butterFLY von Kookoo (Ryouga/Reno ... Shin/Ko-Ki) ================================================================================ Kapitel 4: Jaspis ----------------- [butter]FLY ~ Jaspis ~ „Schönen guten Morgen hier im Platja, was darf's denn sein?“ „Das erste Frühstücksmenü mit Kaffee.“ „Alles klar, danke, kommt bald.“ Reno neigte sich leicht vor und verließ den Tisch, ging Richtung Küche und begann sofort mit der Bedienung des Vollautomaten, neben welchem Ko-Ki gerade eine Bestellung fertig machte. „Hi, schon da?“ „Nein, Hirn zieht noch hinterher, dauert etwas...“ Der Größere schmunzelte bei der grummeligen Antwort, konnte sich aber einen Kommentar nicht verkneifen. „Hast dir ja auch gestern so einiges erlaubt, um deinen Durst zu stillen.“ Ko-Ki schnaubte leise, schmunzelte dennoch ungewollt, wahrscheinlich auch wegen der Doppeldeutigkeit im Satze des Brünetten. „Mach mal einen Cappuccino bitte mit.“ „Ist Okay... Darf ich mal fragen, was ihr so gestern getrieben habt?“ Der Angesprochene sah vorsichtig auf, widmete sich schnell wieder dem Gebäck, rief anderen Kollegen herüber, dass sie für etwas Bestimmtes Nachschub besorgen mochten, räusperte sich dann verlegen. „Was hat Shin denn gesagt?“ Ein Schweigen, ein sehr langes Schweigen war die Antwort, welches den Studenten wesentlich nervöser machte. „Ich habe ja nichts verpasst, von wegen Partner und so, also kann ich doch schauen, wie ich bei Shin stehe, oder?“ „Wie du bei ihm stehst?“ „Ja... Bis jetzt hat er sich noch nicht gemeldet, wollte es bis jetzt eigentlich getan haben.“ „Autsch...“ Reno reichte dem geschlagen dreinschauenden Hund das geforderte Getränk und stellte sich sein Geordertes auf ein frisch geputztes Tablett, aber schaute den anderen daraufhin wieder an, da er wirkte, als würde ihm etwas auf dem Herzen liegen. „Shin sagte nicht viel zum Abend.“ Die kleine Lüge ließ Ko-Ki hoffend, aber auch etwas ungläubig aufsehen. „Was hat er denn gesagt?“ Der Ältere zuckte mit den Schultern, wollte diese komplizierte Lage möglichst glimpflich umgehen. „Er erwähnte nur, dass du ihn angegraben hast – er ist mein Mitbewohner, stehe ich jetzt immer für eure Ich-will-dich-doch-du-willst-mich-nicht-Spielchen parat?“ „Ich habe nur die Lage abgecheckt!“ „Ja ja, von wegen Partner und so...“, folgte das Zitat. „Ich fühle mich verarscht.“ So bitter hatte Reno Ko-Ki bereits lange nicht mehr erlebt, die Situation ließ ihn gar unbeholfen mit dem Lippenpiercing spielen, die schwarze Spirale, die er sich stechen ließ, als Ko-Ki einst auf die Idee gekommen war, zusammen zum Piercer zu rennen. Der Größere legte dem Pinkhaarigen eine Hand auf die Schulter, schmunzelte ihm beschwichtigend entgegen. „Shin ist nicht auf der Suche, so wie es mir scheint. Warte doch einfach ab und gut ist.“ „Du hast leicht reden, wenn du einfach so abhaust und später trotzdem die Hälfte nur aus einer Sicht weißt.“ „Willst du mir deine auch noch auftischen?“ „Nein, ich tisch jetzt anderes auf.“ Sprach der Jüngere und verließ mit dem Tablett die Küche, hinterließ einen seufzenden Reno mit elegant hochgezogenen Augenbrauen, der allerdings auch nicht länger hadern konnte, sein eigenes Tablett zu nehmen und rauszutragen. Ein paar Minuten später liefen sich die beiden Freunde wieder über den Weg, Ko-K wirkte grübelnd. „Du warst gestern lange weg.“ Reno gab einen bestätigenden Laut von sich, lehnte sich gegen die Ablage, atmete intensiv ein und aus, ehe er den anderen ansah, unruhig, fragend. „Möchtest du eine rauchen?“ Im Innenhof standen die Mülltonnen beinahe überfüllt an der grauen Häuserwand, zum Glück weit genug entfernt, um dem Geruch zu entgehen – Ko-Ki nahm dankend eine Alaska aus der hingehaltenen Schachtel, bekam kurz darauf ein Feuerzeug gereicht. Reno tat es ihm gleich, verlagerte das Gewicht von einem Bein auf das andere, schob die Hüfte vor und lehnte die Schulterblätter gegen die kühle Mauer. „Die kennen unsere Gesichter, zumindest haben sie mich wiedererkannt, ich denke mal, da wird es bei dir nicht anders sein. Zumindest-...“ „Hey, hey, hey... Noch einmal zum Anfang: Wer?“ Erst beim Einmischen des Kleineren merkte Reno, dass er bereits zu tief im Gedankengestrüpp eingetaucht war – er stellte fest, dass ihn nicht der Unfall an sich fesselte, sondern die Gruppierung, aber auch besonders der Mann mit den ausgefallenen Haaren. „Diese Chiroptera.“ „Ach so...“ „Ja, es ist zurzeit etwas unsicher für uns.“ „Etwas?“ Ko-Ki klang geschockt. „Komm, die haben Menschenleben auf dem Gewissen!“ „Mich haben sie gestern Nacht abgefangen, taten mir aber nichts, weil der eine von vorher dazwischenfunkte.“ „Und du arbeitest so seelenruhig weiter?“ „Miete zahlt sich nicht von allein, Shin würde mich köpfen.“ „Wenn er es nicht tut, dann die Chiroptera.“ „Auf Shin habe ich weniger Lust, der tötet bestimmt nicht so schnell und schmerzlos, der Tollpatsch.“ Ko-Ki war mit seinem Latein am Ende, Renos Einwände gingen ins Sarkastische, was eine schreckliche Eigenart des Größeren war, Dinge herunterzuspielen, harmlos zu machen – der Pinkhaarige seufzte gedehnt. Reno zog an seinem Glimmstängel, atmete den Rauch wieder aus, neigte den Kopf zur Seite. „Okay... Nicht lustig.“ „Wirklich nicht lustig.“, bestätigte Ko-Ki leicht schmollend. „Und nun?“ „Ich wollte den einen wiedertreffen.“ „Nein...“ „Doch...“ „Nicht...lus-tig!“, der Kleinere schien es gar zu buchstabieren, schüttelte den Kopf, konnte es nicht wahrhaben, lachte verzweifelt und fertig mit den Nerven. „Dir geht es nicht ganz gut, oder? Lass den Alk am Abend!“ Der Brünette sah zur Seite, seufzte müde. „Ich weiß selbst nicht.“ „Das merk ich. Lass den Scheiß, halte dich doch einfach fern von denen und wenn sie wieder auftauchen, dann hol die Polizei.“ Ko-Kis mahnender Blick ruhte eindringlich starr auf seinem Freund, bis dieser sich gezwungen fühlte, ihn anzusehen, zu nicken, wissend, dass der Student ihm nicht glaubte. „Und sonst ist dir nichts passiert? Keine Drohung oder sonstiges?“ „Ich hätte es dir sonst nicht erzählt, das kannst du mir glauben. Ich schätze uns beide nicht in Gefahr und deshalb rede ich mit dir auch so freischnauze darüber.“ Der Jüngere war überrascht, mit einem Mal auf so viel Naivität zu stoßen, war es seit Ewigkeiten nicht mehr von Reno gewohnt. „Der Typ scheint dir wichtig zu sein.“ Nachdenklich summte der Größere, senkte den Blick... Er konnte es selbst nicht in Worte fassen, vielleicht, wenn er mit Shin noch einmal darüber sprechen würde – Ko-Ki war auf seine Art noch zu sehr involviert, er hatte Angst, was Reno auch in gewisser Form nachvollziehen konnte. Auf das Schweigen reagierte der Pinkhaarige nicht mehr, beendete vorzeitig das Thema, schluckte schwer; er hatte das Gefühl, noch häufiger mit diesem Thema konfrontiert zu werden und dabei wollte er es nicht, sondern nur noch vergessen – und gerade sein bester Freund machte ihm da einen Strich durch die Rechnung. ~ Die Beschreibung war nahezu perfekt gewesen, er hatte ihn sofort erkannt, den hochgewachsenen Barkeeper mit dem braunen, breit gesträhnten Haar, schmunzelnd, immer wenn er die Leute bediente, selbst nur verhalten an seiner Bierflasche nippte. Lange noch beobachtete er ihn nur, er schien ihn nicht zu bemerken, war viel zu sehr in seine Arbeit vertieft... Erst nach einer Weile schritt der Mann mit dem blaugefärbten Haar auf den Tresen zu, setzte sich auf einen freigewordenen Hocker, neigte sich lässig ein Stück vor. „Einen Wodka Bull, bitte.“ Reno sah von ein paar Gläsern auf, die er gerade spülte, erblickte den Kleineren, lächelte nach wie vor. „Klar, kommt sofort.“ Er drehte sich um, öffnete eine Red Bull-Dose und kippte den Inhalt in ein mittelhohes Glas, fügte einen angemessenen Schuss Wodka hinzu, nickte kaum merklich zur etwas rockigen Musik im Hintergrund. „Hast einen guten Abend, wie mir scheint.“, meinte der andere, als er sein Getränk vor die Nase gestellt bekam, nippte anschließend daran. Der Angesprochene sah sich schnell um, merkte, dass der Kundenansturm vorerst vorbei war, die meisten nun tanzen gingen, und blickte dementsprechend offen für einen Small-Talk den Blauhaarigen an. „Ja, ist heute angenehm. Keinen Stress mit Kunden, gute Musik – mehr will man nicht, wenn man hier regelmäßig arbeitet. Bist du öfter hier?“ „Mal so, mal so. Heute komme ich speziell wegen dir hier.“ Reno stutzte, wog zuerst ab, ob es ein schlechter Anmachspruch war, oder ob sich mehr dahinter verbarg. „Aha?“ „Ja, du triffst heute jemanden.“ Der Größere sagte nichts dazu, sollte der Fremde sich doch erklären, was er zugleich tat. Letzterer schob seine linke Hand auf dem Tresen gelegt ein Stück weiter vor, Renos Augen fokussierten die schwarze Stulpe, die das Handgelenk schmückte, ehe der andere diese ein wenig runterschob. Dunkle Linien, tribalartig zu einem Bild zusammengefügt – ein Motorrad, inmitten einer dynamischen Bewegung festgehalten, getragen von verschlungenen Fledermausflügeln, die sich weit spreizten. „Chiroptera.“ Leise war das Wort im Vergleich zur Musik, aber als einziges so deutlich, so klar, dass Reno für eine Sekunde versteinerte, den Blick auf das Symbol gerichtet, kurz darauf vernahm er das Lachen seines Gegenübers. „Nur keine Angst, ich überfall dich nicht hiermit.“ „Sind viele von euch hier?“ „Nein... Ich mach hier die Wetten.“ Der Kleinere grinste überlegen, sah den Brünetten herausfordernd an. „Ich könnte die Polizei rufen.“, sprach Reno ruhig, aber bestimmt. „Tust du aber nicht.“ Da hatte der andere Recht, aber woher sollte er Reno so gut kennen... Der Blauhaarige legte den Kopf etwas kindlich schief, machte ohnehin einen sehr jungen Eindruck, redete dann weiter. „Diese Wetten werden dich zukünftig auch interessieren, gerade, wenn du mehr mit Ryouga und den Chiroptera zu tun hast.“ „Werde ich das?“ „Du rennst Ryouga doch hinterher.“ Spätestens bei jener Aussage war der Groschen gefallen und Reno war um ein wichtiges Stück Wissen reicher, nickte langsam und verstehend, woraufhin wieder nur ein amüsiertes Lachen zu hören war. „Ah... Ist er hier?“ „Vermisst ihn schon, hm?“ „Ich habe noch zu tun.“ „Alles klar.“, der andere sah sich um, zuckte mit den Schultern. „Aber nein, er braucht wohl noch, ist gerade bei einer Rallye – deswegen bin ich hier.“ „Wegen den Wetten?“ „Ja.“ „Verstehe. Wie heißt du?“ „Nenn mich Iv. Wir werden uns noch häufiger sehen, glaube mir.“ „Glaube ich dir gerne, wenn du schon so offenherzig auf mich zugehst, fast familiär.“ Reno beugte sich zu einer Frau vor, die gerade dazu gekommen war, etwas bestellte, woraufhin er ihr ein Getränk hinstellte, sie mit diesem in der Menge verschwand. Iv lachte erneut auf, er hatte seinen Spaß am Barkeeper gefunden – er war einfach zu genau, wie er beschrieben worden war, fragend, interessiert, fasziniert und gefesselt; ein sich selbst bestätigendes Klischee im Reiche Chiroptera. „Ich musste dich einmal von Nahem sehen, ich verschwinde bald schon wieder. Ryouga müsste gleich auftauchen.“ Mit den Worten krallte sich der Blauhaarige sein Getränk und tauchte zwischen den tanzenden Menschen unter, Reno konnte ihm nur kurz hinterherschauen, eingenommen von der Gewissheit des Kleineren, dass der Brünette ihm nichts anhaben konnte – er fühlte sich machtlos, aber nicht schlecht dabei, nahm es hin wie die beiden Biker den Unfall. Sein Blick schweifte noch einmal über die sich rhythmisch bewegenden Schatten, da haftete er sich wieder an ein bekanntes Augenpaar, ließ ihn erschaudern. „Habe ich es richtig verstanden – du bist Ryouga?“ Der Angesprochene nickte stumm, lehnte gegen die Häuserwand hinter dem Club, sah den Größeren abwägend an. „Richtig. Iv hat bestimmt mit dir geredet, hm? Neugieriger Zwerg...“ „Was ist nun? Anscheinend hast du dich damit abgefunden, dass wir uns häufiger sehen werden.“ Reno überdachte das Gespräch vorhin an der Bar, der Blauhaarige hatte einen solchen Eindruck gemacht, als wüsste jeder, dass Reno den Chiroptera hinterherging, wie ein Hund jedem potentiellen Rudelführer – war der Brünette wirklich so orientierungslos wie ein Welpe? „Um dich abzuwimmeln, reicht es vielleicht, dich etwas mehr einzuweihen, abschrecken ist vermutlich besser als abstoßen bei dir.“ Der Barkeeper legte verwirrt den Kopf zur Seite, gab einen fragenden Laut von sich, zeigend, dass er im Gespräch nicht mehr mitkam. „Du kommst morgen Nachmittag in den Convenience Store hinterm Ostbahnhof, ich zeige dir was.“ „Erfahre ich dann mehr über dich?“ „Was bist du eigentlich so gierig hinter mir her?“, Ryouga klang angewidert, rümpfte gar die Nase, während er den Größeren grob musterte. „Ich kann es nicht erklären.“ Reno senkte den Blick, woraufhin der Kleinere sich geschlagen gebend seufzte, sich von der Wand abstieß und umherging, den Brünetten umkreiste, ehe er hinter ihm stehen blieb – doch jener drehte sich nicht mit zu ihm um, lauschte nur seinen Worten. „Schon gut... Was möchtest du über mich erfahren?“ Der Angesprochene blickte zur Wand, wollte sich nicht zum anderen umdrehen, er hatte das Gefühl, sonst von seinem Aussehen – die blasse Haut, Kontrast zum schwarzen, engen Oberteil, die lederne Hose, die die dünnen Beine betonte – zu sehr vom Zuhören abgelenkt zu werden. „Was hast du mit den Chiroptera zu tun?“, hörte er sich schließlich selbst fragen, da er wieder zu tief in andere Gedanken eingetaucht war, um sich auf Frage und Antwort zu konzentrieren. „Nichts. Ich fahre nur Rennen, es ist meine Leidenschaft.“ „Was für eine Stellung hast du unter ihnen?“ „Sie respektieren mich, weil sie mich nicht schlagen können.“ Es kam so nüchtern, beinahe desinteressiert an sein Ohr, dass Reno vermutete, Ryouga hätte noch nicht einmal viel Wert darauf gelegt, erster zu sein, sondern nur seine Lust am Fahren befriedigt, und schenkte ihm Glauben, nickend. Er hörte wieder Schritte, leise, nahezu gleitend, die sich entfernten; da drehte er sich doch zum Kleineren um, welcher bereits weiter abseits stand, in Aufbruchstimmung. „Das reicht für heute, du musst noch arbeiten – morgen Nachmittag Convenience Store.“ „Morgen Nachmittag Convenience Store.“, bestätigte Reno, während er dem Dunkelbraunhaarigen hinterhersah, welcher in der Dunkelheit verschwand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)