Glück auf Umwegen von Traumschreiberin ================================================================================ Kapitel 12: Auf dem richtigen Weg --------------------------------- Disclaimer: siehe Kapitel 1 Kapitel 12: Auf dem richtigen Weg Robin fühlte sich, als wäre ihm der Boden unter den Füßen weggezogen worden. Später wußte er nicht einmal mehr, wie er zurück in die Kutsche gekommen war, so sehr hielt die Eröffnung des Lords seine Sinne gefangen. Während er mit jeder Stunde, die verstrich, dem Ziel seiner Sehnsüchte ein Stück näher kam, hallten unaufhörlich seine Worte unaufhörlich in Kopf des jungen Mannes wider. Konnte es möglich sein? Erwartete Marian wirklich ein Kind von ihm? Und war es tatsächlich nur ein bloßer Zufall, dass ihn der König ausgerechnet jetzt, da Marian in London war, zu sich an den Hof befahl? Was wußte er über die ganze Sache? "Robin?" fragte Will schließlich, als es ihm gar zu unheimlich wurde, wie Robin unaufhörlich ins Leere starrte. "Was ist passiert? Seit du mit Marians Eltern gesprochen hast, hast du kein Wort mehr gesagt! Warum wollten sie uns unbedingt begleiten? Und warum um alles in der Welt ist Marian in London?" Wortlos hob Robin die Schultern und senkte den Blick. Natürlich schuldete er Will und den Mädchen die Wahrheit, doch wie sollte er ihnen das alles erklären? Zwar wußte er nicht einmal mit Sicherheit, ob seine Geliebte tatsächlich guter Hoffnung war, doch es würde auf jeden Fall das Beste sein, wenn sie noch vor ihrer Ankunft in London alles erfuhren. "Ich habe selbst nur einen Verdacht", gestand er hilflos. "Angeblich wollte Marian nach London reisen, um Cleo zu besuchen, aber das kann nicht der einzige Grund sein. Dafür ist sie viel zu schnell und unerwartet aufgebrochen. Nach allem, was ihre Eltern mir erzählt haben, sieht es so aus, als würde Marian ein Kind vom mir bekommen." Einen Augenblick herrschte atemlose Stille, doch dann legte sich ein strahlendes Lächeln auf die Gesichter der Drei. "Ich kann es kaum glauben!" rief Winniefred aufgeregt aus. "Robin wird Vater!" Überglücklich beugte sie sich vor und fiel ihrem Cousin um den Hals. Auch Barbara brach in laute Jubelschreie aus, doch Will bemerkte, dass Robin nach wie vor ernst aussah. Fast schien es, als berührte ihn diese freudige Aussicht überhaupt nicht. "Das sind wundervolle Neuigkeiten", meinte er vorsichtig. "Aber du scheinst dich nicht darüber zu freuen." Der besorgte Unterton in Wills Stimme ließ Robin endlich aus seinen t4üben Gedanken aufschrecken. Als Winniefred ihre Umarmung löste, stützte der junge Mann den Kopf in seine Hände und seufzte schwer. "Natürlich freue ich mich", entgegnete er leise. "Es kommt nur alles so plötzlich. Die ganze Zeit habe ich nur daran gedacht, Marian zurückzugewinnen und nun erfahre ich, dass es nicht nur um uns beide, sondern um eine ganze Familie geht. Ich weiß einfach nicht mehr, was ich denken soll. Marian hatte Monate Zeit, um sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass sie bald Mutter wird, aber für mich ist der Gedanke, Vater zu werden, noch so neu." Robin hielt inne und seufzte schwer. "Aber das ist nicht alles", fuhr er dann mit unverhohlener Traurigkeit fort. "Am meisten weh tut mir der Gedanke, dass Marian nun bereits sechs Monate mein Kind unter dem Herzen trägt und es nicht für nötig gehalten hat, mit etwas zu sagen. Warum ist sie nicht zu mir gekommen? Immerhin bin ich der Vater und habe als solcher ein Recht, von unserem Baby zu erfahren. Warum tut sie mir so etwas an? Du hast doch selbst gesagt, sie würde mich lieben, Will!" Der Angesprochene hatte seinem Cousin die ganze Zeit schweigend zugehört und als dieser geendet hatte, legte er ihm beide Hände auf die Schultern. "Natürlich liebt sie dich, Robin", erwiderte er so ernst und eindringlich, wie Robin es niemals zuvor erlebt hatte. "Aber du hast es ihr in den letzten Monaten auch nicht gerade leicht gemacht. Wie sollte sie, da den Mut nehmen dir zu sagen, dass sie euer Kind erwartet? Sie mußte doch glauben, dass du ihr entweder sofort die Tür weisen oder sie nur aus Pflichtgefühl unterstützen würdest. Was hätte sie also tun sollen?" Betreten senkte Robin den Kopf. Einmal mehr wurde ihm schmerzhaft deutlich bewußt, dass er sie beide mit seinem kaltherzigen Verhalten nicht nur um viele kostbare Momente betrogen, sondern womöglich auch ihr Vertrauen für immer verspielt hatte. Schlussendlich war alles seine eigene Schuld. Doch Robin schwor sich, alles zu tun, um das Leid wiedergutzumachen, dass er ihr zugefügt hatte. Endlich wußte er, dass er auf dem richtigen Weg war. Marians Eltern hatten an ihrem Entschluss festgehalten, ebenfalls nach London zu reisen und waren zeitgleich mit Robin in einer zweiten Kutsche aufgebrochen. Im Stillen kam Lady Lancaster nicht umhin, sich zu wundern, mit welcher Gelassenheit ihr Gemahl, dass Marian allem Anschein nach ein uneheliches Kind bekam. Sie selbst hatte diese Erkenntnis anfangs schockiert, allerdings hatte sie sich längst an den Gedanken gewöhnt, als sie ihn aufklärte. "Ich muß gestehen, dass du mich erstaunst, Liebster", fasste sie sich nach einer Weile ein Herz. "Du nimmst die Tatsache, dass unsere Tochter unverheiratet und guter Hoffnung ist, sehr ruhig hin. Wenn ich ehrlich sein darf, hatte ich damit gerechnet, dass du darüber erzürnt sein würdest. Immerhin ist unsere Familie weithin bekannt und hat im ganzen Land Einfluss. Wir müssen auch an unser Ansehen denken." Lord Lancaster seufzte und schüttelte den Kopf, doch entgegen der Erwartung seiner Gemahlin spielte der Hauch eines Lächelns um seine Lippen. "Ich weiß", entgegnete er ruhig. "Du brauchst nicht zu glauben, ich hätte das alles nicht bedacht. Aber ganz gleich, in welche Schwierigkeiten sie sich gebracht haben mag, Marian ist und bleibt unsere Tochter und das Kind, das sie zur Welt bringen wird, ist auch unser Enkelkind. Außerdem hoffe ich nach wie vor auf eine Versöhnung zwischen ihr und Robin, denn für mich steht außer Frage, dass Marian ihn trotz allem noch immer liebt. Allein Robins Erscheinen auf unserem Schloss zeigt mir, wie aufrichtig auch seine Gefühle sind." Lady Lancaster nickte erleichtert. "Du hast Recht", antwortete sie merklich zuversichtlicher. "Aber was tun wir, wenn es keine Versöhnung zwischen den beiden gibt?" "Dann werde ich sowohl Marian als auch ihr Baby unter meinen Schutz nehmen und das Kleine öffentlich als mein Enkelkind anerkennen", erwiderte der Lord entschlossen. "Unsere Tochter mag leichtsinnig gehandelt haben, doch ihr Kind wurde in Liebe empfangen und ich bin bereit, das jedem ins Gesicht zu sagen, der schlecht über die beiden reden sollte. Was auch geschieht, wir halten zu ihr." "Ja, wir halten zu ihr", stimmte seine Gemahlin sanft zu. "Wir sind doch eine Familie." Insgeheim dachte sie ebenso wie ihr Gemahl und war aufrichtig gerührt, dass er so unerschütterlich hinter seiner Tochter stand. Zwar hatten sie beide Marian von Anfang an dazu erzogen, das Haus Lancaster eines Tages würdig zu vertreten, doch als ihr einziges Kind war sie auch immer irgendwie ihre Prinzessin gewesen. Es kam ihr beinah wie gestern vor, als sie Marian zum ersten Mal in den Armen gehalten hatte. Sie konnte es kaum glauben, wie schnell ihr kleines Mädchen erwachsen geworden war. Und nun würde sie bald selbst Mutter werden! Im Stillen bete sie inbrünstig, dass das einstige Liebespaar wieder zueinander finden würde. Schließlich gehörten sie zusammen und das Baby brauchte seine Mutter und seinen Vater. Was in ihrer Macht stand, würde sie dafür tun, dass schwor sie sich. Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)