Und die Traurigkeit in mir erschöpft mich in dieser Zeit.. von Alphys (..Lieber würde ich nichts fühlen, wäre von dem Leid befreit!) ================================================================================ Kapitel 1: Ab imo pectore - Von ganzem Herzen --------------------------------------------- Please do not deplore yourself. Even if the world does not forgive, I will forgive you. Please do not deplore yourself. Even if you do not forgive the world, I will forgive you. So please tell me. What will it take for you, to forgive me? -Frederica Bernkastel Sie schloss ihr Tagebuch. Wie auch jeden Tag hatte sie dieses Zitat als letzten Satz geschrieben. Ihre Augen wanderten zum Fenster. Der Mond schien. Das Mondlicht erhellte ihr kleines Zimmer. Es standen zwar zwei Betten dort.. Aber sie war alleine.. Wie immer. Sie ging in ihr Badezimmer um sich für die Bettzeit fertig zu machen. Die von nebenan würden sicher wieder eine Party schmeißen.. Laute Musik.. Erneute Kopfschmerzen.. Und eine erneute schlaflose Nacht würde sie erwarten. Wie sie dieses Leben doch hasste! Jeden Tag dasselbe. In den Sommerferien konnte man hier verrückt werden! Doch sie hatte nirgends ein Zuhause.. Sie war schon immer hier gewesen. Das Licht ging im Badezimmer an. Mit leeren Augen starrte sie in den Spiegel. Ihr Leben hatte sie seit einiger Zeit aufgegeben. Langsam entledigte sie sich ihres T-Shirts. Ein schwarzes Armtuch verdeckte ihre Wunden. Sie nahm es nie runter. Wenn die Anderen dies wussten, nein, besser nicht nachdenken, dachte sich Beato als sie sich unter die Dusche stellte und das Wasser eiskalt auf ihren Körper herunter prasselte. Niemand, keine Menschenseele, würde sie verstehen. Ihre Noten waren ausgezeichnet. Sie schien immer fröhlich zu sein. Dies aber war alles nur eine grausame Maske. Nachdem sie ihre kalte Dusche über sich ergehen hatte lassen, ging sie auf ihr Bett zu. Natürlich war Musik wieder lautstark aufgedreht. Wie jeden Tag. Beschweren? Nach einem anderen Zimmer fragen? Nein, das wollte sie nicht. Ja keine falsche Aufmerksamkeit auf mich ziehen, dachte sich Beato immer und immer wieder. Und so verging wieder eine lange Nacht. Zum Glück war es die letzte für ein paar Monate. Die Sommerferien sollten morgen endlich enden. Eine lange Zeit war es für Beato gewesen. Eine viel zu lange. Doch sie hatte auch Angst. Angst davor, dass es wieder das Gleiche werden würde. Das Gleiche wie jedes verdammte Schuljahr. Sie hatte die Hoffnung schon lange aufgegeben.. Es würde nie alles anders werden.. Irgendwann war sie dann vor lauter nachdenken doch eingeschlafen. ~ Der Wecker klingelte. Beato wachte auf und blieb noch für eine Zeit lang im Bett wach liegen. Sie genoss jeden Tag dieses Gefühl. Es machte sie immer wieder munter. Nach ein paar Minuten schlich sie sich aber doch aus dem Bett und gerade zu ins Bad. Wieder eine kalte Dusche. Danach öffnete sie ihren Kleiderschrank und kramte die Sommerschuluniform aus. Zwar waren die Sommerferien schon vorbei, da es aber noch 30°C im Schatten hatte, beschloss sie, sie einfach anzuziehen. Falls sie Ärger bekommen würde, wäre es ihr auch egal. Beato sah noch schnell auf ihre Uhr, bevor sie aus dem Zimmer ging. Es war schon fast Neun. Nur noch ein paar Minuten, dann würden die neuen Klassen verkündet werden. Und sie würde auf neue Schüler treffen. Hoffentlich würde sie nicht wieder in eine Irrenklasse, wie letztes Jahr, geraten. Seufzend schloss sie dann ihre Tür hinter sich und begab sich zum Eingang des Internats. Dort war schon fast die ganze Schule eingetroffen. 'Na toll.. Wieder so ein Gedränge..', dachte Beato sich, als sie die Menschenmenge sah. Sie hasste förmlich so etwas. Nachdem sie draußen angekommen war, wurden auch schon die Klassenpläne aus gehangen. Nun konnte man entweder Jubelgeschrei oder Seufzer hören. Beato versuchte gar nicht sich vor zu drängeln. Sie wartete lieber, bis alle verschwanden. Es dauerte auch keine 30 Minuten, bis alle Schüler förmlich verschwunden waren. Nun war freie Sicht. Sie ging zur Tafel und suchte ihren Namen, bis sie ihn fand. Gründlich las sie dann alle Namen durch und seufzte einmal tief aus. Niemand, den sie kannte. Also auch niemand, der sie gleich am ersten Tag nerven würde. Nachdem sie sich noch schnell in der Cafeteria eine Cola geholt hatte, ging sie so schnell wie möglich zurück in ihr Zimmer. Der Unterricht sollte nach dem Mittagsessen beginnen und sie wollte sich noch seelisch darauf vorbereiten. Am Strohhalm kauend und dabei trinkend sah sie von weiten ein paar Menschen, darunter auch der Schulleiter, vor ihrem Zimmer wartend. Sie schluckte kurz. Hatte sie irgendetwas falsch gemacht? War wieder ein Gerücht über sie bekannt gegeben worden? Gedanken zischten so schnell wie es nur ging in ihrem Kopf hin und her. Bis sie einen jungen Mann sah. Wahrscheinlich auch in ihrem Alter. Sie hatte ihn hier noch nie gesehen, so hoffte sie, würde er kein Gerücht über sie verbreiten. Sie erreichte die kleine Menschenmenge und brachte nur ein „Hm?“ heraus. „Ah, Miss Beato!“, fing der Schulleiter an zu reden, „Wir sind leider gezwungen diesen jungen Mann“, dabei deutete er auf den daneben stehenden, „bei euch einziehen zu lassen. Es tut mir ja schrecklich Leid, und dies soll auch nur eine Ausnahme sein, da es verboten ist, jemanden mit dem anderen Geschlecht in ein Zimmer zu platzieren.. Nur haben wir kein Zimmer mehr frei, und dies war das letzte, in dem noch ein Bett frei war.“ Der Direktor hatte Beato schon immer gemocht und vertraute ihr unmenschlich. Er war es auch, der sie sofort in dem Internat aufnahm, nachdem beide Elternteile gestorben waren. Beato musterte den Jungen erst einmal. Er hatte strahlend rote Haare und wunderschöne blaue Augen. Seine Haltung war sehr lobenswert. Er war also keiner, der sich cool fühlte und andere nieder machte, das sah Beato in seinen Augen. „Okay..“, sagte sie nur und sah kurz nach oben, nahm aber dann sofort ihren Schlüssel raus und öffnete das Zimmer. Sie machte ein paar Schritte hinein und der junge Mann folgte ihr. „Viel Spaß ihr zwei, und Beato, bitte zeig ihm dann einmal das Internatsgebäude.“ -Wusch- Plötzlich waren all die schönen seelischen Vorbereitungen von einem Moment auf den anderen verschwunden. „Ist gut..“, sagte sie dann, danach ging auch die Tür zu. Nun waren die Beiden alleine und der junge Mann fing an seinen Koffer auszupacken. Beato setzte sich derweil auf ihr Bett und beobachtete ihn dabei. „Du heißt also Beato, hm? Ein schöner Name. Auch einen, den man nicht oft hört“, fing der Junge an mit ihr zu reden. „Mhm.. Mutter hat den Namen geliebt..“, sagte sie leise vor sich hin. Dies war das erste Mal, dass jemand sagte, sie hätte einen schönen Namen. Lächelnd drehte sich der junge Mann zu ihr hin, „Ich heiße übrigens Battler. Aber bitte nenne mich auch so, ich hasse es nämlich, wenn jemand, wegen einem wie mir, eine höfliche Anrede benutzt. Also nenne mich bitte nicht Battler-kun, oder so was ähnliches.“ Er ließ sich dann neben Beato aufs Bett fallen und musterte sie erst einmal richtig. Dann bemerkte er ihr Armtuch. „Darf ich mal sehen?“, sagte er lächelnd und nahm ihren Arm hoch, um ihr das Tuch abzunehmen. Beato bewegte sich nicht. Sie war wie versteinert. Das erste Mal, dass sie ein Junge nicht grob anfasste. Doch dann bemerkte sie, was dies gerade für eine Gefahr für sie war. Wenn er sah, dass sie unter den Tuch selbst zugefügte Wunden hatte. Was würde er dann von ihr denken? „L-Lass das Tuch aus..“, murmelte sie nur schnell, doch dann war es schon zu spät. Battler hatte das Tuch gelöst und sie zog schnell ihren Arm ein und versteckte ihn unter ihrem anderen. Er sah Beato nur wie versteinert an und hatte das Tuch in seiner rechten Hand. „Zeig mir mal deinen rechten Arm bitte..“, sagte er nach kurzer Zeit Stille. Beato sah ihn mit großen Augen an. Hatte er etwas gesehen..? Sie schüttelte nur schnell ihren Kopf und blieb still. „Bitte.. Beato.. Ich kenne mich mit so was aus.. Wirklich! Bitte.. Sonst muss ich Angst haben, was meine Mitbewohnerin noch alles macht..“, mit wirklich ernsten und gleichzeitig besorgten Augen sah der junge Mann sie an. Nach kurzen Überlegen streckte sie ihren linken Arm dann aus. Sie selbst sah zu Boden. Sie hasste sich selbst dafür, dass sie das machte. Doch es war immer eine Erleichterung für ihre Seele. Außerdem war er der Erste, der dies zu Gesicht begann. „Hass' mich..“, murmelte sie leise, als er ihre Hand fasste und mit seinen Daumen über die Wunden streichelte. „Hör' auf so was zu sagen..“, murmelte er zurück, stand auf und ging zu seinen Koffer. Von dort aus nahm er eine Salbe und schmierte ein wenig von ihr auf Beatos Arm. „Damit vergehen die Krusten schneller..“, sagte er und streichelte sanft ihre Handoberfläche, „ich weiß, das Leben ist nicht immer leicht.. Aber es schadet dir, wenn du so was tust.. Ich will dich ja nicht zwingen damit aufzuhören.. Nur bitte hör' auf meine Worte.. Du sollst dein Leben nicht verschwenden! Du nicht..“ Seine Worte brannten sich tief in Beatos Herz ein. Sie konnte nicht antworten, nur still zu Boden sehen. „Wenn du willst, kannst du mit mir über alles reden.. Ich werde immer ein offenes Ohr für dich haben..“, sagte er leise und sah dann ihr Armtuch an. „Außerdem.. Schönes Tuch.. Ich habe fast das Gleiche..“ Langsam band er dann wieder ihren Arm zu, bis er von ein-zwei Tränen unterbrochen wurde. „W-Wieso..? Wieso bist du so.. nett zu mir? Es war noch niemand da, der mir zuhören wollte.. Es war noch niemand da, der mit mir meinen Kummer teilen wollte..“, sagte Beato dann schließlich und weinte weiter. Eigentlich wollte sie das gar nicht.. Doch ihre Tränen wollten nicht stoppen. Wie jedes Mal.. Wie fast jeden Tag nach der Schule.. Schluchzend wischte sie sich aber schnell ihre Tränen weg. „Tut mir Leid.. Ich weine einfach immer zu schnell..“, sagte sie und versuchte Battler an zu lächeln. „Entschuldige dich nicht.. Wenn du willst, kannst du immer weinen, ich verstehe so was!“, meinte er und sah sie mit Augen an, die nicht lügen konnten. Nickend bedankte sie sich. „Wie wäre es, wenn ich dir das jetzt das Internat zeige?“, meinte Beato wieder lächelnd. Endlich hatte sie einen Freund gefunden, der sie nahm, wie sie war. „Geht es auch wirklich wieder?“, fragte Battler, während er ihr das Armtuch wieder „anzog“. Nickend und lächelnd beantworte sie seine Frage und stand dann auf. „Sag einmal.. Du hast noch keinen Schlüssel? Nein, natürlich nicht, den müssen wir dann auch holen!“, sagte sie gleich und Battler stand darauf auch auf. „Keine schlechte Idee“, grinste er und beide verließen das Zimmer. Lächelnd. Froh jemanden gefunden zu haben, der sie verstand. Denn nicht nur Beato hat tiefe, dunkle Geheimnisse.. Jeder, dem sie begegneten, sah sie komisch an. Kein Wunder, Beato hatte noch nie zu den berühmten Personen hier gehört und man sah sie auch selten und wenn, dann in sich gekehrt und alleine. Doch nun wirkte sie fröhlich und redete die ganze Zeit mit dem jungen Mann. Nachdem sie ihm das ganze Internatsgebäude gezeigt hatte, das übrigens etwas groß war, standen sie nun vor dem Zimmer des Direktors. „Lass mich das machen~“, meinte Beato lächelnd und klopfte an. Sie wurde hinein gebeten und schloss die Türe hinter sich. Battler stand nun ganz alleine draußen und setzte sich auf eine Fensterbank, wo er den Schulhof sehen konnte. Verschiedene Mädchen spielten dort Volleyball, fangen und noch ein paar andere Spiele. Seufzend und in Gedanken versunken wartete er dann auf seine Mitbewohnerin. Die Tür ging nach ein paar Minuten wieder auf und Beato übergab ihm den Schlüssel mit den Worten „Willkommen im Irrenhaus~“ „Ihihi, vielen Dank. Ich werde mich hier sicher wohlfühlen~“ Kichernd gingen die Zwei wieder zurück in ihr Zimmer. „Sag einmal.. Beato.. Wie lange bist du nun schon hier?“, fing Battler an, als Beato gerade anfing die Tür auf zu sperren. „Lange genug..“, erwiderte sie nur und öffnete die Tür und trat hinein. Man konnte es hören. Sie wollte darüber nicht reden. Ob es Erinnerungen auslösen könnte, die sie vergessen wollte? Ob sie einfach keine Lust hatte darüber zu reden? Man wusste es nicht. Die Tür wurde von Battler abgeschlossen. Der junge Mann bemerkte, dass er noch immer seinen Koffer auspacken musste. Nun ja, nur noch die Hälfte. In der Zwischenzeit sah Beato auf die Uhr. Es war schon halb 12... Nur noch eine halbe Stunde bis es Mittagsessen geben würde.. „Sag einmal.. Battler.. I-In welche Klasse gehst du eigentlich..?“, fragte die junge Frau schüchtern und sah ihn mit großen Augen an. „11 B.. Also in die Gleiche, in die du auch gehst“, grinste er sie an. Beato lächelte schüchtern zurück. Danach beschäftigte sich Battler komplett mit dem Ausräumen seines Koffers. Beato legte sich derweil in ihr Bett und schlief ein. „Hey.. Beato! Aufstehen! Es gibt Mittagsessen~ Komm schon, wir bekommen sonst Ärger!“, sagte Battler und setzte sich neben die Schlafende. Die aber schlief wie im tief. Seufzend sah er wieder auf die Uhr. Es waren schon 15 Minuten nach zwölf Uhr vergangen. Wenn sie nicht bald zum Mittagsessen erschienen, würden sie nichts mehr abbekommen. Dann sah er wieder auf die schlafende Beato. Er strich ihr eine Strähne aus ihrem Gesicht und sah sie an. „Beato.. Aufstehen~“, wiederholte er immer wieder, doch es war zwecklos. Suchend blickte er sich um, bis er ihr Handy erblickte und einen Geistesblitz bekam. Battler nahm es gleich an sich und tippte herum, dann nahm er seines und drückte ebenfalls darauf herum. Kurze Zeit später legte er es neben ihr Ohr und schon klingelte es. Noch verschlafen suchte Beatos Hand ihr Handy und hob ab. „Jahaaaa?“, fragte sie verschlafen. Battler konnte sich das Grinsen fast nicht verkneifen. „Aufwachen~ Ich hab' Hunger, ihihi~“, kicherte Battler in sein Handy hinein und im nächsten Moment schoss Beato gleich in die Höhe und Battler konnte sein Lachen nicht mehr unterdrücken. „B-Battler.. E-Eh.. Sorry!“, sagte sie schnell und sah beschämt zu Boden, „Aber du hättest auch ohne mich gehen können.. Du weißt ja jetzt, wo der Speisesaal ist..“ „Ohne zu wissen, was du dir antun könntest? Nein, sicher nicht~ Ihihi, ich werde dich ab jetzt so leicht nicht mehr aus den Augen lassen, nur damit du das weißt~“, sagte er und lächelte sie dabei an, „und.. Können wir jetzt was Essen gehen?“ Grinsend nickte Beato. „Klar!“ Und schon gingen Beide aus dem Zimmer, den langen Gang hinunter, die Treppe hinauf und schon standen sie vor dem Speisesaal. Schluckend und wissend, was gleich wieder passieren würde, öffnete sie das große Tor. Mädchen und Jungs sahen sie mit spitzen Augen an. Gelächter und Gerede wurde verstärkt. „Oha, wo hat sie den Typen aufgetrieben?“ - „Die sind doch etwas nicht zusammen, oder? Bitte nicht, die soll lieber leiden!“ - „Och nee, ich dachte die hätte die Schule gewechselt!“ - Das waren nur ein paar wenige Ausschnitte von dem ganzen Gerede, das man hören konnte. Battler sah ungläubig hin und her. Anscheinend hatte es hier wirklich jeder auf Beato abgesehen. Sie aber blieb still. Eine seltsame Leere konnte man in ihren Augen sehen, eine, die Battler noch nie gesehen hatte, aber noch oft genug sehen würde. Nachdem beide ihr Essen hatten, gingen sie zu einem Tisch, der sehr abgelegen stand und am dem niemand saß. „B-Beato..“, sagte der junge Mann leise und sah in ihre leeren Augen. Sie aber sagte nichts und aß ihr Essen. Das Gerede wurde immer lauter und bald sprach fast der ganze Raum. Von allen Seiten kam es. Und niemand stoppte es. Ging es jeden Tag so zu? Irgendwer musste das doch stoppen! Soll ich? Ich will aber kein Aufsehen erregen.. Nein, jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt über so was nachzudenken. Augen zu und durch.., dachte sich Battler besorgt, stand auf und knallte seine Hände gegen den Tisch. „HÖRT ENDLICH AUF DAMIT!“, schrie er.. Doch nicht nur er. Jemand, der im gleichen Alter wie die beiden war, schrie dies auch. „Wollt ihr etwa auch so behandelt werden? Stellt euch doch mal vor, ihr seid in dieser Rolle. Was würdet ihr machen, wenn ihr jeden Tag komische Gerüchte über euch selbst zu hören bekommen würdet? Verdammt, kindischer geht es nicht mehr!“, schrie die Person weiter und sah zu den Beiden. Beato und Battler blickten verblüfft zurück. Battlers Blicke trafen sich mit denen der Person und sie ging auf schnellsten Weg zu den Beiden, packte diese bei der Hand und ging mit ihnen aus dem Speisesaal. Nun konnte man das Mädchen besser betrachten. Sie hatte eine pinke Schuluniform an und kurze blonde Haare. „Also erstmal Hi, ich bin Lambda“, sagte sie und sah zu Beato, „du musst dann Beato sein, hab' ich Recht?“ Die Angesprochene nickte nur kurz und sah dann wieder zu Boden. Dann drehte Lambda sich zu Battler, „Und du bist..?“ - „Battler.“ - „Okay. Freut mich euch kennen zu lernen. Und jetzt muss ich euch mal was sagen“, sie sah beide mit ernstem Blick an, „verdammt hört nicht auf die da drinnen! Bitte!“, sagte sie zu den Beiden und musterte sie erstmal genau. Beato und Battler blieben stumm. „Okay, okay, also, ich werde mit euch in die selbe Klasse gehen, freu' mich schon euch kennengelernt zu haben~“, sagte sie mit einem Lächeln im Gesicht. Die Tür zum Saal öffnete sich. Ein etwa gleichaltriges Mädchen mit blauen, langen Haaren ging heraus und sah Lambda mit strengem Gesichtsausdruck an. „Lambda~ Wo bleibst du so lange? Ich bin schon lange mit dem Essen fertig..“, fragte sie ohne eine Miene zu verziehen. „Berni~“, schrie Lambda und umarmte sie erstmal. Die junge Frau blieb unbeeindruckt und behielt ihren Blick. Stille umhüllte den Gang. „Ich bin weg.. Das wird mir alles viel zu bunt..“ Mit diesen Worten beendete Beato die Stille und ging in die Richtung, in der ihr Zimmer lag. Verwirrend sah Battler einmal zu den zwei Mädchen, dann wieder in die Richtung, in der Beato verschwunden war. Die junge Frau war schon nicht mehr zu sehen, bis er sich endlich entschloss, ihr nachzugehen. Battler verabschiedete sich noch schnell bei ihnen und lief in Richtung Beato. Schließlich stand er vor der Türe. Battler war sich nicht sicher, ob er rein gehen sollte.. Er wollte sich nicht als einen Stalker sehen.. Doch was wäre, wenn es Beato schlecht gehen würde? Ja, er kannte sie erst seit ein paar Stunden, aber er hatte sie schon fest in ihr Herz geschlossen.. 'Nein, keine Zeit für denken..', dachte er sich, nahm seinen Schlüssel raus und schloss die Tür auf. Battler betrat den Raum und man hörte ein dumpfes Geräusch. Er ging weiter, bückte sich und hob Beatos kleines Taschenmesser auf. „Das hier“, sagte der junge Mann und deutete dabei auf das Gerät in seiner Hand, „werde ich lieber vor dir verstecken..“ Besorgt sah er sie an. Sie aber wiederum blieb still und blickte ihn an. Dann bildeten sich die ersten Tränen in ihrem Gesicht. Es wurden immer mehr und sie ließ sich aufs Battlers Brust fallen und fing an zu schluchzen. Zuerst war der junge Mann stocksteif, dann färbte sich sein Gesicht ein wenig rötlich. Er umarmte sie und streichelte ihr sanft über den Rücken. Tränen rannen ihr Gesicht herunter. Einmal.. Einmal wurde sie in den Arm genommen. Endlich jemand, der ihren Kummer verstand. Dieses Gefühl.. Es war so arg fremd für sie.. Doch es fühlte sich einfach wunderbar an! „'tsch-tschuldigung..“, murmelte Beato nach ein paar Momenten, löste sich aus der Umarmung und wischte sich schnell die Tränen ab. „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen..“ Beato nickte kurz, aber deutlich und lächelte ihn etwas an. Danach blickte er sie an. Sie hatte es noch nie in ihrem Leben leicht gehabt. Ihre Eltern waren früh gestorben. Wie lange sie wohl in diesem Internat lebte? Wie lange musste sie diese Hölle schon aushalten? Hatte sie jemals jemanden mit dem sie sprechen konnte? Doch dann erst bemerkte der junge Mann, dass sie ihr Armtuch entfernt hatte und man konnte nun gut ihre Wunden sehen. Ein paar Tropfen Blut rannen aus einer Wunde. Sie musste sie anscheinend gerade erst hinzugefügt haben.. Nein, er gab ihr nicht die Schuld daran. Beato hatte am allerwenigsten Schuld, auch wenn sie sich selbst die Schuld gab. Battler wusste davon nur zu gut.. Sanft nahm er Beatos rechten Arm in die Hand und strich behutsam über ihre Krusten. Einige sahen alt aus. Die anderen waren aber eher jung und frisch. „Ich weiß.. Es ist nicht leicht damit aufzuhören.. Und das verlange ich auch gar nicht von dir, aber versuch‘ das nicht so oft zu machen.. Versprich mir bitte nur eins..!“, sagte er und sah der jungen Frau tief in die Augen, „Denke nie über Suizid nach, geschweige denn, versuch dich nie umzubringen! Nie..! Bitte, Beato..!“ Große, unschuldige Augen sahen ihn an. Nie hatte sie über Suizid nachgedacht. Ja, ihr Leben war und ist noch immer die Hölle.. Aber Selbstmord? Nein, so was kam für sie nicht in frage! „Ich kann gleich Schlaftabletten einnehmen und mich in die Badewanne legen, wenn du mich unbedingt los werden willst..“, grinste Beato und neckte ihren Zimmergenossen ein wenig. Anscheinend war der Kummer schon wieder vergangen. Battler brachte keinen Ton von heraus und starrte sie nur an. Kichernd stand Beato auf, nahm ihr Armband, band es um ihre Wunden und ging ins Bad. Kurz sah sie in den Spiegel, dann setzte sie sich grinsend auf den kleinen Stuhl und wartete auf Battler. Wie lange würde es wohl dauern, bis er panisch hereinstürmte? Sie konnte den Gesichtsausdruck schon sehen und kicherte leise. Ach, was Beato doch für ein böses Mädchen sein konnte. [It‘s time to get Dere 8D] Nachdem Battler ihr mit einem erschrockenen Gesichtsausdruck nachgesehen hat und sie schon länger als fünf Minuten im Bad war, bebte die Angst in ihm. „Beato.? Beato!“, klopfte der junge Mann an die Badtür, doch keine Antwort. Drinnen musste sich Beato ihr Lachen verkneifen. Battler wurde immer unruhiger und unruhiger, bis er dann endlich die Tür öffnete und eine fast zu Tränen Lachende sah. Verblüfft sah der Junge sie an und stotterte vor sich herum. „Kihihihi~ Ich musste nur ausprobieren, wie lange ich alleine im Bad sein kann um mich umzuziehen. Sage und schreibe fünf Minuten hab‘ ich Zeit. Ich bin begehrt, Battlee~eer!“, grinsend sah sie ihn an. Ein Bein über dem anderen verkreuzt. Noch immer verblüfft musste Battler nun eines fragen.. „Wer bist du und was hast du mit Beato angestellt?“ „Erkennst du mich etwa nicht mehr? Schade eigentlich. Vor nicht einmal 15 Minuten hast du mich noch umarmt, und nun das, kihihi~“, konterte sie zurück. Battler verstand die Welt nicht mehr. Ein einziger Mensch.. Doch so unterschiedliche Persönlichkeiten? Oh ja, das sah nach einer Menge Erschöpfung für ihn aus. „Ge-Ge-Gespaltene Persönlichkeit?“, fragte er sich leise. In einem Manga hatte er schon einmal über so ein Thema gelesen. Die Hauptfigur hatte eine.. Mit neugierigen Blick sah Beato dann kurz auf die Uhr.. „Battler..?“, eine schon flehende Stimme kam aus ihrem kleinen Mund, „ich.. hab'.. Hunger..“ Natürlich hatte sie welchen. Die paar Bissen, die sie genommen hatte, waren nicht genug für die junge Frau gewesen. Mit noch immer geschocktem Gesichtsausdruck sah Battler sie an. Mit dieser Aussage hätte er nun wirklich nicht rechnen können. Schnell hat er sich aber gefunden. „Dann kaufen wir dir einen Schokoriegel, wie wäre das?“ Langsam streichelte Battler ihr über den Kopf und Beatos Augen wurden groß. „Schokoriegel..?“ Mit einer leisen Stimme wiederholte sie das Wort, ihre Augen wurden immer größer und sie sah zu Battler. Der wiederum konnte nicht anders und musste sie anlächeln. Wie süß sie doch sein kann, dachte er sich als er mit ihr das Zimmer verlassen hatte und Beato ihm den Weg zum Süßigkeitenautomaten zeigte. Es war ein wunderschöner Tag.. Die Sonne schien.. Keine einzige Wolke war zu sehen.. Dieser Tag war einfach etwas.. Besonderes? Ja genau.. Battler hatte einen wunderbaren Menschen kennengelernt.. Und Beato ebenfalls.. Beide spürten es.. Beide spürten diese.. Innere Verbindung zueinander.. Aber nicht nur eine innere Verbindung.. Beide hatten ihre Geheimnisse.. Grauenhafte.. Für fast alle Menschen.. Nicht nach zu vollziehende.. Geheimnisse.. So begann der erste Tag.. Der Tag, an dem das Leben der Zwei sich komplett verändert hatte.. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)