Welcome to Hell! ... von Kanra-sama (... or is it Heaven? (SasuNaru)) ================================================================================ Prolog: Part one: Welcome to my Life! -------------------------------------- Part one: Welcome to my Life! Ich hasste mein Leben. Ich hasste es wirklich abgrundtief. Oft vermutete ich, dass Gott mich nur zur persönlichen Belustigung erschaffen hatte. Warum musste meine Chefin auch nur so ein Drache sein?! Von wegen nichts aufschreiben! Und bloß lächeln, egal was passiert! Immer einen Arm im rechten Winkel vor und einen hinter der Brust! Warum ich mich so aufregte? Lest selbst … Irgendetwas Supertolles, Unglaubliches, sehr Erfreuliches ist euch widerfahren. Und um es noch besser zu machen, geht ihr logischerweise feiern. Als Jugendlicher meist in eine Disco. Damit hab ich noch nichts zu tun. Aber wenn die Eltern, Tanten, Onkels, Omas, Opas oder superreiche Freunde es euch anbieten, dann geht ihr natürlich in ein Restaurant. Und da komm ich langsam ins Spiel. Also: Ihr kommt gemütlich, mit bester Stimmung, in das Gebäude und erwischt auch noch den besten Platz. Wenn ihr jetzt zu den passiven Gästen gehört, dann habt ihr mit Sicherheit – zumindest einmal in eurem Leben – mitbekommen, wie der Gast am Nebentisch den Kellner runterbuttert, weil ihm das zu dunkel, dies zu wenig gesalzen oder jenes zu stark gewürzt ist. Und der Kellner – welcher nun wirklich nichts dafür kann – steht da wie ein begossener Pudel und lächelt gequält. Wenn ihr jetzt allerdings der aktive Gast sein solltet, werdet ihr euch im Recht fühlen und euch selber durch das Restaurant, und momentan über diesen Text, schreien hören. Und mein Part war, leider Gottes, der Hunde-Teil. Momentan stand ich NOCH mit einem Naruto-Standard-Lächeln vor zwei Gästen. Das an sich war ja auch nicht schlimm. Zumindest der schwarzhaarige junge Mann nicht, welcher etwas längere zu einem Pferdeschwanz zusammengebundene Haare hatte. Sein ebenso unglaublich attraktiver Begleiter allerdings schon. (Nur zur Info: Ich bin NICHT schwul! Aber ich konnte definitiv nicht bestreiten, dass sie besser aussahen als der Durchschnitt, viel besser sogar!) Besagter Herr – pechschwarze, kurze Haare, ebenso schwarze Augen und porzellanweiße Haut – sah mich durchdringend an und bestellte. Klingt sympathisch, meint ihr? Dann hört dem Typen mal zu! „Als Vorspeise die Tomatensuppe. Lauwarm, mit drei Tomatenscheiben, einem Klacks Sahne, drei Blättern Basilikum. Und keines mehr, verstanden?“ Ich wollte gerade enthusiastisch und mit ehrlich gemeintem Grinsen antworten, als er einfach weiter plapperte. „Das Hauptgericht soll aus dem Hirschsteak mit Pflaumen bestehen. Schön blutig. Und ich will keine Zwetschgen sehen! Außerdem möchte ich keinen Tropfen Fett oder Ähnliches auf dem Teller haben. Und fünf Pflaumen reichen. Dazu eine Flasche Chateauneuf-du-Pape Domaine de Marcoux 'Vieilles Vignes'. Als Beilage den Frühlingssalat mit Wachteleiern. Geschälte Radieschen, drei Stangen Sellerie, drei Paprikaschoten, hundert Gramm Emmentaler, sieben Wachteleier und KEINE Kresse!“ Als ich eben Luft holen wollte, um sowas Ähnliches wie "Überhaupt kein Problem, Sir!" zu sagen, redete er einfach unberührt weiter. „Als Nachtisch das Tiramisu. Und eine Latte Grande, doppelter Espresso, italienische Zubereitung. Wenig Schaum, extra Zimt. Mit Vollmilch. Nicht halbfett oder zweieinhalb Prozent Fett. Vollmilch.“ Welcher Idiot sollte sich so etwas bitte merken? Ach, stimmt ja, ich … Sein Bruder war mir da schon wesentlich gelegener gekommen mit seiner vorherigen Bestellung. Er hatte mir schlicht und einfach die Nummern genannt und meinte zum Abschluss: „Einen Kaffee, bitte. Schwarz. Das ist alles.“ Punkt, Schluss, aus. Das war alles! Mit plastischem Lächeln drehte ich mich um und stapfte von dannen. Ich hasste diesen Typ jetzt schon, obwohl er nicht viel älter aussah als ich. Woher hatte er das verdammte Geld?! Ich schuftete wie ein Blöder in diesem deutsch/italienisch/französischen Fünf-Sterne-Restaurant, während der reiche Schnösel meinte, eine Rede über unsere Speisekarte halten zu müssen. Verstand denn niemand, dass mein Gehirn ein einziges Nudelsieb darstellte? Mehr als Ramen blieb da nicht hängen! Wenn ich Glück hatte, wusste ich noch, wie die beiden aussahen, wenn ich die Küche betrat. Auf Grund von zu großem Input ist der Rechner abgestürzt. Bitte warten Sie auf den Neustart und beachten Sie die Anweisungen. Bleiern setzte ich meinen Weg fort. 1.Brechen Sie nicht in Panik aus, auch wenn der Großteil der Daten unwiderruflich gelöscht wurde. Laut seufzte ich auf. 2.Verlieren Sie Ihren Sinn für Humor nicht und sehen Sie Ihre momentane Lage positiv. Langsam schlich sich mein patentierter Gesichtsausdruck auf seinen alten Platz. 3.Die Welt wird untergehen. Aber da erzähle ich Ihnen nicht Neues. Ich nickte eifrig, auch wenn das für Außenstehende sicher bescheuert aussah. 4.Wenn Sie dem Küchenchef gegenüber stehen sollten, dann erfinden Sie irgendeine Scheiße. Die Grundbestellungen werden noch vorhanden sein und der Vollpfosten von Gast wird sich selbst nicht mehr an seine Bestellung erinnern, weshalb nichts bewiesen werden kann. Und just in dem Augenblick, als mein Fuß die Türschwelle zur Küche überschritten hatte nahm mein Gehirn seine Arbeit wieder auf. Keine zwei Stunden später stand ich abermals vor Tisch 13. Total nervös und zappelig. Drei Mal dürft ihr raten, wem ich gegenüberstand. Natürlich "Mister Mir-ist-langweilig-deshalb-quäle-ich-den-Kellner-weil-das-sicherlich-lustig-wird". Warum? Ganz einfach. Schon bei der Vorspeise wusste ich, dass etwas gewaltig schief lief. Der werte Gast hatte seine Tomatensuppe nämlich mit hochgezogener Augenbraue begutachtet, anschließend leicht geschmunzelt, dann angefangen, sie zu essen, und mich mit einer Handbewegung weggeschickt. Beim Hauptgericht war die Szene ein wenig suspekter. Kaum hatte ich alles vor seine Nase platziert, da grinste er mich selten dämlich an. Sein Bruder prustete durch die Gegend und hatte sichtlich Mühe, weder sein Trinken auszuspucken, noch in schallendes Gelächter auszubrechen. Ich kommentierte die Situation gezwungenermaßen mit einem kleinen Lächeln. Und beim Nachtisch war dann alles vorbei. Ich stand noch nicht mal, da lachten die Beiden so stark, dass ich vermutete, sie gleich vom Stuhl fallen zu sehen – was leider nicht passierte. Dieses Mal lag es an mir, eine Augenbraue in die Höhe zu ziehen. Schweigend drehte ich mich um und ging. Jetzt war ich allerdings – wie oben bereits erwähnt – wieder da. Mit meiner Chefin. Seufzend ließ ich die Schultern hängen, während der Jüngere der Brüder aufzählte, was ich alles falsch gemacht hatte. Das Schlimmste war wahrscheinlich – abgesehen von der EINEN Tomatenscheibe, die ich vergessen hatte – der Rotwein. Ich hatte ihm nämlich nicht dieses sackteure Ding, für das man 143 Euro pro 0.75 Liter zahlte, sondern irgendeinen Billigwein gebracht. Das durfte man mir allerdings nicht übel nehmen. Ich meine, wer kann den bitteschön so einen Namen aussprechen? Die alte Dame entschuldigte sich bei den Herren mindesten 158 Mal, bevor sie sagte: „Ich werde dafür sorgen, dass so etwas nie mehr vorkommt, Uchiha-san.“ Gekonnt ignorierte ich, dass sie die Beiden zu kennen schien. Mit diesen Worten packte sie mich an meiner Krawatte und schleifte mich ihn die Küche. Dort angekommen schubste sie mich ein bisschen unsanft gegen den Herd und brüllte: „Naruto! Du bist GEFEUERT!“ Und so endete dieser Tag und mein altes Leben. ----------- Und hier endet der Prolog! Ich hoffe er hat euch gefallen! Über Kommis würde ich mich freuen^^ lg Kara-chan Kapitel 1: Part two: Welcome to a new Beginning! ------------------------------------------------ Part two: Welcome to a new Beginning! Nun war schon eine Woche vergangen. Eine Woche, in der ich zwar täglich zur Schule ging, aber anschließend nicht zur Arbeit. Ich hatte nämlich keine mehr. Dank "Mister Mir-macht-es-Spaß-andere-für-meine-persönliche-Bereicherung-leiden-zu-lassen" war ich gefeuert worden. Hochkantig raus geschmissen! Und jetzt wurde mir allmählich das Geld knapp! Ich war Vollwaise und hatte auch sonst keine Freunde, die mir hätten helfen können. Zumindest nicht wirklich. Und da ich schon 16 Jahre alt war, konnte ich das Jugendamt dazu überreden, mich alleine wohnen zu lassen. Unter der Voraussetzung, dass ich regelmäßig zur Schule ging, Geld verdiente und mich einmal im Monat jemand vom Amt besuchen kam. Und besagter Besuch würde nicht mehr lange auf sich warten lassen, genauso wenig wie die Tatsache, dass ich bald kein Dach mehr über meinem Kopf hätte, wenn ich nicht schleunigst einen neuen Job finden würde. Es war später Nachmittag. Meine Pflichten waren alle erledigt, weshalb ich mich dazu entschloss, einen kleinen Spaziergang zu machen. Ich liebte die Natur. Deshalb war es selbstverständlich für mich, am Hafen ein bisschen durch die Gegend zu laufen. Gedacht, getan. Resigniert kickte ich einen Stein nach dem anderen über den Weg. Sog tief die Luft ein und dachte angestrengt nach. Also Naruto, schön durchatmen. Vor sieben Tagen ist deine Welt zusammengebrochen, aber das macht nichts! Du bist jung, spontan und IMMER gut gelaunt! Du lässt dich wegen diesem Obertrottel NICHT hängen! Das wird schon wieder. „Das wird schon wieder? Seit wann rede ich mir selbst Stuss ein?! Wegen diesem dämlichen, inkompetenten, hochnäsigen, miesen, gemeinen, durch und durch bösartigen Wesen habe ich alles verloren! Es ist vorbei, checkst du das nicht?! Wenn ich an diesem Tag nur nicht aufgestanden wäre, dann ...“, während ich vor mich her schimpfte, blendete ich meine Umgebung vollkommen aus. Somit bemerkte ich weder die Menschen, die sich über mich lustig machten oder mich für komplett bescheuert hielten, noch die, die ich aus Versehen anrempelte - ganz zu schweigen von dem Typen, auf welchen ich direkt zusteuerte. Womit ich übrigens zum zweiten Mal in diesem Monat mein Leben besiegelte. Ab sofort sollte ich den Januar in meinem Kalender rot anstreichen und als offiziellen Hass-Monat feiern. Denn es kam, wie es kommen musste. Ich lief in besagten Typen hinein. Laut fing ich an zu fluchen, nachdem ich unsanft auf meinem Hintern gelandet war. Denn leider Gottes schien es nicht so, als sei die Person vor mir ein edler Samariter, wie in vielen dieser Kitsch-Filme. Tja, aber dass meine Hose nun vollkommen dreckig war und ich mir die Hände aufgeschürft hatte, war bei weitem nicht das Schrecklichste an dieser Sache. Denn in Luzifers Namen war ich in DIE Person reingerannt, die ich am wenigsten auf dieser Welt sehen wollte. Der Verursacher allen Übels! Na, klingelt's? 0 Punkte, für diejenigen, die auf "den Klassenlehrer" tippten. 50 Punkte für die, die sich für "einen Uchiha" entschieden haben. Und 100 Punkte für die, die auf "Mister Mir-macht-es-Spaß-andere-für-meine-persönliche-Bereicherung-leiden-zu-lassen" setzten. „DU!!“, brüllte ich ihn an. Mit hasserfülltem Blick und ausgestrecktem, zitterndem Zeigefinger versuchte ich ihn aus meiner unvorteilhaften Lage zu erdolchen. Was – wie ihr euch sicher denken könnt – eher lächerlich rüberkam. Herr "Du-kannst-mir-nichts-anhaben-denn-ich-bin-besser-als-du" sah mich herablassend an, und meinte in monotonem Tonfall: „Pass gefälligst auf, wo du hin läufst.“ Mir platzte der Kragen. Die Wut, welche sich schon seit einer Woche in mir aufgestaut hatte, suchte sich gezielt einen Weg vom Magen aus hoch zur Speiseröhre und direkt in meinen Mund. Was mich dazu veranlasste, ihm alles, was mich je belastet hatte, in sein elfenbeinweißes Gesicht zu brüllen: „DU hast ALLES kaputt gemacht! Ich bin schlecht in der Schule, jeder hasst mich, meine Eltern sind tot, das Amt sitzt mir im Nacken, die Miete wurde erhöht und das ist ALLES DEINE SCHULD! Und wegen dir wurde ich GEFEUERT! Verstehst du?! Wie soll ich denn ohne Geld überleben?“ Ich hätte noch mehr sagen können. Wie zum Beispiel, dass wegen ihm die Eiskappen schmolzen und dadurch die Babyrobben und Eisbären starben. Weil durch seine verfluchte Existenz nämlich die Globale Erwärmung ausgelöst wurde. Oder dass er für die Ölpest verantwortlich war. Aber ich verstummte, als ich in seine Augen blickte. Wie eine schwarze Glasplatte wirkten sie in diesem Moment auf mich, wie Spiegel seiner Seele. Glatt, kalt, gefühllos. Keinerlei Emotionen seinerseits. Schwarz traf auf Blau. Nacht auf Tag. Himmel auf Hölle. „Was geht mich das an?“, mit diesen Worten lief er an mir vorbei. Lies einen verdutzten Naruto zurück. Ich musste erst ein paar Mal blinzeln, bevor das eben Gesagte zu mir durchsickerte. Doch als ich mich umdrehte – immer noch in sitzender Position – war er schon längst verschwunden. Mit dem kreativen Satz: „Dieser Idiot!“ stand ich auf, bewegte meinen Körper in die Innenstadt. Und abermals bemerkte ich nichts. Wirklich, überhaupt nichts! Ihr glaubt mir nicht? … Tut es ruhig. Ich hasste mich selbst dafür … Ein Beispiel gefälligst? Bitte sehr: „Hey, Kleiner! Du da, mit den süßen blonden Strubbelhaaren und den blauen Augen! Du siehst recht sportlich aus." Hatte er meine Haare gerade als süß bezeichnet? "Lust, bei mir anzuheuern? Meine Kunden würden sich sicher über einen Neuzugang freuen!“ „Halt die Klappe, Pappnase!“ … Ihr lest richtig. Ich hatte den Typen mit einer Beleidigung in den Wind geschossen. Und das war bei Weitem nicht die einzige Möglichkeit gewesen, an einen neuen Job zu gelangen … Aber vergessen wir das Ganze. Ich möchte nicht daran erinnert werden – Bitte! Um Aggressionen abzubauen, tat ich das, was jeder durchschnittlich intelligente bis abgrundtief blöder Mensch in meiner Lage machen würde. Ich lief in die nächstbeste Bar, um mir richtig eins hinter die Kante zu kippen! Und prompt passierte das, was einem besoffenen Jugendlichen unweigerlich passieren musste, der kaum noch stehen konnte. Ich wurde von der Polizei aufgegabelt. Warum? Lasst es mich euch erzählen. Taumelnd, lallend und nicht ganz bei der Sache, bewegte ich mich auf einen Kinderwaagen zu. Er stand mitten im Park rum, einsam und verlassen. Okay, soooo einsam und verlassen war er nun auch wieder nicht. Aber die Mutter, die zu dem Kind gehörte, stand mindestens hundert Meter entfernt und unterhielt sich angeregt mit einer anderen Frau. Ursprünglich wollte ich einfach an dem Kinderwagen vorbeilaufen, doch dann erblickte ich schwarze Knopfaugen. „Na, meen Kleener! Wasch mascht denn du hier? Du erinnerscht misch an wen …“, mit diesem Satz bückte ich mich und nahm das arme Ding auf meine Arme. Verzweifelt versuchte ich geradeaus zu laufen, streichelte dabei immer wieder über das sanfte Haar des Kleinen. Doch ein panischer Schrei ließ mich zusammenzucken. „Was zur Hölle machst du da mit meinem Akamaru?!“, kreischte mich die Frau von hinten an. Akamaru … was für ein bescheuerter Name für ein Baby. Beschützerisch drückte ich meinen neu gewonnenen Kumpel an mich und brüllte zurück: „Isch sorge dafür, dassch er nischt scho ein arrogantesch Arschloch wird wie der, den isch kennenlernen durfte!“ Mit einem Kampfschrei rannte die Frau auf mich zu; ich sorgte natürlich dafür, so schnell wie möglich wegzukommen. Drückte dabei das kleine haarige Knäuel fester an mich, sodass es fiepte. Zielstrebig brachten mich meine Beine Richtung Innenstadt, direkt zum Markt. Gekonnt wich ich den rumstehenden Obstkisten aus – so dachte ich zumindest, denn in Wirklichkeit krachte ich gegen jedes Holzteil, dass mir in den Weg kam – und lachte wie ein Irrer. „Isch bin der tollschte Ninscha auf der Weeeeelt!“ Das wiederholte ich auf der Hetzjagd wie ein Mantra. Bis das Baby in meinem Arm anfing zu winseln, kläffen, sich hin und her zu wälzen (für was hielt es sich denn, einen Hund?), um anschließend aus meinem Griff zu springen. Etwas verwirrt blickte ich ihm nach. Dann kam ich nur noch zwei Schritte weiter, denn ich knallte - KLISCHEEHAFT - direkt gegen eine Laterne. Alles wurde schwarz ... Als ich aufwachte, bemerkte ich sofort, dass etwas anders war als sonst. Der Dreck, auf den ich gefallen war, war weicher gewesen und brauner. Nicht so grau und betonmäßig. Mühselig stützte ich mich auf die Arme. „Endlich wach, Kleiner?“ Irritiert blickte ich mich nach der Stimme um. Ein richtiger Wandschrank saß auf einem Holzbett mir gegenüber. Dunkle Haut, kurzer schwarzer Afro, Stahlmuskeln. Ich lag auf dem Boden. Doch nicht auf irgendeinem Boden, sondern auf dem eines Knastes. Rechts von mir konnte ich Gitterstäbe ausmachen. „Scheiße …“, grummelte ich, als ich mich vorsichtig aufsetzte und meinen Schädel rieb. „Wie bin ich denn hier her gekommen?“ „Null Ahnung. Die Bullen haben dich bewusstlos her geschleppt.“ „Ach so …“, murmelte ich. Dann viel mir alles wieder ein. „Verdammt, wo ist das Baby?!“ „Welches Baby? Ach übrigens, ich bin Joe.“ „Tag, Joe. Sicher, dass da kein Baby war?“ „Nein. Die Bullen haben nur von 'nem Hund geredet und einem irren Kind, welches Dognapping betrieben hat …“ „Oh …“ Welcher kranke Mensch entführte schon einen Hund? Mindestens eine halbe Stunde saßen wir uns schweigend gegenüber. Ich auf dem Boden, er auf dem Bett. Starrten uns gelangweilt an. Eigentlich war Joe ganz nett. (Schließlich tat er mir nicht weh.) Um die Langeweile zu vertreiben, fragte ich das, was alle Knastbrüder fragten: „Und … weswegen sitzt du?“ „Hab ein Huhn geköpft, welches auf die Straße rannte, dadurch ein Motorrad von ebendieser abgekommen ist und der Fahrer verreckte.“ Ungläubig starrte ich ihn an. „Okaaay … wenn es weiter nichts ist …“ Weitere zehn Minuten später stellte mir der Wandschrank eine entscheidende Frage: „Willst du flüchten?“ Anscheinend wirkte der Alkohol noch, denn ich stimmte ihm mit einem Nicken zu. Und keine Stunde später – bis irgendein Polizist vorbeigeschaut und Joe es geschafft hatte, in K.O. zu schlagen, um die Schlüssel zu klauen, damit wir die Tür aufzuschließen konnten – rannte ich durch die Stadt; immer darauf bedacht, von keinem Auto mit Sirenen gefunden zu werden – so schnell wurde man wegen Kidnapping und schwerer Körperverletzung gesucht. Mein Haus lag gar nicht mehr so weit weg und ich wollte heute noch ankommen. Um gleich wieder abzuhauen. Denn kaum schlug die Tür hinter mir zu, da schnappte ich mir einen Rucksack und stopfte alles hinein, was mir wichtig war. Danach türmte ich die Wohnung, ohne abzuschließen, und hetzte abermals Richtung Hafen. Das erstbeste Schiff, welches mir unter die Augen kam, wurde erklommen. Ich versteckte mich unter einer Plane, um dort bis zu meiner Ankunft auszuharren. Dies war der Anfang in eine neue, hoffentlich bessere Welt. ---------- Sooo, das war's^^ Würde mich freuen, wenn ihr mir sagen würdet, ob es total krank ist was ich geschrieben habe oder nicht^^ lg Kara-chan Kapitel 2: Part three: Welcome to a creepy Meeting! --------------------------------------------------- Part three: Welcome to a creepy meeting! Das war so ziemlich eine der dümmsten Ideen, die ich jemals gehabt hatte.      Blöder Alkohol!     Seid beschissenen zehn Tagen saß ich irgendwo im Nirgendwo fest. „Caelum“ hieß dieses Nirgendwo. Es war zwar wirklich schön hier, keine Frage. Doch gab es anscheinend niemanden, der eine Arbeit zu vergeben hatte. Sprich, nun war ich obdachlos. Am Anfang dachte ich noch, dass mich wenigstens die anderen Penner in ihrer Clique aufnehmen würden – da mich alle anderen Dorfbewohner zu hassen schienen –, doch selbst die waren nicht gut auf mich zu sprechen. Weil ich nämlich „zu sauber und zu gepflegt“ war. Ihre Wortwahl, nicht meine. Mit zerrissenen Klamotten und ohne Schuhe (ich hatte keinen Plan, wo die Scheißteile hingekommen waren!) galt man meiner Meinung nach nicht unbedingt als sauber und gepflegt, aber den Straßenjungs war mein strohblondes Haar wohl immer noch zu weich und glänzend. Heute tigerte ich  – wie an den letzten zehn bescheuerten Tagen zuvor auch – durch die schneebedeckte Stadt. Frierend. Nachdenklich. Mutterseeleinallein. Der glutroten, die Häuser und Straßen mit einem surrealen Schimmer von Wärme überziehenden Abenddämmerung entgegen. Keine Ahnung, wieso. Meine Depressionen machten mich poetisch. Und irgendwie hatte ich plötzlich das Bedürfnis, in der tiefsten Finsternis der Nacht durch den Wald zu laufen, der die Stadt umsäumte. Da ich bisher immer auf mein Bauchgefühl gehört hatte, begab ich mich also in Richtung Wald.   In den dicht verwachsenen, schwarzweißen Winterwald, der unter den Sternen funkelte wie abertausende Glassplitter. Ich hätte den Anblick genossen, wäre es nicht so zappenduster und gruselig gewesen, als ich endlich ankam. Jedoch hielt mich das nicht von meinem nächtlichen Spaziergang ab. Immerhin war ich ein echter Kerl … oder so etwas in der Art. Vielleicht kann ich so ja die Penner beeindrucken, dachte ich. Als Mutprobe, sozusagen. Und die Chancen, dass das sogar funktionieren würde, standen gar nicht mal schlecht – immerhin hatte mich jeder, der mich nicht wie Luft oder Dreck behandelt hatte, davor gewarnt, den Wald zu betreten. Den Grund dafür hatte natürlich keiner erwähnt. Nein, warum auch?      Keine einzige Wolke hing am Himmel; über den knochigen, kahlen Ästen dehnte sich ein makelloses Sternenmeer aus. Ich konnte den Vollmond so deutlich sehen, als sei er aus Papier ausgeschnitten worden, und er war riesig. Viel riesiger als sonst. Er schien regelrecht auf mich herunterzustarren und warf unzählige Schatten um mich herum in den Schnee. So sah ich einerseits, wohin ich lief – also, mehr oder weniger –, gleichzeitig wurden meinen Augen aber auch gemeine Streiche gespielt, die mich dazu brachten, die Schultern immer höher zu ziehen, die Hände immer tiefer in die Hosentaschen zu stecken, und die mein Herz immer tiefer in die nicht vorhandenen Schuhe rutschen ließ.      Der Mond stand, wie schon erwähnt, sehr hoch und ungewöhnlich klar am Firmament, als ich ein komisches Geräusch vernahm, gefolgt von einem Rascheln. Ich fand keinen Auslöser für das Geräusch, zumal die Bäume und Büsche ja gar keine Blätter mehr hatten. Hinter mir knackte ein Ast. Ich fuhr herum wie von einer wilden Hummel gestochen, blickte aber nur ins Leere. Ängstlich zwang ich meine Kehle dazu, zu schlucken. Vergiss die Aktion. Ich bin kein Kerl. Ich will nach Hause. Eine Weile versuchte ich krampfhaft, mir einzureden, es wäre bloß der Wind gewesen. Doch das funktionierte nicht lange. In mir bildete sich allmählich eine ausgeprägte Paranoia. Zu dem kam hinzu, dass ich an Geister glaubte und totalen Schiss vor ebendiesen hatte. Und hatte ich schon erwähnt, dass der Wald verdammt gruselig war? Ich muss niemandem etwas beweisen. Ich will nach Hause! Ich sah mich panisch nach allen Richtungen um, aber jeder gottverdammte Baum sah gleich aus. Es gab nichts, das darauf hingedeutet hätte, wo die Stadt war. Nicht einmal meine Fußabdrücke. Irgendwann hatte ich angefangen, im Kreis zu laufen. Dutzende meiner Spuren kreuzten einander. Wieder hörte ich Holz hinter mir knacken, blieb wie versteinert stehen und kniff die Augen zu. Wie war das als Kind immer gewesen? Das große böse Monster kann mich nicht sehen, wenn ich es auch nicht sehen kann? Jaaaaa, so ist das doch schon viel angenehmer. Keine gruseligen Schattenspiele. Keine Monster. Nur ich und diese unendliche, alles verschlingende, unbekannte … Dunkel…heit … hinter … meinen Augenlidern … Noch viel panischer als vorher riss ich meine Augen wieder auf und starrte direkt in zwei große, runde, stechend gelbe Punkte. Sie ragten keinen halben Meter von meinem Gesicht entfernt aus einem Baumloch. Sie bewegten sich und glubschten mich an. Blinzelten, einmal, zweimal. Ich warf die Hände in die Luft und kreischte. „EIN GEEEEEIIIIIST!!!“ Wie ein Gestörter sprang ich auf, beschleunigte von null auf hundert und raste davon. Der Schnee unter meinen Füßen verdampfte, bevor ich ihn überhaupt berührte, so schnell rannte ich. Jedenfalls kam es mir so schnell vor. Allerdings hatte ich keinen Plan, wohin ich lief. Vor mir tauchten einfach nur immer mehr Bäume auf, und kein Ende war in Sicht. Ich verirrte mich noch tiefer in den Wald hinein, statt hinauszuflüchten. Das war ja mal wieder typisch für mich! Was war auch von einem Typen zu erwarten, der nie einen Schulabschluss gemacht und dementsprechend den IQ einer Nudel hatte? Ängstlich schaute ich über die Schulter nach hinten, ohne aufzuhören, zu laufen, und suchte nach dem schwarzen Astloch mit den gelben Augen. Ich konnte es nirgends entdecken. Glücklich, es abgehängt zu haben, drehte ich den Kopf wieder nach vorne – gerade noch rechtzeitig, um die kleinen, glitzernden Eiskristalle in der Rinde des Baumstammes zu sehen, bevor ich den Bruchteil einer Sekunde später dagegenknallte. Der Schmerz stach wie ein Messer in meinen Schädel und ich schrie auf. Benommen taumelte ich nach hinten, alles war verschwommen. Mein Fuß verhakte sich an einer Wurzel, die sich entschlossen hatte, ausgerechnet hier aus dem Boden zu wachsen, und ich fiel. Die dicke Schneeschicht erschaffte mir leider keine sanfte Landung, aber das wäre ja auch zuviel verlangt gewesen. Mein Hinterteil knallte hart auf den Boden, und nachdem mir ein neuer Schmerz durchs Scheißbein bis hoch in die Wirbelsäule gefahren war, der mich von dem in meinem Gesicht ablenkte, rollte ich mich jaulend zusammen. Erst jetzt hatte ich die Gelegenheit, zu fluchen und zu jammern. „Aua, meine Nase!“ Vorsichtig, so als könnte ich etwas kaputtmachen, berührte ich mein Gesicht. Warmes Blut sickerte mir aus der Nase und rann auf meine Lippen. Der metallische Geschmack hob und senkte meinen Magen, wobei ich erwähnen muss, dass ich als frisch gebackener Obdachloser in dieser Stadt noch kaum was gegessen hatte. Ich zwang mich dazu, nicht zu würgen, und wischte das Blut ganz männlich mit dem Handrücken ab. Ein Indianer kennt keinen Schmerz. „Autsch …“ Gerade, als ich all meine Sinne nach dem Sturz an ihre Plätze orientiert hatte, hörte ich dieses gruselige Rascheln schon wieder. Ich riss den Kopf herum – ein bisschen zu schnell, sodass mir kurz schwindelig wurde – und suchte die Bäume nach dem Glubschmonster ab. Es saß direkt neben mir, drei Meter entfernt. Ich bin schon wieder im Kreis gelaufen?! Auf dem Po wirbelte ich herum und drückte mich mit dem Rücken gegen den Stamm, der mir gerade fast die Nase gebrochen hatte. Unter meinen Schläfen pulsierten Panik und nahende Kopfschmerzen um die Wette. „Der Geist! B-bitte, tu mir nicht w…!“ Aus dem Baumloch kletterte ein dicker, schwarzer Klops, setzte sich auf einen Ast und plusterte sein Gefieder auf. „Hu-hu, hu-hu!“ Entgeistert starrte ich den Klops an. Eine Eule, dachte ich. Bloß eine VERFICKTE EULE! „Blöder Vogel!“, schimpfte ich, steckte eine Hand in den Schnee und tastete. Die Wut half. Schmerz und Angst waren wie weggeblasen. Tatsächlich fanden meine Finger einen Stein; ich umschloss ihn fest, holte aus und warf ihn mit aller Kraft nach dem Tier. Wie sich die Meisten von euch jetzt wahrscheinlich schon gedacht haben, bin ich ebenso treffsicher wie intelligent – was bedeutet, dass der Stein sein Ziel um eine gute Armlänge verfehlte, gegen den dicken Baumstamm schlug, zurückprallte und mir genau ins Gesicht klatschte. „Aua, schon wieder meine Nase!“ Leise fluchend wand ich mich im Schnee und unterdrückte die Tränen, die in meinen Augen aufzusteigen drohten. Meine Nase pulsierte, als wolle sie zu doppelter Größe anschwellen, und es dauerte etwa fünf Minuten, bis die letzten Bluttropfen getrocknet waren. Zurück blieben nur meine Nerven, die total am Ende waren, ein heruntergekommener Gesichtsausdruck (ob mich die Penner jetzt endlich aufnehmen würden?) und ein ekliger, metallischer Nachgeschmack ganz hinten auf meiner Zunge. Rechts neben mir raschelte etwas in den kahlen Ästen, und ich verzog das Gesicht. Bitte nicht noch mal auf die Nase!, dachte ich panisch. Ich suchte die Baumkronen nach der Eule ab und fingerte gleichzeitig nach dem Stein, der irgendwo neben mir auf den Boden gefallen sein musste. Ich konnte den Vogel nicht am Himmel sehen, aber hinter einem Busch lugte auf einmal ein kleiner, pummeliger Schatten hervor. „Ich warne dich! Ich habe einen Stein!“ Hatte ich nicht, weil ich ihn nämlich nicht finden konnte, aber das wusste das Tier ja nicht. „Verpiss dich, du dämliches …! Fe…der…vieh…?“ Es war gar nicht die Eule, wie ich soeben feststellte. Es war auch kein anderes dämliches Federvieh. Um ehrlich zu sein, ich hatte keinen blassen Schimmer, was da etwa zwanzig Meter vor mir im Schnee herumschnüffete. Ein nacktes Känguru? So sah es aus. Aber gab es hier überhaupt Kängurus? Zu dieser Jahreszeit? Und dann auch noch nackt? Und graugrün? Richtig gelesen! Ohne Witz, das Ding war graugrün! Ich blinzelte, weil ich es nicht fassen konnte. Komisch. Ich dachte, Dinos seien längst ausgestorben? Seine Haut hatte einen extrem ungesunden Teint und wirkte, als sei sie aus Leder. Ansonsten hatte es tatsächlich Ähnlichkeiten mit einem Känguru, nur eine kürzerer Schnauze, lange schwarze Klauen und grüne Stacheln auf dem Rücken. Und … bei Gott, ich hatte gedacht, die Penner wären schlimm, aber dieses Vieh stank bestialisch! Wie verdorbenes Räucherwerk. Wie verrottende Blumen. Wie sterbendes Leben. Das seltsame graugrüne Wesen hoppelte fast schon schüchtern auf mich zu, legte den Kopf schräg und beobachtete mich mit seinen kleinen, kirschroten Knopfaugen. Es war kaum größer als ein Hund, doch ich drückte mich mit dem Rücken gegen den Baumstamm, als könnte ich mich in ihn hineinschieben. „B-bleib weg von mir, du Monster!“, stammelte ich. „Ich warne dich! Ich bin gefährlich!“ Das Tier beugte sich herunter, als es unmittelbar vor mir stand, und schnüffelte an ein paar Bluttropfen im Schnee, die heruntergefallen waren, als ich den ersten (oder den zweiten?) Schlag auf die Nase bekommen hatte. Eigentlich sah es sogar ganz süß aus. Das Mini-Känguru, meine ich, nicht die Tatsache, dass es an meinem Blut roch. Wie ein durchgeknalltes Kuscheltier. Mit seinem länglichen, fast schon kegelförmigen Kopf, der schmalen Brust und dem runden Unterteil wirkte es irgendwie tollpatschig, und auch wenn ich nicht wusste, wieso, hatte ich plötzlich den Drang, es anzufassen. Wenn ich es mit Warnungen nicht vertreiben kann, probiere ich es halt mal mit netter Überzeugungskraft und Komplimenten!(Umgedrehte Logik!) „N-na?“, meinte ich vorsichtig. „Du bist ja ein p-putziges Kerlchen. U-und deine Zähne! Wie hübsch die glänzen! Benutzt du Zahnseide?“ Es packte meinen Arm mit seinen dünnen, langgliedrigen Fingern, und sein Gestank rollte über mich wie eine erstickende Wolke. Es war, als wäre jeglicher Sauerstoff von dichtem, giftigem, vermodertem Öl verdrängt worden. Erst schnupperte die Kreatur ein bisschen an meinem blutverkrusteten Handgelenk und ließ dann seine raue, heiße Zunge über meine Haut gleiten. Ich musste gegen meinen Willen lachen und schnappte nach der dicken, faulen Luft. Mein Magen rebellierte und ich schluckte gewaltsam die Galle, die in meine Speiseröhre hinaufschwappte. „Hey, hör auf“, japste ich. „Das kitzelt doch. Hör auf! Ich sagte, hör aaaaaAAAAAH…!“ Das Ding biss mich. Verdammt noch mal, es biss mich! Es hatte seine Reißzähne bis zum Anschlag in meinen Arm gerammt!      Die ganze Welt begann sich zu drehen, als sich ein unmenschliches Brennen in meinen Blutbahnen ausbreitete wie Stacheldraht. Mein Körper begann zu zucken, ich verlor die Kontrolle über mich. Ich strampelte und schlug um mich, als ich verzweifelt versuchte, die Känguru-Mutation von meinem Arm abzubekommen. Ich wusste nicht einmal, ob ich immer noch weiterschrie, oder ob der Schmerz meine Kehle blockierte, als mir bewusst wurde, dass dieses Monster mich nicht einfach nur BISS – es saugte mein BLUT! Es interessierte sich nicht für mein Fleisch, es wollte mich nicht fressen, sondern es lechzte nach dem warmen, dunkelroten Lebenssaft, der in meinen Adern floss! Es schlürfte meine Existenz aus mir heraus!      Der Schmerz wurde immer stärker, es fühlte sich an, als würde das Innere meines Armes nach außen gestülpt, doch gleichzeitig spürte ich ihn immer weniger. Meine Hand wurde taub. Ich konnte die Finger nicht bewegen. Ich wusste nicht, woher ich es wusste, aber alles in mir war mit damit erfüllt: dieses Ding würde nicht aufhören, an mir zu saugen. Bald würde ich auch den Rest meines Armes nicht mehr spüren, und dann würde mein gesamter Körper taub werden, bis … bis … Bis ich kein Blut mehr habe. Bis mein Herz aufhört zu schlagen. Bis ich TOT BIN. Ich werde STERBEN!      Der letzte Rest meines Bewusstseins, der noch klar war, sträubte sich gegen dieses Wissen, obwohl ich gleichzeitig wusste, dass das Ende unabwendbar war. Aber ich wollte nicht sterben. Nicht so. Nicht jetzt. Schwarze Punkte tanzten vor meinen verschwommenen Augen. Sie wurden größer und kleiner, hypnotiesierten mich, zogen mich immer tiefer in einen endlosen Schlaf. In weiter Ferne konnte ich wahrnehmen, wie eine warme Träne aus meinem Augenwinkel quoll und über meine Haut rann, die bereits kühl wurde. Ich will nicht sterben. Meine Lippen zitterten und formten Worte, die ich nicht vorgehabt hatte zu sagen. Es geschah einfach. Bitte, Gott, hilf mir. Ich will nicht sterben. Ich will leben. Bitte, Gott. Das Ziehen aus der Tiefe meines Armes wurde schwächer und entfernter, als Kälte es ablöste. Ich schien innerlich zu gefrieren. Ich schnappte nach Luft. ICH WILL NICHT STERBEN! Ein Knall zerriss die Nachtluft und ließ den Wald erzittern. Das Monster an meinem Arm zuckte, und seine Zähne gruben sich ein wenig tiefer in mein Fleisch, wie im Schreck, bevor es mich plötzlich losließ. Es erschlaffte und sackte neben mir zusammen. Mein wertvolles Blut sickerte aus mir heraus, und ich war nicht in der Lage, es aufhalten. Aus der Dunkelheit trat eine Gestalt und kam direkt auf mich zu. Ich blinzelte, um sie richtig zu erkennen, doch ich schaffte es nicht. Es sah aus wie ein junger Mann, groß und schlank mit breiten Schultern. Er lief schon fast surreal gelassen, und sein langer schwarzer Mantel strich sanft über die Schneedecke. Von dem Lauf des Jagdgewehres in seiner Hand stieg Rauch auf. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich konnte nicht fühlen. Ich konnte nicht atmen. Die tödliche Eiseskälte verschlang mich. Ich sah nur ein perfektes, alabasterfarbenes Gesicht, das sich über mich beugte. Zarte Lippen, die Worte flüsterten, welche ich nicht verstehen konnte, und große, dunkle Augen, tiefer als jedes Meer und weiter als jeder Horizont, die direkt in meine Seele blickten. „Gott …?“, flüsterte ich, dann fraß der Himmel über mir den Schnee und die Sterne und färbte meine Welt schwarz. Meine Augenlider zuckten, hoben sich schwer wie Bleigewichte. Ich sah nur einen riesigen grauen Klecks, der sich allmählich in die Umrisse der schneebedeckten Bäume verwandelte. Der Vollmond war so gewandert, dass er unmittelbar über den Baumspitzen stand und mich durch den knorrigen Wald hindurch anstarrte. Ich konnte nicht ausmachen, wie lange ich ohnmächtig gewesen war. Ohnmächtig. Nicht tot. Ich lebe also noch? Ich stämmte meine Hände auf den Boden, um mich aufrechter hinzusetzen – ich lehnte immer noch an dem Baumstamm –, brach aber wieder kraftlos in mich zusammen, als mein verletztes Handgelenk mein Gewicht nicht halten konnte und umknickte. Schmerzerfüllt keuchte ich auf. „Du bist wach“, sagte eine Stimme. Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Überrascht und nach wie vor ein bisschen benommen schaute ich mich nach dem Fremden um. Tatsächlich war es der Mann, den ich gesehen hatte, bevor mir die Lichter ausgegangen waren. Er saß nur zwei Meter entfernt mit dem Rücken zu mir im Schnee. Sein langer Mantel breitete sich um ihn herum aus und hob ihn aus der weißen Pracht hervor wie eine große, majestätische Statue. Der Schein des Mondes ließ seine kurzen, glatten Haare glänzen, als seien sie aus Seide. Das alte, aufwändig verzierte Gewehr, mit dem er auf das Monster geschossen hatte, lag neben ihm im Schnee wie eine Trophäe. Das Tier selbst war nirgends zu entdecken, aber blutige Schleifspuren im Schnee führten tiefer in den Wald. Wahrscheinlich hatte er es ins Gebüsch weggezerrt, wo die Natur seine Leiche wieder in seinen Kreislauf aufnehmen konnte. Dieser unbekannte, geheimnisvolle Held hatte mir das Leben gerettet! Ein überwältigtes, zutiefst dankbares Lächeln legte sich auf mein Gesicht. Ich holte tief Luft, bereit, ihm mein gesamtes Herz auszuschütten. Doch als der junge Mann sich im Sitzen halb zu mir umwandte und ich meinem Retter ins Gesicht blickte, blieb mir die Spucke weg. Ich hasste mein Leben! Von all den rund hundertfünfzig Schiffen, die ich mir hatte aussuchen können, musste ich ausgerechnet DAS wählen, das mich direkt zu diesem stinkreichen Mistkerl brachte! War das ein ironischer Zufall oder konnte Gott mich bloß nicht ausstehen?      „Nicht schon wieder du!“, stöhnte ich. Die Abscheu bezüglich unseres Wiedersehens war sogar stärker als die Erleichterung, dass er mich davor bewahrt hatte, von einem Monster ausgeschlabbert zu werden.      „Glaub mir, ich freue mich genauso wenig wie du, dich hier zu sehen“, erwiderte er mit einem unheimlichen Glitzern in den endlos tiefen Rabenaugen. Mir gefiel nicht, wie er mich musterte. Er verzog den Mund, als er auf mein Handgelenk schielte, das ich in den Schoß gelegt hatte. Es war, wie mir gerade erst auffiel, mit einem Tuch verbunden worden. Dieses war zwar tropfnass, aber die Flüssigkeit war kalt, also musste die Wunde darunter wohl schon angefangen haben zu verheilen. Mit vorsichtigen Fingerspitzen berührte ich den Verband. Er hat mich verarztet? Und er war neben mir sitzen geblieben, bis ich wieder aufgewacht war, statt mich einfach sterbend liegen zu lassen. Das hat er für mich getan? Beinahe erfasste mich so etwas wie Gerührtheit, weil er sich um mich gekümmert hatte, als ich bewusstlos gewesen war. Mit großen, bebenden Augen schaute ich zu meinem Retter auf – welcher angeekelt schnaubte, und ich hätte ihm am liebsten den Kopf dafür abgerissen. „Ich will gar nicht wissen, warum du hier bist, aber ich erwarte Dankbarkeit dafür, dass ich deine bedeutungslose Existenz vor der Auslöschung bewahrt habe“, fuhr er süffisant fort. Dieser Arsch! Ich kill ihn! Ich kill ihn!      „Das kannst du knicken!“, giftete ich ihn an. Vielleicht war ich noch zu schwach, um ihn zu schlagen, aber fluchen konnte ich allemal. „Mir zu helfen war das Mindeste, was du tun konntest! Bist doch selbst Schuld, dass ich in dieser Lage stecke! Ohne dich wäre das alles niemals passiert!“ Mir einen desinteressierten Blick zuwerfend stand er auf, klopfte den Schnee von seiner schwarzen Kleidung und beugte sich nach dem antiken Jagdgewehr. Er sagte nichts, aber es war mehr als offensichtlich, dass er sich verpissen wollte. Hey, warte mal. Wo willst du hin? Ich bin noch nicht fertig damit, dich anzuschreien! „Du verdammter B.R.O.L.A.!“, rief ich. Er zog elegant eine seiner schmalen, schwarzen Augenbrauen in die Höhe. „Wie hast du mich eben genannt? Einen … Brola?“ „B.R.O.L.A.! Blasierter Rein Oberflächlicher LackAffe!“ Zehn Sekunden lang sah er mich einfach nur an, ohne jegliche Emotion zu zeigen, steckte dann seine Hände in die Hosentaschen und wandte den Blick ab. „Leg dir erst mal ein Niveau zu, dann reden wir weiter.“ „Wa…? Halt! Hiergeblieben!“      Als er sich umdrehte und den ersten Schritt machte, um zu gehen, warf ich mich nach vorne und klammerte mich mit allerletzter Kraft an seinem Hosenbein fest. Er stoppte die Bewegung und schielte auf mich herunter, als sei ich ein lästiges Insekt. Und das war ich. Ich war ein lästiges, nervtötendes Insekt, dass sich mit seinen Widerhaken an ihm festkrallen und ihn nicht mehr loslassen würde, bis es hatte, was es wollte.      „Du schuldest mir gottverdammt noch mal einen Job!“ Kapitel 3: Part four: Welcome to my new Job! -------------------------------------------- So! Nach laaaaanger Wartezeit ein neues Kapitel von mir^^ Ich wollte mich nochmals bei allen Kommischreiber bedanken, und auch bei denen, die meine FF auf ihrer Favo haben und bei denen, die die Story einfach so lesen^^ Und Entschuldigung, wenn ich die Story immer wieder aktualisiere, aber mir fallen im Nachhinein oft Fehler auf^///^ Viel Spaß beim lesen! Part Four: Welcome to my new Job! KRAWUMMM!!! So hört es sich an, wenn ein extrem großer und schwerer Gegenstand auf etwas verhältnismäßig Winziges und Leichtes draufkippt. Besonders lustig ist es, wenn dieses Etwas ein Bücherregal ist und auf einen Menschen fällt. Und extrem komisch wird es dann, wenn dieser Mensch Naruto heißt. Für jeden war das amüsant mit anzusehen – nur für mich nicht. Ich hatte Schmerzen! Noch keine Stunde lang arbeitete ich bei dem Uchiha und hatte mir gefühlsmäßig bereits alle zweihundert Knochen dreifach gebrochen! Was natürlich nicht wirklich so war. Die fetten, steinalten Bücher hatten meinen Sturz und den anschließenden Aufprall glücklicherweise abgefedert und so meine Knochen nur einmal zerschmettert. Zurselben Zeit in einem anderen, ziemlich weit vom Ort des Geschehens entfernten Raum: Gemütlich saß der Jüngste der Uchihas in einem braunen Ledersessel, mit einem dicken Buch in der linken Hand, einer Lesebrille auf der Nase und einem Glas roter Flüssigkeit, welches auf einem edel wirkenden Tischchen zu seiner Rechten stand. Plötzlich hallte ein ohrenbetäubender Krach durch das gesamte Anwesen, es klang beinahe wie ein Schuss; doch der Schwarzhaarige zuckte mit keiner Wimper. Das deckenhohe Bücherregal allerdings, das hinter ihm stand, wackelte bedrohlich. Ein Buch auf dem obersten Brett rückte langsam hinaus, wurde von den Gesetzen der Physik ergriffen und fiel in Richtung Weinglas. Wenige Millimeter, bevor es das Glas zerschmettern konnte, streckte der Junge die rechte Hand aus – so schnell, dass die Bewegung fast nicht zu sehen war – und fing es elegant mit zwei Fingern auf. Ohne den Blick eine Sekunde lang von dem Text zu nehmen, den er gerade las, und ohne auch nur einen einzigen Muskel in seinem Gesicht zu verziehen, legte er das heruntergefallene Buch neben sein Glas auf den Tisch. Dann schüttelte er tadelnd den Kopf und seufzte. Keuchend versuchte ich, mich irgendwie aus den Trümmern freizustrampeln, doch das gelang mir nicht. Das Bücherregal war allein so breit wie ich groß war und sechs Meter hoch, von dem Gewicht des massiven Möbelstücks mal ganz zu schweigen. Mit einem genervten Aufschrei und einem darauffolgendem Schlag auf den Boden ließ ich resigniert meinen Kopf auf den eben erwähnten Untergrund sinken und machte es mir gemütlich. Keine zehn Sekunden später stand mein neuer Chef im Türrahmen. „Was machst du da?“, fragte er in gewohnt monotoner Stimmlage. „Ich spiele Murmeln mit ein paar Ameisen, sieht man das nicht?“, antwortete ich gelassen. „Wie wäre es mit Aufstehen und Arbeiten?“ „Nö, keine Lust.“ „Soll ich dir helfen?“ Gott, das klang schon fast wie eine Drohung! „Wenn du kannst“, meinte ich, sehr wohl in dem Wissen, dass es ziemlich frech war. Aber hey, er hatte mir den Scheißjob zugeteilt, nicht ich. „Die Frage ist eher, ob ich dir denn helfen will.“ Ich holte Luft, um ihm zu sagen, dass er mich mal kreuzweise konnte, aber dann fiel mir ein, dass ich es ohne fremde Hilfe niemals unter diesem Regal herausschaffen würde. Und so groß, wie sein Haus (Haus? Schloss!) war, würde hier innerhalb der nächsten drei Stunden wohl keiner mehr entlanglaufen. So ungern ich das auch zugab, doch ohne ihn wäre ich ganz schön aufgeschmissen. Das heißt, wenn nicht ein paar Ameisen vorbeikrabbeln würden, um mit mir Murmeln zu spielen, damit mir nicht langweilig wurde. „Ähem, äh, willst du?“, fragte ich stattdessen so lieb ich konnte. „Nein“, sagte er und hatte doch tatsächlich die Frechheit, trotzig dabei zu klingen. Nach diesem Machtwort drehte er sich grinsend – BREIT GRINSEND! – um und verließ betont langsam die Bibliothek. Ich kochte vor Wut. Ich könnte schwören, dass mein Kopf dunkelrot anlief und ich anfing aus den Ohren zu rauchen. Dieses Arschloch! Angepisst warf ich den Kopf nach hinten und schrie. „ICH KÖNNTE WIRKLICH HILFE GEBRAUCHEN!“ Letztendlich war mein Herr und Meister (man beachte den spöttischen Unterton) doch noch so gütig gewesen, vier seiner Angestellten nach mir zu schicken. Eine geschlagene Stunde später. Mit vereinten Kräften zogen sie mich unter den Trümmern hervor. Kaum stand ich wieder auf beiden Beinen und konnte meine schmerzenden Glieder strecken, kam eines der Dienstmädchen zu mir gerannt. Hinata hieß sie. Langes, blauschwarzes Haar und sehr helle violette Augen. Aus einem Grund, den ich nicht kannte, lief sie jedes Mal rot an, wenn sie mit mir sprach oder mich auch nur ansah. Und auch dieses Mal stand sie stotternd und mit beinahe pink leuchtenden Wangen vor mir. „N-Na-Naruto-kun!“ Sie trat von einem Fuß auf den anderen. „S-Sasuke-sama möchte, dass du ihm ein B-Bad einlässt.“ Etwas verwirrt blickte ich das Mädchen vor mir an. „Wer will was von mir?“ Ich erntete nur einen ebenso verwirrten Blick von Hinata. Wir glubschten einander direkt in die Augen, wie zwei irritierte Frösche – ungefähr einen Wimpernschlag lang, dann schielte sie wieder hektisch zur Seite. „N-Na, S-Sasuke-sama. Unser Gebieter – ich meine, unser A-Arbeitgeber.“ Als mir ein Licht aufging, verzog ich das Gesicht. Aha! Der Mistkerl hieß also Sasuke! Gut zu wissen. (War das nicht komisch? Ich wurde von dem Typen zu seinem persönlichen Butler und Sklaven ernannt, aber seinen Vornamen hatte er mir nicht gesagt.) „Okay, mach ich“, meinte ich grimmig. Nach der Situation von eben wollte ich es mir nicht noch einmal mit ihm verscherzen. „Zeigst du mir, wo das Badezimmer ist?“ Sie nickte und lief voraus. Ganze ZEHN Minuten und etliche Treppenstufen später standen wir vor der gesuchten Tür. Mit einem weiteren Nicken und einer leichten, höflichen Verbeugung verabschiedete sich Hinata von mir. Ich betrat den Raum und drehte den Wasserhahn auf. Als ich mich umdrehte, wäre ich beinahe in die Wanne gesprungen vor Schreck. Keine Ahnung, wie er es geschafft hatte, so leise hier reinzukommen, doch Sasuke stand genau hinter mir. Wenn das so weiterging, würde ich deutlich früher als erwartet an einem Herzinfarkt sterben. „Geh und bring mir frische Kleidung“, befahl er. Mit einer knappen Verbeugung und einem abfälligen „Jawohl, Herr!“ verließ ich den Raum und suchte Sasukes Schlafzimmer. Ich verirrte mich ein paar Mal in den langen, verzweigten Fluren, bevor ich vor einer riesigen, aufwendig verzierten Holztür stehen blieb – ich vermutete aufgrund seines Egos, dass dies der richtige Ort war. Ohne Navi würde ich sicherlich eines Tages in irgendeinem Gang jämmerlich verrecken, weil ich nicht mehr zurück fand. Seufzend betrat ich das Gemach meines Chefs (so dachte ich am Anfang ... in Wirklichkeit hatte er ein 50 Quadratmeter großen begehbaren Kleiderschrank), holte frische Kleidung und begab mich auf den Rückweg. Ich brauchte etwas länger – so um die zwanzig Minuten –, weil ich mich wieder verlief, aber meiner Gesundheit zuliebe unterdrückte ich jeglichen Wutanfälle und Ausraster. Erschöpft trat ich die Badezimmertür auf, nur um sie anschließend mit einem lauten, panischen Kreischen wieder zuzuschlagen und mich schnaufend dagegenzulehnen. Mit weit aufgerissenen Augen blickte ich an die gegenüberliegende Wand. Ich zählte im Kopf bis zehn, um wieder runterzukommen. Anschließend atmete ich tief durch, öffnete die Tür einen Spalt breit, drückte mein Ohr hindurch und fragte leise: „K-kann ich reinkommen?“ Nachdem bejaht wurde, tapste ich mit gesenktem Haupt und knallrotem Gesicht auf einen Stuhl zu, auf dem ich die Kleidung ablegte. Sofort drehte ich mich um und wollte flüchten, als ein mahnendes „Naruto!“ mich aufhielt. Fluchend blieb ich stehen. „Was ist?“, murmelte ich. „Zuerst will ich, dass du dich umdrehst und mich ansiehst, während ich mit dir spreche.“ Widerwillig brachte ich meinen Körper dazu, sich zum Uchiha zu wenden, und sobald ich das geschafft hatte – es war tatsächlich viel schwieriger, als es sich anhört – zwang ich mich dazu, nicht seinen nackte Vollkommenheit anzustarren, sondern die schwarzen Wandfliesen hinter seinem Kopf zu betrachten. Nach außen hin wirkte ich total beiläufig und desinteressiert, doch innerlich kämpfte ich verzweifelt darum, meine Fassung zu bewahren. Warum wurde es auf einmal so unglaublich heiß hier drinnen? Ich fühlte mich wie ein dämliches Grillhähnchen. Wieso grinste Sasuke mich eigentlich so überlegen an? Bot ich einen dermaßen lächerlichen Anblick? Und warum, VERDAMMT NOCH MAL, hatte er keinen Badeschaum in die Wanne getan?! „Gut“, sagte er für meinen Geschmack etwas zu zufrieden. „Jetzt, da du mich ansiehst, kann ich dir deine nächste Aufgabe geben. Am Anschluss zu diesem Bad hätte ich nämlich gerne eine entspannende Massage.“ Verwirrt sah ich ihn an. Was hatte das denn mit mir zu tun? „Ich verstehe nicht ganz. Soll ich den Masseur anrufen?“ Sasukes selbstgefälliges Schmunzeln verwandelte sich in ein perverses Grinsen. „Nein. Ich möchte, das DU mich massierst.“ Meine Gesichtszüge entgleisten; nein, noch mehr als das, sie fuhren Achterbahn, und zwar senkrecht nach unten. „Ich soll WIE BITTE WAS?“ „Du hast schon verstanden. Und jetzt geh. In einer Stunde treffen wir uns im Raum nebenan.“ Diese verfluchte Stunde ging noch schleppender vorbei als die, die ich unter dem Bücherregal verbracht hatte, und ich hatte Mühe, nicht zur Seite zu kippen und einzuschlafen. Und als mein Chef dann endlich den Raum betrat – lediglich mit einem dünnen, flauschigen Handtuch um die schlanken Hüften geschlungen – wäre ich beinahe vom Stuhl gefallen. Nicht, weil er so elegant und gut gebaut und gebieterisch und einfach atemberaubend aussah (oh Gott, hatte ich das gerade etwa ernsthaft gedacht?), sondern weil er mal wieder so leise reingeschlichen war, dass ich ihn nicht gehört hatte. Elende Scheiße, ich würde ihm noch ein Glöckchen umbinden müssen. „Steh da nicht rum wie angewachsen“, herrschte er mich an, und ich stand mürrisch auf. Sasuke ging zu der Liege, die mitten im Zimmer stand, und ließ sich bäuchlings darauf nieder. Er verschränkte die Arme unter dem Kinn, um es besonders bequem zu haben, und warf mir einen auffordernden Blick zu. Auf einmal, und dieses Gefühl gefiel mir sowas von überhaupt nicht, fing mein Herz an zu klopfen. Ich hatte natürlich gewusst, dass er auffallend blass war, ich war ja nicht blind; aber ihn so unbedeckt zu sehen, ließ etwas in mir zusammenzucken. Geschmeidige Muskeln zeichneten sich unter seiner Haut ab, die so weiß und makellos war wie Blütenblätter. Sasuke schloss die Augen, und die dunklen Wimpern warfen lange, feine Schatten auf seine Wangen. In seinem sündenschwarzen Haar glitzerten ein paar verlorene Wassertropfen wie Sterne. Ich zupfte an meinem Kragen herum, weil er sich plötzlich ziemlich eng und erwürgend anfühlte, und schlurfte auf die Liege zu. Mit großen Augen starrte ich seinen Rücken an – er hatte sehr kräftige, breite Schultern – und fürchtete fast, zu nichts anderem fähig zu sein, als ihn dümmlich anzuglotzen. Doch dann kam mir eine geradezu diabolische Idee. In meinen Gedanken spielte sich eine faszinierende Szene ab: Chibi-Sasu, der nichtsahnend dalag, und Chibi-Naru neben ihm, der voller Freude einen Hammer schwang, welcher so groß war wie er selbst, und diesen mit voller Wucht auf den kleinen Dreckskerl fallen ließ. Seine Ärmchen und Beinchen, die unter dem Hammerkopf hervorlugten, zappelten wie die eines zerquetschten Käfers, bevor sie schließlich erstarrten und schlaff wurden. Über den Beiden wurde ein großes, leuchtendes Schild eingeblendet, auf dem „WINNER!“ stand, und Chibi-Naru riss lachend und triumphierend die Hände in die Luft. Ich grinste und nickte motiviert, als das (zumindest aus meiner Sicht) niedliche Schauspiel endete. Da ich leider keinen Hammer zur Verfügung hatte, ballte ich meine Rechte. Mit zuckersüßer Stimme meinte ich noch: „Ich bin leider nicht so gut im Massieren. Könnte schmerzhaft werden“, bevor ich sie direkt zwischen seine Schulterblätter rammte. Meine Faust sause durch die Luft. Traf auf sein Rückgrat wie ein Amboss, wie eine Abrissbirne. Es knackte. Laut. Der Widerstand gab ruckartig nach. Ich schrie. Hüpfte durch den Raum. Umklammerte meine pochende Hand. Und brüllte wie am Spieß: „AUAAAAA! DU HAST MIR DIE HAND GEBROCHEN!“ Er wandte lediglich den Kopf zur Seite, sah mich an und sagte: „Ist das etwa meine Schuld?“ Dicke Krokodilstränen stiegen in meine Augen, und ich versuchte, möglichst stark und männlich auszusehen, als ich ihn böse anfunkelte und vor Schmerz die Lippen aufeinanderpresste. So stierten wir uns eine Weile lang schweigend an – ich krampfhaft, er ungerührt –, bevor ich mich wieder in der Lage dazu fühlte, meine Finger zu bewegen. Ich schniefte leise und ließ alle Fünfe vorsichtig kreisen, um sicherzugehen, dass keiner von ihnen amputiert werden musste. „Wenn du fertig bist, kannst du mich nun ankleiden“, verlangte er plötzlich, als sei es nicht offensichtlich, dass ich gerade Höllenschmerzen durchlitt.      Trotzdem hatte ich keine Kraft und kleine Lust mehr, ihm zu widersprechen. Mit einem leicht entsetzten „Die Boxershorts ziehst du aber selber an!“ drehte ich mich um und wartete auf das Zeichen, dass ich weitermachen konnte. Ich wollte nur, dass dieser Albtraum so bald wie möglich ein Ende fand. Als er mir befahl, wieder zu ihm zu kommen, hatten wir unsere Aggressivität und Gehässigkeiten eigentlich schon ziemlich gut abgebaut, und so gerieten wir kaum aneinander. Ich konnte nur nicht verstehen, warum er keinen einzigen Handschlag tat, sich selber anzuziehen. Ich meine, was war denn so schwer daran, sich eine schwarze Stoffhose, dazu passende schwarze Socken und ein weißes Hemd anzulegen? Okay, mich würde es auch nerven, die ganzen Knöpfe zuzumachen … aber trotzdem. Er war doch kein Kind mehr. Erleichtert atmete ich aus, als ich den feinen Herren so weit gebracht hatte, dass nur noch die Krawatte fehlte. Doch meine Erleichterung sollte bloß von kurzer Dauer gewesen sein. Denn eine Krawatte richtig zu binden, stellte sich als schwieriger heraus, wie ich gedacht hatte. Um ehrlich zu sein, hatte ich so ein Ding noch nie in der Hand gehabt. Zu Sasukes Belustigung versagte ich geschätzte fünfzehnmal – wozu unter Anderem gehörte, dass ich meine Finger mit einflocht oder neue Pfadfinderknoten erfand –, bis er sich schließlich erbarmte. „Na komm, ich helfe dir“, sagte er sanft, ja, fast liebevoll. Ich erschrak, da ich ihn mit einer so ungewohnten Tonlage und vor allem so nah an meinem Ohr sprechen hörte. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass meine Füße genau zwischen den seinen waren und wie eng wir beieinander standen. Unsere Körper berührten sich beinahe. Nur wenige Zentimeter trennten unsere Gesichter, und ich spürte seinen warmen Atem über meine Lippen streichen, als er atmete. Blut schoss mir ins Gesicht, und ich wollte gerade zurückweichen, als er mich daran hinderte. Zärtlich griff Sasuke nach meinen Handgelenken, führte meine Hände und zeigte mir so, wie man eine Krawatte band. Ohne wirklich auf das zu achten, was er meinen Fingern beibrachte, hob ich den Blick, um ihm ins Gesicht zu sehen. Sasuke schaute währenddessen nach unten auf unser beider Hände, und wie ich mir selbst eingestehen musste, begannen meine irgendwie zu prickeln. Wenn er gerade mal nicht fies zu mir war, konnte ich wirklich nicht leugnen, dass er … schön war. Seine Haarsträhnen, die immer exakt fielen, egal, ob sie gekämmt waren oder verstrubbelt; seine Augen, die alles und jeden zu verschlingen drohten; seine fast schon durchscheinende Haut … Selbst für einen reichen und gebildeten Mistkerl schien er zu perfekt, um echt zu sein. Als hätte er bemerkt, dass ich ihn gedankenverloren anstarrte, sah er auf. Der Ausdruck, der in seiner Miene lag, war unergründlich.     Sofort riss ich den Kopf wieder nach unten und verfolgte angestrengt, wie ein Krawattenknoten zustande kam. Mein Gesicht glühte wie das eines verknallten Schulmädchens. Dessen war ich mir sicher. Wenige Minuten später stapfte ich wütend ich aus dem Haus. Nur, um das nebenbei zu bemerken, es war bereits fünf Uhr morgens. So lange waren meine Dienste in Anspruch genommen worden. Warum ich nachts arbeiten musste, verstand ich nicht. Gerade war ich auf dem Weg in Richtung Innenstadt, mit meinem geliebten Frosch-Geldbeutel in der Hand und dem festen Vorhaben im Kopf, mich zu betrinken. Meine Schuhe (endlich hatte ich wieder welche; einer der extrem wenigen Vorteile, im Hause der Uchihas zu arbeiten) bohrten tiefe Löcher in den Schnee, und so fest, wie ich trampelte, glaubte ich beinahe, auch Abdrücke im Steinboden darunter zu hinterlassen. Dieser blöde Sasuke brachte mich zu Weißglut! Er und seine dämlichen Wünsche! Ich würde ihn am liebsten abknallen. Ihn als ein Trampolin benutzen oder als Fußabtreter oder als Messerblock. Dummerweise war er mein Arbeitgeber und ohne ihn würde ich mir wieder Mutproben für die Penner überlegen müssen. Vor der Eingangstür der erstbesten Bar, die ich fand, blieb ich stehen. Wie es aussah, machte mich der Uchiha langsam aber sicher zu einem verdammten Alkoholiker. Seufzend betrat ich den Laden, der für diese Uhrzeit überraschend voll war, ging zielstrebig auf den Barkeeper zu, hielt ihm meinen Geldbeutel mit meinem ersten Lohn vor die Nase und verlangte nach Wodka – für den Anfang. „Bist du denn schon achtzehn?“, fragte er recht desinteressiert, während er ein Glas trocken rieb. „Erstens ist man erst mit einundzwanzig volljährig, zweitens bin ich noch sechzehn und drittens ist mir das sowas von scheißegal“, blaffte ich den Mann an. „Ich brauch den Alk!“ Schulterzuckend stellte er mir ein Glas der farblosen Flüssigkeit auf den Tisch. Mit immer noch grimmigem Gesichtsausdruck leerte ich es in einem Zug, knallte es auf das Holz und verlangte nach mehr. Es dauerte keine ganze Stunde, da hing ich schon mehr schlecht als recht auf dem Hocker und lallte wirres Zeug durch die Gegend. Die Eingangstür wurde plötzlich hinter mir geöffnet, und das Geräusch brachte mich dazu, mich umzudrehen und den neuen Besucher zu betrachten. Meine Sicht verschwamm und ich sah stellenweise lustige bunte Punkte vor meinen Augen tanzen, was mich zum Kichern brachte. Sasuke betrat den Raum – zumindest glaubte ich das. Ich kann euch im Nachhinein nicht einmal mehr sagen, ob er überhaupt schwarzhaarig gewesen war. Vielleicht war es sogar eine Frau gewesen, wovon ich allerdings nicht ausging. In meiner Rage schnappte ich mir jedenfalls die Sakeflasche, welche der Barkeeper erst vor ein paar Minuten in Greifweite gestellt hatte, und schleuderte sie mit dem Satz „Hör auf, mich zu verfolgen, Idiot!“ in seine Richtung. Die Flasche verfehlte nur knapp seinen Kopf (hey, wer sagt’s denn? Besoffen ziele ich besser als nüchtern!) und zerschmetterte hinter ihm an der Wand. Die Tatsache, dass ich meinen „Chef“ soeben beleidigt hatte, kam mir nicht in den Sinn, aber dass der Alkohol mich treffsicherer gemacht hatte, freute mich unheimlich und ließ mich grinsen wie ein Honigkuchenpferd. Der Andere fand das gar nicht witzig. Kennt ihr dieses peinliche, unangenehme Gefühl, wenn ihr irgendetwas tut, und genau in diesem Moment lassen die Menschen um euch herum alles stehen und liegen, um euch entsetzt anzugaffen? Genau das passierte mir gerade. Ich war zwar zu betrunken, um es zu bemerken, geschweige denn, um mich zu schämen, aber selbst mir fiel eines auf: Es wurde totenstill im Raum. Bis irgendjemand aus der hintersten Ecke seinen Tisch schnappte, vom Boden riss und seinem Nebensitzer über die Rübe zog. Kurz darauf zerbarsten anderen Ende der Bar Biergläser an den Schädeln ihrer Besitzer. Und bloß einen Augenblick danach brach der Wilde Westen schlechthin aus. Yippie-yah-yay, Cowboy! Die Einrichtung wurde demoliert, Flaschen, Stühle und Schimpfwörter flogen durch die stickige Luft wie Raketen, Menschen prügelten sich und gaben sich die Kante. Der Ein oder Andere hatte sogar eine Knarre dabei und ballerte die Decke tot. Und das alles einfach so! Just for fun! Ich fiel vom Hocker, robbte, krabbelte und rollte mich Richtung Ausgang. Doch weit kam ich nicht. Auf halber Stecke versagte mein Körper. Ich blieb auf dem Rücken liegen, alle Viere von mir gestreckt, und lachte wie ein Irrer, als eine schwarzhaarige Person unweit von mir zu Boden fiel und mich glauben ließ, dass Sasuke verreckt sei. Nur ein paar Minuten später – in denen ich immer noch ununterbrochen gegackert hatte – merkte ich, wie mich jemand am Kragen packte und aus der Tür schleifte, mit dem Arsch auf dem Boden. Ein bisschen so, wie eine Hundemama ihre Welpen im Genick packt und durch die Gegend trägt. Nur, dass es bei mir aussah, als ob jemand eine (mehr oder weniger lebende) Leiche hinter sich herzog, um sie anschließend zu vergraben. Draußen angekommen zerrte man mich unsanft auf die Beine und dirigierte mich in ein großes, schwarzes Auto. Die Tür wurde mir elegant aufgehalten, und noch bevor ich versuchen konnte, von allein hineinzuwanken, wurde ich gestoßen und landete bäuchlings auf den weichen Ledersitzen. Jemand rutschte neben mich, dann wurde die Tür zugeschlagen. Der Knall löste ein ekliges Pochen in meinem in Mitleidenschaft gezogenen Schädel aus. Kurz darauf heulte der Motor furchtbar laut auf und ich fühlte, wie in mir eine sehr, sehr schlimme Migräne heranwuchs. „Zum Anwesen“, befahl die Person, die sich neben mich gesetzt hatte, dem Fahrer, der irgendwo jenseits der getönten Glasscheibe sitzen musste, „SOFORT!“ Egal, wie besoffen ich war, diese Stimme würde ich immer und überall wiedererkennen. „Lass mich raus, Bastard!“, brüllte ich, während ich mich auf die Knie aufrappelte und verzweifelt an meiner Tür rüttelte. Sie ging nicht auf. Scheiß Kindersicherung. „Was zum Teufel“, zischte Sasuke, und ich wusste, dass es diesmal an mich gerichtet war, „hast du dir dabei gedacht?“ „Gar nichts! Ich hab doch niemandem was getan!“ Das stimmte sogar – bei der Prügelei eben war ich wahrscheinlich der Einzige gewesen, der nur untätig rumgelegen und gekichert hatte. „Und wenn du mich schon verschleppen musst, kannst du dann wenigstens leiser sprechen?“ Jammernd presste ich die Hände auf meine Ohren. „Ich glaub, mein Kopf platzt.“ „Das kannst du vergessen“, knurrte er mich an. Grob packte Sasuke meine Handgelenke, riss sie nach unten, sodass ich rückwärts fiel, drückte mich ins Sitzpolster und beugte sich über mich. Ich versuchte mit aller Kraft, mich loszureißen, aber ich schaffte es nicht. Er schien übermenschlich stark zu sein. Und wäre ich nicht so hackedicht gewesen, hätte ich schwören können, dass seine Augen blutrot glühten. Kapitel 4: Part five: Welcome to HELL! -------------------------------------- Hi Leute! Nun könnte es ein bisschen länger dauern, bis das nächste Kapitel on ist, da meine Ferien zu Ende sind! Ich hoffe das macht euch nichts aus! Der nächste Teil wird dafür umso lustiger^^ Viel Spaß mit dem fünften Teil! lg Kara-chan Part Five:  Welcome to HELL! Immer wieder zuckten meine Augenlider, öffneten sich jedes Mal ein Stückchen mehr. Gaben mir mit der Zeit die Fähigkeit zurück, etwas zu erkennen. Und ich bereute es sofort, als mir grelles Licht in die Augen stach. Meine anfängliche Benommenheit wich entsetzlichem Schmerz. Laut stöhnte ich auf und hielt mir den Kopf. Gott, fühlte ich mich beschissen! Das Schlimmste war, ich wusste nicht einmal mehr, wieso. Ich hatte einen verdammten Blackout! Ein riesiges Loch im Hirn. Was war gestern Abend bloß passiert? Als ich mich aufrichten wollte, wurde mir so schlecht, dass ich mich aus dem Bett lehnte und erbrach. So ein Dreck! Wie sollte ich das dem Uchiha erklären? Ich vermutete, dass ich nicht mal mehr aufstehen, geschweige denn arbeiten könnte. Missmutig wischte ich mit dem Ärmel den Mund ab und richtete mich wieder auf. Mein Magen rebellierte und verknotete sich. Als es an der Tür klopfte, krächzte ich ein klägliches „Herein“. Sasuke betrat den Raum. Ich zuckte schrecklich zusammen, als ich seinen Gesichtsausdruck sah. Wut. Eine unglaubliche Wut verunstaltete sein wunderschönes Gesicht. Er hatte die Augenbrauen so tief gezogen, dass sie dunkle Schatten über seine nachtschwarzen Augen warfen, und sein Mund war nur ein dünner Strich. Mir wurde wieder schlecht. Dieses Mal vor Angst. „Deinen Rausch ausgeschlafen?“, fragte er mich. Kalt. In seiner Stimme lag unglaubliche Kälte. Rausch? Ich überlegte. Ein paar Bilder kehrten in meinen Kopf zurück. Ich war in dieser Bar gewesen und hatte ich-weiß-nicht-wie-viele Drinks gekippt und dann war ich im Wilden Westen gewesen und ... zuvor hatte mich Sasuke zu ziemlich peinlichen Dingen genötigt und er sah einfach umwerfend gut aus, wenn er nackt war, und … Ich beschloss auf einmal, dass es besser war, so zu tun, als hätte ich das alles vergessen. „Ich verstehe nicht“, murmelte ich sehr überzeugend. „Ich kann mich an nichts mehr erinnern.“ Ich hielt mir leidend den Kopf, aber das musste ich nicht vorspielen. So mies hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Und unglaublicher weise schmerzte es mich im Innersten, wie sauer und fassungslos Sasuke mir gegenüberstand. „Der werte Herr hatte das Bedürfnis, sich bis in die Puppen voll laufen zu lassen“, erklärte er mit fest zusammengepressten Lippen. „Ich habe dir bei deiner Einstellung ausdrücklich gesagt, befohlen, dass du pünktlich vor Sonnenaufgang Zuhause sein und am besten so oft wie möglich über Nacht hier bleiben sollst.“ „Maaann, spiel dich nicht so auf! Du bist nicht meine Mutter.“ Und warum nannte er es überhaupt „Zuhause“? Ich wohnte zwar in dieser Villa, weil ich nirgends eine Unterkunft hatte, doch in erster Linie war es für mich mein Arbeitsplatz und Gefängnis. „Und außerdem“, blaffte ich, „lebe ich ja noch, also mach kein Theater.“ Gerade hob ich meine Arme, um sie hinter dem Kopf zu verschränken, damit ich trotz der Kotze, die ich auf dem Boden verteilt hatte, einen coolen Eindruck machte. Da traf mich seine Faust mit voller Wucht aufs Kinn. Ich hatte ihn nicht einmal ausholen sehen, so schnell war er gewesen. Jetzt, keinen Wimpernschlag später, wurde mein ganzer Oberkörper nach hinten geschleudert und mein Schädel erbarmungslos gegen das Kopfende des Bettes gerammt. Alles drehte sich. Ich war total benommen. Die Sinne schwanden mir, und es brauchte eine Weile, bis ich sie wieder eingesammelt hatte. Ungläubig gaffte ich Sasuke an und berührte meinen pochenden Kiefer mit den Fingerspitzen. Ich hatte schon viel Scheiße angestellt, seit ich ihn kannte – war das wirklich erst wenige Tage her? – aber ich hatte es noch nie so weit gebracht, dass er mich schlug. Was, um alles in der Welt, war plötzlich in ihn gefahren? „Du …“, knurrte er. Seine Hände schnellten nach vorne und packten mich am Kragen. Sasuke zerrte mich so nah zu sich, dass sich beinahe unsere Nasenspitzen berührten. „Du…!“ Und auf einmal brach alles aus ihm heraus. Vor einer Sekunde hatte er noch ruhig und leise gesprochen, mit seiner typischen surrealen Gelassenheit, doch nun schrie er mir aus voller Kehle direkt ins Gesicht. „VERDAMMT NOCH MAL!“, brüllte er, und Tränen stiegen mir in die Augen, als mein Schädel zu explodieren drohte. „SEI DOCH NICHT SO NAIV! HAST DU ÜBERHAUPT EINE AHNUNG, WAS DIR ALLES HÄTTE PASSIEREN KÖNNEN?!“ Meine Augen waren groß wie Kuchenteller. Sie waren einzig und allein auf sein Gesicht gerichtet, das zu einer bitteren Fratze verzogen war. Seine Augen schienen Funken zu sprühen. Unfähig, etwas zu sagen, nahm ich nur wahr, wie ein dünnes Blutrinnsal aus meinem Mundwinkel sickerte. Ich musste mir wohl auf die Lippe gebissen haben, als mein Kopf gegen das Holz geknallt war. Sasukes Blick huschte zu der Blutspur, seine Augenwinkel zuckten. Dann stieß er mich angewidert von sich, wirbelte herum und stampfte aus dem Raum. Ich glotzte ihm hinterher und hätte mich am liebsten geohrfeigt, als mir beeindruckt auffiel, dass seine Bewegungen – obwohl er so außer sich war vor Wut – immer noch aufrecht und elegant wirkten. Erst, als die dicke Holztüre hinter ihm zuschlug, traute ich mich, erschöpft zusammenzusacken. Ich saß geschockt auf meinem Bett und unterdrückte einen weiteren Würgereiz. Mein ganzer Körper war starr. Sasuke war zwar weg, doch ich begann zu zittern. Ich fühlte mich wie eine Maus, die von einer Katze hungrig angestarrt worden war, welche dann doch im letzten Moment abzog; als hätte ich dem Tod ins Auge gesehen. Mit einem Wort: Dreckig! Ich lehnte mich an die Wand und schloss meine Augen, um wieder runterzukommen, mich zu entspannen und ein wenig Kraft zurückzugewinnen. Meine rechte Kieferhälfte wurde mit der Zeit lilablassblau und an meinem Hinterkopf wuchs eine beachtliche Beule heran. Yeah, wenn das kein perfekter Start in den Tag war. So saß ich ein paar Minuten da, im Meditations-Schneidersitz wie ein Mönch, bis sich die Tür abermals öffnete. Zuerst befürchtete ich, es sei Sasuke, riss die Augen auf und verkrampfte mich ängstlich. Aber noch im selben Moment bemerkte ich, dass die Schritte, die ich hörte, zu hochhackigen Stöckelschuhen gehörten. Und Sasuke trug mit Sicherheit keine Pumps. (Obwohl der Anblick bestimmt lustig wäre.) Ein Mädchen mit kurzen rosafarbenen Haaren, giftgrünen Augen und Dienstmädchenkleidung kam ins Zimmer. Sie lächelte mich zuckersüß an und stellte ein Tablett mit Essen, einem Glas Wasser und Schmerztabletten auf den Nachttisch. Sie war meine Rettung! Dankbar lächelte ich sie an, schnappte mir gleich die Tabletten und spülte sie mit einem großen Schluck hinunter. Danach schaufelte ich mir gierig alles in den Mund, was kein Besteck war. Der Neuankömmling war währenddessen kurz rausgegangen, um Putzzeug zu holen und die Sauerei wegzuwischen, die ich unfreiwillig neben dem Bett hinterlassen hatte. Peinlich berührt stoppte ich in meinen Fressanfall. Mit knallroten Wangen nuschelte ich ein „Sorry“, weil ich mich schämte, und ein anschließendes „Dankeschön“. Sie setzte sich auf meine Bettkante und meinte nur: „Kein Problem.“ Dann grinste sie, hielt mir ihre Hand hin und meinte: „Mein Name ist Sakura. Haruno, Sakura.“ „Uzumaki, Naruto. Sehr erfreut.“ Mein Kiefer schmerzte beim Kauen immer weniger, dank der Tabletten. „Schön, dass es dir besser geht“, begann sie das Gespräch. „Sasuke-sama war verdammt sauer, als er mit dir im Schlepptau nach Hause gekommen ist. Ich dachte schon, er will das gesamte Anwesen kurz- und kleinschlagen!“ Gequält lachte ich auf. „Eben sah er ja auch nicht gerade glücklich aus“, meinte ich resigniert. „Das kannst du laut sagen! Ist aber auch irgendwo verständlich, bei den Problemen, um die er sich kümmern muss.“ Manchmal verfluchte ich meine Neugier. Doch ich lernte bekannterweise NIE aus meinen Fehlern. Und zu diesem Zeitpunkt wusste ich auch noch nicht, dass sich das, was ich gleich täte, als Fehler herausstellen würde. Also machte ich das, was ich immer machte. Nachfragen. „Wie meinst du das?“ „Sag bloß, du hast davon noch nicht gehört, Naruto-kun?!“ Entsetzt blickte Sakura mich an. Hmm, da war wohl was Wichtiges an mir vorbeigegangen. Ich schüttelte den Kopf. „Wovon denn?“ „Na, dass Besucher dieser Insel von Monstern angegriffen werden! Sie kommen nur nachts, klettern durch die untersten Hausfenster und überfallen Menschen, die nicht länger als drei Monate hier leben! Meist machen sie sich einen Spaß daraus, einen zu erschrecken. Wie Waschbären, die in Mülltonnen rumpoltern. Nur nicht so niedlich. Und sie sind gefährlich! Diese Wesen schleichen ganz leise durch die Flure und kommen durch die Tür ins Zimmer, ohne jemals vorher bemerkt zu werden!“ Ich war mir sicher, dass man mir den Schreck ansah. Ich lebte noch nicht lange in Caelum. Außerdem wurde ich bereits einmal von so einem gruseligen Vieh angefallen. Bei meinem Glück passierte mir das doch glatt ein zweites Mal! Plötzlich legte sich in meinem Kopf ein kleiner Schalter um. Dann war das also der Grund gewesen, weshalb Sasuke mich vorhin angeschrien hatte? Weil er wirklich Angst um mich gehabt hatte? Angst, dass wieder so ein Ding über mich herfallen könnte und dass er diesmal nicht da sein würde, um mich zu retten? Mir wurde warm ums Herz. Doch noch im selben Moment zog ich die Stirn in Falten. Angst? Um MICH? Sicher nicht. Er hatte bestimmt nur den lästigen Aufwand auf sich zukommen sehen, dass er als mein Arbeitgeber auch meine Beerdigung bezahlen müsste, und um das zu verhindern, ließ er mich hier drin einsperren. Arschloch. Ich senkte gedankenverloren den Blick. Andererseits hat er tatsächlich ziemlich aufgewühlt ausgesehen … Das Mädchen legte mir beruhigend eine Hand auf den Rücken, und das riss mich wieder aus meiner Trance. „Keine Sorge“, meinte sie enthusiastisch. „Bis jetzt sind die Tiere nur ein paar Mal in die Villa eingedrungen. Anscheinend suchen sie etwas, weil sie erstaunlich geplant vorgehen, doch wir konnten sie bis jetzt immer vertreiben.“ Erwartete sie ernsthaft, dass mich das BERUHIGTE?! Am liebsten hätte ich noch einmal auf den Fußboden gekotzt, aber dafür war mir das gute Essen zu schade. Du wolltest es ja unbedingt wissen, sagte ich zu mir selbst. Warum konnte ich meine verdammte Klappe nicht halten? Hätte ich nicht ein einziges Mal schweigen und es schlichtweg so hinnehmen können? War das denn so schwer? „Ich lass dich lieber allein“, sagte sie besorgt. „Du siehst blass aus. Ruh dich noch ein bisschen aus.“ Mit diesen Worten verließ Sakura den Raum. Langsam glitt ich in die weichen Kissen zurück. Den Schock musste ich erst einmal verdauen. Elende Scheiße, die Viecher hatten es auf MICH abgesehen. Vergeltung. Sie wollten sich an mir rächen, weil ein Kumpel von ihnen meinetwegen verreckt war. Jetzt wollten sie meine Leiche als Tribut! Konnte es noch schlimmer werden? Adrenalin schoss in mein Blut, brannte sich durch meine Adern. Ich bekam Panik. Und dadurch die Kraft, aufzustehen. Auf unsicheren Beinen schlurfe ich zur Tür und hinaus in den Flur. Ein Stöhnen entwich meinen Lippen, als ich die unzähligen Treppenstufen sah, die ich hinuntertorkeln durfte, bis ich endlich in der Küche landen würde. Trotzdem nahm ich den Weg auf mich. Schließlich ging es hier um MEIN LEBEN. In der Küche angekommen – langsam, aber sicher – vergewisserte ich mich, dass niemand da war, und begann meine unglaublich wichtige und lebensrettende Suche. Eine halbe Stunde später saß ich sichtlich erleichtert in meinem Bett und wartete. Ich wusste zwar nicht, worauf, aber wenn es soweit war, würde ich vorbereitet sein. Bei diesem Gedanken tätschelte ich liebevoll mein Kopfkissen. Und so geschah es, dass ich einschlief. Ich schlug müde die Augen auf. Es war tiefste Nacht. Mein Körper richtete sich auf und kletterte aus dem Bett, um sich anzuziehen, doch es fühlte sich unecht an. So als wäre ein Fremder in meinem Körper und würde ihn von innen bewegen, ohne, dass ich einen Einfluss darauf hatte – und genau so krank, wie sich das anhört, fühlte es sich auch an. Der Typ, der in meinem Körper steckte, zog mir meine Arbeitskleidung an und ging sofort danach zielstrebig auf das Arbeitszimmer des Uchihas zu. Er riss die Bürotür ohne anzuklopfen auf und verlangte zu wissen, was für Sasuke getan werden konnte. Antworten auf diese Frage gab es reichlich. Das Pseudo-Ich befolgte wenig begeistert die Befehle, die es (er? Ich? Wir?) erhalten hatte; putzte, schrubbte und polierte die halbe Villa, trug Tabletts mit Getränken hin und her, schleppte Türme von Papierkram durch das Gebäude, überbrachte seinem Bruder Itachi etliche Nachrichten, die sich eh kein Mensch merken konnte und Sasuke deshalb alles hundertmal wiederholen musste, anstatt sich die Mühe zu sparen und es ihm einfach selbst auszurichten. Wann immer ich die vielen Treppen auf- und abrannte, kamen mir Leute entgegen. Das war merkwürdig. Normalerweise war das riesige Haus bis auf die Angestellten leer. Ich kannte diese Menschen nicht (was bei der Größe des Personals vielleicht gar nicht mal so unmöglich war), und jeder von ihnen war auf dem Weg zu Sasukes Büro. Ich versuchte, sie mir genauer anzuschauen, aber sie hatten es verflucht eilig, und alles, was ich von ihnen erkannte, war ein leeres Gesicht – wie ein hautfarbener Teller. Und jedes Mal, wenn ich in Sasukes Büro kam, weil ich wieder etwas vergessen hatte, war er allein. Was ich mir da einbildete! Ich musste wirklich noch verdammt müde sein. Der Höhepunkt des Abends bestand allerdings darin, dass ich dem feinen Herren die Füße massieren durfte. Wie ein außenstehender Beobachter sah ich zu, wie ich unter den Schreibtisch kroch, um ihm die Füße zu zerquetschen – wobei ich MIR mal wieder mehr wehtat als IHM. Als ob man Stein massieren würde! Und ich stieß mir ein paar Mal den Kopf. Aber ich bemerkte die Schmerzen gar nicht; alles war seltsam gedämpft. Nach getaner Arbeit unter Sasukes Schreibtisch (das hörte sich jetzt ziemlich doppeldeutig und pervers an, hab ich recht?) trabte ich hinunter in die Küche, um mir einen Schluck Wasser zu genehmigen, und schimpfte dabei leise über meinen Boss. Eigentlich war es ein Tag wie alle anderen auch. Bis auf das winzige Detail, dass ich diese Dinge nicht bewusst machte. Ob ich schlafwandelte? Als ich da so gedankenverloren am Spülbecken stand, fiel mir ein, dass ich das dreckige Geschirr in Sasukes Büro vergessen hatte. Da dürfte ich mir was anhören, wenn ich nicht schleunigst nach oben gehen würde, um es zu holen. Also trottete ich wieder die Treppen hoch. Irgendwie fühlte sich etwas komisch an, als ich die Stufen erklomm. NOCH komischer, als das Gefühl, nicht Herr über den eigenen Körper zu sein. Es herrschte definitiv eine kühle Atmosphäre. Ich bekam Angst. Meine Schritte wurden schneller. Ich wollte einfach nur noch zu Sasuke. In Sicherheit. Bei ihm konnte mir nichts mehr geschehen. Er würde mich beschützen, so wie er es schon einmal getan hatte, und … Als ich vor seiner Türe stand, hielt ich kurz inne – es roch abartig. Kalt, feucht und rostig. Wie Metall. Aber ich machte mir nichts daraus, drückte die Klinke herunter und betrat den Raum. Nur, um ein schreckliches Bild vor Augen geführt zu bekommen. Sasuke saß gelassen auf seinem großen, massiven Schreibtisch. Im Schneidersitz, und ließ genüsslich sein Genick knacksen. Blut war im ganzen Zimmer verteilt. Riesige Blutlachen fraßen sich in den Teppich, wo sich die gesichtslosen Menschen unnatürlich verrenkt stapelten. Die Blutspritzer prangten an allen vier Wänden, am Mobiliar, an den Vorhängen, sogar bis hoch zur Decke, und zogen sich wie ein Muster über Sasukes makelloses, cremefarbenes Gesicht. Das weiße Hemd unter seinem Anzug war klitschnass von der dunklen Flüssigkeit und klebte an seinem Körper. Ich erstarrte vor markerschütternder Panik, als ich bemerkte, dass er mich keck angrinste. Sein Ausdruck war eine Mischung aus frech und grausam. Vorfreudig. Ich hätte gerne geschrien, doch meine Stimme versagte mir den Dienst. Ich konnte nichts anderes tun, als wie eine Salzsäule herumzustehen und Sasuke entsetzt anzustarren. Brennende Tränen stiegen in mir auf. Dann leckte er sich über die perfekten, sanften, blutverschmierten Lippen; musterte mich mit glühend roten Augen und meinte: „Wie ich sehe, ist soeben der Nachtisch eingetroffen …“ Schweißgebadet und mit einem lauten Schrei saß ich kerzengerade in meinem Bett. Ich keuchte. Ein Traum. Es war nur ein Traum gewesen. Oder doch nicht? Vor meinen Vorhängen waren die Fenster schwarz, was bedeutete, dass es Nacht war. Es war ungewöhnlich kalt im Raum; auch, wenn es tiefster Winter war, die Villa wurde immer sehr gut geheizt. Mein Blick fiel auf meine Zimmertür. Ich starrte sie misstrauisch an, so als könnte sie jeden Moment geöffnet werden. Vielleicht lag es daran, dass ich gerade schlecht geträumt hatte, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass hier etwas nicht stimmte. Nennt es böse Vorahnung oder Instinkt oder … Okay, ihr könnt mich auch paranoid nennen! Aber da draußen war etwas! Das wusste ich einfach. Ich stolperte aus dem Bett, nahm meine Monster-Abwehr-Waffe in die Hand, welche ich mir heute Mittag aus der Küche stibitzt und unter mein Kopfkissen gelegt hatte. Bequem war das zwar nicht gewesen, aber man fühlte sich deutlich sicherer. Ich schlich zur Türe, und tatsächlich – durch den hell erleuchteten Schlitz über dem Fußboden sah ich einen Schatten. Und er bewegte sich. Jemand kam die Treppen herauf! Oh. Mein. Gott. Die Monster. Sie sind gekommen, um mich zu holen. Wie ein Baseball-Spieler platzierte mich direkt neben dem Türrahmen an der Wand, meine Waffe weit hinter dem Kopf ausgeholt und die Beine in einer stabilen Kampfstellung. Jederzeit bereit, zuzuschlagen. Langsam wurde die Klinke runtergedrückt. Ich schluckte. Meine Hände verkrampften sich um den Griff, als sich das schwere Holzstück quietschend zur Seite schob. Ich kniff die Augen zu, holte aus und knallte die Bratpfanne in irgendein Körperteil des Eindringlings. Das Metall traf harten Widerstand, aber wieder Erwartens kippte niemand um, taumelte fluchend zurück oder schrie vor Schmerzen gepeinigt auf. Meine Arme vibrierten zwar von dem Aufprall, doch sonst geschah nichts. Verwundert öffnete ich meine Augen und schaute die Pfanne an. Mir stockte der Atem. Was sich auf dem Boden der Bratpfanne gebildet hatte, war der perfekte Abdruck des Gesichtes meines Chefs. Ich starrte das Küchenutensil dümmlich an und überlegte für einen Moment ernsthaft, dass ich zum Frühstück Pfannkuchen in Sasukes Kopfform backen könnte. Dass er eigentlich mit einem Schädelbasisbruch hätte in Ohnmacht oder gar tot fallen müssen, fiel mir erst danach auf. Das wäre nämlich mit jedem normalen Menschen passiert. Ich betrachtete den Pfannenboden noch genauer. Der Teflon-Sasuke lächelte. Sein verdammtes Abbild LÄCHELTE! Panisch kreischend warf ich die Monster-Abwehr-Waffe von mir, wo sie scheppernd in einer Ecke landete. „Womit habe ich das nun wieder verdient?“, hörte ich Sasuke hinter mir seufzen. Erst jagte er mir einen Höllenschreck ein, und dann wagte er es auch noch, beleidigt zu sein, wenn er eine Pfanne ins Gesicht kriegte. Erleichtert und erschöpft zugleich schwankte ich quer durch den Raum. Ich hielt mich am Rahmen des großen Standspiegels fest (wozu brauchte ich das Ding überhaupt?), welcher gegenüber der Zimmertüre an der Wand platziert war, und lehnte meine Stirn an die kühle Scheibe. Dann schnaufte ich erst mal kräftig durch. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals so froh sein würde, Befehle von Sasuke entgegennehmen zu müssen. Wahrscheinlich würde er mich wieder zu total erniedrigenden und entwürdigenden Tätigkeiten zwingen, aber das war immer noch besser, als in meinem Schlafzimmer von einem Monster heimgesucht zu werden, nicht? Mit einem milden Lächeln öffnete ich die Augen wieder, die ich müde geschlossen hatte, und wunderte mich. Im Spiegel sah ich, dass die Tür offen war, aber von ihm fehlte jede Spur. Hatte ich nicht seine Schritte hinter mir gehört? „Bist du noch da?“ „Natürlich bin ich noch da, Usuratonkatchi“, antwortete er aus unmittelbarer Nähe. Ein plötzlicher Schauer fuhr über mich. Meine Freude bezüglich seiner Anwesenheit verging ebenso schnell, wie sie gekommen war, und ich könnte schwören, genauso kreideweiß wie die Wand geworden zu sein. Sasukes eiskalte Hände glitten über mich hinweg, seine Arme legten sich um meine Taille und Brust. Er schmiegte den Körper eng an meinen Rücken. Seine schwarzen, seidigen Haare kitzelten mich auf der Wange und im Nacken, als er sich gelassen herunterbeugte und den Kopf auf meine Schulter bettete. Und ich konnte ihn nicht sehen. Noch immer klammerte ich mich an dem Spiegelrahmen fest und starrte ängstlich in meine eigenen blauen, weit aufgerissenen Kulleraugen. Ich konnte nahezu jeden Muskel seiner Brust und seines flachen Bauchs durch meine Kleidung spüren. Fühlte, wie seine Finger mit dem dünnen Stoff spielten, der uns trennte. Vernahm seinen sanften Atem auf meiner Haut und das gehetzte Klopfen meines Herzens. Ich spürte so viel. Aber ich konnte ihn nicht sehen. Sasuke hatte kein Spiegelbild. Verdammte Scheiße, sein schwarzer Designeranzug SCHWEBTE hinter mir IN DER LUFT! Langsam, geschockt, zitternd drehte ich meinen Kopf, um in seine Augen blicken zu können. Sofort erstarrte ich und bereute die Entscheidung, als sie mir hungrig und glutrot entgegenblitzten. „Hast du Angst, Naruto?“, flüsterte er mir zärtlich ins Ohr. Kapitel 5: Part six: Welcome to Mystery! ---------------------------------------- So Freunde! Hier ist der nächste Teil meiner FF! Ich würde mich über Lob, Verbesserungsvorschläge oder was auch immer sehr freuen^^ Viel Spaß! eure Kara-chan P.S: Sorry, wenn Naruto ein bisschen ... dumm rüberkommt ... das war am Anfang gar nicht beabsichtigt gewesen - es ist einfach passiert! GOMEN NASAI! Part six : Welcome to mystery ! Meine Finger waren Schraubstöcke an dem geschwungenen Holzrahmen. Geradeaus starrte ich in mein eigenes panisches Gesicht, das mir aus der Reflektion entgegenfieberte – die tellergroßen blauen Augen, die bebenden Lippen – und das Nichts hinter mir, das mich gierig umschlang. Unter mir zitterten die Knie, wollten zusammenbrechen, doch ich zwang sie dazu, mein Gewicht zu halten. Wie, um alles in der Welt, hatte ich nur in eine solche Lage geraten können? Schon seit ein paar Minuten klammerte ich mich auf diese Art und Weise am Standspiegel fest. Vollkommen regungslos stand ich da, erstarrt wie eine Statue. Mein Gehirn hatte sich abgeschaltet, nur eine kaputte Schallplatte in meinem Kopf stellte sich regelmäßig diese eine Frage. Ich atmete so leise und so wenig es mir möglich war, in der Hoffnung, Sasuke würde einfach vergessen, dass ich da war. Aber irgendwie funktionierte das nicht. „Was ist los mit dir, Naruto?“, fragte er. Ich zuckte zusammen. „Du bist plötzlich so still? Sonst die Klappe immer weit aufreißen, und jetzt …“ Sasuke bewegte seinen Kopf auf meiner Schulter, feine Haarspitzen streiften meine Wange. „Du fürchtest dich doch nicht etwa vor mir?“ Dann ließ er genüsslich seine warme, raue Zunge über meinen Hals gleiten. Ich schnappte erschrocken nach Luft, alle Muskeln verkrampften sich. „A…aah …!“ Wo er mir über die Haut leckte, kitzelte es, und kribbelnde Wellen schwappten mir durch den gesamten Körper. Meine Fingernägel kratzten am Holz des Spiegels. Sasuke hinter mir lachte amüsiert auf. „Wie, das war alles?“, meinte er. Ich konnte sein schadenfreudiges Grinsen förmlich hören. „Mehr braucht es nicht, um dein Blut zum Kochen zu bringen? Du enttäuschst mich, Naruto. Ich hatte etwas mehr … Widerstand von dir erwartet.“ Mein Mund öffnete sich, um zu antworten, um ihm zu widersprechen, doch alles, was herauskam, war ein machtloses Stöhnen. Ich kniff die Augen so fest zu, dass sie brannten. Das konnte doch wohl alles nicht wahr sein! Schlief ich etwa noch? War das ein Albtraum, so wie der letzte? Ich betete, ich flehte darum. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als meine Auge wieder zu öffnen und festzustellen, dass das hier nichts weiter als ein nächtliches Hirngespinst war – aber ich traute mich nicht. „Willst du dich denn nicht einmal wehren?“, frohlockte der Schwarzhaarige. Sein Atem strich mein Ohr und ich fühlte, wie sich seine Muskeln an meinem Rücken rhythmisch bewegten. Ich fühlte alles von ihm. Ein Beben erschütterte meinen Körper, das mich fast zusammenbrechen ließ. „Nein? Nicht ein winziges bisschen?“ Dieser gottverdammte Mistkerl! Ich raffte meinen ganzen Mut zusammen. Wild entschlossen, ihn anzuschreien, hob ich den Kopf wieder, riss die Augen und den Mund auf und holte tief Luft. In diesem Moment drückte Sasuke seine kühlen, weichen Lippen auf meine Halsschlagader, und was meiner Kehle entwich, war ein quietschiges „Aah!“. Meine Stimme war mir fremd. Schwächlich ließ ich mich nach vorne sinken, lehnte die Stirn gegen den Spiegel. „Hör a…ah …!“ Sasukes Arm, der immer noch um meine Brust lag, schien mir den Atem zu rauben. Ich fühlte mich eingesperrt, von allen Seiten wurde mein Bewusstsein zusammengequetscht. Mir verschwammen die Sinne. „Schade“, beschwerte sich mein Peiniger. „Es würde mehr Spaß machen, wenn es schwieriger wäre.“ Seine Finger streichelten mich durch die Kleidung hindurch, doch es fühlte sich an, als würden Eiswürfel über mich fließen. Ich biss mir auf die Lippe, um nicht zu stöhnen. Warum machte er das mit mir? Ich konnte es einfach nicht begreifen. Seit er mich das erste Mal gesehen hatte, schien Sasuke mich quälen zu wollen, doch das hier hätte ich ihm niemals zugetraut. Was hatte ich verbrochen, dass er mich so foltern wollte? Winzige Tränen stiegen in mir auf. Hasste er mich denn dermaßen? Schweiß trat auf meine Stirn, während ich immer lauter und hastiger atmete. Das Herz in meiner Brust klopfte so schnell, dass es wehtat, und ich bekam Angst, es könnte gleich zerplatzen. Ein atemloses Keuchen quoll heiß zwischen meinen Lippen hervor. „Aah!“ Hilflos, wie ich war, krallte ich die eine Hand so gut es ging am Spiegelrahmen fest und presste mir die andere auf den Mund, um jegliches sinnliche Geräusch zu unterdrücken. Abermals leckte Sasuke über die zarte, empfindliche Haut an meinem Hals. „Du bist ein echter Spielverderber, Naruto“, klagte er mich an. „Du könntest wenigstens mal versuchen, dich zu befreien.“ Seine weiche Zunge wurde durch harte, spitze Zähne ersetzt, die zärtlich an mir kratzten, ohne mich zu verletzen. Mein Gesicht glühte, mein Körper zitterte unkontrollierbar. Ich sackte nach unten, als mein rechtes Knie nachgab. Nur sein Griff hielt mich noch aufrecht. „Aber … wenn du es mir so leicht machen willst, bitteschön …“ Sasukes einer Arm blieb weiterhin um meine Brust, um mich zu stützen; der andere, den er um meine Taille gelegt hatte, glitt langsam abwärts. Mir wurde schlagartig kalt, als seine Hand unter mein Hemd rutschte und sich unter meinen Hosenbund schob. Ein Blitz durchzuckte meinen Körper, mein Schädel explodierte. Jetzt reichte es. Das war endgültig zu viel! „FASS MICH NICHT AN!!“ Mit aller Gewalt, die ich aufbringe konnte, wirbelte ich herum, stieß beide Hände gegen Sasukes Brust und warf ihn von mir. Ich wurde rückwärts katapultiert, wo ich gegen den Standspiegel rempelte. Das Holzgestell klapperte laut auf dem Steinboden, als es nach hinten kippte, und zusammen mit ihm knallte ich gegen die Wand. Der Spiegel brach nicht, aber sein Holzrahmen barst ein wenig. Ein harter Schmerz durchschoss meine Schulter, mit der ich aufgeprallt war, und ich genoss das Gefühl fast. Es machte meinen Kopf wieder klar, vertrieb den süßlichen Nebel aus meinem Gehirn. Keuchend – vor Anstrengung diesmal – blieb ich an die Wand gelehnt stehen. Sasuke währenddessen stolperte durch die Wucht meines Schlages etwa einen halben Schritt nach hinten. Die Überraschung in seinem Blick wandelte sich in Genugtuung. „Na endlich“, grinste er, „hast du dich wenigstens ein bisschen zur Wehr gesetzt.“ Ein Schauer fuhr über meinen Rücken. Jetzt allerdings nicht aus (ich mochte das Wort nicht einmal denken) Erregung, sondern aus Furcht. Dieses süffisante Schmunzeln stand ihm unwahrscheinlich gut. Er sah aus wie der Fürst der Finsternis persönlich – düster, schön, elegant und unglaublich stark. Er durfte eingebildet sein, weil es tatsächlich niemanden gab, der sich ihm entgegenstellen konnte. Alles geschah so, wie er es wollte. Auf einmal wurde mir bewusst: Ich hatte Sasuke nur wegstoßen können, weil er es zugelassen hatte. Aus Spaß. Sonst hätte ich es sicher niemals geschafft, mich loszureißen. Hätte er mich ernsthaft festhalten wollen, wäre ich immer noch ein stöhnendes, sabberndes Häufchen Elend in seinen Armen und er würde Gottweißwas mit mir anstellen. Es war unmöglich, dass ein normaler Mensch dermaßen übermächtig war. Dass er durch seinen bloßen Willen eine solche Gewalt über jemand anderen hatte, solche Gefühle in ihm auslösen konnte. Ich schluckte. Die Steinwand drückte sich kalt gegen meinen Rücken. „Was …“, flüsterte ich atemlos, „was sollte das eben? Warum hast du das mit mir gemacht? Was, zum Teufel, bist du?“ Ein leises Lachen ließ seine Schultern beben. Sasuke leckte sich genüsslich die Lippen und fuhr mit einer Hand durch sein seidiges, nachtschwarzes Haar. In seinen Mundwinkeln blitzten zwei weiße Dolche auf. Verheißungsvoll raunte er mir zu: „Kannst du dir das denn nicht denken, Naruto?“ Ich starrte ihn ein paar Sekunden an. Überlegte. Und dann dämmerte es mir. Die Erkenntnis fühlte sich an, als würde mir jemand eine Ziegelsteinmauer auf den Schädel werfen. Ich war ja so bescheuert, dass ich nicht eher darauf gekommen war. Plötzlich ergab alles einen Sinn. Seine helle Haut. Seine komischen Augen, die die Farbe wechseln. Sein steinharter Körper. Die Tatsache, dass ich immer nachts arbeiten und bei Sonnenaufgang wieder hier sein muss. Dass wir weit abgelegen vom Dorf in einer gigantischen Villa mit hunderten Angestellten wohnen, die sich ein Normalsterblicher niemals leisten könnte. Die rote Flüssigkeit, die ich aus großen Fässern im Keller zapfen und ihm immer zu genau festgelegten Uhrzeiten zu Trinken servieren muss, keine Sekunde später. Meine Albträume von dem ganzen Blut. Seine überwältigende Schnelligkeit, Geschicklichkeit und Stärke. Dass er sich nahezu lautlos im Raum bewegt. Seine unheimliche Ausstrahlung und sein Charme, dem jeder sofort verfällt. Sein fehlendes Spiegelbild … Meine Augen weiteten sich vor Schrecken, als mir die Antwort klar wurde. Kraftlos knickten die Beine unter mir ein. Ich schrammte mit dem Rücken über die Wand und landete hart auf dem Hintern. Mein Kiefer klappte auf. „Du … d…du … b…bist … du …“ „Ja?“, fragte Sasuke höhnisch. Ein gehässiges, vorfreudiges Grinsen verunstaltete sein Gesicht zu einer Fratze. „Was bin ich? Sprich es aus.“ „D…du …“ Unfähig, einen vollständigen Satz zu formulieren, kauerte ich mich auf dem Boden zusammen. Ich streckte zitternd einen Arm aus und zeigte ich mit ausgestrecktem Finger auf ihn. „ZOMBIE!!“, kreischte ich. In dem Bruchteil einer Sekunde verwandelte sich die furchteinflößende Grimasse meines Chefs in einen traurigen Smiley. Seine schwarzen Augen wurden rund und seine Mundwinkel rutschten einen Millimeter nach unten, was für seine Verhältnisse dem blanken Entsetzen gleichkam. „Das ist jetzt nicht dein Ernst“, sagte er entgeistert. Rasch zog ich meinen Arm wieder zurück, weil ich nicht wollte, dass er mir den Zeigefinger abbiss, und nickte. „Willst du diesen Entschluss nicht noch einmal überdenken?“, schlug er vor. Tatsächlich runzelte ich die Stirn und fragte mich, ob er nicht doch ein Elf war, aber dafür waren seine Ohren nicht spitz genug. Also blieb ich bei meiner ersten Aussage: „Zombie!“ Ich hätte es nicht für möglich gehalten, doch Sasuke ballte wirklich seine Fäuste an den Seiten und stampfte mit dem Fuß auf wie ein trotziges Kind. „Ich bin kein Zombie!“ „Bist du wohl!“, behauptete ich plump. „Weißt du Vollidiot überhaupt, was ein Zombie ist?“ „Natürlich!“ Durch meine Überzeugung gewann ich neuen Mut. Schließlich hatte ich schon so ziemlich jeden Horror- und Fantasyfilm gesehen, den dieser Planet zu bieten hatte, und war selbsternannter Experte auf diesem Gebiet. „Zombies sind Menschen, die sich bei Vollmond in riesige, hässliche Katzen verwandeln.“ „Das sind keine hässlichen Katzen, sondern Wölfe. Deshalb nennt man diese Wesen auch Werwölfe. Zombies gehören zu einer vollkommen anderen Kategorie.“ „Oh“, meinte ich. „Aber sie haben irgendwas mit fliegenden Besen zu tun, hab ich recht?“ „Nein, Naruto, das sind Hexen.“ Er seufzte gestresst. „Bist du wirklich so dämlich oder tust du nur so?“ Ich streckte die Beine aus, um bequemer zu sitzen, verschränkte die Arme vor der Brust – jegliche Furcht war aus meinem Körper gewichen – und grinste ihn überlegen an. „Tja, das wüsstest du jetzt wohl gerne, was?“ Er betrachtete mich einen Moment. Dann schloss er die Augen, stützte eine Hand in die Hüfte, hob die andere zu seinem Kopf und massierte sich die Schläfen mit Daumen und Mittelfinger. „Du hast wirklich keine Ahnung, was ein Zombie ist, oder?“ Verdammt, er hat mich durchschaut. Ich guckte ihn böse an. „Weißt du’s denn?“ „Selbstverständlich.“ Er atmete tief durch. Schließlich nahm mein Chef wieder eine würdevollere Haltung an, sah mir irgendwie nachsichtig ins Gesicht, als sei ich geistig zurückgeblieben oder so, und erklärte: „Zombies sind untot. Lebende Tote.“ „So wie du“, warf ich ein. „Nein!“, widersprach er mir beleidigt. „Zombies sind langsame, verblödete Kreaturen, die Menschen fressen.“ „So wie du!“, rief ich felsenfest. Zum ersten Mal zeigte sich Sasuke richtig verzweifelt. „Nein, verdammt“, nörgelte er, „ich bin ein Vampir! Ein Blutsauger! Eine Kreatur der Dunkelheit! Nosferatu! Das ist was ganz Anderes, glaub mir.“ Das einzige, was ich darauf zu antworten hatte, war ein abwertendes Schnauben. Pah! Jetzt hielt er sich wohl für ganz was Tolles, nur weil er ein italienisches Wort kannte. (Ich kenne auch eins: nämlich Pasta, das ist das italienische Wort für Nudeln.) „Du überraschst mich wirklich immer wieder, Naruto“, seufzte er. „Eigentlich schätze ich das. Aber für heute hab ich die Schnauze voll.“ Kopfschüttelnd drehte sich der Schwarzhaarige um und verließ grimmig den Raum. Ich blieb noch eine Weile mit gerümpfter Nase und verschränkten Armen sitzen und ließ mir unser Gespräch durch den Kopf gehen. Ich dachte an Nudeln und Pasta und Ramen, und daran, dass ich schon wieder Hunger hatte, und plötzlich fiel mit etwas ein. Mit den Fingerspitzen glitt ich langsam über die dünne, empfindliche Haut an meinem Hals. Diese Stelle hier hatte Sasuke geküsst. Er war mit der Zunge darübergefahren. Hatte mich sinnlich mit seinen Eckzähnen gekratzt. Und vor zwei Minuten hatte er mir gesagt, er sei ein Vampir. Er hatte mein Blut trinken wollen. Seine Fänge in mir versenken. Mir meinen Lebenssaft aussaugen. Und zu allem Übel hatte er auch noch versucht, mir in die Hose zu fassen. (Ob um mich zu ärgern oder aus anderen Beweggründen, konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht richtig feststellen.) Oh … Scheiße. Ich saß echt in der Klemme. Ich beschloss, dass es wohl nicht genug war, mein Wissen aus Fantasyfilmen zu beziehen. Ich würde mich weiterbilden müssen, wenn ich gegen Sasuke ankommen wollte. Also trat ich meinen Reinigungsdienst an Hinata ab – sie war ja so ein liebes Mädchen, aber richtig sprechen konnte sie in meiner Gegenwart immer noch nicht – und schlich mich in die große Bibliothek der Villa. Dazu muss ich sagen, ich habe Bücher schon immer gehasst. In der Schule bereits hatte mich keiner dazu zwingen können, einen Blick in eines zu werfen (was meinen hervorragenden Schulabschluss erklärt). Ich konnte mich einfach nicht mit Büchern anfreunden. Und jetzt saß ich FREIWILLIG in einem Raum, der voll mit diesen Teilen war. Eins fetter und älter als das andere, schwer wie Zementblöcke. Mit Buchstaben, so klein, dass es die Fußabdrücke von Ameisen sein könnten. Und das Schlimmste: da waren gar keine Bildchen drin! Die Bibliothek war ein riesiger Raum, mit einer Decke, so hoch wie die einer Kirche, einer Ledersitzecke vor dem lodernden Steinkamin gegenüber dem Eingangstor (anders konnte man die Türen nicht nennen, denn sie waren mindestens vier Meter hoch und dicker als ich) und Bücherregalen, die die gesamten Wände bedeckten. Fasziniert schlenderte ich an den Regalen vorbei und sah mir die Buchrücken an. Es gab sogar ein paar Bücher, die ich vom Hörensagen her kannte. Da waren zum Beispiel die angekokelten Überreste der „Bis(s)“-Saga. Auf einem gelben Post-it, das dazu geklebt war, stand die Notiz: „Scheiß Glitzer-Edward!“; direkt daneben fand man Bram Stokers „Dracula“; genauso wie „Interview mit einem Vampir“; der Comedy-Roman „Liebe auf den ersten Biss“ von Christopher Moore (holla, was wollte Sasuke denn damit?); und auf dem Tischchen bei der Sitzecke vor dem Kamin lag ein Zettel mit dem Vermerk „Einkaufsliste: Blendadent – Mit mehr Biss durchs Leben!“ Ich schauderte. Meine peinliche Eingebung von vorher, die ich Sasuke ins Gesicht geschrien hatte, musste ich spätestens jetzt natürlich zurücknehmen. Wie hatte ich nur auf die Idee kommen können, Sasuke sei ein Zombie? Mit Leichen, die gegen ihren Willen aus ihren Gräbern auferstehen müssen, um durch die Gegend zu schlurfen, hatte er wirklich nicht viel zu tun. Zombies lasen schließlich keine Comedy-Romane. Ich suchte mir ein paar Titel aus, die den Eindruck machten, als könnten sie mir sinnvolle Informationen liefern, belud mich mit dem Stapel Lexika, der größer war als ich selbst – es waren ganze DREI Bücher! – und zog mich damit in die lederne Sitzecke zurück. Motiviert begann ich zu studieren. Jetzt, da ich wusste, was Sasuke war, konnte ich ihm auch ein ebenbürtiger Gegenspieler sein. Nimm dich in Acht, du Blutegel, ich werde dich mit deinen eigenen Waffen schlagen! Leider funktionierte das nicht so toll, wie ich es mir ausgemalt hatte. Mordanschlag #1 (man achte auf die Nummerierung) Am Abend stand ich fies grinsend in der Küche und bereitete Sasukes Frühstück vor (mein Chef ist nachtaktiv, so als Vampir, ihr wisst schon). Nun ja, eigentlich schüttete ich Unmengen an selbstgepresstem Knoblauchsaft in das Glas mit Blut. Ich hatte mich auf die üblichen Legenden vorbereitet und war am Nachmittag – mir war aufgefallen, dass er keine der Knollen im Haus hatte – einkaufen gegangen. Dazu zählte unter anderem ein Besuch in der Kirche. Wozu das, werdet ihr später noch herausfinden. Jedenfalls mixte und experimentierte ich hier herum und hoffte, dass mich kein Blutsauger erwischte. Wer wusste schon, wie viele von denen in dem Haus wohnten. Nachdem ich mich bereit für den Angriff fühlte, stellte ich das Glas auf ein Silbertablett und machte mich auf den Weg nach oben. Anklopfen hatte ich mir von Anfang an nicht angewöhnen können, deshalb betrat ich das Arbeitszimmer der Uchiha-Brüder einfach so, lief mürrisch auf Sasuke zu, knallte das Blut auf mitten seinen Schreibtisch, machte auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum sofort. „Wow, was hast du denn mit dem angestellt?“, hörte ich Itachi besorgt fragen, bevor ich eindrucksvoll die Türe hinter mir zuknallte. Draußen lehnte ich mich leise kichernd an die Wand und wartete. Keine dreißig Sekunden später hörte ich auch schon ein schmerzhaftes Husten und Würgen. Triumphierend sprang ich in die Luft, doch das Jubeln verging mir, als die Tür aufgerissen wurde, Itachi an mir vorbei stürmte – mit der einen Hand auf den Bauch und der anderen Hand auf den Mund gepresst –, den Flur entlang flitzte und um die Ecke ins Klo hechtete. Kurz darauf lehnte Sasuke am Türrahmen und blickte in die Richtung, in die sein Bruder geflüchtet war. „Du“, meinte er unbeeindruckt, „kommst mir nicht mehr in die Küche.“ Mist. Mordanschlag #2 oder auch: Hey, einmal ist keinmal Eine Stunde später wollte Sasuke sein nächtliches Sprudelbad nehmen. Und ich sorgte dafür, dass es ordentlich sprudeln würde! Statt Wasser ließ ich nämlich warmes Weihwasser in die Wanne (welches ich mir vom Brunnen der Dorfkirche abgeschöpft hatte; der Herr möge mir verzeihen). Mein Chef betrat den Raum – mal wieder nur mit einem Handtuch um die Hüften bekleidet, der Perversling – und befahl mir, zu bleiben, um meine späteren Befehle entgegenzunehmen. Das kam mir gerade recht; so konnte ich direkter Zeuge des Geschehens werden. Äußerlich zeigte ich deutlich den Missfall, welchen ich verspüren sollte, doch innerlich lachte ich mir ins Fäustchen. Dieses Mal gab es kein Entrinnen für ihn. Enttäuscht sah ich den Schwarzhaarigen an, als diesen lediglich eine Niesattacke überfiel, nachdem er mit dem gesegneten Wasser in Berührung kam. Okay, er schmolz zwar nicht kreischend und brodelnd in einem grausamen Sumpf aus Vampir-Säure dahin (wie ich es ehrlich gesagt gehofft hatte). Aber dafür tränten seine Augen und Sasuke musste sich zwei Stunden lang Papiertaschentücher in die Nase stopfen, weil ihm der Rotz in Strömen lief. Ha! Mordanschlag #3 oder auch: Aller guten Dinge sind drei Mein Einfall mit der Bibel ging auch gründlich in die Hose. Während Sasuke sich von der Geschichte im Bad erholte, schlich ich in sein Arbeitszimmer und wollte die Heilige Schrift in seine Schublade legen – nur leider hatte er da schon eine. Wütend warf ich den Packen Papier gegen die Lampe (die logischerweise zu Bruch ging) und trat gegen die Betonwand. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass mein Körper einen Kollateralschaden erlitt. Zuerst mein Fuß, der so sehr schmerzte, das ich auf einem Bein durch die Gegend hüpfte; dann mein Kopf, den ich mir durch das Gehopse an einem Regal stieß, dadurch umkippte und mir die Hüfte an der massiven Schreibtischkante prellte; und deshalb wiederum hinfiel und qualvoll aufschreiend auf dem Steißbein landete. Danach rollte ich mich, weiterhin fluchend, auf dem Boden herum, damit die Schmerzen aufhörten. Mordanschlag #4 oder auch: Jungejunge, diese Vampire sind vielleicht hartnäckig Mir gingen die Ideen aus. In den Büchern standen zwar viele Anhaltspunkte, allerdings keine sehr Nützlichen. Zum Beispiel, sich mit einem mit Fäkalien beschmierten Tuch auszustatten (IGITT!). Oder besagten Vampir mit einem Holzpflock zu pfählen; ins Herz, den Kopf, den Hals oder in den Arsch (bitte keine Fragen zu dem Hintern!). Das würde ich ganz bestimmt nicht tun! Trotzdem hatte ich mal von meinem Stuhl ein Bein abgebrochen und angefangen, es mit einem Löffel zu schnitzen; sicher ist sicher. Mein Zimmer mit Kreuzen und Siegeln vollzutapezieren fand ich auch doof; das war ja so was von Achtziger! Ich hätte Sasuke auch mit einer Silberkugel erschießen können, aber ich wusste erstens nicht, wo man hier Waffen kaufen konnte, zweitens hätte ich mir ein Gewehr ohnehin nicht leisten können und drittens traf ich auf zwei Meter Entfernung ja nicht mal den Papierkorb. Nein, ich musste mir etwas anderes einfallen lassen … Mordanschlag #5 oder auch: Der letzte Ausweg! Was in so ziemlich jedem Buch und Film erwähnt wird: Vampire sterben, wenn sie Feuer fangen. (Okay, Menschen auch. Aber das tut jetzt noch nichts zur Sache.) Da ich kein Sonnenlicht zur Verfügung hatte, was die Blutsauger normalerweise in laufende Flammensäulen verwandelte, musste ich eben auf andere Mittel zurückgreifen. Nachdem ich meinen Putzdienst wieder sauber auf Hinata abgeschoben hatte – das Mädchen hatte echt was gut bei mir –, schlich ich mich in Sasukes Zimmer. Bis jetzt hatte ich noch keinen Fuß da rein gesetzt. Und mir blieb wortwörtlich die Luft weg, als ich es tat. Der Raum war gigantisch groß; der gesamte Fußboden war mit weichen, sündhaft teuren Teppichen belegt. Die Fenster waren mit dicken Stoffdecken verhangen, die keinen einzigen Lichtstrahl hereinließen, und Sasukes Bett war – Klischee! – ein edler Sarg. Kein Billigmodell aus Holz, nein! Es war ein glänzender, nachtschwarzer Steinsarg aus Onyx, der wie ein Altar auf einer kleinen Bodenerhöhung mitten im Zimmer thronte. Da ich ja nie reich gewesen war, brach es mir das Herz, daran zu denken, was ich gleich mit der schönen Einrichtung machen würde. Es war jammerschade um das Kirschholzmobiliar, aber hey, kein Krieg ohne Opfer. Mit einem großen Kanister Brandbeschleuniger und einer Schachtel Streichhölzer stand ich da. Ich atmete noch einmal tief durch, dann schloss ich die Tür. Zuerst schüttete ich die stinkende Flüssigkeit auf die dicke, aufwendig verzierte Holztür, danach tränkte ich die Vorhänge vor den Fenstern – Sasuke sollte schließlich keine Möglichkeit haben, zu flüchten. Anschließend kamen die flauschigen Teppiche auf dem Boden und die restlichen Möbel dran. Die Stoffe sogen den Brandbeschleuniger sofort auf; der beißende Geruch stieg auf, machte die Luft dick und reizte meine Augen und Atemwege. Nachdem ich alles außer dem Sarg vollgespritzt hatte (das Gestein würde eh nicht brennen, aber es würde Sasuke eine nette Aussichtsplattform bieten), stellte ich mich daneben auf die Bodenerhöhung. Den Kanister warf ich in irgendeine Ecke, zündete ein Streichholz an und hielt es siegessicher mit zwei Fingerspitzen in die Höhe. Ich wandte einen Karatekick an, den ich aus dem Fernsehen gelernt hatte, und der Sargdeckel segelte zur Seite. Dann baute ich mich mächtig vor dem Sarg auf. Genau so hatte ich mir das ausgemalt: Mein wahnsinnig cooler Auftritt, Sasukes entsetzter Gesichtsausdruck, und eine riesige Feuersbrunst. Vor Aufregung fast platzend lugte ich in den Sarg. Er war leer. Das gottverdammte Scheißteil war leer! Wo, zum Geier, steckte Sasuke?! Konnte er nicht brav in seinem Bettchen liegen, wie blutrünstige, untote Kinderlein das um diese Uhrzeit zu tun hatten? Wozu hatte ich mir eigentlich diese Mühe gemacht?! Fassungslos ließ ich das brennende Streichholz fallen. Mit einem rauschenden Geräusch breiteten sich die Flammen aus, schoben sich über den Teppich, fraßen sich in die Möbel und züngelten zu den Vorhängen empor. Der ganze Raum färbte sich in ein flackerndes Orangerot. Entsetzt wirbelte ich herum. Ich hatte mich eingesperrt. Die Vorhänge brannten bereits, durch die Fenster würde ich also nicht mehr rauskommen. Als ich aber sah, dass die Tür noch unversehrt war, rannte ich auf sie zu, so schnell ich konnte. Zwei Schritte weit kam ich, dann schoss eine Stichflamme vor mir nach oben und ließ mich zurücktaumeln. Ich stieß gegen den Steinsarg und plumpste rücklings hinein. Wow, weiße Seidenbettwäsche, dachte ich nebenbei. Hastig rappelte ich mich wieder auf und schielte über den Rand des Sarges hinweg wie über die Reling eines sinkenden Bootes. Überall um mich herum zischte und knisterte und loderte ein rotes Flammenmeer. Die Möbel färbten sich schwarz, meine Augen brannten in der dünnen, trockenen Luft und die Hitze trieb mir den Schweiß aus den Poren. Weil ich keine Ahnung hatte, was ich jetzt tun sollte, umschlang ich panisch meine Beine mit den Armen, zog die Knie an die Brust und wiegte mich apathisch vor und zurück. Wie konnte ein Mensch nur so dumm sein? (Keine Antwort, bitte.) Ich war wütend auf Sasuke gewesen, weil er Dinge mit mir getan hatte, die ich nicht verstand und gegen die ich mich nicht wehren konnte, und hatte ihm das alles heimzahlen wollen. Und deshalb musste ich jetzt sterben. Schon bald ging mir die Luft zum Atmen aus; Ruß und Qualm füllten meine Lungen. Mein Kopf pochte in der unerträglichen Hitze. Warme Tränen rannen mir in Strömen über die Wangen, während meine Lider immer schwerer und mein Bewusstsein immer betäubter wurden. Ich presste mein Handgelenk über den Mund und versuchte, durch meinen Ärmel zu atmen, doch es funktionierte nicht. „Es tut mir leid“, hustete ich, als könnte ich dadurch alles ungeschehen machen. „Ich wollte das nicht.“ Ich war sauer gewesen, ja. Ich hatte ihm ernsthaft wehtun wollen, ja. Aber ich hatte meine Lektion, wenn auch etwas verspätet, gelernt. Hass machte blind und führte zu nichts als Ärger. Es war total dämlich und kindisch gewesen, Sasuke bestrafen zu wollen, und, wenn ich es mir im Nachhinein durch den Kopf gehen ließ, könnte ich es nicht ertragen, wenn er tatsächlich hier in den Flammen gestorben wäre. Und nun wünschte ich mir nichts sehnlicher, als von ihm gerettet zu werden. Habe ich denn keine zweite Chance verdient? Noch mehr Tränen quollen aus meinen Augen – nicht wegen dem Feuer, sondern aus Trauer diesmal. „Sasuke …“, flüsterte ich wimmernd. Das Letzte, was ich hörte, war, wie die brennende Holztür aufgeschlagen wurde und mit einem lauten Knall gegen die Wand donnerte. Eine schöne, zutiefst erschütterte Stimme brüllte meinen Namen: „NARUTO!!“ Dann wurde ich wahrscheinlich ohnmächtig. Kapitel 6: Part seven: Welcome to Trouble! ------------------------------------------ Ich bin selbst unbeschreiblich erleichtert, dass meine Beta mir endlich dieses Kapitel schicken konnte. Ich gebe ihr nämlich immer das Original, sonst hätte ich die unkorrigierte Fassung veröffentlicht. Naja, das ist das letzte Kapitel für dieses Jahr. Ich wünsche euch frohe Weihnacht! Und danke noch, für all die lieben Kommentare, die ich erhalten habe! Es tut mir Leid, dass ich nicht immer allen eine Antwort schreiben kann. Genug der Vorrede! Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen! Kara-chan Part Seven: Welcome To Trouble! Ich traute mich nicht, mich zu bewegen. Beobachtete. Lauschte. Atmete, so flach ich konnte – aus Angst, jedes noch so winzige Geräusch überhören zu können. Ich wagte es nicht einmal, länger als unbedingt nötig zu blinzeln. Seit einer halben Ewigkeit lag ich auf meinem Bett und tat nichts, starrte nur stumm an die Decke. Das tiefe, alles verschlingende Gefühl von Trauer und Schuld fraß sich in meinen Magen. Als ich am Nachmittag das Bewusstsein wiedererlangt hatte, waren die Erinnerungen verschwommen gewesen. Doch sie waren zurückgekehrt, Wimpernschlag auf Wimpernschlag, erbarmungslos und gestochen scharf. Jetzt war er schon finsterste Nacht, und ich wurde die Bilder nicht mehr los. Was hatte ich nur getan? Egal, was ich auch versuchte, ich konnte nicht verdrängen, was geschehen war. Immer wieder schossen Flammen vor meinem inneren Auge nach oben, heißes Feuer brannte seinen Phantomschmerz in meine Haut, die Luft schien dünner zu werden und meine Lungen erstickten in einem imaginären Rauch. Ich hätte tot sein können. Ich hätte bei lebendigem Leibe verbrennen können. Zu einem Häufchen Asche, das nicht einmal genug war, um meine eigene gottverdammte Urne damit zu füllen. Aber ich lebte. Tatsache war sogar, dass ich bis auf ein paar Schrammen und kleinere Brandstellen an den Händen und im Gesicht überdeckt wurden, vollkommen unversehrt geblieben war. Weil Sasuke mich gerettet hatte. Ich wusste nicht, wie. Obwohl ich wieder und wieder versuchte, mir das Szenario auszumalen, lag es außerhalb meiner Vorstellungskraft. Alles hatte gebrannt. Die Türe, die Möbel, die Teppiche auf dem Boden, die Vorhänge. Stichflammen züngelten bis hoch zur Decke. Die Luft bestand aus dickem, ätzenden Brandbeschleuniger. Und ich hatte nur ein paar Kratzer. Geistesabwesend hob ich eine Hand und drehte sie im dämmerigen Licht des Mondes, das durch das Fenster fiel. Meine Fingernägel waren schwarz vom Ruß, um meine Finger und auf meinem Handrücken klebten einige Pflaster. Mehr nicht. Ich hätte genauso gut vom Fahrrad fallen können. Meine Augen füllten sich, als mich das Schuldgefühl traf wie ein Rammbock. Die salzige Flüssigkeit lief über meine Wange und prickelte, als sie eine Schürfwunde strich. Ich wischte die Träne rasch weg. Ich war nahezu unverletzt – aber was war mit Sasuke? Ich hatte Angst aufzustehen und nach ihm zu sehen, danach zu fragen, wie es ihm ging. Manchmal, wenn Angestellte an meiner Zimmertür vorbeiliefen und tuschelten, schnappte ich Wortfetzen auf. Vermutungen. Gerüchte. Nichts Konkretes. Es schien schlimm um meinen Chef zu stehen. Ich hatte gehört, dass seine Kleidung fast vollständig verbrannt wäre. Dass er offene Wunden am ganzen Körper hätte, die trotz seiner Vampirfähigkeiten nicht heilen würden. Dass er stöhnte, als hätte er Schmerzen, aber bisher die Augen nicht einmal geöffnet habe. Wie gesagt, Gerüchte. Doch ich hatte weder die körperliche noch die geistige Kraft, um aufzustehen und die Wahrheit herauszufinden. Als ich plötzlich Schritte auf dem Flur vernahm, machte ich das, was ich bereits die letzten sechs Stunden regelmäßig gemacht hatte – ich schloss schnell die Augen und tat so, als würde ich schlafen. Die Türe öffnete sich langsam und jemand betrat mein Zimmer. „Er ist immer noch nicht wach“, murmelte eine Stimme zu sich selbst. Die Person seufze leise, strich mit einer Hand vorsichtig durch mein blondes Haar und kämmte mir so einige Strähnen aus dem Gesicht. „Und ich hatte gehofft, mit ihm reden zu können.“ Die kühlen Finger entfernten sich aus meinem Haar, ein Knistern auf dem Boden verriet mir, dass sich die Person umdrehte und ging. Als sie gerade einen Schritt zur Türe hin machen wollte, schlug ich die Augen auf, schoss in meinem Bett nach oben und griff nach dem Handgelenk des Besuchers. Ruckartig kam er zum Stehen. „Wie geht es ihm?“, fragte ich Itachi hastig. Plötzlich pochte mir das Herz bis zum Hals. Überrascht und irgendwie verwirrt zugleich drehte der Schwarzhaarige sich zu mir um. Noch immer klammerte ich mich an seinen Arm. Er betrachtete mich einige Sekunden; musterte meine zerzausten Haare, die zahlreichen Pflaster auf meiner Haut, die tief geränderten, verheulten Augen. „Er wird sterben.“ Itachi verzog keine Mine, als er mir das sagte, doch seine Augen fixierten mich mit so einer überwältigenden Trauer, dass ich beinahe wieder zu weinen angefangen hätte. Er versuchte nicht einmal, zu lügen, damit ich mich besser fühlte. Er schleuderte mir die schmerzliche Wahrheit direkt ins Gesicht. Es war nicht so, dass diese Nachricht völlig unerwartet kam. Ich hatte schon die ganze Zeit über gewusst, dass es sehr, sehr schlecht um ihn stehen musste. Dass er solche Verletzungen kaum überleben konnte, lag so gut wie auf der Hand. Aber es so klar und deutlich übermittelt zu bekommen, brach mir das Herz. Warum mache ich mir überhaupt etwas vor? In mir zog sich jeder Muskel, jede einzelne Faser zusammen. Sasuke geht zugrunde, und es ist allein meine Schuld. „Es tut mir leid“, schluchzte ich verzweifelt, „das wollte ich nicht! So hätte es niemals kommen sollen!“ Schwächlich zog ich meine Hand von ihm zurück. „Ich wünschte, ich könnte alles ungeschehen machen.“ „Das musst du mir nicht sagen“, entgegnete Itachi. Er setzte sich mit surrealer Ruhe und Eleganz neben mich auf die Bettkante und strich mir wieder durchs Haar. „Ein paar Stunden bleiben ihm noch. Vielleicht ein Tag.“ „Nur ein Tag“, wiederholte ich. Mir war schlecht. „Ich weiß, es ist hart für dich, Naruto-kun. Aber mach dir keine Vorwürfe.“ Sanft streichelte er meinen Rücken. „Wie kann ich mir keine Vorwürfe machen?! Ich habe ihn umgebracht!“ Anders konnte man es nicht nennen. Sasuke starb wegen meinem Anschlag, egal, ob es mir leidtat oder nicht. Egal, ob ich es so geplant hatte oder nicht. Die Folgen meiner Dummheit töteten ihn. Ich war ein Mörder. „Na, na“, flüsterte Itachi mir direkt ins Ohr. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich meinen Kopf an seine Schulter gelehnt hatte. Der Vampir war – so merkwürdig sich das auch anhört – im Moment das Einzige, was mir gerade das Gefühl von Zuversicht geben konnte. Was natürlich nichts weiter war als ein Versuch, mich selbst zu belügen, denn tatsächlich gab es keine Zuversicht mehr. „Noch ist er nicht tot.“ Ich ballte die Fäuste und bohrte meine Fingernägel in die Handflächen. Wie konnte er das nur so gelassen sagen? Sein kleiner Bruder ging elendig zugrunde! Wie konnte er die Fassung aufbringen, dessen Killer zu tätscheln wie ein heulendes Kind? Sollte ich nicht derjenige sein, der ihn tröstet und um Vergebung fleht? „Hör … auf damit.“ Ich stieß seine Hand von mir. Hart biss ich die Zähne aufeinander, um die Tränen zurückzuhalten. Ich hatte nicht das Recht, zu weinen. „Geh weg von mir. Ich verdiene deine Fürsorge nicht.“ Er seufzte, rückte aber kein Stück von meiner Seite. „Naruto-kun, das ist nicht wahr.“ „Natürlich ist es das! Ich bin ein widerliches, skrupelloses, eiskaltes Monster!“ „Das stimmt nicht, und du weißt es selbst.“ „Aber ich …“ „Wenn du eiskalt wärst, würdest du dann jetzt weinen? Würdest du deine Tat bereuen, wenn du ohne Skrupel gehandelt hättest?“ Er legte eine Hand an mein Kinn und hob meinen Kopf, sodass ich ihn anschauen müsste. Sein mildes, herzensgutes Lächeln strahlte mir entgegen. „Und wenn du ein widerliches Monster wärst, wie könntest du dann ein so süßes Gesicht mit so großen, liebevollen, meeresblauen Augen haben?“ Itachi betrachtete mich einige Sekunden lang andächtig, als würde der Anblick meiner bebenden Lippen, geröteten Wangen und tränenverklebten Wimpern ihn faszinieren. Ich zog die Rotzblase hoch, die aus meiner Nase triefte. Er lachte leise und ließ mein Gesicht wieder los. „Mach dir nicht allzu viele Sorgen um meinen Bruder. Wie ich bereits sagte, noch ist Sasuke nicht tot. Er ist ein Uchiha, und Uchihas kämpfen. Solange es etwas gibt, das ihn am Leben hält, einen Gedanken, ein Gefühl, einen winzigsten Wunsch, wird er weitermachen.“ Ein Gedanke, ein Gefühl, ein winzigster Wunsch … Mein Magen zog sich zusammen. Sasuke … Wieder lachte Itachi leise. „Ich meine, es ist ja nicht so, als hätten wir bereits wirklich alles versucht.“ Innerhalb eines Wimpernschlages hatte ich mich aufgerichtet, den Schwarzhaarigen am Kragen gepackt und zerrte seine Nasenspitze an meine herein. „WAAAAAS?!“, brüllte ich fassungslos. „Was soll das heißen, ‚wirklich alles‘?! Willst du damit etwa andeuten, es gibt ein Heilmittel, das ihr noch nicht ausprobiert habt?!“ Aus seinem Zopf waren ein paar Haarsträhnen entwischt, und er blinzelte mich überrascht durch sie hindurch an. „Ähm. Nun ja. Ja.“ Ich schüttelte ihn wie einen Terrier. „WAS IST DIESES HEILMITTEL? SAG’S MIR!“ „Schongutschongutschongut“, plätscherte es panisch aus Itachis Mund, während sein Kopf hin- und hersauste. „Es ist Blut. Sasuke braucht Blut.“ Augenblicklich erstarrte ich. „Blut?“, wiederholte ich verdutzt. „Genau.“ Der Schwarzhaarige seufzte erleichtert. Seine Pupillen rotierten wie die einer schwindeligen Comicfigur. „Hmm. Blut.“ Ich dachte einige Sekunden darüber nach, welche Itachi nutzte, um ruhig durchzuatmen. Seinen Kragen hielt ich immer noch in Händen. „UND WO BITTESCHÖN LIEGT DAS PROBLEM?!“ Ich schüttelte ihn wütend weiter. Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Ein ganzes Haus voller Blutsauger, und das einzige, was sie brauchten, um ihrem Herrscher das (Nach-)Leben zu retten, war Blut? „Ihr sitzt mit euren Ärschen auf dem verschissenen Zeug! Es stehen ganze zweihundertsiebenundvierzig Weinfässer voll davon im Keller!“ Ich musste es wissen; ich hatte die Dinger erst vor zwei Tagen abstauben und nach Zapfdatum sortieren dürfen. „Jaaa, aaaber“, schrie Itachi mir in seinem Schleuderflug entgegen, „es muss dein Blut sein, Naruto-kun.“ Erneut verharrte ich. Blinzelte überrascht. „Meins?“ Ich spürte, wie mir besagte Körperflüssigkeit aus dem Gesicht sackte. Wieder rüttelte ich an ihm wie ein Irrer. „Warum meins?!“ Plötzlich schossen seine Hände nach oben und umfassten meine Handgelenke. Nicht so stark, dass er mir wehtat, aber fest genug, dass mir jede weitere Bewegung unmöglich wurde. Wie versteinert sah ich in seine warmen, nachtschwarzen Augen. „Weil er das Trinken verweigert“, erklärte er mit sanfter, doch gleichzeitig ernster Stimme. „Egal, welches Blut wir ihm zu geben versuchen, er lehnt es ab. Unsere letzte Hoffnung bist du, Naruto-kun. Zu dir scheint Sasuke sich besonders hingezogen zu fühlen. Vielleicht nimmt er ja dein Blut an. Ich bitte dich.“ Meine Finger lösten sich von seiner Kleidung. „A…ber … i…ich … das geht … nicht …“ Das konnte ich nicht. Ich konnte ihm mein Blut nicht geben. Ich wäre fast schon einmal draufgegangen, als dieses komische Monsterkänguru über mich hergefallen war. Und Sasuke hatte erst neulich versucht, mich zu beißen. Ich war so schwach gewesen, so hilflos … Seinen animalischen Trieben schutzlos ausgeliefert … Diese Ängste könnte ich kein Drittes Mal durchstehen. Ich schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, Itachi-san. Ich will nicht, dass er stirbt. Ich würde alles in meiner Macht stehende tun, um ihm zu helfen, wirklich alles, aber … nicht das.“ „Ich verstehe.“ Das war alles, was er sagte. Dann erhob sich der große Mann von meiner Bettkante und schaute auf mich herunter. Nicht rasend vor Wut oder vorwurfsvoll, weil ich seinen Bruder verrecken ließ, obwohl ich ihn retten könnte. Nicht traurig oder verzweifelt, weil ich seine Wunschvorstellung zerschlagen hatte. Nein, viel schlimmer: Mitleidig. Ich sah das vollkommene Verständnis und die Tröstlichkeit in seinem Blick. Itachi konnte nachvollziehen, dass ich nicht dazu fähig war, und akzeptierte es ohne jeden Groll. Und dafür hasste ich mich. Warum war er immer so lieb zu mir? Warum war er nicht verbittert? Warum musste er so verdammt großzügig sein, alles belächeln und sagen: „Ist schon okay“? Ich verdiente diese Art von Zuneigung nicht. Ich schwang mich aus dem Bett und sprang auf. Fast wäre ich umgefallen, weil meine Beine es noch nicht wieder gewohnt waren, mein Gewicht zu tragen, fing mich aber gerade noch so an der Kommode ab. „Naruto-kun, nicht!“, sagte Itachi besorgt. „Es ist zu früh. Du sollst noch nicht aufstehen.“ „Ist mir scheißegal“, blaffte ich zurück. „Ich werde ihn schon dazu bringen, das rote Zeug zu saufen.“ Der Fußboden fühlte sich an, als würde ich auf Gummibärchen laufen. Trotzdem bemühte ich mich, so aufrecht und würdevoll als nur möglich in den Flur hinaus zu stapfen. Itachi blieb verwirrt in meinem Zimmer zurück. „Der Mistkerl meint, er könne sich querstellen?“, murmelte ich zu mir selbst. „Das wollen wir doch mal sehen.“ Ein paar Minuten später stand ich vor der Tür des Krankenzimmers. Es war, wie fast jede Tür in diesem Schloss, ein regelrechtes Einganstor aus massivem, edelstem Holz und mit einem gusseisernen Türgriff, der so groß war wie mein unterarm. Mir klopfte das Herz bis zu den Ohren, so dass ich kaum etwas anderes wahrnehmen konnte. So motiviert ich gerade eben noch gewesen war, so verunsichert war ich jetzt. Zitternd umfasste ich das Glas mit frisch aus dem Fass gezapftem Blut mit beiden Händen, damit ich nichts verschüttete. Ich schluckte ängstlich. Dann fiel mir auf, dass die Tür sich nicht von allein öffnen würde, nahm eine Hand weg, um mit ihr anzuklopfen – irgendwo im Raum erhallte ein winziges Echo durch das Holz – und anschließend die riesige Klinke herunterzudrücken. Das Tor schwang langsam auf, begleitet von einem unheimlichen Horrorfilm-Quietschen. Außer dem Flurlicht, das hineinfiel und meinen Schatten auf den Boden zeichnete, war das Zimmer dunkel. Es stank nach Sterilität und Wundsalbe. Furchterfüllt klammerte ich mich an das Glas Blut. „Chef?“, rief ich, weil ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte. Keine Antwort. Ich tastete die Wand neben mit nach einem Lichtschalter ab, fand aber keinen. Vorsichtig tapste ich weiter an der Wand entlang, suchend, und stieß lautstark mit der Hüfte gegen einen Tisch. Ich verkniff mir das Fluchen und konzentrierte mich darauf, kein Blut zu verschütten. Als der Schmerz nachließ, befühlte ich die Oberfläche des Tisches und stellte das Glas darauf ab. Blind fand ich eine Schachtel Streichhölzer und eine angebrannte Kerze. Elektrisches Licht würde ihm in den Augen wehtun, dachte ich. Nachdem ich mir dreimal die Finger verbrannt hatte, war ich in der Lage, den Docht anzuzünden. Orangefarbener, matter Feuerschein erfüllte die Luft. Im Gegensatz zu den anderen Räumen war dieser hier spärlich eingerichtet, geradezu erbärmlich. Natürlich – wann waren Untote schon mal krank? Ich hatte mit den neuesten medizinischen Apparaten gerechnet (die Uchihas waren reich genug, um sie sich zu leisten), wie in einem voll ausgestatteten Operationssaal, doch genau das Gegenteil war der Fall. Es sah aus wie in einer mittelalterlichen Leichenhalle. Abgesehen von diesem Tisch mit der Kerze und einigen ärztlichen Unterlagen darauf – ich wagte es nicht, einen Blick auf die Papiere zu werfen – gab es nur noch das große Bett in der Mitte. Nicht einmal Vorhänge hingen hier, weil das Zimmer kein Fenster hatte. Nur steinerne Wände, eine steinerne Decke und steinerner Boden. Hier drin konnte doch niemand gesund werden, oder? Ich stellte die brennende Kerze auf einen Halter, damit ich sie nicht aus Versehen umstieß und das halbe Schloss abfackelte (schon wieder!), nahm dann das Glas in beide Hände und drehte mich um zum Krankenbett. Fast wäre ich zu Tode erschrocken. Sasuke saß aufrecht in seinem Bett, gestützt von einem gigantischen Berg Kopfkissen, und starrte mich aufmerksam an. „Was tust du hier, Naruto?“, verlangte er zu wissen. „Ich … ähm … also … ääähhh.“ Ich brachte es nicht fertig, einen logischen Satz zu formen. Ich konnte ihn einfach nur angaffen. Sasuke sah so furchtbar aus. Sein Haar war zerzaust, seine Lippen trocken und aufgerissen. Die linke Hälfte seines Gesichts war mit einem Verband überdeckt, unter dem rechten Auge furchte ein dunkler Schatten. Fast jede einzelne Ader unter der hauchdünnen Haut war zu erkennen. Er trug, soweit ich sehen konnte, keine Kleidung, nicht mal ein Krankenkittelchen, dafür war sein gesamter Oberkörper mit Pflastern und Bandagen übersäht. Ich hätte ihn eine Mumie genannt und ihn ausgelacht, hätte der Anblick mir nicht so das Herz zerfetzt. Dort, wo die Verbände verrutscht waren oder nicht richtig angelegt werden konnten, stachen mir verkohlte Körperteile wie schwarze Löcher aus dem weißen Stoff entgegen. Der Rest wurde unter seiner Bettdecke verborgen. Und wieder begriff ich, wie surreal es war, dass ich nur ein paar Kratzer und Brandbläschen abbekommen hatte. „Vergiss es, Naruto, ich werde das nicht trinken.“ Verdutzt blinzelte ich, bis mir wieder bewusst wurde, dass ich ein Glas voll gekühltem und in Weinfässern gelagertem Menschenblut in Händen hielt. Ich schaute darauf hinunter, dann wieder in Sasukes ausgemergeltes Gesicht. „Wirst du wohl“, meinte ich bloß. „Werde ich nicht.“ „Ich zwinge dich dazu“, beharrte ich, rührte mich aber keinen Millimeter. Entschlossen schaute er mich mit seinem gesunden Auge an. „Das schaffst du nicht.“ „Willst du wetten?“ „Nur zu gern.“ Herausfordernd machte ich einen großen Schritt auf das Krankenbett zu. Ich wusste, dass ich Sasuke nicht einfach überreden konnte, das Glas Blut in meinen Händen auf ex zu kippen. Dafür war er viel zu stur. Also würde ich es mit der wirksamsten Taktik versuchen – ich würde ihn wütend machen. „Das Personal tuschelt schon“, sagte ich wie beiläufig, während ich den Blick keine Sekunde von meinem Chef weichen ließ. „Schließen Wetten ab, wann du verreckst.“ „Diese kleinen, unbedeutenden Kakerlaken und ihr Drecksgelaber sind mir egal.“ Ob er es sich nur nicht ansehen ließ oder ob es ihn wirklich nicht berührte, konnte ich nicht einschätzen. Aber das war einerlei. Wenn ich ihn schon nicht sauer machen konnte, würde ich ihm eben Schuldgefühle einreden. Das war genauso effektvoll. „Itachi-san macht sich große Sorgen um dich“, fuhr ich anklagend fort. Ich näherte mich ihm wieder ein Stück. Sasuke war manchmal ein ziemlich kalter Bastard, aber wenn es um seinen letzten Angehörigen ging, musste er ja wohl weich werden. Sein Gesicht rührte sich keinen Millimeter. „Er bedeutet mir ebenfalls nichts.“ Verdammter Lügner, dachte ich verbittert. „Ihr seid Brüder.“ Ich machte noch einen Schritt auf das Bett zu. „Wir sind Geschäftspartner, nur verwandt auf dem Papier.“ „Eure Familie ist vor Jahrhunderten gestorben. Itachi-san und du, ihr habt nur noch einander.“ „Ich empfinde schon lange nichts mehr für ihn.“ „Das ist nicht wahr.“ Ich blieb jetzt genau vor der Bettkante stehen. „Vielleicht steht ihr euch nach der ganzen Zeit nicht mehr so nahe wie einst, aber er bleibt dein großer Bruder, der mit dir gespielt, dich geärgert und aufgezogen hat. Er war immer für dich da, und das ist er auch heute noch.“ Sein Augenwinkel zuckte. Hatte er Schmerzen oder drangen meine Worte tatsächlich zu ihm durch? „Was willst du damit andeuten, Naruto?“ „Ich? Gar nichts.“ Meine Finger klammerten sich fester um das kühle Glas. „Ich finde es nur ungerecht, dass du so hartherzig ihm gegenüber bist. Itachi-san versucht alles, was in seiner Macht steht, damit dein Zustand sich bessert, und du trittst ihm dermaßen in den Arsch. Er weiß nicht mehr, was er tun soll. Vorher ist er weinend vor mir zusammengebrochen, weil er so verzweifelt ist.“ Okay, das war geschwindelt. Eigentlich war ich derjenige gewesen, der geheult hat, und Itachi hatte mir als starke Schulter zur Seite gestanden. Aber es stimmte, dass er mit seinem Latein und seinen Nerven völlig am Ende war. Ich meine, wer ausgerechnet mich um Hilfe bat, musste wirklich verzweifelt sein. „Wenn du das hier trinken würdest, könntest du gesund werden und alles wäre wieder gut. Nicht?“ „Geh mir mit diesem Zeug aus den Augen“, blaffte er und fixierte die dunkle Flüssigkeit. „Nein, das werde ich nicht. Itachi-san hat mich gebeten, dir zu helfen, also versuche ich mein Bestes.“ „Dein Bestes versuchen? Dass ich nicht lache. Du kannst ja nicht mal ein Tablett von A nach B bringen, ohne dabei zehn Möbelstücke zu zerstören. Und so jemand will mich zwingen, etwas gegen meinen Willen zu tun?“ „Ja!“, antwortete ich ernst. Eine Sekunde später quietschte ich panisch, weil Sasuke mich mit seiner bandagierten Hand am Kragen gepackt hatte und mich zu sich herunterzerrte. Instinktiv kniff ich einfach nur die Augen zu. „Was?“, hauchte der Vampir mir ins Ohr. „Denkst du, ich beiße dich und trinke dein Blut?“ Ich nickte ängstlich, immer noch mit zusammengekniffenen Augen. „Tja, falsch gedacht.“ Er stieß mich von sich; nicht allzu stark, aber immerhin so, dass ich ein paar Schritte rückwärts taumelte. „Ich halte mein Versprechen von neulich. Ich halte mich so lange von dir fern, bis du mich bittest, dich zu nehmen.“ „Das heißt, du kratzt lieber ab?“, fragte ich entsetzt. Er wagte es tatsächlich zu nicken. Ich verzog das Gesicht. Er wollte allen Ernstes draufgehen, nur weil ich mich nicht seinem Willen beugen wollte? Wie arrogant und egoistisch war das denn? „Du … du …“, stammelte ich, „du Scheißkerl!“ Das Blut war im Glas umhergeschwappt, als er mich hin- und hergerissen hatte, doch weil es nur zur Hälfte gefüllt war, war nichts übergelaufen. Wutentbrannt hob ich es in die Höhe, rannte auf das Bett zu, stürzte mich auf ihn und rammte den Rand zwischen Sasukes Lippen, bevor er auch nur ein süffisantes Grinsen von sich geben konnte. Er schnappte gerade noch erschrocken nach Luft. Ich hörte ein lautes „Gluck!“, und das Glas war mit einem Zug komplett geleert. Keuchend – einerseits vor Anstrengung, andererseits vor Erleichterung – kletterte ich von der Matratze und zog das Glas aus seinem Mund wie einen Stöpsel. Mein Chef glotzte mich fassungslos an. Ein überglückliches, leicht benebeltes Lächeln trat auf mein Gesicht. Ich hatte es geschafft. Sasuke hatte das Blut tatsächlich getrunken. Genau in dem Moment, als unsere Blicke sich trafen, spuckte er mir das gesamte Blut entgegen. Die rote, zimmerwarme Flüssigkeit klatschte mir ins Gesicht und ergoss sich über die Hälfte meines T-Shirts. Mit einem lauten Ächzen wich ich einen Schritt zurück und schaute entsetzt an mir herunter. Der Lebenssaft durchnässte meine Kleidung und klebte sie an meinen Oberkörper, lief in meine Augen und sogar in meinen Mund. Ich spuckte angeekelt aus, doch der metallische Geschmack hatte sich bereits unwiderruflich auf meiner Zunge festgesetzt. Hastig wischte ich mir mit den Handrücken die Augen, die zu tränen begannen. „Ich sagte doch, dass ich das nicht trinken werde, Naruto.“ Ohne jegliche Emotion in der Stimme schnappte mir Sasuke das leere Glas aus der Hand und schleuderte in eine Ecke, wo es laut klirrend am Gestein zerbrach. „Geh!“ Lange glotzte ich ihn an, entgeistert, und er glotzte zurück, befehlend. Das ging eine ganze Weile so. Es gab vieles, was ich hätte tun können – schreien, ihm an die Gurgel springen, fluchend auf und ab hüpfen oder mit Heulen anfangen wie ein zorniges Kind – doch ich drehte mich nur um und verließ den Raum. Erst, als die Tür hinter mir ins Schloss fiel und Itachi an meiner Seite erschien, wurde mir bewusst, was eben passiert war. Verdattert hob ich den Kopf, als der große Mann eine tröstende Hand auf meine Schulter legte. Dann brachen bei mir alle Dämme. Tausende und abertausende dicke Krokodilstränen quollen aus meinen Augen. Sasukes Stimme hallte wie ein düsteres Mantra in meinen Gedanken. „Ich halte mein Versprechen von neulich. Ich halte mich so lange von dir fern, bis du mich bittest, dich zu nehmen.“ Ich erinnerte mich an seine Worte. Vor ein paar Tagen hatte er das zu mir gesagt. Nach dem dritten meiner dämlichen Mordanschläge stand Sasuke plötzlich in der Türangel und amüsierte sich köstlich über meine schmerzhafte Lage. Zuerst wollte ich ihm einfach den Kopf abreisen, aber dann kamen wir ins Gespräch … Wütend stand ich mitten in Sasukes Büro und warf die unnütze Bibel gegen die Lampe (die logischerweise zu Bruch ging) und trat gegen die Betonwand, wobei mein Körper einen Kollateralschaden erlitt. Zuerst mein Fuß, der so sehr schmerzte, das ich auf einem Bein durch die Gegend hüpfte; dann mein Kopf, den ich mir durch das Gehopse an einem Regal stieß, dadurch umkippte und mir die Hüfte an der massiven Schreibtischkante prellte; und deshalb wiederum hinfiel und qualvoll aufschreiend auf dem Steißbein landete. Danach rollte ich mich, weiterhin fluchend, auf dem Boden herum, damit die Schmerzen aufhörten. Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete ich, wie sich plötzlich ein Schatten in den Türrahmen schob, und fuhr zusammen. Ruckartig setzte ich mich auf. Es war mein Chef, und das unnahbare, kühle Schwarz seiner Vampiraugen ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen. „Was ist?“, fragte ich giftig. Möglichst unauffällig ballte ich die Fäuste an meinen Seiten und bereitete mich darauf vor, ihn so fest ich nur konnte zu schlagen. „Warum guckst du mich so an? Willst du wieder versuchen, mich zu beißen?“ Sasuke verschränkte die Arme, ohne eine Mine zu verziehen. „Nein“, antwortete er schlicht. Das warf mich dann doch etwas aus der Bahn. „Hä? Wieso nicht?“ Meine Fäuste lösten sich wieder, mein Kampfgeist verpuffte. Irgendwie war ich ein bisschen enttäuscht. Ich hätte ihm gerade gern eine reingehauen. „Weil“, betonte er süffisant, „du mich angeschrien hast, ich solle dich nicht anfassen.“ Ich hob eine Augenbraue. „Ja, na und?“ Sonst ließ der reiche Mistkerl sich doch auch nichts verbieten. Er zuckte mit den Schultern und drehte den Kopf zur Seite. „Ganz einfach: Ich werde deinem Wunsch nachkommen und dir so lange nicht mehr nahe kommen, bis du sagst: ‚Sasuke-sama, bitte fasst mich an‘.“ Lachend brach ich auf dem Fußboden zusammen. „Haha! Waaas?!“, kreischte ich. „Das soll ich sagen? Hahaha! Und dich dabei auch noch siezen?! Ahahahaha! Das glaubst du doch wohl selber nicht!“ Er verzog grimmig das Gesicht, und wäre ich nicht so damit beschäftigt gewesen, mir den Bauch zu halten und mich auf den Fliesen hin und her zu rollen, hätte ich vielleicht das Zucken um seine Augenwinkel bemerkt. „Du wirst schon noch sehen“, prophezeite er mir. „Irgendwann wirst du wollen, dass ich dich berühre, und dann wird es dir die größte Qual sein, wenn ich es nicht tue.“ Ich wischte mir eine gelachte Träne aus dem Augenwinkel. „Ja, ja, träum ruhig weiter.“ Sasuke zischte boshaft, dann drehte er sich auf dem Absatz herum und stiefelte aus dem Zimmer. „Hör auf meine Worte“, schrie er mir hinterrücks zu, „du wirst es wollen, mehr als alles andere. Schon bald wirst du angekrochen kommen und mich anflehen, dich anzufassen. Also merk dir diesen Satz gut!“ Wie ein Käfer lag ich auf dem Rücken und wischte mir das Gesicht trocken; ich rollte mich herum, um Sasukes Silhouette nachzuschauen, die im dunklen Flur immer kleiner wurde, bis sie schließlich ganz verschwand. „Ich werde dir so lange nicht mehr nahe kommen, bis du sagst: ‚Sasuke-sama, bitte fasst mich an.‘“ Säuerlich runzelte ich die Stirn. „Schon bald wirst du angekrochen kommen und mich anflehen.“ Was für ein Arschloch. „Als ob ich so etwas jemals sagen würde!“, brüllte ich in die Richtung, in die er gegangen war – wohlwissend, dass er es noch hören konnte. Es kam keine Antwort, aber damit hatte ich auch gar nicht gerechnet. Ich setzte mich auf, hockte mich in den Schneidersitz und starrte auf den Fußboden. Mein wütendes Gesicht glättete sich und wurde nachdenklich. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich meinen Chef noch kein einziges Mal mit „Sasuke-sama“ angesprochen hatte. Genau genommen hatte ich ihn noch nie angesprochen. Meine Stimme war nur ein Flüstern, als ich laut überlegte. „Hmm … Sasuke…sama …“ Verzweifelt raufte ich mir das Haar. Ja, verdammt! Es hatte sich toll angefühlt, seinen Namen zu sagen, sehr toll sogar! Aber das half mir jetzt auch nichts mehr. Sasuke hatte das Blut, seine lebensrettende Medizin, einfach wieder ausgespuckt. Er hatte nicht einmal versucht mich zu beißen, obwohl er die Chance dazu gehabt hatte. Er wollte nicht mehr leben. Itachi hatte mich bereits in eines der Wohnzimmer gebracht, ein großer Raum mit eleganter cremefarbener Einrichtung. Er saß neben mir auf der samtbezogenen Couch, wiegte mich in seinen Armen wie ein kleines Kind und saugte mit seinem Anzug die Tränen auf, die unaufhörlich über meine Wangen quollen. „Ich habe versagt“, heulte ich. „Er wird sterben! Er hat sich gegen alles geweigert. Ich konnte nichts tun.“ „Schon gut.“ Itachi säuberte mein Gesicht mit einem feuchten Tuch von dem gerinnenden Blut, das auf meiner Haut und in meinen Haaren zu verkrusten begann. „Du hast getan, was du konntest.“ „Aber das war nicht genug! Ich hätte ihn vielleicht noch retten können. Jetzt bin ich wahrhaftig ein Mörder.“ Ich hustete und erstickte fast an meiner eigenen Trauer. „Wieso hat er behauptet, sein Tod wäre ihm egal? Du wärst ihm egal? Wieso hat er sich nicht retten lassen? Wieso liegt ihm dieses dämliche Versprechen so sehr am Herzen, dass er sogar sterben würde, bloß um es nicht zu brechen?“ Und wieso, um alles in der Welt, bereute ich es, dass er mich nicht gebissen hatte? Vor weniger als einer Stunde noch hatte ich Itachi felsenfest gesagt, dass ich diese Schmerzen und Ängste nicht noch einmal durchstehen könnte. Wieso wünschte ich mir plötzlich, Sasuke hätte mein Blut gesaugt? Schweigend drückte Itachi mich in das weiche Polster, wuschelte mir wieder durchs Haar und strich mir beruhigend über den Rücken. Ich stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Perplex und vollkommen neben mir stehend kuschelte ich mich an seine kalte, harte, herzschlaglose Brust. Eine tote Brust. Die Brust eines Vampirs. Doch ich fürchtete mich nicht davor, nicht im geringsten. Warum nicht? Vor wenigen Wochen, als ich angefangen hatte für die Uchihas zu arbeiten, hatte ich regelmäßig Panikattacken erlitten. Der fehlende Puls, die kalte und steinerne Haut, das Bluttrinken, war mir alles zuwider gewesen. Ich hatte mich mit Siegeln, Knoblauchkränzen und Kreuzen zu schützen versucht wie ein Psychopath. Jetzt, gerade in diesem Moment, schmiegte ich mich Zuflucht suchend an einen Untoten. Was hatte sich geändert? Ich wusste nicht wann, ich wusste auch nicht wie, aber ich war zu einem Teil dieser Familie geworden. Eine Familie, wie ich sie niemals gehabt hatte. Und die Vorstellung, eines meiner Familienmitglieder zu verlieren – sei es noch so verachtend und gehässig zu mir gewesen –, brachte mich um. Itachi war so unbeschreiblich gut zu mir. Ich mochte ihn wirklich sehr. Er war der große Bruder, den ich mir immer gewünscht hatte. Auch zu Sasuke spürte ich, so ungern ich es auch zugeben wollte, eine gewisse … Verbindung. Ich wollte zu den Beiden und ihrem Leben gehören; egal ob als Diener oder Haustier. So krank sich das auch anhört, doch Sasuke war mir irgendwie richtig wichtig geworden. Ich habe dir den Tod gewünscht. Das habe ich wirklich. Aber jetzt ertrage ich den Gedanken nicht mehr, dass du stirbst. Wütend wischte ich mir mit dem Handrücken eine Träne aus dem Gesicht. Und ich werde es verdammt noch mal nicht zulassen, dass du einfach vor meinen Augen dahinkrepierst. Mit einem Satz war ich vom Sofa aufgestanden und preschte davon. Ich habe noch eine Rechnung mit dir offen, du Arsch. Glaub bloß nicht, dass du mir so leicht entkommst. „Wa…was hast du vor?“, sagte Itachi überrascht. Er versuchte, mich festzuhalten, doch ich rannte einfach weiter. „Naruto-kun?!“ „Ich werde diesem elenden Mistkerl zeigen, was passiert, wenn er sich mit Uzumaki Naruto anlegt!“, rief ich ihm hinterrücks zu, bevor ich die Türe zu Sasukes Krankenzimmer aufstieß. Aufrecht und voller Tatendrang stapfte ich in den Raum. Stiefelte schnurstracks zum Bett, schwang mich mit einem filmreifen Sprung auf die Decke und landete kniend auf Sasukes Hüfte – so, das ich ihn nicht verletzte, aber gleichzeitig so, dass er sich nicht davon winden können würde. Ich starrte meinen Chef entschlossen an. Dann ballte ich die Fäuste, so fest ich konnte. Biss meine Zähne fest aufeinander und nahm alle Kraft zusammen, die ich besaß. „Sasuke-sama, bitte fasst mich an“, entwich es mir verzweifelt. Mir stiegen wieder kleine Tränen in die Augenwinkel, als ich ihm mein Handgelenk entgegenstreckte. Die eine Faust direkt vor sein Gesicht haltend und die andere auf mein pochendes Herz gepresst, kniff ich die Augen zusammen und beugte den Kopf so weit, dass mein Kinn beinahe an meiner Brust lag. Alles nur, damit ich ihn nicht ansehen musste. Mein ganzer Körper zitterte vor Angst. „Ich flehe Euch an, Sasuke-sama, berührt mich!“ Ich spürte die fassungslose Mine regelrecht – seine großen runden, unendlich schwarzen Augen, die er so gut er konnte weitete. Seine perfekt geschwungenen Brauen, die er unter dem Verband leicht nach oben zog. Seine weichen Lippen, die sich verwundert ein Stück weit öffneten und mir seinen süßen Atem zuhauchten. „Du …“, flüsterte er, „willst wirklich, dass ich …?“ „Nimm, was du brauchst!“, schrie ich schon fast. „Nimm, was immer du willst! Nimm alles von mir, wenn es sein muss. Es ist mir egal. Aber bitte …“ Ich schluckte. „Bitte stirb nicht.“ Wie eine Statue kauerte ich da und bereitete mich auf den Moment vor, in dem der blutrünstige Vampir sich auf mich stürzen würde. Ich bereitete mich darauf vor, zusammenzuzucken, zu schreien, mich zu wehren, und dennoch alles mit mir geschehen zu lassen. Aber irgendwie passierte nichts. Zögernd öffnete ich erst das eine Auge, dann das andere. Sasuke sah mich amüsiert an. In seinem Blick lag ein leises Funkeln, seine trockenen Lippen waren zu einem milden Schmunzeln verzogen. Sein Gesicht strahlte unglaubliche Wärme aus, als er es genoss, wie ich mit tränennassen, glühenden Wangen auf seinem Schoß hockte und darauf wartete, dass er mir wehtat. Verlegenheit lag wie ein Felsklumpen in meinem Magen. Wütend – ob über seine Selbstgefälligkeit oder meine plötzliche Aufopferungsbereitschaft, ich wusste es nicht – rammte ich ihm das Handgelenk in den Mund. „Na los, du Drecksack“, blaffte ich, „jetzt fass mich endlich an!“ Das war das Stichwort. Seine Augen leuchteten blutrot auf, so grell, dass es selbst durch den Verband hindurch glühte. Mit einer Schnelligkeit und Kraft, die ich ihm in diesem Zustand niemals zugetraut hätte, richtete Sasuke sich plötzlich auf, packte meinen Arm mit beiden Händen, zerrte mich seitlich von seinem Schoß herunter und rollte sich über mich. Ich hatte vor Schreck nur einmal kurz blinzeln können, da hatte er mich auch schon unter sich begraben. Er drückte mein Handgelenk in das Kissen über meinem Kopf. Riss sein Maul auf. Und schlug seine Reißzähne in mich. Am Anfang schmerzte es höllisch. Ich spürte den stechenden Schmerz, der sich unter meiner Haut, in meinen Adern bildete, als Sasuke an mir saugte. Ich fühlte, wie er die Flüssigkeit aus mir zerrte, die Wärme, das Leben. Mein Arm schien sich zusammenzuziehen, meine Finger krümmten sich. Ich biss die Zähne aufeinander, um nicht zu schreien. Sasuke stieß mit der Zungenspitze gegen mein Handgelenk, um noch mehr Blut aus mir herauszupressen. Der Sog, den er mit seinem Mund erzeugte, riss mich mit sich. Ich bemerkte durch den dicken Nebel in meinem Hirn, wie mir langsam schwindelig wurde. Ich verlor das Gefühl in meinem Arm; erst kribbelten meine Finger, dann breitete sich das Prickeln aus, kroch durch meine Venen bis zur Schulter. Vor meinen Augen tanzten bunte Punkte, die allmählich schwarz wurden. Der hungrige Vampir lag mit seinem vollen Gewicht auf mir und fesselte mich an die Matratze. Aus seiner Kehle drang ein gieriges animalisches Knurren, er trieb die scharfen Fingernägel in mein Fleisch, um mich festzuhalten während er trank, und seine Hüfte presste sich an meine. Ich war absolut machtlos. Das einzige, was ich wahrnehmen konnte, war, wie mein Atem über meine stummen Lippen strich und mir warme Tränen über die Wangen rannen. Mein Körper zuckte, zitterte, vibrierte, während Sasuke sich über mir räkelte und alles Blut aus meinen Adern saugte. Selbst, wenn ich genug bei Verstand gewesen wäre, um mich bewegen zu wollen, hätte ich es nicht geschafft. Ich hatte gar keine andere Möglichkeit, als einfach nur dazuliegen und Sasukes Spielzeug zu sein. Ihn mit mir tun zu lassen, was immer ihm beliebte. Seine Begierden zu stillen. Mich ihm vollkommen willenlos hinzugeben. Und, Gott, fühlte sich das gut an … Kapitel 7: Part eight: Welcome to Trepidation! ----------------------------------------------- Part eight: Welcome to Trepidation! Gedankenverloren saß ich auf dem Boden vor dem Kamin. Bis auf die Möbel, das Bärenfell unter meinem Hintern und mich war das gesamte Wohnzimmer leer. Nur das Knistern des Feuers und seine orange-roten Schatten, die an den Wänden tanzten, füllten den riesigen Raum. Meine Hände, in denen eine Tasse voll bereits abgekühltem Kakao vor sich hin schwappte, hatte ich leblos in den Schoß gelegt. In meinem Kopf herrschte absolute Stille. Seit Stunden. Mein Hirn war vollkommen abgekapselt von der Außenwelt. Es war, als hätte ich ein Vakuum zwischen den Ohren – noch schlimmer als sonst. Einzig und allein die Kälte, welche mir tief in den Knochen steckte und mich von innen biss, drang in mein Bewusstsein ein. Meine Augen starrten durch die Flammen hindurch. Wie durch einen Nebel spürte ich ein Ziehen an meinem Handgelenk. Dort prangte eine große Wunde, dessen war ich mir bewusst, doch ich konnte mich kaum entsinnen, woher sie kam. Ab und an schossen Bilder durch mein Gedächtnis – Bilder, auf denen ich unter Sasuke lag, auf denen mein Körper glühte, auf denen ich mich beherrschen ließ und es genoss, auf denen ich vor Lust stöhnte und vor Schmerzen schrie – und dann war es wieder totenstill in meinem Kopf. Was war da bloß in mich gefahren? Was machte ich da auf diesen Bildern? Wieso gab ich mich dem Vampir hin, von dem ich so lange geglaubt hatte, dass ich ihn hasste? Was hatte mich dazu gebracht, sein Sklave, sein willenloses Spielzeug zu werden? Konnte ich mich nicht daran erinnern oder wollte ich es nicht? Gab es überhaupt etwas, an das ich mich erinnern könnte? Ich wusste es nicht. Hatte ich das alles vielleicht nur geträumt? Waren diese Dinge wirklich geschehen, oder waren sie lediglich meiner kranken Fantasie entsprungen? Auf einmal landete etwas Großes und Schweres, aber unglaublich Flauschiges auf meinem Kopf. Irritiert schaute ich nach oben, guckte hektisch hin und her, versuchte den Gegenstand oder die Person, die ihn auf mich hatte fallen lassen, ausfindig zu machen. Dabei rutschte mir eine Ecke der hellblauen Wolldecke ins Gesicht. Ich ließ meinen kalten Kakao los, um sie von meinem Haarschopf zu hieven. „Du zitterst“, kam die trockene Feststellung von Sasuke. „Ist das so“, flüsterte ich ihm entgegen. Ein bekifftes, aber zutiefst seliges Schmunzeln zog meine Mundwinkel nach oben. Ich wusste nicht, was es war, das mich plötzlich so glücklich machte. Sasuke beugte sich zu mir herunter, wie zu einem Kind, und legte mir die Decke um die Schultern. „Mir ist aber nicht kalt“, meinte ich leise. So sehr, wie meine Augen zuvor keinen Punkt hatten fixieren können, so sehr waren sie nun an seinem schönen, ausdruckslosen Gesicht festgesaugt. Er blieb gebückt, stützte sich mit der linken Hand auf seinem Knie ab und berührte mit der rechten meine Stirn. „Das ist nur die Hitze des Kaminfeuers, die du fühlst“, erklärte er mir nüchtern. Dann legte er die Hand in meinen Nacken. „Dein Körper ist leicht unterkühlt, auch wenn es dir nicht so vorkommt.“ „Okay“, erwiderte ich, „wenn du das sagst.“ Mit langsamen, geschmeidigen Bewegung setzte er sich im Schneidersitz neben mich. Er rührte sich so vorsichtig, als fürchtete er sich davor, mich zu verschrecken. Kaum saß er neben mir, fiel ich regelrecht auf ihn. Mein Körper kippte einfach zur Seite, als hätte jemand die Marionettenfäden über mir durchgeschnitten. Sasuke wich nicht zurück und er beschwerte sich auch nicht. Ich könnte sogar schwören, dass er leicht lächelte. Wie ein kleines Kind, das mit warmer Milch eingeschläfert worden war, gab ich ein müdes und zufriedenes Gähnen von mir, zog die Decke enger um mich und rollte mich an der Brust meines Chefs zusammen. An seiner breiten, harten, muskulösen, kühlen, herzschlagslosen, schwarz beseideten Brust. Ein belustigtes Schnauben drang an meine Ohren. Machte dieser Mistkerl sich etwa über mich lustig? Doch selbst wenn mich das wütend gemacht hätte, hätte ich nicht die Kraft gehabt, ihn in die Seite zu boxen. Sasukes große, kräftige Hand glitt um meine schmale Hüfte und drückte mich noch näher an seinen Körper, bis ich glaubte, meinen Herzschlag in seiner Brust zu fühlen. Er hob die andere Hand zu meinem Kopf und strich sanft durch das blonde Wuschelhaar. Langsam wurde mir bewusst, was eigentlich in dem Krankenzimmer passiert war. Total kraftlos und gleichzeitig wie unter Hochspannung lag ich unter ihm, ließ mich von ihm in die Matratze pressen, während er immer noch an mir saugte wie ein Verdurstender. Der Schmerz und das Kribbeln hatten sich längst verflüchtigt – nur die Taubheit, welche sich mittlerweile in meinem gesamten Körper breit gemacht hatte, und das unglaublich berauschende Glücksgefühl, das er mir durch seine Tat gab, waren präsent. Je länger er mir den Lebenssaft aus meinem Körper stahl, desto elektrisierter fühlte ich mich. Spürte seinen heißen Atem auf meiner Haut wie einen Flammenwerfer; die leichten Bewegungen, die er machte, erschütterten mich bis ins Innerste, waren intensiver als alles andere. Es erregte mich ungemein, was er mit mir anstellte. Sollte ich mich für diese Gedanken schämen? Vermutlich. Aber sosehr ich es auch versuchte, ich konnte sie nicht unterdrücken, diese Gefühle, die in mir hoch krochen. Ich genoss es, nichts tun zu können. Beherrscht zu werden. Hilflos und unbeweglich unter ihm zu liegen und mich fallen lassen zu müssen. Meine Seele schrie regelrecht danach, von Sasuke auf diese Art und Weise genommen zu werden. Es befriedigte mich, dass nur ich ihm das geben konnte, was er wollte und was er brauchte. Dass er es nur von mir nahm und von niemand anderem. Dass ich der Einzige für ihn war. Und doch endete es zu schnell. Als sich meine Sicht zunehmend verschlechterte brach er abrupt ab. Riss seine Fänge aus meinem Arm und katapultierte sich beinahe von mir herunter, um möglichst schnell möglichst viel Distanz zu meinem Blut zu gewinnen. Ich schaute ihm hinterher, flehte ihn mit meinem Blick an, weiterzumachen, weil es sich so unendlich gut anfühlte – und er schüttelte nur ängstlich den Kopf und stürzte aus dem Zimmer. Ich war mir nicht mehr ganz sicher, was danach geschehen war. Ich musste wohl, nachdem ich noch eine Weile leblos auf dem Bett gelegen und an die Decke gestarrt hatte, aufgestanden und in die Küche gegangen sein. Dort hatte ich mir einen warmen Kakao gemacht und war ins Wohnzimmer geschlappt. Weit hinten, in irgendeiner dunklen, unbedeutenden Ecke, stellte mein Gehirn fest, dass ich ausnahmsweise mal nicht in Ohnmacht gefallen war. Lächelnd drückte ich mich stärker an Sasuke – anstatt davonzurennen, was deutlich intelligenter gewesen wäre, jetzt, da ich wieder wusste, was er mit mir gemacht hatte. Doch tatsächlich war das einzige, was mich beunruhigte, die Erinnerung an Sasukes Blick, nachdem er sich von mir heruntergeschleudert hatte. Sein Gesicht war wie ein Standbild in meinen Kopf eingebrannt. Die Augen weit aufgerissen; der Mund leicht geöffnet; tiefe Falten in der sonst so makellosen Stirn und zitternde, blutbeschmierte Lippen. Ich sah Panik in seinem Gesicht. Panik vor dem, an dem ich plötzlich Gefallen gefunden hatte, das er jedoch verabscheute und geschworen hatte mir nie mehr anzutun – und nach dem ich mich auf einmal sehnte. Dem Blutsaugen. Unruhig schmatze ich vor mich hin, wand mich in Sasukes Armen. Ich hörte ihn irgendetwas Beruhigendes murmeln, bevor ich ins Land der Träume abdriftete. Erst Stunden später wachte ich in meinem Zimmer auf. Der Nebel um mein Hirn war förmlich weggeblasen, ich war schlagartig so wach wie noch nie. Ich spürte sofort, dass Sasuke nicht mehr da war, weil der Schutz seiner Arme um meinen Körper und seine starke Brust an meiner Wange fehlten. Ich riss die Augen auf, schoss senkrecht im Bett nach oben – und fühlte wie die Angst in mir aufkeimte. Etwas in meinem Zimmer war anders als sonst. Die Wände schienen mich zu beobachten, die Luft schmeckte nach Gefahr. Ich begriff nicht einmal richtig, wieso meine Alarmglocken schrillten, doch mein Herz begann zu rasen und mir brach der kalte Schweiß aus. Kennt ihr das? Wenn ihr abends unter eurer Bettdecke versteckt liegt und jeder Schatten aussieht wie ein Monster? Euch ein Schauer nach dem anderen über den Rücken läuft? Ihr eine kleine Stimme in eurem Schädel schreien hört: „Verdammte Scheiße! Beweg endlich deinen Arsch und RENN!“ Aber ich hätte ohnehin nicht gewusst wohin ich rennen sollte, oder wovor ich flüchten würde. Dennoch ließen meine Instinkte mich nicht los. Irgendetwas ist noch in diesem Zimmer. Das verrät mir meine Gänsehaut. Wie in einem alten, schlechten Horrorfilm ließ ich meine Augen langsam durch den Raum gleiten. Die dicken Vorhänge am Fenster waren nach rechts und links zur Seite gezogen; der weiße Umriss des Rahmen und des Fensterkreuzes fielen klar an die gegenüberliegende Wand. Und in der Zimmerecke … schräg gegenüber von meinem Bett … dort, wo das Mondlicht und der silbrigweiße Glanz der Sterne nicht hinstrahlten … verborgen im Schatten … Ich hätte schwören können, dass dort etwas lauerte. Eine Person? Oder ein Albtraum? Ich hasste Gott dafür, dass er erst in einer Stunde die Sonne aufgehen lassen würde. „Hallo?“, quälte ich mir heraus. Mit beiden Händen presste ich die Decke gegen meine Brust – die übrigens dieselbe hellblaue Flauschdecke war, die Sasuke mir gegeben hatte –, als könnte sie mich beschützen. Meine Kehle fühlte sich trocken an, ein unangenehmer Kloß steckte in meinem Hals und ich hätte wetten können, dass mein Herz so laut pochte, dass es die Fledermäuse auf dem Dachboden von ihren Hängebalken schüttelte. Ob es da oben wirklich Fledermäuse gab, kein Plan (Sasukes Erniedrigungen reichten bis jetzt noch nicht bis zum Dachboden), aber das ist doch eine nette Veranschaulichung, oder? In der Finsternis mir gegenüber blitzten zwei grelle Punkte auf und fesselten meinen Blick. Ich fühlte mich wie vom Blitz getroffen, so fuhr es mir durch die Wirbelsäule. „Guten Abend, Naruto.“ Eisig drang die sonst so glockenhelle und freundliche Stimme an mein Ohr. Mir fiel nicht sofort ein, wer da vor mir stand, bis sie in den Schein des Mondes vortrat. Sakura. Ihr Gesicht sah extrem bleich aus in dem faden Licht, fast gräulich, und ihr rosafarbenes Haar wirkte leicht violett. Die boshaften, giftgrünen Katzenaugen hingegen funkelten mehr denn je. Sie starrte mich an wie ein Raubtier seine Beute. Etwas unsicher kamen die Worte über meine Lippen. Mein Körper zitterte leicht. Ich wusste jetzt zwar, dass es nur Sakura war, die vor mir stand – das fröhliche Dienstmädchen, das meine Kotze aufgewischt und sich um mich gekümmert hatte, als es mir dreckig ging – aber seltsamerweise beruhigte mich das überhaupt nicht. Im Gegenteil. „Ähm … dir auch einen guten Abend … äh …“ Was zum Teufel machst du in meinem Zimmer? Verpiss dich! „Wie ... kann ich dir helfen?“, fragte ich höflich. „Will Sasuke etwas von mir?“ Der letzte Satz klang, zu meinem Bedauern, ein wenig hoffnungsvoll. „Sasuke?“, sprachen ihre schmalen Lippen mir leise nach, als hätte das Wort eine besondere Bedeutung für sie. Sakura legte den Kopf schräg, ohne mich aus den Augen zu lassen. Ein paar Haarsträhnen fielen ihr in die Stirn und zeichneten dunkle Schatten unter ihre Augen. „So ist das also.“ Ich erschrak, als ich bemerkte, was sie daran sonderbar fand – ich hatte nicht „Sasuke-sama“ gesagt, wie es sich für einen einfachen Angestellten ziemte, sondern ihn beim Vornamen genannt. Als hätten wir eine besondere Beziehung zueinander. So vertraut. Eine unbeschreibliche Panik explodierte in meinem Kopf, als ich sah, wie Sakura die Stirn wütend in Falten legte. Abwehrend hob ich beide Hände. „N…nein, ich meinte … Der Meister … Chef ... will Sasuke-sama etw…?“ Doch es war zu spät. Kaum einen Wimpernschlag später spürte ich ihr Gewicht auf meinen Beinen. Das Dienstmädchen presste meine Handgelenke mit ihrer rechten Hand über meinem Kopf an die Wand und mit der anderen war sie dabei, meinen Kehlkopf zu zerquetschen. Ich hielt die Luft an und erstarrte – zu mehr war ich nicht fähig. Vielleicht hatte sie erwartet, dass ich rumquietschte und jammerte und unter ihr zappelte. Ihr Gesichtsausdruck wirkte knauserig, als ich ihr diesen Gefallen nicht tat, jedoch lockerte sie den Griff um meinen Hals etwas. „Wage es nie, niemals mehr, meinem Sasuke-kun zunahe zu treten! Hast du verstanden?“ Sie spuckte die Worte nahezu auf mich herunter. „Er gehört mir.“ „Dein Sasuke-kun?“, platzte mir entsetzt heraus, was sich aufgrund meiner verengten Luftröhre aber eher anhörte wie Geing Gasgegung? Das war doch wohl lächerlich! Ich hatte die Beiden kaum miteinander sprechen sehen, und das, obwohl ich permanent in seinem Büro anrücken musste. Sie führten eine reine, distanzierte Chef-Dienstmädchen-Beziehung. Und selbst wenn Sakura ihm hin und wieder schmachtende Blicke zuwarf, war Sasukes volles Interesse auf seine Arbeit gerichtete oder darauf, mir das Leben hier schwer zu machen. Nicht ein einziges Mal hatte er ihr ein nettes Wort oder einen lieben Blick zukommen lassen. Ungeachtet der Tatsache, dass er mich damit nur zur Weißglut treiben wollte, war ich derjenige, den er zu sich rief, wenn er baden oder massiert werden wollte, nicht sie. Ich sollte ihm seinen Mitternachtsdrink servieren, nicht sie. Mit mir verbrachte er fast seine gesamte Freizeit! Ich war derjenige, der immer an seiner Seite war, nicht sie. Und das würde sich auch nicht ändern, wenn sie sich benahm wie eine Furie! „Wag es nicht, mir zu widersprechen!“, kreischte sie mich an. „Du hältst dich von Sasuke-kun fern, klar?!“ Ich wollte ihr lautstark meine Meinung sagen, doch ich hatte nicht genug Luft dafür. Und wie soll ich das bitteschön machen, du Intelligenzbestie?! Ich bin sein verfluchter Leibsklave! Mein Protest klang wie das Grunzen eines verärgerten Meerschweinchens. „Ich warne dich, Naruto. Wenn du ihn je wieder anfasst, bringe ich dich um.“ Ich antwortete ihr mit einem bitterbösen Na-das-wollen-wir-doch-mal-sehen-Blick. Egal, was sie mir befahl oder wie sie mir drohte, ich würde mich nie und nimmer von Sasuke fernhalten, Punkt! Sie mochte vielleicht die Wetterhexe spielen, aber Tatsache war doch – ICH war DER EINZIGE, der Sasuke das geben konnte, was er wirklich begehrte und was er zum Überleben brauchte. Wenn es jemanden gab, der zu ihm gehörte, dann war das ICH! Und keiner sonst! Schluck das, Schlampe. Entgeistert weiteten sich meine Augen, bis sie mir fast aus dem Kopf quollen. Was, bei allen guten Geistern, hatte ich da eben gedacht? Damit meine ich nicht das böse Sch-Wort. Sondern die ernsthafte Überzeugung, dass dieser vampirische, perverse Mistkerl und ich … DAS WAR DOCH NICHT ZU FASSEN! Hatte ich etwa so viel Blut verloren, dass ich jetzt wahnsinnig wurde? Oder machte mich das ständige Arbeiten bei Nacht verrückt, wo ich eigentlich ein Sonnenkind war? Wurde man schwul, wenn man zu lange in engen schwarzen Hosen und mit Krawatte rumlaufen musste? Ich bin nicht schwul. Auf keinen Fall. So hat mein Fernseher mich nicht erzogen. Ein befriedigtes Schmunzeln machte sich auf Sakuras Lippen breit. Sie glaubte anscheinend, ihre Warnungen hätten mich eingeschüchtert, und dass ich deshalb so verstört dreinblickte. Fröhlich, wie ein Kind, das eine riesige Eiswaffel bekommen hatte, ließ sie von mir ab und sprang im hohen Bogen vom Bett. Sie machte ein paar Schritte auf die Türe zu, um den Raum zu verlassen. Auf halbem Wege wandte sie noch einmal den Kopf zu mir nach hinten und klimperte mit den Wimpern. Das liebliche Gesicht eines Engels, der einen rosa Monsterkaugummi in den Haaren kleben hatte. „Naruto-kun“, säuselte sie, „wärst du so gut und fütterst die Hunde? Ich habe noch wahnsinnig viel im obersten Stockwerk zu tun.“ Vorsichtig massierte ich meinen Kehlkopf, um wieder schlucken zu können, und betrachtete sie misstrauisch. Diese Hundertachtzig-Grad-Wendung war zu unheimlich. „Ich habe hier noch nie Hunde gesehen.“ „Sie werden auch unten im Keller gehalten und nur nachts rausgelassen, um das Gelände zu bewachen. Ich hol kurz das Futter und dann zeig ich dir den Weg, okay?“ „Wachhunde?“, warf ich ein und hatte zähnefletschende Bulldoggen vor Augen. „Also sind sie gefährlich?“ Ich war vielleicht dumm, aber nicht lebensmüde. „Oh, nicht doch! Keine Sorge.“ Sakura gab ein zuckersüßes Kichern von sich. „Die sollen bloß einschüchtern.“ Ein paar Minuten später, in Sasukes Büro: Irritiert blickte der junge Vampir von seinen Unterlagen auf. Er war sich sicher, Schritte in Richtung Keller gehört zu haben. Die Stufen waren alt, älter als das Gebäude selbst, da der Keller schon vor Jahrhunderten gebaut worden war und die moderne Villa erst später darüber gesetzt worden war. Daher knarrte und quietschte die Treppe bei jedem Schritt – auch deswegen, weil sie kaum von jemandem betreten wurde. Besorgt richtete der Schwarzhaarige sich auf und bemühte sein Gehör. Er nahm, wenn auch dünn und weit entfernt, einen seltsamen Geruch wahr. Der säuerliche Gestank von geronnenem Blut, Fleisch und Knochen, und darunter dezent der süße Duft des Lebens. Ein Leben, das viel zu frisch und warm war, um einem Vampir zu gehören. Zweifellos witterte er einen Menschen. Und der einzige Mensch, der in dieser gottverdammten Villa wohnte, war Naruto. Vollkommen sicher war er sich dann, als er hörte, wie ein Blecheimer auf den Steinboden gestellt und die zentimeterdicke Metalltür zum Keller aufgewuchtet wurde. „Ach, Scheiße!“, hörte er gedämpft von unten, weil Naruto sich wohl den Eimer Tierfutter auf den eigenen Fuß hatte fallen lassen. Fürwahr, Sasuke kannte niemanden, der so fluchen würde bei der Arbeit, wie sein Blondschopf. Ein mildes, hingerissenes Lächeln zierte seine Lippen, bevor er schlagartig wieder ernst wurde. Naruto stiefelte gerade nichtsahnend einen dunklen Keller voller brutaler, alles fressender Monster, und in seiner Hand hielt er einen Eimer mit Menschenresten, um ebendiese Monster zu füttern! Wenn sie die Wahl zwischen dem abgestandenen Totblut und Naruto haben, schoss es ihm durch den Kopf, was werden sie wohl zuerst verschlingen? Sasuke hatte noch nicht einmal die Möglichkeit, in Angstschweiß auszubrechen, als bereits ein panischer Schrei des Blonden durch die Mauern hallte. Im Bruchteil einer Sekunde schleuderte er den massiven Holzschreibtisch, an dem er immer noch gesessen hatte, gegen die Wand, stürzte mit Vampirgeschwindigkeit alle Treppen und Gänge entlang, wobei seine Füße Löcher in den Beton rammten, und riss krachend die Kellertür aus ihren fingerdicken Eisenangeln. Was er zu Gesicht bekam, ließ beinahe sein kaltes, totes Herz wieder schlagen. Naruto lag zappelnd unter einem wabernden Knäuel aus fünfzehn, vielleicht zwanzig Chupacabras, brüllte und schrie, schlug um sich, versuchte verzweifelt, sich aus ihren Fängen zu befreien, bevor sie ihm endgültig den letzten Tropfen Lebenssaft aussaugten. ____________________ So! Das war's wieder! Ich hoffe es hat euch gefallen! Es tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat, aber mir fehlt momentan einfach die Zeit zum Schreiben! Entschuldigung! Ich liebe euch alle! Danke, dass ihr trotz der langen Wartezeit zu mir haltet! lg eure Mi-chan Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)