Half a Year von PurplePassion (5. Kap online: "Roadtrips"! [ShikaIno & Nebenpairings]) ================================================================================ Kapitel 5: Roadtrips -------------------- Aus Shikamarus Sicht „Und Liebes, wie schmeckt dir das Essen?“ „Ausgezeichnet, Sie haben sich selbst übertroffen.“ Das Stöhnen in meiner Kehle wird mit Mühe heruntergeschluckt. Immer ist’s die gleiche Leier. Immer kommt sie zwei Mal im Monat zum Abendessen, immer fragt meine Mutter sie wie ihr das Essen so gefällt, immer sagt sie, es wäre exquisit. Ino hasst Paprika. Sie hasst Knoblauch und Zwiebel, vor Allem wenn es gebraten ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr der Ratatouille tatsächlich so ‚ausgezeichnet‘ schmeckt. Meine Mutter beginnt zu erzählen wo man das beste Gemüse für solch ein Gericht bekommt, erklärt ihr wie man beim Kochen des Rezepts vorgeht und was für Vitamine so ein Schmaus einbringt. Yoshino Nara ist eben ganz Mutter... zu meinem Übel eigentlich. Unser Gast nickt höflich und lächelt sanft während sich meine Mutter darin immer mehr vertieft. „Yoshino, lass das arme Mädchen doch in Ruhe essen! Sie kommt ja schon garnicht mehr dazu“, unterbricht mein Vater sie als Mutter damit anfängt zu überlegen was sie wohl bei ihrem nächsten Besuch vorbereiten sollte. Mom schaut ihn giftig an, wendet sich wieder der Blondinen und lächelt nur, ehe sie in Stille weiter isst. Ich schiele zu meiner Gegenüber, die lange auf den Teller starrt und wohl an etwas denkt. „Ist was?“ Erst als ihre penetrant blauen Augen auf meine stoßen, realisiere ich wie mir die Frage ohne es selbst bemerkt zu haben ausgerutscht ist. Auch meine Eltern schauen sie nun fragend an, Ino errötet etwas. „Ich überlegte nur, was ich letztens über Vitamin A gehört hatte“, mit einem beklommenen lächeln richtet sie ihre Sicht wieder gen Teller, „Es will mir einfach nicht einfallen.“ Mutter nimmt die Servillete von ihrem Schoß, schluckt runter und fährt sich damit kurz über die Lippen: „Nun, zu hohe Einnahmen dieser Vitamine während man ein Kind erwartet, sollte man eher unterlassen, weil... hm, ich weiß garnicht mehr wieso!“ „Wegen Fehlbildung beim Baby“, ergänze ich, „Vor Allem in der Frühschwangerschaft.“ Die Yamanaka lächelt gezwungen: „Interessant. Das wusste ich garnicht.“ Ich hebe eine Braue und beobachte wie sie unauffällig einen großzügigen Schluck Wasser zu sich nimmt, sobald sie ein Bissen des Ratatouilles in den Mund gesteckt hat. „Ino“, erklingt plötzlich Shikakus Stimme, „hast du in letzter Zeit etwas von deinem Vater gehört? Angestrengt schluckt die Angesprochene ihren Happen runter und wartet wohl noch ein Weilchen bis der Würgreiz vergangen ist, bevor sie ihm antwortet: „Jetzt wo Sie es so erwähnen, nein. Ich war sehr abgelenkt mit den Prüfungen und all dem. Seit einer Woche habe ich ihn nicht mehr gesprochen.“ Mein Vater nickt verstehend, aber fährt fort: „So etwas dachten wir uns bereits. Nunja, er hat mich heute Morgen angerufen damit ich dir etwas ausrichte. Er meinte er könne dich nicht slebst anrufen, da er, abgesehen von heute in der Früh, keine Zeit dafür gefunden hat.“ Es tretet eine kurze Pause ein, in der er einen weiteren Bissen isst, Ino trinkt währenddessen von ihrem Glass Wasser. „Er will, dass du morgen oder spätestens am Sonntag zu ihm fährst. Ihr habt doch nun eine Woche frei, habe ich Recht?“ Inos Erstaunen ist von ihrem Gesicht zu entnehmen, aber sie nickt schweigend. „Gut!“, diesmal wendet er sich mir, „Und du fährst sie natürlich hin, Shikamaru.“ Am liebsten würde ich nachträglich einen Schluck von meinem Getränk nehmen und es ihm ‚versehnetlich‘ ins Gesicht spucken. Wieso habe ich zu solchen Momenten nie etwas im Mund? Automatisch wandert mein Blick zu Ino, die wohl ähnliche Bedenken haben muss wie ich. „Das Essen ist wirklich gut, Mrs. Nara...“ *** Zum Kotzen ist das alles! Ich habe mich nur selten in einer Situation befunden in der ich nicht wusste, wie ich mit Jemanden umgehen sollte. Komischerweise befassten so gut wie alle dieser wenigen Male sie. Ino Yamanaka. Dieses dumme Blondchen! Die Fahrt hierher war bereits unangenehm genug. Abgesehen davon, dass die Kälte des Streits nicht ganz verblasst ist, war noch nicht einmal Chouji oder sonst noch jemand dabei, wie es normalerweise der Fall ist, wenn ich Ino nach D.C. fahren muss. Mr. Yamanaka mag es nicht, wenn sie alleine dahin fährt, deswegen verdonnert mein Vater mich dazu sie zu begleiten oder selbst zu fahren. Manchmal tut das auch Chouji und meistens kommt er ebenfalls mit, vielleicht auch Tenten, Sakura oder sonst jemand. Ich trete raus in die kalte Luft und atme tief ein. Ino geht es schlecht, mal wieder. Oder immernoch? Sie war schon immer anfällig dazu sich zu übergeben, aber ich glaube, dass ich sie in dieser Woche mehrmals brechen gesehen habe, als in den letzten 16 Jahren zusammen. Vom Fahren wird ihr schlecht. Vom Essen wird ihr schlecht. Von Nervösität wird ihr schlecht. Und wenn ich rauche wird ihr auch schlecht. Klasse. Und was tu ich? Nichts, weil sie sich ja nicht helfen lassen will! Ich biete ihr an in eine Apotheke zu fahren und nach etwas zu fragen, aber sie beneint. Ich frage sie ob sie eben Luft schnappen will und dazu sagt sie ebenfalls nein. Ich frage sie ob sie etwas Essen will, aber immer heißt es nein, als würde sie mir nur widersprechen wollen. Ich verstehe ja, dass wir unsere Probleme haben, aber zumindest in so einem Zustand könnte sie davon absehen! Genauer betrachtet hat sie das in der Vergangenheit immer, um präzise zu sein hat sie sich des Öfteren mir zugewandt wenn es ihr nicht gut ging. Schon mit den Nerven am Ende versuche ich das Feuerzeug an zu machen un scheitere dabei merhmals. „Fuck“, fluche ich halblaut. Kann denn heute garnichts richtig laufen? Heftig schüttel ich den grünen Anzünder und drehe wiederholt am Reibrad runter, ohne Erfolg. „Brauchst du Feuer?“ Eine hübsche Brünette hält mir ein weißes Feuerzeug entgegen und lächelt dabei freundlich. Nickend lehne ich mich zu ihr vor sobald sie eine kleine Flamme angezündet hat und ziehe zwei Mal, bis ich klar eine Glut am Ende der Zigarette erkennen kann. „Danke“, sage ich und sie steckt das Feuerzeug in die Jackentasche. „Verdammt kalt“, kommentiert sie und ich nicke wieder, „Unterwegs?“ „Ja, nach D.C.“ „Dann ist’s ja noch ein Weilchen hin.“ Oh man, wie ich Smalltalk hasse. Ich antworte nicht und schaue sie stattdessen an. Sie muss Anfang Zwanzig sein, hat grüne Augen, eine schlanke, hochgewachsene Figur und scheint befriedigt davon, dass ich sie so beobachte. „Fährst du allein?“, fragt sie nach einer Weile, schmeißt die Zigarette auf den Boden und ich verspüre den Drang zu seufzen. „Wieso?“, erwidere ich nur worauf sie breit und mit gespielter Peinlichkeit grinst. Sie ist wirklich hübsch. Normalerweise würde ich gesprächiger sein und mitspielen, aber... Eine blonde Haarmähne zieht meine Aufmerksamkeit auf sich und ich unterbreche den Augenkontakt zwischen mir und dem unbekannten Mädchen. Ich ziehe ein letztes Mal tief von der Kippe und lächel meine Gegenüber leicht an. „Tut mir Leid, ich muss los.“ Mit einem befangenen Gesichtsausdruck lasse ich die Schöne zurück und folge der Blondinen. Ich hole sie ein und frage: „Gibt es einen bestimmten Grund warum du in der Kälte warten willst oder wieso sagst du nicht bescheid?“ „Ich wollte nicht stören.“ Die Augen verdrehend verfluche ich ihr Verhalten. Diese kalte, distanzierte Art entspricht eigentlich mir, nicht ihr. Niemals ihr. Sie ist kess, tempramentvoll und laut. Sie ist frech, dreist und dickköpfig. Sie erschreckt mich. Bestimmt fasse ich sie am Handgelenk und ziehe sie mit sanfter Gewalt zu mir zurück. „Ich glaube wir müssen endlich darüber reden.“ Ihre Augen fangen die meinen und ich bin von ihnen eingenommen. Sie haben mich schon immer fasziniert. Es ist kein helles Blau, wie es bei den meisten blauäugigen Menschen der Fall ist. Von einer gewissen Distanz könnte man gar vermuten, dass sie dunkelbraun sind, aber wenn man ihr direkt in die Augen schaut, sieht man, dass sie ein tiefes Blau haben, so wie das Meer. Oder ein mondbeleuchteter Nachthimmel... Gott, ich fang schon wieder an schnulzig zu werden. „Mir ist kalt, Shika“, sagt sie gedämpft und ich bin erleichtert, dass zumindest ein bißchen Gefühl darin steckt. Mir wird klar, dass sie damit signalisiert, dass sie das jetzt wirklich nicht will. „Iss doch wenigstens etwas“, sage ich deshalb dann nur, aber sie schüttelt leicht den Kopf. Ich seufze und schließe das Auto auf, wir beide steigen ein und setzen unseren Weg zum größten Teil schweigend fort. *** „Wenn ihr mich entschuldigen würdet.“ Ruckartig und agressiv steht Ino vom Tisch auf und schmeißt noch wütender ihre Servillete drauf. „Ino, bitte reiß dich zusammen!“ Mit einem verärgerten Schnaufen verlässt sie das Esszimmer und ihre Schritte hallen in der Eingangshalle laut wieder. Ich schaue zu Mr. Yamanaka, der wiederrum die Frau ihm Gegenüber anschaut, so schaue ich ebenfalls zu ihr. Die Dame mit erdbeerblonden Haaren und dunklen Augen schaut ungemütlich auf ihren Schoß runter, als sie eventuell zu Inos Vater hinauf sieht, ist ihr Blick voller Sorge und schlechtem Gewissen, sie guckt wieder weg. „Mach dir keine Sorgen, Liebes“, der Mann dreht sich nun mir zu, „Bitte entschuldigt ihr Verhalten, sie ist eben in Schock...“ Ich schaue wieder zu Samantha die schwach nickt: „Solltest du ihr nicht nachgehen, Inoichi?“ „Ach, sie kriegt sich bestimmt wieder ei-„“ Das Brummen eines Motorrads unterbricht seinen Redefluss und er horcht erschrocken auf ehe er plötzlich aufsteht: „Oh nein, das ist doch wohl nicht ihr Ernst!“ Auch Miss Parker ist geschockt und schaut verstörter drein als zuvor. „Erlauben Sie mir“, sage ich und stehe auf, „Ich hole sie zurück.“ „Bist du dir sicher, mein Junge?“ Ich bejahe mit einer Kopfbewegung und verlasse ebenfalls das Haus. Draußen stecke ich die Hände in die Hosentaschen und könnte Ino zum unzähligsten Mal an diesem Tag an die Grugel springen. Sie ist wirklich nichts als Ärger! Kopfschütteld denke ich darüber nach was für ein aufmerksamkeitsgieriger Mensch sie ist. Mir ist nur zu gut bewusst wohin sie verschwunden ist, weiß auch, dass es nicht zu weit weg ist, sie definitiv kein Motorrad braucht um dort hin zu gelangen und dass sie ihrem Vater damit bloß verdeutlichen wollte, dass sie aus dem Haus geht, damit er sich Sorgen um sie macht. Nach weniger als zehn Minuten bin ich auch schon am genannten Ort angekommen und sehe bereits Ino auf einer Schaukel sitzen. Es ist ein Spielplatz in der Mitte eines winzigen Waldes; als Kinder sind wir oft hierher gekommen. „Konntest du nicht wenigstens daran denken eine Jacke mitzunehmen?“, stöhne ich, als ich bemerke wie leicht bekleidet sie ist. Genervt ziehe ich meine aus und trete hinter sie. Ino legt ihre Hände auf den Schoß und lässt zu, dass ich ihr mein Jackett auf den Schultern hänge. Sie zittert und als ich sie an der Taille nehme, geht sie von ihrer eingesackten Haltung auf eine aufrechte Position, augenblicklich nach den Seilen fassend. Sanft greife ich stärker an ihren Seiten und ziehe sie mit, als ich einige Schritte nach hinten tue bevor ich sie wieder los lasse. Schweigend lässt sie sich für einige Minuten Schaukeln, dabei kommen mir hunderte Erinnerungen hoch und ich überlege ob ich diesen Ort mag oder eher verabscheue. Schließlich trete ich zur Seite als sie aus eigener Kraft weiter macht und nutze diese Zeit um mir eine Kippe anzuzünden. Ich setze mich ans Ende einer Rutsche gegenüber der Schaukeln und bemerke, wie das Mädchen weint, ein frustrierter und trauriger Ausruck in ihrem Gesicht. Deswegen stehe ich auf, gehe wieder hinter sie und packe fest an den Seilen um dem Schaukeln ein Ende zu bereiten. Ino springt sofort auf und will weggehen, aber ich halte sie zurück und drehe sie zu mir, dann krallt sie fast instinktiv ihre Finger in meinen Pulli und drückt ihr Gesicht gegen meinen Brustkorb. Meine Hand wandert zu ihren Kopf wo sich meine Finger in ihren Haaren vergraben. „Er hätte sie mir wenigstens früher vorstellen können“, weint sie, ihre Worte sind stumpf, weil sie in mich rein redet, „Bervor sie sich verlobt haben!“ Ich lächel: „Hätte das etwas geändert?“ „Ich würde sie jetzt weniger hassen.“ Leise lachend drücke ich sie etwas weg und schaue ihr ins Gesicht. „Aber hassen, nichtsdestotrotz“, ihre Augen sind, wenn überhaupt möglich, größer und komischerweise sehe ich das Blau selbst bei dieser Dunkelheit aufblitzen, „Dein Vater hat auch Bedürfnisse, Blondie.“ Damit schaut sie weg, ihre Lippen beben. „Er hätte mich eher darauf vorbereiten sollen!“ Zustimmend nicke ich ihr zu, aber meine: „Du weißt ganz genau, dass du ihr trotzdem das Leben zur Hölle gemacht hättest.“ Nun wütend tritt sie von mir weg. „Was denkt er sich eigentlich? Er hat kein Recht!“, ihre Stimme versagt gegen Ende, „Kein Recht... ich – ich kenne sie doch kaum!“ Ich setze mich auf eine Schaukel und werfe den Nacken nach hinten, sehe in den sterngefluteten Himmel. Man, ist mir kalt. „Du wirst Gelegenheit dazu haben sie kennenzulernen. Freundlichkeit würde dabei übrigens nicht schaden.“ Ino schluchzt: „Ich meine meine Mutter, du Vollidiot.“ Verwundert sehe ich wieder in ihre Richtung. Sie steht mir den Rücken zugewandt, sich umklammernd und auf den Boden schauend da. Ob das Zittern vom Weinen oder von der Kälte kommt? Die Stille umgibt uns für eine lange Zeit in der ich sie nur beobachte und sie nichst weiter tut als zerbrechlich da zu stehen. „Ich hasse diesen Ort“, entschließe ich endlich und Ino schnauft belustigt. Dann dreht sie sich langsam zu mir um und lächelt. „Irgendwie schon...“ Als fünfjähriges Rotzlöffel hatte Ino einiges mit mir hier erlebt. Im März jenen Jahres vergruben wir, zusammen mit Chouji, unsere liebsten Spielzeuge, weil sie uns davon überzeugte, dass man Opfer im Leben bringen müsse. Im Mai sorgte sie dafür, dass wir zwei aus einem Baum fielen und ich mir dabei ein Arm brach, während sie weich auf mir landete. Im selben Monat fand ich sie in der Nacht hier wieder und tröstete sie, weil sie um ihre gerade verstorbene Mutter trauerte. Im August küssten wir uns zum ersten Mal, während ich genau auf dieser Schaukel saß. Sieben Jahre später folgte unser zweiter und weitere drei danach unser vierter Kuss. Genau hier, in dieser vermaledeiten Spielfläche. Seufzend kommt sie vor mir zum Halt und schaut mich fragend, fast bettelnd an. „Gib Samantha und dir selbst etwas Zeit“, sage ich, „Dass sie verlobt sind heißt nicht, dass sie morgen heiraten werden.“ Sie setzt sich erschöpft neben mich und ich ergänze: „Und du weißt selbst, dass sie in deiner Erinnerung bleiben wird, Ino. Dein Vater hat immer versucht sie dir so nahe wie möglich zu bringen. Du brauchst keine Angst zu haben.“ Ich erinnere mich warum mir der Spielplatz nicht geheuer ist. Seltsamerweise macht er irgendwas mit uns, denn wir verhalten uns immer anders sobald wir herkommen und das schon seit ich denken kann. Verflogen ist die Ferne und der mir immer unerklärliche Groll. Hier ist es wie eine Auszeit unseres ewigen Kalten Krieges. Ich drehe den Kopf zu ihr und wünsche mir, mit ihr zu reden. Ernst zu reden. Über jene Nacht, jene, die unser ganzes Verhältnis nochmals auf 180º gedreht hat. Ich kann es nicht ausstehen unsicher vor anderen Leuten zu sein. Zu meinem Übelergehen war ich das vor der jungen Yamanaka schon zu oft und diese Kluft zwischen uns lässt mich ebenfalls unsicher werden. Inzwischen bin ich mir aber einiges klar geworden. Am Anfang hatte ich garnicht den Drang dazu gehabt darüber zu reden, man könnte gar meinen, dass ich der Sache aus dem Weg gegangen bin, aber jetzt will ich wirklich darüber sprechen. Weil ich nämlich sehe, was es mit uns macht oder eher was es mit ihr macht. Sie ist konstant sauer auf mich, geht niemals darauf ein wenn ich zuvorkommend sein will und ist sogar respektlos mir gegenüber geworden. Und ich bin mir nicht sicher warum mich diese Einstellung dazu bewegt ihr näher kommen zu wollen, aber etwas in meinem Inneren schreit wohl nach Anerkennung, nach Verständnis und Wissen. Ich will sie endlich verstehen, so wie es sonst der Fall ist. Die Blondine steht auf und stellt sich hinter mich. Als sie mich an den Schultern packt und anfängt mich leicht hin und her zu schaukeln, nehme ich wieder die Mystik dieses Ortes wahr und ich muss schmunzeln. „Es tut mir Leid, dass ich während der Fahrt so unerträglich war.“ Ich zucke nur die Schultern, bin aber im Inneren sehr angespannt, wartend auf das was kommt. Um das Gespräch weiter anzutreiben bemerke ich: „Du bist in letzter Zeit aber anstrengender als sonst.“ „Erinner mich nicht“, seufzt sie nur, „Ich habe keine Lust über den ganzen Mist nachzudenken, der in meinem Leben vorgeht.“ „Welch Ironie. Sonst kannst du garnicht die Klappe drüber halten.“ Ich spüre förmlich das Funkeln in ihren Augen und zucke belustigt, als sie mich haut. Nach einer stillen Pause, nehme ich mich zusammen und frage sie: „Dieser Mist involviert aber nicht zufälligerweise mich, oder?“ Ino braucht eine Weile ehe sie mir antwortet: „Vielleicht.“ „Und es hat nicht mit dem zutun, was ich dir letzte Woche gesagt habe?“ Auch ich brauche meine Zeit um meine Worte abzuwiegen; diese ganze Sache hat schon was Peinliches an sich. „Vielleicht“, wiederholt sie nur, etwas unsicherer. Ich drehe mich ein wenig nach hinten und schaue zu ihr rauf, woraufhin sie nur milde und kurz lächelt, ehe sie meinem Blick ausweicht und mich etwas weiter weg schubst als sonst. „Warum macht dich denn so eine Aussage überhaupt wütend?“ Es war schon schwer genug ihr zu sagen, dass ich sie auf einer Freundschaft-übertreffenden Weise mag, ich hätte nicht gedacht, dass das hier schwieriger wird. Das Mädchen atmet bloß etwas sauer aus und erwidert: „Vielleicht, weil ich dem nicht wirklich Glauben schenken kann und ich mich folglich verarscht fühle?“ Abrupt bleibe ich stehen und drehe mich zu ihr um, ein verwirrter Funken im Gesicht. „Glaubst du ernsthaft, dass ich so was aus Lust und Laune heraus sage?“ „Shika, das hast du doch nur wegen der einen Nacht da gesagt!“ Ino scheint aufgeregt, kann mir aber nicht ins Gesicht schauen und ich muss sie am Handgelenk halten, damit sie nicht auf die Idee kommt wegzulaufen. „Also lässt alles doch darauf zurückführen“, sage ich und drehe mich wieder um, lasse sie mich weiter Schaukeln, damit es ihr nicht zu unangenehm ist, „Es tut mir Leid, dass wir nicht schon eher darüber gesprochen haben. Allerdings scheint dir das jetzt aus irgendeinem Grund zu spät zu sein.“ Ihre anfängliche Stille nehme ich als eine Bejahung an. „Sagen wir einfach, ich hätte mir den Morgen danach etwas anders vorgestellt... Wahrscheinlich war das aber auch zu viel verlangt.“ Ich atme schwer aus, weil sich ein gewisses Schulgefühl in mir einschleicht. „Kommt ganz darauf an. Was hättest du anders erwartet?“ „Beispielsweise hätte ich mir eher Morgensex anstatt Narutos Reinplatzen und Würgegeräusche zum Aufwachen vorgestellt!“, als sie mir gleich energisch erwidert, bin ich teilweise beruhigt ihr sonstiges selbst zu sehen. Ich kann sie praktisch vor mir sehen, wie sie die Augen gen Boden richtet und ein roter Schimmer ihre Wangen zückt. Letzlich drehe ich mich zu ihr um und schaue sie ernst an: „Ich war feige, ich wusste nicht wie ich mit dir danach umgehen sollte. Ich schätze mal, dass so gut wie alles in mir danach geschrieen hat, aber diese winzig kleine Unsicherheit in mir hat es nicht zugelassen. Dass ich so gehandelt habe, heißt jedoch nicht, dass du mir unwichtig bist, oder dass ich dich nur ausnutzen will! Blondie, was ich dir im Krankenzimmer gesagt habe, ist keine Art mich aus irgendetwas rauszureden oder dir etwas einzureden.“ Die Angesprochene nimmt sich eine Weile bevor sie lächelt und eher zu meinem erstaunen, zieht sie mein Gesicht zu sich, beugt sich leicht und küsst mich. Die Zeit scheint stillgestanden zu sein, ich bin völlig eingenommen von ihrem Geruch, dem Geschmack ihrer Lippen und ihrem Mund, von dem Gefühl ihrer weichen Hand an meinem Nacken und das Kitzeln ihrer Haare an meiner Schulter. Dann Endet alles und ich realisiere, dass der Kuss nicht mal eine ganze Minute gedauert haben muss; schon jetzt sehne ich mich nach mehr. Ihr Gesicht ist so nahe an meinem, dass ich gar ihre Wärme spüre und das Hauchen gegen meine Haut fühle sobald sie anfängt zu sprechen: „Was ich am ehesten erwartet hätte ist, dass ich neben dir aufgewacht wäre. Aber du bist gegangen, Shika. Und der Grund macht alles eigetlich nur noch Schlimmer.“ Sie legt ihre Hand auf meine Wange und schaut mir tief in die Augen. Dann stellt sie sich wieder aufrecht hin, dreht sich um und geht auf ihr Motorrad zu. Ich beobachte sprachlos und verblödet zu wie sie von der Dunkelheit umhüllt wird und finde, dass Ino sich noch nie so weit entfernt von mir gefühlt hat wie jetzt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)