Chaos der Gefühle von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Ein neuer Anfang --------------------------- Chaos der Gefühle Autor: Ju-chan Teil: 1 /16 Abgeschlossen: ja Fandom: Original Disclaimer: Alles meins!!! Kommentar: Ich würde mich über eure Meinung freuen! Falls ihr irgendwas zu kritisieren habt, immer her damit ^^ Ach ja, der Titel ist ein bisschen... na ja... *räusper*... aber mir ist nix besseres eingefallen ^^*** VORABBEMERKUNG: ... habe ich mich jetzt dazu entschlossen, wie überarbeitete Fassung der Story, die schon Ewigkeiten auf meinem Rechner schlummert, hochzuladen. Sie ist leider auch nicht gebetat, da sich bisher kein Beta-Leser gefunden hat. Falls also jemand (der Ahnung von deutscher Rechtschreibung hat) Lust hat, sie Beta zu lesen, kann er sich gerne bei mir melden... ------------------ 1. Ein neuer Anfang ------------------ Schritte hallten durch die einsamen Gassen. Langsam und mühselig. Aus dem Schatten der Häuser tauchte eine Person auf. Nur im Licht der Straßenlaternen fiel der ungefähr 16-jährige Junge auf. Sobald er den hellen Lichtkegel der Laternen verließ, verschmolz er mit den dunklen Wänden der Häuser. Seine schwarzen Sachen trugen genauso wie seine schwarzen Haare dazu bei. Mit sich schleppte er eine große Reisetasche. Geräuschvoll ließ er sie von seiner Schulter zu Boden gleiten und blickte zum Himmel. Er seufzte ein Mal tief. /War ja klar, dass er mal wieder keine Zeit hat/, ging es ihm durch den Kopf. Er kramte kurz in seiner Hosentasche und zog sein Handy hervor. "Damit du mich erreichen kannst, falls was ist", äffte er die Worte seines Vaters nach. Seine Stimme durchschnitt die Stille... Noch ein Mal las er sich die SMS seines Vaters durch, die ihn vor 3 Stunden, als er gerade im Zug von Tokio nach Kushiro gesessen hatte, erreichte hatte: "Hallo Akira! Tut mir schrecklich Leid, aber ich muss wieder mal ins Krankenhaus. Den Weg vom Bahnhof nach Hause schaffst du auch alleine. Essen ist im Kühlschrank" /Klar, warum sollte ich den Weg nach Hause auch nicht alleine schaffen, ich bin ja schon ganze zwei Mal hier gewesen/, dachte er ironisch. Sein Blick fiel wieder auf sein Handy, dann auf seine - wie ihm schien tonnenschwere - Reisetasche. "Fuck!", wütend trat er gegen sie. "Was denkt der sich eigentlich?!", schrie er mitten in die Nacht hinaus. Mit zittrigem Atem schulterte er seine Tasche wieder und setzte seinen Weg fort. ------------------ Mit einem Quietschen schwang das rostige Gartentor auf. Ja, den Weg nach Hause hatte Akira gefunden - das er für den normalerweise 45 Minuten langen Weg über zwei Stunden gebraucht hatte, musste man ja keinem sagen. Mit schnellen Schritten stieg er die Treppe vor der Haustür hoch und setzte seine Tasche ab. Nach kurzem Wühlen fand er den Haustürschlüssel in seiner Tasche. Zittrig steckte er ihn ins Schloss. /Scheiße, ist das kalt hier/ Seine Hände waren blau gefroren und Gefühl hatte er schon seit einer ganzen Weile nicht mehr in ihnen. Schnell trat er in den Flur. Seine Finger tastet im Dunkeln über die Wand neben der Tür. /Irgendwo hier muss doch.../ Mit einem Klicken wurde es hell im Raum. Akira blinzelte ein Mal, um sich an das blendende Licht zu gewöhnen. Mit dem Fuß gab er der Tür einen Stoß, damit sie wieder ins Schloss fiel. /Hier hat sich aber auch wirklich nichts verändert/ Der weiße Flur war immer noch so steril wie vor einem halben Jahr. Dekoration gab es nicht. Nicht einmal Bilder hingen an den Wänden, kahl wie eh und je. /So richtig zum Wohlfühlen/ Akira wurde schon schlecht, wenn er nur dran dachte, das er von jetzt an HIER wohnen sollte. Am liebsten hätte er sofort wieder kehrt gemacht und hätte den nächstbesten Zug zurück nach Tokio genommen. Er wusste sowieso nicht, warum er zu seinem Vater nach Kushiro ziehen sollte. Er wäre in Tokio auch alleine zurecht gekommen. Aber nein, sein Vater wollte ihn ja unbedingt hier haben. Mit seiner Tasche machte er sich auf den Weg in sein Zimmer - an Essen war jetzt nicht zu denken. Seine Tasche stellte er vor seinem Bett ab. /Die pack ich morgen aus, dazu hab ich heute keinen Nerv mehr/ Sein Blick schweifte ein Mal durch den Raum. Ja, das hier war schon besser. Zum Glück hatte er sich sein Zimmer selbst gestalten können. Wenn er nur an die weißen Tapeten dachte, die sich durch das ganze Haus erstreckten, wurde ihm schon kalt. Da war sein total gelbes Zimmer schon angenehmer. Schwer atmend ließ er sich auf sein Bett sinken. Erschöpft schloss er die Augen, und fiel auch augenblicklich in einen unruhigen Schlaf. Ein lautes Geräusch ließ Akira hoch schrecken. Mit brummendem Schädel sank er wieder aufs Bett zurück. /Nur die Haustür/, beruhigte er sich selber. Das hieß aber auch, das sein Vater wieder da war. Ein Blick zum Wecker sagte ihm, das es mal gerade 3 Uhr war. /Der kommt eh nicht mehr nach mir gucken/ Murrend zog er sich bis auf die Boxershorts aus und krabbelte unter die warme Decke. ------------------ "Akira, Akira..." Es klopfte an der Tür. Grummelnd zog sich Akira die Decke über den Kopf. "Steh auf, Junge. Du kommst zu spät zur Schule" /Aufstehen?.... Schule?.... Hm... Schule? ....Warum Schule?....Scheiße.... SCHULE/ Wie von einer Tarantel gestochen, schreckte Akira hoch. "Ja, ich steh schon auf", rief er mit heiserer Stimme seinem Vater entgegen. /Warum ist der schon wach?/ Schwankend stand er auf und öffnete seine Zimmertür. Der Geruch von Kaffee und der Klang des Küchenradios drangen bis nach oben. Langsam schlurfte er ins Badezimmer. Dort klatschte er sich eine Hand voll kaltes Wasser ins Gesicht. Langsam bekam seine, sonst meist bleiche Haut, Farbe. Und munter wurde er auch... Nachdem er sich fertig gemacht hatte - also auch angezogen - stampfte er lustlos die Treppe herunter. "Morgen", begrüßte er seinen Vater, der am Frühstückstisch saß und die Zeitung las. "Morgen", gab dieser zurück ohne von seiner Morgenlektüre auf zublicken. Das reichte schon, um den eh leicht reizbaren Akira auf 180 zu bringen! "Ja, ich freu mich auch das ich hier bin. Und nein, der Weg nach Hause war gestern Abend nicht schwer. Spaziergänge mitten in der Nacht, durch Städte die ich nicht kenne und dazu noch mit 'ner fetten Tasche, mach ich ja immer wenn ich Langeweile hab!", motzte er seinen Vater an. Dieser ließ langsam die Zeitung sinken und sah seinen Sohn direkt an. /Los, mach mich jetzt ruhig fertig/, ging es diesem durch den Kopf. "Das ist ja eine freundliche Begrüßung. Um den Weg nach Hause zu finden, bist du doch wohl alt genug und dafür das ich gestern noch arbeiten musste, kann ich ja nun auch nichts. Denkst du mir macht das Spaß?!" /Toll, jetzt kommt wieder die Tour!/ "Das vielleicht nicht, aber ein klein wenig mehr Interesse an mir hätte ich schon erwartet. Aber nein, kein 'Wie geht es dir?', 'Hast du dich zurecht gefunden?' oder 'Bist du gut hier angekommen?'...", gab Akira zurück. "Das du gut hier angekommen bist, merke ich ja... und nun setz dich hin und iss etwas. Du musst in einer halben Stunde in der Schule sein." "Darf man denn wenigstens fragen, wo sich diese Schule befinden soll?! Falls du es vergessen haben solltest, ich kenne mich hier NICHT AUS!" Die letzten Worte hatte Akira schon fast geschrieen. Diese stetige Ignoranz seines Vaters ging ihm mächtig gegen den Strich. "Sprich gefälligst in einem ordentlichen Ton mit mir!!!", schrie dieser zurück. /Ach, fick dich!/, dachte Akira leise für sich. Doch laut erwiderte er nur tonlos: "Ja, ja... reg dich nicht so auf....", und griff sich eine Tasse mit Kaffee, die auf dem Tisch stand. "Deine Schule ist in der Breitenstraßen. Wo DIE ist, wirst du doch wohl wissen. Dort meldest du dich im Sekretariat. Die werden dir dann weiteres sagen...", fuhr sein Vater jetzt in einem ruhigeren Ton fort. Akira blickte ihm noch mal ins Gesicht, leerte die Kaffeetasse in einem Schluck und erhob ich sich dann. Nachdem er seinen Rucksack aus seinem Zimmer geholt hatte, verließ er das Haus. Lautstark ließ er die Tür ins Schloss fallen. ------------------ Die Schulklingel ertönte. Missmutig sah sich Akira in dem Klassenzimmer um, in dem er gerade saß. Die Leute im Sekretariat hatten ihm auch nur gesagt, dass er in den Raum 210 müsse und ab heute in die Klasse 10d ginge. Das hatte ihm dann ja auch viel geholfen. Freundlich hatte er sich bedankt und auf die Suche nach dem Raum 210 gemacht. Nachdem er sich ein Mal quer durch die ganze Schule gefragt hatte, war er dann endlich vor einer Tür gelandet, auf der in schwarzer Schrift "210" stand. Er hatte ein Mal tief durchgeatmet und war dann in das Klassenzimmer eingetreten. Sofort waren alle Blicke auf ihn gerichtet gewesen. Doch er hatte mal wieder seine kalte Art nach außen gekehrt und war langsam nach hinten in die letzte Bankreihe getreten. Dort hatte er sich niedergelassen und die letzten 10 Minuten vor dem Unterricht mit Löcher in die Luft starren verbracht. Zwar warfen ihm alle noch seltsame Blicke zu, aber keiner hatte es gewagt ihn anzusprechen. /Sehe ich denn so gefährlich aus?!/ Die Tür öffnete sich und ein etwa 50 Jahre alter, grauhaariger Mann betrat den Raum. Sofort verstummte alles Gemurmel und Geflüster. Alle Schüler erhoben sich. Akira tat es ihnen nach. Nach der kurzen Begrüßung ließen sich alle wieder nieder. Der Lehrer - ihr Klassenlehrer - räusperte sich kurz und begann dann zu sprechen: "So, schön das wir heute vollzählig sind. Nicht nur das, wir sind ab heute sogar einer mehr. Von nun an wird Akira...", er deutete in Akiras Richtung, "...unserem Unterricht beiwohnen!" Ein unruhiges Getuschel ging durch die Reihen und alle drehten sich nach Akira um. Dieser blickte einmal über die Menge und ließ ein tonloses "Ohayou" von sich hören. "Ich hoffe, dass ihr ihn freundlich behandelt und er sich gut in die Klasse einleben kann! Noch Fragen?" Stille... "Gut, dann machen wir heute dort weiter, wo wir gestern aufgehört haben.... Ähm... Takeru?! Würdest du dich bitte zu Akira setzen und ihn in dein Buch gucken lassen?" Akira folgte dem Blick des Lehrers und sah, wie ein dunkelhaariger, mittelgroßer Junge sich erhob, sein Buch und Heft nahm und in seine Richtung geschlendert kam. "Ich bitte um ein bisschen mehr Eile! Wir haben schließlich unseren Stoff zu schaffen!!!", drängelte der Lehrer. "Ja ja..." Takeru lies sich gar nicht stören und schlurfte weiter langsam durch die Klasse. Mit einem Schnaufen ließ er sich auf den Stuhl neben Akira fallen. Er öffnete das Buch und schob es in die Mitte des Tisches. Stumm verfolgte Akira die Bewegungen seines Mitschülers. Takeru blickte kurz auf das Buch und ließ dann seinen Blick ein Mal über Akira wandern. Seine Aufmerksamkeit blieb an Akiras Kette hängen. Ohne zu zögern streckte er die Hand danach aus und umschloss sie mit seinen Fingern. Kühl lag der Silberanhänger - ein Pentagramm - in seiner Hand. Akira ließ ihn gewähren. Takeru zog seine Hand zurück und fragte: "Echt Silber?" "Jepp...." "Die war doch sicher sauteuer?!", stellte Takeru sachlich, aber fragend fest. Fragend blickte auch Akira zu Takeru. /Ja, die war sauteuer, deshalb solltest du auch eigentlich die Finger davon lassen!/, ermahnte er seinen Gegenüber innerlich. Laut sagte er jedoch nur: "Ja, war sie auch. Aber wozu gibt es Väter?!" Ein kurzes Lächeln schlich sich auf Takerus Lippen... ------------------ Das Klingeln beendete Akiras erste Stunde an der neuen Schule. Gelegentlich hatte er dem Lehrer - Herrn Aoki - zu gehört. Die restliche Zeit hatte er mit aus dem Fenster gucken verbracht. Takeru hatte nur ab und zu mal einen leisen Kommentar abgegeben, ansonsten war er die ganze Stunde über still gewesen. Das passte Akira gut, denn auch er hatte keine große Lust, sich zu unterhalten. Immer noch ärgerte er sich innerlich über seinen Vater... Nachdem Herr Aoki das Klassenzimmer verlassen hatte, erhob sich Akira und stellte sich ans Fenster. Draußen hatte es angefangen zu schneien. Weiße Flocken fielen vom Himmel und wurden durch den böigen Wind immer wieder nach oben befördert. Ein stetiges Treiben! "Was ist mit dir?" Eine Stimme neben ihm, ließ Akira zusammenzucken. Ein Blick zur Seite zeigte ihm, dass es Takeru war, der ihn aus seinen Gedanken gerissen hatte. "Nichts..." Akira drehte sich vom Fenster weg und sah seinem Klassenkameraden genervt ins Gesicht. "Na ja dann..." Takeru wollte sich schon umdrehen, hielt dann aber mitten in seiner Bewegung inne und sagte noch "Ach ja, alleine vom Löcher in die Luft starren, lernt man keine Leute kenne, nur so zur Info!" Damit drehte er sich um... Akira blickte ihm verwundert, aber traurig nach. ------------------ Langsam, aber echt nur langsam, verging der Schultag. Akira schwieg die ganze Zeit, genauso wie Takeru. Nicht selten warf dieser Blicke zu ihm rüber, aber Akira war nicht in der Stimmung großartige Gespräche zu führen. /Hm.... Irgendwie hat er ja Recht/, ging es ihm durch den Kopf. /Wenn ich es hier jetzt schon mit meinem Vater aushalten muss, dann will ich wenigstens ein paar Leute kennen/ Nach dem Unterricht packte Akira schnell seine Sachen zusammen und eilte Takeru, der schon vor ihm den Raum verlassen hatte, nach. "Takeru!!!", rief er, um den anderen auf sich aufmerksam zu machen! Eben Gerufener stoppte und drehte sich zu Akira um. Dieser kam keuchend vor ihm zum Stehen. /Mensch, ein bisschen mehr Kondition könnte eigentlich nicht schaden!/ "Ja?", fragte Takeru mit einem leicht amüsierten Gesichtsausdruck als er den schnaufenden Akira sah - nichts war von der abwertenden Kälte mehr übrig. "Sorry, dass ich vorhin so genervt war! Ich bin heute nicht ganz so gut drauf...", er brach ab und dachte wieder an seinen Vater. "Schon in Ordnung! Ist noch was?" "Ähm... ich wollte eigentlich nur fragen, ob wir den gleichen Heimweg haben?! Oder in welche Richtung musst du?", erwiderte Akira zögernd. "Ich muss Richtung Rathaus und du?" "Oh, in die andere... Na ja... dann sehen wir uns morgen, oder?" /Typisch ich! Da versuche ich EIN MAL jemanden anzuquatschen, und was ist?! Ich bekomme keine Gelegenheit, das Gespräch auszuweiten. Am besten ich lass es!/ Missmutig sah er zu Boden. Doch als wenn Takeru seine Gedanken gelesen hätte, meinte er: "Wenn du willst, bringe ich dich noch ein Stück! Ich... ähm... wir könnten ja zusammen Deutsch machen, denn immerhin hast du das Arbeitsblatt, das wir machen sollen, ja nicht?!" "Keine schlechte Idee...", lächelte Akira, sein Klassenkamerad lächelte zurück! Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zu Akira... ------------------ Schweigend trat Takeru in den Flur von Akiras Haus ein. Nachdem er Jacke und Schuhe ausgezogen hatte, blickte er sich um. "Ich hab mich schon immer gefragt, was für Leute hier in dem Haus wohnen. Ist ja echt ein riesiger Schuppen!" "Tja, jetzt weißt du es...." Still betrachtete Takeru die weißen Wände, und wie schon Akira am vorigen Abend, wurde ihm kalt. "Ähm... was arbeitet dein Vater?", fragte er vorsichtig und ließ seinen Blick schon zum wiederholten Male über die kahlen Wände gleiten. "Also, wie du siehst, ist er schon mal kein Innenarchitekt. So unkreativ wie es hier aussieht, ist daran wohl auch nicht zu denken" Takeru warf ihm einen verwunderten Blick zu. "Nein, er ist Arzt...", kläre Akira nach kurzem Schweigen auf. "Ah ja... weiß..." "Ja... Ich finde es auch schrecklich. Aber nun lass uns erst mal in mein Zimmer hoch gehen, da ist es ein wenig farbenfroher." Und das war es in der Tat. Takeru staunte nicht schlecht, als er durch die eichenfarbene Tür in ein knatsch gelbes Zimmer trat. "Wow", das war der einzige Kommentar, der ihm dazu einfiel. "Danke", lächelte Akira. "Ich hatte vor 3 Jahren einen absoluten Gelbtick, deshalb die Tapete." "Vor drei Jahren?", hakte Takeru nach. "Ja, vor drei Jahren. Da haben sich meine Eltern getrennt und mein Vater ist von Tokio hierher gezogen und hat sich das Haus hier gekauft! Ich bin bei meiner Mutter geblieben!" "Aha, aus Tokio kommst du also", stellte Takeru überrascht fest. "Ja... aber setz dich doch erst mal!", forderte Akira ihn auf. Der Aufgeforderte tat wie ihm geheißen. Schnell schritt er zum Sofa herüber - es war schön grün - und ließ sich darauf nieder. Akira tat es ihm gleich und setzte sich neben seinen Klassenkameraden. "Und warum bist du jetzt zu deinem Vater gezogen?" "Weil... ähm... meine Mutter ist vor einer Woche gestorben", antwortet Akira auf Takerus Frage. Dieser riss erstaunt die Augen auf und biss sich innerlich auf die Zunge, warum hatte er auch gefragt?! "Das... das tut... mir leid", stammelte er und wusste nicht, was er hätte anderes dazu sagen sollen. "Das verstehe ich immer nicht..." Mit leicht gereizter Stimme erhob ich Akira vom Sofa. "Warum sagt alle Welt immer 'Das tut mir leid!', wenn dem gar nicht so ist???" Akira fing an unruhig im Zimmer auf und ab zu schreiten, was dazu führte, dass Takeru begann sich mächtig unwohl zu fühlen. "Ich... also... ", er brach ab. Schweigen. "Es tut mir wirklich leid!", gab er nach kurzem Zögern zurück. "Ach ja? Und warum das? Du kennst mich doch gar nicht. Und sie auch nicht!", meinte Akira gefühlskalt. "Ich weiß nicht... Aber ich stelle mir das schrecklich vor, jemanden zu verlieren, den man liebt..." Takerus Stimme wurde immer leiser. "Und wer sagt dir, dass ich sie geliebt hab???", fauchte Akira nun bissig. Takeru fühlte sich, als hätte er ein Brett vor den Kopf geschlagen bekommen. Er senkte stumm den Blick und schluckte ein Mal schwer. Ein langes und eisiges Schweigen entstand zwischen beiden. Akira fragte sich insgeheim, warum er plötzlich so ausgetickt war. Okay, er war sehr leicht reizbar, aber Takeru hatte ihm nun echt nichts getan! Dieser wiederum überlegt fieberhaft, warum er nicht einfach seinen Mund gehalten hatte. Schließlich brach er das Schweigen: "Ich glaube, ich geh lieber wieder... Es tut mir echt leid, ich wollte dich nicht so aufregen. Gomen nasai." Leise erhob er sich. Mit gesenktem Blick trat er auf die Tür zu, doch bevor er die Klinke herunter drücken und das Zimmer verlassen konnte, spürte er, wie er sanft am Handgelenkt herumgerissen wurde. Verwundert ließ er es mit sich machen. "Warte! Du brauchst doch nicht gleich davon zu laufen! Sorry, dass ich eben so unfreundlich war, aber dieses ständige 'Das tu mir leid!' geht mir langsam auf den Senkel... und...." Akira bracht ab. "Was und?", hakte Takeru nach. "Und...", wieder abgebrochen. Fragend schaute Takeru Akira ins Gesicht. Nach kurzem Überlegen zog er diesen auf das Sofa zurück und setzte sich neben ihn. Er wartet. Verwirrt über Takerus Reaktion, senkte Akira den Blick. /Sollte er mir wirklich zuhören wollen???/ Dann begann er wieder zu sprechen: "Und der einzige von dem ich dieses 'Das tut mir leid' nicht gehört hab, war mein Vater." Überrascht sah Takeru auf. "Dein Vater?", fragte er vorsichtig nach. "Ja, mein Vater. Das einzige was er gemacht hat, war bei mir anzurufen und zu sagen, dass ich in fünf Tagen bei ihm einziehen würde. Mehr nicht. Dann hat er wieder aufgelegt. Ich war so sauer, dass ich das Telefon genommen und es gegen die Wand geschmissen habe!", schnaubte Akira. Wieder Stille. Akira war es schließlich, der das Thema wechselte, was Takeru mit einem dankbaren Blick quittierte: "Fangen wir nun mit Deutsch an?" "Okay...", erwiderte Takeru und lächelte Akira zaghaft an. Dieser lächelte überraschender Weise zurück. ------------------ Gegen 20 Uhr verließ TK - Takeru hatte Akira angeboten, ihn so zu nennen - das Haus. Beigleitet wurde er von einem fragenden Blick, der von Akiras Vater stammte. Akira selbst begleitete TK noch bis zur Haustür und schloss sie dann hinter ihm. Tief ein- und ausatmend lehnte er sich gegen sie. Sein Vater steckte den Kopf aus der Küchentür. "Wie ich sehe hast du einen Freund gefunden?!" /Was soll das jetzt schon wieder???/ "Ja, scheint so... Was dagegen?", giftete Akira seinen Vater an. "Ach, wo denkst du hin. Warum sollte ich! Ich bin doch froh, wenn du nicht immer alleine zu Hause rumhocken musst!" /Und das soll ich dir glauben? Wer lässt mich denn immer alleine! Aber na ja... lieber alleine, als ständig von dir vollgenölt zu werden/ Das sagte Akira natürlich nicht laut. Mensch, das hätte was gegeben - so richtig weltuntergangmäßig. Er beließ es bei einem Kopfschütteln und stieg wieder die Treppe zu seinem Zimmer hoch. Dort angekommen, sank er erschöpft auf sein Bett. Die Augen schließend, ließ er den gesamten Tag noch mal Revue passieren. Im Großen und Ganzen hatte er ja schnell Anschluss an die Leute aus seiner Klasse gefunden. Auch wenn er bisher nur mit TK gesprochen hatte. Zufrieden seufzend driftete er in einen unruhigen Schlaf. ------------------ Die nächsten Wochen vergingen. Langsam kam eine gewisse Routine in den Tagesablauf von Akira: Morgens aufstehen, zur Schule gehen, danach mit TK Hausaufgaben machen, abends dann alleine in seinem Zimmer rumhocken - sein Vater musste entweder arbeiten oder aber war bei irgendwelchen Freunden eingeladen... Selten kam es auch vor, dass er im Wohnzimmer saß und ein Buch las. An den Wochenenden war Akira seinerseits nicht zu Hause. Meist verabredete er sich mit Takeru und ließ sich die Stadt zeigen. Viel hatte er von Kushiro ja noch nicht gesehen. TK stellte ihn auch bei seiner Clique vor, so hatte Akira bald einen nicht zu verachtenden Freundeskreis. Trotzdem blieb er meist zurückhaltend. Er mimte eher den stillen Beobachter, als das er sich in den Mittelpunkt drängte. Alleine wenn er mit Takeru zusammen war, dann öffnete er sich. Das fiel ihm in der Gegenwart seines Freundes nicht schwer - so sehr er sich darüber auch wunderte. Drei Monate nach Akiras erstem Schultag an der neuen Schule... Große Pause. "Mensch... Stimmt es, das wir jetzt 'nen Biotest schreiben?", genervt sah Akira von seinem Biologiehefter auf und blickte TK fragend an. "Ja, schreiben wir - und das Schlimmes ist, dass ich überhaupt keine Peilung hab! Ich hab in den letzten Wochen echt nix geblickt!!!" Verzweifeltes Schweigen machte sich unter den beiden Jungen breit. "Was ist eine Assimilation?", testweise suchte Akira sich einen Begriff aus seinem aufgeschlagenen Hefter heraus und fragte seinen Freund. Dieser überlegte lange. "Ähm... das war doch irgend so 'ne Krankheit, oder? Konnte man daran nicht sterben???", versuchte Takeru es. "Stimmt...", begann Akira. TKs Gesicht erhellte sich sichtlich. Doch Akira zog die Stirn kraus und fuhr fort: "... du hast keine Peilung!!!" "Du bist blöd!" Kam es nur von TK. Niedergeschlagen ließ sich dieser neben Akira auf die Bank sinken, auf der es sich sein Freund bequem - wenn man das bequem nennen konnte - gemacht hatte. Langes Schweigen entstand. "Oh Mann ey... ich glaub, ich mach blau!", kam es von Akira. "Wow! Ist ja eine glorreiche Idee. Und wie hast du dir das gedacht???", ein fragender Ausdruck hatte sich in Takerus Gesicht geschlichen. "Na, wir spazieren hier einfach vom Schulhof!" "Toll und was machen wir, wenn sich der Alte wundert???", gab TK zu bedenken. "Mann, dann sagen wir Kaori einfach, dass sie sagen soll, das wir... ähm... also... ja, genau... dass wir beim Arzt sind!" "Alle beide, oder wie?" TK schien der Gedanke nicht zu gefallen. "Ja, alle beide... Ich halt bei meinem Hausarzt und du zum Augenarzt oder so.... Sei doch mal ein bisschen kreativ!!" /Es wird schon gut gehen!/ "Hm... ich bin mir sicher, wenn die uns erwischen, dann werden sie auch ziemlich kreativ sein und wenn dann meine Alten das mitbekommen... AUA! Ich will gar nicht dran denken!" Takeru zog den Kopf zwischen den Schultern ein. "Ach, du kennst doch Aiken, aus der Parallelklasse, oder?" Ein bejahendes Nicken von TK. "Also... Der macht mindestens zwei Mal pro Woche blau und bisher hat das noch keiner gemerkt! Warum sollten sie dann ausgerechnet uns erwischen?" Das klang einleuchtend, sogar in den Ohren von Takeru. Trotzdem waren noch nicht alle Zweifel beseitigt... "Hm... ja, schon... aber was ist, wenn sie es doch mitbekommen? Dann sind wir mächtig am Arsch!" "Ach, was sollen die schon groß machen?! Die werden uns wahrscheinlich 'ne Zusatzaufgabe geben und ein bisschen blöd rumtexten, aber mehr doch nicht! Es ist doch bloß eine Stunde!!!" Akira wurde langsam ungeduldig. "Och bitte!!! TK!!! Wenn ich den Test verhaue, dann steh ich in Bio 5. Und mit der Zensur, bringt mein Alter mich um! Das kannste mir nicht antun!" Akira begann zu schluchzen und ließ sich vor TK auf die Knie fallen, die Hände, wie zum Gebet, erhoben: "Ach großer TK, erbarme dich und stimme meinem ach so gut überlegtem Plan zu!" Wieder ein Mal schluchzte er herzzerreißend. Das war dann sogar für den vorsichtigen TK zu viel! "Alter, ist ja gut! Komm hoch, ey... die gucken alle schon" Hektisch ließ er seinen Blick über den Schulhof schweifen. "Ich komm ja mit! Aber erheb dich bitte wieder!", bettelte er. "Echt???" Akira brach sofort seine geschauspielerte Einlage ab und fiel TK um den Hals. "Du bist der Beste. Ich hätte den Test mehr als in den Sand gesetzt!" Zufrieden mit seinen Überredungskünsten, zog er Takeru zu Kaori, die ja im Notfall dem Biolehrer etwas von gewissen Arzttermin erzählen sollte. Kaori war schnell gefunden - sie war immer da, wo eine große Menge Jungs herumstand. Oder besser anders herum - die Jungs schwärmten alle um Kaori herum. Sie war das beliebteste Mädchen der 10. Klasse. Aber irgendwie schien sie ein Auge auf Akira geworfen zu haben, was dieser ja nun überhaupt nicht verstand! Er wollte nichts von Kaori... Eigentlich interessierte er sich überhaupt nicht für Mädchen - ganz im Gegenteil zu TK, der voll auf Kaori abfuhr - wie ungefähr jeder fünfte Junge hier an der Schule. Manchmal wunderte Akira sich selbst schon. Er hatte noch nie eine Freundin gehabt und so richtig verliebt, war er auch noch nicht gewesen. Ob das normal war? SICHER NICHT!!! Wenn Takeru das Thema mal ansprach, dann war es an Akira es wieder zu wechseln oder aber TK abzulenken, sodass er die Frage bald wieder vergessen hatte. Das seltsamste an der Sache war, das Akira manchmal eine böse Vorahnung hatte! Wenn er sich nach dem Sportunterricht mit TK in der Umkleidekabine unterhielt und seinen Blick zum wiederholten Male über TKs verschwitzten Oberkörper wandern ließ, durchfuhr in ein wohliger Schauer. Wie gerne würde er dann mal mit dem Finger über TKs Rippenbögen fahren oder das Schlüsselbein nachzeichnen. Ob er etwa....?! Oh Gott! Das konnte nicht wahr sein.... Er und..... Jungs?!?! Dieser Gedanke überkam ihn jedes Mal, wenn ihm bewusst wurde, wie lange er TK nun schon anstarrte und jedes Mal endete es in einem viel zu hektischem Abgang aus der Umkleidekabine, wo er seinen Freund dann mit irgendeiner Ausrede alleine zurück ließ. /Das ist sicher nur ne Phase!!!/ Abrupt stoppt Akira, sodass TK ihm voll in den Rücken lief. "Hey, pass doch auf!", motzte dieser auch gleich los! "Sorry", nuschelte Akira leise - immer noch in seine ebigen Gedanken vertieft. "Was ist denn los? Wolltest du nicht Kaori was fragen?!", erinnerte TK ihn an sein eigentliches Anliegen. "Oh, ja... stimmt!" Eilig ging er zu Kaori herüber und trug ihr seine Bitte vor. Und natürlich konnte Kaori ihm nichts abschlagen - sie würde die beiden im Notfall decken! Zufrieden mit ihrem Plan, verließen die beiden Jungen am Ende der Pause den Schulhof - sie machten sich auf den Weg in die Stadt! "Und, was machen wir jetzt?" Gelangweilt schlenderte TK neben Akira her. "Was weiß ich?! Aber hier rumzulungern ist auf jeden Fall besser, als in einem stickigen Klassenzimmer zu sitzen und einen Test über Assimila-dings-da oder so was zu schreiben.", gab Akira mit den Händen fuchtelnd zurück. Still nickend stimmte Takeru ihm zu. Vor einem Schaufestern stoppte Akira abrupt. Es war ein Sportgeschäft! "Wow! Schau dir den mal an!!!" Sein Blick fiel auf einen bunten Volleyball. "Der ist ja der Hammer!" Akira konnte sich gar nicht mehr einkriegen! "Ähm...", mischte sich Takeru in das Selbstgespräch seines Freundes ein. "Das ist ein stinknormaler Volleyball! Was ist an dem so toll???" "Guck ihn dir doch mal an!", gab dieser als Argument! "Ui toll, der ist schön bunt... und kostet n Haufen Kohle!!", hielt TK, dessen Blick auf das Preisschild gewandert war, dagegen! "Seit wann interessierst du dich für Volleyball???" Akira überlegt kurz. "Eigentlich schon immer... ich hab an meiner früheren Schule in der Schulmannschaft gespielt!" "Hey, das wusste ich ja gar nicht. Davon hast du mir ja nie was erzählt!!!" "Du hast du auch nicht gefragt!", verteidigte sich Akira! "Sorry, war ja nicht böse gemeint!" Akira maß seinen Kumpel mit einem kurzen Seitenblick, dann wendete er sich wieder dem Ball zu! In Gedanken versunken starrt er ihn an. "Warum gehst du dann nicht in die Schulmannschaft bei uns, wenn dir der Sport so viel Spaß macht???" Abrupt riss Akira den Kopf herum! "Wir haben ne Mannschaft?" "Ja, wusstest du das nicht? Sie trainiert jeden Mittwoch Nachmittag." "Das hast DU mir aber nicht erzählt!", meinte Akira ein bisschen verstimmt! "Tja, DU hast ja auch nicht gefragt!" TK grinste blöd! Mit einem grimmigen Blick - 1 : 0 für TK - wendete Akira sich von seinem immer noch grinsendem Freund ab. "Ich glaube, den Ball hol ich mir!" gab Akira nach einer geraumen Zeit - TK wusste nicht, wie lange sie jetzt schon vor dem Laden standen - zu bedenken. "Tja mein Lieber, ich glaube, da musst du noch ein Weilchen sparen. Das Ding ist mehr als teuer!!!" "Ich hab meinen Vater...", murmelte Akira. "Stimmt...", TK verzog das Gesicht. Was würde er manchmal dafür geben, SO einen Vater zu haben! Gemeinsam setzten sie ihren Weg durch die Stadt fort. Nach einem fünfminütigen Fußmarsch standen die beiden Freunde vor dem Stadtpark. "Woll'n wir...?", fragte TK. "Ja, warum nicht?!", stimmt Akira nickend zu. Durch das große, gemauerte Steintor betraten sie den Park. Wie durch eine schalldichte Mauer, die allen Lärm abschirmt, wurde es merklich ruhiger. Der Lärm des Verkehrs und der Menschenmassen, die sich lachend und erzählend, durch die Stadt schoben verstummte fast vollkommen. /Müssen die denn nicht arbeiten???/ Von einer innerlichen Ruhe ergriffen, schlenderten sie durch die grünen Anlagen. TK zeigte stumm auf eine Bank und Akira folge ihm langsam dorthin. Schnaufend ließ er sich neben TK nieder. Die Sonne schien ihm ins Gesicht, und trotz der eigentlich kühleren Temperaturen, wurde ihm ziemlich warm. Umständlich entledigte er sich seiner Jacke. Takeru, der dem Treiben fragend zu sah, räusperte sich: "Meinst du nicht, das es DAFÜR ein bisschen kalt ist?" "Nö, ist doch Sommer!" "Hm... nicht wirklich... Aber wenn du meinst!", beendete TK das Thema und schloss genüsslich seufzend die Augen. Akira, der gerade was sagen wollte, blieb stumm, als er zu seinem Freund hinüber sah. Sie Sonne strahlte TKs Gesicht auf eine sonderbare Art und Weise an. Das Spiel von Licht und Schatten - teils durch die sich im Wind bewegenden Bäume hervorgerufen - faszinierte Akira zunehmend. Still beobachtet er, wie das Licht TKs eh schon braunen Haut einen besonderen Glanz gab. Sie sah weich und seidig aus. /Wie gerne würde ich sie mal anfassen!/ Keine Unebenheit in der Haut war zu sehen. Und als Takeru angesichts der Wärme auf der Haut, lächelte, fiel Akira zum ersten Mal auf, das sein Freund Grübchen hatte. Innerlich seufzend hob er die Hand, nur um sie dann wieder sinken zu lassen. /Soll ich...?/ Ohne genau zu wissen warum er es tat, hob er wieder seine Hand und fuhr TK leicht über die Wange. Der, die hauchzarte Berührung bemerkend, schlug die Augen wieder auf. Erschrocken über seine Tat zog Akira die Hand schnell wieder zurück. TK drehte ihm das Gesicht zu und blickte ihn fragend an. Errötend senkte Akira hastig den Kopf und stammelte was von "'tschuldigung!" und "Nur ein Käfer, den ich wegmachen wollte..." TK schien sich mit der Antwort auf seine stumme Frage zu begnügen, denn er blickte wieder gerade aus und schloss die Augen. /Wie wunderschön braun sie sind.../ Es durchzuckte Akira heiß, als er registrierte, was er da gerade gedacht hatte! Er dachte über TK nach, wie andere über irgendein Mädchen. Langsam festigte sich sein Verdacht, dass er schwul war. Ungewollt drängten sich ihm Tränen in die Augen und er hatte Mühe, sie zurück zu halten. Hilflos schloss er schnell die brennenden Augen. Als er das Rascheln von Stoff hörte, öffnete er sie wieder vorsichtig... und blickte in die schokoladenbraunen Augen von TK. Dieser hatte sich so dicht zu ihm rübergebeugt, das seine Nasenspitze nur noch wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt war. Sein Blick wirkte besorgt! Schluckend kämpfte Akira gegen das Verlangen an, zurück zu weichen oder aber sein Gesicht an das seines Gegenübers zu schmiegen. Wie gerne würde er sich von seinem besten Freund trösten lassen. Aber was sollte er auch sagen?! ,Hey Mann, ich glaub ich bin schwul. Nimmst du mich in den Arm und tröstest mich?!' DAS wohl kaum. Also rührte er sich nicht und blieb stumm. Die Zeit schien nur langsam zu vergehen, bis Takeru mit seinem Gesicht wieder ein Stück abrückte, den Kopf fragend zur Seite neigte und meinte: "Was ist los mit dir? Du siehst so deprimiert aus!" "Ach nichts...!", versuchte Akira sich in ein unglaubwürdiges Lächeln zu retten. Aus seinem Augenwinkel drängte sich eine Träne an die Oberfläche und lief langsam seine Wange herunter. Takeru suchte seinen Blick, ehe er meinte: "Für nichts scheint es dich aber sehr zu belasten!" Schnell hob er die Hand zu Akiras Wange und wischte mit dem Daumen, die im Sonnenlicht glänzende, Träne weg. "Ach, ich hab eben nur in Erinnerungen geschwelgt... es ist echt nichts!", versuchte dieser sich hastig rauszureden und setzte sein überzeugendstes Lächeln auf. Doch das schien Takeru ihm nicht ab zu nehmen, was sein Blick auch deutlich verriet. Doch trotzdem ging er nicht weiter darauf ein. Seufzend erhob er sich und blickte auf seine Uhr. "Wir müssen wieder zurück!", stellte er mit einem leichten Unterton in der Stimme, den Akira nicht zu deuten wusste, fest. Mit einem riesigen Kloß im Hals, erhob sich der eben Angesprochene auch von der Bank und eilte seinem Freund, der sich einfach umgedreht hatte und schon den Weg zum Ausgang entlang ging, nach. Ein Seitenblick verriet ihm, das TK sich in Gedanken zurück gezogen hatte. "Gomen nasai...", flüsterte Akira leise. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er seinem Freund die gute Laune verdorben hatte. Dieser schielte nur kurz zu ihm herüber, und meinte eben so leise: "Es gibt nichts, für das du dich entschuldigen bräuchtest. Ich hoffe bloß, das du weißt, das ich dir gerne zuhöre..." "Hai..." Akira senkte den Blick wieder zu Boden. /Davon werde ich wohl bald Gebrauch machen müssen/, ging es ihm durch den Kopf. Schweigend wanderten sie wieder durch die Stadt zurück zur Schule. Auf dem Rückweg hatte sich Akira wieder einigermaßen beruhigt. Zumindestens fühlte er sich nicht mehr so, als wenn er gleich losheulen müsste. /Wovor habe ich eigentlich solche Angst? Ist der Gedanke, dass ich... schwul bin denn so abartig?/ Immer noch vor sich hergrübelnd trabte er neben Takeru her, der ihm in gewissen Zeitabständen immer wieder besorgte Blicke zuwarf. So kannte er seinen besten Freund nicht. Klar, jeder hatte mal einen schlecht Tag, aber nicht sooo schlecht, das man einfach anfängt zu heulen - zumindestens schätze er Akira nicht so ein. Doch er würde das Thema gewiss nicht ansprechen, er würde warten, bis Akira es ihm von selbst erzählte. Vor ihnen tauchte wieder die Schule auf. Kurz vorm Tor meinte Akira plötzlich: "Ob sie was gemerkt haben?" "Ich hoffe doch mal nicht...", gab TK unsicher zurück. "Ich hab so ein blödes Gefühl!" Akira wurde mulmig. Gemeinsam traten sie durch das Tor, das denn Schulhof von den Bushaltestellen davor abgrenzte. TK warf fast panisch wirkende Blicke auf die wenigen Schüler, die sich auf dem Hof tummelten. Keiner schien sie zu beachten. Wieder aufatmend richtet er seine Aufmerksamkeit auf das Hauptgebäude - es gab noch eine Bibliothek und eine Turnhalle, die jeweils in Extra-Gebäuden untergebracht waren - und steuerte es an. Sein Freund folgte ihm still. Gerade als sie sich in Sicherheit fühlten und um die Ecke zu ihrem Klassenzimmer - sie hatten jetzt Englisch - bogen, kam ihnen Kato, ein Mitschüler, entgegen gerannt. Sein Gesichtsausdruck ließ nichts Gutes erahnen. "Leute, ihr habt ein Problem...", begann er aufgeregt. Die beiden Angesprochenen tauschten panische Blicke. "Der Alte...", damit meinte er den Biolehrer, so nannten ihn alle, da er schon über 60 Jahre alt war, "... hat heraus bekommen, das ihr in der letzten Stunde blau gemacht hab!" "Wie das?????" Akira war die Angst anzumerken. "Na ja... ähm... also... er hat geahnt, das du...", mit einen Kopfnicken deutete er auf Akira. "... wegen dem Test blau machst und hat das laut ausgesprochen. Da ist Kaori aufgestanden und meinte stotternd, das du beim Arzt seiest und Takeru auch. Darauf meinte er nur, das ihr beide ja sehr schnell krank geworden sein müsst, denn er habe euch heute noch auf dem Schulhof gesehen." Beide Jungen zogen zischend die Luft ein. Daran, dass sie wer gesehen haben könnte, hatten sie gar nicht gedacht. Doch Kato übersah ihre Reaktion und berichtete weiter: "Darauf wusste Kaori nichts zu sagen und hat sich wieder hingesetzt. Dann hat er angefangen einen Vortrag über das Schwänzen und die Folgen zu halten. Da hat Kaori glaube ich Schiss bekommen und ist nach dem Unterricht zu ihm hin um ihm alles zu sagen." "WAS???" TKs Stimme bebte vor Zorn. "Nach der Stunde meinte er dann, das er die nötigen Maßnahmen treffen werde... ich hab keine Ahnung, was er damit meinte, aber es hat sich nicht gut angehört." "Das kann ich mir vorstellen! So ein Mist, was machen wir denn jetzt???", wandte sich Akira an Takeru. "Auf jeden Fall nicht die letzte Stunde auch noch fehlen. Das gibt dann nur noch mehr Ärger!" "Ja..." "Am besten wir warten ab was passiert, rückgängig machen könne wir es eh nicht. Dann entschuldigen wir uns und werden sehen was kommt...." TK strahlte eine Ruhe aus, die Akira ihm gar nicht zugetraut hatte. "Wenn du meinst..." "Ja, mehr können wir nicht tun!" Zusammen mit Kato machten sie sich auf den Weg in den Klassenraum. Still setzten sie sich auf ihre Plätze und packten ihre Sachen aus. Der Unterricht begann wie jede Stunde, kein Wort über ihren « Ausflug » fiel. "Vielleicht hat Kato sich geirrt...", gab Akira leise zu bedenken, als er TKs verwirrten Blick bemerkte und richtig deutet. Dieser zuckte nur mit den Schultern und widmete sich dann wieder seinem Englischbuch. Als es klingelte, wartete Akira auf TK, der noch dabei war seine Sachen zusammen zu packen. Herr Aoshi war schon aus dem Raum hinaus und hatte nichts mehr gesagt. "Was meinst du, warum haben sie uns nicht drauf angesprochen?" "Keine Ahnung... vielleicht hat sich Kato tatsächlich geirrt oder er wollte uns nur einen Schreck einjagen." Aber so recht glauben, konnten beide an ihre Theorien nicht. Sich immer noch angeregt darüber unterhaltend, verließen sie als letztes den Klassenraum und machen sich auf den Weg zu Akiras Haus. Wie jeden Nachmittag würden sie gemeinsam Hausaufgaben machen und dann noch ein wenig Musik hören, oder raus gehen. Mit einem Klicken drehte sich der Schlüssel im Schloss und Akira öffnete die Tür. Sich die Schuhe ausziehend, betraten beide das Haus, das stiller nicht hätte sein können. Nichts war zu hören. Da Akira das Auto seines Vaters nirgendwo erblicken konnte - weder in der Auffahrt, noch in der Garage - schloss er daraus, dass ein alter Herr noch nicht zu Hause war. Takeru ging stumm die Treppen hoch, während Akira noch schnell alle Fenster im Erdgeschoss öffnete, eine Sache, die die beiden sich schon angewöhnt hatten. Danach sprintete Akira zwei Stufen auf ein Mal nehmend, die Treppe hinauf. Als er das Zimmer betrat, stand Takeru gerade an seinem Schreibtisch und hielt etwas in den Händen, das er eingehend betrachtete. Da er mit dem Rücken zu Akira stand, konnte dieser nicht erkennen um was es sich handelte. Als TK ihn bemerkte, drehte er sich zum ihm um und wollte gerade zu etwas ansetzen, als Akira erkannt, was er sich da so eingehend angesehen hatte. Es war ein Bild, das einen jungen Mann zeigte. Seine dunklen Haare waren zu einem kurzen Kopf nach hinten gebunden und auf seinem Gesicht zeigte sich das strahlendste Lachen, das TK je gesehen hatte. Seine Augen leuchteten und wirkten sogar auf dem Bild so lebendig, das man dachte, der Unbekannte würde einem jeden Augenblick zuzwinkern. Unter dem Arm hielt er einen Volleyball, der genauso bunt war wie die Klamotten, die er an hatte. Kurze Hosen und ein weites, offengelassenes Hawaii-Hemd. TK erinnerte der Ball an den, den sie im Geschäft gesehen hatten! Alles in allem hätte man das Bild stundenlang betrachten können und man musste einfach auch lächeln, wenn man das Lachen des Fremden sah. Mit einem schnellen Satz war Akira neben TK und entriss ihm grob das Bild. Es fest an sine Brust gepresst, funkelte er seinen Freund an: "Wer hat dir erlaubt, das anzufassen! Normalerweise fragt man, bevor man in den Sachen anderer rumwühlt!", fauchte Akira wütend. Takeru, der nicht wusste was auf ein mal in seinen Kumpel gefahren war, wich erschrocken einen Schritt zurück. "Aber ich hab doch gar nicht in deinen Sachen rum gewühlt! Es lag einfach so auf dem Schreibtisch und da hab ich es mir nur angeguckt. Du hast dich doch normalerweise nicht so!" Immer leiser werdend, versuchte er Akira wieder gut zu stimmen, doch der sah ihn mit einem verächtlichen Blick an. "Normalerweise, normalerweise... heute ist aber nicht normalerweise! Du hast keinen Grund einfach etwas in die Hand zu nehmen, was auf MEINEM Schreibtisch liegt, dass mach ich ja auch nicht!!!", herrschte er seinen Gegenüber an. Der wich noch einen Schritt zurück. "Es mit mir doch leid!!! Ich hab es doch nicht fallen gelassen! Warum rastest du so aus?" "Das geht dich gar nichts an! Genauso wenig wie dieses Bild!" Schnell öffnete Akira die Schreibtischschublade und legte es behutsam hinein, danach schloss er sie geräuschvoll, was den eh schon total verwirrten und verängstigten TK zusammen zucken ließ! Akiras katzengrüne Augen strahlten eine solche Wut aus, das er dachte, sein Freund würde sich gleich mit einem Fauchen auf ihn stürzen wie eine Raubkatze. Aber nichts der gleichen geschah. Akira drehte sich um und holte seine Schultasche von der Tür, wo er sie hatte fallen lassen, als er Takeru gesehen hatte. Als er wieder bei diesem ankam, war nichts mehr von der Wut von eben zu spüren. Verblüfft blickte TK Akira ins Gesicht, doch der wich seinem Blick aus und meine nur etwas barsch: "Was ist? Brauchst du 'ne schriftliche Einladung? Ich will nicht ewig an diesen dummen Hausaufgaben sitzen!" Hastig packe TK seine Sachen aus und setzte sich an Akiras Couchtisch, er wollte seinen Freund nicht noch mehr aufregen. Dieser ließ sich ihm gegenüber nieder und begann sofort mit den Aufgaben. Akira noch einen verwunderten und auch etwas traurigen Blick zuwerfend, machte auch er sich still an seine Aufgaben. Das laute - Akiras Meinung nach ZU laute - Geräusch einer zuschlagenden Tür, riss die beiden aus ihren Aufgaben und ließ sie hochschrecken. Takeru warf einen prüfenden Blick in Akiras Gesicht, aber aus diesem war alle Wut verschwunden. Im Gegenteil, seine Augen strahlten wieder die gewohnte Ruhe und Wärme aus, mit der er ihn immer anblickte. Und das wollte Takeru nicht wieder ändern, in dem er neugierige Fragen stellte! Immer noch blickten sie sich stumm in die Augen, als sie das Geräusch von Schritten auf der Treppe war nahmen. Akira zog die Stirn kraus und warf einen hektischen Blick zur Tür. /Was wird er wollen?/ Auch in TKs Gesicht konnte er die unausgesprochene Frage lesen. Gespannt warteten beide ab, was passieren würde. Die Tür zu Akiras Zimmer schwang ein klein wenig zu heftig auf, als das man auf einen rein «freundschaftlichen» Besuch von Herrn Kashino hätte hoffen können. Als dieser dann Takeru erblickte, zeigte sich ein freundliches Lächeln - das einfach nur gespielt war - auf seinem Gesicht. "Konnichi wa, Takeru!" Dann wandte er sich an Akira: "... Akira, du kommst bitte mal sofort runter! Ich habe was mit dir zu besprechen." "Muss es denn jetzt gleich sein?", fragte der Angesprochene mit einen Blick auf TK. "Ja, SOFORT!" In der Stimme von Akiras Vater schwang ein Unterton mit, der Akira alarmierte. Er ahnte schon worum es ging! /Ich weiß von nichts! Und woher sollte er es denn überhaupt wissen!? Unmöglich!/ Fortsetzung folgt.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)