It's a heartache von Dahlie (Liebe hat viele Gesichter) ================================================================================ Kapitel 8: Sternenklare Nachtluft. ---------------------------------- . . . Gestresst fuhr sich der Schulsprecher durch das rotbraune Haar und warf zum hundertsten Mal an diesem Abend einen Blick auf den Kalender. Ihm blieben nur noch schmale sechs Wochen Zeit, um den Austausch und den Adventball, der kein Ball mehr war, zu organisieren. Ein paar Punkte auf der Meilenliste hatte er schon abgearbeitete und doch blieb noch unheimlich viel zu tun. Auch wenn Dominique ihm gesagt hatte, viele Kleinigkeiten würden sie sich durch den Wechsel sparen, so hatte er doch das Gefühl, noch eine ganze Ecke mehr machen zu müssen. Langsam begann er das Amt zu hassen und wünschte sich die Zeit zurück, als er noch ohne jegliche Verantwortung einfach nur in den Tag hinein gelebt hatte und tat, wonach im stand. Jetzt konnte er sich noch nicht einmal seiner Quidditch-Today widmen, die nur einmal die Woche mit der Eule eintrudelte. Von seinem Schreibtisch aus, sah er zum langen Versammlungstisch und bemerkte, dass seine Cousine nicht damit beschäftigt war, bestimmte Bescheinigungen zu erstellen. Stattdessen brütete sie über die Youth-Witch. Verstimmt erhob sich Fred und ließ sich neben ihr nieder. „Was wird das?“ „Ich fange sofort an, ich will nur eben diesen Test machen.“ Verwirrt beugte er sich näher zu ihr und betrachtete die Zeitschrift. Dreist zog Fred sie ihr weg und sprach ungläubig: „Auf welchen Zauberer stehst Du, Psycho-Test? Dome, wie alt bist du?“ Sie sah ihn missbilligt an und er las die erste Frage laut vor: „Welche peinliche Neigung darf er auf keinem Fall besitzen? a) bei einem Feuerwhisky husten, b) mit Kuscheltieren schlafen oder c) Flubberwürmer niedlich finden. Ganz klar, b) – zum Merlin, wieso kreuzt du c) an?“ „Hallo?“, ihre Stimme nahm einen hohen Klang an. „Das grenzt an Geschmacksverwirrung!“ Der Weasley sah sie gleichgültig an und überflog die anderen Fragen. „Und, welche Art Zauberer ist dein Typ?“ Er konnte sehen, dass sie noch kein Endergebnis angekreuzt hatte. Ein leichter Rotschimmer legte sich auf ihre Wange und sie nuschelte etwas Unverständliches vor sich hin. Fred sah sie unverwandt an und sprach höflich: „Wie bitte, ich habe dich nicht verstanden.“ „Mir fehlt eine Antwort.“ „Ah ja.“ Fred suchte die offene Frage und konnte sich ein diabolisches Lachen nicht verkneifen. Laut und schadenfroh las er vor: „Wonach sollte der perfekte Kuss schmecken? A) nach sternenklarer Nachtluft, b) nach Perfektion oder c) nach Lakritz-Elfen – igitt, wer frisst denn so was freiwillig?“, empört über die einfallslosen Antworten sah er zu seiner Cousine. „Also, dass du davon nichts ankreuzt, verstehe ich, denn-!“, er hielt inne, als er sah, wie sie sich nervös auf die Lippe biss und seinen Blick mied. „Nicht die Antwort ist dein Problem, sondern der Kuss“, schlussforderte er als gerissener Ravenclaw. „Hat Matt dich so enttäuscht oder ist er so schwer von Begriff und hat sich noch nicht getraut, mehr zu tun als Händchenhalten?“ „Manchmal frage ich mich, warum du nicht in Slytherin gelandet bist!“, spuckte sie ihm entgegen und er neigte den Kopf. Es war nicht das erste Mal, dass er diese Frage vernahm und er selbst hatte sich dies bereits ebenfalls öfters gefragt. Doch mittlerweile kannte er die Antwort. Statt auf ihre Provokation einzugehen, legte Fred die Zeitschrift wieder auf den Tisch und lehnte sich zurück. „Soll ich dir deine letzte Frage beantworten?“ Dominique hob eine Augenbraue und glaubte im ersten Moment, sich verhört zu haben. „Wie bitte?“, brachte sie piket hervor und er verzog keinerlei Miene. „Du hast mich schon verstanden.“ Kurz sahen sie einander an, ehe sie den Blickkontakt brach und die Zeitschrift zuschlug, um sich an die Arbeit zu machen. „Ich sollte anfangen, wenn ich vor Mitternacht im Bett sein will.“ – „Du hast Schiss!“, provozierte er weiter und legte den Kopf in den Nacken; sofort sah Dominique ihn an und zischte ihm entgegen: „Wir sind Cousins!“ „Das sind Molly und James auch und trotzdem haben sie ‘nen dunklen Fleck auf ihrer reinen Weste.“ Im ersten Moment verstand die Blonde nicht, doch dann legte sich ein Rotschimmer auf ihre Wangen. „Du würdest dich nur über mich lustig machen!“ Fred beugte sich vor, noch immer war sein Gesicht ein Spiegel der Ernsthaftigkeit. „Würde ich es dir sonst anbieten?“ Ihr dummes Herz klopfte bis zum Hals und Dominique schluckte kaum merklich. „Nur, wenn du mir versprichst dich niemals darüber lustig zu machen!“ Er musste lächeln und hob eine Hand. Der Schulsprecher spürte, wie sich ihr Körper versteifte, als er durch ihr offenes, langes Haar strich. Mit Überwindung schloss sie die Augen und er betrachtete ihr schlichtes, aber durchaus schönes Gesicht. Sanft und vorsichtig legte er seine Lippen auf die ihre und zog sie an der Hüfte bestimmt näher zu sich. Sie saß nun auf der Kante des breiten Stuhls und ihr heißer Atem streifte sein Gesicht. Fred schmeckte weiße Schokolade mit Erdbeere und zog mit der Zunge gekonnt die Konturen ihrer vollen Lippen nach, dann wagte er sich weiter vor und trennte sie, um sie weiter schmecken zu können. Seine Hand strich dabei weiter durch ihr Haar und hielt sie fest. Überrascht von der Wärme, die ihn empfing und sein eigenes, klopfendes Herz, hielt er kurz inne. Dann spürte er, wie sich ihre Zunge der seinen entgegen drängte und ihre schmalen Hände sich in seinen Pullover vergruben. Fred schloss seine Augen und gab sich dem unbestimmten Gefühl hin. Es war erst das zweite Mal, dass er solch ein Gefühl verspürte. Das erste Mal hatte er es in den Sommerferien, als Ceres zu Besuch war, verspürt. Gleichzeitig spürte Fred einen feinen Unterschied. Ein unschuldiger Kuss ohne Hintergedanken ließ sein Innerstes rasen und ihn leidenschaftlicher werden. Hingebungsvoll und naiv schien Dominique ihm zu geben, was sie besaß und es gefiel ihm. Mit einem Ruck hatte er sie auf seinen Schoß gehoben, ohne den Kuss zu unterbrechen und legte eine Hand auf ihren Rücken. Doch noch bevor er sich an die Wärme an seinem Körper gewöhnen konnte, löste seine Cousine sich atemlos von ihm. Ihre Wangen glühten und ihre blauen Augen schienen vollkommen verwirrt. Erschrocken über sich selbst, hielt sie sich eine Hand vor dem Mund und murmelte: „Entschuldige.“ Fred begriff, dass ihr die Kontrolle über sich selbst entglitten war, etwas, was sie zutiefst beschämte. Hektisch rutschte sie von seinem Schoß, sammelte ihre Sachen ein und verließ eilig den Schulsprecherraum. Fred sah ihr nach und ein zufriedenes Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Er genoss die Tatsache, dass er sie so aus dem Konzept gebracht hatte, doch als er sich auf die Zunge biss und den Geschmack von Schokolade und Erdbeere verspürte, verschwand das Grinsen. Er hatte mehr gewollt und den Kuss durchaus genossen. Etwas, was ihm selten passierte und sofort fragte er sich, ob es an ihrem Veela-Charme lag, oder an ihr selbst. Ceres hatte eine ähnliche Wirkung auf ihn gehabt, nur, dass sie sehr wohl wusste, was sie tat. Dominique dagegen nicht. Draußen auf dem dunklen Flur lehnte sich Dominique schweratmend gegen die kalte Steinwand und versuchte, wieder Herrin der Lage zu werden. Noch immer glühten ihre Wangen und zum ersten Mal verstand sie, warum ihr Cousin eine so anziehende Wirkung auf Hexen hatte. Wahrscheinlich konnte er besser mit Worten umgehen, als Albus und verbotener küssen, als Scorpius. Ihre Finger glitten über ihre empfindsamen Lippen und sie holte tief Luft. Dieser Kuss, ihr erster wirklicher, hatte etwas ausgelöst, was sie nicht einzuordnen vermochte. Normalerweise verlor sie niemals die Kontrolle und war immer auf jegliche Handlung vorbereitet, doch sein Kuss hatte ihr den Boden unter den Füßen weggezogen und alle brauchbaren Notizen in den Wind geschleudert. Dominique sah auf Youth-Witch zu ihren Füßen und die aufgeschlagene Seite des Tests. Wonach sollte der perfekte Kuss schmecken? Ganz klar, nach sternenklarer Nachtluft. 3 : 3 - Ausgleich. --- Normalerweise redete sich Alice Longbottom niemals damit heraus, dass sie ein Ravenclaw war und dementsprechend feige sein durfte, schließlich war sie keine Gryffindor und Ravenclaws waren schlau. Schlau genug eben, um zu wissen, wann sie sich am besten verkrochen. Feige und alles andere als schicklich hatte sie sich in ihr Zimmer verbarrikadiert und die Vorhänge ihres Bettes geschlossen. Zu guter Letzt, um das Klischee perfekt zu machen, fand die dicke Decke den Weg über ihren Kopf und sie krümmte sich, wie ein Neugeborenes. Sie würde einfach hier bleiben und darauf warten, dass der Tag vorüberziehen würde. Albus hatte sie erst beim Mittagessen wissen lassen, dass sie heute Abend auf ihre Kosten kommen würde. Panisch und vollkommen albern hatte sie die Flucht ergriffen und befand sich nun im seltsamen Umstand. „Alice!“, hörte sie die energische Stimme ihrer Mitbewohnerin und schwieg eisern. Seit einer halben Stunde versuchte Gladys nun schon durch die verschlossene Tür zu kommen und hatte dabei allerhand Zauber ausprobiert. Doch auf die Idee, Streber-Franky um Hilfe zu bitten, war sie anscheinend noch nicht gekommen. Merlin sei Dank. Endlich verstummte die Stimme Gladys und Alice atmete auf. Jedoch nicht lange. Kurz darauf sprang die Tür auf und ihr Herz setzte aus, als sie die wohlbekannte Stimme hörte. „Ladys, Danke für eure Gesellschaft, aber ich muss jetzt in die Höhle der feigen Ravenclaw, die euer Haus mit Schande besudelt und ihr einen heftigen Tritt in den Allerwertesten geben.“ Alice verzog sich mitsamt Decke robbend bis an das Ende des Bettes und wagte sich, wie ein Stein nicht mehr zu bewegen. Erst als sich jemand heiter und gleichgültig zu ihr auf das Bett warf, quiekte sie. „Du hast mich versetzt!“, gab Albus anklagend kund. „Mich hat noch nie jemand versetzt! Ich bin zutiefst verletzt!“ „Irgendwann musste ja mal jemand damit anfangen, dir nicht mehr aus der Hand zu fressen!“, redete sich Alice raus und hörte das knappe Lachen ihres Kindertagen Freundes. „Komm schon, was ist wirklich los, dass du dich einschließt, wie einst Molly vor jeder Prüfung?“ „Nichts“, log sie dreist und hörte, wie Albus sich bewegte. Erst als er sich direkt auf ihren Rücken nieder ließ und auf die Decke trommelte, wohlgemerkt im Takt von Mambo number six, ätze sie. „Hast du schiss, dass ich es Rose‘ Worten gleichtun werde? Hey Alice, ich werde dir schon nicht die Unschuld rauben! Nimm nicht alles immer so seltsam ernst!“ Wütend über seine Belustigung und mit hochrotem Gesicht schlug sie die Decke weg und versuchte, sich unter seinem Gewicht zu befreien. „Unsinn! Nur du bist Slytherin und seit der vierten Klasse weiß man bei dir nie! Ich habe halt Angst, dass du mich in eine riesige Puddingschüssel schupst und mich dann dort untergehen lässt.“ Vollkommen verwirrt runzelte Albus die Stirn und starrte sie an. Er wusste, dass es nichts anderes auf der Welt gab, dass Alice so sehr hasste, wie Pudding, aber ihre Behauptung war selbst für einen so fantasievollen Menschen, wie ihn, sehr weit hergeholt. „Aber sonst geht es dir gut, ja?“, er tippt sich mit den Zeigefinger gegen die Schläfe und zog ihr die Decke weg. „Ich will dich nur ein wenig überraschen und ich verspreche dir auch, dass es weder mit Pudding noch mit sonst irgendwelchen Gefahren zu tun hat.“ Albus kletterte aus dem Bett und reichte ihr die Hand. Nur widerwillig nahm Alice sie an und schlüpfte in ihre Schuhe. Knapp warf er ihr den Umhang über und zog sie vom Gemeinschaftsraum auf den kalten Flur. „Verrat mir zumindest, wo wir hingehen!“, verlangte sie, als sie an der großen Halle vorbeirauschten. Albus zwinkerte. „SV-Raum, Fred hat ihn mir zu Verfügung gestellt.“ Nun verstand sie gar nichts mehr und ihr Herz klopfte noch einen Vierteltakt schneller, als er vor besagtem Raum stehenblieb. Sachte schob er sie vor und öffnete die Tür. Alice wagte es kaum, hineinzusehen, doch als sie sich überwand, die Augen wieder aufzumachen, klappte ihr Mund auf. Gut gelaunt erwarteten Roxanne, Ceres Viscount und Melody Parkinson sie. Die drei Slytherins schienen vergnügt und sie fragte sich unweigerlich, was sie mit der nächsten Aufgabe zu tun haben könnten. „Darf ich vorstellen?“, riss Albus die Aufmerksamkeit an sich. „Drei Engel für Potter. Sie werden mir ein wenig unter die Arme greifen.“ „Oder gar die ganze Arbeit machen“, warf Ceres ein und Roxanne zog den Umhang von Alice Schultern. Diese führte sie auf einen großen, ledernen Sessel und sofort sah sich die Ravenclaw um. „Muss ich Angst haben?“ „Natürlich, wir werden dich in vier Teilen und dann dem Drachen zum Fraß vorwerfen.“ Roxanne rollte die Augen und Albus ließ sich auf den großen Versammlungstisch nieder. „Reizende Sandkastenfreundin, lass mich dir die Aufgabe vorlesen.“ „Mach schnell, mein Herz kollabiert nämlich gleich!“, sie sah, wie man ein großes Tuch über sie legte und am Hals zusammen band. Dann traten alle drei Hexen näher und musterten sie vergnügt. Albus schien das Spiel der Ungewissheit zu genießen und sah die Panik in ihren Augen. Wahrscheinlich dachte Alice, dass sie sie als Versuchskaninchen für Zauber benutzen würden. »Wage einen kleinen Schritt der Veränderung. « „Was?“ „Bei Merlin Alice!“, empörte sich Roxanne genervt von der ganzen Panik-Getuerei. „Wir werden dich ein wenig aufmöbeln und das war es. Kleiner neuer Haarschnitt, ein bisschen Farbe und den üblichen Pflegemist! Also hör, auf einen dritten Koboldkrieg heraufzubeschwören!“ Der Sessel wurde nach hinten gekippt und sie musste sich recken, um ihren besten Freund zu sehen. Albus brüllte vor Lachen. „Was hast du denn gedacht? Dass ich dich irgendwem ausliefere? Hör mal, du darfst nicht vergessen, das Dominique Weasley die Liste gemacht hat, es wird schon nichts Skandalöses drauf stehen, also entspann dich.“ Das versuchte sie dann auch. Als erstes spürte Alice, wie Wasser ihre Haare berührte und dann mehrere kleine Folien ihren Kopf bedeckten. Roxanne zückte eine Nagelfeile und Ceres kam ihrem Gesicht gefährlich nahe. Während die Longbottom also eine vollkommen unbekannte Prozedur über sich ergehen ließ, lehnte sich Albus mit einer Quidditch-Today zurück. Noch immer schüttelte er den Kopf und widmete sich einem Artikel über Dummy Dickson. Manchmal spielte er mit dem Gedanken, Alice zu sagen, sie sollte versuchen die Welt gelassener zu sehen, doch ihre Hysterie belustigte ihn. Immer wieder sah er auf die drei Hexen, die schwatzend den neusten Klatsch austauschten und sich über kosmetischen Schnickschnack unterhielten, der Alice vollkommen fremd zu sein schien. Sie wirkte schon fast verloren, hielt sich jedoch tapfer. Albus empfand einen gewissen Neid auf die Liste und die Idee mit dem Aufgabenbuch. Irgendwie wünschte er sich, etwas Ähnliches mit seinen Freunden getan zu haben. Fred und Scorpius hätten sicherlich ebenfalls Spaß daran gehabt. Doch nun waren sie schon in ihrem letzten Jahr und Albus hatte trotzdem das Gefühl, nichts Nützliches, woran er sich je im Alter erinnerte getan zu haben. Natürlich wollte er keine solche Schulzeit wie sein Vater, Dementoren bekämpfen, ein Turnier gewinnen und irgendeine rebellische, verbotene Truppe gründen. James hatte dem Namen Potter bereits genug Ehre zugeteilt, indem er den Hauspokal gewonnen hatte – wenn auch nicht unter eigener Führung – und eigene Scherze erfand, wie die geniale Flasche der Wahrheit, die in die Geschichte Hogwarts eingingen. Er dagegen hatte bislang nicht viel getan, außer seinen Hintern auf einen Besen zu schwingen und ein paar Herzen zu brechen. Abgesehen von den Abende, die er zusammen mit Fred und Scorpius verbracht hatte, blieb ihm nicht viel, woran er sich gerne erinnerte. Eine wirklich traurige Tatsache. Hin und wieder kam ihm der Gedanke, er könnte doch einfach mal einen unschlagbaren Streich spielen, genug Fantasie hatte er, oder eine Party schmeißen, an die sich ganz Hogwarts noch nach zehn Jahren erinnern würde, doch dann dachte er daran, dass er einen weiteren Schritt Richtung Bruder und Vater machen würde und das war das Letzte was er wollte. Tat er etwas Herausragendes, verglich ihn jeder mit dem berühmten Harry Potter, tat er etwas, was an Genialität und Wahnsinn grenzte, nagte der Schatten von Albus Dumbledore an ihm. In all den Jahren war Albus nie in Versuchung gekommen, mit seinen Namensvetter ein kleines Gespräch zu führen, weshalb auch. Es würde auf dasselbe rauskommen, als wenn er seinem Vater versuchen würde zu erklären, warum er keine besonders große Lust verspürte, ins Ministerium zu gehen, sobald die Schule abgeschlossen war. Eine magisch gesteuerte Schere schwebte durch die Luft und Albus hörte Alice erstickten Schrei. Er musste lächeln und dachte daran, dass die Liste erst nach langer Zeit wieder dazu geführt hatte, dass sie etwas miteinander unternahmen. Sonst war die Zeit, die sie zusammen verbracht hatten, eher knapp bemessen gewesen. Albus hatte schon fast vergessen, wieso er als Kind so gerne mit Alice losgezogen war. Ihre Übervorsicht und ihre ständigen Bedenken hatten eine Sache meist noch reizvoller gemacht, als sie eigentlich war. „Morgane zum Himmel, was für ein Kampf!“, äußerte sich Melody Parkinson und riss Albus aus seinen Gedanken. Ceres zupfte ein letztes Mal an den braunen Haaren der Ravenclaw herum und Roxanne trat zur Seite. Vollkommen überrumpelt starrte Albus Alice an und zog unweigerlich die Augenbrauen hoch. „Was haben sie mit mir gemacht? Sieht es so schlimm aus?“, die Vertrauensschülerin griff nach einem Spiegel, der sich auf dem großen Tisch neben Albus befand und musterte ihre Erscheinung. „Ich würde sagen, die Ladys haben ganze Arbeit geleistet!“, er zwinkerte den drei Hexen zu und Ceres winkte locker ab. „Das waren ein paar einfache Handgriffe.“ Handgriffe, die Alice ganz gut taten. Ihr kurzes Haar war vorne stufig geschnitten worden, warme karamellfarbende Strähnen mischten sich in ihre dunkle Pracht und die sonst so buschigen Augenbrauen waren zu feine Bögen gezupft worden. Die sonst so ungepflegten Nägel waren sauber und in Form. Albus bedankte sich und die drei Slytherins verabschiedeten sich. Als sie alleine im SV-Raum waren, konnte der Potter nicht mehr leugnen, dass ihm die leicht veränderte Aufmachung der Ravenclaw gefiel. Schlicht und einfach und doch sehr wirkungsvoll. „Und ich dachte schon, sie machen eine rappelkurze Frisur draus“, sprach Alice erleichtert und betrachtete sich kritisch. Albus setzte sich erneut auf die Tischkante und sah sie ebenfalls an. Seltsam fremd, musste er sich zu einem Grinsen zwingen. Es behagte ihm nicht, dass er das Wort attraktiv mit Alice in Verbindung brachte. „Sieht doch ganz gut aus.“ „Finde ich auch!“, sie strahlte und drückte ihn einen knappen Kuss auf die Wange. „Danke, danke, danke!“, sie hüpfte an ihm vorbei zu der Tasche, die die drei Slytherins dagelassen hatten. Alice hatte schnell begriffen, dass es sich um die des Potters handelte und zog die Liste heraus. „Lass doch mal sehen was als nächstes ansteht.“ Sie setzte sich neben ihn und beide sahen auf das Pergament. Die feine Schrift erschien und sie las vor: »Es wird Zeit sich mit klassischen Tanz vertraut zu machen.« Meint sie damit Standardtanz?“, fragte die Longbottom irritiert und Albus legte einen Arm um ihre Schulter. „Sieht ganz so aus und wieder einmal hast du Glück, mit mir geschlagen zu sein.“ Alice begriff die Bedeutung seiner Worte, nämlich, dass er sich erbarmen würde, ihr auch diesen Punkt abzunehmen. Mit Albus zusammen machte es fast schon Spaß, diese Liste abzuarbeiten und im Stillen war sie Dominique langsam aber sicher dankbar für diese Jahresaufgabe. „Danke Al.“ „Keine Ursache, dafür gehen die nächsten fünfzig Butterbier, die wir in den drei Besen trinken werden, auf dein Konto.“ „Na, ich würde sagen, bei zehn kommen wir ins Geschäft.“ --- Normalerweise, dieses Mal im Fall von Rose Weasley, ließ sie sich durch nichts und niemand in der Welt während eines Quidditchtrainings ablenken. Doch am heutigen späten Nachmittag trat eben jener mysteriöse Fall ein. Kein Windhauch regte sich und Team Gryffindor übte brav seine Spielzüge. Wäre da nicht eine überaus nervige Stimme, die die gesamte Mannschaftskonzentration immer wieder hart auf die Probe stellte. „Manchmal frage ich mich wirklich, wie dieser egoistische und auf sich selbst bezogene Mistkerl überhaupt zu seinem Amt gekommen ist! Nichts als Eulenscheiße hat der Kerl im Hirn und immer-!“ „Hat Dome da gerade tatsächlich Eulenscheiße gesagt?“, informierte sich Hugo, der zwei Meter über Rose hinweg flog, solch eine Wortwahl war für die gemeinsame Cousine eher ungewöhnlich. Die blonde Veela stand seit einer halben Stunde unter ihnen auf dem Feld und schimpfte in nicht zu verachtender Lautstärke vor sich hin. Rose schüttelte abwertend den Kopf und Lily blieb neben ihr hängen. „Darf ich mal so ganz nebenbei fragen, über wen zum Kuckuck sie sich die ganze Zeit aufregt?“ „Undiszipliniert, verantwortungslos und in allen Maßen verachtungswürdig! Jawohl!“ Rose ließ den Blick schweifen und beobachtete, wie Linus Little, ihr kleiner Sucher, zum widerholten Mal wie gebannt auf die schimpfende Hexe starrte. Sie begriff, dass es sinnlos war, weiter zu trainieren, solange ihre Cousine unter ihr ein Konzert der Beleidigungen zum Besten gab. „Leute, Schluss für heute. Wir fangen dafür am Donnerstag eine Stunde eher an! Ab unter die Dusche!“ Das gesamte Team schien erleichtert und sie landeten im sicheren Abstand zu der noch immer vor sich hin brüllenden Hufflepuff. Entnervt und wütend trappte Rose auf sie zu und blaffte sie an: „Was ist los mit dir!? Wieso musst du das Training stören?“ Sie wusste, dass sie Dominique den besseren Quidditchplan zu verdanken hatte, trotzdem reagierte sie auf diese Störung sichtlich ungehalten. „Habe ich dir gerade gesagt! Dieser Nichtsnutz von Weasley-!“ „Wir reden über Fred, richtig?“, informierte sich die Gryffindor vorab und zog Dominique über das Feld. „Über wen bitte sonst?“ Rose schellte sich selbst für die Frage, schließlich gab es nur einen Menschen, der die Veela so aus der Haut fahren ließ. Manchmal bewunderte sie die Fantasie, die Fred aufbrachte, um Dominique jedes Mal so zu verärgern, denn normalerweise war die Hufflepuff eine freundliche und beherrschte Hexe. Doch bei ihrem eigenen Cousin schien sie jedes Mal absolut durchzudrehen. Bemüht ruhig, atmete Rose tief durch und ärgerte sich über das verpasste Training, wo sie doch vor Weihnachten noch gegen Slytherin ranklotzen mussten. „Hör mal, du weißt was ich dir zu diesem Thema gesagt habe, lass es auf sich beruhen, du ziehst sowieso wieder den Kürzeren und das kostet unnötig Nerv-!“ „Er hat mich geküsst.“ „Na ja und das ist kein Grund mein Training zu stören und- er hat was?“, sofort hatte Dominique ihre vollkommene Aufmerksamkeit. Sie stemmte die Hand in die Hüfte und legte den Kopf leicht schief. „Wie ist es dazu gekommen? Hat ihm jemand einen Liebestrank untergejubelt und-!“ – „Nein, nein, nein!“, unterbrach die Blonde energisch. „Ich habe diesen blöden Test in der Witch gemacht, von wegen, wie sollte der erste Kuss schmecken und er hat sich halt angeboten.“ Nichts verstehend, nickte Rose geistig reich. „Und du hast gedacht, nehmen wir das Sonderangebot an? Sehr schlau, Madame Marie Curie!“ „Danke, das weiß ich auch!“, Dominique hielt inne und runzelte die Stirn. „Wer ist Madame Curie?“ Sie kamen vom Thema ab, doch es war Rose egal. Hastig erklärte sie: „Ne Muggel-Chemikerin, aber das beiseite. Der Kuss!“ Noch nie war Dominique Weasley um eine Antwort verlegen gewesen, doch dieses Mal sah sie betreten auf ihre Schuhspitzen, fast wie eine Sechsjährige. Sie musste mit jemanden reden. Alice war beschäftigt und nicht auffindbar und Roxanne würde sie sicherlich auslachen, wenn sie von solch einem primitiven Gefühl berichten würde. Ihre Hoffnung lag jetzt auf Rose. „Also wir haben uns geküsst… und naja… es fühlte sich komisch an…und ach… ich weiß auch nicht…“ Rose hob beide Augenbrauen und ihre Mundwinkel zuckten. „Du hast deinen eigenen Cousin geküsst“, sprach sie tonlos und sofort warf Dominique hastig ein: „Molly und James haben auch keine so reine Weste, wie sie gerne hätten!“ Das Argument als Entschuldigung war schwachsinnig und Rose begriff den Zusammenhang nicht, weshalb Dominique sich ratlos durch das Haar strich. „Sag mal, kann es sein, dass dir Freds Kuss gefallen hat?“, sie grinste verschmitzt, doch als sie das Gesicht ihrer Cousine sah, begriff sie, dass sie vollkommen ins Schwarze getroffen hatte. „Und was ist daran jetzt so schlimm?“ „Ach Rose!“, murrte Dominique, verstimmt darüber, dass ihre Cousine das Problem nicht zu sehen schien. „Du beweist mal wieder die Feinfühligkeit eines Bergtrolls.“ „Besten Dank!“ Die Rothaarige stampfte vom Feld und stellte schließlich ihren Besen in die angrenzende Kammer zu den Duschen. Dann zog sie den dicken Mantel, den sie zum Fliegen trug, aus. „Hast du Schiss, dass du wie Clarks werden könntest?“, warf sie schließlich ein, um das Thema wieder aufzunehmen. Dominique schluckte hart und nickte schließlich. „Ja. Ich meine, was, wenn es noch einmal zu so einem Kuss kommt und noch einmal und noch einmal und-!“ „- dann landet ihr im Bett“, sprach Rose aus, was die Blonde eigentlich sagen wollte. „Das ist Unsinn! Du hast doch selbst gesagt, dass Fred dich nicht besonders leiden kann und du ihn ebenfalls nicht deinen Lieblingscousin getauft hast. Wahrscheinlich wollte er, dass du ihm irgendwie Arbeit abnimmst, kann das sein?“ Dominique dachte nach und erinnerte sich daran, dass sie tatsächlich an jenem Abend ihn mit Arbeit zudecken lassen wollte. „Du meinst, er hat es nur aus Eigennutz getan und damit ich nach seinen Regeln springe?“ Unwirsch zuckte Rose mit den Schultern. „Kann doch sein. Ich war ja nicht dabei, aber bevor du dir um deine Seligkeit sorgen machst, frag dich erst einmal, ob Fred so viele Gedanken verdient hat und du dir nicht eher um Matt den Kopf zerbrechen solltest.“ Sie zwinkerte und die Veela wurde rot. „Ja… ja du hast recht. Entschuldige bitte die Störung.“ Zerstreut nickte die Blonde, die Einsicht schien sie erschlagen zu haben. Rose knuffte sie freundschaftlich in die Seite. „Unsinn, das war doch klar, dass ich dir da zuhöre, aber Dome, das nächste Mal bitte nicht mitten im Training!“ Die Blonde nickte verstehend und verabschiedete sich. Rose sah ihr nach und huschte schließlich unter die Dusche. Als sie einen Blick auf die Uhr riskierte, begriff sie, dass das Abendessen bereits zwei Stunden zurücklag und sie erneut Hunger verspürte. Kurz entschlossen huschte sie im Schloss nicht direkt in den Gemeinschaftsraum, sondern suchte die Küche auf. Bislang war sie noch nicht oft dort gewesen. Nur wenn sie mitten in der Nacht Durst oder durch Nachsitzen das Abendessen verpasst hatte. Beides kam sehr selten vor. In schnellen Schritten ließ sie den dunklen Flur hinter sich und trat leise in die Küche, wo sie das Klackern von Töpfen und Geschirr hörte. „Miss“, wurde sie sogleich von Kreacher begrüßt, wenn auch mürrisch. Sie schenkte dem Hauselfen ein freundliches Lächeln. Auch wenn er ihr gegenüber nicht gerade Fröhlichkeit oder Respekt an den Tag legte, so mochte sie ihn. Von ihrer Mutter wusste sie, was Kracher mit seinen Herrn Regulus alles hatte durchmachen müssen und das der Elf in der großen Schlacht mutig und unerschrocken Rache genommen hatte. „Abend Kreacher, darf ich ein bisschen Tee und ein Sandwich bekommen?“, fragte sie höflich und bemerkte, dass er knapp nickte. Rose wollte sich an den langen Küchentisch niederlassen und bemerkte, dass bereits jemand dort verweilte. „Sieh mal einer an, hat Klein-Malfoy bei einem abgebrochenen Quidditchtraining im Gebüsch gehockt?“ „Tut mir leid, aber ich habe dein simples Training dank eines Nachsitzens bei Professor Longbottom verpasst.“ Er grinste breit und sie ließ sich ihm gegenüber nieder. Kurz darauf erschienen die heiße Tasse und das Essen. Er selbst löffelte gerade seinen Nachtisch und riskierte einen Blick auf seine Armbanduhr. „Normalerweise trainierst du doch bis zehn?“ „Dome hat mein Team mit wüsten Beschimpfungen bei Laune gehalten. Ich hab das Training also abgebrochen.“ Herzhaft biss sie in ihr Sandwich und genoss es, wieder ein Gefühl im Körper zu bekommen. „Schon gehört? Aus dem Adventball wird eine Art Party gemacht.“ Scorpius nickte und lockerte die Krawatte um seinen Hals. Er hatte einen anstrengenden Tag mit Hausaufgaben und Nachsitzen hinter sich. „Gute Idee. So sparen wir uns den Smoking und ihr Hexen euch die Stunden im Bad wegen Frisur, Kleid und sonstigem Mist.“ Unweigerlich musste sie bei seiner Wortwahl grinsen. „Dafür wird es jede Menge Tränen, Alkohol und hysterisches Geheule geben. Weißt schon, auf einer Party, die Fred organisiert, kommt es immer zu so einer Gefühlswelle.“ „Weshalb ich auch ohne Begleitung hingehe und in aller Ruhe mein Bierchen trinken werde.“ Sie stutzte und hackte nach, denn ein Scorpius Malfoy, der alleine eine Fete aussuchte, gab es wahrlich nicht oft. „Al kann machen, was er will, aber ich will vor Weihnachten meine Ruhe.“ „Oder deine Trauer in Alkohol ertränken, weil Slytherin einen Tag vorher das Spiel gegen Gryffindor verloren hat.“ Scorpius hob eine Augenbraue. „Will da jemand wetten?“ Rose lehnte sich vor und umschloss mit beiden Händen die warme Tasse. „Jap, ich wette das Gryffindor dieses Jahr wieder gewinnen wird!“ Amüsiert neigte der Blonde den Kopf und sah sie an. „Nein, Slytherin gewinnt, aber Linus Little fängt den Schnatz.“ Überrascht sah Rose ihn an und er erklärte: „Der Kurze ist gut und ich bin sicher, dass er um einige mehr unter Strom steht als Al. Um was wetten wir?“ Er nahm die Sache tatsächlich ernst und Rose sah ihn einen Augenblick lang stumm an. Einerseits freute es sie, dass er glaubte, Linus hätte gegen den großen Albus Potter als Sucher eine Chance, doch andererseits machte er auch deutlich, dass sie als Torwart unterlegen sein würde. „Ich würde sagen, der Gewinner darf eine Bedingung stellen, oder einen Wunsch äußern, den der andere dann erfüllen muss. Alles jedoch rein jugendfrei.“ Scorpius grinste eine Spur breiter, als er das Wort ‚jugendfrei‘ vernahm. „Schiss, dass ich dich zu skandalösen Dingen zwinge?“ Er sah, dass sie rotanlief. „Das habe ich bereits. Mir schwebt da eher etwas in Form von Hausaufgaben im Kopf herum.“ Rose verdrehte die Augen. „Erst musst du gewinnen.“ Sie dachte daran, was sie ihm alles abverlangen könnte und tatsächlich war ihr erster Gedanke eine kleine Rache dafür, dass er es ihr in den vergangenen Schuljahre so schwer gemacht hatte. „Die Wette steht.“ Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)