nana wird alles machen, worum Papa sie bittet!"
 

"..."Papa"? Was meint sie damit? Sie ist doch nicht etwa wirklich Direktor Kuramas leibliche Tochter, oder?"

"Natürlich nicht.

Aber Nummer Sieben ist schon ihr ganzes bisheriges Leben in diesem Labor eingesperrt und wurde die ganze Zeit über schmezlichen Experimenten unterzogen... Wenn sie nicht irgendetwas gefunden hätte, an dass sie sich klammern könnte, etwas, das ihr Halt gibt, wäre sie zumindest

"Und dieser Halt... Ist Direktor Kurama?"

"Er ist ihre zugeteilte Bezugsperson. Das er ihr Vater ist, hat sie sich selbst eingeredet. Er meint zwar, dass sie seine Gesellschaft mit der Zeit weniger und weniger brauchen würde, aber ich bin mir da nicht sicher... Vermutlich hat sie nur der Wunsch, ihm zu gefallen all die Strapazen überstehen lassen... Nummer Sieben ist gehorsam bis zur Selbstaufgabe und ihre Vektoren noch nie gegen einen Menschen gerichtet - Zumindest bis jetzt noch nicht..."
 

(Bei der Stelle, an der Nana ihren "Papa" um dessen Kravatte bat, legte Rei ohne von der Mattscheibe wegzusehen ihre Hand beiläufig auf den alten Brillenkasten, den sie neben sich hingelegt hatte - Es war nicht, dass sie in irgendeiner Form Angst hatte, die blutrünstigsten oder angsteinfößensten Filme hätten sich schon sehr anstrengen müssen, um das reale Leben eines wirklichen menschlichen Versuchskaninchens zu überbieten (zum Glück, denn der Laden-Besitzer hatte es vorgezogen, ihr einfach zu geben, was sie wollte, statt sie darauf hinzuweisen das sie für einige der Dinge die sie da mitgenommen hatte wesentlich zu jung war, und damit die Aufmerksamkeit des vermeintlich unheimlichen Mädchens auf sich zu ziehen), vielmehr war es die einfache Tatsache, dass sie aus eigenem Antrieb etwas gemacht hatte, dass sie noch nie vorher getan hatte, die für sie dem Betreten absoluten Neulands gleichkam und so das Bedürfnis ihr weckte, ein Stückchen ihrer vertrauten Welt dorthin mitzunehmen, eine Art von Schutz. Wäre zu diesem Zeitpunkt irgendjemand mit ihr im Raum gewesen, wäre ihm ein dünnes Lächeln auf ihren Lippen aufgefallen.)
 

[...]
 

"Direktor Kurama... ich habe Sie niemals gefragt... haben Sie eigentlich Familie?"

"Meine Frau und meine Tochter sind verstorben."

"Es tut mir leid, ich-..."

"...Ich habe sie mit meinen eigenen Händen getötet."
 

[...]
 

"Vater... ich wollte dich treffen... all die Zeit, die ich alleine in diesem dunklen Raum verbracht habe... Ich... ich wusste, immer... das eines Tages mein richtiger Vater und meine richtige Mutter kommen würden um mich zu holen, und das... das wir dann alle drei für immer glücklich zusammen sein würden...

Ich habe gewartet... so lange gewartet... und jetzt bist du endlich hier!

Vater!"

"Ich habe den Tod so vieler Menschen verschuldet... wegen meiner eigenen Tochter... weil ich dich am Leben gelassen habe....

ich bin der einzige, der hierran die Schuld trägt...

...und deshalb werde ich es jetzt beenden."
 

"...Aber... wenn das so ist... wieso habe ich dann in meinem ganzen Leben all diese schrecklichen Dinge erleiden müssen? wieso habe ich dann so lange gewartet...?

Warum?!"
 

„Sie ist gefährlich…Papa… papa, wir müssen weglaufen! “

„…Papa? Wieso nennt dich dieses Mädchen da Papa wenn du mich die ganze Zeit über allein gelassen hast?! Warum?!“
 

---
 

„Als ich klein war, dachte ich immer, das Beste an mir seien meine langen, schwarzen Haare. Aber die Menschen, denen ich vertraut habe, verrieten mich und verkauften mich an die Organisation, und an diesem Tag verlor ich alles…

Entweder würde ich als Bettlerin sterben oder ein Werkzeug der Organisation werden – viel Auswahl hatte ich nicht.

Es war ja nicht nur für mich so, allen anderen, die beitraten, ging es genau so.

Niemand klopft je freiwillig an die Türen der Organisation.

An diesem Tag wurde mein Körper weit aufgeschnitten, und ich hörte aus, ein Mensch zu sein und wurde etwas anderes.

Und mein geliebtes schwarzes Haar, meine geliebten schwarzen Augen… Alle Farben wurden aus meinem Körper ausgebleicht und liefen nur diese glänzend silbernen Augen zurück…

Ich habe keine Verwendung für tolles Essen oder ein weiches Bett…

Wie erbärmlich…“
 

---
 

...und somit standen sie ausgerechnet jetzt vor dem Anblick des scheinbar Unmöglichen:

Die blonde, junge Frau, welche der Besatzung dieses Schiffes bis jetzt als kühle, beherrschte erste Offizierin gedient hatte, richtete ihre Pistole nicht gegen den Feind, sondern drehte sich zurück, und richtete das Mündungsrohr mitten in das sprachlose Gesicht ihres Vorgesetzten.

War sie nicht die wohl loyalste, fanatischte Anhängerin des Kapitäns gewesen, war sie nicht eben noch Minuten zuvor bereit gewesen, ihr Leben ohne mit der Wimper zu zucken wegzuwerfen, um die Mission der Rache, der sich die Besatzung vor langer, langer Zeit verschrieben hatte, endlich zur Vollendung zu bringen?

Sie wäre wohl die letzte Person gewesen, von der man sich so etwas wie einen Verrat erwartet hätte, und doch erkannte man in an dem kerzengeraden, durchgestreckten Arm, der den Revolver hielt, doch ihre übliche kühle Effizienz, mit der sie ihre hindurchrechenden, bebenden Emotionen nur noch vergeblich zu bändigen versuchte.

"...es war mir egal, dass ich für Sie nur ein Ersatz für Ihre richtige Tochter war, die sie geliebt hatten... Es reichte mir, einfach nur bei Ihnen zu sein...

Ja, bis ihre Tochter, Nadia, wie durch ein Wunder vor unseren Augen auftauchte!

Zuerst hatte ich schreckliche Angst, das Nadia mich aus Ihrem Herzen vertreiben würde... Aber Sie hielten sich von ihr fern und sagten ihr nicht, dass Sie ihr Vater sind...

Sie brannten weiterhin mit dem Durst danach, Rache an Neu-Atlantis zu nehmen...

Sie blieben der Mann, den ich liebte...

Aber...

Wieso mussten Sie ausgerechnet jetzt nichts weiter als ein gewöhnlicher Vater werden?

Warum blieben Sie nicht der Mann, den ich geliebt hatte?

Ein Schuss wird mir reichen, um Sie zu töten...

Sagen Sie mir, warum Sie die Selbstzerstörung nicht gezündet haben, sagen Sie mir, wieso sie Gargoyle nicht mit in den Tod gerissen haben!"

"Ich konnte nicht noch einmal den selben Fehler begehen..."

"Einen Fehler? So nennen Sie es also, dass Sie ihr Volk abgeschlachtet und Ihr Königreich verwüstet haben?!"

"...Ja. Ich muss für das sühnen, was ich getan habe, nur allein dafür habe ich weitergelebt..."

"Und warum haben Sie die Selbstzerstörung dann nicht gezündet?!"

"...Dreizehn Jahre lang hast du an meiner Seite gekämpft... Ich sehe dich als meine eigene Tochter, und wollte nicht, dass du für meine Sünden büßt...

Der Grund dafür, dass ich es nicht tun konnte, warst du, Elektra!"

"...das ist nicht fair... Ich kann Sie jetzt nicht mehr erschießen..."
 

[...]
 

„Genau… gehen wir zurück zur Erde. Zu deiner Heimat…“

„Aber was sagst du da, Nadia? Wir gehen zu unserer heimat. Du bist dort geboren und aufgewachsen, oder? Also kommen wir beide von der Erde.“

„Ach Jean…“
 

---
 

„Wenn du wissen willst, was in einem Ei ist, dann musst du es zerbrechen.“
 

---
 

„…Sie wollen Sektion 9 verlassen, stimmt‘s…?“

„Heh…. Batou, was ist an Ihnen eigentlich noch echt?

„Hey, sind Sie etwa schon betrunken?“

„Na ja, wenn wir wollen, bauen wir dank einer internen Chemiesteuerung den Alkohol in Sekunden ab. Wir kriegen keinen Rausch, keinen Kater, und können jederzeit wieder nüchtern werden. Das gibt uns sogar die Möglichkeit, während der Arbeit zu trinken. Die Menschen verspüren den Drang, alles zu beheben, was sie als Mangel verstehen, alle technischen Errungenschaften folgen diesem Prinzip.

Wir stellen die höchste Stufe dieser Entwicklung dar. Unsere Cyberbrains und Cyberkörper zeichnen sich durch schärfere Wahrnehmung, gesteigerte Ausdauer und Reaktionsschnelligkeit durch schnellere und umfassende Informationsverarbeitung aus, aber wir können ohne Wartung nicht mehr leben…

Na ja, ich will mich nicht beschweren. Das bisschen Wartung kann man verschmerzen.“

„Das einzige, was wir Sektion 9 noch nicht verkauft haben, sind unsere Ghosts…“

„Ja, wir könnten kündigen, aber nur, wenn wir der Regierung unsere Cyberkörper und Cyberbrains und die darin gespeicherten Geheiminformationen zurückgeben, dann bliebe nicht mehr viel übrig um zu kündigen…

Menschlicher Körper und Geist setzen sich aus unzähligen Bestandteilen zusammen, die ihn zu einem einzigartigen Individuum machen… Mein Gesicht und meine Stimme unterscheiden mich von anderen, aber mein Geist gehört mir. Da sind Erinnerungen an die Zeit, als ich klein war, und eine Ahnung von Zukunft. Die riesigen Informationsmengen die ich verarbeite und die Netzwerke, zu denen mein Cyberbrain Zugriff hat, dadurch entsteht auf ganz wunderbare Weise mein ich, das Bewusstsein meiner Persönlichkeit…. Und gleichzeitig ist mir klar, dass ich mich nur innerhalb gewisser Grenzen bewegen kann.“

„Und das ist der Grund dafür, weshalb Sie ihren Cyberkörper wie einen Stein ins Meer werfen?“
 

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„Sag mal, Light… Hast du seid du auf die Welt gekommen bist auch nur ein einziges Mal die Wahrheit gesagt…?“
 

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„Nach einiger Zeit blieb mir nur ein einziger Gedanke… was wenn das, von dem ich bis jetzt dachte, dass es mein ich ist, in Wahrheit nur eine Fälschung ist, die ich durch meine Bemühungen erschaffen habe?

Was, wenn irgendwo in mir noch ein anderes ich ist? Mein wahres ich?

Ich dachte das und ich dachte, dass es schlecht sei, dass ich es denke…

Das es etwas sei, dass mir niemals hätte auffallen sollen…

Du hast meine Masken eine nach der anderen abgezogen. Du warst für mich wie Licht… und das Licht vertreibt die Dunkelheit.

Nur dadurch, dass es existiert, zeigt es an, dass es Dunkelheit gibt…

…das es in meinem Herzen Dunkelheit gibt… Um ehrlich zu sein, habe ich dich dafür verachtet… und deshalb habe ich dich abgelehnt…“

„Aber warum?! Ich habe dir doch geholfen, dein wahres selbst zu erkennen, oder? Also warum versuchst du nicht, ehrlicher zu dir zu werden? Warum versteckst du dich?“

„Na, was, wenn ich in Wahrheit der widerlichste Mensch auf dieser Erde bin?

Was, wenn ich so bin wie meine Eltern? Ich habe Angst vor meinem eigenen Blut… Ich darf keine nutzlose Person sein, schon allein nicht wegen meinem Vater und deiner Mutter!“

„Du musst deine Adoptiveltern sehr lieben, was, Arima-kun?

Aber weißt du, Arima-kun, wenn du dich weiterhin so verbiegst, glaube ich nicht, das ihr je eine richtige Familie werden könnt… Richtige Freunde und eine richtige Familie sind Menschen, die dich lieben, wie du bist, auch, wenn sie deine Fehler kennen...“
 

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Und dann, mit einem mal, durchfuhr es ihr unscheinbares, zierliches Körperchen wie eine Welle, die ihre Kleidung in Fetzten legte, die Haarringe, die sie bis hierher stetig begleitet und ihre Zöpfe zusammengehalten hatten, in einem Wimpernschlag zersplitterte, und furch in die Seelen ihrer Verfolger stieß - Plötztlich war dort, wo einst das weiche, wildrosenfarbene Haar eine Künstlerin gewesen war, eine bestienhafte Mähne, statt einem detailierten Kleid, dessen viele Lücklen und Einschnitte nur Teil seiner komplexes Struktur gebildet hatten, zirkuskostümhafte Fetzten, die kaum etwas verdeckten, und einst weiche, mädchenhafte Haut verschmolz nahtlos mit dynamischen Peitschen und Klingen aus Kristall, die dort, wo sie auf die Kriegsmaschinerie des Feindes trafen, Kabel durchtrennte und Metallplatten zum bersten brachte, und sich weit von ihrer Form erstreckten, die mit aufgewirbelten Kleidern und Haaren mit einem Mal viel mehr Raum einzunehmen schien.

Da war eine Vielzahl von kleinen, unerklärlichen Zeichen einer physischen Metamorphose, von denen jedes auf einer Detailaufnahme schon alles erzählte hätte, reptilische Pupillen, spitze Ohren, Fangzähne, und die hässlichen, kristallinen Male, die sich ihren Weg aus ihren einst zarten Wangen geschnitten hatten, aber es war das animalische Gebrüll aus der Quelle ihres sonst so stillen, hohen Stimmchens, das es mehr als ausreichend deutlich machte, dass sie alle Versuche aufgegeben hatte, eine menschliche Gestallt vorzuitäuschen - Auch, weil sie in dieser Form nicht ein mal lange genug stehen blieb, um sich eindringlich betrachten zu lassen - Ihr blinder, furienhafter Ansturm kam mit Federn, kam mit Flügeln, und keinesfalls von der Sorte, die man mit einem Engel assoziieren würde - Die Kristall-Klingen, die sie mit der Einfachheit, Dynamik und Intuition bewegte, wie ihre eigenen Gliedmaßen, wenn diese von Form und Masse nicht gebundenen Streckungen und Biegungen ihr nicht sogar wesentlich natürlicher von den Krallen gingen, und durch ihr ihre Unterstützung diese raubkatzenhafte Agilität erlaubte, deren wilde Sprünge einem menschlichen Mädchen zweifellos alle Knochen gebrochen hatten - Es war erst, als eine der Endlaves, die sie zerfetzt hatte, hinter ihr explodierte, und sie mitsamt Schutt und Hitze ein Stück mitriss, dass es allen beteiligten wieder einfiel, dass sie immernoch ein physisch greifbarer Teil dieser Welt war, dem sie schon allein zahlenmäßig weit überlegen waren - Dass allein hinderte sie aber nicht daran, sich aus Dreck und Asche wieder emporzuschwingen, und wie ein agressives Tier, das von Strategie und Gewinnchancen nichts verstand, weiter auf ihr Verderben zuzustimmen, sich immer wieder vom Boden heraufszwingend, um wie eine tollwütige Harpye auf ihre Gegner zuzustürmen.
 

"Es macht mir nichts aus, ein Monster zu sein! Es ist mir egal, dass meine Gefühle nur unechte Fälschungen sind... Ich bin immer noch ich, und deshalb werde ich Shu beschützen...!

Auch, wenn ich nur eine Fälschung bin... zumindest für mich selbst bin ich... das einzige Original, das es gibt..."
 

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„Lain! Warum hast du nur mich allein gelassen? Waru hast du nur mir meine Erinnerungen gelassen? Warum muss nur ich allein mich an all diese schrecklichen Dinge erinnern? Hasst du mich denn so sehr? Ich ertrage das nicht mehr!“

„Nein das… hast du ganz falsch verstanden, Alice… Ich würde dich doch niemals im Leben unglücklich machen wollen…“

„Lügnerin! Schau doch mal an, was du getan hast!“

„Aber du bist doch jetzt in Ordnung, oder Alice? Du warst meine einzige richtige Freundin, und das, obwohl wir nie miteinander verbunden waren…“

„Wo… wovon redest du denn da?“

„Du warst meine einzige richtige Freundin, du ganz allein… Und das ganz ohne eine Verbindung.“

„Ver-Verbindung? Was für eine Verbindung meinst du denn?“

„Na, zu mir und… alle anderen…“

„L-Lass mich…“

„Ich liebe dich, weißt du das, Alice?“

„L-Lain, hast du überhaupt eine Ahnung, was du da sagst?“

„Urprünglich waren alle Menschen einmal auf einer unbdewussten Ebene verbunden… ich habe diese Verbindung einfach nur wiederhergestellt. Nichts weiter.“

„L-Lain… du?“

„Hm… man könnte auch sagen, dass ich eigentlich gar nichts gemacht habe…Eigentlich war es immer egal, was real ist, das hier, oder das da drüben, ich war immer in beiden Welten. Ich bein ein Programm das dazu entwickelt wurde, die Barriere zwischen der Wired und der Realen Welt zu durchbrechen.“

„L-Lain du bist ein… Programm?“

„Eigentlich sind du und die anderen auch nur Applikationen. Man braucht eigentlich keinen Körper, verstehst du?“

„Da irrst du dich.“

„Huch?“

„Ich verstehe zwar nicht ganz, wovon du da redest, aber ich denke, du liegst da falsch… Dein Körper mag kalt sein, aber du bist doch am Leben… und ich lebe auch, merkst du’s?

Mein Herz schlägt… bum bum, Bum bum…“

„Hihi, aber warum schlägt es denn so schnell?“

„Das ist wohl, weil ich Angst habe.“

„Aber du lächelst doch, Alice.“

„Ja, aber in Wahrheit bin ich schon immer ein großer Angsthase gewesen… Dabei weiß ich gar nicht, warum…“
 

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„Ich denke, es war etwa Ende Mai… es war das erste Mal, dass ich eine öffentliche Bücherei besucht habe, und ich wusste gar nicht, was man machen muss, um einen Bibliothekausweis zu bekommen… Und an diesem Tag schienen die Bibliothekare auch alle so beschäftigt zu sein, sodass ich mich gar nicht getraut habe, sie zu fragen…

Außerdem bin ich nicht gut darin, mit Fremden zu reden… Als ich also da stand und mich fragte, was ich tun sollte, rief plötzlich jemand nach mir und erledigte all die Formalitäten, um mir eine Karte zu besorgen… ich habe die Karte einfach genommen und bin gegangen ohne etwas zu sagen… Und diese Person, die mir geholfen hat… das warst du, Kyon-kun.

Ich… habe es immer bereut, dass ich dir nicht ordentlich dafür gedankt habe…“
 

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Im Nachhinein konnte Rei nicht sagen, wie es auf einmal so spät geworden war.

War sie nachlässig gewesen?

Es war nicht das erste Mal, dass ihr dies bei dieser Aktivität passierte, sie sollte vielleicht erwägen, sie an Tagen vor wichtigen Experimenten einzustellen.

(Das Phänomen, das mit guter Unterhaltung verbrachte Zeit oft wie im Fluge zu vergehen schien, war ihr noch nicht so ganz geläufig)

Der Eindruck, mit dem sie all das zurückgelassen hatte, war… hm.

Die vielen Bilder, die über den Bildschirm geflimmert waren, hatten eigentlich eine ganze Menge von kommenden und gehenden Reaktionen hervorgerufen, von denen Rei nur die wenigsten wirklich zu ettiketieren wusste – Fast wie eine ferne Beobachterin in ihrer eigenen Seele hatte sie diesen Empfindungen einfach dabei zugesehen, wie sie aufgekeimt, erblüht und dann wieder dahingewelkt sind, sie einfach davontreiben lassend wie Schiffe am Horizont.

Wenn sie jedoch etwas erkannt hatte, dann war das eine Ehrfahrung gewesen, deren Intensität sie weder erwartet hatte noch erklären konnte… Sie hatte eine ganze Weile gebraucht, bis sie überhaupt darauf gekommen war, dass das Adjektiv nachdem sie suchte, um ihr Erlebnis zu beschreiben „intensiv“ war, aber mit der Zeit war sie sich dessen immer sicherer geworden… Es war, als hätte sie in diesen Texten, die von irgendwelchen fremden Menschen weit, weit weg geschrieben worden waren, Aussagen, Fragen und Beschreibungen gefunden, die ihr selbst genauso oder ziemlich ähnlich schon immer hatte sagen wollen, nur, dass sie nie die Worte dafür gefunden hatte, Bestätigung dafür, dass sie nicht die Einzige war, die sich solche Fragen stellte, und solchen Gedanken nachging… Sie hatte immer gedacht, dass sie bedeutungslos seien, da sie mit ihrer Funktion nichts zu tun hatte, aber hier waren sie, lang und breit getreten auf der Leinwand…

Vielleicht war das anders, wenn man keine bestimmte Funktion zugewiesen bekommen hatte – eigentlich hatte sie das immer so gesehen, dass ja auch die anderen irgendwie eine „Funktion“ hatten – Das Second Child und Ikari-kun waren dazu da, Evangelions zu steuern, der Commander war dazu da, Nerv zu leiten, und seine Pläne auszuführen, die Klassensprecherin war da, um die Klasse in Zaun zu halten… aber jetzt wurde ihr die Tiefe des Unterschieds, den es zwischen ihr und den anderen gab noch einmal aufs neue klar, oder vielleicht konnte sie ihn nur besser beschreiben – Viele dieser Werke stellten es so dar, als ob es für einen normalen Menschen eine der wichtigsten Fragen sei, darüber nachzudenken, woher sie kamen und wohin sie gehen würden, was genau der Sinn ihres Daseins war… Und wenn sie im Hinterkopf behielt, dass er sich diese Frage stellte, konnte sie einiges von dem, was sie an Ikari-kun nicht verstanden hatte, wesentlich besser begreifen…

Oft war im Hintergrund die Frage danach gestanden, woher dieser Sinn kommen sollte… Von einem Gott? Von anderen Menschen? Oder war es etwas, das sich die Menschen selbst gaben?

Dann war da noch oft die Frage, in wie weit man ihn sich aussuchen konnte, wie man danach suchen oder ihn verändern konnte…

Hatten sich die Menschen in ihrer Umgebung ihren Sinn selbst gegeben?

Rei hatte nie auf soetwas geachtet und glaubte nicht, dass sie das so jetzt auf Anhieb sagen können würde…

Sie wusste es nicht.

Aber das war vermutlich kein Problem. All diese Überlegungen waren ja schön und gut, aber eigentlich waren sie für Rei selbst dochvöllig bedeutungslos, nicht?

Sie war kein Mensch, bei diesem ganzen Gestrick aus Fragen nach dem Wieso, dem Weshalb und dem Warum war sie eigentlich außen vor – Sie hatte den Sinn für ihr Dasein nicht suchen müssen, sondern ihn von Anfang an gekannt, und auch gewusst, das er von ihrem Schöpfer kam, von Commander Ikari. Sie hatte sich auch niemals gefragt, ob ihr Schöpfer denn existierte, sie sah ihn ja fast jeden zweiten Tag, und wenn sie ihn nicht sah, sah sie seinen Sohn, der ja auf seine Art und Weise auch ein Beweis seiner Existenz war.

Für sie war von Anfang an klar gewesen, woher sie kam und wohin sie gehen würde, wenn sich die endlosen Kreise des Projekts zur Vollendung der Menschheit endlich schließen würden.
 

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Statt die gute alte Decke in seinem Zimmer anzustarren, löcherte Shinji ausnahmsweise die von Misatos Wohnzimmer mit seinen Blicken – Ein bestimmter Entschluss war es nicht gewesen, im Wesentlichen hatte es sich einfach so ergeben, dass er statt sich statt sich wie sonst einzuschließen einfach auf die Couch fallen lassen hatte… Gut möglich, dass es etwas damit zutun hatte das er, nachdem er denn Müll rausgebracht, die Wohnung aufgeräumt, gestaubsaugt und ge-wischmoppt hatte, mehr als nur „ein kleines bisschen“ erschöpft gewesen war, und sein war Kasettenplayer dadurch, dass er ihn auf der Couch hatte liegen lassen, bevor er mit allem hier angefangen hatte, auch kein Grund, um zurück in sein Zimmer zu laufen – seine Ruhe wurde durch sein Hiersein auch nicht wirklich beeinträchtigt, zumal Misato bis frühensten heute Abend im NERV-Hauptquartier beschäftigt sein würde und Asuka auch noch nicht zuhause war.

Ob er nun aber hier saß oder in seinem Zimmer machte letzlich keinen so großen Unterschied – Er starrte so oder so mit „eingesteckten“ Kopfhörern und zerbrach sich über dasselbe Thema seine Birne, was ihn schon am vorigen Tag beschäftigt hatte, wie auch am Tag davor…

Schon längst hatte er eine Möglichkeiten und Implikastionen in Gedanken durchgekaut, aus den vorgegebenen Axiomen alle möglichen Schlussfolgerungen abgeleitet, bis er nur noch zwischen ihnen im Kreis hangelte – Für weitere Antworten, für die Bestätigung oder Wiederlegungen der vielen in die Luft hinein gesponnenen Theorien, wie aus dem Vakuum wurzelnde Universen mit Konsequenzen und Korollaren der verschiedenen möglichen Erklärungen, brauchte es weitere Information, neue Fakten und Fragestellungen, Experimente, um sie zu testen… doch er hatte weder den Mut noch die Gelegenheit, diese durchzufühfren, zumal er das Zentrum seiner Fragestellung, seinen Vater, seid der ganzen Sache mit Mayumi nicht mehr gesehen hatte und auch nicht wusste, wie oder wo er ihn aufsuchen sollte…

(Oder vielleicht brachte er das nur als Vorwand vor, um sich nicht mit der Möglichkeit auseinanderzusetzen zu müssen, dass sein Vater keinen Bock darauf haben würde, ihn zu sehen…)

So oder so schwappten seine Gedanken nur in seinem Kopf herum, eingeschlossen in seinem Schädel, ohne das etwas dazu oder daraus hervor kam…

Genau so gut könnte er auf einem dem belebtesten Plätze im Zentrum der Stadt stehen, eingeschlossen in einen Glaskasten, der nicht den kleinsten Laut hinein oder hinein ließ, allein in der Stille und irgendwie verloren, gefangen in sich selbst…

Diese Gedanken brachten seine Emotionen immer wieder zum Sprundeln und er glaubte nicht, das er irgendeine Möglichkeit hatte, sie heraus zu lassen, zu einer catharsis zu gelangen oder mit irgendwem darüber zu reden… Asuka würde ihn nur auslachen, Touji, Kensuke und Nagato würden sowas nicht verstehen, Rei… Rei war seinem Vater gegenüber sehr loyal und er wollte nicht, dass sie sauer wurde, wenn sie ihn vor ihr in Frage stellte… Und Misato… die würde diese Verständnis-Nummer bringen und fragen stellen und… er wollte einfach nicht, das irgendjemand seine Meinung dazu abgab… Es würde ihnen nur Dumm vorkommen… und obwohl er sich das denken konnte, wollte er das einfach nicht hören…

Wie dumm und naiv konnte man sein?

Dieser eine Kommentar von Rei darüber, das sein Vater keine Probldeme damit hatte, dass der und Rei Zeit miteinander verbrachten… Vielleicht hatte sein Vater gar nicht wirklich darüber nachgedacht und es war ihm gleich, mit wem Rei herumhing solange es keine Axtmörder oder Drogendealer war, und er interpretierte da einfach nur viel zu viel hinein….

Und selbst, wenn dem nicht so war, der Hass von vierzehn Jahren sollte nicht so einfach verschwinden und die Wahrheit war, das er ihn in dem hinteren Abteilen seines Wesens noch gleißend brennen fühlen konnte, aber er wollte, er wollte einfach, das es echt und wahr war, entgegen aller Vernunft, und allein dafür könnte er noch einmal ganz von vorne damit beginnen, sich selbst zu hassen… Kein Wunder, das Asuka ihn für armselig hielt…

Es sollte doch eigentlich eine Grenze geben, an der eine Person mit gesunden Mengen an Selbstrespekt nicht mehr verzeihen würde, egal, was der andere tat… oder war diese Art zu denken nachtragend und kindisch…?

Wenn es doch nur jemand geben würde, der diese Frage für ihn beantworten konnte… oder bestätigte diese Denkweise nur, dass die Dinge, die Asuka während der Wartezeit auf die Entpuppung des letzten Engels gesagt hatte, die Wahrheit nur all zu treffend wiedergespiegelt hatte…?

Genausowenig, wie er diese Unsicherheit aushielt, ertrug er die Furcht, dass die Antworten, nach denen er sich sehnte, ihm nicht gefallen würden, sodass es nicht ganz ohne seine eigene Wahl geschah, dass er diese Antworten nicht wirklich suchte, sondern sie solange, wie sie sich ihm nicht aufdrängten, unbestimmt zu lassen neigte wie eine Katze in einer Kiste.

„Ich bin wohl… ziemlich erbärmlich, hm…?“

Und so ganz plötzlich, ohne dass er sich wirklich erklären konnte, hatte er spontan das dumpfe Gefühl, das Asuka kurz davor war, ihm Ärger zu machen.

„Und ob du das bist!“

„Huh?“

Seine Verwunderung hätte diesen plötzlichen Worten gelten sollen, doch was ihn in Wahrheit foppte war, dass er, und sei es nur für einen winzigen kleinen Moment irgendwie das Gefühl hatte, dass er genau gewusst hatte, was Asuka als nächstes sagen würde, als hätte er diese selbe Szene tausende und abertausende Male gesehen, wobei das leise Nachhallen, das von jedem Durchgang geblieben war, einzeln nicht mehr als der Hauch eines Flüsterns, sich insgesamt zu einem deutlich hörbaren Chor aufsummierte, der die Worte des Rotschopfs bis auf das kleinste Detail in ihrer Betonung der Silben exakt vorrauszusagen schien, fast, als würde Asuka diesem… Echo oder was auch immer es war, einfach nur nachsprechen…

„Hey! Ignorier mich nicht, wenn ich mit dir spreche!“

Bevor Shinji wirklich Gelegenheit hatte, sich aus seiner Konsternation zu lösen, oder sich auch nur in eine halbwegs aufrechte Position bringen konnte, merkte er schon, wie ihm sein treues Kassetenplayerlein rabiat aus der Hand gerissen und mit einer schwungvollen Bewegung von ihm weggezogen wurde, so dass sich die Kopfhörer wesentlich unsanfter aus seinen Ohren entfernt wurden, als sich das die Hersteller je gedacht hatte.

Ihrem Arm, dem die Kabel mit den Kopfhörern dann hinterherschwangen, schienen kurz zahllose Abbilder zu folgen, sich geisterhaft von ihrer Haut lösend und am Ende der Bewegung wieder darin verschwindend… und auch ihr darauf folgender abschätziger Blick, den sie als nächstes auf das antiquierte Gerät richtete, erschien ihm seltsam vertraut, wie eine Szene aus einer Fernsehserie, deren Folgen bis zum Erbrechen wiederholt worden war…

Er konnte es praktisch noch vor Augen sehen, even so stofflich und solide wie das Second Child, das jetzt im Moment vor ihm stand…

Die Art, wie sie seinen Cassentenplayer mit ihrem rechten Daumen und Zeigefinger an den Seiten gehalten hatte, als ob er irgendwas Kontaminiertes sei, mit dem sie wenn überhaupt nur möglichst wenig in Kontakt stehen wollte… fast hätte man meinen können, das sie befürchten würde, dadurch auf irgendeine obskure Art und Weise schwanger werden würde…

Jedenfals hob sie das Gerät weiter in die Luft, mit weit ausgestrecktem Arm und nicht ohne es jemals aus der Reichweite ihres skeptischen Blickes zu lassen, bis sie die Noten, die aus der durchtrennten Verbindung zwischen dem Aparat und seinen Ohren herausströmte einzuordnen vermochte.

Ihr Körper wurde durchschüttelt von ihrem üblichen herrablassenden Kichern, und wie üblich waren ihre Bewegungen Angelegenheiten, die nichts von ihr nicht in Bewegung versetzten, und ihfre Bewegungen ließen die langen Kabel zu den Kopfhörern wie Pendel schwingen und, in einem Fall, gegen die Couch knallen ließen und ihn daran erinnerten, wie hoch sein kleiner Aparillo sich da eigentlich über dem Boden befand…

Da protestierten nicht nur die wenigen Resultate, die die Versuche seines Lehrers ihn gut zu erziehen hervorgebracht hatten – Elektrogeräte musste man doch pfleglich behandeln! – Nein, dazu kam noch, das dieses Apparätchen, dass er durch liebevolle Behandlung noch ein knappes Dutzend Jahre nach dessen „Verfallsdatum“ am Leben gehalten hatte, für ihn nicht irgendein Gerät war…

„Nine Inch Nails? Wirklich? Das ist dein Ernst? „Linkin Park“ war dir wohl nicht mehr trübsinnig genug… Jetzt weiß ich, dass du wirklich Probleme hast!“

Aber… er mochte diese Musik…

„D-Das ist meins, Shikinami-san… bitte gibt es mir zurück…“

Es war nicht nur die drohende Gefahr, dass sie das Ding kaputtschlagen könnte, es ging sie auch… einfach nicht an, was er sich da anhörte, er fühlte sich irgendwie… entblößt, genau sogut könnte er ihr seine Gedanken und Gefühle selbst offenlegen können…

Er würde es nicht aushalten, wenn sie sich weiter darüber lustig machen würde…

Aber was konnte er schon tun?

Er war ihr doch vollkommen ausgeliefert…

(Er spürte wieder das ziehen dieser Erinerrungen oder was auch immer das waren, aber diesesmal nicht ganz so sanft-)

Sie kicherte weiter. „Okay, du kannst es haben, wenn du mich ganz, ganz lieb darum bittest!“

(…und die eisige Kälte ihrer Stimme in der Gegenwart erinnerte ihn an diesen einen Tag, den einzigen Tag, den er hätte meinen können…)

„…Bitte, Shikinami-san…“

(Was machte er da eigentlich? In den Windungen seines Gehirns war Asuka seithin als jemand eingeritzt gewesen, von dem er definitiv wusste „Diese Person ist viel, viel stärker als ich!“ Aber wenn er es recht betrachte…)

Und wieder lachte sie ihn aus.

Er verstand das einfach nicht… er hatte doch getan, was sie gesagt hatte, was wollte sie denn noch…

(Das ist doch Unsinn… Er brauchte sie doch nur einmal anzusehen, ihr zierlicher, schlanker Körper – Sie war doch ganz anders gebaut als er, mit ein paar Runden Sport könnte er sie leicht überflügeln und zerbrechen wie ein Holzstäbchen…)

Diese Hilflosigkeit…

(Das stimmte nicht… er hatte das schon mal getan… einmal, weit, weit weg, als sie mit dieser kalten Stimme zu ihm gesprochen hatte und das Fass ein für alle mal zum Überlaufen gebracht hatte…)
 

„Hörst du mir überhaupt zu, du Idiot?“

„H-Huh…?“

„Ich habe dich gefragt, warum du diesen Scheiß hier nicht schon längst weggeschmissen hast! Ich meine, wer benutzt denn heutzutage noch einen Kassettenplayer? Wir leben im Jahr 2015, falls du’s noch nicht mitgekriegt hast… Kannst du nicht einen normalen MP3-Player oder wenigstens einen CD-Player benutzen…?

Oder weißt du was? Ich spendiere dir einen MP3-Player! Ich hab neulich beim Schoppen mit Hikari einen tollen Elektronikladen in der Stadt gefunden, wo sie echt tolle Geräte haben… Ich hab ganz billig einen gesehen, der 220 Gigabyte Speicher hat, da kannst du mehrere tausend Songs packen statt der ollen zwölf die auf so eine blöde Kassette passen, und du sparst dir sogar das blöde Spulen… Und es ist sogar eine ganz nette Eisdiele nebendran, falls du danach noch Bock auf ‘ne kleine Erfrischung hast…

Und damit warf sie den alten Kassettenplayer, völlig lässig und unbekümmert, in hohem Bogen in den heimischen Papierkorb hinein.
 

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…Also los, runter von der Couch, sag deinem inneren Schweinehund adé! Du brauchst dieses olle alte Ding nicht mehr!“

Das war’s.

Weiter würde sie nicht gehen.

Näher würde sie nicht daran kommen, zu sagen, dass er sie gefälligst auf ein Date einladen sollte. Eine erwachsene Frau, wie sie gefälligst zu sein hatte, sollte sich niemals soeinfach dahingeben, also sollte er das verdammt nochmal sehen und wertschätzen.

Sehen und wertschätzen, dass sie gerade angeboten hatte, für ihn einen netten Teil ihrer Ersparnisse locker zu machen, dass sie ihn praktisch geradewegs dazu aufgefordert hatte, mit ihr Eis essen zu gehen.

Sie wollte, dass er mit ihr in die Stadt ging, und sie wollte es jetzt.

Keine Widerrede.
 

SIEH MICH AN, BITTE SIEH MICH AN!
 

Was sah er sie jetzt so an?

Was sollte das jetzt, war sie ihm etwa nicht gut genug?

Und jetzt… nee, oder?

Wüsste sie es nicht besser, würde sie meinen, dass sie irgendwelchen psychoaktiven Substanzen konsumiert haben musste.

Oder konnte es sein, dass dieser Trottel von Third Child wie ein getretener Hund an ihr vorbei stürmte, einen großen Bogen um sie machend, den man getrost als instinktiven Respekt vor dem Alpha-Primaten werten konnte, und sich doch allen ernstes daran machte, den Papierkorb und all den darin enthaltenen Mist zu durchwühlen, um diesen antiquierten Aparat heraus zu fischen… er war geradewegs an ihr vorbeigelaufen.
 

BEMERK MICH DOCH! TU NICHT SO ALS SEI ICH NICHT DA!
 

Ganz davon zu schweigen, dass er auf ihr Angebot nichteinmal geantwortet hatte.

Was… was sollte, das, bitte?

Für was hielt er sich eigentlich?

Ihre nahenden, wütenden Schritte kamen näher, und er hob durchaus sein“hübsches Köpfchen“, um ihr die Stirn zu bieten, aber am Ende brauchte er es nicht auf die Reihe, ihr in die Augen zu sehen. Er brachte kein Wort heraus.

Typisch.

„Du kannst ruhig chillen, Kollege, es ist nicht so, als ob ich dir deine Augäpfes rausreißen und zum Frühstück essen wollte. … Kannst du echt keine fünf Minuten ohne das blöde Ding auskommen... Es ist fast schon sowas wie eine Sucht bei dir, nicht? Mann könnte glatt meinen, was du drauf hast ist eher sowas wie „Einatmen, Ausatmen… Einatmen… Ausatmen….““

Sie lachte ihn aus.

„Weißt du, dass kann ich auch für dich sagen!“

Er blickte sie nur wortlos an, seine Lippen versiegelt.
 

IGNORIER MICH NICHT. SIEHST DU NICHT, DASS ICH DICH BRAUCHE?

(Sie war innerlich am Schreien)

SIE HASSTE IGNORIERT ZU WERDEN MEHR ALS ALLES ANDERE
 

„Kein Wunder, dass du so ein nutzloser Außenseiter bist, den nicht mal sein eigener Vater ausstehen kann!“

(War das nicht ein bisschen zu viel?)

„Du bist ja scheinbar durch und durch assozial… immer mit deinen süßen kleinen Kopfhörern in der Ecke verschanzt… du denkst wohl, dass du besser bist als wir, weil du einen EVA ohne Trainung steuern konntest… Das wir deiner nicht würdig sind… aber weißt du was?

In Wahrheit bist du nichts als ein eingebildeter Bastard, den niemand ausstehen kann, außer vielleicht anderen Asozialen wie deine sogenannten Freunde und dieses irre First Child!“

(Huch?)

Und dann stand er plötzlich zu voller Größe aufgerichtet, sie sogar ein stückweit überragend, (Seit wann, eigentlich?) direkt vor ihr, Zentimeter vor ihrem Gesicht, und starrte ihr direkt in die Augen.

(Was zum…?)

Einen Moment lang hätte sie schwören können, dass sie in seinem Blick den ganzen Weg zum anderen Ende deer Unendlichkeit und zurück erkennen konnte, einen Funken von irgendetwas, das zu fremd war, um von einem 14-jährigen Jungen zu kommen…

Pah!

Was… was sollte das?

(„Hey, Asuka…“ meinte sie zu sich selbst. „Du willst mir doch nicht etwa weiß machen, dass das Furch ist?“)

Was für ein Schwachsinn… was in aller…

„Wenigstens dreh ich nicht immer, wenn ich irgendwas hören will, die Lautstärker auf volle Dröhnung und zwinge alle andere in der Whnung und vermutlich auch den Rest der Nachbarschaft, sich denselben Mist reinzuziehen und still zu sein wie eine gewisse andere Person!“

(Na sowas, du hast also tatsächlich doch so was wie echten Zorn in dir? Einen Moment lang dachte ich, du würdest mir allen Ernstes eine Knallen… Aber das traust du nicht nicht, heh? Nein, das wagst du nicht.)

Die Anspannung in den Muskeln und Zähnen, die ihre Hände zu Fäusten formten, ließ nach, und ihre zusammengebissenen zähnle lockerten sich und machten einen dünnen Grinsen Platz.

(Nein, das wagst du nicht…)

Sie ging gar nicht erst auf seine Argumentation ein:

„Ach halt doch deine dumme Klappe, Papasöhnchen.“

„Aber… das…-“

Na bitte, so leicht war es gewesen, seinen Wiederstand zu brechen.

Es war überhaupt nicht anders, als sonst auch.

„Ach… Ach lass mich doch in Ruhe!“

Das nächste, wass sie von ihm hörte war, wie er die Tür seines Zimmers zuknallte, und danach noch irgendwelche undefinierten Geräusche, die vermutlich davon produziert wurden, dass er sich unter seiner Bettddecke verschantzte.

Sie war wie ausgehöhlt – Sie sollte jetzt eigentlich boshaft lachen oder aus Frust und Wut in etwas hineinboxen oder irgendwie… reagieren, aber es kam irgendwie nichts.

Da war nur eine ruhige Leere mit einem leicht traurigen Unterton.

(Was sollte das?)

Ihr Inneres befand sich in einem Ungleichgewicht, doch es gab ihr keine Hinweise darauf, wie sie Zufriedenheit erlangen konnte, wie sie diese Spannung in irgendeiner Form abbauen können würde.

Sollte sie etwas zertrümmern?

Sich etwas Bestimmtes beschaffen?

Zu jemand Bestimmten gehen…?

Sie wusste es nicht, sie fühlte sich einfach nur aufgerieben und wusste nicht, was sie deswegen machen sollte…

Irgendwie hatte es ihr keinerlei Freude bereitet, dem Third Child den Tag zu verderben.

(Und mein blödes Date habe ich auch nicht gekriegt… mist… )

War es, weil das alles nicht daran änderte, dass er sie in den letzten Wochen mehrmals hatte alt aussehen lassen, in dem er eins auf den großen Helden gemacht hatte…?

Was sonst könnte der Grund für ihre Verstimmung sein?

(Sie fühlte sich fast schon ein wenig versucht, ihr Ohr an die Zimmertür ihres Mitbewohners zu drücken und zu überprüfen, ob er gerade dabei war, sich die Augen auszuheulen.

Sie fragte sich, was die Laute seines Leids wohl mit ihr machen würden… Würden sie ihr Genugtuung bringen? Oder…)

Ärgerlich holte sie sich ihren kleinen Gameboy, warf sich energisch auf die Couch, auf der er vorhin noch gesessen hatte (und noch nicht alles von der Wärme verloren hatte, die sein Körper in sie hineingestrahlt hatte) und haute ihren Frust in den A-Knopf und das kleine Steuerkreuz hinein.

Oh verdammt, sie hielt es schlicht und ergreifend nicht aus, in seiner Schuld zu stehen, und schon gar nicht dieses juckende Gefühl, sich bei irgendjemandem Entschuldigen zu müssen…

Daran war ganz allein dieses beschissene Third Child schuld!
 

Das war alles überhaupt nicht so gelaufen, wie sie es sich vorgestellt hatte…
 

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Das war alles einmal leichter gewesen, oder sie hatte es sich leichter vorgestellt… Sie musste einfach nur gut mit ihrem EVA umgehen, und dann würde sie alles bekommen, was sie wollte, nicht?

So war es immer gewesen und so hätte es auch immer bleiben sollen.

Sie hatte doch immernoch den besten Synchronwert, oder?

Sie war doch die beste auf der Welt?

Also warum?

Warum lief das alles nicht so, wie sie es wollte?

Wieso musste sie von diesem Dummbatz gerettet werden und nicht umgekehrt?

Wieso stand er als Held da und nicht sie?

Er hatte das alles doch gar nicht verdient!

Es war doch so, diejenigen, die sich anstrengten und hart arbeiteten, die wurdem am Ende belohnt und erfolgreich, nicht?

In der heutigen Gesellschaft half es nicht mehr, einfach nur in tolle Verhältnisse geboren zu werden, oder…?

Ja doch, ja verdammt, sie war sich derdammt sicher damit – Aber es gab eine Zeit, da musste sie sich diese Fragen überhaupt nicht erst stellen… Da war es offensichtlich.

Wenn sie morgend die Augen aufschlug, würde sie in ihrem Zimmer, fast größer als Misato’s ganzes Appartment, die Beweise dafür sehen, die schönsten Spielsachen in den Regalen, (Auch wenn sie diese meist dankend ablehnte) die teuersten Designerklamotten in den Schränken, was auch immer es war, wenn sie nur andeutete, dass sie es wollte, dann bekam sie es auch.

Weil sie es wert war.

Jeden morgen würde sie von ihrem großen Himmelbett aufstehen, sich vor ihren großen, geräumigen Schminktisch setzten und sich an die Arbeit machen, das auch alles perfekt saß, dass auch nichts aus der Reihe tanzte, und zuletzt kamen immer ihre Interface-Clips, die zwischen den ganzen Töpfchen und Tiegelchen ihren ganz speziellen Platz hatte, und wenn sie sich so im Spiegel betrachtete, mit diesen feuerroten Eckchen, die wie Hörner aus ihrem feuerroten Haar ragten, mit einem Ausdruck der Entschlossenheit, dann würde sie ganz genau wissen, wer sie war.

Und wenn sie sich so betrachtete, würde sie jeden Morgen in Vorfreude an den Tag schwelgen, an dem sie allen beweisen würde, warum genau sie sich all dies verdient hatte, und noch viel mehr.

Ihre Ankunft in Japan, wie sie den Feind schon beim ersten Versuch gekonnt zerschmettern würde, die zahllosen Stimmen, die sie bejubelten, der Moment, in dem sich jede einzelnen Stude des Trainings auszahlten, die Menge, die ihren Namen rief, und die heiße Affäre mit Kaji-san, die sie beschäftigen würden, wenn sich die Monster mal einen Tag frei nehmen würden…

Mit jedem Tag, der verging strahlten ihre Erwartung mehr – Sie sah Mengen, die sie voll Bewunderung in die Lüfte warfen, eine Parade, die ihre Ankunft feierte, und diese Bilder ließen das Feuer in ihren Augen brennen, als sie den Raum eiligen Schrittes verließ.
 

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„Wer ist denn das Kind da?“

„Das ist unser Second Child! Sie ist der ganze Stolz der dritten Augenstelle, nein, von ganz Europa… ihre Synchron- und Harmonixwerte haben vor kurzem sogar die erste Testperson in Japan überflügelt!“

„Was… dieses kleine Mädchen? Unmöglich!“
 

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Wenn sie andere Kinder sah, und das geschah nicht regelmäßig, sondern nur hin und wieder, völlig zufällig, wie wenn sie mal mit derm Auto an ihnen vorbeifuhr, wie sie auf einer Wiese herumtollten und Ball spielten, dummes Vieh ohne wirklichen Sinn in ihrem Leben, ganz, ganz, ganz anders als sie, ein Unterschied wie ein schlichter Allerweltszentimeter der mit einem Schullineal ausgemesser werden konnte und den Lichtjahren, mit denen die tiefen des Universums kartographiert wurden.

Sie war anders.

Das war da eigentlich die primäre Emotion…

Es gab nichts, was sie mit diesem dummen Dingern zu schaffen hatte, genau so wenig, wie ein Mensch mit einer Pflanze eine sinnvolle Konversation führen könnte.

Das diese spielenden Kinder mit ihrer unbeschwerten Sommerfreude irgendetwas haben könnten, was sie nicht hatte, kam ihr überhaupt nicht erst in den Sinn.
 

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„Aber auch Wunderkinder wie du müssen doch hin und wieder mal spielen müssen… was spielst du denn so gerne?“

„Für so was wie Spielen hab ich keine Zeit! Es geht schließlich um das Schicksal der Menscheit!“

„Aber ist soetwas nicht sehr anstrengend und stressig…? Um trotz des ganzen Trainings in der Schule so gut abzuschneiden, musst du doch sicher sehr viel arbeiten…“

„Eigentlich nicht, nein…“

„Dabei heißt es immer, ein Genie wird man mit 1% Talent und 99% harter Arbeit…“

„Bei mir ist es halt umgekehrt. Auch wenn ein Prozent von der Rettung der Erde nicht gerade wenig ist…“
 

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In einer Jeans, einem knappen Top mit dem Aufdruck eines gebrochenen Herzens und einem rosa Zopfband saß das rothaarige Mädchen missmutig an dem langen Esstisch, voll mit teurem Geschirr, Besteck, dekorativ aufgereihten Speisen und liebevoll angeordneter Tischdekoration und stocherte missmutig mit ihrer Gabel in ihrem Essen herum.

„Oh, Asuka! Du weißt gar nicht, wie sehr wir uns freuen, dass du uns endlich mal besuchen kommst… Deine Vater und ich haben ja oft nachgefragt, aber du hattest ja immer genau dann deine Übungen, wenn wir dich besuchen wollten…“

Was diese dumme Pute nicht wusste war, dass das volle Absicht gewesen war.

„Das sind keine Übungen, das ist Training.“ Spie sie zurück.

„Uh… sicher…“ Die Frau schien kurz etwas verunsichert, stellte ihre Maske aber schnell wieder her. „Auf jeden Fall, wie läuft es mit deinem… Training denn so?“

„Ich wüsste nicht, was dich das angeht.“

„Asuka! So redet man doch nicht mit seiner Mutter!“ mischte sich schließlich der Mann am Tisch ein.

„Genau, mit seiner Mutter!“

Sie stand auf und machte sich nicht mal die Mühe, die Gabel ordentlich auf den Teller zu legen.

„Wo willst du hin, junges Fräulein…?“

„Ich muss noch lernen. Und außerdem kann ich es mir nicht leisten, dieses fettige Zeug zu essen. Weißgott, was dass mit meiner Kondition anstellt.“
 

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„Hallo, Asuka“

„Was willst du?“ Das Mädchen spähte mit kalten Augen durch den Türspalt.

Die Frau dahinter zückte eine Tüte. „Ich wollte dich fragen, ob du nicht diese schönen Kleider anprobieren willst, die ich für dich gekauft habe!“

„Und warum das?“

„Na, du hast doch gesagt, dass du neulich besser abgeschnitten bist als dieses Mädchen in Japan… Sieh es als Geschenk.“

„Behalt den Scheiß!“

„Eh…?“

„Denkst du echt, du könntest mich kaufen? Glaub nicht, dass ich dich nicht durchschaut habe. Du willst dich doch nur bei Papa einschleimen. Du bist nichts als eine unverschämte Hure, die sich an einen älteren Mann herangemacht hat, um naher wenn er stirbt sein Geld zu erben… Papa magst du vielleicht verarsch haben, aber ich bin klug.

Du must schon eine ganz arrogante Ziege sein, um zu denken, dass du jemand reinlegen kannst, der einen viel viel höheren IQ hat als du! Lass mich in Ruhe, ich muss lernen!“
 

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„Liebling, kannst du Asuka bitte sagen, dass sie ins Bett gehen soll...?“

„Wieso, sie lernt doch für die Schule…“

Der plötzliche Temperaturabfall im Tonfall seiner Frau blieb Langley nicht verborgen.

„Ist etwas passiert, Cornelia…? Hast du dich etwa wieder mit Asuka gestritten?“

Er seufzte.

„Na egal, jedenfalls ist es schon fast Mitternacht, sie muss ins Bett.“

„Muss sie das, Sebastian? Was lässt dich denken, dass wir das besser wissen als sie? Sie ist so intelligent, das normale Menschen wie wir kaum nachvollziehen können, was sie eigentlich denkst…“

„Ist das nicht ziemlich unverantwortlich für etwas, was aus dem Mund einer ausgebildeten Ärztin stammt?“

„Das kommt darauf an, wie man es sieht… Ich mag Ärztin sein, aber dass Ärzte auch noch nicht alles verstehen, sieht man schon allein daran, dass wir Menschen immer noch nicht unsterblich sind. Ich habe meine Grenzen, sowohl in meiner Geduld, als auch in meinem Können, als auch in meinem Wissen… im Moment denke ich zum Beispiel oft darüber nach, ob es möglich ist, dass das Gehirn eines Kindes so weit entwickelt sein kann, dass es jedes Bedürfnis für menschliche Nähe verloren hat…“
 

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So oder so war in dieser Nacht niemand da, um das kleine rothaarige Mädchen, das über ihren Schulbüchern eingeschlafen war, in ihr Bett zu legen.
 

Aber am nächsten Morgen würde sie sich mit vom Schlaf wirren Haaren, Buchkantenabdrücken in ihrem Gesicht und einem geblümten Kleid, dass sie eigentlich als kindisch und billig abgelehnt hatte, im Spiegel betrachten, und im Zorn dagegenboxen.

Wie getrieben rannte sie zur Tür den kleinen Balkons der an dieses Zimmer grenzte, dass sie nie das ihre nennen würde, drehte die Klinke energisch hin und her, bis sich die tür nicht anlehnen sondern öffnen ließ, stürmte raus in die Morgenröte an den äußersten Rand, und ergriff wütend das Geländer, als wollte sie es zerdrücken.

Die ganze dämliche suburbane Siedlung da draußen, die dämlichen zwitchernen Vögelchen, die kleinen Autos und Kinderwägen, die idyllischen Gärten, alles und jeder hier –

„…Insekten…“ Ihrte Stimme zitterte genau so wie der Rest von ihr, die Wut war unglaublich echt und unsagbar heftig, dass sie sie zuerst efast erstickte, bevor sie endlich den Weg raus fand.

„ALLES NUR DUMME INSEKTEN!“
 

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„Und deshalb… brauche ich keine Eltern, keine Freunde, und schon gar keine Kerle.

Am Ende bin ich doch so oder so allein.

Ich habe nicht den geringsten Zweifel:

Die einzige Person, der ich vertrauen kann, bin ich selbst.“
 

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„Dieses Mal war es zwar nur glimpflich, aber… Wenn das noch häufiger vorkommen wird, das alle drei EVAs beschädigt werden, könnte der Schaden unsere Fähigkeit, weiteren Angriffen in der Zukunft standzuhalten erheblich beeinträchtigen.“ Fasste Hyuuga das Ergebnis seines Berichts schließlich zusammen, als seine Haare genau wie die seiner Vorgesetzten durcheinandergeblasen wurden, als die kleine Gondel, in der sie saßen, durch die große, weiß-beleuchtete EVA-Reparaturkammer raste, in der weitere Techniker pausenlos am Werk waren. Ein wenig surreal war es ja schon das die „Behandlung“ der beschädigten Kampfmaschine zeitweise so aussah, als hätte man einfach einen übergroßen Verband draufgepappt .

“Es ist gar nicht so lange her, das wir gezwungen waren, EVA 00 eine Generalüberholung zu verpassen, und jetzt haben wir schon wieder die Hälfte unserer Ersatzteile verbaut… und dabei waren das beim letzten Kampf hauptsächlich nur kleine Schäden… Es ist kaum zu glauben, dass die in so einer Situation noch so steif an diesem Vatikan-Vertrag festhalten können…“

„Oh ja!“ stimmte Misato voll und ganz zu, sich darüber nach dem Stress des heutigen Arbeitstages noch mehr aufregend als sonst.

„War ja ganz schlau von denen, die Zahl von Evangelions, die ein Land besitzen darf, auch dann noch auf drei zu beschränken, wenn sie beschädigt sind…“

„Wir geben zur Zeit EVA 01 Priorität, aber selbst, wenn die Ersatzteile schnell nachgeliefert werden, wird EVA 00 wohl noch mehrere Tage brauchen…“ pflichtete Maya bei. „Wir könnten EVA 00 zwar theoretisch so wie er ist in den Kampf schicken, aber was, wenn das nächste Zielobjekt einmal eintrifft, bevor wir Zeit hatten, alles zu reparieren oder die Piloten zu verarzten? Das war schon beim sechsten Engel ziemlich knapp…“

Dr. Akagi sah da wie üblich schwarz: „Dieser Vertrag ist das Produkt der Egos der Länder, die in ihn verwickelt sind… Ihn ändern zu wollen, würde nur zu endlosen Streitereien führen… Und außerdem müssen wir uns hier in Asien dauernd mit Forderungen aus Russland und Europa herumschlagen, seid dem die Einheit Fünf verloren haben… Politik bringt eben doch nichts als Ärger.“

Maya seufzte. „Und dabei ist es doch noch so ein langer Weg bis zur Rettung der Menschheit…“
 

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Als sie nach einem langen Tag voll mit der vielen Arbeit, die die noch laufenden Reparatur- und Aufräumarbeiten nach dem Angruff des Zehnten Engels ihr dagelassen hatten endlich dazu kam, in ihr trautes Heim einzukehren, hatte Misato zunächst keine größere Sorge, als direkt ihr Zimmer anzusteuern, ihre Kleidung bis auf die Unterhose abzustreifen, ihre Tasche in die nächstbeste Ecke zu schmeißen, wo sie erfahrungsgemäß verbleiben würde, bis sie sie das nächste mal brauchen würde, und sich etwas wesentlich gemütlicheres überzustreifen.

Erst, nachdem sie eine Dose Bier im Expressdurchgang in ihren Rachen gekippt hatte und sich gleich die nähchste aus den Kühlschrank geholt und gegen ihre Stirn gehalten hatte, um die sommerliche Hitze, über die sie sich beizeiten mehrmals beklagte, mit der Begründung, das die Engel schon allein für den ewigen Sommer vernichtet gehörten , daran zu hindern, ihr gehirn zu schmelzen, fiel ihr auf, das Asuka, die grießgrämig dreinblickend mit einem Joystick in der Hand auf dem Sofa hockte (Ihrem Gameboy war der Saft ausgegangen und sie hatte in daher in ihrem Zimmer an das Ladekabel gesteckt) und ihren Zorn an den virtuellen Kreaturen hinter der Mattscheibe ausließ, ihr nicht mal minimale Worte des Grußes hatte zukommen lassen.

„Huh…?“ fragte sie, neugierig blinzelnd.

„Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“
 

„Ich weiß nicht, woher du den Eindruck nimmst, dass überhaupt etwas passiert ist!“ giftete das Second Child zurück, die Frage trotzdem mehr oder weniger beantwortend.

Misato klatschte sich in guter alter Picard-Manier mit der Hand ins Gesicht.

„Du hast dich doch nicht etwa schon wieder mit Shinji gestritten, oder…? Wo ist er überhaupt?“

„Der hat sich in sein Zimmer eingeschlossen und bläst Trübsal. Vielleicht regt er sich bis Morgen ja wieder ab.“

Musstest du ihn unbedingt anschauzen?“

„Das ist ziemlich schwer… Ich versteh nicht, warum da alle solchen Wind drum machen, wenn er mal nen schlechten Tag hat, da ist nun wirklich nichts besonders dran. Der ist so eine Mimose, den muss man nur schief angucken damit er sich in seinem Loch verbarrikadiert!“

Dieser Kommentar war erstaunlich effektiv dabei, alle aufgesetzte Spielerei von Misatos Gesicht zu wischen.

Es weckte wieder ihre Zweifel daran, ob sie in den letzten drei Monaten überhaupt irgendetwas Dauerhaftes erreicht hatte.

Das Beste, was sie behaupten konnte war, das „Deprimiert“ bei dem Third Child mitleiweile nicht mehr der Normalzustand war, sondern eine erwähnenswerte Abweichung davon… Aber so richtig beruhigte das ihre Schuldgefühle nicht.
 

Das Objekt ihrer Sorgen war bisweilen dabei, zu versuchen, die Geräusche der Umgebung bestmöglich mit seinem Kissen auszublenden – Er hatte zwar mitbekommen, dass sie angekommen war, aber das war dann auch der Startschuss dafür gewesen, sich die Ohren zu stopfen – Er wollte jetzt nichts mehr neues wissen und nichts mehr hören, auf das er hätte reagieren müssen, er war einfach nur durch und durch erschöpft…

Er hatte sich schon vor einer ganzen Weile Morpheus‘ Armen übergeben, in der Hoffnung, dass dieser Tag endlich enden würde, war aber vor kurzem schweißbedeckt aus dem Schlaf gefahren… Es war keine Vision gewesen, doch die Gewissheit, dass es einfach nur sein eigenes, verrücktes Leben war, machte es keinen Deut besser.

Was er eben vor sich gesehen hatte, war dieses… dieses Ding dass bei seinem „Ausflug“ nach dem zweiten Kampf versucht hatte, ihm das Leben zu nehmen… und er wurde den seltsamen Eindruck nicht los, es eindeutig erkannt zu haben…

Er wollte das alles nicht denken müssen, oder überhaupt irgendetwas, alles, was er sich wünschte, war ein tiefer, traumloser Schlaf der ihm eine Auszeit von seiner Existenz geben würde doch die Naivität die nötig gewesen wäre, um ernsthaft zu glauben, dass derartig verschont werden würde, hatte er schon längst verloren.

Er war so erschöpft, aber was genau das für eine Art von Ruhe war, die er sich da herbeiwünschte, war eine Frage, die er nicht näher zu beleuchten wagte.

Auf jeden Fall hatte er wenig Hoffnung, das die übliche „Mütze Schlaf“ ihm besonders viel davon bringen würde.

Er war es leid.
 

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11: [Im Herzen der Welt]
 

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I linger in the doorway

Of alarm-clock screaming monsters calling my name

Let me stay

Where the wind will whisper to me,

Where the raindrops as they’re falling tell a story
 

In my field of paper flowers

And Candy Clouds of Lullaby

I lie inside myself for hours

And watch my purple sky fly over me
 

Don’t say I’m out of touch

With this rampant chaos, your reality

I Know well what lies beyond my sleeping refuge

The nightmare I’ve built my own world to escape
 

In my field of paper flowers

And Candy Clouds of Lullaby

I lie inside myself for hours

And watch my purple sky fly over me
 

Swallowed up by the sound of my screaming

Cannot cease for the fear of silent nights

Oh how I long for he deep-sleep dreaming,

The goddess of imaginary light
 

In my field of paper flowers

And Candy Clouds of Lullaby

I lie inside myself for hours

And watch my purple sky fly over me
 

If you need to leave the world you live in

Lay your head back and stay a while

Though you may not remember dreaming

Something waits for you to breathe again
 

Evanescence, 'Imaginary'
 

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„Aber eins begreife ich immer noch nicht… schon die ganze Zeit nicht… warum eigentlich ich….?“

„Ja, warum ich… hast du schon mal darüber nachgedacht, dass es so sein könnte, wie Misato-san sagt, dass es keinen Grund gibt?“

„Wenn es keinen gibt, würde das erklären, warum ausgerechnet jemand wie ich ausgewählt wurde… Nein, vielleicht ist die Tatsache, dass jemand wie ich gewählt wurde, das, woran man merkt, dass sie recht haben muss…“

„Jemand wie ich…?“

„Jemand, der so unpassend ist, wie ich. Ich bin nicht besonders klug, oder mutig, oder besonders verlässlich… warum kann es nicht… jemand heldenhafteres sein…“

„Heldenhafte Menschen sind nicht die Regel, sondern die Ausnahme. Gerade deshalb sind sie etwas Besonderes, deshalb werden Sagen und Legenden über sie erzählt… sich für andere aufzuopfern ist nobel, aber du würdest es doch auch nicht einfach so von jemandem erwarten, dass er für dich stirbt, oder? Es wäre schon ein großer Zufall, wenn die eine Person, die EVA 01 steuern kann, einer dieser Helden ist. “

„Aber es wäre so gut wie jeder besser als ich! Touji zum Beispiel, der würde einen viel besseren Kämpfer abgeben, oder Nagato, der ist viel reifer…. Kensuke würde es sogar freiwillig machen-
 

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„Was alle? Alle meine Klassenkammeraden?“

Seine Schritte stockten, das erste Mal seit dem Vorfall mit EVA 03 glaubte Misato etwas von dem Jungen erkennen zu können, der sie kannte, getroffen, verunsichert.

Nein, er wollte nicht, dass ihnen das geschah, er hielt den Gedanken nicht aus, dass sie einer nach den anderen an diese Schlachtbank namens EVA geliefert werden würden… Er hätte sich denken können sollen, dass sein weggehen sie zu Tode verurteilte, sie Rei, Asuka, und wer noch so da war, das Kensuke, Hikari und Nagato genauso gut die nächsten sein könnten, dass er es vor sich sehen konnte, die zersprungenen Brillen und die schreienden Väter, die auf Nimmerwiedersehen zurückgelassenen Zopfbänder und die weinenden Schwestern… Sie könnten die nächsten sein, Touji, Hikari und Nagato. Hikari, Kensuke und Nagato? Mana, Touji und Nagato? Kaworu, Hikari und Touji? Touji, Kensuke und Yui?

Er konnte nicht mehr so richtig sagen, ob da ein- zwei oder drei Nachrichten auf seinem Anrufbeantworter gewesen waren, vielleicht war es auch ganz anders, aber sein Herz blieb hart und verschlossen , geblendet von seiner eigenen Pein konnte er nicht sehen, was er tat, was Asuka und Rei schon bald seinetwegen-

Asuka?

Er hatte sich nicht einmal getraut, nach ihr zu fragen.

Die Wohnung, die einmal voller Farbe und Leben gewesen war als sie noch hier war, war farblos und düster, ihr leeres Zimmer, das bezogene Bett dass aussieht wie in einem Hotel, nachdem alle Spuren des letzten Gastes von den Zimmermädchen sorgsam beseitigt wurden, das Schneidebrett und ihre Gewürze, es wären sein Brett und seine Gewürze, wäre da nicht die Gewissheit, dass er es nicht aushalten würde, ihre Fingerabdrücke an seinen Händen zu haben, irgend ein wieder und wieder vergessenes Molekül von ihrem Schweiß, dass einfach aus statistischen Gründen das stetige Waschen und Aufräumen überlebt haben müsste.

Bei dem Schweiß konnte er schrubben und schrubben, doch das Blut mit dem sein Vater ihn bekleckert hatte – Zweimal! – das ging nicht weg, Asukas Blut, Kaworu’s Blut, und dann auch noch das Blut des Fallschirmmädchens, die ihm vorher nur einmal begegnet war, und nie etwas getan hatte, um seinen Zorn zu verdienen-
 

Was er sicher wusste war, dass er trotz allem gegangen war, sein Herz blieb hart und verschlossen, geblendet von seiner eigenen Pein-
 

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„Heldenhafte Menschen sind nicht die Regel, sondern die Ausnahme. Gerade deshalb sind sie etwas Besonderes, deshalb werden Sagen und Legenden über sie erzählt… sich für andere aufzuopfern ist nobel, aber du würdest es doch auch nicht einfach so von jemandem erwarten, dass er für dich stirbt, oder? Es wäre schon ein großer Zufall, wenn die eine Person, die EVA 01 steuern kann, einer dieser Helden ist. “

Er glaubte, dass letzte Mal hatte er etwas anderes geantwortet.

„Das ist etwas anderes…. Ich… ich bin es nicht wert, dass man für mich stirbt…“
 

Er war nichts wert, gar nichts, er rief nach einem Mädchen, dass ihm nicht antworten konnte, suchte – wie immer – Verständnis, wo er es nicht bekommen würde, und es war einfach zu viel, er wollte etwas Warmes, an dem er sich festhalten konnte, etwas das ihm bewies, dass er noch hier war, das er noch lebte… er hatte gedacht, dass irgendwann, wenn der Schmerz zufiel wird, eine Grenze kommt, wo es “Krack!“ macht und dann ist man kaputt, dass damit eine Erleichterung kommt, dass der lichte Wahnsinn eine Freiheit ist, weil man richtig und falsch nicht mehr sieht und sich keine Sorgen machen muss, dass er in sich verloren vor sich hin grinsen und hin und wieder jemandem mit einem Messer abstehen würde, aber so sah der Wahnsinn nur in Filmen aus, das war nur eine seine Fantasien, eine Flucht vor der Realität, wie Misato, Asuka oder Ayanami sagen würden, wenn man das denn Ayanami nennen konnte, womit er gesprochen hatte, es war mehr als sei man der Fels in der Brandung, zunächst scheinbar standhaft, aber mit jeder Welle kleiner und schwächer werdend, es gab keine Grenze, keine Erlösung nur Schmerz, der sich immer weiter aufstaute, und jedes Mal, wenn man das alles nicht mehr drin halten konnte und es einfach hervorbrach, diese hässliche Wahrheit (zum Schluss wieder und wieder) und jedes Mal danach musste man auf das hässliche Resultat blicken und sich mit den Resten des eigenen Gewissens plagen, es hörte nie auf, und man konnte sehen was aus einem geworden war – sein Stöhnen, das piepsen der Geräte, weiß und klebrig auf seiner Hand, er ließ nicht einen Tropfen auf sie kommen, in all den endlosen Wiederholungen rührte er sie nie an und er wusste nicht, ob dass das Zeichen war, dass er noch zu läutern gewesen war, oder einfach nur ein Testament seiner Feigheit war, es war so schnell gegangen, es war immer schnell, mit ihm, daran hing es auch jedes Mal, dass er es wirklich versucht hatte, mit Asuka und ihm, ein paar male irgendwann vor dem Impact, meistens nachher, es ging immer zu schnell, er konnte nie machen, dass es lange anhielt, wenn es überhaupt ging – bei einem jungen Mann mit mangelndem Selbstvertrauen und einem empfindlichen Nervenkostüm konnte das durchaus vorkommen, bei allen anderen, Misato, Rei, Kaworu und so wäre es vielleicht gegangen, und selbst wenn nicht hätten sie ihn wohl getröstet und ihm gesagt, dass das gelegentlich ganz normal sei, aber bei Asuka – Sie hatte ihn immer verführt, er hatte das nie von sich aus vorschlagen können, er hatte sich nie dazu bereit gefühlt, er war doch jung und verwirrt und er wusste doch nicht, ob sie ihn liebte, und er wollte das nicht mit jemandem tun, der ihn nicht liebte (allerdings hatte er das auch von seinem ersten Kuss gedacht, dass sich seine Wünsche ein paar Mal erfüllten, war nicht sein eigener verdienst, sondern Manas) da hatte er immer Angst, dass sie über ihn spotten würde, dass sie von Kaji reden würde, dass sie ihn auslachen würde, wie sie es immer tat…

Er hatte so schreckliche Angst, dass er sie nicht glücklich machen konnte-
 

Aber wenn das so war, warum hatte er das gemacht?

(Das klebrig-weiße Zeug auf seiner Hand, wie es langsam herabrann, das zementierte noch einmal, dass es alles real und nicht mehr zu ändern war. Es war ja nicht mal das erste Mal, meistens war er in seinem Zimmer gewesen, das Reich seiner persönlichen Grübeleien und Fantasien, manchmal, weil an dem betreffenden Tag etwas besonders erregendes passiert war, manchmal aus so trivialen Gründen wie das er nicht schlafen konnte, sei es, weil er am betreffenden Tag gegen einen Engel gekämpft hatte, oder weil am nächsten ein Mathetest anstand, und das nicht nur mit Gedanken an Asuka, da waren auch noch Misato und Rei und- )
 

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„Wenn ich dich nicht ganz haben kann, dann will ich dich gar nicht, hast du das verstanden?!“

Siedende Flüssigkeit, klirrendes Geschirr, sein Hemd, dasselbe wie damals, als er ihr den Innenraum seines Mundes ausgeliefert hatte, der selbe Raum, dieselben Kleider, der selbe Pinguin, besprenkelt mit Kaffee wie Blutflecken, vermutlich wären schwere Verbrennungen darunter, wenn das nicht alles ein Traum und eine Farce wäre, Brandblasen groß wie Münzen, widerlich vor allem daher, dass es einem immer wieder klar machte das das, was unser Bewusstsein als zusammengehöriges Objekt, nämlich als Menschen registriert, doch nur eine Ansammlung von Kohlenwasserstoffen ist.

Er hatte es in ihren Augen sehen können, dass sie ihn zerstören wollte, dass sie danach lechzte, sein Fleisch und sein Blut auf dem Boden verspritzt zu sehen.

Selbst, als sie ihn abwies, folterte sie ihn noch mit ihren Reizen, ihre kurzen Hosen, die die Ansätze ihrer Pobacken freiließen, das Nachthemd, unter dem sich ihre Brüste abzeichneten….

Ein Zierrat!

Bloße Dekoration war es, die ihn um seinen Verstand gebracht hatte – Sie sollte nicht solche schreckliche Macht über ihn haben!

Es war doch nur Perlmutt und Alabaster, diese Haut und diese Brüste, die Lippen und Vorhöfe auf den zuvor genannten, die Haare, denen man Vergleichbarkeit mit allerlei polierten, wertvollen Metallen wie Rotgold, Bronze oder Kupfer hätte andichten können, ohne sich einer übertrieben poetischen Beschreibung schuldig zu machen waren, die Farbe ihrer Augen strahlte auch nur wie die von venezianischem Glas – Die Summe ihrer Schönheit war doch nichts als ihr Spiegelbild, ein bloßes Gefäß, dass eine garstige Seele in sich verbarg, außen paradiesisch, innen aus Stein wie eine dieser dramatisch vom Licht in Szene gesetzten Statuen des Barock – Wie könnte er je-

„Ich… ich will dir helfen… Ich will für immer mit dir zusammen sein….-“

Eine besonders rationale Person war er nie gewesen. Anders konnte er sich nie erklären, warum er ihr sein Herz zu ihrem Spielball gemacht hatte.

Er wusste nur eins: Auch, wenn einige ihrer anderen Anschuldigungen vermutlich stimmig gewesen waren, er glaubte, dass seine Gefühle real gewesen waren…

„Oh, hör mir damit auf! Du denkst du kannst mich retten? Du willst mich verstehen? Mich ehren und achtet bis das der Tod und scheidet?! Du verkennst doch deinen Platz! Du kommst doch nur zu mir, weil Misato dir Angst macht und das kleine Prinzesschen und der Homo-Boy den Löffel abgegeben haben! Ich bin die einfachste Anlaufstelle, was? Pustekuchen! Ich hab keinen Bock, deine zweite Wahl zu sein!“
 

Stille, Brandung, ein riesiger, halbierter Kopf am Horizont.

Sie kniet, er steht, die Luft ist geladen mit Gestank nach Blut.

„…und wenn du der letzte Mann auf dem ganzen verdammten Planeten wärst…!“

Sie hatte das genau so gemeint, wie sie es gesagt hatte, kein Grund für sie, es zu wiederholen, jetzt, wo der Konditional eingetreten war.

Ihre war die Seele, die sich der vermengenden Strudel der Seelen am längsten widersetzt hatte, größtenteils, weil er darin war.

„Oh nein, nicht mit dir, ich würde lieber sterben!“

Dabei war sie es gewesen, die ihm die Unschuld genommen, ihn verdorben und ihm das Hassen gelehrt hatte, sie war es, die seine Lippen geküsst und ihre beknackten Brüste mitten in sein Gesicht geschoben hatte, da brauchte sie sich nicht zu wundern wenn- Oh.
 

Da hatte er es wieder.

Er war wirklich das letzte. Vermutlich, war er es nicht einmal Wert auf dieser Welt zu sein, aber er war wohl zu feige, um das bis zur logischen Konsequenz zu verfolgen – Er hätte es tun sollen, in dem See, an dessen Ufer er Kaworu kennen gelernt hatte, einfach die Luft anhalten und nicht auftauchen, einfach das schmutzige Wasser in seine Lungen saufen, einfach hineinlaufen, bis das Wasser zu tief war, und er einfach ersaufen musste, ob er sich nun traute oder nicht… wäre das Wasser doch nur kalt genug gewesen, um darin zu erfrieren – Am nächsten Morgen stand er noch da, inmitten der zerfallenden Infrastruktur, platschnass, aber noch sehr lebendig.

Nicht einmal gescheit sterben konnte er.

Er hätte es tun sollen, schon viel früher, schon damals, als er aus Misatos Wohnung weggerannt war, an diesem Abgrund, er hätte sterben sollen, er hätte den von diesem parasitischen Engel infizierten EVA abbekommen sollen, er hätte während des Angriffs des Engels mit den Toilettenpapier-Armen von einem Trümmerstück erschlagen worden sollen, dieser Soldat hätte ihm eine Kugel verpassen sollen, bevor Misato ihn erreicht hätte…
 

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„Das sahen Rei, Kaworu und Misato aber ganz anders.“

„DU!“ rief er, in der Zeit eines Wimpernschlags von seinem Platz in seinem üblichen, lichtgetränkten Zugwagon aufspringen, als sich sein Ebenbild zu ihm dazugesellt hatte, der düstere Schatten mit den rot glühenden Augen und einem dünnen Lächeln, gleich dem, was er Misato damals im Duschraum präsentiert hatte, eine Geste des im Platz verfehlten Trotzes, dass den alten Fuyutsuki vermutlich sehr an die jüngeren Jahre seines Vaters erinnert hätte.

Sofort wusste er, was zu tun war.

Wie ein tollwütiges Tier stürzte er sich auf jenes Irrbild einer verloren Zukunft, schnappte sich – aus alter Gewohnheit heraus – den Hals, und drückte zu.

Sein Gesicht war zu einer wilden Fratze verzerrt, ein bizarres Grinsen das sich durch das ganze Gesicht zog und es in Falten legte wie Papier, nicht viel anders als die, die er trug, als er damals zum ersten Mal ausgezogen war um den stärksten aller Engel zu zerfetzen, verhext von den ersten richtigen Erfahrungen von Macht, die je seine Nervenbahnen durchflossen hatten wie ein Hai von Blut.

Genug. Genug! Genug…

Er hatte genug von alledem, oh, er hatte die Nase gestrichen voll.

„Du Bastard!“ brüllte er. Die Worte kamen heraus, aber sie klangen wie animalischer Lärm, als wären sie der Ruf einer Bestie, deren Laute nur zufällig so ähnlich klangen wie menschliche Sprache.

Tränen tropften auf das harte Gesicht des unterlegenen Ebenbilds.

„Du bist ein Lügner und ein Dieb! Ein Mörder und eine notgeile Instinktmaschine… Du kannst dich ja nicht mal selbst leiden, und genau so wenig kann das dein eigener Vater! Du zerstörst alles was du berührst und nutzt jeden, der dir entgegen kommt, schamlos aus! Du bist ein Feigling, ein Schwächling, ein Egoist und dir fehlt alles, was man als ein menschliches Herz bezeichnen könnte! Und pervers bist du auch noch! Mann, Frau, deine eigenen Verwandten, solange du nur bemitleidet wirst, ist dir alles recht! Du hast alle deine besten Freunde auf dem Gewissen… und den Rest der… ganzen verdammten Welt…“

Der Wut fehlte irgendwie der Nachschub, sie verzögerte sich wie ein laggendes You-Tube-Video, das Schluchzen gewann Zeitweilig die Überhand. Ein Regen auf Rotz und Wasser-

Dann aber kam er wieder, der Zorn, und das schwarze Herz des Jungens pumpte es direkt in dessen Arme, mit denen er sein Ebenbild kurz emporzerrte, um es wieder gewaltvoll gegen den Boden zu donnern.

Warum?!“ verlangte das Third Child zu wissen. „Warum bist du hier?! Warum musst du unbedingt auf dieser Welt sein?! Wie kommt es, dass du warm bist? Weshalb muss ich nach alledem auch noch die Wärme deines Körpers spüren? Wieso bin gerade ich gezwungen, dich zu ertragen… Siehst du nicht, dass es für uns alle viel, viel besser wäre, wenn du einfach verrecken würdest?!“

Er konnte spüren, wie der Sauerstoff zu Ende ging, er kannte das Gefühl… Meistens von der Geschichte mit dem Schatten-Engel, aber da waren auch die ein oder zwei Male, wo er sich statt der kleinen Rei zu der alten Akagi verirrt hatte, jedenfalls bemerkte er die Verengung seines Sichtfeldes erst spät, weil er die Augen auch so schon halb zugekniffen hatte, aber es sollte ihm nur recht sein, er verdiente den Tod und ganz besonders diese Todesart, Asuka würde es wohl poetische Gerechtigkeit nennen…

Das war ihm nur recht so, es würde enden und keiner würde ihn vermissen, schließlich-

Nein.

Sie warfen ihm die Schultasche zu, er schaffte es kaum noch, sie zu fangen. Eine blanke Faust, präsentiert in jugendlichem Ungestüm. „Wenn dir jemand deswegen Vorwürfe macht, kriegt er es mit mir zu tun!“

„Ich denke, dass du ein großartiger Mensch bist.“ Während er die Rückfrage empfängt, ist sein Gesicht wie sooft blass und ernst, eingerahmt von einem dunklen Haarschopf und einer Bandage. Dennoch wird es zur Bühne eines Lächelns, als es eine Antwort preisgibt: „Weil du großartige Dinge tust.“

Touji, Kensuke und Misato am Bahnhof.

„Eigentlich macht es mir nichts aus…“ Käsekuchen ohne Käse, dann das Geschirr.

Asukas Brüste, Zentimeter vor seinem Gesicht.

Ayanamis Lächeln.

Mayumi, wie sie die teils von ihm eingesammelten Bücher entgegen nimmt. Derselbe Bahnhof.

„Aber… das ist alles nur, weil ich EVA-Pilot bin… In Wahrheit würde es für alle besser sein, wenn ich niemals existiert hätte…“
 

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„Huch?“

Das erste, was Shinji merkte, waren zwangsläufig die Schweißtropfen in seinem Gesicht, eine typische Begleiterscheinung eines schreckhaften Erwachens. Nach all den Alpträumen, Visionen und EVA-Kämpfen kannte er diese Routine schon so gut, dass ihm mit der Zeit selbst solche unscheinbaren Details aufgefallen waren, die Schweißtropfen auf dem Gesicht, und die Bahnen, in denen sie herabliefen, das genaue Zusammenspiel der Muskeln, die seinen schockierten Gesichtsausdruck zum Leben erweckten, und die Reihenfolge, in dem die einzelnen Komponenten seines Bewusstseins in Reaktion auf eine vermeintliche Alarmsituation „ansprangen.“

Diese Szenen gehörten schon so sehr zu seinem Leben, dass er noch bevor er das erste Bild seiner hastig aufgerissenen Augen richtig eingeordnet hatte, schon begonnen hatte, die Decke seines üblichen Krankenzimmers zu erwarten – Er wusste zwar nicht, wieso er eines brauchen sollte, aber das EVA-Unfälle gelegentlich Gedächtnislücken mit sich brachten, hatte er mittlerweile durch und durch hingenommen, das er das wirklich als ernstzunehmende Möglichkeit in Betracht zog, so etwas dramatisches wie eine Gedächtnislücke, etwas, wovon er bis vor mehr als drei Monaten gedacht hatte, er würde es nur im Film sehen, wovon er sich kaum vorstellen konnte, dass es real war… letzteres konnte er immer noch nicht, und es half nichts, das diese Geschehnisse in gewisser Weise den Träumen ähnlich waren, darin, dass man sich oft nur bruchstückhaft daran erinnern konnte. Das Gefühl danach war nie zufriedenstellend, irgendwo zwischen dem Gefühl, eine Antwort geben zu müssen, obwohl man die Frage vergessen zu haben, und dem, die Frage zu kennen, aber vergessen zu haben, was man antworten wollte, obwohl die dazugehörigen Emotionen noch da waren und danach drängten, dass ihnen Ausdruck verliehen werde.

So oder so, als er statt einer Krankenhausdecke die seines Zimmers sah, zusammen mit einem leichten, aber hartnäckigen Gefühl, dass irgendetwas hier deutlich falsch sein musste, war alles klar: Auch diese Situation war ihm bekannt. Die Vision hatte aufgehört, der Traum hatte geendet.

Es war, soweit er sich eben entsinnen konnte, irgendetwas mit einer eifersüchtigen Asuka…- Schon allein die Vorstellung erschien ihm lächerlich wie etwas, das wirklich nur in einem Traum auftauchen konnte… Asuka, die ganze Lichtjahre über seiner Liga stand und noch nicht einmal seinen Namen in den Mund nahm, sollte seinetwegen eifersüchtig sein – er war mit ihr ja gerade so weit, dass sie ihn nicht mehr per sé hasste sondern nur noch situationsbezogen.

Das war alles die Schuld der Klassensprecherin… Was hatte sie vorgestern noch einmal gesagt?

Was fühlst du für Asuka? Wenn du Asukas Gefühle erwiderst, musst du zu ihr stehen, wenn du das nicht tust, musst du ihr das klar sagen. Du darfst sie auf keinen Fall an der Nase herumführen, hörst du?

Als ob er das könnte… Das mit dem herumführen, meinte er. Sie würde ihn doch gleich auf den ersten Blick durchschauen… Was er für sie fühlte, von welcher Qualität es nun auch sein mochte, war völlig frei von Belang. Es würde nie etwas dabei heraus kommen und er verdiente es, ein Narr geschimpft zu werden, weil er das von Anfang an erkannt aber trotzdem ihren Reizen verfallen war.

Er, und Asukas Freund werden? Asuka und auf ihn stehen?

Das war doch alles Quatsch mit Soße. Das konnte nicht sein. Warum auch? Was hatte er denn, das Asuka von ihm wollen könnte? Er wusste nicht, wie die Klassensprecherin darauf kam, aber sie hätte besser daran getan, ihm zum Beispiel zu sagen, dass er pünktlich in die Schule kommen sollte, denn Traum oder kein Traum, das würde schon bald seine Hauptsorge sein, wenn er nicht bald aufhörte, die Decke anzustarren… Wirkliche Lust hatte er darauf ja nicht, (Mayumis nun wieder freier Platz war nichts, was er gerne sehen wollte, oder überhaupt die ganzen leeren Plätze) aber er war auch nicht deprimiert genug, um einfach liegen zu bleiben.

Also raus aus dem Bett.

So sehr sein Körper auch dagegen protestierte, aus dem warmen, kuscheligen Plätzchen in die vergleichsweise kühle Luft gezerrt zu werden, er setzte sich auf, was den derzeitigen Inhalt seines Blickfelds, genauer gesagt seine Zimmerdecke, gegen die Ecke seines Zimmers eintauschte, in der das Bücherregal stand, in dessen Nähe auch sein kleiner grüner Ranzen und die Einzelteile einer frischen Schuluniform hingen, die er sich gestern vorbereitet hatte. Unweit davon lag neben einem kleinen Schrank bei einem Haufen von Kassetten sein treuer Kassettenplayer, und… sein Cello, samt Kasten und Notenständer?

Hatte er gestern vergessen, es wegzuräumen? Für gewöhnlich hatte er es immer hinten im Schrank verstaut, weil ihm sein Hobby einfach peinlich war, gut möglich, das weder Asuka noch Misato eine Ahnung davon hatten, dass er in den letzten Monaten regelmäßig gespielt hatte, sie würden ihn nur bitten, vorzuspielen, oder sonst wie Kommentare machen, vielleicht sogar darüber spotten, ob nun mit oder ohne Bosheit, und das würde er nicht aushalten, weiß der Himmel, was sie sich dazu denken würden, ohne, dass er etwas dazu hätte sagen können…

Gut, ganz so war es nicht mehr, er hatte es Nagato gesagt, einfach, weil das eine andere Situation gewesen war, Nagato war es selbst ähnlich gegangen, und sie hatten sich wohl beide besser gefühlt, nachdem er es gesagt hatte… und das hatte dann im Rahmen der ganzen Schulfest-Geschichte zur Folge gehabt, dass auch Touji, Kensuke und Mayumi davon erfahren hatten… Auch hier konnte er sagen, dass es im Grunde „etwas anderes“ gewesen war, das es für Mayumi und Nagato war, und dass er im Austausch auch mehr über seine Freunde gelernt hatte… es nicht zu tun, wäre sicher nicht richtig gewesen, er wollte ja Touji und Kensuke bei deren Band-Plan unterstützen, soweit das für jemanden ohne musikalisches Talent eben möglich war…. Das war okay so. Das bei dem Schulfest, wenn es denn stattgefunden hätte, zwingend auch Misato und Asuka davon erfahren hätten, hatte er damals nicht bedacht, aber er glaubte, dass auch das ihm nicht so viel ausgemacht hätte, aber es war halt auch die Situation, äußere Umstände, die ihn seine Vorbehalte hatten vergessen lassen… aber trotz allem hätte er sein Cello auf gar keinem Fall offen hier liegen lassen, schon allein aus Gewohnheit; Shinji war ein ordentlicher, penibler Mensch, beinahe schon neurotisch, und unter Stress, solange es nicht ganz akute Panik war, tendierte er eher dazu, sich an jede Art von Ordnung wie Befehle, Richtlinien oder eben Gewohnheiten zu klammern wie an eine Krücke, als diese aus Hast oder Erschöpfung zu vernachlässigen.

Ohne Zweifel, wenn dieses Cello nicht an seinem angestammten Platz hinten im Schrank war, dann musste es einen guten Grund dafür geben, und wenn es diesen gab, müsste er ihn eigentlich wissen – Ob jemand an seinen Sachen gewesen war? Es machte keinen Sinn, er war sich ziemlich sicher, das Misato gestern noch lange vor ihm schnarchend im Bett gelegen hatte, und dass ganze Bier, dass sie vorher konsumiert hatte, war eigentlich eine unausgesprochene Garantie dafür, dass sie es auch nicht früher verlassen würde, als unbedingt nötig.

Auch Asuka viel als verdächtige schon mal durchs Raster, einerseits, weil er sich nicht vorstellen konnte, warum sie das Bedürfnis dazu verspüren sollte, seine Besitztümer zu durchwühlen, von Hikaris abstrusen Verschwörungstheorien einmal abgesehen, aber vor allem auch, weil sie sicher nicht den Fehler gemacht hätte, die Zeugnisse ihrer Missetaten hier einfach so liegen zu lassen, sondern alles feinsäuberlich wieder an seinen Platz gepackt hätte, damit er ja nicht auf den Gedanken kam, dass sie sich für ihn oder irgendwas, das er irgendwann einmal angefasst hatte, sie auch nur im geringsten interessieren könnte… und jetzt, wo er es recht bedachte, war der Aufenthaltsort seines Instrumentes nicht das einzige, dass hier nicht so ganz zu stimmen schien… Seid er dieses Zimmer bezogen hatte, oder eigentlich jenes, dass Asuka ihm später abgeluchst hatte, hatte sich die Zahl der Objekte darin langsam aber sicher erhöht, als sich verschiedene Besitztümer aus verschiedenen Gründen angesammelt hatten, und mit der Zeit sicherlich nicht mehr in die zwei Kisten, die Tasche und den kleinen Rucksack gepasst hätten, mit denen er gekommen war.

Doch so voll, wie er es jetzt vor sich sah, war sein Zimmer niemals gewesen. Überall waren kleine Dekorationselemente, Poster, etliche bunte Sticker, von denen einige schon etwas verblasst wirken, selbst auf seinem kleinen Grünen ranzen klebte einer, und da war eine andere Tasche in demselben Farbton, achtlos neben dem Schrank hingeschludert, ohne das auch nur die geringste Sorge daran verschwendet worden war, dass es jemand so sehen könnte – auch die Bücher, die neben dem Bücherregal auch in der kleinen Kommode standen, gingen von ein paar abgegriffenen Kinderbüchern über verschiedene Schullektüren und Sammelordnern zu allerlei Ratgebern, wie sie ein männlicher Jugendlicher brauchen könnte („Handbuch für Helden“ oder „Datingtips für Dummies“ von R. K., um einige zu nennen.), und überhaupt diese Dekorationen überall, wie dieser Wecker mit Wackelkopf, der einem gewissen Pinguin, den er kannte, zum Verwechseln ähnlich sah, oder diese kleinen Holzpüppchen im Regal, die eigentlich wie das Werk einer enthusiastischen Hausfrau, von denen es in diesem Haushalt eigentlich keine geben sollte, oder aber wie irgendwelche Fanartikel wirkten, ohne dass er sagen könnte, von was, ganz zum Schweigen von jenem Bildnis jener extrem leicht bekleideten Dame hinten im Bücherregal – Dieser Raum sah aus als ob- Ja, als ob er jahrelang von einem im Wesentlichen völlig normalen Jungen bewohnt worden wäre. Es erinnerte ihn an Toujis Zimmer, in dem Sinne, dass es, na ja, normal aussah, auch wenn es wieder irgendwo gegensätzlich war, weil er, na ja, eben eine andere Persönlichkeit hatte… ja, das war das bizarre, dass er trotz dieser mysteriösen Wandlung noch seinen eigenen Touch zu erkennen glaubte…

Doch wie so oft war es der Elefant im Pozellanladen, den er zuletzt bemerkte – Vielleicht hatte Asuka ja Recht damit, dass er ein bescheuert war und dazu neigte, den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen. Zumindest sein komisches Gefühl, etwas vergessen zu haben, worauf er antworten wollte, schien letzten Endes keiner großen metaphysischen Erklärung zu bedürfen, zumal das, was ihn aufgeweckt hatte, die ganze Zeit vor seiner Nase gestanden hatte und mittlerweile ziemlich ärgerlich wirkte.

„Na, bist du endlich von der langen Reise zum Land der Träume hier angekommen, du Idiot?“

Shinji blinzelte verdutzt.

Asuka?

„Was glotzt du denn so doof! Hast du für deine alte Sandkastenfreundin, die sich jeden Morgen die Mühe macht, dich abzuholen, damit du nicht zu spät zur Schule kommst, etwa keinerlei Worte des Dankes übrig?!“

Da hatte er gerade in ihrer typischen, herrischen Art wenigstens etwas gefunden, dass so war, wie es sein sollte, und dann sagte sie so was… was meinte sie damit, Sandkastenfreundin…?

Sollte das wieder einer ihrer Witze sein?

Bei ihr konnte man nie wissen…

Sie behauptete ja häufiger, er sei ein langweiliger Trauerklos ohne einen Sinn für Humor, aber auf das Risiko hin, diese Meinung zu bestärken zog er es vor, besser nicht zu lachen ohne das er sich ganz sicher war, dass es auch angebracht war – er wurde aus ihr einfach nicht schlau.

„Hörst du mir überhaupt zu, du Faulpelz? Du stehst jetzt sofort auf, aber dalli!“

Ihm nicht die Chance gebend, dieser Bitte von selbst nachzukommen, zückte sie rasch ihre Faust, glücklicherweise nicht, um ihm eins überzuziehen, dafür aber, um ihm ganz unvermittelt seine schöne warme Decke wegzureißen – Doch das hieß nicht, dass er von ihrer Gewalt verschont blieb, zumal sie das, was darunter zum Vorschein kam, keinesfalls besänftigte.

Man hätte das jetzt auf vielerlei Weise umschreiben können, aber das würde auch nichts daran ändern, das das rothaarige Mädchen Zeugin eines Phänomens geworden war, dass man gemeinhin als akute Morgenlatte bezeichnete, dies aber aufgrund ihrer leicht egozentrischen Überzeugung, nach der sie der Grund für alle Geschehnisse unter dem großen, blauen Himmelszelt sein musste, als die Manifestation eines latenten Schuluniformenfetischs seitens ihres Mitbewohners identifizierte, dessen jungfräuliche Visage sie mal wieder freiheraus mit dem Abdruck ihrer rechten Hand verzierte.

„Lustmolch! Idiot! Perversling! Es ist wirklich nicht zu glauben!“

Ein Hallo mit einer Ohrfeige… Warum musste das zwischen ihm und Asuka immer so laufen?

Er hatte es schon bei ihrer ersten Begegnung geschafft, eine geklatscht zu kriegen…

Seine beinahe schon etwas apologetisch klingenden Klagen darüber, dass so was um die Tageszeit doch ganz normal sei, wurden von dem Second Child in üblicher Manier einfach mal gekonnt ignoriert, wonach sie kurzerhand mit einer Hand seine Klamotten und mit der anderen sein Handgelenk packte, und ihn erbarmungslos sowohl aus seinem Bett als auch aus dem Zimmer zerrte.

Außer… dass sie das nicht tat, dass ihre Finger durch seinen Arm drangen wie durch ein Phantom, dass nicht zu dieser Welt gehörte und daher auch nicht mit ihr interagieren konnte… und doch nahm Asukas Hand etwas mit.

Sie hatte ihn gerade erst auf die Beine gezerrt, da war es geschehen, dass sich dieses Ebenbild, diese ahnungslose Version seiner selbst von ihm löste und Captain Shikinami folgte, als sei es das natürlichste von der Welt, als würde er das wirklich jeden Tag erleben, wie sie es gesagt hatte, während sein Bewusstsein und seine Gedanken nicht mitkamen und in diesem Raum zurückblieben, indem er zunächst die selbe Bewegung wie sein anderes Ich ausführend, dann aber damit ins Stocken kommend stehen blieb, den halb ausgestreckten Arm noch in die Richtung haltend, in der die zwei verschwunden waren, als ihm längst die Tür vor der Nase zugeschlagen worden war.

Es war, als hätten er und dieser andere Ikari Shinji einfach nur bis jetzt zufällig denselben Platz in Raum und Zeit eingenommen, bis die arkanen Quanteneffekte, die dies bis jetzt erlaubt hatten, durch irgendetwas aus dem Gleichgewicht gebracht worden waren.

Keiner der beiden schien auch nur im geringsten bemerkt zu haben, dass sie nicht allein in diesem Raum gewesen waren oder auch nur den Anschein gemacht, dass sie auch nur Anzeichen dafür gesehen hatten.

Verunsichert blickte Shinji – der zurückgebliebene Shinji – merklich hilflos auf seine Hände starrte, bis ihm die einzige mögliche Erklärung einleuchtete… Als er eben in dem Bett, das sich nun hinter ihm befand, verlassen hatte, war er nicht aufgewacht.

„Was… ist das alles…?“ fragte er in den Raum hinein, wohl wissend, dass ihn keines der Kinder, deren Streit er vom Flur her vernehmen konnte, hören können würde.

Verunsichert blickte sich der Junge in dieser vertrauten und zu gleich fremden Version seines Zimmers um.

„Ist das wieder… ein Traum? Eine Vision? Eine…“

„Sprich es ruhig laut aus. Es ist eine Erinnerung.“

Da war er wieder, sein Schatten mit den roten Augen, neben der Türe an der Wand lehnend; ein wenig kam er sich vor wie Peter Pan, nur, dass sein dunkles Ebenbild ihn verfolgte und nicht umgekehrt.

„Erinnerung…? Wie kann ich mich denn an etwas erinnern, dass niemals passiert ist?“

„Überhaupt nicht. Du bist schnell damit, an deinen Schlussfolgerungen zu Zweifeln, oder sie zu Ende zu denken… Wenn du dich erinnern kannst, dann muss es auch passiert sein.“

„Aber… wie kann das sein…? Selbst, wenn das so ist, ist das hier völlig unmöglich… Ich habe Shikinami im Leben nicht gesehen, bevor sie mit EVA 02 hierhergekommen ist…“

„Ganz recht. Das hier ist nicht möglich. Deshalb ist es eine Illusion.“

„Aber sagtest du nicht, es sei eine Erinnerung?“

„Eine Erinnerung an eine Illusion.“

„Was für eine Illusion…?“

„Ist das nicht offensichtlich? Es ist eine Illusion, die du geschaffen hast… das ist alles in deinem Kopf, falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte… Komm. Ich erkläre es dir…“ Bevor Shinji auch nur die geringste Chance dazu hatte, etwas dazu zu sagen, hatte sich sein anderes Ich schon sein Handgelenk gegriffen und führte ihn ohne weitere Umschweife dahin, wo diese Antworten scheinbar zu finden sein sollten – mitten durch die Wand.

Ein seltsames Gefühl war es, festen Beton einfach zu durchschreiten wie ein Gespenst, ähnlich dem, was man verspürte, wenn ein Traum sich aufzulösen begann, und man darin immer weiter und weiter in die Tiefe stürzte…

Doch das, was Shinji zu Gesicht bekam, nachdem er durch diese Wand gegangen war, stellte dies was unwirkliche Erfahrungen anging, noch bei weitem in den Schatten.

Ja, es war einfach nur die Küche von Misatos Apartment, wie er sie jeden Tag sah und wohl mehr Zeit darin verbrachte als sonst ein Mitglied ihres Haushaltes, doch in dieser bizarren Traumwelt schien Misato hier niemals eingezogen zu sein – Für jeden anderen wäre an diesem Anblick nichts weiter auffällig gewesen, es war eine völlig normale Alltagszene, wie sie fast jeder von sich zuhause kennen sollte, frappierend normal:

Eine hochgewachsene aber doch irgendwo zierlich gebaute Frau mit heller haut und kurzen, schokobraunen Haaren hatte seinen angestammten Platz in der Küche belegt und trug seine grüne Schürze, darunter ein langer Rock und eine Bluse, sie stand vor dem Waschbecken und spülte , die fertig gesäuberten Teller, Gläser und Essstäbchen in ein zum Trocknen gedachtes Gestell legend, wenn sie damit fertig war, und auf dem Tisch, eine rosa Kaffeemaschine, die Shinji nicht kannte, deren Anwesenheit aber Sinn machte, wenn es eine Frau in diesem Haus gab – Sie war es wohl auch gewesen, der den Tisch mit diesen nun leeren Teetassen gedeckt hatte, henkellose, braune Keramik, wie es in diesem Lande üblich zwar, und davon zweierlei: Eine für sich selbst, und eine für den Mann, der gegenwärtig noch an ebendiesem Tisch saß.

Auch er besaß eine eindrucksvolle Körpergröße, ansonsten hätte er von seiner Gattin jedoch nicht verschiedener sein können – Wo sie zierlich und anmutig war, war er ein Panzerschrank von einem Mensch, breitschultrig und ehrfurchtgebietend, wo ihre Haut die noble Blässe einer Prinzessin trug, war die seine dunkel, wo sie feine Finger hatte wie ein filigranes Uhrwerk waren seine Hände rau von schmutzigem Tagewerk, wo ihre Stimme hell und zart war wie die eines reinen Engels, war seine tief wie die eines Dämons, und was bei ihr makellos wie eine griechische Götterstatue war, war bei ihm eckig und kantig.

Der Höllengott Hades und seine geliebte Frühlingsgöttin Persephone!

Ein lächerlich perfektes Familienidyll von dem Shinji fast schon meinte, dass es ihm ins Gesicht spuckte und ihn gnadenlos auslachte; Was für eine grausame Illusion, was für ein schmerzliche Trugbild, welch garstige Folter ihm da auferlegt worden war – Wie in aller Welt war er diesen unmöglichen Traum, der sich so real anfühlte, wie sein alltägliches Leben, je wieder losgeworden?

Die Frau war ihm fremd, und auch den Mann hatte er fast nicht erkannt, denn egal wie tief sich dessen dunkle Silhouette in sein Herz gebrannt hatte, eigentlich hatte er ihn nie wirklich gekannt, zumindest nicht so, nicht in so einer häuslichen Situation, es war ihm immer verwehrt gewesen, ihn zu sehen, wie er morgens an seinem Frühstückstisch saß und sein morgendliches Heißgetränk schlürfte, während im Hintergrund der ein oder andere Krach zu hören war, der darauf hinwies, dass sein einziger Sohn sich gerade für die Schule fertigmachte, in einer lockeren, braunen Stoffhose und einem olivgrünen Hemd, die Hände frei von knochenweißen Oberbösewichthandschuhen und Verbrennungen, von denen sein Sohn nichts wusste, so ganz und gar nicht bedrohlich, vielleicht noch etwas unbeholfen, aber nicht kapputt, fast schon wie ein richtiger… Vater.

Sein Gesicht war hinter der Zeitung versteckt, doch Shinji konnte den Haarschopf zuordnen – Es waren dieselben geringfügig struppigen, dunkelbraunen Haare, die auch auf seinem eigenen Kopf vor sich her wucherten…

Und die Frau…? Es kam ihm nicht einmal in den Sinn, sich damit unwohl zu fühlen, dass jemand Fremdes die Sachen in seiner Küche anfasste, denn schon, als er ihren Gatten erkannt hatte, wurde ihm klar, wer sie unweigerlich sein musste… Sie war hier nicht fremd, ganz im Gegenteil, hier bei ihm war der Ort, an dem sie immer hätte sein sollen, um für ihn zu kochen, ihn zu Umarmen und über seine schlechten Angewohnheiten zu meckern…

So hätte es immer sein sollen, sein können, wenn sie nicht von ihm fortgerissen wären würde, vor so unendlich langer Zeit, länger, als er in Jahren und Monaten denken konnte…

Er fühlte, wie es ihn überkam, diese jahrelang aufgestauten Gefühle, die Unsicherheit darüber, ob es je auch nur eine Person gegeben hatte, die ihn wirklich geliebt hatte…

Er wollte sie in die Arme schließen, ihr so vieles sagen und sie noch mehr fragen, doch seine Stimme erreichte ihn nicht, und seine Arme glitten durch ihre schlanke Figur hindurch, während sie sich unbekümmert mit ihrem Ehemann unterhielt, keine Worte des Frohlockens, aber umso mehr Teil dieses perfekten, kleinen Familienwelt die ihm nie vergönnt gewesen war, in der dieses Glück so selbstverständlich war, dass ihre Bewohner es sich leisten konnten, über Kleinigkeiten zu meckern…

„…dieser Shinji! Manchmal glaube ich, er weiß es gar nicht zu schätzen, das Asuka-chan sich die Mühe macht, ihn aufzuwecken…“

Asuka-chan – Das Second Child ging hier also wirklich schon lange Zeit ein und aus…

Seltsam, diese Stimme klang irgendwie wie die von Ayanami, genauso hoch und sanft, aber es fehlte das zerbrechliche, durch und durch ersetzt von einer mütterlichen Wärme.

Eigentlich sah sie Ayanami auch so ähnlich, auch von ihrer Figur her und überhaupt ihr Hinterkopf, sie hatten sogar beinahe dieselbe Frisur, auch wenn diese Frau – seine Mutter! – ihre Haare ein kleines Stück länger trug, sodass die äußersten Spitzen fast das Ende ihres Halses erreichte… Seine Mutter, wie sie Teller schrubbte und über ihn meckerte, wie jede normale Mutter auch, und sein Vater, am Frühstückstisch mit einer Tasse Heißgetränk wie jeder normale Vater auch, der nur sein übliches, trockenes „Jah…“ vernehmen ließ, wie Shinji es bis jetzt nur von hoch oben aus der NERV-Kommandozentrale gehört hatte, in so einem lächerlich normalem Kontext, er schien gedanklich in seiner Zeitung versunken zu sein, es war fast schon irgendwo witzig, wohl das letzte Adjektiv, dass ihm in den Sinn kommen würde, wenn er für gewöhnlich an seinen Vater dachte… aber in einer Familie gehörte das doch irgendwie dazu, dass man miteinander lachte, nicht…?

„Aber Liebling, langsam solltest du dich aber auch mal fertig machen!“

„Jah…“

Shinjis Mutter seufzte. „Du bist wirklich genau wie dein Sohn!“

„Bist du denn fertig?“

„Schon lange! Du weißt schon, dass ich es bin, bei der sich Fuyutsuki-sensei immer beklagt, wenn du zu spät kommst!“

„Der will doch nur mit dir flirten…“

„Hör auf, wirres Zeug zu reden, und zieh sich endlich an!“

…Es war offensichtlich, wer in diesem Haushalt wirklich die Hosen anhatte, was…?

Grotesk. Einfach nur abstrus…

Shinji zog seine Arme zurück, ließ sie aber in der Luft hängen, nah an der Illusion seiner Mutter, von der er sich einfach nicht entfernen konnte, obwohl er wusste, dass er das sollte.

Es war nicht fair, dass er das alles sehen musste, obwohl er wusste, dass es niemals haben würde… In der Zwischenzeit hatte Asuka es irgendwie geschafft durch Methoden, über deren Details er gar nicht erst etwas erfahren wollte, dafür zu sorgen, dass sein dieser Welt hier zugehöriges Ich in seine Schuluniform geschlüpft war, und zerrte ihn an seinen Eltern vorbei in den Eingangsbereich der Wohnung zerrte.

„Na komm, beeil dich endlich!“

„Ich hab dich ja schon verstanden, Asuka! Man, du kannst manchmal eine echte Zicke sein!“

Das diese Version von ihm Captain Shikinami, wenn sie diesen Rang hier denn überhaupt noch bekleidete, und nicht ein ganz normales, vierzehnjähriges Mädchen war, so wie die Version von ihm, die sie fest unter ihm Pantoffel zu haben schien, einfach nur ein ganz normaler Junge zu sein schien, so ohne weiteres beim Namen nennen konnte, und sich traute, ihr zu wiedersprechen, verwunderte ihn gar nicht mehr – Das diese Version seiner Realität mit der Welt, die er kannte, nichts, aber auch gar nichts gemeinsam hatte, hatte er bereits verstanden… Es beruhigte ihn fast schon, als Asuka seinem alternativen selbst zum Zweiten Male innerhalb von zehn Minuten eine verpasste, wie sie es so oft tat, was dieses dann veranlasste, sich stramm stehend und fertig hergerichtet an die Eingangstür zu stellen und sichtlich unglücklich wirkend an der Eingangstür darauf wartete, wie Asuka sich in aller Ruhe ihre Schuhe anzog.

Der rote Gesichtsausdruck im Gesicht des alternativen Shinji und dessen Gesichtsausdruck erinnerten ihn in gewisser Weise an seine eigene, erste Begegnung mit dem ungestümen Rotschopf, auch, wenn dieser Shinji sie ja schon seit Jahren kennen musste… diese Asuka hatte die Zeit gehabt, sich mit jemanden anzufreunden, jahrelang in seinem Haus abzuhängen… Anders als die Version, die er kannte, war sie wohl nicht seit früher Kindheit zu einer Soldatin ausgebildet worden, die mit gleichaltrigen Kindern nichts anfangen konnte… eine Asuka, die sich wirklich um ihn bemühte – natürlich war sie noch ziemlich herrisch, sonst wäre sie ja irgendwie nicht Asuka, aber was er hier sah, waren zwei Kinder, die sich neckten… Ob die Tragödien ihrer Vergangenheit genauso ungeschehen gemacht worden waren, wie die seinen…? Hatte auch sie zuhause ein paar liebende Eltern, die ihr erlaubt hatten, eine glückliche, ausgeglichene Person zu werden…?

Sich Asuka als seine Kindergartenfreundin vorzustellen, kam ihm genauso falsch vor, wie das Bild von seinen Eltern als Bilderbuchfamilie an einem Frühstückstisch, sie war für ihn immer etwas fremdes, geheimnisvolles gewesen, das in seine kleine Welt gekommen war und diese durcheinander gewirbelt hatte, in seinem Kopf hatte sie immer das Mysterium des weiblichen Wesens verkörpert, aber wenn man das ganze etwas „herunterschraubte“ und die extreme davon ab polierte, hatte die Art, auf die sie mit ihm umging, vor allem jetzt, wo sie sich langsam zu verstehen schienen, doch etwas von der enthemmten und doch vertrauten Art gemeinsam, wie beste Freunde miteinander umgingen…

Fröhlich winkte Asuka in das Innere der Wohnung – ein bisschen versteckter Sadismus blieb da schon, aber das Lächeln war erstaunlich echt. „Auf Wiedersehen, Frau Ikari!“

„Tschau ihr Zwei! Habt viel Spaß in der Schule!“

Was für eine beinahe surreale, vollkommen unmögliche Situation… Asuka, wie sie freundschaftlich und vertraut mit seiner Mutter sprach, als würde sie beinahe schon zur Familie gehören!

Das Asuka für ihn mittlerweile zu seiner Familie gehörte, war schon irgendwie wahr – jetzt wurde es ihm erst richtig bewusst… Sie eine Schwester zu nennen wäre nicht ganz richtig wenn man bedachte, was für Gefühle er für sie hegte, aber sie, er und Misato hatten in der Zeit, in der sie zusammengelebt hatten, schon eine gewisse Vertrautheit entwickelt, wie sie eben auch Familien oder beste Freunde verband…– aber dass hier waren trotzdem zwei Personen, von denen eine gestorben war, noch lange bevor die andere überhaupt in sein Leben getreten war… Sie schienen praktisch zu verschiedenen Welten zu gehören.

Zurück gelassen ließ er seine Arme sinken und blickte ihnen nach, die Situation noch immer kaum glauben könnend, während er weiter dem unmöglichen Gespräch seiner Eltern lauschte…

„Sag mal Liebling, willst du die Zeitung eigentlich auswendig auswendig lernen…?“

„Jah, ich verstehe schon, Yui…“ nuschelte der ältere Ikari geistesabwesend, fast schon ein wenig verschlafen klingend.

Eine Bilderbuchehe!

Shinji wäre wohl in lautes Gelächter ausgebrochen, wenn es nicht zum Heulen wäre…

Sie sahen alle so glücklich aus, seine Eltern miteinander, sein hierher gehöriges selbst und seine Asuka…

Es sah so richtig aus, ja, es machte ihn fast schon maßlos wütend, das ihnen diese Möglichkeiten genommen worden waren, dass er nicht daran Teil haben durfte… – wüsste er es nicht besser, würde er meinen, in einer durch und durch perfekten Welt gelandet zu sein… wie gerne würde er den Platz seines hiesigen Ichs einnehmen, oder noch besser, mit ihm verschmelzen und vergessen, dass es da je etwas anderes gegeben hatte als das, dass diese andere, wahnsinnige Welt mit furchterregenden Engeln und Evangelions nichts weiter gewesen sein könnte als ein ferner Alptraum, der mit dem Morgen verblassen würde…

Wer weiß, vielleicht war es ja wirklich ein Traum gewesen, vielleicht war er hier die Illusion, und der Junge, der gerade das Haus verlassen hatte, war der wahre Shinji Ikari… sein Leben sah immerhin wesentlich glaubhafter aus, ohne hochhausgroße Monster und biomechanische Kampfmaschinen… Das hier sollte eine Illusion sein, ja, sogar nur eine Erinnerung daran, aber die Sonne schien und die Vögel zwitscherten… es schien schwer zu glauben, dass mit dieser Idylle irgendetwas falsch sein könnte… und ihm sollte keiner sagen, dass er dabei war, die Realität aus den Augen zu verlieren – es war genau, weil er nur zu allzu gut wusste, was ihn auf der anderen Seite erwartete, weil er die Schrecken kannte, denen er in die Augen gesehen hatte, dass es ihm bisweilen gleichgültig war, ob er jemals dorthin zurück finden würde…

Oh, wenn dieser wundervolle Traum doch für immer andauern würde, ganz egal, was mit dem Leben geschah, dass er sich bis jetzt aufgebaut hatte, auch wenn es bedeuten würde, dass er dafür einfach mal vergessen müsste, den nächsten Atemzug zu tätigen…

Wie schwer es doch wog, dieses große Loch in seinem Herzen und die Fetzten, die davon herabhingen…

Er wich zurück um dem Ellenbogen seiner spülenden Mutter auszuweichen, kurz vergessend, dass er sie sowieso nicht hätte berühren können… auch wenn vieles hier unmöglich schien, vielleicht wäre zumindest ein Teil davon möglich gewesen, wenn sie nur gelebt hätte… wenn siedagewesen wäre, um ihm zu zeigen, was Liebe ist, müsste er jetzt nicht verloren umherirren und wie ein verlorenes Schiffchen dessen Befestigungstau sich gelöst hatte, ziellos umhertreiben…

Zumindest sie musste ihn doch geliebt haben, wenn nicht irgendjemand sonst… es hieß doch immer, dass Mütter ihre Kinder immer lieben, egal, wie unvollkommen sie sind und welche Fehler sie machen… es wäre nur natürlich, das zumindest sie ihn geliebt hätte, dass es mindestens einen Menschen gegeben hatte, von dem er sicher wusste, dass sie gemeint hatte, dass er einen guten Grund hatte, auf dieser Welt zu existieren… und er konnte ihr das noch nicht einmal danken, indem er sie in Erinnerung behielt…

Er konnte sich noch nicht mal an ihr Gesicht erinnern, und mit ihren wissenschaftlichen Schriften konnte er nichts anfangen… Noch ein Holz im Feuer seines Selbsthasses…

Nie hätte er gedacht, sie einmal zu sehen zu bekommen, sie aus dieser Nähe bewundern zu können, jahrelang hatte er kein noch so verwackeltes Foto gehabt und teils seinen Vater dafür gehasst, dass er ihm diese Möglichkeit genommen hatte, teils aber auch zu dem Schluss gekommen war, dass er es wohl nicht anders verdient hatte, da er nicht dazu fähig gewesen war, sich in seinem eigenem Gedächtnis ein noch so kleines Stück von ihr zu bewahren…

Jetzt war sie direkt vor ihm, so nah, dass er selbst hätte weißmachen können, dass er nah genug an ihr stand, um sie zu umarmen, wenn er sich selbst nur ausreichend anlog…

Sollte er sie ansehen…? Er hatte irgendwie das Gefühlt, als ob er das nicht tun sollte, aber was sollte schon passieren…? Das hier war ohnehin ein Traum, nichts, was er hier tat, würde irgendeine Konsequenz haben, und wenn er sie nicht anblickte, würde er es sicher ewig bereuen. Er hatte in diesen Visionen Asuka und Mayumi gesehen bevor er sie je zu Gesicht bekommen hatte, es war also zu möglich, dass das, was er hier sah, das wirkliche Aussehen seiner Mutter war.

Doch als es ihm halb in den Küchenmöbeln stehend schließlich gelang, einen Blick auf sein angestrebtes Ziel zu erhaschen, kamen all seine Bewegungen zu einem abrupten Ende.

„Sie hat… kein Gesicht…“ stammelte er erstickt in die Atmosphäre hinein, ohne dass seine Stimme darin hörbare Schwingungen erzeugte.

Das falsche Abbild setzte sich, obgleich es sich vor ihm entlarvt hatte, in seiner absurden Unmöglichkeit fort, ungeachtet ihrer Lücken und Löcher fuhr das Trugbild damit vor, friedlich ihre Teller zu waschen.

Eilig drehte sich Shinji von jenem Anblick weg, der zu abgrundtief falsch war, um sich von Worten beschreiben zu lassen, und schüttelte sich, sich mit verschränkten Armen an die Oberarme fassend als wolle er sich vor der Kälte schützen… diese strahlende, warme Welt hatte in seinen Augen gerade einiges von ihrem Schimmer verloren.

„Falsch…. Falsch…. Das ist falsch…“ brachte er nur noch hervor, darum ringend, seine Fassung wieder zu erlangen… damit konnte er sich freilich Zeit lassen, er war hier im wesentlich allein in einer großen Ebene, nichts von dem, was er hier sah, konnte ihm irgendwas geben, oder irgendwas von ihm verlangen… Er fühlte sich an dieses Bild aus seinen Vision erinnert, dieses einen Stuhl am Rande des Verschwindens, das einzige, was sich innerhalb des einsamen Lichtkegels befand, ein Kreis in der Dunkelheit, zerbrechlich wie der im All hängende Erdball als blasser, blauer Punkt…

Langsam erschien es ihm gar nicht so weit hergeholt, das Yui meinen könnte, an seiner sorgsam aufgebauten Welt, die doch am Ende gar nicht so schlimm gewesen war, könnte etwas falsch sein… Und umgeben von diesem perfekten Ehepaar, das noch miteinander lachen konnte, kam er sich mit einem mal unsagbar einsam vor, in kosmischen Maßen allein, ohne das es irgendetwas gab, mit dem er wechselwirken konnte… nein, halt, das war nicht so ganz wahr… so schwer es ihm doch fiel, sich in diesem Meer aus gut getarntem gar nichts selbst zu finden, er selbst war wohl auch noch da, er selbst uns sein eigener Schatten, jene düstere Gestalt mit glühenden, roten Augen, die schon seit geraumer Zeit in einer Ecke an der Wand gelehnt hatte, mit verschränkten Armen und rot glühenden Augen, in seinem blauen Plugsuit kaum in die strahlende Szenerie hinein passend, als hätte er auf genau diese Reaktion gewartet.

„Falsch ist genau das richtige Wort dafür… Das hier ist ein Traum. Einen Traum, den du erschaffen hast…„Träume sind etwas Schönes, sie können Freude machen, manchmal können sie sogar lehrreich sein – Dieser hier war es mit Sicherheit. Ohne sie könnte man wohl nicht leben, und man hat in dieser Hinsicht auch kaum eine Wahl… Im Grunde kann man sagen, dass jeder irgendwie in seinem eigenen kleinen Traum lebt… aber du darfst sie niemals mit der Realität verwechseln, oder glauben, dass du sie als Ersatz dafür verwenden könntest… Das ist eine Lektion, die ich wohl auf die härteste aller Touren lernen musste, und deshalb versuche ich, mich immer wieder daran zu erinnern, was ich entschieden habe, dass ich niemals wieder der Versuchung anheimfalle, den einfachen Weg dem richtigen vorzuziehen… Natürlich ist das so nicht zu schaffen, es ist schon ein Kampf, aber es geht einfach nicht, dass ich zulasse, dass es alles vergebens war… ich denke, ich bin mittlerweile dazu gekommen, Misato-san ein gutes Stück besser zu verstehen… und ich verstehe auch dass hier: Du kannst deine Vorstellungen nur auf der Basis von dem aufbauen, was du mit deinen eigenen Augen gesehen und mit deinen Ohren gehört hast… Wie könntest du dir ein Gesicht vorstellen, dass du noch nie gesehen hast…?“

„Wie kann ich mir dann denn den Rest von ihr vorstellen…? Den habe ich doch auch noch nie gesehen, also wieso nicht auch das Gesicht…?“

„Noch nie gesehen…? Bist du dir da sicher? Selbst so weit, wie du jetzt bist, müsstest du sie schon bemerkt haben…“

Die Silhouette aus EVA 01, klatschend zu seiner Musik.

Die warme Stimme, die seinen Namen gerufen hatte, schon beim allerersten Kampf.

Er erstarrte, als die Dinge, die er noch nicht gesehen haben sollte, in sein Bewusstsein sprudelten, inklusiven den unzähligen Begebenheiten, bei denen es Dr. Akagi ihm schwarz auf weiß erklärt hatte… Weg, weg mit der Bilderflut, er wusste genug, um zu verstehen, was sein anderes ich meinte.

Und noch mehr.

„Das heißt dann, dass er auch…“ Er deutete zaghaft in die Richtung seines Zeitungslesenden Vaters.

Sein Alter Ego nickte. „Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie er ist, wenn er nicht diese dunkle Silhouette oder der Commander von NERV ist… Ich könnte mir sein Gesicht so einfach nicht vorstellen…“

Das war das erste Mal, dass Shinji sich in dieser finsteren Gestalt nicht nur äußerlich wiedererkennen konnte…

„Und da ist mehr.“ Setzte der andere fort, auf einen Artikel auf der Zeitung deutend, die das Trugbild von Ikari Gendo weiterhin durchblätterte.

Das Third Child ging zögerlich darauf zu – auch wenn es nur eine Traumgestalt war, die seine Anwesenheit noch nicht einmal wahrnehmen konnte, hatte er vor diesem Mann noch einen gesunden Respekt – und beugte sich vor, um die kleinen Zeitungsbuchstaben lesen zu können.

„…Forschungsposten in der Antarktis öffnet seine Pforten…“ las er laut fort. „Halt, Antarktis…?!“

„Ganz recht…“ bestätigte sein Schatten.

„Dann ist das…“

„Ja. Eine Welt, in der der Second Impact nie stattgefunden hat. Eine Welt, in der es keinerlei Engel oder Evangelions gibt, eine parallele Welt, in der Ikari Shinji kein EVA-Pilot ist… Mutter war schon mit dir schwanger, als sich der Impact ereignete – du hättest also trotzdem existiert.“

„Aber… selbst wenn, die Wahrscheinlichkeit, dass wir dann ausgerechnet in demselben Apartment leben würden wie Misato… Es würde Tokyo-3 doch überhaupt nicht geben, und ich wäre Asuka vermutlich überhaupt nicht begegnet – Sie ist in Deutschland aufgewachsen und ist doch nur hergekommen, weil sie das Second Child ist… Außerdem hat sie ihr ganzes Leben im EVA-Programm verbracht… ja, sie ist anders aber, sie müsste eigentlich eine ganz andere Persönlichkeit haben…“

„Korrekt. Deshalb ist das, was du siehst, auch ein Traum. Du hast ihn auf Basis dessen geschaffen, was du kennst, und nicht alles durchgedacht… ich weiß am besten, dass ich nicht gut darin bin, unter Stress klar zu denken… Du kannst dir ein Leben, in dem Asuka nicht teil deiner Welt ist, nicht vorstellen, also hast du einen Weg gefunden, sie einzubauen, wie sie am ehesten passt… du hast ihre Rolle in deinem Leben ein wenig verändert, um ihren inneren Konflikt zu entfernen und sie hier so erschaffen, wie du dir vorstellst, dass sie ist, wenn sie glücklich ist – Das gilt übrigens auch für einige andere Personen, die wir hier noch sehen werden…Aber lass dich nicht täuschen: Das ändert nichts an der Gültigkeit dessen, was du hier siehst… Wenn der Second Impact sich nicht ereignet hätte, hätte jemand anders die Rolle gefüllt, die Asuka hier hat, und jemand anders hätte die Rolle gefüllt, die du in Asukas Leben hast – aber ihr hättet dieses Leben hier durchaus haben können, was du hier siehst, in eine Möglichkeit, die in dir existiert hat… du hättest in dir das Potential getragen, dieser Junge zu werden, den du eben gesehen hast, deine Eltern hätten genauso gut diese beiden Menschen hier sein können und Asuka hätte die Möglichkeit gehabt, dieses Mädchen von eben zu werden.

Dazu hätte es noch nicht einmal das Fehlen des Second Impact gebraucht – Wenn du allein in der Zeit, die du hier in Tokyo-3 verbracht hast, auf dieselben Ereignisse und Situationen anders reagiert hättest, hättest du so eine Welt haben können – nicht genau so eine, aber eine gar nicht so unähnliche… Apropos…“ Erneut wurde seine Hand ohne sein Zutun ergriffen, dieses Mal aber so, wie es schon Misato damals im Terminal Dogma getan hatte, nicht zerrend, sondern fast schon halt gebend.

„Dieser Junge und dieses Mädchen… Wir sollten ihnen folgen.“

Shinji zögerte damit, sich von der Stelle zu bewegen.

„Ist das so…? Entschuldige, aber… das was du da redest, das klingt alles überhaupt nicht nach mir…“

Sein alter Ego lächelte nur.

„Als ich ein Kind war, waren meine Worte, Gefühle und Gedanken die eines Kinders. Jetzt bin ich ein Mann und es ist nichts Kindliches an mir geblieben… Jetzt kenne ich die Bedeutung vieler Dinge, die ich nicht verstanden habe, und ich weiß, wo ich die Antworten auf die Fragen finden kann, die mir noch bleiben… Ich dachte immer, diese Welt sei ein großer, lauter angsteinflößender Ort sei, aber nachdem ich verstanden habe, wie sie funktioniert, ist alles ganz leicht.“
 

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Wenn man diesen Ort als den Versuch eines zielgerichtet denkenden Verstandes ansah, eine perfekte Welt zu schaffen, begann er, wesentlich mehr Sinn zu machen – Er hätte schwören können, dass man hätte wahnsinnig werden können, schon allein davon, dass man all das hier zu lange ansah, aber da sein dunkles Ebenbild gemeint hatte, dass er hieraus etwas lernen solle, erlaubte er es sich, hinzusehen.

Beim Verlassen des Gebäudes, dass in den letzten drei Monaten sein Zuhause geworden war, kam er nicht umhin festzustellen, dass sie sonst stehst leeren Nachbarbalkone voll waren mit Topfpflanzen, Plastikmöbeln und zum Trocknen ausgehängter Wäsche – einer hatte sich sogar mit etwas Kunstrasen, einem Liegestuhl und einem Sonnenschirm sein privates Urlaubsparadies gefüllt.

Auch die Straßenbahn, die der hier ansässige Shinji und die dazugehörige Asuka genommen hatten – Sie hatten es noch geschafft, sie einzuholen, weil die Bahn dem Gemecker des Mädchens nach zu urteilen zu spät war – Dass es ein Zufall war, wagte das Third Child zu bezweifeln, gut möglich, dass sich die Zeit in einem Traum um den Träumer herum verbog wie die Raumzeit im Umkreis eines Schwarzen Loches, oder überhaupt nicht verging, wenn dieser nicht dabei war – war zum besten voll mitglücklichen Menschen, voller als sie es je gewesen war.

Zu Anfangs, als noch mehr Leute in der Stadt verblieben waren, gab es hier noch mehr Leute, wenn auch nicht genug, dass schon aus statistischen Gründen jemand dabei sein müsste, dem es auffiel, dass ein etwas verwahrlost wirkender, vierzehnjähriger Junge einfach nicht ausstieg, aber in jüngster Zeit war es nicht selten, dass er ebendiesen Wagon mit Asuka und/oder Rei für sich allein gehabt hatte, aber hier schien es undenkbar: Die ganze Stadt schien merklich voller zu sein, auf den Straßen, auf den Plätzen, in öffentlichen Verkehrsmitteln wie diesen.

Sie saßen oder standen, wobei sich letztere teils irgendwo festhielten, oder auch nicht, Frauen, Männer, Schüler, Rentner, kleine Kinder, hier und da sogar ein paar Ausländer, und alle redeten sie durcheinander, lächelnd, strahlend, und durch die Fenster schien die Sonne hinein.

In der Menge glaubte er, hin und wieder ein bekanntes Gesicht erkennen zu können, weiter hinten im Wagon fand er zum Beispiel die drei Techniker aus dem NERV-Hauptquartier, auch wenn sie hier natürlich andere Berufe haben mussten – Aoba hatte seinen Gitarrenkasten dabei, vielleicht hatte er hier ja als Musiker Erfolg gehabt, und Ibuki war für die Arbeit bei NERV ohnehin immer schon zu zart besaitet gewesen, also war es so vermutlich besser.

Dennoch schienen sich die drei hier zu kennen und waren dabei, sich ausgelassen zu unterhalten.

„Und, hast du sie gefragt…?“ fragte Hyuuga die junge Frau, die ihm gegenüberstand.

„Uh, wen denn…?“

„Na, deine Traumfrau, von der du erzählt hast! Diese Wissenschaftlerin. Hast du sie endlich gefragt, ob sie mit dir ausgehen will?“

„Nun…“

„Du musst dich trauen, Maya!“ meinte Aoba, ihr brüderlich eine Hand auf die Schulter legend. „Mehr als nein sagen kann sie auch nicht!“
 

Das bekannteste Gesicht von allen war natürlich am leichtesten zu erkennen, die feuerroten Haare taten da schon ihr übliches – seltsam war es, gleich drei Versionen von sich selbst in diesem Wagon zu sehen, einmal nahe an der Tür, das finstere Ebenbild im Plugsuit, gegenüber an der Wand lehnend, und die Version aus dieser Welt, auf der Sitzbank mit Asuka – mit seiner Asuka.

Sie trug noch ihr Interface-Headset, aber vermutlich nur, weil er zu seiner Zeit zu unkreativ gewesen war, um sie sich mit anderen Haardekorationen vorzustellen oder auch, um ihn daran zu erinnern, wie sehr ihr Leben als EVA-Pilotin ihre Existenz bestimmt hatte, dass sie deren Symbole immer bei sich trug, als seien sie Teile ihres Körpers, wenn nicht ihrer Identität – Dabei war Asuka doch noch so viel mehr als einfach nur das Second Child! Hier sah er eine Asuka, die kein Second Child war, unbeschwert und frei.

Natürlich ging dieser Schulweg nicht von statten, ohne dass sie sich mit der Version ihres Mitbewohners etwas zankte, aber es war ein freundschaftliches zanken von der Marke „Was sich neckt, das liebt sich“, in der Gesamtbilanz war da ein Lächeln auf ihrer beider Gesichter…

Eine Asuka, die nicht den Stolz einer EVA-Pilotin hatte und somit nur ein normales, wunderschönes, selbstbewusstes Mädchen war, dass frei war, sich dazu herabzulassen, seine beste Freundin zu sein – Das allein sollte eigentlich gereicht haben, um es offensichtlich zu machen, dass das hier nichts anderes sein konnte als ein Wunschtraum…
 

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Die Illusion schien zumindest soweit eine innere Logik zu besitzen, dass das zu spät kommen der S-Bahn bedeutete, dass sich die beiden Kinder auf ihrem Weg zur Schule sichtlich beeilen mussten – Asuka war natürlich schneller, aber ihr Mitbewohner – nein, man sollte eigentlich sagen, ihr alter Sandkastenkumpel – folgte kurz hinten dran.

Es war bezeichnend, dass sie ihn nicht hinter sich her zerren musste, entweder war Asuka in dieser Welt etwas langsamer, wohl auch mangels Kampftraining, oder er selbst war etwas schneller.

Mit der bescheidenen Geschwindigkeit, die ihre Füße an den Tag legten, waren sie jedoch noch um einiges schneller als die piepende und hupende Masse des Verkehrs, der sich nur äzußerst zählflüssig an den beiden Sonnenkindern vorbei bewegte wie ein Strom aus Honig.

Die Sommerhitze hatte dem Jungen den Schweiß auf die Stirn getrieben, aber alles in einem schien er dies hier soweit gewohnt zu sein, dass er es sich leisten konnte, nebenbei mit dem Mädchen zu reden.

„Ich habe gehört, dass wir heute eine Neue kriegen sollen!“

„Na ja, ist ja auch kein Wunder, schließlich soll das hier ja nächstes Jahr die neue Hauptstadt werden. Die Bevölkerung ist stetig am Wachsen.“

Also eine Stadt, die ohne sein Zutun immer voller wurde, statt einer, die sich immer mehr leerte und ihn so an die Unvollkommenheit der Leistungen erinnerten, die ihn alles abverlangten, was er geben könnten…? Schön wär’s…

„…Ich frage mich, wie diese Neue wohl so sein wird… Hoffentlich ist sie richtig hübsch!“ hörte Shinji sein alternatives Ich kommentieren, mit einer Unbeschwertheit, wie er sie nie gekannt hatte.

Das war eigentlich kein Thema, über das er ohne weiteres sprechen würde, schon gar nicht mit Asuka, aber daran das so etwas hier offensichtlich nicht zu gelten schien, war er schon gewöhnt – Wenn Asuka hier für ihn eher so etwas wie eine Kumpeline gewesen war, machte es nur Sinn, dass er mit ihr über so etwas reden würde – doch irgendwie schien das Mädchen das Vertrauen, dass er ihr da entgegen brachte, nicht wirklich zu schätzen zu wissen – Man könnte beinahe meinen, sie sei eifersüchtig.

Es schien beinahe, als habe irgendein irrer Regisseur einen Verweis auf Hikaris abstruse Theorie eingebaut nur, nur um diese ganze Welt hier noch ein kleines Bisschen absurder zu machen.
 

Doch die Absurdität hatte gerade erst begonnen – Die Beiden waren nämlich kurz davor, diese neue Mitschülerin persönlich kennen zu lernen, und dass wusste Shinji vor allem, weil er langsam wirklich zu glauben begann, das alles hier schon mal gesehen zu haben…

Irgendwoher glaubte er genau zu wissen, was er als nächstes hören würde.

„Zu spät…“ wiederholte er leise den entfernten Wiederhall der Worte in seinem Schädel.
 

„Oh Nein! Oh Nein! Ich bin zu spät!“

Er hätte die Stimme das erste Mal fast nicht wiedererkannt, sie klang so anders, als er sie je gehört hatte, denkbar aufgedreht, fast schon ins alberne gehend, es war viel mehr Ton und Kadenz dabei, der Unterschied entsprach beinahe schon dem zwischen einem Rocksong und der Akustikversion.

„Es gibt nichts schlimmeres, als gleich am ersten Tag zu spät zu sein!“ wiederholten sowohl Shinji als auch die fragliche Zuspätkommerin selbst zeitgleich, wobei seiner Interpretation des Satzes die mittelschwere Panik des Originals fehlte, und ihm nur leise, monotone Worte ließ.

Sein Gegenstück aus dieser Welt hatte freilich keinerlei Vorahnung von dem, was ihm erwartete und entsprechend grenzte es schon beinahe an ein Wunder, das ihm die Augen nicht direkt aus dem Köpfchen kullerten, schließlich erwartete ihn jenseits der nächsten Straßenbiegung wohl einer der eigentümlichste Anblick, dem man in einer normalen Stadt ohne EVAs und Engel, wo man nicht alle paar Tage einen neuen Rekord an Wahnwitzigkeit miterleben durfte, wohl überhaupt erhaschen konnte.

Zugegebener Maßen war der Anblick für sämtliche anwesenden Shinjis gleichermaßen befremdlich, ganz egal, wie oft sie ihn schon angetroffen haben mochten, denn das, was die heimische Version des Jungen darüber nachdenken ließ, ob es nicht besser sei, in Asukas Gegenwart einen Helm zu tragen um den Schaden an seinem Hirn zu beschränken, wenn sie das nächste Mal darauf kam, seinen Schädel zu traktieren , war die Tatsache das er sich laut dem, was ihm die Neuronen seiner Sehrinde da weißmachen wollten, auf direktem Kollisionskurs mit dem wohl eigentümlichsten Mädchen befand, das ihm jemals untergekommen war – Sie trug die Uniform einer Schule, die er nicht zuordnen konnte, deren Hauptbestandteile ein zitronengelber Pullunder und ein langer, schwarzer Rock waren, und da sie ebenfalls in sichtlicher Eile zu sein schien, wurde ihre schwarze Schultasche von ihrem bei der Herumlauferei schwingenden Armen ziemlich herumgeschleudert wurde, zumal sie eine Tendenz dazu zu haben schien, diese beim Laufen zu den Seiten hin aus zu strecken – doch all das wäre ja noch verständlich gewesen. An einem anderen Ort hätte er es vielleicht auf die Lichtverhältnisse geschoben, aber im Moment sah er sie unter strahlendem Tageslicht und sie sah trotzdem so aus, als hätte sie kürzeres, quietschblaues Haar, tomatenrote Augen, die sich angesichts der nahenden Katastrophe umso mehr weiteten, je näher sie sich kamen, und als Sahnehäubchen noch ein bei jedem Schritt wackelndes Toastbrot zwischen den Zähnen.

Doch kaum, dass er einen Eindruck davon erhalten hatte, wie sie aussah, da waren sie schon mit dem Kopf voran zusammengestoßen und spürten nur noch das Brummen ihrer jeweiligen Schädel.

Es war bizarr.

Einerseits schien diese Szene so unwirklich, wie ein lächerlicher Comedy-Gag der nur in einem Klischee-Sturmartigen Shojo-Manga passieren würde, aber ganz sicher nicht in seinem Leben, aber dennoch waren da diese ganzen Kleinigkeiten, die ihm nur all zu bekannt vorkamen, exakte Art und Weise, wie die beiden von ihren hoffnungslos ineinander verhedderten Füßen zu Fall gebracht wurden, der davonfliegende Vogelschwarm, der einen Telefonmast – genau diesen Telefonmast – leer zurückließ – Die Vögel, die die davongeflogene Toastscheibe rasch für sich beanspruchen? – und die Art wie siee schließlich zu den Füßen seines Gegenparts in einer recht kompromittierenden Position verlange – Gut, es war nicht vergleichbar mit der Szene in ihrem Apartment, aber-

Tatsächlich verschwendete das blauhaarige Mädchen sobald sie sich ihrer Situation bewusst geworden war, wenig Zeit damit, das, was die ungünstige Platzierung ihres Rockes preisgab hastig mit ihren Armen zu verdecken, und machte sich offensichtlich beschämt in hastiger Weise davon, wobei sie ihr ohnehin wohl kaum noch genießbares Toastbrot zurückließ und noch zum Abschied winkte, wobei sie ihre Tasche wild hin und her schwang – zumindest die Angewohnheit, mit ausgestreckten Armen zu rennen hatte sie noch irgendwie mit der ihm vertrauten Rei gemeinsam.

Sichtlich verdutzt, aber auch irgendwo beeindruckt ließ sie das ansässige Pendant des Third Childs stehen, das ihr ungläublich blinzelnd hinterherglubschte. Das rothaarige Mädchen an seiner Seite hingegen war alles andere als begeistert – auch, wenn sie hier so grundlegend anders war, dass sie um seinetwillen eifersüchtig werden konnte, scheinbar gab es wohl unter den unendlichen Variationen des breiten Multiversums keine Welt, in der Shikinami Asuka eine annähernd wohlwollende Meinung zu Ayanami Rei hatte.

Selbst wenn jene so genannte „Rei“ kaum Ähnlichkeit mit dem stillen, unterkühlten Mädchen hatte, dass „unser“ Shinji dereinst kennengelernt hatte.

Sein noch recht konsterniert wirkender Konterpart, der sie natürlich nie anders gekannt und überhaupt noch nie zuvor gesehen hatte, konnte ihr auftreten nicht als für sie untypisch einordnen, hatte jedoch wenig probleme damit, sie einfach mal unter „etwas seltsam“ abzuspeichern, bevor er von Asuka unsanft am Handgelenk gepackt, auf die Füße gezerrt und energisch hinter sich hergezerrt wurde, wobei die beiden Kinder ihre zwei geisterhaften Beobachter einfach durchdrangen, ohne davon Notiz zu nehmen, dass sie geradewegs durch deren Formen marschiert waren.

„Ganz schön befremdlich, nicht…?“ kommentierte die düstere Gestalt.

„Ich denke, ich hatte Schwierigkeiten dabei, mir vorzustellen wie sie wohl sein würde, wenn all diese Dinge nicht passiert wären – ihr Leben war wohl als engstes mit den Ereignissen verflochten… Ich dachte, sie würde immernoch etwas eigentümlich sein, und immernoch gelegentlich Konventionen übersehen, aber… so erinnert sie mich irgendwie an Mari…“

„…Mari?“

„Mari, Asuka und Ayanami… Vielleicht auch Misato… ich schätze, dass die Rollen, die sie in dieser Welt spielen, deshalb verdreht sind, weil… im Grunde hat es dieselbe Ursache, wie alles andere hier. Weil es so einfacher ist. Weil es die Konflikte in der Art und Weise beseitigt, wie ich sie sehe… Deshalb ist Ayanami, die mir immer auf eine seltsame Art und Weise vertraut war, hier völlig neu ohne vorherige Verbindungen zu mir – Und Asuka, die meine Welt mit befremdlichen neuen Dingen durcheinandergewirbelt und mich verwirrt hat, ist hier etwas, das ich schon immer gekannt habe… Und so ist diese befremdliche Welt hier enstanden.“

„Es ist… überhaupt nicht befremdlich…“ Zunächst war Shinji zögerlich in seinem Einwand, es war nicht seine Art, zu widersprechen und die Tatsache, dass es tatsächlich sein erster Impuls gewesen war, diese Traumwelt zu verteidigen, verunsicherten ihn – er wusste nicht, ob es „richtig“ war, das hier zu sagen, aber es änderte nichts an den überraschend starken Emotionen, die er aus sich herrausquellen fühlte, und nicht mehr schweigen wollten, und da das hier ohnehin nichts als ein verwirrender Traum war, waren die üblichen Argumente, mit denen er sich sonst zurückhielt, hier nichtig.

„Es ist überhaupt nicht befremdlich, das es einem herranwachsenden Mädchen peinlich ist, wenn irgendein Fremder ihre Unterhose sieht… Aus was für einer… wahnsinnigen Welt muss man kommen, umdas nicht so zu sehen… Es ist lächerlich… Engel, Evangelions, Illusionswelten… das ist es, was keinen Sinn macht! Was mus mit einem falsch sein um diese aberwitzige Welt allen ernstes für vernünftiger zu halten? Du beginnst wirklich, mir Angst zu machen… das macht doch einfach alles keinen Sinn… Das ist einfach durchgeknallt!“

„Dann hättest du lieber diese Welt…? Ist sie nicht „durchgeknallt“?“

Der Anblick in „seiner“ Wohnung und der damit einhergehende Schock schossen wie auf Knopfdruck in das Bewusstsein des Third Child.

Nein, auch dieser Aussage konnte er nicht bedingungslos zustimmen.

Aber was sollte er antworten…?

Er konnte keinen sinnvollen Satz zusammenbasteln, jedes Argument, das er hätte vorbringen können, entschärfte sich noch in seinem eigenem Schädel von selbst.

Frustrierend!

Seine Finger zuckten, aber er hatte noch nicht so ganz die Entschlossenheit, um sie zu Fäusten zu ballen.

„Das… das… Beides macht keinen Sinn…. Gar nichts! Keins von Beiden… Dieser Zirkus soll einfach nur aufhören, aufhören, hörst du? Ich will nicht mehr!“

„Jetzt wirst du kindisch? Du müsstest doch schon wissen, dass das nichts bringt. “
 

Währendessen hatte sein illusionäres Ebenbild seinen Weg fortgesetzt auch, wenn sich das Third Child nicht entsinnen konnte, ihm bis zu seiner Schule gefolgt zu sein.

Die Parade des Absurden ging weiter, diesmal in Form eines hochgewachsenen, üppig betrückten Mädchens, das ihnen beiden vom Eingang der Schule her mit einer weiten, ausladenden, den ganzen Arm betrefenden Bewegung enthusiastisch zuwinkte und sich nicht genierte, ihm über den halben Schulhof hinweg einen guten Morgen zu wünschen – ("Hi, kleiner Welpe! Und guten Morgen, Prinzessin!") Sein ansässigen Pendant nannte sie „Mari“, Asuka titulierte sie spielerisch-herrausfordernd als "Vierauge", aber Shinji hatte keine wirkliche Ahnung, wer das Mädchen mit der auffälligen, klastschroten Plastikbrille sie war und was sie ihm oder Asuka bedeutete, auch wenn er ahnte dass obwohl dieses enthermmte Verhalten für sie durchaus typisch war, an ihrem hiersein auch irgendwas grundfalsch war, wie es auch bei Ayanami und Asuka der Fall gewesen war. Mari Illustrious Makinami, an seiner Schule, in der blau-weißen Uniform, die auch Asuka, Ayanami und die Klassensprecherin immer trugen, umringt von einer Gruppe von Freundinnen, dem ganz normalen Alltag nachgehend?

Das machte einfach keinen Sinn… er konnte nichtgenau sagen, wann oder wo er sie schon mal gesehen hatte, von seinen Visionen einmal abgesehen, aber so hatte er sie nochnie gesehen, sie hatte zu all dem hier nie… dazugehört.

Shinji war noch dabei, darüber nachzugrübeln, als sein Ebenbild längst das Klassenzimmer erreicht hatte und ungeachtet seiner beiden an den jeweils gegenüberliegenden Wänden links und rechts der Tafel lehnenden Pendants dabei war, sich mit Touji, Kensuke und einem ungewöhnlich unbeschwerten Nagato, dessen Hautfarbe vielleicht auch bedingt durch die völlige Abwesenheit seines dicken Kopfverbands ein ganze Ecke gesünder aussah, scheinbar ohne eine einzige Sorge in dieser Welt über die nächstbesten Trivialitäten auszutauschen – Dinge, über die das Third Child die ersteren Beiden oft hatte reden hören ohne ihren Sinn ganz zu begreifen oder ohne sich sicher zu sein, dass die beiden wussten, wovon sie da sprachen, flossen natürlich aus seinem Mund heraus, als wäre es niemals änders gewesen – allein auf diese Welt bezogen dürfte das so sogar stimmen, vielleicht war es ja das, was es bedeutete, ein ganz normaler Junge zu sein, gesegnet mit Unwissen oder überhaupt der Fähigkeit, sich über so große, schreckliche Dinge den Kopf zu zerbrechen, seine Zeit scheinbar an einem einzigen, traumhaften Sommertag verlebend. Mit Nagato schien es ähnlich zu stehen….

Man sah es schon an den Kritzelleien auf den Schulbänken, irgend ein Scherzbold, vermutlich Touji, hatte ein „IS+SAL“ dort verewigt, daneben war, eindeutig in Kensuke’s Handschrift, ein wenig dezentes „Bäääähgittt!“ hingekritzelt und schließlich aus Asukas Feder, eine Menge Striche, die alles unlesbar machen sollten…

Das Sonnenlicht, dass durch die breite Fensterfront in den Klassensaal hinein viel, blendete Shinji – Diese Sorgen hätte er gerne, dass das schlimmtste, was ihm je passieren könnte, eine etwas peinliche aber doch freundschaftlich gemeinte Stichelei von Touji war.

Da waren ja noch Nagatos Kommentare ernster, als die seines alter Egos…

„Und, hast du es gesehen…?“

„Uh was?“

„Na das Höschen von diesem Mädchen!“

„Es ist nicht so, als hätte ich extra hingeguckt!“ stellte der Junge mit den blauen Augen in einem leicht bissigen Ton klar, den er sonst nur zu seinen besten, unbeschwertesten Zeiten hervorholte, meistens Misato gegenüber oder vor Asuka, bevor es ihn interessiert hatte, was sie von ihm meinte, wonach er dünn grinsend mit seinen Fingern eine kleine Entfernung andeutete. „…aber es war ganz schön knapp!“

„Hach, was bist du nur für ein Glückspilz … auauauauaua!“

Die Klassensprecherin hatte sich scheinbar entschieden, Touji für seine frivolen Gedanken durch einen geflegten Zieher am Ohr zu disziplinieren.

„Hör auf, solchen Stuss zu reden, und gieß endlich die Blumen! Du hast diese Woche nämlich Ordnungsdienst!“

„Weißt du, manchmal kannst du eine echte Zicke sein!“

Was hast du gesagt?“

Surreal, einfach nur surreal, wie aus dem lächerlichsten Comedystreifen und doch nah genug an gewissen Momenten seines Lebens, um ihn zu verwirren. Das machte es schwerer, es einfach abzutun.

Er konnte einfach nur mit großen Augen zusehen, zu platt von alledem, als das er irgendwie reagieren könnte. Das wurde ja immer bunter.

„Ich fürchte, unser Freund Touji wird später mal tieeef unter den Pantoffel kommen!“

„Das wirst du auch noch, glaub mir!“ giftete Asuka.

„S-Sag doch soetwas nicht!“

„Ich sage nur die Wahrheit!“

„Wieso soll das die Wahrheit sein?“

„Na, guck dich doch mal an!“

„Du reißt deine Klappe immer weit auf, aber-“

„Ach sei doch still, idiotischer Shinji!“

Während Nagato noch Hoffnung in das sinnlose Unterfagen setzte, die Wogen des Chaos noch irgendwie glätten zu können, in dem der an die Vernunft aller anwesenden appelierte, ahnte Kensuke schon, dass dieses Unterfangen wenig Erfolg mit sich bringen würde, und lehnte sich seufzend aus dem Fenster.

„Hach, diese Ruhe und dieser Frieden!“
 

Was das Chaos dann letzlich beendete war das Geräusch quietschender Reifen, nicht um ihrer selbst willen, sondern wegen dem, was sie ankündigten – wiedereinmal hatte Shinji ein leichtes Déjà-vu Erlebnis, auch, wenn er dessen Ursache ausnahmsweise durchaus zuordnen konnte – Das einmal mal, als Misato zu seinem Elternabend gekommen war, kurz vor dem Jet-Alone-Zwischenfall.

Nur das er, oder vielmehr sein Alter Ego diesesmal nicht unsanft zur Seite geschubst wurde, sondern seine Position ganz im Gegenteil voll ausnutzte, um sich gleich seinen Freunden sabbernd und ein Peace-Zeichen zeigend aus dem Fenster zu lehnen und Misato in den Ausschnit zu glotzen, während sie aus ihrem Wagen stieg – und ihr Oberteil war knapp genug, dass man erkennen konnte, dass diese Version von ihr definitiv keine Spuren von der Narbe trug, die er unter ihren im sternhagelvollen Zustand verrutschten Klamotten gelegentlich erspäht hatte.

Er wusste nicht, ob diese Misato auch rekordmäßig schlampig war, aber swenn er es recht bedachte, würde sich seine Reaktion wohl nicht so sehr von der der anderen Jungs unterscheide, wenn er ihre Wohnung nie von innen gesehen hätte – schließlich war Misato alles in allem doch eine sehr attraktive Frau, und in dieser Welt waren da nicht so viele Verstrickungen…. Er glaubte nicht, dass Misatos tatsächlichert Beruf auch nur die geringste Ähnlichkeit zu dem einer Lehrerin hatte, aber zu der Schwärmerei, die er für sie hatte, passte das so sehr gut…

Im Hintergrund meckerten Hikari und Asuka darüber, was sie alles für Idioten seinen – alle vier? Ja, Nagato stand doch tatsächlich auch am Fenster, ohne Peace Zeichen und mit einem etwas weniger dummen Grinsen, aber da stand er, mit weit geöffneten Augen – dieser Mitsurugi Nagato harmonierte vermutlich wesentlich besser mit der lockeren Persönlichkeit seines Vaters.

Ja wirklich, diese Sorgen hätte er gerne….

Von da ab verlor alles seine Kohäsion, wurde endgüldig zu absurd, löste sich auf wie ein Traum, dessen Träumer ihn als Illusion entlarvt hatte, da waren nur noch Standnilder, Skizzen, alles lief durcheinander und er hatte immer weniger das Gefühl, noch irgendwie räumlich da drin zu sein.

„….Und hier ist die neue Schülerin, von der schon die ganze Welt spricht!“

„Hallihallöchen, ich bin Ayanami Rei! Freut mich, euch kennen zu lernen… HEY, du bist doch der Perversling, der mich heute Morgen bespannt hat!“

„Hehhhhh?!“

„Sag doch so etwas nicht! Du bist es doch, die ihm ihr Höschen gerade zu präsentiert hat!“

„Hey, warum verteidigst du den Typen überhaupt? Bist du seine Freundin?!“

„Natürlich nicht!“

„Ruhe bitte, wir haben hier immernoch Unterricht!“

„Nein nein, macht ruhig weiter, das ist noch spannender als meine Lieblingserie!“

Die Stimmen verloren sich in der Ferne, und die Bilder wurden immer mehr vom darin enthaltenen Sonnenlicht verschlucht, bis letztlich nur noch eine ausgebleichte Ebene übrig war – und dann war es plötzlich vorbei.

Es war noch nicht mal ein wirklicher Übergang und er fühlte auch keine Nachwirkung, an der er irgendwie noch hätte festhalten können, und wie könnten auch noch Anzeichen von etwas übrig sein, was nie wirklich passiert war…?

Es war, als hätte er einfach nur die Augen geöffnet, nicht mal wie nach einem Erwachen aus tiefstem Traum, sondern für wenig mehr als ein flüchtiges Blinzeln, einer dieser Augenblicke in denen die Zeit kurz stillzustehen schien nur, um danach wie ein Windstoß an einem vorbeizurauschen und einenirgendwo in der Zeit stehen ließ, in der das alles schon Teil der Vergangenheit war.

Die weiße, von blendendem Licht zerfressene Fläche war der Finsternis eines sehr vertrauteten Theaterraumes gewichen, nur das er sich statt auf einem Klappstuhl sitzend im stehend auf eine ganze, auch recht vertraute Stadt herunterblicken sah, die etwas zu detailierrt und auch… dynamisch (Fahrende Autos…) war, um nur dein Pappmodell auf einem Tisch zu sein.

Wenn Shinji seinen Blick etwas weiter nach oben richtete und sozusagen über das Modell hinweg sah oder durch seine Türme und Wolkenkratzer hindurch, führte ihn das unweigerlich zu der Person, die ihm am anderen Ende gegenüberstand – Seinem Spiegelbild.

„Was… war das…?“

„Ich denke, ich hätte dir das schon erklärt… In erster Linie war das ein Traum. Dein Traum… Aber es ist auch eine Möglichkeit, die in dir gesteckt hätte… eine Art und Weise, wie es hätte sein können, in irgendeiner parallel Welt… oder vielleicht ein verzerrtes Abbild davon. Der Punkt ist jedenfalls, so hätte es auch sein können…“

„...Wie meinst du das? Sagtest du nicht, es sei unmöglich?“

„So schon, aber im Prinzip nicht… Bedenke mal was du, die anderen Piloten und all die möglichen Kameraden gemeinsam haben…“

„Laut dem was Nagato gesagt hat… haben wir scheinbar alle keine Mutter mehr…“

„Mehr noch. Die eine Sache, die am auffälligsten sein müsste und doch so offensichtlich ist, dass man genau hinsehen muss, um nicht den Wald vor lauter Bäumen zu verlieren…“

„…Unser Alter…?“

„Exakt. Warum Kinder, wenn ausgebildete Erwachsene den Belastungen doch viel besser gewachsen sein würden… Das ist doch dieselbe Frage, die du dir immer wieder gestellt hast…“

„Warum bin ich hier? Warum ausgerechnet ich?“

„Eure Mütter waren alle mit euch schwanger, als sich der Second Impact ereignet hat. Bei manchen war es schon kurz vor der Geburt, die jüngeren von euch waren gerade erst gezeugt, aber wenn sich der Second Impact nie ereignet hätte, hättet ihr mit Sicherheit trotzdem existiert. Unter anderen Umständen hättest du ein Leben leben können, das nichts, aber auch gar nichts mit EVA zu tun hat, du würdest sogar in einer Welt existieren, in der EVA überhaupt nicht existiert… Du meinst, alles wozu du gut seist und der einzige Grund dafür, warum sich irgendjemand mit dir abgibt, warum du überhaupt auf dieser Welt bist, sei EVA… Aber diese Abhängigkeit ist eigentlich nur in deinem Kopf.

Nein, selbst in deinem echten Leben ist doch viel mehr an dir dran, als nur, das du EVA-Pilot bist… du hast es eben selbst gesehen, oder? All die anderen Eigenschaften sind genug, um dich als du selbst verkennbar zu machen. Und EVA zu steuern ist doch nicht alles, was du je machst, oder…? Du hast dein normales Schulleben mit deinen Freunden, mit Asuka und Ayanami… Ich bin du, und deshalb weißb ich es wohl am besten…“

Sein Ebenbild legte sich seine Hände auf die Herzgegend.

„Es gibt in mir… wie auch in allen anderen Menschen viele verschiedene Aspekte, die in ständigem Wandel sind und sogar miteinander im Konflikt stehen können. Manche Teile von mir haben an sich überhaupt nichts mit EVA zu tun…“

„Aber das hab ich doch alles nur, wegen EVA… ich hätte Misato und die Mädchen sonst nie getroffen und… ich hätte es sonst nie geschaft, auf Touji und die anderen zuzugehen…“

„Es ist doch ganz natürlich, dass du auch etwas tun musst, und dir nicht alles von Zauberhand in den Schoß fällt… So müssen die meisten Menschen zum Beispiel arbeiten um ihren Lebensstandart und ihr Umfeld zu wahren. Aber wäre EVA allein denn genug gewesen?“

„Heh…?“

„Asuka ist auch EVA-Pilotin, aber sie hat sich zum Beispiel nicht mit Ayanami angefreundet und hat sich ein ganz anderes Umfeld für sich aufgebaut… weil sie sie selbst ist und nicht du.

EVA mag dich mit diesen Menschen zusammengebracht haben, deine Arbeit als Pilot mag dich für sie sichtbar gemacht haben, aber die Verbindungen hast du geknüpft… mit deinen eigenen Tugenden.“

„Das stimmt nicht… welche Tugenden soll ich denn haben! Das waren alles… ich weiß nicht, Missverständnisse, Dinge, die jedem anderen passiert sein könnten…“

Er sah es alles in seinem Kopf revue passieren, als würde er eine Liste abarbeiten – Misato? Sie hatte ihm ihre Meinung nur all zu deutlich gesagt. Touji, Kensuke und Nagato? Die hatten von alledem doch eine ganz falsche Vorstellung… Asuka? Wenn sie nicht ausgewählt wurden seien, um diesen einen Engel in Partnerarbeit zu verkloppen, würden sie sich vermutlich immernoch meiden wie die Pest. Ayanami? Er hatte Ayanami doch gar nicht verdient.

„Und selbst wenn das was du da sagst stimmen würde… im realen Leben ist das nunmal so, dass ich mich nicht ausstehen kann!“

„Dann hör doch damit auf.“

„…d-damit aufhören?! Als ob das so ginge, das… das ist nichts das ich entscheide, das ist… sieh mich doch einmal an! Es ist doch offensichtlich, oder? Es ist offensichtlich, dass es für alle besser wäre, wenn ich niemals geboren worden wäre!“

In seinem Frust fuhr er mit seinem Arm wild über den Tisch mit dem Stadtmodell und fegte all die kleinen Türmchen, all die kleinen Männchen und winzig kleinen Maschinen in Trümmern davon, den Krach, den sie verursachten, als sie auf dem harten Parkettboden aufschlugen, kaum richtig wahrnehmend.

Das Modell weiter demonstrativ demolierend, indem er seine Handteller betont heftig auf den Tisch planzte, und sich darauf gestützt nach vorne lehnte, und sein Gegenüber fordernd ansah.

„Es wäre alles besser, wenn du uns alle in Ruhe lassen würdest!“

Der andere blieb erstaunlich ruhig, den ganzen Ausbruch mit Rotz und Tränen und all seiner Hässlichkeit beherrscht abwartend.

„Würdest du darauf wetten?“

„Was?“
 

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(1) „Datingtips für Dummies von R.K.“ sollte, für die, die den Witz nicht gecheckt haben, eine kleine Anspielung auf Kaji sein.

(2) Yay, schon gehört? Das Release-Datum für EVA 3.0 ist der 17. November! Und es gibt nen neuen Trailer, der aber net viel mehr zeigt als der letzte: Augenklappen!Asuka beim kämpfen.

(3) Ich konnte mich ehrlich nicht entscheiden, ob ich die „Fallen“- oder die „Origin“/EP-Version von „Imaginary“ nehmen sollte, also habe ich sie einfach mal frankensteinmäßig kombiniert/mich an „Fallen“ gehalten und die 2. Strophe aus aus der alten Version hintendran dazu gepackt – ich denke, es gab sogar mal eine Demo, die beides kombiniert, kann mich jetzt aber nicht daran erinnern, wie der Bridge da platziert war – Ich denke nicht, dass es einen einzigen Song gibt, von dem die mehr einzelne Versionen gemacht haben…

(4) Wer die meisten von den Film/Serien-Szenen erkennt, die Rei sich da rein zieht, bekommt einen Keks. Ausflösung in den Anmerkungen zum nächsten Kapi^^ Für die ziemlich offensichtliche Star Wars referenz gibt es aber keine Punkte mehr. Ich sag nur, ich konnte nicht wiederstehen XD

(5) Mari nennt Shinji im original „Wanko-kun“ („wanko“ = verniedlichendes Wort für Welpe, meines Wissens nach) und ich wollte die Anrede dabei haben um zu verdeutlichen, dass sie ihm da quasi einen Spitznamen verpasst hat… Ich hoffe meine Umsetzung als „Hündchen-kun“ klingt nicht zu holprig, aber alles andere klang halt noch blöder…

(6) Wenn ihr meine Fanfics mögt, findet ihr ja vielleicht auch Gefallen an meinen Versuchen, mal etwas ganz eigenes zu schreibseln: Besucht mich doch mal auf kendrixhavlik.de Sry für die dreiste Schleichwerbung XD

(7) Das hier wurde im Laufe meiner Arbeit daran so lang, dass ich es am Ende in ein extra Kapi gepackt habe…Ich versuche die Länge der Leserfreundlichkeit (und Update-Häufigkeit) halber zwischen 20000 und 30000 Worten zu halten. Aus demselben Grund müsst ihr auf den Plot von Folge 11 wohl doch noch ein bisschen mehr warten, weil Kapitel 12 erst mal diesen Einschub vervollständigen wird… Freut euch trotzdem schon mal auf Kapitel 12: [Enemy of the World]


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 


 



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  EinLeser
2014-05-04T09:38:33+00:00 04.05.2014 11:38
Ich habe diese Nachricht auf FF.de schon geschrieben. Ich mach es aber der Höfflichkeit wegen auch hier nochmal.

ich lese jetzt seit ein paar Tagen deine FF und ich war hellauf begeistert. Es ist erfrischend neu, auch wenn es sehr canon-lastig ist. Zwar ist die Quantität extrem hoch jedoch ist es nicht so das dort inhaltslose Grütze sondern eher das Gegenteil. Gestern abend habe ich das Kapitel 38: Akt 2 gelesen. Es ist nicht so das ich häufig die Nase rümpfen müsste, aber ich habe dementsprechend viele englische FF gelesen. Ich werde jetzt noch sagen was mir wirklich gut gefallen hat insgesamt und danach werde ich ein bisschen ernstgemeinte Kritik äußern. Der Schreibstil gefällt mir auch wenn es manchesmal zwischen 1st Person und 3rd Person wechselt. Manchesmal erzählst du es aus einem "Allwissenden"-Erzähler und dann aus der "So sehe ich das". Ist ein Bruch dem man sich erlauben kann, aber manchesmal kam es so plötzlich das ich mich kurzeitig wunderte wo du mit deinen Gedanken beim Schreiben warst. Es ist nicht so das ich das in irgendeiner Hinischt schlechtreden will. Die Tatsache das du bei solch einem Elan so eine Geschichte schreibst zeugt von Können. Die Zeichenfehler oder allgemeine Tippfehler sind jetzt auch nicht die Welt. Sie fallen halt manchmal auf. Das macht die Geschichte nicht weniger lesenswert. Auch gefällt mir die bewusste Formatierung. Ein gesprochener Satz am Anfang des Absatzes macht es wirklich "angenehm".

Die Qualität der FF überzeugt auf 2 Ebenen. 1: Die Tatsache das du dir Zeit genommen hast dich in die einzelnen Charaktere hinein zu versetzen. 2: Die aufgebaute Kulisse ist in manchen Fällen (wie bei dem Buchladen) sehr gut vorzustellen und erinnerst stark an renomierte Romane und andere berühmte Bücher. Es ist vllt. etwas langatmig aber lesenswert. Vorallem wenn man ein "Evafan" ist. Verstehe nicht wie du so wenig Reviews insgesamt hast. So das war meine "relativ" guten Punkte die ich zu beanstanden hatte. Neben den OC muss ich natürlich sagen das es sich hierbei um eine schöne Eingliederung handelt. Die Mitsurugis sind in mehr als einer Ebene authentisch. Während Misato und Shinji (zumindestens bis zu einem gewissen Punkt) dem Canon treu geblieben sind, habe ich bei Rei und Asuka tatsächlich ein paar Mal die Augen zudrücken müssen. Während Rei wirklich "neu bemalt" wird musste ich bei dem Essen in der Cafetaria wirklich ein Auge zudrücken. Es war nachvollziehbar aber dennoch komisch, da irgendwie kaum wirklicher Handlungsgrundlage vorausgelegen hat, welche bei dir immer höchste Priorität hat. [Im Wandel] ist beim besten Willen kein schlechtes Kapitel, jedoch hat es aus meiner Sicht wirklich gut gezeigt was ich an dieser FF nicht mag. Nämlich Auskas Charakterisierung. Ich habe schon in den früheren Kapiteln (jetzt folgen Spoiler für den weiteren Verlauf der Geschichte und dämliches rumgerente) eine leichte Asuka Apathie nachvollziehen können. Ich kann auch sehr gut nachvollziehen warum du sie so gesehen nicht magst oder dieses AxS Pairing in die Luft schießen willst, aber wie du das handhabst ist wirklich ungeschickt. Ich kann verstehen wenn andere Leute in Asuka eine B*tch oder eine größenwahnsinnige Yandere sehen. Aber was du gemacht hast vorallem in [Im Wandel] war auf literarischer Ebene eine Vergewaltigung. Nicht nur der (Manga)Auska sondern auch der (NGE)Asuka und (Rebuild)Asuka. Das war ein Beweis meiner seits das du Asukas Charakter nicht verstanden hast oder sie so hast aussehen lassen wollen. Eine "erfolgssüchtige Narzistin mit Mutterkomplexen".

Ich habe prinzipiell nichts gegen Bash-fic oder gegen eine klare Bevorzugung des jeweiligen Ships aber das war selbst für Shipping Verhältnisse so auf ReTake Rei Niveau. Mir ist klar das Asuka im Verlauf von Girlfriend of Steel Shinjis Kassetenspieler zertritt und es ist auch wirklich nicht schön, aber du hast es auf mehr als 3 Ebenen so plumb und teilweise OOC gemacht das es wirklich an eine Bash-fic erinnert. Wenn du kein AxS Fan bist oder generell dagegen bist dann mach es deutlich. Aber so wie du es jetzt gemacht hast ... naja mehr als ein unverständliches Kopfschütteln kannst du von mir leider nicht erwarten. Du wist wahrscheinlich argumentieren "keiner liest ein SxR hier oder ich mich mache dieses Liebesdreieck für ganze Geschichte". Wenn du vorhast (was meiner Meinung nach Nahe liegt) SxR dann mach daraus keinen Hehl, aber bitte spiel nicht so im verdeckten die "Auska is ne Tussi die ich nicht leiden kann"-Karte. Das ist nicht nur für den geneigten Leser sondern auch für generelle Auska Fans wie ich einer bin sehr sehr ärgerlich. Ich habe zwar prinzipiell etwas gegen Shipping aber bei dir ist es so buah gemacht. Vielleicht würde dir eine Liste mit "Dinge die eine durchschnittliches Ship-fic hat" definitiv besser stehen. Alleine aufgrund deiner guten Schreibfertigkeit. Wie gesagt: entweder hast du Asuka nicht verstanden oder du wolltest sie so poträtieren. Asuka würde niemals so auf Shinji losgehen. Besonders nicht Soryu. Sie versuchte zum Beispiel Shinji hinter dem Schneckenhaus hervor zu locken mit der "deine tote Mama" was ein wenig unbeholfen war, aber den Zweck erfüllt hat. Ich verstehe aus welchem Kontext das geschehen ist und es ist auch einigermaßen gut in Szene gesetzt aber nur mit einer Asuka die wirklich "scheiße" ist. Generell gefällt mir die ganze Klassenmobber usw. nicht. Auska macht das doch nicht aus Spaß, sondern um sich selber Wert zu geben den sie von ihrem Umfeld und Eltern nicht bekommen hat (was auch nur im Manga Relevanz hat, außerhalb des Mangas wird sie nie so poträtiert). (facepalm) Es als Bully-behaviour darzustellen ... wenn du sie nicht magst kann man daran nichts ändern. Aber so? Das passt weder zu Shikinami noch zu Soryu. Höchstens zu (Manga)Asuka was auch schon extrem grenzwertig ist. Ich habe mir vorgenommen noch weiter zu lesen, aber ich habe immer mehr das Gefühl du versuchst dadurch deine persönliche Abneigung ihr gegenüber zum Ausdruck zu bringen. Meinungen sind gut aber erwarte von mir kein Ritzenlecken aufgrund guter Arbeit. Das wichtigste für Asuka ist Respekt und Anerkennung. Das Idiotentrio zollt ihr kein Respekt und Anerkennung also werden sie runtergebuttert aber nie mehr als "Schwachmaten". Wie kommst du auf sowas wie Rowdy verhalten? Oder generelles Mobbing. Nur weil sie ihren Wert durch das Runterbuttern anderer bestimmt, heißt es noch in keiner Instanz das die eine Mobberin ist. Sie kann genauso wie Shinji in E4 der Fernsehserie ihre Gefühle nicht anders zum Ausdruck bringen (E22 macht es nochmal deutlicher mit der "Hallo ich bin Auska"-Sache), aber sie macht es bestimmt nicht so.

Dein plumber Versuch die Leute von deinem Rei-ship zu überzeugen ist an mir gescheitert. Asuka würde sich so nie verhalten das hat Shikinami bewiesen. Sie ist vielleicht die Eisprinzessin, aber sie taut später immer weiter auf (genauso wie Rei). Während in E15 es sogar deutlicher wird. Asuka hat ihn nicht überall als Konkurrenten. Sie begrüßt sein Cello Spiel. Gott ich weiß garnicht warum ich mir für dich die Mühe das hier zu schreiben. Ich werde das gleiche nochmal auf Animexx posten und auf FF.net. Wenn du ein Time-Loop Rei-ship willst mach doch einfach eines. Geh dran her und gib Shinji durch deine Deja Vu' Träume das Gefühl Rei für immer zu verlieren und daraus resultiert ein bedrängendes Gefühl ihr bei zu stehen. Beim nächsten Engel wird sie fast getötet und du gibst ihm eine ähnliche Szene wie in Episode 6 oder Evangelion 1.11. Aber so mit den Erwartungen der Leser zu spielen und Asuka so zu verhunzen. Nein, ich werde nicht weiterlesen, weil es einfach eine Beleidung an jeden der die Fernsehserie gesehen hat, ist. Die würde sich nie so verhalten, selbst wenn sie noch traumathischere Erlebnisse hinter sich hat. Nah wenigstens haste sie nich als Soryu benannt. Was in meinen Augen die einzige Entschuldigung ist und auch irgendwie Anklang findet. Ich muss natürlich sagen das die Popkultur Sache tatsächlich wirklich "in character" passiert. Es ist stark und glaubhaft das Rei sich so verhalten würde.

Aber alles was davon abseits passiert ist für mich ein Stinkefinger an Asuka Fans und ich hoffe du bekommst das vielleicht noch in den Griff zum Schluss und stellst Asuka als "Schwesterchen" dar. Das wäre das mindeste was du dem Leser von mehr als 600.000 schuldest. Ich komme schon damit zurecht das Asuka nicht dein Liebling ist, aber so wirst du nicht mehr Leute dazu bewegen deine Geschichte zu lesen. Eher weniger. Wenn du Shinji schon nicht mit ihr verkuppelst dann habe wenigstens den Respekt ihr ein Schicksal wie in Retake oder Rebuild zu ersparen. Wenn nimm dir ein Beispiel am Manga. Der werte Herr Sadamoto hat bewusst Rei "geshippt", weil er Asuka nichts abgewöhnen konnte, aber hatte den Resepkt behalten Asuka trotzdem als "fürsorglich" Shinji gegenüber zu poträtieren. Aber was du gemacht hast ist schlechter und plumper. Ich habe mir auch die Mühe gemacht und geschaut wo Asuka dieses Verhalten im NGE an den Tag legt. Selbst E17 macht es deutlich. Sie denkt von ihm als ein "Junge für den andere Leute ein Buch mit 7 Siegeln" sind. Aber so extrem? Viel Spaß noch beim weiterschreiben. Ich werde mich weigern weiter zu lesen.
Von:  leesa
2012-07-18T19:07:19+00:00 18.07.2012 21:07
hat spass gemacht zu lesser, und das mit dem zurück gegebenen buch von rei
twilight kann ich nur zu gut verstehen ;)
Von:  Diclonius01
2012-07-17T12:11:30+00:00 17.07.2012 14:11
Geniales Kappi! Das Warten hat sch becht gelohnt! :D


Von:  Magnus
2012-07-17T10:36:29+00:00 17.07.2012 12:36
hammer bin wie immer begeistert von deinen kapiteln.

wegen der Wartezeit keinen streß das sind deine kapitel mehr als wert.


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