Welcome to Hell! ... von Kanra-sama (... or is it Heaven? (SasuNaru)) ================================================================================ Kapitel 3: Part four: Welcome to my new Job! -------------------------------------------- So! Nach laaaaanger Wartezeit ein neues Kapitel von mir^^ Ich wollte mich nochmals bei allen Kommischreiber bedanken, und auch bei denen, die meine FF auf ihrer Favo haben und bei denen, die die Story einfach so lesen^^ Und Entschuldigung, wenn ich die Story immer wieder aktualisiere, aber mir fallen im Nachhinein oft Fehler auf^///^ Viel Spaß beim lesen! Part Four: Welcome to my new Job! KRAWUMMM!!! So hört es sich an, wenn ein extrem großer und schwerer Gegenstand auf etwas verhältnismäßig Winziges und Leichtes draufkippt. Besonders lustig ist es, wenn dieses Etwas ein Bücherregal ist und auf einen Menschen fällt. Und extrem komisch wird es dann, wenn dieser Mensch Naruto heißt. Für jeden war das amüsant mit anzusehen – nur für mich nicht. Ich hatte Schmerzen! Noch keine Stunde lang arbeitete ich bei dem Uchiha und hatte mir gefühlsmäßig bereits alle zweihundert Knochen dreifach gebrochen! Was natürlich nicht wirklich so war. Die fetten, steinalten Bücher hatten meinen Sturz und den anschließenden Aufprall glücklicherweise abgefedert und so meine Knochen nur einmal zerschmettert. Zurselben Zeit in einem anderen, ziemlich weit vom Ort des Geschehens entfernten Raum: Gemütlich saß der Jüngste der Uchihas in einem braunen Ledersessel, mit einem dicken Buch in der linken Hand, einer Lesebrille auf der Nase und einem Glas roter Flüssigkeit, welches auf einem edel wirkenden Tischchen zu seiner Rechten stand. Plötzlich hallte ein ohrenbetäubender Krach durch das gesamte Anwesen, es klang beinahe wie ein Schuss; doch der Schwarzhaarige zuckte mit keiner Wimper. Das deckenhohe Bücherregal allerdings, das hinter ihm stand, wackelte bedrohlich. Ein Buch auf dem obersten Brett rückte langsam hinaus, wurde von den Gesetzen der Physik ergriffen und fiel in Richtung Weinglas. Wenige Millimeter, bevor es das Glas zerschmettern konnte, streckte der Junge die rechte Hand aus – so schnell, dass die Bewegung fast nicht zu sehen war – und fing es elegant mit zwei Fingern auf. Ohne den Blick eine Sekunde lang von dem Text zu nehmen, den er gerade las, und ohne auch nur einen einzigen Muskel in seinem Gesicht zu verziehen, legte er das heruntergefallene Buch neben sein Glas auf den Tisch. Dann schüttelte er tadelnd den Kopf und seufzte. Keuchend versuchte ich, mich irgendwie aus den Trümmern freizustrampeln, doch das gelang mir nicht. Das Bücherregal war allein so breit wie ich groß war und sechs Meter hoch, von dem Gewicht des massiven Möbelstücks mal ganz zu schweigen. Mit einem genervten Aufschrei und einem darauffolgendem Schlag auf den Boden ließ ich resigniert meinen Kopf auf den eben erwähnten Untergrund sinken und machte es mir gemütlich. Keine zehn Sekunden später stand mein neuer Chef im Türrahmen. „Was machst du da?“, fragte er in gewohnt monotoner Stimmlage. „Ich spiele Murmeln mit ein paar Ameisen, sieht man das nicht?“, antwortete ich gelassen. „Wie wäre es mit Aufstehen und Arbeiten?“ „Nö, keine Lust.“ „Soll ich dir helfen?“ Gott, das klang schon fast wie eine Drohung! „Wenn du kannst“, meinte ich, sehr wohl in dem Wissen, dass es ziemlich frech war. Aber hey, er hatte mir den Scheißjob zugeteilt, nicht ich. „Die Frage ist eher, ob ich dir denn helfen will.“ Ich holte Luft, um ihm zu sagen, dass er mich mal kreuzweise konnte, aber dann fiel mir ein, dass ich es ohne fremde Hilfe niemals unter diesem Regal herausschaffen würde. Und so groß, wie sein Haus (Haus? Schloss!) war, würde hier innerhalb der nächsten drei Stunden wohl keiner mehr entlanglaufen. So ungern ich das auch zugab, doch ohne ihn wäre ich ganz schön aufgeschmissen. Das heißt, wenn nicht ein paar Ameisen vorbeikrabbeln würden, um mit mir Murmeln zu spielen, damit mir nicht langweilig wurde. „Ähem, äh, willst du?“, fragte ich stattdessen so lieb ich konnte. „Nein“, sagte er und hatte doch tatsächlich die Frechheit, trotzig dabei zu klingen. Nach diesem Machtwort drehte er sich grinsend – BREIT GRINSEND! – um und verließ betont langsam die Bibliothek. Ich kochte vor Wut. Ich könnte schwören, dass mein Kopf dunkelrot anlief und ich anfing aus den Ohren zu rauchen. Dieses Arschloch! Angepisst warf ich den Kopf nach hinten und schrie. „ICH KÖNNTE WIRKLICH HILFE GEBRAUCHEN!“ Letztendlich war mein Herr und Meister (man beachte den spöttischen Unterton) doch noch so gütig gewesen, vier seiner Angestellten nach mir zu schicken. Eine geschlagene Stunde später. Mit vereinten Kräften zogen sie mich unter den Trümmern hervor. Kaum stand ich wieder auf beiden Beinen und konnte meine schmerzenden Glieder strecken, kam eines der Dienstmädchen zu mir gerannt. Hinata hieß sie. Langes, blauschwarzes Haar und sehr helle violette Augen. Aus einem Grund, den ich nicht kannte, lief sie jedes Mal rot an, wenn sie mit mir sprach oder mich auch nur ansah. Und auch dieses Mal stand sie stotternd und mit beinahe pink leuchtenden Wangen vor mir. „N-Na-Naruto-kun!“ Sie trat von einem Fuß auf den anderen. „S-Sasuke-sama möchte, dass du ihm ein B-Bad einlässt.“ Etwas verwirrt blickte ich das Mädchen vor mir an. „Wer will was von mir?“ Ich erntete nur einen ebenso verwirrten Blick von Hinata. Wir glubschten einander direkt in die Augen, wie zwei irritierte Frösche – ungefähr einen Wimpernschlag lang, dann schielte sie wieder hektisch zur Seite. „N-Na, S-Sasuke-sama. Unser Gebieter – ich meine, unser A-Arbeitgeber.“ Als mir ein Licht aufging, verzog ich das Gesicht. Aha! Der Mistkerl hieß also Sasuke! Gut zu wissen. (War das nicht komisch? Ich wurde von dem Typen zu seinem persönlichen Butler und Sklaven ernannt, aber seinen Vornamen hatte er mir nicht gesagt.) „Okay, mach ich“, meinte ich grimmig. Nach der Situation von eben wollte ich es mir nicht noch einmal mit ihm verscherzen. „Zeigst du mir, wo das Badezimmer ist?“ Sie nickte und lief voraus. Ganze ZEHN Minuten und etliche Treppenstufen später standen wir vor der gesuchten Tür. Mit einem weiteren Nicken und einer leichten, höflichen Verbeugung verabschiedete sich Hinata von mir. Ich betrat den Raum und drehte den Wasserhahn auf. Als ich mich umdrehte, wäre ich beinahe in die Wanne gesprungen vor Schreck. Keine Ahnung, wie er es geschafft hatte, so leise hier reinzukommen, doch Sasuke stand genau hinter mir. Wenn das so weiterging, würde ich deutlich früher als erwartet an einem Herzinfarkt sterben. „Geh und bring mir frische Kleidung“, befahl er. Mit einer knappen Verbeugung und einem abfälligen „Jawohl, Herr!“ verließ ich den Raum und suchte Sasukes Schlafzimmer. Ich verirrte mich ein paar Mal in den langen, verzweigten Fluren, bevor ich vor einer riesigen, aufwendig verzierten Holztür stehen blieb – ich vermutete aufgrund seines Egos, dass dies der richtige Ort war. Ohne Navi würde ich sicherlich eines Tages in irgendeinem Gang jämmerlich verrecken, weil ich nicht mehr zurück fand. Seufzend betrat ich das Gemach meines Chefs (so dachte ich am Anfang ... in Wirklichkeit hatte er ein 50 Quadratmeter großen begehbaren Kleiderschrank), holte frische Kleidung und begab mich auf den Rückweg. Ich brauchte etwas länger – so um die zwanzig Minuten –, weil ich mich wieder verlief, aber meiner Gesundheit zuliebe unterdrückte ich jeglichen Wutanfälle und Ausraster. Erschöpft trat ich die Badezimmertür auf, nur um sie anschließend mit einem lauten, panischen Kreischen wieder zuzuschlagen und mich schnaufend dagegenzulehnen. Mit weit aufgerissenen Augen blickte ich an die gegenüberliegende Wand. Ich zählte im Kopf bis zehn, um wieder runterzukommen. Anschließend atmete ich tief durch, öffnete die Tür einen Spalt breit, drückte mein Ohr hindurch und fragte leise: „K-kann ich reinkommen?“ Nachdem bejaht wurde, tapste ich mit gesenktem Haupt und knallrotem Gesicht auf einen Stuhl zu, auf dem ich die Kleidung ablegte. Sofort drehte ich mich um und wollte flüchten, als ein mahnendes „Naruto!“ mich aufhielt. Fluchend blieb ich stehen. „Was ist?“, murmelte ich. „Zuerst will ich, dass du dich umdrehst und mich ansiehst, während ich mit dir spreche.“ Widerwillig brachte ich meinen Körper dazu, sich zum Uchiha zu wenden, und sobald ich das geschafft hatte – es war tatsächlich viel schwieriger, als es sich anhört – zwang ich mich dazu, nicht seinen nackte Vollkommenheit anzustarren, sondern die schwarzen Wandfliesen hinter seinem Kopf zu betrachten. Nach außen hin wirkte ich total beiläufig und desinteressiert, doch innerlich kämpfte ich verzweifelt darum, meine Fassung zu bewahren. Warum wurde es auf einmal so unglaublich heiß hier drinnen? Ich fühlte mich wie ein dämliches Grillhähnchen. Wieso grinste Sasuke mich eigentlich so überlegen an? Bot ich einen dermaßen lächerlichen Anblick? Und warum, VERDAMMT NOCH MAL, hatte er keinen Badeschaum in die Wanne getan?! „Gut“, sagte er für meinen Geschmack etwas zu zufrieden. „Jetzt, da du mich ansiehst, kann ich dir deine nächste Aufgabe geben. Am Anschluss zu diesem Bad hätte ich nämlich gerne eine entspannende Massage.“ Verwirrt sah ich ihn an. Was hatte das denn mit mir zu tun? „Ich verstehe nicht ganz. Soll ich den Masseur anrufen?“ Sasukes selbstgefälliges Schmunzeln verwandelte sich in ein perverses Grinsen. „Nein. Ich möchte, das DU mich massierst.“ Meine Gesichtszüge entgleisten; nein, noch mehr als das, sie fuhren Achterbahn, und zwar senkrecht nach unten. „Ich soll WIE BITTE WAS?“ „Du hast schon verstanden. Und jetzt geh. In einer Stunde treffen wir uns im Raum nebenan.“ Diese verfluchte Stunde ging noch schleppender vorbei als die, die ich unter dem Bücherregal verbracht hatte, und ich hatte Mühe, nicht zur Seite zu kippen und einzuschlafen. Und als mein Chef dann endlich den Raum betrat – lediglich mit einem dünnen, flauschigen Handtuch um die schlanken Hüften geschlungen – wäre ich beinahe vom Stuhl gefallen. Nicht, weil er so elegant und gut gebaut und gebieterisch und einfach atemberaubend aussah (oh Gott, hatte ich das gerade etwa ernsthaft gedacht?), sondern weil er mal wieder so leise reingeschlichen war, dass ich ihn nicht gehört hatte. Elende Scheiße, ich würde ihm noch ein Glöckchen umbinden müssen. „Steh da nicht rum wie angewachsen“, herrschte er mich an, und ich stand mürrisch auf. Sasuke ging zu der Liege, die mitten im Zimmer stand, und ließ sich bäuchlings darauf nieder. Er verschränkte die Arme unter dem Kinn, um es besonders bequem zu haben, und warf mir einen auffordernden Blick zu. Auf einmal, und dieses Gefühl gefiel mir sowas von überhaupt nicht, fing mein Herz an zu klopfen. Ich hatte natürlich gewusst, dass er auffallend blass war, ich war ja nicht blind; aber ihn so unbedeckt zu sehen, ließ etwas in mir zusammenzucken. Geschmeidige Muskeln zeichneten sich unter seiner Haut ab, die so weiß und makellos war wie Blütenblätter. Sasuke schloss die Augen, und die dunklen Wimpern warfen lange, feine Schatten auf seine Wangen. In seinem sündenschwarzen Haar glitzerten ein paar verlorene Wassertropfen wie Sterne. Ich zupfte an meinem Kragen herum, weil er sich plötzlich ziemlich eng und erwürgend anfühlte, und schlurfte auf die Liege zu. Mit großen Augen starrte ich seinen Rücken an – er hatte sehr kräftige, breite Schultern – und fürchtete fast, zu nichts anderem fähig zu sein, als ihn dümmlich anzuglotzen. Doch dann kam mir eine geradezu diabolische Idee. In meinen Gedanken spielte sich eine faszinierende Szene ab: Chibi-Sasu, der nichtsahnend dalag, und Chibi-Naru neben ihm, der voller Freude einen Hammer schwang, welcher so groß war wie er selbst, und diesen mit voller Wucht auf den kleinen Dreckskerl fallen ließ. Seine Ärmchen und Beinchen, die unter dem Hammerkopf hervorlugten, zappelten wie die eines zerquetschten Käfers, bevor sie schließlich erstarrten und schlaff wurden. Über den Beiden wurde ein großes, leuchtendes Schild eingeblendet, auf dem „WINNER!“ stand, und Chibi-Naru riss lachend und triumphierend die Hände in die Luft. Ich grinste und nickte motiviert, als das (zumindest aus meiner Sicht) niedliche Schauspiel endete. Da ich leider keinen Hammer zur Verfügung hatte, ballte ich meine Rechte. Mit zuckersüßer Stimme meinte ich noch: „Ich bin leider nicht so gut im Massieren. Könnte schmerzhaft werden“, bevor ich sie direkt zwischen seine Schulterblätter rammte. Meine Faust sause durch die Luft. Traf auf sein Rückgrat wie ein Amboss, wie eine Abrissbirne. Es knackte. Laut. Der Widerstand gab ruckartig nach. Ich schrie. Hüpfte durch den Raum. Umklammerte meine pochende Hand. Und brüllte wie am Spieß: „AUAAAAA! DU HAST MIR DIE HAND GEBROCHEN!“ Er wandte lediglich den Kopf zur Seite, sah mich an und sagte: „Ist das etwa meine Schuld?“ Dicke Krokodilstränen stiegen in meine Augen, und ich versuchte, möglichst stark und männlich auszusehen, als ich ihn böse anfunkelte und vor Schmerz die Lippen aufeinanderpresste. So stierten wir uns eine Weile lang schweigend an – ich krampfhaft, er ungerührt –, bevor ich mich wieder in der Lage dazu fühlte, meine Finger zu bewegen. Ich schniefte leise und ließ alle Fünfe vorsichtig kreisen, um sicherzugehen, dass keiner von ihnen amputiert werden musste. „Wenn du fertig bist, kannst du mich nun ankleiden“, verlangte er plötzlich, als sei es nicht offensichtlich, dass ich gerade Höllenschmerzen durchlitt.      Trotzdem hatte ich keine Kraft und kleine Lust mehr, ihm zu widersprechen. Mit einem leicht entsetzten „Die Boxershorts ziehst du aber selber an!“ drehte ich mich um und wartete auf das Zeichen, dass ich weitermachen konnte. Ich wollte nur, dass dieser Albtraum so bald wie möglich ein Ende fand. Als er mir befahl, wieder zu ihm zu kommen, hatten wir unsere Aggressivität und Gehässigkeiten eigentlich schon ziemlich gut abgebaut, und so gerieten wir kaum aneinander. Ich konnte nur nicht verstehen, warum er keinen einzigen Handschlag tat, sich selber anzuziehen. Ich meine, was war denn so schwer daran, sich eine schwarze Stoffhose, dazu passende schwarze Socken und ein weißes Hemd anzulegen? Okay, mich würde es auch nerven, die ganzen Knöpfe zuzumachen … aber trotzdem. Er war doch kein Kind mehr. Erleichtert atmete ich aus, als ich den feinen Herren so weit gebracht hatte, dass nur noch die Krawatte fehlte. Doch meine Erleichterung sollte bloß von kurzer Dauer gewesen sein. Denn eine Krawatte richtig zu binden, stellte sich als schwieriger heraus, wie ich gedacht hatte. Um ehrlich zu sein, hatte ich so ein Ding noch nie in der Hand gehabt. Zu Sasukes Belustigung versagte ich geschätzte fünfzehnmal – wozu unter Anderem gehörte, dass ich meine Finger mit einflocht oder neue Pfadfinderknoten erfand –, bis er sich schließlich erbarmte. „Na komm, ich helfe dir“, sagte er sanft, ja, fast liebevoll. Ich erschrak, da ich ihn mit einer so ungewohnten Tonlage und vor allem so nah an meinem Ohr sprechen hörte. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass meine Füße genau zwischen den seinen waren und wie eng wir beieinander standen. Unsere Körper berührten sich beinahe. Nur wenige Zentimeter trennten unsere Gesichter, und ich spürte seinen warmen Atem über meine Lippen streichen, als er atmete. Blut schoss mir ins Gesicht, und ich wollte gerade zurückweichen, als er mich daran hinderte. Zärtlich griff Sasuke nach meinen Handgelenken, führte meine Hände und zeigte mir so, wie man eine Krawatte band. Ohne wirklich auf das zu achten, was er meinen Fingern beibrachte, hob ich den Blick, um ihm ins Gesicht zu sehen. Sasuke schaute währenddessen nach unten auf unser beider Hände, und wie ich mir selbst eingestehen musste, begannen meine irgendwie zu prickeln. Wenn er gerade mal nicht fies zu mir war, konnte ich wirklich nicht leugnen, dass er … schön war. Seine Haarsträhnen, die immer exakt fielen, egal, ob sie gekämmt waren oder verstrubbelt; seine Augen, die alles und jeden zu verschlingen drohten; seine fast schon durchscheinende Haut … Selbst für einen reichen und gebildeten Mistkerl schien er zu perfekt, um echt zu sein. Als hätte er bemerkt, dass ich ihn gedankenverloren anstarrte, sah er auf. Der Ausdruck, der in seiner Miene lag, war unergründlich.     Sofort riss ich den Kopf wieder nach unten und verfolgte angestrengt, wie ein Krawattenknoten zustande kam. Mein Gesicht glühte wie das eines verknallten Schulmädchens. Dessen war ich mir sicher. Wenige Minuten später stapfte ich wütend ich aus dem Haus. Nur, um das nebenbei zu bemerken, es war bereits fünf Uhr morgens. So lange waren meine Dienste in Anspruch genommen worden. Warum ich nachts arbeiten musste, verstand ich nicht. Gerade war ich auf dem Weg in Richtung Innenstadt, mit meinem geliebten Frosch-Geldbeutel in der Hand und dem festen Vorhaben im Kopf, mich zu betrinken. Meine Schuhe (endlich hatte ich wieder welche; einer der extrem wenigen Vorteile, im Hause der Uchihas zu arbeiten) bohrten tiefe Löcher in den Schnee, und so fest, wie ich trampelte, glaubte ich beinahe, auch Abdrücke im Steinboden darunter zu hinterlassen. Dieser blöde Sasuke brachte mich zu Weißglut! Er und seine dämlichen Wünsche! Ich würde ihn am liebsten abknallen. Ihn als ein Trampolin benutzen oder als Fußabtreter oder als Messerblock. Dummerweise war er mein Arbeitgeber und ohne ihn würde ich mir wieder Mutproben für die Penner überlegen müssen. Vor der Eingangstür der erstbesten Bar, die ich fand, blieb ich stehen. Wie es aussah, machte mich der Uchiha langsam aber sicher zu einem verdammten Alkoholiker. Seufzend betrat ich den Laden, der für diese Uhrzeit überraschend voll war, ging zielstrebig auf den Barkeeper zu, hielt ihm meinen Geldbeutel mit meinem ersten Lohn vor die Nase und verlangte nach Wodka – für den Anfang. „Bist du denn schon achtzehn?“, fragte er recht desinteressiert, während er ein Glas trocken rieb. „Erstens ist man erst mit einundzwanzig volljährig, zweitens bin ich noch sechzehn und drittens ist mir das sowas von scheißegal“, blaffte ich den Mann an. „Ich brauch den Alk!“ Schulterzuckend stellte er mir ein Glas der farblosen Flüssigkeit auf den Tisch. Mit immer noch grimmigem Gesichtsausdruck leerte ich es in einem Zug, knallte es auf das Holz und verlangte nach mehr. Es dauerte keine ganze Stunde, da hing ich schon mehr schlecht als recht auf dem Hocker und lallte wirres Zeug durch die Gegend. Die Eingangstür wurde plötzlich hinter mir geöffnet, und das Geräusch brachte mich dazu, mich umzudrehen und den neuen Besucher zu betrachten. Meine Sicht verschwamm und ich sah stellenweise lustige bunte Punkte vor meinen Augen tanzen, was mich zum Kichern brachte. Sasuke betrat den Raum – zumindest glaubte ich das. Ich kann euch im Nachhinein nicht einmal mehr sagen, ob er überhaupt schwarzhaarig gewesen war. Vielleicht war es sogar eine Frau gewesen, wovon ich allerdings nicht ausging. In meiner Rage schnappte ich mir jedenfalls die Sakeflasche, welche der Barkeeper erst vor ein paar Minuten in Greifweite gestellt hatte, und schleuderte sie mit dem Satz „Hör auf, mich zu verfolgen, Idiot!“ in seine Richtung. Die Flasche verfehlte nur knapp seinen Kopf (hey, wer sagt’s denn? Besoffen ziele ich besser als nüchtern!) und zerschmetterte hinter ihm an der Wand. Die Tatsache, dass ich meinen „Chef“ soeben beleidigt hatte, kam mir nicht in den Sinn, aber dass der Alkohol mich treffsicherer gemacht hatte, freute mich unheimlich und ließ mich grinsen wie ein Honigkuchenpferd. Der Andere fand das gar nicht witzig. Kennt ihr dieses peinliche, unangenehme Gefühl, wenn ihr irgendetwas tut, und genau in diesem Moment lassen die Menschen um euch herum alles stehen und liegen, um euch entsetzt anzugaffen? Genau das passierte mir gerade. Ich war zwar zu betrunken, um es zu bemerken, geschweige denn, um mich zu schämen, aber selbst mir fiel eines auf: Es wurde totenstill im Raum. Bis irgendjemand aus der hintersten Ecke seinen Tisch schnappte, vom Boden riss und seinem Nebensitzer über die Rübe zog. Kurz darauf zerbarsten anderen Ende der Bar Biergläser an den Schädeln ihrer Besitzer. Und bloß einen Augenblick danach brach der Wilde Westen schlechthin aus. Yippie-yah-yay, Cowboy! Die Einrichtung wurde demoliert, Flaschen, Stühle und Schimpfwörter flogen durch die stickige Luft wie Raketen, Menschen prügelten sich und gaben sich die Kante. Der Ein oder Andere hatte sogar eine Knarre dabei und ballerte die Decke tot. Und das alles einfach so! Just for fun! Ich fiel vom Hocker, robbte, krabbelte und rollte mich Richtung Ausgang. Doch weit kam ich nicht. Auf halber Stecke versagte mein Körper. Ich blieb auf dem Rücken liegen, alle Viere von mir gestreckt, und lachte wie ein Irrer, als eine schwarzhaarige Person unweit von mir zu Boden fiel und mich glauben ließ, dass Sasuke verreckt sei. Nur ein paar Minuten später – in denen ich immer noch ununterbrochen gegackert hatte – merkte ich, wie mich jemand am Kragen packte und aus der Tür schleifte, mit dem Arsch auf dem Boden. Ein bisschen so, wie eine Hundemama ihre Welpen im Genick packt und durch die Gegend trägt. Nur, dass es bei mir aussah, als ob jemand eine (mehr oder weniger lebende) Leiche hinter sich herzog, um sie anschließend zu vergraben. Draußen angekommen zerrte man mich unsanft auf die Beine und dirigierte mich in ein großes, schwarzes Auto. Die Tür wurde mir elegant aufgehalten, und noch bevor ich versuchen konnte, von allein hineinzuwanken, wurde ich gestoßen und landete bäuchlings auf den weichen Ledersitzen. Jemand rutschte neben mich, dann wurde die Tür zugeschlagen. Der Knall löste ein ekliges Pochen in meinem in Mitleidenschaft gezogenen Schädel aus. Kurz darauf heulte der Motor furchtbar laut auf und ich fühlte, wie in mir eine sehr, sehr schlimme Migräne heranwuchs. „Zum Anwesen“, befahl die Person, die sich neben mich gesetzt hatte, dem Fahrer, der irgendwo jenseits der getönten Glasscheibe sitzen musste, „SOFORT!“ Egal, wie besoffen ich war, diese Stimme würde ich immer und überall wiedererkennen. „Lass mich raus, Bastard!“, brüllte ich, während ich mich auf die Knie aufrappelte und verzweifelt an meiner Tür rüttelte. Sie ging nicht auf. Scheiß Kindersicherung. „Was zum Teufel“, zischte Sasuke, und ich wusste, dass es diesmal an mich gerichtet war, „hast du dir dabei gedacht?“ „Gar nichts! Ich hab doch niemandem was getan!“ Das stimmte sogar – bei der Prügelei eben war ich wahrscheinlich der Einzige gewesen, der nur untätig rumgelegen und gekichert hatte. „Und wenn du mich schon verschleppen musst, kannst du dann wenigstens leiser sprechen?“ Jammernd presste ich die Hände auf meine Ohren. „Ich glaub, mein Kopf platzt.“ „Das kannst du vergessen“, knurrte er mich an. Grob packte Sasuke meine Handgelenke, riss sie nach unten, sodass ich rückwärts fiel, drückte mich ins Sitzpolster und beugte sich über mich. Ich versuchte mit aller Kraft, mich loszureißen, aber ich schaffte es nicht. Er schien übermenschlich stark zu sein. Und wäre ich nicht so hackedicht gewesen, hätte ich schwören können, dass seine Augen blutrot glühten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)