Glück auf Umwegen von Traumschreiberin ================================================================================ Kapitel 7: Eine Sorge weniger ----------------------------- Disclaimer: siehe Prolog Kapitel 7: Eine Sorge weniger In dieser Nacht schlief Marian so gut wie schon lange nicht mehr und blieb auch von quälenden Träumen verschont. Cleo hatte sie in einem der Gästezimmer im oberen Stockwerk ihres Hauses untergebracht und die junge Frau genoss es, nach der langen, beschwerlichen Reise endlich wieder in einem weichen Bett zu liegen. Als sie am nächsten Morgen aufwachte, fühlte Marian sich wie neu geboren. Sie setzte sich im Bett auf, öffnete die Vorhänge und betrachtete lächelnd das Bild, das sich ihr bot. Gerade ging die Sonne auf und schickte ihre ersten Strahlen über die Dächer von London. Marian, die noch niemals zuvor in einer so großen Stadt gewesen war, schaute fasziniert auf das Meer von Häusern hinunter. Die Stadt erinnerte sie unwillkürlich an den Sherwood Forest, in dem die Bäume genauso dicht standen, wie hier die Häuser. Verglichen mit London erschien ihr Nottingham nun klein und unscheinbar. Am stärksten jedoch wurde der Blick der jungen Frau von dem majestätischen Schloss angezogen, das nur wenige Straßen von Cleos Haus entfernt in den Himmel ragte. Sie konnte sich noch gut an die Worte erinnern, die ihr König Richard damals zum Abschied gesagt hatte: wenn Robin sie schlecht behandeln sollte, könnte sie sich immer an ihn wenden. Aber selbst wenn Marian ihn um Hilfe bat, was konnte er schon tun? Nicht einmal der König konnte Robin zwingen, ihr zu verzeihen. Warum also ließ ihr dieser Gedanke keine Ruhe? Mit einem Mal fielen ihr auch die Worte ihrer Freundin vom Vorabend ein: der Weg zurück in Robins Herz war noch nicht versperrt und gemeinsam würden sie ihn finden. Gab es am Ende wirklich noch Hoffnung? "Marian?" Erschrocken fuhr die Angesprochene herum und sah, dass Cleo sich inzwischen unbemerkt zu ihr gesellt hatte. "Wie fühlst du dich?" "So gut wie schon lange nicht mehr", antwortete die junge Frau lächelnd. "Als wäre mir eine schwere Last von der Seele genommen worden. Es tut gut zu wissen, dass ich das nicht alles alleine durchstehen muß." "Ich werde dir beistehen", versicherte Cleo ihrer Freundin sanft. "Egal was geschieht. Und Gilbert auch." Bei diesen Worten wurde Marian schlagartig ernst. "Um eines muß ich dich bitten", sagte sie eindringlich. "Erzähl deinem Bruder nicht, was zwischen Robin und mir vorgefallen ist. Das ist allein eine Sache zwischen uns beiden und ich will nicht, dass er am Ende alles ausbaden muß!" Cleo nickte bedächtig. "Wenn du es nicht willst, werde ich nichts sagen", erwiderte sie ruhig. "Aber wenn Gilbert nach Hause kommt, wird dein Zustand für ihn nicht lange ein Geheimnis bleiben und dann wird er sicher auch die ganze Geschichte wissen wollen." "Wo ist dein Bruder jetzt eigentlich?" fragte Marian neugierig. "Und wann kommt er wieder zurück?" "Ich weiß es nicht", erwiderte Cleo achselzuckend. "Ein paar Wochen wird er sicher noch unterwegs sein. In seinem letzten Brief, den er mir vor ein paar Tagen geschickt hat, sagte er, dass er in Lincoln war." Als sie das hörte, atmete die junge Frau erleichtert auf. Lincoln war noch ein gutes Stück weiter von London entfernt als Nottingham, was bedeutete, dass bis zu Gilberts Heimkehr tatsächlich noch Zeit vergehen würde. Bis dahin mußte ihr eine glaubwürdige Erklärung einfallen. "Da ist noch etwas anderes, das mir Sorgen macht", unterbrach Cleos Stimme schließlich ihre Gedanken. "Bevor du zu mir gekommen bist, hast du niemandem erzählt, dass du guter Hoffnung bist. Also hat dich bisher noch niemand untersucht, nicht wahr?" Marian schüttelte den Kopf. "Nein", gab sie betreten zu. "An wen hätte ich mich auch wenden sollen?" "Was hältst du davon, wenn ich dich untersuche?" fragte ihre Freundin sanft. "Im Kloster habe ich öfter Frauen geholfen, die in derselben Lage waren, wie du und ich kenne mich gut mit Schwangerschaften und Geburten aus. Außerdem willst du doch sicher wissen, ob es deinem Baby gut geht." Die junge Frau zögerte einen Moment, sah dann jedoch ein, dass Cleo Recht hatte und nickte. Insgeheim hatte die Sorge um die Gesundheit ihres ungeborenen Kindes sie schon länger bedrückt und so fiel es ihr letztlich doch leicht, sich ihrer Freundin anzuvertrauen. Fürsorglich half Cleo der werdenden Mutter beim Ausziehen und bedeutete ihr dann, sich hinzulegen. Anfangs schämte Marian sich ein wenig, denn bisher hatte niemand außer Robin sie so gesehen oder gar berührt, aber Cleo ging so behutsam mit ihr um, dass sie sich bald entspannte und sich bereitwillig Bauch und Unterleib abtasten ließ. Erst als Cleo ihre Brüste berührte, zuckte sie zusammen und stieß einen leisen Schmerzenslaut aus. "Es tut mir leid", sagte Cleo entschuldigend. "Ich wollte dir nicht wehtun." "Es war nicht so schlimm", entgegnete Marian und schüttelte beruhigend den Kopf. "Meine Brüste sind in den letzten Monaten sehr empfindlich geworden." "Das ist normal", erklärte ihre Freundin lächelnd. "Dein Körper bereitet sich darauf vor, das Leben zu nähren, das bald auf die Welt kommen wird. Und soweit ich sehen kann, ist mit euch beiden alles in Ordnung. Dein Kleines liegt richtig, ist kräftig und du solltest genug Milch haben. Außerdem scheint es ein lebhaftes Kerlchen zu sein." "Es kommt bestimmt nach seinem Vater", gab die junge Frau lächelnd zurück. Zu ihrer eigenen Verwunderung überwältigte sie die Verzweiflung nicht aufs Neue bei diesem Gedanken. Zwar wurde ihr noch immer wehmütig ums Herz, aber sie viel ihr längst nicht so schwer wie früher, ihre Traurigkeit zu überwinden. Die Liebe zu ihrem Baby gab ihr Kraft und den Mut, sich der Zukunft, wie auch immer sie aussehen mochte, zu stellen. "Eines überrascht mich dennoch", bemerkte Cleo, als sie wenig später neben der fertig angekleideten Marian auf dem Bett saß. "Du nimmst es gelassener hin als die meisten Frauen, dass du ein uneheliches Kind bekommst. Sehr viele hätten ganz anders gehandelt und ihr Baby heimlich wegmachen lassen, um sich selbst und ihre Familien vor Schande zu bewahren." "Du meinst, sie haben...ihr ungeborenes Kind...umgebracht?!" fragte Marian entsetzt. "Das würde ich niemals übers Herz bringen!" "Ich auch nicht", stimmte Cleo ihr ernst zu. "Aber es ist eine Möglichkeit. Hast du auch nie daran gedacht, einen anderen Mann zu heiraten? Bestimmt weißt du selbst, wie sehr mein Bruder dich einst geliebt hat und soweit ich weiß, bist du ihm nach wie vor sehr wichtig. Ich bin überzeugt, dass er sich bereit erklären würde, dich zu ehelichen und dein Kind als sein eigenes anzunehmen, wenn wir ihn darum bitten." Marian schüttelte den Kopf. "Ich kann meine Zukunft nicht auf einer Lüge aufbauen", entgegnete sie nachdrücklich. "Gilbert verdient eine Frau, die ihn aufrichtig liebt und ihn nicht nur als Mittel zum Zweck benutzt, um ihr eigenes Gesicht zu wahren. Mein herz gehört Robin und das wird immer so bleiben." "Du hast Recht", stimmte Cleo ihr nach kurzem Schweigen zu. "Wir werden einen Weg finden, euch wieder zusammenzubringen. Wir müssen einfach." Fortsetzung folgt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)