butterFLY von Kookoo (Ryouga/Reno ... Shin/Ko-Ki) ================================================================================ Kapitel 5: Amethyst ------------------- [butter]FLY ~ Amethyst ~ Schlaftrunken torkelte der Brünette in die Küche seiner Wohngemeinschaft, grüßte murmelnd den Jüngeren, der derweil an der Arbeitsplatte lehnte und auf seinem Handy herumtippte. "Was machst du da?" Shin zuckte zusammen und blickte zu Reno auf, legte das Mobiltelefon beiseite und machte sich auf dem Weg zur Kaffeemaschine. "SMS schreiben. Kaffee?" "Gern, ja. An wen schreibst du?" "Geht dich nichts an." "Stimmt.", sprach der Größere gelassen und setzte sich an den Küchentisch, gähnte und streckte sich ausgiebig. "Netten Abend gehabt, Shin?" "Soweit ja." der Angesprochene brachte beide Tassen Kaffee an den Tisch, Reno setzt seine sofort an, sah ihn an, schien zu warten, aber Shin hatte keine Lust, mehr zu erzählen, außer lernen war nichts Spannendes passiert. "Und im MunjA?" Es brannte ihm schon auf der Seele, aber inwiefern er seine Gedanken dem anderen mitteilen konnte, das war ihm nicht klar – aber es führte kein Weg ans ausprobieren vorbei. "Anhänger der Chiroptera sind dort hin und wieder, sie kennen mein Gesicht." Das war sichtlich zu früh und zu unerwartet für den Kleineren, der sich kläglich an seinem Kaffee verschluckte, hustete und röchelte, Tränen in den Augen hatte, ehe er Reno ankrächzte. "Du meine Güte, und du arbeitest dort noch?" "Du machst dir jetzt keine Sorgen und rufst auch nicht die Polizei, das würde nur mehr Probleme machen, zur Zeit passiert nichts mit mir. Ich habe mit denen kaum zu tun; einer, der nicht zu ihnen gehört, aber an den Rennen teilnimmt, redet hin und wieder mit mir, scheint mich aber nicht wirklich abhaben zu können, aber abwimmeln will er mich auch nicht vollends." Shin starrte nur, ihm entfielen jegliche Vokabeln. "Es ist komisch, aber der Mann ist faszinierend..." "Ähm, wer?" Der Blonde verstand nichts mehr, Reno packte so unstrukturiert seine Vorstellungen und Eindrücke aus, dass es der Gleichaltrige nicht verstand. "Ryouga heißt er, er fährt bei den Rennen mit, hat aber nichts mit den Chiroptera an sich zu tun, er ist kein Anhänger ihrer Gruppierung." "Und das macht ihn so ungefährlich, dass du ihn faszinierend findest?" "Shin, doch nicht faszinierend." "Du hast es selbst gesagt." "Echt?" Es war nicht Kaffeemangel, besonders nicht, wenn man in die Tasse hineinmurmelte und nebenbei die Koffeinsuppe schlürfte; Reno steckte einfach noch zu tief in den Empfindungen von gestern Abend. "Du machst mir Sorgen, du hast noch nie über jemandem so gesprochen, doch nicht etwa Gefallen an einem Straftäter gefunden?" "Nein!" "Du klingst mir danach und das ist nicht gut. Die Straßenrennen sind illegal, halte dich von solchen Leuten fern, bitte." Reno schwieg dazu, war sich jetzt sicher, dass er es doch nicht hätte erzählen sollen, Shin machte sich einfach zu viele Gedanken. "Hör zu, Shin: Du greifst nicht ein und ich bau keinen Mist, ist das Okay so?" "Du hast mir gerade erzählt, dass du mit den Chiroptera immer mehr in Kontakt trittst, einem Rallyefahrer halb verfallen bist und keine Polizei willst – was erwartest du von mir?" Der Kleinere war fassungslos, aber Reno kannte diesen Blick bereits; er hatte ihn gestern schon bei Ko-Ki gesehen, seine beiden wichtigsten Freunde hießen seine Vorstellung nicht gut. "Vertrauen." Mehr erwartete der Brünette nicht, mehr brauchte Shin ihm nicht geben für die nächste Zeit. Sein Gesprächspartner knurrte erweicht. "Solange du keinen von denen spontan zum Street Fighter IV–Abend einlädst, weil ich dich wieder einmal siebenmal geschlagen habe, ist alles gut." "Waren es nicht sechsmal?" "Immer noch nein." Shin grinste wieder, und das mit einer erleichterten Spur, was auch Reno beruhigte, ehe der Kleinere mit der Tasse in der Hand aufstand. "Reno, du machst mich fertig, weißt du das?" "Entschuldige." "Entschuldige dich nicht, sondern pass auf dich auf." "Ich treffe heute diesen Ryouga.", musste Reno erwähnen, ehe es für Shin bereits ein nicht-aufpassen war... Und es war ein deutliches nicht-aufpassen, das sah man dem Azubi an. "Du machst mich echt fertig..." "Entsch-..." "Nicht schon wieder." "Ich muss ihn wiedersehen, ich kann es nicht in Worte fassen." Shin stand im Küchentürrahmen, sah Reno wissend, aber auch unsicher an – der Kleinere kämpfte mit den Befürchtungen, die er aufgrund der Situation hatte und dem, was er erfahrungsgemäß daraus bereits deutete. Nach einer Schweigeminute ließ er den Teilzeitkellner in der Küche sitzen und verschwand Richtung Bad, mit den gesummten Worten auf den Lippen: "Ich bin da echt mal gespannt, was daraus wird und wen du mal mit nach Hause schleppst." ~ Reno hatte Glück, denn Ko-Ki hatte an dem Tag frei und fragte nicht nach, denn der Brünette hatte ohnehin keine Lust mehr auf solche Diskussionen mit Menschen, die ihn nicht zu verstehen schienen, die sich sorgten, wenn er selbst noch nicht einmal in Betracht zog, dass es gefährlich werden könnte. Die Arbeit vollzog sich träge und mühselig, aber umso freudiger machte der Kellner Schicht, machte sich auf dem Weg zum Ostbahnhof, ein Weg, der in den Seitenstraßen noch halbwegs zügig ging – auf den größeren Straßen hätte Reno mit seinem alten Wagen nur im Stau gestanden, was der Micra aus dem Baujahr 1994 kaum ausgehalten hätte – und nach einer Weile zu einem kostenfreien Parkplatz führte. Reno stellte dort den Wagen ab, ging den Rest zu Fuß; der Kombini lag keine zehn Minuten Fußweg entfernt, er kannte diesen Laden, kaufte da aber höchstens nie ein, was erklärte, warum er zuvor Ryouga nicht gekannt hatte. Im Convenience Store angekommen, blickte sich der Brünette suchend um, wurde von einer Verkäuferin gegrüßt, gefragt, ob er etwas Bestimmtes suchte – er verneinte es höflich und ging an ein paar Regalen vorbei. Aus dem privaten Bereich traten zwei weitere Angestellte, als Reno sie ansah, musste er für einen Moment schmunzeln: Ryouga sah in der typischen Schürze, die hier Pflicht waren, und den nach hinten gebundenen und hochgesteckten Rastazöpfen unglaublich ungewohnt aus, schon fast zu androgyn für sein Wesen. Er band sich gerade die Schürze ab, hatte wohl Feierabend gemacht und verabschiedete sich, da erblickte er den Besucher, verzog dabei keine Miene. Nach ein paar Minuten standen sie sich vor dem Laden gegenüber, es wirkte, als wüsste einer mit dem anderen nichts anzufangen, beide saßen aber in der Situation fest, so sprachen sie miteinander. "Du bist wirklich wie ein Hund." "Ich belle hoffentlich nicht zuviel." "Nein, bist nur zu neugierig." Ryouga musterte den Größeren, stellte eine große Tasche auf dem Boden ab, verschränkte die Arme vor der Brust, sah sich ruhig um, ehe er ihn wieder anblickte, mit einem Nicken auf seine Kleidung deutete. "Du hast sonst nichts dabei?" Reno blickte an sich herunter, fand seine Jeans und sein figurumspielendes T-Shirt in schwarz bei dem Wetter nicht zuviel oder zu wenig. "Nein... Warum?" "Ich habe nun frei, da bleibe ich doch nicht beim Arbeitsplatz." Ryouga nahm die Tasche, ging an Reno vorbei den Bürgersteig entlang, woraufhin der andere ihm folgte, neben ihm herschritt. "Es ist komisch, dich in einem einfachen Lebensmittelgeschäft arbeiten zu sehen." "Ist weniger auffällig, nebenher ein normales Leben zu führen." Reno nickte verstehend, betrachtete Ryouga von der Seite, welcher sich die Haare wieder öffnete, sodass sie wieder über die Schultern glitten. "Wohin gehen wir jetzt?" Der Angesprochene schnaubte laut. "Warte doch mal ab." Nach ein paar Metern bog Ryouga Richtung Straße ab, blieb vor einem Motorrad stehen, einer VMAX von Yamaha in silber-schwarz – Reno vermochte sich nicht mehr an die Unfallnacht erinnern, um zu vergleichen, meinte aber schon, dass es ein anderes Modell war. Ryouga öffnete die Tasche, reichte daraus Reno einen Helm, der farblich zu der Maschine passte, während der Helm des Kleineren Richtung blau-schwarz ging. Daraufhin bekam Reno einen Nierengurt hingehalten. "Den bindest du dir um und den Helm setzt du dir auf." "Stell dir vor: Andersherum hatte ich es nicht vor." Ryouga setzte sich seufzend den Helm auf, legte den Riemen unterhalb um und schloss die Sichtschutz, Reno tat es ihm gleich, da fischte der Dunkelbraunhaarige den Nierengurt und schlang die Arme um die Taille des anderen, der nur überrascht an sich hinabsah, soweit es der Helm zuließ, um den Schutz herumzuführen und zu schließen. Der Biker näherte sich dem Motorrad, setzte sich vorne drauf und deutete Reno, sich zu setzen, welchem er auch nachkam. Etwas nervös pflanzte er sich hinter der recht schmalen Gestalt, bekam die mittlerweile leere Tasche auf den Schoß gestellt – als Ryouga auf einen Gurt deutete, nahm Reno diesen, um das Gepäck sicher um sich zu schnüren und um die Hände wieder frei zu haben. Andere Leute auf Motorrädern durch die Gegend fahren sehen, das war dem Brünetten bekannt, aber selbst hinter jemandem zu sitzen, überhaupt auf einer solchen Maschine zu sitzen, das war ihm neu. Viel konnte er nicht darüber nachdenken, da griff Ryouga nach hinten und packte Renos Hände, führte sie um seinen Oberkörper herum und der Größere verstand, hielt sich am Rennfahrer fest, hoffend, dass es ausreichen würde. Die Maschine vibrierte leicht, als Ryouga sie startete, aus der Parklücke fuhr und die Straße entlang fegte – beim Anfahren schlang sich Reno erschrocken enger an den Körper vor sich, der Rest der Fahrt war angenehm, ein völlig neues Erlebnis. Ryouga fuhr nicht brav, aber auch nicht so, wie es Renos Vorurteil gegenüber Rallye-Junkies bestimmt hatte; in der Regel zu schnell, aber nicht im Bereich, in dem man um seinen Führerschein hätte bangen müssen, scharfe Kurven, spätes Bremsen. Der Brünette erkannte sich gar im Fahrstil wieder, nur, dass er sich von der Karrosserie umgeben und auf vier Reifen sicherer fühlte. Sie kamen an einem alten Schotterplatz im Industriegebiet an, da stoppte Ryouga das Gefährt und Reno löste den Griff. "Manchmal schienst du dir heftige Sorgen um dein Leben zu machen, so wie du dich festgeklammert hast.", sprach er leise lachend, während er sich vom Helm befreite. Reno zog sich den Helm ebenfalls vom Kopf, vernahm die Worte, musste selbst dabei grinsen. "Dazu gehören immer zwei, mein Lieber.", neckte der Größere zurück, stellte die Tasche auf den Boden, legte daraufhin den Nierengurt ab, packte ihn in die Tasche, Ryouga nahm den Helm, blickte sich suchend um, ehe er den silber-schwarzen zurück in die Tasche packte. "Wir gehen gleich da hinten ins Haus, die anderen müssten bald kommen. Du wirst nicht mit denen reden, du erzählst sonst zuviel." Reno zog bei der Anweisung eine Schnute, war sich nicht sicher, ob er sich gar angegriffen fühlen sollte, nickte niedergeschlagen. Ryouga führte Reno in eine ehemalige Gaststätte – sie war leer, wurde aber deutlich benutzt und gepflegt, da die Einrichtung charakteristisch für eine Gaststätte in Betrieb war; der Brünette ging davon aus, dass das eine Art Sammelpunkt war, der von den Behörden nicht wahrgenommen wurde. Der Kleinere wirkte in diesen vier Wänden wie ausgewechselt, rannte zur Bar, sprang seitlich über den Tresen, eine Hand auf die Ablage pressend und drehte sich anschließend zum überrumpelt dreinschauenden Reno, nach wie vor perplex am Eingang stehend, um. "Ein Bier?" "Gern, sofern ich nicht auch mit solchen Turnübungen ankommen muss..." Langsam näherte er sich der Theke, setzte sich auf einen Hocker. "Was passiert gleich eigentlich?" Reno bekam eine Asahiflasche vor die Nase gestellt, öffnete diese mit dem Feuerzeug und schaute Ryouga fragend an, welcher überlegend ein- und ausatmete. "Nun... Hier kommen gleich ein paar Gestalten hin, die ihr Geld für Wetten ausgeben, die anderen sind Anhänger der Chiroptera, Rennfahrer. Hier in der Gegend findet gleich eine Rallye statt, die Strecke ist recht klein – von hier bis zur Nähe des Westbahnhofs und zurück. Eine Runde nur, die zirka fünfzehn Minuten dauert – für Anfänger." Der Brünette konnte das Grinsen nicht deuten, welches er für eine Sekunde erblickte – nippte stattdessen an seinem Bier. "Du wolltest einen Einblick, hier wirst du ihn haben. Nun erzähl mir was von dir, ich habe einen mir ziemlich Unbekannten hierhin gebracht und das nur, weil er neugierig und lebensmüde ist. Wie heißt du eigentlich?" "Reno." Ryouga nickte, öffnete sich selbst eine Bierflasche. "Ich arbeite halt im MunjA und tagsüber im Platja, kellner dort." "Studiengeld?" "Nein, ich gehe nicht studieren, habe keine Ausbildung. Ich lebe so, dass ich mir das Nötigste, das, was ich brauche, leisten kann und meinen Spaß im Leben habe, mehr brauch ich nicht." Reno hatte zur Seite geschaut, registrierte aber Ryougas eindringlichen Blick, wie jener die Flasche ansetzte, ihm zuhörte, sich etwas in seinem Ausdruck regte. "Ich kenne das." Reno sah ihn unsicher an. "So?" "Ja, nach der Schule stand einem alles frei, also wollte man leben." Zum ersten Mal schienen sie sich ohne weiteres Erklären zu verstehen, Reno glaubte, so etwas wie Akzeptanz in Ryougas Augen zu erkennen. In diesem Moment hörte man Motorengeräusche vor der Tür, das Reden von Menschen folgte. Als die fremden Gesichter Reno erblickten, wurde Ryouga kurz darauf von mindestens drei Seiten ausgequetscht, während Reno zwar das Schaubild schlechthin war, aber eben nur ein Stummes; wer er wäre, was er hier tun würde... Er war von der ersten Sekunde an überfordert, während Ryouga lässig reagierte, Getränke ausschenkte und erklärte. Es dauerte keine zehn Minuten, da sammelten sich die Menschen draußen, neben dem Schotterplatz war eine noch recht glatt asphaltierte Straße, die wahrscheinlich in die Stadt zurückführte; an einer eher notdürftig angebrachten Markierung sammelten sich dreizehn Männer mit ihren Motorrädern, fein in einer Reihe. Reno beobachtete vom Straßenrand aus, wie sie sich auf ihre Maschinen setzten, mit dem Gas spielten, Sprüche um sich warfen, wobei Ryouga auf seinem Bike fast den seriösesten Eindruck machte – es war nicht das Motorrad, mit dem sie angekommen waren, es war eine nachtblaue Hayabusa, verhängnisvoll elegant und einladend dynamisch. Als sich einer vor die Rallyeteilnehmer stellte, den Arm hochstreckte, reihte sich der Brünette etwas weiter hinten in die Zuschauerreihe, wurde plötzlich an der Schulter gepackt und herumgedreht. "Ich wusste, ich sehe dich wieder." Mit weiten Augen starrte Reno den blauhaarigen, jungen Mann aus dem Club an, beruhigte sich, nachdem er ihn erkannte – aber das überraschende Rumreißen hatte ihn schon aufgewirbelt. "Wir setzen und gleich doch bestimmt rein, oder? Die haben Kameras an ihren Maschinen, da können wir alles sehen, jeder hat seinen eigenen Bildschirm dort." Der Größere war sprachlos, öffnete den Mund, bekamm allerdings nur einen undeutlichen Laut heraus, woraufhin Iv lachte, ihn anschließend sanft an den Wangen hielt und somit seinen Blick wieder zu Ryouga lenkte. "Da, es geht los." Der hochgestreckte Arm schnellte nach unten und die Atmosphäre spalteten die trommelfellzerschneidenden Motorengeräusche, ehe die Motorräder vorschossen, durch den Schwung zuerst auf jeweils einem Reifen balancierend. Die Handvoll Menschen jubelten, Reno stand stumm dazwischen, sah den Fahrern hinterher, unter denen sich Ryouga spätestens jetzt ganz vorn eingeordnet hatte, erst dann führte ihn der Jüngere neben ihm ins Gasthaus. Sofort fiel Reno die Pyramide von kleinen Röhrenbildschirmen auf, darauf deutlich erkennbar, was die Rennfahrer sehen würden, nur mehr auf Scheinwerferhöhe. Ein paar Zuschauer tummelten sich bereits davor, alles dunkelgekleidete Männer mit dem Chiroptera-Tattoo auf den Handgelenken. Iv ging vor, winkte den Brünetten zu sich hinter den Tresen, wovon man auch noch die Bildschirme sehen konnte – doch hinter der Bar zeigte der Blauhaarige ihm einen LCD-Monitor, der zurzeit nur ein Bild gab. "Hier sieht man gerade Ryougas Kamera, man kann aber zu jedem switchen, aber ich denke, so groß ist dein Interesse für das Rennen dann doch nicht." "Ich wusste bis vor kurzem ja noch nicht einmal, was hier passieren würde. Ryouga bot mir nur einen Einblick in sein Leben – dass es ein solches ist, das-..." "...wusstest du nicht? Quatsch." "Nein... Ich komme doch nicht auf die Idee, als Außenstehender sofort so eingeweiht zu werden." Iv nickte nachdenklich. "Das stimmt, normalerweise geschieht so etwas auch nicht. Du hast da echt Glück, überhaupt... Ryouga ist verschlossen, macht hier nur sein Ding, zieht seine echt geniale Show ab bei den Rennen – dieses hier ist ein recht langweiliges aufgrund der Strecke – und gut ist, mehr will er bei uns nicht. Und dann kam er mit dir an, ich versteh ihn nicht." "Tut mir ja leid, ich kann auch gehen.", schmunzelte Reno; er fing an, sich in der Szene wohl zu fühlen, wie die Männer jubelnd und genervt aufstöhnend vorm Fernseher hockten, wie man mit ihm umging (wenn er nicht ignoriert wurde, was angenehm war bei den Gestalten, dann wurde er auf eigenartige Weise Willkommen geheißen). Der Kleinere merkte, dass man ihm nicht böse war, dass er Gedanken so offen dalegte – er seufzte nach einer Weile, beide sprachen nicht mehr viel miteinander, was beiderseits ein gewisser Sicherheitsabstand war, man könnte schließlich zuviel sagen. Es dämmerte, als die ersten bewohnten Straßen auftauchten, Ryouga den anderen weit voraus aus dem Industriegebiet raste, den kalten Wind, krallend, peitschend, an seinem ledernen, engen Rennanzug spürte – trotz der Isolierung. Das laute Surren des Motors nahm er bereits nicht mehr wahr, zu sehr ging der Adrenalinpegel in den besonders knappen Kurven hoch, ließ alle unwichtigen Nervenenden ausschalten. Zurück am Schotterplatz sah er nur noch schemenhaft die paar Menschen am Straßenrand stehen, die zuvor noch in der Gaststätte waren, laut rufend – da preschte er schon ins Ziel, ließ seinen düsteren, gefährlichen Schatz ausrollen, hielt ihn mit Mühe auf Kurs. "Wahnsinn." "Ja, das sagte jeder, der es das erste Mal sieht." Iv drehte sich vom stauenden Brünetten weg, ging zu ein paar anderen Zuschauern, ignorierte die anderen ins Ziel kommende Fahrer. Ryouga erschien wieder in Renos Blickfeld, tauchte wie eine Raubkatze aus dem Dunkel auf, triumphierend grinsend. "Na? Hattest du deinen Spaß?" Reno lachte. "Dasselbe wollte ich dich fragen... Ich hab deine Kameraperspektive gesehen, manchmal kam das Ding mit der Geschwindigkeit nicht zurecht oder ging fast in den Kurven drauf." "Das liegt an der Hayabusa, sie ist schwer in den Kurven zu halten – das gefährlichste Motorrad weltweit, lerne damit mal fahren." Der Größere nickte, obwohl er nicht viel verstehend und dementsprechend verpeilt schmunzelte, sich durch die Haare ging. "Es reicht mir auf jeden Fall für einen ersten Einblick in deine Welt." "Der erste? Du willst echt nicht gehen, kann das?" "Du hast mich Blut lecken lassen mit der Sache hier." Diesmal konnte Reno sogar mit einem Hauch von Spott auflachen, als Ryouga fast geschlagen den Kopf senkte. "Komm, ich fahr dich jetzt erst einmal nach Hause." ~~~~ Vielen Dank den Kommi-Schreibern, ihr motiviert einen so sehr ♥♥♥ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)