Elementary Light & Darkness von abgemeldet (Trilogie - Staffel 2) ================================================================================ Kapitel 15: Außer Kontrolle --------------------------- Kapitel 15 ~ Außer Kontrolle ~ Reeza ~ Es war in der Menschenwelt schon sehr tief in der Nacht, als ich in die Hölle zurückkehrte. Ich spürte etwas... Noch bevor ich das große Tor der Festung passierte. Ich war nicht alleine, natürlich war ich das nicht. Im Normalfall bin ich von Wesen mit dunklen Kräften umgeben, doch diese Kraft war nicht dunkel. Es war eine helle strahlende Kraft, die ich sonst nur einmal gespürt hatte. Ohne Vorwarnung drehte ich mich um und schoss einen Energiestrahl auf einen der kahlen schwarzen Bäume. Hier bestand die Landschaft aus einer einzigen langgezogenen Einöde. Sie bot keine Deckung und auch kein Schutz, warum auch? Hier sollte man nicht überleben... „Fast hättest du mich getroffen! Mit solchen Kräften spielt man nicht“, hörte ich die Stimme eines jungen Mannes sagen. Ihm gehörte die Kraft... Und ich erkannte ihn. Es war der Mann aus dem Buchladen! „Also doch kein Mensch...“, murmelte ich grimmig und überlegte ob ich ihn angreifen und ihm den Gar ausmachen sollte. „Darf ich vorstellen? Ich bin Kite... Eigentlich heiße ich Jophiel.“ „Es ist mir egal wie du heißt... Zieh Leine, oder ich muss dich töten.“ Ich konnte sein selbstsicheres Grinsen erkennen: „Du hast die kleine Königin gewarnt. Ich wusste, dass in dir ein guter Kern steckt. Das habe ich gleich erkannt, Lady Reeza.“ „Da wird einem ja schlecht... Geh.“ Was erlaubt dieser dumme Engel sich überhaupt, sich hier blicken zu lassen? Wusste er denn nicht, dass er hier so gut wie tot war? Ein guter Kern in mir... Pah! Nur weil ich das kleine naive Gör gewarnt hatte. Das hatte noch gar nichts zu bedeuten. Das tat ich aus Trotz, weil ich weder meinen Vater, noch meine Mutter leiden konnte. Ich versuchte ruhig zu bleiben und ihn nicht mit lebendigen Leib zu braten. „Du kannst dich nicht vor deinem wahren Ich verstecken.“ „Halt's Maul, hab ich gesagt!!!“, schrie ich ihn an und schoss erneut auf ihn, ohne ihn zu treffen. Er war schnell. Doch ich konnte auch schnell sein, denn ich hatte nicht umsonst gelernt mich im Kampf auch ohne mein Augenlicht zurecht zu finden. Er war absolut nicht darauf aus mich anzugreifen. Er wich lediglich meinen Angriffen aus und grinste. „Du bist gut. Dein Ruf eilt dir voraus. Als Engel wärst du wohl eine starke Verbündete.“ „Leck mich, Junge.“ Ich stellte meine Angriffe ein und schritt hinauf in die Festung. Er folgte mir nicht, was auch besser für sein Leben wäre. Luzifer würde ihn sofort kalt machen. Wutentbrannt stampfte ich durch die Korridore und blieb an einer angelehnten Tür stehen, als ich die Stimmen von Luzifer und Ela hörte. Vorsichtig versuchte ich ein Blick auf die beiden zu erhaschen und sah, dass er auf seinem großen roten Sessel saß und sie zwischen seinen Beinen gekniet... Ekelhaft! Während sie für sein Wohlergehen sorgte, schwätzte er hemmungslos hinweg. „Du machst deine Arbeit fantastisch, Ela. Alyssa, möchtest du dich nicht zu uns gesellen.“ „Gerne, My Lord“, antwortete die kleine Schlampe und verwöhnte ihn ebenfalls. Ich wollte nicht mehr hinschauen, hörte nur noch was er zu sagen hatte. Ich wusste, dass er pervers war. Er war immerhin der Teufel. Dennoch war ich angewidert. „Ihr beiden seid gute Errungenschaften für mich. Ihr seid nicht nur allzeit bereit, sondern dient mir loyal. Ihr erledigt eure Aufgaben gut – oh ja, verdammt gut, aaahh“, stöhnte er auf. Mir kam es fast hoch. „Ich werde euch zukünftig alle Aufgaben erteilen. Ich habe langsam das Gefühl, dass Reeza ihre Aufgaben nicht richtig durchführt und zu schwach wird. Wahrscheinlich ist sie einfach zu schwach oder nicht böse genug. Welch Verschwendung kostbarer dunkler Kraft..“ „Lord, wir werden Euch nicht enttäuschen!“, hörte ich Ela sagen, kurz danach war sie wieder zu beschäftigt zum reden. Zu schwach!? Ich konnte nicht glauben, dass er mich, seine Tochter, gegen diese beiden Schlampen ersetzen wollte. Gegen zwei Taugenichtse, die erst seit so kurzer Zeit hier waren! Ich war nicht nett!!! Ich war böse! Ja, ich konnte grausam sein! Ich würde ihm zeigen zu was ich im Stande wäre! - Dies waren meine ersten Wut erfüllten Gedanken. Doch diese wandelten sich immer mehr in Trauer und Verzweiflung. Langsam wusste ich nicht mehr wo ich hin gehörte. Hier war ich niemandem gut genug und ich war angeblich zu schwach. Doch wo sollte ich sonst hin? Als Kind der Dunkelheit ins Himmelsreich aufbrechen und Gott bitten mich bei sich aufzunehmen? Um dann wiederum von meinem Vater getötet zu werden? Frustriert zog ich mich erneut in die Menschenwelt zurück und ließ mich auf einem Stück Rasen nieder. Dort starrte ich in den Himmel und schmollte. „Ha, hab ich dich wieder gefunden!“ „Och ne, du nervst. Ich hab grade andere Probleme“, antwortete ich genervt, als schon wieder dieser Stalker neben mir stand. Er schien mich ganz gezielt zu verfolgen und setzte sich sogar frecherweise neben mich. „Du bist ganz schön dreist muss ich schon sagen... Was willst du? Mich auf die Seite des Lichts ziehen?“ „Das könnte ich doch gar nicht, haha. Dein Element ist eben was es ist, daran könnte ich nichts ändern. Du gefällst mir. Du bist schön und mysteriös. Und traurig.“ „Tzz.“ Ich schwieg ihn an. Ich gefalle ihm also... Zufällig begegnet mir in einem Buchladen ein Engel der nun scharf auf mich ist. Na klasse! Falls ich Lumen und ihre Späße mit dem Schicksal jemals zwischen die Finger bekommen sollte, würde ich sie zermalmen. „Du ärgerst dich und magst mich nicht bei dir haben. Kann ich verstehen, dir wurde nichts anderes beigebracht als Engel zu hassen.“ „Und sie zu töten.“ „Du würdest mich nicht ernsthaft töten. Dafür findest du mich schon viel zu attraktiv und interessant.“ „Attraktiv? Verarsch mich nicht. Ich kann dich doch gar nicht sehen.“ „Du siehst mein Inneres.“ Er war mir ein Rätsel. Aber er hatte irgendwie recht. Verdammt, er hatte recht! Ich fand ihn interessant, zu sehr um ihn zu töten. Und wieder war ich zu weich. Ich hasste mich dafür. Nur weil ich zu gefühlsduselig wurde, ersetzte mich mein Vater gegen diese komischen Weiber. Ich musste diesen Typen schnell loswerden und mir selbst beweisen, dass alles in Ordnung war. Ich war nach wie vor in der Lage zu töten – in Massen, wenn es sein musste. „Wo willst du hin!?“, rief er mir hinterher, als ich völlig unerwartet aufstand und davon rannte. Ich gab ihm keine Antwort, breitete meine Flügel aus und erhob mich weit hoch in die Lüfte. Dort hatte ich einen guten Blick über die ganze riesige Stadt. Ich würde sie dem Erdboden gleich machen! „Es ist alles in Ordnung!!! HAHAHA! Es geht doch!!! Sterbt ihr wertloses Gewürm!“, hörte ich mich selbst mit grausamer Stimme sagen und bereitete eine riesige Energiekugel vor. Alles in Ordnung!!! Der innere Teil von mir, der sich dagegen sträubte, wurde kurzerhand verdrängt. Ich würde nicht mehr lieben! Niemanden! Es tat nur weh... Ich versuchte meinen Vater zu lieben und wurde mit Blindheit bestraft, ich versuchte Feye zu helfen durch Gutmütigkeit und Liebe und wurde bestraft indem ich ausgetauscht wurde! Er würde keinen Grund mehr finden mich zu bestrafen und bald wäre ich wieder die Nummer 1! Ich fing an laut zu lachen und schleuderte die Energiekugel auf die Innenstadt. Doch während sie auf die Erde zuraste, überkam mich plötzlich wieder dieses Gefühl von Reue. Es wäre zu spät... Doch die Kugel kam nicht auf der Erde an. Kite erschien vor ihr und schlug sie mithilfe seiner Kräfte als Engel davon, sodass sie ins Meer prallte und einen kleinen Tsunami auslöste. Fassungslos blickte ich in die Richtung. Und obwohl ich physisch nichts sehen konnte, sah ich es doch... Die ganze Kraft, die alle Lebewesen ausstrahlten – sie war da und für mich gut Ersehbar. Kite, der von seinen strahlend weißen Flügeln getragen wurde, flog zu mir und griff nach meinen Händen. Ich war erschöpft von dem großen Energieverlust, den ich in Kauf genommen hatte. Ich schloss meine Augen und wollte mich nur noch nach Hause in mein Gemach teleportieren, ohne daran zu denken, dass ich ihn automatisch mitnehmen würde. Von meiner letzten Kraft entledigt, ließ ich mich in meinem Gemach nach hinten auf mein Bett fallen. Ich schlief eigentlich nie... Doch nun brauchte ich einfach nur noch Schlaf und Erholung. Erst als ich bereits lag und kurz aufsah, bemerkte ich, dass er ja auch da war. Innerlich fluchte ich wieder. Ohne mich zu fragen, setzte er sich neben mich auf mein Bett und betrachtete mich, was mir unangenehm war. „Du musst niemandem etwas beweisen.“ „Du weißt gar nichts...“ „Ich weiß, dass du wohl wundervoll bist und dass du ein gutes Herz hast.“ „Ich will das aber nicht. Damit kann ich in meiner Welt, mit meiner Rolle nichts anfangen.“ „Vielleicht ist deine Rolle ja eine ganz Andere als du angenommen hast.“ „Nein... Ich will nicht wieder verletzt und enttäuscht werden“, sagte ich leise und müde. Er legte seine Hand auf meine... Schon wieder. Sie fühlte sich so warm an. Ich musste mir eingestehen, dass ich es genoss einmal nicht alleine zu sein. Einige Sekunden schwiegen wir. Dann lehnte er sich zu mir herunter. Er wollte mich küssen. Wollte ich es auch? Ich glaubte ich wusste die Antwort und ließ es auf mich zukommen, doch ehe sich unsere Lippen berührten, platzte meine Tür auf. „REEZA! Da bist du... ja...“ „Ach du Scheiße...“, fluchte ich entsetzt, als Luzifer in der Tür stand und auf Kite starrte. „Was – Was will dieser Typ hier!? DU MACHST MIT EINEM ENGEL RUM!?!“ „Klar... Unschuldige Beute ist die Schönste, Vater. Das musst du doch am besten wissen.“ „Pff... Wehe du tötest ihn nicht, nachdem du dich an ihm vergangen hast.“ „Erst wenn ich genug hab“, antwortete ich selbstbewusst und gespielt. Er glaubte mir, dass ich diesen Engel verführen und töten wollte. Das wäre ganz nach seinem Ermessen gewesen. Doch diesmal würde ich nicht das tun, was er von mir erwarten würde. Seinen Erwartungen könnte ich sowieso niemals gerecht werden. Luzifer ging wieder. „Das war er also...“, murmelte Kite mit großem Erstaunen in der Stimme. „Er ist dumm. Geh ihm besser aus dem Weg.“ „Und nun? Verführst und tötest du mich jetzt?“ Er wollte eine Herausforderung. Ich drehte mich um und ließ mich erneut aufs Bett fallen. Meine Reserven waren aufgebraucht – bis aufs Letzte. „Dazu wäre ich wohl kaum in der Lage. Du kannst es ja für mich tun... Mich verführen und töten, hehe.“ „Hmm... Verführen, vielleicht. Irgendwann. Töten könnte ich so etwas Schönes wie dich nicht.“ Schleimer... Ich wusste nicht wie ich mit derartigen Gefühlen umgehen sollte. Doch ich entschied mich, Kite zu erlauben vorerst an meiner Seite zu bleiben, sofern er das wollte. Allerdings bezweifelte ich das nicht, so sehr wie er sich an mich heftete. Nach einigen Stunden wurde ich wieder wach... Und ich wusste irgendetwas war wieder im Gange. Kite lag neben mir. Er war also wirklich noch da. Nun, falls er den Tag ohne mich hier überleben sollte, würde er sich als potenzieller Liebhaber erweisen. Ich hatte mich wieder erholt und hatte meine Kraft zurück, umso schneller trugen mich meine Füße hinauf zu Luzifer's Räumlichkeiten. Argwöhnisch lehnte ich mich gegen den Türrahmen und verschränkte die Arme. „Hattest du viel Spaß mit dem Gefieder?“ „Genauso viel, wie du mit den beiden Schlampen hattest. Machen sie das eigentlich öfter?“ Er verstand sofort und grinste: „Natürlich. Sie machen alles was ich von ihnen will.“ „Wenn du behauptest Feye zu lieben, warum schläfst du zeitgleich mit diesen Weibern?“ „Ich bin ein freier Mann. Was willst du?“ „Was hast du vor? Ich merke, dass du wieder was ausgeheckt hast.“ „Du bist so klug. Das kannst du ja nur von mir haben. In der Tat, ich habe meinen kleinen Hund laufen lassen. Er braucht dringend Auslauf.“ Er hatte Jayden wieder auf Feye und ihre Familie gehetzt... Ich ließ ihn ohne weitere Worte sitzen und lief einige Schritte weiter, ehe ich beschloss Kite wirklich da zu lassen und alleine zu gehen um Feye im Notfall zu helfen. In der Menschenwelt war der Nachmittag angebrochen und ich stand auf einem Hausdach. Dort würde mich nicht unbedingt jemand bemerken, dennoch hielt ich Ausschau nach einem größeren Baum um mich dort zu verstecken. Kite hatte Recht... Irgendwas in meinem Herzen zwang mich dazu ihr zu helfen. Ich hielt nicht zu Gott, auch nicht zu Luzifer oder meiner Mutter. Ich hatte mich entschlossen zu Feye zu halten. Wäre sie Königin über das Reich der Dunkelheit und Elemente – wie es früher hieß – wäre dieser ganze Krieg endlich vorbei. Zuerst sah ich diesen Maiko zusammen mit, wie hieß sie gleich? Ich glaubte es sei diese Feuerschnalle Namens Maya gewesen. Die Beiden unterhielten sich. Sie sahen ziemlich verkrampft aus. „Ich versteh nicht, warum die uns beide einkaufen schicken“, meckerte Maiko. „Pia ist müde. Die Kleine strapaziert sie sehr. Und meine Mutter denkt sie muss nichts mehr tun, seit so viele Leute bei ihr zu Hause leben.“ Dann beschenkten sie sich wieder reichlich mit Schweigen. Meine Blicke fielen auf Feye. Blicke? Vielleicht nannte ich es lieber „geistiges Gespür“. Feye kam gerade die Straße entlang gelaufen und schritt schnell Maiko hinterher. Sie rief ihn und er brauchte eine Weile bis er sich entschied, sich doch umzudrehen. „Maiko!!! Bitte... Ich kann so nicht mehr weiter machen...“ „Ich geh schonmal etwas vor“, sagte Maya und lief langsam weiter. „Ich vermisse dich ja auch aber... Mit deinen Taten bringst du alle in Gefahr.“ „Und deswegen strafst du mich mit Ablehnung und Ignoranz!? Ich kann doch nichts gegen diese Gefühle machen. Ich wehre mich dagegen, doch es klappt nie.“ „... Das kenne ich“, sagte er trüb und warf einen Blick hinter zu Maya, die noch gar nicht so weit weg war. Feye wirkte verwundert. Ich verstand nicht wovon sie sprachen, doch dieser Maiko nahm Feye in den Arm: „Es ist alles gut. Ich versuche damit zu leben. Aber wehe du machst eine Dummheit, wenn er eines Tages umgebracht wird.“ „Nein... Wahrscheinlich bin sowieso ich die Person die ihn tötet. Das ist meine Bestimmung.“ Ich war so konzentriert auf die Beiden, dass ich viel zu spät mitbekam, dass Maya im Visier eines Angriffes stand. Maiko drehte sich blitzschnell um und warf sich schützend vor sie als fast Zeitgleich eine Energiekugel mit voller Wucht auf ihn einschlug. Es war Jaydens Werk. Er landete aus einem hohen Sprung vor Maiko und Maya, die beide auf dem Boden saßen. Maiko hielt sich die stark blutende Schulter und verzerrte das Gesicht. „Wer sagt's denn! Treffer!“ „JAY! Hör auf damit! Sofort!“ „Du hast mir nichts zu sagen, Rotschopf.“ „Ich bin deine große Schwester!“ „Haha... Vielleicht die von meinem vorigen ich. Seht, wie viel Kraft ich jetzt habe!“ „JAY! Erinnere dich!!! Wir sind doch deine Familie!“, rief Feye und kam ebenfalls dazu gelaufen. Ich behielt alles im Auge um einzugreifen, doch noch hielt ich meinen Einsatz nicht unbedingt für nötig. Zudem musste ich darauf achten, dass mein Verrat meinen Leuten gegenüber nicht auffiele. „Familie. Pah!!! Zurückgelassen hast du mich! Jetzt kannst du meine Rache spüren. Bei euch Beiden fange ich an. Schön qualvoll.“ Maya wollte gerade zum Kampf aufspringen, da wurde sie von ihm auch wieder zu Boden geschlagen. Maiko war vollkommen kampfunfähig und kurz davor das Bewusstsein zu verlieren. Feye, die hilflos zusah, wie Jayden über ihre Familie herfiel und drohte sie zu töten, strahlte immer mehr Verzweiflung aus... Und gerade wollte ich eingreifen, da explodierte ihre dunkle Energie förmlich. Ihr Stein leuchtete grell. Selbst ich konnte es erkennen. Aber ihre Energie veränderte sich auch. Es war seltsam, ich kannte diese Energie. Irgendwie aber doch nicht. Hatte etwa... Hatte sie gerade die Kontrolle über sich verloren? Ich versuchte die Farbe ihrer Augen zu erkennen und sie waren tatsächlich nicht mehr normal. Sie strahlten rot. Mit schnellen Hieben schlug sie auf Jayden ein und setzte noch eine Energiekugel hinterher. Er knallte auf den Boden und hustete Blut, so heftig waren die Schläge. Wahnsinn. Diese Kraft übertraf einiges, was ich bisher erlebt hatte. „Feye! Jetzt ist gut... Du tötest ihn noch“, rief Maya ihr besorgt entgegen. Doch Feye blickte sie wütend an: „Schweig! Miststück!“ Ihre Stimmlage klang etwas dunkler als sonst. Und so würde sie niemals reden. „Er hat es verdient zu bluten. So oft ließ er mich Schmerzen leiden, der Bastard. Warum ihm noch weiter hinterher trauern? Warum Angst vor ihm haben!?! Ich lösche ihn jetzt einfach AUS!“ Sie stieß einen Kampfschrei von sich und formte etwas wie einen Dolch aus dunkler Energie. Als sie über ihn sprang, rammte sie ihm den Dolch mit voller Wucht in die Seite. Wieder schrie er auf und krümmte sich vor Schmerzen während sein Blut die Straße entlang floss und sich mit dem von Maiko vermischte. Sie würde niemals wollen, dass er stirbt. Das würde sie extrem fertig machen und ihr eine Menge Kraft rauben. Nun beschloss ich mich endlich einzumischen. Ich sprang agil und leise hinter sie, zerrte sie von ihm runter und drehte ihren Arm auf den Rücken, dass sie vor Schmerzen ebenfalls aufschrie. Der Dolch ging ihr durch die Schmerzen verloren. „Du kleine Schlampe!!! Wie kannst du es wagen mich daran zu hindern das Böse zu vernichten!? Er ist die Brut Luzifer's! Genau wie du!“ Ihre Pupillen waren eng... Sie guckte drein wie eine Wahnsinnige. Sie war besessen. Nun hatte ich den Beweis. Sacred Feye war nicht auf unserer Seite. Ihr war es egal, wen sie töten würde. Jeder der ihr im Weg stünde, müsste dran glauben. Ich blickte ihr tief in die Augen und hielt sie fest. Maya war von dem Anblick so schockiert, dass sie steif auf dem Boden sitzen blieb und zitterte. „Feye... Wehre dich gegen sie. Sie will deine Liebsten töten. Sie will Jayden töten und Maiko und Maya. Danach vielleicht mich... Möchtest du das? Du bist stärker als sie.“ Ich redete weiter auf sie ein, während ich spürte, dass ihre Augen wieder klarer wurde. Das Biest verabschiedete sich mit einem schrillen Wutschrei und zog sich zurück. Feye brach zusammen. „So viel Schmutz, hihihi“, kicherte eine helle aber hinterlistige Stimme. Alyssa... Ich wusste, dass ich mich meiner Aktion auffliegen würde. „Reeza, wieso machst du den Schmutz nicht weg? Sieh nur, wie schwach sie sind. Warum tötest du sie nicht? Bist du zu warmherzig dafür?“ In langsamen Schritten kam sie her gelaufen und trat Jayden gegen die riesige Schnittwunde an der Seite, wodurch er endgültig das Bewusstsein verlor. „Sogar die kleine Königin. Wie ein Häppchen ist sie uns ausgeliefert. Los, Reeza. Trau dich.“ „Halt die Fresse, kleine Schlampe.“ „Beleidigen... Das ist alles was du kannst. Kein Wunder, dass du nicht mehr in der Gunst des Lords stehst.“ „Ich hab eben auch nicht den Vorteil mich bei ihm hochzuschlafen. So widerlich bin nicht einmal ich.“ Sie kicherte boshaft und machte sich über mich lustig. „Ich hab schon so oft mit dem Lord geschlafen... Und gleich, während er sich über mir ergießen darf, werde ich ihm erzählen, wie du versagt hast. Das gibt Ärger.“ ~ Feye Coldfire ~ Mein Kopf tat so weh... Was war mit mir geschehen? Nur verschwommen konnte ich in den ersten Sekunden erkennen, welch Chaos mich umgab. Neben mir lag Jayden, der bewusstlos war und blutete. Einige Meter weiter saß die verzweifelte Maya mit dem ebenfalls blutenden Maiko, der genauso wenig bei Bewusstsein war. Hatte ich das getan? Ich erinnerte mich... Jayden hatte es getan. Und dann bekam ich plötzlich sowas wie ein Blackout! Ich sah Maya's Blicke, die hin und her wanderten. Auch ich guckte umher und sah Reeza, die sich einen Kampf mit Alyssa lieferte. Reeza würde schon klar kommen, da war ich mir sicher. Nun wollte ich erstmal nach Maiko gucken. Jayden's Anblick ging mir zwar nahe, aber er war der Jenige der uns töten wollte. Er würde wieder auf uns losgehen und alles noch viel Schlimmer machen. „Was ist mit ihm?“ „Er blutet stark! Und die Beiden schlagen sich die Fresse ein.“ Ich gab Maiko einen Klaps auf die Wange und versuchte mit ihm zu reden. Es dauerte nicht lange, bis er benommen die Augen öffnete, sie dann aber wieder schmerzhaft verzog. „Maiko! Meinst du, du schaffst es bis zu Shinji?“, fragte ich ihn angestrengt. Mir ging es selbst nicht gut... Ich fühlte mich schlapp und verwirrt. „Ja, ich geb mein Bestes.“ Maya und ich stützten ihn beide und versuchten von dem Ort weg zu kommen. Ich blickte noch einmal zurück und sah, wie Reeza eine Energiekugel auf Alyssa schleuderte, dann jedoch resignierte. Auch sie blickte nocheinmal zu mir herüber. Dann schnappte sie sich Jayden unterm Arm und verschwand im Nichts. Auch Alyssa verschwand. „Warum gehen die auf einmal?“ „Das kann ich dir sagen, Maya. Ich hör die Polizei.“ „Oh Scheiße, jetzt hör ich es auch. Wir müssen dringend weg.“ Auf unangenehme Fragen hatte ich keine Lust. Wir hätten es ihnen nicht erklären können. Stattdessen versuchten wir schnell aber vorsichtig Maiko zu Shinji zu bringen. Dabei mussten wir auch aufpassen, dass uns keine Passanten sahen. Doch zu der Zeit war unser Wohnviertel zum Glück recht leer und unbelebt. Das Leben spielte sich in der Innenstadt ab. „Wir sind da, gleich bekommst du Hilfe. Shinji ist ein guter Heiler!“ „Ja, er hat sich schon öfter bewährt“, sagte Maiko kläglich. Es war Jill, die uns erneut kreischend und blass empfing. „Was!? Schon wieder!? Das kann doch nicht wahr sein...“, sagte Jill, als Maya ihr erzählt hatte, dass Jay uns erneut angriff. Dass ich mich verändert hatte, erwähnte sie dabei allerdings nicht. Es wunderte mich, doch ich war auch froh darüber. Auch die Fragen der Familie konnten unangenehm werden. Shinji kniete sich neben Maiko, den sie auf eine Decke gelegt hatten. Er legte seine Hände über seine Schulter und schloss die Augen um sich zu konzentrieren. „Er hat starke Verletzungen davon getragen... Es ist schwer. Entspann dich Maiko. Versuch es.“ Jill und Maya guckten sich kurz an und nickten. Auch sie legten ihre Hände über die von Shinji. Ihre Kräfte verbanden sich. Ob ich ihnen auch helfen könnte? Meine Kräfte waren schrecklich... Sie konnten nur zerstören aber nichts heilen und niemandem helfen. Zögerlich behielt ich die Hände bei mir und starrte die Anderen beim Heilen an. Maiko's Wunde schloss sich. Es schien ihm große Schmerzen zu bereiten, denn er schrie förmlich. Doch dann war er still. Die Wunde war weg. „Na siehst du! Es geht doch...“, sagte Shinji erleichtert und ließ sich zurück auf den Hintern fallen. Diese Heilung kostete ihn sicherlich viel Kraft. Maiko sah allerdings nicht glücklich aus. Eigentlich sogar... Richtig panisch. „Was ist?!“, fragte Maya aufgewühlt. „Ich... Ich spür ihn nicht mehr!!!“ „Wie!? Du spürst deinen Arm nicht?“ „Nein, Jill... Es ist, als sei er nicht da...“ Er versuchte seine Schulter nach oben zu ziehen, was ihm nur ein kleines Stückchen gelang. So sehr er sich anstrengte, der Arm hob sich nicht. Entsetzt schlug ich mir die Hand vor den Mund und Shinji schüttelte fassungslos den Kopf: „Ich hab doch aber alles richtig gemacht! Ich versuche es nochmal!“ Er hatte schon kleine Schweißperlen auf der Stirn, so sehr verausgabte er sich. Doch dann ließen ihn die Kräfte immer mehr im Stich. Und Maiko konnte den Arm immernoch nicht spüren. Verzweifelt kamen ihm die Tränen, als er immer wieder versuchte ihn zu bewegen, sich jedoch nichts rührte. „Maiko... Vielleicht ergibt es sich bald wieder. Wir sind alle schwach. Vielleicht können es Shinji und Rachel zusammen nochmal versuchen, wenn er sich erholt hat“, schlug Jill vor, doch das beruhigte ihren Cousin nicht sonderlich. „Ich bring dich nach Hause, Maiko. Da kannst du dich ausruhen.“ „Ich will nicht da hin... Wahrscheinlich zwingen Naga und Pia mich sogar im jetzigen Zustand noch zur Arbeit und Kinderpflege, und sagen ich soll mich nicht so anstellen.“ „Hmm...“ „Er kann erstmal bei uns bleiben. Für ein oder zwei Tage“, sagte Shinji. Jill stimmte ihm nickend zu. Sie verstanden, dass er nicht heim wollte. Maya hingegen beschloss zu gehen. Sie sagte, sie könne sich nicht um ihn kümmern, das würde ein seltsames Bild auf die beiden werfen. Ich wusste, wovon sie redete. Zwischen den beiden lief was... Maya's besorgte Blicke. Sie empfand viel für ihn. Sie fasste ihn gerne an, das konnte ich sehen, als sie ihn im Arm hielt um ihn zu versorgen. Er begehrte eine Person, die er eigentlich nicht begehren dürfte. Das kannte ich irgendwo her. „Ich gehe jetzt nach Hause. Ich muss mich auch ausruhen. Das war wieder ein heftiger Tag“, sagte ich und ging rasch nach Hause. Ich hielt den innerlichen Druck nicht mehr aus. Meine Kraft... Sie hat Jayden verletzt... Sie hätte alle töten können. Ich konnte mich nicht unter Kontrolle halten, so wie Reeza es mir geraten hatte. Ausgeflippt und Wahnsinnig muss ich gewesen sein. Sonst wäre ich niemals auf ihn losgegangen. Jay sah so schrecklich zugerichtet aus. Und ich konnte mich an nichts mehr erinnern. Ich wusste nicht wie ich mich gefühlt hatte zu dem Moment, ich wusste nicht was ich an Energie verbrauchte. Einiges – sonst würde ich mich nicht so schwach fühlen. Ich hasste meine Kräfte. Ich konnte sie nicht nutzen um mich zu wehren, stattdessen nutzte ich sie zum Leid zufügen und zerstören. Das wollte ich nie... Die letzten Meter an meinem Dad und Hailey vorbei, konnte ich mir die Tränen verkneifen. Doch dann platzte alles raus, als ich in meinem Zimmer war und hinter mir abgeschlossen hatte. Was war ich nur für ein Monster... „Du hast genau das Richtige getan.“ Es war eine hallende leise Stimme, die aus meinem Kopf zu kommen schien, als sie das sagte. Es klang, als sei es Sacred Feye, die mit mir sprach. Ich erinnerte mich an ihre Stimme. Sie klang wie meine nur etwas dunkler. „Alles was du gemacht hast, war das Richtige. Die Bastarde müssen sterben. Einer nach dem Anderen. Auch Jayden. Er wollte deine Familie töten. Er hat den Tod verdient.“ „NEIN!!!!“, schrie ich laut in den Raum und schlug mir die Hände auf die Ohren um sie nicht mehr zu hören, doch ich hörte ihr schrilles Lachen, das dem eines Dämons glich. Dann verstummte alles... Sie war die Verrückte... Nein! Ich war die Verrückte. Meine Kräfte würden alle töten. Ich passte wirklich zu Luzifer. Wir waren beide widerliche Dämonen. Dunkelheit – wieso grade ich? Während ich fast in meinen Tränen ertrank beschloss ich meine Kräfte nie wieder einsetzen zu wollen. Nie wieder! Eher würde ich sterben als nochmal jemanden von meinen Liebsten zu gefährden. Diese schreckliche Kraft dürfte nie wieder mit diesen Händen benutzt werden. Wieder heulte ich bitterlich auf. Nie wieder... Wie lange es dauerte, bis ich mich in den Schlaf heulte, wusste ich nicht. Jedoch wüsste ich nach meinem Traum, dass es besser gewesen wäre, nie eingeschlafen zu sein. Ein dunkler Raum... Ich war alleine. Als ich an mir herunter blickte, sah ich das silberne Haar über meiner Schulter. Es war lang und glänzte bis unter meine Hüfte. Ich war stolz auf meine Haare und auf meinen Körper, der in diesem Moment nicht mein Körper zu sein schien. Neugierig tastete ich mich ab... War das ich? Alles schien so anders... „My Lady! Wir müssen kämpfen!!! Wir werden unsere Festung verlieren!!!“, sagte eine junge Frau in einem blauen Gewand und blauen Haaren. Es schwebte förmlich auf ihr, so leicht schien der Stoff des Gewands zu sein. Verwirrt blickte ich ihr hinterher, doch dann war sie schon weg. Ich wusste nicht was geschah... Doch dann kam er in den Raum. Luzifer... Um ihn herum im Korridor hörte ich Schreie. Schmerzhafte Schreie und Leid. Sie starben... „Hallo Feye... So sehen wir uns wieder. Oder soll ich dich Sacred Feye nennen?“ Er kam langsam auf mich zu gelaufen und streckte mir seine Hand entgegen, sodass ich leicht aufstehen konnte. Dann legte er seinen Arm um meine Taille und zog mich zu sich heran. Ich konnte mich nicht dagegen wehren, es passierte alles automatisch. Nur meine eigenen Worte konnte ich nicht hören. Ich konnte nichts sagen, als wäre ich stumm. Plötzlich packte er mich fester und brach mir fast die Wirbelsäule, während er mich kurz darauf drehte und meine Schläfe gegen die Steinmauer schlug. Es drehte sich alles. Ich hatte Schmerzen. Ich spürte benommen, wie er mein Gewand über meine Hüfte hob und in mich drang. Es tat schrecklich weh... Dann wurde ich bewusstlos. Ich öffnete meine Augen... Mein Traum war noch nicht vorüber. In einer Einbuchtung aus kaltem Stein war ich gefangen hinter Eisengittern, die magisch verriegelt waren. Ich hatte keine Kleider mehr an. Mein Gefängnis war nicht groß genug, dass ich aufstehen könnte. Ich musste liegen bleiben, konnte mich höchstens hinknien. Luzifer beugte sich von Außen zu mir herunter und grinste. „Du bist ja wieder wach. Ein schöner Anblick – Dein Körper, dein Leid. Ja... Es war herrlich in dir zu kommen. Du wirst ein Kind von mir bekommen. Mein Nachfolger. Mein stärkster Verbündeter. Ich hoffe doch für dich, dass du einen gesunden und starken Jungen gebärst. Danach brauche ich dich nicht mehr... Dann werde ich dich töten. Ob schnell oder schmerzhaft werde ich mir noch überlegen.“ Dann schritt er lachend davon... „NEIN!!! NEIN LASS MICH NICHT HIER!!!“, schrie ich laut und wachte schweißgebadet auf. Wieder leuchtete mein Stein grell... Ich war Sacred Feye, in meinem Traum... ~ Kapitel 15 ~ Außer Kontrolle ~ Ende ~ Fortsetzung folgt ~ Aloha! Seid ihr schockiert? Nein, müsst ihr nicht >_> Es fiel mir schwer so grausame Dinge zu schreiben, aber hey, die Geschichte soll nicht nur aus Butterblumen und Wattebällchen bestehen. Immerhin reden wir hier von Luzifer, von der Hölle. Etwas grausam muss es einfach sein, anders könnte ich ihn mir gar nicht vorstellen. Jetzt hoffe ich nur dass das Kapitel noch veröffentlicht werden kann ohne Jugendschutzangabe xD Ich mag die Szene nur ungern rausnehmen weil sie wichtig ist für die Handlung und die Gründe von Sacred Feye. Einige meiner Leser sind ja nicht auf Mexx registriert und könnten das Kapitel so sonst nämlich gar nicht mehr lesen o.o' Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)