Zum Inhalt der Seite

Elementary Light & Darkness

Trilogie - Staffel 2
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Verborgene Kräfte

~ Jill Coldfire ~


 

Am Ende dieses erlebnisreichen Tages war ich froh in meinem Bett zu liegen. Es war nun 20 Uhr und in unserer überfüllten Bude kehrte so langsam Ruhe ein. Die letzten Tage ist viel passiert. Als ich auf meine Zeitschrift starrte und die Wörter flüchtig überflog, ertappte ich mich dabei, kein Wort wirklich aufgenommen zu haben. Viel zu sehr war ich in meine Gedanken versunken.

Mum und Dad waren auf einmal wieder da und es schien, als sei dies unsere Rettung aus dieser Hölle. Bald müssten wir Rico, Scarlett und vor allem Maiko nicht mehr ertragen. Ja, man könnte sie gerade noch zwei Stunden als Besucher dulden, aber mit ihnen noch einmal unter einem Dach wohnen wäre unmöglich.

Der Tag mit Dad gefiel mir sehr. Ich freute mich ihn endlich wieder bei mir zu haben. Er war eigentlich meine größte Bezugsperson – schon immer. Das hieß aber nicht, dass ich mich nicht auch über Mum freute.

Dass Dad endlich den Kontakt zu Debby gefunden hatte, freute mich noch mehr und zudem lernte ich meinen Großvater kennen. Noch immer wunderte ich mich, dass ich ihm nicht schon früher begegnet war. Eigentlich ärgerte es mich! Wenn ich gewusst hätte, dass wir hier in der Nähe so nen coolen Opa haben, hätte ich mir Scarlett und Rico nie gegeben.

Als ich wieder versuchte zu lesen, ertappte ich mich erneut beim Versinken in meine Gedanken. Wo war Clyde überhaupt schon wieder? Jahrelang heult er unseren Eltern hinterher und dann sind sie endlich da und was macht er? Ist nicht zu Hause... Ob er wieder am Bahnhof war um seine Drogen zu beschaffen? So ein Idiot! Feye fragt auch andauernd nach ihm und versteht nicht, warum er nie zu Hause ist. Wir Anderen sind für sie scheinbar so fremd. Sie traut sich meist kaum ein Wort mit uns zu Sprechen. Wenn Clyde in der Zukunft ihr Vater war, wer war dann überhaupt ihre Mutter? Clyde hatte noch nie eine feste Freundin... Ob er bald eine finden würde? Aber Moment... Wie konnte Clyde ein Kind haben, wenn er mit zwanzig gestorben sein müsste? Das würde alles gar nicht zusammen passen. Oder war Clyde in Feye's Zeit vielleicht gar nicht krank? Mich würde das alles so brennend interessieren, doch aus Feye bekam man nichts heraus. Keinerlei Informationen. Wahrscheinlich brauchte sie einfach noch ihre Zeit bis sie auch der restlichen Familie vertrauen könnte.

Inzwischen gab ich meine Zeitschrift auf und warf sie von meinem Bett herunter. Dabei fiel sie direkt auf den Kopf von Jenn, die gerade durch die Tür kam.

„Au! Sag mal, willst du mich umbringen!?“ „Dann komm nicht einfach so in das Zimmer rein.“ „Ach, willst du mich etwa nicht mehr!? Seit wann willst du, dass man anklopft? Wenn du wenigstens einen Stecher hättest... Da würde ich das ja noch verstehen aber so...? Oder wolltest du dich anderweitig beschäftigen?“, fragte sie zynisch und guckte sich mit einem frechen Grinsen die Zeitschrift an. Als sie jedoch enttäuscht bemerkte, dass es eine ganz normale Modezeitschrift und kein Pornoheftchen war, warf sie sie ebenfalls weg.

„Da hast du aber noch mal Glück gehabt!“ „Was willst du überhaupt? Denkst du ich hab freiwillig keinen Freund? Nur weil du in deinem Alter schon so billig bist...“ „Pff! Das sag ich Mama!“ „Mach doch!“

Jenn seufzte... Wir beide sahen in diesem Moment ein, dass unsere Konversation total sinnlos war und mussten lachen. Jenn kam zu mir hoch ins Bett geklettert und guckte die Wand über uns an.

„Es ist komisch...“ „Was denn?“, fragte ich. „Naja... Ich hab unsere Eltern nie kennen gelernt... Dachte immer sie sind tot und auf einmal sind sie wieder da. Sie sind wie Fremde für mich. Ihr Anderen seid so vertraut zu ihnen...“ „Natürlich sind sie wie Fremde für dich... Sie sind dir immerhin fremd. Ihr habt eben noch keine Bindung zueinander. Aber das kommt alles noch. Wart ab, wenn wir erstmal in einer neuen Wohnung leben! Das wird toll! Dann wird endlich alles besser.“ „Hmm... Maiko werde ich ja schon irgendwie vermissen.“ „Das Balg!? Er ist doch nicht aus der Welt. Außerdem hasse ich ihn.“ „Ja, er ist doof... Aber er verprügelt immer die Schuljungs für mich“, prahlte sie mit viel Stolz.

Ja, so lange man Maiko nicht gegen sich hatte, hatte man auch nichts zu befürchten. Sobald er allerdings zum „Gegner“ wurde, konnte er einem echt auf die Nerven gehen. Hoffentlich ändert er sich noch, bevor die ganze Welt an seiner Dummheit unter geht!

Jenn seufzte wieder: „Ich hab halt keine Ahnung wie ich den Beiden gegenüber treten soll. Mama und ich hatten heute einen tollen Tag...“ „Du bist das Kind... Lass die das machen“, sagte ich und musste lachen, weshalb meine kleine Schwester erneut seufzte und sich aufrichtete: „Du bist blöd! Absolut keine Hilfe! Ich werde meinen Freund anrufen und ihn fragen.“ „In deinem Alter hat man noch keinen... Freund...“ „Bist ja nur neidisch“, entgegnete sie frech und sprang vom Hochbett runter. Ich warf ihr ein Kissen hinterher doch sie war schneller. Kinder! So unverschämt!

Als ich mich gerade wieder zur Ruhe legte und beschloss diesen Abend früh schlafen zu gehen, da ich eh total müde war, wurde ich unangenehm von dem Klang unserer Klingel aufgeschreckt. Welcher Idiot klingelt um diese Uhrzeit noch? Manche Leute haben echt keinen Anstand!

Seufzend lehnte ich mich von meinem Bett hinüber zur Tür, die ich gerade mit den Fingerspitzen berühren und zu drücken konnte. Sollen sich die Anderen doch um den nervigen Besuch kümmern. Kurz darauf machte ich auch das Licht aus, deckte mich zu und lehnte mich zurück. Nach ein paar Minuten wurde ich allerdings langsam aggressiv, weil schon wieder die Zimmertür aufging. Wie von einer Biene gestochen spritzte ich auf, nahm mein Kissen und schmetterte es gegen die Tür.

„KANN MAN HIER NICHT IN RUHE PENNEN!?!?!“ „Oh mein Gott!!! Chill dich mal Jill!!! Haha! Wieso willst du jetzt schon pennen!?“, fragte eine mir bekannte Stimme, was mir die vollkommene Verlegenheit ins Gesicht trieb. „Ehm... Shin?“ „Ehm... Ja, ich!“

Also war er dieser unerzogene Idiot der um diese Zeit noch bei Leuten klingelt... Hätte ich mir auch denken können. Als er das Licht anschaltete zog ich mir ruckartig die Decke ran. Immerhin hatte ich nur meine Unterwäsche an.

„Wieso kannst du dich nicht ankündigen!? Mit Besuch hab ich heute überhaupt nicht mehr gerechnet um ehrlich zu sein...“ „Man sieht's...“, sagte er frech und grinste mich und meine Decke an. Doch dann schloss er die Tür hinter sich und setzte sich auf den Stuhl, der ein paar Schritte weiter weg stand. „Hab dich nicht so, Jill. Wir kennen uns lange genug. Ich sehe dich heute doch nicht zum ersten mal in Unterwäsche, hehe.“ „ACH NEIN!?!!“ „Nö.“ „MISTSTÜCK!!! Was willst du überhaupt hier?! Clyde ist nicht da, Hailey auch nicht – falls du die suchst“, erwähnte ich frustriert und kletterte von meinem Bett herunter.

Ich konnte es nach wie vor nicht ertragen die Beiden miteinander zu sehen. Trotzdem quälte ich mich selbst mit meinen permanenten Gedanken an ihr Glück. Shin erhob sich und kratzte sich verlegen am Kopf: „Ehm, ich suche die Beiden doch gar nicht... Die haben wahrscheinlich grade ein Date miteinander.“ „Wie darf ich das denn verstehen? Du willst mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass du hier seelenruhig stehst wenn deine Freundin grade mit meinem Bruder alleine rumhängt? Und dann sprichst du auch noch von Date?“ „Ja... Hailey ist nicht mehr meine Freundin. Also nicht mehr „Freundin“... Ähm, also Freunde sind wir schon noch nur nicht mehr so und... Ach, vergiss es...“, sagte er schließlich und schien seine eigenen Worte nicht mehr zu verstehen. Ich verstand noch weniger...

Richtig verwirrt war ich allerdings erst recht, als er mich packte und küsste, statt noch irgendein Wort zu verlieren. Doch ich war immernoch so sehr verwirrt, dass ich mich sofort wieder los riss.

„Was wird das!? Wieso machst du das? Was ist hier eigentlich los?“ „Wenn ich's dir erkläre, gehst du dann mit mir?“, fragte er wie ein kleiner schüchterner Junge. Skeptisch verschränkte ich die Arme vor mir und seufzte: „Na schön, aber erst will ich wissen was hier los ist!“

„Hailey und ich haben uns heute ausgesprochen und sind beide der Meinung, dass wir unsre gute Freundschaft mit Zuneigung verwechselt haben. Sprich, das Mädel steht total auf deinen Bruder... Naja und ich...“ „Ach so... Und du willst mich jetzt als Ersatz, damit du nicht ganz so blöd da stehst?“ „Qutasch! … Wer hier blöd dasteht ist ne andere Sache... Wenn ich mir grade mal deine Unterwäsche angucke, hahaha!“ Verschämt guckte ich an mir herunter und beobachtete die Hello Kitty Muster auf meinem BH...

„Nein ernsthaft! Ich mach das nicht, nur weil mein Ego mir das so sagt! Du bist ne hübsche Frau, hast nen tollen Charakter.“ „Und auf einmal willst du mir sagen, dass du mich liebst? Du hast Hailey mir vorgezogen.“ „Ja, Mensch... Ich finde euch beide geil! Sie war eben schneller... oder so...“ „Boah Shin! Du bist furchtbar!“, meckerte ich ihn an und fühlte mich immer mehr verarscht. Am liebsten hätte ich ihn rausgeworfen. Er merkte, dass er sich immer weiter in den Ärger brachte und fand kaum noch Worte um mich zu besänftigen. Kurz bevor ich drauf und dran war ihn zu packen um ihn vor die Tür zu setzen, startete er nochmal einen letzten Versuch. Er legte seine Hände auf meine Schultern und guckte mir in die Augen: „Okay... Ja, ich komm grade rüber wie ein Arsch. Ich weiß auch nicht, ich hab's halt nicht drauf. Sowas war noch nie mein Ding. Ähm... Lass es uns doch bitte einfach versuchen! Wenn ich dir nicht in den Kram passe, dann kannst du mich immernoch zum Teufel jagen...“

Ich guckte ihn ungläubig an und war skeptisch... Es war eine komische Situation. Allerdings glaubte ich kaum, dass er mich verarschen würde. Immerhin war das Shinji... Ich kannte ihn schon zehn Jahre. So lange waren wir schon beste Freunde, verbrachten fast jeden Tag miteinander. Er würde mir sowas nicht antun. Doch warum er auf einmal von Hailey auf mich kam, müsste ich erst noch verstehen. Ich kannte ihn gut... Er konnte seine Gefühle noch nie glaubhaft und gescheit rüber bringen. Bei ihm kam schon immer alles etwas oberflächlich und nicht durchdacht vor. Da kommen schnell Missverständnisse auf. Aber so war er eben.

Ich liebte ihn schon lange und nun sollte ich diese Gelegenheit nicht nutzen? Langsam ließ ich davon ab ihn rauswerfen zu wollen und lehnte mich gegen ihn. Ich fühlte mich dennoch so unsicher, obwohl er seine Arme um mich legte und mich drückte.

„Wehe du meinst es nicht ernst mit mir...“, sagte ich leise. „Hab ich jemals jemanden verarscht?“ „Nicht dass ich wüsste.“ „Na also... Vertrau mir! Aber ich hab ne Frage...“ „Hm?“, antwortete ich leise und guckte zu ihm hoch. „Wenn wir jetzt zusammen sind... Und ich dann auch mal bei dir schlafe... Und ich dich dann auch mal anfassen darf... Ähm... Ziehst du dann auch Reizwäsche für mich an? Hallo Kitty... Ich weiß ja nicht...“ „BOAH, MAN DU ARSCH!!!“, brüllte ich ihn an und zog ihm eine über, ehe er mich etwas hoch hob und wieder küsste.

Grade als ich endlich von meinen Sorgen befreit war, wurde erneut meine Zimmertür aufgeschlagen, was mir fast einen Herzinfarkt einjagte. Jenn und Maiko kamen rein gestürmt, blieben bei unserem Anblick jedoch sofort stehen.

Ihre Blicke durchlöcherten uns fast. „Oh... Mein... Gott... JILL!?!?! HAST DU ETWA GRADE SEX!?!?!“, schrie Maiko erschüttert. „Sieht's danach aus, du Nudel?“, fragte Shin trocken zurück. Jenn verzog ihr Gesicht: „Na toll... Nun hat sie doch einen Freund... Verdammt... Jetzt muss ich mir was Neues zum Mobben überlegen...“ „Süß, die Hello Kitty auf deiner Pobacke, Jill“, bemerkte Maiko noch nebenbei. Mir platzte fast der Kragen, als ich die beiden hochkant aus dem Zimmer beförderte. Shin schüttelte den Kopf.

„Und nun? Machen sich deine Eltern nicht schon Sorgen wo du bist?“, fragte ich ihn, leicht erschöpft. Eigentlich wollte ich längst schlafen. „Nee, die wissen, dass ich auf mich aufpassen kann. Ich kann so lange bei dir bleiben wie du willst“, sagte er und grinste selbstsicher wie immer. „Soso... Na dann, du weißt ja wo du schlafen kannst. Nur diesmal ein Stockwerk höher, hihi!“

Er hat ja schon so oft hier geschlafen nur bisher immer im unteren Bett bei Clyde. Hailey und ich hatten noch nie Jungs bei uns im Bett geduldet. Shin und ich lagen trotz meiner Müdigkeit noch einige Stunden nebeneinander und quatschten. Es war ein seltsames Gefühl und ehrlich gesagt, traute ich mich kaum, mich irgendwie an ihn zu kuscheln, schaffte es dann aber doch mich an dieses neue Gefühl zu gewöhnen.
 

Am nächsten Morgen, dachte ich zuerst es war alles nur ein Traum. Als ich benommen meine Augen öffnete bekam ich fast einen Schreianfall, als ich auf diesen nackten Oberkörper blickte. Schweißgebadet und verwirrt zog ich mich an und wanderte in die Küche, wo meine Familie saß und mich hämisch anguckte. Mum, Dad, Jenn, Scarlett, Rico, Maiko und Feye... Alle waren sie da und gafften mich an. Jenn grinste: „Uuuuund, wie war's? Ist er gut?“ „Ja, ist er gut?“, fragte Dad, mit demselben Blick wie Jenn ihn schon hatte.

„Ja, ihr wisst ja gar nicht wie toll sich dreißig Zentimeter UMFANG anfühlen können!“ - tiefes Schweigen und Entsetzen erfüllten den Raum. Plötzlich ging jeder wieder seinen Aktivitäten nach und ignorierte mich.

„Also ich geh dann mal die umliegenden Restaurants und Wirtschaften abklappern um nen Job zu finden“, sagte Dad sogleich und verzog sich schnellstmöglich. Mum seufzte: „Ich geh mich mit Kyle treffen. Wir wollen Naga besuchen gehen.“ „Ich geh auch gleich arbeiten“, sagte Onkel Rico und verschwand genau so schnell wie Dad zusammen mit meiner Ma. Tante Scarlett versank in ihre Versuche ein halbwegs gescheites Frühstück herzurichten und die Kiddies bewarfen sich mit Essen.

Endlich kam auch Shin zu uns runter. Er hatte wie so oft sein Handy am Ohr.

„... Alter Stecher du! Mich hat sie nicht gleich ran gelassen und du schaffst es in der ersten Nacht!? Hallo!? Du bist scheiße, man!... Wo ich bin? Na bei meiner Hello-Kitty-Schnecke! ... Ja, Jill! Hahaha!“

Als ich ihm giftige Blicke zuwarf und sofort wusste, dass er mit meinem Bruder telefonierte, küsste er mich ganz unverlegen und redete weiter. Jenn und Maiko lachten mich inzwischen wieder aus, weshalb ich den Drang verspürte ein paar Leute zu killen und zu braten... Schweinebraten... Shin stopfte sich inzwischen mit sämtlichen Brötchen und Kuchen voll, die auf dem Tisch standen und telefonierte fleißig weiter. Mit jedem Stück Kuchen bekam Maiko schlechtere Laune.

„... Zum Meer gehen? … Keine schlechte Idee! Jill, Hailey fragt, ob wir heute alle zusammen schwimmen gehen wollen.“ „Klar, warum nicht...“, sagte ich müde und biss in mein Brötchen rein.

„Meer?“, fragte Feye schüchtern. „Jaaa! Das ist SOO groß und blau! Und da kann man drin schwimmen! Und Spaß haben!!!“, erklärte Jenn aufgeregt und mit heller Stimme. „Man kann Jenn auch angeln und Backfisch draus machen“, fügte Maiko hinzu und kassierte einen guten Schuss Sahne ins Gesicht. Feye blickte Shin und mich auf einmal mit riesigen Kulleraugen an... So wie sie es immer macht, wenn sie etwas will. Und verdammt nochmal, ich konnte nicht nein sagen.

„Guuut, ihr dürft auch alle mitkommen“, seufzte ich schwer und ließ meinen Kopf auf Shin's Schulter sinken. Er hatte auch endlich aufgelegt und legte seinen Arm um mich. „Redet ihr immer so über Hailey und mich?“ „Naja... Wenn Clyde und ich reden, geht’s eben um Sex... Hast du gut geschlafen?“ „Ja... Mein Erwachen war nur etwas... Seltsam...“ „Warum?“ „Och... Nur so... Hehehe...“ „Oookay...“
 

Da wir schon für eine Stunde später verabredet waren, packte ich meine Sachen zusammen. Shin wollte nicht erst nach Hause gehen um seine Badehose zu holen, also versuchte er Clyde's Schrank zu plündern um eine zu suchen. Schließlich fand er auch eine, die ihm jedoch absolut nicht passte.

„Boah, nein! Sag, bin ich zu fett, oder ist Clyde wirklich sooo dünn!?!“ „Clyde ist die Hälfte von dir, was erwartest du! Er wiegt garantiert zwanzig Kilo weniger als du!“ „So ein Arsch! Na gut, dann geh ich schnell nach Hause. Wir sehen uns nachher wieder. Ich lieb dich!“, sagte er noch schnell, küsste mich und joggte davon. Ich konnte mein Glück immernoch nicht fassen. Gott schien mich zu lieben! Erst kommen meine Eltern wieder, dann bekomme ich den Mann, den ich die ganze Zeit wollte... Hach... Jetzt müssten nur noch die nervigen Plagen verschwinden... Apropos! Ich wollte meine Rache an Maiko ausüben, weshalb ich kurzerhand zum Höhrer griff und Pia herzlichst zum Baden einlud. In Maiko's Namen natürlich! Sie freute sich so sehr, dass sie ohne zögern zusagte.
 

~ Feye Coldfire ~


 

~ Wenige Stunden zuvor ~
 

Dieser Traum... Diese Erinnerungen... Diese grausamen Erinnerungen!!! Sie sollen endlich verschwinden! Ich will zurück... Zurück zu meinem Papa, zu meiner Familie... Warum ist das nur alles passiert? Warum mussten alle sterben??? Ich will nicht mehr...

„PAAAPAAAA!!!“ „FEYE!!! DU MUSST ÜBERLEBEN! DU MUSST HIER WEG!!!“, schrie Papa mir zu, während er mich hoch hob und mit letzter Kraft weiter rannte. Durch den Lärm, den die Dämonen hinter uns mit ihren einschlagenden Energiebällen machten, konnte ich kaum ein Wort verstehen. Immer näher kamen sie...
 

Und dann – nichts...
 

Schweißgebadet riss ich die Augen auf... Schon wieder... Ich konnte mich nur Stückchenweise an das erinnern, was geschah, bevor ich in dieser Zeit ankam. Hier war alles so anders. Alle lebten so ohne Angst vor sich hin. Sie genossen ihren Luxus und kannten den wahren Kampf ums Überleben nichtmal ansatzweise. Ich vermisste meinen Dad und fühlte mich trotz der Familie, die ich um mich hatte so einsam.

In meiner Zeit war Dad ganz anders als hier. Mein Dad von dieser Zeit beachtet mich kaum und geht mir eher aus dem Weg. Das machte mich so traurig. Doch wenigstens zwei Freunde hatte ich hier gefunden.

Jenn und Maiko waren total nett zu mir. Sie erklärten mir alles. Vieles hatte ich noch nie in meinem Leben gesehen. So etwas wie Fernsehen und Schokolade gab es in meiner Zeit gar nicht. Was gab es dort überhaupt? Ich konnte mich nicht wirklich erinnern...

Ich beschloss meinen Kummer beiseite zu legen, damit die Anderen mich nicht fragen würden was mit mir los sei. Daher folgte ich Jenn und Maiko fröhlich in die Küche zum Frühstücken. Die ganze Familie war so aufgeweckt und laut... Sie lachten viel miteinander. Gelacht hatte man bei uns nie...

Dass Jill und die anderen Älteren uns mit zum Meer nehmen wollten, war für mich eine willkommene Abwechslung meine schlechten Erinnerungen für ein paar Stunden loszuwerden. Zudem freute ich mich auch etwas... Das Meer... Hatte ich noch nie gesehen.

Nach dem Frühstück half ich Jenn die Badesachen zu packen. Sie suchte nach ein paar Badesachen die mir passen könnten und wurde auch fündig. Stolz präsentierte sie mir einen... Bikini..., der ihr vor zwei Jahren passte. Es war mir eher unangenehm so etwas anzuziehen, aber besser als gar nicht ins Wasser zu können. Wenn ich mich das überhaupt trauen sollte – schwimmen hatte ich nie gelernt. Ich beobachtete Jenn, wie sie auf einmal ihr Handy raus kramte.

„Was machst du?“ „Ich rufe Alec an!“ „Alec?“ „Ja! Meinen Freund!“ „Ach stimmt ja, du hast ja schon einen Freund...“ „Ja! Er ist schon VIERZEHN Jahre alt! Das ist doch voll cool, oder?“ „Hmm...“ „Nichts, Hm! Das ist cool! Du solltest dir bald auch einen suchen!“ „Lieber nicht...“ „Ach, du wirst genau wie Jill!“, seufzte sie und fing an mit ihrem „Freund“ zu reden. Ich konnte raus hören, dass er wohl begeistert war von der Idee an den Strand zu gehen.

„Zum Glück haben wir heute alle Schulfrei! Das wird ein Spaß! Feye, willst du eigentlich auch mit uns an die Schule gehen?“ „Schule?“ „Oh man... Ja, Schule halt! Da wo wir Kinder immer gequält werden.“ „GEQUÄLT!? WIESO GEHT IHR DA FREIWILLIG HIN!?“ „Naja... Freiwillig ist das falsche Wort... Es ist eher Pflicht dort hin zu gehen. Und lesen, schreiben und rechnen sollte man schon können. Kannst du das etwa nicht?“ „Doch... Mein Papa hat mir das beigebracht.“ „Haha... Clyde kann das doch selber nicht mal.“ „MEIN PAPA KANN ALLES!“ „Ist ja gut!“, antwortete sie etwas verängstigt und wandte sich dann lieber der Tasche zu.

Am Strand trafen wir als riesige Gruppe zusammen. Jill hatte wohl noch ihre Schwester namens Debby eingeladen. Und so suchten wir erstmal einen freien Platz wo wir alle hin passten.

Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus! Das Meer sah so wunderschön aus! Diese Ausstrahlung!!! Fasziniert klammerte ich mich an Maiko's Arm: „WOW!!! DAS IST SO TOLL!!! SIEHST DU DAS!?!?! WOW!!!!“ „Ehm ja, das hab ich schon öfters gesehen“, antwortete er. Ich konnte meine Blicke nicht mehr abwenden. Eigentlich wollte ich den Ausflug nutzen um mit den Anderen Spaß zu haben und meinem Dad von dieser Zeit etwas näher zu kommen, doch schon nach kurzer Zeit merkte ich, dass irgendwie niemand für mich Zeit hatte...

Jill und Shinji waren die ganze Zeit miteinander beschäftigt... Dad und Hailey auch... Debby sonnte sich und wollte nicht gestört werden. Jenn war urplötzlich verschwunden. Sie sagte, sie würde sich lieber heimlich mit Alec treffen, da ihn die Familie nicht gerne mit ihr zusammen sieht. Mit voller Hoffnung doch noch jemanden zum Spielen zu finden, stellte ich mich zu Maiko, der etwas blass wirkte.

„Was ist denn?“ „Da! Ich hab doch richtig gesehen! Pia ist auch da!!!“ „Pia?“ „Ja! Die nervt!!!“ „Warum das?“ „Weil die in mich verknallt ist! Diese doofe Kuh! Ich bin dann mal weg! Wehe du verrätst mich!“, sagte er und rannte davon.

Und wieder stand ich alleine da... Seufzend und gelangweilt guckte ich mich um und beschloss den Strand zu erkunden.

Allzu weit wollte ich ursprünglich nicht von den Anderen weg gehen, doch ehe ich mich versah, sah alles gleich aus und ich sah nur noch fremde Menschen. Überall... Wo waren die Anderen auf einmal!? War ich wirklich so weit weg gelaufen?

Leicht ängstlich lief ich ein paar Schritte auf das Wasser zu, bis es meine Füße berührte. Es fühlte sich toll an! Doch auf einmal – dieser stechende Schmerz in meinem Kopf!!!

Es war als würde mir jemand in den Schädel stechen. Schreiend vor Schmerzen drückte ich meine Hände gegen meinen Kopf und sackte auf die Knie. Panisch riss ich die Augen auf und sah alles nur noch verschwommen.

Wie aus dem Nichts stand plötzlich ein Mann mit schwarzen Haaren vor mir... Diese Augen... Pechschwarz... Luzifer... Sein Gesicht würde ich überall wiedererkennen!

Seine verschwommenen Umrisse streckten mir die Hand entgegen. Nur schwer konnte ich ein hämisches Grinsen in seinem Gesicht erkennen: „Komm... Komm mit mir, kleine Prinzessin.“ „NEIN!!!“ „Komm... Zusammen werden wir unbesiegbar sein und Gott stürzen.“ „HAU AB!!! VERSCHWINDE!!!“, schrie ich panisch und so laut ich konnte. Ich schlug nach seiner Hand, doch da war plötzlich nichts mehr. Meine Schmerzen ließen nach und mit einem lauten Knall weit hinter mir, wurde ich aus meiner Illusion gerissen. Starr vor Angst blickte ich mich um. Überall am Himmel waren sie... Luzifer's Handlanger – Dämonen! Sie schossen ihre Kugeln aus dunkler Energie Richtung Strand. Überall konnte man Meterweit den Sand hochspritzen sehen. Es war genau wie früher!!! Meine Familie!!!

Fast geistesabwesend rannte ich in die Richtung aus der Angriffe verschiedenster Elemente ausgeführt wurden. Doch sehr weit konnte ich in dem Zustand nicht durch den heißen Sand laufen.

Von Weitem sah ich, wie meine Freunde und Familie den Kampf mit den hunderten Dämonen aufnahmen. Doch je mehr Dämonen gekillt wurden, desto mehr Neue tauchten wieder auf. Es war ein unendlicher Kampf. Inzwischen war unter den restlichen Menschen Panik ausgebrochen. Sie rannten hektisch durch die Gegend und schrien. Von einer Frau, die vor Panik den Verstand verloren hatte, wurde ich umgerannt und zu Boden geworfen.

Mit Tränen in den Augen guckte ich in den Himmel, der von immer mehr Dämonen bedeckt wurde. Sie griffen die Anderen an, um die ich Angst hatte. Ich wollte nicht, dass sie verletzt werden!!! Das war alles meine Schuld! Weil ich Luzifer nicht gefolgt bin!!! Bestimmt...

Plötzlich hörte ich eine laute Stimme aus der Entfernung: „ACHTUNG!!! HIER SPRICHT DAS AMERIKANISCHE MILITÄR!!! ERGEBEN SIE SICH SOFORT ODER WIR WERDEN DAS FEUER ERÖFFNEN!!!“ Über mir schwebten nun nicht mehr nur Dämonen, sondern auch riesige fliegende Dinger, in denen Menschen mit Gewehren saßen und auf uns alle zielten!!! Erkannten sie die Dämonen etwa nicht!? Konnten sie nicht sehen, WER hier das Chaos angerichtet hatte?! Es würde wieder so enden wie in meiner Zeit... Ich will nicht nochmal verantwortlich sein für so viele Tote... Nicht nochmal...

Wieder setzten diese stechenden Kopfschmerzen ein, die mich zwangen die Augen fest zusammen zu kneifen und zu schreien. Dabei bemerkte ich gar nicht welch Energie ich dadurch freisetzte... Einige Sekunden lang dauerte der Schmerz an, bis ich plötzlich die Stimme von Dad hörte: „Feye!!! Feye, was ist mit dir!? Mach die Augen auf!!!“ Ich riss meine Augen auf und sah die Anderen um mich herum, wie sie besorgt auf mich starrten. Tränenüberströmt fiel ich Dad in die Arme und guckte mich um. Der Himmel war schwarz wie die Nacht... Alles war dunkel und als ich mich umdrehte und aufs Meer blickte bekam ich einen Schrecken. Das ganze Meer war nur noch ein Eisklotz!!!

„Feye, was hast du gemacht!?“, schrie Hailey mich an und machte mir damit noch mehr Angst. „Sie hat den Himmel und das Meer verwandelt!“, sagte Jill aufgeregt und guckte hinaus aufs Meer. „Ich... Ich war das nicht“, stammelte ich leise und vergrub mich in Papa's Armen. Und wenn ich es doch war? Shin fluchte: „Wir müssen hier weg! Die denken wir haben hier einen Anschlag verrichtet, weil sie die Dämonen nicht sehen können!“ Jenn, ihr Freund und Maiko kamen auch angerannt. Auch diese Pia und Debby standen bei uns. Dad warf mich zu Shin rüber, ehe die ganze Gruppe so schnell es ging davon rannte.

Es dauerte nicht lange, da waren wir einige Meter vom Strand entfernt. So schnell wie Himmel und Meer sich veränderten, wurden sie auch wieder normal. Sprachlos starrten alle aufs Meer und auf den Himmel, wo kein einziger Dämon mehr war.

Shin drückte mich zu Dad in den Arm: „Also wenn DAS ihre Kraft ist, dann dürften die Dämonen bald keine Gegner mehr für uns sein...“, sagte er langsam und fassungslos.

Die Anderen stimmten nur nickend zu... Und ich fühlte mich überfordert. Wollen die mich nun als Geheimwaffe einsetzen? Ich konnte mit meinen Kräften nichts anfangen... Dass die Dämonen bald keine Gegner mehr für uns sein würden, sollte vielleicht stimmen, aber da gab es immernoch Luzifer...
 

Und der war bei Weitem nicht das größte Problem, wie sich bald noch herausstellen sollte...
 

Kapitel 6 ~ Verborgene Kräfte ~ Ende ~ Fortsetzung folgt
 

Hach, hab ich diesmal viel gelacht :D Wobei es gegen Ende ziemlich ernst wird ^_^ Ehrlich, ich liebe diese spannenden Endings wo mein Freund mich immer giftig anguckt und dann sagt: „LOS, SCHREIB WEITER!!! Q_Q“ Danach quetscht er mich mit tausenden Fragen aus und meckert dann, wenn ich ihn vollspoiler :) Diese Welt ist nicht gerecht!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück