butterFLY von Kookoo (Ryouga/Reno ... Shin/Ko-Ki) ================================================================================ Kapitel 3: Malachit ------------------- [butter]FLY ~ Malachit ~ Die Kälte kletterte durch Jeans- und Jackenstoff, obwohl Letzteres gar ledern war, der Brünette hatte nicht mit einem solchen Temperaturumsturz gerechnet, schlang demnach einen Arm enger um den Körper. Die Zigarette hielt er in der freien Hand, führte hin und wieder ihr Filterende zwischen die Lippen, zog daran, entließ den blauen Dunst wieder durch Mund und Nase. Er bog in eine Seitenstraße, wollte von da aus eine kleine Schlaufe aus Häusern laufen, um zurück nach Hause zu kommen, doch da hörte er aus der Ferne Gelächter und blökende Männerstimmen, die ihn kurz aufhorchen ließen. Um sie zu ignorieren, kamen sie zu nahe. "Na, dich kenn ich doch." Kaum drehte sich Reno zum Ursprung der Stimme um, hatte er bereits eine kräftige Hand an der Kehle, zuschnürend und grob, sie gab ihm nicht die Zeit, auch nur überrascht die Luft einzuziehen, hätte er bei seinem Rausch überhaupt reagieren können. Die Stimme kam ihm nicht bekannt vor, er wusste, es war nicht der Mann von gestern hinter dem MunjA, dieser hier war breiter im Körperbau, hatte stärkere Arme und Schultern. Reno erkannte schemenhaft die Züge wieder, sie kamen ihm bekannt vor, vielleicht der zweite Motorradfahrer, der überlebt hatte, der neben dem anderen stand, neben dem mit den Rastazöpfen... Er konnte nichts sagen, jeder versuchte Atemzug stoppte in verzweifelten Japsgeräuschen – und die anderen lachten gehässig. Die Pranke drückte zu, der Überfallene ließ die Zigarette fallen und klammerte sich an die Hand. "Lass ihn los, er gehört zu mir." ~ "Reno ist lange unterwegs, findest du nicht auch?" "Ach, du hast nur kein Zeitgefühl mehr, Azubi." Shin konnte den lässigen Tonfall des Jüngeren nicht leiden, schnaubte demnach leise, besonders, als der andere den Arm um seine Schulter legte. "Lass das, das muss nicht sein..." Der Blonde schubste die Hand des anderen weg, neigte sich zur Seite; selbst betrunken musste es nicht sein, dass sich Ko-Ki ihm näherte, obwohl er bei dem Spaß schon seit Beginn des Abends Gefallen zeigte. "Was denn? Ich tu doch nichts..." Der Größere funkelte den nicht mehr und nicht weniger Betrunkenen neben sich an, an welchen er sich gerade noch kichernd gekuschelt hatte, ehe er dann doch zu direkt geworde war, wodurch er sich gezwungen fühlte, wieder auf Abstand zu gehen. Der noch wütend aufblitzende Blick änderte sich, wurde milder, wärmer; Shin war sich sicher, dass er Ko-Ki mochte, aber nicht so, wie es der Kleinere tat – so wie Letzterer es seit kurzer Zeit mit viel Aufwand demonstrierte. Er mochte ihn sehr, der Azubi den Studenten, er mochte ihn ziemlich... - und schlussendlich doch nicht. "Ich versuch jetzt, Reno zu erreichen." Shin sprang auf, versuchte leicht biegend wieder das Gleichgewicht zu finden, die drehende Welt um sich auszuknipsen, und griff dann nach seinem Handy mitten im Chaos auf dem Tisch. Er wählte, hielt sich das Handy ans Ohr, wartete darauf, dass es eine Verbindung zu seinem Mitbewohner herstellte. Nach einigen Sekunden ertönte aus der Ecke ein Klingelton, charakteristisch Richtung R'n'B, charakteristisch für Renos – nach Ko-Ki, welcher lieber die gesamte Metal-Palette durchhörte – ziemlich verdorbenem Geschmack. Shin seufzte, Ko-Ki tat es ihm gleich. ~ Sofort wurde von ihm abgelassen, er konnte den Hustenreiz nicht unterdrücken, hielt sich demnach die Hand vor den Mund, betrachtete dabei die Gruppe beim auftrennen, als sich ein Schatten durch die paar Männer schlängelte. "Ihr geht, er kommt mit mir." Reno lernte diese Stimme erbost und aggressiv kennen, nun zeigte sie ihre dominante, gefährlich ruhige Seite, die selbst solche Schränke von Männern herrisch zum Gehen aufforderte; der Respekt der Gruppe gegenüber diesem einen Mann war greifbar. Dabei war dieser so zierlich neben den anderen, aber der Brünette selbst wusste schließlich bereits um dessen Kraft. In dieser Situation völlig überrumpelt, starrte Reno den anderen an, der zwar kleiner als die anderen – die kräftiger Gebauten überragten selbst den Brünetten um gut einen Kopf im Durchschnitt – war, aber unter ihnen mit seiner Macht groß wirkte. Nebenbei verschwanden die anderen Gestalten ohne Widerstand, während der gerade erst Aufgetauchte vor Reno stehen blieb, die Arme still vor der Brust verschränkte und grinste. "Es ist eine Kunst, der Gefahr nicht auszuweichen." "Das tat ich auch nicht mit Absicht." Reno wusste nicht auf den anderen zu reagieren, Letzterer spielte ein wenig mit seinen längeren Haarsträhnen, den unverkennbaren Rastazöpfen, und blickte den Größeren mit einer Mischung aus Arroganz und wissender Sicherheit an. "Glaub ich dir bei der Fahne." "Was waren das gerade für Typen?" Der Angesprochene schüttelte langsam den Kopf, schlug die Augen nieder, lachte leise. "Man wird dich eh nicht mehr los, oder? Das waren gerade Chiroptera, zumindest ein Teil von denen – der eine hat dich wiedererkannt. Nun bist du gewiss nicht mehr sicher, jetzt kennen viele von denen dein Gesicht." Reno schluckte, war andererseits auch erleichtert, dass der andere mal ein wenig mit ihm sprach – und sei es, dass er nur glaubte, der Größere könnte sich am nächsten Tag nicht mehr erinnern. "Wer bist du, dass du mit denen unterwegs bist, aber strikt sagst, dass du nichts mit denen zu tun hast? Du fährst auch ein Motorrad, das hab ich doch-..." "Schweig. Du fragst zu viel." "Nur, weil du dich nicht erklärst. Ich will doch nur wissen, wer versucht, mich aus der Sache herauszuhalten, und zugleich angeblich nichts damit zu tun hat." "Ich habe nicht bestritten, dass ich nichts damit zu tun habe. Ich bin kein Chiroptera, nur das habe ich gesagt." Der Kleinere schien langsam mehr zu reden, wobei er den Brünetten weiterhin musterte, sich insgeheim sicher zu sein wirkte, dass Reno die nächsten paar Tage nicht mehr überleben würde, würde er weiter in diese Szene eintauchen, grünschnäbelig und stur. Da konnte er doch auch mehr erzählen. "Du fährst diese Rennen aber mit, oder?" "Tauchst du irgendwann gar nicht mehr auf, wenn ich dir nun ein paar Dinge erzähle?" "Ich glaub nicht." Reno war nur ehrlich – hasste sich aber einen Moment dafür, als sein Gegenüber dunkel knurrte, mit sich kämpfte. Der Größere räusperte sich nervös. "So lebensmüde habe ich noch keinen erlebt. Die waren immer froh, dass man sie laufen ließ und ließen sich nie wieder blicken, lebten ihr Leben weiter – und du?" "Ich will doch nur wissen, wa-..." "Es gibt nichts zu wissen!" Man hörte förmlich den Geduldsfaden knirschend reißen, als der Kleinere auf Reno zuging, ihm so nahe kam, dass der Brünette scharf die Luft einzog, ihn erschrocken ansah, man seine Furcht besonders aus der minimalen Entfernung roch. Als Reno nicht reagierte, starr da stand, wendete sich der andere von ihm ab, entfernte sich stumm von ihm. "Kann ich dich wiedersehen?" Der Größere war sich nicht sicher, woher diese Frage kam, aber er wusste, dass er sie selbst formuliert hatte, in einer kindlich-naiven Sehnsucht; er konnte nicht beschreiben, was es war, aber diese Unwissenheit über die Person vor ihm, die mittlerweile stehen geblieben war, ihm den Rücken zukehrte, zwang ihn dazu. Er glaubte, den Kleineren seufzen zu hören, deutlicher war hingegen das folgende Lachen, schallend und verspottend, sodass er die Zähne aufeinander biss, registrierend, dass er sich selbst zum Vollidioten der Situation machte. "Wiedersehen?", hallte irgendwann die amüsierte Wiedergabe, ehe sich der Kleinere umdrehte. "Wiedersehen." Reno nickte, sprach es unsicher, aber dennoch bestätigend aus, sah etwas hoffnungsvoll den anderen an. "Wenn ich einen dämlich-treuen Begleiter suche, gehe ich in den Zoofachhandel und gabel' keine betrunkenen Deppen von der Straße auf." "Wohlbemerkt Deppen, die du rettest. Warum?" Daraufhin erhielt er keine Antwort, stattdessen drehte sich der Angesprochene erneut weg, ging die Straße entlang, erwähnte etwas ein bisschen sich geschlagen gebend und genervt von der Hartneckigkeit des Größeren. "Morgen Abend im MunjA, bis dahin habe ich mir überlegt, was ich mit dir anstelle." ~ Vom Restalkohol im Blut war nichts mehr spürbar, als Ko-Ki die Wohngemeinschaft verließ, bereits halb angezogen in der Tür stand, den Größeren, welcher müde und ungeduldig in der Diele stand, schmunzelnd musterte. "Und du meldest dich?" "Klar, wenn ich Frühstückspause beim Optiker habe." Shin glaubte seinen eigenen Worten nicht, aber etwas Bestätigendes musste er schließlich sagen, nachdem der Pinkhaarige ihm seine Handynummer aufs Auge gedrückt hatte, der Blonde sie sogar ins Mobiltelefon eingespeichtert hatte. "Okay, dann bis irgendwann mal!" "Ja... Irgendwann mal." Es war nur gemurmelt, Ko-Ki hatte es definitiv nicht gehört, zumal dieser plötzlich leise zu jubeln begann und der Blonde fragte sich, was denn an einem Anruf so interessant sein konnte, doch kurz darauf merkte er, dass es nicht ihm gewidmet war. "Da ist der Zweifach-Jobber ja wieder! Jetzt ist aber Schicht." "Kein Problem, ich will eh nur noch schlafen." Reno erschien in der Wohnungstür grüßte die beiden nickend, zog sich die Jacke aus und ging an Ko-Ki vorbei in die Wohnung. Letzterer verabschiedete sich und verschwand recht schnell. Eine viertel Stunde später stand Reno Zähne putzend vorm Badezimmerspiegel, während Shin in einem übergroßen weißen T-Shirt im Türrahmen lehnte. "Musstest du unbedingt Ko-Ki einladen?" Der Angesprochene spuckte die Zahnpasta aus, beugte sich vor, um den Mund auszuspülen, ehe er sich diesen abtrocknete und Shin ansah. "Du hast es heraufbeschworen, nachdem du mich das sechste Mal im Spiel geschlagen hattest." "Siebte Mal.", korrigierte der Blonde fies grinsend und schritt zum Waschbecken, an dem Reno brav Platz machte, sich im Hintergrund die Haare kämmte, ein paar Spitzen zwischen die Finger nahm und besah. "Die müssten auch mal wieder geschnitten werden, ist das Spliss?" "Lenk nicht ab!", warnte der Kleinere, ehe er sich die Zahnbürste in die Schnüss schob, der Ertappte leise knurrend. "Komm, ich wusste nicht, dass Ko-Ki dich anbaggert. Und du bist sicher, dass es nicht nur am Alk lag?" Verschmitzt grinste der Brünette, als Shins Augen protestierend aufleuchteten – als brauchten alle Männer bei ihm Alkohol, um ihn erst attraktiv zu finden, welch eine Frechheit – doch jener putzte sich geduldig weiter die Zähne. Der Blonde schenkte die Zahnpasta auch irgendwann dem Waschbecken, wusch sich noch und klaute dem Größeren die Haarbürste. "Wo warst du eigentlich noch so lange?" "Ich habe noch jemanden getroffen." "Um die Uhrzeit?" Der Azubi war durchaus irritiert, legte die Bürste zurück in die Schublade, aus der sie sein Mitbewohner zuletzt geholt hatte, und schaute Reno an. "Wer ist denn da noch unterwegs?" Der Angesprochene überlegte eine Weile, wusste nicht, ob er so aus dem Nähkästchen plaudern sollte, andererseits war Shin eine vertrauenswürdige Person – bestimmt würde er noch einmal darauf zurückkommen. "Ist jetzt nicht wichtig. Ich gehe schlafen." Reno sah den Kleineren eine Augenbraue hochziehen, senkte den Blick, verschwand aus dem Bad, ohne darauf weiter einzugehen; zügig für seine Verhältnisse ging er in sein Zimmer, ließ seine Anziehsachen zu Boden fallen – generell sah sein Zimmer danach aus, als wären seine Sachen von seinem Körper geplatzt – und zog sich noch was Lockeres über, ehe er sich ins Bett legte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)