It's a heartache von Dahlie (Liebe hat viele Gesichter) ================================================================================ Kapitel 13: Optimierung des Suboptimums. ---------------------------------------- . . . „Okay, wo brennt es?“ Verdutzt sah Dominique von der Youth-Witch auf und musterte ihren abgehetzten Cousin. Sie befanden sich im Tropfenden Kessel und hatten Weihnachten für den dritten Tag überlebt. Bald würde das schreckliche Jahr ebenfalls ein Ende haben und ein neuer Abschnitt begann. Nachdem Albus und Fred die Weihnachtsfeier gesprengt hatten, war nur zu deutlich geworden, dass in der übergroßen Happy-Family irgendetwas mächtig falsch lief. Sowohl Onkel George, als auch Onkel Harry waren in den Wintergarten gerufen worden, sodass Grandpa Weasley nach dem Spaziergang ein ernstes Gespräch mit ihnen geführt hatte. Dominique konnte sich denken worum es ging, schließlich hatte sie sich in jeden Ferien das Gejammer ihrer Grandma anhören dürfen, dass alles und jeder zu viel arbeitete. „Hallo auch!“, begrüßte die Veela und rollte die Zeitschrift ein, um sie in ihre Handtasche zu stecken. Ihr Blick glitt über die Aufmachung ihres Cousins. „Warum so seriös gekleidet?“ Fred seufzte tief, während sie die Knuts für den Tee auf den Tisch legte. Gemeinsam verließen sie den Tropfenden Kessel und mischten sich in die Winkelgasse. „Ich hatte einen Einsatz“, erklärte der Schulsprecher und steckte die Hände in die Manteltaschen. „Die Jordans haben auf der Weihnachtsparty ein krummes Ding mit den Zaubertränken gedreht und eine Menge Mist angestellt.“ „Alice und Albus“, sprach sie treffend und Fred nickte knapp. „Unter anderem, ja.“ Die Straße war voll, bereits kurz nach Weihnachten der übliche Umtausch von misslungenen Geschenken. Und da sage mal einer, nur Muggel wären umtauschfanatisch. Noch immer lag Schnee über den Dächern der Geschäfte, wie ein Zauber aus Zuckerguss und bunte Lichter blinkten in den Schaufenstern. Und? Wie geht es Alice nach diesem Desaster?“, erkundigte er sich und Dominique zog sich das lange blonde Haar aus dem Kragen ihres hellbraunen Mantels. „Nicht gut, Rose, Roxanne und ich haben sie abwechselnd besucht, eine Jammer-Party mit Schokolade und Frust veranstaltet und versucht, sie aufzumuntern, aber sie wollte nicht.“ Die Tatsache, dass Alices ihren Liebeskummer voll auslebte und den Hexen nur allzu deutlich wurde, dass ihr mehr an Albus lag, als alle zusammen angenommen hatten, erschreckte die Freundinnen. „Silvester will sie zu Hause bleiben und sie mag auch nicht über Albus reden. Das einzige, was sie tut, ist sich in ihrem Zimmer zu verziehen. Und das werde ich bald auch tun.“ „Was?“, Fred runzelte die Stirn, sie dagegen tat, als würde sie sich für ein Schaufenster mit Puppen interessieren. „Habe ich das richtig verstanden? Du willst dich in dein Zimmer verkriechen? An Silvester?“ - „Genau, ich dachte es wird Zeit eine neue Tradition aufzubauen. Meinst du, die Puppe mit dem gelben Kleid würde in mein Zimmer passen?“ Fred ließ sich nicht ablenken und lehnte sich gegen die Scheibe, um ihr ins Gesicht blicken zu können. Erneut bewies er Verstand und sah auf den Schal, welcher über ihren Mantel fiel. Er war schlicht grau. Vor den Ferien hatte sie noch stolz einen schwarz-gelben getragen. „Was hat Bowler gemacht?“ „Wie kommst du darauf, dass Matt etwas damit zu tun hat?“, stellte sie die Gegenfrage. Als Fred ihr einen wissenden Blick schenkte, wehrte Dominique frustriert ab, denn ihr Cousin schien begriffen zu haben, wo und warum es brannte. „Ich kann nicht darüber reden.“ Sie setzte ihren Weg fort und er folgte ihr belustigt. „Mit Rose kannst du nicht reden, weil sie Bowler verstehen würde, mit Roxanne nicht, weil sie ihn heiß findet und Alice nicht, weil sie dein Benehmen als kindisch abtun würde, aber mit mir kannst du drüber reden, weil ich den Knackpunkt verstehen würde.“ „Nein, würdest du nicht. Du magst ihn nicht.“ Die Weasley ließ den Blick über die entgegenkommenden Leute schweifen. Als Fred vertraulich einen Arm um ihre Schulter legte, sprach er: „Bowler fährt in die Hamptons, weil ein paar Quidditchlegenden dort aufkreuzen. Denn Bowlers Vater hat Kontakte zu den Ballycastle Bats und jetzt lässt er es sich natürlich nicht entgehen mit seinen Kumpels, Silvester mit Stars zu verbringen. Also, wie falsch liege ich?“ „Gar nicht!“, brummte sie frustriert und verschränkte die Hände vor der Brust. „Und ich hatte mich so gefreut, Silvester mit ihm zu feiern. Mir in London ein Feuerwerk anzusehen und einfach die Sekunden zum Jahreswechsel zu zählen. Außerdem hätte Mom ihn wirklich gerne kennengelernt. Sie würde ihn sicherlich mögen!“ Hoffnungsvoll sah sie Fred an und er schüttelte angewidert den Kopf. „Nein, würde sie nicht. Aber Onkel Bill, schließlich fährt Matt auf Quidditch ab, Tante Fleur hat dafür nicht allzu viel übrig.“ Fred zog sie näher zu sich und sprach in ihr Ohr: „Übrigens, das mit dem Feuerwerk war gelogen. Du hattest vor, ihm Punkt Null Uhr deine Jungfräulichkeit zu schenken.“ Dominique machte sich von ihm los und sah ihn entrüstet an. „Woher weißt du denn das schon wieder?“ Fred schenkte ihr ein breites und amüsiertes Grinsen. Der Weasley neigte leicht den Kopf und tat ebenfalls so, als würde seine Aufmerksamkeit einem Schaufenster gelten. „Ich habe gestern mit Lily und Lucy Grandma besucht und dabei hatten unsere reizenden Cousinen nichts anderes im Sinn, als bei einem Stück Käsekuchen mit Grandma über Sex zu diskutieren.“ Fred sah sie augenrollend an. „Es kam das übliche, er muss mich lieben, Kerzen, Rosen und das kitschige Ich-liebe-dich sollte über die Zunge rollen, die typischen Dinge, die nur naive Hexen glauben.“ Dominique sah zerstört zu Boden und versuchte die aufkommende Röte ihrer Wangen zu vertuschen. „Na ja“, erzählte Fred weiter. „Und weil mich das Ganze so brennend interessiert hat, habe ich angefangen, in der neuen Youth-Witch rumzublättern, die Lily mitgebracht hat und bin über einen vollkommen hirnrissigen Artikel gestolpert.“ „Ach“, sprach die Blonde gespielt überrascht und Fred zog sie weiter mit sich. „Ja. Stell dir vor, da schreibt eine realitätsferne Tussi darüber, wie verzweifelte Hexen an einem Silvester am besten ihre Jungfräulichkeit verlieren.“ Er sah Dominique direkt an und jede Heiterkeit war aus seinem Gesicht verschwunden. „Und wenn mich nicht alles täuscht-“, er griff einfach in ihre Tasche und zog die besagte Zeitschrift heraus. „-warst du im Tropfenden Kessel auf Seite 24 und hast den Artikel nochmal gelesen, um zu gucken, ob er dir auch bei deinem Freund-zieht-Kumpels-vor-Problem hilft.“ Vollkommen ertappt löste sich Dominique aus seiner Klammerung und riss ihm peinlich berührt die Zeitschrift aus der Hand, um sie wieder wegzupacken. „Was ist so falsch daran?“ „So etwas kann man nicht planen, bei Merlins Unterhose!“ Er schüttelte leicht den Kopf und zeigte auf die Youth-Witch, die in ihrer Tasche verschwand. „Sex passiert einfach!“ Bei dem laut ausgesprochenen Wort Sex sahen ein paar Passanten sie an und Dominique spürte, dass sie knallrot anlief. Säuerlich und unangenehm berührt zog sie Fred am Ärmel mit sich und zischte: „Das ist deine Meinung!“ - „Und die von Roxanne, Al, Scorpius und Rose. Na ja und jetzt wird Alice mir ebenfalls zustimmen.“ Sie boxte ihn in die Seite und erntete ein heiteres Lachen. „Das ist nicht lustig, Fred!“ „Nein, du hast recht. Es ist zum Totlachen!“, er hielt sie am Schal fest. Seine Lippen zitierte ein müdes Lächeln. „Komm schon Dome, Matt liefert dir den perfekten Beweis dafür, dass planen nichts bringt, denn er ist nicht in England.“ Von der Wahrheit enttäuscht, seufzte die Blonde tief und sah auf die verschneiten Dächer. Fred hatte Recht und doch konnte sie es noch immer nicht glauben, dass ihr Freund Silvester nicht da war. Statt ein solches Desaster zu erleben, würde sie lieber, wie Alice, in Liebeskummer ertrinken. „Du brauchst ein Kleid“, riss Fred sie aus ihren Gedanken und steuerte mit ihr Madam Malkins an. „Und zwar ein ziemlich Luftiges und Heißes.“ „Warum?“, war ihre erste dämliche Frage und er grinste breit. „Weil du Al und mich nach Rom begleiten wirst, auf die Party des Jahrhunderts. Scorpius ist nicht da, also brauchen wir etwas Blondes und gut Aussehendes. Und da du sowieso nichts anderes vor hast, bietest du dich hervorragend an.“ Die Worte ihres Cousins ließen sie lachen. „Na gut. Von mir aus. Aber versprich mir, dass du mich vor unangenehmen Deppen beschützt.“ Sein Blick war ihr eine Antwort genug und als sie fast den Laden erreicht hatten, entwich Dominique eine pikant private Frage. „Das erste Mädchen, mit dem du geschlafen hast, hast du sie geliebt?“ Fred ergriff die Türklinke und hielt kurz inne, als er sich zu ihr umdrehte. Er empfand die Frage als berechtigt, nachdem er ihr solch einen Vortrag gehalten hatte. Etwas in ihm krampfte sich kurz zusammen, doch als er tief durchatmete, verschwand das beklemmende Gefühl. „Ja, aber sie empfand nicht dasselbe für mich.“ Dann stieß er die Tür auf. - - - Hilflos sah Rose auf das falsche Lächeln ihrer besten Freundin. Sie stand im Wohnzimmer der Longbottoms. Neville saß in seinem alten Ohrensessel am Fenster und brütete über Aufsätze und Schriften, die er nicht lesen konnte. Hannah werkelte in der Küche herum und Frank war nicht anwesend. Noch immer rebellierte Rose‘ Magen, so hatte sie doch tatsächlich eine weitere Fressnacht mit Alice hinter sich. Gequält sah sie auf ihr Sorgenkind. Alices Haar war strähnig, ihre Haut unnatürlich blass und dunkle Ränder lagen unter ihren Augen. Die kleine Stupsnase war rot von lauter Schnupfen. Eine willkommene Erkältung hatte sie zudem passend zum Liebeskummer erwischt. „Ich bleibe hier!“, verkündete Rose energisch. „Malfoy soll seinen Urlaub alleine verbringen. Beste Freundin geht vor!“ Alice sah sie verdutzt an, dann rollte sie mit den Augen. „Vergiss es. Du schwingst deinen Hintern in die Höhle der Schlange und blamierst ihn ein bisschen vor seinen Freunden. Ich werde mich in meinem Zimmer verkriechen und -!“ „Versprich mir, dass du Silvester nicht alleine verbringst!“, forderte Rose und Alice seufzte tief. Eigentlich hatte sie genau das vorgehabt. „Ich weiß nicht.“ Die Weasley sah sie mahnend an und Alice verschränkte die Arme vor der Brust. Sie dachte nach. „Zählt es, wenn ich etwas mit Mommy und Daddy mache?“ „Halbe; wenn du dich betrinkst, zählt es ganz.“ Rose schenkte ihr ein breites Lächeln und Alices ließ sich drauf ein. „Von mir aus. Okay und jetzt verschwinde, schließlich wartet ein Malfoy auf dich. Nach den Ferien bist du sicher Hogwarts Gesprächsthema Nummer eins.“ „Und Familienthema, schließlich weiß mein Dad nichts davon. Nur meine Mutter ist eingeweiht.“ Rose hatte sich das Drama sparen wollen und war mehr als nur erleichtert, als ihre Mutter das Ganze ähnlich sah. Zusammen hatten sie ihren Koffer gepackt und Rose hatte den Anekdoten ihrer Mutter über Hogwarts gelauscht. Während ihr Vater nun glaubte, sie wollte Urlaub mit einem guten Freund machen, waren die letzten Worte ihrer Mutter gewesen, dass sie Spaß haben sollte. Alice schüttelte bei so viel überlebter Rivalität den Kopf. Natürlich war auch ihr Vater nicht sonderlich gut auf den Namen Malfoy zu sprechen, doch im Gegensatz zu Ron, zeigte Neville seine Abneigung nicht öffentlich. „Werde ein bisschen braun und sag Scorpius von mir, er soll auf dich achtgeben, auch wenn er selbst im Vollrausch ist.“ Rose verstand den Wink mit dem Hexenhut und beugte sich zu Alice. Leise flüsterte sie: „Ich soll seine Freundin spielen, da kann nichts mit anderen laufen.“ Unwirsch zuckte diese mit den Achseln. „Man weiß ja nie und jetzt hau endlich ab!“ Um ihren Worten mehr Druck zu verliehen, schwang Alice ihren Zauberstab, sodass der Koffer, welcher an Rose‘ rechter Seite gestanden hatte, verschwand. Dann drückte sie ihrer besten Freundin Flohpulver in die Hand und schubste sie Richtung Kamin. Ein letztes Mal umarmte Rose sie und dann trat sie in die Flammen, um nicht zu spät zu kommen. Ihr war nicht wohl bei dem Gedanken, dass sie Alice in so einer schweren Stunde alleine ließ. Am liebsten hätte sie die Ravenclaw mitgenommen, wohlwissend, dass sie alles versucht hätte, um eben nicht mit gezerrt zu werden. Zumindest das Versprechen, dass sie Silvester nicht alleine zu Hause verbringen würde, machte ihr Mut. Die Welt drehte sich um Rose herum und als sie wieder zum Stillstand kam, stolperte sie am anderen Ende der Welt aus einem prachtvollen Kamin. Fahrig versuchte Rose, ihr Haar zu ordnen und erkannte als erstes ein großes, geräumiges Wohnzimmer. Eine weiße, lederne Eckcouch zog um den Kamin herum, auf dem Boden lag ein kostbarer Teppich und zwei Ohrensessel standen einander gegenüber. Überrascht musterte sie die hohe hölzerne Decke und mehrere Balken, die den großen Raum durchbrachen. Zu ihrer linken Seite erstreckte sich eine Wand aus Glas, hinter der sie einen großen und einen kleinen Pool ausmachen konnte. Die Terrasse war geräumig mit hübschen Gartenstühlen, Liegen und einem Grill aus Stein. „Wow“, war das Erste, was ihr einfiel. Vorsichtig durchquerte sie das Wohnzimmer und betrachtete den langen Tisch, der ein angrenzendes Esszimmer symbolisierte. Onkel Harry besaß ein ähnlich luxuriöses Ferienhaus, doch meistens wurde es bislang für die ganze Familie genutzt und das auch nur alle paar Jahre im Sommer. „Rose Weasley?“ Die weibliche, misstrauische Stimme ließ sie herumfahren und die Rothaarige erkannte zwei durchaus hübsche Hexen. Eine schlanke und zierliche Asiatin, mit langen schwarzen Haaren, und eine stark gebräunte Hexe mit blonder Mähne. Beide trugen bereits Sommerkleidung und musterten sie unverhohlen. „Ähm ja, Hallo!“, begrüßte Rose sie. „Und ihr seid?“ Statt einer Antwort hoben beide Hexen synchron eine Augenbraue und sahen einander an. Schließlich rief die Blonde: „Steckt Scorp, dass seine Tussi da ist!“ Aus der Küche polterte etwas und Rose verzog bei dem Wort Tussi das Gesicht. Okay, scheinbar hatte man schon den besten Eindruck von ihr, weil sie es gewagt hatte, in Jeans und weißen Top hier aufzukreuzen. Eine weitere Hexe stürzte aus dem Nebenraum und Rose wollte sich gerade fragen, ob alle von Scorpius Freunden aus dem Ferienlager weiblich waren, als zwei Jungen ihr folgten. Die Hexe, klein, mit gelockten schwarzen Haaren strahlte erfreut und eilte auf sie zu. Sie trug einen weißen Bikini und stellte so ein großes Tattoo in Form einer Schlange, die sich um ihren Bauch wand, zur Schau. Olivfarbene Augen sahen sie fröhlich an. „Hallo, Rose! Ich hoffe, du hattest eine gute Reise. Ich darf doch Rose sagen, oder? Ich bin übrigens Blanche, Blanche Montgomery, das sind Catherine Higgs und Naomi Takeo.“ Sie zeigte mit den Daumen auf die zwei anderen Hexen, die ihr ein wenig unterkühlt entgegentraten. Rose lächelte unsicher und sah dann auf die beiden Zauberer. Einer war klein und bullig, sein Shirt schien zum Zerreißen gespannt. Sein Haar war giftgrün und seine Augen gelb wie die eines Falken. Freundlich nickte er und hob zum Gruß die Hand. „Rupert Goyle.“ Hinter ihm stand ein hochgewachsener Zauberer. Er trug lediglich dunkelgrüne Badeshorts und präsentierte ihr einen muskulösen Oberkörper. Sein schwarzes Haar war zurück gekämmt und kräuselte sich im Nacken. Unweigerlich musste Rose gestehen, dass er durchaus attraktiv auf sie wirkte. „Sinclair Zabini!“ Sie nahm seinen Namen zur Kenntnis und hob dann überrascht eine Augenbraue. „Der Typ, der bei den New Yorker Giants spielt?“ Verdutzt tauschten Zabini und Goyle einen Blick und der erste sprach: „Du kennst die Giants?“ „Sicher! Die haben beim letzten Freundschaftsspiel die Falmouth Falcons mit 620 zu 130 platt gemacht. Ein Glück, dass die Chudley Cannons ein Kräftemessen abgelehnt haben, sonst hätten die Giants meinen Vater ins Koma geschickt.“ Ein breites, überaus sympathisches Grinsen huschte über Zabinis Lippen und er legte einen Arm um Goyle. Dieser sprach an die zwei Hexen gewandt: „Von Sinclair und mir hat sie ein Okay.“ Nichtverstehend runzelte die Weasley die Stirn und Blanche führte sie heiter in die Küche. Munter plapperte die Hexe darauf los. „Ach, wir haben ein bisschen spaßeshalber gewettet, was für eine Begleitung uns Scorpius antut. Schließlich ist es das erste Mal, dass er überhaupt jemanden mitbringt. Dein Lover verspätet sich übrigens. Er treibt das Fleisch für den Grill auf.“ In der Küche staunte Rose nicht schlecht, als sie die weiße Einrichtung betrachtete und den kostbaren Herd, der mitten im Raum stand. Mehrere Salatschüssel waren bereits fertig und sie sprach anerkennend: „Ist das Orangensalat?“ „Jap!“, Rupert Goyle strahlte, dass sie die Masse erkannte. „Ein Familienrezept.“ Gerade, als Rose fragen wollte, ob er die Orangen auch drei Tage im Kühlschrank geschält mit einem Presszauber aufbewahrt habe, trat die Asiatin an ihre rechte Seite. Naomi spielte mit einer Haarsträhne zwischen ihren Fingern. „Nun denn, ich hoffe, du hast ein paar vernünftige Kleider mit, Rosalinde. Wir haben nämlich vor, ein paar Partys abzuklappern. Ein paar Drinks zu schmeißen, die Hüfte zu schwingen.“ Im ersten Moment fragte sich Rose, ob das eine Provokation auf ihr langweiliges Erscheinungsbild war. Roxanne hatte sie bereits darauf vorbereitet, dass Hexen aus solchem Kreis schwer für sich einzunehmen waren. Konkurrenz stand bei ihnen großgeschrieben, besonders wenn es jemand Fremdes wagte, in ihr Revier einzudringen. Vorsorglich hatte sie sich also bei Roxanne informiert und gefragt, wie ein Malfoy seine Freiheit feierte. „Gehen wir auch ins Sand Morrison?“, fragte sie heiter. In so einem Club wäre sie mit Begleitung wie Dominique und Alice niemals reingekommen, geschweige denn hätte überhaupt in Erwähnung gezogen, dort reinzugehen. Von Albus, Fred und James wusste sie, dass jeder Samstagabend dort ein Erlebnis war und sie besser kein weißes Kleid anzog. Naomi sah sie prüfend an. „Natürlich, wir sind jedes Jahr einmal dort.“ Sie schien ein wenig aus dem Konzept gebracht, als Rose strahlte. „Gut, Albus meinte nämlich, dass man sich so ein Ereignis nicht entgehen lassen dürfte.“ „Albus Potter?“, erkundigte sich die Surfer-Hexe mit den unendlichen Beinen interessiert und Rose nickte knapp. Sie tat, als würde sie die anderen Salate betrachten, dachte aber viel eher über eine Antwort nach. „Ja, er schwärmte von seinem letzten Besuch regelrecht. Kennt ihr euch?“ Ein leichter Rotschimmer legte sich auf die Wangen der Higgs und Blanche rollte angewidert mit den Augen. „Cat und Albus sind flüchtige Bekannte. Sprich, er hatte kein Interesse an ihr.“ Kurz tauschten die beiden Hexen einen giftigen Blickkontakt, dann beobachtete Rose zu ihrer Verblüffung, wie Blanche dem stämmigen kleinen Rupert einen Kuss auf die Stirn hauchte und er den Arm um ihre Hüfte legte. Überrascht von der Tatsache, dass die beiden ein Paar waren, musste sie lächeln. „Hey, lasst uns das warme Wetter draußen genießen und dort auf Blondie warten.“ Heiter zerrte Blanche ihren Freund aus der Küche und die Weasley machte sich daran, ihnen zu folgen. Rose fühlte sich ein wenig unwohl, als sie sich auf der Terrasse auf der gepolsterten Bank nieder ließ. Die weißen Sitzkissen fühlten sich himmlisch an und der Ausblick über den Pool, direkt auf ein zartblaues Meer, hob ihre Stimmung an. Die Weingläser auf dem großzügigen Tisch füllten sich von selbst und die Kohle in dem altmodischen Grill setzte sich in Brand. Rose genoss die Wärme und strich sich das lange Haar über die Schulter. Eine unangenehme Stille breitete sich zwischen ihnen aus. Schließlich sprach sie: „Und ihr trefft euch jedes Jahr?“ Naomi, die zu ihrer linken Seite saß, nickte und erzählte: „Seit wir in diesem Camp waren und Blanche Catherine in den See geschubst hat. Ich habe dann die Schweiz zwischen beiden gespielt, weil wir uns ein Zimmer geteilt haben und die Jungs sind da eher zufällig mit reingerutscht.“ Rose war überrascht von dem amüsierten Ton in Naomis Stimme und als sie Rupert lachen hörte, wusste sie, dass diese ungleiche Gruppe mehr miteinander verband, als man auf den ersten Blick sah. Catherine Higgs war als Scorpius Cousine schnell einzuordnen, sie lebte überwiegend in der Sonne und genoss die Vorzüge des Meeres, während Sinclair Zabini der Sohn von Draco Malfoys bestem Freund war und Scorpius und Sinclair zusammen aufgewachsen waren. Rupert hatte Scorpius dagegen im Feriencamp ordentlich eins auf die Mütze gegeben. Rose bog sich vor Lachen, als Sinclair mit dramatischer Stimme Minuten später erzählte, wie das Gesicht des Malfoy-Erben ausgehen hatte, als er zum ersten Mal bei einem Kürbiskuchen-Wettessen den Kürzeren gezogen hatte. „Er sah aus, wie ein Schwein, den Scheißkuchen in den Haaren, auf dem Shirt-!“ „In der Hose!“, ergänzte Blanche grinsend und Rose pustete in ihr Glas Wein. „Buchstäblich überall!“ Rupert seufzte tief, ein zufriedener Ausdruck lag auf seinem Gesicht. „Tja... seine Scham über den verlorenen Wettkampf war der Beginn unserer Freundschaft.“ Heiter klopfte seine Freundin ihm auf den Rücken. „Ja, habt ihr nicht am selben Abend die letzte Platte Kuchen zusammen am Steg gefressen?“ Jemand gab ihr einen Klaps auf den Hinterkopf und die ganze Gruppe sah auf. „Es war ein Teller, keine Platte“, korrigierte Scorpius augenrollend und stellte eine Tüte voller Fleisch und ein Tablett mit Gemüsespießen auf den Tisch. Rose lächelte und betrachtete seine Aufmachung. Sein Haar lag gewohnt unordentlich auf seinem Kopf, doch statt Hogwartskleidung schmückten weiße Shorts und ein dunkelblaues Shirt seinen Körper. Er hatte bereits an Bräune gewonnen und ließ sich galant neben ihr auf der Bank nieder. Kurz setzte ihr Herz einen Vierteltakt aus, als er den Arm um sie legte und ihr einen Kuss auf die Wange hauchte. Beinahe hatte sie vergessen, dass sie eigentlich wegen einer verlorenen Wette anwesend war und nahm mit seltsam flatternden Magen zur Kenntnis, dass sein Arm auf ihrer Schulter blieb. Der Geruch von Salz stieg ihr in die Nase. „Wie ich sehe, habt ihr Rose schon durchgecheckt und verschreckt sie nun mit peinlichen Anekdoten.“ „Wir haben sie nicht durchgecheckt“, wies Catherine ihn penibel hin. „Wir haben lediglich ihre Schulakte gelesen, ihre beste Freundin bedroht und Naomi ihren Bruder entjungfert, damit er uns etwas über sie erzählt.“ Rose blieb das Gesicht stehen, Scorpius dagegen lachte. „Alles klar.“ „Und die wunderbaren Erinnerungen, die wir aufwärmen“, fuhr Sinclair fort. „waren dafür gedacht, dass sie etwas erfährt, was du ihr niemals erzählen würdest.“ „Dann wart ihr also schon bei dem Ich-habe-dir-besoffen-einen-geblasen-Ding?“ Rose starrte Sinclair fassungslos an, ebenso wie der Rest am Tisch. Rupert war der Erste, der sein Erstaunen in Worte fassen konnte: „Dann habt ihr wirklich-!“ „Man, verzieh dich mit so einem Gedanken!“, blaffte der Zabini ihn ungehalten an. Rose verstand nun, dass sie sich alle gerne gegenseitig auf den Arm nahmen und jeder auf seine Weise den anderen neckte. Als die Sonne langsam hinter den großen Palmen, die den Garten abgrenzten, verschwand, erhob sich Rupert und beschloss, den Grillzwerg zu spielen. Teller erschienen auf dem Tisch, kaltes Zitronenbier kam von irgendwo und Rose lehnte sich entspannt zurück, als sie den Erzählungen von Blanche lauschte, die das Jahr bereits durch exotische Länder reiste. Dann erfuhr sie, dass Naomi für die berühmte Modeagentur New Yorker Upline arbeitete und bereits eine neue Kollektion in Arbeit war. Einzig Rupert und Scorpius schienen noch zur Schule zu gehen. „Bevor wir nun Cat unsere Aufmerksamkeit schenken, indem sie uns von den neuesten Wellen erzählt, will ich etwas abschweifen!“, mischte sich Rupert ein, als er die ersten Fleischstücke auf den Grill beförderte. Überschwänglich zeigte er mit seinen Zauberstab, den er dafür benutzte, das Fleisch zu wenden, auf Rose. „Erzählt uns, wie ihr zusammen gekommen seid!“ Es war mehr ein Befehl als eine Bitte und sofort beugten sich die drei Hexen interessiert über den Tisch. Sinclair dagegen strich sich durch das dunkle Haar und grinste breit. „Ja Blondie, erzähl uns, wie du an eine Weasley gekommen bist, ohne dich mit deinem Vater zu duellieren.“ Rose sah Scorpius verblüfft an, während Blanche mit einem einzigen Blick begriff: „Dein Alter weiß gar nicht, dass du eine reizende Weasley datest?“ „Meine Mom weiß es und das reicht“, stellte Scorpius klar und Catherine lachte hell. „Wohl war, schließlich ist das Wort einer Greengrass Gesetz, sogar im Hause Malfoy. Aber genug davon, Rosalinde, erzähl, wie du an meinem missratenen Cousin gekommen bist.“ Dies ließ sich Rose nicht zweimal sagen und klopfte Scorpius heiter auf den Oberschenkel. „Und Blondie, erinnerst du dich an den Tag, als ich dir die Nase gebrochen habe, im Korridor? Sah nicht sonderlich hübsch aus.“ Kurz zuckte es um Scorpius Mundwinkel herum, er wusste nur zu gut, welchen Moment sie meinte. Natürlich war es anders herum gewesen, doch würde er ihr den Spaß an dieser kleinen Lüge heute nicht nehmen. „Natürlich, ich konnte kein Blut sehen und bin umgefallen, demnach hast du mich damals in den Krankenflügel gebracht.“ Rupert, Catherine und Naomi lachten laut auf, während Blanche und Sinclair beide ihre rechte Augenbraue hoben. Doch Scorpius ließ sich von deren Misstrauen nicht einschüchtern. „Und als du gesagt hast, dass es dir leid tut, dachte ich, als Ausgleich könnten wir ‘ne Nummer in McGonagalls Büro schieben. Ich muss heute noch sagen, es war der beste Sex, den wir hatten.“ Rose konnte sich gerade noch dazu bringen, den Mund geschlossen zu halten und die Lippen zu einem Lächeln zu verziehen, als sie sah, wie Scorpius unschuldig an seinem Bier nippte. Langsam begriff sie, worauf sie sich wirklich eingelassen hatte, als sie zugesagt hatte, seine Scheinfreundin zu spielen. Nur gut, dass sie keine störrischen Gefühle für den charmanten und durchtrieben Teufel hegte. - - - Das Gesicht eines Bill Weasleys blieb normalerweise aus fünf Gründen stehen, doch dieses Mal kam ein sechster hinzu. Grund Nummer eins, war fast zu 80 Prozent eine neue Dekorationsidee seiner hinreißenden Frau. „Bill, wasch hältst du davon, wenn wir die Küsche rosa streischen?“ Grund Nummer zwei war öfter als ihm lieb war, Victoire, wenn sie ihm ganz nebenbei erläuterte, dass sie am Morgen wegen ihrer Arbeit beim Propheten auf einem anderen Kontinent verweilen würde, wo in bestimmten Ländern die Regierung außerhalb des beherrschten Landes saß, weil sämtliche Minister Angst vor Anschläge hatten. Oder um Grund Nummer drei gleich mit abzuhacken, wenn sie mitten in der Nacht, bis auf die Haut durchnässt, die gesamte Familie aus dem Schlaf riss, um ihnen mitzuteilen, dass Ted Lupin ihr einen Antrag gemacht hatte. Grund Nummer vier war in regelmäßigen Abständen sein Sohn Louis. Immer, wenn Fleur ausgehen wollte, hatte sie ihn als Kind auf das Bett gesetzt und ihm verschiedene Kleider gezeigt, ebenso wie Kostüme und er hatte dann entschieden, welches sie trug. Sein Modeverständnis war über die Jahre noch feiner geworden, doch jetzt, wo er seinen siebzehnjährigen Sohn dabei zuhörte, wie er über Muggel namens Dior und Armani schwärmte, konnte er seine Gesichtsmuskeln nicht beherrschen. Grund Nummer fünf betraf seine gesamte Familie, wenn Gattin, Stammhalter, zukünftige Mrs. Lupin und Nähkästchen alle an einem Tisch saßen und mit verträumten Gesichtern ekelhaften, säuerlichen Blubberkuchen aßen. Und nun stand er regungslos im Türrahmen und betrachtete das Kleid, welches ihm Dominique präsentierte. Sie stand inmitten ihres mintgrünen Zimmers und hielt ein dunkelrotes Kleid in ihren Händen. Es war schulterfrei und hatte einen schwingenden Glockenrock von erschreckender Kürze. Hinter ihr saß Fred auf ihrer Fensterbank und betrachtete verwirrt einen Stofftiergnom. „Bedeckt das Ding überhaupt deinen Hintern?“ Bill nahm seiner Tochter das Kleid aus der Hand und hielt es direkt vor seine Nase. Dominiques Lächeln erlosch kurz. „Natürlich tut es das. Ich will es anziehen, wenn ich Fred nach Rom begleite, Mathis Denton schmeißt eine große Party.“ „Rom?“ „Ja, eine Silvesterparty. Albus und er schleppen mich als Malfoy-Ersatz mit“, verkündete die Blonde heiter und riss das Kleid wieder an sich. Kurz war Bill versucht, zu fragen, was aus dem Hufflepuff-Jungen geworden war, als sein Blick das verzauberte Bild der beiden, welches auf den Nachttisch seiner Tochter stand, streifte. Im normalen Fall grinsten sie beide verliebt in die Kamera, jetzt war Dominique selbst verschwunden und Matt übergab sich und spuckte Schnecken. „Meinst du, mère leiht mir ihre schwarzen Pumps mit den roten Schleifen vorne drauf?“ Vollkommen überdreht sah sie ihren Vater an und Bill rieb sich die Stirn. „Ich weiß es nicht, geh runter und frag sie.“ Dies ließ sie sich nicht zweimal sagen und stürmte an ihm vorbei die Treppen herunter, um ihre Mutter in der Küche zu überfallen. Bill dagegen ließ sich auf das Bett seiner Tochter fallen und strich sich durch das rote Haar, welches mit grauen Strähnen durchzogen war. „Hast du das Kleid mit ihr gekauft, Freddy?“ „Was dagegen?“ Der Schulsprecher warf das Kuscheltier beiseite und griff zum Stapel Zeitschriften, der feinsäuberlich auf ihrem weißen Mädchenschreibtisch lag. „Galeonen Magazin, Youth-Witch, Klitter Total... gibt es hier auch so etwas wie Quidditch Today?“ „Ja, bei Louis im Zimmer“, sprach Bill unvermittelt und neigte leicht den Kopf. „Fred, ich-!“ „Will nicht drüber reden!“, beendete der Jüngere, bevor der Satz überhaupt ein Ende fand. Scheinbar gleichgültig griff er schließlich doch zu Klitter Total und blätterte durch das Magazin. Ein wenig vor den Kopf gestoßen, runzelte Bill die Stirn. „Du weißt doch gar nicht, was ich dir sagen wollte!“ Fred sah von der Zeitschrift auf und reckte das Kinn. Ein arroganter und nicht weasleyhafter Zug legte sich auf sein Gesicht. Der Ausdruck von Kälte und Härte. „Schätze, es unterschiedet sich im Wesentlichen nicht von dem, was bereits Onkel Percy, Onkel Ron, Tante Ginny gesagt haben und Onkel Charlie geschrieben hat.“ Fred legte die Zeitung desinteressiert beiseite und rutschte von der Fensterbank. „Ich soll mit meinem Vater reden, aber das werde ich nicht tun.“ - „Dasselbe hat Al auch gesagt, nun ja, sein permanentes Schweigen hat es angedeutet“, erzählte Bill bedrückt. „Aber früher oder später muss einer von euch den Mund aufmachen, oder hast du vor, nach deiner Hogwartszeit einfach zu verduften?“ „Nein, aber ich denke daran, ob ich nicht im selben Sommer besser zu Hause ausziehen sollte.“ Die bewusst gewählten Worte ließen Bill begreifen, dass es seinem Neffen durchaus ernst war, viel ernster als die halbe Familie angenommen hatte. - - - In Rose‘ Augen war der Abend ein voller Erfolg. Zwar bedachten Naomi und Catherine sie immer noch mit einem skeptischen Blick, doch Blanche und Rupert schienen sie in ihr Herz geschlossen zu haben. Bei Sinclair war sie sich jedoch noch nicht ganz sicher, wie er ihr gegenüber stand. Außerdem ließ er Bemerkungen fallen, dessen Sinn sie nicht ganz verstand, aber da sie scheinbar nicht die einzige war, beunruhigte sie diese Tatsache nicht. Es war spät geworden, weit nach Mitternacht, als sich die Gruppe erhob und beschloss, die Nacht einzuläuten. Das Geschirr wurde einfach stehen gelassen und aus dem Augenwinkel bemerkte Rose verblüfft, dass es per Zauber verschwand, ebenso wie der Dreck im Grill. Vor ihr streckte sich Catherine und gähnte laut. „Genießt die Nacht Leute, es wird die letzte sein, die ihr durchschlafen werdet. Ab morgen beginnt der Partymarathon.“ Ein zufriedenes Grinsen schlich sich auf Sinclairs Gesicht und er fragte neckend: „Will jemand wetten, wer zuerst schlapp macht?“ Die anderen schenkten ihm nur ein müdes Lächeln und Rose beobachtete, wie sie nacheinander in ihr zugewiesenes Gästezimmer verschwanden. „Ich würde Cats Worte ernst nehmen“, sprach Scorpius, als er ihr mit einem Kopfnicken zu verstehen gab, dass sie ins obere Stockwerk mussten. Rose folgte ihm die große Holztreppe hinauf. „Darf ich fragen, auf welche Art Party ihr aus seid?“ Interessiert beobachtete sie, wie mehrere Familienbilder den Flur schmückten. Die Porträts trugen altmodische Bademode oder grillten gemeinsam in einem Bild. Unter dem Dach angekommen öffnete Scorpius eine Tür und erklärte schulterzuckend: „Alles mögliche, ‘ne Schaumparty wird dabei sein, eine am Pool oder Strand, dann werden wir durch mehrere Clubs ziehen und sicherlich die eine oder andere Veranstaltung hier haben. Alkohol fließt in Massen, aber lass die Finger von Doxypulver, das ist hier nie ganz sauber und du könntest dir etwas einfangen.“ Entsetzt bei dem Gedanken darüber, dass einer der Anwesenden illegale Drogen schnupfte, ließ sie innehalten. Erst als Scorpius ihr ein breites Lachen schenkte, begriff sie, dass er sie auf den Arm genommen hatte. „Vor wem soll ich dich eigentlich beschützen? Weder Cat, noch Naomi machen den Eindruck, als würden sie ein übermäßiges Interesse an dir hegen.“ Rose trat in das zugewiesene Zimmer unter den Dachschrägen und erkannte sogleich, dass es seines war. Große Poster der Appleby Arrows schmückten die Wände, dazu Bücherregale, vollgestopft mit Zeitschriften, Sonnenbrillen und Kartenspielen. Riesige Dachfenster ließen einen Blick in den klaren Sternenhimmel zu und ein breites Bett überzogen mit weißer Bettwäsche lud zum Schlafen ein. Auf eine Couch schien Scorpius verzichtet zu haben. Lediglich zwei weiße Ohrensessel und ein kleiner runder Tisch bildeten unter den Dachfenstern eine Sitznische. „Das Bad ist dort und deine Koffer sind auch schon angekommen. Wenn du magst, kannst du die Hälfte des Schranks benutzen, ich habe dir drei Fächer leer geräumt.“ Ihr Blick fiel auf den Vorhang, hinter dem sich scheinbar ein Fächerschrank verbarg. Ein wenig unbeholfen ließ Rose ihren Blick ein weiteres Mal durch das Zimmer schweifen, bis ein Kissen sie am Kopf traf. „Hör auf ein Gesicht zu machen, als würdest du vor ‘ner Hochzeitsnacht stehen. Du sollst mir lediglich die Chance geben, auf den Feten mal ins Glas gucken zu dürfen, ohne dass ich Angst haben muss, am Morgen nicht in meinem Bett aufzuwachen.“ Ihre Wangen verfärbten sich in einen leichten Ton Rot und sie betrachtete Scorpius, der sich amüsiert auf das Bett fallen ließ und seine Latschen von den Füßen kippte. Zielsicher warf sie ihm das Kissen ins Gesicht und sprach: „Also, bin ich dein Freifahrschein zum Saufen?“ Er schenkte ihr ein verschmitztes Grinsen. „So in etwa, übrigens, Blanche und Sinclair haben uns das doppelte Spielchen nicht ganz abgekauft.“ Rose seufzte tief und ließ sich ebenfalls aufs Bett fallen. „Dachte ich mir schon.“ - „Vielleicht sollten wir die Rolle des verliebten Pärchens ein wenig deutlicher spielen.“ Kurz rauschte es in ihrem Kopf und erst als Scorpius nachdenklich die Stirn kräuselte, wurde ihr bewusst, dass er scheinbar an Kosenamen dachte. „Uns wird schon etwas einfallen.“ Mit diesen Worten erhob er sich und zog sich das Shirt vom Kopf. Im ersten Moment hob Rose wie von selbst beide Augenbrauen und musterte den muskulösen Rücken. Es dauerte, bis ihr bewusst wurde, dass ihr gefiel, was sie sah. „Bin erst mal duschen, richte du dich am besten ein.“ Er nickte auf den Schrank und sie kämpfte sich aus dem bequemen Bett. Scorpius stolperte in das kleine, weiße Bad und ließ mit einer flüchtigen Handbewegung das Wasser laufen. Natürlich war ihm klar, dass man Freunde wie Blanche und Sinclair nicht so einfach hinters Licht führen konnte. Beide kannten ihn zu lange, als dass sie ihm sofort abkauften, dass er mit einem Mädchen wie Rose zusammen war. Normalerweise beschränkten sich seine Flirts auf Schickimickihexen. Hübsch anzusehen, leicht zu unterhalten und meist von niedriger Intelligenz. Rose passte demnach nicht besonders gut in sein Schema für einen Urlaubsflirt. Doch bereits nach einem Abend hatte er Genugtuung feststellen können, dass seine Freunde sie durchaus sympathisch fanden. Natürlich, denn sie besaß Humor genug um über die kleinen Zickanfälle seiner Cousine und Naomi hinwegzusehen, sie nahm das ungleiche Paar Blanche und Rupert gelassen und ließ sich nicht von Sinclair und seinem Charme blenden. Mehr als zufrieden stieg der Malfoy unter die Dusche. Albus und Fred waren nicht sonderlich begeistert gewesen, als er ihnen erzählt hatte, dass er ihre Cousine als Alibi benutzen würde, um in Ruhe trinken zu können. Fred vertrat sowieso die Ansicht, dass er seine kurze Freiheit nicht überstrapazieren sollte, damit er später leichter mit der Tatsache fertig wurde, das Erbe seiner Familie in Form einer akzeptablen Ehe und einem gutlaufenden Familiengeschäft antreten konnte. Wenn das Geschäft der Familie Viscount dazu kam, wäre der europäische Markt fest in den Händen beider Familien. Das gemachte Nest. Er würde seinen Traumberuf als Auror nachkommen können und Ceres die Leitung der Geschäfte übernehmen. In seinen Augen ein akzeptabler Kompromiss, auch wenn sie einander heiraten mussten, so würde doch ein Teil Freiheit übrigbleiben. Das kühle Wasser rieselte über seinen Körper und er lehnte einen Augenblick die Stirn gegen die kühlen Fliesen. Er würde die Woche genießen, so gut er konnte, schließlich war es das letzte Mal, wo er nicht an einem gewissen Ruf denken musste. Scorpius stellte das Wasser ab und griff nach einem Handtuch. Weasley würde ihm dabei helfen, eine Woche zu schaffen, die er niemals vergessen würde, schließlich kannte er niemanden, der wie ein wandelndes Überraschungspaket sein Leben aufmischte. Der Malfoy hatte bereits in der fünften Klasse bemerkt, dass Rose etwas an sich hatte, was anderen Hexen fehlte. Statt leise zu lachen oder zu kichern, grölte sie so laut, dass ihre Heiterkeit im Umkreis ansteckend wurde. Sie konnte fluchen wie eine Dreckschleuder und war so rachsüchtig, wie eine betrogene Gattin, die ihren Mann im Schlaf die Kehle aufritzen würde. Gleichzeitig bewunderte er ihren Drang, nach jeder Niederlage aufzustehen und weiterzumachen. Bislang hatte sie ihr Leben lang jedes Quidditchspiel gegen Slytherin verloren und trotzdem flog sie im darauffolgenden Spiel, als hätte es jene Niederlage nie gegeben. Er selbst brauchte immer einen zweiten Anlauf, um sich nach einem Rückschlag wieder zu fangen. Scorpius schlüpfte in trockene Shorts und rubbelte sich das Haar trocken. Mittlerweile bereute er es, dass er sich so lange mit Weasley gestritten hatte, denn ihm war eine Menge Spaß dadurch verlorengegangen. Diesen Spaß würde er jetzt wieder aufholen und er war sich sicher, dass auch sie auf ihre Kosten kommen würde, schließlich tanzte sie gerne, fachsimpelte eifrig über Quidditch – womit sie bei den Herren der oberen Zehntausend überaus beliebt werden würde – und hob freudig den Bierkrug. Worüber machte er sich dann noch Gedanken? Bei einem Blick in den Spiegel, wusste Scorpius es. Vor den Ferien hatten Albus, als auch Fred ihn wissen lassen, dass er gut mit ihr umgehen sollte und darauf zu achten hatte, dass kein Troll seine Griffel an ihr verwendete. Scorpius wusste von sich selbst, dass er kein guter Aufpasser war, schließlich ließ er Freunde gerne in eine peinliche Lage rattern, damit er sich mit Schadenfreude daran ergötzen konnte. Nur wenn es wirklich widerlich wurde, griff er ein. Doch in solch einer partywütigen Gesellschaft war es schwierig, den Überblick zu behalten, zumal er selbst vorhatte, dieses Mal kein Maß zu kennen. Wenn er an die Worte seiner Mutter dachte, so hatte er weniger Sorge, sie hatte ihm vor seiner Abreise lediglich das Versprechen abgenommen, dass er mit Herz genießen sollte, aber sein Herz für sich behalten zu hätte. Wirklich zu kitschig! Als wenn er, Scorpius Malfoy, sich in der letzten Woche seiner Freiheit plötzlich zum verliebten Narren machen würde. Sicherlich nicht und wenn, ihm fiel niemandes Namen ein, der es wert war, den Kopf zu verlieren. Höchstens die Hemmungen, was sein Vater mit einen Augenzwinkern billigte, aber er hatte nicht vor, auf Tauchgefühl zu gehen. Scorpius zog sich ein dünnes Shirt über und griff zur Türklinke, gerade, als er sie einen Spalt weit geöffnet hatte, hielt er inne. Er hörte Rose leise summen und musste schmunzeln, als er die Rockigen Kobolde erkannte. Der Malfoy wollte das Bad verlassen und sah, wie die Weasley in einem zartgelben Top und einer lila kurzer Hose ihre Kleidung in den Schrank schweben ließ, während sie auf Zehenspitzen stand und den Hals reckte, damit sie den Ausblick aus der Dachschrägen genießen konnte. Überrascht nahm Scorpius zur Kenntnis, dass sie schöne schlanke Beine hatte und ihr rotbraunes Haar glatt über ihren Rücken fiel. Ein leichter Goldstich hatte sich untergemischt, doch durch das dominierende Rot fiel er kaum auf. „Willst du ins Bad?“, machte er sich bemerkbar und sah, dass sie weiterhin aus dem Fenster sah. „Ich wusste gar nicht, dass das Meer so nahe ist.“ Scorpius trat näher und im Gegensatz zu ihr, musste er sich nicht anstrengen, um einen Blick auf die dunkle Landschaft zu erhaschen. „Ich sehe nichts“, sprach er verwirrt und Rose stieß ihm in die Seite. „Du musst lauschen, hörst du die Wellen nicht? Dafür, dass du deine Ferien hier verbringst, kommst du aber wenig außerhalb des Pools.“ Scorpius lachte und roch das salzige Wasser, schließlich vernahm auch er das Rauschen der Wellen. Vielleicht war er bereits so oft hier gewesen, dass ihm solch eine Nichtigkeit vollkommen entging. Rose ließ vom Fenster ab und griff nach ihrem Kulturbeutel. Als sie in Bad verschwand, schloss der blonde Malfoy die Augen. Natürlich. Das Meer war so nahe, dass man, wenn man die Fenster die Nacht über offen ließ, dass Gefühl hatte, man schlafe am Strand. Eine kindische und seltsam romantische Vorstellung, die ihn als Kind hatte hoffen lassen, auf Meeresbewohner zu treffen, wenn er am Tag am Strand spazieren ging. Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)