It's a heartache von Dahlie (Liebe hat viele Gesichter) ================================================================================ Kapitel 1: Ein teuflisches Ritual. ---------------------------------- . . . Das letzte Schuljahr. Ihr letztes. Rose Weasley musste bei dieser Vorstellung tief seufzen und schwang den Zauberstab, lautlos hob sich der Koffer vom Boden ab. Nachdem sie sich endlich hatte von ihren Eltern losreißen können, begab sie sich nun zum letzten Abteil des Zuges, um ihrer beste Freundin Gesellschaft zu leisten. So war es jedes Jahr Alice, Dominique, Roxanne und sie trafen sich nach den Ferien immer im letzten Abteil und tauschten sich über den neuesten Klatsch und Tratsch aus. Obwohl sie alle vier gänzlich verschiedenen waren und dementsprechend auch verschiedene Häuser bewohnten, trafen sie sich regelmäßig. Fast würde Rose so weit gehen und behaupten, dass sie alle vier Freundinnen waren, wenn da nicht die kleinen Streitigkeiten und die Konkurrenz der Häuser wären. Von ihrer Mutter wusste sie, dass es bereits seit Jahrzehnten die kleinen Streitigkeiten wegen der Häuser gab, auch wenn sie selbst diese Einstellung von wegen du-bist-ein-Ravenclaw-also-bist-du-ein-Streber für weit überholt hielt. Nicht alle Ravenclaws waren besonders schlau. Rose erreichte das letzte Abteil und sah bereits, wie ihre beste Freundin in ihrem Rucksack nach einem passenden Buch suchte. Schwungvoll riss die Weasley die Abteiltür auf und trällerte: „Alice, meine Beste!“ Sofort zuckte die Brünette zusammen und ließ das Buch zurück in den Rucksack rutschen. „Musst du mich so erschrecken?“ Rose ließ den Koffer auf der Ablage Platz nehmen und grinste breit: „Du hast doch wohl nicht wirklich geglaubt, auf der Fahrt lesen zu können?“ Alices Wangen färbten sich rot und sie strich durch ihr unordentliches schulterlanges Haar. „Ein Versuch wäre es wert gewesen.“ Rose lachte laut und stellte ihre dunkelblaue Umhängetasche auf den Boden. „Ich habe dir etwas mitgebracht.“ Gekonnt zog die Rothaarige ein ledergebundenes und abgenutztes Fotoalbum aus ihrer Tasche und reichte es ihrer besten Freundin. „Ich habe es aus einem alten Souvenirladen. Dort befinden sich Bilder aus Rom, aus dem Jahre 1835.“ Sofort schlug Alice freudig das Album auf und ein breites Lächeln glitt über ihre Lippen. „Toll, von wirklich hervorragender Qualität! Rosie, das muss ein Vermögen gekostet haben!“ Die Weasley beobachtete ihre Freundin und winkte gelassen ab. „Meine Mom hat ein bisschen gehandelt. Also ist es egal.“ Vorsichtig und liebevoll strich Alice über die alten Bilder, die ihre Lieblingsstadt zeigten. Ihre grauen Augen glänzten und die Ravenclaw spürte erneut Neid in sich aufsteigen, dass sie diese wunderbare Stadt noch nicht besucht hatte, aber ihre beste Freundin schon. Im Gegensatz zu Rose, hatte sie im Geschäft ihrer Mutter helfen müssen. Am Abend, wenn die Langeweile übermächtig geworden war, hatte sie sich die Zeit mit ihren neuen Schulbüchern vertrieben und war sich bereits sicher, dass sie in alten Runen fünf Lektionen Vorsprung zu ihren Klassenkameraden hatte. „Lass mich raten, was du in deinen Ferien gemacht hast. Du kannst das Verwandlungsbuch bereits zur Hälfte, hast in Zaubertränke neue Rezepte ausprobiert und alten Runen gepaukt.“ Ertappt zuckte Alice zusammen und Rose seufzte. „Wieso machst du in deiner Freizeit nicht mal was andere? Zum Beispiel Schwimmen gehen, ein wenig Feiern oder ein bisschen Shoppen?“ „Shoppen?“ Alice sprach das Wort aus, als hätte sie es mit einer ansteckenden Krankheit zu tun, „Lass mal, das Geld spare ich mir lieber.“ „Was man an deiner inakzeptablen Kleidung sieht.“ Roxanne Weasley schritt in das Abteil und wie immer verdrehte Rose bei solch einer arroganten Aussage die Augen. Perfekt gekleidet und mit einem graziösen Gang sah sich die dunkelhäutige Slytherin im Abteil um und sorgte dafür, dass ihre zwei Koffer auf der Ablage landeten. Dann ließ sie sich neben Alice fallen und schlug galant die Beine über einander. Rose betrachtete die beiden und kam nicht herum, einen brutalen Kontrast zwischen den beiden festzustellen. Während Roxanne die Erscheinung eines Vamps besaß, konnte man Alice mit einem schüchternen Mauerblümchen gleichsetzen. Unweigerlich fragte Rose sich, wo man sie selbst einordnen würde. „Halt die Klappe, Roxy, nicht jeder hat so viel Taschengeld, dass er sich einmal die Woche komplett neu einkleiden kann.“ „Ich leihe mir lediglich die meisten Klamotten von Freundinnen und kombiniere sie dann neu. Solltet ihr auch einmal probieren.“ Der Zug hatte sich bereits seit geraumer Zeit in Bewegung gesetzt und die sommerliche Landschaft Englands zog am Fenster an ihnen vorbei. Rose zwang sich, nicht auf die Provokation einzugehen, doch als sie sah, dass Roxanne eine Zigarette zwischen ihren Fingern drehte, war sie versucht ihr diese aus der Hand zu reißen. „Bitte, Roxanne.“ Mit treuherzigen Augen sah Alice die junge Slytherin an, als diese ihr Feuerzeug zückte. Roxanne kannte dieses Spielchen, doch jedes Mal aufs Neue ließ sie sich erweichen. „Schon gut, schon gut, ich gehe nachher eine bei Lorcan paffen.“ Alice klimperte dankbar mit den Augen und ein unschuldiges Lächeln huschte auf ihre Lippen. „Danke.“ Rose behielt ihre Gedanken bezüglich dieses kleinen Rituals für sich. Denn niemand würde ihr glauben, dass die Macho-Braut Roxanne Weasley sich von einer kleinen Ravenclaw sagen ließen, dass sie nicht Rauchen durfte. In Hogwarts hatte Roxanne den Ruf als knallharte Hexe weg. Sie ließ es auf Feten regelmäßig heftig krachen und verdrehte während der Schulwoche sämtlichen dummen Jungen den Kopf. Zu Beginn des fünften Schuljahres hatte sich Rose regelmäßig gefragt, wie ihre Cousine das machte, doch mittlerweile wusste sie, dass zu solch einem Lebensstil sehr viel Mut gehörte. Mut einer etwas anderen Art. „Ich fasse es nicht!“ Die drei Mädchen fuhren herum, als sie erkannten, dass die Letzte im Bunde eingetroffen war. Sie trug bereits ihre Schuluniform und das stolze V für Vertrauensschüler heftete an ihrem Umhang. Dominique Weasley hatte ihr hellblondes Haar zu einem Zopf gebunden, aus dem sich bereits die ersten Strähnen lösten. „Ihr glaubt nicht, was ich gerade erfahren habe!“ „Dir auch ein freundliches Hallo“, warf Roxanne pikiert ein und besah sich ihre weiß lackierten Fingernägel. In der anderen Hand hielt sie eine Nagelfeile. Dominique warf sich neben Rose und bekam wie immer hektische Flecken am Hals, als sie sich weiter erboste. „Fred Weasley ist Schulsprecher!“, ließ sie die Bombe platzen und keine ihrer Freundinnen regte sich. Gleichgültig sahen sie die Blonde an. „Hallo? Habt ihr mich verstanden? Fred ist [i}Schulsprecher! McGonagall muss zu viele Doxypfeifen geraucht haben, als sie das entschieden hat!“ „Fred ist doch okay“, warf Alice schließlich zögerlich ein, was der gelungene Startschuss bildete, damit die Veela sich erst richtig in Rage redete. „Okay? Alice, wo bleibt die Disziplin, Ordnung und Struktur? Der Flubberwurm wird aus Hogwarts einen Zirkus machen!“ „Bei Merlin“ Roxanne verdrehte die Augen, „Schraub deine Stimme runter und kandidiere als Zauberminister, wenn du solch einen Pipifax verhindern willst.“ „Solange Fred die Quidditchpläne fair und gerecht macht, ist das doch alles halb so wild.“ „Da wird sich der Kapitän der Gryffindors aber freuen, dass dem nicht so sein wird, weil Malfoy nach Flint das Amt an sich gerissen hat.“ Dominique ballte die Hände zu Fäusten und holte tief Luft, um weiter zu schimpfen, als Rose dazwischen fuhr: „Malfoy?“ „Was wunderst du dich? Er ist hervorragend dafür geeignet“, verteidigte Roxanne ihren Mitschüler. „Verantwortungsbewusst, streng und in jeder Hinsicht diszipliniert.“ „Und falsch“, entgegnete Alice sofort und betrachtete ihre beste Freundin. „Nach deiner Aussage trittst du also das Erbe Spinnet an?“ Rose massierte sich die Schläfe und murmelte: „Mist, Mist, Mist! Ich habe mit Nott gerechnet. Malfoy wird natürlich eine ganze Nummer anders fliegen!“ Da Alice nicht besonders viel für Quidditch übrig hatte und nicht wollte, dass dieser brutale Sport die Unterhaltung bestimmte, kramte sie in ihrem Rucksack und zog ein kleines, sehr mitgenommenes Notizbuch hervor. „Wird Zeit für unser Jährliches Ritual und gleichzeitig auch das letzte Mal.“ Sie schlug das Buch auf, zog vier Zettel hervor, worauf jeweils ihre Namen standen und warf diese in einen kleinen Beutel. Jedes Jahr bekam jeder von ihnen eine kleine Aufgabe, die er im Schuljahr erfüllen musste. Zu Beginn war es das Erreichen einer bestimmten Note gewesen, der Eintritt ins Quidditchteam oder eine kleine Mutprobe. Doch mit den Jahren waren sie immer Herausfordernder geworden. Rose rieb sich die Hände und sah ihre Cousine freudig an. „Mach dich auf was gefasst, Roxy, die Sache vom vierten Schuljahr habe ich nicht vergessen!“ „Warte erst mal ab, ob dir das Glück hold sein wird.“ Dominique schüttelte vor so viel Elan nur den Kopf und griff als erstes in den Sack. Wortlos betrachtete sie den Namen und Alice zückte ihre Feder, um die Aufgabe zu notieren. „Tja … Alice, du bist wohl dieses Mal die Erste.“ Sie legte den Kopf schief und betrachtete die junge Ravenclaw. Ein feines Lächeln zog sich über ihre Lippen und sie sprach: „Du wirst dieses Jahr eine kleine Liste abarbeiten und sie beginnt damit, dass du dir für das erste Hogsmeade-Wochenende ein Date suchst. Dein Erstes, wenn ich mich recht entsinne.“ Die Feder in der Hand der Longbottom hielt inne. „Das ist nicht dein Ernst.“ „Die Idee ist gut“, stimmte Roxanne zu und grinste dreckig, dann griff sie selbst in den Sack. „So kommst du vielleicht mal in den Genuss einen Mann von nahem zu sehen.“ Alice biss sich auf die Unterlippe und schwieg. Sie hasste es, wenn man sich über sie lustig machte, nur weil sie bislang noch keine Erfahrungen mit dem männlichen Geschlecht gemacht hatte. Gerade als sie zu einem bissigen Kommentar ansetzen wollte, sprach die Slytherin auch schon: „Rosilein, sieht schlecht für dich aus.“ Breit grinsend wedelte sie mit dem Zettel und Rose sank tiefer in ihren Sitz. „Oh bitte, denk dir etwas Vernünftiges aus.“ „Hmm… lass mich mal überlegen“, sie wechselte das Bein und drehte eine Locke zwischen ihren Fingern. „Ich will, dass du dieses Jahr die Kontrolle aus der Hand gibst.“ „Die Kontrolle aus der Hand geben?“, fragte Dominique verwirrt und Rose verschränkte die Arme vor der Brust. Roxanne nickte. „Ja, in Form von Männern. Ich finde, es ist für klein Rosie an der Zeit ihr Leben ein bisschen skandalös zu gestalten.“ Rose lachte bitter auf. „Also bitte, welcher Mann würde sich von mir nichts sagen lassen?“ „Malfoy“, kam es im Chor von ihren Freundinnen und sie verdrehte die Augen. „Vergesst es, ich suche mir wen anderes. Das wird ja wohl nicht ganz so schwierig sein, einmal einen Mann abzuschleppen, der weiß, was er tut.“ „Nicht einmal.“ Roxanne grinste noch breiter und Rose verspürte augenblicklich den Drang ihr diese Gehässigkeit aus dem Gesicht zu wischen. „Meine Forderung gilt das ganze Jahr, also such dir einen Liebhaber, der dir den Boden unter den Füßen wegzieht.“ „Ähm… entschuldigt die Frage“, mischte sich Alice ein. „Aber wo ist der Unterschied zwischen Liebhaber und Freund?“ Dominique setzte sich aufrecht hin und warf Roxanne kurz einen ungehaltenen Blick zu. Schließlich hatte sie erst letztes Jahr Dates mit einem Macho, mit einem Player und einem sogenannten Lover gehabt. Letztes definierte man gleichfalls als Affäre und Liebhaber. „Das Alice, ist ein bedeutender Unterschied. Schließlich bist du mit einem Freund richtig zusammen, eierst händchenhaltend durch Hogwarts und machst Küsschen, Küsschen.“ Bei dieser Erklärung kicherte Roxanne belustigt und Dominique fuhr fort: „Mit einem Liebhaber schiebst du immer mal wieder eine schnelle Nummer in einer Besenkammer.“ Alice bekam rote Wangen und Rose grummelte etwas von Besenkammer seie unter ihrem Niveau. Ungehalten griff die rothaarige Weasley in den Sack und zog einen weiteren Zettel heraus. „Dominique.“ Die Vertrauensschülerin sah ihre Cousine gespannt an. Diese kratzte sich im Nacken. „Wie wäre es, wenn du dieses Jahr anfängst mit deinen Veela-Reizen zu experimentieren? Such dir ein Opfer und versuch ein wenig an Victoire ran zu kommen.“ Sie zwinkerte. „Vielleicht kann dir Louis dabei ein wenig helfen? Schließlich hat er den Dreh raus, wenn man sich seine Busenfreundinnen anguckt.“ Wortlos nahm Dominique das Urteil hin und betrachtete Alice, die sich das Kinn rieb. Ein merkwürdiges Funkeln war in ihren blassblauen Augen zu erkennen. „Komm schon Alice! Was muss ich tun? In ein paar Tests Ohnegleichen schreiben?“, höhnte Roxanne und das Lächeln auf den Lippen der Ravenclaw wurde eine Spur breiter. „Nein Roxy, du wirst dein Matratzensport ein wenig überdenken. Denn in diesem Jahr wirst du nur einen einzigen Jungen abschleppen und das wird derjenige sein, der dich auf Lucys Geburtstagsparty zuerst anspricht. Egal mit welchem Spruch oder egal auf welcher Art. Sprich; Dieser Typ wird der einzige sein, den du bis zum Sommer Flachlegen darfst.“ „Mord!“, entwich es Dominique und Rose nickte: „Na, prost! Hoffen wir, dass du auf Malfoy triffst.“ Roxanne wirkte sichtlich ungehalten und bedachte Alice mit einem bösen Blick. „Wirklich egal, wer es ist?“ „Vollkommen!“ Alle drei Mädchen grinsten breit und die Slytherin zog für jeden eine Dose Kürbissaft aus ihrer Tasche. Wie immer stießen sie nach einem gelungenen Pakt an. „Also, wie war das? Malfoy ist Kapitän?“, hakte Rose schließlich nach und Alice stöhnte. „Müssen wir das jetzt diskutieren? Ich meine, eine Gelegenheit mehr, wo du ihn nicht fertig machen kannst.“ Roxanne lachte schallend. „Als wenn Scorpius je gecheckt hätte, dass du ihn in irgendeinen Bereich schlagen wolltest. Es war ihm sogar herzlich egal! Das einzige, was ihn je interessiert hat, war, in welche Richtung du den Quaffel werfen würdest.“ „Malfoy lässt immerhin noch mit sich Verhandeln. Fred dagegen –Arg!“, Dominique musste ihren Ärger Luft machen. Sie hatte so sehr gehofft, dass Lysander Scamander das Amt des Schulsprechers bekommen würde und nun solch eine Enttäuschung. „Musst nur wissen, wie du ihn anpacken musst“, warf Alice ein und die Diskussion begann sich im Kreis zu drehen. Die Abteiltür glitt wieder auf und ein Rotfuchs steckte den Kopf herein. Lily Potter strahlte über beide Wangen und sah fröhlich in die Runde. „Habt ihr euren Packt schon abgeschlossen?“ „Ja.“ Alice reichte ihr, wie jedes Jahr, das kleine Buch und die Potter steckte es in ihren Umhang. Lily nahm sich einen Keks aus der Gebäckdose, die auf dem kleinen Fenstertisch stand und biss herzhaft hinein. „Darf ich rein gucken?“ „Klar, aber bitte erst dann, wenn wir deine Schadenfreude nicht mehr hören“, meinte Rose und ihre kleine Cousine verstand. Heiter warf sie ihr rotes Haar nach hinten und fragte: „Wann beginnt das Quidditchtraining?“ „Dann wenn ich weiß, wie Fred die Zeiten verteilt.“ Lily seufzte tief und Alice verdrehte die Augen. „Bei Merlin, er wird euch schon nicht nachts trainieren lassen.“ „Wer weiß, wer weiß. Zutrauen würde ich es ihm.“ Dominique schien erpicht darauf, kein einziges gutes Haar an ihrem Cousin zu lassen, weshalb Lily sich eilig verabschiedete. Sie mochte Fred und wollte nicht unbedingt dabei sein, wenn hässliche Beschimpfungen über ihn fielen. Leise vor sich hin summend huschte die 15-Jährige durch den Zug, begrüßte hier und da jemanden und machte sich schließlich auf, um ihren Bruder die geschmuggelten Zigaretten von James zu geben. Seit der fünften Klasse durchsuchte ihre Mom Albus jedes Mal auf Nikotin. Sie, das kleine Engelchen, würde niemand verdächtigen, was unerlaubtes Betäubungsmittel im Hause Potter anging. Ganz am Anfang des Zuges erreichte sie endlich das Abteil des Schulsprechers und riss ohne Vorwarnung die Schiebetür auf. Überrascht hielt Lily inne. „Alter ist das fett hier!“, entwich es ihr und sie trat staunend ein. Das Abteil war fast drei Mal so groß, wie ein normales. Die Sitzkissen waren komplett in den Farben Ravenclaws gehalten und schienen mehr eine Art Couch zu sein. Rechts erstreckte sich ein runder Tisch mit Sitzecke und einem dick gepolsterten Sessel davor. Albus raufte sich die Haare. Er saß an jenem kostbaren Holztisch und brütete über ein Schachbrett. Sofort grinste Lily breit. „Hallo liebster Bruder.“ Schwungvoll ließ sie sich neben ihm fallen und fragte: „Wie lange sitzt du schon davor?“ „Eine Stunde“, informierte Fred, der gelassen auf der übergroßen Fensterbank saß und gekonnt an einer Zigarette zog. Hinter ihm war das Fenster einen Spalt breit auf, damit der verräterische Rauch abziehen konnte. „Du spielst mal wieder gegen Scorpius.“, stellte Lily tonlos fest und legte die drei Schachteln auf den Tisch. „Hallo übrigens.“ Vollkommen ausgestreckt lag der Malfoy auf der anderen Seite des Abteils auf dem Sofa und blätterte in der neusten Quidditch Today. Er trug bereits wie seine Freunde die Uniform und nickte ihr knapp zu. „Komm schon Lils, hilf mir!“, bat Albus und sie riskierte einen Blick auf das Brett. „Guck dir den Springer an.“ Und sofort sah er über die Ränder seiner Brille. „Glückwunsch zum Abzeichen, Fred. Was hast du dafür getan, mit Goni geschlafen?“ Lilys Kommentar brachte Albus zum Lachen und Fred ließ sich zu einem spöttischen Grinsen herab. „Nein, du halbwüchsiges Persönchen. Ich habe sie lediglich mit meinem Charme eingewickelt und dann die Treppe runter geschubst. Hey, warum glauben alle, dass es nicht an meinem durchaus fähigen Kompetenzen liegen könnte, dass ich diesen Unsinn nun machen darf?“ Scorpius setzte sich aufrecht hin und strich sich die Haare zurück. Gelassen erhob er sich und setzte einen Bauern ein Feld weiter ohne den Springer einen Blick zu würdigen. „Dafür, dass du mit Elenore Clarks zusammen arbeiten darfst, weil sie den weiblichen Part an deiner Seite ausfüllt, hörst du dich ziemlich unzufrieden an.“ Fred zuckte mit den Schultern und warf die Zigarette aus dem Fenster. „Sie ist mir schon letztes Jahr hinterher gelaufen und macht genau das, was ich ihr sage. Total langweilig!“ „Immerhin hat sie große-!“, wollte Albus anzüglich einwerfen, als seine Schwester ihn genervt unterbrach: „Ich bin ja schon weg. Keine Sorge, habe den Wink mit dem überdimensionalen Hexenhut verstanden.“ Sie stand auf und verabschiedete sich. Kaum, dass sie das Abteil verlassen hatte, griff Scorpius zu den Zigaretten und grinste. „Nichts gegen Lils, aber sie hat ein zu Gryffindorsches Karma. Erinnert mich zu stark an Wood, als er noch da war.“ „Keine Sorge“, Albus öffnete eine Dose Butterbier. „Rosie wird ihn dir für das letzte Jahr ersetzen. Sprich, du wirst auch weiterhin um das Quidditchfeld kämpfen müssen.“ Grinsend ließ sich der Malfoy auf dem Sessel fallen und zündete sich die Zigarette an. „Nein, eher nicht. Nicht wahr, Fred?“ „Jau, neben der eigenen Bude, der Macht Vertrauensschüler zu tyrannisieren und –hey was ist das?“, Fred sprang von der Fensterbank und bückte sich. Verblüfft hielt er ein kleines und abgenutztes Notizbuch in der Hand. Der Schulsprecher schlug es auf und runzelte die Stirn. Interessiert las er sich die Aufgaben durch und in seinem Kopf formte sich sofort ein bislang fehlerhaftes Puzzel zu einem Ganzen. Amüsiert schritt er durch das Abteil und sprach: „Erinnert ihr euch an das dritte Schuljahr, als Rosie krampfhaft versucht hat, Frank Longbottom in irgendeinem Fach zu schlagen?“ Gleichgültig nickte Albus und schob einen Läufer ein paar Felder weiter. „Hat sie ja dann auch mit Ach und Krach, in Wahrsagen.“ „Und im fünften Schuljahr hat Alice Longbottom ein Ständchen in der großen Halle, im Unterricht bei Goni und bei Binns gesungen. It's raining wizards, we will hex you und Mambo number six.” “Das war der Knaller des Jahres“, gestand Albus und musste noch bei der Vorstellung breit grinsen. Fred lehnte sich gegen das Fenster und blätterte weiter. „Wie es aussieht haben Dome, Roxy, Rose und Alice die Angewohnheit jedes Jahr eine Aufgabe unter sich zu verteilen. Scheinbar müssen sie diese bis kurz vor dem nächsten Sommer erfüllt haben.“ „Kindisch.“, war Scorpius einziges Kommentar, doch Albus schien dies äußerst interessant zu finden. „Was haben sie denn für dieses Jahr geplant? Vielleicht können wir da ein bisschen rumpfuschen.“ „Sicherlich.“ Fred blätterte weiter, bis er zum letzten Mal auf die fein säuberliche Schrift der Longbottom blickte. Anerkennend pfiff er durch die Zähne. „Alice soll eine Liste abarbeiten. Sie fängt an mit einem Date nach Hogsmeade – ihr Erstes, wenn ich den Kommentar richtig deute. Vielleicht solltest du ihr unter die Arme greifen, Al?“, er zwinkerte und der junge Potter schien drüber nachzudenken. „Du meinst, damit sie am Ende nicht mit irgendeinem Vollpfosten geht?“ „Genau, zeig mal ein bisschen Slytherin-Herz und hey, Roxy darf nur mit einem einzigen Typen bumsen und zwar das ganze Jahr.“ „Übernehme ich gerne.“ Scorpius hob die Hand, wie im Unterricht und grinste, während Albus nur knapp den Kopf schüttelte: „Du willst nur, dass sie willig in deinen Armen liegt und dich einmal die Woche anbettelt, dass du ihr Erlösung schenkst.“ „Vielleicht.“ Scorpius sah Fred schadenfroh an. „Ließ weiter.“ „Dome soll ihren Veela-Charme trainieren und so schneller zu ihrem Willen kommen, als wenn sie die knallharte Politikerin auskehrt. Könnte interessant werden, wenn sie sich bei mir wieder über Ungerechtigkeiten aufregt.“ „Fred“, ermahnte Albus gespielt entrüstet. „Domes Haare sind bald nicht mehr blond, sondern grau, wenn du sie weiter so versklavst.“ „Ich versklave sie nicht, ich mache sie zur Leibeigenen“, redete sich der Schulsprecher raus und Scorpius legte den Kopf in Nacken und merkte an: „Das ist dasselbe. Du solltest an Muggelkunde teilnehmen.“ Ohne darauf einzugehen, las er weiter. „Und Rose soll die Kontrolle verlieren-“ er runzelte die Stirn. „-um ein wenig Abenteuerlust zu schmecken, keinen Plan, wie die Mädchen das jetzt meinen.“ Sofort sahen Fred und Albus ihren blonden Kumpel an und er zeigte beiden den Vogel. „Niemals! Weasley ist A) nicht mein Typ, B) viel zu anstrengend, C) eine Weasley, D) zu dominant und E)-!“ „Komm schon zu Z) und mach es kurz“, unterbrach Albus augenrollend und der Malfoy tat ihm diesen Gefallen. „Und Z) Ich bin sicher, dass sie mich nicht auf meine Kosten kommen lassen wird. Ihr wisst schon, was ich meine.“ „In der Tat.“ Fred klappte das Buch zu, denn der Hogwarts-Express war zum stehen gekommen. „Wir sind da.“ Das Büchlein verschwand in seiner Hosentasche und er grinste in die Runde. „Freuen wir uns auf ein spannendes letztes Jahr.“ Scorpius erhob sich und griff nach seiner Zeitschrift. „Ein weiteres Jahr, in dem Slytherin den Quidditch-Pokal gewinnt.“ „Und ein Jahr, indem wir es noch einmal so richtig krachen lassen!“, beendete Albus die Aufzählung und die drei Freunde verließen gut gelaunt das Abteil. Als sie auf den Bahnsteig traten und der kühle Wind aufkam, ließ Fred den Blick über die Schülermenge gleiten. Als er blondes, rotes und zwei Mal dunkles Haar ausmachen konnte, da schlich sich ein breites Grinsen um seine Lippen. „Ja, ja, ein interessantes Jahr.“ Fortsetzung folgt... Kapitel 2: Deine Fantasie, nicht meine. --------------------------------------- . . . Es gab Tage, da war das Verlangen zu Schreien oder wie ein jähzorniges Kind auf den Boden zu stampfen unendlich groß. Für Rose Weasley war heute so ein Tag. Hogwarts hatte gerade erst die dritte Woche erreicht und sie sehnte sich jetzt schon wieder nach Ferien. Der neue Schulstoff erschlug sie förmlich und die Tatsache, dass sie mit den Hausaufgaben arg im Rückstand war, machte die Woche nur noch schlechter. Nachdem sie den ganzen Samstag damit zugebracht hatte, ein neues Quidditchteam zusammenzustellen und dabei eine karge Auswahl zur Verfügung hatte, war in Rose die Hoffnung aufgekeimt, dass zumindest das erste Training der Gryffindors ein Erfolg wurde. Begleitet von Regen und Sturm flog die Weasley über das Feld und brüllte ihrem jungen Team Anweisungen zu. Das rotbraune Haar klebte bereits auf ihrem Kopf und die Kleidung hatte sich mit Regenwasser vollgesaugt. Hartnäckig ignorierte Rose die aufkeimende Kälte und betrachtete die Übung ihrer neuen Treiber. Wie in den letzten vier Jahren flog sie selbst als Torhüter. Sie war nicht besonders stark, aber ihre Reflexe dafür umso besser. Hugo und Georgina McLaggen kombinierten gut als Treiber miteinander und das, obwohl sie sich nicht besonders gut leiden konnten. Wenn man nach Rose‘ Meinung fragte, dann waren sich die beiden vielleicht zu ähnlich. Beide hegten eine fatale Schwäche für die Chudley Cannons, für zu viel Butterbier und bekamen beide ihr loses Mundwerk nicht in den Griff. Etwas, was Rose zu ändern gedachte. Vielleicht sollte sie die beiden miteinander verkuppeln, ihr Dad würde von Georgina sicherlich begeistert sein. Rose sah weiter zu ihren Jägern. Lily und die Geschwister Jordan flogen allesamt sehr verschieden. Während Lily eher für enge Pässe geeignet war, beherrschte Dorian Jordan, der ältere der Beiden, eher ein weites Zuspiel. Der Zweitklässler Dennis Jordan dagegen liebte riskante Sturzflüge und hatte auch nichts gegen rasende Richtungswechsel. Rose war sich sicher, dass sie aus dieser Kombination eine gute Einheit basteln konnte, schließlich hatte ihr James zu seiner Zeit eingetrichterte, dass Vielseitigkeit oft das Mittel zum Sieg war. Sie hielt sich dran, denn James hatte als Kapitän der Gryffindors zwei Jahre lang hintereinander den Pokal ins Haus geholt. Rose drehte sich um und entdeckte Linus Little ihren neuen Sucher. Der Zwölfjährige ließ die Höhe über sich und machte auf ihrer Augenhöhe halt. Sein Haar leuchtete giftgrün und Rose wollte den kleinen, zitternden Metamorphmagus gerade zu Recht weisen, warum er sein Training unterbrach, als sie die Stirn runzelte. Normalerweise wiesen seine Haare die Farbe von Gryffindor auf, deshalb konnte das Grün nur eins bedeuten… Ihr Kopf ruckte herum, bevor der Junge auch nur ein Wort verlieren konnte und tatsächlich, sie erkannte die ersten Slytherins, die aus den Mannschaftskabinen traten und ihre Besen bestiegen. „Danke Kurzer.“ Sichtlich verstimmt lenkte sie ihren Besen zu Boden und spürte Sekunden später den aufgeweichten Rasen unter ihren Füßen. „Hey, was wollt ihr hier? Gryffindor hat den Platz reserviert!“ Ihr Cousin Albus grinste nur breit und erklärte großspurig: „Scorp hat uns erlaubt zu trainieren, wahrscheinlich hat er ‘ne Sonderreglung.“ Er zuckte gleichgültig mit den Achseln. „Sieht aus, als müsstest du einpacken Rosie.“ Sofort verdunkelte sich ihre Miene und sie sprach bemüht ruhig: „Wo ist Malfoy?“ Lorcan Scamander zog sich seinen Flugmantel an und nickte mit den Kopf Richtung Kabinen. Während die Slytherins sich auf ihre Besen schwangen, warf Caroline Montague ihr einen missbilligten Blick zu. Doch Rose hatte in diesem Augenblick keinen Nerv sich mit der Zicke auf mündlicher Ebene zu duellieren. Das Feld brauchte ihre ganze Aufmerksamkeit. Hinter ihr landete Team Gryffindor und sie ballte die Hand zur Faust, als sie Scorpius Malfoy aus der Kabine stolpern sah. „Wieselbee schön, dass du freiwillig den Besen packst“, begrüßte er sie mit einem höhnischen Lächeln. Sofort schellte ihr Puls auf 180. Arrogant strich er sich durch das Haar und wollte an ihr vorbei gehen, als sie ihm den Weg versperrte. Dass er sie um einen ganzen Kopf überragte, beeindruckte sie nicht. „Um diese Zeit habe ich das Feld, also sammel deine Vollpfosten wieder ein.“ „Falsch Wieselbee.“ Gelassen zog er etwas aus seiner Hosentasche und hielt ihr wenig später einen neuen Plan vor die Nase. Rose brauchte nur wenige Sekunden um zu begreifen, das Gryffindor einmal die Woche das Feld bekam, während Slytherin vier Mal drauf zurückgreifen konnte. Wütend entriss sie ihm das Papier und presste beherrscht hervor: „Du widerlicher, kleiner-!“ „Na, na. Warum wollen wir gleich so unfreundlich werden, nur weil mir dein reizender Cousin einen Gefallen getan hat?“ „Schade, dass Fred nicht weiblich ist, denn sonst wüsste ich, wie du ihn bezahlt hast!“, spuckte sie ihm entgegen und ihre Wangen färbten sich rot vor Zorn. Scorpius schien das ganze lediglich zu amüsieren. „Neidisch?“ „Auf deine billigen Freizeitbeschäftigungen? So verzweifelt bin ich noch nicht und werde ich auch nie sein.“ Der Blonde grinste eine Spur breiter und schulterte seinen Besen, dabei schlug er ihr den hinteren Teil ins Gesicht. Rose stolperte gegen die Wand und hielt sich die Nase. Statt sich zu entschuldigen verdrehte Scorpius die Augen. „Pass doch auf, Wieselbee.“ Herzlos schritt er weiter und sie wollte zu ihrem Zauberstab greifen, der in ihrem Stiefel steckte, als ihr gesamtes Team ihr den Weg versperrte. Lily riss ihr sofort den Zauberstab aus der Hand und die Jordan-Geschwister drückten sie ein paar Meter zurück, indem sie sie rechts und links in den Schwitzkasten nahmen. „Komm schon, Rosie, das Nachsitzen ist Malfoy nicht wert“, versuchte Hugo sie zu beruhigen und seine Partnerin Georgina rümpfte die Nase. „Fred Weasley ist dein Cousin, der wird ja wohl mit sich reden lassen.“ „Hast du eine Ahnung“, entwich es dem kleinen Linus. Unweigerlich sprach er Rose Gedanken aus. Verbittert sah sie dem hinterhältigen Slytherin nach und biss sich auf die Unterlippe. „Aber ich wüsste jemanden, der das vielleicht regeln könnte“, teilte Rose ihrem Team mit. Verwirrt sah Lily sie an. „Du wirst doch nicht-!“ „Ich finde Fred hat ein bisschen Stress durchaus verdient“, unterbrach Hugo grinsend, der sich denken konnte, was seine Schwester vor hatte. Rose erwiderte es und strich dem kleinen Linus durch die Haare. „Alle Mann zum Duschen. Vergessen wir den Ärger hier.“ Das ließ sich niemand zweimal sagen und die Truppe schleppte sich in die Kabinen. Lily schüttelte den Kopf, als sie neben Rose trat. „Manchmal glaube ich, du hättest besser nach Slytherin gepasst.“ „Weil ich Malfoy hinten herum seine eigene Medizin schmecken lasse?“ „Nein, weil du gerne andere Leute für dich schuften lässt.“ Verstimmt gab sie ihrer Cousine einen Klaps auf den Hinterkopf und diese huschte kichernd in die Umkleide. „Ich glaub`s ja wohl!“ --- „Fred Weasley! Du hast genau zehn Sekunden um deine Haut zu retten, bevor ich sie demnächst als Kissenbezug benutze!“ Die Tür zum Schulsprecherbüro war mit solch einer Wucht aufgerissen worden, dass mehrere Kerzen durch den Luftzug ausgegangen waren. Den amtierenden Schulsprecher interessierte diese Tatsache nicht besonders. Gelangweilt streckte er die Füße auf dem Schreibtisch weiter aus und wendete sich von seinem Quidditch-Magazin ab. Das rote Weasleyhaar stand zu allen Seiten ab und ein heiteres Lächeln lag auf Freds Lippen. „Dominique, was verschafft mir die späte Ehre?“ Die Uhr schlug bereits halb elf und es herrschte Ausgangssperre. Eigentlich. Sein Blick fiel auf die erzürnte Veela und seine Augen füllten sich mit Spott. Energisch wie immer knallte sie ihm ein Blatt Papier auf den Tisch und hob eine feine Augenbraue. „Nun?“ Schwerfällig nahm er die Füße vom Tisch und warf einen Blick auf das zerknüllte Blatt. „Is` ein Quidditchplan, ja und?“ „Ungewöhnliche Trainingszeiten für Gryffindor, nicht wahr?“ Statt ertappt auszusehen, grinste Fred breit. „Ist doch herrlich, so ein erfrischendes Training am frühen Morgen.“ „Hör auf Spielchen zu treiben“, sprach Dominique beherrscht ruhig. „Und benimm dich endlich mal, so wie man es für einen Schulsprecher erwartet.“ „Ach weißt du…“, er widmete sich wieder seiner Zeitschrift. „Es langweilt mich Erwartungen zu entsprechen. Vielleicht solltest du dir auch mal ein anderes Hobby zulegen.“ Die Blondine verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn herablassend an. „Du willst dich also nicht ändern?“ „Machst du Witze? Wieso sollte ich? Mir gefällt’s so, wie es jetzt ist.“ Die Veela ließ sich entnervt in dem Sessel vor ihm fallen und sah ihn ungehalten an. Fred suchte nach der richtigen Seite im Quidditch-Magazin. „Falls du vor hast, mir ein wenig Gesellschaft zu leisten, so vergiss es. Ich bin nicht besonders erpicht auf deine Anwesenheit“, gab er ehrlich zu und wollte sich einem Artikel über Dummy Dickson widmen. Eine ganze Weile war es ruhig im Raum und er hörte lediglich das Knistern des Feuers im Kamin. Fred war so vertieft in die einstigen genialen Spielzüge des Jägers, dass er zusammen zuckte, als seine Cousine sich räusperte. „Was ist?“ „Wieso kriegen die anderen Vertrauensschülerinnen immer, was sie wollen nur ich nicht? Anna Edgecombe hat den Wechsel der Nachtschicht bekommen, Alice zu Liebe hast du den Verleih der Bücher verlängert und Ellenore Clarks trägt das stolze S-Abzeichen auf der Brust, aber sie muss rein garnichts machen! Noch nicht mal Protokoll während einer Sitzung führen!“ Dominique lehnte sich zurück und versank tiefer im Polster. „Warum?“ Verdutzt starrte Fred sie an und war zuerst vollkommen verwirrt, dann erinnerte er sich an das Buch mit den merkwürdigen Aufgaben und versuchte sich den Part seiner Cousine in Erinnerung zu rufen. „Nun…“, Fred versuchte etwas Zeit zu schinden und sah sie kurz musternd an. Dann entschied er sich für eine typische dreiste Antwort. „… willst du die Wahrheit?“ „Ich bitte drum.“ Fred legte die Füße wieder auf den Tisch und schlug sie gekonnt übereinander. „Ganz einfach, sie revanchieren sich. Alice lässt schon mal Zaubertrankhausaufgaben springen, Anna versorgt mich mit den neusten Magazinen“, er hielt die Zeitschrift in seiner Hand hoch und Dominique begriff, dass die Gryffindor durch ihren Onkel beim der Redaktion perfekte Kontakte hatte. „Und Ellenore versüßt mir die Nacht.“ Er zwinkerte anzüglich und Dominique versuchte unter keinen Umständen das Gesicht zu verziehen. „Wie du siehst habe ich alles, was mein Herz begehrt.“ Unbeeindruckt legte die Veela den Kopf schief und musterte ihn. „Aber du hast niemanden zum angeben.“ „Angeben?“ „Ja“, sie lächelte wissend. „Scorpius wird Caroline Montague in die drei Besen schleppen, Albus wechselt sowieso ständig und dein Betthäschen Ellenore geht regelmäßig mit Lysander aus, um ein sauberes Image zu bewahren. Wie sieht es mit deinem aus?“ „Wozu brauche ich ein sauberes Image?“, spottete er und sie lächelte noch eine Spur breiter. Langsam aber sicher begann Fred sich unwohl zu fühlen. „Nun, schon mal daran gedacht, dass dir Lehrer mehr Freiheiten geben würden? Mehr Freistunden und weniger Hausaufgaben? Und wenn du Glück hast, genehmigen sie dir ein großzügiges Budget für die Weihnachtsparty.“ Dominique besah sich unschuldig das Büro. „Und jetzt schließ bitte deine Augen und stell dir die Party des Jahres vor, die du organisiert hast. Klingt da das saubere Image nicht verlockend?“ „Zugegeben, ja, tut es.“ Fred drückte seine Fingerkuppeln gegeneinander und sah sie wachsam an. „Also kommen wir ins Geschäft?“, wollte Dominique großspurig wissen und strahlte, was ihn ein Lächeln entlockte. „Nein. Du versuchst mir eine Begleitung für mehrere Anlässe aufzuschwatzen, sprich, ich müsste mich mit diesen sauberen Image ziemlich oft sehen lassen und beschäftigen.“ „Was dagegen?“ „In der Theorie nicht, aber-!“, er strich sich durch das dichte Haar. „- aber in der Praxis reizt du mich nicht, Dome. Es wäre eine Qual für uns beide. Ich würde dich triezen und du würdest mich beschimpfen, also ersparen wir uns das Ganze schlicht.“ „Du willst, dass dir dein sauberes Image ein wenig Spaß bietet? Bei Merlin, wie tief bist du gesunken, Fred!“ Er lachte trocken und hob abwehrend die Hände. „Nein, nein, ich rede nicht von Sex, sondern Spaß der anderen Sorte. Flirts, tiefe Blicke und halt diesen ganzen Spannungskram.“ Ungeduldig wedelte er mit der Hand und Dominique runzelte die Stirn. Sichtlich verwirrt erhob sie sich und dachte über seine Worte nach. „Spannungskram. Na ja, ich werde mal das Wörterbuch Roxanne Weasley aufschlagen, vielleicht finde ich eine andere und verständliche Definition dafür.“ „Tue das.“ Fred nickte heftig. „Aber setzt dich vorher, nicht dass du noch den Boden unter den Füßen verlierst, vor so viel Skandal.“ Die Blondine verdrehte die Augen und rauschte aus dem Raum. Zufrieden mit sich sah Fred ihr nach und grinste breit, bevor er sich wieder seiner Zeitschrift widmete. Er war gespannt, ob sie nun ihre Aufgabe für das Jahr in den Angriff nehmen würde. Wobei er sich nicht vorstellen konnte, wie aus seiner burschikosen Cousine ein Vamp werden sollte. Unwillkürlich schüttelte er den Kopf und murmelte leise: „Sauberes Image… pff.“ 1 : 0 für ihn. --- Selten entglitten Louis Weasley die Gesichtszüge, aber am Abend von Lucy Geburtstag verlor er seine kühle Beherrschung. Eine feine Augenbraue rutschte nach oben und er öffnete den Mund ohne einen Ton heraus zu bringen. Er befand sich im Zimmer seiner Cousine Roxanne, jedoch ohne ihre Anwesenheit. Stattdessen war seine Schwester mit einer überaus seltsamen Bitte zu ihm gekommen und Cousine Rose schien als Beistand mitgekommen zu sein. Die rothaarige Weasley trug bereits ein schwarzes Top und einen Jeansrock, der so kurz war, wie ein übergroßer Gürtel. Rose brauchte sich nicht viel aus modischen Schnickschnack machen, da sie bereits wegen ihren Haaren und ihre Art und Weise zu tanzen auffiel. Wenn Victoire ihr etwas Vernünftiges beigebracht hatte, dann dies. Bereits in der dritten Klasse konnte sie besser die Hüfte kreisen lassen, als so manche Siebtklässlerin. „Also King Louis, ist es hoffnungslos?“, wollte der Kapitän der Gryffindors wissen und ließ sich auf Roxannes Bett fallen. Er strich sich durch das kurze blonde Haar. „Ich soll Dome einkleiden?“ „Nicht in Jeans und so“, erläuterte Rose und griff nach einer Zeitschrift. „Eher so… reizvoll und lieblich.“ „Reizvoll und lieblich“, widerholte Louis dümmlich und sah an seiner Schwester auf und ab. Dann lachte er trocken. „Okay, welche Wette hast du verloren?“ Dominique betrachtete unsicher den Schrank der Diva und schluckte. „Keine, ich wollte lediglich meinen Stil… ein wenig verändern.“ „Ah ja…“, er nickte zusammenhanglos und tat, als wäre er nicht bis ins Markt mit Misstrauen erschüttert. „Also lieblich und reizvoll, ja, ich glaube Roxanne hat ein paar hübsche Kleider. Nur könnte es oben herum ein bisschen spannen, denn Roxys… ähm Dinger sind kleiner.“ Sofort lief Dominique rot an. „Louis bitte, mach es nicht noch peinlicher, als es sowieso schon ist. “ Ihr Bruder grinste und trat neben sie, zielsicher griff er zu einem dunkellilanen Kleid und hielt es ihr unter die Nase. Trägerlos und bis zu den Knien wirkte es recht unskandalös. „Anziehen und dann drehen wir deine Haare ein wenig auf. Pinselstrich hier und Pinselstrich da und fertig bist du.“ Verwirrt runzelte Dominique die Stirn. „Das ist alles?“ Louis verdrehte die Augen und warf sich neben Rose. „Bei Merlin, du hast Veelablut, da braucht man nicht solch einen Aufwand zu betreiben, wie bei Roxy.“ Unsicher nahm Dominique das Kleid und verschwand ins Bad, kaum dass die Tür ins Schloss fiel, seufzte Rose auf. „Ich beneide Slytherins um ihr Einzelzimmer.“ „Ich auch“, gestand Louis und streckte sich. „Aber mal ehrlich, wozu will Dome ihren Stil verändern? Da steckt doch sicherlich mehr dahinter, als ein plötzlicher Sinneswandel.“ Rose zupfte an ihrem kurzen Jeansrock und grinste breit. „Vielleicht ist deine reizende Schwester verliebt?“ Diese Eingebung ließ Louis stutzen, die Veränderung Dominiques bekam eine neue Definition. „Verliebt? In wen?“ „Weiß ich doch nicht“, versuchte sich die Rothaarige herauszureden und legte den Zeigefinger auf ihre Lippen. „Aber psst. Dome wird recht fuchsig, wenn man sie drauf anspricht.“ Louis verstand und nickte nur knapp, dann besah er sich seine Schwester, die unsicher aus dem Bad kam. Gekonnt zog er seinen Zauberstab zur Rate und mit deutlichen Staunen betrachtete Rose wenig später die sanften Locken, die über den nackten Rücken ihrer Cousine fielen. Scheinbar gleichgültig bediente sich Louis an Roxannes Schminke und war nach wenigen Eingriffen fertig. „Ich habe doch gesagt, man muss nicht viel machen.“ Verblüfft sah Dominique im Bad auf ihr eigenes Spiegelbild. „Sehr niedlich.“ „Und reizvoll“, ergänzte Rose und zwinkerte. „So solltest du das Kindchen mit dem sauberen Image kitten.“ Die beiden Cousinen grinsten sich an, während Louis nur die Stirn runzelte und versuchte zu begreifen, worum es ging. Mal wieder chancenlos. --- „Jungs… ich glaube kaum, dass wir uns das antun sollten“, begann Frank Longbottom zum widerholten mal an diesem Tag, doch seine Freunde ließen sich nicht beirren. Oscar und Joshua zogen ihn begeistert mit sich. Das Streber-Trio war auf dem Weg zur Geburtstagparty von Lucy Weasley, welche mit Erlaubnis der Lehrer im Raum der Wünsche stattfand. Schon von weiten konnten sie die kultige Musik der Kreischenden Zwerge hören und Joshua grinste diebisch. „Sei kein Troll, Frankie. Wir trinken ein paar Butterbier und dann verschwinden wir wieder.“ „Die können wir auch in den drei Besen genießen“, merkte der dunkelhaarige Professorensohn an und zog die Brauen zusammen. Seine beiden blonden Freunde tauschten kurz einen stummen Blick miteinander, dann sprach Oscar tadelnd: „Schade nur, dass wir dort keine kurzen Röcke beobachten können und tiefe Ausschnitte.“ Beide legten rechts und links ein Arm um Frank und grinsten. „Zudem wäre es unhöflich, wenn wir Lucys Einladung abschlagen würden, oder?“ Genervt von der guten Argumentation seiner Freunde stampfte Frank brummend voran. Lucy war seit letztem Jahr seine Nachhilfeschülerin in Zaubergeschichte und Zauberkunst. Das sie aus Dankbarkeit gleich zu Einladungen griff, hatte er nicht mit eingerechnet und hätte er dies gewusst, wäre er um einiges fieser zu ihr gewesen. An der übergroßen Tür zum Raum der Wünsche nahm Professor Middleton die Einladungen in Empfang bevor die drei Jungen eintreten durften. Staunend riss Joshua den Mund auf. „Wow, Weasleys wissen eindeutig wie man Partys schmeißt!“ Der Raum der Wünsche hatte sich in mehrere große Räume aufgeteilt. Buntes Licht sauste über den Köpfen der Schüler hinweg und auf einer Bühne standen sieben grüne Zwerge und kreischten ins Mikrophon. Die Stimmung war gut und Frank versuchte sich verstimmt einen Überblick zu verschaffen, doch angesichts des ständig wechselnden Lichts erwies sich dies als sehr schwierig. Der Streber rückte seine Brille zurecht und bemerkte im großen Tanzraum jeweils zwei Ausgänge. Der zu seiner linken Seite führte sicherlich in eine Art Kuschelecke, denn er konnte bereits ein Pärchen ausmachen, dass eng umschlungen dort hin taumelte. Taumeln aus dem Grund, weil der Feuerwhisky, wohl bereits seine Wirkung zeigte. Diese Richtung würde er schon einmal meiden. Schnell sah Frank nach rechts und sah mehrere Mitschüler mit einem Becher aus dem Raum kommen. Angeheitert wippten sie den Kopf und reichten mehrere farbige Becher ihren Freunden, die bereits auf der Tanzfläche die Hüfte schwangen. „Merlin bewahre, dass ich es ihnen gleichtun muss“, murmelte Frank und nickte Lucy knapp zu, die auf den Schultern ihres Cousins Albus saß und ihnen heftig und heiter zuwinkte. Ein kurzer Blick auf Joshua und Oscar verriet dem Longbottom, dass es ein langer Abend werden würde. „Jungs, während ihr euch zu diesen tanzenden Flubberwürmern gesellt, werde ich an der Bar ein paar Butterbiere besorgen.“ Die Information war nützlich, denn die beiden Jungen tappten schon zu der feiernden Meute. Frank schüttelte den Kopf und begab sich in den Nebenraum. Durch einen praktischen Zauber wurde die ohrenbetäubende Musik gedämpft und er seufzte auf. Seiner Meinung nach gehörten sie nicht hier her. Es war bekannt, dass sie auf Hogwarts Außenseiter waren und die meiste Freizeit in der Bibliothek verbrachten. In den Gängen wurden sie geschupst auf den Ländereien mit Schlamm oder Schneebällen beworfen und im Schlafsaal klaute man regelmäßig ihre bereits ausgearbeiteten Hausaufgaben. Auf Partys wie diesen vergaßen ihre Mitschüler diese Grenzen, doch am Morgen danach war alles wieder wie vorher. Frank mochte keine Illusionen, weshalb er sich auch gar nicht erst darauf einließ. Der Raum für die Bar war schwach besucht, einige saßen an den runden Tischen und plauderten, andere lungerten in den Ecken herum und lachten übertrieben fröhlich. Langsam beschlich Frank das Gefühl das sich auch Hexen und Zauberer der Beauxbatons-Akademie aus Frankreich und des Durmstrang-Instituts aus Osteuropa unter ihnen befanden. Frank sah, dass sich Roxanne Weasley, der feuchte Traum sämtlicher männlichen Hogwartsschüler auf einem Hocker an der Bar niederließ und bestellte. Reizvoll schlug sie die Beine übereinander und Frank verdrehte die Augen. Der Streber verspürte keinerlei Attraktivität, wenn er sie betrachtete. In seinen Augen hatten Dominique und Rose etwas, was ihn in Verzückung versetzte. Frank wusste nicht, ob es an der Schlichtheit und Natürlichkeit beider Mädchen lag, oder aber daran, dass er sie einfach als sympathischer empfand. Gleichgültig trat er neben Roxanne Weasley und sah, wie diese in ihrer kleinen Handtasche rumkramte. Erneut konnte Frank dem Drang nach Augenverdrehen nicht widerstehen. „Oh verdammt!“ Die Diva Hogwarts hatte ihren Glitter-Cocktail umgestoßen und die hellgrüne Flüssigkeit verteilte sich auf ihrem weißen kurzen Kleidchen. Höflich zog Frank seinen Zauberstab und sprach ruhig: „Reparo.“ Sofort verschwand der Flecken und der Kopf, der Diva schnellte hoch. Ihre dunklen Augen sahen ihn herablassend an. Frank wandte sich ab und sprach: „Ein Danke ist deiner nicht würdig, nicht wahr, Weasley? Drei Butterbier bitte.“ Der Elf hinter der Theke nickte übereifrig und Roxanne warf ihr gelocktes Haar über die Schulter. „Was tut jemand wie du hier, Longbottom? Hast du dich an Professor Middleton vorbei geschleimt?“ Gelassen lehnte sich der dunkelhaarige an die Theke und ließ sich zu einem schmalen Lächeln herab. „Im Gegensatz zu dir, muss ich keinem Professor tiefe Einblicke gewähren, um durch das Schuljahr zu kommen.“ „Hast du Sehnsucht nach einer dunklen Besenkamer in der dich Goni findet?“, zischte sie ihm zu und Frank nahm die Butterbiere entgegen. Er wollte gerade zu einem bissigen Kommentar ansetzten, als er hinter ihr Lorcan Scamander entdeckte. Frank war kein Freund von überflüssigen Duellen. Nicht das er dafür kein Händchen hatte, duellieren lag ihm. Besonders da sein Patenonkel Harry ihn in so manchen Ferien den einen oder anderen Kniff beigebracht hatte. Doch Frank war nicht die Art Junge, die gerne mit großen Sprüchen prallten und dann andere Leute erniedrigten. „Gibt es ein Problem, kleiner Hufflepuff?“ Der Slytherin sah ihn belustigt an und ohne die Miene zu verziehen antwortete Frank: „Nein, ich wollte sowieso gerade gehen.“ Er nahm die drei Butterbiere und verließ die Bar. Kaum, dass er den Türbogen zum Tanzraum erreicht hatte, trat Dominique zu ihm und wollte ihm tragen helfen. Im ersten Moment hatte Frank sie nicht erkannt. Zu fremd war ihm ihre Aufmachung, aber sie roch deutlich nach der persönlichen Note ihres Bruders Louis. „Okay, wieder euer komisches Ritual mit den Aufgaben? Was musst du tun, zehn Kerle aufreißen?“ Nur zu oft hatte Alice verzweifelt bei ihm um Rat rumgeheult. Zu Beginn hatte er diesen ganzen Aufwand für vollkommen verblödet und idiotisch gehalten, doch mittlerweile fand er es einfach nur interessant. „Nein, ich soll meine Veela-Reize erlernen.“ Ihr trockener Ton brachte den Hufflepuff zum Lachen und er sah noch einmal an ihr runter. „In diesem Kleid bestimmt. Wer ist das Opfer?“ „Staatsfeind Nummer eins.“ Dominique ließ den Blick schweifen und ihr Nebenmann fragte verdutzt: „Was hat Malfoy dir getan?“ Verwirrt runzelte die Blonde die Stirn. „Malfoy? Frank, ich bin nicht Rosie, die es sich zum Hobby gemacht hat, mit ihm zu streiten. Ich rede von Fred Weasley, undisziplinierter, bestechlicher und oberflächlicher Schulsprecher von Hogwarts!“ „Aha ja…“ Nicht verstehend nickte der Streber. „Dann gehe ich mal, um dich deine persönliche Schlacht schlagen zu lassen. Übrigens, der arme Kerl sitzt dort drüben.“ Frank hatte auf eine Sitznische gezeigt, die aus einer roten Eckcouch und mehreren Sesseln bestand. Jugendliche aus Durmstrang und einige Mitschüler leisteten Fred Gesellschaft. Die Gruppe grölte vor Lachen und sie nahm stark an, dass ihr Cousin mal wieder einen Witz zum Besten gegeben hatte. Mehrere Flaschen Blutlikör standen auf dem kleinen runden Tisch und Dominique verzog angewidert das Gesicht. Die Blondine sah kurz zu Rose, die auf der Tanzfläche die Hüfte kreisen ließ und ihr aufmunternd zu zwinkerte. Mit neuem Mut griff sie zu einem Sektglas, das ihr auf einem schwebenden Tablett entgegen kam und reckte das Kinn. Wenn Roxanne ohne mit der Wimper zu zucken sämtlichen Hogwartsschülern den Kopf verdrehen konnte, dann würde sie es ja wohl schaffen jemanden ein wenig zu beeindrucken. Es kostete sie viel Anstrengung die Hüfte dezent zu wiegen und in den hohen Sandaletten zu laufen. Irgendwie schaffte sie es bis zu der Sitznische und legte Nikola Rolan, einen jungen und befreundeten Bulgaren ihres Bruders die Hand auf die Schulter. Der stattliche Quidditchspieler drehte sich um und ein überraschtes, wenn auch breites Lächeln glitt über seine Lippen. „Domi, mein Schätzchen.“ Sofort ruckten sämtliche Köpfe in ihre Richtung und die Weasley spürte, dass der weibliche Teil der Clique sie neidisch musterte. Der männliche sah für ihren Geschmack eindeutig zu lange auf ihren hochgepuschten Busen. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Fred knapp den Mund öffnete und wieder schloss. Wenn er überrascht über ihr Erscheinungsbild war, dann ließ er es sich zumindest nicht anmerken. „Du schuldest mir noch einen Tanz“, sprach Dominique lieblich und nippte unschuldig an ihrem Glas. „Jetzt?“, sprach der Bulgare erfreut und bekam rote Wangen. Sie nickte leicht und strich sich durch das gewellte Haar. „Ja, gleich wird love is gespielt, ich liebe dieses Lied und hatte gehofft ich konnte mich an deine starken Schultern lehnen.“ „Du kannst auch meine habe!“, informierte Benjamin Cartwright ein Freund von Fred großspurig. „Ich habe mehr Taktgefühl als Rolan und werde dir gewiss nicht allzu oft auf die Füße treten.“ Fred gab ihn einem Stoß in die Rippen. „Roxy kann davon noch ein Liedchen singen. Außerdem glaube ich nicht, dass du Dominique nicht viel beibringen könntest, außer wie man über seine eigenen Füße fällt.“ Die Jungs lachten und Benjamin nahm mit roten Ohren einen großzügigen Schluck Butterbier. Dominique dagegen ergriff Nikolas Hand und sah ihren Cousin falsch freundlich in die Augen, sie zwinkerte provozierend und beugte sich leicht vor um ihr Sektglas abzustellen. Statt auf ihr Dekolleté zu glotzen, wie es die Hälfte der Jugendlichen nun tat, sah Fred ihr scheinbar mühelos weiter ins Gesicht. „Aber du dagegen kannst mir um einiges mehr beibringen, nicht wahr, Fred?“, sie leckte sich leicht mit der Zungenspitze über die roten Lippen und wendete sich dann lieblich lächelnd ab. Nun grölten die Jungen um einiges lauter und Benjamin klopfte dem Weasley gespielt mitleidig auf die Schulter. Um noch einen drauf zu setzten neigte die Veela den Kopf leicht nach rechts und ließ ihn wissen: „Aber das werden wir verschieben müssen, denn die drei Minuten mit Nikola werden gewiss um einiges besser sein, als das, was du mir in einer Stunde beibringen könntest.“ Mit diesen Worten spürte sie, wie der Bulgare ermutigt den Arm um ihre Hüfte schlang und sie näher zu sich zog, um sie zur Tanzfläche zu entführten. Das leicht sprachlose Gesicht ihres Cousins sah sie nicht mehr. Dafür jedoch Rose, die beide Daumen nach oben reckte. 1 : 1 der Ausgleich. Rose war zufrieden für ihre Cousine und wie auf Kommando wurde ein langsames Lied angestimmt und der Bulgare schien stolz auf seine Tanzbegleitung zu sein. Einige drehten sich verwirrt nach Dominique um und es schien der Vertrauensschülerin peinlich zu sein, doch Rose wusste, dass sie sich an diese Aufmerksamkeit gewöhnen musste. Gut gelaunt wippte die rothaarige Weasley mit dem Kopf im Takt der Musik, als sie Edmund Nott entdeckte. Der verfluchte Treiber der Slytherins verbrachte schon den halben Abend damit sie abfüllen zu wollen. Flink huschte sie zwischen mehrere Hexen hindurch und achtete darauf nicht wie ein Flüchtling zu wirken. Sie mochte Nott nicht, er hatte widerliche Zähne und war so unangenehm aufdringlich. Aus reinem Instinkt flüchtete sie in die Kuschelecke und ließ den großen Tanzraum hinter sich. Das dämmrige Licht machte es ihr schwer, Genaues zu erkennen. Kurz suchte sie die Jugendlichen ab. Einige lagen Arm in Arm auf der roten Ledercouch, andere drückten sich hemmungslos gegen die Wand und vernaschten sich gegenseitig. Die Weasley sah aus dem Augenwinkel, dass Nott sie immer noch suchte und huschte in den Raum. Schwebende Kerzen spendeten einzig alleine Licht und in der hintersten Ecke ließ sie sich auf einer umgedrehten Couch nieder und duckte sich, sodass sie hinter der Rücklehne verschwand. Sie wagte es kaum, einen Blick zu riskieren. „Darf ich erfahren, was du da tust, Wieselbee?“ Die arrogante Stimme war das, was Rose in diesem Moment am wenigsten gebrauchen konnte. Mit einem herablassenden Augenaufschlag sah sie ihren Nebenmann an. Scorpius Malfoy saß lässig neben ihr und hielt gleichgültig eine Flasche Feuerwhisky in der rechten Hand, die er wahrscheinlich alleine bis zur Hälfte geleert hatte. Sein sonst so geordnetes Haar wirkte zerzaust und seine blaugrauen Augen blitzen vergnügt. „Das geht dich einen feuchten Kürbis an, Malfoy.“ Belustigt hob er einen Augenbraue und sah über seine Schulter. Sein Arm ruhte auf der Rücklehne und als er seinen Teamkameraden entdeckte, der sich am Türrahmen suchend umsah, begriff er. „Ich sollte mit Nott noch mal die Quidditchtaktik durchgehen“, sprach er freundlich und wollte die Hand heben, um ihn zu zuwinken, als Rose sie festhielt. „Nein!“, verriet sie sich panisch selbst. Selbstgefällig grinste er sie an. „Lass was springen.“ Rose biss sich auf die Unterlippe. Sie hasste es, wenn man sie auf diese Weise erpresste. „Wie wäre es mit ein wenig Spaß?“, flüsterte sie, als Nott immer näher kam und Scorpius sah sie gespielt überrascht an. „Weißt du überhaupt, was das ist?“ Sofort verengten sich ihre hellbraunen Augen zu Schlitzen. „Natürlich, kannst es ja mal riskieren.“ Scorpius sah sie kurz prüfend an und sie rechnete fast damit, dass er sie auffliegen ließ, als er sich auf der Couch umdrehte und laut sprach: „Hey Nott, wen suchst du?“ Ungläubig sah Rose ihn an. Es war bislang noch nie vorgekommen, dass sich Scorpius Malfoy auf ein Angebot von ihr eingelassen hatte. „Weasley“, sprach der Slytherin knapp und Scorpius grinste auf seine typische Art und Weise. „Richtung Bar. Sie wollte mit Al einen Trinken. Weißt schon, dieses widerliches Schneezeug.“ Der Treiber verstand und verließ leichtgläubig den Raum. Kaum das Scorpius sich wieder zurückgleiten ließ. Empört boxte sie ihn in die Rippen. „Das Schneezeug nennt sich Icebeals. Es ist total lecker, wenn du von deinem Standard runterkommen würdest.“ Angewidert verzog er das Gesicht, fast als würde er eher Skelettwachs trinken. Rose lächelte, doch als sie seine ausgestreckte Hand, die bis eben noch auf der Rückwand gelegen hatte, an ihrem Haar spürte und seinen ernsten Blick auf ihr, wurde ihr bewusst, dass er das Angebot ernst nahm. In ihrem Kopf hallte Roxannes Stimme bezüglich der Jahresaufgabe wieder. Sie sollte ein bisschen Spaß haben und Scorpius könnte ein Vorgeschmack auf ein wildes Jahr werden. Sie raffte ihren Gryffindor-Mut zusammen und ließ sich breitbeinig auf seinem Schoß nieder. Ihr Rock rutschte hoch und er sah sie verblüfft an. Betont lässig nahm sie die Flasche aus seiner Hand und trank einen Schluck. Der Whisky brannte in ihrem Hals, doch Rose gab sich kühl. Scheinbar unabsichtlich leckte sie sich die Lippen sauber und Scorpius neigte den Kopf. Ein wissendes Grinsen lag auf seinem Lippen. „Willst du spielen, Rosie?“ „Weiß nicht, sag du es mir.“ Provozierte sie ihn und er ließ seine Hände von ihrer Hüfte zu ihren nackten Oberschenkeln wandern. „Ich glaube du hast viel zu viel Schiss um mit einem Slytherin ein Spielchen zu starten. Aus Angst, du könntest verlieren und den Kürzeren ziehen.“ Rose strich durch sein zerzaustes Haar und stellte fest, dass es sich unwahrscheinlich weich zwischen ihren Fingern anfühlte. „Weißt du Malfoy, es gibt auch Spielchen, wo niemand den Kürzeren zieht, weil beide auf ihre Kosten kommen.“ Ihre Stimme wurde immer leiser, je näher ihr Gesicht dem seinen kam. Sie konnte jede einzelne seiner Wimpern sehen und spürte, wie ihr Herz unweigerlich einen Vierteltakt höher schlug. „Wird das ein Kuss?“, fragte er amüsiert und sie streifte seine Lippen mit ihren. „Nein“, hauchte ihre Stimme. „Es wird mehr.“ An seinen Augen sah sie, dass sie sein Interesse geweckt hatte. Normalerweise ließ Rose sich nicht mit Scorpius Malfoy ein, doch er roch nach Abenteuer und sie liebte das Unbekannte. Wieder streiften ihre Lippen seine, aber dieses Mal beugte er den Kopf weiter vor und überbrückte die wenigen Zentimeter. Überrascht von seiner Ungeduld ließ sie es geschehen und öffnete die Lippen um ihn schmecken zu lassen. Hemmungslos und ohne Scheu eröffnete Scorpius einen Kuss, der Rose dieser kleinen Zärtlichkeit eine neue Definition gab. Gegen ihren Willen musste sie zugeben, dass er gut küsste. So anders. Ein Nerv in ihre zuckte zusammen, als seine Hände sich auf ihren Po legten und sie so näher zu sich zogen. Nur wiederwillig öffnete sie halb ihre Augen und dachte an ihre eigenen Worte. Ihr Herz pochte bis zum Hals. Ihre kalten Finger glitten von seinen Haaren über seine Brust und schließlich langte sie frech zwischen seine Beine. Sofort löste Scorpius keuchend und erschrocken den Kuss und sie lächelte unschuldig. Verführerisch hauchte sie gegen seine Lippen: „Ich sagte doch, es wird mehr.“ Ihre Hand bewegte sich und sein Körper spannte sich an. Die neue Situation schien ihn zu verwirren, aber auch zu gefallen. „Definiere mehr“, murmelte er und sie strich mit den Lippen seine Wange entlang, bis sie nahe an seinem Ohr inne hielt. Rose wusste nicht, ob es am Alkohol lag, dass sie so wagemutig war, oder aber ob sie das Spiel mit dem kleinen Feuer genoss. „Dafür gibt es keine Definition, Malfoy. Es kommt ganz drauf an, was sich dein Kopf unter mehr vorstellt.“ Erneut bewegte sie ihre Hand zwischen seinen Beinen und er stieß trocken heiße Luft aus. Langsam begann ihr das Ganze Spaß zu machen, weshalb Rose feine Küsse auf seinen Hals verteilte. „Manchmal wird die schmutzige Fantasie in deinem Kopf Realität…“, sie löste sich von ihm und strich erneut durch sein Haar. „… und manchmal bedarf es mehr, damit sich jemand darum kümmert.“ Zu seiner vollkommenden Verwirrung rutschte sie von seinem Schoß und zupfte an ihrem Jeansrock rum. Scorpius hob eine Augenbraue. „Also doch Spiel.“ „Nein.“ Rose strich sich das Haar auf die Schulter und zwinkerte. „Fantasie, Malfoy. Jedoch dieses Mal deine, nicht meine.“ Sie nahm die Flasche mit der roten Flüssigkeit vom Sitz und schritt zufrieden an ihm vorbei. Scorpius sah ihr nach. Ein merkwürdiges Grinsen lag auf seinen Lippen, denn ihm hatte gefallen, wovon sie gesprochen hatte. „Dann werde ich zusehen, dass es nächstes Mal deine ist.“ Fortsetzung folgt… Kapitel 3: Zeit, dass sich was dreht. ------------------------------------- . . . Die Erde bebte. ... „…me…“ ... „Wa… uf…“ ... „Dominique!“ Oder auch nicht. Stöhnend öffnete die blonde Veela ihre blauen Augen und sah in ein erfreutes Gesicht. Alice grinste breit und sie war versucht sich die Decke weiter über den Kopf zu ziehen, als sie ihr bereits entrissen wurde. „Bei Merlin beweg deinen kleinen Arsch!“, hörte sie Rose meckern und kurz darauf spürte sie, wie das Bett schwerer wurde. Alles drehte sich um Dominique, als sie sich verschlafen aufrichtete. Stöhnend krabbelte Dominique zu Rose und legte den Kopf in den Schoß ihrer Cousine. Rose zog die Decke über die Blonde und griff erneut in die Plätzchentüte an ihrer Seite. „Scheinst zu viel getrunken zu haben.“, stellte Rose unnötigerweise fest und erneut brummte Dominique nur. Alice, die sich den ganzen Abend an Panta Cola gehalten hatte und um zehn bereits das Weite gesucht hatte, ließ sich vor dem Bett nieder und zog die Beine zum Körper. Ihr Blick fiel auf Roxanne, die erschöpft und mit brummendem Kopf im Ohrensessel am Fenster saß. „Ihr habt alle zu viel getrunken!“, ließ die Ravenclaw verlauten und Roxanne sah sie bitter böse an. „Sprich leiser, bitte!“ „Was macht ihr überhaupt hier und warum beschwert sich Selina nicht?“ Dominique griff blind in die Plätzchentüte und gähnte. Rose verdrehte die Augen. „So was nennt man simple Magie, sie hört uns nicht. Alice hat im Unterricht wieder zu gut aufgepasst.“ „Hey, ohne mich wärt ihr gar nicht hier reingekommen.“ Erneut gähnte Dominique. „Ohne dich würden wir wohl alle noch schlafen.“ Zustimmendes Gemurmel war zu hören und die Professorentochter lachte schallend, woraufhin Roxanne sich den Kopf hielt. „Alles in einem habt ihr drei also eine wilde Nacht hinter euch. Also, wer will anfangen zu beichten?“ Niemand regte sich, jeder tat, als würde er sich nicht angesprochen fühlen. Rose stopfte weiter Süßes in sich hinein, Dominique tat, als wäre sie wieder eingeschlafen und Roxanne betrachtete interessiert die Knöpfe ihres weißen Pyjamas. Alice spielte unschuldig mit und betrachtete ihre rosa Fingernägel. „Fangen wir bei dir an, Dome. Nach alldem was ich mitbekommen habe, haben die Kerle sich fast zum Hippogreif gemacht, nur um einmal mit dir tanzen zu können, oder dir gar einen Drink bringen zu dürfen.“ Sie selbst hatte das Ganze nur beobachtet. Alice war kein Fan von Partys, viel lieber zog sie sich mit einem guten Buch zurück und genoss die Stille. Auf Anlässe wie gestern Abend kam sie nur mit, um ihren Freundinnen einen Gefallen zu tun. Wohlfühlen tat sie sich nicht und wusste auch nicht ganz, woran das lag. Vielleicht, weil sie nicht gerne mehr als ein, zwei Butterbiere trank, oder aber, weil sie keinen Spaß beim Tanzen empfand und immer das Gefühl hatte, sich lächerlich zu machen. Als in der fünften Klasse alles damit angefangen hatte, sich raus zu putzen, war sie nie über ihren Schatten gesprungen, sondern hatte die anfänglichen Flirtversuche ihrer Freundinnen beobachtet. Ebenso dessen Erfolge beim anderen Geschlecht. Manchmal hatte Alice so etwas wie Neid auf ihre beste Freundin Rose empfunden, wenn sie zu einem Date aufgebrochen war, während sie sich in die Gesellschaft ihres Bruders begeben hatte. Die Bücherei war schnell ihr zweites Zimmer geworden. Kaum eine Ecke kannte Alice so gut. Sie fühlte sich einfach wohl umgeben von Büchern und gab gerne Nachhilfe, denn es war wie eine Bestätigung, dass auch sie zur Gemeinschaft der Schüler gehörte. Manchmal fragte sich Alice, ob Dominique ähnlich wie sie empfand und deshalb so robust auf Gerechtigkeit und Pflichten pochte. Die Veela gab keine Antwort und Alice betrachtete mehrere kleine Zettel. „Ihr Interesse geht sogar soweit, dass sie dir ihre Adressen und Namen zugesteckt haben. Aber du bleibst bei Fred, richtig?“ „Wie viele sind es?“ Rose‘ Neugier war geweckt und ihre beste Freundin hob zwei Finger. „Nur zwei?“ „Nein, zwanzig.“ Nun war der Kater vergessen und die Mädchen rückten zusammen. Dominique sah auf die Papierfetzten, Servietten und Bierdeckel. Niemals hätte sie mit solch einem Erfolg gerechnet. Es war ungewöhnlich und verwirrend für die blonde Weasley und noch wusste sie nicht, ob es ihr gefiel, oder ob sie das Interesse der Jungen als schrecklich oberflächlich empfinden sollte. „Wow, was dein Kleid alles anrichten kann, Roxy.“ „Das war nicht nur mein Kleid.“ Die Slytherin schmunzelte. „Das war der Flair und die Eleganz einer Fleur Delacour. Gestern Abend hast du Ceres ganz schön Konkurrenz gemacht, aber sie nimmt es gelassen.“ Sie zwinkerte und Dominique wirkte erleichtert. Niemand der Anwesenden verstand, warum Roxanne Ceres Harmonia Viscount ihre beste Freundin nannte. Die immer-mal-wieder-Freundin des Malfoys war eine wahre Vollblutsveela. Schön, elegant und überaus wohlerzogen, auch wenn einige neidische Stimmen etwas anderes behaupteten. „Das Letzte, was ich wollte, wäre Stress mit Viscount.“ Sie strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr und wagte zu fragen: „Also habe ich alles richtig gemacht?“ „Freddys dämlichen Gesichtsausdruck nach, ja“, grinste Rose breit. „Ich würde sagen in ein paar Wochen frisst er dir aus der Hand.“ „Fein.“ Die Blonde ließ den Kopf wieder sinken und schloss die Augen. Alice sah zu Roxanne. „Und wer hat dich gestern als erstes angesprochen?“ Gespannte zwei Blicke lagen auf ihr. Rose grinste noch eine Spur breiter. „Sag schon!“ Die Slytherin schlug noch im Schlafanzug die Beine übereinander und spielte Diva-like mit einer Haarlocke. „Lorcan Scamander.“ „Wow…“, entwich es Rose und Alice warf ihr einen mahnenden Blick zu. „Was? Lorcan Scamander ist eine andere Wortgruppe für absolut heiß! Slytherin hin oder her.“ „Ja, Scamander hat wirklich etwas von purem Sex“, stimmte auch Dominique zu und öffnete ihre samtblauen Augen. „Schade nur, dass er in Wirklichkeit nicht der Erste war, der dich angesprochen hat.“ Alle drei Köpfe ruckten zu ihr und Roxanne runzelte verwirrt die Stirn. „Bitte?“ „Soll ich Cocktail auf Kleid sagen?“ Sofort erstarrte die selbstsichere Miene des Vamps. „Nein. Niemals!“ „Wer ist es denn jetzt?“, wollte Alice aufgeregt wissen und zog sich am Bett hoch, Dominique grinste selbstgefällig und Rose sah von einer zur anderen. „Dein kleines, überaus intelligentes Brüderchen.“ Alices und Roses Gesichter fielen wie ein Kanonenschuss in sich zusammen. Synchronisch riefen sie geschockt: „Frank?“ „Den hatte ich ja ganz vergessen“, gab Roxanne zu und vergrub das Gesicht in den Händen. Alice verzog das Gesicht und sprach mit ernster Stimme: „Roxy, mein Bruder wird sich von dir nicht flachlegen lassen – nur damit du dir keine Illusionen machst.“ „Als wenn ich mich auf dieses Niveau herunterlassen würde!“, spuckte sie ihr entgegen. „Der laufende Meter ist überhaupt nicht mein Typ!“ Das Frank fast 1 Meter 80 miss, übersah sie mühelos. Beruhigt lächelte Alice und Rose lehnte sich zurück. „Sprich, ein Jahr kein Sex.“ Es klang wie ein Todesurteil. „Hoffentlich kriegst du keine Pickel.“ Dominique stütze das Kinn auf die Handfläche und betrachtete die Schadenfreude ihrer Cousine. „Wie war eigentlich dein Abend? Hast du einen Kerl aufgerissen und dich an dem Ansatz eines Skandals versucht?“ „Nein“, log Rose ohne rot zu werden und Dominique stieß sie in die Rippen. „Und warum hat Nott dich dann den ganzen Abend gesucht? Wo warst du also?“ „Ich habe dich noch Richtung Fummelecke huschen sehen“, warf Alice stirnrunzelnd ein und Roxanne betrachtete den Kapitän der Gryffindors wachsam. Ertappt biss sich Rose auf die Unterlippe und suchte nach einer glaubwürdigen Ausrede, doch die dunklen Augen der Slytherin hatten ihren Kopf leer gefegt. „Okay, okay, ich bin in die Fummelecke und wollte mich dort verstecken, leider habe ich mich auf die falsche Couch geschmissen.“ Sie machte eine Kunstpause und sah, dass ihre Freundinnen sie gespannt ansahen. Widerwillig seufzte Rose auf und sprach: „Und da habe ich halt jemanden aufgerissen. Ende der spannenden Story.“ „Oh nein!“, lachte Alice auf. „Komm schon, wer war es?“ - „Mein Schlimmster Alptraum!“, jaulte Rose auf und drückte ihr Gesicht peinlich berührt in ein Kissen. Stille breitete sich bei den Mädchen aus. Betreten sahen sie einander an, schließlich wagte Dominique den kalten Sprung. „Malfoy?“ Ein Schnaufen kam vom Kissen, was alle als Ja deuteten. „Scorpius Malfoy?“, widerholte Alice, nur um ganz sicher zu gehen. Ihre Freundin warf ihr das Kissen an den Kopf. „Wie viele Malfoys gibt es noch auf Hogwarts?“ Die Wangen der Weasley waren rot und allen war klar, dass es ihr unangenehm war. Doch Roxanne hatte noch nie viel für Diskretion übrig gehabt und fragte schonungslos: „Wie skandalös warst du, Rosie?“ „Ich war artig!“, empörte sie sich und Dominique knuffte sie in die Seite. „Spuck es aus, was hast du gemacht?“ „Ein wenig geküsst und…“ „Und?“, Alice beugte sich vor und sah sie mit großen Augen an. „Und ich habe ihm den Schritt massiert, bei Merlin noch mal!“ Dominique riss die Augen auf, während Alice nur den Mund öffnete und keinen Ton herausbrachte. Roxanne dagegen wirkte viel eher amüsiert und tippte mit den Fingerspitzen aneinander. Ein zufriedenes Lächeln lag auf ihren Lippen. „Er küsst gut, nicht wahr?“ „Verdammt gut.“ „Immerhin bist du ehrlich“, die Diva erhob sich aus dem Sessel und streckte sich. Dann sah sie in die Runde. „So sieht also unser Zwischenstand aus. Dome guckt sich ein bisschen was von mir ab und kürzt ihren Rock für die nächste SV-Sitzung, Alice fängt mit der Liste an, Rose übt sich an Scorpius weiter oder sucht sich jemand anderes und ich werde mir eine Alternative zu Sex suchen.“ Alice erhob sich seufzend, als sie den trockenen Schlusston der Slytherin registrierte. „Tut mir leid, aber Frank ist kein Kerl für leichte Weibergeschichten. Für ihn gehört zum Sex eine Beziehung, Vertrauen und Zeit.“ Roxanne verdrehte kopfschüttelnd die Augen und sprach: „Dann ist er wahrscheinlich noch Jungfrau. Kein Typ würde freiwillig auf Sex verzichten.“ „Und wenn schon.“ Alice zuckte mit den Schultern und versuchte ihren Bruder in Schutz zu nehmen. „Bei ihm kann sich ein Mädchen zumindest sicher sein, nicht verarscht zu werden.“ Ihre Worte entsprachen der Tatsache, doch Roxanne war kein Mädchen mehr, das auf Liebesschüre und Versprechen vertraute. Sie war realistisch genug, um zu begreifen, dass man nicht immer bekommen konnte, was man wollte. „Wie dem auch sei, wann ist das nächste Treffen?“ „Neumond?“, schlug Alice vor und Rose warf erneut ein Kissen nach ihr. „Kannst du uns nicht einfach ein Datum nennen?“ „Machen wir nach dem ersten Quidditchspiel. Hufflepuff gegen Slytherin.“, entschied Dominique. „Treffpunkt ist der SV-Raum, dort haben wir die Sitzecke für uns und am Samstag ist keine Ausgangssperre und die Lehrer werden damit beschäftigt sein, die Party der Slytherins im Auge zu behalten.“ „Abgemacht.“ Mit diesen Worten erhob sich auch Rose und Dominique zog die Decke wieder um ihren Körper. Gerade als Rose hinter den anderen beiden aus dem Schlafsaal verschwinden wollte, hielt sie inne und sprach: „In einer halben Stunde gibt es Mittagessen, es lohnt sich also nicht, noch einmal die Augen zu schließen.“ Die blonde Veela stöhnte frustriert. --- Unruhig und unzufrieden schritt Scorpius Malfoy im Gemeinschaftsraum der Slytherins auf und ab. Es war Montagabend und er beschäftigte sich seit zwei Stunden mit neuen Spielzügen für das Spiel gegen Hufflepuff. Nicht, dass ihm diese Mannschaft Angst machen würde, nein, er dachte bereits an Gryffindor und Weasleys Heimtücken. Doch statt sich auf Matt Bowler und seine Schachzüge zu konzentrieren sah er immer wieder einfach nur ausdruckslos auf die Tafel mit den Zügen. Gereizt trommelte er mit seinen Zauberstab gegen das schwarze Brett und versuchte sich zu konzentrieren. Genervt strich er sich durch das blonde Haar, das bereits zu allen Seiten ab stand. Statt sich auf Quidditch zu konzentrieren, dachte Scorpius immer wieder an die Fete, die ihn einen seltsamen Kuss beschwert hatte. Noch immer hatte er den zarten Geruch der Weasley in der Nase und biss sich auf die Lippen, wenn er an die ihre dachte. Sie hatte ihn auf ihre Weise betäubt. Womit und wie wusste Scorpius nicht. Er verschränkte die Arme vor der Brust und gab ein abfälliges Geräusch von sich. Unweigerlich dachte er an den kurzen Augenblick, als sie ihm gezeigt hatte, was sie unter Spaß verstand und sein Schritt brannte. Wenn sie weiter gemacht hätte, wäre mit Sicherheit mehr raus geworden, als nur ein simpler Kuss. Und das Schlimmste dabei, Scorpius war sich sicher, dass er es durchaus genossen hätte. Wie erbärmlich. „Ich sollte aufpassen, dass ich nicht noch schwachsinnig werde.“ „Gibt es ein Trauma aufzuarbeiten, Scorpius?“ Die weibliche Stimme ließ ihn den Blick von der Tafel nehmen und er sah auf ein überaus reizendes Geschöpf. Ceres Harmonia Viscount ließ sich elegant in dem ledernen Sessel rechts von ihm nieder. Als sie die Beine lady-like übereinander schlug und sich zurücklehnte, fiel Scorpius erneut der undefinierbare Glanz ihrer dunklen Haare auf. Vieles an Ceres war einzigartig, vom Glanz ihrer Haare, zu ihren braungrauen Augen, bis hin zu ihrem perfekten Erscheinungsbild. Der Malfoy wusste, dass sie aus einer reinblütigen alten Familie Schottlands stammte, weshalb ihre Manieren vortrefflich waren. Es war ihm immer noch ein Rätsel, wie sein Vater mit Maxim Viscount bekannt geworden war. Beide Männer verstanden sich ausgezeichnet und pflegten es, sich im Sommer auf den jeweiligen Anwesen des anderen zu besuchen. Und dabei war eine Verplanung seiner Zukunft zustande gekommen. Scorpius war es steht’s gleich gewesen, doch nun, wo der Abschluss auf Hogwarts immer näher rückte, wünschte er sich, die Freundschaft zwischen Malfoy und Viscount würde nicht existieren. Aber leider hielt beide Familien der Wunsch nach Tradition und Reinblütigkeit miteinander verbunden. „Ich habe gehört, es war ein rauschendes Fest.“ Ceres neigte leicht den Kopf und sah wieder auf die Tafel vor sich. „Hast du Spaß gehabt?“ Ihre unverblümte Frage ließ ihn schmunzeln. „Neidisch?“ „Nein“, sprach sie gerade heraus. „Schließlich bin ich es, die du willst und keine zweitklassige Hexe.“ Scorpius schenkte ihr Aufmerksamkeit und sie schien zufrieden. Ohne jegliche Gesichtsregung sah er an ihr auf und ab. Sie hatte recht. Er begehrte sie und ergötze sich gerne an ihr. Jedoch war er bislang erste ein einziges Mal in ihren Genuss gekommen. In den letzten Sommerferien war sie in Südfrankreich schwach geworden und hatte seinem werben nachgegeben. Scorpius konnte sich noch gut daran erinnern, das ihm die Nacht wie eine Ewigkeit vorgekommen war. Ceres‘ Schönheit hatte ihn benebelt, wie eine Droge. Und jetzt, zurück in Hogwarts ließ sie ihn immer wieder wissen, was er nur ein einziges Mal besitzen durfte. Doch das würde bald ein Ende finden. „Auch Zweitklassiges kann zum Orgasmus führen.“ Er ließ sich zu einem lässigen Grinsen herab und sah, wie ein Muskel gefährlich in ihrem Gesicht zuckte. „Also hattest du Spaß.“ „Ein wenig, ja.“ Er strich sich durch das blonde Haar und beugte sich zu ihr runter. Rechts und links stütze er sich am Sessel ab und sprach mit einem diabolischen Grinsen: „Spaß, den ich bald jeden Tag mit dir haben werde.“ Er strich durch ihr langes Haar und ließ seine Hand über ihren Hals wandern. „Und das weißt du auch.“ Ceres hielt die Hand des Slytherin fest und sah ihm in die Augen. „Aber bis dahin wirst du zehn Monate nur gucken dürfen, nicht anfassen, Scorpius.“ Er stieß sich von ihr ab und sah sie herablassend an. „Deine Worte.“ Desinteressiert wandte er sich ab und sah erneut auf die Tafel. „Und jetzt hör auf mich ablenken zu wollen.“ Ceres erhob sich und trat um ihn herum. Zärtlich strich sie mit den Fingerspitzen über seinen Nacken und besah sich den Plan. „Als wenn Slytherin gegen Hufflepuff ein schweres Los hätte“, spottete sie und zwinkerte, dann schritt sie durch den Gemeinschaftsraum zu ihren Freundinnen. Scorpius schloss kurz die Augen, als er sie wieder öffnete sah er erneut auf den Quidditchplan und versuchte den Geschmack von Icebeals aus seinen Gedanken zu vertreiben. --- In der Bibliothek herrschte die gewohnte Ruhe. Lediglich die leisen Geräusche von raschelndem Papier und das Kratzen der Feder waren zu hören. Wie sie es schon sechs Schuljahre zuvor getan hatte, saß Alice am Dienstagnachmittag auf ihren Lieblingsplatz ganz hinten in der Bücherei am Fenster. Umgeben von hohen Regalen vollgestopft mit dicken Wälzern, fühlte sich Alice am wohlsten. Doch im Moment war sie von wohlfühlen weit entfernt. Frustriert tippte sie mit der Spitze ihrer Feder auf den Holztisch. Rechts von ihr stapelten sich mehrere Bücher für alte Runen, während vor ihr ein weißes Blatt mit einem einzigen Satz lag. Alice kratzte sich am Kopf und begann Dominique mehr und mehr zu hassen. »Finde ein Date für Hogsmeade.« „Na toll“, murmelte sie und sah auf das andere Blatt Papier, wo sie bereits einige möglichen Kandidaten aufgelistet hatte. „Hogsmeade-Wochenende ist schon diese Woche und ich habe immer noch niemanden.“ Sie dachte daran, dass nach einem erfüllten Punkt der Liste, ein weiterer erschien. Dominique hatte zu ihrem Pech auch noch langfristig geplant. „Blöde Zicke“, redete sie weiter verstimmt mit sich selbst. „Wer ist eine blöde Zicke?“ Erschrocken fuhr die Professorentochter herum und sah in das grinsende Gesicht Albus Potters. Er legte seine Schulbücher auf den freien Platz und setzte sich links von ihr. Das erste Mal, seit sie ihm Nachhilfe in Alte Runen gab, war er pünktlich erschien. Sein Haar stand in alle Richtungen ab und er wirkte seltsam gehetzt. „Dominique“, gab Alice widerwillig zu und schlug ihre Bücher auf. „Sie hat mir eine eklige Liste aufgeschwatzt.“ Albus‘ Augenbraue rutschte in die Höhe und sein Grinsen wurde noch breiter. Natürlich begriff er sofort, um was es sich handelte. Nur zu gut erinnerte er sich an das kleine Aufgabenbuch, das Fred in Verwahrsam genommen hatte. Er linste auf das Blatt und konnte sich denken, wie Dominique dieses verhext hatte. „Hey, ein Date in Hogsmeade ist doch okay.“ „Für den größten Frauenaufreißer Hogwarts sicherlich.“ „Redest du von Scorpius?“ „Nein, von dir“, erwiderte sie schlicht und er lachte laut, ohne sich darum zu scheren, dass er andere stören könnte. Ungefragt langte er nach dem anderen Zettel und Alice sah, wie sein Gesicht buchstäblich stehen blieb. „Sind das die potenziellen Kandidaten?“ „Ja, egal, komm Albus, lasst uns anfangen zu lernen. Wo hast du Schwierigkeiten?“, versuchte sie peinlich berührt vom Thema abzulenken, doch er dachte gar nicht daran. „Linus Little? Alice der ist zwölf!“ „Aber süß und würde nicht nein sagen, weil er noch nie in Hogsmeade war und in meine Begleitung hinkann!“, rechtfertigte sie sich sofort und ihre Wangen färbten sich rot. Albus war nahe dran sie auszulachen. Mit Mühe riss er sich am Riemen und ging die Liste weiter durch. „Michael Goldstein? Den hast du doch nur hier stehen, weil er immer Ja sagt und lächelt.“ „Stimmt“, gab sie zu und blätterte in ihrem Buch nach der letzten Lektion, bei der sie stehen geblieben waren. „Okay, wollen wir den Nominativ noch einmal durchgehen?“ „Lysander Scamander?“, machte Albus erbarmungslos weiter und sie verdrehte die Augen. „Er ist okay, nett, höflich und überaus zuvorkommend.“ „Und ein absoluter Dummschwätzer, überaus langweilig. Lorcan wäre da um einiges wilder und interessanter.“ „Besonders dann, wenn er mir an die Wäsche will“, sprach Alice sarkastisch und sah ihn wissend an. „Außerdem würde jemand, wie der große Lorcan Scamander nicht mit Mauerblümchen Alice Longbottom ausgehen.“ Verwirrt runzelte Albus die Stirn. „Unsinn, sein Standartspruch ist, das Mädchen jeglicher Kategorie ihren persönlichen Charme haben.“ „Und Jungen wie Lorcan Scamander brauchen eine Eroberung jeder Kategorie.“ Damit schien das Thema für sie abgeschlossen zu sein, für Albus jedoch noch lange nicht. „Cornelius Smith? Wie verzweifelt bist du, Alice?“ Es reichte ihr. Verstimmt riss sie ihm die Liste aus der Hand und verstaute sie in ihrer Umhängetasche. „Warum stehe ich nicht drauf?“, fragte Albus unverblümt und sie sah ihn überrascht an. Peinlich berührt strich sie durch ihr kurzes Haar. „Keine Ahnung… vielleicht weil du ein Slytherin bist?“ „Lahme Ausrede“, winkte der Potter ab und beugte sich zu ihr rüber. Ein überhebliches Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Dabei garantieren dir Slytherins doch die besten Dates.“ Grüne Augen bohrten sich in ihre hellbraunen. Bislang hatte sie in Albus immer nur den Cousin ihrer besten Freundin gesehen und ihren Nachhilfeschüler, dass er dazu noch Hogwarts Herzensbrecher war, war Alice nie wirklich in den Kopf gegangen. Doch begann sie langsam zu begreifen, warum so viele ihrer Mitschülerinnen für ihn schwärmten. Er war witzig, humorvoll und war mit einem attraktiven Äußeren gesegnet. Etwas, was sie nie wirklich registriert hatte. „Also, darf ich am Samstag um halb zwei an der großen Treppe auf dich warten?“ „Wieso solltest du?“, sprach sie ruhig und griff zu ihrer Feder. Neben ihr nahm Albus die Liste zur Hand. „Erstens, weil mich diese Sache hier interessiert, zweitens weil es dein erstes Date wäre-!“, ihr Kopf ruckte hoch und er zwinkerte verschwörerisch. „-und drittens, weil ich finde das du keinen Reinfall verdient hast.“ „Wie überaus nobel von dir.“ Sie lächelte und sah zu ihrer Erleichterung, dass er sich seinen Schulsachen widmete. „Also abgemacht. Und jetzt wollte ich dich fragen, was zum Gnom ein Infinitiv ist!“ Er klang so angewidert und verzweifelt, dass sie sich erbarmte. Genau zehn Minuten später raufte sich Albus Potter verzweifelt vor Konzentration und Anstrengung die Haare, wie sie es von ihm gewohnt war. Die Tatsache, dass sie durch ihn den ersten Punkt der Liste erfüllt hatte, ließ sie geduldiger mit ihm werden, als sie es sonst war. Sie kannte Albus seit sie Kinder waren, oft hatten Tante Ginny auf Frank und sie aufgepasst, wenn ihr Vater lange Lehrerkonferenzen hatte und ihre Mutter bis spät in die Nacht im Pub arbeitete. Albus war ihr immer ein guter Freund gewesen, hatte mit ihr gespielt und sie zu einigem Blödsinn überredet. Besonders gut war es ihr in Erinnerung geblieben, wie er sie mit ernster kindlicher Naivität dazu gebracht hatte mit ihm den Zauberstab seines schlafenden Onkels zu mopsen und den Geräteschuppen in die Luft zu jagen. Die Strafe folgte auf dem Fuß, während ihr nur ein Vortrag gehalten wurde, war er mit einem Hintern gestraft worden, der es ihm eine Woche nicht erlaubte sich ohne Schmerzen hinzusetzten. Alice betrachtete den Schwarzhaarigen, wie er über eine Übersetzung grübelte und dachte daran, dass er sich nie etwas aus dieser Häuserkonkurrenz gemacht hatte. Zwar hatte sie im Laufe der Jahre beobachten können, dass Albus sich veränderte und sie zwei verschiedenen Cliquen angehörten, doch seine Freundlichkeit ihr gegenüber blieb. Sie schluckte hart, als ihr Blick an ihm haften blieb. Natürlich verstand sie, weshalb Albus es auf jeder Party ordentlich krachen ließ. Seine offene Art und sein Charme zogen Hexen fasziniert an. Alice sah wieder auf ihre Unterlagen. Keine Frage, der Potter-Spross war süß und bot genug andere Gründe Gefühle für ihn zu entwickeln. Weshalb sie nie eine seiner Verehrerinnen geworden war, begriff sie selbst nicht. Vielleicht, weil sie ihn seit Kindertagen kannte? Alice beschloss den Gedanken für sich abzuschließen und lächelte über die Tatsache, dass sie ihr erstes Date mit einem guten Freund verbringen würde. Immerhin konnte sie ihren Kindern später einmal erzählen, dass ihr das Fiasko von der peinlichen ersten Verabredung erspart geblieben war. --- Unzufrieden drängelte sich Rose am Morgen durch den vollkommen überfüllten Korridor. Unter ihren Augen lagen leichte Schatten vom Morgentraining und sie gähnte herzhaft. Das rotbraune Haar war zerzaust und ihre Bluse falsch zugeknöpft, was die Weasley aber im Moment herzlich wenig interessierte. Sie sehnte sich lediglich nach dem Unterrichtsschluss und einem weichen Bett. Als Kapitän hatte sie hart zu sein und da sie nichts bei Fred erreicht hatte und auch Dominique bislang erfolglos war, musste sie sich mit dem frühen Training abfinden. Dem Einzigen, dem das Training zu gefallen schien, war Linus Little, dem Jüngsten im Team. Wenn das so weiter ging, würde sie als Kapitän komplett versagen, eine Schmach, die sie ihrem Vater gerne ersparen würde. Und dann zerbrach sie sich noch den Kopf über diesen bescheuerten Kuss, den sie einfach vergessen sollte. Malfoy leckte jeden Abend mit einer anderen rum und kümmerte sich nicht weiter, weswegen sie es ihm gleichtun sollte. Gedankenverloren kramte sie in ihrer Tasche nach ihrem kleinen Terminkalender, um nach einem Zusatztraining zu fanden, als jemand sie brutal anrempelte und sie mit dem ganzen Körper gegen die Wand stieß. Stöhnend hielt sie sich die Nase und schaffte es gleichzeitig noch laut zu fluchen: „Verdammter Muckfuck, kannst du nicht aufpassen?!“ „Vielleicht solltest du deine Tränensäcke von Augen aufmachen, Wieselbee!“, fauchte jemand zurück und sie bückte sich nach ihren Kalender, der ihr aus der Hand gefallen war. Vorsichtig fuhren ihre Fingerkuppeln über ihre Nase und sie zuckte zusammen vor Schmerz. Als sie sich ihre Finger vor die Augen hielt, erblickte sie Blut. „Malfoy, du verkackter Bastard! Musst du mich gleich entstellen? Viel hübscher werde ich auch mit einer gebrochenen Nase nicht!“ Unwillkürlich blieb der Malfoy, der bereits weiter seines Weges gegangen war, stehen und kam lachend zurück. „Übertreib nicht mit deiner Ehrlichkeit. Um dich ansehnlicher zu machen, müsste ich dein Gesicht schon ganz gegen die Wand und- du blutest.“ Rose wurde schwindelig und eine unermessliche Wut machte sich in ihrem Magen breit. Sie schloss die Augen, die Hand immer noch an der Nase und wollte sich an der Wand abstützen, doch stattdessen rutschte sie ab und spürte, wie jemand sie gerade noch auffing. Schüler rannten gehetzt an ihr vorbei, da es bereits Zeit für die dritte Stunde war und eigentlich wollte Rose es ihnen gleichtun, doch eine peinliche Schwäche hielt sie davon ab. „Nicht, dass ich Dummy Dickson nicht attraktiv finde…“, murmelte sie. „… aber so aussehen wie ein Stück Matsche will ich erst, wenn ich zehn Jahre Profi-Quidditchliga hinter mir habe.“ Unwillkürlich musste Scorpius grinsen und setzte sie vorsichtig auf dem Boden ab. „Zeig her.“ Skeptisch sah Rose in die blaugrauen Augen und wich etwas zurück. „Willst du mir nun ganz die Nase brechen? Kann das nicht bis zum Quidditchspiel warten? Das sehe um einiges ehrenwerter und dramatischer aus, als wenn ich Poppy erklären muss, das eine Wand- arg! Was tust du?“ Scorpius hatte ihre Hand weggezogen und tupfte vorsichtig mit einem Taschentuch das Blut von ihrer Haut. „Ja, ja“, sprach er gelangweilt und rollte die Augen. „Für euch Gryffindors muss immer jeder blaue Fleck heldenhaft sein.“ Rose nahm Scorpius das Taschentuch aus der Hand und warf ihm einem bösen Blick zu. Als er zu seinem Zauberstab griff, zog sie ihren ebenfalls aus der Umhängetasche. Sie war allzeit bereit sich zu duellieren. Verwirrt sah Scorpius auf den Stab, den sie ihm unter die Nase hielt. „Hey, jetzt mal ganz ruhig. Ich wollte dir lediglich die Nase mit Reparo heilen.“ „Verzeih mir, für mein Misstrauen, aber ich würde mich jedem außer dir, als Versuchskaninchen zur Verfügung stellen.“ Scorpius schüttelte den Kopf und erhob sich. „Dann hast du sicher nichts dagegen, wenn ich in den Unterricht verschwinde.“ „Ich bin die Letzte, die dich aufhält“, murmelte sie und kämpfte sich wankend hoch. Jedoch drehte sich noch immer alles um sie herum und als sie ihre Tasche aufraffen wollte, bewahrte Scorpius sie erneut vor einem Sturz. „Ja, ich merke es.“ „Darf ich erfahren, warum Sie nicht im Unterricht sind?“, merkte eine kühle und strenge Stimme an und die beiden Siebtklässler fuhren herum. Vor ihnen hatte sich in voller Größe Professor McGonagall aufgebaut. Misstrauisch sah sie über den Rand ihrer Brille. „Nun?“ „Ähm…“, begann Rose und Scorpius log ohne rot zu werden: „Weasley hat einen Schwindelanfall.“ „Wieso? Was ist ihnen zugestoßen?“ „Ich… bin gestürzt und habe mir die Nase… gebrochen…“, stammelte Rose und krallte sich fester in Scorpius Umhang, da die Erde zu tanzen schien. „Sie sind mit der Nase voran gefallen, Miss Weasley?“, eine feine Augenbraue hüpfte in die Höhe und Rose nickte bekräftigend. „Ja, vollkommen unglücklich und Malfoy hat mir geholfen.“ „Mr. Malfoy?“, Professor McGonagall war das Misstrauen in Person. „Sehr seltsam.“ Beide Quiddtichkapitäne spürten die Zweifel und Rose versuchte sie zu zerstreuen, indem sie Scorpius wehleidig ansah. „Kannst du mich bitte in den Krankenflügel bringen? Ich glaube, mir wird wieder schwindelig.“ Fürsorglich legte er den Arm um ihre Hüfte und Rose hörte es fast hinter der Stirn, der Rektorin rattern. Schließlich schnalzte sie missbilligend mit der Zungen und sprach: „Nun denn, helfen Sie Miss Weasley und dann kehren Sie bitte in ihren Unterricht zurück, Mr. Malfoy.“ Mit diesen Worten rauschte sie an den beiden Schülern vorbei und kaum war sie aus deren Sichtweite verschwunden, sah Scorpius Rose verblüfft sah. „Reife Vorstellung, Wieselbee. Wie komme ich zu der Ehre, dass du mich nicht an den Zauberstab lieferst?“ „Ein Wort - Quidditchfeld.“ Scorpius verstand und half ihr den Korridor entlang. Kurz vor dem Krankenflügel legte er den Kopf schief und musterte sie. „Okay, ich mache dir ein Angebot. Alle zwei Wochen bekommst du das Feld für den gesamten Dienstag.“ „Nur alle zwei Wochen?“ Sie nahm das Taschentuch von ihrer Nase. „McGonagall hätte dich sicher lange nachsitzen gelassen… meinst du nicht, dass wir daraus jede Woche machen könnten?“ „Nein“, sprach er schlicht. „Alle zwei Wochen, oder gar nicht.“ „Slytherin!“, zischte sie und er besaß die Frechheit zu grinsen. „Zu deinen Diensten. Also nimmst du an?“ „Muss wohl…“ Sie stolperte in den Krankenflügel direkt in die Arme von Madam Promfrey und hörte sich ihren Lobgesang zum heiligen Merlin an. Scorpius dagegen verabschiedete sich mit einem knappen Nicken und begab sich wieder in den Unterricht. Als er alleine durch den langen Korridor ging, musste er unweigerlich schmunzeln. Er stritt schon seit Jahren mit Weasley, doch so viel Spaß, wie in diesem Jahr hatte sie ihm noch nie gebracht. Vielleicht konnte er das ein wenig hinauszögern. Oft hatte sich Scorpius schon gefragt, warum sie ihn so faszinierte und er hatte bislang keine Antwort gefunden, die ihn zufriedenstellte. Auf der einen Seite hatte er die Anforderungen seines Vaters. Schon vor der Schule hatte er ihn wissen lassen, dass er sich anstrengen sollte um nicht hinter einer Weasley zurück zu stehen. Notentechnisch war dies nie ein Problem gewesen, da er mit Leichtigkeit und ohne viel Anstrengung gute Noten vorzuweisen hatte. Einzig allein Frank und Alice Longbottom konnte er nicht toppen. Aber die Rede war immer von einem Weasley gewesen und nicht von den Zwillingen. Im Quidditch wurde die Sache schon schwieriger. Hugo Weasley hatte Talent, keine Frage, aber er war zu jung. Louis Weasley flog ebenfalls gut, aber ihm fehlte die Dynamik. Diese konnte er dafür jedoch übermäßig bei Rose Weasley finden. Sie war voller Energie und flog, als würde ihr Leben an einem Sieg hängen. In der dritten Klasse hatte er sie brutal wissen lassen, dass man mit purer Eutrophie nicht immer ans Ziel gelang. Im Nachhinein empfand Scorpius seine Aktion als ziemlich niveaulos, besonders, da sie ein Mädchen war, doch damals hatte er sich keinerlei Gedanken darüber gemacht. Mit federnden Schritten ließ er die Treppe hinter sich und schlug den Weg ins Klassenzimmer von Professor Flickwick ein. Mittlerweile musste er jedoch zugeben, dass Weasley dazugelernt hatte. Zu Recht hatte man ihr das Amt als Quidditch-Kapitän zugesprochen. Scorpius dachte an den zweiten Grund, warum sie ihn faszinieren könnte und hielt diesen für den wahrscheinlicheren. Ein Malfoy gab sich nicht mit einer Weasley ab, ganz gleich, ob sie zu Albus‘ Verwandtschaft gehörte. Vielleicht war es der Reiz des Verbotenen, der ihn immer wieder in ihre Richtung trieb. Scorpius erreichte das Klassenzimmer und schloss kurz die Augen, als er sie wieder öffnete, drückte er die Türklinke runter und beschloss, den Namen Weasley für den heutigen Tag aus seinem Gedächtnis zu streichen. --- Wie jeden Freitagabend wartete Alice geduldig an der großen Treppe, auf Dominique, damit sie zusammen zur SV-Sitzung aufbrechen konnten. In ihren schmalen Händen hielt sie ein kleines Notizbuch, mit dem sie sich Schlüsselbegriffe aus Zaubergeschichte einzuprägen versuchte. Zu so später Stunde war es kalt auf den Fluren und sie war froh, dass sie sich am Nachmittag den dicken grauen Pullover ihres Bruders ausgeliehen hatte. „Wie trifft man dich an? Natürlich mit einem Buch.“ Dominique hatte ein feines Lächeln auf den Lippen und Alice wollte es gerade erwidern, als ihr Blick auf den kurzen Rock ihrer Freundin fiel. Unter der dünnen Strickjacke lugte eine ebenfalls dünne Bluse hervor und beim bloßen Anblick fröstelte Alice. „Meinst du nicht, dass du dich erkälten wirst?“ Dominique verdrehte die Augen. „Das habe ich Roxanne auch gesagt, aber ihr Spruch war nur, dass man sich mit der Zeit eine dickere Haut zulegt.“ „Das ist absoluter Schwachsinn!“, empörte sich die Professorentochter und erkannte, dass die Fingerkuppeln ihrer Freundin blau waren. Gegen dieses Leiden zog sie eindeutig die Liste vor. „Ich gehe übrigens mit Albus auf mein erstes Date.“ „Albus Potter?“ „Ja.“ Sie sah, dass Dominique das Gesicht verzog. „Hältst du das für eine gute Idee? Ich meine, er hat den Ruf eines außerordentlichen Herzjäger und Frauenverschlinger.“ Alice bog nach rechts ab und sah sie gelangweilt an. „Das Erste bin ich mir bewusst und beim zweiten, darüber muss ich mir keine Sorgen machen. Als ob der große Albus Potter mir an die Wäsche gehen würde.“ „Bei Al weiß man nie, Cousin hin oder her“, murmelte Dominique und rieb die Fingerspitzen aneinander. Alice war versucht ihren Pulli auszuziehen und ihrer Freundin zu reichen, bis ihr einfiel, dass sie selbst schuld an ihrer Situation hatte. „Na ja, immerhin sorgt Albus dafür, dass mein erstes Date kein Reinfall wird.“ „Wenn du meinst.“ Dominique wollte das Thema wechseln, als sie den SV-Raum erreichten. Die Tür war bereits offen und einige Vertrauensschüler schon anwesend. Gerade, als sie Alice in den Raum folgen wollte, hörte die Veela ihren Namen. Überrascht drehte sich die Hufflepuff um und erblickte Matt Bowler, den Quidditchkapitän der Hufflepuffs. Er hatte dunkles, leicht gelocktes Haar und helle grüne Augen. Ein Erscheinungsbild nachdem sich viele Mädchen umdrehten. Gleichzeitig war er für seine überaus charmante Ader bekannt. Matt lächelte freundlich und sie spürte, dass ihre Wangen gegen ihren Willen rot wurden. „Verzeih, dass ich dich aufhalte, Weasley.“ „Macht doch nichts, was gibt es?“ Sie strich sich unsicher eine Haarsträhne hinter das Ohr und lächelte schüchtern. Dominique konnte nicht wissen, dass ihr Gegenüber diese Geste als überaus reizvoll empfand. Ebenso wie Fred, der einen Meter hinter ihnen lautlos im Türrahmen lehnte. „Sicherlich bin ich zu spät dran…“, begann Matt und machte eine traurige Miene. „… aber ich wollte trotzdem gefragt haben, ob du vielleicht schon eine Verabredung für das Wochenende hast und wenn es dieses Mal nicht klappt, ob vielleicht … na ja…“ „Ähm… nein, dieses Wochenende klappt gut.“ Ein breites Lächeln glitt über seine Lippen und die hellen Augen strahlten. „Gut, dann… zwei Uhr an der Statue von Bergin Borgs?“ „Abgemacht“, verabschiedete sich Dominique und sie sah dem Kapitän ihres Hauses mit klopfendem Herzen nach. Als sie sich umdrehte, begegneten sich Freds und ihr Blick kurz. Die Veela reckte das Kinn und schritt galant an ihn vorbei, dass er ihrem Wochenend-Date einen missbilligten Blick zuwarf bemerkte sie nicht. „Na hoffen wir mal, dass du weißt, worauf du dich da einlässt, Dome.“ Sie ließ sich auf ihrem Platz neben Frank nieder und zwinkerte ihrem Cousin zu. Unter normalen Umständen, hätte sie ihm nun eine zickige Antwort gegeben, doch zu seiner Überraschung begnügte sie sich damit, sich zurück zu lehnen und die langen Beine übereinander zu schlagen. Kurz streifte sein Blick ihren kurzen Rock und als er in ihr Gesicht sah, bemerkte Fred das zufriedene und listige Lächeln. Fred straffte die Schultern und trat an den runden Tisch. Alle Vertrauensschüler waren anwesend und er öffnete seine Mappe. Den kurzen Moment, den er ihr an Aufmerksamkeit gegönnt hatte, war Geschichte und so etwas würde ihm nicht noch einmal passieren. Als er aufgesetzt freundlich lächelte und die Sitzung eröffnete, formte sich ein einziges Wort in seinen Gedanken. »Miststück!« Fortsetzung folgt… Kapitel 4: Das ist die Welt. ---------------------------- . . . Vollkommen in Eile rannte Alice am Samstag zum Hogsmeadewochenende vom Gemeinschaftsraum der Ravenclaws zur großen Treppe. Fahrig knöpfte sie sich ihren schwarzen Mantel zu und wäre fast über ihren überlangen weißen Schal gestolpert. Warum hatte Rose sie so lange aufgehalten? Ständig war sie mit einem anderen Spruch gekommen, der ihre Haare zu einem Bob formen sollte. Am Ende waren beide zu dem Entschluss gekommen, dass eine Mütze ihr aufgeladenes Haar sehr schön verdecken würde. Innerlich hasste Alice ihre beste Freundin dafür, dass sie nun auf dem Kopf aussah, wie durch den Wind geritten, dabei hatte sie es nur gut gemeint. Heftig nach Luft ringend sah sie sich um und ihr Blick streifte sofort die ersten Pärchen, die bereits verliebt und turtelnd aufbrachen. Einst war sie immer eifersüchtig gewesen, doch heute hatte auch sie ein Date und war gespannt, wie es sich anfühlen würde. Ihr Herz klopfte vor Aufregung unweigerlich schneller und sie sah sich suchend nach Albus um. Als sie ihn entdeckte, verharrte sie einen Augenblick. Albus stand an der Treppe und trat von einem Bein auf das andere. Er war ein Abbild seines Vaters, doch Alice wusste, dass ihr Patenonkel Harry niemals ein solcher Weiberheld gewesen war. Seine Freundinnen konnte man an beiden Daumen abzählen und die zweite hatte er geheiratet. In den Augen der Ravenclaw eine romantisch Vorstellung. Grüne Augen fanden sie und ein breites Lächeln huschte über Albus Lippen. Alice ging in eiligen Schritten zu ihm und er sah sie tadelnd an. „Zu spät.“ „Tut mir leid, aber Rose meinte mich entstellen zu müssen.“ Verwirrt sah er sie an und sie tippte mit dem Finger gegen die Mütze. „Mein Haar sieht aus wie Stroh.“ Er lachte amüsiert und nickte Richtung Ausgang. „Ist doch egal wie du aussiehst. Solange du mir nicht mein reizendes Date mit weinerlichen Blicken versaust und dich mehr auf deine Haare als auf mich konzentrierst, stört mich eine überaus modische Mütze nicht.“ Dass er von der weißen Wolle sprach, die sich Mütze nannte, ließ sie grinsen. Als die kalte Luft des Herbsts ihr ins Gesicht blies, fröstelte Alice unweigerlich. Albus jedoch lächelte. „Okay, das Ganze hier soll ein Date mit allen drum und dran werden, so wie versprochen.“ Er hielt ihr seine Hand hin und zu Beginn, sah sie ihn recht dämlich an, bis sie begriff, was er wollte. Mit pochendem Herzen legte sie die ihre in seine und hoffte, dass ihre Wangen vor Aufregung nicht rot wurden. Falls doch ließ sich Albus nichts anmerken und zog sie heiter hinter sich her. Einige Hogwartsschüler sahen sie verwirrt an, als sie sich auf dem Weg in das kleine Zauberdorf machten. „Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn wir uns Madam Puddifoot’s sparen. Das Ding ist ein wahrer Stimmungskiller. Keine Ahnung, warum alle Hexen unbedingt da rein wollen.“ „Es soll romantisch sein“, warf Alice ein und er verzog das Gesicht. „Wenn du es romantisch nennst, wenn du dir die ganze Zeit pinke Watte aus den Haaren fummeln kannst und du so ein Glitzerstaub einatmest, dann mache ich nackt einen Wronski-Bluff beim nächsten Quidditchspiel.“ Unwillkürlich musste Alice lachen und Albus sah sie empört an. „Ich meine das ernst! So viel Kitsch ist schädlich. Noch nicht einmal Scorpius hält es da drin länger als zehn Minuten aus.“ „Wann warst du zum ersten Mal dort?“, fragte sie aus reiner Neugier und seine Lippen verzogen sich zu einem angewiderten Lächeln. „Vierte Klasse, Ellenore Clarks. Nie wieder, am Abend durfte ich mich von Scorpius auslachen lassen. Der Einzige, der sich dort wohl zu scheinen fühlt, ist Fred.“ „Also darf ich davon ausgehen, dass wir die drei Besen wählen?“ „Jap“, gab Albus zu. „Dort ist es laut, eng und hervorragend für unsinnige Gespräche.“ Alice fiel auf, dass Albus munter das Gespräch im Gang hielt, ohne das sie viel dazu beisteuern musste, etwas, was sie sehr begrüßte, denn sie hätte nicht gewusst, wie sie anfangen und enden sollte. Als dem Potterspross selbst bewusst wurde, dass er der Alleinunterhalter war und dezent darauf hinwies, dass er sie nicht an die Wand quatschen wollte, antwortete Alice hastig, dass es sie nicht stören würde. Die drei Besen waren wie zu erwarten proppenvoll und nur weil Albus seinen Charme spielen ließ, hatten sie am Ende einen Tisch am Fenster für sich alleine. Überall konnte Alice ihre Klassenkameraden ausmachen, einige reckten sogar neugierig den Kopf nach ihnen und sie spürte, wie ihre Wangen rot wurden. Höflich rückte er ihren Stuhl und erkundigte sich, was sie trinken wollte. Stotternd sprach Alice: „Ein Butterbier.“ Achtlos warf Albus seine Jacke auf den gegenüberliegenden Stuhl und verschwand zwischen den anderen Schülern. Unweigerlich stütze die Longbottom das Kinn auf die Handfläche und folgte dem schwarzhaarigen Haarschopf mit den Augen. Irgendwie konnte sie nicht verbergen, dass sie froh darüber war, dass Albus sich als ihr erstes Date entpuppt hatte. Er machte es ihr einfach und bewahrte sie vor einem ernüchternden Reinfall. Gerade als sie sich fragen wollte, ob er so mit jedem Mädchen umging, dass er zu einem Rendezvous ausführte, stutzte sie. Die Dunkelhaarige sah, wie ihre Begleitung an der Theke die Getränke bestellte und sich ihm ein Mädchen näherte. Laurie Montague, seine Teamkameradin neigte leicht den Kopf schief und sie bemerkte, dass Albus sofort eine ganz andere Haltung einnahm. Lässig strich er sich durch das schwarze Haar, eine Geste, die auch James sehr gut beherrschte. Die Slytherin lachte laut und Albus‘ rechter Mundwinkel zog sich nach oben. Alice verzog das Gesicht, denn sie kannte diese Gesichtsregung nur zu gut. Sie trat immer auf, wenn er mit seinem Gegenüber flirtete und er war sich durchaus bewusst, was er mit dieser simplen Regung bewirkte. Den Ruf als Herzjäger hatte er nicht ohne Grund zugesprochen bekommen und mit jedem weiteren Augenblick, den Alice ihn beobachtete, verstand sie auch warum. Albus eroberte das Mädchen seiner Wahl mit Charme und Manieren. Töricht wie sie nun einmal waren, verliebten sie sich in seine witzigen Art und seine durchtriebene Natur. Er wirkte wie etwas Verbotenes, was man unbedingt besitzen wollte. Die Butterbiere kamen und Laurie beugte sich vor. Als Alice sah, dass sie Albus einen hauchfeinen Kuss auf die Wange drückte, machte sich ein merkwürdiges Gefühl in ihrem Magen breit. Erschrocken darüber, sah sie aus dem Fenster und versuchte die aufkommende schlechte Laune zu unterdrücken. Sie konnte nicht sagen, warum es sie störte, dass Albus mit jedem anderem Mädchen zu flirten schien, während er ihr gegenüber den Kumpel mimte. Bis eben war sie noch erleichtert darüber gewesen, doch jetzt hatte sie das Gefühl als Hexe nicht vollwertig angesehen zu werden. Als Albus sich ihr gegenüber niederließ, sah sie immer noch stur aus dem Fenster, erst als der Potter sich räusperte, sah sie ihn wieder an. „Ist das ein Zeichen dafür, dass du es mit mir nicht mehr aushältst und deine Flucht planst?“ Ohne es unterdrücken zu können, musste Alice lächeln. „Was für ein Unsinn. Ich habe nur gerade Rose beobachtet und gedacht, dass sie wohl eine Teambesprechung in Hogsmeade ansetzten wird.“ Verdutzt sah Albus ebenfalls aus dem Fenster und konnte seine Cousine in Begleitung mehrere Teammitglieder erkennen. Heiter winkte sie ihnen zu und als Rose die roten Wangen ihrer Freundin bemerkte, musste sie schmunzeln. Als sie sich abwandte, konnte sie sehen, wie Dennis und Dorian Jordan sich gegenseitig in einen Laubhaufen schupsen wollten und Hugo die Augen verdrehte weil Georgina McLaggen ohne Pause und Erbarmen auf ihn einredete. Am Honigtopf machte Rose halt und drehte sich zu der schwatzenden Truppe um. „Hey, ich habe Little versprochen ihm etwas mitzubringen, wollt ihr schon mal vor gehen?“ „Wenn wir uns einigen, wo wir jetzt ein Butterbier trinken, sicherlich“, ließ Hugo verlauten. „Und nein, wir gehen nicht ins Madam Puddifoot’s!“ Er sah Georgina genervt an und das Mädchen mit den gelockten blonden Haaren wollte gerade zum Protest ansetzten, als alle drei Jungen im Chor energisch sprachen: „Abgelehnt!“ Beleidigt verschränkte die Fünftklässlerin die Arme vor der Brust. „Wie wäre es mit Extrakessel? Ich habe gehört die haben tolle Krötenshakes.“ Dorian strahlte und Rose seufzte tief. Sie selbst kannte den Extrakessel nur als einen kleinen Partyschuppen, wo sie hin und wieder am Wochenende mit ihren Freundinnen einen Cocktail trinken ging. Am Tag hatte sie sich fast immer an die drei Besen gehalten. „Na schön, also in einer halben Stunde im Extrakessel. Bestellt mir einen Karamellkakao.“ Hugo nickte und sie huschte in den Honigtopf. Rose wusste, dass Linus eine eklige Schwäche für Eismäuse hatte. Der Kleine konnte eine ganze Tüte davon essen, ohne das er mit den Zähnen klapperte, wie es auf der Beilage angegeben war. Da er wegen ständigen Zuspätkommens nachsitzen musste, hatte sie sich von seinem Bitte-Bitte-Gebettel erweichen lassen, ihm etwas mitzubringen. Der Honigtopf war nicht mehr besonders voll, die meisten waren bereits in die drei Besen weiter gezogen oder sahen bei Zonkos Scherzartikelladen vorbei. Rose suchte die hohen vollgestopften Regale ab, bis sie schließlich entdeckte, was sie suchte. Eine letzte Tüte Eismäuse war noch da und als sie sich streckte, um sie in ihren besitzt zu bringen, kam ihr jemand zuvor. Noch bevor sich Rose umdrehte, wusste sie bereits anhand des Geruchs, mit wem sie es zu tun hatte. „Willst du mir noch einmal die Nase brechen, oder können wir das dieses Mal friedlich regeln, Malfoy?“ Rose konnte förmlich hören, wie er grinste und als sie sich zu ihm drehte, sah sie, wie er die Tüte Süßigkeiten in den Händen wog. „Schätze schon. Ich wollte Scamander was mitbringen. Goni hat ihn wegen fahrlässigem Schwänzen dran bekommen.“ Rose hob eine Augenbraue. „Und du willst mir ernsthaft erzählen Lorcan Scamander steht auf Eismäuse? Mach dich nicht lächerlich.“ Sie wollte ihm die Tüte entreißen, doch er riss die Hand zurück. „Aber, aber. Warum so freundlich, Wieselbee?“ Sie tat als müsste sie nachdenken. „Lass mich überlegen, vielleicht weil ich wegen dir erst vor kurzer Zeit im Krankenflügel lag, Quidditch in den frühen Morgenstunden ansetzten durfte und du bislang noch nie für Kompromisse bereit warst?“ „So würde ich das nicht sagen.“ Gelassen lehnte er sich gegen das hintere Regal und betrachtete die Süßigkeiten, als würde er sie zum ersten Mal sehen. „War das kein Kompromiss, als ich Nott für dich angelogen habe?“ Rose versuchte sich nichts anmerken zu lassen, doch bei dem Gedanken an den Kuss, stieg unweigerlich die Scham in ihr hoch. „Daher weht der Wind. Der große Scorpius Malfoy wird heiß bei dem Gedanken, sein geliebtes Wieselbee könnte ihm noch einmal die Ehre erweisen.“ Sie versuchte spöttisch zu klingen und an seiner starren Miene, erkannte sie, dass es ihr gelang. „Ich glaube, ich sollte die Tüte kaufen, meinst du nicht auch?“ Rose atmete tief durch, sie hatte bereits Linus enttäuschtes Gesicht vor Augen und streckte die Hand aus. „Was willst du?“ Scorpius grinste dreckig und sie war versucht es ihm mit einem gekonnten Duell aus dem Gesicht zu wischen, doch leider würde sie dabei eindeutig den Kürzeren ziehen. Seine blaugrauen Augen sahen sie wissend an und langsam begann sie sich unwohl zu fühlen. „Erinnerst du dich an die Definition Fantasie?“ Eine Gänsehaut jagte über ihren Körper und sie legte betont locker den Kopf schief. „Befriedigt dich Viscount nicht mehr, oder hast du Schwierigkeiten bei kleinen Hufflepuffs rangelassen zu werden?“ Statt auf ihre Provokation einzugehen, sprach Scorpius lediglich: „Die nächste Stunde in Muggelkunde sitzt du neben mir.“ „Wieso sollte ich?“, empörte sie sich und er wedelte mit der Tüte Eismäuse vor ihrer Nase rum. Rose seufzte genervt und riss ihm die Tüte aus der Hand. „Okay, okay. Von mir aus.“ Eine Stunde neben ihm würde sie schließlich noch aushalten. „Ich nehme dich bei Wort“, sagte er und grinste erneut, weswegen sie wieder den Drang verspürte es ihm aus dem Gesicht zu schlagen. Denn jedes Mal, wenn er sie so überheblich und wissend ansah, ahnte sie nichts Gutes. Als wenn nichts gewesen wäre, stieß er sich vom Regal ab und steuerte auf den Ausgang zu. Misstrauisch sah Rose ihm nach und bekam Magenschmerzen als sie an den Krankenflügel dachte. Scorpius Malfoy hatte sie nicht nur einmal dort hingebracht. Zum ersten Mal war sie in der dritten Klasse wegen ihm dort gelandet. Auch zuvor hatten sie sich gemieden, zum einen, weil ihr Vater ihr eingetrichtert hatte, sich von ihm fernzuhalten und zum anderen, weil sie im Allgemeinen kein gutes Bild von Slytherins hatte. Roxanne und Albus hin oder her. Als sie es im dritten Schuljahr zum Hüter in die Hausmannschaft schaffte und ihr erstes Spiel auch noch das gegen Slytherin war, verstärkte sich ihre Abneigung. Schon nach den ersten 15 Minuten war ihr klar geworden, dass Malfoy und Nott sie unbedingt vom Besen haben wollten und als Molly mit viel Fantasie und Kraft Nott den Gar ausgemacht hatte, hatte sie nicht ahnen können, dass Slytherins auf Rache versessen waren. Das Malfoy sie kurz darauf ins Koma schickte, indem er seinen Schläger gegen ihren Hinterkopf sausen ließ, besiegelte ihre Abneigung. Die Welt um sie herum war schwarz geworden und als sie im Krankenflügel wieder aufgewacht war und er Nott besucht hatte, hatte er noch die Dreistigkeit besessen und sie herablassend und gleichzeitig vollkommen zufrieden angesehen. Nur durch James geniale Fähigkeiten als Sucher hatten sie das Spiel noch kitten können und seitdem waren Malfoy und sie erbitterte Gegner auf dem Feld gewesen. Nie hatten sie fair gespielt und Rose war sich sicher, dass das auch bei der nächsten Begegnung so sein würde. Sie sah zum Fenster, dabei streifte ihr Blick eine hübsche Veela im türkisenen Mantel. Da war Dominique doch tatsächlich, wider Roxannes Erwartungen, mit Matt Bowler ausgegangen. Unwillkürlich musste Rose zugeben, dass der attraktive Hufflepuff sehr gut an der Seite, der blonden Veela aussah. Dominique warf ihr langes Haar zurück und lachte: „Raus mit der Sprache, wohin willst du mich jetzt entführen?“ Ihre Begleitung lächelte und als sie seinem Blick folgte, musste sie ein angewidertes Geräusch unterdrücken. Madam Puddifoot’s. „Roxanne meinte, du wärst noch nie drin gewesen.“ Die Slytherin war so was von tot! Falsch fröhlich lächelte sie und als sie wenig später in das kleine kitschige Cafe trat, begriff sie, warum es bei kleinen romantisch veranlagten Viertklässlern so beliebt war. Dominique erstickte fast im Kitsch und wagte es kaum durchzuatmen, als Matt ihr höflich aus dem Mantel half und sich ihr gegenüber niederließ. Unsicher sah sich Dominique um und erkannte einige der bekannten Hogwartspärchen. Als die Getränke vor ihnen standen und sie zufrieden an ihrem Butterbier nippte, kam sie nicht drum herum, das amüsierte Grinsen ihres Gegenübers zu bemerken. „Was ist?“ „Nichts, ich habe nur gedacht, dass es ein wenig schwerer werden würde, dich zu einem Date auszuführen. Auch wenn ich irgendwie froh bin, dass ich an keinem Walter Parkin vorbei musste.“ Verwirrt runzelte Dominique die Stirn. „Walter Parkin?“, fragte sie eine Spur zu erstaunt. Wer zur Hölle war das? „Walter Parkin ist der Gründer der Wigtown Wanderers, die drei Töchter und vier Söhne der Familie bildeten die Mannschaft. Der Vater Walter Parkin, ein Metzger, stand als Gewinnmanager am Spielfeldrand. Sein nicht unwichtiger Beitrag zum Spielgeschehen bestand darin, mit seinem Zauberstab in der einen und seinem Fleischermesser in der anderen Hand die gegnerische Mannschaft kritisch zu beobachten. Böse Zungen behaupten, dass nicht das spielerische Können der Mannschaft, sondern der Anblick Walter Parkins der wahre Grund dafür gewesen sei, dass die Parkins fast jedes Spiel gewannen.“ Dominiques rechte Augenbraue zuckte gefährlich und es kostete sie viel Selbstbeherrschung freundlich zu bleiben. Knapp wandte sie sich nach links und lächelte lieblich. „Dankeschön Fred, aber ich kann mich nicht daran erinnern, dich um eine Nachhilfestunde in Quidditch gebeten zu haben.“ Fred Weasley, welcher die Sitznische am Fenster in der Ecke für sich beanspruchte, hatte lässig einen Arm um seine Begleitung gelegt und wieder einmal versuchte Dominique ihre Abscheu gegenüber Ellenore Clarks im Zaun zu halten. Die Schulsprecherin mit den dunklen langen Haaren und den fast Veilchen blauen Augen lächelte lasziv und betrachtete Matt prüfend. Aus dem Augenwinkel heraus sah Dominique, dass ihre Begleitung nichts darauf gab und musste gewinnend lächeln. „Tut mir leid, ich bin wirklich keine besondere Leuchte, was Quidditch angeht, du wirst viel Geduld mit mir haben müssen.“ Der Hufflepuff tastete sich bis zu ihrer Hand vor und als er diese umschloss, spürte sie eine angenehme Röte an ihren Wangen aufsteigen. „Dafür wirst du mir Kopfhockey schmackhaft machen müssen, ich habe gehört, du kennst dich besser aus, als der Hockeyverband?“ „Das ist untertrieben. Dome ist süchtig nach diesem makaberen Sport“, hörte sie die dreiste Stimme ihres Cousins sagen und musste sogleich ihre Augen verdrehen. „Fred, könntest du dich bitte mit deiner Begleitung unterhalten.“ Sie beugte sich weiter vor, sodass sie Matt näher kam und würdigte den anderen Weasley keines weiteren Blickes. „Ich denke, ich schaffe es auch alleine, dass Matt sich mit mir nicht langweilt.“ Zu ihrer Überraschung streckte Matt die Hand aus und strich durch ihr blondes Haar, sofort hüpfte ihr Herz einen Vierteltakt höher. „Wie könnte ich mich bei so einer schönen Hexe langweilen?“ Sie wollte gerade etwas erwidern, als sich Fred erneut einmischte: „Nun, ich habe schon Besseres gesehen.“ Dominiques Geduld war zu Ende, betont höflich, aber dennoch verstimmt, wandte sie sich ein zweites Mal ihrem Cousin zu. „Hör mal, Fred, empfindet es deine Begleitung nicht als unhöflich, dass du mir mehr Aufmerksamkeit schenkst, als ihr? Es passt so gar nicht zu deinem Ruf als Hexenverschlinger, wenn du hier mehr Zeit damit verbringst, auf mein Date aufzupassen, statt dich um Clarks Bedürfnisse zu kümmern.“ Sie rümpfte kurz die Nase, denn Ellenore Clarks verdrehte die Augen. „Wie du siehst hast du genug zu tun.“ Mit diesen Worten wandte sie sich wieder Matt zu und ihr Gesicht entspannte sich. Ihre Hand brannte in seiner und seine hellgrünen Augen strahlten. „Wieso hast du geglaubt, dass es schwieriger werden würde, dass wir zu zweit hier sitzen?“ „Nun ja…“, begann er und sie sah, dass er alle Mühe hatte, nicht nach rechts zu schauen. „Also… eigentlich dachte ich ja… dass…“ Verlegen und seltsam peinlich berührt strich er sich durch das gelockte Haar. Dominique atmete tief durch und schloss kurz die Augen. „Okay, was tun sie?“ „Sich… ähm küssen und…ja…“ „Besteigen sie sich?“, half sie direkt aus und er sah auf sein Butterbier. „Ja.“ Dominique versuchte sich an die Worte ihrer Cousine zu erinnern und dabei blieb ihr Roxannes zweifelhafter Rat im Kopf. Unfreiwillig beugte sie sich noch weiter vor und sprach mit leiser Stimme: „Wie wäre es, wenn wir von hier verschwinden? Ich bin sicher, wir finden einen Ort, an dem wir ungestört sein können.“ Überrumpelt hob er beide Augenbrauen. „Wie bitte?“ Dominique konnte nicht anders, als breit zu lächeln. Noch immer behielt sie ihre Stimme gesenkt. „Wir kaufen ein paar Butterbiere und eine Tüte Lakritzstangen und verziehen uns auf einen Quidditchturm. Dort kannst du mir in aller Ruhe ein wenig Nachhilfe geben.“ Sie zwinkerte und Matt schien zu verstehen. Er schritt zur Theke um zu bezahlen, während sich Dominique, wie von Roxanne empfohlen, ihre Lippen mit einem rosa Lippenstift nachzog. Als sie den kleinen Taschenspiegel zuklappte und sich erhob, spürte sie den Blick ihres Cousins im Nacken. Rose nannte es die Macht der Fantasie, Roxanne dagegen beschrieb es als dezente Andeutung auf das, was noch kommen würde. Dass sie lediglich vor hatte Fred zu entkommen und sich mit Matt ungestört zu unterhalten, würde ihr Cousin niemals erahnen. An der Theke griff sie mutig nach der Hand des Hufflepuffs und zog ihn heiter hinter sich her. Sie würde schon dafür sorgen, dass sie bekam was sie wollte. Ganz sicher. Fred ging ihr auf den Leim, seine braungrünen Augen folgten ihr, bis sie schließlich am Fenster vorbeirauschte und er selbst begriff, dass es ihn störte, dass er nicht wusste, was seine Cousine vorhatte. Das verflixte Weib hatte zu leise gesprochen, als das er sie hätte verstehen können. Ihre Geste dagegen war eindeutig gewesen. Vielleicht hatte er sie wirklich schlicht unterschätzt und sollte es sich noch einmal überlegen, ob ihr Einfluss auf Lehrer und Schüler nicht doch größer war, als er eigentlich gedacht hätte. Es stand nun immerhin schon 1 : 2 für sie. --- Zaubergeschichte war noch nie Roxannes Fach gewesen, meist holte sie dort vermissten Schlaf nach. Die Quittung bekam sie jeden Sonntag, denn sie konnte sich meist noch nicht einmal an das Thema erinnern, geschweige denn, sich vorstellen, dass sie in diesem Fach ihre Abschlussprüfung machen sollte. Einsam hockte sie in der Bücherei und brütete über uninteressierten Stoff. Wahrscheinlich würde sie sich auch dieses Mal wieder ein Troll einhandeln. „Zaubergeschichte mal wieder?“ Lucy Weasley setzte sich auf den Tisch und besah sich die Aufgabenstellung. Fast jeden Sonntag traf die taffe Quidditchspielerin ihre Cousine in der hinteren Ecke der Bibliothek an. „Wieso holst du dir keine Nachhilfe? Alice kann dir doch sicherlich helfen..“ „Nein“, erklärte Roxanne sachlich. „Sie hat genug zu tun. Fast sechs Nachhilfeschüler stehen auf ihrer Liste und wenn ich noch dazu komme, dann atmet Alice nur noch diese trockene Luft hier ein und kommt nie in den Genuss ein wenig Spaß zu haben.“ Sie lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. Seit dieser dämlichen Party, auf der sie ihren Teil der Jahresaufgabe zu erfüllen hatte, hatte sie überhaupt keinen Spaß mehr am Flirten. Ständig musste die Diva daran denken, was Alice ihr aufgehalst hatte. Die Tatsache, dass sie nicht mehr mit dem Feuer spielen durfte, bis sie sich verbrannte, nahm ihr die Lust am anderen Geschlecht. Auch ihre beste Freundin Ceres hatte sich schon über die Lustlosigkeit empört und ihr heißer Flirt namens Lorcan Scamander fühlte sich nicht mehr ernst genommen. Früher hatte sie immer mal wieder ein Techtelmechtel mit ihm gehabt und hatte sein Interesse sehr genossen, doch jetzt, wo sie ihm seinen Spaß nicht mehr garantieren konnte, stieß sie ihn von sich. Es würde sehr peinlich für sie werden, wenn er rausbekommen würde, warum sie auf ihn verzichtete. „Wenn du solche Probleme hast, würde ich mal mit Frankie reden. Er ist streng, ein wenig eigen, aber er wird deine Noten hochpuschen. Spring über deinen Schatten, wenn dir dein Abschluss etwas wert ist.“ Dann rutschte Lucy vom Tisch und Roxanne konnte erkennen warum. Ihre beste Freundin kam mit wiegenden Hüften auf sie zu und schenkte ihr ein hinreißendes Lächeln. Roxanne verstand nicht, wieso ihre Familie sie zum größten Teil mied. In ihren Augen war Ceres freundlich und höflich, wenn auch mit einem Charme gesegnet, der sie unbewusst immer wieder in Schwierigkeiten brachte. Einmal hatte sie ihre Freundin im Sommer mit nach Hause gebracht. Dabei war ihr Vater fast über seine eigenen Füße gestolpert, während ihre Mutter erschreckend das Gesicht stehen geblieben war. Damals war Fred der einzige gewesen, der sich wie immer verhalten hatte. Doch mittlerweile war Roxanne um einiges schlauer. Ceres war kein Unschuldslahm, sie besaß zwar das Antlitz eines Engels, aber war mit Leib und Seele Slytherin. Den Sommer über hatten sie Feten gefeiert, die das Fass beinahe zum überlaufen brachten und sich kleine feine Skandale erlaubt, die ihre Eltern niemals erfahren durften. Viele hatten geglaubt, dass ihre Freundschaft auf Oberflächlichkeit basierte, selbst sie, bis Ceres ihr ein Geheimnis anvertraut hatte, dass sie eines besseren belehrte. Viscount stand in Verbindung mit der Familie Malfoy und das Bündnis, das beide geschlossen hatten, besiegelte die Zukunft zwischen Scorpius und Ceres. Etwas, was ihre Freundin bislang hingenommen hatte und als keinerlei Einschränkung ansah. Roxanne hatte nie freiwillig das Thema Scorpius angesprochen, wenn Ceres den Drang verspürte darüber zu reden, dann tat sie es freiwillig. Bestimmte Dinge hinterfragte man in ihrer Freundschaft nicht, auch wenn die Weasley immer wieder den Drang verspürte zu fragen, ob Ceres je Interesse an ihrem Bruder gehabt hatte. Roxanne wusste, dass Fred selten etwas anbrennen ließ und besonders nach dem Sommer, in dem sie ihre Freundin mit nach Hause gebracht hatte, beschlich sie immer wieder das Gefühl, dass zwischen ihrem Bruder und ihrer besten Freundin etwas lief. Doch bislang hatte sie weder einen heimlichen Blick, noch einen konkreten Beweis für ihre Vermutung auffangen können. Statt wie ein dummer Gryffindor vorzupreschen, hielt sie sich erst einmal im Hintergrund, ganz so, wie es in Slytherin üblich war. „Geliebte beste Freundin, wie ich sehe plagst du dich immer noch ab.“ „Richtig, deshalb darf ich dich drum bitten?“, sie hielt die Hand auf und hoffte auf eine milde spende, doch Ceres lachte nur. „Was habe ich da gehört? Lucy hat versucht dir Nachhilfe bei Longbottom schmackhaft zu machen? Ist doch eine gute Idee.“ Die Veela zwinkerte verschwörerisch und Roxanne stöhnte frustriert. Natürlich hatte sie Ceres als Ausgleich von der Aktion mit dem Buch erzählt. Außer den vier Teilnehmern wusste es bislang lediglich Frank und sie vermutete, dass Alice nur von ihren eigenen Aufgaben gebeichtet hatte. „Er ist überhaupt nicht mein Typ!“ Ceres schlug elegant die Beine übereinander und besah sich ihrer langen Fingernägel. „Weißt du, dafür das du dich mit Scamander eingelassen hast, bist du bei anderen ziemlich kurzsichtig. Longbottom hat durchaus etwas zu bieten.“ „Ja, er ist Jungfrau.“ Roxanne packte ihre Bücher zusammen und beschloss ohne weitere graue Haare, dass Troll bei Professor Binns einzukassieren. „Das ist der Gewinn.“ Laut lachend warf ihre beste Freundin den Kopf zurück. „Ach Roxy, das ist doch niedlich. Du kannst bei ihm sicher sein, dass er neben dir keinerlei andere beglückt, anders als bei Scamander, der ständig Röcken hinterher jagt. Außerdem…“, sie sah kurz durch die leere Bibliothek. „… so schlecht sieht er gar nicht mal aus, er ist groß, hat dichtes Haar und schöne hellbraune Augen. Dazu kommt, dass er etwas im Kopf hat und Intelligenz kann unheimlich sexy machen.“ Roxanne rollte mit den Augen. „Tut mir leid, dass ich oberflächlich bin und erfahrene Männer vorziehe.“ Ceres rutschte vom Tisch und ihre Freundin schulterte die Ledertasche. „Reizt dich denn die Vorstellung aus Longbottom einen begehrten Zauberer zu machen überhaupt nicht? Ich meine, du könntest dann dreist und arrogant behaupten, dass du seine Erste warst und jetzt mal ehrlich, wenn du ihn erst einmal soweit hättest dir aus der Hand zu fressen, wie wahrscheinlich ist es dann, dass sich dein geformtes, attraktives Bürschchen anders umsieht?“ „Ceres, Longbottom ist ein Hufflepuff. Und jetzt sag mir, welcher Hufflepuff ist begehrt und es wert, dass man sich Mühe mit ihm macht?“ „Matt Bowler!“ Die beiden Slytherins verließen die Bücherei und Roxanne sah ihre beste Freundin leicht verstimmt an. „Der ist zu korrekt, ich meine, hast du mal versucht den ins Bett zu kriegen?“ „Klar.“ Ceres zuckte mit den Schultern. „Ein Ding der Unmöglichkeit! Ich frage mich heute noch wie Melody den in der fünften Klasse rumbekommen hat.“ „Meine Lieblingstheorie ist die, dass sie ihm einen Liebestrank untergejubelt hat, oder ihn so betrunken gemacht hat, dass er vollkommen willenlos war. Aber beides würde irgendwie nicht zu Bowler passen, weder der Alkohol noch die Dummheit auf einen Trank reinzufallen.“ Die beiden Freundinnen lachten laut und als sie den Weg Richtung Kerker einschlugen, um in den Gemeinschaftsraum zu gelangen, dachte Roxanne über die Worte ihrer besten Freundin nach. Frank Longbottom war groß, hatte durchaus dichtes Haar und hinter seiner dicken Hornbrille verstreckten sich vielleicht doch recht schöne Augen. Nie hatte Roxanne es in Erwähnung das Märchen vom hässlichen Ork mal in der Realität spielen zu lassen, aber die Versuchung war groß. Spätestens als Lorcan Scamander sie im Gemeinschaftsraum zu sich auf den Schoß zog und sie den Duft von Doxy-Rauch einatmete, wusste sie, dass sie viel Arbeit vor sich hatte. Zufrieden lungerte der Quiddtichspieler mit ihr im Ohrensessel rum und fragte vergnügt: „Weshalb so gute Laune?“ „Keine Ahnung, sag du es mir.“ Sie beugte sich zu ihm herunter und konnte das breite und vorfreudige Grinsen auf seinen Lippen sehen. Lorcan und sie unterhielten eine nicht definierbare Beziehung zu einander und Roxanne sah keinerlei Grund daran etwas zu ändern. Anders dagegen die nicht existierende Beziehung zu Longbottom. Kleine Streber sollten zu knacken sein. Mal sehen, was geschah, wenn sie nett zu ihm war. Fortsetzung folgt… Kapitel 5: Die Realität der Fantasie. ------------------------------------- . . . „So, hier ist der Feuerwhisky!“ Albus stellte die Flaschen auf den kleinen Tisch vor dem Kamin und ließ sich auf der langen dunklen Ledercouch nieder. Es war das erste Mal, dass sie das Privileg des Schulsprechers ausnutzen und Sonntagabend in Fred Wohnzimmer saßen um zu trinken. Scorpius, welcher am Boden saß, öffnete eine Flasche Butterbier und lehnte sich gegen den großen Schreibtisch. Gelassen nahm er einen großzügigen Zug und sah, wie Fred sich genüsslich eine Zigarette ansteckte. „Wolltest du damit nicht aufhören?“ Der Schulsprecher grinste breit und zuckte mit den Schultern. „Wollen ist eben nicht getan.“ Er streckte die Beine aus und rutschte unwillkürlich tiefer in den dunkelgrünen Ohrensessel. Umgeben von Büchern und leeren Portraits ließ es sich das Ende des Wochenendes genießen. Es kam nicht oft vor, dass sie sich in Hogwarts ohne Absprache treffen konnten. Meist kamen sie spontan zusammen, so wie heute. Als der Rauch von den billigen Billy Borgins Zigaretten sich im Raum verteilt hatte, wagte es Albus grinsend seinen Cousin anzusehen. „Und Freddy, wie war dein Techtelmechtel mit Ellenore Clarks? Hattest du sie nicht satt?“ „Ich habe mich an mein Wort gehalten. Das einzige was ich getan habe war, sie nach Hogsmeade einzuladen, ein bisschen mit ihr rumzumachen und sie dann an der großen Treppe stehen zulassen.“ „Sie wird dir zu langweilig“, schlussforderte Scorpius und Fred grinste zur Antwort. „Jap. Mehr Spaß dagegen hat es gemacht, Dome zu ärger und ihr Date zu ruinieren. Leider habe ich sie wohl indirekt dazu angestachelt mit Bowler in eine dunkle Ecke zu verschwinden.“ „Es stört dich“, warf Scorpius ein und der Weasley warf ein kleines Kissen nach ihm. „Kannst du aufhören mit deiner Analyse, es nervt.“ Scorpius winkelte die Beine an, seine graublauen Augen sahen den Schulsprecher herablassend und wissend an. Es war der typische Slytherinblick, den er aufsetzte um jemanden einzuschüchtern. „Fakt ist doch, dass dich Dominique auf wundersamer Weise mehr interessiert, als es Ellenore Clarks je tun wird.“ „Stimmt“, brummte Albus. „War es nicht immer so, dass du das Interesse verloren hast, wenn du bekommen hast, was du wolltest?“ Fred begriff worauf die beiden Slytherins hinaus wollten und winkte ab. „Nein, diesen Gedanken bitte streichen. Dominique Weasley wird mich erst dann antörnen, wenn Scorpius freiwillig zugibt, dass er nichts dagegen hätte Rose zu vernaschen und das wird, wie wir wissen, niemals passieren.“ Albus sah zu Scorpius und dieser leerte seine Flasche in einem Zug. Der Dritte von ihnen schien von dem stummen Blick nichts zu merken, doch der Potterspross würde seinen besten Kumpel noch dran bekommen. Aber Scorpius war schneller. „Wie war dein Date mit Longbottom?“ Der Schwarzhaarige dachte nach bevor er antwortete. „Hm… unschuldig.“ Als er die verblüfften Gesichter der anderen beiden sah, versuchte er etwas weiter auszuholen. „Na ja, normalerweise habe ich eine feste Vorgehensweise bei einem Date, es endet meist immer in skandalösen Zuständen. Bei Alice dagegen war mir von vorne herein klar, dass nichts laufen würde und trotzdem hat es irgendwie Spaß gemacht.“ „Spaß gemacht?“, erwiderte Scorpius tonlos und der Schwarzhaarige rollte die Augen. „Ja, ich meine, ich habe viel gelacht, geredet und irgendwie war es, als würde ich mit einem guten Freund weggehen und nicht mit einem Date. Total locker, überhaupt nicht anstrengend, denn ich brauchte Alice durch kein Slytheringehabe imponieren.“ Er wusste selbst nicht genau, wie er es erklären sollte. Das Date, das er gehabt hatte, war einfach entspannt und wie er bereits erwähnt unschuldig verlaufen. Alice war ein romantisches und liebes Mädchen, sie verdiente Geduld und Vorsicht. Für ihn war es das erste Mal gewesen, dass er so langsam zu Werk gegangen war. Mit Charme und Witz hatte er angefangen und schnell gemerkt, dass sie eine gute Zuhörerin war. Als sie ihm am Ende des Dates, als er sie bis zum Turm gebracht hatte, einen simplen Kuss auf die Wange gegeben hatte, weil man seiner Meinung ein Date so beendete, hatte sich ein seltsames Gefühl in seinem Magen breit gemacht. Bislang war er immer bei oberflächlichen Beziehungen geblieben und als sein Vater ihm im Sommer erzählt hatte, dass er in seiner Mutter Geliebte und Freund zugleich gefunden hatte und dies eine harmonische und vertraute Beziehung ausmachte, war zum ersten Mal der Wunsch in ihm aufgekommen, genau ein solches Mädchen zu finden. Aber bereits nach den ersten Schultagen war ihm klar geworden, dass das mit seinem Ruf nicht so einfach werden würde. Alle erwarteten von ihm die kühle und selbstbewusste Fassade, die ihnen die Welt versprach und ihnen unmissverständlich zeigte was er wollte. Es war Anstrengend und langweilig. Das Date mit Alice hatte ihm gezeigt, dass es auch anders ging. Doch Mädchen dieser Art musste man langsam erobern und Albus hatte keine Ahnung davon. Zudem kam dazu, dass er Mädchen wie Alice bislang keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Unschuld hatte ihn nicht so sehr interessiert, wie etwas Wildes und Hemmungsloses. „Die Liste, die Dome geschrieben hat, verspricht lustig zu werden. Ich denke, ich werde Alice ein wenig unter die Arme greifen.“ Für ihn war die Sache abgeschlossen und er sah zu Fred. „Wollen wir Scorpius nicht sagen, dass wir längst wissen, dass er Rothaarige vorzieht?“ Der Schulsprecher sah den Malfoy prüfend an, schließlich verstand er. „Seit wann?“ „Was seit wann?“ Scorpius begann sich unwohl zu fühlen, besonders als Albus ihm zwinkernd mitteilte, dass er wusste, was auf Lucys Party abgegangen war. Scorpius hatte gehofft, dass es niemand mitbekommen hatte, doch als auch Fred im Bilde war, gab er zu: „Ja, gut, erwischt. Weasley hat sich zu etwas Ansehnlichen entwickelt und irgendwie reizt sie mich.“ Fred legte den Kopf schief und ließ den Inhalt seines Getränks hin und her schaukeln. „Wieso machst du sie nicht einfach an, so wie du es sonst immer bei Hexen tust, die dir gefallen.“ „Weil Weasley mir mit Abneigung gegenüber steht. Verständlich.“ „Bleibst du dran?“, wollte Albus neugierig wissen und Scorpius Lippen verzogen sich zu einem schmalen Lächeln. Um Zeit zu schinden öffnete er eine neue Butterbierflasche. „Schätze schon. Irgendwie hat sie eine verruchte Seite, die sie selbst noch nicht erkannt hat. Ich bin neugierig darauf, ob ich es schaffe, sie ihr vor Augen zu führen.“ Albus seufzte tief und schüttelte den Kopf. „Lass mich raten, Erpressung und Beleidigungen stehen bei euch an der Tagesordnung.“ Leicht verstimmt sah Scorpius seinen besten Freund an. „Was kann ich dafür, dass mir erst aufgefallen ist, dass sie durchaus reizvoll ist, nachdem ich sie bereits vom Besen geschlagen hatte?“ „Was macht Viscount?“ Der schnelle Themenwechsel kam so überraschend für Albus, dass er Fred seltsam ansah. Es kam selten vor, dass der Schulsprecher dem Gespräch eine so schnelle Wechslung gab. Sein Gesichtsausdruck war hart und gleichzeitig sehr kühl, fast so, als würde sich das Gespräch nun um etwas Geschäftliches drehen. Gleichgültig warf der Weasley seine Zigarette ins Feuer „Na ja“, warf Fred ein. „Du hast im Zug erzählt, sie hätte dich endlich rangelassen. War es nicht eigentlich Viscount die du immer haben wolltest? Es ist etwas verwirrend, dass du jetzt erzählst, dass Rose dir gefällt.“ „Viscount, Freddy, ist auf die Dauer zu arrogant und anstrengend. Weasley dagegen riecht ein bisschen nach Abenteuer und ich dachte, das könnte ich vielleicht hier in Hogwarts noch auskosten.“ Albus musste grinsen und applaudierte dem Malfoy für den geschickten Schachzug sich aus der Schusslinie zu begeben. „Slytherin“, brummte Fred und Scorpius prostete ihm zu. „Merlin sei Dank.“ Dann lachte er und dachte an den Dienstag Nachmittagunterricht indem er Rose Weasley ihre Definition von Fantasie auf die Probe stellen würde. Mit einem Vergnügen, dass ihr sicherlich noch vollkommen fremd war. --- Muggelkunde. Eigentlich mochte Rose das Fach, denn sie schaltete bei Professor Middleton immer wieder gerne ab. Der hagere Lehrer hegte eine Vorliebe für Literatur und versuchte mit Begeisterung seine Schüler auf die Ähnlichkeiten zwischen Zauberer und Muggel aufmerksam zu machen. Sein Elan und seine Begeisterung machten es einfach seinem Unterricht zu folgen, weshalb manche Schüler nur mit halbem Ohr zuhörten und andere glänzende Augen bekamen. Mal lauschten sie Celestina Warbeck, ein Kessel voller heißer, starker Liebe, um sie dann mit einer Frau namens Whitney Houston und ihrem Lied Saving all my love for you zu vergleichen. Und an anderen Tagen hatten sie einen schwärmenden, vollkommen abgehobenen Lehrer vor sich. Heute würden sie zu einem Buch, das sie als Hausaufgabe lesen musste, einen Muggelfilm gucken. Stolz hatte Professor Middleton ihnen versprochen einen sogenannten Fernseher aufgetrieben zu haben. Missmutig betrachtete Rose das dicke Buch in ihren Händen und betrat den vollgestopften Klassenraum. Eigentlich war sie zufrieden mit Professor Middletons Unterricht, denn wenn sie ihrem Grandpa Weasley lauschte und er ihr von Steckdosen und Rolltreppen erzählte, dann zog sie Filmklassiker und Muggelliteratur eindeutig vor. Der Blick, der Weasley wanderte durch das Klassenzimmer, kurz sah sie auf den alten Fernseher und dann auf die Person, wegen der sie Magenschmerzen hatte. Scorpius Malfoy saß in der letzten Reihe und sah sie herausfordernd an. Rose atmete tief durch, dann begab sie sich in seine Richtung und ließ sich schließlich neben ihn nieder. Langsam füllte sich die Klasse und sie verteilte ihre Unterlagen auf dem Tisch. „Nun, ich schätze du hast einen Grund, warum du willst, dass ich neben dir sitze?“ „Durchaus und ich wäre dir sehr verbunden, wenn du also gleich brav auf den Film achten würdest.“ Er war merkwürdig heiter, weshalb Rose nur noch skeptischer wurde. Professor Middleton rauschte in den Raum und strahlte gut gelaunt. „Pergament und Feder raus, ich möchte das Sie während des Films mitschreiben. Wir wollen sehen, wie weit der Film vom Buch abweicht.“ Einige stöhnten und der Glatzkopf wackelte mit den Fingern. „Natürlich ist mir bewusst, dass nur die Hälfte von Ihnen das Buch wirklich gelesen hat. Um es ihnen leichter zu machen, es geht um folgendes: Psyche ist die Tochter eines unbekannten Königs. Sie ist so schön, dass alle aufhören, Venus, die Göttin der Schönheit und der Liebe, zu verehren. Verärgert ruft Venus ihren Sohn Amor und befiehlt ihm, Psyche dazu zu bringen, sich in einen schlechten Mann zu verlieben. Amors, der selbst der überirdischen Schönheit Psyches erliegt, entführt sie in ein märchenhaftes Schloss. In diesem Schloss sucht ihr Entführer sie Nacht für Nacht auf, doch tagsüber verschwindet er, ohne dass sie ihn je zu Gesicht bekommt-!“ Rose schaltete ab und tauchte ihre Feder in die Tinte um das Datum in die rechte Ecke zu kritzeln. Sie hatte das Buch gelesen und brauchte diese Zusammenfassung nicht. Bei einer Mutter wie ihre war es schwierig ein Buch länger als zwei Tage nicht anzurühren, dass sie bewusst in einigen Stunden durch hatte. Die Weasley bemerkte, dass ihr Nebenmann artig seine Aufmerksamkeit auf den Lehrer lenkte und das dumpfe Gefühl im Magen ließ nach. Mit viel Rumgefuchtel brachte Professor Middleton den Fernseher zu laufen und die ersten Bilder erschienen. Laute Anfangsmusik erfüllte den Raum und der Lehrer löschte jegliches Licht. Rose begriff, dass er die Atmosphäre eines Kinobesuchs imitieren wollte. Ihre Ohren trommelten und ein genervtes Lächeln glitt über ihre Lippen. Rose war kein Fan von Lautstärke dieser Art, doch gegenüber Professor Middleton hielt es, den Quaffel flach zu halten. Sie beugte sich vor, sah auf den flimmernden Kasten und wollte ihre Aufmerksamkeit dem tragischen Liebesfilm zuwenden, als sich jeglicher Knochen in ihrem Körper anspannte. Sofort schellte ihr Kopf nach links und zu ihrer Nachbarn. Zu seiner Frechheit, tat er als könnte er kein Wässerchen trüben. Sein Blick war auf sein Pergament gerichtet und als Linkshändler umklammerte er zur perfekten Tarnung seine Feder. Rose wollte ihn in seine Schranken weisen, als sie spürte, dass sie sich nicht regen konnte. Ihre Hände schienen wie festgeklebt auf dem Pult zu verharren. Ein eiskalter Schauer rieselte über ihren Körper, als sie spürte, wie die raue Hand ihres Nebenmanns auf ihrem nackten linken Knie verharrte. „Was soll das werden?“, flüsterte sie und erntete ein schmales Lächeln. „Finde es raus.“ Und als wollte er ihr einen Vorgeschmack darauf geben, strich seine Hand langsam immer und immer wieder an ihrem Knie auf und ab. Möglichst gelassen wollte Rose sich weiter auf den Film konzentrieren, doch als seine verfluchte Hand ihrem Oberschenkel hinauf glitt, wurde ihr klar, dass ihre Konzentration sich nicht auf dem Film richten würde. Scorpius rutschte unweigerlich näher, leise flüsterte er an ihr Ohr: „Weißt du, Wieselbee, du hast mich neugierig mit deiner Definition von Fantasie gemacht.“ In diesem Moment war Rose zum ersten Mal froh, dass Professor Middleton ein großer Muggel-Fan war und sie dank der letzten Reihe kaum in Gefahr liefen, beobachtet zu werden. Auf schmerzhafter Weise wurde der Weasley bewusst, dass Scorpius diese Stunde genau geplant zu haben schien. „Malfoy, ich warne dich, treib es nicht zu weit!“ Unweigerlich stieg ihr der Geruch von Wind und Herbst in die Nase. Scorpius lachte leise. „Ab wann treibe ich es denn zu weit?“ Scheinbar um sie zu provozieren strichen seine Finger an ihren Innenschenkel entlang und Rose verspürte sofort den Drang ihre Beine zusammen zu pressen. „Komm schon Rose, zeig ein bisschen Gryffindor-Mut.“ Seine Worte ließen Hitze in ihr aufsteigen und mit klopfenden Herzen, gab sie seiner Hand nach. Zufrieden strichen seine Lippen an ihrer Wange entlang und sein Atem kitzelte sie. Rose wusste, dass er kein Freund von Zurückhaltung war, dass jedoch ausgerechnet sie selbst einmal in seinen Genuss kommen würde, hätte sie nie gedacht. Zu groß war bislang das Gefühl der Abneigung gewesen. Innerlich schellte sie sich für ihre Nachgiebigkeit, doch gleichzeitig wollte sie am eigenen Körper erfahren, ob die Gerüchte über ihn der Wahrheit entsprachen. Dabei spielte auch die Tatsache eine entscheidende Rolle, dass ihr die Unwissenheit merkwürdiger Weise als sehr aufgeregt erschien. „Ich hoffe, mein Mut wird belohnt.“ „Natürlich“, versprach er ihr und wagte sich weiter vor. Ihren Lippen entwich ein verräterisches leises Stöhnen, als Scorpius sanft und fast kaum merklich direkt zwischen ihre Beine fuhr und an ihrem Slip entlang strich. Niemals hätte Rose ihm solch eine beinahe zärtliche Liebkosung zugetraut. Sie hatte immer gedacht, dass er ein Liebhaber der rauen und schnellen Sorte war, aber anscheinend hatte sie sich zu ihren Gunsten getäuscht. Ihre Finger verkrampften sich und sie geknuddelte ihr Pergament. Als Scorpius Zeige- und Mittelfinger ein wenig mehr Druck verlieh, stieß sie scharf die Luft aus. „Sieh an, du scheinst es nötig zu haben.“ Der Malfoy sah, wie sie sich auf die Unterlippe biss und ihn böse anfunkelte. Dass sie bei solch einer primitiven Liebkosung feucht wurde, schien an ihren Stolz zu nagen. Ihn dagegen imponierte es und Scorpius war froh, dass sie nicht wusste, dass ihre weiche Haut und ihre wohlgeformten Beine es ihm nicht schwer machten, unartige Dinge mit ihr zu tun. Immer wieder strich er durch den Stoff hindurch ihr Zentrum um dann wieder zu ihren verführerischen Schenkeln zurück zu kehren. Als die Weasley atemlos die Augen schloss und ihre Wangen eine verräterische rote Farbe angenommen hatten, erbarmte sich Scorpius kurz. Es kostete ihn Konzentration den Zauber über ihre Hände aufrecht zu erhalten und sich dann auf ihre schmutzige Fantasie zu widmen, die er Wirklichkeit werden lassen wollte. Zutiefst zufrieden betrachtete er die verräterische Feuchte an seinen Fingern und leckte sie sauber. An ihrer Miene erkannte er, dass sie seine Geste alles andere als akzeptabel ansah. Dies würde er steigern. „Lass mich dich ein bisschen mehr empören“, mummelte er und nahm seine Feder vom Tisch. Dann kroch er unter den Tisch und platzierte sich genau zwischen ihre Beine. Es war für ihn das erste Mal, dass er sich so etwas mitten im Unterricht erlaubte, doch diese Stunde war die einzige Möglichkeit sich so skandalös zu verhalten. Seine Mutter würde ihn strammstehen lassen, wenn sie wüsste, mit welcher Dreistigkeit er sich schmückte. Es war eng unter dem Tisch, doch Scorpius ließ sich nichts anmerken und drückte mit beiden Händen ihre Beine auseinander. Dann senkte er den Kopf und sein helles Haar kitzelte ihre Schenkel. Der Körper der Weasley zuckte unter Liebkosung und ein arrogantes Lächeln schmückte seine Lippen. Als seine Zunge seine Finger ersetzte sah er in ihr Gesicht und begriff, dass ihm gefiel, was er sah. Der erregte Ausdruck machte ihn an, wirklich beschämend. Eigentlich wollte er, dass sie willenlos vor sich hin stöhnte und sich verriet, doch stattdessen biss sie sich kontrolliert auf die Unterlippe und versuchte auf ihre Art ihm zu trotzen. Dass ihr Körper den perfekten Verräter gab, konnte sie nicht verhindern, doch ihm vorzuenthalten, wie sehr ihr sein Handeln gefiel, störte ihn. Scorpius wollte ihre Lust vollkommen auskosten, aber mit der Selbstbeherrschung einer Weasley hatte er nicht gerechnet. Sein Gesicht grub sich tiefer in ihren Schoß und der Geschmack auf seiner Zunge ließ ihn kurz die Kontrolle verlieren, sodass sich ihre Hände in sein Haar gruben. Statt ihn wegzustoßen, schien Rose sich festhalten zu wollen. „Bastard!“, flüsterte sie heiser und Scorpius zog sich leicht zurück. Das diabolische Grinsen wurde noch breiter und er ließ seine rauen Hände gekonnt an ihren Schenkeln entlang fahren. „Wie nett von dir.“ Seine graublauen Augen sahen in ihre und zu spät schien sie zu erkennen, dass er bereit, noch einen Schritt weiter zu gehen. Er zerrte an ihrem Slip und erneut spürte er, wie sie die Beine zusammen presste. „Wollen wir etwa kneifen?“ „M-Malfoy, nicht hier.“ „Sag bitte.“ Verfluchter arroganter Slytherin! Mit viel Selbstüberwindung presste sie fast lautlos „Bitte“, hervor und hasste sich Augenblicklich selbst dafür. Doch falls sie geglaubt hatte, er würde so schnell von ihr ablassen, hatte sie sich getäuscht. Gelassen strichen seine Lippen ihre Innenschenkel entlang und kamen ihren völlig durchnässten Slip immer näher. „Nun denn, die Stunde ist gleich zu Ende, ich schlage vor, der Film wird nächste Woche fortgesetzt und – Miss Weasley ist Ihnen nicht gut?“ Vor Schreck stieß Scorpius sich den Kopf, er hatte überhaupt nicht mitbekommen, dass der Film bereits aus war und das Licht in der Klasse wieder an. Die Stimme von Professor Middleton drang wie durch einen Nebel zu ihr hindurch und ruckartig risse Rose die Augen auf. Fieberhaft suchte sie nach einer passenden Ausrede und antwortete mit belegter Stimme: „I-Ich… mich hat der Film sehr mitgenommen… besonders die Szene als Psyche Amor erblickt und er durch ein Tropfen Öl geweckt wird.“ Scorpius runzelte die Stirn und bewunderte unweigerlich die Tatsache, dass sie sich trotz seiner Liebkosung noch irgendwie auf den Film hatte konzentrieren können. „In der Tat, eine wirklich ergreifende Szene, wo ist Mr. Malfoy?“ Scorpius kroch unter dem Tisch hervor, allerdings nicht ohne ihr noch einmal einen schelmischen Blick zu zuwerfen. „Meine Feder ist runter gefallen, Professor“, Als wollte er es demonstrieren, hielt er die graue Feder hoch und Professor Middleton hob eine Augenbraue. „Und da sind Sie nicht auf die Idee gekommen, den Aufrufe-Zauber zu benutzen?“ Statt zu antworten strich er sich gespielt peinlich berührt durch das blonde Haar. „Habe ich vergessen.“ Die Klasse lachte und Professor Middleton sah ihn mahnend an. „Nun, dass kann passieren. Als Hausaufgabe bitte ich Sie alle ihre Notizen mit dem Buch zu vergleichen. Sie dürfen gehen, alle außer Mr. Malfoy, Sie bleiben noch einmal kurz hier.“ Rose schoss das Blut in die Wangen und sie packte hastig ihre Sachen zusammen. Die Weasley besaß nicht den Mut ihren Nebenmann noch einmal anzusehen. Zu peinlich war ihr die vergangene Unterrichtsstunde. Als sie aus dem Raum stolperte versuchte sie ihre Gedanken zu ordnen, doch es gelang ihr nicht. Das einzige woran sie denken konnte, war die unartige Tat, zu der sie sich bereit erklärt hatte. Ausgerechnet Scorpius Malfoy hatte ihr eine Lust beschert, für die sie sich schämen sollte, aber was tat sie? Den Pochen in ihrem Schoß nachjammern, sobald er die Finger von ihr nahm. Wirklich erbärmlich. Hätte sie gewusst, dass er seinem Ruf mehr als nur gerecht wurde, hätte sie niemals in Erwähnung gezogen, ihn als ihr Aufgaben-Skandal zu missbrauchen. Der kleine Finger Macht, hatte sich in eine ganze Hand verwandelt. --- Frank Longbottom war kein Typ der sich schnell aus der Ruhe bringen ließ, doch als sich seine zwei besten Freunde Oscar und Joshua breit grinsend an seinem Tisch in der Bücherei nieder ließen und ihm einen Plan unter die Nase hielten, zeigte sich zum ersten Mal eine empörte Regung bei dem Professorensohn. „Kommt schon Jungs, das kann nicht euer Ernst sein. Wenn Fred wüsste, dass ihr einen neuen Nachhilfeplan erstellt habt, nur um mir eins auszuwischen dann-!“ „Franky, guck mal hier hin.“ Joshua tippte auf die Unterschrift und jegliche Farbe wich aus Franks Gesicht. „Nein.“ „Oh doch, deine neue Nachhilfeschülerin ist niemand anderes als Roxanne Weasley und Josh und ich können es kaum abwarten sie hier antanzen zu sehen.“ Frank riss ihm den Plan aus der Hand, das letzte was er jetzt gebrauchen könnte, war Zeitverschwendung an eine Diva, die sich sowieso nicht an seine Regeln hielt. Es war nicht so, dass er Vorurteile hatte, aber bezüglich der Slytherin-Clique, die seit Beginn der Hogwartszeit bestand, war seine Meinung kein Vorurteil, sondern entsprach der Tatsache. Natürlich fand er den weiblichen Teil, Viscount, Clarks und Montague attraktiv, doch solche Hexen gehörten zu Männern ihrer Sorte. Oberflächlich, gutaussehend und schamlos. Schüler wie seine Freunde und er passten nicht an die Seite solcher Hexen. Und das wusste er auch. Hexen, wie Roxanne Weasley spielten mit seinesgleichen und Frank war nicht bereit auf solch ein Spiel einzugehen, wohl wissend, dass er es verlieren würde. „Ich schiebe sie an Alice ab“, erklärte er knapp und legte den Plan beiseite. Joshua grinste breit. „Kannst du vergessen, deine Sister bleibt bei ihren Schülern. Wir haben nachgefragt.“ „Man, hätte ich gewusst das Verstand mich zu so einem heißen Feger bringen könnte, dann hätte ich ab der ersten Klasse um einiges besser aufgepasst“, jaulte Oscar und Frank schenkte ihm einen genervten Blick. „Das ist Arbeit, du Armleuchter!“ Beide Jungen lachten und sammelten ihre Sachen ein, als sie die dunkelhäutige Nachhilfeschülerin entdeckten. Ungeniert ließen sie sich in sicherer Entfernung an einem anderen Tisch nieder um alles genau beobachten zu können. Verstimmt schon Frank sich seine Brille zu Recht und sah genervt auf, als er die Slytherin entdeckte. Kaum, dass sich Roxanne hingesetzt hatte und die Beine übereinander schlug, sprach er: „Hör mal, ich werde zusehen, dass Alice dir hilft.“ „Das möchte ich nicht.“ Sie klang sachlich und lächelte lieblich. Es war jenes Lächeln mit dem sie sämtlichen Schülern den Kopf verdreht hatte. Unbeeindruckt hob der Streber eine Augenbraue und sie seufzte tief. Aus Reflex wickelte sie sich eine Locke um den Zeigefinger und erklärte: „Mit Alice würde ich nicht zum Lernen kommen, wir würden eher quatschen, oder streiten. Deshalb wäre ihr dir sehr verbunden, wenn du dich erbarmst und mir hilfst in Zaubergeschichte nicht durchzufallen.“ Nur widerwillig entschied sich Frank dafür, seiner Aufgabe nachzukommen. „Nun gut, versuchen können wir es ja mal. Hast du deinen letzten Test dabei? Oder die letzten Hausaufgaben, dann kann ich sehen, wo dein Problem ist.“ Er ignorierte die Tatsache, dass sie nur eine dünne Bluse trug und jedes Mal, wenn sie sich vorbeugte, er einen provokanten Einblick gewährt bekam. Frank konnte spüren, dass seine Freunde sich angesichts seines sturen Verhaltens die Haare rauften. Doch es war ihm egal. Er würde sich nicht zum Volltroll machen, indem er auf die Reizen einer Diva einging. Sie war hier um zu lernen und nicht um ihm den Verstand abzuluchsen, der ihn ausmachte. Roxanne reichte ihm ihre Mappe und lehnte sich zurück. Innerlich war sie gekränkt, schließlich hatte der Longbottom ihr lediglich kühle Worte entgegen gebracht. Auch als sie versucht hatte ihn mit Sexappeal zu provozieren, zeigte er keinerlei Interesse. Sie kannte nur wenige Männer, die sich nicht von ihr um den kleinen Finger wickeln ließen, Scorpius war einer von ihnen. Allerdings war das zwischen ihnen, sowieso etwas, was lieber verschwiegen bleiben sollte. Doch dass Frank Longbottom, ein Streber wie er, sich nichts aus ihrer Erscheinung machte, kränkte sie in ihrem Stolz. Noch nicht einmal einen kleinen Blick in ihren Ausschnitt hatte er riskiert. War er so feige, wie es sich für einen Hufflepuff gehörte, oder entsprach das der typischen Höflichkeit dieses Hauses? „Bei Merlin, Troll, Troll, wieder Troll. Sag mal pennst du bei Binns oder bist du nie anwesend?“ „Wir haben das Fach zusammen“, erinnerte sie ihn und verdrehte die Augen. Frank sah über die Hausaufgaben. Sein Blick war ernst und geschäftlich. „Wie willst du bei den Noten die Prüfung schaffen?“ „Das ist doch deine Arbeit“, sprach sie amüsiert. „Professor Longbottom versprach mir, dass ich mit deiner Hilfe locker durch die Abschlussprüfung kommen würde.“ Sie sah, dass Frank verärgert reagierte und ihr an diesem Tag zum ersten Mal direkt in die Augen sah. Er hasste es, dass sein Vater ihm ständig etwas einbrockte. „Na schön, das wird viel Arbeit. Schieben wir zwei Stunden Nachhilfe in die Woche. Dienstag und Samstag.“ „Samstag ist schlecht.“, sprach Roxanne sofort. „Wochenende.“ Ein schmales Lächeln glitt über Franks Lippen. „Klar, ich würde auch lieber bis zwölf schlafen, aber ich habe an diesem Tag auch noch andere Dinge zu tun. Also entweder du bist um elf hier, oder du kannst du Nachhilfe vergessen.“ Die Weasley bemühte sich das Gesicht nicht zu verziehen und nickte. „Okay“, war das einzige, was sie sagte. Skeptisch musterte er sie, doch als sie sich nicht regte, begriff er, dass er mit seiner wirklichen Nachhilfe anfangen sollte. „Gut, ich denke wir fangen damit an, dass du Binns die nächste Stunde folgen kannst. In der letzten Stunde haben wir über die Elfenkönig Harrietta Francois geredet, sie verursachte den Krieg 1344 gegen die Kobolde und trug die Verantwortung darüber, dass die Jahreszeiten verrücktspielten…“ Innerlich unterdrückte Roxanne ein gähnen, ihr Vorhaben würde schwieriger werden, als sie geglaubt hatte. Vielleicht sollte sie sich ein paar Tipps bei Ceres für unmögliche Härtefälle holen. --- »Und Slytherin gewinnt dank Potter ungeschlagene 430 zu 210! « „Als wäre das überraschend gekommen“, murmelte Alice und ließ sich auf den Boden bei ihren Freundinnen nieder. Sie saßen im SV-Raum. Es war Samstagabend und Slytherin hatte wie zu erwarten das Spiel gegen Hufflepuff gewonnen. Umgeben von Kissen und vor sich eine Platte mit köstlichen Häppchen ließ sich die Longbottom zurück sinken. „Also wie sind eure vier Wochen gelaufen?“ „Schrecklich, dein Bruder ist ein Sklaventreiber“, brummte Roxanne verstimmt und griff zu der Flasche Blutwein. „Frank macht mich fertig mit seinem ernsten und herablassenden Augen! Jedes Mal wenn ich 1345 sage statt 1344, denke ich, er springt mir an die Gurgel!“ „Was deinen Noten nicht schadet“, warf Rose grinsend ein. „Hattest du nicht im letzten Test ein Annehmbar?“ Dominique, die ihren Zauberstab sinken ließ und beobachtete, wie die letzte Kerze von den schwebenden Teelichtern anging, sah ihre Cousine verblüfft an. „Sieh einer an, vielleicht sollte Frank tatsächlich überlegen Lehrer zu werden.“ An Roxannes verstimmtes Gesicht sahen die Mädchen, dass der Witz alles andere als gelungen war. Mies gelaunt sah sie in die Runde. „Er ist ständig unfreundlich zu mir, egal wie sehr ich mich auch anstrenge, für jeden Fortschritt bekomme ich noch einen auf den Deckel und wenn ich etwas falsch mache dann stehe ich kurz davor einen Avada Kedavra aufgehext zu bekommen!“ Nun wurde Alice misstrauisch und lies das Häppchen in ihrer Hand sinken. „Frank ist immer noch unfreundlich? Ich dachte, er hat sich mittlerweile gebessert?“ „Wo denkst du hin! Er gibt mir so viele Extraaufgaben, dass ich manchmal nicht mehr weiß, wann ich meine anderen Hausaufgaben machen soll. Außerdem, ich sitze doch bei ihm, weil ich schlecht in Zaubergeschichte bin und nicht weil ich Spaß daran habe mich von ihm anmeckern zu lassen.“ Unsicher tauschten die Mädchen einen Blick und sie begriffen, dass die schlechte Laune der Diva nicht aus der Luft gegriffen war. „Hast du ihm das schon mal gesagt?“, wagte Rose zu fragen und erntete ein entrüstetes nein. „Wer weiß, ob er mich nicht dann ins St. Mungos einliefern lässt, weil ich gewagt habe, Fragen zu stellen!“ Dominique zuckte mit den Schultern. „Riskier es mal. Vielleicht bringt es was.“ „Sowie der kurze Rock bei dir?“ Roxanne konnte sich diesen Kommentar nicht verkneifen und sah, wie Dominique die Lippen aufeinander presste. Es war allgemein bekannt, dass sie sich mit der Kürzung ihres Rockes eine Erkältung geholt hatte. Zwar war der Veela-charme hervorgetreten, hatte aber nur bei Jungen angeschlagen, die Dominique gar nicht im Auge gehabt hatte. „Ich gebe auf. Das Ding mit dem sauberen Image ist unmöglich, wenn Fred es einfach nicht will. Lieber lasse ich mich weiter knechten, als wenn ich noch einmal krank werde.“ Im Klartext sie warf den Zauberstab ins Korn. Eine Entscheidung die Rose vollkommen verstehen konnte. Das einzig Gute an der Sache war, dass Dominique so den Quidditchkapitän der Hufflepuffs kennen gelernt hatte. Er schien ehrliches Interesse an ihr zu haben und der Veela schien der Chamateur zu gefallen. „Rosie.“ Alice riss sie aus ihren Gedanken und erschrocken sah die Rothaarige in die Runde, alle sahen sie gespannt an und Roxanne grinste schelmisch. „Was hat sich Punkto Abenteuer und Scorpius Malfoy getan?“ „Er hat mir Vergnügen bereitet“, erklärte sie schlicht und keiner der anderen wagte es, sie genauer zu fragen. Kurz tauschten sie einen Blick untereinander und als Dominique den Sprung ins kalte Wasser wagen wollte, riss jemand die Tür zum SV-Raum auf. Hugo grinste breit in die Runde. „Oh sorry, ich habe Lily gesucht. Weshalb seid ihr hier? Im Kerker findet eine großartige Party statt, na los, kommt mit.“ Roxanne erhob sich sofort und nickte Richtung Tür. „Das war es, was ich sowieso vorschlagen wollte. Slytherin und Hufflepuff feiern das gute Spiel und alle sind eingeladen. Die kostenlosen Butterbier wollt ihr euch doch nicht wirklich stehen lassen, oder?“ Widerwillig ließ Alice sich von Dominique hochziehen. Diese schien sich darauf zu freuen Matt zu treffen und vielleicht ein paar Minuten mit ihm zu genießen. Der alltägliche Stress hatte ihnen nur wenig Zeit gelassen um sich hinter Hogwartsmauern zu treffen. Auch Rose zögerte und Roxanne legte einen Arm um sie, als sie auf die dunklen Korridore traten. „Mach dir nicht ins Hemd. Trink was und lass die Augen schweifen.“ „Nach der Vorstellung die Malfoy mir geliefert hat, ist es piket peinlich, die Augen schweifen zu lassen“, ließ sie ihre Cousine verstimmt wissen und Roxanne begriff, dass Scorpius wirklich dreist gewesen sein musste. „Wenn er dir zu frech war, dann solltest du ihm zeigen, dass es falsch ist, sich mit einer Weasley anzulegen. Komm schon Rosie, ein bisschen Gryffindor-Mut wirst du schon zusammen kratzen müssen.“ Schon wieder Gryffindor-Mut. Langsam begann sie das Wort zu hassen. Heiter stolperte die Slytherin vor und Rose sah ihr nach. Sie würde Scorpius Malfoy aus dem Weg gehen, ganz sicher. Es war gefährlich mit einem Malfoy zu spielen. Man konnte sich böse verbrennen. Aber gleichzeitig reizte sie der Drang nach etwas Verbotenes. Und Scorpius Malfoy war seit der ersten Klasse untersagt gewesen. Rose war bereits klar, als sie in den Gemeinschaftsraum der Slytherin schlüpfte, dass sie vielleicht besser daran getan hätte, auf ein freies Butterbier zu verzichten. Denn der Abend war noch verführerisch jung. Fortsetzung folgt… Kapitel 6: Fünfzehn Minuten im Himmel. -------------------------------------- . . . Die Stimmung war ausgelassen, der Gemeinschaftsraum der Slytherins gut gefüllt und leise Musik drang aus dem Hintergrund. Roxanne warf sich heiter mit einem Glas Blutwein auf die lange lederne Couch und erntete einen missbilligen Blick von Frank Longbottom. Charmant lächelte sie ihn an: „Schön dich zu sehen, Sir. Gezwungen oder freiwillig hier?“ „Gezwungen“, gab Frank ohne Scheu zu und nippte an seiner Panta Cola. Sein müder Blick glitt durch den Gemeinschaftsraum und Roxanne wollte gerade das Gespräch im Gang setzten, als sich neben ihr ebenfalls jemand niederließ. Ungeniert legte Lorcan einen Arm über ihre Schulter und betrachtete verwirrt das ungleiche Paar. „Longbottom, du schon wieder.“ Genervt verdrehte Frank die Augen und wollte sich erheben, als Roxanne ihn am Ärmel zurückhielt. Gelangweilt sah er sie an und als sie sich empört zu ihrem Hauskameraden umdrehte, stutzte er. „Hör auf Lorcan. Longbottom hat dasselbe Recht wie du, hier zu sitzen. Ich wette mit dir, dass er sogar um einiges mehr an Standhaftigkeit hat als du.“ Der Slytherin hob herausgefordert eine Augenbraue und ließ seinen Blick an Frank auf und ab gleiten. „Was ist, hast du schon wieder ein Problem mit mir, Scamander?“ „Ich habe kein Problem, ich frage mich lediglich, ob du Manns genug bist und dich traust gegen mich zu trinken.“ Noch bevor Frank antworten konnte, brach Roxanne in schallendes Gelächter aus. „Dich unter den Tisch zu saufen, ist ein Elfenspiel.“ Sie zwinkerte Frank zu und Lorcan lachte verächtlich. „Komm schon Longbottom, sei kein Hufflepuff.“ „Ich bin einer“, sprach der andere trocken und der Slytherin erhob sich. „Also ein paar Butterbier?“ „Nein.“ „Waldzwerg“, warf Roxanne ein und zog die beiden Jungen mit sich. Es kam ihr sehr gelegen, dass ihr Nachhilfelehrer gegen ihren Ex-Freund trinken wollte. Nur zu gut wusste sie, wie trinkfest Lorcan war. Vielleicht würde es Frank mal ganz gut tun ein wenig abzuheben. Noch schien der Longbottom sich zu sträuben, doch wenn sie erst einmal Ceres in ihrer Nähe hatte und die ihren Veela-Charme spielen ließ, hatte sie ihn dort wo sie ihn haben wollte. Kurz sah die Diva zu Dominique, die sich einen Kicherkeks aus der Süßigkeitsschale nahm. Der Blick war eindeutig und sollte so viel heißen wie `stell nichts an`. Dominique wusste, dass ihre Warnung umsonst war, schließlich machte Roxanne immer, was sie für richtig hielt – und das war oft das Falsche. Nur mit viel Mühe raffte sich die Blondine dazu auf, sich da rauszuhalten, denn es war jeden selbst überlassen, wie er seine Aufgabe bezüglich des Buches erfüllte und niemand hatte sich einzumischen. Sie biss in den Keks und hätte ihn beinahe fallen gelassen, als sie sich umdrehte. „Mensch Matt, musst du mich so erschrecken?“, sie lachte unsicher und er erwiderte es. „Tut mir leid, irgendwie habe ich den Moment, dich anzusprechen, verpasst.“ „Macht doch nichts, schade übrigens, dass ihr das Spiel verloren habt.“ „Was trinken?“, bot er an und sie begriff, dass er sofort das Thema wechseln wollte. Wahrscheinlich saß die Niederlage tiefer, als sie geglaubt hatte. Dominique schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und nickte, um seinen Frust zu vertreiben; es schien ihr zu gelingen. „Ja, Butterbier, wenn noch eins da ist.“ Matt nickte. „Lass mich kurz Nott aufsuchen, er weiß wo hier die ganzen Getränke versteckt sind. Kaum zu glauben, aber Slytherin hat einen regelrechten Bunker an Alkohol geschaffen.“ Schmunzelnd sah sie ihm nach, wie er den Kopf schüttelte. Dominique wollte sich gerade auf der Couch niederlassen, als sie Fred erkannte, wie er die Treppen zu den Mädchenschlafsälen herunterkam. Sein Haar war zerzaust und die Knöpfe seines Hemdes nur halbzugeknöpft. Wut erfasste sie, als sie sah, wie er zu Scorpius und Albus trat, die ihn heiter betrachteten. „Bei Merlin, wo kommst du wieder hier?“ Scorpius hob die Augenbrauen und Fred knöpfte sich sein Hemd zu Ende zu, während Albus nach einer Serviette griff und meinte: „Du hast da was.“ Wie eine Mutter rieb er Lippenstift von der Wange seines Cousins. „Ich hatte gerade ein tolles Erlebnis.“ „Wie so oft“, schloss der Malfoy und nippte an seinem Becher. „Solltest du dir nicht langsam mal ein Limit setzen? Es wird skandalös.“ „Es ist schon skandalös“, pflichtete Albus zu und Fred winkte ab. Genervt schlug er die Serviette beiseite und strich sich durch das rotbraune Haar, um es halbwegs in Form zu bringen. „Ich kann nichts dafür, wenn man über mich herfällt. Vielleicht bringe ich es besser, als ihr zwei.“ Kurz sahen sich Albus und Scorpius an, dann lachten sie laut auf und der Malfoy klopfte ihm auf die Schulter. „Ich mag ehrlich gesagt nicht, mit dir zu tauschen und bleibe lieber bei meinem ruhigen Leben.“ „Und ich gebe mich geschlagen. Gegen deine Liste komme ich nicht mehr an. Da müsste ich mich schon gewaltig anstrengen“, gab Albus zu und reichte seinem Cousin ebenfalls einen Becher. „Dürfen wir wissen, wen du dieses Mal auf den Rücken gelegt hast?“ Fred kratze sich am Kopf und Albus begriff, dass es ihm mal wieder schwerfiel, sich an den Namen seines Abenteuers zu erinnern. „Zumindest war es eine Slytherin, sonst hätte sie dich nicht in den Schlafsaal gezerrt. Kannst du dich an das Gesicht erinnern?“ „Klar, fünfte Klasse und so dicke, dunkelblonde Locken“, beschrieb er sie und Albus antwortete tonlos: „Jackson, Linda Jackson, die Schwester von Bernard Jackson, der neuerdings mit Molly ausgeht. Na ja, immer besser als Clarks. Die Hexe nimmt sich im Moment viel raus, nur weil sie immer wieder in deinen Genuss kommt. Bald nennt sie sich deine Freundin.“ „Soweit wird es nicht kommen“, versprach Fred und Scorpius runzelte die Stirn. „Wieso suchst du dir nicht einfach mal eine richtige Freundin? Ich meine, du hattest bis jetzt jede Menge schmutzige Affären und ein paar kleine Quickies zwischendurch, was ist mit etwas Ernstem?“ „Wenn ich jemanden gefunden habe, der es wert ist, sicherlich; solange werde ich mich ein wenig andererseits beschäftigen.“ Fred steckte sich das Hemd in die Hose und Scorpius verdrehte die Augen. „Mein Vater würde mich enterben, wenn ich solch ein Verhalten an den Tag legen würde.“ „Erstens, mein Vater weiß davon nichts, zweitens ich stecke nicht in deiner Situation und drittens, deine Art, dein Leben amüsant zu gestalten reizt mich nicht, weil ich keine Märtyrerin Namens Rose Weasley habe, die mich verbal fertigmacht.“, beendete Fred die Aufzählung, dann sah er, wie Albus offensichtlich den Blick gleiten ließ und Scorpius es ihm gleich tat. „Du entschuldigst uns?“ Fred drehte sich um und fand den Grund für ihre Flucht. Verstimmt sah Dominique ihn an und ihm entging nicht, dass sie seine Aufmachung durchaus deuten konnte. Normalerweise war es Fred egal, was sie von ihm dachte, sie hatte sowieso eine festgefahrene Meinung von ihm, doch jetzt fühlte er sich auf merkwürdiger Weise ertappt. „Domi, was kann ich für dich tun?“ Eine feine Augenbraue rutschte provokant in die Höhe und er bemerkte zu seiner Überraschung das sie Jeans und Bluse trug, statt ihr neues Standartoutfit von kurzen Rock und dünnem Hemdchen. „Ich wollte dich lediglich wissen lassen, dass ich aufgebe. Du willst kein sauberes Image und ich kann es dir nicht aufzwingen. Das war alles. Ich lasse mich also weiterhin ungerecht von dir knechten.“ Fred entwich ein heiteres Lachen und er legte den Kopf schief, verschmitzt merkte er an: „Ich schlage dir einen anderen Deal vor.“ Misstrauisch stemmte Dominique die Hände in die Hüfte und hörte ihm aufmerksam zu. „Lass hören.“ „Du hast Geschmack, den habe ich nicht. Ich bräuchte also ein bisschen Unterstützung für den Adventball. Außerdem beehren uns nach den Weihnachtsferien Schüler aus Beauxbatons und Durmstrang. Goni wünscht ein gutes Programm mit Führungen und all diesem Schmus.“ Er machte eine kurze Kunstpause. „Wenn du mir hilfst, alles ordnungsgerecht zu organisieren, dann verspreche ich dir im Gegenzug, den einen oder anderen Gefallen zu tun.“ „Zuerst änderst du den Quidditchplan“, sprach sie geschäftlich. „Dann können wir über Planungshilfe reden.“ Ein knappes Lächeln glitt über ihre Lippen und Fred wollte gerade einen bissigen Kommentar in die Runde schmeißen, als sich eine Hand um Dominiques Hüfte schlang. Matt reichte ihr das Butterbier und bedachte den Schulsprecher mit einem verstimmten Blick. „Einverstanden.“ Die Weasley strahlte und ergriff die Hand des Hufflepuffs. Heiter zog sie diesen wieder in die Mitte des Raumes und Fred sah ihr murrend nach. Sein Blick galt den hellen blonden Haaren und unweigerlich dachte er an die Worte seines Freundes. Aus gutem Grund hatte er sich bislang nicht auf eine feste Beziehung eingelassen. Wenn er einem Mädchen die Ehre als seine Freundin geben sollte, dann hatte sie bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen. Fred setzte sich auf eine Fensterbank. Er wollte etwas ehrliches, ein Mädchen das unverbraucht und natürlich war. Albus würde seine Wünsche Niveau nennen. Doch bis er sie gefunden hatte, würde er die innere Leere anders füllen. Fred trank seinen Becher leer und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Manchmal begrüßte er es, dass die Menschen in ihm das sahen, was er wollte. Einen Playboy, der sich hemmungslos nahm, was er wollte und sich um die Gefühle anderer nicht scherte. Ein Nichtsnutz, der das Leben in vollen Zügen genoss und keinerlei Verantwortungsgefühl zeigte. Sollten sie das nur weiter glauben, er selbst wusste es besser. Ebenso seine Freunde und das reichte ihm. Eine Hexe schritt die Treppe zu den Mädchenschlafsälen herunter und fuhr sich mit beiden Händen durch das gelockte Haar. Gekonnt band sie sich einen lockeren Knoten und leckte sich lasziv über die Lippen, als sie seinen Blick bemerkte. Fred rutschte von der Fensterbank und stellte den Becher ab. Ihm war ihr Name wieder eingefallen… 1 : 3 für sie. Fred ignorierte das Winken von Roxanne, die ihn wohl wieder für eine Sauforgie gewinnen wollte, ebenso verzichtete er auf die Erwiderung von Dorian Jordans Begrüßung. Ein einziger Blick auf die Hand des Gryffindors sagte ihm, dass er gut damit tat, nicht mitzumachen. Dorian suchte sich seine Truppe für ein paar Runden magisches Flaschendrehen. Unter viel Überredungskunst gelang es ihm, Rose für dieses Spiel zu gewinnen und innerhalb von Minuten hatte er eine Hand voll Leute zusammen. Sie zogen sich gemeinsam in einen Nebenraum zurück. Andächtig betrachtete Rose die kleine Bücherei und verspürte Augenblicklich Neid. Slytherin war mit so viel Luxus ausgestattet, dass sie Godric Gryffindor für seine Bodenständigkeit zu hassen begann. Überrascht lächelte sie, als sie Alice und Albus in der trauten Runde erkannte. Alice schien sich unwohl zu fühlen, während Albus das Ganze gelassen nahm. Lysander und Michael Goldstein ließen sich ebenfalls am Kamin nieder und reichten eine Tüte Zuckermäuse herum. Melody Parkinson stieß sie grob beiseite und ließ sich elegant auf ihren sechs Buchstaben fallen. „Eine interessante Truppe.“ Rose wagte es kaum, den Blick zu heben und sie verkrampfte sich kurz, als Scorpius Malfoy an ihr vorbeischritt. Er nickte Albus kurz zu und ließ sich neben ihm nieder. Seit der Sache im Unterricht schämte sie sich dafür, dass sie sich auf dieses pikante Spiel eingelassen hatte, denn normalerweise war es nicht ihre Art, so etwas mit sich machen zu lassen. Aber in diesem Moment hatte er sie vollkommen im Griff gehabt. Erschreckend. Seine Stimme ließ ihr törichtes Herz einen Vierteltakt höherschlagen, warum wusste sie selbst nicht. „Auch keine Lust bei Lorcans Besäufungsorgie mitzumachen?“ „Wenn er selber trinkt, ganz bestimmt nicht.“ Missmutig rutschte Rose zwischen Lysander und Dorian, dann sah sie auf die Flasche. James war zu seiner Zeit auf die geniale Idee gekommen, eine Flasche so zu verzaubern, dass sie sich von selbst drehte und die Fragen und Aufgaben selbst stellte. Viele hatten es ihm nachgemacht, doch die Flasche, die James selbst verzaubert hatte, blieb ungeschlagen, schließlich widerholte sie sich nicht ein einziges Mal. Ganz egal, wie oft man mit ihr spielte. Rose brauchte nur einen Blick, um zu erkennen, dass Dorian eben jene Flasche in den Händen hielt. Sie war grün und wies schon einige Kratzer auf. Um keine Spaßbremse zu sein, schwieg sie und öffnete ein neues Butterbier. Die Jungen johlten begeistert auf, als sie die Flasche erkannten. „Ein Erbe, das Jamie hinterlassen hat“, verkündete Dorian. „Also, wer mag anfangen?“ Angenervt nahm ihm Melody Parkinson die Flasche aus der Hand und drehte sie. Gespannt reckten alle den Hals und sie blieb direkt vor Albus stehen. Dieser ahnte Schlimmes und sah die kleine Flasche an, als habe sie eine ansteckende Krankheit. Sie stellte ihre Frage mit der gefürchteten Stimme James Potters. »Wie oft holst du dir einen runter? « Sofort lachten alle laut auf und Rose sah auf die pinken Haare. Sollte Albus lügen, so würden die Haare ihn zwei Wochen durch Hogwarts begleiten. Verkniffen biss sich Albus auf die Unterlippe und antwortete widerwillig: „Zwei Mal im Monat.“ Anerkennend pfiff Dorian durch die Zähne und Rose musste breitgrinsen. Ihr Cousin spielte gerne mit, jedoch meistens, um sich auf Kosten anderer lustig zu machen, dass er selbst Opfer wird, verstimmte ihn. Die Haare nahmen wieder die normale Farbe an und die Flasche drehte sich weiter. Als sie vor Melody stehen blieb, die gerade dabei war, sich eine Zigarette anzuzünden, blickte gelangweilt auf die kleine Flasche herab. »Unterwäsche gehört ins Feuer. « Die Slytherin erhob sich und zog den Slip unter ihren Rock hervor. Rose sah, dass viele der männlichen Mitspieler begierig gafften und sie rollte mit den Augen. Scheinbar gleichgültig zog die Slytherin schließlich ihren BH aus dem schwarzen Top und warf ihn ins Feuer. Zwei weitere Runden später, in denen Michael Goldstein ein Gemisch aus Feuerwhisky, Butterbier und Sahnemilch getrunken hatte und Lysander mit roten Ohren zugegeben hatte, dass er schon mal an seiner Unterwäsche gerochen hatte, um zu prüfen, ob sie frisch war, blieb die hinterhältige Flasche mit der schadenfreudigen Stimme James Potters, bei Scorpius stehen. „Ich warne das Ding, irgendetwas Krummes und es ist Geschichte“, brummte der Blonde und Albus stieß seinem besten Freund in die Rippen. »Wie viele Hexen sind bislang in deinen Genuss gekommen? « Rose sah auf die pinken Haare und jeder in der Runde schenkte Scorpius seine Aufmerksamkeit. „Acht, oder?“, wollte Dorian begierig wissen und Michael Goldstein setzte: „Mindestens zwölf.“ – „Unsinn, sechs!“, wies Melody darauf hin und Rose versuchte, sich keine übermäßige Interesse anmerken zu lassen. „Zwei“, beendete Scorpius unspektakulär die Frage und als seine Haare wieder hellblond wurden, begriff die Weasley, dass er durchaus die Wahrheit sagte. Vollkommen überrascht entwich es Rose: „Nur zwei?“ Scorpius trank einen Schluck Feuerwhisky und grinste knapp über den Rand seines Bechers. „Nur zwei“, widerholte er trocken und sie konnte die Verblüffung nicht verbergen. „Wow, so viel Anstand hätte ich von dir nicht erwartet“, gab sie ehrlich zu und die Flasche drehte sich weiter. Vor Alice machte sie halt und die Hufflepuff knetete nervös ihre Finger. »Küss einen Jungen deiner Wahl, der sich im Raum befinden. « Sofort verfärbten sich Alices Wangen rot und sie sah peinlich berührt in die Runde. Rose wusste, dass es ihr erster Kuss sein würde. Kurz glaubte sie, ihre Freundin würde Lysander nehmen, doch dann sah sie, wie sie einen knappen Seitenblick auf Albus warf. Natürlich, sie kannten sich schon eine halbe Ewigkeit und es gab kaum einen Jungen, den die Longbottom außer ihrem Bruder wohl mehr vertrauen würde. Unsicher räusperte sich Alice. „Ähm… Al… würdest du?“ Er drehte sich und ein sympathisches Lächeln lag auf seinen Lippen. „Kein Problem.“ Er schloss die Augen und während die Anwesenden diese Aufgabe langweilig fanden und ein Schwätzchen untereinander anfingen, klopfte der Longbottom das Herz bis zum Hals. Ihren ersten Kuss hatte sie sich anders vorgestellt, trotzdem konnte sie die innere Aufregung nicht verleugnen. Zögernd beugte sie sich vor und legte ihre Lippen auf seine. Nur kurz. Hauchfein. Sie atmete den Duft von Wind und Regen ein. Und genauso plötzlich, wie sich ihre Lippen berührten, lösten sie sich wieder von einander und ihre warmen Lippen brannten. Unschuldig fuhr sie mit der Zunge über ihre Lippen und schmeckte Regen. Es war nichts Skandalöses, nur ein harmloser, kleiner Kuss und doch hatte er ihrem Herzen einen doppelten Salto beschert. Alice wandte sich beschämend ab und versuchte die Hitze, die in ihren Kopf stieg, zu ignorieren. Albus öffnete die Augen und spürte, wie sich seine Lippen merkwürdig kalt anfühlten. Er konnte nicht sagen warum, aber er bedauerte es in diesem Augenblick, dass James auch harmlose Fragen mit eingeplant hatte. Seine rechte Hand zuckte, fast so als wollte er sie wieder zu sich ziehen. Zu sehr hatte ihre Unschuld und Vorsicht ihn getörnt. Albus musste hart schlucken, um sich daran zu erinnern, wen er vor sich hatte. Alice war kein Mädchen, das er eben mal zwischendurch vernaschte. Sie war eine gute Freundin und jemand, auf dessen Umgang er nicht verzichten wollte. Kurz sah er, wie sie sich auf die Unterlippe biss. Der hauchfeine Kuss hatte etwas in ihm berührt, was er nicht deuten konnte. „Okay, weiter.“ Wie auf ihr Wort drehte sich die egoistische Flasche und die Meute Schüler sah gebannt auf ihren Hals, um zu sehen, wer das nächste arme Opfer war. Rose seufzte tief, als sie dran war, doch die Stimme ihres Cousins ließ das Blut in ihren Adern gefrieren. »Schick den dritten Jungen rechts von dir für fünfzehn Minuten in den Himmel. « Rose wagte es kaum, nach rechts zu sehen, denn das Gejohle der Jungen war ihr Antwort genug. „Bei Merlin, ich hasse James“, murmelte sie und erhob sich. Möglichst gleichgültig sah sie auf Scorpius Malfoy, der vollkommen überrascht zu sein schien, dann bildete sich ein arroganter Zug um seinen Mundwinkel. Rose strich sich durch das Haar und spielte kurz mit dem Gedanken, sie pink bleiben zu lassen, als sie daran dachte, wie schnell es sich durch Hogwarts verbreiten würde, dass sie gekniffen hatte. Man würde sie für feige halten, nicht würdig, das Haus Gryffindor zu besuchen. Wirklich Sorge bereiten tat ihr jedoch etwas anderes. Sie war unsicher ihm gegenüber. Auf der einen Seite stritten und provozierten sie sich gegenseitig, doch seit das siebte Schuljahr angefangen hatte, war etwas zwischen ihnen anders. Nur konnte sie nicht sagen, warum. „Darf ich bitte, Malfoy? Ich würde dir diese Schmach gerne ersparen und dich Merlin in einer Kammer, wo wir ungestört sind, näherschicken.“ Er störte sich nicht an ihren gereizten Ton und folgte ihr gelassen. Seit jenem Vorfall in Muggelkunde war sie ihm peinlich berührt aus dem Weg gegangen, Scorpius konnte verstehen warum und empfand die Entwicklung ihrer Beziehung mehr als nur interessant. Während ihre Mitschüler ihnen Beifall klatschten, riss Rose die Tür zum Getränkebunker auf. Kisten von Butterbier und ganze Regale von Schnaps gerieten in ihrem Blickfeld und als sie sich umsah, sprangen mehrere kleine dicke Kerzen an. Sie spendeten spärlich Licht. „Weiß Sluggy hiervon?“ „Nein“, erklärte Scorpius knapp, dann lehnte er sich gegen ein vollgestelltes Regal und neigte den Kopf. „Also Wieselbee, wie willst du mich in den Himmel schicken?“ „Das weiß ich selbst noch nicht“, gestand sie. „Aber wir werden es zusammen herausfinden.“ Sie trat einen Schritt auf ihn zu und betrachtete ihn. Innerlich bebte sie. „Was macht dich heiß, Malfoy?“, fragte sie ungeniert und erhielt eine ebenso unverschämte Antwort. „Guter Sex.“ Rose ließ sich zu einem gezwungenen Lächeln herab. Ihr Gesicht kam seinem bedrohlich nahe und Scorpius ergriff die Initiative. „Du hast keinen Plan, wie du es anfangen sollst, richtig?“ Seine Hände strichen an ihrer Seite entlang und sie versuchte, das Gefühl von Unterdrückung zu vertreiben. Rose mochte es nicht, wenn er sie wissen ließ, dass er sie in der Hand hatte. „Doch, einen einzigen.“ Ihre vollen Lippen suchten seine und Scorpius fühlte sich mit einem Schlag an Lucys Geburtstag erinnert. Gierig öffnete er seine Lippen und beschloss, sie spielen zu lassen, vielleicht würde es sich zu seinen Gunsten auszahlen. Denn wenn sie tatsächlich einen Plan hatte, dann würde sie ihn gewiss überraschen. Das, was sie am besten konnte. Die Weasley nahm seine Hände von ihrem Körper und drückte sie gegen das Regal. Sie schmeckte den Feuerwhisky, den er mal wieder getrunken hatte und genoss es, wie seine Zunge sich gegen ihre drängte. Scorpius wusste nicht, dass er es ihr um einiges leichter machte, dass er sich nicht gegen ihren Kuss sträubte. Als ihre Hände seinen Gürtel öffneten, wurde dem Malfoy bewusst, auf was es hinauslaufen würde. Stöhnend zog er seinen Kopf zurück und murmelte: „Wirklich zu selbstlos, Weasley.“ Sie lächelte und öffnete den Knopf seiner Jeanshose. „Nein, ich werde mich nicht von dir durchnehmen lassen. Das ist es mir nicht wert.“ Verwirrt hob er eine Augenbraue und schloss die Augen halb, als ihre Lippen eine feuchte Spur zu seinem Hals zogen. „Ich werde dich in den Himmel schicken, aber auf meine Art.“, flüsterte sie heiser und Rose versuchte, ihr heftig klopfendes Herz unter Kontrolle zu behalten. Noch nie war sie so unartig gewesen, ihre Selbstsicherheit drohte jeden Moment, zu schwinden, denn alles, was sie tat, hatte sie aus den verbotenen Büchern von Victoire. Es war alles ein riesengroßer Fake und sie betete zu Merlin, dass es Scorpius niemals auffallen würde. Ihre Hände umfassten seine Hüfte und als sie schließlich die Jeans bis zu den Knien zog, spürte sie seinen Blick auf sich. Rose ging auf die Knie und griff zwischen seine Beine, sofort stieß er scharf die Luft aus und bewegte sein Becken, als ihre Hände ihn massierten. „H-Hast du das… schon mal gemacht?“, erreichte sie seine erregte Stimme und die Weasley spürte, dass er hart wurde. „Was willst du hören?“, informierte sie sich ausweichend und schluckte, um ihren trockenen Hals zu befeuchten. In ihr tobte ein Sturm vor Aufregung und sie hoffte, dass er reagieren würde, wie sie vermutete. Mit tauben Fingern ließ sie seine Boxershort seiner Jeans folgen und presste kurz die Lippen aufeinander, als sich der intime Anblick ihres einstigen Konkurrenten bot. Scham stieg in ihr auf und sie versuchte, sich an die Zeilen aus dem Buch zu erinnern. Scorpius stieß einige Flasche um. Entsetzt darüber, wie sehr Rose Weasley ihn reizte und wie viel Macht sie über ihn hatte, stöhnte Scorpius auf. Ihre Lippen beherrschten nicht nur die Kunst des Küssens, sondern so viel mehr, dass er Neid auf seinen Vorgänger verspürte. Es war für ihn das erste Mal, dass eine Frau ihm so viel Vergnügen schenkte und Rose brachte ihn mit jeder weiteren Zärtlichkeit dem Himmel tatsächlich ein Stückchen näher. Scorpius bog den Rücken durch und drängte sich ihr entgegen, als ihre Zunge ein teuflisches Spiel mit seiner Männlichkeit spielte. Er musste all seine Kraft aufwenden, um sich nicht eine peinliche Schwäche zu erlauben. „D-Die Wahrheit“, presste er gerade noch heraus und griff nach ihr, als er nach einer gefühlten Ewigkeit glaubte, vor ihren Augen kommen zu müssen. Überrascht, sah sie ihn an und Scorpius presste sie gegen das Regal. Keuchend sah er in ihr rotes Gesicht. „Bei Merlin, Weasley.“ Er sah auf ihre Haare und begriff, dass sie sich wieder rotbraun färbten, doch er würde es ihr nicht sagen. Ihre Hände glitten wieder nach unten und Scorpius lehnte seine Stirn links von ihr gegen ein Regalbrett. „Ich will mich bedanken, für die aufschlussreiche Muggelkundestunde“, hauchte sie in sein Ohr und ließ ihre Hände auf und ab fahren. Scorpius griff in irgendetwas rein, er verspürte Schmerzen, doch kurz darauf erfasste ihn eine Welle von unbändiger Lust. Unter anderen Umständen hätte er sich für solch eine Schwäche verachtet, doch in diesem Moment war es ihm egal, dass er sich direkt in den Händen einer Weasley ergoss. Sie verstand ihr Handwerk und das konnte er in dieser Situation nicht leugnen. Atemlos öffnete er seine glasigen Augen. Sein heißer Atem streifte ihren Hals und Scorpius brauchte ein paar Sekunden, um sich wieder vollkommen unter Kontrolle zu haben. „Verdammt, Weasley“, brummte er und besah sich seine rechte Hand. Er hatte in eine zerbrochene Flasche gegriffen. Heftig atmend betrachtete er die Ausmaße ihrer Handlung. Rose strich mutiger, als sie sich eigentlich fühlte, über seine Pobacken, dann unter sein T-Shirt, um die strammen Muskeln seines Rückens zu spüren. Als sie sich über die Lippen leckte, wurde Scorpius erneut heiß. „Hätte ich gewusst, dass du zu solchen Dingen fähig bist, hätte ich dir bereits in der fünften Klasse den Frieden angeboten.“ „Du willst aufhören, mit mir zu streiten?“, fragte sie erstaunt und er schluckte hart. „Angesichts dieser Tatsache, ja.“ Rose` Herz machte einen Hüpfer, denn ihm schien gefallen zu haben, was sie mit ihm getan hatte. Scorpius betrachtete sie von der Seite und gerade, als sie ihn fragen wollte, was ihn nicht passte, erklärte er: „Deine Haare sind wieder rotbraun.“ „Fein“, sie klang erleichtert und er löste sich von ihr. Ein wenig unbeholfen zog Scorpius seine Hose wieder hoch und Rose drehte sich etwas. „Du hast mich in Bananenschnaps gesetzt.“ Er wollte gerade etwas erwidern, als jemand gegen die Tür der Kammer hämmerte und Dorians Stimme sie synchronisch die Augen verdrehen ließ. „Ey Leute, die fünfzehn Minuten sind um!“ --- Widerwillig bemühte er sich, die Augen zu öffnen, die Helligkeit zerrte an seinen Nerven und als Frank sich umdrehte, pochte sein Kopf. Er stöhnte und atmete den Duft von Lavendel ein. Noch nie hatte er solch eine hohe Menge an Alkohol zu sich genommen, doch die ständige Provokation hatte ihn übel gereizt. Dass er sich auf solch ein böses Spiel eingelassen hatte, war Frank zu spät begreiflich geworden. Wenn Slytherins eins konnten, dann war es Unmengen zu trinken, ohne umzufallen. Erschreckend. Schwerfällig öffnete Frank seine braunen Augen und sah sich im großen Zimmer um. Als erstes realisierte er die dunkelgrünen Vorhänge des Himmelbetts und schloss erneut die Augen. Auch das noch, er befand sich in einem Zimmer der Slytherins. Gut, dass sie Einzelzimmer besaßen, denn in einer Gruppe betrunkener Schlangen aufzuwachen, hätte sein Gemüt nicht gerade fröhlicher gestimmt. „Na endlich!“, ertönte eine weibliche Stimme und er spürte, wie das Bett schwerer wurde. „Es ist schon fast Mittag, wenn du noch länger gepennt hättest, hätte ich Alice um eine Ausrede bitten müssen.“ „Sprich leiser, Weasley“, bat er und vergrub seinen Kopf tiefer ins Kissen. Sein Kopf glich einem Sprengstoffkasten, wo ein Feuerwerk nach dem nächsten gegen seine Schläfen donnerte. Roxanne schlug die Beine übereinander und betrachtete das jämmerliche Etwas, das nach Schweiß und Alkohol roch. Sie müsste lügen, wenn sie sagen würde, dass sie nicht gewusst hatte, wie es ausgeht. Lorcan war der König der schweren Substanz, niemand außer Maureen Bell hatte ihm je die Stirn bieten können. Doch seit sie die Schule hinter sich hatte und mit Nelson Flint ausging, schien sie ein neuer Wettkampf um die Krone nicht zu scheren, weshalb Lorcan sie seit Beginn des Schuljahres trug. „Hier, trink das und deinem Kopf wird es besser gehen.“ Widerwillig kämpfte sich Frank aufrecht und nahm ihr das Glas aus der Hand. In einem Zug trank er es leer und spürte sogleich die Wirkung. Das Hämmern in seinem Kopf ließ nach. „Bei Merlin, nie wieder“, murmelte er. „Oh, das will ich doch nicht hoffen“, witzelte Roxanne heiter. „Schließlich warst du der Erste, der Lorcan ein bisschen zum Wackeln gebracht hat. Soviel ich weiß, hat er die ganze Nacht gekotzt.“ „Immerhin ist er nicht besinnungslos vom Stuhl gefallen“, brummte der Vertrauensschüler und erneut entwich ein heiteres Lachen ihrer Kehle. „Ach komm schon, dass ist Al auch schon passiert und Fred ebenfalls. Nur das du als erster noch den Stil hattest und die Nacht nur sabbernd und heulend in meinem Bett verbracht hast, während die anderen beiden sich selbst ankotzten. Wirklich, kein schöner Anblick.“ Frank setzte sich aufrecht hin und bemerkte, dass er widerlich stank. Unwillkürlich rümpfte er die Nase. Roxanne belächelte dies und merkte an: „Trotzdem hast du den Respekt sämtlicher Slytherins und alle hoffen, dass du Lorcan irgendwann noch einmal herausforderst.“ „Den Teufel werde ich tun!“ Frank schwankte und begriff, dass sein Magen rebellierte. Er brauchte eine kalte Dusche und irgendetwas, was diese schreckliche Übelkeit verschwinden ließ. Unsicher setzte er einen Fuß vor den Anderen. Roxanne hinter ihm, ließ mit einem Schwenker ihres Zauberstabes das Bett neu beziehen. „Dann wird es dich auch nicht interessieren, dass du eine Einladung zur nächsten Mitternachtsparty hast?“ „Was ist eine Mitternachtsparty?“ Die Weasley ließ sich rücklings in ihr Bett fallen und schlug genüsslich die langen Beine übereinander. Endlich hatte sie sein Interesse. „Sie wird dir gefallen, ganz sicher. Deine Freunde sind ebenfalls eingeladen worden und sie haben schon zugesagt.“ Innerlich stöhnte Frank, als er an die zwei Deppen dachte. Solange etwas attraktiv und vielversprechend war, sagten sie zu allem: „Ja.“ An die möglichen Konsequenzen dachte keiner von beiden. „Wie groß sind die Chancen, dass ich ihnen diesen Braten wieder ausreden kann?“ „Bei minus 80 Prozent.“ Frank lehnte mit der Stirn gegen die Tür, sein Magen machte einen Salto rückwärts. Wie durch einen Nebel vernahm er die Stimme der Weasley. „Wir können einen Deal machen, Longbottom.“ „Deal?“, er klang nicht im minderstem begeistert. Widerwillig drehte er leicht den Kopf und atmete den Geruch von Rauch ein. Genüsslich zog sie an einer Zigarette und sah ihn zufrieden an. „Du lockerst deine Nachhilfe etwas, sprich behandelst mich nicht mehr wie eine dumme Magd und ich helfe dir, dass die Mitternachtsparty nicht dein schlimmster Alptraum wird. Es könnte nämlich passieren, dass man sich zu sehr deinen Kumpels widmet und mit ihnen dasselbe macht wie mit dir. Nur-!“, sie legte eine Kunstpause ein und betrachtete arrogant ihre Nägel. „-das die beiden niemanden wie mich haben, der dafür sorgt, dass sie nicht mit solch einem Alkoholpegel erwischt werden. Es sollte selbst für dich schwierig werden, sich um zwei Schnapsleichen gleichzeitig zu kümmern.“ Frank drehte sich nun vollkommen um, der Deal verriet nichts Gutes, doch er konnte mit dieser Übelkeit im Magen keinen Hacken an der ganzen Sache ausmachen. Seine braunen Augen sahen sie prüfend an. „Was wird mich der Deal kosten?“ „Eine kleine Nachhilfe auf meiner Art.“ Fortsetzung folgt… Kapitel 7: Trügerischer Frieden. -------------------------------- . . . Es regnete in Strömen und der Rasen wurde unter ihren Füßen mehr und mehr zu Matsch. In dunkler Kleidung rannte Rose auf das Quidditchfeld zu. Der dicke Mantel klebte bereits an ihrem Körper und sie verfluchte sich selbst dafür, dass sie nicht auf die Zeit geachtet hatte, als Alice ihr die letzten Notizen von Zauberkunst erklärte und mit ihr den Schweigezauber übte. Dass das Training der Ravenclaws bereit angefangen hatte, verstimmte sie nur noch mehr. Normalerweise war es nicht Rose` Art, ihren eigenen Cousin zu belauern; vor einem Jahr hatte sie Wood noch den Vogel gezeigt, als sie sich unter die dreckige Treubühne der Gryffindors versteckt hatte, um die Taktik des Malfoys zu bespitzeln. Jetzt, wo sie selbst Kapitän war, verstand Rose sie besser. Auch wenn Louis ihr Cousin war, durfte sie ihn nicht unterschätzen, denn gerade die vielen Ferien, die sie schon zusammen verbracht hatten, hatten ihr gezeigt, dass er beim Familienquidditch ernsthaft spielte und man ihn nicht belächeln durfte. Schon gar nicht als Jäger. Da es ihr peinlich war, dass sie sich auf dieses Niveau herunterließ, wollte sie erst gar nicht entdeckt werden. Von Roxanne wusste sie, dass man sich auf der Lehrertreubühne am besten verstecken konnte, weil es dort unter den Sitzen einen Hohlraum gab. Man würde im toten Winkel sitzen und konnte die Spieler in der Luft beobachten, während die Ravenclaws selbst sich weiter unbeobachtet fühlen würden. Der Schlamm kroch bereits bis zu ihren Waden hoch und Rose stöhnte genervt, als sie den Regen durch ihre Socken spürte. Möglichst gebückt, damit auch wirklich niemand sie sah, stolperte sie endlich ins Trockene und schlüpfte in den Hohlraum. Das Holz knarrte unter ihren Füßen und als sie sich eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht strich, blieb sie verblüfft stehen. „Es ist doch echt unglaublich!“, sprach sie unverblümt und zwang sich zu einem knappen Lächeln. Rose war eigentlich davon ausgegangen, dass halb Hogwarts nach der Party wissen würde, was sie mit Malfoy in der Kammer getrieben hatte, doch stattdessen hatte jeder der Anwesenden seine Klappe gehalten und dezent geschwiegen. Rose vermutete, dass viele Ängste davor hatten, dass sie selbst mit den Eskapaden auspackte. Schließlich war der Abend noch lang und peinlich weitergegangen. Doch trotzdem war die junge Weasley mehr als positiv überrascht gewesen, dass Scorpius Malfoy sie nicht ans Messer geliefert hatte. Erst als sie Alice alles gebeichtet und ihre Freundin ernsthaft ihre Verwirrung zu Kenntnis genommen hatte, war sie des Rätsels Lösung ein wenig nähergekommen. Scorpius Malfoy würde sich lieber selbst kastrieren lassen, als zu zugeben, dass ihn eine simple Weasley heißgemacht hatte. Bei Roxanne würde wohl ganz Hogwarts Verständnis haben, doch bei ihr würde ihn jeder in Slytherin belächeln. „Wieso, ich nenne das perfekte Vorbereitung“, riss der Malfoy sie aus ihren Gedanken und ihr Blick fiel unmissverständlich auf die Kanne Kaffee und das kleine Notizbuch mit der selbstschreibenden Feder. Unsicher schritt sie auf ihn zu und ließ sich neben ihm nieder. Kurz zog sie ihren Zauberstab aus der Hosentasche und sorgte dafür, dass sie wieder einigermaßen trocken wurde. „Hätte ja nicht gedacht, dass du es nötig hast, deinen eigenen Cousin zu bespitzeln“, merkte er an, als er beobachtete wie sie ebenfalls Schreibmaterial rausholte. „Letztes Jahr sicher nicht, aber Louis ist gefährlicher, als es den Anschein hat und ich will nicht unnötig viele Tore kassieren.“ „Er ist nur gut, wenn er die Pride of Portree – Strategie durchbekommt. Er braucht immer eine Finte für den Hüter und da bleibt es bei einer zweistelligen Zahl.“ Rose sah auf das Feld und war froh, dass nicht ihre Mannschaft in Regen und Sturm kämpfte; sie musste blinzeln. „Ist das Hagel?“ „Jap“, bestätigte Scorpius und goss sich Kaffee ein. „Wird morgen noch Schnee dazukommen.“ Er grinste breit und sie stieß ihn in die Rippen, wohlwissend, dass sie morgen ein Training ansetzten wollte. „Du weißt, dass du humorlos bist?“ „In der Tat.“ Scorpius trank seinen Kaffee und Rose roch das duftende Aroma. „Mit Karamellgeschmack?“, entwich es ihr und er nickte knapp, seine graublauen Augen waren weiter auf das Feld gerichtet. Die Weasley leckte sich über die Lippen, doch als sie begriff, dass er den Unterton in ihrer Stimme nicht gehört hatte, wandte sie sich enttäuscht ab und sah, wie Louis einen gekonnten Sturzflug hinlegte um seinen Sucher die Leviten zu lesen. Rose sah auf die Treiber und begriff schnell, dass sie sich stark darauf konzentrierten, zuerst die gegnerischen Treiber auszuschalten und sich dann seelenruhig dem Sucher widmeten. Kurz sah die Weasley auf die Schreibfeder ihres Nebenmanns; auch er hatte diese Tatsache bereits bemerkt. Um ihn ein wenig abzulenken, beschloss Rose ihn aus seiner Konzentration zu locken. „Wie kommt es, dass du nichts von unseren kleinen Zwischenfällen weiter erzählt hast? Passt irgendwie so gar nicht zu dir.“ Erneut verzogen sich seine Lippen zu einem schmalen Lächeln. „Ich bin erwachsen geworden, Weasley.“ „Habe ich an deiner Antwort beim Flaschendrehen bemerkt.“ Sie ließ den Satz in der Luft hängen, weshalb Scorpius unweigerlich eine Augenbraue hochzog und sich vom Spiel abwendete. „Sprich dich aus.“ „Ich habe immer geglaubt, du bist ein Playboy“, gestand sie und zum ersten Mal erntete sie ein ehrliches und freundliches Lächeln. Zu ihrer Verblüffung reichte Scorpius vollkommen gleichgültig die Thermokanne und zog ein Päckchen Anti-Sucht-Kaugummi aus der Jackentasche. Rose musste grinsen, als sie registrierte, dass er das Rauchen aufgeben wollte. Kurz genoss sie den Duft vom Karamellkaffee. „Du solltest nicht allzu viel auf Gerüchte und Klatsch geben“, ließ Scorpius verlauten. „Denn wenn es nach denen geht, ist Fred der charmante und überaus witzige Schulsprecher und Al der Sunny-Boy, der in jedem Mädchen eine Prinzessin sieht.“ „Ist es nicht so?“, fragte Rose naiv und trank einen warmen Schluck Kaffee. Sie lobte sich selbst für die Idee, dass ihre Feder automatisch alle bislang bekannten Quidditchzüge von selbst aufschrieb, anders als der Malfoy brauchte sie sich dafür nicht zu konzentrieren. „Sehr witzig, Weasley. Tut mir leid, dass ich deine Menschenkenntnis in Frage stelle, aber eine gute Beobachtungsgabe besitzt du nicht.“ „Klär mich auf. Als Kumpel von beiden scheinst du da sowieso mehr Ahnung zu haben.“ Scorpius lehnte sich zurück und legte die Beine auf den vorderen Sitz. „Nur wenn du mir von eurem kleinen Jahresbuch erzählst.“ Rose hob die rechte Augenbraue. „Woher weißt du von dem Buch?“ Als ihr Nebenmann zwinkerte, begriff sie, dass Lily entweder gequatscht haben musste, oder aber das Buch selbst verloren hatte. Innerlich seufzte Rose. „Okay, fang an Malfoy.“ Das Training, das sie eigentlich beobachten wollten, rückte in den Hintergrund, wichtiger wurde das Gespräch über Klatsch und Tratsch. Rose hätte es niemals für möglich gehalten, dass sie je ohne Leibwächter friedlich neben Scorpius Malfoy sitzen würde, doch das Wunder geschah am heutigen Tag. „Fred ist der Schlimmste von allen, abgesehen von Lorcan. Wenn Mr. Schulsprecher etwas will, dann setzt er Witz und Charme ein, bis die Hexe willig unter ihm liegt. Sein Handeln wird langsam Skandalös, schon alleine, weil er die Übersicht über seine Beischläferinnen verliert.“ Rose lachte trocken auf und strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht. „Seine Eroberungen sind sicherlich ahnungslose Fünftklässler und naive Hufflepuffs.“ „Bislang schon, aber ich denke, es gibt einen Grund für sein skandalöses Handeln, dass Albus und ich irgendwann einmal ansprechen sollten, nur haben wir wohl irgendwie den Augenblick verpasst.“ Sie verstand und er sprach weiter: „Fred ist als Kumpel Gold wert, doch als Schwarm das Verderben einer jeden Hexe. Was ihn langweilt, sortiert er aus, was seinem Geschmack nicht entspricht, rührt er erst gar nicht an. Alles in einem ist er eigentlich das oberflächliche Arsch und nicht ich.“ „Und Albus?“ „Al ist der Traumprinz schlechthin, er sagt genau das, was ihr Weiber hören wollt, gibt jeder das Gefühl, die Einzige zu sein und lässt immer wieder seine Eroberungen fallen.“ Scorpius zuckte mit den Schultern. „Er verkörpert das Bad-Boy-Image, auf das alle abfahren.“ Rose neigte leicht den Kopf. „Und du ebenfalls.“ „Könnte man so sagen“, er grinste selbstzufrieden. „Der Unterschied ist jedoch, dass weder Albus der Traumprinz ist, noch ich ein Bad Boy. Die Leute sehen immer nur das, was sie sehen wollen.“ „Wobei du es sogar noch herausforderst“, gab Rose zu bedenken und Scorpius leugnete es noch nicht einmal. „Manchmal ist es gut mit Gerüchten zu arbeiten, um andere Tatsachen zu decken.“ Er sah wieder zum Spielfeld. „Aber genug von meiner Seite, was ist das für ein Aufgabenbuch?“ Rose schloss die Kanne und überlegte sich, wie sie am besten anfangen konnte. „Das Ganze hat in der zweiten Klasse angefangen, als wir durch Zufall im selben Abteil saßen. Wenn du das Buch gesehen hast, kennst du die Aufgaben.“ „Besonders die für dieses Jahr sind ziemlich interessant.“ Amüsiert zuckte Rose Mundwinkel. „Ach, du glaubst, du bist meine Aufgabe?“ „Nein“, gab Scorpius zurück. „Ich habe mich lediglich gefragt, wie weit diese Liste für Alice geht und welche arme Seele Roxys neustes Opfer ist.“ Ein listiges Lächeln schmückte die Lippen der Weasley und Scorpius begriff, dass sie ihm keinerlei Auskunft geben wollte. Verstimmt zwickte er sie in die Rippen und sie schlug ihn gegen die Schulter. „Wenn du vorhast, mich hier runter zu schupsen, dann lass es mich wissen, ich springe auch freiwillig.“, ließ Rose verlauten und Scorpius sah sie verwirrt an, weshalb sie erklärte: „Wenn ich selbst springe ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass ich mich abfangen kann und einem gebrochenen Genick entgehe, denn das kann man nicht mehr heilen.“ „Wieso glaubst du eigentlich immer, dass ich dir was Schlechtes will?“ Die Weasley tat, als müsste sie nachdenken. „Lass mich überlegenen, vielleicht weil ich wegen dir schon zu oft im Krankenflügel gelegen habe? Wer weiß, wie ich nach dem Match Slytherin gegen Gryffindor aussehe.“ „Deutlich besser als jetzt.“ Rose warf ihn einem herablassenden Blick zu, dann schwieg sie diskret. „Nanu, lässt du dich nicht mehr reizen?“ Rose sah, dass Louis das Training beendet hatte und die Spieler in die Kabinen stürmten. Sie konnte ihnen den plötzlichen Abgang noch nicht einmal verübeln. „Wozu? Ich ziehe sowieso den Kürzeren und breche mir am Ende die Nase.“ Sie erhob sich und griff nach der selbstschreibenden Feder. Neben ihr sammelte der Malfoy ebenfalls seine Sachen ein. „Hör mal, Weasley, Sarkasmus ist nicht unbedingt deine Stärke. Es lacht niemand drüber.“ Scorpius schritt an ihr vorbei und Rose runzelte die Stirn. „Was ist denn meine Stärke, Jahrgangsbester?“ Es war mehr als seltsam solch ein völlig banales Gespräch mit jemanden wie Scorpius Malfoy zu führen, doch gleichzeitig tat es auch gut, einmal nicht mit ihm zu streiten. Der Slytherin besaß einen Humor, den Rose bislang nur bei wenigen Menschen kennengelernt hatte, seine sarkastische aber auch zynische Ader brachte sie zum Schmunzeln. Gleichzeitig hielt er sich nicht mit der Wahrheit zurück, auch wenn er manchmal nicht gerade sensible Worte dafür fand. Der Hagel ließ nach und sie stolperte zusammen mit ihm die große Wiese hoch. „Ich würde sagen, Andeutungen und dezent ein Problem zu umschreiben, dass du nicht aussprechen magst, liegt dir mehr.“ „Klingt schlecht.“ „Nein, es lässt deinem Gegenüber nur selbst denken.“ Rose hob eine Augenbraue als sie die Treppen hochhuschten und in die dunkle Eingangshalle traten. „Soll ich dir sagen, wo deine Stärke ist, Malfoy?“ „Mein gutes Aussehen, meine Bildung und mein Charme“, erwiderte er prompt. „Du musst mein Ego also nicht mehr auf puschen.“ Rose rollte die Augen und sah, dass in der großen Halle bereits das Abendessen begonnen hatte. „Ich wollte eigentlich an deinem Ego kratzen, aber da du egozentrisch in deiner eigenen Welt lebst, will ich dich dort glücklich lassen.“ Ihre Wortwahl entlockte Scorpius ein überraschtes Lächeln. „Du schweigst dich aus?“ „Zu deinem Wohl.“ Sie zwinkerte keck und wollte in die große Halle rauschen, als sie hörte: „Hey Weasley, nächsten Mittwoch wieder?“ „Vielleicht.“ Natürlich hatte Rose die Zweideutigkeit in seiner Frage gehört und einige andere Schüler, die ihr entgegenkamen, ebenfalls. Ihr war sofort klar, dass sie den Rest der Woche die Klatschbasen beschäftigt halten würde, doch in diesem Moment war es ihr egal. Scheinbar gleichgültig ließ sie sich bei Dominique und Alice am Ravenclaw-Tisch nieder und griff nach der Schüssel Kürbispastete. Kurz warfen sich die anderen beiden einen Blick zu und Dominique beugte sich vor. „Darf ich fragen, was Malfoy und du fortsetzen wollt?“ „Die Nummer, die ihr in der Kammer abgezogen habt?“, fragte Alice ungeniert und die Veela, die von keiner Nummer wusste, tat gespielt empört. „Ihr habt`s getan?“ Rose goss sich Tee ein und warf ihren beiden Freundinnen einen mahnenden Blick zu. „Noch so ein schwachsinniges Wort und ich komme in Versuchung, einen Unverzeihlichen an euch auszuprobieren.“ Die beiden kicherten und stießen sich gegenseitig in die Seite. „Malfoy und ich haben lediglich über Quidditch diskutiert und ihr könnt sagen was ihr wollt, er versteht etwas von Spielzügen und Strategien.“ Alice verkniff sich einen Kommentar und sah auf ihren Suppenteller. In ihren Augen war der junge Malfoy das, was ihre beste Freundin brauchte. Der perfekte Junge. Er ließ sich von Rose nicht klein argumentieren und sorgte unweigerlich immer wieder dafür, dass ihr nicht langweilig wurde. Gut, vielleicht sollte sie diesen Gedanken besser nicht aussprechen, aber sich seine eigene Meinung zu bilden war schließlich nicht verboten. Um der Diskussion von Dominique und Rose indirekt aus dem Weg zu gehen, schlug Alice ihre Notizen zu Verwandlung auf. „Ho, wie ich sehe, komme ich gerade zur richtigen Zeit.“ Alice erschrak, als sich Albus ohne Vorwarnung neben ihr auf der Bank niederließ. „Ihr redet über die geniale Party am Wochenende, die Dome vollkommen verpasst hat?“ „Was habe ich denn jetzt verpasst?“ „Ja, Rosie, was hat deine reizende Cousine denn verpasst?“ Albus genoss es zu sehen, wie die beiden Mädchen sich liebevoll stritten. Die eine war zu feige um zu zugeben, was zwischen ihr und seinem besten Freund vorgefallen war, die andere war von Neugier gepackt und reagierte beleidigt, wenn alle außer sie wussten, was geschehen war. Alice seufzte und sah dann nach links, Albus schien zutiefst zufrieden. „Was macht unsere reizende Liste?“ „Was soll sie machen? Sie schreit ‚verbrenn mich, verbrenn mich‘.“ „Schon klar.“ Ohne zu fragen griff der Potter in ihre Seitentasche, die neben ihr auf der Bank lag und zog ein Stück Pergament hervor. Alice begann das Stück gefaltete Etwas mehr und mehr zu hassen. Selbst das breite Lächeln Albus konnte sie nicht besänftigen. Genugtuend faltete er die Liste auseinander und sprach: „Was ist denn der nächste Punkt? Ich würde dir gerne wieder helfen.“ „Hast du schon“, murmelte die Ravenclaw peinlich berührt und Albus hob überrascht die Augenbraue, als er Punkt zwei betrachtete. »Küss einen Jungen deiner Wahl. « „Das Ding auf der Party zählt als voller Kuss?“, fragte Albus verwirrt und Alice nickte. Aus Scham hatte sie die Liste seit dem nicht mehr angerührt. Nicht, dass es sie nicht hätte schlimmer treffen können, doch für sie war es ihr erster gewesen. Ein Glück, dass Albus nicht mit diesem Wissen gesegnet war. Seine grünen Augen erfassten die nächste Zeile und ein amüsiertes Lächeln lag auf seinen Lippen. „Und?“ Provokant sah der Potter zu seiner blonden Cousine und faltete dann die Liste wieder zusammen. Mit gemischten Gefühlen beobachtete Alice, wie er die Liste in seine Hosentasche verschwinden ließ. „Überlass die Aufgabe einmal mir, du wirst hundert pro auf deine Kosten kommen.“ „Auf meine Kosten kommen?“, wiederholte sie dümmlich und anstatt ihr zu antworten, strich sich Albus durch das schwarze Haar. Dann tätschelte er ihr die Wange und erhob sich. „Ich sag dir noch Bescheid, wann wir loslegen.“ Alice verzog das Gesicht, als der Potter zum Slytherintisch zurückkehrte. „Wie darf ich ´auf meine Kosten kommen` jetzt definieren?“ Rose leckte sich dreist über die Lippen und ließ verlauten: „Er raubt dir deine Unschuld.“ „Und nimmt dich hemmungslos mitten im Gemeinschaftsraum“, stimmte Dominique zu und Alice verengte die Augen zu Schlitzen. „Ihr seid blöd!“ - „Wir sprechen hier von Albus“, kehrte Rose zur Ernsthaftigkeit zurück. „Ihr kennt euch seid ihr Kinder seid; was wird er machen – dich zum Essen ausführen oder ein Butterbier mit dir trinken.“ Aus dieser Sicht klangen die Worte harmlos. Dominique tauschte einen knappen Blick mit ihrer Cousine und begriff sofort, was von ihr erwartet wurde. „Glaub mir, er wird sich hüten, sich einen üblen Spaß mit dir zu erlauben, schließlich will Al nicht durch die Abschlussprüfungen fallen.“ „Mach mir nur weiter Mut. Wenn jeder Junge in mir einen Freifahrschein für einen bestanden Abschluss sieht, dann weiß ich schon, wo ich lande.“ Keiner der anderen beiden antwortete, sondern sahen sie lediglich abwartend an. „Als alte, verzweifelte Jungfer im Büro von Goldstein.“ „Ach Alice.“ --- Die große Standuhr tickte unnatürlich laut und mit jeder weiteren Minute kamen Fred Weasley im Schulsprecherbüro Zweifel auf, ob er die Aufgaben für einen Adventball je alle als abgehackt betrachten konnte. Vor ihm lagen unzählige Unterlagen und Beispiele, wie es die letzten Jahre abgelaufen war. Lange Kleider, Smoking, klassische Musik und gutes Essen. Den ganzen Dekorationskram hatte Fred sich noch nicht angetan. Alleine wenn er daran dachte, wie pompös die letzten Bälle dieser Art verlaufen waren, gruselte es ihm schon vor einer Nachahmung. Mittlerweile wusste er, warum Molly jedes Mal Wochen vor Weihnachten mit einer absolut schlechten Laune herumgelaufen war. Unausstehlich hat sie jeden Deppen, der sich am falschen Ort befand, wenn der Stress sie übermahnte, eiskalt Punkte abgezogen. Zum Teil nagte nun ein schlechtes Gewissen an ihm, weil er ihr zu dieser Zeit mit ekligen Streichen das Leben zusätzlich erschwert hatte. „Kein Wunder, dass sie sich fix und fertig mit der Bowle abgeschossen hat, als es zum Ball einläutete“, murmelte Fred verstimmt und mit einem Mal hatte der Gedanke, um Punkt zwölf mit einer Flasche Feuerwhisky zu verschwinden, etwas sehr verlockendes. „Weil sie es auch immer sehr traditionell gehalten hat“, sprach eine weibliche Stimme hinter ihm und als Fred herumfuhr, erkannte er seine Cousine, die mit einem dicken Ordner im Arm, die Tür des Büros mit den Fuß schloss. „Und weil es Tradition ist, sollten wir es ebenso halten, richtig?“ Dominique legte den Ordner ab und sah angewidert auf die Unterlagen vom letzten Jahr. „Wie wäre es, wenn du das tust, was du am besten kannst?“ Sie setzte sich an den großen Tisch und Fred verschränkte die Arme vor der Brust. Hilflos runzelte er die Stirn und Dominique begriff mit einem einzigen Blick, dass er durchaus in der Lage war seine Arbeit zu machen, doch als Sechstklässler nicht auf defensive Kleinigkeiten achtete, die einen vollen Erfolg ausmachten. „Regeln brechen, Fred.“ „Ich würde den dämlichen Ball ablasen, wenn es nach mir ginge“, sprach er kühl aus und sie drehte eine Locke zwischen den Fingern. „Dann wirst du den Frust sämtlicher Hexen zu spüren bekommen.“ „Und wenn ich einen Schnulzeball ansetzte, dann sprechen die Jungs Wochen kein Wort mehr mit mir.“ „Deshalb sollst du ja die Regel brechen.“ Dominique lehnte sich zurück und ein selbstzufriedenes Grinsen lag auf ihren Lippen. „Hast du schon mal in Betracht gezogen, aus dem Ball eine Party zu machen?“ Sie nickte auf den Ordner und Fred schlug ihn auf. Überrascht erkannte er, dass sämtliche Schritte geplant waren. „Draußen im Schnee mit Lagerfeuer, Fackeln und Feuerwerk?“ „Ja“, stimmte Dominique zu. „Man könnte alles magisch verzaubern, dass es nicht ganz so kalt ist, man ein bisschen tanzen kann und eine Band spielt. Man könnte Kartoffeln braten, Würstchen, Butterbier austeilen, Bowle und niemand muss sich in einen Anzug zwängen.“ Sie erkannte das freudige Gesicht ihres Cousins und war umso überraschter, als sie Worte des Lobes vernahm. „Respekt, wann hast du das denn alles gemacht?“ Fred sah auf die Adressen, wo er nur noch anschreiben brauchte, um gewisse Dinge zu reservieren. Daneben standen die Kosten und als er ans Ende blätterte, begriff er, dass sein Budget noch nicht einmal aus allen Nähten platzte. „Dome, Dome, Dome, ich sage es nicht gerne, aber ich bin wahrlich beeindruckt“, gab er zu und sie legte den Kopf schief. „Fein, es war die Arbeit von einer simplen Nacht. Übrigens, Rosie bekommt einen neuen Quidditchplan.“ „Kein Problem.“ „Und du wirst Clarks endlich einmal Arbeit aufschwatzen.“ Sie erhob sich. „Mir egal, was für welche, aber sie wird ein paar Mal weniger ausgehen können.“ „Das wird dich das hier kosten.“ Fred reichte ihr eine dünne Mappe und Dominique schlug sie auf und sah auf eine Liste Namen. „Die Austauschschüler?“ „Ja, ich möchte, dass du Freiwillige motivierst. Um den Rest kümmer ich mich.“ Er schritt zu seinem Schreibtisch und ordnete weitere Dokumente. Dominique sah ihm nach. „Das ist alles?“ „Natürlich nicht, du wirst einmal die Woche kommen und Papierkram nacharbeiten, der liegengeblieben ist; wenn du artig bist, komme ich dir mit den Nachtplänen entgegen.“ Sofort verschwanden wieder sämtliche Sympathiepunkte, die sich gerade erst gebildet hatten. Verstimmt erhob sich Dominique; sie hatte eigentlich darauf gehofft, dass sich ihr Verhältnis verbessern würde, doch stattdessen machte er weiter ein Spiel daraus. „Nun denn, dann sind wir ja trotzdem für heute fertig“, schloss sie. „Hast du es wieder eilig, um zu deinen Prinzen zu kommen?“ Seine kühle Stimme ließ sie stutzen, weshalb sie im Türrahmen stehen blieb. „Hast du ein Problem mit Matt?“ Fred sah auf und sein Gesicht schien neutral, wie so oft. „Nein, er passt nur nicht zu dir.“ Ein lautes Lachen entwich der Kehle der Blonden und sie lehnte sich gegen den Rahmen. „Und wieso nicht? Er ist geradlinig, ehrlich und überaus höflich.“ „Gerade deswegen. Er ist wie du“, erklärte der Schulsprecher und ließ sich in seinem Sessel nieder. „Was du wirklich brauchst, ist jemand, der dein Leben ein wenig aus den Fugen geraten lässt. Dir fehlt gänzliche Spannung und jegliches Abenteuer.“ Sie verdrehte die Augen und strich sich durch das lange blonde Haar. „Nicht jeder mag die Grenze zwischen schamlos und nuttig.“ Mit diesen Worten verließ sie das Büro und betrat den kalten Korridor. Innerlich wusste Dominique, dass sie richtig gehandelt hatte, schließlich war Matt ein feiner Kerl, der es nicht verdiente, dass man ihn nicht zu schätzen wusste. Noch war es immer nur bei kleinen Dates geblieben und Dominique fragte sich, warum es noch nicht zu einem Kuss oder näheren Zärtlichkeit gekommen war. Ob er Rücksicht auf sie nahm? Sie wusste es nicht, denn wenn es so war, dann musste sie diese Tatsache unbedingt einmal ändern. Denn sie wusste ja noch nicht mal, ob man sie jetzt als Paar bezeichnen konnte, oder eben eher als Freunde. Wobei… das letzte schien ihr am unwahrscheinlichsten, schließlich ließ er sie mit zarten, kleinen Gesten immer wieder wissen, dass da mehr war. Nicht jeder konnte sofort zum Frontalangriff übergehen, wie Fred. Zudem würde sie sich bedrängt fühlen. „Blöder Fred!“ 2: 3 er war dabei aufzuholen. --- Unsicher sah sich Frank Longbottom im Slytherinzimmer um. Er war bereits schon einmal hier gewesen, doch dieses Mal war das Bett, indem er seinen Rausch ausgeschlafen hatte, verschwunden und ein übergroßer Schreibtisch thronte in der Mitte des Zimmers. Ihm gegenüber saß Roxanne Weasley in Jogginghose und Trainingsjacke. Es war ein seltsamer Anblick und Frank musste zugeben, dass er ihm mehr zusagte, als wenn er sie in alltäglicher Erscheinung vor sich hatte. Die wilden Locken waren durch ein Haargummi gezähmt und das Gesicht gänzlich ungeschminkt. Es war bereits spät, doch trotzdem hatten sie ihre Nachhilfestunde nachgeholt und Frank kam nicht drum herum, dass ihre Ernsthaftigkeit zeigte, dass sie durchaus in der Lage war, hart zu arbeiten. Seit über einer Stunde saß sie ihm gegenüber und füllte seinen Test aus. „Fertig“, riss Roxanne ihn aus seinen Gedanken und reichte den Test. „Ziemlich beknackte Fragen, ich meine, wen interessiert es, wie Ogger der Dämliche es schaffte, das Ministerium zu stürmen und die Frau des Ministers mitgehen ließ. Zudem, wenn Ogger wirklich so dumm gewesen ist, wie konnte er dann Streitkräfte mit diesen Ausmaßen mobilisieren?“ Frank ließ seine braunen Augen über die geschriebenen Zeilen huschen. Er sah deutlich, dass Roxanne gut gelernt hatte. „Genau das ist der springende Punkt; sein Beiname der Dämliche passt nicht zu seiner Tat. Gut, nicht jeder lässt sich schnappen, indem er sich mit Bier volllaufen lässt und so kampfunfähig ist, aber seine Streifzüge sprechen von Genialität.“ Roxanne äugelte auf den Test und sah, dass er kaum etwas anstrich. „Du hast keinen Sinn für Zahlen, kann das sein?“ „Wieso?“, betont desinteressiert besah sie sich ihre hellgrünen Nägel und er rollte die Augen. „Wenn man das so liest, könnte man meinen, es passiert alles in einer Woche.“ „Wie soll man sich auch so viele Jahreszahlen merken?“ Frank grinste breit und gestand: „Da gibt es einen ganz einfachen Tipp.“ – „Den du mir sicherlich nicht verrätst.“ Der Hufflepuff lehnte sich zurück und fragte: „Wann ist Ogger der Dämliche geboren worden?“ „Irgendwann im vierzehnten Jahrhundert“, sprach Roxanne gelangweilt und zuckte zusammen, als Frank die Hand auf den Tisch schlug. „1398, 1420, 1422, 1433 und 1456! Diese fünf Zahlen musst du dir merken! Weißt du zumindest, wann was passiert ist?“ Die Slytherin runzelte die Stirn, weshalb Frank sie angenervt ansah; oft kam es vor, dass Roxanne eine wirklich lange Leitung hatte und das schien sie auch zu wissen. „1398 ist er geboren worden, 1420 wurde er auffällig und sammelte die ersten Orks um sich, 1422 geschah der erste Anschlag auf das Ministerium mit der Entführung und 1433 rettete man die Frau des Ministers, oder das was von ihr übrig war. Und was war 1456?“ „Sein Tod!“, sprach Roxanne mit dramatischer Stimme. „Trotzdem sind die Zahlen Blödsinn!“ „Wann ist die Jagd nach Orks eingestellt worden?“ „Irgendwann im fünfzehnten Jahrhundert.“ „1430, fällt dir irgendetwas auf?“ Roxanne schwieg und Frank sah sie enttäuscht an. „Wieso interessiert dich Politik nicht?“ Die Weasley klappte ein paar Bücher zu und griff nach einem Keks, der in einer Schale vor ihr lag. „Weil sie sich sowieso immer ändert, ich meine nach dem Tod von Ogger – dem Dämlichen – ist das Gesetzt mit der Jagd doch für sechs Jahrzehnte wieder eingeführt worden und die Orks sind beinahe ausgestorben, wegen Minister Jones.“ Frank rutschte unweigerlich eine Augenbraue in die Höhe. „Da ist aber einer gut informiert.“ Soweit er wusste, waren sie bei Binns erst bis 1456 gekommen, doch Roxannes Wissen reichte deutlich weiter. Sie zuckte unwirsch mit den Achseln. „Ich wollte wissen, wie es mit den Orks weiterging, das war alles.“ Frank neigte den Kopf und betrachtete die Diva Slytherins. „Interessiert dich das Schicksal der Orks im zweiten Muggel-Weltkrieg?“ Sie sah auf und sah ihn irritiert an. „Sie hatten einen Anteil daran?“ „Jap, es gibt ein Museum darüber, wenn du willst, können wir es am Wochenende mal aufsuchen. McGonagall wird es uns sicher genehmigen.“ Überrascht darüber, wie sehr Frank ihr entgegenkam und seine Unterrichtsform geändert hatte, öffnete Roxanne den Mund. „Gerne.“ Ein glückliches Lächeln legte sich auf ihre roten Lippen. Langsam begriff sie, warum Dominique ihn mochte. Er war freundlich und übte sich mit ihr in Geduld. Zudem schien er sich wirklich nichts aus ihrem Aussehen zu machen. Fast hatte sie sogar das Gefühl, dass es ihm lieber war, sie saß unordentlich und Underdress vor ihm, als wenn sie überaus reizvoll aussah. Er war seltsam und doch interessant, aber auf seiner Weise. Manchmal, wenn er etwas nachschlug und sie so Zeit fand, ihn unbeobachtet zu betrachten, dann erwischte sie sich dabei, wie sie Ceres recht gab. Frank hatte in der Tat schöne braune Augen und Haare, wo es sie in den Fingern juckte, es zu berühren. Er war so anders, als die Jungen, mit denen sie bislang ihre Zeit verbracht hatte. Vielleicht weil sie ständig über Geschichte, Politik und gesellschaftliche Stände sprachen und kaum über etwas Privates oder Hobbymäßiges diskutierten. „Ich gehe morgen zu ihr und bitte sie um Erlaubnis.“ Frank ließ mit einem leichten Schwenker seines Zauberstabes seine Bücher in die Tasche fliegen und schulterte sie. Roxanne zog die Knie zum Körper und nickte. „Aber vergiss nicht, dass wir für die Mitternachtsparty ein wenig vorarbeiten wollen.“ Er stöhnte und sie musste lachen. „Du kannst dich nicht drücken Longbottom.“ „Frank.“ „Bitte?“ An der Tür hielt der Streber inne. „Wir müssen noch über ein halbes Jahr wegen der Nachhilfe miteinander auskommen und es wäre ulkig, wenn wir bei Weasley und Longbottom bleiben.“ Roxanne drehte sich um und sprach lieblich: „Bis Freitagabend, Franky.“ Der Kosename ließ seine Mundwinkel um ein Yard fallen. „Fünf Punkte Abzug für Slytherin.“ Der Vertrauensschüler war zurückgekehrt und er schaffte es gerade noch, sich zu bücken und die Tür zu schließen. Ein Kissen traf die Holztür. Fortsetzung folgt… Kapitel 8: Sternenklare Nachtluft. ---------------------------------- . . . Gestresst fuhr sich der Schulsprecher durch das rotbraune Haar und warf zum hundertsten Mal an diesem Abend einen Blick auf den Kalender. Ihm blieben nur noch schmale sechs Wochen Zeit, um den Austausch und den Adventball, der kein Ball mehr war, zu organisieren. Ein paar Punkte auf der Meilenliste hatte er schon abgearbeitete und doch blieb noch unheimlich viel zu tun. Auch wenn Dominique ihm gesagt hatte, viele Kleinigkeiten würden sie sich durch den Wechsel sparen, so hatte er doch das Gefühl, noch eine ganze Ecke mehr machen zu müssen. Langsam begann er das Amt zu hassen und wünschte sich die Zeit zurück, als er noch ohne jegliche Verantwortung einfach nur in den Tag hinein gelebt hatte und tat, wonach im stand. Jetzt konnte er sich noch nicht einmal seiner Quidditch-Today widmen, die nur einmal die Woche mit der Eule eintrudelte. Von seinem Schreibtisch aus, sah er zum langen Versammlungstisch und bemerkte, dass seine Cousine nicht damit beschäftigt war, bestimmte Bescheinigungen zu erstellen. Stattdessen brütete sie über die Youth-Witch. Verstimmt erhob sich Fred und ließ sich neben ihr nieder. „Was wird das?“ „Ich fange sofort an, ich will nur eben diesen Test machen.“ Verwirrt beugte er sich näher zu ihr und betrachtete die Zeitschrift. Dreist zog Fred sie ihr weg und sprach ungläubig: „Auf welchen Zauberer stehst Du, Psycho-Test? Dome, wie alt bist du?“ Sie sah ihn missbilligt an und er las die erste Frage laut vor: „Welche peinliche Neigung darf er auf keinem Fall besitzen? a) bei einem Feuerwhisky husten, b) mit Kuscheltieren schlafen oder c) Flubberwürmer niedlich finden. Ganz klar, b) – zum Merlin, wieso kreuzt du c) an?“ „Hallo?“, ihre Stimme nahm einen hohen Klang an. „Das grenzt an Geschmacksverwirrung!“ Der Weasley sah sie gleichgültig an und überflog die anderen Fragen. „Und, welche Art Zauberer ist dein Typ?“ Er konnte sehen, dass sie noch kein Endergebnis angekreuzt hatte. Ein leichter Rotschimmer legte sich auf ihre Wange und sie nuschelte etwas Unverständliches vor sich hin. Fred sah sie unverwandt an und sprach höflich: „Wie bitte, ich habe dich nicht verstanden.“ „Mir fehlt eine Antwort.“ „Ah ja.“ Fred suchte die offene Frage und konnte sich ein diabolisches Lachen nicht verkneifen. Laut und schadenfroh las er vor: „Wonach sollte der perfekte Kuss schmecken? A) nach sternenklarer Nachtluft, b) nach Perfektion oder c) nach Lakritz-Elfen – igitt, wer frisst denn so was freiwillig?“, empört über die einfallslosen Antworten sah er zu seiner Cousine. „Also, dass du davon nichts ankreuzt, verstehe ich, denn-!“, er hielt inne, als er sah, wie sie sich nervös auf die Lippe biss und seinen Blick mied. „Nicht die Antwort ist dein Problem, sondern der Kuss“, schlussforderte er als gerissener Ravenclaw. „Hat Matt dich so enttäuscht oder ist er so schwer von Begriff und hat sich noch nicht getraut, mehr zu tun als Händchenhalten?“ „Manchmal frage ich mich, warum du nicht in Slytherin gelandet bist!“, spuckte sie ihm entgegen und er neigte den Kopf. Es war nicht das erste Mal, dass er diese Frage vernahm und er selbst hatte sich dies bereits ebenfalls öfters gefragt. Doch mittlerweile kannte er die Antwort. Statt auf ihre Provokation einzugehen, legte Fred die Zeitschrift wieder auf den Tisch und lehnte sich zurück. „Soll ich dir deine letzte Frage beantworten?“ Dominique hob eine Augenbraue und glaubte im ersten Moment, sich verhört zu haben. „Wie bitte?“, brachte sie piket hervor und er verzog keinerlei Miene. „Du hast mich schon verstanden.“ Kurz sahen sie einander an, ehe sie den Blickkontakt brach und die Zeitschrift zuschlug, um sich an die Arbeit zu machen. „Ich sollte anfangen, wenn ich vor Mitternacht im Bett sein will.“ – „Du hast Schiss!“, provozierte er weiter und legte den Kopf in den Nacken; sofort sah Dominique ihn an und zischte ihm entgegen: „Wir sind Cousins!“ „Das sind Molly und James auch und trotzdem haben sie ‘nen dunklen Fleck auf ihrer reinen Weste.“ Im ersten Moment verstand die Blonde nicht, doch dann legte sich ein Rotschimmer auf ihre Wangen. „Du würdest dich nur über mich lustig machen!“ Fred beugte sich vor, noch immer war sein Gesicht ein Spiegel der Ernsthaftigkeit. „Würde ich es dir sonst anbieten?“ Ihr dummes Herz klopfte bis zum Hals und Dominique schluckte kaum merklich. „Nur, wenn du mir versprichst dich niemals darüber lustig zu machen!“ Er musste lächeln und hob eine Hand. Der Schulsprecher spürte, wie sich ihr Körper versteifte, als er durch ihr offenes, langes Haar strich. Mit Überwindung schloss sie die Augen und er betrachtete ihr schlichtes, aber durchaus schönes Gesicht. Sanft und vorsichtig legte er seine Lippen auf die ihre und zog sie an der Hüfte bestimmt näher zu sich. Sie saß nun auf der Kante des breiten Stuhls und ihr heißer Atem streifte sein Gesicht. Fred schmeckte weiße Schokolade mit Erdbeere und zog mit der Zunge gekonnt die Konturen ihrer vollen Lippen nach, dann wagte er sich weiter vor und trennte sie, um sie weiter schmecken zu können. Seine Hand strich dabei weiter durch ihr Haar und hielt sie fest. Überrascht von der Wärme, die ihn empfing und sein eigenes, klopfendes Herz, hielt er kurz inne. Dann spürte er, wie sich ihre Zunge der seinen entgegen drängte und ihre schmalen Hände sich in seinen Pullover vergruben. Fred schloss seine Augen und gab sich dem unbestimmten Gefühl hin. Es war erst das zweite Mal, dass er solch ein Gefühl verspürte. Das erste Mal hatte er es in den Sommerferien, als Ceres zu Besuch war, verspürt. Gleichzeitig spürte Fred einen feinen Unterschied. Ein unschuldiger Kuss ohne Hintergedanken ließ sein Innerstes rasen und ihn leidenschaftlicher werden. Hingebungsvoll und naiv schien Dominique ihm zu geben, was sie besaß und es gefiel ihm. Mit einem Ruck hatte er sie auf seinen Schoß gehoben, ohne den Kuss zu unterbrechen und legte eine Hand auf ihren Rücken. Doch noch bevor er sich an die Wärme an seinem Körper gewöhnen konnte, löste seine Cousine sich atemlos von ihm. Ihre Wangen glühten und ihre blauen Augen schienen vollkommen verwirrt. Erschrocken über sich selbst, hielt sie sich eine Hand vor dem Mund und murmelte: „Entschuldige.“ Fred begriff, dass ihr die Kontrolle über sich selbst entglitten war, etwas, was sie zutiefst beschämte. Hektisch rutschte sie von seinem Schoß, sammelte ihre Sachen ein und verließ eilig den Schulsprecherraum. Fred sah ihr nach und ein zufriedenes Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Er genoss die Tatsache, dass er sie so aus dem Konzept gebracht hatte, doch als er sich auf die Zunge biss und den Geschmack von Schokolade und Erdbeere verspürte, verschwand das Grinsen. Er hatte mehr gewollt und den Kuss durchaus genossen. Etwas, was ihm selten passierte und sofort fragte er sich, ob es an ihrem Veela-Charme lag, oder an ihr selbst. Ceres hatte eine ähnliche Wirkung auf ihn gehabt, nur, dass sie sehr wohl wusste, was sie tat. Dominique dagegen nicht. Draußen auf dem dunklen Flur lehnte sich Dominique schweratmend gegen die kalte Steinwand und versuchte, wieder Herrin der Lage zu werden. Noch immer glühten ihre Wangen und zum ersten Mal verstand sie, warum ihr Cousin eine so anziehende Wirkung auf Hexen hatte. Wahrscheinlich konnte er besser mit Worten umgehen, als Albus und verbotener küssen, als Scorpius. Ihre Finger glitten über ihre empfindsamen Lippen und sie holte tief Luft. Dieser Kuss, ihr erster wirklicher, hatte etwas ausgelöst, was sie nicht einzuordnen vermochte. Normalerweise verlor sie niemals die Kontrolle und war immer auf jegliche Handlung vorbereitet, doch sein Kuss hatte ihr den Boden unter den Füßen weggezogen und alle brauchbaren Notizen in den Wind geschleudert. Dominique sah auf Youth-Witch zu ihren Füßen und die aufgeschlagene Seite des Tests. Wonach sollte der perfekte Kuss schmecken? Ganz klar, nach sternenklarer Nachtluft. 3 : 3 - Ausgleich. --- Normalerweise redete sich Alice Longbottom niemals damit heraus, dass sie ein Ravenclaw war und dementsprechend feige sein durfte, schließlich war sie keine Gryffindor und Ravenclaws waren schlau. Schlau genug eben, um zu wissen, wann sie sich am besten verkrochen. Feige und alles andere als schicklich hatte sie sich in ihr Zimmer verbarrikadiert und die Vorhänge ihres Bettes geschlossen. Zu guter Letzt, um das Klischee perfekt zu machen, fand die dicke Decke den Weg über ihren Kopf und sie krümmte sich, wie ein Neugeborenes. Sie würde einfach hier bleiben und darauf warten, dass der Tag vorüberziehen würde. Albus hatte sie erst beim Mittagessen wissen lassen, dass sie heute Abend auf ihre Kosten kommen würde. Panisch und vollkommen albern hatte sie die Flucht ergriffen und befand sich nun im seltsamen Umstand. „Alice!“, hörte sie die energische Stimme ihrer Mitbewohnerin und schwieg eisern. Seit einer halben Stunde versuchte Gladys nun schon durch die verschlossene Tür zu kommen und hatte dabei allerhand Zauber ausprobiert. Doch auf die Idee, Streber-Franky um Hilfe zu bitten, war sie anscheinend noch nicht gekommen. Merlin sei Dank. Endlich verstummte die Stimme Gladys und Alice atmete auf. Jedoch nicht lange. Kurz darauf sprang die Tür auf und ihr Herz setzte aus, als sie die wohlbekannte Stimme hörte. „Ladys, Danke für eure Gesellschaft, aber ich muss jetzt in die Höhle der feigen Ravenclaw, die euer Haus mit Schande besudelt und ihr einen heftigen Tritt in den Allerwertesten geben.“ Alice verzog sich mitsamt Decke robbend bis an das Ende des Bettes und wagte sich, wie ein Stein nicht mehr zu bewegen. Erst als sich jemand heiter und gleichgültig zu ihr auf das Bett warf, quiekte sie. „Du hast mich versetzt!“, gab Albus anklagend kund. „Mich hat noch nie jemand versetzt! Ich bin zutiefst verletzt!“ „Irgendwann musste ja mal jemand damit anfangen, dir nicht mehr aus der Hand zu fressen!“, redete sich Alice raus und hörte das knappe Lachen ihres Kindertagen Freundes. „Komm schon, was ist wirklich los, dass du dich einschließt, wie einst Molly vor jeder Prüfung?“ „Nichts“, log sie dreist und hörte, wie Albus sich bewegte. Erst als er sich direkt auf ihren Rücken nieder ließ und auf die Decke trommelte, wohlgemerkt im Takt von Mambo number six, ätze sie. „Hast du schiss, dass ich es Rose‘ Worten gleichtun werde? Hey Alice, ich werde dir schon nicht die Unschuld rauben! Nimm nicht alles immer so seltsam ernst!“ Wütend über seine Belustigung und mit hochrotem Gesicht schlug sie die Decke weg und versuchte, sich unter seinem Gewicht zu befreien. „Unsinn! Nur du bist Slytherin und seit der vierten Klasse weiß man bei dir nie! Ich habe halt Angst, dass du mich in eine riesige Puddingschüssel schupst und mich dann dort untergehen lässt.“ Vollkommen verwirrt runzelte Albus die Stirn und starrte sie an. Er wusste, dass es nichts anderes auf der Welt gab, dass Alice so sehr hasste, wie Pudding, aber ihre Behauptung war selbst für einen so fantasievollen Menschen, wie ihn, sehr weit hergeholt. „Aber sonst geht es dir gut, ja?“, er tippt sich mit den Zeigefinger gegen die Schläfe und zog ihr die Decke weg. „Ich will dich nur ein wenig überraschen und ich verspreche dir auch, dass es weder mit Pudding noch mit sonst irgendwelchen Gefahren zu tun hat.“ Albus kletterte aus dem Bett und reichte ihr die Hand. Nur widerwillig nahm Alice sie an und schlüpfte in ihre Schuhe. Knapp warf er ihr den Umhang über und zog sie vom Gemeinschaftsraum auf den kalten Flur. „Verrat mir zumindest, wo wir hingehen!“, verlangte sie, als sie an der großen Halle vorbeirauschten. Albus zwinkerte. „SV-Raum, Fred hat ihn mir zu Verfügung gestellt.“ Nun verstand sie gar nichts mehr und ihr Herz klopfte noch einen Vierteltakt schneller, als er vor besagtem Raum stehenblieb. Sachte schob er sie vor und öffnete die Tür. Alice wagte es kaum, hineinzusehen, doch als sie sich überwand, die Augen wieder aufzumachen, klappte ihr Mund auf. Gut gelaunt erwarteten Roxanne, Ceres Viscount und Melody Parkinson sie. Die drei Slytherins schienen vergnügt und sie fragte sich unweigerlich, was sie mit der nächsten Aufgabe zu tun haben könnten. „Darf ich vorstellen?“, riss Albus die Aufmerksamkeit an sich. „Drei Engel für Potter. Sie werden mir ein wenig unter die Arme greifen.“ „Oder gar die ganze Arbeit machen“, warf Ceres ein und Roxanne zog den Umhang von Alice Schultern. Diese führte sie auf einen großen, ledernen Sessel und sofort sah sich die Ravenclaw um. „Muss ich Angst haben?“ „Natürlich, wir werden dich in vier Teilen und dann dem Drachen zum Fraß vorwerfen.“ Roxanne rollte die Augen und Albus ließ sich auf den großen Versammlungstisch nieder. „Reizende Sandkastenfreundin, lass mich dir die Aufgabe vorlesen.“ „Mach schnell, mein Herz kollabiert nämlich gleich!“, sie sah, wie man ein großes Tuch über sie legte und am Hals zusammen band. Dann traten alle drei Hexen näher und musterten sie vergnügt. Albus schien das Spiel der Ungewissheit zu genießen und sah die Panik in ihren Augen. Wahrscheinlich dachte Alice, dass sie sie als Versuchskaninchen für Zauber benutzen würden. »Wage einen kleinen Schritt der Veränderung. « „Was?“ „Bei Merlin Alice!“, empörte sich Roxanne genervt von der ganzen Panik-Getuerei. „Wir werden dich ein wenig aufmöbeln und das war es. Kleiner neuer Haarschnitt, ein bisschen Farbe und den üblichen Pflegemist! Also hör, auf einen dritten Koboldkrieg heraufzubeschwören!“ Der Sessel wurde nach hinten gekippt und sie musste sich recken, um ihren besten Freund zu sehen. Albus brüllte vor Lachen. „Was hast du denn gedacht? Dass ich dich irgendwem ausliefere? Hör mal, du darfst nicht vergessen, das Dominique Weasley die Liste gemacht hat, es wird schon nichts Skandalöses drauf stehen, also entspann dich.“ Das versuchte sie dann auch. Als erstes spürte Alice, wie Wasser ihre Haare berührte und dann mehrere kleine Folien ihren Kopf bedeckten. Roxanne zückte eine Nagelfeile und Ceres kam ihrem Gesicht gefährlich nahe. Während die Longbottom also eine vollkommen unbekannte Prozedur über sich ergehen ließ, lehnte sich Albus mit einer Quidditch-Today zurück. Noch immer schüttelte er den Kopf und widmete sich einem Artikel über Dummy Dickson. Manchmal spielte er mit dem Gedanken, Alice zu sagen, sie sollte versuchen die Welt gelassener zu sehen, doch ihre Hysterie belustigte ihn. Immer wieder sah er auf die drei Hexen, die schwatzend den neusten Klatsch austauschten und sich über kosmetischen Schnickschnack unterhielten, der Alice vollkommen fremd zu sein schien. Sie wirkte schon fast verloren, hielt sich jedoch tapfer. Albus empfand einen gewissen Neid auf die Liste und die Idee mit dem Aufgabenbuch. Irgendwie wünschte er sich, etwas Ähnliches mit seinen Freunden getan zu haben. Fred und Scorpius hätten sicherlich ebenfalls Spaß daran gehabt. Doch nun waren sie schon in ihrem letzten Jahr und Albus hatte trotzdem das Gefühl, nichts Nützliches, woran er sich je im Alter erinnerte getan zu haben. Natürlich wollte er keine solche Schulzeit wie sein Vater, Dementoren bekämpfen, ein Turnier gewinnen und irgendeine rebellische, verbotene Truppe gründen. James hatte dem Namen Potter bereits genug Ehre zugeteilt, indem er den Hauspokal gewonnen hatte – wenn auch nicht unter eigener Führung – und eigene Scherze erfand, wie die geniale Flasche der Wahrheit, die in die Geschichte Hogwarts eingingen. Er dagegen hatte bislang nicht viel getan, außer seinen Hintern auf einen Besen zu schwingen und ein paar Herzen zu brechen. Abgesehen von den Abende, die er zusammen mit Fred und Scorpius verbracht hatte, blieb ihm nicht viel, woran er sich gerne erinnerte. Eine wirklich traurige Tatsache. Hin und wieder kam ihm der Gedanke, er könnte doch einfach mal einen unschlagbaren Streich spielen, genug Fantasie hatte er, oder eine Party schmeißen, an die sich ganz Hogwarts noch nach zehn Jahren erinnern würde, doch dann dachte er daran, dass er einen weiteren Schritt Richtung Bruder und Vater machen würde und das war das Letzte was er wollte. Tat er etwas Herausragendes, verglich ihn jeder mit dem berühmten Harry Potter, tat er etwas, was an Genialität und Wahnsinn grenzte, nagte der Schatten von Albus Dumbledore an ihm. In all den Jahren war Albus nie in Versuchung gekommen, mit seinen Namensvetter ein kleines Gespräch zu führen, weshalb auch. Es würde auf dasselbe rauskommen, als wenn er seinem Vater versuchen würde zu erklären, warum er keine besonders große Lust verspürte, ins Ministerium zu gehen, sobald die Schule abgeschlossen war. Eine magisch gesteuerte Schere schwebte durch die Luft und Albus hörte Alice erstickten Schrei. Er musste lächeln und dachte daran, dass die Liste erst nach langer Zeit wieder dazu geführt hatte, dass sie etwas miteinander unternahmen. Sonst war die Zeit, die sie zusammen verbracht hatten, eher knapp bemessen gewesen. Albus hatte schon fast vergessen, wieso er als Kind so gerne mit Alice losgezogen war. Ihre Übervorsicht und ihre ständigen Bedenken hatten eine Sache meist noch reizvoller gemacht, als sie eigentlich war. „Morgane zum Himmel, was für ein Kampf!“, äußerte sich Melody Parkinson und riss Albus aus seinen Gedanken. Ceres zupfte ein letztes Mal an den braunen Haaren der Ravenclaw herum und Roxanne trat zur Seite. Vollkommen überrumpelt starrte Albus Alice an und zog unweigerlich die Augenbrauen hoch. „Was haben sie mit mir gemacht? Sieht es so schlimm aus?“, die Vertrauensschülerin griff nach einem Spiegel, der sich auf dem großen Tisch neben Albus befand und musterte ihre Erscheinung. „Ich würde sagen, die Ladys haben ganze Arbeit geleistet!“, er zwinkerte den drei Hexen zu und Ceres winkte locker ab. „Das waren ein paar einfache Handgriffe.“ Handgriffe, die Alice ganz gut taten. Ihr kurzes Haar war vorne stufig geschnitten worden, warme karamellfarbende Strähnen mischten sich in ihre dunkle Pracht und die sonst so buschigen Augenbrauen waren zu feine Bögen gezupft worden. Die sonst so ungepflegten Nägel waren sauber und in Form. Albus bedankte sich und die drei Slytherins verabschiedeten sich. Als sie alleine im SV-Raum waren, konnte der Potter nicht mehr leugnen, dass ihm die leicht veränderte Aufmachung der Ravenclaw gefiel. Schlicht und einfach und doch sehr wirkungsvoll. „Und ich dachte schon, sie machen eine rappelkurze Frisur draus“, sprach Alice erleichtert und betrachtete sich kritisch. Albus setzte sich erneut auf die Tischkante und sah sie ebenfalls an. Seltsam fremd, musste er sich zu einem Grinsen zwingen. Es behagte ihm nicht, dass er das Wort attraktiv mit Alice in Verbindung brachte. „Sieht doch ganz gut aus.“ „Finde ich auch!“, sie strahlte und drückte ihn einen knappen Kuss auf die Wange. „Danke, danke, danke!“, sie hüpfte an ihm vorbei zu der Tasche, die die drei Slytherins dagelassen hatten. Alice hatte schnell begriffen, dass es sich um die des Potters handelte und zog die Liste heraus. „Lass doch mal sehen was als nächstes ansteht.“ Sie setzte sich neben ihn und beide sahen auf das Pergament. Die feine Schrift erschien und sie las vor: »Es wird Zeit sich mit klassischen Tanz vertraut zu machen.« Meint sie damit Standardtanz?“, fragte die Longbottom irritiert und Albus legte einen Arm um ihre Schulter. „Sieht ganz so aus und wieder einmal hast du Glück, mit mir geschlagen zu sein.“ Alice begriff die Bedeutung seiner Worte, nämlich, dass er sich erbarmen würde, ihr auch diesen Punkt abzunehmen. Mit Albus zusammen machte es fast schon Spaß, diese Liste abzuarbeiten und im Stillen war sie Dominique langsam aber sicher dankbar für diese Jahresaufgabe. „Danke Al.“ „Keine Ursache, dafür gehen die nächsten fünfzig Butterbier, die wir in den drei Besen trinken werden, auf dein Konto.“ „Na, ich würde sagen, bei zehn kommen wir ins Geschäft.“ --- Normalerweise, dieses Mal im Fall von Rose Weasley, ließ sie sich durch nichts und niemand in der Welt während eines Quidditchtrainings ablenken. Doch am heutigen späten Nachmittag trat eben jener mysteriöse Fall ein. Kein Windhauch regte sich und Team Gryffindor übte brav seine Spielzüge. Wäre da nicht eine überaus nervige Stimme, die die gesamte Mannschaftskonzentration immer wieder hart auf die Probe stellte. „Manchmal frage ich mich wirklich, wie dieser egoistische und auf sich selbst bezogene Mistkerl überhaupt zu seinem Amt gekommen ist! Nichts als Eulenscheiße hat der Kerl im Hirn und immer-!“ „Hat Dome da gerade tatsächlich Eulenscheiße gesagt?“, informierte sich Hugo, der zwei Meter über Rose hinweg flog, solch eine Wortwahl war für die gemeinsame Cousine eher ungewöhnlich. Die blonde Veela stand seit einer halben Stunde unter ihnen auf dem Feld und schimpfte in nicht zu verachtender Lautstärke vor sich hin. Rose schüttelte abwertend den Kopf und Lily blieb neben ihr hängen. „Darf ich mal so ganz nebenbei fragen, über wen zum Kuckuck sie sich die ganze Zeit aufregt?“ „Undiszipliniert, verantwortungslos und in allen Maßen verachtungswürdig! Jawohl!“ Rose ließ den Blick schweifen und beobachtete, wie Linus Little, ihr kleiner Sucher, zum widerholten Mal wie gebannt auf die schimpfende Hexe starrte. Sie begriff, dass es sinnlos war, weiter zu trainieren, solange ihre Cousine unter ihr ein Konzert der Beleidigungen zum Besten gab. „Leute, Schluss für heute. Wir fangen dafür am Donnerstag eine Stunde eher an! Ab unter die Dusche!“ Das gesamte Team schien erleichtert und sie landeten im sicheren Abstand zu der noch immer vor sich hin brüllenden Hufflepuff. Entnervt und wütend trappte Rose auf sie zu und blaffte sie an: „Was ist los mit dir!? Wieso musst du das Training stören?“ Sie wusste, dass sie Dominique den besseren Quidditchplan zu verdanken hatte, trotzdem reagierte sie auf diese Störung sichtlich ungehalten. „Habe ich dir gerade gesagt! Dieser Nichtsnutz von Weasley-!“ „Wir reden über Fred, richtig?“, informierte sich die Gryffindor vorab und zog Dominique über das Feld. „Über wen bitte sonst?“ Rose schellte sich selbst für die Frage, schließlich gab es nur einen Menschen, der die Veela so aus der Haut fahren ließ. Manchmal bewunderte sie die Fantasie, die Fred aufbrachte, um Dominique jedes Mal so zu verärgern, denn normalerweise war die Hufflepuff eine freundliche und beherrschte Hexe. Doch bei ihrem eigenen Cousin schien sie jedes Mal absolut durchzudrehen. Bemüht ruhig, atmete Rose tief durch und ärgerte sich über das verpasste Training, wo sie doch vor Weihnachten noch gegen Slytherin ranklotzen mussten. „Hör mal, du weißt was ich dir zu diesem Thema gesagt habe, lass es auf sich beruhen, du ziehst sowieso wieder den Kürzeren und das kostet unnötig Nerv-!“ „Er hat mich geküsst.“ „Na ja und das ist kein Grund mein Training zu stören und- er hat was?“, sofort hatte Dominique ihre vollkommene Aufmerksamkeit. Sie stemmte die Hand in die Hüfte und legte den Kopf leicht schief. „Wie ist es dazu gekommen? Hat ihm jemand einen Liebestrank untergejubelt und-!“ – „Nein, nein, nein!“, unterbrach die Blonde energisch. „Ich habe diesen blöden Test in der Witch gemacht, von wegen, wie sollte der erste Kuss schmecken und er hat sich halt angeboten.“ Nichts verstehend, nickte Rose geistig reich. „Und du hast gedacht, nehmen wir das Sonderangebot an? Sehr schlau, Madame Marie Curie!“ „Danke, das weiß ich auch!“, Dominique hielt inne und runzelte die Stirn. „Wer ist Madame Curie?“ Sie kamen vom Thema ab, doch es war Rose egal. Hastig erklärte sie: „Ne Muggel-Chemikerin, aber das beiseite. Der Kuss!“ Noch nie war Dominique Weasley um eine Antwort verlegen gewesen, doch dieses Mal sah sie betreten auf ihre Schuhspitzen, fast wie eine Sechsjährige. Sie musste mit jemanden reden. Alice war beschäftigt und nicht auffindbar und Roxanne würde sie sicherlich auslachen, wenn sie von solch einem primitiven Gefühl berichten würde. Ihre Hoffnung lag jetzt auf Rose. „Also wir haben uns geküsst… und naja… es fühlte sich komisch an…und ach… ich weiß auch nicht…“ Rose hob beide Augenbrauen und ihre Mundwinkel zuckten. „Du hast deinen eigenen Cousin geküsst“, sprach sie tonlos und sofort warf Dominique hastig ein: „Molly und James haben auch keine so reine Weste, wie sie gerne hätten!“ Das Argument als Entschuldigung war schwachsinnig und Rose begriff den Zusammenhang nicht, weshalb Dominique sich ratlos durch das Haar strich. „Sag mal, kann es sein, dass dir Freds Kuss gefallen hat?“, sie grinste verschmitzt, doch als sie das Gesicht ihrer Cousine sah, begriff sie, dass sie vollkommen ins Schwarze getroffen hatte. „Und was ist daran jetzt so schlimm?“ „Ach Rose!“, murrte Dominique, verstimmt darüber, dass ihre Cousine das Problem nicht zu sehen schien. „Du beweist mal wieder die Feinfühligkeit eines Bergtrolls.“ „Besten Dank!“ Die Rothaarige stampfte vom Feld und stellte schließlich ihren Besen in die angrenzende Kammer zu den Duschen. Dann zog sie den dicken Mantel, den sie zum Fliegen trug, aus. „Hast du Schiss, dass du wie Clarks werden könntest?“, warf sie schließlich ein, um das Thema wieder aufzunehmen. Dominique schluckte hart und nickte schließlich. „Ja. Ich meine, was, wenn es noch einmal zu so einem Kuss kommt und noch einmal und noch einmal und-!“ „- dann landet ihr im Bett“, sprach Rose aus, was die Blonde eigentlich sagen wollte. „Das ist Unsinn! Du hast doch selbst gesagt, dass Fred dich nicht besonders leiden kann und du ihn ebenfalls nicht deinen Lieblingscousin getauft hast. Wahrscheinlich wollte er, dass du ihm irgendwie Arbeit abnimmst, kann das sein?“ Dominique dachte nach und erinnerte sich daran, dass sie tatsächlich an jenem Abend ihn mit Arbeit zudecken lassen wollte. „Du meinst, er hat es nur aus Eigennutz getan und damit ich nach seinen Regeln springe?“ Unwirsch zuckte Rose mit den Schultern. „Kann doch sein. Ich war ja nicht dabei, aber bevor du dir um deine Seligkeit sorgen machst, frag dich erst einmal, ob Fred so viele Gedanken verdient hat und du dir nicht eher um Matt den Kopf zerbrechen solltest.“ Sie zwinkerte und die Veela wurde rot. „Ja… ja du hast recht. Entschuldige bitte die Störung.“ Zerstreut nickte die Blonde, die Einsicht schien sie erschlagen zu haben. Rose knuffte sie freundschaftlich in die Seite. „Unsinn, das war doch klar, dass ich dir da zuhöre, aber Dome, das nächste Mal bitte nicht mitten im Training!“ Die Blonde nickte verstehend und verabschiedete sich. Rose sah ihr nach und huschte schließlich unter die Dusche. Als sie einen Blick auf die Uhr riskierte, begriff sie, dass das Abendessen bereits zwei Stunden zurücklag und sie erneut Hunger verspürte. Kurz entschlossen huschte sie im Schloss nicht direkt in den Gemeinschaftsraum, sondern suchte die Küche auf. Bislang war sie noch nicht oft dort gewesen. Nur wenn sie mitten in der Nacht Durst oder durch Nachsitzen das Abendessen verpasst hatte. Beides kam sehr selten vor. In schnellen Schritten ließ sie den dunklen Flur hinter sich und trat leise in die Küche, wo sie das Klackern von Töpfen und Geschirr hörte. „Miss“, wurde sie sogleich von Kreacher begrüßt, wenn auch mürrisch. Sie schenkte dem Hauselfen ein freundliches Lächeln. Auch wenn er ihr gegenüber nicht gerade Fröhlichkeit oder Respekt an den Tag legte, so mochte sie ihn. Von ihrer Mutter wusste sie, was Kracher mit seinen Herrn Regulus alles hatte durchmachen müssen und das der Elf in der großen Schlacht mutig und unerschrocken Rache genommen hatte. „Abend Kreacher, darf ich ein bisschen Tee und ein Sandwich bekommen?“, fragte sie höflich und bemerkte, dass er knapp nickte. Rose wollte sich an den langen Küchentisch niederlassen und bemerkte, dass bereits jemand dort verweilte. „Sieh mal einer an, hat Klein-Malfoy bei einem abgebrochenen Quidditchtraining im Gebüsch gehockt?“ „Tut mir leid, aber ich habe dein simples Training dank eines Nachsitzens bei Professor Longbottom verpasst.“ Er grinste breit und sie ließ sich ihm gegenüber nieder. Kurz darauf erschienen die heiße Tasse und das Essen. Er selbst löffelte gerade seinen Nachtisch und riskierte einen Blick auf seine Armbanduhr. „Normalerweise trainierst du doch bis zehn?“ „Dome hat mein Team mit wüsten Beschimpfungen bei Laune gehalten. Ich hab das Training also abgebrochen.“ Herzhaft biss sie in ihr Sandwich und genoss es, wieder ein Gefühl im Körper zu bekommen. „Schon gehört? Aus dem Adventball wird eine Art Party gemacht.“ Scorpius nickte und lockerte die Krawatte um seinen Hals. Er hatte einen anstrengenden Tag mit Hausaufgaben und Nachsitzen hinter sich. „Gute Idee. So sparen wir uns den Smoking und ihr Hexen euch die Stunden im Bad wegen Frisur, Kleid und sonstigem Mist.“ Unweigerlich musste sie bei seiner Wortwahl grinsen. „Dafür wird es jede Menge Tränen, Alkohol und hysterisches Geheule geben. Weißt schon, auf einer Party, die Fred organisiert, kommt es immer zu so einer Gefühlswelle.“ „Weshalb ich auch ohne Begleitung hingehe und in aller Ruhe mein Bierchen trinken werde.“ Sie stutzte und hackte nach, denn ein Scorpius Malfoy, der alleine eine Fete aussuchte, gab es wahrlich nicht oft. „Al kann machen, was er will, aber ich will vor Weihnachten meine Ruhe.“ „Oder deine Trauer in Alkohol ertränken, weil Slytherin einen Tag vorher das Spiel gegen Gryffindor verloren hat.“ Scorpius hob eine Augenbraue. „Will da jemand wetten?“ Rose lehnte sich vor und umschloss mit beiden Händen die warme Tasse. „Jap, ich wette das Gryffindor dieses Jahr wieder gewinnen wird!“ Amüsiert neigte der Blonde den Kopf und sah sie an. „Nein, Slytherin gewinnt, aber Linus Little fängt den Schnatz.“ Überrascht sah Rose ihn an und er erklärte: „Der Kurze ist gut und ich bin sicher, dass er um einige mehr unter Strom steht als Al. Um was wetten wir?“ Er nahm die Sache tatsächlich ernst und Rose sah ihn einen Augenblick lang stumm an. Einerseits freute es sie, dass er glaubte, Linus hätte gegen den großen Albus Potter als Sucher eine Chance, doch andererseits machte er auch deutlich, dass sie als Torwart unterlegen sein würde. „Ich würde sagen, der Gewinner darf eine Bedingung stellen, oder einen Wunsch äußern, den der andere dann erfüllen muss. Alles jedoch rein jugendfrei.“ Scorpius grinste eine Spur breiter, als er das Wort ‚jugendfrei‘ vernahm. „Schiss, dass ich dich zu skandalösen Dingen zwinge?“ Er sah, dass sie rotanlief. „Das habe ich bereits. Mir schwebt da eher etwas in Form von Hausaufgaben im Kopf herum.“ Rose verdrehte die Augen. „Erst musst du gewinnen.“ Sie dachte daran, was sie ihm alles abverlangen könnte und tatsächlich war ihr erster Gedanke eine kleine Rache dafür, dass er es ihr in den vergangenen Schuljahre so schwer gemacht hatte. „Die Wette steht.“ Fortsetzung folgt… Kapitel 9: Ein Kartenhaus fällt. -------------------------------- . . . Stumm lehnte er gegen den hohen Fensterbogen und sah nach draußen. Der Morgen dämmerte bereits. Fred schloss kurz die Augen. Mal wieder hatte er die Nacht nicht geschlafen, sondern stundenlang die Gänge Hogwarts unsicher gemacht. Der junge Weasley spürte seine kalten, tauben Glieder und bemerkte, dass das Feuer im Kamin bereits kurz vorm Ausgehen war. Gleichgültig richtete er seinen Zauberstab auf die Glut und erweckte die Flammen erneut zum Leben. Wie so oft in dieser Nacht. Fred war zum ersten Mal in diesem Schuljahr froh, dass er Schulsprecher war. Er besaß ein Einzelzimmer und niemand würde ihn über Nacht vermissen. Desweiteren konnte er in den SV-Räumen aus und eingehen, wann immer er wollte. Es war beruhigend, Räume zu kennen, wo niemand freiwillig auftauchen würde. Fred verschränkte die Arme vor der Brust und dachte an den Kuss, denn er vor über einer Woche mit Dominique geteilt hatte. Zuerst hatte er nichts anderes gefühlt als Triumpf, doch dann hatte sich sein schlechtes Gewissen gemeldet, schließlich war es ihr erster Kuss gewesen und so etwas teilte man mit jemanden, den man Gefühle entgegen brachte. Ehrliche Gefühle. Dominique lag mehr an Matt, als er geahnt hatte. Zu Beginn hatte er den Hufflepuff als langweilig und dümmlich abgestempelt. Aber Fred hatte seine Meinung geändert. Oft genug hatte er in der Woche beobachten können, wie höflich und gleichzeitig liebevoll der Quidditchkapitän mit seiner Cousine umging. Er schien das zu sehen, was Dominique wirklich war. Regelfanatisch, fleißig und diszipliniert. Anders als er selbst, brauchte er keine Veela-Anziehungskraft, um zu begreifen, was für ein tolles Mädchen sie war. Fred lächelte bitter. Ja, er war auf simple Veela-Gene reingefallen. Dominique interessierte ihn nur, weil sie sich verändert hatte, um ihm zu gefallen und ihm mit oberflächlichen Tricks ein Schnippchen schlagen wollte. Es war ihr gelungen, zumindest in der Hinsicht, dass sie ihm gefiel. Doch sobald sie wieder in ihre normale Verhaltensweise zurückfiel, begann sie, ihn zu nerven. Lediglich, wenn sie den Vamp auskehrte, spürte er, dass er sie haben wollte. Selten dämlich war er. Fred rieb die Handflächen aneinander und spürte die langsam aufsteigende Wärme im Raum. Der Schulsprecher hatte lange darüber nachgedacht, warum ihn ihr Verhalten angemacht hatte und schlussendlich war ihm ein Licht aufgegangen. Ein Licht, dass er am liebsten wieder ausgepustet hatte, schließlich barg es ein Geheimnis, dass nur er alleine kannte. Selbst Scorpius und Albus gegenüber hatte er es nie angesprochen. Zum einen, weil Scorpius sein Freund war und er ihn damals hatte nicht verletzten wollen und zum anderen, weil Albus ihn dann als vollkommenden Arsch abstempeln würde. Wenn es eines war, was Fred in Hogwarts gelernt hatte, dann war es zu schweigen. Besonders über Dinge, die hinterher etwas Wichtiges wie Freundschaft und Vertrauen zerstörten. Die Tür zum SV-Raum glitt leise auf und er hob verwirrt den Kopf. Überrascht blieb Fred wo er war, als er ein Mädchen mit langen, dunkelbraunen Haaren in den großen Raum schleichen sah. Sie trug einen dunkelgrünen Mantel und dicke graue Pantoffeln in Form von Eulen. Unter ihrem Mantel konnte er einen Blick auf einen hellgrünen Pyjama erhaschen und musste Grinsen, als sie zielsicher auf das Unterlagenregal zu ging. „Suchst du etwas bestimmtes, Ceres?“ Die Veela fuhr erschrocken herum und ließ augenblicklich ein paar Mappen fallen. Ihr schönes Gesicht entspannte sich bei seinem Anblick wieder und ihre hellbraunen Augen, die je nach Stimmung ihren Farbton änderten, huschten über seine Gestalt. „Merlin, Fred! Musst du tote Geister wecken? Es war schon ein Nervenkampf, nicht Peeves über den Weg zu laufen.“ Schwungvoll ließ sie die Mappen wieder ins Regal fliegen und er ließ die Beine vom Fensterbrett baumeln. „Darf ich erfahren, was du suchst?“ Sie biss sich leicht auf die Unterlippe und gestand schließlich: „Ich bin für die magischen Schlittschuhe auf der Adventparty zuständig. Leider habe ich den Zettel mit den Bestellschein verlegt und wollte gucken, ob du noch eine Kopie hast.“ Fred neigte den Kopf schief und rutschte schließlich von der Fensterbank. Gelassen trat er neben sie und griff zwei Regale höher. „Hättest du nicht einfach bei Tag fragen können, als neugierig durch die Akten zu schnüffeln?“ Empört darüber, dass er glaubte, sie hatte vor, zu schnüffeln, verzog Ceres das Gesicht und boxte ihn in die Seite. „Entschuldige bitte, dass es mir unangenehm war, zu zugeben, dass ich schlampig mit wichtigen Dingen umgehe.“ Fred reichte ihr die Kopie und bemerkte, dass sie sie nicht sofort annahm. Ihr Blick glitt über seinen Schreibtisch, der auf beiden Seiten mit Akten beladen war. „Musst du das alles noch abarbeiten?“, erkundigte sich die beste Freundin seiner Schwester und er verneinte. „Dome hat mir das meiste abgenommen. Ebenso wie Clarks.“ Ceres konnte ein Kichern nicht unterdrücken und gestand: „Ich weiß, sie hat sich bereits bei mir darüber beschwert, dass sie keine Extrawurst mehr bekommt. Lorcan ist der Meinung, dass du ihrer überdrüssig geworden bist.“ Fred antwortete nicht, sondern lehnte sich gegen das Regal, erst als Ceres dreist fragte: „Stimmt das?“, wandte er sich ihr wieder zu. Unwirsch zuckte er mit den Schultern. „Nein, Clarks ist eine tolle Hexe, hübsch, unterhaltsam, aber sie verdient etwas Besseres. Einen Kerl, der ihr die Welt zu Füßen legt und so etwas würde mir im Traum nicht einfallen.“ Die Slytherin faltete den Zettel zusammen und das sanfte Lächeln wurde eine Spur breiter. „Stimmt, so bist du nicht. Vielleicht solltest du ein Gentleman werden?“ Er winkte lasch ab. „Eins nach dem anderen. Erst werde ich verantwortungsbewusst, dann gerecht und irgendwann können wir über die Form von Zauberer reden, die ich werden soll.“ Ceres strich sich das lange braune Haar über die Schulter und bemerkte, dass er sie nicht ansah, während er sprach. Sie schluckte hart. „Hört sich fast nach Minister Kingsley an.“ Statt auf ihre Aussage einzugehen, fragte Fred direkt: „Wie läuft es mit Scorpius?“ Die Heiterkeit aus Ceres Gesicht verschwand und sie seufzte müde. „Wie man es nimmt. Er gafft Weasley hinterher und scheint, nochmal alle Register ziehen zu wollen.“ Es hatte die Veela nie überrascht, dass Fred von der Verlobung wusste, schließlich war er einer von Scorpius besten Freunden und wie auch sie hatte er Vertraute. Auch wenn sich das bei ihr lediglich auf Roxanne beschränkte. „Ich kann es ihm nicht verübeln, schließlich bietet ihm Weasley genau das, was gut für ihn ist.“ „Langweilt er sich mit dir?“ Fred hob den Kopf und ihre Blicke kreuzten sich. Statt sich provozieren zu lassen, atmete Ceres tief durch. „Das zwischen Weasley und ihm wird eine einmalige Sache werden“, stellte sie klar und setzte hinzu: „So wie mit uns.“ Die Miene des Schulsprechers war unbewegt und sie ließ den Zettel in den Morgenmantel gleiten. „Keine Sorge, Ceres. Ich hatte nicht vor, irgendwem gegenüber den Mund aufzumachen.“ „Gut, ich nämlich auch nicht.“ Fred ließ sich zu einem höhnenden Grinsen herab, ehe er wieder zur Fensterbank schritt und sich darauf nieder ließ. „Weshalb schlägst du hier Wurzeln? Verschwinde wieder in den Gemeinschaftsraum und genieß den Sonntag.“ Er sah deutlich, wie ungehalten sie darüber war, dass er sie zu Recht wies. Während er sich wieder gegen den hohen Fensterbogen lehnte, sah er aus dem Augenwinkel, wie Ceres an der Tür noch einmal kurz innehielt und schließlich auf den Gang verschwand. Er musste sich unbedingt bei Dominique für das unverschämte und ungerechte Verhalten entschuldigen. --- Müde und mit schweren Knochen, öffnete Roxanne Weasley die Augen und stöhnte leise. Sie war am Vorabend mit Frank auf der Mitternachtsparty gewesen und hatte sich mit ihren Freundinnen die Füße wundgetanzt. Jedoch sagten die Kopfschmerzen ihr, dass sie weit mehr als nur getanzt hatte. Vorsichtig sah sie sich um Raum um, zu verwirrend waren die Poster an der Wand und die Richtung der offenen Fenster. Sie war nicht in ihrem eigenen Zimmer und erst als sie die Wand voller Bücher sah, begriff sie, dass sie bei Frank im Bett lag. Verwirrt darüber, drehte sich die Weasley auf die andere Seite und sah, wie der Hufflepuff in ein Buch vertieft war. Er trug Jogginghose, ein braunes Shirt und seine Haare standen wirr vom Kopf. Seine Brille lag auf dem Nachtisch und zum ersten Mal sah Roxanne sein blankes Gesicht. Ein dumpfes Gefühl machte sich in ihrem Magen breit, denn sie erinnerte sich, was am Abend vorgefallen war. Gut gelaunt waren sie zu zweit aufgebrochen und hatten die gute Musik und den schmackhaften Alkohol genossen. Während sie zusammen mit Melody Parkinson und Ellenore Clarks ein wenig die Hüfte geschwungen hatte, war Frank im Kreis der Zocker aufgenommen worden. Zusammen mit einem Teil der anderen Jungen, hatte er Snape explodiert gespielt und mehrere Runden gewonnen. Alles in einem, war es ein ruhiger Abend gewesen. Zumindest bis sie weit nach zwei Uhr von der Toilette wieder gekommen war und Frank gesucht hatte. Zu ihrer Überraschung, aber auch zu ihrem Entsetzen, hatte sie ihn nicht alleine angetroffen. Gelassen hatte der Hufflepuff auf der langen Couch gesessen und sich mit jemand äußerst angeregt unterhalten. Ja, Roxanne würde es schon fast als flirten bezeichnen. Dass Frank flirtete, war ihr eigentlich egal, doch die Tatsache, wie er es machte, hatte ihr den Boden unter den Füßen weggezogen. Catherine war eine hübsche Gryffindor, ein Jahr unter ihnen. Vertraulich hatte ihr blonder Kopf in seinem Schoß gelegen. Äußerst amüsiert waren sie in ein Gespräch vertieft gewesen und dabei hatte Frank mit einer Hand immer wieder durch ihr Haar gestrichen, während seine andere sein Butterbier hielt. Als Catherine nach seiner Hand gegriffen und in ihre genommen hatte, war Roxanne aus irgendeinem nicht erklärbaren Grund übel geworden. Die beiden hatte ein solch vertrauliches und zugleich romantisches Bild geboten, dass sie nicht weiter zusehen konnte. Erst als Lorcan hinter sie getreten war und ihr anbot, ein wenig Luft zu schnappen, war die Taubheit aus ihrem Körper verschwunden. Auf dem Balkon hatte sie bereitwillig zum Alkohol gegriffen, um das Bild aus ihrem Kopf zu verbannen. Warum, zum Gnom, störte es sie, dass Frank Spaß mit einer anderen Hexe hatte? Genau das war es doch, wozu sie ihm hatte verhelfen wollen. Dass er locker und ungezwungener wurde. „Guten Morgen.“ Erschrocken löste sie sich aus ihrer Starre und begriff, dass sie ihn unablässig angesehen hatte. Frank schenkte ihr ein freundliches Lächeln und reichte ihr ein Glas, worin sich eine Tablette auflöste. „Ich schätze, dass wird dir helfen.“ Dankend nahm Roxanne es an und richtete sich auf. „Scamander hat sich mal wieder absolut unmöglich benommen“, murmelte der Streber und sie lehnte sich gegen die Wand. „Wieso?“ Frank verzog die Miene und sie begriff, dass er nicht besonders gut auf Lorcan zu sprechen war. „Erst hat er dich abgefüllt und dann wollte er mit dir verschwinden um – na, du weißt schon.“ Oh ja, Roxanne verstand zu gut. Nachdem sie ihn seit Monaten nicht mehr rangelassen hatte, schien er dies als Chance gesehen zu haben, sich ein bisschen Spaß zu holen. „Wieso bin ich hier?“ „Weil ich das Passwort für Slytherin nicht kenne und Lysander ebenfalls nicht“, informierte Frank und ließ das Buch sinken. Dann griff er zu seiner Brille, doch bevor er sie sich aufsetzten konnte, hatte Roxanne das Gestell ebenfalls bereits erfasst. Verwundert sah er sie an und sie sprach schnell: „Es ist ungewohnt, dich ohne zu sehen.“ Hitze stieg in ihr auf und sie hoffte, dass sie nicht rot wurde. „Dein Gesicht sieht ohne irgendwie männlicher aus.“ Merlin, was erzählte sie für einen Mist? Ohne sah er nicht nur männlicher, sondern ausgesprochen hübsch aus. Seine markanten Gesichtszüge hatten etwas Gleichmäßiges und irgendwie etwas nicht zu Verleugnendes, Attraktives. Frank grinste breit und ihr Herz machte einen dämlichen Hüpfer, den es noch nie gemacht hatte. „Das hat Catherine auch gesagt. Sie meinte, ich sollte meine Augen bei einem Heiler ändern lassen, sodass ich die Brille nicht mehr brauche.“ Roxanne schluckte hart, als sie den Namen der Gryffindor vernahm. „Ihr versteht euch gut, nicht?“ Zu ihrer Überraschung zuckte Frank nur mit den Schultern. „Sie ist ganz nett, hat aber gestern wohl auch zu tief ins Glas geguckt.“ Die Weasley sah ihn gespannt an. „Wie bitte?“ „Na ja“, begann der Professoren-Sohn. „Partys dieser Art sind oberflächlich, alles, was dort geschieht, hat meist am Morgen keine Bedeutung mehr. Weißt du noch, bei der Party, als Slytherin gegen Ravenclaw gewonnen hat? Da war Parkinson auch sehr beschäftigt mit Jordan gewesen, doch am nächsten Tag haben sie sich nicht einmal mit den Allerwertesten angesehen. Auf so etwas darf man eben nicht viel geben.“ Roxanne konnte ihre Verblüffung nicht verbergen. Zum einen war sie wirklich geplättet über seine Aussage, zum anderen vertrat Frank mal wieder eine Auffassung, die ihr gänzlich fremd war. Doch er hatte recht. Flirts, Küsse und andere Zärtlichkeiten, die auf solch einer Party ausgetauscht wurden, waren am Morgen meist tatsächlich vergessen. Überhaupt war Rose die einzige, die sie kannte, die aus einem Kuss mehr gemacht hatte. Vielleicht lag es aber auch daran, dass Scorpius und sie auch ohne Alkohol eine gewisse Anziehung für den anderen empfanden. „Danke übrigens, dass du mich nicht hast auf der Party liegen lassen“, murmelte sie und Frank grinste erneut breit. „Bedank dich lieber bei Ceres, wäre sie nicht gekommen, hätten Nott und Scamander Eulenscheiße aus mir gemacht. Merlin, die Jungs in Slytherin sind wirklich gewaltbereit, wenn es um Hexen geht.“ Er schüttelte den Kopf und Roxanne fragte: „Ceres?“ „Ja“, erklärte Frank. „Sie hat den Jungs ihren Zauberstab unter die Nase gehalten und prophezeit, dass sie jeden einzelnen den Kleinen… jah… brechen würde, wenn noch einer es wagen sollte, irgendeine unzivilisierte Regung von sich zu geben. Ich habe dich geschultert und sie hat mir befohlen, dass ich dich von der Party wegschleppen sollte. Aber anscheinend hat sie vergessen, dass ich eure Passwörter nicht kenne und zurück wollten Lysander und ich auch nicht. Wer weiß, was passiert wäre.“ „Alles in einem also ‘ne gelungene Fete, dank Ceres.“ Sie musste Lächeln und Frank sprach: „Sie ist eine tolle Freundin.“ Roxanne nickte bekräftigend. „Ja, das ist sie. Meine Beste. Sie würde nie etwas tun, was mich verletzten würde.“ Frank schwieg, schließlich fragte er: „Was macht dich so sicher?“ Die Weasley stellte das Wasserglas ab und zog die Decke bis zum Kinn. Es war das erste Mal, dass sie jemanden erzählte, was sie mit Ceres teilte. „Weil sie es mir versprochen hat und bislang hat sie mich noch nie enttäuscht.“ Sie neigte den Kopf. „Weißt du, obwohl Ceres wirklich sehr hübsch ist und jeden Jungen hätte haben können, sucht sie sich ihre festen Freunde mit Bedacht aus und haben wir Interesse an denselben, tritt sie jedes Mal freiwillig zurück und lässt mir den Vorzug.“ Sie seufzte. „Wobei ich das unnötig finde, schließlich soll sie nicht wegen mir auf etwas verzichten, was sie wirklich will. Das Einzige, was sie mir je hat versprechen müssen, war, dass sie sich niemals an meinen Freund ranmacht, der mir dann wirklich wichtig ist, oder an Fred.“ „Hat sie ihr Wort gehalten?“ „Aber sicher. Zumindest hält sie sich von Fred fern, denn so einen Mann, der es wert ist, die eigene Freundin zu warnen, hatte ich noch nie. Und was meinen Bruder angeht…“, Roxanne lächelte. „… weder er noch sie scheint Interesse an den jeweiligen anderen zu haben.“ Frank staunte, schließlich empfand er Viscount selbst ebenfalls als überaus schön und begehrenswert. Er konnte selbst nicht einschätzen, ob er ihr gegenüber abgeneigt wäre, wenn sie Interesse verkünden würde. Fred besaß seine Hochachtung, dass er es scheinbar mühelos schaffte, die Anziehungskraft zu ignorieren. „Wie spät ist es?“, erkundigte sich Roxanne und wollte schwankend aus dem Bett klettern; Frank half ihr. „Zwölf Uhr oder so.“ „Dann wird es Zeit, dass ich Dusche und in einer Stunde zum Mittagessen gehe.“ Sie griff zu ihren Stiefeln und Frank reichte ihr einen großen Pullover. „Es ist kalt auf den Gängen und du hast keinen Umhang dabei.“ Roxanne nahm den Pullover an und eine seltsame Wärme breitete sich in ihrem Magen aus. Es war für sie das erste Mal, dass sie erlebte, wie sich ein Mann nach ihrem Wohlergehen erkundigte. Schnell zog sie ihn über und atmete den vertrauten Geruch des Hufflepuffs ein. Den Bruchteil einer Sekunde fragte sie sich, wie sie den Geruch definieren sollte, als Frank sprach: „Und solltest du Scamander sehen-!“, er wedelte mit der Hand, als würde er wen verfluchen. „-zeig, was eine Longbottom-Schülerin ist.“ Unweigerlich musste sie lachen und stolperte zur Tür. „Danke nochmal. Wir sehen uns wohl zum Essen.“ Er nickte. „Und morgen Abend zur Nachhilfe. Dann kann ich dir auch sagen, ob wir ins Museum kommen, oder nicht.“ Sie verschwand und Frank verzog das Gesicht, als sie leise die Tür hinter sich schloss. Müde ließ er sich auf seinem Bett nieder und Wut stieg in ihm auf, als er daran dachte, was Scamander mit ihr vorgehabt hatte. Für ihn schien es unvorstellbar, dass es Jungen gab, die eine Hexe abfüllten, um sie dann seelenruhig besteigen zu können. Widerwärtig. In seinen Augen sollte sich Roxanne so schnell wie möglich jemanden zulegen, der auf sie aufpasste und es ernst mit ihr meinte. Jemand, der ihren schwarzen Humor verstand, nicht nur auf ihr Äußeres achtete und ihre Interessen akzeptierte. Vielleicht sollte er es sie bei der nächsten Gelegenheit wissen lassen. --- Zum Abendessen war die große Halle gut besucht und Dominique ließ den Blick schweifen. Rose holte das verpatzte Quidditchtraining nach und Roxanne quatschte am Slytherintisch heiter mit Ceres. Die Vertrauensschülerin seufzte und besah sich Alice, die ihr gegenüber saß und in einem Buch blätterte. Sie schien mal wieder in alten Runen ordentlich vorzuarbeiten. Dominique wusste, dass man die Longbottom in solch einen Moment besser nicht störte und sah weiter durch die Halle. Sie stütze das Kinn auf der Handfläche und beschäftigte sich weiter mit ihren eigenen Gedanken. Zum einen hatte sie Matt gestanden, dass sie Fred geküsst hatte. Statt gekränkt und verletzt zu sein, hatte er ihr ruhig zugehört und sie direkt gefragt, warum sie es ihm erzählte. Dominique war ehrlich gewesen. Sie hatte nicht gewollt, dass etwas zwischen ihnen stand, da sie ihn wirklich mochte und dabei war, ihn näher kennenzulernen. Gleichzeitig war sie unsicher und es hatte sie erleichtert, dass es ihm ähnlich ging. Matt empfand ebenfalls etwas für sie, doch auch er konnte es nicht in Worte fassen und sie hatten beide beschlossen, dass sie es langsam angehen lassen würden, um herauszufinden, wie sich das Gefühl definierte, dass sie einander teilten. Die Weasley hatte sich schon oft gefragt, ob es sich um Liebe handelte, doch das Wort Liebe hatte eine starke Bedeutung für sie und dafür war das Verhältnis zu Matt zu frisch. Doch andererseits gingen ihre Gefühle für ihn über Freundschaft und Sympathie hinaus. Es war verwirrend. Sie schob diesen Gedanken beiseite und ihre Augen erfassten Fred. Er saß neben Scorpius und schien lustlos in seinem Auflauf herumzustochern. Dominique runzelte die Stirn. Sie hatte sich seit der sechsten Klasse gefragt, warum er sich so schlagartig verändert hatte und war zu dem Entschluss gekommen, dass es einen Auslöser gegeben haben musste. Die gesamte letzte Woche hatte sie damit zugebracht, sich daran zu erinnern, ob irgendetwas vorgefallen war. Sie hatte Rose mit Fragen genervt, Roxanne ebenfalls und hatte schließlich Albus im Korridor gestellt und verhört. Doch keiner schien irgendetwas zu wissen. Am Ende war sie wachsamer geworden, denn ihre Neugier war geweckt. Sie hatte Fred während der Sitzungen beobachtet, im Korridor und wenn er mit seinen Freunden zusammen war, doch er schien wie immer. Heiter, witzig und er selbst. Dominique hatte begriffen, dass er zu Jungen dasselbe Verhältnis hatte, wie seit der ersten Klasse. Sie alle mochten ihn als Kumpel, denn er teilte viele Interessen mit ihnen. Quidditch, die Neugier für neue Scherzartikel und den Ärger über das weibliche Geschlecht. Und letzteres hatte sie schließlich stutzen lassen. Das weibliche Geschlecht musste in ihren Augen der Auslöser für seine Veränderung gewesen sein, irgendeine Hexe hatte etwas getan, was ihn gewandelt hatte, denn er war nicht immer der Mistkerl gewesen, den er jetzt verkörperte. Die Veela schluckte hart und formte die Augen zu Schlitzen, als sie sah, dass er seinen Kopf hob und zu jemand rüber sah. Sie folgte seinem Blick und reckte den Hals; erst Alice riss sie aus ihrer indirekten Spionage. „Okay!“, laut schlug die Longbottom ihr Buch zu und trank ihren Kakao in einem Zug leer. „Ich muss los, Al gibt mir wieder Tanzunterricht.“ Sie grinste breit und Dominique musste lachen. „Und, kriegt er dich noch fit bis zur Adventsparty?“ „Schätze schon. Zumindest kann ich jetzt zwei Schritte zurück und zwei Schritte vorgehen, ohne ihm auf den Fuß zu treten.“ Sie lächelte und packte ihre Sachen zusammen. „Viel Spaß“, wünschte Dominique und Alice eilte aus der großen Halle. Gut gelaunt huschte sie die große Treppe hoch, direkt zu den Klassenzimmern. Es war Sonntagabend und bislang hatten sie bereits zwei Mal ein Treffen gehabt, in denen Albus sich abmühte, ihr das Tanzen beizubringen. Manchmal fragte sie sich, weshalb er so viel Geduld mit ihr hatte, oder warum er plötzlich wieder Kontakt zuließ. Schließlich hatten sie die letzten Jahre lediglich durch Rose etwas miteinander zu tun gehabt. Etwas, was Alice sehr schade gefunden hatte. Sie hatten sich beide unterschiedlich weiterentwickelt und einen jeweils anderen Freundeskreis gehabt. Gut gelaunt und summend blieb sie schließlich vor dem Verwandlungszimmer stehen. Überrascht hörte sie Stimmen und runzelte die Stirn. Vorsichtig linste Alice ins Klassenzimmer und erkannte Lorcan, Melody und Edmund Nott. Albus selbst saß auf einem Tisch und neigte leicht den Kopf. „Du hast Schiss“, ließ Lorcan verlauten und Edmund stimmte zu: „Weil du es eh nicht schaffen wirst.“ „Ich brauche das nicht zu schaffen, denn das ist bereits eingetreten“, höhnte Albus und grinste breit; es war jenes Grinsen, das Alice hasste. Es war durchtränkt von Arroganz, Überheblichkeit und Kälte. Sie schluckte hart, denn diese Gesichtsregung erinnerte sie immer wieder daran, dass Albus ein Slytherin in voller Größe war. „Beweis es!“, verlangte Lorcan selbstsicher und der Potter rutschte vom Tisch. „Das werde ich. Und jetzt verschwindet, ich erwarte jemanden.“ Melody warf ihr langes Haar über die Schulter und schritt zur Tür. „Natürlich, schließlich willst du die kleine Professoren-Tochter nicht warten lassen.“ Sie zwinkerte, etwas, was Alice nicht verstand. Mutiger als sie sich fühlte, straffte sie die Schultern und sprach: „Ich würde 1 Meter 70 nicht klein nennen.“ Überrascht von ihrer Aussage, hob Albus beide Brauen und konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Doch dieses Mal war es eine Regung, die sie aus der Kindheit kannte. Verblüffung, Heiterkeit vereinten sich. Kurz warf Lorcan seinen Klassenkameraden einen knappen Blick zu, dann verschwanden die drei Slytherins. Erst als die Tür sich hinter ihnen schloss, wagte Alice zu fragen: „Was wollten die?“ „Nichts Besonderes.“ Der Potter zuckte mit den Achseln. „Schön, dass du pünktlich bist; und bereit für den Damensolo?“ Die gespielte Fröhlichkeit entging ihr nicht und als Alice zusah, wie er nach der richtigen Musik suchte und am alten Plattenspieler herumexperimentierte, ahnte sie, dass es sehr wohl etwas Besonderes war. Albus schien nicht ganz anwesend, denn der seltsam angespannte Ausdruck in seinen Augen verriet ihn. Doch sie fragte nicht noch einmal, schließlich war Albus nicht der Typ für ein Verhör. Am Ende würde sie genauso schlau sein, wie am Anfang. Alice legte die Hand auf seine Schulter und hörte kurz die Stimmen von Roxanne und Dominique, wie sie am Klassenraum vorbeigingen und schwatzen. Dann setzte die Musik ein und sie schloss die Augen, um sich führen zu lassen. Heiter quatschte Roxanne auf die blonde Hufflepuff ein. „Wir gehen tatsächlich ins Museum!“, freute sie sich. „Es wundert mich, dass Frank diesen Ausflug tatsächlich genehmigt bekommen hat, zumal wir noch mitten in der Woche los wollen.“ Dominique verzog die blassen Lippen zu einem schmalen Lächeln. „Das ist kein Ding für den gewesen, glaub man. Schließlich ist allseits bekannt, dass Goni einen Narren an Franky gefressen hat. Sie bewilligt ihn nahezu alles!“ Die dunkelhäutige Weasley wollte gerade etwas sagen, als sie beide sahen, wie Matt aus einem leeren Klassenzimmer kam und stutzte, als er sie antraf. Dann zogen sich seine Mundwinkel nach oben und er kam in schnellen Schritten auf sie zu. Roxanne konnte ihre Überraschung nicht verbergen, als sie sah, dass er Dominique einen Kuss auf die Wange drückte und knapp durch ihr Haar strich. Die Vorsicht, mit der die beiden miteinander umgingen, fand sie zum Belächeln, doch gleichzeitig auch irgendwie süß. „Na ich sehe schon, das war mein Zeichen.“ „Was für ein Zeichen?“, fragte Dominique verwirrt und ihre Wangen brannten vor Röte, als Matt vertraulich einen Arm um ihre Hüfte legte. Roxanne rollte mit den Augen und bog nach rechts ab: „Das Zeichen, dass ich verduften soll.“, dann zwinkerte sie und Matt lachte verstehend. Während sich die eine Weasley auf den Weg zur Bücherei machte, sah die in seinen Armen ihn hilflos an. Matt zog sie näher zu sich und seine grünen Augen strahlten vergnügt. „Sie glaubt, dass wir alleine sein wollen und hat sich deshalb aus dem Staub gemacht.“ „Ach so. Was machst du hier?“ Er hob seine Hand und zeigte ihr somit ein Buch. „Ich hab`s heute Mittag unter dem Tisch liegen gelassen und wollte meine Hausaufgaben fertig machen, nur geht’s ohne schlecht. Und wo willst du hin?“ „SV-Raum“, murmelte sie. „Ich will eine Liste abgeben und Fred ein wenig aushorchen.“ „Weil er sich ab der fünften Klasse so verändert hat?“, warf Matt ein und Dominique kam nicht drum herum, ihn überrascht anzusehen. Noch bevor sie fragen konnte, lachte der Quidditchkapitän heiser auf und sah über ihren Kopf hinweg. „Fred und ich waren bis zum letzten Jahr flüchtige Bekannte, haben die eine oder andere Fete zusammen gefeiert. Er war mir sympathisch und es kam schon mal vor, dass wir uns wegen Quidditch festquatschten. Doch dann kam er aus den Ferien und hatte plötzlich eine unglaublich schreckliche Art und Weise an sich, die Hexen in seiner Umgebung zu benutzen und sie am Ende mit Füßen zu treten.“ Matt zuckte mit den Schultern und die Heiterkeit aus seiner Stimme war verschwunden. Ernsthaftigkeit machte sich breit und Dominique begriff, dass er sich Gedanken gemacht hatte. „Auch Lysander war der Meinung, dass in den Ferien irgendetwas vorgefallen sein musste, was ihn so hat werden lassen.“ „Was vermutest du?“ „Eine Hexe“, erwiderte Matt schlicht. „ Doch weder Lysander, noch ich hatten je eine Ahnung oder einen Verdacht. Wir dachten, dass Malfoy und Potter diese Veränderung wieder geradebiegen würden.“ Dominique biss sich auf die Unterlippe, als er fortfuhr: „Aber weit gefehlt. Die beiden Flubberwürmer rennen weiterhin durch die Gegend, als hätten sie nichts bemerkt. Oder aber sie wissen etwas, was wir nicht wissen.“ Matt schloss seine laute Vermutung ab und strich erneut durch das seidige Haar seiner Freundin. Dominique hob den Kopf und erneut wurde ihr warm. Sie liebte das dichte braune Haar und die kleinen grauen Steine, die sich in seine grünen Augen schummelten, wenn er sich freute. „Na, jedenfalls sei achtsam, wenn du in den SV-Raum gehst, noch so ein Kuss und ich breche ihm alle Glieder und werfe ihn aus dem Fenster und glaub mir Dominique, ich könnte in Versuchung kommen, dich glatt hinterher zu werfen.“ Sie knuffte ihn in die Seite, verstand aber die stumme Warnung nur zu gut. „Ich werde schon aufpassen. Wartest du bis nachher im Gemeinschaftsraum auf mich?“ Matt ließ sie los und lachte bitter. „So schwer, wie der Aufsatz ist, werde ich bis Mitternacht daran sitzen, also lass dir Zeit.“ Sie strich über seine Wange und schenkte ihm ein mitleidiges Lächeln. „Je eher du anfängst, umso eher bist du fertig“, ließ sie ihn wissen und löste sich von ihm. Sie setzte gerade den Weg zum SV-Raum fort, als Matt rief: „Hey Dominique, eins noch!“ Sie drehte sich um und sah, wie er blind langsam drei Schritte rückwärtsging. Sein überaus breites Grinsen schmückte seine Lippen. „Gehst du mit mir zur Adventparty?“ Verwirrt darüber, dass er sie fragte, antwortete sie: „Natürlich, was hast du denn gedacht?“ „Der Etikette nach, ich wollte höflich gefragt haben und mir hinterher von Rose nicht vorwerfen lassen, dass ich hexendiskriminierend bin.“ Die blonde Veela musste laut lachen. „Alles klar, bis später.“ Sie schüttelte noch über so viel Unsinnigkeit den Kopf, als sie bereits nach links abgebogen war und am Ende des Korridors den SV-Raum erreichte. Leise öffnete sie die Tür und bemerkte, dass ihr Cousin sehr wohl da war. Sie hatte also richtig vermutet, dass er nach dem Abendessen noch einiges erledigen wollte. Fred räumte gerade einige Akten zurück ins Regal, um seinen Schreibtisch zu erleichtern. Er schien nicht überrascht darüber, dass Dominique ihn aufsuchte und sprach: „Abend, setzt dich, wir haben was zu klären.“ Er wies mit den Daumen zu seinem Schreibtisch und sie blinzelte über seinen geschäftlichen Tonfall. „So? Hört sich ja nicht gut an“, gab sie kund und er grinste schwach. „Ist es aber.“ Erst als er sich ihr gegenüber niedergelassen hatte und Dominique ihn gespannt ansah, holte er tief Luft. „Hör mal… dass letzte Woche, also der Kuss. Das war geschmacklos von mir, entschuldige bitte.“ Vollkommen vom Besen geworfen, starrte sie ihn an. „Wie bitte?“ „Ich werde das nicht widerholen!“, stellte er sofort klar und lehnte sich zurück. „Weder die Aussage, noch diesen dämlichen Kuss. Du hättest ihn von Bowler kriegen sollen und nicht von mir.“ Sie schwieg, noch immer unfähig zu begreifen, dass sich Fred Weasley, ihr persönlicher Tyrann sich gerade bei ihr entschuldigt hatte. Eine ganze Weile hielt die Stille zwischen ihnen, bis er sie durchbrach. „Ich hoffe, du bist nicht sofort zu ihm gerannt und hast-!“ „Ich habe es ihm natürlich erzählt!“, empörte sie sich und verkörperte erneut die ehrliche Hufflepuff. „Und er war bereit, dich nicht in Stücke zu reißen und aus dem Fenster zu werfen“, setzte sie hinzu, als sie sein entgleistes Gesicht sah. Seufzend lehnte sie sich ebenfalls zurück. „Aber sollte so etwas nochmal vorkommen, wird er es tun und mich hinterherwerfen.“ „Passt mir gut in den Kram“, gestand Fred nickend und entlockte ihr ein Lächeln. „Mir ebenfalls und ich werde dir… na ja, nennen wir es den Ausrutscher, trotzdem noch helfen, schließlich landet diese Adventfete ohne mich mit einem Bauchklatscher auf dem Wasser.“ Fred brauchte gar nicht erst zu zustimmen, denn sie wusste auch so, dass er tatsächlich ohne sie keinerlei Überblick haben würde. Ganz egal, wie sehr er sich jetzt, knapp drei Wochen vor der Party, noch anstrengen würde. „Aber das wird dich wieder etwas kosten.“ Fred stöhnte, langsam würde das Preis- und Leistungsverhältnis wirklich teuer. „Was ist es dieses Mal? Soll ich Bowler bessere Quidditchzeiten geben? Alice weniger Nachhilfeschüler?“ „Nichts davon“, murmelte Dominique und beugte sich wieder vor. Fred wurde augenblicklich wachsamer und musterte ihr besorgtes, aber auch wissendes Gesicht. „Ich möchte, dass du mir verrätst, wie und welche Hexe, dich dazu gebracht hat, solch ein Mistkerl zu werden, den du jetzt vorgibst zu sein.“ Just in diesen Augenblick bekam die Visage des Mistkerls den ersten brutalen Riss. Der Riss war groß und Dominique konnte anhand des Gesichtsausdrucks ihres Cousins sehen, dass der Schein, wie ein Kartenhaus ineinander fiel. Mit ruhiger Stimme erklärte sie ihm, was sie beobachtet hatte. Dass er zu seinen Kumpels war wie immer, aber mit Hexen umging, wie mit Dreck. Scheinbar war Scorpius und Albus dieser radikale Wandel verborgen geblieben, oder sie hatten ihn nicht angesprochen – auch diese Vermutung brachte Dominique zu Wort und konnte an dem Zucken seiner rechten Gesichtshälfte erkennen, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. „Das ist doch Unsinn!“, versuchte sich Fred mit kalter Stimme aus der Affäre zu ziehen. „Welche Hexe käme bitte dafür in Frage.“ Er stand auf und sie sah, dass er seine geliebten Zigaretten aus der Hosentasche zog und ein Fenster öffnete, um zu rauchen. „Genau das habe ich mich auch gefragt.“ Dominique ließ die Spur, die sie verfolgte, nicht los. „Aber eins ist mir klar geworden, sie muss dich wirklich arg verletzt haben und etwas ziemlich Besonderes sein, dass du wegen ihr so am Rad drehst. Mittlerweile glaube ich sogar, dass du noch nicht mal mit Absicht so gaga geworden bist.“ „Zu gütig, Dome“, ließ er verlauten, als er die Beschreibung gaga vernommen hatte. Für ihn war somit das Thema abgeschlossen, doch für seine Cousine dagegen, hatte das Verhör gerade erst begonnen. Sie drehte sich im Sessel und sah dem Rothaarigen dabei zu, wie er sich auf der Fensterbank niederließ und scheinbar gleichgültig der Kälte trotze. „Sie muss jemand sein, der Charakterstärke besitzt und ein nicht greifbares Wesen.“ „Wie kommst du drauf?“ Erfreut darüber, dass er zumindest einen kleinen Teil zum Gespräch beitrug, schlug sie die Beine übereinander und neigte leicht den Kopf. Dominique war sich sicher, das Geheimnis um die unbekannte Hexe würde sie lösen. Vielleicht nicht heute und vielleicht auch nicht morgen, aber irgendwann gewiss. „Dir gelingt es spielend leicht, jegliche Art Hexe mit deinen falschen Charme gefügig zu machen, aber bei der einen scheint es nicht zu funktionieren.“ Die Veela beobachtete, wie ihr Cousin den Blick aus dem Fenster warf. Seine Miene wirkte ruhig, doch sie entdeckte Anspannung und – ihr Herz machte einen Aussetzer – ungewohnten Kummer. „Oder aber…“, nahm sie den Faden wieder auf. „… sie hat mit dir gespielt und eine Art Selbstschutz ausgelöst.“ Fred hob eine Augenbraue und zog an der Zigarette. Tief atmete er das Nikotin ein. „Hast du so viel Langeweile, dass du dich jetzt schon an Muggel-Literatur vergreifst, die auf Psychoanalyse aufbaut? Was ist aus Goethe, Dürrenmatt und Schiller geworden?“ „Lenk nicht ab!“, empörte sie sich, peinlich berührt darüber, dass Fred tatsächlich bemerkt hatte, dass sie einen Weg gefunden hatte, ihre Abendliche Langeweile mit solch etwas Primitiven auszuschalten. „Wenn du mehr zu tun haben willst, dann kann ich dir gerne mehr Arbeit aufhalsen.“ Er grinste breit und seine Haltung entspannte sich wieder. Durch die kleine Geste, in der Fred den Kopf in den Nacken legte, machte er sie auf etwas aufmerksam. Dominique sah ihn an, den Kopf in den Nacken zu legen, besonders wenn er nachdachte, war eine typische Eigenschaft Albus`. Sie rümpfte die Nase und erinnerte sich daran, dass Scorpius Raucher gewesen war und es sich durch ekliges Kaugummi abgewöhnte. Matts Worte kamen ihr in den Sinn. »Wir dachten, dass Malfoy und Potter diese Veränderung wieder geradebiegen würden. « Wenn die beiden Slytherins je auch nur ahnten, dass ein Freund von ihnen in Schwierigkeiten steckte, so ließen sie nichts unversucht, genau dieses Hindernis zu bearbeiten. Doch statt das sich Fred nach Halloween wieder benommen hatte wie vor den Ferien, war es nur ausgeartet. Für Dominique lag deshalb ein einziger Schluss nahe. „Weder Scorpius noch Albus hast du je von der Einen erzählt.“ Die Veela schluckte, um ihren trockenen Hals zu befeuchten. „Entweder, weil sie es nie bemerkt haben, oder aber du kannst es ihnen nicht erzählen, weil…“ Sie hörte auf zu sprechen und reizte ihn unbewusst. „Weil was?“, erwiderte Fred und warf die Zigarette aus dem Fenster. „Sprich dich ruhig aus, Dome.“ Er sah, dass sie angestrengt nachdachte und fragte sich, warum er auch noch so töricht war und sie bei ihren Grübeleien unterstützte. „Die Hexe hat mit euch allen drein etwas zu tun und sie hat im Moment etwas mit Albus oder Scorpius am Laufen, denn sonst würdest du deinen beiden, besten Freunden gegenüber nicht vollkommen dichthalten.“ Fred rutschte von der Fensterbank und trat zurück an den Schreibtisch. Ein höhnisches Lächeln zitierte seine Lippen. „Tja, wer könnte das wohl sein?“ Dominique stütze das Kinn auf die Handfläche. 3 : 4 - Sie würde es herausfinden, ganz sicher. Fortsetzung folgt… Kapitel 10: Heiße Spuren & ein Pakt. ------------------------------------ . . . »Weasley!« Sie hatte einen Klatscher an den Kopf bekommen, den anderen direkt in die Magengrube. Und sie fiel… und fiel… »Fairness großgeschrieben.« Die Stimme von Robert Hamill drang wie aus weiter Ferne an ihr Ohr. »140 zu 350, Slytherin führt eisern! Ohne Torhüter ist Gryffindor aufgeschmissen.« »Little fängt den Schnatz! Und das Spiel ist aus!« Scheiße… Die Welt wurde schwarz. . . . Ihr Kopf brummte. So stark, dass sie leise stöhnte, als sie zum ersten Mal die Augen wieder öffnete. Rose roch Desinfektionsmittel, schwachen Kräutertee und vergrub das Gesicht tiefer in das seidige Lacken. Lacken, wie es sie nur im Krankenflügel gab. Die Erkenntnis, wo sie sich befand, ließ sie zum widerholten Mal stöhnen. Das Quidditchspiel war also vorbei. Bei einer eisigen Kälte war Gryffindor am Vormittag gegen Slytherin angetreten. Ihre beiden Treiber, Hugo und Georgina waren Feuer und Flamme, die drei Jäger bester Laune und Linus Little war ein Abbild des Todes gewesen. Der kleine Zweitklässler hatte Albus beim Auslauf auf das Feld angesehen, wie ein übergroßer Bergtroll. Erst als sie ihm gesagt hatte, dass er sich nicht von Größe – Albus hatte den Jungen um fast drei Köpfe überragt – beeindrucken lassen sollte und, dass es ihr egal war, ob er den Schnatz fing oder nicht, hatte er sich entspannt. Der Leitsatz, dass es bei Quidditch um Spaß ging, schien der Kleine verinnerlicht zu haben, denn er war mit einer solchen Begeisterung beim Spiel, das Rose nach über einer Stunde Kampf hatte lächeln müssen. Denn Linus hatte gute Laune verbreitet und sie wollte es ihm gerade gleich tun, als sie etwas Hartes am Kopf getroffen hatte und kurz darauf in der Magengrube. So viel zum Thema Anwesenheit im Spiel. Den Rest hatte sie nur noch unterbewusst mitbekommen. Tatsächlich hatten sie also das Spiel gegen Slytherin verloren und ihr Magen zog sich vollkommen enttäuscht von sich selbst zusammen. Die Weasley rollte sich auf die andere Seite und spürte ein großes Pflaster dicht neben ihrem linken Auge. Na wunderbar, jetzt hatte sie auch noch eine Platzwunde. Ihre Rippen taten weh und schwerfällig überwand sie sich, die Augen erneut zu öffnen. Zuerst erkannte sie, dass Madam Promfrey eine Kerze auf ihrem Nachtisch hatte stehen lassen. In sicherer Entfernung standen Süßigkeiten und ein kleiner Zettel, auf dem sie die krakelige Schrift ihres Bruders erkannte. »Nimm es uns nicht übel, aber wir gehen trotzdem feiern.« Ein Smiley und die Unterschriften ihres Teams sorgten dafür, dass sie begriff, dass keiner der sechs enttäuscht darüber zu sein schien, das sie verloren hatten. Was allerdings einzig und alleine ihre Schuld war. Rose schluckte hart und fühlte sich noch schlechter. „Magst du Lakritzpfoten?“ Rose brauchte nicht den Blick von dem Zettel zu nehmen, um zu wissen, wer gesprochen hatte. Langsam glitten ihre Augen auf den Stuhl neben dem Bett und sie war dennoch überrascht, ihn anwesend zu wissen. Scorpius Malfoy hatte die Beine auf ihre Bettkannte gelegt und sich zurückgelehnt. Sein Haar stand unordentlich ab und seine Kleidung ließ auf einen ruhigen Abend schließen, schließlich ging man in verwaschenen Pullover und Jogginghose nicht mehr feiern. „Nein“, antwortete sie mit einem Kratzen im Hals und sah, dass er eine Tüte Lakritzpfoten in den Händen hielt und genüsslich kaute. „Gut, dann kannst du Dorian Jordan trotzdem Danke sagen, denn ich liebe sie.“ Rose verdrehte nicht nur die Augen, sondern drehte auch ihren Körper auf die andere Seite. Die Decke zog sie bis zu den Ohren. Er war der Letzte, den sie jetzt sehen wollte und dies schien er auch zu wissen. Scorpius erhob sich aus seinem Stuhl und sie hoffte, er möge gehen. Doch Malfoys taten nie, was man von ihnen erwartete. Schwungvoll setzte er sich auf ihr Bett und lehnte sich zurück, sodass sein Rücken ihren berührte. Leicht neigte Scorpius den Kopf und zog an der Decke. „Komm schon, du hast keinerlei Grund, beleidigt zu sein.“ „Du hast mich vom Besen geschossen!“ „Ich habe gedacht, du würdest ausweichen!“, verteidigte er sich. „Dass Edmund ebenfalls einen Klatscher auf dich zu donnern gelassen hat, habe ich viel zu spät gesehen.“ Rose regte sich nicht, schließlich hörte sie ihn seufzten. „Hör mal, das Ding mit dem Magen war keine Absicht und als ich gesehen habe, dass du vollkommen KO Richtung Boden gefallen bist, habe ich versucht, deinen Sturz abzufangen. Sie erinnerte sich an die Erwähnung des Wortes Fairness. Trotzdem blieb sie regungslos liegen. „Wie überaus ritterlich von dir!“, sie konnte sich den Sarkasmus nicht verkneifen und hörte ihn kurz darauf hilflos lachen. „Komm schon, ich kann wirklich nichts dafür, dass du aus dem Spiel ausgeschieden bist und falls es dich tröstet, Edmund hat bis zum Ende seiner Hogwartszeit Spielverbot. Der Kopf ist nun wirklich nicht das, was man angreifen sollte und da es sich um einen Widerholungstäter handelt, hat Madam Hoch kurzerhand eine Sperrung veranlasst.“ Es tröstete sie nicht wirklich und eine Weile saßen sie schweigend beieinander. Am Ende durchbrach Scorpius die Stille. „Slytherin gewinnt das Spiel, aber Little fängt den Schnatz.“ „Hat Albus doof geguckt?“, wollte sie wissen und Scorpius grinste breit. „Aber Hallo, er ist wohl gerade dabei, deinen kleinen Sucher unter seiner Fuchtel zu nehmen, schließlich ist es das erste Mal, seit fast sechs Jahren, dass jemand anderes als er den Schnatz bei einem Spiel gegen Gryffindor gefangen hat.“ Rose konnte nicht anders, als ein bisschen zufrieden zu sein. „Na, immerhin etwas.“ Scorpius lehnte sich wieder stärker gegen sie und sprach: „Du weißt, was das Ergebnis bedeutet?“ „Das ich bis zum Ende des siebten Schuljahres deine Hausaufgaben mache“, merkte sie frustriert an und war überrascht, als er verneinte. „Unsinn. Das wäre langweilig. Ich bin zu einem besseren Entschluss gekommen.“ „Und der wäre?“ Rose drehte sich, als der Slytherin nicht sofort antwortete. Sie sah sein angespanntes Gesicht und fragte sich, ob die Äußerung des Preises so missgünstig war. „Spuck es schon aus!“ „Ich hoffe, du hast nach Weihnachten nicht allzu viel vor.“ Nun runzelte sie die Stirn und Scorpius zwang sich zu einem schmalen Lächeln. „Und ich hoffe noch mehr, dass du einen Badeanzug hast. Oder zumindest etwas Ähnliches.“ Nun hatte er ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit und Rose drehte sich in seine Richtung. „Geht es auch ein wenig ausführlicher?“ Scorpius neigte den Kopf, seine Miene war ungewohnt ernst. „Ich möchte, dass du mich für eine Woche nach Amerika begleitest, es wird warm und wir verbringen die meiste Zeit am Pool oder nachts auf irgendwelchen Feten.“ „Du willst, dass ich mit dir Urlaub mache?“, widerholte sie misstrauisch und ihre Vermutung, er habe noch nicht alles ausgesprochen, bestätigte sich. „Ja… ähm ich darf einmal im Jahr machen, was ich will und da ich in den Sommerferien mit etwas anderem beschäftigt war, hat meine Mutter mich nun wissen lassen, dass die Woche im Winter nachzuholen ist. Sprich, ich habe eine große Bude am Arsch der Welt für meine Freunde und mich.“ Bei den Wort ‚Freunde‘, hob Rose eine Augenbraue und Scorpius erklärte: „Sie sind zum größten Teil aus anderen Zauberschulen. Wir haben uns mal im Camp kennengelernt und seit wir zu alt für das Ding sind, treffen wir uns in den Ferien, um einen draufzumachen.“ – „Was aber immer noch nicht erklärt, weshalb ich dabei sein soll.“ Der Malfoy schwieg kurz und sie sah an seinem angestrengten Gesichtsausdruck, dass er nach den richtigen Worten suchte. „Na ja… ein paar von den anwesenden Weibern vermiesen mir solche Treffen immer, indem sie mich anmachen und dieses Mal wollte ich eigentlich die Woche in vollkommener Ruhe genießen, weshalb du also meine Freundin sein wirst.“ Das Wort anmachen, sprach er mäßig begeistert aus und verzog das Gesicht. Rose lachte trocken. „Für so etwas hast du Viscount, Roxanne oder Melody. Vor allem erste war doch immer das, was du an deiner Seite präsentieren kannst.“ Statt auf ihre Gegenwehr einzugehen, sah Scorpius sie missmutig an. „Hey, ich habe eine Wette gewonnen, also darf ich den Einsatz bestimmen und außerdem - du hättest deutlich schlechter wegkommen können. Urlaub würde ich nicht gerade als Knechtschaft bezeichnen.“ Die Weasley murmelte etwas vor sich hin und setzte sich schließlich aufrecht. Ihr Kopf pochte, doch sie ignorierte es. „Scorpius, wie definierst du deine-Freundin-spielen?“ Er zuckte unwirsch mit den Schultern. „So, wie ich es sage. Du wirst ‘nen Bussi auf die Wange kriegen, hin und wieder auf meinem Schoß sitzen und irgendwelche Kosenamen verwenden.“ Sie musste lachen und bereute es augenblicklich, als sich ihre Bauchmuskeln bemerkbar machten. „Na, von mir aus. Wann geht es los?“ Die Frage schien ihm Zuspruch genug. „Am 26. Dezember. Du flohst zum Blaker Suite 666.“ --- „Alice!“ Die ernste und leicht verstimmte Stimme Dominiques ließ die Professoren-Tochter innehalten. Sie war gerade dabei, ein paar von Rose‘ Sachen in den Krankenflügel zu bringen, als ihr die Vertrauensschülerin auf den Gängen begegnete. Halb Hogwarts war dabei, das spannende Quidditchspiel zu feiern und die Brünette würde sich noch nicht einmal wundern, wenn Linus Little bald Hexen wie eine Traube um sich scheren würde. Doch wie sie Rose kannte, würde sie ihren kleinen Sucher entweder vor weiblichen Einfluss schützen, oder aber ihm den Kopf waschen. „Dominique, weshalb so miesgelaunt?“, erkundigte sich Alice und schulterte die kleine Tasche mit Kosmetik und frischer Wäsche. Madam Promfrey hatte sie wissen lassen, dass ihre Freundin die nächsten drei Tage im Krankenflügel bleiben würde. „Das weißt du ganz genau! Wie kannst du es wagen, mit Albus meine Liste abzuarbeiten und hinter seinem Rücken was mit Malfoy anzufangen und dann auch noch Fred das Herz zu brechen, weil du seine Gefühle nicht erwiderst?“ Einen kurzen Augenblick lang rutschte eine feine Augenbraue in die Höhe und Alice musterte die Blondine verwirrt. „Wovon sprichst du?“ „Dann hast du also nichts mit Malfoy?“ „Wieso sollte ich?“Alice verlangsamte ihre Schritte und sah die Veela nun aufmerksam an, die sich auf die Unterlippe biss und nachdachte. „Hör mal, ich habe mit Malfoy nichts zu tun und mit Fred ebenso wenig und Albus… du weißt, dass wir früher mal so was wie Kindheitsfreunde waren.“ Der Lärm aus der großen Halle drang an das Ohr der Streberin und Dominique strich sich durch das Haar. „Gibt es irgendwen, der mit allen drei Jungs was zu tun hat?“, fragte sie auf gut Glück und ohne, dass sie ihre Vermutung aussprechen musste. Alice schien die Frage ernst zu nehmen und neigte im Gang leicht den Kopf. „Mir würde Roxanne einfallen, Lily, sie ist schließlich Albus Schwester und kennt Malfoy daher ziemlich gut und ist Freds Cousine.“ „Was ist mit Hexen außerhalb der Familie?“ „Schwierig“, gestand Alice und blieb stehen. „Gibt es irgendetwas, was ich wissen sollte?“ Die Veela tat unschuldig und schüttelte den Kopf. „Nicht direkt. Ich feile da an einer Theorie und wollte sie überprüfen, aber dazu brauche ich, wie gesagt, eine Hexe, die was mit allen drein zu tun hat.“ „Clarks“, warf Alice achtlos ein. „Sie ist Schulsprecherin und in Slytherin.” Dominique schluckte hart und hätte sich am liebsten mit der flachen Hand gegen die Stirn geschlagen. „Natürlich, wieso bin ich da nicht selbst drauf gekommen! Du bist ein Genie.“ Die Brünette errötete und lachte. „Nein, sie ist mir nur gerade so in den Sinn gekommen. Vor allem, weil du hier bist und nicht auf deinen Prinzen aufpasst.“ Verwirrt runzelte Dominique die Stirn. „Wieso sollte ich?“ – „Es wird doch wieder gefeiert und Matt ist doch ebenfalls eingeladen worden. Es war des Öfteren nicht zu übersehen, dass Clarks Gefallen an ihm findet, jetzt, da Fred sie sitzen gelassen hat.“ Desinteressiert zuckte die Veela mit den Schultern. „Ja, und? Matt steht nicht auf dunkle Haare.“ Sie grinste selbstzufrieden und Alice verstand. Mit solch einem Wissen, schien es, durchaus eifersuchtsfrei zu leben. „Manchmal wünschte ich, ich hätte auch so ein Glück in Sache Zauberer.“ Überrascht über die Aussage ließ die Weasley verlauten: „Wieso? Ich dachte, durch die Liste hast du schon einiges erlebt? Außerdem war das mit Matt nur purer Zufall. Hätte ich mich nicht verändert und ein paar Hohlköpfe auf mich aufmerksam gemacht, hätte er nie den Mumm zusammengekratzt, mich zu einem Date zu fragen.“ Alice lachte leise. Das hatte sie auch schon beobachtet. Wahrscheinlich hatte Matt der Blonden schon im letzten Schuljahr heimliche Blicke zugeworfen, doch erst, wo er in diesem Jahr Angst haben musste, dass er durch Schweigen eine Chance verpassen konnte, hatte er sich ans Herz gefasst. „Die Liste mache ich fast durchgängig mit Albus, also ist es nix mit neuen Bekanntschaften.“ „Das mit Albus überrascht mich sowieso“, gestand Dominique und sie huschten das erste Stockwerk zum Krankenflügel hoch. „Er scheint wieder er selbst zu werden, wenn er in deiner Nähe ist. Lustig, durchtrieben und irgendwie total normal, während er die Zeit davor eher arrogant und herablassend war.“ „Keine Ahnung, ich genieße es jedenfalls, dass wir wieder Zeit miteinander verbringen.“ Alice wich dem Blick der Blonden aus und erntete einen Stoß in die Seite. „Kannst du genießen definieren?“ – „Du weißt genau, wie ich das meine.“ „Also gefällt er dir und mehr.“ Die knallharte Wahrheit ließ die Professoren-Tochter stehenbleiben. „Wie meinst du das?“ Dominique grinste breit und tänzelte um sie herum. „Ich will damit sagen, dass du dabei bist, dich in meinen reizenden Cousin zu verlieben. Vielleicht solltest du es ihm sagen.“ „Niemals!“ „Dann übernehme ich das gerne“, ließ sie wissen und Alice lief augenblicklich knallrot an. „Wenn d-du das wagst, d-dann-!“ „Stotterst du mich an?“ Dominique lachte glockenhell und Alice ballte die Hände zu Fäusten. „Wo ist dein Problem? Ich meine, was kann schon groß passieren, außer, dass Albus dir sagt, dass er lieber mit dir befreundet bleiben will, anstatt eine Liebschaft zu führen?“ Sie hatte recht und doch zog sich ihr Magen unangenehm zusammen. Betreten sah sie zu Boden und dachte über die Worte nach. Auf der einen Seite wollte sie, dass sich an dem Verhältnis zu Albus nichts änderte, denn sie mochte es, wie sie miteinander umgingen. Doch manchmal, wenn sie ihn mit anderen Hexen lachen sah, oder er sie ohne einen Hintergedanken berührte, dann wollte sie mehr. Alice wollte durch sein dichtes Haar streichen, seine Lippen auf ihren spüren und-! Ihre Gedanken wurden je unterbrochen. „Ich gebe dir bis zur Adventparty Zeit, wenn du es ihm bis dahin nicht gesagt hast, tue ich es“, machte Dominique ohne Kompromiss deutlich und sie schnappte nach Luft. „Das ist in knapp einer Woche!“ – „Lange genug, du solltest dich sowieso langsam mal mit der Frage beschäftigen, mit wem du hingehst.“ Sie schob die Unterlippe vor. Alleine, wie immer, setzte sie in Gedanken hinzu. „Mal sehen.“ Dominique zwinkerte verschwörerisch. „Übrigens, du brauchst mir auf der Adventsparty nicht damit kommen, dass Ravenclaws feige sein dürfen, denn das ist nur eine lahme Ausrede, die ihr alle gerne benutzt. Ravenclaw ist nicht Hufflepuff!“ Sie schien von Matt zu sprechen und Alice musste lächeln. Ein wenig besänftig stieß sie die Tür zum Krankenflügel auf, trat durch das Vorzimmer, begrüßte Madam Promfrey und konnte ihre Überraschung nicht verbergen, als sie Scorpius bei ihrer besten Freundin auf dem Bett sitzen sah. Sie schien zu schlafen und er lehnte sich gegen ihre angezogenen Knie und blätterte in einer Zeitschrift. „Das geht ja sehr vertraut hier zu“, sprach sie und Scorpius rutschte vom Bett und zuckte mit den Achseln. „Sie ist eingeschlafen, außerdem hatte Rose ‘ne Wette einzulösen.“ „Na, du bist ja Kavalier“, sprach Alice und legte die Tasche auf den Stuhl. „Knallst ihr erst einen Klatscher in den Magen und kaum, dass sie aus dem Koma wieder erwacht ist, willst du abkassieren.“ Scorpius nickte und tätschelte ihr den Kopf. „Sie hat es verkraftet, Longbottom.“ Rose drehte sich auf die andere Seite und Alice sah, dass ihre beste Freundin für den heutigen Tag genug zu haben schien. Wie eine Tote schien sie in ein anderes Reich über zu driften. Alice ließ sich auf den anderen, freien Stuhl nieder und Scorpius machte sich sich auf zu seinem Gemeinschaftsraum. Doch noch bevor er die Tür erreicht hatte, stürzte Dominique hinter ihm her. „Malfoy, was hast du mit Clarks zu schaffen!“, sie klang entzürnt und ihr Ton ließ ihn wissen, dass er es nicht wagen sollte, sie anzulügen. Alice sah gerade noch, wie Scorpius sie irritiert ansah. „Was fragst du mich? Ich bin noch nie mit ihr ausgegangen oder ähnliches.“ Unwillkürlich musste die Longbottom die Augen verdrehen, als sie vernahm, dass Dominique auf ihn einquasselte. Anscheinend schien es äußerst wichtig zu sein, dass sie eine Verbindung zwischen Fred, Albus und Scorpius in Form einer Hexe aufdeckte. --- Stumm saß Albus auf der Fensterbank im Gemeinschaftsraum. Die Party war im vollen Gange und er betrachtete das Treiben. In einer Hand ein Butterbier, zog er ein Bein zum Körper und stütze sein Kinn ab. Nach anfänglicher Eutrophie hatte er sich von der feiernden Meute zurückgezogen. Ein wenig schmerzte noch immer die Tatsache, dass ein Zweitklässler ihm buchstäblich den Schnatz vor der Nase weggeschnappt hatte. Doch der Potter hatte schon immer gewusst, dass irgendwann ein Sucher für Gryffindor fliegen würde, der wachsamer war als er. Und irgendwie war er froh, dass es Little war. Ein Junge, unverbraucht, jung und naiv, der sich nicht aufplusterte, sondern dem dieser kleine Sieg eher peinlich zu sein schien. Seine Gedanken drifteten ab und er spielte mit der Versuchung, sich einfach aus dem Gemeinschaftsraum zu stehlen und ins Bett zu gehen. Es war nicht das erste Mal, dass ihm nicht nach Feiern zu Mute war. „Was ist los? Zutiefst depressiv, weil dein Rekord aufgehalten wurde?“, fragte eine amüsierte, aber auch müde Stimme und Albus wandte sich nach rechts. Fred lehnte gegen die Wand und er konnte deutliche Schatten unter den Augen seines Cousins entdecken. Die Überstunden wegen der bevorstehenden Adventsparty schienen ihn zu schaffen zu machen. „Nein, ich finde nur, man sollte so einen geteilten Sieg nicht feiern. Es ist wie ein Unentschieden. Slytherin hat zwar gewonnen, aber Gryffindor den Schnatz gefangen. Vom Punktestand her, wird es dieses Jahr wirklich eng mit dem Hauspokal. Es hängt alles vom nächsten Spiel ab.“ Albus sprach wie von selbst und trank dann sein Butterbier leer. Fred schwieg dazu. „Fährst du in den Ferien nach Hause?“ „Ja“, antwortete der Potter knapp. Es war kein Geheimnis, dass er seine Ferien lieber bei Freunden verbrachte. Fred wusste, dass sein Cousin seit der dritten Klasse beinahe alles tat, damit er nicht in der Nähe seines Vaters oder Bruders verweilen musste. Nicht, weil er sich mit James nicht verstand, denn das tat er. Sein Bruder war jemand, der sich ständig und überall um ihn sorgte, seit er eine Ausbildung zum Auror machte. Doch James‘ Anwesenheit zeigte ihm auch immer wieder, wie er sein sollte, um den Anforderungen der Gesellschaft gerecht zu werden. Herausstechend, ungewöhnlich und auf seine Art und Weise etwas Besonderes. James war das Erbe von Sirius Black und seinem Großvater angetreten und zu seinem eigenen Glück wurde er diesem gerecht durch seinen Charakter und seinem ganzen Dasein. Lily verkörperte ihre gemeinsame Großmutter, da sie das große Herz einer wahren Heldin besaß und eine ebenso tolle Weltansicht. Den Namen Luna zeichnete sie mit ungewöhnlichen Ideen bei bislang aktiven Familientreffen aus. Nur er wurde seinen Namen nicht gerecht. Weder war er so schlau wie Dumbledore, noch so mutig und gerissen wie Severus Snape. Eine Zeit lang hatte Albus gehofft, er würde außer dem Äußeren noch etwas mit seinem Vater teilen, doch als er eines Weihnachten, als er einen Weasleypulli mit rümpfender Nase betrachtet und sein Onkel Charlie lachend geäußert hatte, dass sein Vater diese Dinger immer geliebt hatte, war ihm klar geworden, dass er auch in das Schema des Harry Potters nicht passte. Er hatte angefangen, zu rebellieren. Nicht mehr gelernt, ständig nachsitzen müssen und sich respektlos verhalten. Mittlerweile hatte er sich bei Professor McGonagall für seine harten Worte entschuldigt, mit denen er sie in der vierten Klasse einmal böse beleidigt hatte. Erst, als er von Fred erfahren hatte, dass sie keine Eule an seinen Vater geschickt und weiterhin Geduld mit ihm hatte, begriff er, dass sie vielleicht eine der wenigen Lehrer war, die ihn so sah, wie er war. Nicht als Dumbledore, nicht als Snape und auch nicht als Potter. Sondern einfach als aufmüpfiger Viertklässler. Er dankte ihr, indem er Verwandlung zu seinem Lieblingsfach machte und Talent dafür zeigte. Sichtlich erfreut, hatte sie ihm in den Sommerferien Nachhilfe gegeben und seit dem Ende der fünften Klasse teilten sie das Geheimnis, dass sie wusste, dass er ein Animagus war. „Dann sitzen wir wohl dieses Mal am selben Tisch“, riss Fred ihn aus seinen Gedanken und der Potter grinste breit. „Wird es ein großes Treffen bei Grany?“ „Jap, du, Lils, James, Roxy, Louis, Dome und ich werden da sein. Molly ist wegen diesem Jackson in New York, Lucy hat Onkel Percy zu einem Ski-Urlaub überreden können und Victoire verbringt Weihnachten mit Teddy“, erklärte Fred trocken und Albus konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Das wird Jamie nicht gerne hören, das mit Molly.“ Die beiden sahen sich grinsend an, schließlich wussten sie, dass der Potter-Erbe eine fatale Schwäche für die Spaßbremse unter ihnen hatte. Fred schüttelte den Kopf und ließ den Blick schweifen. „Oh Mann. Da fängt er was mit Silvia Bernades was an und vögelt Alyscha Pattinson und wünscht sich in Wirklichkeit, dass Molly unter ihm liegt.“ „Tja… vielleicht…“, warf Albus nachdenklich ein. „… weil er genau weiß, dass er Molly nicht haben kann. Meist will man doch sowieso immer das, was einem nicht zusteht.“ Er sah nicht, wie sich Fred auf die Unterlippe biss und der Weasley versucht war, das Thema zu vertiefen. Doch dazu kam er nicht. „Fred?“ Der Rothaarige wandte sich zu ihm und er sah, wie Albus tief durchatmete. Seine Miene war unbewegt. „Ich habe Scheiße gebaut.“ Die Worte überraschten den Schulsprecher und er sprach lachend: „Ich auch! Ich habe den Jordan-Geschwistern tatsächlich erlaubt, sich mit den Getränken für die Adventsparty auseinanderzusetzten. Sprich, sie geben dir ein Gemisch, was du nicht zuordnen kannst.“ Er raufte sich die Haare. „Ich sehe schon die Leichen vor mir, die allesamt nach Kotze stinken.“ Albus hatte noch immer keinerlei Regung von sich gegeben. Statt zu lachen, mied er den Blick. „Das ist noch harmlos. Ich habe mit Lorcan gewettet und Einsatz ist Alice.“ Fred setzte sich zu ihm auf die Fensterbank und zuckte mit den Schultern. „Es ist typisch für ihn, dass er ein bisschen Dreck versucht unterzumischen. Bis wann hast du Zeit, die Kleine zu nagen?“ „Adventball, ich soll sie abfüllen und beweisen, dass sie nicht Mutter Keuschheit ist, sondern jemand…“, er suchte nach den richtigen Worten und Fred legte sie ihm in den Mund. „… jemand der es hart und rau mag. Könnte gut passen, aber ich gehe ja mal stark davon aus, dass du nicht Arsch genug bist um so etwas durchzuziehen.“ Überrascht sah Albus ihn an. „Nicht?“ „Nein“, klärte Fred. „Zumindest nicht, wenn es um Alice geht. Sie ist dir irgendwie wichtig, als Freundin, oder keine Ahnung als was. Halb Hogwarts tuschelt schon darüber, dass ihr in letzter Zeit wegen dieser Liste so viel Zeit miteinander verbringt und du kaum noch für primitive Aktionen zu haben bist.“ Er zwinkerte. „Das Image als knallharter Kerl kommt dir abhanden, Cousin. Du lächelst in letzter Zeit zu viel.“ Albus stieß ihn in die Seite und schluckte. Auch Scorpius hatte bereits Ähnliches verlauten lassen. Und dem Malfoy gefiel diese Veränderung, weshalb er ihm immer wieder ein Alibi gegeben hatte, wenn es eigentlich galt, ein traditionelles Slytherin-Treffen aufzusuchen, als mit Alice irgendeinem Klassenzimmer zu stehen und die Hüfte zu schwingen. „Was passiert, wenn Lorcan die Wette gewinnt?“ „Ich muss ein Geheimnis unter Wahrheitselixier von Scorpius gestehen und du weißt, was dabei rauskommt.“ Die beiden sahen sich knapp an und jegliche Heiterkeit war verschwunden. Albus unterbrach den Blickkontakt. „Wenn ich gewinne, dann lässt er seine Flossen von Lily, ansonsten wird er ungemütlich und meine kleine Schwester könnte in Versuchung kommen, sich ein etwas katastrophales Silvester zu leisten.“ Fred erinnerte sich daran, dass Lily Silvester mit Hugo um die Häuser ziehen durfte und Albus in Rom hocken würde. Sprich, der Potter hatte keinerlei Möglichkeit, direkt in die verkorksten Pläne des Slytherins rein zu puschen. „Das ist hart. Aber vielleicht kann ich ein bisschen aushelfen.“ Fred neigte den Kopf und spürte, wie sein Cousin ihn skeptisch ansah. Ein breites Grinsen zitierte seine Lippen. „Wer weiß noch von dieser Wette?“ „Nott und Flint.“ „Dann ist es einfach“, erklärte er und rieb sich das Kinn. „Auf der Adventsparty schenken wir doch so komische Getränke aus. Wir mischen einfach drei darunter, die die Wahrnehmung ein wenig beeinträchtigen und sorgen dafür, dass sie einen direkten Weg zu den drei Glückspilzen finden. Am nächsten Tag haben sie Lücken, ich helfe aus und Ende der Sorgen.“ Albus brauchte einen Moment, bis er verstand, was Fred ihm gerade vorgeschlagen hatte. Schließlich huschte ein Grinsen über seine blassen Lippen. „Manchmal frage ich mich, warum du nicht nach Slytherin gekommen bist.“ – „Weil Slytherins zwar die Hinterhältigkeit besitzen, aber ihnen für so einen Plan der Verstand fehlt.“ Statt beleidigt zu reagieren, hob der Potter sein leeres Bier. „Darauf muss getrunken werden!“ --- Die Korridore waren stockduster, als Scorpius sich auf in den Gemeinschaftsraum machte. Eine halbe Ewigkeit war ihm Dominique auf dem Geist gegangen. Ständig wollte sie wissen, ob zwischen Albus, Fred und ihm etwas vorgefallen war. Dabei hatte er noch nicht mal eine Ahnung, was genau sie eigentlich hören wollte. Immer wieder hatte sie ihn durchdringend angesehen und verlauten lassen, dass jetzt der beste Zeitpunkt für eine Beichte wäre, wenn etwas auf seiner schwarzen Seele lasten würde. Unwillkürlich schüttelte der Malfoy den Kopf, da er sich aus seinen eigenen Gemeinschaftsraum hatte vertreiben lassen. Dominiques Stimme hatte begonnen, ihn mehr zu nerven, als die von Rose in ihrer schlimmsten Zeit. Ein Lächeln zitierte seine Lippen, als er daran dachte, dass sie ihre Schulden tatsächlich als seine Urlaubsfreundin beglich. Scorpius freute sich darauf, sie seinen Kumpels vorstellen zu dürfen, schließlich verkörperte Rose nicht die typische Hexe, die sie sonst in ihrem Umfeld hatten. Sie verstand etwas von Quidditch, war laut und überaus burschikos. Wahrscheinlich konnte sie Sinclair unter dem Tisch trinken und rülpsen. Scorpius strich sich, amüsiert von dieser Vorstellung, durch das blonde Haar. Langsam, aber sicher, verstand er die schüchternen Beobachter, die er bislang hatte ausmachen können. Auch wenn es ihm vor sechs Monaten noch unbegreiflich erschien, so konnte er nun nachvollziehen, warum es Jungen gab, die Weasley durchaus hinterher glotzten oder ihr glutvolle Blicke schenkten. Zu seiner Belustigung bemerkte es die Rothaarige nie und lief, scheinbar blind für solche Empfängnisse, durch die Gegend. Und gerade das machte sie wieder in seinen Augen reizvoll. Natürlich war er kein Narr und musste zugeben, dass sie eine Wirkung auf ihn hatte, der er sich lieber entziehen wollte, aber irgendetwas hielt ihn davon ab. Vielleicht ihr offenes und auf seine Art faszinierendes Wesen? Scorpius wusste es nicht, doch er war in Versuchung gekommen, es voll auszunutzen. Die Ferien würde sie ihm sicherlich unvergesslich machen und dabei ein Stück Unbeschwertheit zukommen lassen. Immer, wenn er mit ihr zusammen war, ließ sie ihn vergessen, wie kurz das Schuljahr eigentlich war und was ihm blühte. Rose Weasley verkörperte eine Zeitlosigkeit, die ihm wertvoll erschien. Mittlerweile betrachtete er sie als eine Art Freund; die vielen Gespräche, Diskussionen, die sie in der Küche miteinander geteilt hatten, ebenso kleinere Neckereien auf den Fluren Hogwarts, trugen deutlich dazu bei, das er sich wohl in ihrer Nähe fühlte. Eine Tatsache, die ihn selbst überrascht hatte. Und seit ein paar Tagen beschlich ihn immer wieder die Frage, wie es wohl wäre, wenn man mit ihr zusammen sein würde. Scorpius lächelte bitter für diesen Gedanken, denn so etwas hatte sich gar nicht erst in seine Überlegungen schleichen dürfen. Am Ende des siebten Schuljahres würde er sowieso jede Romanze, egal welcher Art, beenden müssen. Bislang hatte er die Überzeugung vertreten, dass er sich besser gar nicht erst auf eine einließ. Verwirrt blieb er stehen, als er eine schmale Gestalt am Fenster des Westturmes ausmachen konnte. Sie hatte die Arme um ihren Körper geschlungen und sah starr nach draußen. Das lange, dunkle Haar des Mädchens war zu einem Dutt gebunden und ihre Haltung wirkte müde und geschafft. Scorpius trat näher und blieb einen halben Meter hinter ihr stehen. „Was bist du so spät noch unterwegs, Ceres?“ Die Veela zuckte mit den Schultern. „Du doch auch.“ „Ich bin vor Weasley geflüchtet, sie wurde mir langsam unheimlich mit ihren hypnotisierten Blick“, gestand er und lehnte sich gegen die Steinwand am Fenster. Als Scorpius in ihr schönes Gesicht sah, bemerkte er Anspannung und im schwachen Schein der Kerzen, Tränenspuren. Wie von selbst hob er die Hand und strich über ihre Wange. Ceres schloss kurz die Augen, dann nahm sie die Hand von ihrer Haut und sah ihn fest an. „Ich brauche kein Mitleid.“ Seine Lippen bildeten einen harten Strich. „Du verwechselst Mitleid mit Sorge. Was ist los?“ Die Haltung der jungen Slytherin straffte sich und er sah erneut in die Maske der Perfektion. Ceres war all das, was sein Vater für eine würdige Malfoy hielt. Stolz, elegant und unnahbar. Stets wirkte sie beherrscht und er hatte sie bislang äußerst selten heiter und gelöst erlebt. Scorpius schluckte hart, als er daran dachte, wie sie auf ihn gewirkt hatte, als er mit ihr geschlafen hatte. Provozierend und wissend hatte sie ihn verführt und ihn in ihre Fänge gelockt. Die ersten Wochen hatte er es als Triumpf gesehen, dass sie unter ihm gestöhnt hatte, doch je länger er darüber nachdachte, wie plötzlich ihre Stimmung umgestiegen war, desto mehr kam er zu der Überzeugung, dass sie nicht mit ihm um seinetwillen geschlafen hatte. Über ein Jahr lang hatte sie sich geweigert, seinem Werben nachzugeben und wie auf Knopfdruck schien er plötzlich attraktiv auf sie zu wirken. Er hatte sich verhalten wie ein halbes Kind, nur weil er plötzlich bekommen konnte, was er wollte. Scorpius hatte nicht nach dem Warum und dem Weshalb gefragt, sondern einfach nur zugegriffen, als wäre sie ein Spielzeug, dass er endlich benutzen konnte. „Warum sprichst du nicht über deine Sorgen?“ „Was würde es bringen?“, stellte sie die Gegenfrage und er verstand, dass selbst Roxanne nicht zu wissen schien, dass sie etwas bedrückte. Er zuckte leicht mit den Achseln. „Na ja, vielleicht fühlst du dich dann besser.“ Ein spöttisches Lächeln huschte über ihre vollen Lippen. Arrogant warf sie den Kopf in den Nacken. „Nein, wer mit seinem eigenen Kummer nicht fertig wird, ist schwach und eine Viscount zeigt keine Schwäche. Das solltest du als Malfoy eigentlich wissen und aufhören, dämlich grinsend durch die Gegend zu laufen.“ Sofort verschwand die Sorge um seine Verlobte und Scorpius Gesicht wurde hart. So sprach sie immer, abweisend und kalt. Ceres rümpfte die Nase und kehrte ihm den Rücken zu. Scorpius dagegen vergrub die Hände in den Hosentaschen und sah ihr schweigend nach. Manchmal fragte er sich, ob je irgendjemand ihre verletzliche und schwache Seite zu sehen bekommen hatte. Wenn ja, dann fühlte er unweigerlich Respekt und ein bisschen Neid auf so viel Vertrauen. Fortsetzung folgt... Kapitel 11: Kleine Lichter unter dem Himmel. -------------------------------------------- . . . „Wunderschön!“, strahlte Rose Weasley am 21zigsten Dezember, als sie den Blick über die Landschaft von Hogwarts schweifen ließ. Die große Wiese war mit Fackeln beleuchtet worden, dichter Schnee packte die Landschaft in Zucker und mehrere Lagerfeuer schenkten Wärme. Mehrere Stände waren aufgebaut worden. Entweder für Süßigkeiten, wie Bratäpfel und Zimtstangen, oder aber Stände, die Getränke ausschenkten. Der große See war zugefroren und zwei Hände voll Schüler fuhren Schlittschuhe. Am Steg war auch eine kleine Tanzfläche errichtet worden, wo tausende schwebende Teelichter für eine romantische Atmosphäre sorgten. Die Weasley rieb ihre kalten Fingerspitzen aneinander und beobachtete mehrere Schüler, die dickeingepackt auf dem Weg zu Sitzecken, welche aus Holzbänken mit dicken Kissen bestanden, zogen. In ihren Händen hielten sie Tassen mit dampfenden Flüssigkeiten. „Fred, du hast dich wahrlich selbst übertroffen!“, verkündete Rose ihrem Cousin, der neben ihr am Feuer hockte und sich die Hände wärmte. Dunkelblaue Ohrenschützer schmückten sein Haupt und er grinste breit. „Komplimente bitte an Dome weiter reichen. Das Ganze war ihre Idee“, gab er offen zu und Dominique wurde zu Rose rechten Seite rot. Die Hufflepuff vergrub ihr Gesicht in der Jacke ihres Freundes und brummte: „Du hast aber organisiert, ich habe lediglich Befehle ausgeführt.“ Statt etwas zu erwidern, schwieg Fred und ließ den Blick ebenfalls schweifen. „Nennt es doch Teamwork unter Weasleys“, warf Matt knapp ein und Rose bemerkte, wie sich die beiden Jungen einen ausdruckslosen Blick zuwarfen. Seit dem verhängnisvollen Kuss gingen sie sich achtsam aus dem Weg und ignorierten die Anwesenheit des jeweilig anderen, wenn sie doch einmal aufeinander trafen. Alice zog sich die Mütze tiefer ins Gesicht und ihre Zähne klapperten. Dick eingepackt fror sie immer noch und fragte: „Welche Band spielt eigentlich nachher?“ „Die Rockigen Kobolde und die Schicksals Schwestern und um Mitternacht gibt es ein kleines Feuerwerk.“ Er zwinkerte und alle Anwesenden begriffen, dass es alles andere als klein werden würde. Rose grinste. „Darf ich davon ausgehen, dass Scorpius sich verzieht, sobald er auch nur ahnt, dass die Rockigen Kobolde einen Auftritt haben und zum Takt anstimmen?“ „Jawohl.“ Fred nickte heiter. „Er reagiert irgendwie allergisch drauf. Na ja, vielleicht kippt er sich auch ordentlich ab und kriegt von alldem nichts mehr mit.“ „Wo wir gerade von Trinken reden…“, mischte sich Dominique ein und die anderen Köpfe ruckten zu ihr. „Was hat es eigentlich damit auf sich? Die Jordans machen da so ein riesiges Getue raus.“ Erneut schien Fred erfreut und erklärte: „Wir haben ein paar Überraschungen parat. Die Getränke bestehen klassischerweise aus Butterbier, Zimtkakao und Blutwein, aber auch aus dem Wahrheitselixier und anderen Abenteuern.“ „Stimmt“, warf Matt ein. „Ich habe Lysander bereits gesehen, der Seifenblasen gespuckt hat und Clarks, die mit Schlangenhaaren rumrennt.“ Die Gruppe lachte bei der Vorstellung und Alice verzog leicht besorgt das Gesicht. „Aber etwas Gefährliches ist nicht dabei, oder?“ Fred verneinte und die Longbottom verabschiedete sich. Sie war mit Albus verabredet und sollte vor dem ersten Tanz etwas zu trinken mitbringen, weil er bis zehn Uhr am Brezel-Stand festgehalten wurde. Alice stolperte durch den Schnee und reihte sich ein, um die Getränke zu holen. Als sie an der Reihe war, strahlte Dorian Jordan und sein Bruder stellte mit Erleichterung fest, dass der Ansturm nachließ. Beide sahen aus wie dicke, fette Weihnachtsmänner. „Ho Longbottom, was darf es sein?“ Dennis stieß seinen Bruder in die Rippen. „Wir fragen nicht, schon vergessen? Es wird gesoffen, was auf den Tisch kommt.“ Alice lächelte unsicher. „Habt ihr trotzdem etwas… nun ja, Ungefährliches?“ Die beiden Brüder sahen einander an, schließlich lehnte sich Dennis über die Theke. „Kommt drauf an, wie du ungefährlich definierst. Für wen soll die andere Tasse sein?“ „Ähm… Albus“, gab sie kund und sah auf die verschiedenen Fässer und die Flaschen im hinteren Regal. „Wie wäre es mit etwas, was dir einen unvergesslichen Abend beschert?“, mischte sich Dorian direkt ein und strahlte wie ein Honigkuchenpferd. „Etwas, was die Laune richtig anhebt.“ Es klang harmlos und nicht nach einem schlechten Scherz punkto merkwürdiger Erscheinungen. Alice sprach ihren Gedanken aus und Dorian winkte ab und versprach, dass es keine äußerlichen Veränderungen geben würde. Dann bückte er sich und stellte kurz darauf zwei Tassen auf die Theke. „Alles ganz ungefährlich!“, gestikulierte er beruhigend, doch Alice schnupperte zur Sicherheit doch noch einmal. Das eine roch nach Apfel und Zimt, das andere wie Lakritze. Erfreut und gleichzeitig erleichtert, strahlte sie und beschloss, dass sie Albus die Tasse mit Lakritze auf das Auge drücken würde. Kaum, dass sie den Geschwistern den Rücken zugekehrt hatte, als Dennis seinen Bruder auch schon mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. „Hey, sie wollte etwas, was den Abend unvergesslich macht“, redete er sich raus und hob abwehrend die Hände. Dennis schien Bedenken zu haben. „Ich würde sagen, nach ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen, wird der Abend für Al unvergesslich.“ „Potter wird es verkraften“, meinte Dorian knapp und stellte neue Tassen auf die Theke, doch ein breites Grinsen konnte er sich dennoch nicht verkneifen. „Wird sicher lustig ihn morgen im Zug zu sehen. Total übermüdet und doch zufrieden.“ Dennis verstand und auch er musste lachen, dann sahen sie beide zu der schwankenden Alice, die sich auf zum Brezel-Stand machte. Albus zog sich gerade die bunte Schürze aus und reichte sie weiter an Frank. Erleichtert sah er Alice auf sich zukommen und riskierte einen knappen Blick auf Lorcan, Edmund und Parkinson. Alle drei schienen schrecklich müde zu sein und nickten auf den Holzbänken immer mal wieder ein. Nicht mehr lange und sie würden gewiss den Weg Richtung Schlafsaal antreten. Es schien mal wieder vollkommen Verlass auf Fred zu sein. Zufrieden schritt er Alice entgegen und sie reichte ihm eine Tasse mit einer warmen Flüssigkeit. „Ist vollkommen ungefährlich, haben mir die Jordans versichert. Es soll lediglich die Stimmung heben.“ Er sah, dass sie ihm zuprostete und selbst einen großzügigen Schluck trank. Albus verließ sich auf seine Kindheitsfreundin. Wenn sie sagte, es wäre ungefährlich, dann glaubte er ihr das. Wärme breitete sich in ihm aus und die Kälte wich aus seinen Zehen. Schon den ganzen Abend hatte er an den Füßen gefroren und war froh, dass dem endlich ein Ende gesetzt worden war. Er zog sie grinsend an der Hand mit sich. „Komm, lass uns die Tanzfläche unsicher machen, denn wozu haben wir sonst so lange geübt?“ Im Lauf tranken sie beide die Tassen leer und stellten sie achtlos auf einen der vielen Holztische. Ein neues Lied wurde angestimmt. --- Die Hände ausgestreckt, hockte Rose am Lagerfeuer und starrte in die Flammen. Sie genoss die entspannte Atmosphäre und schaute überrascht auf, als jemand neben sie trat. Scorpius trug seinen grauen Parker und reichte ihr schwarze Handschuhe. Überrascht nahm sie diese an und er bemerkte die rote Nase. Rose sah das Zucken um seine Mundwinkel und hob mahnend den Finger. „Mach dich bloß nicht lustig über mich, denn sonst appelliere ich wieder an deinem Gewissen, dass du mich vom Besen geschossen hast und ich dir eine Platzwunde zu verdanken habe. Meine Rippen schmerzen übrigens-!“ „Ja, ja“, wehrte er ab und steckte seine nackten Hände in die Manteltaschen. Rose richtete sich auf und fragte: „Langeweile?“ – „Nicht mehr lange, denn ich wollte dich fragen, ob du Lust darauf hast, ein bisschen böse zu werden.“ Die Weasley runzelte die Stirn und sah, wie er sich bückte und etwas Schnee zur Hand nahm. Erst als Scorpius ihn zu einer Kugel formte, begriff sie. Belustigt tadelte sie ihn. „Malfoy, Malfoy, du hast wirklich nichts anderes als Flausen im Kopf.“ „Flausen, die Spaß machen“, er grinste spitzbübisch. „Also, bist du dabei, oder muss ich mir einen anderen Partner suchen?“ Zur Antwort bückte sich Rose ebenfalls nach Schnee und bemerkte, dass er sich umsah. „Mal sehen, wen wir einweihen.“ Er grinste noch breiter und Rose folgte seinem Blick. Dann warf er auch schon die Kugel und – traf. Ceres Viscount hatte bis eben noch mit ihren Freundinnen bei einer Tasse Glühwein gestanden. Nun drehte sie sich wie in Zeitlupe um. Schnee fiel aus ihren Haaren, denn Scorpius hatte sie genau am Hinterkopf getroffen. Mit ernstem Gesicht sah sie ihn an und sprach: „Du bist sowas von tot!“ „Vielleicht“, höhnte er und noch bevor Ceres reagieren konnte, traf der nächste Schneeball sie direkt im Gesicht. Scorpius nickte Rose anerkennend zu. „Respekt!“ Der Respekt wurde jedoch auf eine harte Probe gestellt, denn im selben Moment bückte sich Ceres und mit ihr, ihre Freundinnen. Ein Sturm von fünf Kugeln zischte in ihre Richtung und Scorpius versuchte geschickt, auszuweichen. Rose warf bereits die nächste Kugel, doch statt eine der Slytherins zu erwischen, schlug sie Fred geradewegs die Tasse mit Butterbier aus der Hand. Dies ließ er natürlich nicht auf sich sitzen und ließ Tasse, Tasse sein. Scorpius sprang im letzten Moment drei Kugeln aus dem Weg und hörte Sekunden später laute Flüche. Matt und Dominique hatten ihre Zweisamkeit genossen, doch die Kälte hatte dem ein unangenehmes Ende bereitet. Die Schneeballschlacht war eröffnet und Rose schluckte in den nächsten zehn Minuten mehrmals Schnee. Scorpius und sie flüchteten vom Lagerfeuer weg, direkt auf die große Wiese und schließlich zu den halbdunklen Gewächshäusern. Jetzt galt die Regel jeder gegen jeden. Atemlos nutzen sie die Dunkelheit für sich und sprangen hinter mehreren Fässern mit gefrorenem Wasser. „Und jetzt?“, fragte sie luftringend und Scorpius grinste erneut. Langsam wurde ihr klar, dass er das Spiel noch eine Nummer weiter reizen würde. Kurz zog er seinen Zauberstab und murmelte etwas, dann ließ er ihn zurückgleiten. „So, alle sind in einem Radius von zweihundert Meter eingesperrt. Sie kommen erst aus dem Bannkreis, wenn sie uns erledigt haben“, informierte er und Rose sah ihn skeptisch an. „Wer ist alle?“ Kurz dachte er nach und lauschte den Stimmen. „Roxanne, Matt, Dominique, Fred, Lily, Louis, Hugo und Ceres. Der Rest wurde gerade ausgesperrt und kann uns nicht mehr hören und auch nicht sehen.“ - „Na, die sind zu packen.“ Sie nickten einander zu, dann formten sie die nächsten Schneebälle. Sie hörten bereits, wie jemand aufkreischte und ein anderer fluchte. Dann wagten sie es, sich wieder einzumischen. - Ceres Viscount schnappte nach Luft und ließ sich durchgefroren in einem Gewächshaus am Fenster nieder. Die schmatzenden Pflanzen vertuschten ihren hektischen Atem und sie schüttelte sich den Schnee aus ihrer langen Haarpracht. Die Kleidung unter ihrem Mantel war kalt und nass, weil die Kombination von Lily und Louis ihr eine ganze Ladung in den Kragen gekippt hatte. Wirklich unverschämt. In dem ganzen Chaos war es ihr gelungen, zu fliehen, um erst einmal Luft zu holen und feststellen zu können, wer sich alles in Scorpius dämlichen Bannkreis befand. Sie kannte diesen Trick, schließlich gab es mindestens einmal im Jahr eine Schneeballschlacht, wo alle Slytherins mitmischten, doch dieses Mal schien er eine gemischte Truppe daraus gemacht zu haben. Die Veela zog die Handschuhe aus und rieb die Fingerspitzen aneinander. Angestrengt lauschte sie den Stimmen; sie wurden leiser. Lily und Louis waren also eine Gruppe und dieser Hufflepuff und die blonde Veela. Sie wollte gerade aufstehen und sich auf die Suche nach ihrer besten Freundin machen, um mit ihr ein Team zu bilden, als sie hörte, wie Roxanne nach ihrem Cousin brüllte. Verflixt, Hugo hatte sie im ganzen Chaos komplett übersehen. Die Tür zum Gewächshaus glitt leise auf und jemand trat ein. Ein langer Schatten zog sich wegen dem Mondlicht auf dem Boden entlang und Ceres rückte dichter zwischen die Blumenkästen. Sie verspürte nicht die geringste Lust, noch einmal Schnee zu schlucken und vollkommen eingeseift zu werden. Im Team, okay, dann war man nicht alleine, aber so… Die Schritte kamen näher und sie sah, durch die Blüten, dass der Fremde einen Schneeball in den Händen hielt. Ruckartig stellte sie ihm ein Bein und er stürzte. Sie wollte sich aufraffen und flüchten, als eine brutale Hand nach ihrem Knöchel fasste und sie ebenfalls stürzte. Eiskalter Schnee berührte ihren Hals und sie schnappte erschrocken nach Luft, ein erstickter Schrei wollte ihre Kehle verlassen, als jemand eine Hand auf ihren Mund presste und sie gegen einen Blumenkübel drückte. Ein warmer Körper berührte ihren und sie versteifte sich. Ceres hatte die Augen zusammen gekniffen und wartete auf die nächste eisige Masse, als sie den Geruch von Giuseppe ≠ No 4 wahrnahm. Die Slytherin kannte nur einen einzigen Menschen, der danach roch und ihr Herz setzte einen Vierteltakt aus. Laute Stimmen ertönten, sie schienen Opfer zu suchen. Die Schritte wurden hektisch und entfernten sich schließlich wieder. Zaghaft öffnete Ceres die Augen und neigte den Kopf. Sie sah, wie Fred einen Blick riskierte, ob sie in Sicherheit waren. Sein rotbraunes Haar war vollkommen durchnässt, er schien ebenfalls Opfer einer ganzen Gruppe geworden zu sein. Das Schneewasser lief an seiner Wange herab und er nahm seine Hand von ihrem Mund, um sich den laufenden Fluss fortzuwischen. „Tut mir leid, aber das Verlangen nach einer neuen Schneedusche hielt sich in Grenzen“, brummte er und sie schluckte hart. „Bei Merlin, wie ich Scorpius für diesen Bannkreis hasse.“ Ohne, dass sie einen Ton gesagt hatte, reichte er ihr seine Handschuhe und sie nahm sie dankend an. „Wie viele Teams sind wir?“, wagte sie es zu fragen und er antwortete: „Vier, mit Rose und Scorpius. Am schlimmsten sind Lily und Louis. Unfair und voll brutal.“ Sie schwieg, schließlich hatte sie mit den beiden schon Bekanntschaft gemacht. Ceres hob den Kopf und beobachtete, dass Fred weiterhin achtsam über die Fensterbank linste. Die Veela sah den Schnee in seinem Kragen und hob die Hand um ihn davon zu befreien. Ceres spürte, wie er sich versteifte, als er ihre Berührung bemerkte. Es war das erste Mal seit langem, dass sie wieder alleine waren. Abgesehen von der Begegnung im SV-Raum, waren sie das letzte Mal in den Sommerferien alleine gewesen. Fred ergriff ihre Hand und sah sie kühl an. „Lass das.“ Statt sich einschüchtern zu lassen, neigte sie leicht den Kopf. „Ist es dir unangenehm, wenn ich dich berühre?“ Ihre Direktheit sorgte für eine verkniffene Miene seinerseits. „Du weißt genau, warum ich es nicht mag.“ Die Slytherin war versucht durch sein nasses Haar zu streichen, doch sein fester Griff hielt sie davon ab. „Verdammt Ceres, du bist mit Scorpius verlobt!“, zischte er ungehalten und sie rollte mit den Augen. „Was dich aber in den Ferien nicht davon abgehalten hat, mit mir zu schlafen!“ Fred ließ ihre Hand los und schenkte ihr ein höhnisches Lächeln. „Oh natürlich, in den Ferien war ich gut genug, um in die Gunst einer Viscount zu kommen.“ Kälte schlich sich in seine Augen. „Immer nur in den Ferien, wenn du nebenher Roxanne die beste Freundin vorheuchelst.“ Fred wusste, dass er gemein war, aber er konnte nicht anders. Einen kurzen Augenblick hatte er daran gedacht, ihre zarten Finger zu spüren, doch dann war sein Verstand zurückgekommen. Ceres hatte viel zu viel Macht über ihn. Und in jeden Ferien bewies sie es ihm. Seit der fünften Klasse hatte er immer wieder mit ihr geschlafen. Sie war seine Erste gewesen und auch die einzige, die den körperlichen Akt zu etwas Besonderen gemacht hatte. Zurück in Hogwarts hatte er gehofft, sie würde etwas für ihn empfinden und das Verhältnis, das sie zu einander pflegten, öffentlich machen. Doch stattdessen eröffnete Scorpius ihm bei einem Besäufnis das schreckliche Geheimnis über die Verbindung zwischen Malfoy und Viscount. Noch nie hatte Fred sich so erniedrigt gefühlt und beschloss, sie aus seinem Kopf zu verbannen. Doch statt sie zu meiden, war er ihr in den nächsten Ferien wieder verfallen. Immer wieder. Sie war die beste Freundin seiner Schwester und er hatte ihr Versprechen müssen, sie niemals anzurühren. Ein Versprechen, dass er immer wieder gebrochen hatte. Scorpius gegenüber hatte er stets geschwiegen, wenn dieser ihm von seiner hübschen Verlobten vorgeschwärmt hatte und ihn wissen ließ, dass er Ceres irgendwann dazu bringen würde, unter ihm zu liegen. Fred schwieg zu der Tatsache, dass sie sich ihm freiwillig hingab. Als er in den letzten Sommerferien angesprochen hatte, dass sie verlobt war und sie so nicht weiter machen konnten, war sie schweigend gegangen. Kühl und gleichgültig hatte sie das seltsame Verhältnis zwischen ihnen beendet und Fred hatte es hingenommen. Es war eine stumme Vereinbarung zwischen ihnen gewesen, dass sie niemals über das sprachen, was zwischen ihnen vorgefallen war, schließlich stand zu viel auf dem Spiel. Der Preis von wichtiger und ehrlicher Freundschaft war ihnen für die Wahrheit zu hoch, weshalb sie sich beide in Schweigen gehüllt hatten. Erst als Scorpius verlauten ließ, dass dieser mit Ceres geschlafen hatte, war es, als hätte jemand einen Schalter bei ihm umgelegt. Zwar hatte er auch schon vorher mit dem einen oder anderen Mädchen Sex gehabt, nur um ihr zu beweisen, dass er sie nicht brauchte, doch dass sie die Rolle als Verlobte akzeptierte, hatte ihm vor Augen geführt, was er nicht wahrhaben wollte. Sie bedeutete ihm mehr, als nur eine Ferienaffäre. Ceres besaß sein Herz und war jederzeit bereit, es fallen zu lassen. Fred hasste sich dafür, dass sie so viel Macht über ihn hatte. Zuerst schob er es auf ihre Veela-Gene, dann auf den Reiz des Verbotenen, doch mittlerweile wusste er, es war ihr ganzes Dasein, das ihn so fertig machte. Es war das erste Mal, dass er sich zu einer Hexe hingezogen fühlte und gleichzeitig war sie die Einzige, die er nicht haben durfte. „Du heuchelst doch auch den besten Kumpel“, riss sie ihn aus seinen Gedanken und lehnte sich zurück. „Und innerhalb der Hogwartszeit lässt du mich wissen, dass du jede haben kannst, dein Verhalten ist nicht besser.“ „Willst du mit mir allen Ernstes über mein Verhalten diskutieren?“, spottete er leise und sah, wie sie sich auf die Unterlippe biss. „Nein, schließlich hast du aus irgendeinem nicht simplen Grund vor vier Wochen damit aufgehört, dich wie ein notgeiler kleiner Junge zu verhalten.“ Der Vergleich kratzte an seinem Ego und Ceres zwang sich, ruhig und kühl zu bleiben. In seiner Gegenwart fiel es ihr immer sehr schwer, die Maske einer Viscount aufrecht zu erhalten. Fred ließ sich zu einem Grinsen herab und es gefiel ihr gar nicht. „Ich habe eine brauchbare Schlampe gefunden, die mir zu Diensten ist und mich ausreichend beschäftigt.“ Etwas in Ceres krampfte sich zusammen. „Herzlichen Glückwunsch!“, zischte sie ihm entgegen, doch bevor sie noch irgendetwas anderes sagen konnte, sprach er auch schon: „Interesse daran ihren Platz einzunehmen?“ Diese unverschämte Forderung ließ die blanke Wut in ihr aufsteigen und sie holte mit der Hand aus. Doch noch bevor sie ihrer Wut Ausdruck verleihen konnte, drückte er beide Handgelenke gegen die Wand und seine kalten Lippen streiften ihre. Sanft und seltsam vertraut ließ sie diese Geste geschehen und öffnete die Lippen. Fred küsste sie, wie es kein anderer Junge tat. Respektvoll, zärtlich und auf seine Art und Weise leidenschaftlich. Sie schmeckte Butterbier und spürte, wie er ihre Handgelenke losließ und sie an der Hüfte näher zu sich zog. Bestimmt strich sie durch sein nasses Haar und schloss die Augen, um diesen warmen und einzigartigen Moment zu genießen. Sie konnte ihn nicht haben, schließlich war er der Bruder ihrer besten Freundin und ein Freund ihres Verlobten. Doch gleichzeitig gab er ihr das Gefühl, eine ganz normale Hexe zu sein. Ihr Aussehen schien bei Fred nicht der entscheidende Faktor zu sein, auch nicht der Veela-Charme, sondern das, was sie wirklich war. Zickig, arrogant und hinterhältig. Seine Zunge drängte sich ihrer entgegen und sie knabberte sanft an seiner Unterlippe. Ceres bemerkte seine warmen Hände an ihren Oberschenkel, die dicke Strumpfhose war nass vom Schnee, doch seine Wärme vertrieb das unangenehme Gefühl von Nässe. Freds Atem streift ihr Gesicht und Ceres spürte, dass ihr Herz sich schmerzvoll zusammenzog. Sie liebte diesen vollkommen anderen Weasley. Warum, konnte sie nicht genau definiere. Vielleicht, weil er zwar das rotbraune Haar eines Weasleys aufwies, aber keine der typischen Eigenarten besaß. Fred war zu Recht in Ravenclaw, nur ließ er es seinen Gegenüber viel zu selten spüren, dass er eigentlich ein cleveres Kerlchen war. Einzig McGonagall schien hinter die Fassade des Ravenclaws gesehen zu haben, weshalb er nun das Amt des Schulsprechers bekleidete. Die Veela wusste, dass er eine hinterhältige und dreiste Ader besaß und sich gegen etwas sträubte. Manchmal fragte sie sich, ob er mit allen Mitteln verhindern wollte, dass man ihn mit seinen Onkel in einem Topf warf und er keinesfalls seinen Namen gerecht werden wollte. Sie drehten sich, er lehnte nun an der Wand und sie setzte sich auf seinen Schoß. Atemlos löste Ceres sich von ihm und ließ ihre Lippen an seinem Hals entlang wandern. Er stieß ein verräterisches Keuchen aus und murmelte: „Lass das beißen.“ Ein Lächeln glitt über ihre Lippen und sie war versucht, ihm ein kleines Merkmal zu hinterlassen, doch sie wusste, dass er ungehalten reagieren würde. „Ceres, ich warne dich“, wiederholte Fred sich und seine rechte Hand wanderte über ihren Po und hob den Rock hoch. Eine Gänsehaut rieselte über ihren Körper, als er sanft eine Pobacke knetete und schließlich die Strumpfhose runter zog. Ihr weiches und kaltes Fleisch in seiner Hand fühlte sich gut an und er wollte mehr. Fred nahm die andere Hand zu Hilfe und empfand puren Hass auf seinen Freund, der in ihren Genuss gekommen war. Erst, als er sie leise stöhnen hörte, begriff er, dass seine simple Handlung sie erregte. Doch noch bevor er diesen Augenblick vertiefen konnte, schloss er kurz die Augen und genoss ihren warmen Atem in seiner Halsbeugen. Es war falsch, so unsagbar falsch, dass sich sein Magen zusammen zog. Diese erkenntnis schlug in seinem Innersten ein, wie ein Feuerwerk. Fred schluckte hart, dann zog er die Strumpfhose und den Rock wieder an seinen rechtmäßigen Platz. Sein Verstand gewann wieder die Oberhand. Es war vorbei, bevor es richtig angefangen hatte. „Wir sollten aufhören, bevor uns noch einer sieht“, sprach er gleichgültig und spürte, wie sie sich versteifte. Ceres löste sich von ihm. Gekonnt strich sie ihr langes Haar zurück und erhob sich. Die Slytherin schien schneller eine Wand zwischen sie schieben zu können, als er geahnt hatte. Trotz ihrer plötzlichen Kälte, empfand er sie immer noch als anziehend. Fred wusste, hätte er sie nicht plötzlich von sich gestoßen, hätte sie sich in seinen Armen hingegeben. Das war das Seltsame an ihrer Beziehung. Sie selbst hatte ihn immer wieder abgewiesen und doch suchte sie genauso oft seine Nähe. Manchmal wusste er nicht, wie er ihre Gefühle für ihn beschreiben sollte. Es war zu irrend. Stimmen drangen an sein Ohr und er ergriff ihre Hand um sie schnell mit sich zu ziehen. Die Schneeballschlacht war noch im vollen Gange und wie es aussah, waren erst Dominique und Matt Außergefecht gesetzt worden. „Tut mir leid“, sprach er ruhig. „Aber ich kann das nicht mehr.“ Noch bevor Ceres realisierte, was er ihr damit zu verstehen gab, riss er die Tür vom Gewächshaus auf, ließ ihre Hand los und verschwand. Zurückblieben ihr zerbrechliches Herz und ein dicker, schmerzvoller Klos in ihrem Hals. Seltsame Leere erfasste sie. --- Ihm war warm. Schrecklich warm. Albus keuchte hörbar und schnappte nach Luft. Innerlich hatte er das Gefühl zu verbrennen. Er spürte, dass seine Wangen glühten und das Blut in seinen Adern so heftig pochte, wie nach einer Impfung. Alice hatte seinen Schweißausbruch bemerkt und ihn fürsorglich ins Krankenzimmer bringen wollen, doch als seine Beine plötzlich nachgegeben hatten, hatte sie sich für den Raum der Wünsche entschieden. Zu ihrem Glück war er leer und als sie die rettende Tür aufgestoßen hatten, hatten sie ein großes Bett und eine einladende Sitzecke vorgefunden. Ein dampfender Krug mit Tee stand auf dem Nachttisch und Albus hatte erst verblüfft die Stirn gerunzelt. Er war nicht krank, aber scheinbar war sie zu der Annahme gekommen, dass er kurz vor einer heftigen Grippe stand. Hilfsbereit hatte sie ihm aus den dicken Stiefeln geholfen und er sich den Pullover über den Kopf gezogen. In Shirt und Boxershort wurde ihm jedoch nicht kälter. Sein ganzer Körper schien zu brennen. Ratlos saß Albus auf der Bettkante. „Vielleicht sollte ich Madam Promfrey holen“, überlegte Alice, doch er wehrte ab. „Nein, ich bin nicht krank. Mir ist nur so warm.“ Er sah, wie sie ein nachdenkliches Gesicht machte. „Hey komm, lasst uns jetzt nicht darüber diskutieren, was für eine Art Grippe ich haben könnte, denn ich verspreche dir, ich habe wirklich keine!“ Überrascht sah sie ihn an. „Woher willst du wissen, dass ich daran gedacht habe?“ „Man sieht es dir an der Nasenspitze an“, witzelte Albus, als sie sich doch tatsächlich an die Nase fasste. „Gar nicht wahr!“ Der Potter musste lachen und gestehen, dass ihm der Abend bislang ein großes Vergnügen bereitet hatte. Lorcan, Edmund und Parkinson waren am Tisch eingeschlafen und zwei Ravenclaws hatten sich scheinbar nach Freds Anweisungen darum gekümmert, dass sie den Weg ins Bett fanden. Die Tanzfläche mit Alice zu stürmen war mehr als heiter gewesen. Natürlich war sie ihm immer wieder unbeholfen auf die Füße getreten, doch er hatte es ignoriert und sie weiterwirbeln lassen. Als die Schicksals Schwestern gekommen waren, war ganz Hogwarts außer Rand und Band gewesen. Alice mit eingeschlossen. Es war kein Geheimnis, dass sie seit der Kindheit ein Fan der Hexen war. Erst als die Rockigen Kobolde gekommen waren und die Bühne auseinandernahmen, hatte Albus den Blick nach seinem besten Kumpel schweifen lassen. Die Hitze war über seinen Körper gerollt, wie eine Lawine, ganz plötzlich. Er warf sich zurück und betrachtete die Dunkelhaarige, die ihn noch immer skeptisch ansah und schließlich den Raum musterte, um ihn das Gefühl von Sicherheit zu geben. Die Longbottom warf ihren Mantel achtlos auf einen Sessel und wickelte ihren Schal von ihrem Hals. „Ich finde den Raum immer noch sehr komplex“, sprach sie und er sah auf ihren Rücken. Das dicke, dunkelrote Wollkleid stand ihr gut und Albus neigte den Kopf. Im ersten Moment war er verblüfft über die Tatsache, dass er ihr auf den Hintern geglotzt hatte, doch sie schien davon nichts mitzubekommen, denn Alice redete munter weiter. „Es gab ihn schon in der Schulzeit unserer Väter, sie haben-!“ Er folgte ihren Worten nicht mehr, sondern sah auf die schmalen Beine in Strumpfhose und den Fellstiefeln. Sie war schon immer sehr schmal gewesen und auch jetzt, wo sie bereits volljährig war, besaß sie kaum Rundungen. Der Potter-Spross setzte sich aufrecht hin und betrachtete die weißen Hände, die dafür sorgten, dass das Feuer im Kamin größer wurde. Scheinbar in Gedanken, strich sie sich eine Haarsträhne hinter das Ohr und er bildete sich zu seiner Verwirrung ein, dass er den Duft von frisch gedrucktem Papier und Orangen wahrnahm. Albus rief sich zur Besinnung und gab letzten Endes der seltsamen Hitze die Schuld für seine Gedanken. „-kaum zu glauben, dass er vollkommen ausgebrannt und zerstört war, als-!“ Sie sprach noch immer über den Raum und Albus nahm wie aus weiter Ferne wahr, wie er sich erhob. Alice schritt zu dem neuerscheinenden Bücherregal. Scheinbar wollte sie ihn nicht alleine lassen und ihre Gedanken hatten sich verselbstständigt. Der Schwarzhaarige trat hinter sie und war versucht, seine Lippen auf ihren Hals zu legen. Gerade noch rechtzeitig hielt er inne und strich schließlich durch ihr kurzes, glänzendes Haar. Wieso tat er das? Sein Körper schien jemand anderen zu gehören und erschrocken fuhr Alice herum, als sie bemerkte, wie dicht er hinter ihr stand. Ihr Rücken stieß gegen das Regal und sie lachte. Albus konnte ihre Unsicherheit förmlich spüren. Er selbst hatte das Gefühl, sein Selbst entfernte sich mit jeder Sekunde einen weiteren Schritt aus seinem Körper, während jemand anderes ihn übernahm. Der Blick des Potters glitt von ihrem Gesicht über ihren Oberkörper und als seine Augen zwei gewölbte Hügel unter dem Kleid ausmachen konnten, musste er sie schließen. Albus zwang sich zur Ruhe, doch statt beherrscht zu bleiben, verlor er vollkommen die Kontrolle. Das Grün seiner Augen wurde dunkel und matt. Alice wollte etwas sagen und der plötzlichen Nähe mit einem banalen Satz wieder zur Distanz verhelfen, als ihr Blick unweigerlich nach unten glitt. Ihr Hals fühlte sich merkwürdig trocken an, als sie begriff, was sich stumm zwischen ihnen abspielte. „Albus, ich-!“, weiter kam sie nicht, denn er drückte sie mit solch einer Kraft gegen das Regal, dass sie erschrocken nach Luft schnappte und einen Augenaufschlag später seine rauen Lippen auf ihren spürte. Vollkommen überrumpelt ließ sie es geschehen. Ihre Hände krallten sich in sein Haar, er hob sie an der Hüfte hoch und drückte sich an sie. Alice spürte die Wärme, die seinen Körper befallen hatte und gleichzeitig roch sie Harz und Schnee. Seine Zunge trennte ihre Lippen, willig ließ sie ihn eintauchen und schaltete ihren Verstand vollkommen aus. Sie wusste nicht warum, denn normalerweise ließ sie ihren Verstand für jede Handlung sprechen. Doch dieses Mal stellte sie ihr Herz über sämtliche Richtlinien. Ihr dummes, kleines Herz wollte das. Wollte ihn. Es lechzte von ihm geliebt und beachtet werden. Die Longbottom nahm nicht wahr, wie er sie Richtung Bett trug; als er sie dort auf die Matratze gleiten ließ, sich über sie beugte und sie seine Erektion spürte, riss sie die Augen auf. „Du-!“, wieder versagte ihr die Stimme, dieses Mal, weil sie seine Hände an ihren Beinen entlangwandern spürte. Er zog die Stiefel von ihren Füßen und zerrte ungeduldig an der Strumpfhose. Erst als er nackte Haut unter seinen Händen wahrnahm, wurde Albus wieder ruhiger. Seine Lippen hauchten sanfte Küsse auf ihren Hals und Alice warf den Kopf in den Nacken. Haltlos gruben sich ihre Hände in sein widerspenstiges Haar, Hitze stieg in ihr auf und erregt begann ihr Körper, zu zittern, als er ihr Wollkleid höher schob. Albus zog sich das Shirt vom Kopf und sie betrachtete mit roten Wangen seinen entblößten Oberkörper. Ehrfürchtig strich sie mit den Fingern über die leichte Nachbildung der Muskeln. Sie spannten sich unter der Berührung an. Unerfahren zeichnete sie die Oberarme nach und sah ihn erschrocken an, als er ihre Hände nahm und sie seinen Bauch entlang führten. Mutiger, als sie eigentlich war strich sie schließlich über seinen Rücken und hob ihren Hintern an, als seine Hände wieder unter das dicke Kleid wanderten. Ihr Atem ging heftiger und ihr Rücken bog sich durch, als er das letzte Hindernis überwand und von seinem Platz schob. Als er sie berührte, wie noch niemand vor ihm, entwich ein tiefes Seufzen ihrer Kehle. Eine Woge von Ektase durchflutete sie und sie wollte es vollauskosten. Doch Albus besaß nicht die Geduld, ihr diesen Genuss zu schenken. Rücksichtslos spreizte er ihre Beine und zog sich zu ihr hoch. Seine Hand zitterte, als er durch ihr Haar strich. Sein Atem ging hektisch, zu sehr schmerzte ihn seine Erektion. „Tut mir leid, aber ich kann nicht mehr warten“, flüsterte er hilflos in ihr Ohr und sie wollte gerade fragen, was er meinte, als er hart in sie eindrang. Ihre Augen weiteten sich und ihre Nägel gruben sich in seine Schulter. Fortsetzung folgt... Kapitel 12: Der Knall danach. ----------------------------- . . . „Hey Al! Jetzt sag doch mal was los ist!“ Scorpius konnte seinem besten Freund kaum durch den Zug folgen. Seit knapp einer halben Stunde war der Hogwarts-Express nun schon auf den Schienen und raste Richtung London. Albus kochte innerlich. Noch bevor der Zug halten würde, gäbe es zwei Tote zu betrauern. Außer sich vor Wut suchte er die Abteile nach den Jordan-Geschwistern ab. Nachdem er am Morgen die Augen geöffnet hatte und begriff, was er getan hatte, war ihm nur ein Gedanke gekommen. Morden! Niemals hätte er sich zu so etwas herabgelassen. Irgendetwas musste in seinem Getränk gewesen sein, etwas was, ihm gänzlich den Verstand geraubt hatte. Der Potter war von sich selbst angeekelt, als er daran dachte, welche Form die Nacht angenommen hatte. Er hatte mit Alice geschlafen und das nicht nur einmal. In der Nacht war er immer wieder wie ein Tier über sie hergefallen, seine Lust nach ihr schien nicht zu sättigen. Er selbst hatte sich gefühlt wie unter Drogen und als er ihre schmale Gestalt am Morgen gemustert hatte, war der Boden unter seinen Füßen aufgerissen. Sie verdiente es nicht, dass jemand wie er mit ihr schlief. Als Albus sich angezog und den Blutfleck entdeckt hatte, der das helle Laken zitierte, war ihm klargeworden, dass er einiges zu klären hatte, zudem noch ein großes Unglück abwenden musste. Knapp hatte er ihr einen Zettel hinterlassen, dass er noch packen musste und sich sofort auf die Suche nach den Jordan-Geschwistern gemacht. Doch immer wieder war er aufgehalten worden. Durch Lorcan, durch Neville, durch McGonagall… Die Welt schien sich gegen ihn verschworen zu haben. Nun, wo er sich im Zug befand, wurde die Wut in seinem Bauch immer größer. „Potter!“ Scorpius ergriff ihn an der Schulter und er stieß mit den Rücken gegen die Zugscheibe. Augenblicklich ballten sich seine Hände zu Fäusten. Scorpius sah, dass er zitterte und sich beherrscht auf die Unterlippe beißen musste. Das Gesicht des Malfoys wurde ernst. „Was ist passiert?“, hackte er nach, doch Albus war nicht in der Lage, einen ruhigen Gedanken zu verfassen. „Schlechtdrauf?“, mischte sich eine dritte Stimme gelangweilt ein und der Geruch von Nikotin schlug den beiden Slytherins entgegen. Albus atmete tief durch. „Hast du nicht gesagt, die Getränke gestern Abend wären harmlos?“ Der Schulsprecher warf die Zigarette aus dem Zug und schob das Fenster hoch. Alle drei befanden sich auf dem Gang und bemerkten nicht, wie neugierige, kleine Hufflepuffs aus ihrem Abteil starrten. „Sicher, hast du Schnecken gespuckt oder den ganzen Abend die Wahrheit geträllert?“ Er klang belustigt, weshalb Scorpius ahnend eingriff. „Ich glaube, er ist in den Genuss etwas Illegalen gekommen.“ Fred verzog das Gesicht. „Das kann nicht sein, ich bin alle Tränke durchgegangen.“ Er gähnte und schloss das Thema damit ab. „Niemand hatte die Möglichkeit sie auszutauschen, da ich sie im SV-Raum eingeschlossen habe, mit ein paar Flüchen.“ Schelmisch zwinkerte er und Scorpius fuhr sich durch die Haare, während Albus zu Boden starrte. Der Potter war sich sicher, er musste etwas getrunken haben, was nicht rechtsmäßig gewesen war. Kein Tropfen Alkohol ließ ihn so handeln. Er wusste, dass er niemals unter normalen Alkoholeinfluss SO etwas zu Stande gebracht hätte. Irgendein Funken Moral hätte sich in ihm regen MÜSSEN! „Es gab also mit Sicherheit keinerlei Gelegenheit, irgendwie einen Trank auszutauschen?“, noch immer wusste Scorpius nicht genau, worum es ging, doch die Spur mit den Tränken schien Albus wichtig zu sein. Fred lachte. „Nein, außer den Jordan-Geschwistern und mir hat keiner die Fässer berührt. Und die beiden Gryffindors standen den ganzen Abend hinter der Theke.“ Die drei Jungen sahen sich an, keiner wagte etwas zu sagen, doch sie alle dachten das Gleiche. Albus stieß Fred beiseite und stürmte den Gang entlang. Außer sich zog er seinen Zauberstab, als er das heitere Lachen von Dennis Jordan vernahm. Ohne mit der Wimper zu zucken, riss er die Tür zum Abteil auf und mit einem Mal herrschte zwischen den Gryffindors vollkommende Stille. Der Zug ruckelte unter ihren Füßen und Albus sah mit mühsam beherrschter Miene auf die erschrockenen Schüler. „Raus. Alle!“, knurrte er ungehalten und ohne etwas zu erwidern taten sie, was er verlangte. Gerade als sich die Jordan-Geschwister ebenfalls erheben wollten, richtete er seinen Zauberstab auf sie. „Wir haben etwas miteinander zu besprechen.“ Hinter ihm traten Fred und Scorpius. Möglichst ruhig sprach der Blonde: „Ich schätze, dass können wir auch ohne-!“, er griff zu der Schulter, dessen Hand den Zauberstab umschlossen hielt. „-Magie regeln, meinst du nicht?“ „Ich bin mir nicht sicher.“ Fred trat mit einem Satz ins Abteil. „Ho! Jetzt aber mal langsam. Ich habe keine Lust, Goni während meiner Ferien wegen einem Duell einen Besuch abstatten zu müssen.“ Scorpius schloss die Abteiltür und die Jordan-Geschwister rückten gegen das Fenster. „Was habt ihr mir ins Getränk gekippt“, es klang lauernd und warnend. Dorian schluckte sichtbar und stammelte: „‘nen Mutmachtrank.“ „Lügt mich nicht an!“, donnerte Albus durch den Raum. „Das war alles andere als ein Mutmachtrank! Ich hatte ‘ne Latte bis zur Morgendämmerung, also erzählt mir nichts von legalen Jux-Mischungen!“ Fred sah von seinem Cousin zu den Gryffindors. Langsam begriff er ein paar Zusammenhänge. Man hatte nicht nur Lorcan und seinen Freunden einen Extratrank untergejubelt, sondern einigen anderen Schülern ebenfalls. Sicherlich war Albus nicht der Einzige. „Dorian, Dennis, was habt ihr getan, was war das, was Albus getrunken hat? War es gefährlich?“ Scorpius setzte sich und Dennis schüttelte knapp den Kopf. „Nein, es war nichts Gefährliches… es war… ähm, etwas Neues“, redete er sich raus und warf seinen Bruder einen knappen Blick zu. Dieser nickte nun heftig. „Genau, etwas Gefährliches hätte uns Kopf und Kragen gekostet.“ „Ich breche euch gleich Kopf und Kragen!“, blaffte Albus sie verärgert an. „Natürlich war der Saft gefährlich, ich bin über Alice hergefallen, wie ein Tier und es nahm kein verdammtes Ende!“, spuckte er die Wahrheit aus und Fred und Scorpius tauschten einen knappen Blick. Nun waren sie vollkommen im Bilde. Alice war keines der Mädchen, mit denen ein Typ wie Albus schlief. Er ordnete sie in die Kategorie Mädchen ein, die er nicht anzurühren hatte, weil sie etwas verdiente, was ihrer würdig war. Sich selbst zählte er nicht dazu. Der Zauberstab in seiner Hand richtete sich gefährlich auf die beiden Gryffindors und Fred schritt zwischen seinem Cousin und den Schuldigen. „Dorian, was ist gestern Abend passiert?“ Der Jäger drückte sich weiter nach hinten und erklärte: „Alice hat zwei Getränke bei uns geholt, eins für Potter und eins für sich.“ „Soweit waren wir auch schon“, merkte Scorpius augenrollend an. „Ein bisschen genauer bitte.“ Dennis strich sich durch das kurze Haar und schien nach einem Ausweg zu suchen. „Wir haben sie gefragt, ob sie etwas will, was die Laune ein bisschen hebt und den Abend unvergesslich macht… nun ja… ich schätze, der Plan ist aufgegangen.“ Albus wollte vorpreschen, doch Scorpius zog ihn augenblicklich am Kragen zurück. „Unvergesslich machen? Ihr irrsinnigen, wahnsinnigen, vollkommen-!“ „Kommt schon, Jungs“, unterbrach ihn Fred schneidend. „ Zeit ‘ne Beichte abzulegen. Was genau hat Albus geschluckt?“ „Wir ähm…“, Dorian sah seinen Bruder hilflos an. „Wir nennen es spanischer Bergtroll.“ Im Abteil herrschte Stille. Scorpius stand auf dem Schlauch, Albus ebenfalls. Doch Fred schien dafür umso genauer zu wissen, worum es sich handelte. „Spanischer Bergtroll?“, wiederholte er tonlos. Seine Miene veränderte sich und wurde kühl, schließlich schien er aus allen Nähten zu platzen: „IHR HABT EIN SEXMITTEL UNTER DIE SCHÜLER VERTEILT? JA, HABEN MERLINS GUTE GEISTER EUCH VOLLKOMMEN VERLASSEN!“ Die beiden Gryffindors zuckten unter dem Gebrüll zusammen und erst als Fred Luft holen musste, um seiner Fassungslosigkeit weiter Ausdruck verleihen zu können, zog Albus die Aufmerksamkeit mit einem `was ist das` wieder auf sich. Fred griff sich an die Stirn und schloss die Augen. „Die beiden Vollidioten haben dir ein Mittel gegeben, dass dich zum willenlosen Sexbesessenen gemacht hat. Wie eine Droge hat es deinen Körper übernommen und du hast nach dem ersten Reizen gegiert, die sich in deiner Nähe befanden, sprich Alice. Hast du dem Verlangen einmal nachgegeben, so willst du sie immer wieder haben, bis die Wirkung nachlässt und das kann bis zu sechs Stunden dauern.“ Fassungslos starrte Scorpius ihn an. „Sechs Stunden?“ Albus zitterte vor Wut. Diese Deppen hatten ihn unter Drogen gesetzt und er hatte mit ihrer Hilfe etwas Schreckliches getan. Wie sollte er nach solch einer Wahrheit seiner Kindheitsfreundin gegenüber treten und ihr das alles erklären? „Ihr beiden werdet mächtig Ärger bekommen!“, ließ Fred sie wissen und eine eisige Kälte hatte seine Stimme überzogen. Eine Kälte, die nicht typisch für ihn war. Normalerweise verkündete er ein Unglück mit einer Spur Schadenfreude. „Saftigen Ärger! McGonagall wird sich freuen, euch für den Rest des Schuljahres Nachsitzen aufzubrummen und Rose wird euer schlimmster Alptraum werden, denn ich kann euch garantieren, dass ihr mit einer langen Quidditchsperre rechnen werdet!“ Seine braungrauen Augen gewannen an Abscheu und Distanz dazu. Scorpius runzelte knapp die Stirn, er hatte noch nie erlebt, dass Fred so streng und gefühlslos handelte. Normalerweise stand er, wie ein Fels in der Brandung, auf der Seite der Schüler. Albus schien es nicht aufzufallen, zu sehr kochte in ihm die pure Wut. Statt die Jordan-Geschwister noch einen Blick zu würdigen, riss er die Tür des Abteils auf. Der Potter wusste nicht, wie es jetzt weiter gehen sollte. Denn das, was er getan hatte, konnte er Alice unmöglich mit der Wahrheit erklären. Sie war auf ihn eingegangen, ohne dabei unter einem Einfluss gestanden zu haben und diese Tatsache ließ für ihn nur einen Entschluss zu. Ihr lag mehr an ihm, was ihr gut tat. Im schlimmsten Fall hatte sie sich in ihn verliebt. Etwas, wovon er stark ausging, doch zur Sicherheit würde er mit Rose ein ernstes Gespräch führen müssen. Am besten jetzt und sofort. Sein Blick wanderte zu seiner rechten Seite und er erkannte Alice, die gerade in ein etwa 15 Meter entferntes Abteil huschen wollte. Ihre braunen Karamellaugen sahen in seine und ein erfreutes Lächeln legte sich auf ihre blassen Lippen. Albus bemerkte die zarte Röte auf ihren Wangen, als sie ihn sah und sein Herz krampfte sich schmerzvoll zusammen. Statt ihr Lächeln zu erwidern, tat er das, was er für richtig hielt. Ohne die Miene zu verziehen drehte er sich um und schritt in die entgegengesetzte Richtung. Es war Antwort genug. --- Roxanne Weasley zog scheinbar gleichgültig an ihrer Zigarette und spürte den kalten Wind in ihrem Gesicht. Das Fenster im hinteren Wagen auf dem Gang war ein Spalt weit runter geschoben und sie sah auf die verschneite Landschaft. Das Gequatsche ihrer Freundinnen im Abteil war ihr zu laut geworden, die Themen langweilten sie und die ganze Oberflächlichkeit hatte sie nahezu erdrückt. Stumm hatte die einstige Diva den sinnlosen Gesprächen gelauscht und erst als Ceres ihr eine Schachtel Zigaretten hingehalten hatte und sie das sanfte Lächeln auf den Lippen ihrer besten Freundin deuten konnte, war sie dem Käfig aus Freundinnen entkommen. Sie lehnte den Kopf gegen die kalte Scheibe und erinnerte sich an dem Besuch im Museum. Niemals hätte sie je geglaubt, dass sie enttäuscht sein würde, wenn ein Rundgang und eine Führung zu Ende sein würden, doch sie war es tatsächlich, als sie das Museum verlassen hatten. Mit Begeisterung hatte sie nachgestellte Schlachten beobachtete, Gemälde und alte Karten gemustert und der Stimme der Fremdenführerin gelauscht. Die Zeit war wie im Fluge vergangen und immer wieder hatte sie bei demselben Gemälde halt gemacht. Am Ende hatte sie sich sogar eine Nachbildung für einen horrenden Preis gekauft. Es zeigte Ogger den Dämlichen mit dem damaligen Minister Parker, wie sie sich im Büro des Zauberministers befanden und sich ein halsbrecherisches Duell lieferten. Roxanne hatte sich bereits oft die Frage gestellt, ob es in der heutigen Politik ebenfalls öfters zu solchen Rangeleien kam und manche Entscheidungen die Jahrhunderte überdauern würden. Irgendwie hatte sie ein Interesse für Politik entwickelt und informierte sich regelmäßig über den Tagespropheten; sie hatte sogar schon mit dem Gedanken gespielt die Top Times History zu abonnieren. Die Weasley musste lächeln, denn sie freute sich darauf am zweiten Weihnachtsfeiertag ihrem Onkel Percy einen Besuch abzustatten und ihn ein wenig über Gesetzte und Richtlinien auszuquetschen. Normalerweise hatte sie Onkel Percy nie sonderlich gemocht, ihn zu streng und zu humorlos gefunden, doch seine Interessen waren ernsthaft und keinesfalls unwichtig. Innerlich wunderte Roxanne sich über sich selbst. Innerhalb eines halben Jahres hatten sich ihre eigenen Interessen so sehr gewandelt, dass sie sich fragte, wie sie all die Jahre nur so desinteressiert hatte durch die Gegend laufen können. Wirklich erschreckend. Sie hob den Kopf und erkannte den Auslöser ihrer Veränderung. Frank stieg über Koffer, drängte sich zwischen schwatzenden Leuten durch und grinste breit, als er sie ausmachen konnte. Unwillkürlich wurde Roxanne warm ums Herz, es hüpfte einen Takt höher und sie spürte, dass ihre braunen Augen über seine Erscheinung huschten. Gegen ihren Willen musste sie gestehen, dass sie Frank öfters beobachtete und mehr musterte als ihr lieb war und mittlerweile brachte sie das Wort attraktiv mit ihm in Verbindung. Er entsprach so gar nicht ihrem Typ. Eigentlich. Doch seit dem Ausflug ins Museum, hatte sich ihre Einstellung ihm gegenüber verändert. Immer wieder hatte sie sich davon abhalten müssen, sein dichtes, braunes Haar zu berühren und die Augen zu schließen, wenn er neben ihr saß und ihr etwas zu erklären, nur damit sie sich ganz auf seinen Geruch konzentrieren konnte. Oft hatte sich Roxanne abends, wenn sie neben Ceres am Kamin saß und Hausaufgaben machte, gefragt, wie es sein möge, seine sauberen und langen Finger in ihrer Hand zu spüren, mit ihm Händchen zu halten und seine breiten Lippen zu küssen. Bislang hatte kein anderer es geschafft, ihr das Gefühl von vollkommender Sicherheit zu geben, außer Frank. Sie glaubte, dass was immer passieren würde, er für sie da sein würde. Mit Ruhe würde er sich mit dem Problem vertraut machen und nach einer Lösung suchen, anstatt der Ungereimtheit aus dem Weg zu gehen. Natürlich wusste Roxanne, dass auch er seine Macken hatte, doch erstaunlicherweise konnte sie mit diesen sehr gut leben. Der Hufflepuff neigte zu einem nicht brechbaren Wissensdurst, zudem zur Perfektion, was schulische Leistungen anging und zu schnellen Vorurteilen. Jedoch war er immer bereit, sie zu überdenken, wenn man ihm vom Gegenteil überzeugte. Sie neigte den Kopf und betrachtete seine große und schlaksige Statur. Leichte Eifersucht erfasste sie, als sie daran dachte, dass es irgendwann eine Hexe geben würde, die all das besitzen würde, was ihr gefiel. Roxanne hatte es nicht gerne, wenn sie sah, dass es auch andere Hexen gab, die Interesse für ihn hegten. Jedoch schien sich Frank überhaupt nicht bewusst zu sein, dass seine Intelligenz, seine Sprachgewandtheit und seine Natürlichkeit anziehend auf das weibliche Geschlecht wirkte. „Kaum lässt man dich aus den Augen, schon machst du wieder irgendeine Dummheit.“ Er nickte verstimmt auf die Zigaretten und blieb vor ihr stehen. „Es kommt mir vor, als würde ich den Babysitter für dich spielen.“ „Ha, ha, ha. Was für ein Unsinn!“ „Vor schlechten Noten muss man dich schützen, von einem Vollidioten wie Scamander befreien und jetzt auch noch eine Sucht bekämpfen.“ Seine Stimme triefte vor Sarkasmus und Roxanne musste grinsen. Sie wechselte das Thema. „Was ist los? Treiben dich deine Freunde wieder in den Wahnsinn?“ Frank nickte kaum merklich und erzählte ihr, dass Oscar seit Beginn der Fahrt über die bevorstehenden Ferien jammerte, die er irgendwo in einer italienischen Provinz verbringen musste. „Ich konnte es nicht mehr hören, deshalb dachte ich, ich gucke mal, was mein Lieblingssorgenkind so macht.“ Sie knuffte ihn in die Seite und strich sich schließlich eine Haarlocke aus dem Gesicht. „Ich langweile mich über Klatsch und Tratsch.“ Die Slytherin zuckte mit den Schultern; als sie ihren Nachhilfelehrer ansah, bemerkte sie, dass sich seine Stirn in Falten gelegt hatte. „Zeitverschwendung!“, war sein einziger Kommentar über Hexen, die sich über Hinz und Kunz ausließen. „Übrigens, was ich fragen wollte, auch wenn es schon ein bisschen spät dafür ist, hast du am Silvester schon etwas vor?“ Zuerst wollte sie antworten, dass sie in Rom zusammen mit Ceres bei Mathis Denton in der Villa feiern wollte, als sie jedoch vorsichtshalber fragte: „Wieso?“ Frank versuchte gelassen auszusehen und erzählte ihr, dass es eine Burg im Westen Deutschlands gab, wo man Silvester feiern konnte. Es hörte sich verlockend an. „Alice hat keine Lust, mein Vater ebenfalls nicht und da dachte ich, ich frage einfach mal, ob Interesse besteht. Denn im Prospekt stand ein ziemlich gutes Programm, auch wenn es eine Muggelparty ist.“ Ihr Hals wurde trocken und ihre Wangen glühten vor Freude, dass er dabei an sie gedacht hatte. „Ich würde gerne mitkommen! Wer ist noch dabei?“ „Niemand. Wir sind alleine, falls das okay für dich ist. Normalerweise bist du schließlich an große, skandalöse Feten gewöhnt.“ – „Und davon habe ich erst einmal genug“, verkündete sie und lehnte sich gegen die Abteiltür. Ceres würde auch gut alleine Rom stürmen und noch besser, sie würde verstehen, warum sie Deutschland vorzog. Roxanne beschloss, dass es Zeit war, ihrer Freundin bei einer heißen Tasse Punsch zu erklären, was mit ihr los war. Sicherlich hatte sie den einen oder anderen Tipp, den sie gebrauchen konnte. Während Frank weitersprach, dachte sie darüber nach, dass sie den Zauberstab nicht ins Korn werfen würde. Ihr lag etwas an Frank, er zog sie an. Definieren konnte sie die merkwürdigen Gefühle für ihn nicht und die Tatsache, dass sie wusste, dass sie nicht der Typ Hexe war, der ihn interessierte, machte es ihr unweigerlich schwer. Roxanne war sich dessen so bewusst, weil er nie auf versuchte Annäherung eingegangen war. Doch sie würde kämpfen und zumindest versuchen, seine Sympathie zu gewinnen. So leicht trat sie ihn nicht einer anderen Hexe ab. --- Rose Weasley strich sich durch das rotbraune Haar. Es war der 24zigste Dezember und sie saß auf den unteren Treppenstufen ihres Zuhauses. Nur zu gut erinnerte sie sich an die Worte ihres Cousins. Albus hatte ihr etwas gestanden, was sie erschrak, aber gleichzeitig auch freute. Bis er ihr offenbart hatte, dass er für ihre beste Freundin keine Liebe empfand. Rose brauchte keine Leuchte zu sein, um nicht schon vor Wochen zu begreifen, dass Alice eben jenes für den Potter empfand. Auf der einen Seite hatte sie Albus versprechen müssen, nichts von dem Trank zu erzählen, der ihn so kopflos hatte handeln lassen, aber auf der anderen Seite hatte sich Alice bei ihr ausgeheult und wissen wollen, warum er trotzdem mit ihr geschlafen hatte. Es war ein Teufelskreis. Wenn sie Alice erzählte, dass ein dämlicher Trank Albus hatte handeln lassen, wäre die Scham noch viel größer, doch gleichzeitig hätte Alice dann die harte Wahrheit vor Augen. Sie seufzte leise auf und stütze das Kinn auf der Handfläche. Es war kompliziert. Und tragisch. Innerhalb von einer Stunde war die Welt ihrer besten Freundin wie eine Glaskugel zerbrochen und Rose hoffe, dass ihr Weihnachtsgeschenk, ein Mini-Muff, sie aufheitern würde. So gerne sie Albus auch in den Hintern treten würde und einen Unverzeihlichen an ihm ausprobieren wollte, so sehr hatte sie aber auch Respekt vor ihm. Nicht alle wären angesichts solch einer piekten Lage, so ehrlich gewesen und hätten gestanden. „Was ist los, Rose-Bud?“, die Stimme ihres Vaters riss sie aus ihren Gedanken und sie sah auf. Müde lehnte er rechts von ihr gegen die Küchentür und seufzte tief. Über ihnen hörte sie hysterisches Getrampel, wie üblich würden sie wieder zu spät kommen. „Nichts, ich dachte nur, wir schaffen es vielleicht einmal in zehn Jahren, pünktlich zu sein.“, sie grinste und ihr Vater erwiderte es. „Tja, deine Mutter schien derselben Ansicht zu sein, allerdings-!“ „Verdammt, warum habt ihr mich nicht geweckt! Ronald! Das verzeihe ich dir nie!“ Hermine Weasley, ehemalige Granger, fluchte laut und Ron Weasley zuckte kurz zusammen. Sie hatten ihren ersten freien Tag seit Langem und er hatte sich das Recht genommen, sie nicht bei ihrem kurzen Nickerchen zu stören. „Ich wollte lediglich, dass du ausgeruhter bist, wenn wir abreisen.“ „Wie überaus ritterlich!“, kam es sarkastisch und murrend von oben. Hugo rannte aus seinem Zimmer ins Bad und wieder zurück. Rose konnte nicht anders, als mit den Augen zu rollen. „Bei Merlin, wir kommen sowieso jedes Jahr eine halbe Stunde zu spät, warum also dieses Mal eine Ausnahme machen?“ „Du sagst es, Rose-Bud“, stimmte ihr Vater zu und sie sah ihn mahnend an. „Lass das Bud, ich komme mir vor wie ein Bier!“ Er gluckste. „Aber du weißt doch, dass du deinen hinreißenden Namen Rose-Bud von Bayern zu verdanken hast. Wäre die Rosie-Poesie lieber?“ „Noch ein Wort und ich vergesse, dass ich eine Weasley bin, Dad!“ Er lachte heiter und strich ihr über den Kopf. Um sie nicht gänzlich zu verstimmen, begann er ein Gespräch über Quidditch, während ihre Mutter oben über Hugo stolperte und es böse rumste. „Alles in Ordnung da oben?“, erkundigte sich Ron vorsichtig und hörte ein Stöhnen. Rose schüttelte den Kopf und erhob sich. Ihr Vater runzelte die Stirn und wand seinen Blick vom Treppengelände. „Übrigens, was musste ich heute Morgen von deiner Mutter erfahren, du willst Urlaub machen?“ Sie nickte und sah sofort, wie sich seine Miene veränderte. Sofort wurde sie wachsamer. „Mit wem und wo?“ „Mit einem Freund, Dad. Und wo, kann ich dir nicht sagen, weil er mich überrascht. Wir sind eine ganze Gruppe, mit einem Haus und das Meer für uns.“ Ron Weasley rieb sich das Kinn; es war für Rose ein Zeichen, dass es ihm nicht besonders in den Kram passte. „Mit Jungs?“ „Natürlich mit Jungs.“ Sie griff nach ihrem Mantel und reichte den grauen Parker an ihrem Vater weiter. „Wenn sie dich anfassen, breche ich ihnen den kleinen Zauberstab!“ „Dad!“ Rose spürte, wie ihre Wangen rot wurden und funkelte ihn böse an. „Du hast keinerlei Grund, dir Sorgen zu machen, es ist alles rein freundschaftlich.“ Dass sie nur einen der Jungs kannte und es sich dabei um Scorpius Malfoy handelte, verschwieg sie besser. Ihr Vater schnaufte hörbar. „Es beginnt immer alles rein freundschaftlich! Ich weiß wovon ich spreche, schließlich waren deine Mutter und ich auch einmal nur Freunde.“ „Unsinn!“, mischte sich Hermine ein und gab ihren Göttergatten eine Kopfnuss. „Ich war dein Aufpasser, damit du deine Hausaufgaben pünktlich fertig hattest und durch die Prüfung gekommen bist. Und damit nicht genug, musste ich auch dein Lieblingsfeind zum Streiten gewesen sein.“ – „Wir haben nicht gestritten, den Titel des Lieblingsfeindes trug Malfoy. Wir beide haben lediglich diskutiert!“, empörte sich Ron und Hermine erwiderte: „Diskutieren nennt man das also heute, ja? Na dann will ich dir mal etwas sagen, Ronald Weasley, du-!“ Sie schaltete ab und rollte mit den Augen, als sie auf Hugo blickte, der noch immer auf den letzten Treppenstufen stand, sah sie, dass er es genauso hielt. „Es ist doch immer dasselbe“, murmelte ihr Bruder und sie zuckte mit den Schultern. Rose wollte ein bisschen zum Familienfrieden beisteuern und zog ihren Vater in einem günstigen Moment zu sich, als ihre Mutter meckernd nach ihrem Schal suchte. „Sag ihr, dass sie bezaubernd in dem Kleid aussieht, oder du kriegst den Rest des Monats Kohl zu essen!“, zischte sie in sein Ohr und zu ihrem Glück reagierte ihr Vater sofort. Er straffte seine Haltung und ließ den Blick an seiner Frau auf und abgleiten, sodass Hermine ihm einen skeptischen Blick zu warf. „Was?“ „Ich wollte lediglich anmerken, dass dir das dunkelrote Kleid hervorragend steht. Wo hast du es gekauft?“ Die Wangen ihrer Mutter wurden rot und als sie etwas von Marcys Bekleidungsgeschäft für schickliche Anlässe erzählte, hob Rose die Hand und Hugo schlug zum Big Five ein. So war es immer. Mit einer halben Stunde Verspätung trafen sie vor den Potters und Onkel George im Wieselpott ein und wurden von allen Seiten herzlich begrüßt. Rose quetschte sich sofort an Grandma vorbei und half ihrem Grandpa, seine Brille zu finden. Arthur Weasley saß in seinem abgenutzten Ohrensessel und sah sich nach allen Seiten um. Sie lächelte und nahm die dicke und altmodische Brille von seinem Kopf. „Oh Danke, meine Kleine.“ Er drückte ihr einen Kuss auf die Wange und sie ließ sich auf der Couch neben ihm nieder. Wie jedes Jahr Weihnachten sah das Wohnzimmer aus, als wäre eine Knallbombe darin explodiert. Der Baum neben dem Kamin schien zusammenzubrechen, wegen dem ganzen Weihnachtsschmuck. Rose roch Orangen und Zimtplätzchen und lehnte sich zufrieden zurück. „Es ist wie immer.“ „Nicht ganz, meine Kleine.“ Grandpa Weasley lächelte ihr zu und sie bemerkte den Stock an seiner Seite. Seine runzligen Hände tasteten nach der Pfeife auf der Fensterbank. „Ihr seid alle sehr viel größer geworden. Einige glücklich, einige unglücklich.“ Es schien, als würde er etwas wissen, was ihr noch vorenthalten wurde. Verwirrt sah sie ihn an. „Wie meinst du das?“ Arthur sah zu, wie Hermine in die Küche eilte, um ihrer Schwiegermutter zu helfen. Kurz darauf trafen die Potters ein und Ron begrüßte Harry stürmisch, während Ginny eine Schüssel mit Essen in die Küche schweben ließ, allen kurz Hallo sagte und ebenfalls verschwand. James strahlte, als er Roxanne entdeckte und fragte sie sofort nach ihrer bezaubernden, besten Freundin. Albus dagegen ließ sich zu einem Grinsen herab und nahm Tante Angelina herzlich in den Arm, dann begrüßte er Fleur mit einem Handkuss. Gemütlich paffte Arthur an seiner Pfeife und sah zufrieden in die Runde. „Jorik ist nicht sonderlich glücklich, oder?“ Vollkommen verblüfft suchte Rose nach den richtigen Worten. Es hatte sie schon immer irritiert, dass ihr Großvater Albus immer Jorik nannte; bei Fred hielt es sich mit Krüger nicht anders. „Ja… er ähm… hat sich mit Alice gestritten, im Hogwarts-Express.“ „Dummer Junge, Alice ist so ein nettes Mädchen. Sie wüsste gewiss, wie man ihm einige Flausen austreibt.“ Die altmodische Sprache ihres Grandpas ließ sie lächeln. „Das ist wohl wahr.“ Arthur neigte leicht den Kopf und betrachtete sie. Dann zeigte er mit seiner Pfeife auf Fred, der sich vollkommen außerhalb des ganzen Tamtams befand und auf einer Fensterbank hockte. Sein Blick war stur nach draußen, auf die verschneite Landschaft, gerichtet. „Was ist mit unseren skandalösen Schulsprecher?“ – „Was soll mit ihm sein?“ „Er ist unglücklich“, sprach Arthur, seine Stirn legte sich in Falten. „Sein Kummer scheint dem von James zu ähneln.“ Er zwinkerte und Rose begriff, dass er von der Eifersucht auf den Typen, der Molly ausführen durfte, wusste. „Aber dann scheint sein Kummer auch wieder anderes zu sein.“ Ihr wäre nie in den Sinn gekommen, dass ihr Cousin unglücklich zu sein schien. Jemand erschien im Kamin und alle drehten sich um. Alle, außer Fred. Onkel Georges Gesicht war rußüberzogen und sofort bildete sich eine Traube um ihn. Jeder wollte wissen, welchen Versuch er kurz vor Weihnachten noch gewagt hatte. Rose spürte einen Stich im Magen. „Ist Krüger seinem Onkel sehr ähnlich?“, die Frage war ihr entwichen, bevor sie sich unter Kontrolle hatte, doch zu ihrer Verblüffung lächelte ihr Großvater. „Nein. Überhaupt nicht.“ Er nahm die Pfeife aus dem Mund. „Fred und George hatten alles Mögliche im Sinn, aber Schulsprecher werden, du lieber Merlin.“ Arthur lachte bei der Vorstellung. „Streiche und ein paar Hexen aufzureißen, war das einzige, was sie im Sinn hatten, aber Krüger hier-!“, er streckte die Beine aus. „-kann mehr. Wenn da nicht dieses Traurige wäre, was ihn seit letzten Jahres begleiten würde.“ Rose beschloss, dass sie Dominique unterstützen würde, bei ihrer Theorie, etwas würde mit Fred nicht stimmen und kaum hatte sie diesen Gedanken gefasst, begann ihr Grandpa von Roxanne und der blonden Veela zu sprechen. Sie hörte interessiert zu und musste sich ein Lachen verkneifen, als er den Kosenamen Sahnetörtchen für Roxanne benutzte. Kurz schweiften sie ab zu Hugo, Lily und Louis, dass sie wohl auch Freunde geworden wären, wenn sie nicht zur selben Familie gehörten, als Arthur seine Aufmerksamkeit auf seinen letzten Rotschopf warf. Seine matten braunen Augen strahlten, als er sie betrachtete. „Du bist hübsch geworden, meine Kleine. Wie viele Tunichtguts hat dein Bruder schon vertrieben?“ Sie schnaufte und rutschte tiefer ins Polster. „Nicht einen. Schließlich stehen Jungen mehr auf Hexen, die sie beeindrucken können und ich gehöre leider nicht zu der Sorte, die sich von schlechten Quidditchstürzen beeindrucken lässt.“ „Der Sport macht es dir schwer.“, schlussfolgerte er und sie zuckte mit den Schultern. „Ich glaube nicht, dass ich zu den Hexen gehöre, die man als Freundin in Betracht zieht, eher als Kumpel.“ Rose spürte, dass sich Druck auf ihre Brust legte und schluckte hart. Ihr Grandpa neigte leicht den Kopf und stieß den Pfeifenrauch aus. Sein Blick hatte etwas Liebevolles. „Warte ab, meine Kleine. Gewiss gibt es bereits einen Jungen in Hogwarts, der genau weiß, was er an dir schätzt.“ „Ich bin keine Grazie“, widersprach sie sofort und sah, wie er sich mühevoll aus dem Sessel kämpfe. „Gewiss, aber er würde niemals behaupten können, dass es langweilig mit dir werden würde.“ Er zwinkerte und sie verstand nicht. Gerade, als sich nachhaken wollte, hörte sie, wie ihr Vater rief: „Hey Rose-Bud, du sollst deiner Mutter in der Küche helfen.“ „Noch ein Rose-Bud und ich bringe ihn um!“, murmelte Rose. Sie stampfte an ihren Cousins, Tanten und Onkels vorbei in die Küche. Am Fenster regte sich Fred. Er verspürte einen leichten Drang nach einer Zigarette. Leider hatte seine Mutter sofort nach seiner Ankunft sämtliche Taschen nach Nikotin durchsucht. Er seufzte tief und versuchte sich wieder auf die verschneite Landschaft zu konzentrieren. Dabei strich er sich durch das rotbraune Haar und hörte das fröhliche Lachen seiner Schwester. Roxanne war glücklich und genauso wollte er es auch belassen. „Hab gehört, du hast den Weihnachtsball abgeschafft und eine Party draus gemacht?“, die Stimme seines Vaters wirkte heiter. Es war das erste Mal in diesen Ferien, dass er ihn sah, denn seit Tagen war er bereits am Arbeiten, hatte Überstunden geschoben und das Geschäft am Laufen gehalten. Roxanne war am Tage ihrer Ankunft sofort aufgebrochen, um ihm zu helfen, er selbst dagegen hatte sich in seinem Zimmer eingeschlossen, denn er hasste den Laden. Am liebsten hätte er ihn als Kind in die Luft gesprengt. Fred war bereits seit Kindertagen klar, dass die halbe Zaubergemeinschaft davon ausging, dass er nach Hogwarts im Familienbetrieb einsteigen würde, um das große Erbe seines Onkels antreten zu können. Etwas, woran er noch nicht einmal im Traum dachte. Es sei denn, es handelte sich um einen Alptraum. „War Zeit für eine Veränderung“, sprach er knapp und stöhnte innerlich, als sein Vater sich ebenfalls auf der Fensterbank nieder ließ. Der Ruß war entfernt, doch das rote Haar war noch immer durcheinander. „Dir scheint das Amt des Schulsprechers Spaß zu machen.“ Es klang wie eine Frage, doch Fred verzichtete auf eine Antwort. „Schade, dass du nicht im Laden vorbeigekommen bist, ich habe ein paar neue Bonbons erfunden, die dir sicherlich zugesagt hätten.“ „Mag sein.“ Er wollte nicht über Scherzartikel sprechen; überhaupt wollte er mit niemanden reden. George sah, dass sein Sohn den Blick weiterhin nach draußen gerichtet hatte. „Fred, was ist los?“ – „Nichts“, log er ohne mit der Wimper zu zucken und wollte von der Fensterbank rutschen, um sich einen anderen Ort zu suchen. Ein Kloß bildete sich in seinem Hals, zum Zerreißen gespannt und schmerzhaft. Mit jeder Sekunde mehr, die er im vollen Wohnzimmer verbrachte, erdrückte ihn etwas mehr. Die Tatsache, dass er nicht über seine Sorgen reden konnte, die Tatsache, dass er immer heiter sein musste und die Tatsache, dass er eine Hexe liebte, die er nicht haben konnte. Ja, verdammt, er liebte die eingebildete Slytherin, die ihn nur zu benutzen schien. Die Maske aufrecht zu erhalten, zerrte an seinen Kräften. Ebenso, dass er selbst eine Maske trug, wenn er mit Albus und Scorpius zusammen war. George hielt ihn fest und Fred riss seinen Arm los, doch sein Vater war schneller und ergriff ihn am Kragen. „Was ist eigentlich los mit dir?“ Erneut machte er sich los. „Was soll los sein?“, stellte er bitter die Gegenfrage, sein Blick glitt zu Boden. „Ich habe lediglich keine Lust mich mit dir zu unterhalten.“ – „Wieso? Was habe ich dir getan?“ Das Bohren seines Vaters trieb ihn zur Weißglut, weshalb er schweig. Er konnte nicht wissen, dass die Schweigsamkeit seinen Vater noch mehr dazu antrieb. „Fred du wirst mir jetzt sofort sagen, was mit dir los ist! Fred ich rede mit-!“ „Hör auf, mich so zu nennen!“, die laute Stimme des Schulsprechers sorgte augenblicklich dafür, dass im Wohnzimmer Ruhe herrschte. Wütend sah Fred seinen Vater an und ein diabolisches Grinsen legte sich auf seine Lippen, niemand bemerkte den verzweifelten Zug um seinen Mund, alle achteten auf seine Worte. „Habe ich dir je gesagt, wie sehr ich dich dafür hasse, dass du mich Fred genannt hast?“ „Was-!“ „Jetzt weißt du‘s!“, zischte er. „Schon als Kind habe ich mir gewünscht, anders zu heißen und mit jedem Jahr ist mein Hass auf diesen beschissenen Namen größer geworden! Ich hasse ihn, ich hasse diesen Laden und ich hasse es, dass ständig alle von mir erwarten, dass ich heiter und unbeschwert bin! Wag es ja nicht, zu lügen! Du weißt genau, dass es stimmt und es wird jedes Jahr schlimmer! Und bei Al seid ihr nicht viel anders! Wieso könnt ihr nicht akzeptieren, dass weder ich der Spaßvogel bin, noch Al das Superhirn von Dumbledore!“ Erschrocken über seine eigenen Worte, versteifte sich sein Körper, als er in die Miene seines Vaters sah. Sein Mund war hart, seine Augen glasig und die Hände hatten sich zu Fäusten geballt. Hinter ihm schnappte sein Onkel Harry nach Luft und er könnte förmlich sehen, wie sich alle nach Albus umdrehten. Die Stimme des einstigen Auserwählten war betont ruhig. „Ist das wahr, Albus? Rebellierst du deshalb seit der dritten Klasse?“ Der jüngere Potter antwortete nicht, sondern sah wie sein Cousin zu Boden. Fred wusste, dass er von dem Slytherin später einige Takte zu hören bekommen würde und sprach: „Tut mir Leid Al, aber ich habe es nicht länger ausgehalten.“ Es war ein Geheimnis gewesen, das sie miteinander verbunden hatte. Jedes Jahr Weihnachten hatten sie zusammen ausgeharrt, jeden Geburtstag getan, was man von ihnen erwartete, nur wenn sie mit Scorpius zusammen waren und sich in Hogwarts befanden, konnten sie sein, wie sie wollten. „Is‘ okay“, ließ der Schwarzhaarige ihn wissen und noch bevor Harry seiner Verwirrung Ausdruck verleihen konnte und seinen Sohn in die Mangel nahm, mischte sich eine weitere Stimme ein. „Krüger und Jorik, zieht eure Mäntel an.“ Die beiden Jungen drehten sich um und erkannten ihren alten Grandpa, der bereits seinen geflickten Mantel anhatte und sich auf seinem Stock stütze, die Pfeife klopfte er in einem Blumentopf aus und erntete einen strengen Blick von seiner Gattin. Zum ersten Mal in ihrem Leben verstand Rose, warum er Albus und Fred immer Jorik und Krüger nannte. Seit der Kindheit schienen sich beide von ihren Namen erdrückt zu fühlen. Ihr Großvater hatte nach einer amüsanten Alternative gesucht. Zuerst hatten sich beide beschwert, doch nach all den Jahren schien die Gewohnheit Platz gemacht zu haben. Krüger kam von einem gewissen Muggel namens Freddy Krüger, während Bastien Jorik eher der Name eines legendären Suchers aus den fünfziger Jahren war. Albus flog seit seinem fünften Lebensjahr, ihr Grandpa hatte eine magische Zahl aus der Fünf gemacht. „Molly-Röllchen, die Jungs und ich gehen eine Runde spazieren, wie lange wirst du mit dem Essen brauchen?“ Völlig neben der Spur, begriff ihre rundliche Grandma, dass sie immer noch Essen auf dem Herd vor sich hin köcheln hatte. „Ich schätze eine Stunde, also geht nicht zu weit.“, sie schenkte ihrem Gatten einen mahnenden, aber gleichzeitig liebevollen Blick. Arthur nahm seinen alten Hut vom Hacken, als Fred und Albus bereits nach draußen in die Kälte stampften. „James.“ Der älteste Potter-Spross hob den Blick und sein Großvater sprach ruhig: „Erzähl den beiden Männern, was du weißt. Ich bin im Bilde darüber, dass sowohl Krüger, als auch Jorik sich letztes Jahr an deinem Geburtstag abgefüllt haben und dass sie dir Dinge erzählt haben, über die du zu schweigen versprochen hast. Brich dein Schweigen, denn damit tust du ihnen durchaus einen Gefallen.“ Mit diesen Worten humpelte er ebenfalls zur Tür, um der winterlichen Kälte entgegenzutreten. Rose schloss die Tür hinter dem alten Zauberer, aus der Küche hörte sie die Stimme ihrer Grandma. „Jamie, du kannst den Wintergarten benutzen. Ich bin mir sicher, George und Harry wollen deinen Worten bestimmt erst einmal in vollkommender Ruhe lauschen.“ Der Potter nickte knapp und legte sich auf dem Weg über die Veranda bereits den Anfang zurecht. Rose sah ihnen nach und begegnete den Blick ihres Vaters. Um die angespannte Stimmung wieder anzuheben, fragte Ron: „Und Rose-Bud, Lust auf eine Runde Schach?“ Weihnachten verlief anders, als sie es sich gedacht hatte und als Rose ihrem Vater gegenüber am Fenster Platz nahm, fragte sie sich, ob sie nach den Ferien ebenfalls einen so großen Knall zu erwarten hatte, wenn ihr Vater erfahren würde, mit wem sie sich zum Urlaub verabredet hatte. Es war nicht so, dass er Scorpius nicht mochte, viel eher ignorierte er ihn, wenn er ihn bei den Potters antraf. Die Ignoranz würde jedoch bald vorbei sein, dessen war sich Rose sicher. Fortsetzung folgt... Kapitel 13: Optimierung des Suboptimums. ---------------------------------------- . . . „Okay, wo brennt es?“ Verdutzt sah Dominique von der Youth-Witch auf und musterte ihren abgehetzten Cousin. Sie befanden sich im Tropfenden Kessel und hatten Weihnachten für den dritten Tag überlebt. Bald würde das schreckliche Jahr ebenfalls ein Ende haben und ein neuer Abschnitt begann. Nachdem Albus und Fred die Weihnachtsfeier gesprengt hatten, war nur zu deutlich geworden, dass in der übergroßen Happy-Family irgendetwas mächtig falsch lief. Sowohl Onkel George, als auch Onkel Harry waren in den Wintergarten gerufen worden, sodass Grandpa Weasley nach dem Spaziergang ein ernstes Gespräch mit ihnen geführt hatte. Dominique konnte sich denken worum es ging, schließlich hatte sie sich in jeden Ferien das Gejammer ihrer Grandma anhören dürfen, dass alles und jeder zu viel arbeitete. „Hallo auch!“, begrüßte die Veela und rollte die Zeitschrift ein, um sie in ihre Handtasche zu stecken. Ihr Blick glitt über die Aufmachung ihres Cousins. „Warum so seriös gekleidet?“ Fred seufzte tief, während sie die Knuts für den Tee auf den Tisch legte. Gemeinsam verließen sie den Tropfenden Kessel und mischten sich in die Winkelgasse. „Ich hatte einen Einsatz“, erklärte der Schulsprecher und steckte die Hände in die Manteltaschen. „Die Jordans haben auf der Weihnachtsparty ein krummes Ding mit den Zaubertränken gedreht und eine Menge Mist angestellt.“ „Alice und Albus“, sprach sie treffend und Fred nickte knapp. „Unter anderem, ja.“ Die Straße war voll, bereits kurz nach Weihnachten der übliche Umtausch von misslungenen Geschenken. Und da sage mal einer, nur Muggel wären umtauschfanatisch. Noch immer lag Schnee über den Dächern der Geschäfte, wie ein Zauber aus Zuckerguss und bunte Lichter blinkten in den Schaufenstern. Und? Wie geht es Alice nach diesem Desaster?“, erkundigte er sich und Dominique zog sich das lange blonde Haar aus dem Kragen ihres hellbraunen Mantels. „Nicht gut, Rose, Roxanne und ich haben sie abwechselnd besucht, eine Jammer-Party mit Schokolade und Frust veranstaltet und versucht, sie aufzumuntern, aber sie wollte nicht.“ Die Tatsache, dass Alices ihren Liebeskummer voll auslebte und den Hexen nur allzu deutlich wurde, dass ihr mehr an Albus lag, als alle zusammen angenommen hatten, erschreckte die Freundinnen. „Silvester will sie zu Hause bleiben und sie mag auch nicht über Albus reden. Das einzige, was sie tut, ist sich in ihrem Zimmer zu verziehen. Und das werde ich bald auch tun.“ „Was?“, Fred runzelte die Stirn, sie dagegen tat, als würde sie sich für ein Schaufenster mit Puppen interessieren. „Habe ich das richtig verstanden? Du willst dich in dein Zimmer verkriechen? An Silvester?“ - „Genau, ich dachte es wird Zeit eine neue Tradition aufzubauen. Meinst du, die Puppe mit dem gelben Kleid würde in mein Zimmer passen?“ Fred ließ sich nicht ablenken und lehnte sich gegen die Scheibe, um ihr ins Gesicht blicken zu können. Erneut bewies er Verstand und sah auf den Schal, welcher über ihren Mantel fiel. Er war schlicht grau. Vor den Ferien hatte sie noch stolz einen schwarz-gelben getragen. „Was hat Bowler gemacht?“ „Wie kommst du darauf, dass Matt etwas damit zu tun hat?“, stellte sie die Gegenfrage. Als Fred ihr einen wissenden Blick schenkte, wehrte Dominique frustriert ab, denn ihr Cousin schien begriffen zu haben, wo und warum es brannte. „Ich kann nicht darüber reden.“ Sie setzte ihren Weg fort und er folgte ihr belustigt. „Mit Rose kannst du nicht reden, weil sie Bowler verstehen würde, mit Roxanne nicht, weil sie ihn heiß findet und Alice nicht, weil sie dein Benehmen als kindisch abtun würde, aber mit mir kannst du drüber reden, weil ich den Knackpunkt verstehen würde.“ „Nein, würdest du nicht. Du magst ihn nicht.“ Die Weasley ließ den Blick über die entgegenkommenden Leute schweifen. Als Fred vertraulich einen Arm um ihre Schulter legte, sprach er: „Bowler fährt in die Hamptons, weil ein paar Quidditchlegenden dort aufkreuzen. Denn Bowlers Vater hat Kontakte zu den Ballycastle Bats und jetzt lässt er es sich natürlich nicht entgehen mit seinen Kumpels, Silvester mit Stars zu verbringen. Also, wie falsch liege ich?“ „Gar nicht!“, brummte sie frustriert und verschränkte die Hände vor der Brust. „Und ich hatte mich so gefreut, Silvester mit ihm zu feiern. Mir in London ein Feuerwerk anzusehen und einfach die Sekunden zum Jahreswechsel zu zählen. Außerdem hätte Mom ihn wirklich gerne kennengelernt. Sie würde ihn sicherlich mögen!“ Hoffnungsvoll sah sie Fred an und er schüttelte angewidert den Kopf. „Nein, würde sie nicht. Aber Onkel Bill, schließlich fährt Matt auf Quidditch ab, Tante Fleur hat dafür nicht allzu viel übrig.“ Fred zog sie näher zu sich und sprach in ihr Ohr: „Übrigens, das mit dem Feuerwerk war gelogen. Du hattest vor, ihm Punkt Null Uhr deine Jungfräulichkeit zu schenken.“ Dominique machte sich von ihm los und sah ihn entrüstet an. „Woher weißt du denn das schon wieder?“ Fred schenkte ihr ein breites und amüsiertes Grinsen. Der Weasley neigte leicht den Kopf und tat ebenfalls so, als würde seine Aufmerksamkeit einem Schaufenster gelten. „Ich habe gestern mit Lily und Lucy Grandma besucht und dabei hatten unsere reizenden Cousinen nichts anderes im Sinn, als bei einem Stück Käsekuchen mit Grandma über Sex zu diskutieren.“ Fred sah sie augenrollend an. „Es kam das übliche, er muss mich lieben, Kerzen, Rosen und das kitschige Ich-liebe-dich sollte über die Zunge rollen, die typischen Dinge, die nur naive Hexen glauben.“ Dominique sah zerstört zu Boden und versuchte die aufkommende Röte ihrer Wangen zu vertuschen. „Na ja“, erzählte Fred weiter. „Und weil mich das Ganze so brennend interessiert hat, habe ich angefangen, in der neuen Youth-Witch rumzublättern, die Lily mitgebracht hat und bin über einen vollkommen hirnrissigen Artikel gestolpert.“ „Ach“, sprach die Blonde gespielt überrascht und Fred zog sie weiter mit sich. „Ja. Stell dir vor, da schreibt eine realitätsferne Tussi darüber, wie verzweifelte Hexen an einem Silvester am besten ihre Jungfräulichkeit verlieren.“ Er sah Dominique direkt an und jede Heiterkeit war aus seinem Gesicht verschwunden. „Und wenn mich nicht alles täuscht-“, er griff einfach in ihre Tasche und zog die besagte Zeitschrift heraus. „-warst du im Tropfenden Kessel auf Seite 24 und hast den Artikel nochmal gelesen, um zu gucken, ob er dir auch bei deinem Freund-zieht-Kumpels-vor-Problem hilft.“ Vollkommen ertappt löste sich Dominique aus seiner Klammerung und riss ihm peinlich berührt die Zeitschrift aus der Hand, um sie wieder wegzupacken. „Was ist so falsch daran?“ „So etwas kann man nicht planen, bei Merlins Unterhose!“ Er schüttelte leicht den Kopf und zeigte auf die Youth-Witch, die in ihrer Tasche verschwand. „Sex passiert einfach!“ Bei dem laut ausgesprochenen Wort Sex sahen ein paar Passanten sie an und Dominique spürte, dass sie knallrot anlief. Säuerlich und unangenehm berührt zog sie Fred am Ärmel mit sich und zischte: „Das ist deine Meinung!“ - „Und die von Roxanne, Al, Scorpius und Rose. Na ja und jetzt wird Alice mir ebenfalls zustimmen.“ Sie boxte ihn in die Seite und erntete ein heiteres Lachen. „Das ist nicht lustig, Fred!“ „Nein, du hast recht. Es ist zum Totlachen!“, er hielt sie am Schal fest. Seine Lippen zitierte ein müdes Lächeln. „Komm schon Dome, Matt liefert dir den perfekten Beweis dafür, dass planen nichts bringt, denn er ist nicht in England.“ Von der Wahrheit enttäuscht, seufzte die Blonde tief und sah auf die verschneiten Dächer. Fred hatte Recht und doch konnte sie es noch immer nicht glauben, dass ihr Freund Silvester nicht da war. Statt ein solches Desaster zu erleben, würde sie lieber, wie Alice, in Liebeskummer ertrinken. „Du brauchst ein Kleid“, riss Fred sie aus ihren Gedanken und steuerte mit ihr Madam Malkins an. „Und zwar ein ziemlich Luftiges und Heißes.“ „Warum?“, war ihre erste dämliche Frage und er grinste breit. „Weil du Al und mich nach Rom begleiten wirst, auf die Party des Jahrhunderts. Scorpius ist nicht da, also brauchen wir etwas Blondes und gut Aussehendes. Und da du sowieso nichts anderes vor hast, bietest du dich hervorragend an.“ Die Worte ihres Cousins ließen sie lachen. „Na gut. Von mir aus. Aber versprich mir, dass du mich vor unangenehmen Deppen beschützt.“ Sein Blick war ihr eine Antwort genug und als sie fast den Laden erreicht hatten, entwich Dominique eine pikant private Frage. „Das erste Mädchen, mit dem du geschlafen hast, hast du sie geliebt?“ Fred ergriff die Türklinke und hielt kurz inne, als er sich zu ihr umdrehte. Er empfand die Frage als berechtigt, nachdem er ihr solch einen Vortrag gehalten hatte. Etwas in ihm krampfte sich kurz zusammen, doch als er tief durchatmete, verschwand das beklemmende Gefühl. „Ja, aber sie empfand nicht dasselbe für mich.“ Dann stieß er die Tür auf. - - - Hilflos sah Rose auf das falsche Lächeln ihrer besten Freundin. Sie stand im Wohnzimmer der Longbottoms. Neville saß in seinem alten Ohrensessel am Fenster und brütete über Aufsätze und Schriften, die er nicht lesen konnte. Hannah werkelte in der Küche herum und Frank war nicht anwesend. Noch immer rebellierte Rose‘ Magen, so hatte sie doch tatsächlich eine weitere Fressnacht mit Alice hinter sich. Gequält sah sie auf ihr Sorgenkind. Alices Haar war strähnig, ihre Haut unnatürlich blass und dunkle Ränder lagen unter ihren Augen. Die kleine Stupsnase war rot von lauter Schnupfen. Eine willkommene Erkältung hatte sie zudem passend zum Liebeskummer erwischt. „Ich bleibe hier!“, verkündete Rose energisch. „Malfoy soll seinen Urlaub alleine verbringen. Beste Freundin geht vor!“ Alice sah sie verdutzt an, dann rollte sie mit den Augen. „Vergiss es. Du schwingst deinen Hintern in die Höhle der Schlange und blamierst ihn ein bisschen vor seinen Freunden. Ich werde mich in meinem Zimmer verkriechen und -!“ „Versprich mir, dass du Silvester nicht alleine verbringst!“, forderte Rose und Alice seufzte tief. Eigentlich hatte sie genau das vorgehabt. „Ich weiß nicht.“ Die Weasley sah sie mahnend an und Alice verschränkte die Arme vor der Brust. Sie dachte nach. „Zählt es, wenn ich etwas mit Mommy und Daddy mache?“ „Halbe; wenn du dich betrinkst, zählt es ganz.“ Rose schenkte ihr ein breites Lächeln und Alices ließ sich drauf ein. „Von mir aus. Okay und jetzt verschwinde, schließlich wartet ein Malfoy auf dich. Nach den Ferien bist du sicher Hogwarts Gesprächsthema Nummer eins.“ „Und Familienthema, schließlich weiß mein Dad nichts davon. Nur meine Mutter ist eingeweiht.“ Rose hatte sich das Drama sparen wollen und war mehr als nur erleichtert, als ihre Mutter das Ganze ähnlich sah. Zusammen hatten sie ihren Koffer gepackt und Rose hatte den Anekdoten ihrer Mutter über Hogwarts gelauscht. Während ihr Vater nun glaubte, sie wollte Urlaub mit einem guten Freund machen, waren die letzten Worte ihrer Mutter gewesen, dass sie Spaß haben sollte. Alice schüttelte bei so viel überlebter Rivalität den Kopf. Natürlich war auch ihr Vater nicht sonderlich gut auf den Namen Malfoy zu sprechen, doch im Gegensatz zu Ron, zeigte Neville seine Abneigung nicht öffentlich. „Werde ein bisschen braun und sag Scorpius von mir, er soll auf dich achtgeben, auch wenn er selbst im Vollrausch ist.“ Rose verstand den Wink mit dem Hexenhut und beugte sich zu Alice. Leise flüsterte sie: „Ich soll seine Freundin spielen, da kann nichts mit anderen laufen.“ Unwirsch zuckte diese mit den Achseln. „Man weiß ja nie und jetzt hau endlich ab!“ Um ihren Worten mehr Druck zu verliehen, schwang Alice ihren Zauberstab, sodass der Koffer, welcher an Rose‘ rechter Seite gestanden hatte, verschwand. Dann drückte sie ihrer besten Freundin Flohpulver in die Hand und schubste sie Richtung Kamin. Ein letztes Mal umarmte Rose sie und dann trat sie in die Flammen, um nicht zu spät zu kommen. Ihr war nicht wohl bei dem Gedanken, dass sie Alice in so einer schweren Stunde alleine ließ. Am liebsten hätte sie die Ravenclaw mitgenommen, wohlwissend, dass sie alles versucht hätte, um eben nicht mit gezerrt zu werden. Zumindest das Versprechen, dass sie Silvester nicht alleine zu Hause verbringen würde, machte ihr Mut. Die Welt drehte sich um Rose herum und als sie wieder zum Stillstand kam, stolperte sie am anderen Ende der Welt aus einem prachtvollen Kamin. Fahrig versuchte Rose, ihr Haar zu ordnen und erkannte als erstes ein großes, geräumiges Wohnzimmer. Eine weiße, lederne Eckcouch zog um den Kamin herum, auf dem Boden lag ein kostbarer Teppich und zwei Ohrensessel standen einander gegenüber. Überrascht musterte sie die hohe hölzerne Decke und mehrere Balken, die den großen Raum durchbrachen. Zu ihrer linken Seite erstreckte sich eine Wand aus Glas, hinter der sie einen großen und einen kleinen Pool ausmachen konnte. Die Terrasse war geräumig mit hübschen Gartenstühlen, Liegen und einem Grill aus Stein. „Wow“, war das Erste, was ihr einfiel. Vorsichtig durchquerte sie das Wohnzimmer und betrachtete den langen Tisch, der ein angrenzendes Esszimmer symbolisierte. Onkel Harry besaß ein ähnlich luxuriöses Ferienhaus, doch meistens wurde es bislang für die ganze Familie genutzt und das auch nur alle paar Jahre im Sommer. „Rose Weasley?“ Die weibliche, misstrauische Stimme ließ sie herumfahren und die Rothaarige erkannte zwei durchaus hübsche Hexen. Eine schlanke und zierliche Asiatin, mit langen schwarzen Haaren, und eine stark gebräunte Hexe mit blonder Mähne. Beide trugen bereits Sommerkleidung und musterten sie unverhohlen. „Ähm ja, Hallo!“, begrüßte Rose sie. „Und ihr seid?“ Statt einer Antwort hoben beide Hexen synchron eine Augenbraue und sahen einander an. Schließlich rief die Blonde: „Steckt Scorp, dass seine Tussi da ist!“ Aus der Küche polterte etwas und Rose verzog bei dem Wort Tussi das Gesicht. Okay, scheinbar hatte man schon den besten Eindruck von ihr, weil sie es gewagt hatte, in Jeans und weißen Top hier aufzukreuzen. Eine weitere Hexe stürzte aus dem Nebenraum und Rose wollte sich gerade fragen, ob alle von Scorpius Freunden aus dem Ferienlager weiblich waren, als zwei Jungen ihr folgten. Die Hexe, klein, mit gelockten schwarzen Haaren strahlte erfreut und eilte auf sie zu. Sie trug einen weißen Bikini und stellte so ein großes Tattoo in Form einer Schlange, die sich um ihren Bauch wand, zur Schau. Olivfarbene Augen sahen sie fröhlich an. „Hallo, Rose! Ich hoffe, du hattest eine gute Reise. Ich darf doch Rose sagen, oder? Ich bin übrigens Blanche, Blanche Montgomery, das sind Catherine Higgs und Naomi Takeo.“ Sie zeigte mit den Daumen auf die zwei anderen Hexen, die ihr ein wenig unterkühlt entgegentraten. Rose lächelte unsicher und sah dann auf die beiden Zauberer. Einer war klein und bullig, sein Shirt schien zum Zerreißen gespannt. Sein Haar war giftgrün und seine Augen gelb wie die eines Falken. Freundlich nickte er und hob zum Gruß die Hand. „Rupert Goyle.“ Hinter ihm stand ein hochgewachsener Zauberer. Er trug lediglich dunkelgrüne Badeshorts und präsentierte ihr einen muskulösen Oberkörper. Sein schwarzes Haar war zurück gekämmt und kräuselte sich im Nacken. Unweigerlich musste Rose gestehen, dass er durchaus attraktiv auf sie wirkte. „Sinclair Zabini!“ Sie nahm seinen Namen zur Kenntnis und hob dann überrascht eine Augenbraue. „Der Typ, der bei den New Yorker Giants spielt?“ Verdutzt tauschten Zabini und Goyle einen Blick und der erste sprach: „Du kennst die Giants?“ „Sicher! Die haben beim letzten Freundschaftsspiel die Falmouth Falcons mit 620 zu 130 platt gemacht. Ein Glück, dass die Chudley Cannons ein Kräftemessen abgelehnt haben, sonst hätten die Giants meinen Vater ins Koma geschickt.“ Ein breites, überaus sympathisches Grinsen huschte über Zabinis Lippen und er legte einen Arm um Goyle. Dieser sprach an die zwei Hexen gewandt: „Von Sinclair und mir hat sie ein Okay.“ Nichtverstehend runzelte die Weasley die Stirn und Blanche führte sie heiter in die Küche. Munter plapperte die Hexe darauf los. „Ach, wir haben ein bisschen spaßeshalber gewettet, was für eine Begleitung uns Scorpius antut. Schließlich ist es das erste Mal, dass er überhaupt jemanden mitbringt. Dein Lover verspätet sich übrigens. Er treibt das Fleisch für den Grill auf.“ In der Küche staunte Rose nicht schlecht, als sie die weiße Einrichtung betrachtete und den kostbaren Herd, der mitten im Raum stand. Mehrere Salatschüssel waren bereits fertig und sie sprach anerkennend: „Ist das Orangensalat?“ „Jap!“, Rupert Goyle strahlte, dass sie die Masse erkannte. „Ein Familienrezept.“ Gerade, als Rose fragen wollte, ob er die Orangen auch drei Tage im Kühlschrank geschält mit einem Presszauber aufbewahrt habe, trat die Asiatin an ihre rechte Seite. Naomi spielte mit einer Haarsträhne zwischen ihren Fingern. „Nun denn, ich hoffe, du hast ein paar vernünftige Kleider mit, Rosalinde. Wir haben nämlich vor, ein paar Partys abzuklappern. Ein paar Drinks zu schmeißen, die Hüfte zu schwingen.“ Im ersten Moment fragte sich Rose, ob das eine Provokation auf ihr langweiliges Erscheinungsbild war. Roxanne hatte sie bereits darauf vorbereitet, dass Hexen aus solchem Kreis schwer für sich einzunehmen waren. Konkurrenz stand bei ihnen großgeschrieben, besonders wenn es jemand Fremdes wagte, in ihr Revier einzudringen. Vorsorglich hatte sie sich also bei Roxanne informiert und gefragt, wie ein Malfoy seine Freiheit feierte. „Gehen wir auch ins Sand Morrison?“, fragte sie heiter. In so einem Club wäre sie mit Begleitung wie Dominique und Alice niemals reingekommen, geschweige denn hätte überhaupt in Erwähnung gezogen, dort reinzugehen. Von Albus, Fred und James wusste sie, dass jeder Samstagabend dort ein Erlebnis war und sie besser kein weißes Kleid anzog. Naomi sah sie prüfend an. „Natürlich, wir sind jedes Jahr einmal dort.“ Sie schien ein wenig aus dem Konzept gebracht, als Rose strahlte. „Gut, Albus meinte nämlich, dass man sich so ein Ereignis nicht entgehen lassen dürfte.“ „Albus Potter?“, erkundigte sich die Surfer-Hexe mit den unendlichen Beinen interessiert und Rose nickte knapp. Sie tat, als würde sie die anderen Salate betrachten, dachte aber viel eher über eine Antwort nach. „Ja, er schwärmte von seinem letzten Besuch regelrecht. Kennt ihr euch?“ Ein leichter Rotschimmer legte sich auf die Wangen der Higgs und Blanche rollte angewidert mit den Augen. „Cat und Albus sind flüchtige Bekannte. Sprich, er hatte kein Interesse an ihr.“ Kurz tauschten die beiden Hexen einen giftigen Blickkontakt, dann beobachtete Rose zu ihrer Verblüffung, wie Blanche dem stämmigen kleinen Rupert einen Kuss auf die Stirn hauchte und er den Arm um ihre Hüfte legte. Überrascht von der Tatsache, dass die beiden ein Paar waren, musste sie lächeln. „Hey, lasst uns das warme Wetter draußen genießen und dort auf Blondie warten.“ Heiter zerrte Blanche ihren Freund aus der Küche und die Weasley machte sich daran, ihnen zu folgen. Rose fühlte sich ein wenig unwohl, als sie sich auf der Terrasse auf der gepolsterten Bank nieder ließ. Die weißen Sitzkissen fühlten sich himmlisch an und der Ausblick über den Pool, direkt auf ein zartblaues Meer, hob ihre Stimmung an. Die Weingläser auf dem großzügigen Tisch füllten sich von selbst und die Kohle in dem altmodischen Grill setzte sich in Brand. Rose genoss die Wärme und strich sich das lange Haar über die Schulter. Eine unangenehme Stille breitete sich zwischen ihnen aus. Schließlich sprach sie: „Und ihr trefft euch jedes Jahr?“ Naomi, die zu ihrer linken Seite saß, nickte und erzählte: „Seit wir in diesem Camp waren und Blanche Catherine in den See geschubst hat. Ich habe dann die Schweiz zwischen beiden gespielt, weil wir uns ein Zimmer geteilt haben und die Jungs sind da eher zufällig mit reingerutscht.“ Rose war überrascht von dem amüsierten Ton in Naomis Stimme und als sie Rupert lachen hörte, wusste sie, dass diese ungleiche Gruppe mehr miteinander verband, als man auf den ersten Blick sah. Catherine Higgs war als Scorpius Cousine schnell einzuordnen, sie lebte überwiegend in der Sonne und genoss die Vorzüge des Meeres, während Sinclair Zabini der Sohn von Draco Malfoys bestem Freund war und Scorpius und Sinclair zusammen aufgewachsen waren. Rupert hatte Scorpius dagegen im Feriencamp ordentlich eins auf die Mütze gegeben. Rose bog sich vor Lachen, als Sinclair mit dramatischer Stimme Minuten später erzählte, wie das Gesicht des Malfoy-Erben ausgehen hatte, als er zum ersten Mal bei einem Kürbiskuchen-Wettessen den Kürzeren gezogen hatte. „Er sah aus, wie ein Schwein, den Scheißkuchen in den Haaren, auf dem Shirt-!“ „In der Hose!“, ergänzte Blanche grinsend und Rose pustete in ihr Glas Wein. „Buchstäblich überall!“ Rupert seufzte tief, ein zufriedener Ausdruck lag auf seinem Gesicht. „Tja... seine Scham über den verlorenen Wettkampf war der Beginn unserer Freundschaft.“ Heiter klopfte seine Freundin ihm auf den Rücken. „Ja, habt ihr nicht am selben Abend die letzte Platte Kuchen zusammen am Steg gefressen?“ Jemand gab ihr einen Klaps auf den Hinterkopf und die ganze Gruppe sah auf. „Es war ein Teller, keine Platte“, korrigierte Scorpius augenrollend und stellte eine Tüte voller Fleisch und ein Tablett mit Gemüsespießen auf den Tisch. Rose lächelte und betrachtete seine Aufmachung. Sein Haar lag gewohnt unordentlich auf seinem Kopf, doch statt Hogwartskleidung schmückten weiße Shorts und ein dunkelblaues Shirt seinen Körper. Er hatte bereits an Bräune gewonnen und ließ sich galant neben ihr auf der Bank nieder. Kurz setzte ihr Herz einen Vierteltakt aus, als er den Arm um sie legte und ihr einen Kuss auf die Wange hauchte. Beinahe hatte sie vergessen, dass sie eigentlich wegen einer verlorenen Wette anwesend war und nahm mit seltsam flatternden Magen zur Kenntnis, dass sein Arm auf ihrer Schulter blieb. Der Geruch von Salz stieg ihr in die Nase. „Wie ich sehe, habt ihr Rose schon durchgecheckt und verschreckt sie nun mit peinlichen Anekdoten.“ „Wir haben sie nicht durchgecheckt“, wies Catherine ihn penibel hin. „Wir haben lediglich ihre Schulakte gelesen, ihre beste Freundin bedroht und Naomi ihren Bruder entjungfert, damit er uns etwas über sie erzählt.“ Rose blieb das Gesicht stehen, Scorpius dagegen lachte. „Alles klar.“ „Und die wunderbaren Erinnerungen, die wir aufwärmen“, fuhr Sinclair fort. „waren dafür gedacht, dass sie etwas erfährt, was du ihr niemals erzählen würdest.“ „Dann wart ihr also schon bei dem Ich-habe-dir-besoffen-einen-geblasen-Ding?“ Rose starrte Sinclair fassungslos an, ebenso wie der Rest am Tisch. Rupert war der Erste, der sein Erstaunen in Worte fassen konnte: „Dann habt ihr wirklich-!“ „Man, verzieh dich mit so einem Gedanken!“, blaffte der Zabini ihn ungehalten an. Rose verstand nun, dass sie sich alle gerne gegenseitig auf den Arm nahmen und jeder auf seine Weise den anderen neckte. Als die Sonne langsam hinter den großen Palmen, die den Garten abgrenzten, verschwand, erhob sich Rupert und beschloss, den Grillzwerg zu spielen. Teller erschienen auf dem Tisch, kaltes Zitronenbier kam von irgendwo und Rose lehnte sich entspannt zurück, als sie den Erzählungen von Blanche lauschte, die das Jahr bereits durch exotische Länder reiste. Dann erfuhr sie, dass Naomi für die berühmte Modeagentur New Yorker Upline arbeitete und bereits eine neue Kollektion in Arbeit war. Einzig Rupert und Scorpius schienen noch zur Schule zu gehen. „Bevor wir nun Cat unsere Aufmerksamkeit schenken, indem sie uns von den neuesten Wellen erzählt, will ich etwas abschweifen!“, mischte sich Rupert ein, als er die ersten Fleischstücke auf den Grill beförderte. Überschwänglich zeigte er mit seinen Zauberstab, den er dafür benutzte, das Fleisch zu wenden, auf Rose. „Erzählt uns, wie ihr zusammen gekommen seid!“ Es war mehr ein Befehl als eine Bitte und sofort beugten sich die drei Hexen interessiert über den Tisch. Sinclair dagegen strich sich durch das dunkle Haar und grinste breit. „Ja Blondie, erzähl uns, wie du an eine Weasley gekommen bist, ohne dich mit deinem Vater zu duellieren.“ Rose sah Scorpius verblüfft an, während Blanche mit einem einzigen Blick begriff: „Dein Alter weiß gar nicht, dass du eine reizende Weasley datest?“ „Meine Mom weiß es und das reicht“, stellte Scorpius klar und Catherine lachte hell. „Wohl war, schließlich ist das Wort einer Greengrass Gesetz, sogar im Hause Malfoy. Aber genug davon, Rosalinde, erzähl, wie du an meinem missratenen Cousin gekommen bist.“ Dies ließ sich Rose nicht zweimal sagen und klopfte Scorpius heiter auf den Oberschenkel. „Und Blondie, erinnerst du dich an den Tag, als ich dir die Nase gebrochen habe, im Korridor? Sah nicht sonderlich hübsch aus.“ Kurz zuckte es um Scorpius Mundwinkel herum, er wusste nur zu gut, welchen Moment sie meinte. Natürlich war es anders herum gewesen, doch würde er ihr den Spaß an dieser kleinen Lüge heute nicht nehmen. „Natürlich, ich konnte kein Blut sehen und bin umgefallen, demnach hast du mich damals in den Krankenflügel gebracht.“ Rupert, Catherine und Naomi lachten laut auf, während Blanche und Sinclair beide ihre rechte Augenbraue hoben. Doch Scorpius ließ sich von deren Misstrauen nicht einschüchtern. „Und als du gesagt hast, dass es dir leid tut, dachte ich, als Ausgleich könnten wir ‘ne Nummer in McGonagalls Büro schieben. Ich muss heute noch sagen, es war der beste Sex, den wir hatten.“ Rose konnte sich gerade noch dazu bringen, den Mund geschlossen zu halten und die Lippen zu einem Lächeln zu verziehen, als sie sah, wie Scorpius unschuldig an seinem Bier nippte. Langsam begriff sie, worauf sie sich wirklich eingelassen hatte, als sie zugesagt hatte, seine Scheinfreundin zu spielen. Nur gut, dass sie keine störrischen Gefühle für den charmanten und durchtrieben Teufel hegte. - - - Das Gesicht eines Bill Weasleys blieb normalerweise aus fünf Gründen stehen, doch dieses Mal kam ein sechster hinzu. Grund Nummer eins, war fast zu 80 Prozent eine neue Dekorationsidee seiner hinreißenden Frau. „Bill, wasch hältst du davon, wenn wir die Küsche rosa streischen?“ Grund Nummer zwei war öfter als ihm lieb war, Victoire, wenn sie ihm ganz nebenbei erläuterte, dass sie am Morgen wegen ihrer Arbeit beim Propheten auf einem anderen Kontinent verweilen würde, wo in bestimmten Ländern die Regierung außerhalb des beherrschten Landes saß, weil sämtliche Minister Angst vor Anschläge hatten. Oder um Grund Nummer drei gleich mit abzuhacken, wenn sie mitten in der Nacht, bis auf die Haut durchnässt, die gesamte Familie aus dem Schlaf riss, um ihnen mitzuteilen, dass Ted Lupin ihr einen Antrag gemacht hatte. Grund Nummer vier war in regelmäßigen Abständen sein Sohn Louis. Immer, wenn Fleur ausgehen wollte, hatte sie ihn als Kind auf das Bett gesetzt und ihm verschiedene Kleider gezeigt, ebenso wie Kostüme und er hatte dann entschieden, welches sie trug. Sein Modeverständnis war über die Jahre noch feiner geworden, doch jetzt, wo er seinen siebzehnjährigen Sohn dabei zuhörte, wie er über Muggel namens Dior und Armani schwärmte, konnte er seine Gesichtsmuskeln nicht beherrschen. Grund Nummer fünf betraf seine gesamte Familie, wenn Gattin, Stammhalter, zukünftige Mrs. Lupin und Nähkästchen alle an einem Tisch saßen und mit verträumten Gesichtern ekelhaften, säuerlichen Blubberkuchen aßen. Und nun stand er regungslos im Türrahmen und betrachtete das Kleid, welches ihm Dominique präsentierte. Sie stand inmitten ihres mintgrünen Zimmers und hielt ein dunkelrotes Kleid in ihren Händen. Es war schulterfrei und hatte einen schwingenden Glockenrock von erschreckender Kürze. Hinter ihr saß Fred auf ihrer Fensterbank und betrachtete verwirrt einen Stofftiergnom. „Bedeckt das Ding überhaupt deinen Hintern?“ Bill nahm seiner Tochter das Kleid aus der Hand und hielt es direkt vor seine Nase. Dominiques Lächeln erlosch kurz. „Natürlich tut es das. Ich will es anziehen, wenn ich Fred nach Rom begleite, Mathis Denton schmeißt eine große Party.“ „Rom?“ „Ja, eine Silvesterparty. Albus und er schleppen mich als Malfoy-Ersatz mit“, verkündete die Blonde heiter und riss das Kleid wieder an sich. Kurz war Bill versucht, zu fragen, was aus dem Hufflepuff-Jungen geworden war, als sein Blick das verzauberte Bild der beiden, welches auf den Nachttisch seiner Tochter stand, streifte. Im normalen Fall grinsten sie beide verliebt in die Kamera, jetzt war Dominique selbst verschwunden und Matt übergab sich und spuckte Schnecken. „Meinst du, mère leiht mir ihre schwarzen Pumps mit den roten Schleifen vorne drauf?“ Vollkommen überdreht sah sie ihren Vater an und Bill rieb sich die Stirn. „Ich weiß es nicht, geh runter und frag sie.“ Dies ließ sie sich nicht zweimal sagen und stürmte an ihm vorbei die Treppen herunter, um ihre Mutter in der Küche zu überfallen. Bill dagegen ließ sich auf das Bett seiner Tochter fallen und strich sich durch das rote Haar, welches mit grauen Strähnen durchzogen war. „Hast du das Kleid mit ihr gekauft, Freddy?“ „Was dagegen?“ Der Schulsprecher warf das Kuscheltier beiseite und griff zum Stapel Zeitschriften, der feinsäuberlich auf ihrem weißen Mädchenschreibtisch lag. „Galeonen Magazin, Youth-Witch, Klitter Total... gibt es hier auch so etwas wie Quidditch Today?“ „Ja, bei Louis im Zimmer“, sprach Bill unvermittelt und neigte leicht den Kopf. „Fred, ich-!“ „Will nicht drüber reden!“, beendete der Jüngere, bevor der Satz überhaupt ein Ende fand. Scheinbar gleichgültig griff er schließlich doch zu Klitter Total und blätterte durch das Magazin. Ein wenig vor den Kopf gestoßen, runzelte Bill die Stirn. „Du weißt doch gar nicht, was ich dir sagen wollte!“ Fred sah von der Zeitschrift auf und reckte das Kinn. Ein arroganter und nicht weasleyhafter Zug legte sich auf sein Gesicht. Der Ausdruck von Kälte und Härte. „Schätze, es unterschiedet sich im Wesentlichen nicht von dem, was bereits Onkel Percy, Onkel Ron, Tante Ginny gesagt haben und Onkel Charlie geschrieben hat.“ Fred legte die Zeitung desinteressiert beiseite und rutschte von der Fensterbank. „Ich soll mit meinem Vater reden, aber das werde ich nicht tun.“ - „Dasselbe hat Al auch gesagt, nun ja, sein permanentes Schweigen hat es angedeutet“, erzählte Bill bedrückt. „Aber früher oder später muss einer von euch den Mund aufmachen, oder hast du vor, nach deiner Hogwartszeit einfach zu verduften?“ „Nein, aber ich denke daran, ob ich nicht im selben Sommer besser zu Hause ausziehen sollte.“ Die bewusst gewählten Worte ließen Bill begreifen, dass es seinem Neffen durchaus ernst war, viel ernster als die halbe Familie angenommen hatte. - - - In Rose‘ Augen war der Abend ein voller Erfolg. Zwar bedachten Naomi und Catherine sie immer noch mit einem skeptischen Blick, doch Blanche und Rupert schienen sie in ihr Herz geschlossen zu haben. Bei Sinclair war sie sich jedoch noch nicht ganz sicher, wie er ihr gegenüber stand. Außerdem ließ er Bemerkungen fallen, dessen Sinn sie nicht ganz verstand, aber da sie scheinbar nicht die einzige war, beunruhigte sie diese Tatsache nicht. Es war spät geworden, weit nach Mitternacht, als sich die Gruppe erhob und beschloss, die Nacht einzuläuten. Das Geschirr wurde einfach stehen gelassen und aus dem Augenwinkel bemerkte Rose verblüfft, dass es per Zauber verschwand, ebenso wie der Dreck im Grill. Vor ihr streckte sich Catherine und gähnte laut. „Genießt die Nacht Leute, es wird die letzte sein, die ihr durchschlafen werdet. Ab morgen beginnt der Partymarathon.“ Ein zufriedenes Grinsen schlich sich auf Sinclairs Gesicht und er fragte neckend: „Will jemand wetten, wer zuerst schlapp macht?“ Die anderen schenkten ihm nur ein müdes Lächeln und Rose beobachtete, wie sie nacheinander in ihr zugewiesenes Gästezimmer verschwanden. „Ich würde Cats Worte ernst nehmen“, sprach Scorpius, als er ihr mit einem Kopfnicken zu verstehen gab, dass sie ins obere Stockwerk mussten. Rose folgte ihm die große Holztreppe hinauf. „Darf ich fragen, auf welche Art Party ihr aus seid?“ Interessiert beobachtete sie, wie mehrere Familienbilder den Flur schmückten. Die Porträts trugen altmodische Bademode oder grillten gemeinsam in einem Bild. Unter dem Dach angekommen öffnete Scorpius eine Tür und erklärte schulterzuckend: „Alles mögliche, ‘ne Schaumparty wird dabei sein, eine am Pool oder Strand, dann werden wir durch mehrere Clubs ziehen und sicherlich die eine oder andere Veranstaltung hier haben. Alkohol fließt in Massen, aber lass die Finger von Doxypulver, das ist hier nie ganz sauber und du könntest dir etwas einfangen.“ Entsetzt bei dem Gedanken darüber, dass einer der Anwesenden illegale Drogen schnupfte, ließ sie innehalten. Erst als Scorpius ihr ein breites Lachen schenkte, begriff sie, dass er sie auf den Arm genommen hatte. „Vor wem soll ich dich eigentlich beschützen? Weder Cat, noch Naomi machen den Eindruck, als würden sie ein übermäßiges Interesse an dir hegen.“ Rose trat in das zugewiesene Zimmer unter den Dachschrägen und erkannte sogleich, dass es seines war. Große Poster der Appleby Arrows schmückten die Wände, dazu Bücherregale, vollgestopft mit Zeitschriften, Sonnenbrillen und Kartenspielen. Riesige Dachfenster ließen einen Blick in den klaren Sternenhimmel zu und ein breites Bett überzogen mit weißer Bettwäsche lud zum Schlafen ein. Auf eine Couch schien Scorpius verzichtet zu haben. Lediglich zwei weiße Ohrensessel und ein kleiner runder Tisch bildeten unter den Dachfenstern eine Sitznische. „Das Bad ist dort und deine Koffer sind auch schon angekommen. Wenn du magst, kannst du die Hälfte des Schranks benutzen, ich habe dir drei Fächer leer geräumt.“ Ihr Blick fiel auf den Vorhang, hinter dem sich scheinbar ein Fächerschrank verbarg. Ein wenig unbeholfen ließ Rose ihren Blick ein weiteres Mal durch das Zimmer schweifen, bis ein Kissen sie am Kopf traf. „Hör auf ein Gesicht zu machen, als würdest du vor ‘ner Hochzeitsnacht stehen. Du sollst mir lediglich die Chance geben, auf den Feten mal ins Glas gucken zu dürfen, ohne dass ich Angst haben muss, am Morgen nicht in meinem Bett aufzuwachen.“ Ihre Wangen verfärbten sich in einen leichten Ton Rot und sie betrachtete Scorpius, der sich amüsiert auf das Bett fallen ließ und seine Latschen von den Füßen kippte. Zielsicher warf sie ihm das Kissen ins Gesicht und sprach: „Also, bin ich dein Freifahrschein zum Saufen?“ Er schenkte ihr ein verschmitztes Grinsen. „So in etwa, übrigens, Blanche und Sinclair haben uns das doppelte Spielchen nicht ganz abgekauft.“ Rose seufzte tief und ließ sich ebenfalls aufs Bett fallen. „Dachte ich mir schon.“ - „Vielleicht sollten wir die Rolle des verliebten Pärchens ein wenig deutlicher spielen.“ Kurz rauschte es in ihrem Kopf und erst als Scorpius nachdenklich die Stirn kräuselte, wurde ihr bewusst, dass er scheinbar an Kosenamen dachte. „Uns wird schon etwas einfallen.“ Mit diesen Worten erhob er sich und zog sich das Shirt vom Kopf. Im ersten Moment hob Rose wie von selbst beide Augenbrauen und musterte den muskulösen Rücken. Es dauerte, bis ihr bewusst wurde, dass ihr gefiel, was sie sah. „Bin erst mal duschen, richte du dich am besten ein.“ Er nickte auf den Schrank und sie kämpfte sich aus dem bequemen Bett. Scorpius stolperte in das kleine, weiße Bad und ließ mit einer flüchtigen Handbewegung das Wasser laufen. Natürlich war ihm klar, dass man Freunde wie Blanche und Sinclair nicht so einfach hinters Licht führen konnte. Beide kannten ihn zu lange, als dass sie ihm sofort abkauften, dass er mit einem Mädchen wie Rose zusammen war. Normalerweise beschränkten sich seine Flirts auf Schickimickihexen. Hübsch anzusehen, leicht zu unterhalten und meist von niedriger Intelligenz. Rose passte demnach nicht besonders gut in sein Schema für einen Urlaubsflirt. Doch bereits nach einem Abend hatte er Genugtuung feststellen können, dass seine Freunde sie durchaus sympathisch fanden. Natürlich, denn sie besaß Humor genug um über die kleinen Zickanfälle seiner Cousine und Naomi hinwegzusehen, sie nahm das ungleiche Paar Blanche und Rupert gelassen und ließ sich nicht von Sinclair und seinem Charme blenden. Mehr als zufrieden stieg der Malfoy unter die Dusche. Albus und Fred waren nicht sonderlich begeistert gewesen, als er ihnen erzählt hatte, dass er ihre Cousine als Alibi benutzen würde, um in Ruhe trinken zu können. Fred vertrat sowieso die Ansicht, dass er seine kurze Freiheit nicht überstrapazieren sollte, damit er später leichter mit der Tatsache fertig wurde, das Erbe seiner Familie in Form einer akzeptablen Ehe und einem gutlaufenden Familiengeschäft antreten konnte. Wenn das Geschäft der Familie Viscount dazu kam, wäre der europäische Markt fest in den Händen beider Familien. Das gemachte Nest. Er würde seinen Traumberuf als Auror nachkommen können und Ceres die Leitung der Geschäfte übernehmen. In seinen Augen ein akzeptabler Kompromiss, auch wenn sie einander heiraten mussten, so würde doch ein Teil Freiheit übrigbleiben. Das kühle Wasser rieselte über seinen Körper und er lehnte einen Augenblick die Stirn gegen die kühlen Fliesen. Er würde die Woche genießen, so gut er konnte, schließlich war es das letzte Mal, wo er nicht an einem gewissen Ruf denken musste. Scorpius stellte das Wasser ab und griff nach einem Handtuch. Weasley würde ihm dabei helfen, eine Woche zu schaffen, die er niemals vergessen würde, schließlich kannte er niemanden, der wie ein wandelndes Überraschungspaket sein Leben aufmischte. Der Malfoy hatte bereits in der fünften Klasse bemerkt, dass Rose etwas an sich hatte, was anderen Hexen fehlte. Statt leise zu lachen oder zu kichern, grölte sie so laut, dass ihre Heiterkeit im Umkreis ansteckend wurde. Sie konnte fluchen wie eine Dreckschleuder und war so rachsüchtig, wie eine betrogene Gattin, die ihren Mann im Schlaf die Kehle aufritzen würde. Gleichzeitig bewunderte er ihren Drang, nach jeder Niederlage aufzustehen und weiterzumachen. Bislang hatte sie ihr Leben lang jedes Quidditchspiel gegen Slytherin verloren und trotzdem flog sie im darauffolgenden Spiel, als hätte es jene Niederlage nie gegeben. Er selbst brauchte immer einen zweiten Anlauf, um sich nach einem Rückschlag wieder zu fangen. Scorpius schlüpfte in trockene Shorts und rubbelte sich das Haar trocken. Mittlerweile bereute er es, dass er sich so lange mit Weasley gestritten hatte, denn ihm war eine Menge Spaß dadurch verlorengegangen. Diesen Spaß würde er jetzt wieder aufholen und er war sich sicher, dass auch sie auf ihre Kosten kommen würde, schließlich tanzte sie gerne, fachsimpelte eifrig über Quidditch – womit sie bei den Herren der oberen Zehntausend überaus beliebt werden würde – und hob freudig den Bierkrug. Worüber machte er sich dann noch Gedanken? Bei einem Blick in den Spiegel, wusste Scorpius es. Vor den Ferien hatten Albus, als auch Fred ihn wissen lassen, dass er gut mit ihr umgehen sollte und darauf zu achten hatte, dass kein Troll seine Griffel an ihr verwendete. Scorpius wusste von sich selbst, dass er kein guter Aufpasser war, schließlich ließ er Freunde gerne in eine peinliche Lage rattern, damit er sich mit Schadenfreude daran ergötzen konnte. Nur wenn es wirklich widerlich wurde, griff er ein. Doch in solch einer partywütigen Gesellschaft war es schwierig, den Überblick zu behalten, zumal er selbst vorhatte, dieses Mal kein Maß zu kennen. Wenn er an die Worte seiner Mutter dachte, so hatte er weniger Sorge, sie hatte ihm vor seiner Abreise lediglich das Versprechen abgenommen, dass er mit Herz genießen sollte, aber sein Herz für sich behalten zu hätte. Wirklich zu kitschig! Als wenn er, Scorpius Malfoy, sich in der letzten Woche seiner Freiheit plötzlich zum verliebten Narren machen würde. Sicherlich nicht und wenn, ihm fiel niemandes Namen ein, der es wert war, den Kopf zu verlieren. Höchstens die Hemmungen, was sein Vater mit einen Augenzwinkern billigte, aber er hatte nicht vor, auf Tauchgefühl zu gehen. Scorpius zog sich ein dünnes Shirt über und griff zur Türklinke, gerade, als er sie einen Spalt weit geöffnet hatte, hielt er inne. Er hörte Rose leise summen und musste schmunzeln, als er die Rockigen Kobolde erkannte. Der Malfoy wollte das Bad verlassen und sah, wie die Weasley in einem zartgelben Top und einer lila kurzer Hose ihre Kleidung in den Schrank schweben ließ, während sie auf Zehenspitzen stand und den Hals reckte, damit sie den Ausblick aus der Dachschrägen genießen konnte. Überrascht nahm Scorpius zur Kenntnis, dass sie schöne schlanke Beine hatte und ihr rotbraunes Haar glatt über ihren Rücken fiel. Ein leichter Goldstich hatte sich untergemischt, doch durch das dominierende Rot fiel er kaum auf. „Willst du ins Bad?“, machte er sich bemerkbar und sah, dass sie weiterhin aus dem Fenster sah. „Ich wusste gar nicht, dass das Meer so nahe ist.“ Scorpius trat näher und im Gegensatz zu ihr, musste er sich nicht anstrengen, um einen Blick auf die dunkle Landschaft zu erhaschen. „Ich sehe nichts“, sprach er verwirrt und Rose stieß ihm in die Seite. „Du musst lauschen, hörst du die Wellen nicht? Dafür, dass du deine Ferien hier verbringst, kommst du aber wenig außerhalb des Pools.“ Scorpius lachte und roch das salzige Wasser, schließlich vernahm auch er das Rauschen der Wellen. Vielleicht war er bereits so oft hier gewesen, dass ihm solch eine Nichtigkeit vollkommen entging. Rose ließ vom Fenster ab und griff nach ihrem Kulturbeutel. Als sie in Bad verschwand, schloss der blonde Malfoy die Augen. Natürlich. Das Meer war so nahe, dass man, wenn man die Fenster die Nacht über offen ließ, dass Gefühl hatte, man schlafe am Strand. Eine kindische und seltsam romantische Vorstellung, die ihn als Kind hatte hoffen lassen, auf Meeresbewohner zu treffen, wenn er am Tag am Strand spazieren ging. Fortsetzung folgt... Kapitel 14: Das Spiel beginnt. ------------------------------ . . . Verwirrt und gleichzeitig überrascht hatte Rose Weasley festgestellt, dass die große Ferienclique ihren Worten nachgekommen war und den halben Tag mit Schlafen verbracht hatte. Immer wieder, wenn sich die Gelegenheit ergab, dösten sie vor sich hin. Es war bereits halb fünf, als Rose auf die Veranda trat und Naomi aufsah. Die Asiatin saß an dem großen Holztisch und brütete über mehrere Zeichnungen – Entwürfe, wenn sie nicht ganz falsch lag. Das glatte schwarze Haar war zu einem Zopf geflochten und mehrere bunte Armbänder klimperten an ihrem Handgelenk, passend zum geblümten Bikini. Die Beine übereinander geschlagen, neigte sie den Kopf. „Rosalinde, zieh dieses hässliche Ding aus!“ Sie zeigte mit der Feder auf ihr weißes Shirt mit dem Aufdruck der Schicksals Schwestern. „Wieso? Ich mag es!“ Jemand reckte den Kopf auf der schwebenden Hängematte und schob sich die Sonnenbrille zurück. Etwa fünf Meter von Naomi entfernt lag Catherine und musterte sie mit hochgezogenen Brauen. Der silbrige Bikini sah an ihrer Surfer-Figur umwerfend aus und Rose bekam weitere Komplexe. Sie hatte einen guten Grund, warum sie das Shirt trug. Seit sie nach dem verspäteten Frühstück gesehen hatte, wie attraktiv die anderen drei Hexen in Bademode wirkten, kam sie sich hässlich und bieder vor. Dabei hatte sie sich von Roxanne extra ein paar Klamotten ausgeliehen. Der cyanfarbene Triangel-Bikini war aus dem Schrank ihrer Cousine, ebenso wie einige Partykleider. Rose war sogar ein wenig froh, dass die wirklich provozierenden Stücke ihr nicht gepasst hatten. „Zieh das Ding aus, Rosalinde, oder es ist Geschichte!“ Catherine wedelte mit ihrem Zauberstab und Rose schenkte ihr einen vernichtenden Blick. Widerwillig verabschiedete sie sich von dem T-Shirt und beobachtete, wie Naomi zufrieden lächelte und Catherine ließ sich wieder in die Hängematte sinken, die sanft hin und her schaukelte. Rose sah über den Pool und musste grinsen, als sie Sinclair wie tot auf seiner Liege unter einer Palme ausmachen konnte. Mit offenem Mund döste er vor sich hin. Rose wollte eigentlich direkt in den Pool springen, da sie sich unwohl ohne ihr Shirt fühlte, als sie nach links blickte. Scorpius lehnte am Rand des Wirthpools, die Arme am Rand ausgestreckt und den Kopf in den Nacken gelegt. Scheinbar genoss er die Massage aus Wasser. Es färbte sich in regelmäßigen Abständen in eine andere Farbe, doch es schien den jungen Malfoy nicht zu interessieren. Rose dagegen beobachtete gespannt diese magische Spielerei. Vorsichtig stieg sie ebenfalls ins Wasser und bemerkte, dass Scorpius die Augen geschlossen hatte. Wie viele Stunden konnte man eigentlich vorschlafen? Hatte die Clique vor, die gesamte nächste Woche zum Tag zu machen? Mit einem Seufzer ließ Rose sich in das über die Hüfte reichende Wasser gleiten und lehnte sich zurück. Sie verstand, warum sich der Slytherin hier so gehen ließ. Es war angenehm, das blubbernde Wasser im Rücken zu spüren. „Langweilst du dich?“ Die dunkle Stimme riss sie aus ihren Gedanken, jemand glitt neben sie und Rose bemerkte, dass Scorpius seinen Platz verlassen hatte. Amüsiert neigte er den Kopf. „Keine Sorge, dass ist in ein paar Stunden vorbei, danach wirst du froh sein, wenn du ein paar Stunden findest, in denen du die Augen schließen darfst.“ - „Wieso kriege ich jetzt Angst?“ Er lachte und ihr fiel auf, dass sie ihn so noch nicht hatte lachen hören, gelöst und vollkommen ausgeruht. Es war, als wäre eine unsichtbare Last von seinen Schultern verschwunden. „Wo sind Blanche und Rupert?“, wollte Rose wissen, als sie den Blick über die anwesenden Leute gleiten ließ. Neben ihr richteten sich die Augen von Scorpius gen Himmel. „Sie klagte über Kopfschmerzen.“ Als er sie ansah, begriff sie sofort die Zweideutigkeit und runzelte die Stirn. „Komisch, ich dachte, dass nennt man Slytherin-Ausrede.“ Der Malfoy stieß sie in die Rippen. „Sehr diskriminierend. Sei froh, dass nur eine Schlange hier ist und die anderen nicht in Hogwarts zur Schule gegangen sind.“ Rose schmunzelte und genoss es, sich zu entspannen. Ihre Augen sahen auf das Wasser, das sich giftgrün färbte, fasziniert glitt sie mit den Händen durch die flüssige Masse. Scorpius streckte die Arme erneut aus und schien sich zurücklehnen zu wollen. „Noch nicht einmal im Pool hat man seine Ruhe“, murmelte er durch halbgeschlossene Lieder und Rose fragte: „Was meinst du?“ „Cat glotzt, Naomi ebenso und Sinclair hat seine Position gewechselt. Er liegt auf den Bauch, um uns besser im Blick zu haben.“ Irritiert wandte Rose sich um und begriff, dass Scorpius recht hatte. Kurz bewunderte sie seine Feinfühligkeit. Ihr Herz pochte bis zum Hals, als ihr klar wurde, warum die anderen sie beobachteten. Mit deutlicher Anstrengung sammelte sie ihren Gryffindor-Mut und bewegte sich. Mutiger als sie sich eigentlich fühlte, setzte sie sich bei Scorpius auf den Schoß und strich scheinbar gleichgültig durch sein feuchtes blondes Haar. Verblüfft öffnete er die Augen und Rose versuchte zu Lächeln. Die Weasley beugte sich vor und murmelte an seinem Ohr: „Vielleicht sollten wir ihnen eine interessante Show bieten.“ Eine große Hand legte sich auf ihren nackten Rücken und sie verstand die Antwort. Innerlich klopfte ihr Herz so fest gegen ihre Brust, dass sie das Gefühl hatte, es würde sich in jedem Moment einen Weg nach draußen bannen. Ihre Lippen streiften sein Gesicht und als sie seinen warmen Atem spürte, fühlte sie sich unweigerlich an Lucys Geburtstag erinnert, wo sie ihm die Definition der Fantasie erläutert hatte. Scorpius reckte den Kopf und seine rauen Lippen legten sich auf ihre. Haltlos und ohne Hemmung küsste er sie. Seine Hände drückten sie näher an sich und Rose zog scharf die Luft ein, als sie seine Haut auf ihrer spürte. Ihre Brüste pressten sich an seinem Oberkörper, etwas, was dazu führte, dass sich ihr Körper versteifte. Das Blut rauschte seltsam wallend durch ihre Adern und haltsuchend hielt sie sich am Poolrand fest. Rose schloss die Augen und gab sich dem Kuss vollkommen hin, öffnete die Lippen, um ihn kosten zu lassen und spürte an ihrem Rücken, dass auch Scorpius etwas suchte, wo er sich festhalten konnte. Sie schmeckte Melone und unterdrückte ein Lächeln. Hitze stieg in ihr auf und die Weasley sah vor ihrem geistigen Auge die Röte ihrer Wangen. Es war alles ein Spiel, sie hatte außer Spaß nichts dabei zu empfinden und doch hatte Rose zum ersten Mal das Gefühl, dass das, was sie tat vollkommen richtig war. Scorpius Lippen lösten sich von den ihren und zogen eine Spur zu ihrem Hals. Bevor sie begriff was sie tat, stöhnte sie leise auf. Sein Haar kitzelte ihr Gesicht und sie griff in die dunkelblonde Pracht. Sanft knabberte er an ihrer Halsbeugen und begann sachte, an ihrer Haut zu saugen. Rose wollte gerade gegen ein flatterndes Gefühl im Magen ankämpfen, als Scorpius sich versteifte. Ein leises, hilfloses Lachen entwich seiner Kehle. „Was ist?“, wisperte Rose vollkommen benebelt von einem berauschenden Gefühl. Der Malfoy legte den Kopf in den Nacken. „Scheiße!“ Mit einem Schlag war sie nüchtern und starrte ihn an, Scorpius schien verlegen, aber auch eine Spur schadenfreudig. „Roxanne bringt mich um, der Bikini ist im Arsch.“ Als er sie dann wieder an sich drückte, befiel Rose eine vage Vorahnung. Vorsichtig tasteten sich ihre Hände nach dem Band, das den Bikini am Rücken zusammen hielt. Es war zerrissen. „Was hast du getan?“, entfuhr es ihr und Scorpius legte sein Kinn auf ihre Schulter, um einen Blick auf die gerissenen Bänder zu haben. „Lässt sich nicht mehr zusammenbinden“, stellte er tonlos fest und Rose sah ihn entsetzt an. „Wieso hast du das getan?“ Ungläubig hob er beide Augenbrauen. „Weil-!“, er stoppte und gespannt auf die Antwort, wartete sie ab. Schließlich begann er einen vollkommen anderen Satz. „Hey Cat, wirf mal meinen Zauberstab rüber!“, forderte er und seine Cousine kämpfte sich stöhnend aus der Hängematte. Geschickt fing Scorpius seinen Zauberstab mit einer Hand auf und Rose hörte ihn leise etwas Unverständliches murmeln. Seifenblasen stiegen aus dem Wasser und irritiert sah die Weasley ihn an, doch statt sie loszulassen, drückte er sie weiterhin an sich. „Was-!“ „Das Ding ist einigermaßen gerettet, zumindest für die nächsten zehn Minuten“, verkündete er und Rose spürte, dass die Bänder an ihrem Rücken miteinander verschmolzen. Die Seifenblasen verschwanden und noch immer verstand sie nicht. Erst als Scorpius sie hochhob, auf den Rand setzte und sich zu ihr runter beugte, bekam sein Handeln einen Zusammenhang. „Zisch ins Haus und zieh dir ‘nen anderen an, wenn du gleich keine Stripshow hinlegen willst.“ Er grinste süffisant und stieg aus dem Pool. Verblüfft über seinen schnellen Verstand, starrte Rose ihm nach, wie er sich elegant in einem dick gepolsterten Gartenstuhl am großen Holztisch niederließ und nach Naomis Shake griff. Ihre Lippen brannten und bei dem Blick auf den jungen Slytherin, der ihr zu einem durchaus schwindeligen Gefühl verholfen hatte, musste sie hart schlucken. Kurz schloss Rose die Augen und rief sich ins Gedächtnis, dass es alles nur ein Spiel war. Doch langsam begann sie, die Hexen zu verstehen, die dem Malfoy verfallen waren. Der sehnige Körper machte ihn unbestreitbar attraktiv und seine Art, der Charme und der Humor erwiesen sich als ebenfalls anziehend. Rose kletterte aus dem Pool und stolperte ins Wohnzimmer, auf den Weg dahin zog sie ihr Shirt vom Stuhl und ignorierte die Tatsache, dass sie nass ins Haus lief. Bislang hatte sie immer geglaubt, dass Scorpius Malfoy ein genauso großer Playboy war, wie Al und Fred, doch im Nachhinein betrachtet, hatte er in Hogwarts noch nie eine Hexe als seine Freundin ausgegeben, geschweige denn durch sexuelle Eskapaden für Aufmerksamkeit gesorgt. Und nach jenem Wahrheitsspiel waren auch erst zwei Hexen in seinen Genuss gekommen. Auf Partys war der Wahrheit nach also nie mehr gelaufen als harmloses Rumgemache. Rose lehnte sich gegen die Zimmertür und sah auf die Bademode, die sie auf dem Bett ausgebreitet hatte. Wieso erschien ihr Scorpius auf einmal so widersprüchlich? Das Bild von dem arroganten, fiesen und hinterhältigen Slytherin bekam gefährliche Risse. Und das gefiel ihr nicht sonderlich gut, da genau dieses Bild sie bislang davon abgehalten hatte, sich ihn genauer anzusehen, nur um dann festzustellen, dass es ihr durchaus zusagte, wen er verkörperte. - - - Hungrig öffnete Albus Potter den Kühlschrank und griff geradewegs nach einem dicken Stück Kürbistorte. Herzhaft biss er hinein. Sein schwarzes Haar war so unordentlich wie eh und je und er unterdrückte ein Gähnen. Es überraschte ihn selbst, aber innerhalb von zwölf Stunden hatte er sämtliche Hausaufgaben für die Ferien fertig. Dieses Mal müsste er weder bei Rose, noch bei Alice betteln. Bei dem Gedanken an Alice krampfte sich sein Magen schmerzhaft zusammen und er fühlte nach einem Augenblick des Triumphs über seine Faulheit lediglich wieder Scham und Ekel über sich selbst. Gleichgültig schnappte er sich eine Pantacola und häuft sich noch zwei Sandwichs auf den Teller zum Kuchen. Eine Tüte Zimtkekse fanden den Weg zwischen seine Finger und Albus wollte die Sachen hoch in sein Zimmer jonglieren, als er im Flur stehen blieb. Der Potter beobachtete, wie sein Vater Haare raufend vor dem Schachbrett am Fenster saß. Frustriert lehnte er sich in dem geflickten Ohrensessel zurück und strafte die Figuren mit einem bösen Blick. Es war seltsam, seinen Vater ohne den pflaumenblauen Umhang eines Aurors zu sehen. Seine Mutter lieferte noch etwas bei der Zeitung ab, James war mit seinem besten Freund Darren McCaskey unterwegs und Lily besuchte Hugo. Sie waren also alleine zu Hause. „Weshalb so frustriert?“, fragte Albus und trat ins Wohnzimmer. Scheinbar leichtfertig stellte er den Teller ab und ließ sich im gegenüberstehenden Sessel nieder. Überrascht, dass er ihn angesprochen hatte, sah sein Vater auf und ein leichtes Lächeln zitierte seine Lippen. Seit Weihnachten hatten sie kaum mehr ein Wort miteinander gewechselt. Albus, weil er nicht wusste, was er sagen sollte und sein Vater, weil er keinen weiteren Fehler machen wollte. „Ron macht mich fertig!“, gestand Harry. „Jedes Mal, wenn wir spielen, ist es nur eine Frage von Minuten und ich stehe mit dem Rücken zur Wand. Langsam wird es erniedrigend, sich immer wieder von ihm in die Ecke drängen zu lassen, ohne etwas dagegen tun zu können.“ Albus biss erneut in das Stück Kuchen, seine grünen Augen glitten über das Schachbrett. „Das liegt daran, dass Onkel Ron immer nach dem gleichen Muster spielt.“ Interessiert beugte Harry sich vor und sein Sohn erläuterte: „Zentral sind bei ihm immer die Springer und die Türme, die beiden verlassen übrigens nie diese Zone, seine Königin benutzt er regelmäßig, um den gegnerischen König zu jagen, während er seinen eigenen kaum von der Stelle bewegt– ist dir das nie aufgefallen?“ Peinlich berührt gab der einstige Auserwählte zu: „Ähm... nein. Er bringt mich mit simplen Zügen zum schwitzen, sodass ich kaum Gelegenheit dazu habe, seine Züge zu analysieren.“ Es überraschte Albus, dass es tatsächlich Dinge gab, die sein Vater nicht durchschaute. Als Auror wurde ihm ein genialer Ruf nachgesagt, kein Anschlag könnte ihn überraschen, kein Zauber nicht gebrochen werden, die Menschen zerrissen sich förmlich, wenn er das Ministerium betrat. „Du solltest am besten eine Mauer aus Bauern errichten, so hältst du Onkel Ron hin und kannst dir in Ruhe seine Aufstellung ansehen.“ Ehrlich dankbar sprach Harry: „Danke, ich werde es versuchen. Woher weißt du, wie man den alten Sack ein wenig ausspielt?“ - „Scorpius spielt ähnlich und als Onkel Ron und Onkel Percy letzten Sommer auf der Veranda eine Schlacht austrugen, hatte ich genug Zeit zum Zuschauen.“ Harry lächelte und tippte auf mehrere Felder um sich die Spielzüge genau einzuprägen. Ganz in Gedanken versunken, bemerkte er nicht, wie Albus zu einem Sandwich griff. Doch bevor er reinbiss, sprach er jene Frage aus, die ihn schon seit einigen Tagen quälte. „Woher wusstest du, dass du in Mom verliebt warst?“ Harry ließ sich Zeit mit der Antwort und schob sich die Brille höher auf die Nase. Ohne aufzusehen, antwortete er: „Ich wusste es nicht und ehrlich gesagt hätte ich es wohl nie bemerkt, wenn sie nicht aufgehört hätte, mir hinterherzulaufen.“ „Sie ist dir hinterher gelaufen?“, dass waren in Albus Ohren ganz neue Töne und Harry grinste breit. „Ja, bis zu meinem fünften Schuljahr, dann hat sie angefangen, sich mit anderen zu verabreden und im sechsten Schuljahr habe ich langsam begriffen, dass es mir etwas ausmachte, wenn sie fröhlich und lustig mit anderen Kerlen herumknutschte.“ Albus vernahm den zynischen Unterton in der Stimme seines Vaters. Für ihn war es unvorstellbar, dass seine Mutter mit jemand anderen zusammen gewesen war, als mit seinem Vater. Schließlich bildeten die beiden zusammen ein Team, das in jeder Situation zusammenhielt. Natürlich hatte seine Mutter in vielerlei Hinsichten die Hosen an und drohte seinem Vater spaßeshalber mit Taschengeldkürzung, doch die Blicke, die sie sich zuwarfen oder die Momente, wo beide zusammen auf der Couch, Arm in Arm, lagen, zeigten die Liebe zwischen ihnen. „Und... ähm... hat es bei dir einfach Bähm gemacht?“ „Nein“, Harry lachte bei dieser Vorstellung. „Natürlich gibt es Menschen bei denen knallt es einfach, so wie bei Molly und Arthur oder Fleur und Bill. Aber bei Ginny und mir hat es fast ein halbes Jahr gedauert. Gefühle entwickeln sich erst und meist begreift man erst, dass sie da sind, wenn man den anderen verliert, vermisst oder verletzt hat.“ Harry nahm den Blick von dem Schachbrett. „Bei deinem Bruder allerdings ist es keines von beiden. Er war bereits als Kind vollkommen in Molly vernarrt gewesen, alleine das er mit ihr großzügig sein geliebtes Blaubeereis teilte, zeigte zu deutlich, dass sie ihm etwas bedeutet.“ Der Auror seufzte tief und lehnte sich zurück. „Schade, dass er nicht ganz so Gryffindor ist, wie er immer tut und Molly nie etwas von seinem Gefühlen gesagt hat. Jetzt hat sie einen anderen und er heult den Mond an.“ Bei der Formulierung musste Albus lachen, denn sie passte. Sein Bruder machte die Nacht zum Tag und war an seinem freien Tagen mehr in Clubs zu finden, als in seinem eigenen Bett. Und alles nur, weil Molly nichts von seinen Gefühlen wusste, geschweige denn ahnte. „Ich sage es direkt, so wird es unwahrscheinlich sein, dass Molly je dasselbe für ihn empfinden wird, denn er macht schließlich keinerlei Andeutung in diese Richtung.“ Albus nickte verstehen, kaute sein Sandwich und dann blieb ihm ein Stück beinahe im Hals stecken. „Alice empfindet ähnlich wie James, nur eben für dich.“ Verdattert starrte Albus seinen Vater an und erkannte zum ersten Mal die gelobte Wachsamkeit in den grünen Augen. Die Farbe hatte sich verändert, war leuchtender und heller. Einst hatte Onkel Ron über seinen wissenden Blick Witze gerissen, doch nun wurde ihm klar, dass in Harry Potter mehr Genialität steckte, als man auf den ersten Blick erkennen konnte. „Bitte?“, sprach Albus müde, doch davon ließ sich sein Vater nicht täuschen. „Als Kinder wart ihr unzertrennlich, sie hat bei jeder deiner hirnrissigen Ideen mitgemacht und sieht dich heute noch anderes an, als alle andere Zauberer in ihrer Nähe. Deinen Worten schenkt sie achtsam Aufmerksamkeit, sie wird leicht rot, wenn du sie direkt anlächelst und sieht dir nach, wenn du weitergehst.“ Harry tippte mit den Fingerspitzen aneinander. „In all den Jahren, in denen ihr bereits Hogwarts besucht, hat Alice noch nie ein böses Wort über dich verloren. Dominique schimpft darüber, wie häufig du die Regeln brechen würdest, Rose meckert über Scorpius, Lily findet dein hexenverschlingendes Verhalten zum Kotzen, Frank stöhnt über deine Arroganz, Louis und Hugo über deine Überheblichkeit und Fred betet zu Merlin, dass er dich nie aus einem illegalen Duell oder ähnliches als Schulsprecher boxen muss.“ „Woher-!“ „Ich das alles weiß?“ Harry lachte und griff zu seiner Pfeife, die auf der Fensterbank lag. Gekonnt fing er an, sie zu stopfen. „Ich bin dein Vater, Albus“, sprach er, als würde das alles erklären. „Natürlich kriege ich nicht alles mit, so wie den Grund für deine Rebellion. Dass du es hasst, dass alle von dir erwarten, dass du einem Dumbledore gleichkommst, dem Namen Potter alle Ehre machst und dich skeptisch als Slytherin betrachten, wäre mir niemals sofort in den Sinn gekommen. Und das dich diese Anforderungen erdrücken, ebenfalls nicht.“ Der einstige Held zog an der Pfeife, während er sie mit der Spitze seines Zauberstabs anzündete. Albus umfasste den Teller auf seinem Schoß fester und mied den direkten Blickkontakt. „Dabei war der wirkliche Grund, warum ich dich Albus genannt habe, ein ganz anderer“, machte Harry unbekümmert weiter. „Hinter den Namen Dumbledore versteckt sich nicht nur Ruhm, Genialität, Wissen und jede Menge Größe. Viele vergessen, dass er ein Herz hatte, das so groß war, selbst in dem dunkelsten Todesser noch an das Gute zu glauben. Egal wie viele Morde jemand begann, wenn er bereit war, für das Gute zu kämpfen, nahm Dumbledore ihn mit offenen Armen auf.“ Harry atmete den Tabak tief ein. Er sah aus dem Fenster und beobachtete den neuen Schneefall. „Ich wollte, dass aus dir ebenso ein warmer Mensch wird, aber scheinbar kommst du eher nach Severus Snape.“ „Ist das enttäuschend?“, wollte Albus mit dem leichten Anflug von Bitterkeit in der Stimme wissen und presste hart die Zähne aufeinander. Irritiert sah Harry ihn an, dann zuckten seine Mundwinkel leicht. „Nein, eher überraschend.“ Der Potter-Spross runzelte die Stirn und ohne, dass er fragen musste erklärte sein Vater: „Severus Snape war ein Mann mit vielen Gesichtern. Die meisten nennen ihn bis heute einen Verräter, du weißt warum.“ Knapp nickte der Jüngere. „ Doch viele übersehen das wirklich Herausragende in ihm. Er hatte die Größe, einen Fehler zuzugeben und dafür gerade zu stehen, indem er die Seiten wechselte, nach dem Tod deiner Großmutter. Dann war da der Mut, etwas zu tun, was keiner vor ihm getan hatte, er hatte nämlich einen seltsamen Drang, Regeln zu brechen, nur dass er dafür nicht nachsitzen musste, sondern sich als Spion nicht erwischen ließ.“ Harry zwinkerte amüsiert und Albus wurde bewusst, dass er scheinbar dreimal so oft nachgesessen hatte, wie sein eigener Vater. Neville tratschte wahrlich über alles! „Was ich an meisten bedauere ist, dass ich diesen Mann nie wirklich kennenlernen konnte, da er dazu neigte, sein Wesen zu verschließen und die Menschen nur das sehen ließ, was sie sehen sollten. Das tust du auch.“ Harry zeigte mit der Pfeife auf den Kamin, wo die Familienbilder standen. „Deine gesamte Sippschaft denkt, du bist ein Hexenaufreißer, in meinen Augen bist du ein Charmeur, denn ich nehme einmal stark an, du versprichst ihnen nichts, was du nicht halten kannst.“ Albus wusste im ersten Moment nicht, was er erwidern sollte, denn die Worte seines Vaters trafen die Mitte auf seiner inneren Darts-Scheibe. „Natürlich heißt das nicht, dass ich dieses Verhalten angemessen finde, aber du wirst deine Gründe dafür haben. Genauso, wie du sie für deine Rebellion hattest.“ „Nachsitzen“, sprach Albus tonlos. „Ausflüge unerlaubt in den verbotenen Wald.“ „Die blaue Bombe in Franks Kessel.“ „Wahrheitselixier im Kürbissaft von ganz Hogwarts.“ „Hey, das war witzig!“, empörte sich Albus und musste bei dem Gedanken an jenem Tag breitgrinsen. Sämtliche Schüler hatten die Wahrheit gesagt und es war für Scorpius und ihm ein Vergnügen gewesen, zu erfahren, dass Melody Professor Longbottom heiß fand, oder dass Roxanne eher Eulenscheiße fressen würde, als zehn Minuten mit Edmund einmal in die Drei Besen zu gehen. Dass sie es Fred zu verdanken hatten, dass der Spaß überhaupt gelungen war, hatten weder Scorpius noch er je ausgesprochen. „Nicht so witzig, wie der Nervenzusammenbruch einer gewissen Miss Potter, weil ihre gesamte Postersammlung der Chudley Cannons aus ihrem Fenster flog und das Weite suchten.“ - „Das waren Loser, mit den Ballycastle Bats darf sie immerhin mal Probe jubeln.“ Vater und Sohn tauschten ein stummes Lächeln miteinander, bis sich Albus schließlich mit seinem Essen erhob und zu seiner Pantacola griff. „Ich sollte weiter lernen.“ Harry nickte kaum merklich und als der Slytherin schon fast aus der Tür war, sprach er: „Al, was Alice betrifft, du solltest es besser früher als spät klären, sonst endet es ein wenig unglücklich.“ Albus verkniff sich den Kommentar, dass sie sowieso bereits alle unglücklich waren und nickte stattdessen knapp. Es hatte gut getan, mit seinem Vater zu reden und seine Sicht zu sehen zu bekommen. Die Bitterkeit, die er lange Zeit empfunden hatte, war niemals beabsichtigt gewesen und nun, wo er es wusste, fühlte er sich ein wenig besser. Er hatte sehr wohl verstanden, worauf sein Vater hinausgewollt hatte. Jeder musste seinen Weg selbst finden und dabei durfte man Fehler machen, solange man am Ende für sie gerade stand. „Hey Kumpel!“, ertönte die Stimme seines Onkel Rons, als er die ersten paar Stufen auf dem Weg in sein Zimmer hinter sich gelassen hatte. „Hinsetzen, sofort! Ich will anfangen!“, sprach sein Vater drängend und Albus sah vor seinem geistigen Auge, wie er drohend die Pfeife auf den leeren Sessel richtete. „Heute machst du mich nicht im Fünfminutentakt fertig!“ „Etwa in drei?“, witzelte Ron heiter und Albus lächelte zufrieden. In Gedanken setzte er hinzu; Nein, in dreißig. Eine halbe Stunde würde sein Vater gewiss rausschlagen und dabei glücklich mit den Fingerspitzen aneinander tippen. Gewiss würde sich ein diabolisches Grinsen auf seine Lippen lesen und die grünen Augen würden an einem neuen Grün gewinnen. Dem wissenden Grün. - - - „Cheers!“ Gleichzeitig hoben fünf Zauberer gleichzeitig ihre kleinen Becher und legten den Kopf in den Nacken. Mit einem lauten Klacken stellten sie die leeren Behälter wieder ab und einige verzogen das Gesicht. Das Sand Morrison war großartig, ganz so, wie Albus und Fred es Rose erzählt hatten. Die Decke bestand aus Spiegeln und reflektierte das bunte Licht. Die Tanzfläche bestand aus einer großen Drehscheibe auf dem sich mehrere junge Leute tummelten. Über den Köpfen der Besucher schwebten Tabletts mit verschiedenen alkoholischen Getränken hinweg und die Musik hätte nicht besser sein können, da an diesem Abend der Zänkische Totenkopf einheizte. Ein lebendes Skelett mit einem altmodischen Gewand brüllte ins Mikrophon und übertönte die Band. Normalerweise hielt Rose nicht viel von solcher Musik, doch sie live zu erleben, zählte sie nicht als Verlust. In guter Stimmung lungerte sie zusammen mit Catherine und Blanche ein halbes Stockwerk über der Bar auf einem roten, runden Sofa. Dieses erreichte man durch eine spiralförmige Treppe. Insgesamt gab es etwa sieben dieser Sitzecken, vier weitere waren Einzelplätze, die entstanden, wenn man sich auf einem großen schwarzen Sitzkissen niederließ. Dieses verließ dann für drei Meter den Boden und schwebte auf einem Tisch in angemessener Höhe zu. Genüsslich nippe die Weasley an ihrem Vampireblood-Cocktail und sah über die Tanzfläche. Diese Diskothek war wahrlich ein ganz anderes Kaliber als die Clubs in London. Sehr modern, hektisch und vor allem teuer. Sie war froh, dass Sinclair die Rechnung für sämtliche Drinks übernahm, denn sonst hätte sie sicherlich nicht bereits ihren dritten Cocktail in der Hand. Rose streckte den Körper aus, die Musik dröhnte in ihren Ohren und sie fragte sich unweigerlich, wie spät es bereits war. In der einen Hand hielt sie ihren blutroten Glas und mit der anderen strich sie über den weichen Stoff ihres türkisfarbenen Kleides. Der Blick der Weasley fiel auf Cat, die in der Mitte saß und bereits ordentlich einen sitzen hatte. „Wischt ihr wasch? Nao wird heut` gewinnen!“ „Weil sie noch immer das Tanzbein schwingt?“, warf Blanche lachend ein und schwang den Zauberstab, um die Musik zu dämpfen. Rose dankte ihr und schloss kurz die Augen. Als Catherine ihr jedoch mit der Hand auf den nackten Oberschenkel schlug, zuckte sie vor Schreck zusammen. „Jap!“, lallte die Blondine. „Aber Rosalinde hier, hat`s drauf! So ‘nen gefährlischen neunzisch Grad Winkel.“ Die Weasley runzelte verwirrt die Stirn und Blanche erklärte knapp: „Sie meint deinen Hüftschwung, Respekt Rose. Neben dir sahen wir echt alt aus. Schade, dass du die Tanzstangen nicht ausprobiert hast.“ „Eine solche Kunst braucht kein Hilfsmittel!“, wies sie gespielt arrogant darauf hin und alle drei Hexen kicherten. Catherine wollte gerade etwas hinzusetzten, als eine unbekannte Hexe die Treppen hinauf stürmte. Atemlos strich sie sich eine dunkelblonde Haarlocke aus dem Gesicht und strich sich ihr äußerst knappes, dunkelgrünes Kleid glatt. Enttäuscht sah sie auf die drei jungen Frauen und fragte nach Luft ringend: „Habt ihr Malfoy gesehen?“ Rose hob augenblicklich beide Augenbrauen, doch Blanche kam ihr zuvor. Galant stellte sie ihr Martini ab und schlug die Beine übereinander. „Ja haben wir, er war bei Damian Scott, eine runde Doxy-Kraut rauchen.“ Erfreut darüber, lächelte die schmale Hexe und wollte sich gerade zum Gehen wenden, als die Dunkelhaarige hinzusetzte: „Aber dort wird er jetzt nicht mehr sein. Wo hast du ihn denn zuletzt gesehen, Rosalinde?“ Catherine lachte. „Wo wohl? Zwischen ihren Titten! Das hast`e verpascht Blansche!“ Schwankend erhob sie sich und erklärte der Unbekannten: „Rosalinde is Scorps Perle!“ Ohne auf das entsetzte Gesicht der jungen Hexe zu achten legte Catherine einen Arm über ihre Schulter und verkündete: „Isch stell dir wen bescheres vor, komm Schätzschen!“ Kurz zwinkerte sie den anderen beiden zu, als sie auch schon die Treppe herunter verschwand. Pustend sah Rose ihr nach. Zu Beginn hatte sie noch geglaubt, besonders mit Catherine und Naomi würde es sich nicht gut Kirschen essen lassen, doch mittlerweile war sie eines Besseren belehrt worden. Die beiden waren zwar ein bisschen versnobt, hatten aber jede Menge Sinn für Humor. Blanche überbrückte den Abstand zwischen ihnen und schüttelte leicht den Kopf. „Cat wird das arme Ding zu Sinclair schleppen. Das macht sie mit jeder, manchmal denke ich, sie sollte sich einfach selbst an ihn ranschmeißen, aber sie beteuert mir ja jedes Mal, dass er so überhaupt nicht ihr Typ ist.“ Als Blanche mit den Augen rollte, begriff Rose. Auch wurde ihr bewusst, warum Scorpius sie gebeten hatte, seine Alibifreundin zu sein. Zweimal war sie vom Klo wieder gekommen und hatte ihn vor aufdringlichen Weibern gerettet, einmal hatte er eilend nach ihrer Hand gegriffen und sie in seine Arme gezogen, damit weitere, alte Bekannte ihn in Ruhe ließen und Rose war sich sicher, dass der Abend noch lange nicht zu Ende war. Bei der Menge an Alkohol die er gerade in sich rein kippte, konnte sie sich gut vorstellen, dass sie ihn am Ende ins Bett schleppen durfte, damit er nicht in Gefahr lief an einem fremden Ort aufzuwachen. „Und wo wir gerade beim Thema sind, wie ist der Sex mit Scorpius?“ Kurz blieb Rose das Gesicht stehen, bei so viel Direktheit und fragte höflich: „Wie bitte?“ Blanche tat, als wäre nichts gewesen und zog eine Käsestange aus dem Glas, welches auf dem kleinen Tisch als Snack stand. „Naja“, begann sie Achselzuckend. „Bei Sinclair wissen wir, er ist ein Schnellschießer, Naomi mag es extravagant, Cat schnell und heftig – weshalb sie ja so gut zu Sinclair passen würde und bei Scorpius steht die Notizzeile noch leer.“ „Was ist mit Rupert?“ Rose war fest der Überzeugung gewesen, es sich eingebildet zu haben, aber sie war sicher, dass sich ein zarter Rotschimmer über Blanches Wangen legte. „Berechtigte Frage, Rosalinde. Ich würde sagen, er wird gerne geritten.“ Nun war es an Rose rot zu werden und hastig nahm sie einen Schluck von ihrem Cocktail, während Blanche ihr ein breites Grinsen schenkte. „Komm schon, mach nicht so ein Geheimnis raus!“ Um Zeit zu schinden, sah die Weasley über die Köpfe der Menschen und atmete tief durch. „Keine Ahnung“, sprach sie ehrlich. „Ich habe mit Scorpius noch nicht geschlafen und die Gerüchte in Hogwarts sind ziemlich nebelig, was das Thema Sex angeht. Das einzige, was ich weiß ist, dass er erst zwei Hexen beglückt hat.“ Blanche sah sie überrascht an, dann lehnte sie sich zurück. „Ja, das klingt ganz nach Scorp... er hat sich über sein Nachtleben schon immer ausgeschwiegen.“ Sie biss auf die Käsestange und Rose schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter. Das Thema war ihr, ehrlich gesagt, ein wenig peinlich, außer mit ihren Freundinnen Roxanne, Dominique und Alice hatte sie bislang noch nie über so etwas gesprochen. Und wieder einmal wurde ihr deutlich, dass sich der wirkliche Scorpius Malfoy von dem unterschied, von dem sie glaubte, ihn zu kennen. „Aber ihr habt doch schon mehr gemacht, als nur miteinander herumzuknutschen, oder?“ Blanches Frage riss sie aus ihren Gedanken und der misstrauische Unterton in ihrer Stimme entging ihr nicht. „Klar!“, sprach Rose leichthin und beschloss, so gut es ging, bei der Wahrheit zu bleiben. „Er mag es einen geblasen zu kriegen und revanchiert sich gerne mitten im Unterricht.“ Ein breites Grinsen zog sich über Blanches Gesicht und Rose erwiderte es. Erneut schlug sie sich mit der Waffe der Fantasie. Möge die Dunkelhaarige denken, was sie wollte, sie jedenfalls hatte weder gelogen, noch geflunkert. Rose bemerkte, dass Blanche auf die schmale silberne Uhr um ihr Handgelenk sah und sprach: „Rosalinde, du solltest deinen Kerl suchen, in einer Viertelstunde wird es äußerst schwierig werden, ihn wiederzufinden.“ Rose verstand nicht ganz, beschloss aber ihren Worten nachzukommen. Sie stellte das leere Cocktailglas ab und fragte: „Muss ich Angst haben?“ Blanche zwinkerte: „Nein, nur Spaß.“ Unsicher nickte die Weasley und schritt vorsichtig die Treppe herunter. Von der Couch aus hatte sie Scorpius mit vier weiteren Zauberern an der Bar ausmachen können und drängte sich nun durch die Menge. In einer Reihe saßen sie noch immer auf den Barhockern, ein Sechster hatte sich an Scorpius linke Seite gesellt und sie erkannte, dass es Rupert war. Noch bevor Rose die Truppe erreicht hatte, fiel der Mann ganz links von seinem Barhocker, einer legte seinen Kopf au die Theke und der dritte rutschte vollkommen weg, sodass der Barmann gerade noch sein Handgelenk erfasste, damit er nicht nach hinten fiel. Der Unbekannte neben Scorpius hielt sich mit beiden Händen an der Theke fest, wahrscheinlich drehte sich seine Umwelt. Scorpius selbst dagegen hob die Hand und bestellte einen weiteren Feuerwhiskey. Verwirrt trat Rose zu Rupert und ihm. Der Rundliche schenkte ihr ein strahlendes Lächeln und zählte Galleonen in seiner Hand. „Sieht so aus, als hätten wir richtig abgesahnt, Malfoy!“ Scorpius kippte sich den letzten Schnaps runter und Rose entdeckte die Reihe an leeren kleinen Bechern. Anerkennend sah Rupert ihn an: „Ihr Engländer seit echt der Knaller! Fünfzehn Galleonen für dich und fünfzehn für mich!“ Fürsorglich legte Rose eine Hand auf Scorpius Rücken und er drehte sich zu ihr um. „Hey!“ - „Alles okay?“, informierte sie sich und Rupert lachte. „Das war noch gar nichts, Rosalinde. Um einen Malfoy abzukippen, braucht es einen Potter. Ist Blanche noch bei der Couch?“ Rose nickte und Rupert verschwand. Scorpius rutschte überraschend fest von seinem Hocker und rieb sich die Stirn. „Gut, dass wir auf Kokostropfen verzichtet haben, schätze, danach hätte ich gekotzt!“ Er legte einen Arm um Rose Schulter und zog sie zu sich. Gemeinsam schritten sie von der Bar weg und mischten sich unter die Leute. Die Weasley roch den starken Alkohol und nahm an, dass er betrunken war, doch seine sicheren Schritte sprachen eine andere Sprache. Als er in ihr Gesicht sah, lachte er und strich über ihren Kopf. „Keine Sorge, ich bin nicht besoffen, nur stark angetrunken!“ „Ist das nicht dasselbe?“ „Jaaaha!“, nickte er heftig. „Bevor wir nach Hause apparieren... lass ‘ne Stunde warten, sonst komm ich in Kokoschka wieder raus.“ Scorpius blieb stehen und sah zum Zänkischen Totenkopf. „Wenn der noch eine Stunde plärrt, dann jage ich ihm einen Avada Kedavra ins Kreuz.“ Rose musste heiter lachen. Jemand rempelte sie an und sie brüllte gegen die Musik: „Wusstest du, dass du heute heißbegehrtes Fleisch warst?“ Statt sofort zu antworten, sah Scorpius an die Decke und warf den Kopf in den Nacken. Rose hielt ihn an seinem weißen Shirt fest und griff schließlich zum Bund seiner dunkelblauen Jeans, damit er weiterhin auf den Beinen blieb, da sein Körper unter den ständigen Rempeleien zu schwanken begann. Rose nahm zur Kenntnis, dass er seine Arme um ihre Hüfte schlang, ehe er auf sie herab sah. „Jaha... is sonst ziemlich nervig, aber du hast mich wie ein Löwe beschützt!“ - „Ich bin einer, du Schlange!“ Amüsiert über das Wortspiel betrachtete der Malfoy sie und konnte kaum glauben, dass er es einer aufmüpfigen Weasley zu verdanken hatte, dass der Abend für ihn ein voller Erfolg gewesen war. Seine Freunde kauften ihm langsam die gefälschte Beziehung ab, sodass sie die Lüge von selbst weiterverbreiteten. Statt sie jedoch als Weasley anzupreisen, sprachen sie ständig von einer Rosalinde. Die schlimmsten Hexen-Hyänen blieben somit fern von ihm und er hatte Spaß. So viel, wie schon lange nicht mehr. Sein Plan ging vollkommen auf. „Was meinte Blanche damit, dass ich dich in ein paar Minuten nicht wieder gefunden hätte?“, wollte Rose wissen und Scorpius beugte sich zu ihr runter, seine Stirn lehnte gegen ihre und er vernahm den herrlichen Geruch von Sonne und Meer. „Haben Fred und Al dir nicht erzählt, für was das Sand Morrison bekannt ist?“ „Nein, sie meinten, dass würde die Überraschung kaputtmachen.“ - „Wohl wahr.“ Wie auf ein stummes Kommando, ging plötzlich das Licht aus, für ein paar Herzschläge legte sich eine gespenstische Stille über die feiernde Menge. Die Musik mitsamt den funkelnden Lichtern war weg, und Rose sah Scorpius verwirrt an, dann riss sie die Augen auf. Schaum fiel von der Decke und sie quiekte vor Schreck und dann war das Licht wieder da. Die Musik dröhnte weiter, doch dieses Mal sah die Umgebung anderes aus. Schaum schoss aus mehreren Kanonen und zwar in allen möglichen Farben und Gerüchen. Seifenblasen, so groß wie Quaffel, schwebten durch die Luft und Rose wischte sich eine Ladung hellgrüner Masse aus dem Gesicht. Der Schaum war kalt und roch nach Waldmeister. Auch Scorpius war eingeseift und schüttelte sich, um die glitzernde Masse auf seinem Kopf los zu werden, doch es kam immer weitere dazu. „Eine verdammte Schaumparty?“, spuckte Rose vollkommen überrascht und Scorpius grinste: „Deshalb solltest du kein weißes Kleid anziehen!“ Sie sah auf sein Shirt, das sich bereits an den Armen bunt färbte und registrierte, dass der Stoff sich an seinem Körper festsaugte. Geschockt sah sie auf sich herunter und bemerkte, dass sich ihr BH deutlich abzeichnete. Bevor sie ihrem Schock Ausdruck verleihen konnte, drückte Scorpius sie weiter an sich. „Sobald sie alle durchdrehen, verschwinden wir.“ - „Wie durchdrehen?“ Der Malfoy biss sich leicht auf die Unterlippe und gestand: „Erst kommt Schaum, dann spritzt es Sekt und schließlich lassen sie es hier regnen, damit alle wieder sauber sind.“ Das Wort sauber betonte er sarkastisch und Rose begriff, dass er nicht viel von dieser Sauerei hielt. Immer wieder pustete sie, weil ihr Schaum ins Gesicht lief, doch gleichzeitig genoss sie diese Art Party. Die Stimme des Zänkischen Totenkopfes rauschte in ihren Ohren und dann wurde das Gefühl von Schwebelosigkeit getoppt von einem einzigen Satz. „Danke, Weasley!“ Die Gryffindor hielt einen Atemzug die Luft an und spürte ein klopfendes und naives Herz in ihrer Brust, das bei diesen zwei Worten einen Samba tanzte. Der durchtriebene Teufel vollzog still und heimlich die Wandlung zu einem versteckten Herzjäger. - - - Müde rieb sich ein siebzehnjähriger Hufflepuff die Augen und legte seine Brille auf den Küchentisch. Vor ihm lag ein Stapel Hausaufgaben und Frank legte seine Feder beiseite. Seit fast drei Stunden hatte er ohne Pause über seine Bücher gebrütet. Wenn er sich in Literatur vertiefte, stellte er seine gesamte Umwelt aus. Der Schwarzhaarige gähnte und griff zu seinem Zauberstab. Wie von selbst goss sich auf der Küchentheke eine Tasse Zartbitterkakao ein und schwebte zu ihm herüber. Frank wusste nicht warum, aber aus einem nicht wissenden Grund konnte er die Ferien nicht genießen. Er hatte zusammen mit seinem Vater Holz im Wald gehackt, seine Ur-Großmutter besucht und mit ihr einen langen Spaziergang unternommen. Die alte Hexe lauschte gerne seinen Worten, aber noch viel lieber hatte er es, wenn sie von sich selbst erzählte; doch meistens kam sie dann mit Anekdoten von seinen Großeltern oder der Zeit, als sein Vater in Dumbledores Armee gekämpft hatte, an. Schließlich hatte er sich von Rose dazu überreden lassen, Alice zum Schlittschuhlaufen mitzunehmen, aber seine Schwester hatte unwirsch abgelehnt und er war ihr zutiefst dankbar. Denn es gab nichts, was er mehr hasste. Letztendlich waren sie in Ur-Großmutters Küche gelandet und hatten eine saftige Zimttorte gebacken, die sie am 27zigsten im Kreis der Familie verputzt hatten. Ab morgen würde er wohl im Tropfenden Kessel aushelfen müssen, um seine Mutter ein wenig zu entlasten. Frank umschloss die Tasse mit beiden Händen und sah auf seine Unterlagen. Er machte seine Hausaufgaben gerne in der Küche, denn immer wenn er Pause machte, hörte er seinen Vater aus dem Ohrensessel fluchen. Ein Schmunzeln legte sich auf seine Lippen. Es war jedes Jahr dasselbe, immer wieder plagte sich Neville durch unleserliche Aufsätze oder fehlerhafte Antworten. „Das sie nicht schreiben, Merlin hätte die Welt umsegelt ist alles!“ - war einer seiner Standardflüche. Frank jedoch fand, dass er selbst schuld war, wenn er seinen Schülern kurz vor den Ferien die Aufgabe gab, Aufsätze zu schreiben. McGonagall verlegte dies immer auf nach den Ferien. Für die Schüler genauso schlimm, aber für sie weniger stressig und sie hatte ruhige Feiertage. „Bin fertig, kannst die Zaubertrankaufsätze haben.“ Alice riss ihn aus seinen Gedanken und Frank sah auf. Seine Schwester hatte ihre liebste Flickdecke um ihre Schultern gelegt und stellte einen Teller voll Plätzchen auf den Tisch, ehe sie sich ihm gegenüber niederließ. Sie sah schlecht aus und Frank stellte sich zum wiederholten Mal die Frage, was passiert war. Aber sie wollte nicht drüber reden, schließlich hatte er bei ihren Freundinnen gesehen, gegen was für eine unsichtbare Wand sie rannten. „Gut, ich bin mit Zaubergeschichte fertig.“ Er lehnte sich zurück und Alice griff zu dem Stapel an Blätter. Mit einem schlechten Gefühl im Magen, betrachtete er sie und raffte sich schließlich zu Smalltalk auf. „Was machst du Silvester?“ Sie grummelte, schließlich antwortete sie: „Da ich Rose versprochen habe, mich nicht in meinem Zimmer zu verkriechen, habe ich mir eine Karte für das the Metropolis-Konzert in Paris besorgt. Roxanne meinte, die Gruppe wäre atemberaubend und ich will mir ein Urteil bilden.“ - „Du gehst alleine?“ Sie nickte leichtfertig. „Vielleicht lernt man Leute kennen, ich lasse mich überraschen.“ Auch er nickte und trank dann seinen Kakao. Die gewohnte Stille legte sich über sie. „Und du hast ein Date mit Roxanne?“ Frank verschluckte sich fast und hustete. „Nenne es bitte nicht Date. Es ist eine ganz normale Verabredung.“ - „Was dasselbe wie ein Date ist!“, wies Alice grinsend darauf hin. „Komm schon, Franky, du verbringst Silvester alleine mit Roxanne Weasley, so manch einer würde dich dafür verfluchen, außerdem hat sie wegen dir die Party von Mathis Denton abgesagt“, sie zwinkerte. „Hat mir Fred gezwitschert. Also, was läuft zwischen euch?“ „Nichts“, war seine einsilbige Antwort und als seine Schwester ihn lauernd ansah, seufzte er tief: „Ich gebe ihr Nachhilfe, wir haben ein paar Dinge zusammen unternommen und das war es!“ „Magst du sie?“ Ihre unverblümte Frage ließ ihn innehalten. Der Hufflepuff dachte nach und neigte leicht den Kopf. Seine Augen richteten sich auf einen unsichtbaren Punkt auf der Tischplatte. „Ich weiß nicht... ja... irgendwie schon, aber sie gehört einer anderen Klasse an, als ich.“ Frank wusste, dass er nicht weiter ausführen brauchte, Alice würde ihn auch so verstehen. Die Longbottom lehnte sich zurück und betrachtete ihren Bruder. Auf der einen Weise hatte er recht, aber auf der anderen Weise war die Grenze solcher Klassen verdammt dünn, sie hatte es schließlich am eigenen Leib erfahren. „Aber ich bin gerne mit ihr zusammen. Weißt du, am Anfang dachte ich, sie ist eine oberflächliche, arrogante Slytherin, aber sie kann mehr als nur gut aussehen.“ Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Sie begreift schwierige, politische Zusammenhänge erschreckend schnell, hat Spaß an dem, was sie tut und macht es vor allem so... konsequent.“ „Du meinst, sie tut es mit Herz?“ Frank sah in die braunen Augen seiner Schwester. „Ja“ Ein Kloß machte sich in seinem Hals breit. „Manchmal wäre ich gerne ein bisschen mehr wie sie, würde loslassen... und einfach einmal Spaß haben, aber ich muss dann immer an die Konsequenzen nachdenken.“ Alice nickte und griff zu einem Keks. Sie dachte nach und als sie zu Ende gekaut hatte, sprach sie: „Wie wäre es, wenn Silvester deine Generalprobe wird? Ihr seid alleine, kein Hogwarts wird ein Auge auf euch haben und schnupperst mal in dieses Loslassen-Schema rein?“ „Und wie?“, fragte Frank reserviert und sammelte seine Unterlagen zusammen. Alice grinste breit und ein lang verschwundenes Funkeln war in ihren Augen zu sehen. „Als erstes verabschiedest du dich von dieser schrecklichen Pudelmütze und hockst dich zu James, um zu fragen, ob er dir seine legere Lederjacke für einen Abend ausleiht, was er gewiss tut. Dann fragen wir Mom, ob sie deine Augen verzaubern kann. Hast du nicht letztens gesagt, Roxanne mag deine Augen?“ „Und dann lasse ich mir von Dad den Verhütungszauber zeigen. Alice-!“, seine Stimme war mahnend und er beugte sich vor. Das Gesicht des Strebers nahm einen ernsten Zug an. „Alice, ich bin nicht verliebt in Weasley, okay? Es ist kein Date.“ Belustigt von der Klarstellung ihres Bruders, stand Alice auf und nahm die Aufsätze an sich. „Natürlich. Dann wird es dich auch nicht interessieren, dass sich Roxanne seit Tagen auf Silvester freut und mich gefragt hat, ob sie ihre Haare offen oder zusammentragen soll, in der Hoffnung, dass sie dir gefällt.“ Frank starrte sie an und für den Hauch einer Sekunde hatte er ihr diese Lüge abgekauft. „Sehr witzig!“ Im Türrahmen blieb Alice stehen und gestand: „Das mit den Haaren war Spaß, aber dass sie sich freut ist Tatsache.“ Sie lehnte sich gegen den Rahmen und sprach aus, was sie schon lange in Betracht gezogen hatte. „Sieh mal Franky, du hattest noch nie eine Freundin, wie wäre es da, wenn Roxanne die Erste wäre? Klar, sie ist ein Vamp, aber sie macht ehrlich gerne etwas mit dir zusammen, obwohl ihr aus zwei Klassen kommt und einige Slytherins schon Witze darüber gerissen haben, dass sie so oft bei dir zu finden ist.“ Ein Lächeln zierte die blassen Lippen seiner Schwester. „Es interessiert sie nicht was andere sagen. Außerdem...“, leicht neigte Alice sich zum gehen. „... hört sich Roxanne & Frank doch ziemlich gut an. Ihr würdet ein hübsches Bild abgeben.“ Dann rauschte sie aus der Küche und ließ einen verwirrten Hufflepuff zurück. Überfordert strich er sich durch das dunkle Haar und dachte über die Worte seiner Schwester nach. Bislang hatte er es als unmöglich abgetan, dass sich eine Hexe wie Roxanne Weasley für ihn interessieren könnte, doch nun musste er zugeben, dass diese Vorstellung etwas wirklich Reizvolles hatte. Roxanne & Frank... ... nun ja... vielleicht. Fortsetzung folgt... Kapitel 15: Mit neuen Regeln. ----------------------------- . . . Regungslos blieb Rose auf den Rücken liegen und betrachtete die weiße Decke. Sie war bereits seit Stunden wach und lauschte den regelmäßigen Atemzügen neben sich. Seit der Schaumparty waren einige Tage vergangen und Scorpius war in der besagten Nacht zweimal im Bad über irgendetwas gestolpert. Mit einem Kater und mürrischer Laune hatte er sie beim Frühstück mit Blicken aufgespießt, weil sie fröhlich vor sich hin trällerte. Es war ihr ein Vergnügen gewesen, ihn zu ärgern, doch leider war er zum Nachmittag herum wieder fit wie eh und je gewesen. Die fünfzehn Galleonen waren für einen Tag draufgegangen, den sie dafür genutzt hatten, die Gegend zu erkunden. Rose konnte nicht leugnen, dass sie so viel Spaß schon lange nicht mehr hatte, sämtliche Sorgen schienen soweit fern und betrübter Weise, hatte sie sogar ihre beste Freundin und deren Kummer vergessen. Die Weasley schämte sich dessen und hoffte, dass eine Karte mit Meer und Strand Alice ein wenig aufmuntern würde. Die Nacht zuvor waren sie erneut wieder unterwegs. Dieses Mal bei einem Bekannten von Sinclair, der eine Spontan-Party geschmissen hatte. Ganz klischeehaft waren sie in einer Suite gelandet, mit Leuten, die sie nicht kannten, teuren Alkohol und lauter Musik. Die Bude war ein Traum gewesen. Jedoch bezog sich Traum auf war, denn je später der Abend geworden war, umso wilder wurde die Party. Am Ende hatte sie zusammen mit Scorpius auf der Theke gesessen und eine Flasche Feengeist geleert. Lässig hatte sein Arm um ihre Schulter gelegen und so signalisiert, was sie darstellten. Rose‘ Magen krampfte sich zusammen, als sie daran dachte, wie trügerisch es sich angefühlt hatte, als seine Freundin betrachtet zu werden. Eine Welle von Glück war durch ihren Körper gezogen, doch gleichzeitig auch Trübsal, da es sich um ein trügerisches Gefühl handelte. Sie war dankbar, die Woche mit ihm verbringen zu können, aber gleichzeitig fragte sie sich auch, wo ihr Spiel enden würde. Bislang lief alles wie abgesprochen, doch manchmal hatte die Weasley die Befürchtung, dass die Grenze zwischen Spiel und Wirklichkeit verwischt wurde. Sie schimpfte sich töricht, dass sie sich darüber Gedanken machte, zumal Scorpius das Spiel genoss und zu wissen schien, was er tat. Leicht drehte sie ihren Kopf nach links und betrachtete das schlafende Gesicht. Der Malfoy lag auf dem Bauch, sein blondes Haar war zerzaust und der Ausdruck auf seinem Gesicht friedlich. Ein Zauber hielt das Zimmer in angenehmer Temperatur und Rose genoss die kühle Prise, die über ihre nackten Beine zog. „Was ist los?“, murmelte er plötzlich und sie strich sich erschrocken eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Die Furche zwischen deinen Augen bedeutet nichts Gutes.“ Die Weasley starrte ihn verdutzt an, doch falls sie erwartet hatte, dass er ihr eine Erklärung für seine Aussage geben würde, so enttäuschte er sie. Die Gryffindor beschloss, ihre Überlegungen auszusprechen: „Wie weit geht das Spiel, dass wir treiben; ich meine, wo ist die Grenze?“ Ohne sich zu rühren, lauschte Scorpius ihr und brummte: „Grenze?“ Rose schluckte hart und ihre Finger gruben sich in die Falten* der Bettdecke. Ihre Augen blieben standhaft an die Decke gerichtet. „Ich finde, wir spielen die Rollen von Mr & Mrs Happy ein bisschen zu perfekt.“ Es dauerte, bis Scorpius begriff, wo das wirkliche Problem lag. Er stöhnte entnervt auf. „Du hast mit Blanche geredet!“ Da Rose nicht antwortete, war es ihm Beweis genug, schließlich kannte er Blanche genug, um zu wissen, worüber es bei der Unterhaltung ging. Schlicht und einfach: um Sex. Unter den Freunden war es kein Geheimnis, dass die Hexe seit Jahren vergeblich versuchte, aus ihm pikante Informationen zu locken und er sich jedes Mal diskret ausschwieg. Doch statt zu ihrem eigentlichen Ziel zu kommen, hatte sie scheinbar lediglich Rose verwirrt und verunsichert. Scorpius verstand nun die nachdenkliche Furche. Die Grenze... Ja, wo war sie? Ohne lügen zu müssen, musste der junge Malfoy gestehen, dass er sie in den letzten Tagen gerne geküsst hatte. Warum, wusste er nicht genau. Das Einzige, was ihm klar war, war die Tatsache, dass sich jeder Kuss von Rose anders anfühlte. Es war wie ein nichtendendes Abenteuer und er hatte vor, es bis zum Ende auszukosten. Dann kam hinzu, dass sie ihre Sache als Scheinfreundin überaus gut machte. Seine Freunde akzeptierten sie und wenn man es nicht besser wüsste, würde man glauben, sie hätte schon immer dazugehört. Mit ihr machten die Nächte Spaß, sie passte sich an und kam selbst auf ihre Kosten. Außerdem gab sie ihm das Gefühl, als würde die Zeit stehen bleiben. Nur der Augenblick war wichtig, alles andere konnte warten. Eine gefährliche Kombination und das wusste Scorpius auch. Allerdings wollte er sich diesem Gefühl von Glück und Zufriedenheit nicht entziehen. Die Weasley in seinen Armen zu halten kam für ihn das Gefühl von Richtigkeit gleich, sie zu küssen bedeutete, ein seltsames Flattern im Magen zu spüren und mit ihr zu Lachen entfachte eine angenehme Wärme. Verwirrend. Und gleichzeitig schön. Er öffnete die blaugrauen Augen und musterte sie. Ihre Haut hatte eine schöne gebräunte Farbe bekommen, kleine Sommersprossen tanzten um ihre Nase und das Rot ihrer Haare war mit Kupfersträhnen durchzogen. Die Sonne bekam ihr gut. Bislang hatten sie keinerlei Probleme damit gehabt, sich das Bett zu teilen. Jeder war schlicht auf seiner Seite geblieben und es war okay. Jedoch war Scorpius bereits etwas länger klar, dass er nichts dagegen haben würde, wenn sie die unsichtbare Linie vergessen würden. Er konnte es nicht definieren, aber etwas in ihm wollte, dass diese verschwand und er dem Drang nachgeben würde, den er verspürte. Lediglich sein Verstand hielt ihn davon ab, aus Schein, sein zu machen. „Hör auf, dir den Kopf zu zerbrechen. Was hier passiert, bleibt auch hier. Du musst dich also nicht darum sorgen, dass etwas nach Hogwarts gelangen könnte. Das ist die Grenze und in meinen Augen ist sie ganz akzeptabel.“ Ein Lächeln schmückte Rose‘ Lippen. Sie neigte den Kopf und begegnete seinem Blick. „Du solltest in die Wirtschaft gehen, hört sich an wie Angebot und Nachfrage.“ „Oh nein, ich verzichte“, witzelte er. „Ich ziehe es vor, durch Dreck und Schlamm zu kriechen.“ „Hast ja durch Quidditch schon jede Menge Erfahrung.“ Sie lachten und die Anspannung des Morgens verschwand. Ihr Gespräch driftete ab. Rose fragte nach seiner Zukunftsvorstellung und lauschte seinen Ausführungen über die nötige Einstellungsprüfung der Auroren und das er erst in Erwähnung gezogen hatte, sie in Norwegen zu machen, da die Richtlinien dort etwas lockerer waren, als in Britannien. Sie selbst berichtete von dem Probetraining bei den Wimbourner Wespen und den Ballycastle Bats, das sie gerne mitmachen würde. Es war das erste Mal, dass Rose jemanden erzählte, dass sie nicht vorhatte, ins Ministerium zu gehen und überrascht nahm sie zur Kenntnis, dass Scorpius keine Witze darüber riss, sondern ihr Mut zusprach, dass sie eine begnadete Fliegerin war. Der Malfoy verriet ihr, dass Edmund Nott ebenfalls daran dachte, sich bei den Bats zu bewerben, aber er nicht ihre Klasse hätte – zumal er es sich bei Sturm erheblich schwertat, sich auf dem Besen zu halten. „Ein Glück, dass Slytherin und Gryffindor immer recht gutes Wetter hatten.“ „Manchmal gehört eben auch Glück zum Können.“ Es war der einunddreißigste Dezember, der letzte Tag, bevor ihre Welt die Umlaufbahn verließ und der Beweis zur Theorie geliefert wurde. - - - W a l e s 2 1:3 0 U h r „Was meinst du, die grauen Stiefel, oder die weißen?“ Hilflos hob Roxanne besagtes Schuhwerk hoch und wartete darauf, dass ihre beste Freundin aufhörte, ihr eigenes Spiegelbild zu betrachten. Die Weasley befand sich in Ceres‘ luxuriösem Zimmer und durchforschte seit fast zwei Stunden dessen begehbaren Schrank. Sie hatte sich schließlich für einen kurzen Jeansrock, einem grauen Pullover mit einem großzügig umgeklappten Kragen und einer dicken Strumpfhose entschieden. Eine enge Karojacke würde sie schließlich wärmen. Ceres strich sich zum wiederholten Mal durch das gewellte, lange Haar und drehte sich zu ihrer besten Freundin um. „Die Grauen, die passen zur Jacke und zum Pullover. Merlin Roxy, es ist ein simples Date. So viel Theater hast noch nicht einmal gemacht, als du mit Sinclair Zabini ausgegangen bist.“ „Das war nur einmal und der Kerl hat mich nicht sonderlich interessiert“, gab die Slytherin zu und schlüpfte in die Stiefel. Kurz sahen ihre dunklen Augen über das Erscheinungsbild ihrer Vertrauten. Das schwarze Kleid mit dem herzförmigen Ausschnitt ließ den Rücken frei und saß so eng, dass jede einzelne verführerische Kurve zu sehen war. Ab der Hüfte präsentierte es einen lockeren Rock, sodass sie jede Menge Beinfreiheit hatte. Silbrige Armreifen schmückten ihre Handgelenke und Roxanne sah gerade noch, wie ihre Freundin in schwarze Pumps schlüpfte. „Sind das Strapsen?“, erkundigte sie sich gespielt entrüstet und Ceres schenkte ihr ein glockenhelles Lachen. „Nein, Strümpfe mit Spitze, magst du mal sehen?“ - „Besser nicht, sonst hefte ich mich wie eine eifersüchtige Freundin an deine Fersen und lege dich hinter der nächsten Ecke aus Eifersucht um.“ Sie zwinkerte und machte es sich auf dem großen Bett bequem. „Also, raus mit der Sprache, wie sieht dein Plan für heute aus?“ Ceres zog sich ein weiteres Mal die roten Lippen nach, dann ließ sie sich neben Roxanne fallen. „Ich will heute Spaß haben. In letzter Zeit kam ich mir ein bisschen... na ja, bieder und hässlich vor. Heute ist also der beste Zeitpunkt, wieder begehrenswert und sexy zu sein. Und ich werde noch vor Mitternacht ein paar Dinge klarstellen, die ich nicht mit ins Neue Jahr nehmen will.“ Roxanne hob eine Augenbraue. Sie hatte schon mitbekommen, dass mit ihrer besten Freundin seit dem Sommer etwas nicht stimmte. Ihre Launen schlugen um wie Aprilwetter und es gab eine ständige Berg- und Talfahrt. „Ist der Typ, der dich heimsucht, auch da?“, fragte die Weasley direkt und bekam eine Kopfnuss. „Er sucht mich nicht heim!“, zischte Ceres. „Er ist lediglich der Meinung, dass er es sich leisten kann, eine Viscount abzuservieren! Na, dem werde ich zeigen, was er verpasst!“ Nun war Roxanne mit einem Schlag ernst. Es gab tatsächlich jemanden, der den wunderbaren Reizen ihrer besten Freundin widerstehen konnte? „Wer ist es, stellst du ihn mir vor?“ - „Nur wenn ich Franky entjungfern darf“, sprach Ceres breitgrinsend und erhob sich. „Was du natürlich zu verhindern weißt.“ Sie zwinkerte amüsiert und sprach mehr zu sich selbst: „Jaja, wer hätte gedacht, dass es nur einen kleinen Streber-Franky braucht, um Slytherins Diva schlechthin feucht werden zu lassen.“ Roxanne warf ein Kissen nach ihr, welches Ceres geschickt abfing. Die Veela lachte und nickte mit dem Kopf Richtung Kamin. „Mach dich schon vom Acker, wir wollen doch nicht, dass dir jemand dein Kerlchen streitig macht.“ Widerwillig zog sich die Weasley aus dem Bett und griff zu ihrer Jacke. „Na schön, du hast mich von der heißen Fährte für Mrs-ich-dachte-es-gibt-ihn-nicht abgebracht. Komm gut ins Neue Jahr, Süße!“ Sie warf ihrer Freundin gut gelaunt einen Kuss zu und stolperte dann in den Kamin. Ab dort apparierte Roxanne und kreischte leise auf, als sie wieder festen Boden unter den Füßen spürte. Mit den Armen rudernd, suchte sie nach Halt und fand einen kleinen dummen Strauch, dessen dünne Äste sich dafür eigneten, einen Sturz abzufangen. Verwirrt sah Roxanne sich um und riss verblüfft den Mund auf. Sie befand sich auf einem Waldweg, der durch mehreren Lichterketten, die um die dicken Baumstämme wie Spiralen gewickelt worden waren, beleuchtet wurde. Der Schnee knirschte unter ihren Füßen und sie musste sich einen Moment sammeln. Fremde Stimmen sorgten dafür, dass sie den Zauberstab hastig in ihre Jacke gleiten ließ und nach ihren Handschuhen kramte. Eine Gruppe von deutschen Muggeln drängte sich an ihr vorbei und rief ihr irgendetwas zu, was sie nicht verstand. Höflich lächelte sie und flüsterte: „Wo zum Gnom, bin ich?“ Irgendwo in Deutschland, weiter war sie gedanklich noch nicht. Unsicher folgte sie der deutschen Gruppe und erreichte nach einem kurzen Fußmarsch einen Steg. Roxanne sah auf die Fackeln, die einen Pfad bildeten, ihr Blick folgte der Lichterschlange und sie begriff, dass dies der Weg zum Schloss sein sollte. Es thronte majestätisch auf einem Hügel und wirkte im ersten Moment, wie ein Abbild einer Schneekugel, eingepackt in Zuckerguss. „Roxanne!“ Erleichtert fuhr die Slytherin herum, als sie die vertraute Stimme vernahm und strahlte, doch das Strahlen wich einem Stirnrunzeln. Dann zogen sich ihre Augenbrauen nach oben und sie öffnete wortlos den Mund. Ein hochgewachsener junger Mann eilte auf sie zu, die Haare fielen ihm in die Stirn, er trug eine Lederjacke, mit dem passenden grauen Schal und eine Jeans, wo sie hätte schwören können, dass er so etwas eigentlich nicht besaß. Als er vor ihr stand, reichte er ihr zwei weiße, flauschige Ohrenschützer. „Angelina kam bei uns vorbei, sie meinte, du hättest sie vergessen.“ „Wo ist deine Brille!“, war ihre Begrüßung und Frank lachte. Es war ein Lachen, dass ihr Herz Springseil hopsen ließ. Ohne rot zu werden, log er: „Dad hat sich gestern drauf niedergelassen, als er über die katastrophalen Aufsätze der Drittklässler schimpfe. Daraufhin hat Mom mit einem gezielten verkehrten Fluch dafür gesorgt, dass die Gläser sich in reizende Fleischbällchen verwandelten.“ Roxanne blieb das Gesicht stehen, als sie sich diese Geschichte vor dem geistigen Auge vorstellte, dann brach sie in lautes Gelächter aus. „Und Alice hat es nicht biegen können?“ Frustriert kräuselte Frank die Stirn. „Sie wollte nicht, meinte, ohne mein Nasenrad könnte man sich mit mir sehen lassen, ohne sich zu schämen.“ - „Ich hätte auch mit Nasenrad gewartet“, stellte sie schmunzelnd klar und sah auf das Schloss. „Da müssen wir hoch? Sind die Wege denn sicher?“ Der Hufflepuff zog schwarze Handschuhe aus seiner Jackentasche und meinte: „Nein, nicht besonders. Gerade ist mir eine Frau entgegengekommen, die meinte, dort hoch würde man sich den Hals brechen.“ Roxanne schluckte und sah auf ihre Stiefel, die zwar unheimlich schick zu ihrem Outfit aussahen, aber eine glatte Sohle hatten. „V- vielleicht sollte ich eben nach Hause und-!“ Noch bevor sie ihren Satz zu Ende ausführen konnte, reichte er ihr seine linke Hand und sie sah, wie ein dämlicher Erstklässler darauf. In ihrem Kopf ratterte es und sämtliche Rädchen schienen auf 180 zu sein. Grinsend und hilfsbereit sah Frank sie an. „Ich schätze, den Sturz eines Fliegengewichts wie dir kann auch ein Streber wie ich abfangen.“ Roxanne umfasste seine Hand und zwang sich, zu atmen und kein dämlicher Flubberwurm zu sein. Verdammt, sie hatte schon öfters die Hand eines Jungen gehalten, warum stellte sie sich bei Frank jetzt so an? Tausend Nadeln fuhren von ihrer Hand, bis unter ihre Haarspitzen. „Warum trägst du die Dinger eigentlich nie in Hogwarts?“, er nickte auf ihre Ohrenschützer und sie gestand: „Naja, Fred und Albus machen sich immer lustig über sie und klauen sie mir. Außerdem behaupten sie ständig, ich würde damit aussehen wie ein Dickmann!“ Frank lachte über den Vergleich und zusammen trappten sie den Hügel hinauf. Doch es war kein belächelndes Lachen, eher eines, das nicht böse gemeint war. Während Roxanne versuchte, die aufkommende Hitze in ihr zu ignorieren und sich selbst einzureden, dass sie den Abend aufhören sollte, sich über jede verdammte Gefühlsregung Gedanken zu machen, plapperte Frank scheinbar ausgelassen vor sich hin. „Harry meinte, wir sollen auf der Burg einen Glühwein trinken, es soll so ähnlich sein, wie ein Butterbier, nur eben mit Wein. Hermine warf noch ein, dass man dazu eine Brezel essen sollte, oder Maronen. Mom soll ich übrigens welche mitbringen und Dad eine Brezel, erinnere mich bitte dran, nicht, dass ich es vergesse.“ „Machen wir eigentlich die Führung?“, fragte sie seltsam belegt und Frank sah sie überrascht an. „Natürlich, hab ich dir doch versprochen!“ Er klang entrüstet, dass sie annahm, dass er sich nicht daran halten würde. „Übrigens, kurz vor Mitternacht spielt eine Muggel-Kapelle, das Feuerwerk starten sie am See, sodass wir von der Burg einen herrlichen Blick drauf haben.“ Die Weasley lauschte ihm und stellte erneut fest, wie leicht es war, sich in Franks Nähe wohl zu fühlen. Er hatte keinerlei Erwartungen an ihrem Verhalten und scheinbar war es ihm wirklich egal, wie sie aussah, denn die ulkigen Ohrenschützer schien er eher zu mögen, als ihnen abgeneigt gegenüber zu stehen. Ohne es zu wollen, verstärkte sie den Druck ihrer Hand. - - - R o m 2 2:3 0 U h r Dominique hatte gewusst, dass sie Jungen wie Fred und Albus nicht glauben durfte, wenn diese behaupteten, dass Mathis Denton für ganz ruhige Partys bekannt war, denn das, was sie sah, toppte ihre kompletten Vorstellungen. Die Villa, die ihnen für die Fete bereitstand, war gigantisch, was jedoch nicht bedeuten sollte, dass Mathis Denton ein Problem damit gehabt hätte, sie zu füllen. Nein, viel eher schien sie aus allen Nähten zu platzen. Kurz fühlte sich Dominique an einem typischen amerikanischen Muggelfilm für Teenager erinnert, wo die Jugend ebenfalls Veranstaltungen in die Welt setzte, dessen Außenmaßen sie bislang für fiktional gehalten hatte. Ohrenbetäubende Musik dröhnte aus irgendwelchen Boxen, das Wohnzimmer war voller tanzenden Leuten und jede Ablage, die sich zur Verfügung stellte, brach unter der Menge an Getränken beinahe zusammen. „Wow!“, sprach Fred begeistert zu ihrer linken und strich sich durch das rotbraune Haar; Albus zu ihrer rechten grinste breit und Dominique griff links in ein schwarzes Shirt und rechts in ein dunkelgraues. Entsetzt schrie sie gegen die Musik: „Wollt ihr mich umbringen?“ Jemand rempelte sie grob an, legte sich vor ihren Pumps, geschmückt mit Schleifchen, auf die Nase und kotzte. Angewidert verzogen die drei Hogwartsschüler das Gesicht und drehten sich um. „Denton!“, brüllte Albus gutgelaunt und tat, als wäre der Liter Kotze hinter ihnen eine Alltäglichkeit. Ein junger Italiener mit dunkelbraunen Haaren, bekleidet lediglich in einer Jeans und einem ansehnlichen Oberkörper, reichte ihnen drei Becher mit fremdem Inhalt. Strahlend begrüßte er die Jungen und Dominique beschlich das Gefühl, dass sie sich äußerst gut kannten. Dann erfassten seine Schokoladenaugen sie und sofort wurde sie knallrot. „Wer ist das?“, brüllte er hocherfreut und Fred legte beruhigend eine Hand auf ihren Rücken. „Der Malfoy-Ersatz, unsere bezaubernde Cousine Dominique!“ Zu ihrer Verwirrung nahm Mathis Denton ihre Hand und küsste sie auf eine längst vergessene, englische Art. Er zwinkerte und beugte sich zu ihr vor, sodass seine Lippen beinahe ihr Ohr berührten. „Willkommen reizende Dame, verlauf dich bei mir nicht.“ Dann trat er einen Schritt zur Seite und rief: „Mischt euch unter die Leute und habt Spaß! Ey Alter, geh wo anderes kotzen, du ruinierst mir den Teppich!“, er drängte sich an Fred vorbei und kümmerte sich grob mit einem Schwenker seines Zauberstabes darum, dass die Schnapsleiche durch ein offenes Fenster in den Vorgarten verschwand. Gleichzeitig legten Fred, sowohl auch Albus einen Arm über Dominiques Schulter und stellten klar: „Mit dem verbringst du keine fünf Minuten alleine in einem Raum. Da wirst du nicht als Jungfrau wieder rauskommen.“ Sie schluckte hart und nickte. Vorsichtig nippte sie an ihrem Drink, bis sie sah, dass ihre Cousins diesen ohne Vorsicht runterkippten. Um sich keine Blöße zu geben, tat sie es ihnen gleich. Sofort bereute sie es, denn ihre Kehle brannte. Als sie das Wohnzimmer betraten, sah Dominique zwei riesige Pools in denen sich mehrere Leute tummelten, dahinter erstreckte sich ein großer Garten mit jeder Menge Hecken und Büsche, aber auch Sitzgelegenheiten. Und so weit das Auge reichte: Leute! Jemand hielt Fred am Handgelenk fest und die Weasley hielt inne, als sich ihr Cousin von ihr löste. Eine hübsche Blondine zog ihn einfach mit sich und er tapste artig hinterher. Mit einem sexy Hüftschwung schien sie Fred innerhalb von Sekunden den Kopf verdreht zu haben. „Wer ist das?“, wollte Dominique wissen, als Albus lediglich die Augen verdrehte. Achtsam zog er sie näher zu sich. „Kelly McCartney, eine alte Bekannte. Aber keine Sorge, in zwanzig Minuten ist Fred wieder hier, sie küsst schrecklich.“ Belustigt knuffte sie Albus in die Seite und er schenkte ihr ein breites Grinsen. „Hör zu Cousinchen, lass dich heute Abend gehen, aber halt dich von Doxy-Pulver fern, Zigaretten sind okay, die vernebeln dir nicht das Gehirn. Und Finger weg von Vampire-Blood, das Zeug ist stärker als Feuerwhisky! Trink es wenn nur gemischt mit Zitronensaft, niemals auf Ex.“ Mit Schrecken stellte Dominique fest, dass Albus sie direkt auf die Tanzfläche führte. „Kannst du mir nicht erst das Haus zeigen?“, fragte sie hysterisch und er sah sie belustigt an. „Um mit dir über nackte Tatsachen zu stolpern? Kein Bedarf, komm schon!“ Es war eng und sämtliche Leute bewegten sich vollkommen unkoordiniert. Unsicher tat Dominique es ihnen gleich und sah an die Decke, wo ein Meer aus Lichtern auf den Boden leuchtete, hektisch, schnell und ohne Struktur. Sie beobachtete Albus und bemerkte verblüfft, dass er wirklich gut tanzen konnte, wahrscheinlich hatte er sich eine Menge von James abgesehen. Unschlüssig versuchte sie es und stellte schnell fest, dass niemand so genau drauf achtete, was man tat. Noch bevor das Lied vorbei war, hatte Dominique sich linkisch, aber mit jeder Menge Spaß, durch den ersten Song getanzt. Sie hatte geglaubt, dass es so weiter gehen würde, doch plötzlich war die Musik aus und alle lauschten der plötzlichen Stille. Ratlos sah sie Albus an, denn dieser schien zu verstehen, was nun geschah. „Ich hoffe, du kannst Raven von J. Princo tanzen.“ - „Das Ding mit diesen kopierten Mondläufer?“ Albus nickte und Dominique biss sich auf die Unterlippe. Ohne, dass sie sich dagegen wehren konnte, reihte sich Albus mit ihr ein und sprach: „Komm schon, das haben wir im Sommer mit allen gemacht. Fred wird sich verfluchen, dass er das hier verpasst.“ Die Weasley sah, dass sich viele auf das Lied freuten und dann ertönte der Bass. Gekonnt wippten mehrere Leute mit den Kopf und weitere Tänzer drängten sich zu ihnen. Ihr blieb kurz Zeit die Gesichter zu mustern und staunte, als sie Lorcan Scamander, Edmund Nott, seine ältere Schwester Polly, Laurina Wood und Chace Flint – die scheinbar als Paar gekommen waren, entdeckte. In ihren Gesichtern spiegelte sich Vorfreude. Und dann ging es los. Die ersten Takte tanzte Dominique mehrmals aus der Reihe vor Aufregung, doch dann passte sie sich an und begriff, warum solche Massentänze einen so großen Anklang fanden. Es war schlicht und einfach absolut cool! Niemand machte sich lächerlich, denn sie taten alle dasselbe. Das berüchtigte Wir-Gefühl entstand. - - - I r g e n d w o I n D e n V e r e i n i g t e n S t a a t e n 2 3:3 0 U h r Nie hätte Rose geglaubt, dass es so schön sein könnte, am Strand Silvester zu verbringen, denn in Wirklichkeit war es noch viel besser, als sie es sich ausgemalt hatte. Eine große Anzahl von jungen Zauberern und Hexen hatte sich getroffen, ein Lagerfeuer gezündet, es wurde gegrillt, Fackeln aufgestellt, um nicht in Dunkelheit zu versinken und jede Menge kühle Getränke bereitgestellt. Etwa dreißig Meter von ihnen entfernt standen Kabinen, in welche Duschen zu finden waren, falls jemand den Wunsch verspürte, ins Meer zu hüpfen. Doch bislang hatten alle ihre Kleidung anbehalten und lümmelten entweder am Feuer, oder hatten sich zu zweit in den Dünen verzogen. So wie Blanche und Rupert, die Rose schon seit über einer halben Stunde nicht mehr gesehen hatte. Doch es war ihr ehrlich gesagt ziemlich egal, was die beiden trieben, denn die Weasley war mehr als froh, dass sie endlich einmal keine Nacht in irgendwelchen Clubs verbrachten, oder in Wohnungen, wo niemand wusste, wem sie gehörten. So ertönte leise Musik im Hintergrund und vermischte sich mit dem Rauschen der Wellen. „Hast du unter dieser Peinlichkeit wirklich einen Bikini an?“, informierte sich Catherine Higgs mit einem deutlichen Unterton in der Stimme. Rose rollte mit den Augen. Sie waren zusammen los, um neue Getränke auszusuchen und um sich einen Überblick über die Auswahl zu verschaffen. Rose sah an sich herunter. Sie mochte das hellgrüne Top und ihre kurze Jeansshorts. Sie sah auf das weiße knappe Strandkleid Catherines, das zu ihrer gebräunten Haut einmalig aussah. „Jaha, Merlin noch mal, was habt ihr alle mit euren Kleiderfetisch?“ „Wir haben keinen Kleiderfetisch!“, wies Catherine pikiert darauf hin und Rose sprach mit übertriebener dramatischer Stimme: „Nein, nur nicht. Blanche darf kein schwarz sehen, du hast etwas gegen grün und Naomi spricht mir ihr Mitleid aus, wenn ich Lila trage!“ - „Nenne es Modebewusstsein“, korrigierte die Blondine belustigt und schüttelte ihr langes Haar. Rose wendete den Blick ab und wechselte komplett das Thema: „Warum tigern Sinclair und du eigentlich ständig umeinander herum?“ „Tun wir nicht“, erwiderte Catherine bestimmt und ignorierte ein paar kindische verwöhnte Blagen, die sich gegenseitig in den Sand schupsten. „Ich mag ihn, ehrlich gesagt, sogar nicht einmal besonders. Er ist arrogant, aufgeblasen und aalglatt!“ Rose konnte sich ein Grinsen bei der Aufzählung nicht verkneifen, vor ein paar Monaten hatte sie über Scorpius genauso geschimpft. Gespielt unschuldig seufzte sie. „Seltsam, dass er dir dann ständig auf den Hintern glotzt und jeden deiner Flirtpartner mit Blicken erdolcht, so lange, bis sie das Weite suchen. Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen, er ist eifersüchtig.“ „Pah!“ „Naja, aber wahrscheinlich bilde ich es mir auch nur ein, dass er schon mehrfach versucht hat, deine Aufmerksamkeit zu erlangen, indem er sich zum kompletten Deppen macht.“ Catherine sah sie mit einem genervten Blick an. „Das zieht nicht, Blanche und Naomi kamen mir mit derselben Eulenmist. Kümmert euch um euer eigenes Leben!“ Mit diesen Worten stampfte sie ungehalten davon und Rose ließ frustriert die Schultern hängen. Ein Versuch war es wert gewesen. Sie gesellte sich zu Naomi und Scorpius, reichte beiden eine kalte Dose und bemerkte, dass die Gruppe am Feuer über etwas diskutierte. Als Rose sich am gefällten Baumstamm anlehnt, drehte sich Scorpius zu ihr. Er trug lediglich Shorts und genoss es, den warmen Wind auf seiner gebräunten Haut zu spüren. „Was ist los?“ „Cat.“ „Das Ding mit Sinclair?“ er lachte heiter und flüsterte: „Warte bis Übermorgen, wenn wir bei Six & Big waren, das erledigt sich schon von ganz alleine.“ Die Weasley wollte gerade fragen, was ihn so sicher machte, als ihr etwas viel Wichtigeres einfiel. „Gibt es hier zum Jahreswechsel auch ein Feuerwerk?“ Die ganze Gruppe verstummte und ein Hüne wollte breitgrinsend wissen: „Ich habt der Kleinen nichts gesagt? Mann Malfoy, sie wird den Schock ihres Lebens bekommen.“ „Und sich davon erholen, Sparky, also ganz locker“, erwiderte Scorpius gelassen. Sein Gesichtsausdruck wurde geheimnisvoll. „Wir haben etwas viel besseres als ein Feuerwerk, lass dich überraschen.“ „Langsam habe ich von Überraschungen genug“, gestand Rose. „Erst ertrinke ich in Schaum, dann lande ich in fremden Wohnungen, glaube mich in Bekleidungsgeschäften selbst verloren zu haben, wache an einem fremden Ort auf-“ mit Grauen erinnerte sie sich daran, als sie im Central Park auf einer Bank, den Kopf in Scorpius Schoß, die Augen aufgeschlagen hatte. Sie waren so betrunken gewesen, dass Apparieren nur fatal geendet hätte. Seitdem hielt sie sich damit zurück, die Tassen zu heben. Von Blanche hatte sie erfahren, dass Naomi alle peinlichen Ausrutscher mit einer magischen Kamera festgehalten hatte, ohne dass sie davon etwas bemerkt hatte. Zu ihrem Glück bezog sich das auf alle Freunde. „- und heute kommt noch so ein Knaller! Werde ich einen Schaden davontragen?“, fragte sie sarkastisch und die Gruppe grölte vor Lachen. „Unsinn!“, sprach Scorpius und zerzauste ihre langen Haare. „Du wirst den Spaß deines Lebens haben!“ - - - R o m U n t e r g e s c h o s s 2 3 : 4 0 U h r Atemlos drängte sich Dominique von der Tanzfläche; Albus hatte sich verabschiedet, als eine attraktive Brünette ihn sehr deutlich gezeigt hatte, was sie von ihm hielt – etwas, das die Weasley allerdings nicht davon abgehalten hatte, einfach weiter zu tanzen. Gelöst hatte sie sich gehen gelassen und sich sogar getraut, mit einem unbekannten Zauberer zu Sweet Sixteen von The Metropolis zu tanzen. Er war ihr sympathisch gewesen, jedoch seine Hand zu schnell auf ihren Hintern, weshalb es bei einen gemeinsamen Song geblieben war. Verschwitzt und heftig atmend, suchte Dominique nach einem Getränk, dem sie trauen konnte. Die Musik pochte in ihren Ohren und die Hufflepuff hatte das Gefühl, dass der Bass durch ihren Körper fuhr und sämtliche Neuronen Reize aussendeten. Die Party war wirklich gigantisch und sie war mehr als froh, dass Fred sie überredet hatte, mitzukommen. Wo sie gerade an ihn dachte, so langsam konnte er sich ruhig mal wieder blickenlassen. Sie strich sich die Korkenzieherlocken hinter das Ohr und huschte in eine Art Küche. In der Mitte stand eine große Theke, beladen mit Essen, etlichen Flaschen und Bechern. Dominique reckte den Kopf und schob sich an zwei schwatzenden Hexen vorbei, die sie nicht kannte. Unsicher nahm sie eine unbekannte Flasche zur Hand und versuchte, die Etikette zu lesen. „Icebeals“, murmelte sie knapp und jemand neben ihr sprach: „Davon würde ich die Finger lassen, zu viel und dir ist den ganzen Abend schlecht.“ Dominique vernahm den Geruch von Kraut und sah nach links. Lorcan Scamander sah ebenfalls über die Auswahl und zog genüsslich an einer Zigarette. Sein dunkelblondes Haar stand chaotisch und wirr vom Kopf ab, dass hellgraue Shirt hang an der Seite aus der Hose, doch sein Gesichtsausdruck schien vollkommen zufrieden. Auch er hatte ewig auf der Tanzfläche verbracht und ihm brannte die Kehle. Dominique starrte ihn an, vor Überraschung, dass er sie angesprochen hatte und dann auch noch in einem seltsam freundlichen Ton. Er interpretierte es jedoch falsch. Höflich reichte er ihr die Zigarette und sie nahm diese verwirrt an. Normalerweise tat sie so etwas nicht, aber was hatte Albus noch gesagt? Zigaretten seien okay und sie glaubte kaum, dass Scamander noch eine andere Dosis in seine Zigaretten mischte. Tief atmete sie das Nikotin ein und stellte fest, dass es befreiend wirkte. Kein Wunder, dass auf fast jeder Hogwartsfete jeder einmal nach draußen verschwand. „Malfoy-Ersatz, hm?“, begann er und zog ein paar Flaschen hervor, die ihm jedoch alle nicht zu zusagen schienen. Es wunderte Dominique, dass er so schnell darauf kam. „Ähm ja, sozusagen.“ „Und Bowler ist in den Hamptons bei seinen geliebten Bats?“ Dominique bekam einen Kloß im Hals und zog erneut an der Zigarette. Jedoch schien es Scamander nicht zu stören, dass sie nicht antwortete. Schlicht sprach er weiter: „Idiot!“ Unweigerlich musste die Weasley lachen. „Hat Fred auch gesagt.“ Lorcan schmunzelte und stellte den Feuerwhiskey beiseite; ihm war nicht danach. „Ist doch wahr. Ich meine, wenn Melody bereits sagt, dass es schon einen Liebestrank braucht, um den ein wenig in die richtige Richtung zu schubsen, dann will ich gar nicht wissen, wie schwer er im nüchternen Zustand von Begriff ist.“ Dominique hob beide Augenbrauen und sah ihn interessiert an. Scheinbar besaß Matt nicht nur bei Fred einen schlechten Stand. Sie lehnte sich gegen die Theke und wollte wissen: „Wie meinst du das?“ Lorcan hob den Kopf und ließ von den Getränken ab. Ein arrogantes Grinsen legte sich auf seine Lippen und symbolisierte deutlich, dass er mit jeder Faser seines Körpers Slytherin war. Eine Hand stemmte sich in seine Hüfte, während er sich mit der anderen galant durch das zerzauste Haar strich. „Ein sauberes Image hält manchmal, was es verspricht. Bowler ist langweilig, er weiß nicht, wie man eine richtige Party feiert, lässt sich nie gehen, hat einen Höflichkeitskomplex und ist nie bereit für ein bisschen Abenteuer auf weiblicher Ebene. Was jetzt nicht gleich heißen soll, dass er durch die Betten fliegen soll, um als locker zu gelten“, setzte er hinzu. „Nur so ein ganz kleines bisschen Körperkontakt hat noch niemanden in den Zölibat getrieben.“ Sein Humor gefiel ihr. So hatte sie es bis jetzt noch nie gesehen. Für sie war Matt rücksichtsvoll, höflich und... ja... irgendwie jemand Durchschaubares... denn sie wusste fast immer, wie er reagieren würde, wenn sie ihn mit etwas Neuen konfrontierte. Scamander sah weiter über die Flaschen, während er sprach und sie drückte die Zigarette aus. „Der Dachs hat nichts anderes im Kopf als Quidditch, also sei froh das du hier bist und nicht bei dem Langweiler!“ Er blickte an ihr vorbei und seine Miene erhellte sich. Gekonnt griff er hinter ihr und zog eine unbekannte Flasche hervor. Neugierig öffnete er sie und roch an der dunkelroten Flüssigkeit. Das Etikett war schwarz mit einer ausländischen, goldenen Schrift. „Weißt du, was das ist?“ Dominique beugte sich vor und runzelte die Stirn. „Nein, aber es riecht gut.“ Lorcan verschloss die Flasche wieder und zog eine Schachtel Zigaretten aus seiner Hosentasche. „Lust, draußen anzustoßen und dem Lärm hier zu entkommen?“ Der Slytherin grinste fröhlich und einen Augenblick lang zögerte Dominique. Schließlich hatte sie es hier mit Lorcan Scamander, dem selbsternannten König von Hogwarts zu tun, der keine Party, keinen Skandal und kein Abenteuer ausließ. Würden sie sich in Hogwarts befinden, würde sie artig ablehnen, doch hier in Rom sahen die Regeln ein wenig anders aus. Er war unterhaltsam und erschien ihr alles andere als aufdringlich. Außerdem, wo sollte sie sonst hin? In wenigen Minuten würde das Neue Jahr beginnen und sie hatte ihre beiden Cousins aus den Augen verloren. Zudem verspürte Dominique wenig Lust, die beiden bei einer Fummelei zu erwischen, geschweige denn zu stören. Rose würde sie strafend ansehen, Roxanne ihr ein Bein stellen und Alice nach dem Saum ihres Kleides greifen. Doch keiner von ihnen war hier. „Klar!“ Sie stieß sich von der Theke ab und folgte ihm. - - - R o m O b e r g e s c h o s s 2 3:4 5 U h r Angeekelt verzog Fred Weasley das Gesicht, als er sich sein Shirt ansah. Er hatte nicht lange gebraucht, um sich von Kelly losreißen zu wollen. Denn er verstand nun zu gut, warum sie trotz ihres ansehnlichen Äußeren noch nicht gebunden war. Albus hatte recht behalten, sie konnte wirklich überhaupt nicht küssen, sabberte und wäh - der Weasley wollte am besten gar nicht mehr daran denken. Kaum, dass er geflüchtet war, hatte ihm ein betrunkener Hippogreif einen Becher mit einer cremigen Substanz auf das Shirt gekippt und eine gefühlte Ewigkeit war er nun auf der Suche nach einem Klo, weil sich Albus vor einer halben Stunde hastig seinen Zauberstab geborgen hatte. HA! Von wegen geborgen. Fred kannte seinen Cousin nur zu gut. Die überschwängliche Laune war reine Fassade. In Wirklichkeit wollte der Potter das mit Alice klarstellen, war aber zu feige dafür. Und nun schien es der perfekte Abend dafür zu sein, um die Sorgen entweder im Alkohol zu ertränken, oder aber um sich mit einer hübschen und willigen Hexe in ein stilles Kämmerchen zu verziehen. Dominique – schoss es Fred durch den Kopf. Niemand war bei ihr und konnte auf sie Acht geben. Sofort ließ er den Blick über das Treppengelände geleiten und sah Mathis Denton; er gab ihm ein Zeichen und der Italiener verstand auf Anhieb. Er macht ein paar Schritte von Ravens nach und Fred grinste erleichtert. Gut, sie tanzte, dort konnte ihr nicht viel passieren. Gerade als er sich wieder umdrehte, spürte er erneut eine Flüssigkeit über seine Brust laufen. Langsam hatte er genug und verzog das Gesicht. „Nicht schon wieder!“ „Tut mir leid!“, sprach eine helle Stimme und stellte den nun leeren Becher ab. Der Weasley hob den Kopf und sah in das Gesicht seines bislang größten Verderbens. Sein Magen zog sich schmerzlich zusammen und bitter musste er feststellen, dass sie heute Abend wirklich sexy aussah. Ceres schien es ehrlich leid zu tun, doch kurz runzelte sie die Stirn. „Ist das Icebeals? Ich dachte, in dem Becher ist Erdbeerschnips.“ Seufzend betrachtete er die Flecken. „Es ist beides. Ich habe Al meinen Zauberstab geliehen und hatte noch keine Chance, mich drum zu kümmern.“ „Warte-!“, sie schob ihr Kleid etwas höher und offenbarte ihm verführerische Strümpfe. Oben an der Spitze, steckte ihr Zauberstab und sie zog ihn gekonnt hervor, dann bedeckte sie die wunderbaren Beine wieder. Fred war versucht, sich an den Kopf zu fassen. Er hatte so gut wie nichts getrunken und benahm sich trotzdem wie ein notgeiler Erstklässler, erbärmlich. Doch wenn er es nicht bei einer Veela wie Ceres sein durfte, wo dann? Mit einem simplen Raputz verschwanden die Flecken und er dankte es ihr knapp. Nervös biss sich Ceres auf die Unterlippe und sprach schließlich: „Fred, ich muss mit dir reden, es ist wichtig.“ Der Ravenclaw hob eine Augenbraue und lehnte sich gegen das Treppengelände. „Nur zu, ich bin ganz Ohr.“ Ihre letzte Begegnung war eigentlich unmissverständlich gewesen, weshalb er nicht wusste, was genau sie nun von ihm wollte. Jedoch schien es ihr wichtig zu sein, denn sie verknotete nervös ihre Hände und schien noch nach den richtigen Worten zu suchen. „Das, was in den Sommerferien passiert ist...“, begann sie zaghaft und er lachte trocken auf. „O Merlin“, ein hilfloses Lächeln glitt über seine Lippen. Abwehrend hob er die Hände. „Komm, damit wollen wir erst gar nicht wieder anfangen! Wenn es rauskommt, haben wir beide ein mächtiges Problem, Ende der Geschichte.“ Er wollte sich zum Gehen wenden, als Ceres ihn am Handgelenk festhielt. Entschlossen sah sie ihn an. „Lass mich ausreden, es ist wichtig für mich!“ Er hielt inne und sie sammelte sich erneut. Was konnte so wichtig sein, dass sie zum ersten Mal um eine Antwort verlegen war? Fred schluckte hart und sah auf sie herunter. Erneut raffte sich Ceres auf. „Es ist so… scheiße!“ Sie sah an Fred vorbei und entdeckte jemanden, den sie eigentlich den Rest des Abends aus dem Weg gehen wollte. Hastig blickte sie sich um und drängte sich schließlich durch ein paar schwatzende Leute. Vollkommen vor dem Kopf gestoßen folgte er ihr. „Ceres, hey, was ist los?“ „Ich habe keine Lust auf Williams!“ Der Weasley warf einen Blick über seine Schulter und entdeckte den ehemaligen Slytherin und jetzigen Auroren. „Zu tief in jemandes Augen geschaut?“ „Nein!“, zischte sie ungehalten. „Er rückt mir auf fast jeder Party auf die Pelle und versteht ein klares Nein nicht!“ Eilig griff sie nach einer Tür und prüfte, ob die Luft rein war; Fred folgte ihr in den Raum und sie schloss bestimmt die Tür. Gekonnt murmelte sie einen Fluch, sodass niemand ihnen folgen konnte. Fred dagegen stieß mit den Rücken gegen ein Regal voller Bücher. Der Raum war klein und scheinbar eine Art Abstellkammer. Eine Couch nahm einen großen Teil an Platz weg, etliche Kisten, zwei Regale und ein großer Haufen an Decken und Kissen. Das ganze Zimmer war vielleicht fünf Mal fünf Meter groß. „Hoffentlich kriecht hier nichts Lebendiges“, sprach Fred und tastete nach einer altmodischen Stehlampe mit kaputtem Schirm. Die Birne selbst funktionierte noch und warf den Raum in ein schummriges Licht. Vorsichtig ließ er sich auf einer alten Holzkiste nieder und sah zu der brünetten Veela, die ein letztes Mal die Tür überprüfte. „Also, was wolltest du mir sagen?“ Statt in ihrer Ausführung weiterzumachen, schnitt sie etwas Neues an. Die braunen Augen der Viscount sahen starr auf die Holztür und mit seltsam ruhiger Stimme fragte sie: „Erinnerst du dich an den Sommer, als wir uns das erste Mal begegnet sind, außerhalb von Hogwarts?“ Unwillkürlich musste Fred lachen und legte den Kopf in den Nacken. „Natürlich, mein Vater hat dich seltsam dämlich angeglotzt, während meine Mutter erschrocken nach Luft geschnappt hat.“ Mittlerweile hatte Angelina Weasley keinerlei Sorge mehr, dass sich Ceres als eine gute Freundin für ihre Tochter entpuppte. Herzlich nahm sie jedes Jahr einmal die Veela in ihre Arme und begrüßte sie, wie eine entfernte Verwandte der Weasleys. Dass sein Vater sich in ihrer Nähe immer noch nicht konzentrieren konnte und seltsam ungeschickt war, ignorierten sie beharrlich. „Du warst zwölf und hattest diesen komischen gestrickten blauen Pulli an. Roxanne nennt ihn Weasley-Pulli.“Das Lächeln war aus der Stimme der Veela zu hören und Fred erinnerte sich an diesen Tag, als wäre er erst gestern gewesen. „Und du trugst deine Haare zu zwei Zöpfen.“ An jenem Tag hatte Roxanne Ceres übereifrig in die Geheimnisse der Weasleys eingeweiht, das Baumhaus im Garten, der geheime Pfad zu den Potters, der herrliche Dachboden mit all seinen Schätzen, der Treffpunkt sämtlicher Potters und Weasleys am See... es gab keinen Ort und dessen Bedeutung, den die Slytherin nicht kannte. Fred hatte sie zu Beginn für seltsam gehalten, zu verschwiegen, vernünftig und höflich, doch als Kind hatte er sie unterschätzt. Denn in Wirklichkeit war es Ceres gewesen, die den Sicherheitszauber zum Labor seines Vaters im Keller geknackt hatte, nicht Roxanne. Ceres war auf die Idee gekommen, die Knuts zu verhexen, damit alle wussten, wann sie sich im Sommer am See trafen – eine seltsame Abwandlung von den Galleonen, die einst Dumbledores Armee benutzt hatte. Galleonen wären zudem in jeder Kinderhosentasche aufgefallen, außerdem hätten Hugo und Lily sie sicherlich ausversehen ausgegeben. „Zu Hause warst du immer anderes, als in Hogwarts“, sprach Ceres weiter zur Tür. „Angespannter und irgendwie zurückhaltender. Und je älter du geworden bist, umso deutlicher ist es aufgefallen.“ Der Weasley biss sich kurz auf die Unterlippe. „Komm zur Sache, in wenigen Minuten ist es Mitternacht und ich wollte mir das Feuerwerk draußen ansehen.“ Sie holte tief Luft und drehte sich zu ihm um. Leicht lehnte sie gegen die Tür, ihre Arme hatte sie hinter dem Rücken verschränkt und den Blick gen Boden gerichtet. „Letzten Sommer, als wir uns in der Nacht in der Küche getroffen haben... du hast mich zu Tode erschreckt, mir wäre beinahe der Becher Kakao aus der Hand gefallen...“ Sie zögerte, weiterzusprechen, also mischte Fred sich unwirsch ein: „Du meinst, als wir danach zum ersten Mal im Bett gelandet sind?“ Dass er es so direkt aussprach, ließ sie hart schlucken. Nur zu gut erinnerte sich der Rothaarige daran, wie harmlos es begonnen hatte. Lachend hatte er ihr am besagten Abend angeboten, dass sie noch eine Runde Snape explodiert in seinem Zimmer spielen könnten, wenn sie noch nicht müde genug war. Ceres hatte angenommen und kurze Zeit später auf seinem Bett gesessen. Aus Spaß war ihnen die Idee gekommen, dass derjenige, der gewann, sich etwas wünschen dürfte. Sie hatte gewonnen und es war zu einem verfluchten Kuss gekommen, bei dem es nicht geblieben war. Fred hatte nie verstanden, warum Victoire immer davon geschwärmt hatte, wie wunderbar Sex sein konnte, doch nach jenem Abend hatte er sie verstanden. Es war das erste Mal gewesen, wo er einer Hexe so nahe war, dass er ihren Herzschlag vernahm. Dieses Gefühl von Wärme, Zärtlichkeit und einer unbekannten Melodie von Glück veränderte etwas in ihm. Im Laufe des Sommers war ihm selbst klar geworden, dass es mehr war, was er für sie empfand. Jede weitere Nacht hatten sie sich heimlich getroffen, es war wie in einer anderen Realität für ihn gewesen. Eine Realität, die in Hogwarts ein Ende fand. „Seit der fünften Klasse habe ich mich gefragt, wie es sein müsste, den Jungen zu küssen, in den man verliebt ist“, sprach Ceres und sah zu dem kleinen Kammerfenster. Das Lächeln auf ihren Lippen war Fred unbekannt, ebenso wie der seltsame Glanz in ihren Augen. „Als es dann passierte, war es, als hätte mich jemand mit meiner geliebten Erdbeerpastete eingeseift.“ „Warum erzählst du mir das?“ „Weil ich bis zur sechsten Klasse gebraucht habe, um diesen Jungen durch ein simples Spiel den Kuss abzuschwatzen.“ Ceres strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. „Bevor das neue Jahr beginnt, wollte ich dir etwas sagen. Nämlich, dass es mir leid tut, dich in solch eine Zwickmühle gebracht zu haben. Es war egoistisch von mir, mit dir zu schlafen, obwohl ich wusste, dass ich mich am Ende meiner Hogwartszeit an Scorpius‘ Seite wiederfinden würde“ Zum ersten Mal seit sie dieses fragwürdige Gespräch angefangen hatte, sah sie ihm in die Augen und Fred konnte den Blick darin definieren. Ein Hauch von Schmerz, gemischt mit Mut und Stärke und einer Prise Sehnsucht. „Aber ich wollte mindestens einmal wissen, wie es ist, jemanden nahe zu sein, der einem etwas bedeutet. Das war alles, auch wenn ich Roxannes Freundschaft dafür aufs Spiel setzen musste.“ Sie neigte leicht den Kopf. „Natürlich ist mir die Freundschaft sehr viel wert, aber sie übersteigt nicht eine Erinnerung, die ich mein ganzes Leben behalten werde.“ Fred öffnete den Mund, als er ihre Worte vernahm. Im ersten Augenblick verstand er nicht, sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. „Ceres, ich-!“ „Es war ein Fehler, den ich nicht bereue, denn ich würde es genauso noch einmal machen, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte.“ Der Schulsprecher erhob sich und sah erschreckend dabei zu, wie sie sich wieder zur Tür wendete und das Schloss öffnen wollte. „Ich lasse dich jetzt raus, damit du zum Feuerwerk kannst und-!“ Sie wollte gerade die Tür öffnen, als sie jemand von hinten wieder zudrückte. Die Veela spürte einen warmen Atem auf ihren nackten Schultern und versteifte sich. „Das war alles“, flüsterte sie unnötigerweise und er schluckte hart. „Warum hast du dann nach den Ferien mit Scorpius geschlafen?“, seine Frage kam wie taub über seine Lippen und ließ sie erschauern. „Du solltest mich hassen, es sollte deutlich machen, dass es eine Erinnerung für einen einzigen Sommer war... und...“ Ceres atmete tief durch. „... und ich wollte mir selbst klarmachen, dass ich niemals wieder so glücklich sein würde, wie in deiner Nähe. Das Glück stand mir nicht zu.“ Fred presste die Kiefer aufeinander und begriff die Zusammenhänge. Ein angespannter Knoten in ihm platzte. Der Ravenclaw schloss die Augen und dachte an seine beiden besten Freunde. An die Momente, in denen er kurz davor gewesen war, Albus etwas zu sagen, doch immer wieder war seine Stimme einfach weggeblieben und die Angst vor Verlust gekommen. Dann erinnerte er sich an den Abend, als Scorpius ihm Genugtuung und voller Vorfreude von der Verlobung erzählt hatte und von der Nacht, als Ceres sich seiner erbarmt hatte. Das Gefühl von Hilflosigkeit wurde verdrängt von Wut. Schließlich glitt das Bild seiner Schwester vor seinem geistigen Auge. Es war Roxanne immer sehr ernst damit gewesen, dass er die Hände von ihrer besten Freundin ließ, doch die grausame Ironie wollte es, dass genau sie die einzige Hexe war, die er immer gewollt hatte. Weder Roxanne noch Ceres konnten wissen, dass er sich seit der dritten Klasse gewünscht hatte, älter und reifer zu sein, nur um ihr zu imponieren. Die Nacht, als er sie in der Küche angetroffen hatte, bekleidet in einem zart-gelben, ärmellosen Nachthemd, war die Schönste seines Lebens gewesen. Er schluckte hart und versuchte, sich vorzustellen, wie seine Welt aussehen würde, wenn er ein Versprechen brach, eine Freundschaft aufs Spiel setzte und handelte, wie es sein Herz wollte. „Du dummes Mädchen!“, flüsterte er heiser und drehte sie an der Schulter zu sich um. „Erinnerungen sind zerbrechlich im Tausch für die Wirklichkeit.“ Fred griff in ihr weiches Haar und lehnte seine Stirn gegen ihre, dann berührten sich ihre Lippen. Es war, als wäre der Kampf in seinem Inneren vorbei. Die Waffen des Gewissens und die seines Herzen wurden nieder gelegt. Wärme, Glück und das Gefühl von Leichtigkeit jagte durch seinen Körper. Schmale Hände zogen ihn zur dessen Besitzerin, der Duft von Vanille vermischte sich mit Moos und mehrere Leute rannten auf der anderen Seite der Tür an ihnen vorbei. Doch es war egal. Rufe ertönten, jemand stürzte. Dann knallte es irgendwo... dann nochmal und noch einmal. Immer wieder. Das Neue Jahr war angebrochen. - - - I r g e n d w o I n D e n V e r e i n i g t e n S t a a t e n a m S t r a n d 2 3:59 U h r „ 5... 4... 3... 2... 1...0!“ Lauter Jubel brach aus und Rose stieß mit den anderen Leuten am Strand an. Fröhlich hielt sie die Dose Pantacola in der Hand und wurde überschwänglich von Blanche in den Arm genommen. Gerade rechtzeitig waren sie und Rupert wieder gekommen und sahen beide ordentlich zerwühlt aus, aber niemand verlor ein Wort darüber. Irgendjemand sorgte dafür, dass mitten im Meer plötzlich weitere Fackeln angingen und die Weasley sah auf die langen Stelzen, welche die Fluten erhellten. Sparky Braines, ein Hüne und geheime Stimmungskanone, sprang auf den Baumstamm und sprach mit gespielter dramatischer Stimme: „Liebe Freunde!“ Dabei schwenkte er die Flasche Feuerwhiskey gefährlich durch die Luft, ein überhebliches Lachen lag auf seinen Lippen. „Es wird Zeit für die übliche Tradition! Also raus aus den Klamotten! Und der Letzte, der im Wasser ist, darf nackt nach Hause apparieren!“ Rose blieb das Gesicht stehen und nahm geschockt zur Kenntnis, dass sich die Leute um sie herum die Klamotten vom Leib rissen. Scheinbar schamlos rannte Sinclair mit nackten Tatsachen an ihr vorbei und sie glotzte ihm betölpelt hinterher. Keiner schien damit ein Problem zu haben und sie fragte sich unweigerlich, wie viel Glück sie hatte, dass sie sich vielleicht einfach unauffällig in die Dünen verzog. Gerade wollte sie sich umdrehen, als sie direkt in Catherines und Naomis Gesicht sah. Die beiden Hexen hatten die Arme vor der Brust verschränkt und schenkten ihr ein diabolisches Grinsen. „Will da etwa jemand kneifen?“, fragte die Higgs mit deutlicher Hinterhältigkeit in der Stimme und Rose schluckte hart. Naomi trat einen Schritt vor und zwinkerte: „Pass auf, dass du nicht in Blanches, Ruperts, Sparkys und Sinclairs Nähe kommst und beeile dich mit dem Sprung ins Meer, dann sieht niemand deinen Bikini.“ So schnell Catherine konnte, schlüpfte sie aus ihrem Kleid und Rose sah, dass auch diese ihren Bikini anbehielt. Einige taten es ihr gleich, scheinbar waren doch noch nicht alle so stark angeheitert, wie Sinclair. Die Weasley tat es den beiden Hexen nach und Sekunden später rannte auch sie Richtung Meer. Trotz der warmen Luft war das Wasser doch recht kühl und Rose musste sich zwingen, weiter ins Kühle zu schreiten. Erst als sie bis zum Bauch im Wasser stand, traute sie sich einmal, unterzutauchen und strich sich das lange Haar nach hinten. Links von ihr begann eine Wasserschlacht, weiter vorne saßen zwei Hexen auf den Schultern von Zauberern und versuchten ganz Muggel-like, sich gegenseitig umzustoßen. Die Weasley verzog die Lippen zu einem Lächeln und schwamm weiter ins Tiefe, bis der Boden unter ihren Füßen verschwand. Die Wellen waren sanft und hoben ihren gesamten Körper immer wieder an. Eine feine Röte legte sich auf ihre Wangen, als sie den Blick schweifen ließ und sah, wie die Paare unter ihnen das neue Jahr begrüßten. Von Blanche und Rupert fehlte mal wieder jede Spur und Rose dachte sich ihren Teil. Die Fackeln reflektierten ein rötliches Licht auf das Meer und sie erkannte, dass Catherine durchaus jemanden gefunden hatte, der mit ihr eine Silvesterzärtlichkeit austauschte. Naomi dagegen hatte sie gänzlich aus den Augen verloren. Ohne Verwahrung stützte sich plötzlich jemand auf ihre Schultern und sie ging unter wie ein Stein. Prustend und nach einem halben verschluckten salzigen Liter Wasser fuhr Rose herum und bedachte Scorpius mit einem finsteren Blick. Sein blondes Haar war genauso wie ihres zurückgestrichen und eine Reihe weißer Zähne blitzen ihr entgegen. „Sehr witzig!“ Aus Rache wollte sie ihn ebenfalls unter Wasser drücken. Gekonnt hopste sie ihn an und drückte seine Schultern nach unten, doch statt unterzugehen, stand er wie ein Baum. Verdutzt sah sie in seine hocherfreute Miene, dann glitt ihr Blick nach unten. „Du Mistkerl!“, kreischte sie. „Du kannst hier stehen!“ Rose ließ ihn los und schwamm ein bisschen von ihm weg, um sicheren Abstand zu wahren. Belustigt sah Scorpius ihr dabei zu und neigte leicht den Kopf. Gelassen ließ er seine Hände über die Oberfläche des Wassers gleiten. „Ganz locker, das war lediglich meine Art, dir ein frohes Neues zu wünschen. Jetzt bist du dran.“ Die Weasley hob eine Augenbraue. „Ich würde dir einen saftigen Tritt gegen das Schienenbein geben und dich dann zu den Fischen schicken! Das ist mein Silvestergruß!“ Kurz zuckte es um Scorpius Mundwinkel, dann lachte er gelassen. „Ach komm Rosalinde, ein bisschen mehr Fantasie bitte.“ Empört darüber, dass er sie einfallslos fand, kam Rose ein Stück auf ihn zu geschwommen. Mit gewichtiger Miene sah sie ihn an. „Willst du etwas, was dir zu ein bisschen Wärme verhilft?“ Sie sah auf die Gänsehaut an seinen Schultern und sofort hatte sie seine gesamte Aufmerksamkeit. Das Lächeln auf seinen Lippen wurde schwächer und Ernst machte sich breit. „Ich wäre nicht abgeneigt“, gab er zu und verzog keinerlei Miene, als sie dicht vor ihm blieb und beide Hände auf seine Schultern legte. Der Lärm der anderen verschwand, lediglich das Plätschern der Wellen an ihre Ohren und Rose hätte beinahe selbst die Luft angehalten, als sie ihm freiwillig so nahe war. Dieses Mal beobachtete sie niemand und doch verspürte sie den Drang, das Spiel auch ohne Zuschauer zu spielen. Scorpius warmer Atem streifte ihr Gesicht und als seine Hände ihre schwerelosen Beine umfassten und sie so nicht in Gefahr lief, von einer Welle mitgerissen zu werden, reckte sie den Kopf und küsste ihn. Ihre kühlen Lippen fanden seine und mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass das Gefühl in ihrem Magen bei jedem Kuss gleich geblieben war. Erneut eröffnete sich ein wunderbares Abenteuer und Rose schloss die Augen. Ihre Fingerspitzen strichen durch sein nasses Haar, sanfte Wellen drückten sich in ihren Rücken und eine warme Prise wie prickelnder Sekt breitete sich über ihren Körper aus. Sie schlang die Beine um seine Hüfte und große Hände umfassten bestimmt ihren Po. Der Geruch von Salz stieg verfeinert in ihre Nase und trotz des festen Bodens, den Scorpius symbolisierte, drehte sich die Welt viel zu schnell. Scorpius stöhnte erregt in den Kuss, als sich ihr Körper so fest an seinem presste und seine Hände wanderten automatisch in das Bikinihöschen. Als er die glatte Haut ihres Pos erfühlte, überrollte eine gefährliche Hitze ihn und der Wunsch, mehr von ihr zu erkunden, verfestigte sich. Es war ein Spiel, doch erneut verschwamm die Grenze erschreckend schnell. Die sanften Finger in seinem Haar genoss der junge Malfoy und zog die Lippen seiner Gespielin nach, bevor er den Kuss weiter vertiefte. Er küsste Rose gerne, das war kein Geheimnis, ebenso wie die Tatsache, dass auch er ein Problem mit der Grenze hatte. Am liebsten würde er sie vergessen, genauso, dass ihr Name Weasley war und es eine Realität außerhalb des Urlaubs gab. Heftig nach Luft ringend, löste Rose den Kuss und er vergrub das Gesicht in ihre Halsbeugen. Sie atmete schwer, schließlich verkrampfte sich ihr wunderbarer weicher Körper in seinem Atmen. Sofort hielt Scorpius inne, denn auch er kannte den Grund für den plötzlichen Sturz aus dem Nebel der Leidenschaft. „Merlin!“, murmelte Scorpius sichtlich verstimmt. „Nicht jetzt!“ Ein trockenes Lachen entwich ihrer Kehle, es klang hilflos, überrascht und überfordert. Aus dem Augenwinkel sah er, wie sie versucht war, einen Blick nach unten zu werfen, sich aber beherrschen konnte. „D- du... ähm...“ Rose wurde rot, vor Verlegenheit und Empörung. Die Weasley war sichtlich um Diskretion bemüht, weshalb sie hart schluckte, bevor sie ihren Satz zu Ende führte. „Du hast einen Ständer, Scorpius.“ - „Ach nein!“, er klang belustigt, aber auch seltsam belegt. „Ist ja nicht so, als hätte ich so etwas zum ersten Mal.“ „A- aber warum hast du das Ding bei mir?“, die Frage war ihr eher entwichen, als sie sich beherrschen konnte. Am liebsten hätte Rose sich von ihm losgemacht und wäre untergetaucht, um dieser peinlichen Welt zu entgehen. Doch leider hielt er sie weiterhin in seinen Fängen. „Machst du dir ins Höschen, weil ich geil bei dir werde?“ Seine Stimme hatte einen ungläubigen, aber auch provozierenden Ton angenommen. Vollkommen konfus sprach Rose: „Aber die Grenze-!“ „Ich scheiß auf die Grenzen!“, entfuhr es Scorpius plötzlich heftig und ließ sie los. Ungehalten sah er sie an, denn ihm war nicht erst seit gestern bewusst, dass er sich durchaus vorstellen konnte, weiter mit ihr zu gehen. Sehr viel weiter. Über das warum machte er sich keinen Kopf, denn das Einzige, was er wirklich wusste, war die Tatsache, dass er sie wollte. Seit der kleinen Fummelei im Pool, als ihr Bikini hatte daran glauben müssen. Teils tat sie ihm leid, als er sie so überfordert mit seinen plötzlichen Ausbruch sah, doch der Malfoy sah keinerlei Grund, nun nicht alle Karten auf den Tisch zu legen. „Was ist so schlimm daran, dass ich auf dich reagiere?“ Eins musste man der Weasley lassen, sie erholte sich schnell von der Überraschungswelle namens Beichte. „Ähm... wir hatten eine Grenze, die du so gerade mit einem hübschen grünen Pinsel auf einer Wiese übermalst?“, fuhr sie ihn sarkastisch an und Scorpius konnte nicht anders, als mit den Augen zu rollen. „Ach komm, als wenn du nie mit dem Gedanken gespielt hättest, was passieren könnte, wenn wir dieser dämlichen Grenze ein paar Tage Urlaub geben.“ Übertrieben dramatisch fasste er sich an die Stirn. „Ich vergaß, du wirst natürlich überhaupt nicht feucht, wenn wir uns ein bisschen gehen lassen!“ „Das ist nicht witzig!“, blaffte sie und er wollte gerade etwas erwidern, als er das Wort Scheiße zum zweiten Mal innerhalb einer kurzen Zeit in den Mund nahm. Die Küstenwache rauschte mit zwei Booten an. Muggel. Ein Hauch von Glück. Vielleicht. So schnell sie konnten, schwammen sie Richtung Strand. Rose gab es nicht gerne zu, doch ein paar Mal hätte sie sich fast den Hals gebrochen, weil sie die dämlichen Kuhlen nicht gesehen hatte. Als sie endlich nur noch bis zu den Knien im Wasser stand und vor Anstrengung keuchte, sah sie, dass Scorpius sich zu einer Schnapsleiche im Sand beugte. Der Depp lag auf den Bauch und atmete zufrieden Sandkörner ein. Der Malfoy schulterte sich diesen Hünen und Rose wollte ihn gerade anfahren, den Idioten liegen zu lassen, als sie Sinclair erkannte. Nackt, betrunken und nun auf Scorpius Rücken transportfähiger fertig. Dieser Hippogreif! Um sie herum kreischten ein paar nackte Hexen die hektisch ihre Kleidung suchten und Rose war mehr als froh, dass Scorpius und sie ihre Badesachen angelassen hatten. So konnten sie direkt die Flucht antreten. Durch Sinclair behindert stolperte Scorpius in die Dünen und sie hinterher. „Wo willst du hin?“ „Weg!“ Hätte sie die Zeit für eine ungehaltene Gestik gehabt, so hätte sie diese in Weasley Manier präsentiert, doch so schnaufte sie lediglich laut. Hastig rannte sie durch den Sand und verfluchte sich selbst, dass sie keinen Zauberstab dabei hatte, gleichzeitig fragte sie sich, wie Scorpius ebenfalls ohne apparieren wollte. Hinter ihr flimmerten große Scheinwerfer auf und eine verstärkte Stimme rief sie dazu auf, sofort stehen zu bleiben. Sofort bildete sich in Rose Kopf ein Bild des Grauens, wenn man sie erwischte. Sie sah die entgleiste Miene ihres Vaters, der sie zusammen mit Scorpius lediglich in Bikini bei der Muggel-Polizei abholen würde, ihre Mutter wie ein belustigtes Lächeln ihre Lippen zierte und Draco Malfoy... Merlin an ihn wollte sie gar nicht erst denken. Sie würden H Hogwarts-Geschichte sein... oder das Klatschthema für die nächsten sechs Monate. Ihr letzter Gedanke war: laufen, laufen, laufen! Fortsetzung folgt... Kapitel 16: Und ohne Joker. --------------------------- . . . I r g e n d w o I n D e u t s c h l a n d 0 0 : 3 4 U h r Leichter Schneefall setzte ein und Roxanne Weasley verzog das Gesicht. Ihre Lippen bildeten ein Lächeln und ihre kalten Hände umschlossen die Tasse mit diesen seltsamen bitteren Wein fester. Das Feuerwerk war ein Traum gewesen. Nicht magisch, doch trotzdem war sie wie verzaubert gewesen. Der klare See hatte das Ereignis am Himmel gespiegelt, das Orchester fröhliche Musik gespielt und Frank einen Arm um ihre Schulter gelegt. Sofort war ihr Herz einen Meter höher gehüpft. Sie hatte nicht gewagt, sich zu regen und erst als das Feuerwerk seinen krönenden Abschluss gefunden hatte, kam wieder Leben in ihren Körper. Die Leute um sie herum waren sich heiter in die Arme gefallen, schwatzten überschwänglich in einer fremden Sprache und irgendjemand ließ es Konfetti regnen. Roxannes Blick streifte eine Gruppe von Kindern, die Wunderkerzen in der Hand hielten und diesem kleinen Schauspiel faszinierter zusahen, als dem Feuerwerk am pechschwarzen Himmel. „Und, hast du einen Vorsatz für das neue Jahr?“, fragte Frank und sie sah zu ihm hoch. Sein Blick war noch immer auf den See gerichtet, wo nun ein paar Boote ausliefen und mit Fackeln leuchteten. Sein Arm wog erschreckend schwer auf ihrer Schulter und Roxanne hoffte, dass er noch für eine Weile in dieser Position verharren würde. „Ja, und du?“ Frank drehte den Kopf und sah sie schmunzelnd an. „Ah... sehr clever, ich soll zuerst mit meinem Vorsatz rausrücken, damit du dich drüber lustig machen kannst und ich deinen vergesse.“ „Unsinn!“, sprach Roxanne energisch, doch die verräterische Röte auf ihren Wangen sprach etwas anderes. „Na gut, dann fange ich eben an...“ Interessiert schenkte Frank ihr nun seine ganze Aufmerksamkeit und die Slytherin holte tief Luft, bevor sie gestand: „Ich will dich zu ‘nem Date überreden. Kein Treffen als Freunde oder so, sondern... ja...“ Sie vergrub die Nase tiefer in den Schal und hoffte, dass sie nicht glühte, wie eine Kirsche in Erntezeit. Die Hand zog sich von ihrer Schulter zurück und ihr Magen verkrampfte sich unangenehm. „Ich dachte, wir haben heute bereits ein Date.“ Roxanne hob sofort den Kopf und entdeckte auch auf seinen Wangen eine warme Farbe. Verlegen strich er sich durch das Haar. „Na ja... zumindest laut meiner Schwester... deshalb auch der ganze Aufwand um...“ er nickte an sich runter und langsam begannen sich die Rädchen in ihrem Kopf zu drehen. Es war, als hätte sie jemand nach langer, langer Zeit einmal wieder geölt. „Ich will noch eins!“, sagte sie selbstbewusst und scheute nicht davor, ihn dabei direkt anzusehen. In Franks Miene regte sich nichts und das war eine Beobachtung, die sie wirklich beunruhigte. „Wieso?“ Ein einziges Wort ließ sie wieder zu der trotteligen Viertklässlerin werden, die einst Damian Davis hinterher gelaufen war. In Slytherin fragte nie jemand nach einem wieso oder warum, jeder nahm eine Entscheidung oder Äußerung schlicht hin. Frank brachte sie deshalb aus dem Konzept und die Weasley drehte eine Locke zwischen ihren Fingern. Es kostete sie einiges an Mut, zuzugeben, dass ihr mehr an ihm lag, als er sich vorstellen konnte. „Ich möchte, dass wir in die Drei Besen gehen, ein Butterbier zusammen trinken und die Leute das sehen, denn es stört mich nicht, was sie davon halten. Außerdem hatte ich noch nie ein Date mit einem anständigen Jungen. Ich möchte wissen, wie das ist.“ Frank lachte überraschenderweise herzlich auf und sie entdeckte zum ersten Mal ein reizendes Grübchen an seiner Wange. „Okay“, war seine schlichte Antwort und als sie ihn verwirrt ansah, setze er hinzu: „Okay, wir haben in Hogwarts ein Date. Dabei kann ich gleich meinen Vorsatz umsetzten.“ Er sah auf ihren Becher und merkte an: „Wir sollten uns etwas neues zu Trinken holen.“ So schnell ließ sich Roxanne jedoch nicht abschütteln und hielt ihn am Ärmel fest. „Was ist dein Vorsatz?“ Sie sah deutlich, wie er sich kurz auf die Zunge biss, dann gewann das Lächeln wieder Oberhand und er sprach: „Ich will ein hübsches Mädchen küssen.“ Das Blut schoss in ihr Gesicht und ohne, dass sie darauf achtete, schloss sich eine große Hand um ihre schmale. „D- du meinst...“, sie schluckte hastig und ließ sich von ihm mitziehen. „Ich meine damit, dass das heute bereits unser erstes Date ist, Roxanne. Das in Hogwarts wird unser zweites.“ Die Art und Weise, wie er ihren Namen aussprach, erfreute sie. Die meisten Jungen nannten sie Roxy, oder schlicht Rox; eigentlich fand sie es hässlich und betrachtete es als eine Attrappe, die etwas versteckte. Frank dagegen zeigte ihr, dass er sie so wahrnahm, wer sie wirklich war. Roxanne Weasley, Slytherin und Diva, die sich verwirrenderweise für Politik und Zaubergeschichte erwärmen konnte und weitaus mehr konnte, als Puderdosen zu ordnen. Und es gefiel ihr. - - - R o m i m i t a l i e n i s c h e n G a r t e n 0 1 : 0 3 U h r Warmer Wind streifte ihr Gesicht und der Himmel verdunkelte sich wieder. Das Feuerwerk war verbraucht und eine letzte Rakete schmückte die finstere Nacht. Dominique schloss die Augen. Sie befand sich irgendwo zwischen hohen Hecken und hinter einer Hollywoodschaukel. Die Musik aus dem Inneren des Hauses drang gedämpft zu ihren Ohren. Die Veela lag im trockenen Grass auf dem Rücken und hatte den Kopf auf den Bauch des größten Playboys Hogwarts liegen. Seltsam vertraut hatten sie sich ein stillen Ort gesucht, geraucht und die seltsame Flasche geöffnet. Mit jedem weiteren Schluck war ihr Lorcan Scamander sympathischer geworden. Er war witzig, amüsant und konnte erzählen wie ein Gaukler. Hatte er ihr doch wahrhaftig zu einem tollen Abend verholfen. Nun rauschte es in ihrem Kopf und die zaghafte Frage in ihr keimte auf, ob Albus und Fred sie suchten. Wohl eher nicht, beide schienen die Party auf ihre Art und Weise zu genießen. „Phantastisches Feuerwerk“, hörte sie Lorcan Scamander murmeln und neigte leicht den Kopf. Auch er hatte die Augen geschlossen und lauschte den gedämpften Geräuschen. Alles klang so schrecklich weit weg. Langsam bereute es Dominique, dass sie die unbekannte Flüssigkeit getrunken hatte, denn das Rauschen in ihrem Kopf wollte sich nicht einstellen. Aus dem Augenwinkel betrachtete sie die Flasche. Sie war fast vollkommen ausgetrunken, ein paar Millimeter fehlten für die endgültige Leere. Angespannt schloss sie wieder die Augen und spürte zu ihrer Überraschung, wie jemand mit eine ihrer Haarsträhnen spielte. Sanft strich er durch die lockige Pracht und sie merkte lachend an: „Soll ick ‘nen Kamm `olen?“ Der französische Akzent kam durch, nicht gut. Schließlich wusste Dominique, zu was sich jemand aus ihrer Ahnenreihe hinreißen ließ, wenn die französischen Wurzeln deutlich wurden. Doch solange sie klar dachte, machte sie sich vorerst keine Sorgen darüber, dass sie hinterher einen Lap-Dance in Dessous auf einem Gartentisch hinlegte. Er erwiderte das Lachen und ihr fiel auf, dass es ihr bei Matt nie so leicht gefallen war, ironisch zu werden, geschweige denn zu necken. Lorcan betrachtete die glänzende Pracht. „Ich finde sie hübscher, wenn du sie glatt trägst.“ „Weil ick dann ein Abklatsch von Victoire bin?“ Es war kein Geheimnis das halb Hogwarts ihrer unfehlbaren Schwester das Herz geschenkt hatte, auch Lorcan kannte Victoire durch seine Eltern. Er runzelte die Stirn. „Merlin bewahre, ich dachte eher an einen Vergleich mit Anastasia Vaughan.“ “Anastasia Vaughan?“ Dominique richtete sich auf und sah ihn ungläubig an. Jeder Gnom kannte Anastasia Vaughan, die wunderbare Frontsängerin von der Bluesband Zarte Feenflügel. Ihre mère liebte die Stimme der Sirene, ihr Vater eher den Ausschnitt und der größte Teil der Männer ihrer Familie tat es ihm gleich. Lediglich Fred fand sie grässlich. Verblüfft sah Dominique an sich runter und Lorcan lachte hell auf. „Ich habe von deinen Haaren geredet und nicht von deinen Körperkurven, Himmel!“ „Natürlisch!“, sie strich sich eine Locke hinter das Ohr und spürte kurz Enttäuschung aufflammen. Die Weasley rieb sich die Stirn und wollte sich auf die Beine kämpfen, als sie wieder zurückfiel. Frustriert darüber, dass der Alkohol sie erheblich einschränkte, ließ sie sich ins Grass fallen und sah erneut auf die schwarze Wolkendecke. Lorcan rollte sich zu ihr und als er neben ihr lag, fragte er direkt: „Was ‘n los? Beleidigt?“ „Non“, murmelte sie. „Bin abgebrü‘t und es gewö‘nt.“ „Was gewöhnt?“ Sie atmete tief ein und legte die Hände auf ihren Bauch. „Fred reiz ick nisch, Albus mag kein blond, Matty ist artisch und niemand macht sisch an misch ran. Klare Antwort! Isch bin keine Veela, nur ‘ne Weaschley.“ - „Das ist doch auch schon mal etwas“, meine Lorcan amüsiert und sie bewunderte ihn dafür, dass er immer noch richtig sprechen konnte, obwohl er mehr getrunken hatte als sie. „Was fehlt dir denn so schmerzlich, dass du so frustriert bist, wo dein Kerlchen sich doch vorbildlich verhält?“ „Sex! Leidenschaft! Abenteuer! Der ganze Schmuss!“ Sie setzte sich aufrecht hin und betrachtete ihn, denn zu ihrer Verblüffung hatte er keine Miene verzogen. „Warum lascht du nisch?“ Lorcan setzte sich ebenfalls aufrecht hin und neigte leicht den Kopf. Er war seltsam ernst und Dominique starrte genauso stur zurück, wie er sie musterte. „Wenn du willst, lass ich dich in den Genuss kommen.“ Perplex öffnete sie den Mund und er setzte hinzu: „Sex, Leidenschaft, Abenteuer und den ganzen Schmuss, wie du es so schön nennst.“ Ein kleiner Funken Verstand mischte sich bei ihr zum Alkohol und sie zögerte unsicher. „Ick weiss nisch... klingt gefä‘rlich.“ „Kostprobe?“, er klang so locker und ungezwungen, dass Dominique sich für ihre plötzliche Vorsicht schämte. Denn ihr war klar, was er meinte, einen kleinen, simplen Kuss. Statt zu antworten, beugte sie sich weiter vor und schaltete den Verstand aus. Seine Lippen auf ihren fühlte sich merkwürdig fremd an, so ganz anderes, als wenn sie Matt küsste. Bei Matt lag etwas Vertrautes und Sichereres in dem Geschmack des Kusses, Lorcan dagegen versprühte Fremde und Herausforderndes. Statt sanft und vorsichtig den Kuss zu beginnen, vertiefte der Slytherin ihn sofort und Dominique hielt sich an seinem Shirt fest, als er eine Hand auf ihren Rücken legte und sie so näher zu sich drückte. Es war nur ein Augenblick von fünf, sechs Herzschlägen, bis sie sich atemlos von ihm löste. Das Rauschen in ihrem Kopf war für diesen Moment verschwunden gewesen, doch jetzt war es wieder da. „Wow“, flüsterte sie und erinnerte sich an ihren ersten Kuss mit Fred. Auch dieser war anderes gewesen, kam aber dem von Lorcan verblüffend nahe. „Isch...“ sie sahen einander an und noch immer spürte Dominique die Hand auf ihren Rücken. Noch bevor sie ihre chaotischen Gedanken wieder richtig ordnen konnte, pressten sich erneut raue Lippen gegen ihre und ihr war vollends bewusst, dass es sich nun nicht mehr um eine harmlose Kostprobe handelte. Sie hätte den Kuss unterbrechen können und sich dann auf die Beine gekämpft, aber sie tat es nicht. Eine Hand strich zärtlich über ihre Wange und vergrub sich schließlich achtsam in ihrem Haar. Dann sorgte bestimmter Druck dafür, dass sie zurück in das Gras sank und er sich über sie beugte, ohne den Kuss zu unterbrechen. Alleine mit dieser Verführung raubte er ihr alle Sinne und der Tropfen Verstand trocknete vollkommen aus und verschwand. Dominique war sich irgendwo in ihrem Kopf bewusst, dass es falsch war, was sie tat, aber nichts vermochte sich dazu aufzuraffen, um es in ihrem Handeln auszudrücken. Stattdessen genoss sie den Geruch von Zigarette, Nachtluft und etwas, was eindeutig von ihm selbst ausging. Ihre Lippen brannten und sie schnappte nach Luft, als sich die seine auf Wanderschaft begaben. Sanft strichen sie an ihrer Wange entlang, schließlich zu ihrem Hals. Die Weasley sah in den dunklen Himmel und glaubte, an den Stellen, wo er sie berührte, zu verbrennen. Seine Hand fand den Weg von ihrer Hüfte zum Saum ihres kurzen Kleides, welches er ohne Scheu ein wenig hochschob, um nur kurz darauf ihre Beine zu erkunden. In diesem Moment wurde Dominique klar, dass Lorcan Scamander niemals nur einen kleinen, simplen Kuss meinte, geschweige denn es bei einer Kostprobe belassen würde. Und zu ihrer eigenen Verblüffung war es ihr egal. Als sie die Augen schloss, verschwand auch unweigerlich der Blick für die Realität. - - - P a r i s 0 5 : 5 5 U h r Erschöpft ließ sich Alice auf der Bordsteinkante nieder und streckte die dünnen Beine aus. Sie trug eine schwarze Röhrenjeans von Victoire geliehen, einen blutroten Mantel und darunter ein dunkelgraues the Metropolis-Shirt mit Lilaschriftzug. Die Füße steckten in schlichten Chucks und um ihren Hals baumelte ein langer schwarzer Schal. Müde, aber durchaus zufrieden, legte Alice den Kopf in den Nacken. Das Konzert war wortwörtlich ein Knaller gewesen. Die Halle vollkommen ausgebucht, die Stimmung klasse und allen voran war es die beste Musik, die Alice seit langem gehört hatte. Doch das Beste an diesem Abend war, sie hatte ihn nicht alleine zu Ende bringen müssen. Während sie aufgeregt und albern auf und ab gehüpft war, hatte sie ein altbekanntes Gesicht angerempelt. Lily, Hugo und Louis waren ebenfalls auf die gleiche Idee wie sie gekommen, doch da die ersten beiden zu jung waren, um alleine auf solch ein Ereignis die Mäuse tanzen zu lassen, hatte sich Louis von Harry überreden lassen, den Babysitter zu spielen. Schon alleine, weil er der französischen Sprache mächtig war. Die Longbottom war überrascht gewesen, wie anders Louis sich verhielt, wenn er außerhalb Hogwarts war. Statt ruhig den Kopf zu wippen, war die Luftgitarre sein ständiger Begleiter gewesen. „Hier, bitte.“ Jemand hielt ihr einen Kaffee-to-go vor die Nase und sie nahm den Becher dankbar an. So früh morgens waren die Straßen von Paris fast gänzlich ausgestorben, lediglich vereinzelte kleine Clubs hatten noch auf. Louis ließ sich neben ihr fallen und öffnete einen Tüte, scheinbar gefüllt mit Croissants. Ein köstlicher Duft stieg ihr in die Nase und sie musterte ihren Nebenmann. Er trug ganz typisch seine dunkelbraune Jacke, das gleiche Shirt wie sie und blaue Jeans. Sein sonst so ordentlich frisiertes Haar wirkte nun verwegen und machte den Eindruck, als sei er gerade vom Besen gestiegen. „Wo sind Lily und Hugo?“, fragte sie und nahm vorsichtig einen Schluck von ihrem Cappuccino. Der Weasley neigte leicht den Kopf. „Schätze, sie machen sich über ein paar Muffins her und stehen kichernd in einer Ecke, weil sie glauben, wir würden Erwachsenenkram machen.“ Louis grinste breit und ein leichter roter Schatten legte sich auf Alices Wangen. „Schade, dass der Club schon geschlossen hat, aus dem wir gekommen sind, ich mochte die Innenausstattung und die Musik.“ Nachdem das Konzert um Mitternacht beendet war, waren sie tatsächlich noch weiter durch die Straßen von Paris geschritten und hatten vor einem kleinen, hübschen Club haltgemacht. Die Bar war nicht mehr als zwei Meter lang gewesen, die Tische rund und winzig, das Licht dämmrig und überhaupt war recht alles la petit gewesen. Stumm saßen sie nebeneinander und betrachteten den leichten Nebel, der durch die verschmutzten Gassen zog. Schließlich lächelte Alice und zog die Beine zum Körper. „Louis, Danke für den tollen Abend.“ - „Danke dem Zufall. Hätten Lils und Hugo mich nicht mit ihrem Gebettel genervt, sie zu begleiten, hätte ich mich wohl bei meinen Freunden irgendwo in Berlin wiedergefunden. Angeblich soll das Feuerwerk am Brandenburger Tor gigantisch sein.“ „Dann lasst uns das nächstes Jahr besuchen“, schlug sie vor. „Schätze, Frank wird es auch sehen wollen und Dominique kann man mit einem einzigen Augenaufschlag damit verführen, mitzukommen.“ Er nickte. „Abgemacht! Wobei, ich hoffe, dass Al und Fred heute ein bisschen auf sie aufgepasst haben. Mathis Denton ist bekannt für extravagante Partys und dass sich eine zwielichtige Gesellschaft dort herumtreibt, macht mir ebenfalls ein bisschen Sorgen.“ „Matt hat ihr eindeutig Silvester vergrault“, murmelte Alice und erinnerte sich an die enttäuschte Miene ihrer Freundin. Louis zuckte nur mit den Schultern und stellte seinen Becher ab. „Ich kann es verstehen, ich meine, die Bats! Wer würde sie nicht kennenlernen wollen?“ „Jungen und Quidditch!“ „Naja, Matt hätte sie mitnehmen können, das war der eigentliche Knackpunkt, den ich nicht verstanden habe“, gab er zu. „Aber das sollen die unter sich regeln.“ Alice erinnerte sich daran, dass Matt und Louis beide Kapitäne der Quidditchmannschaft waren, der erste für Hufflepuff und der zweite für Ravenclaw. Sie kannten sich demnach wohl auch ziemlich gut. „Wollen wir uns den Eiffelturm ansehen, wenn die Sonne aufgeht? Wir könnten ein Erinnerungsfoto machen lassen“, schlug Louis plötzlich vor und strahlte bei dem Gedanken daran. Überrascht hob Alice eine Augenbraue und stimmte knapp mit einem Nicken zu. „Warum nicht, auch wenn wir alle ziemlich angeschlagen aussehen.“ Louis kämpfte sich auf die Beine und rief: „Leute, ihr könnt euren Hintern aus der Ecke bewegen, wir werden nicht knutschen.“ Er zwinkerte Alice zu und diese ging sofort auf das Spiel ein. „Genau, ich stehe nicht auf malfoyisches Blond und Louis nicht auf Streberinnen.“ Enttäuscht trollten die Jüngeren aus ihrem Versteck. Lily maulte: „Mann, das wäre passender Tratsch zum Neuen Jahr gewesen.“ Statt auf sie einzugehen, warf Louis Alice einen getroffenen Blick zu. „Das malfoyische Blond war fies!“ „Ist nicht gerade dein bester Freund, was?“ Sie brauchte nicht zu fragen weshalb, schließlich war ihr durchaus bewusst, dass es sich bei dem Grund mal wieder um Quidditch handelte. - - - - I r g e n d w o i n d e n V e r e i n i g t e n S t a a t e n 0 6 : 1 8 U h r „Hör auf, zu lachen!“ „Tut mir leid, aber der Blick der Lady war zu köstlich.“ Wieder zog sich ein breites Grinsen über Scorpius‘ Lippen und er hustete, scheinbar um einen weiteren Anflug von Lachen zu unterdrücken. Rose und er befanden sich in einer abgelegenen Gasse, rechts und links reihten sich Müllcontainer, er stank schrecklich und der Himmel erstreckte sich über ihren Köpfen in einem trostlosen Grau. Barfuß und in Bademode waren sie durch die Stadt gerannt, er mit dem nackten Sinclair auf dem Rücken und sie mit hektisch roten Flecken im Gesicht. Als sie die Promenade erreicht hatten, waren viele entsetze Gesichter ihnen gefolgt, nicht zuletzt wegen Sinclair. Höflich hatte Scorpius Rose gebeten, ihr Bikinioberteil um den nackten Hintern seines Freundes zu binden, als diese kurzerhand in die öffentliche Nische eines Restaurants gestampft war. Zu seiner Verblüffung zog sie einem Ehepaar Mitte vierzig die Tischdecke vor der Nase weg und ließ Geschirr samt Essen hinter sich her scheppern. Nun hang Sinclair immer noch wie tot, dafür eingewickelt in weißer Seide auf seinem Rücken herum, aber zumindest konnten sie sich nun sehen lassen, ohne das mit den Finger auf sie gezeigt wurde. „Ich glaube, ich bin in irgendetwas rein getreten“, sprach Rose angewidert, Scorpius rollte mit den Augen. „Besser, als wenn du wie ich irgendwie Steine in der Haut sitzen hast, geschweige denn von so einem reizenden Gepäck. Das hätte einen satten Skandal gegeben, wenn die Presse das mitbekommen hätte.“ „Weißt du, Sinclair wäre mir herzlich egal gewesen, wenn unsere Eltern uns in diesem Aufzug auf dem Revier hätten abholen müssen.“ Erneut lachte der Malfoy, daran hatte er bislang noch nicht einen Gedanken verschwendet. „Was suchen wir eigentlich? Wir werden ja wohl sicherlich nicht bis zum Ferienhaus laufen, oder?“ „Nein“, antwortete Scorpius und blieb plötzlich stehen, interessiert musterte er einen Gully mit buntem Schriftzug. Im Auge des Betrachters mochte es wie Kindergekrakel wirken, doch der Malfoy wusste es besser. „Wir flohen, nur eben ohne Kamin und Feuer, komm her.“ Rose stellte sich ebenfalls mit auf dem Gully und sah ihn erwartungsfreudig an. Scorpius legte den Kopf in den Nacken. „Was hat Catherine noch gesagt, was das Passwort ist?“ - „Was für ein Passwort?“ Er seufzte vorwurfsvoll. „Als wir im Central Park waren... auf der Bank, da hat sie etwas von Passwörtern gesagt.“ Die Weasley wollte ihm gerade feierlich erklären, dass sie durchaus anderes an jenem frühen Morgen im Kopf gehabt hatte, als dämliche Passwörter, als er scheinbar selbst auf die Antwort stieß. „Komm her.“ Zu dritt standen sie schließlich auf dem Gully und Sinclair ließ ein Grunzen vernehmen. Angewidert verzog Rose das Gesicht. „Hoffentlich bekotzt er sich in seinem eigenen Bett, sodass er am Morgen vor Scham im Boden versinkt.“ Scorpius hatte ein müdes Lächeln übrig und verstärkte noch einmal den Griff um seinen Freund. „Glaub mir, es gibt durchaus Schlimmeres als eine Küstenwache, einen Betrunkenen im Nacken und solch ein recht zensierter Aufzug.“ „Und das wäre?“ „Du feierst gerade die Party des Jahres, drückst eine verführerische Hexe in der Küche gegen den Kühlschrank, als dein bester Freund dir auf die Schulter tippt und verlauten lässt, dass du ungeladenen Besuch hast.“ Ein schadenfreudiges Lächeln legte sich auf die Lippen des Malfoys. „Jemand hat den Teppich aus dem Orient bekotzt, der Pool quillt über vor Leuten, halbnackte Hexen tanzen auf dem antiken Wohnzimmertisch deines Urururgroßvaters und mitten in diesem ganzen Chaos stehen deine Eltern. Mit einer Miene, die dir verspricht, dass sie dich jeden Moment enterben werden.“ Rose blieb das Gesicht stehen. „Wem ist das passiert?“ Er nickte knapp über seine Schulter und sie verstand. „Und, wie ist Sinclair aus dieser Sache wieder rausgekommen?“ Sie wollte sich nicht vorstellen, wie ihre eigenen Eltern reagiert hätten. „Nun... das ist ein Ding, was er uns nie erzählt hat. Vermutlich war die Strafe ziemlich demütigend. Verdammt, wie ging der Text noch mal!“ Scorpius versuchte sich daran zu erinnern, doch auch er war am Morgen mit anderen Dingen beschäftigt gewesen, als auf das zu achten, was Catherine ihm erzählt hatte. Ein wenig überfordert versuchte er, die ersten Zeilen des seltsamen Gedichts, dass sie ihm vorgeplärrt hatte, widerzugeben. „Hexenspucke, Krötenschleim, Zauberspruch und Hexenreim. Katzenschwanz in Suppentopf, lila Grütz mit Hühnerkopf.“ Rose sah ihn irritiert an, doch der Malfoy ließ sich nicht verunsichern und machte weiter, schließlich wollte er nicht bis zum Mittag auf diesem Gully stehen. „Spinnenbein, Federn rein und ein wenig Schwefelwein. Entenpopel, Gänsefurz kommen auch niemals zu kurz. Alles rein in einen Topf, fehlt nur noch der Putenkopf...“ Weiter kam er nicht, kurz hatte sich die Erde bewegt und Scorpius gehofft, auch so apparieren zu können, doch er wurde enttäuscht, als sich nichts weitertat. Zu seiner Verblüffung erkannte er ein schwaches Grinsen auf dem Gesicht der Weasley, dann sprach sie: „Hexensuppe muss jetzt brodeln, dann werd ich mal die Tinte holen. Hex - Hex - Hex, und Ohrenschmalz, jetzt nur noch ein wenig Salz. Fehlt nur noch der Tintenklecks, Supp ist nun zu End gehext.“ Sie apparierten. Erleichtert stolperten sie ins Wohnzimmer, direkt in die Arme der anderen vier, die scheinbar alle auf sie gewartet hatten. „Merlin, ein alter Kinderreim“, murmelte Rose und war mehr als froh, dass Scorpius sich den Anfang behalten konnte, denn sie selbst war als Kind nie über die ersten Strophen hinausgekommen. Sofort eilte Rupert zu Scorpius und half ihm bei Sinclair. Blanche dagegen erwies sich nicht als so rücksichtsvoll und sorgte mit einem simplen Schwenker des Zauberstabes dafür, dass der Betrunkene wie ein nasser Sack durch den Raum schwebte. „Zum Glück ist euch nichts passiert!“, sprach Naomi ehrlich besorgt. „Wir dachten schon, man hätte euch geschnappt.“ Neben ihr gähnte Catherine laut und verkündete, ins Bett zu gehen. „Um Sinclair wäre es nicht besonders schade gewesen. Hättest du ihn nicht einfach liegen lassen können, Scorpius?“ Der Malfoy rollte mit den Augen. Er sparte sich die Ausführung, dass man Freunde nicht mit dem Gesicht nach unten im Sand liegen ließ. Sein Rücken schmerzte, seine Beine waren müde und die Muskeln seiner Oberarme seltsam angespannt, logisch, schließlich war Sinclair kein Fliegengewicht. Erschöpft trappte er durch das Wohnzimmer, öffnete die Schiebetür für die Terrasse und schritt barfuß zum Pool. Während sich die anderen um den Betrunkenen kümmerten, würde er seinem Rücken etwas Gutes tun. Scorpius huschte kurz unter die Dusche, um sich das Meerwasser von der Haut zu spülen und warf dann den Whirlpool an. Müde lehnte er sich zurück und genoss den sanften Druck. Als er die Augen schloss, sich jeglicher Muskel entspannte, dachte er an die Situation im Meer. Er hatte jedes einzelne Wort so gemeint, wie er es ausgesprochen hatte. Diese dämliche Grenze… Scorpius würde sie ohne Reue jederzeit überschreiten. Im Gegensatz zu ihm wusste sie nicht, wie kostbar Zeit sein konnte, denn mit jeder weiteren Stunde kroch ein Teil seiner Freiheit dahin. Es lag an ihm selbst, wie er mit der verbliebenen Zeit umging und Scorpius war sich bereits früh bewusst geworden, dass er kein Freund von unausgesprochenen Dingen war. Rose hatte eine fremdartige Auswirkung auf ihn, wenn er es nicht besser wüsste, dann würde er es Begehren nennen, das sie in ihm auslöste. Seit Lucys Geburtstag trieben sie ein Maus-und-Eulenspiel miteinander und immer wieder waren sie zusammen einen Schritt weitergegangen. Von der Muggelstunde, zum Flaschendrehen, bis hin zu diesem Schauspiel und jetzt wollte er den letzten Meter zum Ganzen hinter sich lassen. Dass sie dies wusste, kam ihm nur gerecht. Die Panik in ihrem Gesicht hatte ihm zwar deutlich gezeigt, dass sie erschrocken über seine Forderung war, aber es war ihm lieber, sie wusste, was er wollte, als wenn er sich später immer wieder fragen müsste, warum er die Hinterbacken eingekniffen hatte. Scorpius war nicht dumm, ihre Reaktion war eindeutig gewesen, sie würde diesen letzten Meter nicht wagen und irgendwie konnte er es auch verstehen. Rose genoss das Spiel mit all seinen Vorzügen, aber sie war nicht kopflos. Ihre Küsse hatten ihn schmecken lassen, dass sie durchaus zu mehr in der Lage wäre, aber ihr Verstand behielt die Oberhand über ihr Handeln. So viel Kontrolle war typisch für sie und er konnte ein schmales Lächeln nicht unterdrücken. Es war schon erschreckend, wie gut er sie kannte, besser als seine eigene Verlobte und dass, obwohl sie fast miteinander aufgewachsen waren. Rose dagegen hatte nur ein knappes halbes Jahr gebraucht, um sich in seine Gedanken zu mogeln, heimlich, still und fast lautlos. Der Malfoy bestritt die Tatsache nicht mehr, dass er häufiger an sie dachte, seit sie ihn mit der Definition von Fantasie herausgefordert hatte. Vielleicht lag es schlicht daran, dass er immer geglaubt hatte, sie wäre ein langweiliger und eintöniger Mensch. Mittlerweile war er schlauer und wusste, dass Rose Weasley alles war, aber niemals langweilig und gewiss nicht öde. Sie brachte Abenteuer, Witz, Humor und Spaß mit sich. Er hoffte, dass Ceres zumindest eine der Eigenschaften besaß und das Leben mit ihr würde halbwegs erträglich werden. Am Anfang hatte er noch geglaubt, dass ihr faszinierendes Aussehen, ihr Reiz und der Drang danach, ihre Arroganz zu brechen, ihn vollkommen ausfüllen würde, doch Scorpius wusste, dass es das nicht tat. Gegen alle Behauptung war er nicht oberflächlich. Denn den Reiz einer Veela gekostet zu haben, machte ihn nicht halb so glücklich, wie ein Augenblick mit Rose. Das Gefühl war vollkommen anders, wärmer, zufriedenstellender und auf seine Art und Weise vollkommen fremd. Bislang hatte er mit niemanden darüber gesprochen, schließlich würde das Gefühl nicht von Dauer sein und erhielt die Einstufung: unwichtig. Zarte Hände berührten sein Haar und erschrocken riss Scorpius die Augen auf, als er spürte, dass sich jemand auf seinen Schoß niedergelassen hatte. Es dauerte lediglich einen Herzschlag und er vernahm den feinen Geruch der Weasley, um die seine Gedanken kreisten. Ihre warmen Lippen pressten sich auf seine und ganz automatisch ließ er sich auf den Kuss sein. Warum hatte er sie nicht kommen gehört? Wieso hatte sie sich so angeschlichen? Schnell wurde der Kuss fordernder und Scorpius zog scharf die Luft ein, als ihre Hände von seinem Haar, seinen Oberkörper bis zu den Badeshorts herunter wanderten. Den Hauch eines Augenblicks befanden sie sich beide wieder auf Lucys Geburtstag auf der roten Couch und einen Augenaufschlag bereits wieder im Hier und Jetzt. „W- was tust du?“, murmelte er verwirrt an ihren Lippen und spürte, wie seine Sinne sich nach und nach verabschiedeten. Erschreckend stellte Scorpius fest, wie schnell er in ihren Händen hart wurde und unterdrückte ein erregtes Stöhnen. Als sie von seiner pochenden Mitte abließ, sah er wie durch Nebel, dass sie ihr Bikinioberteil löste und an den Rand legte. Ein leichter Rotschimmer überzog ihre Wangen, sie schien fast schon beschämt über ihr Handeln und unwillkürlich bekam der Malfoy Angst, dass sie einen Rückzieher machen würde. Hastig verwickelte er sie in einen weiteren leidenschaftlichen Kuss und spürte, dass sie in seinen Händen schmolz wie warme Butter. Sanft strich er über ihren vollkommen nackten Rücken, über ihren Bauch und schließlich ließ er eine Hand in ihr Bikinihöschen gleiten. Zu seiner Überraschung war sie feucht und allzeit bereit, dass er sich in ihr vergraben konnte. Eine willkommene Realität, die sich nicht verleugnen ließ. Ihr Körper erschauerte unter seinen Berührungen und Rose biss ihm beinahe auf die Unterlippe. Als er seine Hand zurückzog, atmete sie hörbar aus und er hob sie an der Hüfte etwas an. Seine Lippen zogen eine warme Spur von ihrem Kinn, über ihren wunderbaren Hals, bis er zwischen ihren Brüsten angekommen war. Sanft, aber bestimmt erkundete er sie und Rose grub beide Hände haltsuchend in sein Haar. Jede einzelne Minute, die mit einer weiteren Liebkosungen verstrich, kam ihr vor wie eine Ewigkeit. Ihre Haut brannte an den Stellen, wo Scorpius sie berührt hatte und das Atmen fiel ihr denkbar schwer. Die ersten Herzschläge lang hatte sie bereut, dass sie ihm nachgegeben hatte, doch nun verschwand jenes Gefühl mit jeder Sekunde. Als Scorpius den Weg zurück zu ihren Lippen fand, hob er sie an der Hüfte ein Stück hoch und zog an den Bändern des Bikinihöschens. Unwillkürlich spreizte Rose ihre Beine weiter, damit auch der letzte Zentimeter Trennung zwischen ihnen verschwand. Heiser stöhnte die Weasley und grub ihre Finger in seine Schulter. Die Hitze floss wie flüssige Lava durch ihre Adern und ihre Wangen schienen zu glühen. Es war nicht das erste Mal, dass sie mit einem Jungen schlief. Das Gefühl war ihr eigentlich nur zu bekannt, doch es war für sie das erste Mal, dass sie keine Unsicherheit, Schmerzen oder ein beklemmendes Gefühl in ihrer Brust verspürte. Stattdessen gaben ihr seine starken Arme, die an ihrem Seiten entlang strichen und ihr dabei halfen, sich zu bewegen, Sicherheit. Der heiße Atem an ihrem Hals, der verräterisch ungleichmäßig über ihre nasse Haut wanderte, vertrieb die Unsicherheit. Rose spürte, dass sich jeder Muskel im Körper des Malfoys anspannte, als sie sich in ihrem eigenen Tempo bewegte und er ihr jegliche Freiheit gab. Kurz war ihr, als würde sie sein klopfendes Herz hören und schloss keuchend die Augen. Alles, was hier passierte, würde auch hier bleiben. Nicht ein Wort würde den Weg nach Hogwarts finden, alles blieb eine einmalige Sache, solange sie sich in den sicheren Wänden namens Illusion aufhielten. Wieso sollte sie nicht schlicht nutzen, was sich ihr bot? Es wäre töricht an der Du-Malfoy-ich-Weasley-These festzuhalten, schließlich wollte sie den Klippensturz voll ausleben, den er ihr einst im Muggelkunde beinahe beschert hatte. Außerdem behandelte Scorpius sie respektvoll und würde die kleinen Sünden, die sie miteinander teilten, diskret für sich behandeln. Ein paar Stunden des Glücks würden ihr sicherlich eine schwarze Seele zuschreiben. Rose bemerkte, dass sich Scorpius verkrampfte und lockerte erschrocken ihre Fingernägel, die sich in sein Schulterfleisch vergraben hatten; sofort entspannte er sich wieder und sie griff zum Rand des Beckens. Normalerweise würde es sie beschämen, die Beherrschung verloren zu haben, doch im Augenblick verschwendete sie nicht einen einzigen Gedanken daran. „Du wirst in Teufels Küche enden!“, hauchte Scorpius zutiefst erregt an ihren Lippen, die Rose daraufhin zu einem schwachen Lächeln verzog. „Dann nehme ich dich mit!“ Es schien ihm recht zu sein, seine Lippen streiften kurz ihre und sie wollte ihr Gesicht in seiner Halsbeugen vergraben, als er eine Hand von ihrem Rücken, zu ihrem Gesicht gleiten ließ. Sanft strich er über ihre Wange und seine graublauen Augen tauchten tief in ihre braunen. Rose konnte in ihnen nicht lesen, doch sie war sich sicher, eine Regung zu erkennen, die sich ins Mark ihres Gedächtnisses brannte. Dann grub sich seine Hand in ihr feuchtes Haar und sein Blick zeigte ihr unmissverständlich, dass er in jeden Moment seine ganze Zurückhaltung verlieren würde. Der Atem des Malfoys ging nur noch stoßweise und zum ersten Mal, seit Beginn des Akts, passte er sich ihren Bewegungen energisch an. Rose spürte eine kochende Hitze* durch ihren Körper rasen und von einem Herzschlag auf den anderen erfasste ein erschreckendes Schwindelgefühl sie. Die Welle von Lust riss sie in einen Strudel, in dem sie zu ertrinken drohte. Erst, als sie zwei zuverlässige Arme auffingen, wagte sie es, tief Luft zu holen. Etwas floss in ihren Schoß und sie spürte, dass sich die Brust des Malfoys heftig hob und senkte. Ihre Beine zitterten, jeder Muskel in ihrem bislang angespannten Körper löste sich und Rose versuchte ihre fahrigen Gedanken zu ordnen. Seine Hände auf ihrem Körper brannten und schienen wie festgewachsen. Niemand sagte ein Wort. Stumm verweilten sie an Ort und Stelle und versuchten jeweils, ihr klopfendes Herz unter Kontrolle zu bekommen. Rose war die Erste, die sich nach einer gefühlten Ewigkeit von ihm löste. Ohne ihn anzusehen, schlüpfte sie wieder in ihr Bikinihöschen und stieg aus dem Pool. Ihr Körper kam ihr seltsam fremd vor, so als würde sie sich außerhalb befinden und sich selbst beim Leben zusehen. Die Weasley hob ihr Oberteil auf und band es sich auf dem Weg ins Innere des Hauses wieder um. Sie hoffte bei Merlin, dass niemand sie gesehen hatte und der bloße Gedanke daran, ließ ihre geröteten Wangen noch einen Ton dunkler werden. Nass wie sie war, tapste sie ins Innere und steuerte direkt die Küche an. Zum Glück war sie leer und Rose wagte einen knappen Blick aus dem Fenster; der Himmel hatte noch immer eine matte Farbe und leichter Nebel zog durch den Vorgarten. Mit einem beklemmenden Gefühl im Magen, riss sie die Tür zum Kühlschrank auf und starrte hinein, ohne jedoch wirklich zu registrieren, welche köstlichen Speisen für sie bereitstanden. Sie biss sich auf die Unterlippe und spürte immer noch die wunderbaren sanften Berührungen, die Scorpius ihr zugeteilt hatte. Närrisch, genau das war sie, dass sie zu ihm gegangen war, wie eine billige Dirne. Seltsamerweise beschämte sie diese Tat nicht, aber das Gebrüll ihres Verstandes, der dem eines Löwen glich und Moral und Anstand verlangte, ließ sich nicht ausschalten. Rose griff blind nach einer Flasche Wasser und erschrak leicht, als jemand hinter sie trat und den Kühlschrank schloss. Sie konnte Scorpius Atem förmlich im Nacken spüren, warme Wassertropfen fielen auf ihre Haut. Ohne sich rühren zu können, starrte Rose auf die geschlossene Kühlschranktür, eine Gänsehaut breitete sich auf ihrem Körper aus. Scheinbar gleichgültig nahm der Malfoy ihr die Flasche ab und stellte sie auf die Arbeitsfläche, seine Hand schob ihr Haar von der linken Schulter und sie spürte, wie er ihr noch näher kam. Das törichte Herz in ihrer Brust klopfte schneller, wie ein Film, den man immer weitervorspulte. Und dann sprach er jene Worte, die die dünne Luft zu zerschneiden drohten: „Ich will mehr.“ Es war eine stumme Aufforderung, der sie nach kam. Rose drehte sich um und dann wurde sie bereits bestimmt gegen den Kühlschrank gedrückt. Warme Lippen legten sich auf ihre und verhalfen erneut zu einem kopflosen Gefühl. Die Grenzen der Realität und Regeln des Spiels wurden aus brutalster Weise überstrapaziert. Doch beiden war es egal. Der Augenblick, der Herzschlag des anderen und das wunderbare Gefühl von täuschender Liebe war es ihnen wert, dass sie sich beide in einen Abgrund stürzten. Ein Strudel aus gefährlichen Gefühlen riss sie mit sich und gab ihnen keinerlei Möglichkeit das arme, dumme Herz zu retten. Und mit jedem weiteren Handeln besiegelte sowohl er, als auch sie, ihre ganz persönliche Tragödie, welche sich nicht aufhalten ließ. Das dumme, naive pochende Herz würde seinen Ort verlassen, in ahnungslose Hände gegeben werden und am letzten Ende in tausend Teile zerspringen. - - - R o m O b e r g e s c h o s s 0 7:0 7 U h r Leise, pikiert darauf bedacht keinen Lärm zu machen, schlich Fred Weasley sich durch den kleinen Raum, in dem er Silvester verbracht hatte. Auf der Couch schlief eine bezaubernde Hexe, der er ein selten dämliches und verliebtes Lächeln schenkte. Er kam sich vor, wie mit unreifen dreizehn Jahren. Doch Fred konnte das Glücksgefühl, welches er verspürte, einfach nicht unterdrücken. Das Jahr hatte so gut für ihn angefangen, dass er glaubte, auf Wolken zu gehen, um der Kitschkönigin eine Krone zu überreichen; nein, sie waren nicht rosa. Als der Weasley die Tür lautlos hinter sich geschlossen hatte, zog er sich das Shirt über den Kopf und schlüpfte in seine Schuhe. Um halb sechs hatte er keinen Lärm mehr gehört und nun wusste er weshalb. Der Flur war wie ausgestorben, wahrscheinlich waren viele Gäste bereits schon gegangen. Im Wohnzimmer lag jedoch alles, was zu tief ins Glas gesehen hatte. Und langsam breitete sich ein unruhiges Gefühl in dem Schulsprecher aus. Eigentlich hatte er auf Dominique aufpassen sollen, doch stattdessen war er typisch Mann gewesen und hatte sich wohl betont, mal wieder, von einer Veela flachlegen lassen. Ein erbärmliches Fazit, wenn da nicht die Tatsache wäre, dass genau jene teuflische Veela ihn liebte und er dieses Gefühl mit ihr teilte. Ceres würde Scorpius heiraten, dass hatte sie ihm unmissverständlich klar gemacht, doch lieben würde sie ihn nicht. Ihr selbst war diese Verbindung zuwider, hatte aber keinerlei Möglichkeit sie zu lösen und sich mit ihrer Zukunft abgefunden. Ihr Stand war verhandelbar, aber nicht ihr Herz, und dass gerade er es in seinen Händen hielt, machte sein Glück unfassbar. Sie würden niemals wirklich zusammen sein dürfen, doch es störte Fred nicht. Wichtiger waren ihm die Gefühle, das andere war eine uninteressante Nebensache. Zumindest noch. Was in der Zukunft kam, konnte warten. Er sah sich im Wohnzimmer um und erkannte seinen Cousin Albus auf der weißen Couch liegen. Sein Haar stand in alle Richtungen ab, in der rechten Hand hielt er eine Flasche Feuerwhisky und Fred rollte mit den Augen. Wie zu erwarten, war Albus nicht die Spur verantwortungsbewusst gewesen und hatte auf Dominique aufgepasst. Sicher war er in irgendeine Ecke gesprungen wie ein Bock, der sich Decken musste und hatte es krachen lassen... obwohl... er sollte vor seine eigene Tür kehren. Fred zog Albus am Shirt aufrecht hin und begrüßte ihn gleichgültig. „Frohes Neues und guten Morgen.“ „Huh?“, der Potter schien vollkommen orientierungslos. „Freddy?“, murmelte er und der Rothaarige verzog bei der Fahne an Alkohol das Gesicht. Widerlich. „Ja, weißt du wo Dominique ist? Ich will hier abhauen, bevor Mathis auf die Idee kommt, wir würden beim Aufräumen helfen, was ich ganz sicher nicht tue.“ Albus verzog das Gesicht und hielt sich stöhnend den Kopf. „Dominique? Sie ist hier?“ Na wunderbar, jemand mit Filmriss. Fred seufzte tief und ließ den Blick gleiten. Zumindest hatte Albus den Zauberstab noch in der Hosentasche und sie konnten apparieren. Der Schulsprecher sah über das Chaos im Wohnzimmer und konnte erkennen, dass jemand aus dem Gewühl von Hecken und Büschen stolperte. Arg mitgenommen zog sich Lorcan Scamander mit dunklen Rändern unter den Liedern ein paar Blätter aus den Haaren, stolperte erneut über etwas und riss beinahe den Grill mit sich. Fred schüttelte den Kopf, als er das verdreckte Shirt erkannte, der Slytherin sah aus, als hätte man ihn in der Erde eingebuddelt und den Kopf mit Zweigen geschmückt. Aber wer wusste auch, wo er sich wieder rumgetrieben hatte. „Freddy... mein Gesicht ist so dreckig“, riss Albus wieder seine Aufmerksamkeit an sich und rieb sich die Wange. Schwarze Farbe klebte an seinen Finger und Fred besah sich die Wange, ein leichtes Schmunzeln umspielte seine Lippen. Dominique hatte wahrlich eine Nachricht hinterlassen, dass sie bereits nach Hause gegangen war und sie sich keine Sorgen zu machen brauchten. Eins musste er seiner Cousine lassen, nicht jeder kam auf die Idee, Albus als Notizzettel zu benutzen. Fantasie hatte das Mädchen. Trotz der Tatsache, dass er jetzt wusste, wo sie war, wollte er sich trotzdem versichern, dass sie gut zu Hause angekommen war. „Komm Al“, er schulterte ihn und gemeinsam taumelten sie in den Vorgarten, damit sie apparieren konnten. Kaum hatten die beiden wieder festen Boden unter den Füßen und standen vor einem kleinen hellgelben Haus, dass sich leicht als dem ihres Onkel Bill identifizieren ließ, murmelte Albus: „Merlin, ist mir schlecht.“ Er taumelte hinter Fred her, der ohne Rücksicht zu nehmen, streng voranging. Das seltsame Gefühl in der Magengegend des Schulsprechers ließ ihn unruhig werden. Während Albus sich an dem feinen Treppengelände hochzog und auf die verzauberten reizenden Blumen sah, klopfte Fred energisch an der Tür. Leichter Tau lag noch am Boden und die Felder um das kleine Haus wirkten wie ausgestorben. Als Kinder waren sie immer mit den Besen durch die hohen Maisfelder geflogen oder hatten Spaziergänge mit Grandpa Weasley unternommen. Von irgendwo hörte Fred etwas poltern und schließlich öffnete sein Onkel persönlich gähnend die Haustür. Er sah ziemlich zerwühlt aus, wahrscheinlich war er erst vor ein paar Stunden ins Bett gegangen. Verdutzt sah Bill ihn an. „Nicht, dass ich etwas gegen Besuch habe, aber meint ihr nicht, es ist ein bisschen früh für den Neujahrstee?“ „Ist Dome angekommen? Sie ist alleine von der Party abgehauen“, sprach Fred, ohne auf die Frage seines Onkels einzugehen. Dieser runzelte die Stirn und schloss den Bademantel, der einen peinlichen Schlafanzug der Chudley Canons präsentierte. „Albus hat sich die Kante gegeben und ich ähm... wurde aufgehalten, habe sie aus den Augen verloren und-!“, er sah, dass Bill über seine Schulter blickte und einen Potter-Spross mit grüner Gesichtsfarbe musterte. „Hm... ja. Sie ist vor einer knappen Stunde wieder gekommen und seitdem rauscht das Wasser im Bad. Wahrscheinlich hat sie ein bisschen viel getrunken“, erklärte der Vater ruhig, als er einen Schritt beiseite ging, konnte Fred die Pumps entdecken. An den Absätzen waren Spuren von Grass zu sehen, die Schleifen hangen trostlos herunter und als er der Stille lauschte, hörte er gerade noch Wasser rauschen und etwas klappern. Sie war also wirklich zu Hause angekommen. „Gut“, seufzte er erleichtert und sehnte sich selbst nach einer heißen Dusche. „Danke fürs Aufmachen, Onkel Bill. Wir werden dann jetzt auch mal abhauen und-!“ Hinter ihm erbrach sich Albus. Er lehnte halb über das Gelände und kotzte geradewegs in das zarte Blumenbeet. Angewidert verzogen Neffe und Onkel das Gesicht und Albus würgte noch knapp ein „Es tut mir leid!“ hervor, als er erneut brach. Das neue Jahr hatte angefangen, mit einem Startschuss, der nicht deutlicher hätte machen können, was sie erwarten würde und Albus war an diesem Morgen nicht der einzige, der bereits ahnte, dass er das neue Jahr vielleicht 365 Tage besser im Bett bleiben sollte, um die Decke über den Kopf zu ziehen. Ende. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)