It's a heartache von Dahlie (Liebe hat viele Gesichter) ================================================================================ Kapitel 14: Das Spiel beginnt. ------------------------------ . . . Verwirrt und gleichzeitig überrascht hatte Rose Weasley festgestellt, dass die große Ferienclique ihren Worten nachgekommen war und den halben Tag mit Schlafen verbracht hatte. Immer wieder, wenn sich die Gelegenheit ergab, dösten sie vor sich hin. Es war bereits halb fünf, als Rose auf die Veranda trat und Naomi aufsah. Die Asiatin saß an dem großen Holztisch und brütete über mehrere Zeichnungen – Entwürfe, wenn sie nicht ganz falsch lag. Das glatte schwarze Haar war zu einem Zopf geflochten und mehrere bunte Armbänder klimperten an ihrem Handgelenk, passend zum geblümten Bikini. Die Beine übereinander geschlagen, neigte sie den Kopf. „Rosalinde, zieh dieses hässliche Ding aus!“ Sie zeigte mit der Feder auf ihr weißes Shirt mit dem Aufdruck der Schicksals Schwestern. „Wieso? Ich mag es!“ Jemand reckte den Kopf auf der schwebenden Hängematte und schob sich die Sonnenbrille zurück. Etwa fünf Meter von Naomi entfernt lag Catherine und musterte sie mit hochgezogenen Brauen. Der silbrige Bikini sah an ihrer Surfer-Figur umwerfend aus und Rose bekam weitere Komplexe. Sie hatte einen guten Grund, warum sie das Shirt trug. Seit sie nach dem verspäteten Frühstück gesehen hatte, wie attraktiv die anderen drei Hexen in Bademode wirkten, kam sie sich hässlich und bieder vor. Dabei hatte sie sich von Roxanne extra ein paar Klamotten ausgeliehen. Der cyanfarbene Triangel-Bikini war aus dem Schrank ihrer Cousine, ebenso wie einige Partykleider. Rose war sogar ein wenig froh, dass die wirklich provozierenden Stücke ihr nicht gepasst hatten. „Zieh das Ding aus, Rosalinde, oder es ist Geschichte!“ Catherine wedelte mit ihrem Zauberstab und Rose schenkte ihr einen vernichtenden Blick. Widerwillig verabschiedete sie sich von dem T-Shirt und beobachtete, wie Naomi zufrieden lächelte und Catherine ließ sich wieder in die Hängematte sinken, die sanft hin und her schaukelte. Rose sah über den Pool und musste grinsen, als sie Sinclair wie tot auf seiner Liege unter einer Palme ausmachen konnte. Mit offenem Mund döste er vor sich hin. Rose wollte eigentlich direkt in den Pool springen, da sie sich unwohl ohne ihr Shirt fühlte, als sie nach links blickte. Scorpius lehnte am Rand des Wirthpools, die Arme am Rand ausgestreckt und den Kopf in den Nacken gelegt. Scheinbar genoss er die Massage aus Wasser. Es färbte sich in regelmäßigen Abständen in eine andere Farbe, doch es schien den jungen Malfoy nicht zu interessieren. Rose dagegen beobachtete gespannt diese magische Spielerei. Vorsichtig stieg sie ebenfalls ins Wasser und bemerkte, dass Scorpius die Augen geschlossen hatte. Wie viele Stunden konnte man eigentlich vorschlafen? Hatte die Clique vor, die gesamte nächste Woche zum Tag zu machen? Mit einem Seufzer ließ Rose sich in das über die Hüfte reichende Wasser gleiten und lehnte sich zurück. Sie verstand, warum sich der Slytherin hier so gehen ließ. Es war angenehm, das blubbernde Wasser im Rücken zu spüren. „Langweilst du dich?“ Die dunkle Stimme riss sie aus ihren Gedanken, jemand glitt neben sie und Rose bemerkte, dass Scorpius seinen Platz verlassen hatte. Amüsiert neigte er den Kopf. „Keine Sorge, dass ist in ein paar Stunden vorbei, danach wirst du froh sein, wenn du ein paar Stunden findest, in denen du die Augen schließen darfst.“ - „Wieso kriege ich jetzt Angst?“ Er lachte und ihr fiel auf, dass sie ihn so noch nicht hatte lachen hören, gelöst und vollkommen ausgeruht. Es war, als wäre eine unsichtbare Last von seinen Schultern verschwunden. „Wo sind Blanche und Rupert?“, wollte Rose wissen, als sie den Blick über die anwesenden Leute gleiten ließ. Neben ihr richteten sich die Augen von Scorpius gen Himmel. „Sie klagte über Kopfschmerzen.“ Als er sie ansah, begriff sie sofort die Zweideutigkeit und runzelte die Stirn. „Komisch, ich dachte, dass nennt man Slytherin-Ausrede.“ Der Malfoy stieß sie in die Rippen. „Sehr diskriminierend. Sei froh, dass nur eine Schlange hier ist und die anderen nicht in Hogwarts zur Schule gegangen sind.“ Rose schmunzelte und genoss es, sich zu entspannen. Ihre Augen sahen auf das Wasser, das sich giftgrün färbte, fasziniert glitt sie mit den Händen durch die flüssige Masse. Scorpius streckte die Arme erneut aus und schien sich zurücklehnen zu wollen. „Noch nicht einmal im Pool hat man seine Ruhe“, murmelte er durch halbgeschlossene Lieder und Rose fragte: „Was meinst du?“ „Cat glotzt, Naomi ebenso und Sinclair hat seine Position gewechselt. Er liegt auf den Bauch, um uns besser im Blick zu haben.“ Irritiert wandte Rose sich um und begriff, dass Scorpius recht hatte. Kurz bewunderte sie seine Feinfühligkeit. Ihr Herz pochte bis zum Hals, als ihr klar wurde, warum die anderen sie beobachteten. Mit deutlicher Anstrengung sammelte sie ihren Gryffindor-Mut und bewegte sich. Mutiger als sie sich eigentlich fühlte, setzte sie sich bei Scorpius auf den Schoß und strich scheinbar gleichgültig durch sein feuchtes blondes Haar. Verblüfft öffnete er die Augen und Rose versuchte zu Lächeln. Die Weasley beugte sich vor und murmelte an seinem Ohr: „Vielleicht sollten wir ihnen eine interessante Show bieten.“ Eine große Hand legte sich auf ihren nackten Rücken und sie verstand die Antwort. Innerlich klopfte ihr Herz so fest gegen ihre Brust, dass sie das Gefühl hatte, es würde sich in jedem Moment einen Weg nach draußen bannen. Ihre Lippen streiften sein Gesicht und als sie seinen warmen Atem spürte, fühlte sie sich unweigerlich an Lucys Geburtstag erinnert, wo sie ihm die Definition der Fantasie erläutert hatte. Scorpius reckte den Kopf und seine rauen Lippen legten sich auf ihre. Haltlos und ohne Hemmung küsste er sie. Seine Hände drückten sie näher an sich und Rose zog scharf die Luft ein, als sie seine Haut auf ihrer spürte. Ihre Brüste pressten sich an seinem Oberkörper, etwas, was dazu führte, dass sich ihr Körper versteifte. Das Blut rauschte seltsam wallend durch ihre Adern und haltsuchend hielt sie sich am Poolrand fest. Rose schloss die Augen und gab sich dem Kuss vollkommen hin, öffnete die Lippen, um ihn kosten zu lassen und spürte an ihrem Rücken, dass auch Scorpius etwas suchte, wo er sich festhalten konnte. Sie schmeckte Melone und unterdrückte ein Lächeln. Hitze stieg in ihr auf und die Weasley sah vor ihrem geistigen Auge die Röte ihrer Wangen. Es war alles ein Spiel, sie hatte außer Spaß nichts dabei zu empfinden und doch hatte Rose zum ersten Mal das Gefühl, dass das, was sie tat vollkommen richtig war. Scorpius Lippen lösten sich von den ihren und zogen eine Spur zu ihrem Hals. Bevor sie begriff was sie tat, stöhnte sie leise auf. Sein Haar kitzelte ihr Gesicht und sie griff in die dunkelblonde Pracht. Sanft knabberte er an ihrer Halsbeugen und begann sachte, an ihrer Haut zu saugen. Rose wollte gerade gegen ein flatterndes Gefühl im Magen ankämpfen, als Scorpius sich versteifte. Ein leises, hilfloses Lachen entwich seiner Kehle. „Was ist?“, wisperte Rose vollkommen benebelt von einem berauschenden Gefühl. Der Malfoy legte den Kopf in den Nacken. „Scheiße!“ Mit einem Schlag war sie nüchtern und starrte ihn an, Scorpius schien verlegen, aber auch eine Spur schadenfreudig. „Roxanne bringt mich um, der Bikini ist im Arsch.“ Als er sie dann wieder an sich drückte, befiel Rose eine vage Vorahnung. Vorsichtig tasteten sich ihre Hände nach dem Band, das den Bikini am Rücken zusammen hielt. Es war zerrissen. „Was hast du getan?“, entfuhr es ihr und Scorpius legte sein Kinn auf ihre Schulter, um einen Blick auf die gerissenen Bänder zu haben. „Lässt sich nicht mehr zusammenbinden“, stellte er tonlos fest und Rose sah ihn entsetzt an. „Wieso hast du das getan?“ Ungläubig hob er beide Augenbrauen. „Weil-!“, er stoppte und gespannt auf die Antwort, wartete sie ab. Schließlich begann er einen vollkommen anderen Satz. „Hey Cat, wirf mal meinen Zauberstab rüber!“, forderte er und seine Cousine kämpfte sich stöhnend aus der Hängematte. Geschickt fing Scorpius seinen Zauberstab mit einer Hand auf und Rose hörte ihn leise etwas Unverständliches murmeln. Seifenblasen stiegen aus dem Wasser und irritiert sah die Weasley ihn an, doch statt sie loszulassen, drückte er sie weiterhin an sich. „Was-!“ „Das Ding ist einigermaßen gerettet, zumindest für die nächsten zehn Minuten“, verkündete er und Rose spürte, dass die Bänder an ihrem Rücken miteinander verschmolzen. Die Seifenblasen verschwanden und noch immer verstand sie nicht. Erst als Scorpius sie hochhob, auf den Rand setzte und sich zu ihr runter beugte, bekam sein Handeln einen Zusammenhang. „Zisch ins Haus und zieh dir ‘nen anderen an, wenn du gleich keine Stripshow hinlegen willst.“ Er grinste süffisant und stieg aus dem Pool. Verblüfft über seinen schnellen Verstand, starrte Rose ihm nach, wie er sich elegant in einem dick gepolsterten Gartenstuhl am großen Holztisch niederließ und nach Naomis Shake griff. Ihre Lippen brannten und bei dem Blick auf den jungen Slytherin, der ihr zu einem durchaus schwindeligen Gefühl verholfen hatte, musste sie hart schlucken. Kurz schloss Rose die Augen und rief sich ins Gedächtnis, dass es alles nur ein Spiel war. Doch langsam begann sie, die Hexen zu verstehen, die dem Malfoy verfallen waren. Der sehnige Körper machte ihn unbestreitbar attraktiv und seine Art, der Charme und der Humor erwiesen sich als ebenfalls anziehend. Rose kletterte aus dem Pool und stolperte ins Wohnzimmer, auf den Weg dahin zog sie ihr Shirt vom Stuhl und ignorierte die Tatsache, dass sie nass ins Haus lief. Bislang hatte sie immer geglaubt, dass Scorpius Malfoy ein genauso großer Playboy war, wie Al und Fred, doch im Nachhinein betrachtet, hatte er in Hogwarts noch nie eine Hexe als seine Freundin ausgegeben, geschweige denn durch sexuelle Eskapaden für Aufmerksamkeit gesorgt. Und nach jenem Wahrheitsspiel waren auch erst zwei Hexen in seinen Genuss gekommen. Auf Partys war der Wahrheit nach also nie mehr gelaufen als harmloses Rumgemache. Rose lehnte sich gegen die Zimmertür und sah auf die Bademode, die sie auf dem Bett ausgebreitet hatte. Wieso erschien ihr Scorpius auf einmal so widersprüchlich? Das Bild von dem arroganten, fiesen und hinterhältigen Slytherin bekam gefährliche Risse. Und das gefiel ihr nicht sonderlich gut, da genau dieses Bild sie bislang davon abgehalten hatte, sich ihn genauer anzusehen, nur um dann festzustellen, dass es ihr durchaus zusagte, wen er verkörperte. - - - Hungrig öffnete Albus Potter den Kühlschrank und griff geradewegs nach einem dicken Stück Kürbistorte. Herzhaft biss er hinein. Sein schwarzes Haar war so unordentlich wie eh und je und er unterdrückte ein Gähnen. Es überraschte ihn selbst, aber innerhalb von zwölf Stunden hatte er sämtliche Hausaufgaben für die Ferien fertig. Dieses Mal müsste er weder bei Rose, noch bei Alice betteln. Bei dem Gedanken an Alice krampfte sich sein Magen schmerzhaft zusammen und er fühlte nach einem Augenblick des Triumphs über seine Faulheit lediglich wieder Scham und Ekel über sich selbst. Gleichgültig schnappte er sich eine Pantacola und häuft sich noch zwei Sandwichs auf den Teller zum Kuchen. Eine Tüte Zimtkekse fanden den Weg zwischen seine Finger und Albus wollte die Sachen hoch in sein Zimmer jonglieren, als er im Flur stehen blieb. Der Potter beobachtete, wie sein Vater Haare raufend vor dem Schachbrett am Fenster saß. Frustriert lehnte er sich in dem geflickten Ohrensessel zurück und strafte die Figuren mit einem bösen Blick. Es war seltsam, seinen Vater ohne den pflaumenblauen Umhang eines Aurors zu sehen. Seine Mutter lieferte noch etwas bei der Zeitung ab, James war mit seinem besten Freund Darren McCaskey unterwegs und Lily besuchte Hugo. Sie waren also alleine zu Hause. „Weshalb so frustriert?“, fragte Albus und trat ins Wohnzimmer. Scheinbar leichtfertig stellte er den Teller ab und ließ sich im gegenüberstehenden Sessel nieder. Überrascht, dass er ihn angesprochen hatte, sah sein Vater auf und ein leichtes Lächeln zitierte seine Lippen. Seit Weihnachten hatten sie kaum mehr ein Wort miteinander gewechselt. Albus, weil er nicht wusste, was er sagen sollte und sein Vater, weil er keinen weiteren Fehler machen wollte. „Ron macht mich fertig!“, gestand Harry. „Jedes Mal, wenn wir spielen, ist es nur eine Frage von Minuten und ich stehe mit dem Rücken zur Wand. Langsam wird es erniedrigend, sich immer wieder von ihm in die Ecke drängen zu lassen, ohne etwas dagegen tun zu können.“ Albus biss erneut in das Stück Kuchen, seine grünen Augen glitten über das Schachbrett. „Das liegt daran, dass Onkel Ron immer nach dem gleichen Muster spielt.“ Interessiert beugte Harry sich vor und sein Sohn erläuterte: „Zentral sind bei ihm immer die Springer und die Türme, die beiden verlassen übrigens nie diese Zone, seine Königin benutzt er regelmäßig, um den gegnerischen König zu jagen, während er seinen eigenen kaum von der Stelle bewegt– ist dir das nie aufgefallen?“ Peinlich berührt gab der einstige Auserwählte zu: „Ähm... nein. Er bringt mich mit simplen Zügen zum schwitzen, sodass ich kaum Gelegenheit dazu habe, seine Züge zu analysieren.“ Es überraschte Albus, dass es tatsächlich Dinge gab, die sein Vater nicht durchschaute. Als Auror wurde ihm ein genialer Ruf nachgesagt, kein Anschlag könnte ihn überraschen, kein Zauber nicht gebrochen werden, die Menschen zerrissen sich förmlich, wenn er das Ministerium betrat. „Du solltest am besten eine Mauer aus Bauern errichten, so hältst du Onkel Ron hin und kannst dir in Ruhe seine Aufstellung ansehen.“ Ehrlich dankbar sprach Harry: „Danke, ich werde es versuchen. Woher weißt du, wie man den alten Sack ein wenig ausspielt?“ - „Scorpius spielt ähnlich und als Onkel Ron und Onkel Percy letzten Sommer auf der Veranda eine Schlacht austrugen, hatte ich genug Zeit zum Zuschauen.“ Harry lächelte und tippte auf mehrere Felder um sich die Spielzüge genau einzuprägen. Ganz in Gedanken versunken, bemerkte er nicht, wie Albus zu einem Sandwich griff. Doch bevor er reinbiss, sprach er jene Frage aus, die ihn schon seit einigen Tagen quälte. „Woher wusstest du, dass du in Mom verliebt warst?“ Harry ließ sich Zeit mit der Antwort und schob sich die Brille höher auf die Nase. Ohne aufzusehen, antwortete er: „Ich wusste es nicht und ehrlich gesagt hätte ich es wohl nie bemerkt, wenn sie nicht aufgehört hätte, mir hinterherzulaufen.“ „Sie ist dir hinterher gelaufen?“, dass waren in Albus Ohren ganz neue Töne und Harry grinste breit. „Ja, bis zu meinem fünften Schuljahr, dann hat sie angefangen, sich mit anderen zu verabreden und im sechsten Schuljahr habe ich langsam begriffen, dass es mir etwas ausmachte, wenn sie fröhlich und lustig mit anderen Kerlen herumknutschte.“ Albus vernahm den zynischen Unterton in der Stimme seines Vaters. Für ihn war es unvorstellbar, dass seine Mutter mit jemand anderen zusammen gewesen war, als mit seinem Vater. Schließlich bildeten die beiden zusammen ein Team, das in jeder Situation zusammenhielt. Natürlich hatte seine Mutter in vielerlei Hinsichten die Hosen an und drohte seinem Vater spaßeshalber mit Taschengeldkürzung, doch die Blicke, die sie sich zuwarfen oder die Momente, wo beide zusammen auf der Couch, Arm in Arm, lagen, zeigten die Liebe zwischen ihnen. „Und... ähm... hat es bei dir einfach Bähm gemacht?“ „Nein“, Harry lachte bei dieser Vorstellung. „Natürlich gibt es Menschen bei denen knallt es einfach, so wie bei Molly und Arthur oder Fleur und Bill. Aber bei Ginny und mir hat es fast ein halbes Jahr gedauert. Gefühle entwickeln sich erst und meist begreift man erst, dass sie da sind, wenn man den anderen verliert, vermisst oder verletzt hat.“ Harry nahm den Blick von dem Schachbrett. „Bei deinem Bruder allerdings ist es keines von beiden. Er war bereits als Kind vollkommen in Molly vernarrt gewesen, alleine das er mit ihr großzügig sein geliebtes Blaubeereis teilte, zeigte zu deutlich, dass sie ihm etwas bedeutet.“ Der Auror seufzte tief und lehnte sich zurück. „Schade, dass er nicht ganz so Gryffindor ist, wie er immer tut und Molly nie etwas von seinem Gefühlen gesagt hat. Jetzt hat sie einen anderen und er heult den Mond an.“ Bei der Formulierung musste Albus lachen, denn sie passte. Sein Bruder machte die Nacht zum Tag und war an seinem freien Tagen mehr in Clubs zu finden, als in seinem eigenen Bett. Und alles nur, weil Molly nichts von seinen Gefühlen wusste, geschweige denn ahnte. „Ich sage es direkt, so wird es unwahrscheinlich sein, dass Molly je dasselbe für ihn empfinden wird, denn er macht schließlich keinerlei Andeutung in diese Richtung.“ Albus nickte verstehen, kaute sein Sandwich und dann blieb ihm ein Stück beinahe im Hals stecken. „Alice empfindet ähnlich wie James, nur eben für dich.“ Verdattert starrte Albus seinen Vater an und erkannte zum ersten Mal die gelobte Wachsamkeit in den grünen Augen. Die Farbe hatte sich verändert, war leuchtender und heller. Einst hatte Onkel Ron über seinen wissenden Blick Witze gerissen, doch nun wurde ihm klar, dass in Harry Potter mehr Genialität steckte, als man auf den ersten Blick erkennen konnte. „Bitte?“, sprach Albus müde, doch davon ließ sich sein Vater nicht täuschen. „Als Kinder wart ihr unzertrennlich, sie hat bei jeder deiner hirnrissigen Ideen mitgemacht und sieht dich heute noch anderes an, als alle andere Zauberer in ihrer Nähe. Deinen Worten schenkt sie achtsam Aufmerksamkeit, sie wird leicht rot, wenn du sie direkt anlächelst und sieht dir nach, wenn du weitergehst.“ Harry tippte mit den Fingerspitzen aneinander. „In all den Jahren, in denen ihr bereits Hogwarts besucht, hat Alice noch nie ein böses Wort über dich verloren. Dominique schimpft darüber, wie häufig du die Regeln brechen würdest, Rose meckert über Scorpius, Lily findet dein hexenverschlingendes Verhalten zum Kotzen, Frank stöhnt über deine Arroganz, Louis und Hugo über deine Überheblichkeit und Fred betet zu Merlin, dass er dich nie aus einem illegalen Duell oder ähnliches als Schulsprecher boxen muss.“ „Woher-!“ „Ich das alles weiß?“ Harry lachte und griff zu seiner Pfeife, die auf der Fensterbank lag. Gekonnt fing er an, sie zu stopfen. „Ich bin dein Vater, Albus“, sprach er, als würde das alles erklären. „Natürlich kriege ich nicht alles mit, so wie den Grund für deine Rebellion. Dass du es hasst, dass alle von dir erwarten, dass du einem Dumbledore gleichkommst, dem Namen Potter alle Ehre machst und dich skeptisch als Slytherin betrachten, wäre mir niemals sofort in den Sinn gekommen. Und das dich diese Anforderungen erdrücken, ebenfalls nicht.“ Der einstige Held zog an der Pfeife, während er sie mit der Spitze seines Zauberstabs anzündete. Albus umfasste den Teller auf seinem Schoß fester und mied den direkten Blickkontakt. „Dabei war der wirkliche Grund, warum ich dich Albus genannt habe, ein ganz anderer“, machte Harry unbekümmert weiter. „Hinter den Namen Dumbledore versteckt sich nicht nur Ruhm, Genialität, Wissen und jede Menge Größe. Viele vergessen, dass er ein Herz hatte, das so groß war, selbst in dem dunkelsten Todesser noch an das Gute zu glauben. Egal wie viele Morde jemand begann, wenn er bereit war, für das Gute zu kämpfen, nahm Dumbledore ihn mit offenen Armen auf.“ Harry atmete den Tabak tief ein. Er sah aus dem Fenster und beobachtete den neuen Schneefall. „Ich wollte, dass aus dir ebenso ein warmer Mensch wird, aber scheinbar kommst du eher nach Severus Snape.“ „Ist das enttäuschend?“, wollte Albus mit dem leichten Anflug von Bitterkeit in der Stimme wissen und presste hart die Zähne aufeinander. Irritiert sah Harry ihn an, dann zuckten seine Mundwinkel leicht. „Nein, eher überraschend.“ Der Potter-Spross runzelte die Stirn und ohne, dass er fragen musste erklärte sein Vater: „Severus Snape war ein Mann mit vielen Gesichtern. Die meisten nennen ihn bis heute einen Verräter, du weißt warum.“ Knapp nickte der Jüngere. „ Doch viele übersehen das wirklich Herausragende in ihm. Er hatte die Größe, einen Fehler zuzugeben und dafür gerade zu stehen, indem er die Seiten wechselte, nach dem Tod deiner Großmutter. Dann war da der Mut, etwas zu tun, was keiner vor ihm getan hatte, er hatte nämlich einen seltsamen Drang, Regeln zu brechen, nur dass er dafür nicht nachsitzen musste, sondern sich als Spion nicht erwischen ließ.“ Harry zwinkerte amüsiert und Albus wurde bewusst, dass er scheinbar dreimal so oft nachgesessen hatte, wie sein eigener Vater. Neville tratschte wahrlich über alles! „Was ich an meisten bedauere ist, dass ich diesen Mann nie wirklich kennenlernen konnte, da er dazu neigte, sein Wesen zu verschließen und die Menschen nur das sehen ließ, was sie sehen sollten. Das tust du auch.“ Harry zeigte mit der Pfeife auf den Kamin, wo die Familienbilder standen. „Deine gesamte Sippschaft denkt, du bist ein Hexenaufreißer, in meinen Augen bist du ein Charmeur, denn ich nehme einmal stark an, du versprichst ihnen nichts, was du nicht halten kannst.“ Albus wusste im ersten Moment nicht, was er erwidern sollte, denn die Worte seines Vaters trafen die Mitte auf seiner inneren Darts-Scheibe. „Natürlich heißt das nicht, dass ich dieses Verhalten angemessen finde, aber du wirst deine Gründe dafür haben. Genauso, wie du sie für deine Rebellion hattest.“ „Nachsitzen“, sprach Albus tonlos. „Ausflüge unerlaubt in den verbotenen Wald.“ „Die blaue Bombe in Franks Kessel.“ „Wahrheitselixier im Kürbissaft von ganz Hogwarts.“ „Hey, das war witzig!“, empörte sich Albus und musste bei dem Gedanken an jenem Tag breitgrinsen. Sämtliche Schüler hatten die Wahrheit gesagt und es war für Scorpius und ihm ein Vergnügen gewesen, zu erfahren, dass Melody Professor Longbottom heiß fand, oder dass Roxanne eher Eulenscheiße fressen würde, als zehn Minuten mit Edmund einmal in die Drei Besen zu gehen. Dass sie es Fred zu verdanken hatten, dass der Spaß überhaupt gelungen war, hatten weder Scorpius noch er je ausgesprochen. „Nicht so witzig, wie der Nervenzusammenbruch einer gewissen Miss Potter, weil ihre gesamte Postersammlung der Chudley Cannons aus ihrem Fenster flog und das Weite suchten.“ - „Das waren Loser, mit den Ballycastle Bats darf sie immerhin mal Probe jubeln.“ Vater und Sohn tauschten ein stummes Lächeln miteinander, bis sich Albus schließlich mit seinem Essen erhob und zu seiner Pantacola griff. „Ich sollte weiter lernen.“ Harry nickte kaum merklich und als der Slytherin schon fast aus der Tür war, sprach er: „Al, was Alice betrifft, du solltest es besser früher als spät klären, sonst endet es ein wenig unglücklich.“ Albus verkniff sich den Kommentar, dass sie sowieso bereits alle unglücklich waren und nickte stattdessen knapp. Es hatte gut getan, mit seinem Vater zu reden und seine Sicht zu sehen zu bekommen. Die Bitterkeit, die er lange Zeit empfunden hatte, war niemals beabsichtigt gewesen und nun, wo er es wusste, fühlte er sich ein wenig besser. Er hatte sehr wohl verstanden, worauf sein Vater hinausgewollt hatte. Jeder musste seinen Weg selbst finden und dabei durfte man Fehler machen, solange man am Ende für sie gerade stand. „Hey Kumpel!“, ertönte die Stimme seines Onkel Rons, als er die ersten paar Stufen auf dem Weg in sein Zimmer hinter sich gelassen hatte. „Hinsetzen, sofort! Ich will anfangen!“, sprach sein Vater drängend und Albus sah vor seinem geistigen Auge, wie er drohend die Pfeife auf den leeren Sessel richtete. „Heute machst du mich nicht im Fünfminutentakt fertig!“ „Etwa in drei?“, witzelte Ron heiter und Albus lächelte zufrieden. In Gedanken setzte er hinzu; Nein, in dreißig. Eine halbe Stunde würde sein Vater gewiss rausschlagen und dabei glücklich mit den Fingerspitzen aneinander tippen. Gewiss würde sich ein diabolisches Grinsen auf seine Lippen lesen und die grünen Augen würden an einem neuen Grün gewinnen. Dem wissenden Grün. - - - „Cheers!“ Gleichzeitig hoben fünf Zauberer gleichzeitig ihre kleinen Becher und legten den Kopf in den Nacken. Mit einem lauten Klacken stellten sie die leeren Behälter wieder ab und einige verzogen das Gesicht. Das Sand Morrison war großartig, ganz so, wie Albus und Fred es Rose erzählt hatten. Die Decke bestand aus Spiegeln und reflektierte das bunte Licht. Die Tanzfläche bestand aus einer großen Drehscheibe auf dem sich mehrere junge Leute tummelten. Über den Köpfen der Besucher schwebten Tabletts mit verschiedenen alkoholischen Getränken hinweg und die Musik hätte nicht besser sein können, da an diesem Abend der Zänkische Totenkopf einheizte. Ein lebendes Skelett mit einem altmodischen Gewand brüllte ins Mikrophon und übertönte die Band. Normalerweise hielt Rose nicht viel von solcher Musik, doch sie live zu erleben, zählte sie nicht als Verlust. In guter Stimmung lungerte sie zusammen mit Catherine und Blanche ein halbes Stockwerk über der Bar auf einem roten, runden Sofa. Dieses erreichte man durch eine spiralförmige Treppe. Insgesamt gab es etwa sieben dieser Sitzecken, vier weitere waren Einzelplätze, die entstanden, wenn man sich auf einem großen schwarzen Sitzkissen niederließ. Dieses verließ dann für drei Meter den Boden und schwebte auf einem Tisch in angemessener Höhe zu. Genüsslich nippe die Weasley an ihrem Vampireblood-Cocktail und sah über die Tanzfläche. Diese Diskothek war wahrlich ein ganz anderes Kaliber als die Clubs in London. Sehr modern, hektisch und vor allem teuer. Sie war froh, dass Sinclair die Rechnung für sämtliche Drinks übernahm, denn sonst hätte sie sicherlich nicht bereits ihren dritten Cocktail in der Hand. Rose streckte den Körper aus, die Musik dröhnte in ihren Ohren und sie fragte sich unweigerlich, wie spät es bereits war. In der einen Hand hielt sie ihren blutroten Glas und mit der anderen strich sie über den weichen Stoff ihres türkisfarbenen Kleides. Der Blick der Weasley fiel auf Cat, die in der Mitte saß und bereits ordentlich einen sitzen hatte. „Wischt ihr wasch? Nao wird heut` gewinnen!“ „Weil sie noch immer das Tanzbein schwingt?“, warf Blanche lachend ein und schwang den Zauberstab, um die Musik zu dämpfen. Rose dankte ihr und schloss kurz die Augen. Als Catherine ihr jedoch mit der Hand auf den nackten Oberschenkel schlug, zuckte sie vor Schreck zusammen. „Jap!“, lallte die Blondine. „Aber Rosalinde hier, hat`s drauf! So ‘nen gefährlischen neunzisch Grad Winkel.“ Die Weasley runzelte verwirrt die Stirn und Blanche erklärte knapp: „Sie meint deinen Hüftschwung, Respekt Rose. Neben dir sahen wir echt alt aus. Schade, dass du die Tanzstangen nicht ausprobiert hast.“ „Eine solche Kunst braucht kein Hilfsmittel!“, wies sie gespielt arrogant darauf hin und alle drei Hexen kicherten. Catherine wollte gerade etwas hinzusetzten, als eine unbekannte Hexe die Treppen hinauf stürmte. Atemlos strich sie sich eine dunkelblonde Haarlocke aus dem Gesicht und strich sich ihr äußerst knappes, dunkelgrünes Kleid glatt. Enttäuscht sah sie auf die drei jungen Frauen und fragte nach Luft ringend: „Habt ihr Malfoy gesehen?“ Rose hob augenblicklich beide Augenbrauen, doch Blanche kam ihr zuvor. Galant stellte sie ihr Martini ab und schlug die Beine übereinander. „Ja haben wir, er war bei Damian Scott, eine runde Doxy-Kraut rauchen.“ Erfreut darüber, lächelte die schmale Hexe und wollte sich gerade zum Gehen wenden, als die Dunkelhaarige hinzusetzte: „Aber dort wird er jetzt nicht mehr sein. Wo hast du ihn denn zuletzt gesehen, Rosalinde?“ Catherine lachte. „Wo wohl? Zwischen ihren Titten! Das hast`e verpascht Blansche!“ Schwankend erhob sie sich und erklärte der Unbekannten: „Rosalinde is Scorps Perle!“ Ohne auf das entsetzte Gesicht der jungen Hexe zu achten legte Catherine einen Arm über ihre Schulter und verkündete: „Isch stell dir wen bescheres vor, komm Schätzschen!“ Kurz zwinkerte sie den anderen beiden zu, als sie auch schon die Treppe herunter verschwand. Pustend sah Rose ihr nach. Zu Beginn hatte sie noch geglaubt, besonders mit Catherine und Naomi würde es sich nicht gut Kirschen essen lassen, doch mittlerweile war sie eines Besseren belehrt worden. Die beiden waren zwar ein bisschen versnobt, hatten aber jede Menge Sinn für Humor. Blanche überbrückte den Abstand zwischen ihnen und schüttelte leicht den Kopf. „Cat wird das arme Ding zu Sinclair schleppen. Das macht sie mit jeder, manchmal denke ich, sie sollte sich einfach selbst an ihn ranschmeißen, aber sie beteuert mir ja jedes Mal, dass er so überhaupt nicht ihr Typ ist.“ Als Blanche mit den Augen rollte, begriff Rose. Auch wurde ihr bewusst, warum Scorpius sie gebeten hatte, seine Alibifreundin zu sein. Zweimal war sie vom Klo wieder gekommen und hatte ihn vor aufdringlichen Weibern gerettet, einmal hatte er eilend nach ihrer Hand gegriffen und sie in seine Arme gezogen, damit weitere, alte Bekannte ihn in Ruhe ließen und Rose war sich sicher, dass der Abend noch lange nicht zu Ende war. Bei der Menge an Alkohol die er gerade in sich rein kippte, konnte sie sich gut vorstellen, dass sie ihn am Ende ins Bett schleppen durfte, damit er nicht in Gefahr lief an einem fremden Ort aufzuwachen. „Und wo wir gerade beim Thema sind, wie ist der Sex mit Scorpius?“ Kurz blieb Rose das Gesicht stehen, bei so viel Direktheit und fragte höflich: „Wie bitte?“ Blanche tat, als wäre nichts gewesen und zog eine Käsestange aus dem Glas, welches auf dem kleinen Tisch als Snack stand. „Naja“, begann sie Achselzuckend. „Bei Sinclair wissen wir, er ist ein Schnellschießer, Naomi mag es extravagant, Cat schnell und heftig – weshalb sie ja so gut zu Sinclair passen würde und bei Scorpius steht die Notizzeile noch leer.“ „Was ist mit Rupert?“ Rose war fest der Überzeugung gewesen, es sich eingebildet zu haben, aber sie war sicher, dass sich ein zarter Rotschimmer über Blanches Wangen legte. „Berechtigte Frage, Rosalinde. Ich würde sagen, er wird gerne geritten.“ Nun war es an Rose rot zu werden und hastig nahm sie einen Schluck von ihrem Cocktail, während Blanche ihr ein breites Grinsen schenkte. „Komm schon, mach nicht so ein Geheimnis raus!“ Um Zeit zu schinden, sah die Weasley über die Köpfe der Menschen und atmete tief durch. „Keine Ahnung“, sprach sie ehrlich. „Ich habe mit Scorpius noch nicht geschlafen und die Gerüchte in Hogwarts sind ziemlich nebelig, was das Thema Sex angeht. Das einzige, was ich weiß ist, dass er erst zwei Hexen beglückt hat.“ Blanche sah sie überrascht an, dann lehnte sie sich zurück. „Ja, das klingt ganz nach Scorp... er hat sich über sein Nachtleben schon immer ausgeschwiegen.“ Sie biss auf die Käsestange und Rose schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter. Das Thema war ihr, ehrlich gesagt, ein wenig peinlich, außer mit ihren Freundinnen Roxanne, Dominique und Alice hatte sie bislang noch nie über so etwas gesprochen. Und wieder einmal wurde ihr deutlich, dass sich der wirkliche Scorpius Malfoy von dem unterschied, von dem sie glaubte, ihn zu kennen. „Aber ihr habt doch schon mehr gemacht, als nur miteinander herumzuknutschen, oder?“ Blanches Frage riss sie aus ihren Gedanken und der misstrauische Unterton in ihrer Stimme entging ihr nicht. „Klar!“, sprach Rose leichthin und beschloss, so gut es ging, bei der Wahrheit zu bleiben. „Er mag es einen geblasen zu kriegen und revanchiert sich gerne mitten im Unterricht.“ Ein breites Grinsen zog sich über Blanches Gesicht und Rose erwiderte es. Erneut schlug sie sich mit der Waffe der Fantasie. Möge die Dunkelhaarige denken, was sie wollte, sie jedenfalls hatte weder gelogen, noch geflunkert. Rose bemerkte, dass Blanche auf die schmale silberne Uhr um ihr Handgelenk sah und sprach: „Rosalinde, du solltest deinen Kerl suchen, in einer Viertelstunde wird es äußerst schwierig werden, ihn wiederzufinden.“ Rose verstand nicht ganz, beschloss aber ihren Worten nachzukommen. Sie stellte das leere Cocktailglas ab und fragte: „Muss ich Angst haben?“ Blanche zwinkerte: „Nein, nur Spaß.“ Unsicher nickte die Weasley und schritt vorsichtig die Treppe herunter. Von der Couch aus hatte sie Scorpius mit vier weiteren Zauberern an der Bar ausmachen können und drängte sich nun durch die Menge. In einer Reihe saßen sie noch immer auf den Barhockern, ein Sechster hatte sich an Scorpius linke Seite gesellt und sie erkannte, dass es Rupert war. Noch bevor Rose die Truppe erreicht hatte, fiel der Mann ganz links von seinem Barhocker, einer legte seinen Kopf au die Theke und der dritte rutschte vollkommen weg, sodass der Barmann gerade noch sein Handgelenk erfasste, damit er nicht nach hinten fiel. Der Unbekannte neben Scorpius hielt sich mit beiden Händen an der Theke fest, wahrscheinlich drehte sich seine Umwelt. Scorpius selbst dagegen hob die Hand und bestellte einen weiteren Feuerwhiskey. Verwirrt trat Rose zu Rupert und ihm. Der Rundliche schenkte ihr ein strahlendes Lächeln und zählte Galleonen in seiner Hand. „Sieht so aus, als hätten wir richtig abgesahnt, Malfoy!“ Scorpius kippte sich den letzten Schnaps runter und Rose entdeckte die Reihe an leeren kleinen Bechern. Anerkennend sah Rupert ihn an: „Ihr Engländer seit echt der Knaller! Fünfzehn Galleonen für dich und fünfzehn für mich!“ Fürsorglich legte Rose eine Hand auf Scorpius Rücken und er drehte sich zu ihr um. „Hey!“ - „Alles okay?“, informierte sie sich und Rupert lachte. „Das war noch gar nichts, Rosalinde. Um einen Malfoy abzukippen, braucht es einen Potter. Ist Blanche noch bei der Couch?“ Rose nickte und Rupert verschwand. Scorpius rutschte überraschend fest von seinem Hocker und rieb sich die Stirn. „Gut, dass wir auf Kokostropfen verzichtet haben, schätze, danach hätte ich gekotzt!“ Er legte einen Arm um Rose Schulter und zog sie zu sich. Gemeinsam schritten sie von der Bar weg und mischten sich unter die Leute. Die Weasley roch den starken Alkohol und nahm an, dass er betrunken war, doch seine sicheren Schritte sprachen eine andere Sprache. Als er in ihr Gesicht sah, lachte er und strich über ihren Kopf. „Keine Sorge, ich bin nicht besoffen, nur stark angetrunken!“ „Ist das nicht dasselbe?“ „Jaaaha!“, nickte er heftig. „Bevor wir nach Hause apparieren... lass ‘ne Stunde warten, sonst komm ich in Kokoschka wieder raus.“ Scorpius blieb stehen und sah zum Zänkischen Totenkopf. „Wenn der noch eine Stunde plärrt, dann jage ich ihm einen Avada Kedavra ins Kreuz.“ Rose musste heiter lachen. Jemand rempelte sie an und sie brüllte gegen die Musik: „Wusstest du, dass du heute heißbegehrtes Fleisch warst?“ Statt sofort zu antworten, sah Scorpius an die Decke und warf den Kopf in den Nacken. Rose hielt ihn an seinem weißen Shirt fest und griff schließlich zum Bund seiner dunkelblauen Jeans, damit er weiterhin auf den Beinen blieb, da sein Körper unter den ständigen Rempeleien zu schwanken begann. Rose nahm zur Kenntnis, dass er seine Arme um ihre Hüfte schlang, ehe er auf sie herab sah. „Jaha... is sonst ziemlich nervig, aber du hast mich wie ein Löwe beschützt!“ - „Ich bin einer, du Schlange!“ Amüsiert über das Wortspiel betrachtete der Malfoy sie und konnte kaum glauben, dass er es einer aufmüpfigen Weasley zu verdanken hatte, dass der Abend für ihn ein voller Erfolg gewesen war. Seine Freunde kauften ihm langsam die gefälschte Beziehung ab, sodass sie die Lüge von selbst weiterverbreiteten. Statt sie jedoch als Weasley anzupreisen, sprachen sie ständig von einer Rosalinde. Die schlimmsten Hexen-Hyänen blieben somit fern von ihm und er hatte Spaß. So viel, wie schon lange nicht mehr. Sein Plan ging vollkommen auf. „Was meinte Blanche damit, dass ich dich in ein paar Minuten nicht wieder gefunden hätte?“, wollte Rose wissen und Scorpius beugte sich zu ihr runter, seine Stirn lehnte gegen ihre und er vernahm den herrlichen Geruch von Sonne und Meer. „Haben Fred und Al dir nicht erzählt, für was das Sand Morrison bekannt ist?“ „Nein, sie meinten, dass würde die Überraschung kaputtmachen.“ - „Wohl wahr.“ Wie auf ein stummes Kommando, ging plötzlich das Licht aus, für ein paar Herzschläge legte sich eine gespenstische Stille über die feiernde Menge. Die Musik mitsamt den funkelnden Lichtern war weg, und Rose sah Scorpius verwirrt an, dann riss sie die Augen auf. Schaum fiel von der Decke und sie quiekte vor Schreck und dann war das Licht wieder da. Die Musik dröhnte weiter, doch dieses Mal sah die Umgebung anderes aus. Schaum schoss aus mehreren Kanonen und zwar in allen möglichen Farben und Gerüchen. Seifenblasen, so groß wie Quaffel, schwebten durch die Luft und Rose wischte sich eine Ladung hellgrüner Masse aus dem Gesicht. Der Schaum war kalt und roch nach Waldmeister. Auch Scorpius war eingeseift und schüttelte sich, um die glitzernde Masse auf seinem Kopf los zu werden, doch es kam immer weitere dazu. „Eine verdammte Schaumparty?“, spuckte Rose vollkommen überrascht und Scorpius grinste: „Deshalb solltest du kein weißes Kleid anziehen!“ Sie sah auf sein Shirt, das sich bereits an den Armen bunt färbte und registrierte, dass der Stoff sich an seinem Körper festsaugte. Geschockt sah sie auf sich herunter und bemerkte, dass sich ihr BH deutlich abzeichnete. Bevor sie ihrem Schock Ausdruck verleihen konnte, drückte Scorpius sie weiter an sich. „Sobald sie alle durchdrehen, verschwinden wir.“ - „Wie durchdrehen?“ Der Malfoy biss sich leicht auf die Unterlippe und gestand: „Erst kommt Schaum, dann spritzt es Sekt und schließlich lassen sie es hier regnen, damit alle wieder sauber sind.“ Das Wort sauber betonte er sarkastisch und Rose begriff, dass er nicht viel von dieser Sauerei hielt. Immer wieder pustete sie, weil ihr Schaum ins Gesicht lief, doch gleichzeitig genoss sie diese Art Party. Die Stimme des Zänkischen Totenkopfes rauschte in ihren Ohren und dann wurde das Gefühl von Schwebelosigkeit getoppt von einem einzigen Satz. „Danke, Weasley!“ Die Gryffindor hielt einen Atemzug die Luft an und spürte ein klopfendes und naives Herz in ihrer Brust, das bei diesen zwei Worten einen Samba tanzte. Der durchtriebene Teufel vollzog still und heimlich die Wandlung zu einem versteckten Herzjäger. - - - Müde rieb sich ein siebzehnjähriger Hufflepuff die Augen und legte seine Brille auf den Küchentisch. Vor ihm lag ein Stapel Hausaufgaben und Frank legte seine Feder beiseite. Seit fast drei Stunden hatte er ohne Pause über seine Bücher gebrütet. Wenn er sich in Literatur vertiefte, stellte er seine gesamte Umwelt aus. Der Schwarzhaarige gähnte und griff zu seinem Zauberstab. Wie von selbst goss sich auf der Küchentheke eine Tasse Zartbitterkakao ein und schwebte zu ihm herüber. Frank wusste nicht warum, aber aus einem nicht wissenden Grund konnte er die Ferien nicht genießen. Er hatte zusammen mit seinem Vater Holz im Wald gehackt, seine Ur-Großmutter besucht und mit ihr einen langen Spaziergang unternommen. Die alte Hexe lauschte gerne seinen Worten, aber noch viel lieber hatte er es, wenn sie von sich selbst erzählte; doch meistens kam sie dann mit Anekdoten von seinen Großeltern oder der Zeit, als sein Vater in Dumbledores Armee gekämpft hatte, an. Schließlich hatte er sich von Rose dazu überreden lassen, Alice zum Schlittschuhlaufen mitzunehmen, aber seine Schwester hatte unwirsch abgelehnt und er war ihr zutiefst dankbar. Denn es gab nichts, was er mehr hasste. Letztendlich waren sie in Ur-Großmutters Küche gelandet und hatten eine saftige Zimttorte gebacken, die sie am 27zigsten im Kreis der Familie verputzt hatten. Ab morgen würde er wohl im Tropfenden Kessel aushelfen müssen, um seine Mutter ein wenig zu entlasten. Frank umschloss die Tasse mit beiden Händen und sah auf seine Unterlagen. Er machte seine Hausaufgaben gerne in der Küche, denn immer wenn er Pause machte, hörte er seinen Vater aus dem Ohrensessel fluchen. Ein Schmunzeln legte sich auf seine Lippen. Es war jedes Jahr dasselbe, immer wieder plagte sich Neville durch unleserliche Aufsätze oder fehlerhafte Antworten. „Das sie nicht schreiben, Merlin hätte die Welt umsegelt ist alles!“ - war einer seiner Standardflüche. Frank jedoch fand, dass er selbst schuld war, wenn er seinen Schülern kurz vor den Ferien die Aufgabe gab, Aufsätze zu schreiben. McGonagall verlegte dies immer auf nach den Ferien. Für die Schüler genauso schlimm, aber für sie weniger stressig und sie hatte ruhige Feiertage. „Bin fertig, kannst die Zaubertrankaufsätze haben.“ Alice riss ihn aus seinen Gedanken und Frank sah auf. Seine Schwester hatte ihre liebste Flickdecke um ihre Schultern gelegt und stellte einen Teller voll Plätzchen auf den Tisch, ehe sie sich ihm gegenüber niederließ. Sie sah schlecht aus und Frank stellte sich zum wiederholten Mal die Frage, was passiert war. Aber sie wollte nicht drüber reden, schließlich hatte er bei ihren Freundinnen gesehen, gegen was für eine unsichtbare Wand sie rannten. „Gut, ich bin mit Zaubergeschichte fertig.“ Er lehnte sich zurück und Alice griff zu dem Stapel an Blätter. Mit einem schlechten Gefühl im Magen, betrachtete er sie und raffte sich schließlich zu Smalltalk auf. „Was machst du Silvester?“ Sie grummelte, schließlich antwortete sie: „Da ich Rose versprochen habe, mich nicht in meinem Zimmer zu verkriechen, habe ich mir eine Karte für das the Metropolis-Konzert in Paris besorgt. Roxanne meinte, die Gruppe wäre atemberaubend und ich will mir ein Urteil bilden.“ - „Du gehst alleine?“ Sie nickte leichtfertig. „Vielleicht lernt man Leute kennen, ich lasse mich überraschen.“ Auch er nickte und trank dann seinen Kakao. Die gewohnte Stille legte sich über sie. „Und du hast ein Date mit Roxanne?“ Frank verschluckte sich fast und hustete. „Nenne es bitte nicht Date. Es ist eine ganz normale Verabredung.“ - „Was dasselbe wie ein Date ist!“, wies Alice grinsend darauf hin. „Komm schon, Franky, du verbringst Silvester alleine mit Roxanne Weasley, so manch einer würde dich dafür verfluchen, außerdem hat sie wegen dir die Party von Mathis Denton abgesagt“, sie zwinkerte. „Hat mir Fred gezwitschert. Also, was läuft zwischen euch?“ „Nichts“, war seine einsilbige Antwort und als seine Schwester ihn lauernd ansah, seufzte er tief: „Ich gebe ihr Nachhilfe, wir haben ein paar Dinge zusammen unternommen und das war es!“ „Magst du sie?“ Ihre unverblümte Frage ließ ihn innehalten. Der Hufflepuff dachte nach und neigte leicht den Kopf. Seine Augen richteten sich auf einen unsichtbaren Punkt auf der Tischplatte. „Ich weiß nicht... ja... irgendwie schon, aber sie gehört einer anderen Klasse an, als ich.“ Frank wusste, dass er nicht weiter ausführen brauchte, Alice würde ihn auch so verstehen. Die Longbottom lehnte sich zurück und betrachtete ihren Bruder. Auf der einen Weise hatte er recht, aber auf der anderen Weise war die Grenze solcher Klassen verdammt dünn, sie hatte es schließlich am eigenen Leib erfahren. „Aber ich bin gerne mit ihr zusammen. Weißt du, am Anfang dachte ich, sie ist eine oberflächliche, arrogante Slytherin, aber sie kann mehr als nur gut aussehen.“ Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Sie begreift schwierige, politische Zusammenhänge erschreckend schnell, hat Spaß an dem, was sie tut und macht es vor allem so... konsequent.“ „Du meinst, sie tut es mit Herz?“ Frank sah in die braunen Augen seiner Schwester. „Ja“ Ein Kloß machte sich in seinem Hals breit. „Manchmal wäre ich gerne ein bisschen mehr wie sie, würde loslassen... und einfach einmal Spaß haben, aber ich muss dann immer an die Konsequenzen nachdenken.“ Alice nickte und griff zu einem Keks. Sie dachte nach und als sie zu Ende gekaut hatte, sprach sie: „Wie wäre es, wenn Silvester deine Generalprobe wird? Ihr seid alleine, kein Hogwarts wird ein Auge auf euch haben und schnupperst mal in dieses Loslassen-Schema rein?“ „Und wie?“, fragte Frank reserviert und sammelte seine Unterlagen zusammen. Alice grinste breit und ein lang verschwundenes Funkeln war in ihren Augen zu sehen. „Als erstes verabschiedest du dich von dieser schrecklichen Pudelmütze und hockst dich zu James, um zu fragen, ob er dir seine legere Lederjacke für einen Abend ausleiht, was er gewiss tut. Dann fragen wir Mom, ob sie deine Augen verzaubern kann. Hast du nicht letztens gesagt, Roxanne mag deine Augen?“ „Und dann lasse ich mir von Dad den Verhütungszauber zeigen. Alice-!“, seine Stimme war mahnend und er beugte sich vor. Das Gesicht des Strebers nahm einen ernsten Zug an. „Alice, ich bin nicht verliebt in Weasley, okay? Es ist kein Date.“ Belustigt von der Klarstellung ihres Bruders, stand Alice auf und nahm die Aufsätze an sich. „Natürlich. Dann wird es dich auch nicht interessieren, dass sich Roxanne seit Tagen auf Silvester freut und mich gefragt hat, ob sie ihre Haare offen oder zusammentragen soll, in der Hoffnung, dass sie dir gefällt.“ Frank starrte sie an und für den Hauch einer Sekunde hatte er ihr diese Lüge abgekauft. „Sehr witzig!“ Im Türrahmen blieb Alice stehen und gestand: „Das mit den Haaren war Spaß, aber dass sie sich freut ist Tatsache.“ Sie lehnte sich gegen den Rahmen und sprach aus, was sie schon lange in Betracht gezogen hatte. „Sieh mal Franky, du hattest noch nie eine Freundin, wie wäre es da, wenn Roxanne die Erste wäre? Klar, sie ist ein Vamp, aber sie macht ehrlich gerne etwas mit dir zusammen, obwohl ihr aus zwei Klassen kommt und einige Slytherins schon Witze darüber gerissen haben, dass sie so oft bei dir zu finden ist.“ Ein Lächeln zierte die blassen Lippen seiner Schwester. „Es interessiert sie nicht was andere sagen. Außerdem...“, leicht neigte Alice sich zum gehen. „... hört sich Roxanne & Frank doch ziemlich gut an. Ihr würdet ein hübsches Bild abgeben.“ Dann rauschte sie aus der Küche und ließ einen verwirrten Hufflepuff zurück. Überfordert strich er sich durch das dunkle Haar und dachte über die Worte seiner Schwester nach. Bislang hatte er es als unmöglich abgetan, dass sich eine Hexe wie Roxanne Weasley für ihn interessieren könnte, doch nun musste er zugeben, dass diese Vorstellung etwas wirklich Reizvolles hatte. Roxanne & Frank... ... nun ja... vielleicht. Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)