Der Morgen nach einer regnerischen Nacht von Itoe89 (Sesshomaru & Kagome) ================================================================================ Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Hallo meine Lieben DMNERN-Fans. xD Ja, beim letzten Kapitel gab es nicht so viele Kommis, aber das kann ich irgendwo auch nachvollziehen. Ich bin selber mit dem letzten Kapitel nicht zufrieden. Aber es freut mich, dass es trotzdem welche gegeben hat, denen es gefiel. ;-) Kommis: @ShizukaNaHana Nun ja, er ist auch nur ein Mann. R. Takahashi hat nie wirklich gezeigt, wie er zu den Frauen steht. Allerdings konnte man eine gewisse Zuneigung zu Frauen sehen. Bedenke man Kagura und Sara. Er hat sehr wohl eine gewisse, begrenzte Schwäche für Frauen. Ausserdem sehe ich ihn nicht als impotent oder schwul. Oder? ]:D @1991Rin: Da kannst Du Dir eigentlich auch meine Antwort auf dem obigen Kommi anschauen. Für mich ist Sesshomaru ein Mann mit Potenz und Zuneigung für Frauen. Warum sollte er sich ihnen enthalten, wenn er sie doch haben kann? *durch die Gegend spring und ich ich ich schrei* *nimm mich!!* xD @Kagome-Chan17 Ich hoffe, Du wirst nicht all zu sehr enttäuscht sein, wenn ich das Geheimnis vom "Schwarzen Mann" noch nicht preisgebe. *fies grins* Ich freue mich, dass es euch gefallen hat. Hoffe, das bleibt weiterhin auch so. ;-) Und nun zum Kapitel *************************************************************************************** Kapitel 5 Kagome war vollkommen verwirrt. Sie sah den vermeintlichen Schwarzen Mann irritiert an. Ihr Blick glitt zu Sesshomaru, der sich schützend vor den beiden Mädchen gestellt hatte und nun darauf wartete, dass der Schatten hervortrat. „Rin?“, flüsterte Kagome leise zu Rin, die sich hinter ihr an ihrem Schlafrock festklammerte und ganz fest die Augen zusammenkniff. Als sie keine Antwort bekam, legte sie beruhigend die Hand auf ihren Kopf und streichelte ihr Haar. Das schien zu wirken. Das Mädchen öffnete die Augen und sah zu ihrer Mutter hoch, die nach wie vor Sesshomaru und den Schatten im Auge behielt. „Mama?“, hauchte sie leise, doch laut genug, dass Kagome sie hörte. „Seit wann ist der Schwarze Mann bei dir, mein Schatz?“, fragte sie und streichelte nun das Haar des Kindes. „Seit…“, begann sie und dachte nach, „Seit wir hier sind. Seit gestern.“ „Ich verstehe. Mein Spatz, komm her.“, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass Sesshomaru ihr Rückendeckung geben würde, damit sie mit Rin verschwinden konnte, packte sie Rin an ihre Brust und rannte raus. Der Schattenkrieger begriff, dass sie gerade verschwanden und nicht mit ihm kämpfen würden. Sie nicht, aber er. Sesshomaru. Der Schatten grinste schelmisch und kam langsam aus der Kammer heraus. Sesshomarus Kehle entrann ein Knurren, das den Boden zu beben brachte. Jedenfalls hatte der Schattenkrieger das Gefühl, dass es so war. Er sah irritiert zu seinem Gegenüber hin, der ihn mit seinen Blicken in eintausend Teile zerfetzte. „Wer bist du.“, kam es schliesslich aus Sesshomarus Munde. Nun schien der Mond durch die Papiertüre genau auf den Schatten vor ihm. Wahrlich ein Schatten. Sesshomaru glaubte in diesem Moment sogar, durch ihn durch zu sehen, aber er war sich sicher, dass das nur eine optische Täuschung war. Anstatt sich durch seine Wut lenken zu lassen, beruhigte sich der junge Herr des Westens und beobachtete sein Gegenüber. Er war nicht wie jeder seiner bisherigen Gegner, die blindlings drauf los schlugen. So musste sich der Lord auch zurückhalten und herausfinden, was der Schatten vorhatte. Auch musste er vorsichtiger sein, als bisher. Wenn sich sein Verdacht bestätigen würde, dann würde das bedeuten, dass die Schatten, in diesem Fall sein jetziger Gegenüber, seine Energie anzapfen würde. Er musste also ebenfalls herausfinden, wie sie das machten. „Ich will nur die Frau.“, sagte der Schatten nun und grinste breiter als Rin das je gekonnt hätte. Sesshomarus Augen weiteten sich unmerklich. Er besann sich und seine Blicke wurden wieder zu eisigen Speeren. Tausende Fragen schossen ihm durch den Kopf, die er Stück für Stück irgendwo einordnete. „Wozu.“, das war eine Aufforderung zur Antwort als eine Frage. „Was geht dich das an?“, fragte der Schatten weiterhin grinsend, „Ich kann dich töten, noch ehe du dich versiehst. Dann nehme ich die Frau mit. Das Schlimme dabei wäre doch, dass du für eine Menschenfrau sterben würdest. Das auch noch sinnlos.“ Sesshomaru hob eine Braue in die Höhe. „Als ob eine niedere Lebensform, wie du es bist, mich, Sesshomaru, Herr des Westens, töten könnte.“, entgegnete er kalt, ohne dabei das Monoton seiner Stimme zu vernachlässigen. Der Schatten fing an, zu lachen. Es waren nur seine Stimme und sein Mund, die lachten, der Rest, sprich seine Augen, waren kalt und böse, wenn man dem Augen sagen konnte. Hatte er denn Augen? Das war jetzt egal. Der Daiyoukai war am Ende seiner Geduld. Sesshomaru liess seine rechte Klaue knacken, wobei er die Aufmerksamkeit des amüsierten Schattens auf sich lenkte und ging zum Angriff über. Der Schatten machte nicht die geringsten Anstalten, sich von der Stelle zu bewegen und sah Sesshomaru zu, wie er sich langsam auf ihn stürzte. Der Youkai hob seine Klaue und teilte den Schatten von seinem Kopf aus durch seinen Körper in zwei Teile. Der Schatten zerfiel zu Boden und löste sich auf. Im ersten Moment dachte sich Sesshomaru, dass das zu schnell ging. Doch er dachte nicht weiter darüber nach. Er eilte aus dem Zimmer und suchte nach Kagome und Rin. Seine Nase führte ihn direkt in sein Zimmer. Das gefiel ihm überhaupt nicht. Warum versteckten sie sich ständig in seinem Zimmer? Er würde die Miko zur Rede stellen, wenn das Ganze hier vorüber war. Als er die Schiebetüre seines Gemaches zur Seite schob, blieb er abrupt stehen. Einpaar Meter vor ihm war sein Bett und auf der anderen Seite war Kagome, die einen ihrer heiligen Pfeile gegen ihn richtete, und nicht die geringsten Anstalten machte, ihre Haltung zu lockern. Kagome konnte nicht viel erkennen, nur einen Schatten, der dort auf der anderen Seite der Türe war und sie anstarrte. Ihr Gefühl sagte ihr, dass sie nicht schiessen sollte, ihre Angst hingegen zwang sie, den Bogen, den sie gerade aus Sesshomarus Waffenschrank gestohlen hatte, aufrecht zu erhalten und den Pfeil auf ihn zu richten. Sie wartete. „Miko.“, sagte er schliesslich mit ruhiger Stimme und wartete noch eine Weile. Er hörte, wie sie einen tiefen Seufzer von sich gab und den Bogen wieder zu Boden richtete. Sesshomaru ging einen Schritt in sein Gemach und blieb erneut plötzlich stehen und sah hinter Kagome, die gerade Rins Haar streichelte. Kagome spürte Sesshomarus Zögern und sah ihn an. Seine goldenen Augen leuchteten plötzlich im Dunkeln und wurden von dem flüssigen Honig zu roten Rubinen. Ein Knurren, das wahrscheinlich vom Ganzen Schloss gehört wurde, entrann seiner Kehle. Seine Reaktion brachte Kagome dazu, sich um zu drehen und in ein schattenartiges Gesicht zu blicken, dessen Zähne, vor allem aber die Reisszähne, geradezu weiss leuchteten. Sie brauchte nicht lange, um zu verstehen, dass das derselbe Typ von vorhin, in Rins Zimmer, war. Sie wollte gerade den Bogen spannen und den Pfeil auf ihn richten, als der Schatten sich plötzlich bewegte und nun vor ihr stand. Sie riss entsetzt die Augen auf und ihrer Kehle entrann ein Keuchen aus Schreck. Ihr fiel Rin ein, die neben dem Bett auf dem Boden eingekauert war und vor Angst zitterte. Der Schatten packte Kagome an ihrer Kehle und hielt sie hoch, als er mitbekam, dass Sesshomaru wieder zum Angriff überging. Er stand abrupt still und funkelte ihn mit seinen roten Augen an. Wieder knurrte er aus reiner Wut. Kagome versuchte, zu atmen, doch ihr Hals schmerzte. Ihre Kehle brannte und alles fing langsam an, sich zu drehen. Sie hatte das Gefühl, als ob ihr ganzer Körper anfing, zu brennen und zu pochen. Ihr Blut rauschte langsam und beschwerlich durch ihre Venen. Sie würde gleich sterben, wenn das Biest sie nicht losliess. Nach einer Weile wurde es ihr langsam schwarz vor Augen. Mit letzter Kraft krallte sie ihre Nägel in die Schattenhand an ihrem Hals und drückte ihre feinen Nägel in dessen Haut ein. Das Gesicht des Schattens verzog sich leicht amüsiert. „Das bringt nichts, mein Liebes.“, sagte er und drückte noch fester zu. Wieder entrann Kagomes Kehle das bisschen Luft, das sie noch hatte als ein Pieps. „MAMA!“, schrie Rin auf und packte den Schatten an seinem Bein, der sie nur noch breiter grinsend ansah. Das war genug für Sesshomaru, um den Feind an zu greifen. Er nutzte den Augenblick der Unachtsamkeit seines Gegenübers aus und trat hinter ihm. Seine Energiepeitsche entstand wie aus dem Nichts und er fesselte ihn um seinen Körper. Mit seiner freien Hand durchtrennte er den Kopf des Schattens. Es war ihm klar, dass das nichts bringen würde, dass er nicht sterben würde, aber so war wenigstens Rin und auch die Miko in Sicherheit. So, wie es Sesshomaru erwartet hatte, löste sich der Schatten wieder auf und verschwand. Sesshomaru vernahm von seinem Flüstern, dass er bald wieder kommen würde. Dass es noch nicht vorbei war, was den Daiyoukai leicht knurren liess. Kagome fiel halb bewusstlos auf sein Bett und Rin eilte schnell zu ihr und fing an, zu weinen. Sie hielt die Hand ihrer Mutter fest an ihrer Brust und küsste ihre Finger. „Mama…“, sagte sie nur schluchzend und kam nicht weiter. „Rin.“, sagte Sesshomaru monoton, „Sie ist nicht tot. Auch wird sie noch nicht sterben.“ Das hatte Wirkung gezeigt. Rin strahlte im ganzen Gesicht, als sie zu ihm aufsah. Die Miko war lediglich bewusstlos von diesem bisschen Würgen, wie er es in Gedanken beschrieb. ‚So schwach. So zerbrechlich. So nutzlos.’, er war sich dessen bewusst, dass er so ewig weiter aufzählen konnte, was er an den Menschen negativ fand. Insbesondere dieser Frau auf seinem Bett. Auf seinem Bett, eine Menschenfrau. Der Gedanke widerte ihn an. Ihr Geruch würde sich auch noch darin einbrennen und nicht mehr weg zu bekommen sein. Er würde wohl, sobald die Frau endlich aus seinem Schloss verschwunden war, sich ein neues Bett zulegen, nachdem er dieses hier verbrennen liess. Dann sah er zu Rin, die sich auf Kagomes Arm kuschelte und sie verträumt ansah. Da würde was auf ihn zukommen, wenn er die Miko von seiner Rin trennen würde. Wahrscheinlich würde das Kind ihn hassen, dafür, dass er ihr ihre Mutter wegnahm. Sie würde ihm wahrscheinlich nicht einmal mehr ihr beruhigendes, süsses Lächeln schenken und ihn mit ihrem ständigen Gerede von Dingen ablenken, an die er nicht denken wollte. Er sah sich noch einmal in seinem Gemach um. Der Schattenkrieger war verschwunden. Nicht tot. Darin war er sich sicher. Es war auch keine gute Idee, die beiden Menschen unbeaufsichtigt zurück zu lassen. Das dürfte erst dann der Fall sein, wenn er etwas fand, womit sie sich gegen diese Lebensformen verteidigen konnten. Einen gewissen Halt fand er, als er auf den Bogen sah, der nun neben seinem Bett auf dem Boden ruhte. Das war schon mal etwas. Wenn die Miko ihre Kräfte noch ein bisschen besser unter Kontrolle hätte, könnte sie sich selbst und Rin verteidigen. Was ihn anging, er hatte keine Probleme damit während eines Kampfes zu sterben, als sich hinter einer Frau, sprich Menschenfrau, zu verstecken, damit sie ihn beschützte. Das kam schon mal nicht in Frage. Was aber in Frage kam, er würde die Miko trainieren. Dafür würde Rins Unterricht darunter leiden, aber diese Situation hier hatte Vorrang. Er würde sie zwingen, vielleicht aber auch beibringen, ihren Kidou perfekt zu kontrollieren und nach Belieben zu nutzen. Er würde sie in den Nahkampf, wie auch den Kampf mit Waffen unterweisen. Letzteren natürlich erst dann, wenn sie gelernt hatte, ihren Kidou zu nutzen. Das war Priorität. Er ging zu seinem Waffenschrank rüber und setzte sich, vor dessen Türen auf den Boden, so dass er den ganzen Raum im Auge behalten konnte. Rin hob ihren Kopf und sah zu ihrem Herren mit einem fragenden Blick. „Sesshomaru-Sama?“, fragte sie leise und bekam keine Antwort. Sie kannte ihn mittlerweile so gut, dass das eine Antwort auf seine Art war, also sprach sie weiter, „Warum schläfst du nicht bei uns auf dem Bett?“, ihre unschuldige Frage war geradezu göttlich. Was hatte er denn mit einer Menschenfrau auf einem Bett zu tun, auch wenn das Kind mit von der Partie war. Als das Kind keine Antwort darauf bekam, legte sie wieder ihren Kopf auf Kagomes Arm und küsste es. Der Schatten würde für heute wohl nicht mehr angreifen, war Sesshomarus Feststellung, als er lauschte. Seine Gedanken hingen an dem, was Rin zuvor sagte. Der Schatten war da, seit sie ins Schloss zurückkehrten. Warum hatte der Feind Rin beobachtet, wenn er hinter Kagome her war? Diese Frage würde ihn wohl noch weiter belästigen, bis er eine Antwort darauf bekam. Auch die Frage, was sein verblödeter Hanyou-Halb-Bruder ihr angetan hatte, dass sie ihn und diese Welt verlassen wollte. Ebenso wollte er wissen, was mit der Frau geschehen war, nach Kanaans Tod. Kanaans Tod. Was geschah da mit ihm? Wie konnte es geschehen, dass er vor allen Augen einfach so platzte? Die Schattenkrieger kämpften mit ihm. Er fragte sich, ob diese Kreaturen vom Prinzen des Nordens geschaffen worden waren, und nach dessen Tod nun frei waren? Und sie nun tun und lassen konnten, was immer sie wollten? Wenn dem so war, warum wollten sie dann die Miko? Sesshomarus Rekonstruktionen brachten ihn nicht weiter. Da gab es eine gewisse Information, die ihm fehlte. Er war sich nicht sicher, ob das wieder eines von Narakus kranken Plänen war. Möglich wäre es. Aber so intelligent war die Spinne nun auch nicht. Selbst das Shikon No Tama hatte nicht genug Energie um solch mächtige Wesen zu erschaffen und diese auch noch unter Kontrolle zu halten. Hatte er denn die Kontrolle über sie? Wenn ja, warum erschuf er nicht eine Armee von denen und griff ihn direkt an, so, wie es sich in einem Krieg gehörte? Andererseits konnte es auch jemand anderes sein. Jemand, der diese Frau für irgendwelche kranke Zwecken missbrauchen wollte. Sesshomaru war sich sicher, dass diese junge Frau viele Feinde hatte, unter anderem ihre Vorgängerin, die Untote. Naraku. Irgendwelche Dämonen, die nach wie vor hinter den Juwelensplittern her waren. Die Zeit in dieser Nacht verging wie im Fluge. Sesshomaru sass die restliche Nacht regungslos an der Wand gelehnt auf dem Boden und behielt alles im Auge. Ein leises Stöhnen war zu vernehmen, kurz bevor die Sonne aufging. Er richtete seine Augen zu der langsam aufwachenden Miko. Kagome öffnete langsam die Augen. Es war angenehm kühl und weich. Sie spürte einen Druck an ihrem linken Arm. Nach einigen Momenten begriff sie, dass es Rin war, die sich an ihren Arm festklammerte und kuschelte. Ein sanftes Lächeln huschte über ihre Lippen. Plötzlich erinnerte sie sich an alles und ihre Freudensaussage verblasste binnen eines Bruchteils einer Sekunde. Der Schatten hatte sie gewürgt und Rin wollte ihr helfen, wobei sie am Bein des Schattens sich festklammerte. Danach war noch etwas mit Sesshomaru und im nächsten Moment war alles schwarz. Sie musste das Bewusstsein verloren haben, noch ehe Sesshomaru sie gerettet hatte. Langsam richtete sie sich auf und sah sich um. Ihr Blick fiel auf Rin, die sich nach wie vor an ihrem Arm festgeklammert hatte und friedlich weiterschlief. Sie hob das Kind in ihre Arme und drückte sie an sich. Danach ging es auch schon weiter mit der Inspektion. Sie spürte den Blick von jemandem, der auf ihr ruhte. Dabei drehte sie vorsichtig den Kopf in die Richtung, von wo sie davon ausging, beobachtet zu werden und traf auf zwei goldene Kugeln, die im roten Schein der Sonne fast wie feuriges Gold zu leuchten schienen. ‚Fantastisch.’, war ihr einziger Gedanke und starrte den Daiyoukai an, der ihren Blick auch, wenn auch neutral, erwiderte. Keine Worte wurden gewechselt. Sie waren einfach nur da und starrten sich an. Das wurde der jungen Priesterin langsam zu viel und ihre Wangen nahmen eine sanfte Röte an. Das entging ihm nicht, sagte aber dazu nichts. „Entschuldige.“, sagte sie plötzlich und er hob eine Augenbraue in die Höhe, „Seit ich hier bin, hast du nur Schwierigkeiten. Ich bringe Rin in Gefahr und kann sie noch nicht einmal beschützen. Vielleicht sollte ich gehen.“ Sie war sich sicher, dass er ihre Röte gesehen hatte und versuchte nun, das eben Geschehene mit einem Thema ab zu lenken. Darauf ging er ein und sagte emotionslos und ohne die geringste Regung in seinem Gesicht: „Nein.“ „Häh?“, sagte sie verständnislos und glotzte ihn nun mit misstrauischen Augen an, „Wieso?“ Sesshomaru hob erneut eine Augenbraue und sah sie nun ein bisschen irritiert an. Er antwortete ihr nicht, sondern sah nur das Kind in ihren Armen an. Sie verstand, worauf er anspielen wollte und sagte gleich: „Ich weiss, dass ich jetzt ihre Mutter bin. Aber eine Mutter muss ihr Kind beschützen. Bei mir ist sie nur in Gefahr und ich kann sie noch nicht einmal beschützen.“ Er vernahm ihre aufrichtige Trauer darin, was nur sein Vorhaben unterstützte. Er würde sie trainieren. Nun ja, nicht gerade er, aber irgendjemand. Bis sie, seiner Meinung nach, stark genug war, dann würde er sie selbst weiter trainieren. Andererseits wollte er diese wichtige Sache nicht den nutzlosen Offizieren des seinen überlassen. Sie würden die Frau nur belästigen und anrühren, als sie wirklich zu trainieren. Immer musste man alles selber machen, um am Ende wirklich zufrieden zu sein. „Du wirst trainiert.“, begann er mit seiner tiefen Stimme, „Ich werde es persönlich übernehmen.“ Verdutzt glotzte sie ihn wieder an. Er sah in ihrem Blick die Verständnislosigkeit und betrachtete es, wenn auch nur innerlich, als sehr amüsant. Sie war sprachlos. Jedoch bekam er nach einer Weile ein „Nein danke“ als Antwort Dieses Mal hob er beide Augenbrauen in die Höhe. „Sei nicht beleidigt, Sesshomaru.“, sagte sie hastig und versuchte ihn mit einer nervös hin und her zuckenden Hand zu erklären, „Ich kann mir vorstellen, dass du absolut gnadenlos sein wirst und mich bei jeder Kleinigkeit anschreien wirst. Und wenn das noch nicht genug ist, wirst du mich sicherlich auch noch verprügeln, und weil das für dich ja auch nicht genug sein wird, werde ich zusätzlich noch bestraft. Nein, danke. Das kann ich wirklich nicht.“ Da hatte sie recht. Er war streng. Was Disziplin und Genauigkeit anging war er sogar übelst streng. Er wusste in diesem Moment nicht, was er darauf antworten sollte. Wenn sie nicht wollte, dann konnte er sie nicht dazu zwingen. Oder doch? „Du kannst und du wirst.“, sagte er mit seiner unveränderten Porzellanmaske und eisiger Stimme, das einfach nicht von dieser Welt sein konnte. Kagome fiel die Kinnlade herunter und glotzte wieder den Daiyoukai an. Das war das Beste, was Sesshomaru seit ihrer Ankunft erlebt hatte. Er hatte dieses Plappermaul zum Schweigen gebracht und das nur mit lächerlichen 5 Worten. Und das auch noch ohne sie auf den Boden zu knallen, wie beim Letzten Mal, oder sie zu erwürgen, ebenfalls wie beim Letzten Mal. „Wie fies. Du kannst mich doch nicht zwingen.“, murmelte sie verärgert und kräuselte dabei ihre Augenbrauen. Wie beleidigt sie war. Da konnte Sesshomaru ein fieses Grinsen einfach nicht mehr unterdrücken. Es gefiel ihm bestens, sie leiden zu sehen, zumal sie es wirklich verdient hatte. Zuvor hatte er noch nie so viele Schwierigkeiten am Hals, wie seit diese Frau bei ihm war. So allmählich fragte er sich, wie sein gehirnloser Halbbruder es mehr als zwei Jahre mit dieser Frau überleben konnte. „Ich mag es nicht, wenn du so böse grinst.“, sagte Kagome noch immer beleidigt. Sesshomaru ignorierte ihre Aussage gekonnt und grinste sie weiter böse an. „Von deinem Haustier habe ich mitbekommen, dass bald Blut fliessen wird, wenn du grinst oder lächelst. Und da ich in nächster Zeit wahrscheinlich dein einziges Opfer sein werde…“, Kagome schluckte den Rest ihres Satzes runter. Ihr wurde aufs Mal schlecht. Sie konnte sich den Gedanken nicht verkneifen, dass das Training nur ein Vorwand war, damit er sie langsam und qualvoll töten konnte, dafür, was sie ihm und Rin vermeintlich angetan hatte. „Du wirst von nun an zu meiner Linken wohnen.“, sagte er, nachdem er wieder seine neutralen Gesichtszüge hatte. „Du meinst, hier? Im Familienflügel? Gleich neben DEINS?!“, sagte sie, während sie immer lauter wurde. Er hob eine Braue in die Höhe und sprach mit gezwungener, ruhiger Stimme: „Du warst letzte Nacht dabei, auch wenn du die Hälfte verpasst hast. Ich dulde keine Widersprüche oder Sonstiges. Du wirst tun, was dir befohlen wurde.“ Wieder war sie sprachlos. Aber er hatte recht. Der Schatten war hinter ihr her. Bei Rin konnte sie nicht mehr bleiben. Auch konnte sie nicht mehr alleine im Ryokan bleiben. ‚Wenigstens kommt er nicht auf die Idee, mit mir ein Zimmer zu teilen.’, dachte sie zufrieden und seufzte hörbar. Der Daiyoukai war sich sicher, dass sie gerade daran dachte, mit ihm ein Zimmer zu teilen, was für ihn mit Sicherheit nicht infrage kam. Auch war er sich sicher, dass sie sich darüber freute, dass dies nicht der Fall war. Nach einer Weile der Stille unterbrach Kagome diese Ruhe. „Hey Sesshomaru.“ Er sah sie verständnislos an und drehte seinen Kopf zur Seite, wobei er die aufgehende Sonne beobachtete. Die Priesterin verdrehte genervt die Augen und hängte noch ein ‚Sama’ an. Jedoch hatte es nicht den gewünschten Effekt. Sesshomaru ignorierte sie weiterhin. Nachdem er sie letzte Nacht noch so schön formell reden gehört hatte, wollte er, dass sie weiterhin so mit ihm redete. Immer mit ihm so redete. „Oh komm schon! Freunde sprechen sich nicht so formell an.“, sagte sie genervt. Jetzt hatte sie die Aufmerksamkeit des Youkais auf sich gelenkt. Er starrte sie verständnislos an. Kagome hatte fast den Eindruck, dass der Daiyoukai tatsächlich darüber nachdenken musste, was sie ihm gerade gesagt hatte. „Lächerlich.“, sagte und drehte seinen Kopf wieder weg. Seine Augen wollten sie nicht ansehen. Sein Verstand wollte nicht wissen, was sie gerade von ihm hielt. Sein Herz hatte keine Freunde. Niemanden, dem er wirklich vertrauen konnte. Er konnte, seit seiner Jugend, nicht einmal mehr seinem Vater vertrauen. „Was lächerlich?!“, Kagomes Verständnislosigkeit und ehrliche Sorge, holten ihn aus seinen Gedanken zurück und er sah sie wieder an. Sie wusste genau, dass er wegen dem Wort „Freunde“ so reagierte. Er und ein Mensch befreundet? Ja, sicher nicht. „Ist Rin denn nicht deine Freundin?“, ihr Blick glitt traurig zu dem schlafenden Kind in ihren Armen, ebenso auch der Blick des Youkais. Er dachte nicht weiter darüber nach. Seiner Meinung nach war die Frau einfach nur verrückt geworden. Er, der grosse Sesshomaru konnte sich keine Freunde leisten, erst recht keine Gefühle für diese hegen. „Freundschaft ist Vertrauen.“, sagte sie plötzlich und bestätigte seine Gedanken. Vertrauen war etwas so Zerbrechliches. Etwas, was er sich erst recht nicht leisten konnte. Wem sollte er denn vertrauen? Die machtgierigen Youkai, die überall auf der Welt waren und sich nach seinem Tod trachteten? Ebenso wie die machtgierigen Youkai in seinem Schloss selber, die sich nach seinem Rang sehnten? „Ich weiss, es ist zerbrechlich.“, sagte sie und verblüffte den Youkai damit, der sich aber davon nichts anmerken liess, „Vertrauen ohne Basis zerbricht leicht. Freundschaft ist die Basis. Das wird dann immer weiter ausgebaut. Zum Vertrauen. Zur Hingabe. Für das ewige da sein.“ Letzteren lächelte sie ihn an. Breit und glücklich, wie auch zufrieden. Sie erinnerte ihn an Rin. Das konnte sie auch, dieses unschuldige, kleine Geschöpf mit dem sinnlos glücklichen Lächeln. Sein Blick haftete auf ihren Lippen, die nach wie vor ihn belächelten. So volle, sinnliche Lippen. Das zarte Rosa war geradezu einladend. Plötzlich fiel ihm ihr Anblick letzte Nacht ein. Im Onsen. Sie hatte, seines Erachtens, einen perfekten Körper. Gesund. Schön. So wie er es liebte. Grosse runde Brüste. Winzige Talje und darunter eine breitere Hüfte. Eine Kurve nach der anderen. Eine reine Haut hatte sie auch zu bieten. Auch fiel ihm auf, dass sie keinerlei Behaarung hatte, wie die anderen, dreckigen Menschen, die er zuvor gesehen hatte. Ihre Zeit schien für ihn ein Paradies für Menschen zu sein. Und ebenso auch gefährlich. Die Frauen waren gebildet und emanzipiert. Der Mann hatte also keine Monopolstellung mehr, was ihm missfiel. Andererseits war die Frau nicht mehr dazu angewiesen, ihrem Mann ständig auf die Nerven zu gehen, wenn sie etwas haben wollte. Sesshomaru schob diese Gedanken zur Seite, als er merkte, dass er anfing noch weiter aus zu holen und konzentrierte sich auf das Wesentliche. ‚Freunde?’, dachte er angeekelt und stempelte es erneut als lächerlich ab. Sein Blick glitt wieder zur Seite, Richtung aufgehende Sonne. Die Miko war sich dessen bewusst, dass man Sesshomarus Freundschaft, geschweige denn Vertrauen nicht so einfach gewinnen konnte. Und wenn sie ehrlich zu sich war, dachte sie nur daran, mit ihm Freundschaft zu schliessen, damit er sie nicht gleich bei jeder Kleinigkeit töten wollte. Geduld war auch etwas, was dazu gehörte. Nur schien da die Chemie zwischen den beiden nicht zu stimmen. Aber Gegensätze zogen sich nun mal an. Und Kagome lächelte weiterhin, auch dann noch, als sie ihre kleine Tochter in ihren Armen ansah. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ „Ich will noch nicht gehen.“, murmelte Shippou noch im Halbschlaf. Sango rüttelte ihn noch ein bisschen stärker, damit er endlich zu sich kam und sie nun weiterziehen konnten. Nach ihrer Aktion drückte das Kind sein Gesicht auf den Boden, so dass ihn keiner mehr sehen konnte. Die Taijiya war sich sicher, dass der Kitsune nicht mitgehen wollte, weil er hier auf Kagome warten wollte. Auch hatte er ganz schön viel einstecken müssen, als Inuyasha das wehrlose Kind in die Finger bekam. Sie hatte Mitleid mit dem Kleinen. Erst verlor er seine wirklichen Eltern. Verlor dann auch noch seine Adoptivmutter und wurde anschliessend von Inuyasha verprügelt. Gut, Sango hatte auf Inuyashas Kopf mit ihrem Hiraikotsu eingehämmert, aber das war noch lange nicht so effektiv wie Kagomes Kommando. Und sie war mit dem Ergebnis nicht wirklich zufrieden. Sie seufzte innerlich. Sie vermisste ihre beste Freundin und Schwester. Auch wusste sie, dass sie auf der anderen Seite in Sicherheit war, so, wie sie es einst mit Miroku besprochen hatte. Dennoch hatte sie das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Inuyasha verhielt sich merkwürdig. Jedenfalls immer dann, wenn das Thema zu Kagome glitt. Auch Kikyou verblieb ruhig. Ihr Gedanke kreiste darum, in ihre Welt zu gehen und sich zu vergewissern, dass es ihr gut ging. Aber leider konnte sie das nicht und fragte die Kamis, warum neben Kagome nur Inuyasha durch den Brunnen reisen konnte. Wie erwartet, gab es keine Antwort von den höheren Mächten, so dass sie sich wieder ganz ihrem Adoptiv-Neffen widmete. „Komm schon Shippou. Kagome wird bestimmt nicht zufrieden sein, wenn sie zurück kommt und wir immer noch keine Splitter mitgebracht haben.“, sagte sie mit einem sanften Lächeln und rüttelte den Kleinen weiter. „Ich warte auf Kagome.“, sagte er und blieb weiterhin an Ort und Stelle. Die Dämonenjägerin seufzte hörbar und stand auf. Hiraikotsu, der bisher noch an der Wand gelehnt war, hob sie sich über die Schultern und verliess Kaedes kleine Hütte. Sie entfernte sich wenige Schritte vom Eingang und ging auf das Geländer zu, wo Miroku auf sie wartete. Ein sanftes und ernstes Lächeln zierte sein Gesicht. „Meine Liebe Sango-Chan.“, begann er, als sie sich neben ihm an den Zaun anlehnte und hörbar seufzte, „Es geht ihr gut.“ Der Mönch bekam einen misstrauenden Blick der Dämonenjägerin, die ihn gerade mit leicht zusammengekniffenen Augen ansah. „Houshi-Sama.“, begann sie, nach wie vor misstrauisch, „Wolltet Ihr mir wirklich das sagen?“ Er fühlte sich ertappt, so dass er sich nun zwei Schritte von ihr entfernte. „Nun ja...“; sagte er mit einem künstlich verlegenen Lächeln und versuchte sich noch zu retten, „Ich spüre seit einiger Zeit eine merkwürdige Aura. Ich vermag es nicht zu sagen, was es auf sich hat.“ Er sah es nun nicht mehr ein, das zu verheimlichen. Naraku war es nicht, einer der Gründe, warum er es zunächst ignorierte. Aber es kam, wenn auch nur langsam, immer mehr in ihre Richtung. Er spürte diese Präsens, diese immense Energie, die von diesem Youkai ausging, wenn es überhaupt noch einer war. Diese Energie, diese Wut und diese Kraft liess den Mönch schaudern. Ja, es war wütend. Aber diese Wut war nicht auf sie gerichtet, das konnte er ebenfalls vernehmen. Nochmal ein Grund dafür, es zu ignorieren. Jetzt aber dachte er, dass Naraku vielleicht dieses Geschöpf verärgert hatte und er so nach ihm suchte. Vielleicht ein Verbündeter von den Naraku-Jägern. Er sah in Sangos besorgten Blick, wobei er in ihren Augen sah, wie ernst sie die Sache nahm. „Ich verstehe. Meint Ihr, Kikyou-Sama hat das mitbekommen?“, fragte sie skeptisch, seufzte aber dann wieder, „selbst wenn sie es mitbekommen hätte, würde sie es uns nicht sagen. Vielleicht Inuyasha, aber den wickelt sie ohnehin nur um ihren knochigen kleinen Finger ein und macht ihn zu einem willenlosen Narren.“ „Wohl wahr.“, seufzte nun Miroku und setzte dann etwas nervös fort, „Ich würde sagen, dieses mächtige Wesen hat gerade eben die Geduld verloren und eilt nun los.“ „In welche Richtung, Houshi-Sama?“ Ich glaube zu dem heiligen Berg.“, setzte er sich fest und betete. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ „Sesshomaru-Sama!“, platzte plötzlich Jaken in Sesshomarus Gemach ein und störte die drei Personen mit seiner kreischenden Stimme. Er blieb erst verdutzt stehen und sah sich dieses Szenario an. ‚WAS HAT DAS MENSCHENWEIB HIER ZU TUN?! Sesshomaru-Sama wirft sie auch nicht raus?’, dachte er. „Jaken.“, holte Sesshomarus eisige Stimme den Gnom aus seiner Starre in die Realität zurück. Der Wicht riss die Augen vor Angst auf und warf sich vor ihm auf den Boden. „Ich bitte vielmals um Verzeihung, Milord.“, fing er an und setzte sich auf, um ihn an zu sehen, „Osamu-Sama, der Herr des Nordens ist schon in den Westlichen Ländern! Er wird in wenigen Augenblicken hier eintreffen!“ Das war für Sesshomarus Geschmack eine zu panische Reaktion. Er nickte ihm entgegen und machte ihm klar, dass er nun verschwinden solle. Sein Blick glitt danach zu Kagome und dann zu Rin, die nach wie vor schlief. „Sesshomaru?“, flüsterte sie leise und bekam wie erwartet keine Antwort, was für sie nur noch bedeutete, sie solle weiter sprechen, „Darf ich denn bei den Verhandlungen dabei sein? Ich möchte wissen, wie ihr so eine Angelegenheit klärt. Ich werde auch kein Wort von mir geben.“ Der Dämon, der ungerührt an seinem Platz verweilte und sie wie eine Statue anstarrte gab nichts von sich. ‚Meine Güte, er blinzelt ja noch nicht einmal.’, dachte sie verwirrt, während sie nur noch blinzelte. „Du wirst dabei sein.“, sagte er schliesslich und setzte fort, „Du wirst deine Miko-Kräfte einsetzen und die Gefühlswallungen dieses Lords beobachten.“ „Hä?“, kam aus ihrem Mund verständnislos. Die Sonne schien nun direkt zu ihnen herein, wobei der junge Daiyoukai die Würgemale an ihrem Hals erkennen konnte. Sie hatte Glück, dass der Schatten nicht ihre Kehle zerdrückt hatte, sonst wäre sie so oder so erstickt. Er knurrte sie an, als er ihre Antwort hörte. „Du brauchst mich nicht an zu knurren. Ich weiss gar nicht, wie ich so etwas machen soll.“ Sesshomarus Augen weiteten sich leicht vor Ungläubigkeit, doch er fing sich wieder. Sein Blick wurde langsam wütend, doch er beherrschte sich. „Gibt es etwas, was du kannst?“, fragte er schliesslich. „Eh. Weiss nicht.“, sagte sie zögerlich nach kurzem Überlegen, wobei sich ihre Wangen vor Scham rot färbten. Sie konnte sich denken, was er gerade von ihr dachte: Wo hatte er denn bloss diese niedere, nutzlose Menschenfrau aufgetrieben. Sie käme aus der Zukunft? Sie machte nur Schwierigkeiten und beseitigte diese noch nicht einmal selber. Etwa so stellte sie sich seine Gedanken vor. Sesshomaru gab nichts mehr von sich und stand auf, um anschliessend das Zimmer, wortlos, zu verlassen. Nach einer Weile kam eine Dienerin herein, die Kagome ihr neues Gemach zeigte. Gleich neben Sesshomarus Zimmer. ‚Er lässt auch wirklich NICHTS dem Zufall.’, dachte sich Kagome und begutachtete das Zimmer genau. Es war ein rein luxuriöses Zimmer. Gemacht für eine Frau. Ein grosses und weiches Futonbett war auf dem Boden. Darüber hingen von der Decke aus seidene Vorhänge herab, welche das Bett umrahmten. Alles war in weiss und lila gestaltet. Als sie sich die Wände ansah, welche interessant bemalt waren, musste sie grinsen. Sesshomaru war selber wohl noch nie in diesem Zimmer. ‚Das ist wohl ein Liebeszimmer.’, dachte sie und musste kichern, wobei die kleine Rin, die immer noch in ihren Armen war, aufwachte und sie anblinzelte. Die Priesterin bereute ihr Kichern, als sie in die verschlafenen Augen der kleinen Prinzessin sah und legte sie auf ihr neues Bett. Eingebettet und in der Decke eingewickelt, bekam Rin nun auch einen Kuss. Aber das alles brachte nichts. Sie war nun mal wach und schlafen würde sie nicht mehr. „Mama, wo sind wir?“, fragte sie, nachdem sie sich mühsam aufgerichtet hatte und sich umsah. „Wir sind zu Sesshomarus Linken.“, sagte sie und ihr Blick glitt erneut auf die Malereien an den Wänden. Wieder kicherte sie. „Oh, das sind ja zwei Hunde.“, stellte Rin entzückt fest und ging näher an das Gemälde heran, „Und sie… eh spielen, glaube ich, miteinander.“ Kagome lachte los. Sie konnte nicht mehr. Ihre Tränen kamen ihr aus den Augen. Ihre Knie wurden schwach und sie fiel zu Boden, um weiter zu lachen. Rin kam zu ihr und sah sie besorgt an. „Mama, hast du Schmerzen?“ „Oh Rin… Du bist so…“, sie brachte den Satz nicht zu Ende, als sie ihr ins Gesicht sah, die nun auch anfing zu lachen, „so süss.“ Als sie den Kopf zur Seite gedreht hatte, sah sie zwei schwarze Schuhe vor ihren Augen, die etwa 10 Zentimeter entfernt ruhten. Ihr Lachen hörte abrupt auf, als sie realisierte, wessen Schuhe und wessen Füsse darin waren. Sesshomaru sah sie vollkommen neutral und auch geduldig an. Sein Blick glitt danach zum Gemälde, worüber sie lachten, und dann sah er sie wieder an. Vollkommene Verständnislosigkeit konnte sie von da unten aus in seinen Augen erkennen. „Dein Training beginnt, sobald du dich umgezogen hast im Dojo. Im Schrank findest du die notwendige Kleidung.“, sagte er und ging aus dem Zimmer, noch bevor er die Türe schloss, fügte er noch hinzu, „Wage es nicht, wieder zu spät zu kommen.“ Kagome vernahm den Unterton in seiner Stimme. Er würde sie übelst bestrafen, wenn sie noch mal zu spät kommen würde. Das würde sie nicht auf sich sitzen lassen. Sie stand eilig auf, eilte zu dem Schrank, den Sesshomaru erwähnt hatte und riss die Türe schnell zur Seite. Sie zog einen schwarzen Hakama wie auch einen passenden schwarzen Haori raus. Beim ersten Blick auf die Hose musste sie die Stirn runzeln. ‚Das Ding ist zu lang.’, stellte sie fest und sah sich die anderen an, welche ebenfalls zu lang waren. Es blieb ihr traurigerweise nichts anderes übrig, als sich die Beine von der Hose hoch zu falten. Rin sah ihrer Mutter zu, wie sie sich in mit den Beinen herumkämpfte und sich dann vor sie stellte. Das Kind sah dabei auf ihre Füsse, worüber die hoch gerollten Hosenbeine waren. Ebenfalls Stirn runzelt sah sie ihre Mutter an. Sie sah aus, wie ein Witz, würde aber ihrer Mutter das nicht all zu direkt sagen. „Vielleicht siehst du ja mit Blumen besser aus?“, fragte sie stattdessen mit einem breiten Lächeln. Kagome sah ihre Tochter skeptisch an und seufzte dann wohlwissend. „Ich weiss, ich sehe aus wie der Witz des Jahrhunderts.“, sagte sie wieder seufzend. Da konnte sie aber im Moment nichts machen. Sesshomaru würde ihr wohl nicht noch schnell erlauben, sich irgendwo einen Hakama auf zu treiben, der ihr auch wirklich passte. ‚SESSHOMARU!’, schrie sie in Gedanken und ihre Augen weiteten sich. Schnell eilte sie aus dem Zimmer und liess das Kind alleine zurück. Nach einem Moment realisierte, dass sie Rin vergessen hatte und nun wieder hastig zurück rannte, das Kind in die Arme nahm und den langen Gang entlang polterte. Sie blieb abrupt im Empfangssaal stehen, als sie anfing sich hastig um zu sehen. ‚Wo ist eigentlich das Dojo?’, fragte sie sich verzweifelt in Gedanken. „Mama?“, fragte Rin, die in das besorgte Gesicht von Kagome sah. Ein Hoffnungsschimmer in ihren Augen. „Rin.“, fing sie freundlich an, „Weißt du, wo das Dojo ist?“ Sie schüttelte verlegen den Kopf und umarmte sie um ihren Hals. ‚Ich bin verloren.’, dachte sie verzweifelt und umarmte sie, ‚Moment mal, woher bitte sollte ich wissen, wo das Dojo ist?! Sesshomaru hätte mich gut mal herumführen können. Selber Schuld!’ Dennoch plagte sie das Gefühl, dass das Sesshomaru ohnehin vollkommen egal war. Er würde sie bestrafen. Auch wusste sie, dass er gnadenlos sein konnte, und das auch zu einer wehrlosen, zierlichen Frau wie sie. Sie war verzweifelt. Und dann, spürte sie es. Sesshomarus Youki. Er führte sie damit zu sich, so wie er es am letzten Tag so getan hatte. Doch dieses Mal war es anders. Youki gemischt mit Wut kam ihr entgegen und schluckte schwer, bevor sie losrannte. Dass Rin dabei in ihren Armen geschüttelt wurde, und es ihr auch noch gefiel, ignorierte sie gekonnt. Beim Eingang des Dojos angekommen, sah sie die vielen Youkai-Soldaten, die beim Eingang standen und am ganzen Leibe zitterten. Ihr Blick wurde ganz weich, als sie zum Eingang blickte und nun zu ihrem Todesweg schritt. Sie trat, mit Rin in ihren Armen, ein. Ihr Blick fiel gleich auf Sesshomaru, der an der hintersten Wand vor einem kleinen Altar stand. Sie konnte erkennen, dass das ein Altar für Bishamon-Sama war. ‚Anscheinend sind Dämonen auch religiös.’, dachte sie verwundert und widmete sich wieder dem gänzlich Wichtigen zu. Sesshomaru. Er stand mit dem Rücken zu ihr. Auch er hatte einen lässigen, weissen Haori und schwarzen Hakama an. Ausnahmsweise war er mal barfuss. Sein Haar war hochgebunden, so dass seine breiten Schultern perfekt zur Geltung kamen. Seine Ärmel reichten ihm bis unter die Ellbogen, und was sie da erkennen konnte, war von stabiler und schöner Muskulatur. Ihr Atem stockte, als ihr Blick auf sein Hintern fiel, was ihn dazu brachte, sich zu ihr um zu drehen und sie mit leicht geöffneten Augen an zu sehen. „Du bist wieder zu spät.“, sagte er das ‚wieder’ betonend und ignorierte ihre Röte. Die Ungeduld in seiner Stimme war zu überdeutlich gewesen, doch fragte sie sich, warum seine Wut verflogen war. Jetzt sah sie, wie er sie von Kopf bis Fuss begutachtete und dabei ein fieses Grinsen über seine Lippen huschte und er dann plötzlich wieder seine emotionslose Maske wieder aufsetzte. Er sagte nicht, warum er so grinste. Das brauchte er nicht. Kagome machte aus ihren Augen ebenfalls zu schmalen Schlitzen und sah ihn bohrend an. Sie wusste, sie sah aus wie ein Witz. Aber warum machte sich denn ausgerechnet er sich über sie lustig? Aber das würde sie nicht auf sich sitzen lassen. „Was soll ich machen?! Diese Sachen sind mir zu gross!“, sagte sie, während sie Rin absetzte und zusätzlich noch ihre zu langen Ärmel zeigte, worin ihre Hände gänzlich verschwunden waren, „Ausserdem wusste ich nicht, wo das Dojo ist! Es müsste mich mal jemand herumführen, Sesshomaru-’SAMA’!“ Sesshomaru hörte sie reden, gab ihr jedoch keine weitere Beachtung, als sein Blick an ihrem Hakama haftete, beziehungsweise den hoch gefalteten Beinen. Kagome knurrte leise, was seine Aufmerksamkeit bekam. Er sah sie mit gehobener Augenbraue an, um sich dann anschliessend von ihr ab zu wenden. Die Miko überlegte nicht lange und folgte ihm, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass Rin sich in der Nähe einer Wand gesetzt hatte. Sesshomaru setzte sich elegant auf seine Knie vor Bishamons Altar. Seine Hände ruhten auf seinen Beinen und wartete auf Kagome, die es ihm gleich tun sollte. Sie begriff seine Geste und setzte sich neben ihm, natürlich mit gebührendem Abstand und legte ihre Hände aufeinander gefaltet auf ihren Schoss. Doch bevor Sesshomaru mit dem Training anfing, stellte Kagome eine frage, die er nicht erwartet hatte. „Was ist aus dem Schattenkrieger geworden?“ Er sah sie direkt an, in dem er seinen Kopf zu ihr drehte und sie begutachtete. Sie sass ebenso wie er, nur mit geschlossenen Beinen und einer damenhaften Haltung ihrer Hände. Ihre Augen waren geschlossen und ihr Gesicht auf Bishamons Altar gerichtet. Mit dem Anblick war er zufrieden. Besonders mit ihrer Haltung. Ihr Rücken war gerade und ihre Seele war ruhig. „Er wird wieder kommen.“, sagte er und nahm seine ursprüngliche Haltung wieder ein. „Was ist mit Osamu? Ich dachte, er würde im nächsten Moment erscheinen. Wozu dieses plötzliche Training?“, fragte sie, ohne dabei ihre Haltung und ihre Ruhe zu stören. „Die Zeit ist für einen Yôkai anders. Er wird erst eintreffen, wenn die Sonne seinen Weg nach Westen fortsetzt und untergeht.“, antwortete er, ebenfalls ohne seine Haltung und Gleichgewicht aus der Ruhe zu bringen, „Du wirst lernen, deinen Kidou zu kontrollieren. Anschliessend das Wahrnehmen von Gefühlswallungen im Inneren eines jemanden.“ Das hatte er sich in den Kopf gesetzt. Jedenfalls nachdem sie miteinander heute Morgen über die Verhandlungen kurz geredet hatten. Widersprüche würde er nicht akzeptieren, so musste sie durch seine Folter durch. Aber das alles hörte sich nicht besonders schwierig an, also gab es noch einen kleinen Hoffnungsschimmer dem Tod zu entgehen. „Kontrolliere dein Reiki.“, forderte er sie auf. „Wie?“, fragte sie leise zurück und spürte auf einmal, wie er genervt war. Sie war jetzt schon seit zwei Jahren in der Sengoku-Jidai und hatte viel mit Pfeil und Bogen geübt. Sie konnte es aber nicht schaffen, ein so guter Schütze zu sein, wie Kikyou. Dafür aber hatte sie gelernt, ihre Pfeile stärker werden zu lassen und diese besser ein zu setzen. Aber an Kidou und diese ganzen verwirrenden Dinge hatte sie nie gedacht und somit auch nie daran trainiert. Sesshomaru schien dies zu begreifen und versuchte es mit ihr, ganz von Vorne. „Entspanne dich.“, sagte er jetzt und setzte fort, nachdem er Kagomes ruhigen Atem und ruhigen Reiki vernahm, „Was spürst du, wenn dich ein Youkai angreift?“ Kagome zögerte, sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Sie spürte, was spürte sie eigentlich? Nur ein Wort kam ihr in den Sinn. Angst. Angst, den jeder hatte, wenn er von irgendjemandem oder von irgendetwas angegriffen wurde. Sie verkniff sich jedoch diese Antwort und dachte nach. Er hatte bestimmt nicht ihre emotionale Empfindlichkeit gefragt, sondern etwas anderes. Ihr fiel ein, dass er sie zunächst einmal dazu aufgefordert hatte, ihr Reiki zu kontrollieren. Ja. Sie spürte manchmal ein Kribbeln in ihren Fingerspitzen, wenn ein Youkai sie angriff und sie ihren Bogen auf ihn richtete. „Ich spüre mein Reiki, ein Kribbeln, in den Fingern, wenn ich meinen Pfeil gegen den Youkai richte und abschiesse.“, antwortete sie mit etwas Nervosität in ihrer Stimme. Sesshomaru war mit dieser Antwort, sei es auch nur ein bisschen, zufrieden. Er hatte erwartet, dass sie ‚Angst’ sagen würde, was sie aber nicht tat. „Deine Energie kommt zur Geltung, wenn du den Pfeil loslässt.“, stellte er dann fest und erhielt ein ‚Ja’, als Antwort. „Richte deine Hand gegen mich und konzentriere dich.“, sagte er, nachdem er sich zu ihr drehte und sie nun auffordernd ansah. Sie machte es ihm gleich und drehte sich elegant zu ihm. Ihre rechte Hand hielt sie langsam in seine Brusthöhe und sah ihn verwirrt an. Sein Blick eisern auf sie gerichtet. Er wartete. Nach wenigen Momenten spürte er schon die Wirkung. Ihr Reiki flatterte in ihren Fingern, was das Kribbeln erklären würde. Ihm war es klar, dass sie diese Energie nicht lange halten konnte, also forderte er sie dazu auf, ihre Hände zu schliessen, so, als würde sie damit ihre Kraft in ihren Händen festhalten. Es wirkte und Kagome war erstaunt darüber, dass sie so etwas überhaupt konnte. Aber dann spürte sie ihren Willen. Sie wollte ihre Energie festhalten, ebenso, wie sie ihm ihre Energie zeigen wollte, als sie ihre Hand gegen ihn erhob. Sie sah ihn mit geweiteten Augen an. Er war ehrlich darüber überrascht, dass es so einfach war, es ihr zu erklären und sie es auch noch nach wenigen Momenten begriff. Es war immer der Wille, das einem dazu leiten konnte, Dinge zu tun, die man normalerweise nicht konnte. Jetzt begriff Kagome auch, warum sie die Dämonen nur töten konnte und sie von sich fernhalten konnte. ‚Ich wollte sie immer weg von mir haben.’, dachte sie entsetzt. Entsetzt darüber, dass sie das bisher nicht selber realisiert hatte. Sie hatte es versucht, ja, aber es hatte nie wirklich Wirkung gezeigt. War das etwa ein Mangel an Disziplin? „Gefühlswallungen.“, setzte Sesshomaru fort, als er ihr einen Moment gönnte, das Geschehene zu verarbeiten. Der Morgen verging wie im Fluge. Doch als die Sonne im Zenit stand, knurrte mittlerweile ihr Magen. Sesshomaru war sichtlich verärgert über den Lärm, der von Kagomes Magen kam. „Was ist?!“, fragte sie genervt, „Ich habe Hunger und du lässt mich nicht gehen. Ausserdem habe ich auch nicht gefrühstückt.“ Sie schränkte ihre Arme vor ihrer Brust ein und drehte ihren Kopf böse zur Seite. Er konnte ihre Schmolllippe und ihre Röte genau sehen. „Für heute ist Schluss.“, sagte er und richtete sich auf. „Sesshomaru-Sama!“, eilte Rin dann zu ihm, die bisher ganz ruhig dasass und keinen Ton von sich gab, „Essen wir zusammen?“ „Nein.“, sagte er nur und ging raus. Rin eilte dann mit einem enttäuschten Lächeln zu Kagome hin und sprang ihr in die Arme. „Mama, du warst grossartig! Sesshomaru-Sama war nicht sauer.“, baute sie Kagome auf. „Ja, wie auch immer. Lass uns was essen gehen. Ich sterbe gleich vor Hunger.“, sagte sie und fragte gleich, wo sie essen würden. Das Kind sprang ihr von den Armen und eilte los, dicht gefolgt von Kagome. Wieder im Empfangssaal angekommen, schlugen sie einen neuen Gang ein, den Kagome bisher nie wahrgenommen hatte und eilten dann zur Linken eine Treppe hinunter. Sie konnte schon das Klirren vom Geschirr hören und den sanften Geruch von Kräutern und Gewürzen. Danach war auch schon die Küche in Sicht, worin einige Inuyoukai hastig kochten. Das Kind ging dann zu einer älteren Köchin hin und besprach etwas mit ihr, woraufhin die ältere Frau freundlich nickte und Rin sich einpaar Kleinigkeiten, wie Reissbällchen und andere Essbarkeiten holte. Kagome musste lächeln. Keinen der anwesenden Youkai schien es zu stören, dass da gerade zwei Menschen in ihrer Küche waren. Der Daiyoukai hatte einen grossen Einfluss auf die Einstellung des Personals. Das Mittags-Frühstück würden sie dann später irgendwo im Garten verdrücken. Kagome lehnte sich an einen leicht blühenden Kirschblütenbaum, vor dem ein kleiner Bach mit Seerosen war. Sie sass gemütlich mit einem Arm auf einer Wurzel des Baumes, als sie langsam anfing, zu dösen. Nachdem sie mit Rin gegessen hatte, gefiel es ihr nicht, in einem zu grossen Hakama und Haori durch die Gegend zu wandern und dabei auch noch die Blicke der anderen auf sich zu ziehen. Sie fiel als Mensch ohnehin schon auf, aber als Witzfigur wollte sie sich nicht in das Gedächtnis eines jemandem einbrennen. Nun trug sie eine schwarze Furisode mit blauen Blüten an den Ärmeln und dem Rock. Auf ihrer linken Schulter zierte eine blau/rosa farbene Blume als Dekoration und betonte ihre sanfte, elfenbeinfarbene Haut und auch ihre Seeblauen Augen. Ihr Haar wurde nach dem letzten Bad vollkommen gelockt und gewellt. Wäre sie in ihrer Zeit gewesen, hätte man dafür eine Stunde beim Friseur verbringen müssen. Doch sie hatte das Glück, dass ihr Haar schnell die Form annahm, die sie wollte. In diesem Fall spielte sie die ganze Zeit mit ihrem Haar und rollte diese um ihren Finger, wobei diese auch dann so blieben, wenn sie ihren Finger wieder herauszog. Sie hatte sich ein Bad mit Rin genommen, dieses Mal in einer luxuriösen Badehalle, unter dem Palast. Sie war sich sicher, dass auch Sesshomaru sich dort waschen würde, aber das interessierte sie herzlich wenig. Obwohl. Plötzlich fiel ihr seine Statur ein. Wie er im Dojo mit dem Rücken an sie gewandt dort stand. Seine breiten Schultern. Sein Rücken. Seine muskulösen Arme. Sogar sein Nacken. Aber das Beste war sein Hintern. Sie lief rot an und riss die Augen geradezu nur auf. ‚W-Was denke ich denn da? Oh Kami, wie peinlich.’, dachte sie und legte schüchtern ihre Hände auf ihre Wangen. Doch dann dachte sie weiter. Er war ziemlich gross. Gross und stark. Und auch gutaussehend. Sie musste sich überlegen, ob er mit hoch gebundenem Haar besser aussah, als offenes. Sie entschied sich für beides. Aber gebundenes war einfach zu männlich. Zu heiss. Wieder lief sie rot an und vergrub ihr Gesicht in ihre Hände. Er war attraktiv. Und wenn schon, dachte sie sich mit schmollender Lippe und ihr fiel in diesem Moment Inuyasha ein, wobei sie traurige Gesichtszüge annahm. Hatte sie ihn gerade eben betrogen, als sie an die wundersame Schönheit seines Bruders dachte? Wohl kaum. Da war nie etwas zwischen ihr und Inuyasha. Nun ja, bis auf ein oder zwei Küsse. Mehr nicht. Andererseits hatte Sesshomaru kein Interesse an ihr. Jedenfalls nicht direkt. Sie war sich dessen bewusst, dass Sesshomaru sie nur mitgenommen hatte, weil er herausfand, dass sie aus der Zukunft kam. Und er glaubte auch, dass sie ihm grosses und wertvolles Wissen geben würde. ‚Erwartet er etwa, dass ich ihm verrate, wie man eine Atombombe baut?’, dachte sie genervt, ‚Aber der braucht doch nicht zu wissen, dass so etwas überhaupt möglich ist. Was er nicht weiss, macht ihn nicht heiss.’ Sie kuschelte sich wieder an ihrem Plätzchen ein und döste weiter vor sich hin. Zwischendurch warf sie ein Auge auf Rin, die im Blumenbeet in der Nähe sass und höchst wahrscheinlich einen Blumenkranz machte. Sesshomaru sass seit dem Training in der Bibliothek und arbeitete den Papyrus-Stapel durch. Einer der Gründe, warum er immer unterwegs war. Es forderte zu viel Zeit und zu viel Geduld. Ausserdem wurde die Zeit sehr knapp. Osamu würde bald eintreffen. Die Verhandlungen würden zwar erst am nächsten Tag stattfinden, aber er würde wohl ein wichtiges Wörtchen mit dem Herrn des Nordens wechseln müssen. Auch überlegte er, die Miko an das Gespräch teilnehmen zu lassen. In solchen Fällen waren Mikos sehr nützlich. Zumal sie die Gefühle wahrnehmen und zum Teil sogar ihre Gedanken durch Visionen nachvollziehen konnten. Er war sich auch bewusst, dass die Miko, die er hatte, eher nutzlos als nützlich war. Jedoch lernte sie schnell. Das wäre eine gute Praxis, wenn sie die Gedanken vom Daiyoukai des Nordens knacken könnte. Wenn sie das schaffte, gäbe es niemand mehr, den sie nicht lesen konnte, mit Ausnahme ihm selber. Kagome vernahm die Aura eines Youkai, der sich gerade Eintritt in den Palast verschaffen hatte. Jedoch friedlich. Und nun nutzte sie ihre neu gelernte Fähigkeit. Auch wenn es noch verbesserungsbedürftig war, spürte sie, dass der Youkai wütend war. Osamu. ‚Wer wäre denn nicht wütend auf seinen Sohn, wenn er abhaut und dann noch festgenommen wird?’, dachte sie sich und entschied sich, den Daiyoukai genauer zu begutachten. Bevor sie in den Empfangssaal eintrat, gab sie Rin noch bescheid, artig zu sein und auf den Wächter zu hören, den sie zu ihr postiert hatte, mit der Begründung, Sesshomaru-Sama würde ihn umbringen, wenn dem Kind etwas geschähe. Nun spürte sie, wie auch Sesshomaru den Empfangssaal betrat der abrupt stehen blieb, als er sie sah. Er begutachtete sie von Kopf bis Fuss und erhielt von ihr noch zusätzlich einen irritierten Blick über seine Tat. Danach wandte er seinen Kopf von ihr ab und sah zum grossen Eingang hin. Die junge Priesterin eilte zu ihm und stand hinter ihm. Sie hatte damit nicht bezwecken wollen, Sesshomaru zu beleidigen oder sonst irgendetwas, aber sie konnte ja nicht wissen, was der fremde Daiyoukai von Menschen hielt. ‚Gut, Sesshomaru kann Menschen auch nicht ausstehen. Und er tut mir nichts. Jedenfalls nichts so Schmerzhaftes, wie er es mit anderen Menschen gemacht hatte.’, dachte sie und versuchte, ihre Konzentration dem Gast zu widmen. Doch das fiel ihr schwer, als sie Sesshomarus angenehmen Geruch vernahm. Er roch so gut. Er roch fast wie nach… Sie konnte es nicht sagen. Es war auf alle Fälle sehr erfrischen. Natürlich. Und absolut angenehm. Sie machte es nicht auffällig, wie es Inuyasha tun würde, indem er die Nase in die Höhe hob und laut zog. Sie atmete seinen Geruch vollkommen locker ein. Allerdings war ihr Atem deswegen etwas schwerer geworden und das fiel auch dem Lord vor ihr auf. Jedoch dachte er nicht daran, dass sie seinen Geruch inhalieren würde, sondern etwas nervös war. Das war im Grunde nicht wichtig. Er hatte eigentlich nicht vor, die Miko schon am ersten Tag dabei zu haben, entschied sich aber anders. Wenn sie ihn jetzt schon kennenlernte, könnte sie ihn vielleicht etwas besser einschätzen. Youkai konnten zwar ihre Emotionen voreinander verbergen, aber nicht vor jemandem, der in ihr Innerstes blicken konnte. Und das war der Knackpunkt. Die grossen Tore flogen auf und ein Mann, von Kagomes ‚Menschenaltersschätzung’, her war er höchstens 40 Jahre jung. Natürlich in Youkai-Jahren bestimmt schon über 2'000. Er hatte strenge Gesichtszüge, die auch irgendwie einen weichen Charakter dahinter zeigten. Kagome stufte ihn als ‚Harte Schale weicher Kern’ ein. In seinen Augen konnte sie die Wut deutlich erkennen, ebenso auch die Trauer dahinter. Die Wut war nicht gegen sie gerichtet. Es war auf seinen eigenen Sohn. Kanaan, der jetzt tot war. „Sesshomaru-Sama, Herr des Westens.’, begrüsste er Sesshomaru mit einem leichten Beugen, der auch von Sesshomaru mit einem Nicken begrüsst wurde. Der Blick des fremden Königs fiel auf die Frau hinter seines Gegenübers, woraufhin sich seine Augen leicht weiteten. Aus Überraschung und Interesse. Das missfiel Sesshomaru auf einer Art und Weise, die er nicht beschreiben konnte. Und er konnte dennoch nachvollziehen, warum er sie so ansah. Ihre Locken, die sie gerade hatte, waren berauschend, ebenso wie ihr angenehmer, wilder Kirschgeruch. Ebenso fiel ihm auf, dass die Furisode ihr perfekt passte und ihre Kurven sogar sehr schön betonte, als diese zu verstecken. „Die junge Dame hier ist…?“, fragte er mit einem Glitzern in den Augen, das den Herrn des Westens anwiderte. „Miko Kagome.“, antwortete Sesshomaru an ihrer Stelle monoton und veränderter, eisiger Stimme. „Miko?“, fragte er verwundert und sah sie noch mal an, wobei ihre Wangen rötlich anliefen, „Oh, tatsächlich. Ich war von der Schönheit geblendet, dass mir das gar nicht aufgefallen ist.“ Kagome wurde ganz rot und senkte ihren Kopf. Sie wollte nicht, dass der König sie so ansah. Es war ihr nicht nur unangenehm, sondern es störte sie. Das entging dem Mann vor ihr nicht, dem sie sich immer näherte. Auch er spürte, dass sie seinen Ärmel gepackt hatte und daran festhielt. „Die Verhandlungen finden morgen statt.“, sagte Sesshomaru in die Stille, und bekam die volle Aufmerksamkeit seines Gegenübers, „Jedoch müsst Ihr, Osamu-Sama, Herr des Nordens, etwas wissen.“ Kagome konnte schon nicht mehr hinhören. Sie befürchtete, dass Osamu durchdrehen würde und sich auf die beiden stürzen würde, um sie in der Luft zu zerfleischen. Gut, Sesshomaru war verdammt stark. Und seit er Bakusaiga damals erlangt hatte, war er noch stärker. Mittlerweile war er bestimmt der stärkste Youkai überhaupt, den sie kannte. Aber dennoch hatte der Gegenüber etwas, was ihr einen Schauer über den Rücken herab tanzen liess. Und dabei ignorierte sie noch seine lüsternen Blicke. „Mein Sohn ist tot.“, sagte er und erhielt zwei verwunderte Blicke, „Ich bin lediglich hier, um mein Schwert und die Überreste meines Sohnes ab zu holen.“ Das schlug Kagome aus den Zoris. Hatte sie sich da gerade verhört? Auch Sesshomaru erging es nicht anders. Doch danach begriff er, warum es den Mann vor ihm so kalt liess. Kanaan war einer der jüngeren Prinzen und somit ohne Anspruch auf den Thron. Dazu schien der Prinz auch noch das Katana seines Vaters gestohlen zu haben. Doch bevor er etwas sagen konnte, sprach schon Kagome los. „Was hat Naraku dem Norden angetan?“, diese Frage hatte sie wirklich eine Ewigkeit gequält, aber jetzt konnte sie sie stellen. ******************************************************************************************* Ich hoffe, es hat euch gefallen. Auch frage ich mich, ob ihr einpaar Charakterbilder sehen wollt. Wenn ja, lasst es mich wissen. ;-) Ich werde mich dann gleich an die Arbeit machen und Osamu zeichnen und natürlich Sess und Kags. ;-) Liebe Grüsse Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)