Sacrifice von abgemeldet (Wichtel-FF für Lianora, Schmetterlingswichtelaktion der Durchgeknallten FF-Autoren) ================================================================================ Kapitel 3: Teil 3 ----------------- Sacrifice – Teil 3 „Sorata?!“ Arashi riss überrascht die Augen auf. „W-was machst du hier?“ „Na, du hast mich gerufen und hier bin ich.“ Der Himmelsdrache lächelte. Es schmerzte ihn zu sehen und zu wissen, dass er nicht wirklich in dieser Welt weilte. Wieder rannen Tränen über ihr Antlitz, ohne dass sie es zu verhindern wusste. Die Itako mischte sich ein: „Eurer Reaktion zu Folge, ist das nicht der Geist, den ihr zu sehen wünschtet. Soll ich ihn zurückschicken?“ „Ich ...“ Arashi wusste nicht, was sie sagen sollte. Hoffnungsvoll blickte sie zu ihrem Geliebten, der sie wegen des verfluchten Schicksals viel zu früh verlassen hatte. „Nein“, antwortete Sorata für das blasse, stumm weinende Mädchen, dabei legte er seine Hand auf ihre Wange. „Noch nicht. Sie braucht mich.“ Die Berührung, die sich wie ein warmer Windhauch anfühlte, lies nur um so mehr Tränen fließen. Zärtlich schloss der Junge die Arme um seine zurückgebliebene Freundin und strich durch ihr langes, glattes Haar, welches er so geliebt hatte. Er sprach nicht, lies sie einfach nur weinen. Natürlich wusste er, dass dieses Zusammentreffen nicht von langer Dauer sein würde, ebenso wie auch Arashi das wusste. Doch es war wichtig diesen Augenblick nicht zu vergeuden. Er war gestorben, um sie zu schützen. Sie und das neue Leben, welches gerade unter ihrem Herzen entstand. Sein Kind, das in ein paar Monaten geboren werden würde, das er nur aus der Ferne würde aufwachsen sehen. Ganz so, wie er sie seit dem Tag seines Ablebens beobachtete, und versuchte zu beschützen, obwohl seine Möglichkeiten als Geist stark eingeschränkt waren. „Sorata, ich ... du ... wir ...“ „Ich weis“, flüsterte er in ihr Ohr. „Wie ...?“ Die Verwirrung war ihrer Stimme anzuhören. Er lächelte bitter, wünschte er sich doch, dass er wirklich bei ihr sein konnte. „Ich bin immer bei dir.“ „Ich möchte euch beide nur ungerne stören, doch ich dachte es ginge darum einen Spiegel zu finden.“ Mit ruhiger und geduldiger, aber bestimmter Tonlage unterbrach die Itako das Wiedersehen der beiden Liebenden. Arashi bemühte sich um Fassung, darum sich zusammen zu reißen. Schließlich nickte sie. „Ja, ihr habt Recht, Minamoto-san.“ Sie sprach leise mit belegter Stimme. „Ich denke ich kann euch helfen.“ Überrascht blickte Arashi Sorata an. Auch die Mine der blinden Itako wandte sich mit einem Ausdruck der Überraschung dem Geist des Himmelsdrachen zu. Bevor jedoch auch nur eine von beiden etwas fragen konnte, hatte der Mönchszögling schon seine Antwort parat: „Ich kann mich in der Geisterwelt bewegen und habe dort noch immer meine Kräfte. Außerdem ...“, fuhr er fort, da Arashi bereits widersprechen wollte, „... ich habe ihn gesehen, als du ihn verfolgt hast, und bin ihm dann gefolgt. Ich weis, wo ich den Dieb finde. Sag mir nur, was genau er gestohlen hat. Wie sieht es aus?“ Völlig gebannt blickte die versteckte Miko des Ise-Schreins ihren Geliebten an. Es dauerte einige Sekunden, bis sie sich vollkommen gewahr geworden war, was Sorata soeben von sich gegeben hatte. Schließlich nickte sie. „Gestohlen wurde der Yata no kagami. Wie du sicher weist, gehört er zu den heiligen Throninsignien des Tenno und war ursprünglich Eigentum von Amaterasu-o-mi-kami. Allerdings sieht der Spiegel nicht so aus, wie wir uns heute Spiegel vorstellen. Aufgrund seines Alters handelt es sich bei Yata no kagami um eine polierte Bronzescheibe. Die Rückseite ziert das Zeichen Amaterasu-o-mi-kamis – eine Sonne.“ Sorata nickte. „Gut, dann bitte ich euch nun mich zurückzusenden. Aber bitte erklärt mir, wie ich Kontakt aufnehmen kann, sobald ich den Spiegel bei mir habe.“ Die Itako hatte ihr Gesicht Sorata zugewandt, als sie zu sprechen begann. „Nimm dies mit dir.“ Ihre blasse, mit feinen Äderchen durchzogene, Hand griff in die Falten ihres Hakama und holte eine Lederkette hervor, an der ein weißer Magatama hing. Sie gab es Sorata in die Hand und fuhr fort: „Trag es um den Hals und du kannst mit mir in Verbindung treten, wenn du dich darauf konzentrierst. Aber verlier es nicht, es ist überaus wertvoll.“ Sorata lachte dankend, als er sich die Magatamakette um den Hals legte. „Keine Sorge, Großmutter, ich werde es hüten wie meinen Augapfel.“ Flüchtig küsste er Arashi auf die Wange, bevor er in das heilige Feuer trat und die Itako ihre Arbeit tun lies. Es kam Sorata wie eine Ewigkeit vor, dass er durch die Schwaden aus violettem und weißem Nebel schwebte, immer vorbei an neuen Ausgängen, die zu anderen Orten der Geisterwelt und zu anderen Seelen führten, die verloren schienen in der Unendlichkeit dieser spirituellen Ebene. Schließlich fand er die Höhle, die er zuvor schon einmal gesehen hatte. Er stoppte im Flug und betrat sie. Viele obskure Gegenstände waren zu sehen. Es herrschte ein derartiges Chaos, dass Sorata etwas Zeit brauchte, um sich im Schein der Fackeln zu orientieren. Dann erblickte er den Spiegel, welcher ihm von Arashi beschrieben worden war. Geradewegs ging er darauf zu und griff danach, als er zu Boden gerissen wurde. Über ihm war der stinkende Atem des diebischen Schlangenwesens. 'Uärks! Der könnte gut ein Pfefferminzbonbon gebrauchen!', dachte der Braunhaarige unwillkürlich und drückte seine Hände gegen den Oberkörper seines Gegners. Kurze, elektrische Schockwellen durchzuckten den Schlangengeist, sodass er in einer schnellen Bewegung von Sorata zurückwich. „Was willst du von mir?“, zischte das Wesen und blickte Sorata wütend an. Ruhig stand der junge Mann auf. „Diesen Spiegel.“ Er deutete auf Yamato no kagami. Der Schlangengeist lachte kalt. „Den kannst du nicht haben, der gehört mir. Den brauche ich noch.“ Das Zischeln in der Stimme wurde aufgeregter je länger er sprach. „Wozu?“ „Ich muss meinen Urahn Yamato no Orochi* rächen. Alle Macht wurde ihm von Susanoo* genommen. Und das heilige Schwert hat er auch an sich genommen.“ Sorata glaubte schon sich verhört zu haben, als das Wesen vor ihm auf ein altertümliches Kurzschwert deutete. „Was ist das für ein Schwert und wozu benötigst du den Spiegel?“, wollte er nun wissen. Das Wesen zischte als würde es Unwissenheit nicht eben wertschätzen: „Ich habe Kusanagi* vom Grund des Meeres geborgen. Ich ganz allein habe es aus den Händen Skeletts gerissen, dass es umklammert hielt und mit in die Tiefe gerissen hatte. Niemand soll es besitzen außer mir. Und mit dem Yamato no kagami und der Yasakani no magatama*, die ich bald besitzen werde, werde ich das Reich, das mir zusteht, erobern. Ich werde Susanoo und Amaterasu unterwerfen.“ Die Augen des Schlangengeistes hatten einen irren Ausdruck angenommen. Einen kurzen Moment lang weitete Sorata die Augen. Das waren Informationen, mit denen er keines Falls gerechnet hatte. Der Himmelsdrache legte seine linke Faust in seine rechte Hand und knackte mit den Knöcheln. „Ich fürchte das kann ich nicht zulassen“, knurrte er. Kleine Blitze zuckten um seine Hände herum. Die elektrisch aufgeladene Luft knisterte bedrohlich. In diesem Augenblick warf sich der Dieb auf Sorata, der seinen Körper gerade noch zur Seite rettete und nach dem Spiegel griff. Die andere Hand fand irgendwie das Schwert Kusanagi. Scharfe Krallen schlugen Sorata entgegen. Mit der Rückseite des Spiegels wurden sie abgewehrt. Die Wut des verstorbenen Himmelsdrachen wuchs an. Gleichsam wurde die Klinge Kusanagis von Elektrizität durchflutet. Helle Spiralen, aus Blitzen gemacht, umkreisten das uralte Schwert, das schon so viele Schlachten gesehen hatte. Noch einmal sauste das Schwert durch die Luft, noch einmal berührte es hitziges Fleisch und noch einmal spürte es Blut auf seinem harten Metall. Kusanagi hatte sich erneut von einem jungen Krieger führen lassen und hatte nach all den Jahrhunderten des Friedens in den kalten Fluten erneut das Leben eines Gegners genommen. Sorata benötigte einige Minuten sich zu sammeln, bevor er mithilfe der Magatama-Kette um seinen Hals die Itako rief, die ihn zurückholte in das heilige Feuer des Schreins von Ise. Als er Arashi erneut gegenübertrat, hielt er in der einen Hand den Spiegel Amaterasus und in der anderen das Schwert Susanoos. Die Miko blickte auf das Schwert. „Was ...?“ „Unser Dieb hatte sich auch Kusanagis bemächtigt. Ich schätze das sollte der Familie des Tenno zurückgegeben werden.“ Damit übergab er das Schwert seiner Geliebten, die noch immer ein wenig irritiert dreinblickte, es aber annahm und vorsichtig zur Seite legte. Schließlich nahm sie auch den heiligen Spiegel, überglücklich, dass das wertvolle Stück seinen Weg zurück in den Schrein gefunden hatte. Vorsichtig legte sie ihn neben das Schwert und stand auf. Sie wusste es war nun Zeit sich zu verabschieden. Sanft legte sie die Arme um den Geliebten. Ihre tränennassen Augen versteckte sie an seiner Schulter. Soratas Arme schlangen sich um Arashi. Auch er war traurig, dass er sie und sein ungeborenes Kind schon wieder so zurücklassen musste. Natürlich würde er sie aus der Ferne, aus der anderen Welt heraus, immer beobachten, sie beschützen so gut er es konnte. Ganz so wie er es schon die letzten Monate getan hatte. Und doch war da dieses Gefühl, dass dies nicht ausreichte. Innerlich verfluchte er das Schicksal, das sie nach der Zeit so kurzer Liebe auseinandergerissen hatte. Natürlich hatte er es zuvor schon gewusst und dennoch war das alles andere als fair. Auch ihm standen Tränen in den Augen, selbst wenn er dies nicht vorhatte zuzugeben. Er war stark und Arashi musste es nun auch sein. Er wollte gerade seine Lippen für einen allerletzten Kuss auf ihre senken, als Yamato no kagami zu leuchten begann. Verwirrt blickten die beiden Liebenden zu dem Spiegel am Boden. Auch die Itako hatte das Gesicht dem Spiegel zugewendet. Auch, wenn sie nicht sehen konnte, was dort geschah, so spürte sie doch die Anwesenheit eines höheren Wesens, das die Luft mit seiner warmen Aura erfüllte. Eine sanfte Melodie ertönte und aus dem Licht des Spiegels entstieg eine wunderschöne Frau, die in zahlreiche seidene Festtagskimonos gewandet war. Ihr langes, schwarzes Haar fiel in glatten, glänzenden Bahnen über ihre Schultern und ihren Rücken. Sie trug einen goldenen Kopfputz, der von Kirschblüten geziert wurde und das Zeichen der Sonne der Welt präsentierte. Arashi sank auf die Knie und senkte das Haupt. „Amaterasu-o-mi-kami“, hauchte sie fast atemlos. Sorata tat es seiner Angebeteten nach uns sank ebenfalls demütig auf die Knie. Amaterasus gütiges Lachen erklang glockenhell. „Steht auf meine Kinder, steht auf. Ich bin euch zu Dank verpflichtet.“ Die sanftmütige Stimme der Göttin drang vor bis in die Herzen der drei Anwesenden. Itako, Miko und Geist erhoben sich nahezu zeitgleich auf ihre Füße. „Zum Dank dafür, dass ihr meinen Spiegel und das Reich meiner Kindeskinder gerettet habt und auch das Schwert, das mein Bruder den seinen vermachte, möchte ich dir, Arisugawa Sorata, dein Leben schenken.“ Amaterasu legte ihre Hand sanft auf die Stirn des Himmelsdrachen. „Du sollst nun erneut in diese Welt geboren werden.“ „Ich ...“ Atemlos blickte Sorata die Sonnengöttin an. „Das ist zu viel, große Göttin.“ „Nein, dies ist mein Wille.“ Sie zog den Geist des jungen Mannes zu sich und legte ihre Lippen an seine, um den Hauch des Lebens in ihn zu blasen. Sorata spürte, wie sein spiritueller Körper prickelte und sich aufzulösen schien, bevor er sich materialisierte und zu dem wurde, was er selbst einmal gewesen war. Der Braunhaarige konnte es nicht fassen. Wie von Sinnen fasste er seinen Körper, jeden Zentimeter davon, an. „Ich lebe“, stellte er verblüfft fest und begann einen seltsamen Tanz aufzuführen. „Ich lebe! ICH LEBE!“ Wie wild hüpfte Sorata herum, umarmte erst im Überschwang Amaterasu, dann die Itaku und schließlich hob er seine Arashi hoch in die Luft, wirbelte sie herum und drückte sie dann fest an sich, als er sie wieder abstellte. „Ich lebe.“ Dieses Mal hauchte er es fast ehrfürchtig und atemlos. Sein Blick wanderte zur Göttin, die dieses Wunder bewirkt hatte. „Danke. Tausendmal danke.“ Überglücklich standen ihm die Tränen in den Augen. Auch Arashi weinte vor Rührung. Sie weinte stumme Tränen des Glücks und war unfähig zu sprechen. Amaterasu lachte bei so viel Überschwang des Wiederbelebten. „Nun ich sehe ich werde hier nicht mehr gebraucht.“ Mit diesen Worten löste sie sich in kleine Lichtkugeln auf, die bald erloschen waren. Stunden nach diesen Ereignissen saßen Sorata und Arashi auf einer steinernen Bank. Ihr Blick war gen Osten gerichtet, wo Amaterasus Licht bald erstrahlen würde. Soratas Arm lag um die Schultern seiner Geliebten und Arashis Kopf war an seine Schulter gebettet. „Bist du glücklich, Sorata?“ „Ja. Was ist mit dir?“ „Ja, ich bin glücklich.“ Vor ihnen flogen zwei Windenschwärmer in ihrem immerwährenden Tanz der Liebe vorbei. Doch dieses Mal lösten sie im Herzen der jungen Frau nichts als pure Freude aus. _______________ *Magatama – tropfenförmige Edelsteine, die gerade im Shintoismus häufig als magische Amulette verwendet werden *Yamato no Orochi – Mythische Riesenschlange, die von Susanoo besiegt wurde. In ihrem Bauch wurde das Schwert Kusanagi gefunden. *Susanoo – Bruder Amaterasus, der das Schwert Kusanagi im Leib der Riesenschlange Yamato no Orochi fand, nachdem er sie besiegt hatte. *Kusanagi - „Grasschneider“, das Schwert, welches zu den heiligen Throninsignien des japanischen Kaiserhauses gehört. Einem Gerücht zu Folge versank es bei einer Seeschlacht mit dem Kindkaiser Antoku im Meer. Andere Quellen jedoch sagen es sei nicht mit an Bord des Schiffes gewesen und werde heute in Nagoya im Atsuta-Schrein aufbewahrt. *Yasakani no magatama – Kette aus mehreren Magatama (vermutlich aus Jade) bestehend und ebenfalls zu den Throninsignieren gehörend, wird im Kaiserpalast aufbewahrt An alle: Vielen Dank für's Lesen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)