Magischer Walzer von abgemeldet (Krieg - Frieden - Revolution) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- 1. Kapitel Große grüne Augen sahen ängstlich zu ihm hinauf. „Wie heißt du, Kleiner?“, fragte er besorgt. Doch der Junge antwortete nicht, schüttelte nur mit dem Kopf und duckte sich. Er war ziemlich klein und dürr. Seine schwarzen Haare standen in alle Richtungen ab und sahen so aus, als hätten sie noch nie einen Kamm gesehen. Über den grünen Augen auf der Stirn des Jungen aber prangte das wohl auffälligste Merkmal: Eine blitzförmige Narbe. Aber er sollte sich auf das Wesentliche konzentrieren. Der Braunhaarige seufzte. „Mein Name ist Duo, Duo Maxwell.“ Fragend blickte der Junge ihn an. Unverständnis spiegelte sich auf seinen Zügen wieder. „Ich mag rennen und mich verstecken, aber ich lüge nie.“ Der Junge nickte zögerlich, obwohl Duo sich nicht sicher war, ob der Kleine ihn wirklich verstanden hatte und ihm die Bedeutung seines Spruches klar war. „Wie alt bist du, mh?“ Vorsichtig hob der Junge seine Hände. Acht Finger und zwei Daumen wurden Duo entgegen gestreckt. Der zog skeptisch eine Augenbraue hoch. „Zehn?“ Der Junge nickte. Scharf zog Duo die Luft ein nur um sie langsam wieder auszupusten. Der Junge sah nicht aus wie zehn. Wie sieben, maximal acht, aber nicht wie zehn. Es war nicht schwer für den Langhaarigen zu verstehen, dass es sich hier um einen eindeutigen Fall von Vernachlässigung handelte, denn ein Straßenkind war der Kleine nicht. Schon alleine die blauen Flecken im Gesicht und die viel zu große Kleidung zeugten von Misshandlung. Duo zwang sich zu einem Grinsen, er wollte den Kleinen nicht noch mehr verschrecken. „Na, was hältst du von einem Eis? Es ist immerhin verdammt warm hier draußen, nicht?“ Die grünen Augen sahen ihn nur weiterhin unbeirrt an, zeigte ansonsten jedoch keine Reaktion. „Na komm schon Kleiner, da hinten gab es welches, das hab ich vorhin gesehen. Ich lad dich auch ein.“ Ohne weiter auf den kleinen Schwarzhaarigen einzugehen drehte Duo sich um und lief zu dem Eisverkäufer im Park, an dem er vorhin schon vorbeigekommen war. Dort angekommen war er erleichtert festzustellen, dass der Junge ihm gefolgt war. Jetzt konnte man die Neugierde deutlich in seinem Gesicht sehen. Duo lächelte. „Na, was willst du, Knirps? Erdbeere? Schokolade? Oder lieber Vanille? Ich nehme… mhh… einmal Schokolade bitte!“ Duo wandte den Blick zu dem Jungen, doch der schwieg weiterhin stur. Er schien auch nicht zu begreifen, was Duo von ihm wollte. Erneut seufzte der Langhaarige. „Und eine Kugel Vanille bitte“, sagte er zu der Eisverkäuferin und bezahlte anschließend. Als Duo sich jedoch auf eine recht versteckte Parkbank in der Nähe setzte, weigerte der Junge sich, sich daneben zu setzen. Es brauchte viel Überzeugungskraft, bis er es schließlich doch tat. Mit großem Abstand zu Duo. Und genauso viel Überzeugung brauchte der Pilot, um den Kleinen davon zu überzeugen, das Vanillereis anzunehmen. „Hattest noch nicht oft Eis, was?“, murmelte Duo, als er den erstaunten Gesichtsausdruck des Jungen sah, als dieser zum ersten Mal an der hellgelben Kugel leckte. Erst schien er überrascht, dass es so kalt war, aber dann sah man, dass es ihm schmeckte. Duo stöhnt leicht. Was hatte er da nur wieder aufgegabelt? Eigentlich hatte er sozusagen Krankenurlaub. Bei einer seiner Missionen hatte er sich sein Handgelenk angebrochen, welches für ihn als Pilot aber nun einmal unersetzlich war. Dr. G hat ihm daher hier in Little Whington ein Unterschlupf besorgt und ihm vier Wochen gegeben, um gesund zu werden. Danach musste Duo wieder auf Missionen. Eine Woche war bereits vorbei, da hatte er plötzlich diesen kleinen Jungen bemerkt, der von einer Gruppe größerer Jungen drangsaliert wurde. Helfend war er eingeschritten, da keiner der anderen Erwachsenen auch nur zu bemerken schien, was vor sich ging. Und jetzt hatte er den Salat. Eine kleines, offensichtlich vernachlässigtes Kind, das nicht einmal mit ihm reden wollte. Also fing Duo an das zu tun, was er am besten konnte: Reden. Er erzählte dem Jungen über sich – ließ dabei seine Arbeit als Pilot natürlich total raus -, von den Kolonien, die er besucht hatte, von anderen Ländern, von seinem verletzten Handgelenk und so weiter und so fort. Als der Spielplatz in der Nähe immer leerer wurde, schwieg er schließlich. Ihm fiel nichts mehr ein. Schockiert wurde es Duo klar. Er hatte nichts mehr zu erzählen… Das war ihm noch nie passiert! Das er nichts mehr zu sagen hatte! Das war eine Katastrophe! Erschöpft lehnte Duo sich zurück und schloss die Augen, um das zu verarbeiten. Das Eis war längst gegessen. „Harry.“ Fast hätte der Pilot das zarte Stimmchen überhört und es dauerte auch eine Weile, bis er begriff, dass es der Junge neben ihm war, zu dem eben jenes zarte Stimmchen gehörte. Überrascht starrte er den Schwarzhaarigen an. „Harry?“ Der Junge nickte. Blickte unsicher. „Mein… mein Name… Harry. Harry Potter.“ „Oh.“ Duo fehlten die Worte. Das hatte er offen gesagt nicht mehr erwartet. Er hatte sogar schon angefangen zu überlegen, ob der Junge nicht vielleicht stumm war oder so. „…Okay …Harry. Wie gesagt, mein Name ist Duo. Freut mich, dich kennen zu lernen“, und breit grinsend reichte er dem Kleinen seine Hand. Dieser nahm sie zögernd an und schüttelte sie. „Mich auch.“ Und dann schlich sich ein kleines Lächeln auf sein Gesicht. Duo strahlte. Die nächsten Tage wurden schon interessanter für den quirligen Piloten. Immer am späten Nachmittag tauchte der Junge, Harry, im Park auf und die beiden verbrachten etwas Zeit gemeinsam. Es wurmte Duo nur, dass Harry sich partout weigerte ihm zu sagen, wo er wohnte und selbst verfolgen konnte Duo den Kleinen nicht. Irgendwie schaffte Harry es immer ihm zu entkommen. Entweder kletterte er durch irgendwelche kleinen Löcher in Hecken oder versteckte sich anderswo. Immer verlor Duo ihn aus den Augen. Es war frustrierend! Kam er aus der Übung?! Aber zumindest fasste klein Harry langsam Vertrauen zu Duo. Er begann, ihm von seiner Tante und seinem bösen Onkel zu erzählen und von seinem fetten Cousin. Von dem Schrank unter der Treppe, den er sein Zimmer nannte – Duo wäre fast ausgerastet an dieser Stelle -, von der ganzen Hausarbeit, die er zu erledigen hatte – Duo war ausgerastet an dieser Stelle – und von dem Nahrungsentzug durch seine Verwandten – Duo konnte sich nur knapp davon abhalten, seine Waffe zu ziehen und den Jungen zu zwingen, ihn zu seinen Verwandten zu bringen, damit er sie umlegen konnte. Aber Harry erzählte ihm auch von den Jugendamtmitarbeitern und den Lehrern, die den Missbrauch bemerkt und versprochen hatten, ihm zu helfen, aber ein zwei Tage später jedes Mal auf mysteriöse Art und Weise verschwunden waren. Und war es, was Duo schließlich zum Nachdenken brachte. Warum sollte jemand wollen, dass dieser Junge bei seinen Verwandten blieb? Denn das schien ja offensichtlich der Fall zu sein. Er hatte in den Daten der Krankenhäuser und umliegenden Schulen gesucht, aber nirgends wurde ein gewisser Harry Potter erwähnt. Auch das war merkwürdig, behauptete der Kleine doch, zumindest in die Schule zu gehen, auch, wenn er gerade Sommerferien hatte. Wieder einmal saßen sie zusammen im Park, es wurde langsam dunkel. „Musst du nicht nach Hause, Harry?“ Der Junge schüttelte den Kopf, sodass seine schwarzen Locken wild durcheinander wirbelten. „Sie gehen heute Auswärts essen, mein Cousin ist bei einem Freund und damit ich keinen Unsinn anstelle, haben sie mich … ausgeschlossen. Ich darf erst morgen früh wieder rein … zum … zum Frühstück machen.“ In Duo kochte die Wut hoch. Wie konnten diese Bastarde es wagen, ein Kind auszuschließen! Wussten die nicht, was Harry nachts alles draußen passieren konnte? Und vor allem sagte Harry das alles in so einem sachlichen Ton, als ob es das normalste der Welt wäre! Duo schüttelte der Kopf. Er sollte diese perfekte Chance nutzen. „Na, wie sieht‘s aus, willst du vielleicht bei mir die Nacht schlafen?“ Große grüne Auge sahen Duo an. „Also… das musst die nicht tun. Wirklich nicht.. ich will keine Arbeit machen… es ist in Ordnung so, wirklich!“ Doch Duo schüttelte bestimmend den Kopf. „Nein, es ist nicht in Ordnung, was deine Verwandte da tun und das weißt du hoffentlich auch, oder?“ Harry nickte, wenn auch etwas unsicher. „Außerdem muss ich in zwei Tagen wieder weg zur Arbeit, mein Handgelenk ist ausgeheilt und mein Urlaub hier vorbei. Also lass uns die Zeit zusammen noch etwas genießen, ja?“ „…okay.“ Zusammen gingen sie zu Duos Wohnung. Es war eine Einzimmerwohnung am Rande der Stadt, nichts Großartiges aber ausreichend. Harry sah sich neugierig um, blieb aber dicht bei dem Langhaarigen. „Soll ich was zu essen machen, Duo?“ „Nah, lass mal Kleiner, ich hab noch irgendwo ne Tiefkühlpizza für uns. Du könntest dir überlegen, ob wir nicht einen Film zusammen schauen wollen und wenn ja, dann welchen. Was sagst du dazu?“ „Einen Film? Egal welchen?“ „Jep!“ Gepriesen sei das Internet, dachte sich Duo. Dort konnte er sich jeden Film in Null Komma Nix herunterladen. „Also, schon ne Idee?“ „Ich würde gerne ein Märchen sehen…. Wenn… das nicht zu kindisch ist…“ Duo wuschelte Harry durch seine ohnehin schon strubbeligen Haare. „Ach iwo! Lass uns ein Märchen ansehen… mh… Rotkäppchen… nein… ah, hier, Schneewittchen! Ja? Okay, dann Schneewittchen.“ Und zusammen kuschelten sich Duo und Harry auf die Couch, bei einer Pizza und sahen sich das Märchen Schneewittchen an. Doch noch bevor der Prinz mit dem gläsernen Sarg über die Wurzel stolpern und damit das Schneewittchen von ihren Schlaf erlösen konnte, bemerkte der Langhaarige, dass sein kleiner Freund eingeschlafen war. Ohne hinzusehen schaltete er den Fernseher aus und hob Harry hoch, um ich in sein Bett zu legen. Dabei bemerkte er, wie leicht der Kleine doch eigentlich war. Viel zu leicht. Duo schüttelte traurig den Kopf. Er würde Harry so gerne helfen, aber in seiner momentanen Position als Rebell und Gundampilot war das leider nicht möglich. Er fasste den Entschluss, diesen Krieg so schnell es ging zu beenden, damit er Harry helfen konnte. Das war es auf jeden Fall wert. Als Duo jedoch begann. Harry von seiner übergroßen Kleidung zu befreien, dachte er, sein Herz bleibe stehen. Der Junge war ja ein wandelndes Skelett! Und die vielen blauen Flecke und Schürfwunden trugen nicht unbedingt zur Besserung des Aussehens bei. Glücklicherweise zierten keine Narben Harrys Körper, was hieß, dass auch seine Verwandten gewisse, wenn auch viel zu geringe, Grenzen hatten. Zwei Tage später stand ein sehr trauriger kleiner schwarzhaariger Junge neben einem Motorrad. Duo brach fast das Herz bei dem Anblick. „Harry, was machst du denn hier?“, fragte er, da sein kleiner Freund um die Uhrzeit eigentlich immer zu Hause war, um irgendwelche beschissenen Aufgaben zu erledigen. „Bin abgehauen, wollte dir aus Wiedersehen sagen“, murmelte der Schwarzhaarige. Sanft nahm Duo ihn in den Arm und strich ihm die Haare aus dem Gesicht, sodass die blitzförmige Narbe freigelegt wurde. „Heyyy, nicht traurig sein, ich komme wieder. Versprochen, ja? Wenn der Krieg vorbei ist, dann komm ich und hole dich zu mir. Ganz bestimmt.“ Hoffnungsvoll sahen grüne Augen ihn an. Duo schob Harrys Brille etwas zurecht und fasste ihn an der Nasenspitze. „Und bis dahin pass auf, dass du heile bleibst. Ja?“ Harry nickte. Plötzlich kam Duo eine Idee. „warte Mal, ich hab da… ah ja, da ist sie ja!“ Strahlend holte er eine kleine Kamera heraus. „Warum hab ich da nicht schon früher dran gedacht? Wollen wir noch ein Erinnerungsfoto machen? Bis wir uns wiedersehen?“ Auch Harrys Augen strahlten ein wenig bei der Idee. „Hey, Sie?! Können sie ein Bild von uns machen?!“, rief Duo einem der vorbeigehenden Passanten zu. es war eine Junge Frau, vielleicht 25 Jahre, mit langen blonden Haaren. Sie musterte die Beiden kurz und nickte dann lächelnd. „Keion Problem. Auf den Knopf muss ich drücken, nicht wahr? Okay…“ „Los Kleiner, und hopp.“ Und bevor Harry sich versah hatte Duo ihn auf seine Schultern gehoben. Das machte der Pilot öfter und der Junge war jedesmal begeistert! Er mochte es so hoch oben, da kam er sich so groß vor. „Und lächeln!“, rief die Frau. Sie musste die Beiden nicht zweimal auffordern und betätigte den Auslöser. Es klickte. Dankend nahm Duo seinen Fotoapparat wieder entgegen. „So…“, setzte er Harry wieder auf den Boden, „… jetzt brauchen wir nur noch einen Laden, wo wir dir das Foto ausdrucken können.“ Doch Harry griff Duos Ärmel undschüttelte den Kopf. „Nein… mein Onkel und meine Tante würden es mir wegnehmen, wenn sie es sehen. Ich… behalte dich so in Erinnerung, ja?“ Wieder schimmerte Trauer in den grünen Augen. Duo seufzte und streichelte ihm über den Kopf. „Gut, aber ich verspreche, wieder zu kommen. Bis dahin, stell nichts an, ja? Und entwickel etwas Selbstbewusstsein, du bist schließlich eine großartige Person!“ „Versprochen…. Du bist Pilot, oder?“ Duo erstarrte. „Was?“ „Naja“, Harry legte den Kopf schief, „es ist mir nur so aufgefallen… von deinem Verhalten, deinen Andeutungen und so. Stimmt es?“ Duo zwang sich zu einem Grinsen. „Jep, das stimmt. Schlaues Bürschchen bist du.“ „Pass auf dich auf Duo, ich will dich nicht verlieren. Bitte“, die Stimme Harrys klang flehend. Duo seufzte. „Ich gebe mein Bestes. Wir werden uns wiedersehen, versprochen!“ Dann stieg er auf sein Motorrad und fuhr los, ohne sich noch einmal umzusehen aber fest mit dem Gedanken im Hinterkopf, Harry nach dem Krieg wieder aufzufinden und zu sich zu holen. Woher sollte er auch wissen, dass Harry Potter dreiunddreißig Tage später einen Brief von einer Eule bekam und damit in eine Welt hineingezogen wurde, in die Duo ihm niemals würde folgen können? Bis zum nächsten Mal, achat Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Hallihallo! An dieser Stelle kommt mir der Gedanke, vielleicht zu erwähnen, dass Harry in meiner FF ziemlich OC sein wird, obwohl ich mir Mühe geben werde, es nicht zu extrem werden zu lassen. Auch stimmen die Bücher nur bis zum 5. Band, ab dem sechsten wird es nicht mehr mit meiner FF übereinstimmen. Dies nur als Warnung vorneweg. Auch habe ich eine kurze Zusammenfassung von GW (eine seeeehr kurze Zusammenfassung) bei den Charaktervorstellungen unten hinzugefügt, für alle, die Gundam Wing nicht kennen. Ich freue mich auch darüber, dass ich brerits das Interesse einiger Leser wecken konnte (danke für die Kommis *freu*) und wünsche euch viel Spaß beim Lesen! 2. Kapitel Deprimiert starrte Duo auf ein zerknittertes Foto. Es war alt und abgenutzt, leicht beschädigt und doch hielt der Langhaarige es in seinen Händen, als wäre es ein Schatz. „Duo?“ Besorgt musterte Heero seinen Freund. Es war ungewöhnlich für den Amerikaner, so ruhig und regungslos zu sein. Normalerweise hatte er eine eher quirlige Natur. Aber immer, wenn Duo dieses Foto anstarrte, wurde er so depressiv. Und es wurmte Heero, dass er absolut keine Ahnung hatte, warum. Was bitte war auf dem Foto? Noch nie hatte er es zu Gesicht bekommen, dass hatte der andere aus welchen Gründen auch immer verhindert. Duo seufzte, dann blickte er auf. „Wir sollten los, Quatre schmeißt doch heute die Party wir wollen nicht zu spät kommen, oder?“ Hektisches Treiben herrschte im Preventoren Hauptquartier. Agenten und Wissenschaftler, Angestellte und Techniker, Reinigungskräfte und Besucher liefen hastig durch die Gänge, standen quatschend in Grüppchen zusammen oder machten einfach alleine eine kleine Pause. Heero war fast erleichtert, als er endlich das zehnte Stockwerk erreichte. Hier oben war der Zutritt nur den besten Agenten erlaubt, denn hier befanden sich ausschließlich ihre Büros. In der elften Etage befand sich noch Lady Uns Büro, dann kam schon das Dach. „Oh, Heero, du bist auch grad hier? Wurdest du auch von Lady Une gerufen?“ Ein blonder Araber stürmte auf Heero zu, dieser nickte nur. Quatre plauderte munter weiter. „Wufei, Trowa und Duo müssten schon oben sein. Sogar Sally Po, Noin und Zechs sind wohl eingeladen. Muss echt was Wichtiges sein, was sie uns mitteilen will.“ Heero nickte erneut. Auch war neugierig, warum die besten Preventoren zusammen zu einem Meeting gerufen wurden. Er hoffte nur, dass der Commander, also Lady Une, keine schlechten Neuigkeiten hatte. Der Krieg war zwar seit vier Jahren vorbei, Marymeias Angriff war drei Jahre her, doch noch immer gab es kleine versprengte Gruppen von Soldaten, die versuchten, Mobile Suits zu bauen, um die Erde oder die Kolonien anzugreifen. Bisher hatten sie glücklicherweise eine Katastrophe immer noch rechtzeitig verhindern können. Gemeinsam betraten sie das Büro von Lady Une. „Guten Tag Agent Yui, Agent Winner. Wie schön, dass sie da sind. Wenn sie doch bitte Platz nehmen würden. Da wir jetzt vollständig sind, kann ich ja anfangen.“ Ohne zu zögern nahm Heero den freien Platz neben Duo ein, den der Amerikaner sicher extra freigehalten hatte. Quatre setzte sich neben Trowa. Der Japaner sah sich um. Quatre hatte Recht gehabt, auch Sally, Noin und Zechs waren neben den fünf Gundampiloten hier. Als Lady Une sich räusperte richtete Heero seine Aufmerksamkeit wieder auf sie. „Nun, meine Herrschaften, wie sie sich denken können, ist das hier keine allgemeines Meeting. Im Gegenteil. Mich hat heute früh ein beunruhigender Anruf erreicht. Ein gewisser Mr. Fudge, der eine Sonderabteilung der Polizei leitet, die nicht einmal ich wirklich kenne, wollte mit mir reden.“ „Sonderabteilung der Polizei?“, fragte Zechs stirnrunzelnd. Lady Une nickte. „Ich wollte es ihm zuerst auch nicht glauben, aber der Präsident hat sich dann mit in die Telefonkonferenz eingeschaltet und alles bestätigt. Sie können sich meine Überraschung vorstellen. Und leider“, hier seufzte die Dame, „weiß ich immer noch nicht, was genau das für eine Abteilung ist und womit sie sich beschäftigen, aber die Agenten nennen sich wohl selbst Auroren.“ „Was? Es gibt da noch ne super geheime Organisation neben uns, von der nicht mal wir was wissen? Und wie zum Teufel sollen wir dann den Frieden erhalten, wenn wir nicht Mal über die Bescheid wissen?“ Es war ja so klar, dass Duo seine Klappe nicht lange halten konnte. Aber was er sagte, war durchaus war. „Glauben sie mir, Maxwell, dass habe ich den Präsidenten auch gefragt. Aber der hat mir nur erklärt, dass unsere Arbeit zwar irgendwo recht ähnlich sei, aber dennoch auf einer völlig anderen Ebene statt finden würde. Ich hab ihn nicht verstanden, aber er wollte sich auch nicht deutlicher ausdrücken.“ Lady Une schien etwas frustriert davon. „Wie auch immer, deswegen hab ich euch nicht gerufen. Es geht um das, was mir dieser Fudge mitgeteilt hat. Sie brauchen unsere Hilfe.“ Wufei schnaubte. „Unsere Hilfe? Sie wollen nichts über sich preisgeben, erwarten aber Hilfe von uns? Das ist nicht ihr Ernst, oder?!“ „Leider doch. Und zwar geht es darum, einen Schwerverbrecher zu eliminieren.“ „Schwerverbrecher?“, fragte Quatre. „Eliminieren?!“, rief Duo. Der Commander hob die Hand, um alle zum Schweigen zu bringen, die ebenfalls ihren Mund geöffnet hatten. „Lasst mich ausreden, Jungs!“, orderte sie etwas sauer. „Es geht um einen jungen Mann, der wohl mehrere Leute, um die Hundert laut meiner Information, getötet, sowie einen anderen, ebenso gefährlichen Verbrecher ermordet hat. Außerdem soll er sich des Verrates, Diebstahles und noch anderer kleinerer Delikte verschuldet haben. So was wie Widerstand gegen die Staatsgewalt und so…“ „Man, das klingt heftig. Und warum brauchen sie nun unsere Hilfe dafür?“, Duo, mal wieder. „Dieser Mann hat sich wohl den Auroren entzogen und ist untergetaucht. Ach, und eliminieren hab ich gesagt, weil der Auftrag lautet, nicht gefangen nehmen, sondern sofort töten, wenn wir die Chance haben.“ „WAS?!!!“ Wer es jetzt war, der aufgeschrien hatte, konnte niemand sagen, wahrscheinlich alle gemeinsam. Das war doch unglaublich! „So ist es.“ „Aber, dann hat der ja nicht mal ne Chance, sich zu verteidigen und rechtfertigen, ist so was heutzutage noch erlaubt?“ „Nun ja…“, Lady Une zögerte, „mir gefällt das genauso wenig wie euch, aber in diesem Ausnahmefall hat der Präsident es erlaubt. Ich meine, der Mann hat wirklich viele Leute auf dem Gewissen….“ Sie runzelte die Stirn, was deutliche auch ihre Unzufriedenheit ausdrückte. Fassungslos lehnte Duo sich in seinem Stuhl zurück. Er konnte an den Minen der Anderen ablesen, dass es ihnen im Moment nicht besser ging, selbst der sonst so stoische Heero sah etwas ungläubig aus. „Sag man, Une-Schätzchen“, fiel Duo da auf, „hat dieser gemeingefährlich Verbrecher auch Hilfe, Komplizen, einen Namen und ein Aussehen? Bis jetzt könnte es praktisch jeder da draußen auf der Straße sein.“ Une nickte. „Natürlich hat er das. Einen Moment, das Foto hab ich hier irgendwo. Zu den Komplizen, so unglaublich es klingt, er arbeitet wohl total alleine… ah, dahaben wir es!“ Sie zog aus ihren Unterlagen ein A5 großes Foto heraus, es zeigte einen jungen Mann, eigentlich noch fast ein Kind, mit düsterem Gesichtsausdruck, schwarzen strubbligen Haaren und stechend grünen Augen. Auf seiner Stirn konnte man eine Blitzförmige Narbe erkennen. „Das kann nicht sein…“, flüsterte Duo, eher zu sich selbst. „Sagen sie, wie alt ist das Foto. Er sieht noch ziemlich jung darauf aus…“, bemerkte Quatre. „Oh, das Foto ist wohl um die zwei bis drei Monate alt, und er ist siebzehn. Sein Name ist …“ „…Harry….“ „Huh“, fragen sah Lady Une zu Duo, welcher noch immer das Foto anstarrte, aber er wirkte etwas weggetreten. „Das stimmt. Sein Name ist Harry. Harry James Potter, um genau zu sein. Aber woher weißt du das?“ „Duo?“, fragte Heero vorsichtig, als der Amerikaner schwieg, tief in Gedanken versunken. Plötzlich meinet er überzeugt: „Das kann nicht sein! Da muss ein Irrtum vorliegen!!!“ „Und wie, Maxwell, kommen sie auf die Idee?“ „Weil ich Harry kenne und er würde sicher niemanden umbringen!“ Nun hatte der Amerikaner die Aufmerksamkeit sämtlicher Anwesenden. „Sie kennen ihn?“, vergewisserte sich Une. Duo nickte. Dann kramte er in seiner Tasche nach seinem Portmonee und zog ein kleines Foto daraus hervor, eben jenes Foto, welches er schon so oft betrachtet hatte, stellte Heero fest. „Hier“, schob Duo das Bild auf den Tisch, neben das große Bild von dem siebzehnjährigen Harry. „Das wurde aufgenommen, als er zehn war.“ Aller betrachteten das Foto interessiert. Es zeigte Duo, der einen kleinen Jungen auf den Schultern hatte, beide grinsten in die Kamera. Es stimmte, der Junge auf dem Foto mit Duo, sah dem von Lady Une sehr ähnlich. Es war vermutlich ein und dieselbe Person, schon die Narbe auf der Stirn war außergewöhnlich genug, um sich relativ sicher sein zu können. Nur der Gesichtsausdruck des Jungen auf den Fotos unterschied sich stark. Während klein Harry leicht grinste, obwohl man unterschwellig eine gewisse Traurigkeit in den Augen erkennen konnte und sich sehr zu freuen schein, das Gesicht war entspannt, er sah noch unschuldig aus, so war in groß Harry nichts mehr von dieser Unschuld oder Freude zu finden, hier war die Trauer offen ersichtlich, die Augen wirkten alt, müde und glanzlos, der ernste Zug um den Mund war bitter, auch Hass konnte man herauslesen. Was war aus dem fröhlichen lebenslustigen Kind geworden? „Ich habe Harry relativ am Anfang des Krieges kennen gelernt, als ich einen Monat aussetzen musste, wegen einem verletzten Handgelenk. Er hat in der Nähe von mir gewohnt und war eigentlich immer allein. Er wurde von seinen Verwandten vernachlässigt, wenn nicht sogar missbraucht. Ich habe es in diesem Moment gehasst, doch ich konnte nichts für ihn tun. Ich hab ihm versprochen, nach dem Krieg zurück zu kommen und ihn da raus zu holen, aber…“ Unsicher ließ Duo den Satz ins Leere laufen. „Missbraucht? Davon weiß ich nichts. Er hatte wohl ein ganz normales Leben, meinen Informationen zu folge“, bemerkte Une. Wütend funkelte Duo sie an. „Ach ja? Nun, dann sind ihre Informationen wohl falsch! Es war offensichtlich, für jeden, der nur hingesehen hat!“ „Nun, auf dem Foto kann man die Anzeichen zumindest gut erkennen. Er war zehn, sagst du? Dann ist er hier eindeutig untergewichtig, wahrscheinlich zu wenig Nahrung, auch die blauen Flecken sind kaum zu übersehen“, meinte Sally, die mit dem kritischen Blick einer Ärztin Duos Foto musterte. „Warum hast du ihn nicht rausgeholt, Duo?“, fragte Quatre sanft. Duo sah zur Seite. „Ich… ich hab ihn nicht mehr gefunden. In keinen Akten, in keinem Verzeichnis, nirgends. Gott, ich war sogar in dem Park, in dem wir uns getroffen hatten, hab die Umgebung abgesucht, aber ich hab ihn einfach nicht gefunden!“ Man merkte, wie sehr es Duo belastete, dass er Harry nicht hatte helfen können. Heero legte ihm seine Hand auf die Schulter. „Aber… was mich schon damals misstrauisch gemacht hat, war, was er mir erzählt hat.“ „Mh?“ „Er meinte, dass verschiedene Leute ihn rausholen und ihm helfen wollten. Lehrer, Sozialarbeiter, Nachbarn… aber alle wären ein zwei Tage später umgezogen, versetzt worden, so was halt. Ich konnte mir damals keinen Reim drauf machen…“ Duo schwieg betreten. Stille breitete sich aus, jeder hing seinen Gedanken nach. Schließlich setzte Zechs zum ersten Mal während der ganzen Diskussion zum Sprechen an. „Nun, wir haben nicht sonderlich viele Fakten, aber nachdem, was Agent Maxwell gesagt hat denke ich nicht, dass ich diesen Harry Potter einfach erschießen werde, wenn ich ihn sehe.“ Die anderen stimmten schweigend zu. „Nun gut“, meinet Une, „dann ändere ich den Befehl. Wenn ihr Potter aufgefunden habt, bringt ihn sofort hier her in HQ, dann werden wir ihn vernehmen, in der Hoffnung, etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Ich kann diesen Fudge sowieso nicht leiden, er machte keinen kompetenten Eindruck, nicht mal am Telefon. Harry Potter wurde das letzte Mal in London gesichtet, vor zwei Wochen. Inzwischen kann er praktisch überall sein. Viel Glück, Agenten, ich erwarte, dass ihr alle zusammen arbeitet, verstanden?“ „Ja.“ „Mission accepted.“ Von wem Letzteres kam, muss sicher nicht extra erwähnt werden. Bis zum nächsten Mal, eure achat Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- 3. Kapitel Frustriert stöhnend legte Duo den Hörer seines Telefons auf. „Das gibt es doch nicht!“ „Schon wieder nichts?“, fragte Heero, ohne aufzusehen. Duo nickte. „Jahhh…. ist das zu glauben?! Alle Sicherheitsfirmen-, und Einrichtungen haben Harrys Bild, in den Nachrichten wird es gezeigt, in der Zeitung, überall! Und trotzdem … gibt es immer wieder diese Nieten!!!“ „Beruhig dich, Duo. Aber du hast recht, es ist schon faszinierend….“ „Faszinierend?“, schnaubte Duo, „was ist daran bisher faszinierend? Gott, das war der zwölfte Anruf in zwei Wochen, dass er gesichtet wurde. Zuerst in York, dann Shanghai, dann in Colorado, dann irgendwo in Afrika, und weiß ich noch, wo alles. Und jetzt in Dubai! Wie macht er das? So schnell von einem Ort vom anderen, ohne erfasst zu werden? Ich meine, immer wenn er gesichtet wird, dann mit Kameras, sonst würden wir ja nicht hingehen, es ist also immer eindeutig Harry. Und immer sind wir innerhalb von wenigen Stunden vor Ort, aber nie finden wir auch nur eine Spur davon, dass er da gewesen wer…. außer den Aufzeichnungen auf den Kameras, die meistens plötzlich abbrechen! Womit setzt er die Überwachungsgerte eigentlich immer außer Gefecht? Irgendeine neue Art von Technik? Oder hat er doch Hilfe? … Wie auch immer, Quatre und Trowa kommen wieder her.“ „Hn. Aber ist dir schon mal was aufgefallen?“, fragte Herro seinen Partner ohne aufzusehen. „Alle Orte, an denen er bisher gesichtet wurde, befanden sich auf der Erde. Noch nie wurde er auf den Kolonien gesichtet. Sicher würde er auch dort hinkommen, wenn er wöllte, aber er tut es nicht, er bleibt hier, auf dem Planeten…“ „Ja“, stimmte Zechs zu, „das ist mir auch schon aufgefallen. Vielleicht war er noch nie im All und will nicht. Vielleicht hat er schlichtweg Angst, so wie viele Erdbewohner. Oder aber es ist irgendein Plan, den er verfolgt.“ Duo warf dem blonden Preventoren einen kritischen Blick zu. Zechs gehörte, seit er vom Mars wieder da war, keinem Team an, sondern arbeitete alleine, da Lady Une keinen geeigneten Partner für ihn gefunden hatte. Während Trowa und Quatre, er und Heero und Wufei und Sally jeweils ein Team bildeten, hatte Zechs keinen Partner, seit Noin beschlossen hatte, lieber junge Agenten auszubilden. Das Lehren war es, was ihr noch immer am meisten Spaß machte. Der Amerikaner zuckte mit den Schultern. „Na ja, wir werden Harry wohl schnappen müssen, um unsere Antworten zu erhalten. Aber wisst ihr, was mir aufgefallen ist? Für einen kaltblütigen Mörder hat er bisher erstaunlich wenig Menschen verletzt. Ich meine, er weiß sicher, dass er sterben soll, er hat also nichts mehr zu verlieren. Und dennoch…“ Heero nickte. „Es deckt sich nicht mit den Informationen dieses Fudge.“ „Genau! Irgendwas ist da im Busch. Und ich werde den Teufel tun und nur still halten und diese komischen Auroren das erledigen lassen. Ich will wissen, was los ist und in was mein armer kleiner Harry da rein geraten ist!“ Heero seufzte lautlos und als er von seinem Bildschirm aufsah, fing grade noch Zechs Augenverdrehen auf. Er konnte dem Blonden nur zustimmen. Seit Duo erfahren hatte, dass es Harry war, der angeblich dieser Massenmörder war, hatte er dessen Partei ergriffen und schien mit allen Mitteln dessen Unschuld beweisen zu wollen. Und seit dem war Potter auch ‚sein armer kleiner Harry‘. Ob der schwarzhaarige Flüchtling wusste, dass er mitten unter den Preventoren einen heißen Befürworter und fast-Verehrer hatte? Plötzlich klingelte erneut das Telefon. Duo zuckte zusammen und starrte es an, als wolle er es mit seinen Blicken durchbohren. „Nimm ab, Duo, vielleicht sind es Quatre und Towa und sie haben noch etwas Wichtiges gefunden.“ „Nee, das ist Wufei, ich erkenn‘s an der Nummer….. Hey Wuffie, was kann ich für dich tun?“, grüßte er ihn am Apparat. Heero konnte den Chinesen praktisch durch den Hörer schnauzen Hören, dass ‚Wuffie‘ nicht sein Name wäre. Hoffnungsloses Unterfangen, aber der Japaner bewundert Wufeis Durchhaltevermögen. Doch plötzlich wurde Duo ernst. „Was? Hier? Ja, ich hab die Adresse, gut, nein, Heero, Zechs und ich übernehmen das, ihr bleibt in der Zentrale, nur für alle Fälle, ja? Gut, klar, sind schon unterwegs.“ Der Amerikaner legte den Hörer auf und atmete tief durch. „Leute, lasst alles stehen und liegen, wir gehen jetzt. Sieht aus, als wäre Fortuna wieder hier, oder noch besser: Harry. Er wurde in einem Cafe in Brüssel gesichtet. Ist nicht weit weg von hier.“ Heero stand bereits mit seiner Jacke in der Hand an der Tür, Zechs klappte seinen Ordner zu und erhob sich ebenfalls. „Gestern noch in Dubai, heute in Brüssel, wie macht der Junge das?“ „Ist egal, los, kommt schon!“ Duo und Heero nahmen ihre Motorräder – damit wären sie schneller am Ziel -, Zechs nahm das Auto, um Harry nachher eventuell (hoffentlich!) mitnehmen zu können. Sie brausten aus der Tiefgarage der Preventoren. Der Weg zum Cafe war nicht weit, dennoch war es fraglich, ob Harry noch dort sein würde. Eigentlich sollte niemand versuchen ihn aufzuhalten, da er angeblich zu gefährlich wäre, als dass normale Wachleute sich mit ihm anlegen sollten. Und Heero konnte ihr Glück kaum fassen, als er eine verdächtige Gestalt in dem Moment, in dem das Cafe in Sicht kam, in eine Seitengasse abbiegen sah. Sollten sie ihn diesmal wirklich erwischen? Er bedeutete Duo ihm zu folgen, doch auch der Langhaarige hatte die finstere Gestalt gesehen und war bereits von seiner Maschine abgestiegen, um sie zu verfolgen. Heero tat es ihm gleich. Zusammen schlichen sie in die Gasse. Die Sonne stand gerade hoch im Zenit, alles war hell erleuchtet und es gab kaum Möglichkeiten sich zu verstecken. Dennoch, sie war vollkommen leer. Etwas planlos standen Heero und Duo in der Straße, die sich auch noch als Sachgasse entpuppte. Wo war der Fremde hin? „Also habt ihr mich am Ende doch noch erwischt“, klang plötzlich eine Stimme hinter ihnen. Erschrocken wirbelten sie herum, überrascht, dass sich jemand an die ehemaligen Gundampiloten von hinten heranschleichen konnte. Mit großen Augen nahm Duo die Gestalt vor sich war. Sie war zierlich, fast schon dürr, trug einen alten verschlissenen Umhang, mit einer Kapuze die sie sich tief ins Gesicht gezogen hatte. Er war an einigen Stellen zerrissen, teilweise waren Flecken darauf, die den Langhaarigen an Blut erinnerten. Alles in Allem wirkte der Andere sehr heruntergekommen. „Identifizieren sie sich!“ Heeros Stimme war harsch und kalt. Dem Japaner gefiel es nicht, dass der einzige Ausweg aus dieser Sackgasse von einem Fremden versperrt wurde, der nach allem, was er wusste, ein Massenmörder sein könnte. Abwehrend hob die Gestalt ihre Hände. „Ruhig, ich bin unbewaffnet“, meinte er, die Stimme rau und etwas brüchig, „und außerdem wissen sie sicher schon längst wer ich bin, nicht war, Agent?“ Und mit diesen Worten ließ er seine Kapuze herunter gleiten. Duo schnappte nach Luft, als er das Gesicht von Harry erblickte. Der Andere befand sich in keinem guten Zustand, das war deutlich. Die Augen lagen tief in den Höhlen, die Wangenknochen traten stark hervor und die Haut war fahl, fast grau. Schrammen und Kratzer zierten sie. „Und, wollten sie mich nicht erschießen?“, riss ihn Harrys bittere Stimme aus den Gedanken. Heero schüttelte den Kopf. „Nein, das sind weder unsere Methoden noch unsere Befehle.“ Harry hob eine Augenbraue. „Nicht? Aber ihre Befehle…“, unsicher ließ er den Satz ins Leere laufen. „Unsere Befehle sind es, sie ins Hauptquartier zu bringen und zu befragen. Nicht mehr und nicht weniger. Leisten sie keinen Widerstand und sie werden nicht verletzt.“ Auch wenn es nur ein kurzer Moment war, so konnte man doch die Verblüffung auf Harrys Gesicht sehen, als er Heeros Worte hörte. Danach war sein Ausdruck wieder blank. „Leisten Sie keinen Widerstand und begleiten Sie uns, das ist für alle Beteiligten das Einfachste.“ Harry zuckte zusammen und fuhr erschrocken herum, als er die fremde Stimme hinter sich vernahm. Heero war erleichtert endlich Zechs zu sehen, denn dieser versperrte dem gesuchten Individuum gerade die einzige Fluchtmöglichkeit. Doch der Schwarzhaarige fing sich schnell wieder. „Glauben Sie, wenn ich flüchten wöllte, wären sie in der Lage, mich davon abzuhalten?“ Es klang eher wie eine Tatsache, als Harry das sagte und für einen kurzen Augenblick fragte Heero sich, ob der Junge seine Gedanken gelesen hatte „…aber ich habe keine Lust und keine Kraft mehr für diese Farce, ich werde euch also freiwillig begleiten. Wo lang geht’s?“ Heero musterte den Mann – fast noch Jungen –, der sie seit zwei Wochen hinters Licht geführt und sich praktisch über sie lustig gemacht hatte, kritisch. Warum die plötzliche Aufgabe? War das ernst gemeint oder nur ein Trick? Sollten sie sich darauf einlassen? Als Zechs ein paar Handschellen zückte, wusste der Japaner, dass er nicht als Einziger diese Zweifel besaß. Erstaunlicher Weise ließ Harry sich ohne mit der Wimper zu zucken fesseln. „Dort, der schwarze SUV, da wirst du einsteigen. Hinten“, wies der Blonde seinen Gefangenen an. Harry nickte und trat aus der Gasse hinaus auf den Wagen zu. Dann jedoch zögerte plötzlich. „Die Auroren… habt ihr sie bereits verständigt?“ Zechs hob eine Augenbraue, sah fragend zu Heero, welcher nur mit den Schultern zuckte. „Nein, das werden wir auch nicht. Zuerst wollen wir ein paar Antworten. Und dann sehen wir weiter“, antwortete Zechs und fügte in Gedanken hinzu, und sehen, ob wir diese geheimnisvollen Auroren überhaupt verständigen. Duo hatte das Ganze Großteils schweigend beobachtet. Harry hatte ihn, wie es aussah, nicht widererkannt, falls er ihn überhaupt wahrgenommen hatte. Nicht, dass der Langhaarige ihm das übel nahm, immerhin hatte der Andere grade wichtigere Probleme. Dennoch, wurmte es ihn etwas. Währenddessen war Duo damit zufrieden, den Schwarzhaarigen zu mustern, sein Verhalten zu studieren und zu analysieren, um ihn vielleicht wenigstens ein bisschen besser verstehen zu können. Irgendwie kam er auf keinen grünen Zweig. Außer der grandiosen Erkenntnis, dass Harry sich verändert hatte, und das nicht unbedingt in eine erwünschte Richtung blieb der Junge ein Rätsel. Wo war der süße Kleine von früher hin? Die Fahrt zum HQ der Preventoren zurück dauert zwar länger als hin, da sich dieses Mal alle an die Geschwindigkeitsbegrenzung und auch alle anderen Verkehrsregeln hielten, dennoch waren sie relativ schnell an ihrem Ziel. Zechs hatte Harry über den Rückspiegel während der Fahrt beobachtet und festgestellt, dass der Andere erstaunlich ruhig und gelassen in Anbetracht seiner Lage war. Das HQ betraten sie über einen gesicherten Hintereingang, um so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf sich zu ziehen und verfrachteten Harry ohne Umschweife in einen Fahrstuhl. „Wohin gehen wir?“, wollte Duo wissen. „Lady Unes Büro, ich hab sie schon alarmiert. Es ist alles vorbereitet.“ „Okay“, nickte der Amerikaner, „ich geh vorher noch Mal kurz zu Sally und sag ihr, dass sie sich bereit halten soll.“ Dabei warf er einen bedeutungsschweren Blick auf den mit Blut befleckten Umhang und die etwas steifen Bewegungen. Alles deutete auf Verletzungen unbekannten Ausmaßes hin. „Okay.“ Damit schloss sich die Fahrstuhltür und trennte Heero, Zechs und ihren geheimnisvollen endlich erwischten Flüchtling von der Außenwelt. Die Fahrt verlief schweigend, wie auch ihr Weg in das große Büro des Commanders. Als die Drei es betraten, sah Heero sofort Lady Une, die hinter ihrem Schreibtisch saß und sie neugierig musterte. „Agent Yui, Agent Wind, ich freue mich zu sehen, dass Sie endlich einen Erfolg verzeichnen konnten. Und Sie sind Mr. Potter, wie ich annehmen darf?“ Der Schwarzhaarige nickte leicht. „Gut“, zufrieden verschränkte Une die Hände vor sich, „nehmen Sie doch bitte Platz. Wir warten noch auf Mr. Maxwell, dann können wir anfangen.“ Nur das Rascheln seines Umhangs war in dem Raum zu hören, als Harry der Aufforderung nach kam. Heero blieb zur Sicherheit hinter ihm an der Tür stehen, Zechs platzierte sich so, dass er die Vorderseite des Mannes im Blick hatte und jede Regung Harrys mitbekam. Plötzlich öffnete sich die Tür wieder, Duo trat ein. „Gut, da wir jetzt alle da sind… Sie haben uns in den letzen Wochen ganz schön an der Nase herumgeführt, Mr. Potter.“ Harry starrte Lady Une an, das Gesicht blank. Er erwiderte nichts darauf. Sie seufzte. „Nun gut, können Sie mir sagen, weshalb Sie verhaftet wurden?“ „Mord.“ Er sagte das so natürlich, dass Lady Une kurz zögerte. „Und… haben Sie jemanden umgebracht?“ „Ja.“ Schon wieder. Die Antwort so kurz wie möglich und ohne sichtliche Reaktion. „Und warum, Mr. Potter, haben Sie getötet?“ „Weil sie es nicht anders verdient hatten.“ Duo schnappte nach Luft. „Harry! Das ist doch keine Begründung!“ Der Schwarzhaarige drehte den Kopf zu dem Amerikaner, noch immer mit ausdruckslosem Gesicht. Er musterte ihn, zum ersten Mal offensichtlich. Wahrscheinlich hatte es ihn irritiert, dass Duo ihn mit seinen Vornamen angesprochen hatte. Plötzlich weiteten sich seine Augen, Erkenntnis blitzte darin auf. Und Duo sah es. „Wirklich, ich hatte mir unser Wiedersehen anders vorgestellt. Irgendwie schöner. Wo hast du dich da bitte reingebracht, mh?“ „Duo…“, flüsterte Harry, leise, aber hörbar. Der Langhaarige nickte. „Ja, Harry, ich bin es, Duo. Freut mich, dass du dich zumindest noch erinnerst.“ Dann jedoch schüttelte der Andere den Kopf. „Es ist egal, es macht keinen Unterschied mehr“, sprach er, eindeutig zu sich selbst, bevor er wieder an Lady Une gewandt fortfuhr, „und was soll diese Befragung? Ich bin schuldig, mehr sollte sie nicht interessieren, oder? Geben sie den Auroren Bescheid, damit die mich abholen können. Oder noch besser, erschießen sie mich gleich.“ „Einen Teufel werden wir tun!!!“, brüllte Duo und sprang auf. Die Hände zu Fäusten geballt funkelte er den Schwarzhaariren wütend an. Heero versteifte sich und war bereit einzuschreiten, sollte der Amerikaner handgreiflich werden. Doch Duo stand nur da, wütend, verzweifelt. „Warum? Warum redest du so? Wir wollen dir doch helfen, ich kann nicht glauben, dass du wirklich schuldig bist. Ich bin sicher, es gibt eine Erklärung für alles! Bitte! Warum tust du das? Willst du etwa sterben?“ Harrys Schweigen war Antwort genug. Sich mit der Hand durch die Haare fahrend trat Duo zurück, dann drehte er sich abrupt um und stürmte aus dem Raum. Allein Heero hatte das heftige Zittern Duos Hände gesehen. Schweigend ließ er seinen Liebhaber vorbei. „Also gut, Mr. Potter, da sie ja offensichtlich nicht bereit sind, mit uns zu reden, werden Sie uns noch etwas Gesellschaft hier leisten. Vielleicht überlegen Sie es sich bis morgen anders, das wäre sehr erfreulich. Ansonsten haben wir keine andere Wahl, als Mr. Fudge zu verständigen.“ Bei der Erwähnung des Namens versteifte Harry sich, Hass funkelte in seinen Augen auf, derart stark, dass selbst Zechs etwas zurückschreckte. Ein grimmiges Lächeln umspielte Harrys Mund. „Es tut mir Leid, selbst wenn ich Ihnen die Wahrheit erzählen wollte, so wäre es mir doch verbo…“, er brach den Satz ab, erkennend, dass er bereits zu viel gesagt hatte. „…verboten?“, griff Zechs es nahtlos auf. Seine eisblauen Augen bohrten sich in Harrys Grüne, „Sie haben nichts mehr zu verlieren, wenn ich mich nicht täusche. Sie stehen bereits mit einem Bein im Grab. Also warum sollten sie sich noch um Verbote scheren?“ Kurz musterte Harry den Blonden, etwas Schmerz lag in seinen Zügen. „Ich mag nichts mehr zu verlieren haben, aber hier geht es schon nicht mehr um mich, ab jetzt geht es auch um sie. Und sie haben noch verdammt viel zu verlieren. Also lassen sie mir mein Schweigen und händigen Sie mich einfach an die Auroren aus… oder erschießen Sie mich“ Zechs schüttelte leicht den Kopf. Machte sich der Kerl etwa Sorgen? Um sie? Er kannte sie nicht! Und sie wollten ihm doch helfen und sie waren immerhin die Preventoren! Wo hatte der Junge sich nur reingebracht, dass er dachte, es könnte selbst ihnen gefährlich werden? „Zechs“, meinte da Lady Une, „können sie Mr. Potter zu Sally bringen, damit sie ihn sich ansehen kann? „Verstanden!“ Als Zechs mit Harry das Büro verlassen hatte, wandte sich Lady Une an Heero. „Was hältst du von ihm?“ Darüber musste der Japaner einen Moment nachdenken, bevor er zu einer Antwort ansetzten konnte. „Er ist kein kaltblütiger Mörder“, meinte er schließlich, „aber er hat nicht gelogen. Er hat wirklich getötet. Er ist kein schwer zu lesender Mensch, offen wie in Buch. Dennoch, ich kann ihn kaum einschätzen….“ Der Commander nickte, dann entließ sie den ehemaligen Gundampiloten. Bis zum nächsten Mal, eure achat Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- 4. Kapitel Aufmerksam lief Zechs neben dem jungen Mann her, eine Hand immer an seiner Waffe, sollte der Gefangene einen Fluchtversuch starten. Obwohl es unter diesen Umständen eher unwahrscheinlich war. Harrys Hände waren mit Handschellen hinter seinem Rücken zusammengebunden, außerdem bewegte er sich etwas steif und zog sein rechtes Bein nach, obwohl es dem Blonden erst nach ein paar Minuten aufgefallen war. Der Schwarzhaarige verdeckte alles sehr gut, doch er war verletzt. Das war sicher. Zechs interessierte es nur, wie schwer er verletzt war. Auch die Aussage des Anderen, dass er jederzeit entkommen könnte, wenn er es denn wolle, spukte noch immer in seinem Kopf herum. Woher nahm er diese Selbstsicherheit, mit der er die Worte gesprochen hatte? War es Arroganz? Nun, Harry Potter mochte vieles sein, aber arrogant erschien er eigentlich nicht. Aber was war es dann? Hatte er noch irgendeine geheime Waffe bei sich? Irgendein Trick? Was auch immer es war, Zechs würde es sicher nicht erfahren, nicht so schnell jedenfalls. Harry Potter schien nämlich kein Plappermaul zu sein, so wie Duo. „Da sind wir“, bemerkte er, als sie das ‚Büro‘ von Sally Po erreichten. Es war mehr ein Krankenzimmer für Sonderfälle. Meist wurden die Gundampiloten oder Zechs darin versorgt, ansonsten stand es leer. „Sally? Ich habe hier jemanden, den du dir Mal ansehen sollst“, rief er, als er niemanden im Zimmer vorfand. Die ehemalige Rebellin war die beste Wahl für eine Behandlung Potters, da dessen Anwesenheit bei den Preventoren ja vorerst geheim gehalten werden sollte. Die Auroren sollten noch nicht über seine Verhaftung informiert werden. „Ich bin hier hinten, kommt gleich her, ich hab schon alles vorbereitet“, hörte man ihre Stimme aus einem angrenzenden Zimmer, von dem Zechs wusste, dass sich dort unter anderem eine Krankenliege befand. Er selbst hatte oft genug dort drauf gesessen oder gelegen und sich behandeln lassen müssen. Sehr zu seinem Leidwesen. Sally mochte eine gute Ärztin, das änderte aber nichts an der Abneigung des Blonden gegen diese Berufsgruppe im Allgemeinen. Sie betraten das Zimmer, Sally stand gerade an einem Monitor und stellte ein paar Parameter ein. Lächelnd schaute sie auf. „Ah, das muss wohl mein neuer Patient, von dem Duo mir schon erzählt hat.“ Harry verharrte in der Tür. „Ein Arzt?“, fragte er, scheinbar wenig begeistert. Zechs konnte es ihm nachfühlen. Vorsichtig trat der Schwarzhaarige einen Schritt zurück. „Ich brauche keinen Arzt, mir geht es gut“, versuchte er zu entkommen, doch er stieß mit dem Rücken gegen Zechs Brust, da der Blonde sich hinter ihm nicht bewegt hatte. „Nun, ob du gesund bist oder nicht, das werde ich gleich feststellen, junger Mann. Nimm doch bitte auf der Liege Platz und zieh deinen Mantel aus, ja?“ Doch Harry schüttelte den Kopf. „Nein“, weigerte er sich. „Entweder du lässt dich freiwillig untersuchen oder wir machen es gegen dein Einverständnis, aber Sally wird sich dich ansehen, verstanden?“, stellte Zechs hinter ihm klar. Seine kühle Stimme ließ keinen Widerspruch zu. Aber der Schwarzhaarige schien keine Einsicht zeigen zu wollen. Noch immer schüttelte er den Kopf. Seine Haltung war angespannt. „Hör mal, Harry, nicht? Ich werde dich nur ansehen, ich werde dir nichts geben und wenn doch, dann sage ich dir vorher genau, was. Du brauchst keine Angst zu haben oder so. Glaub mir, die Gundampiloten sind auch nicht gerade einfache Patienten, aber mit denen komm ich auch klar.“ Bei dem Wort Gundampiloten horchte Harry auf, beschloss aber, sich später darüber Gedanken zu machen. Doch er war sich sicher, dass sie beim Krieg wichtig gewesen waren. Beim Krieg der Muggel selbstverständlich. Und die Frau hatte mit ihnen zu tun gehabt? Zögerlich ging er zum Bett. Zechs öffnete seine Handschellen, damit er seinen Umhang ausziehen konnte. Sally runzelte die Stirn, sagte sonst aber nichts, Zechs Mine blieb regungslos. Seine Kleidung unter seinem Umhang sah noch schlimmer aus, als dieser, wenn das denn möglich war. Ein langärmliges Shirt, das große Risse aufwies, allerdings, bis auf das getrocknete Blut relativ sauber war. Die Hose dagegen, wies noch Schlammspritzer und andere Flecken auf, aber beide Kleidungsstücke waren alt, abgetragen, verschlissen und vor allem viel zu groß. Eine simple, braune Kordel hielt die Hose auf den Hüften, sonst wären die sicher längst runtergerutscht. „Das Shirt bitte noch“, meinte Sally, als Harry erneut zögerte. Vorsichtig löste er den Stoff scheinbar von der Haut, verzog ein paar Mal das Gesicht, bis Sally eine Hand auf die seine legte. „Warte, ich werde dir helfen. Der Stoff ist wohl an einer Wunde festgeklebt, was? Nicht angenehm, ich werde vorsichtig sein, versprochen.“ Die grünen Augen des Schwarzhaarigen musterten sie misstrauisch, aber er schien sie als ungefährlich einzustufen, denn er nickte. Vorsichtig löste sie das Shirt von der Haut und zog es über seinen Kopf. Was darunter zum Vorschein kam, nahm ihr für einen Moment den Atem. Sie war im Krieg Ärztin gewesen, sie hatte schlimme Verletzungen gesehen, fehlende Gliedmaßen und dergleichen, doch das hier grenzte an eine Grausamkeit, die ihr zuvor kaum untergekommen war. Selbst OZ hat seine Gefangenen nicht so gefoltert, dass sie solche Verletzungen davon trugen. „Woher?“ Die eisige Stimme Zechs riss sie aus ihren Gedanken. In den blauen Augen des Blonden loderte etwas, das Sally nur selten dort gesehen hatte. Normalerweise erschien es, wenn der Andere gegen Heero kämpfte, doch anderweitig hatte sie es noch nie gesehen. Sie hatte es immer Leben genannt. Wieder wanderte ihr Blick zu Harry, welcher ihnen noch eine Antwort schuldig blieb. Und dem verbohrten Blick nach zu urteilen hatte der Schwarzhaarige auch nicht vor, sie zu erleuchten. Sally seufzte. „Nun, so leid es mir tut, aber ich fürchte, ohne Medikamente komme ich hier nicht weiter. Du brauchst mindestens ein starkes Schmerzmittel. Wie kannst du überhaupt noch aufrecht stehen? Und deine Entzündungen müssen auch dringend behandelt werden. Das einfachste wäre ein Schlaf- oder Narkosemittel. Doch Harry schüttelte den Kopf. „Ich werde wach bleiben.“ Sally nickte, auch, wenn ihre Hand sich etwas verkrampfte. So etwas war zu erwarten. Heero oder Wufei ließen sich auch nur ungern von ihr narkotisieren und lieber bei vollem Bewusstsein behandeln. Sally war es also gewöhnt, dennoch verursachte ihr der Gedanke jedes Mal Übelkeit. Mit einem feuchten Lappen und etwas Desinfektionsmittel widmete sie sich zuerst dem Rücken des Jungen. Schnittwunden, Prellungen und Verbrennungen stritten sich auf der Haut um den Platz, ließen aber dennoch zahlreiche ältere Narben noch durchscheinen. Sie runzelte die Stirn. Er musste bereits seit Jahren immer und immer wieder verletzt wurden sein, teilweise sogar recht schwer. Einige Wunden waren bereits zur Hälfte verheilt, doch andere hatten sich unglücklicher Weise entzündet. Um diese kümmerte sie sich zuerst. Es tat weh, was sie machte, das war ihr klar, das regelmäßige Zucken des Schwarzhaarigen bestätigte das nur, doch sie hatte ihm ein Betäubungs- oder Narkosemittel angeboten. Mehr konnte sie nicht tun. Sie hasste es. „Ich werde die eine Schnittwunde nähen müssen. Bitter erschrecke dich nicht. Zechs, kannst du ihn zur Sicherheit festhalten? Ein Zucken könnte böse Folgen haben…“ Der Blonde nickte, runzelte kurz die Stirn und setzte sich dann auf das Bett, neben Harry. „Komm auf meinen Schoß, so dass du mich ansiehst, dann hat Sally leichteren Zugang zu der Wunde“, meinte er, wie immer äußerst praktisch veranlagt. Ohne Widerspruch folgte Harry der Anweisung. Breitbeinig saß er auf Zechs Beinen, sah ihm kurz in die Augen, bevor er den Blick abwandte und über die Schulter des Blonden sah, einen dunklen Fleck auf der Wand betrachtete. In dem Moment, in dem Harry die kühle Spitze der Nadel an seiner Haut spürte, schlang er im Reflex seine Arme um Zechs und klammerte sich an ihn, die Augenleicht zusammengekniffen. Auch Zechs Griff verstärkte sich. Doch der Blonde vergaß für einen Augenblick die Wunden des Kleineren. Die Nähe zu Harry wurde ihm bewusst und Zechs musste sich zusammenreißen. Er wusste nicht, ob er den Anderen näher an sich heranziehen oder wegdrücken sollte. Lange hatte Zechs derart engen Kontakt zu anderen Menschen gemieden, Kampfsituationen Mal ausgenommen. Noin war die einzige Person gewesen, bei der er sich so enge Berührungen hatte vorstellen können, doch die Blauhaarige hatte sich gegen ihn und für einen jungen Techniker der Preventoren entschieden. Und im Nachhinein war Zechs froh darüber gewesen. Er wäre nicht glücklich mit ihr geworden und sie nicht mit ihm. Sie hatten vielleicht im selben Krieg gekämpft, Seite an Seite, dennoch waren ihre Erfahrungen verschieden, sie verstand ihn nicht. Sie hätte nicht verstanden wenn Zechs nächtelang wach geblieben wäre, nur um den Alpträumen zu entkommen, sie hätte die gelegentlichen Stimmungsschwankungen nicht verstanden, die selten auftretenden Flashbacks, die immer währende Aufmerksamkeit, als ob jeden Moment ein Angriff statt finden könnte. Er war ein Soldat, durch und durch, ein Soldat, der an der Front gekämpft hatte, ein Soldat, der andere Leute befehligt und damit auch in den Tod geschickt hatte, ein Soldat, der vielen anderen das Leben genommen hatte. Und diesen Soldaten in sich würde er nie loswerden, er würde immer ein Teil von ihm sein. Nur wenige verstanden das, darunter die Gundampiloten – der Grund, weshalb er sich mit ihnen angefreundet hatte. Aber warum, fragte ich Zechs, dachte er gerade in diesem Augenblick daran? Warum gerade jetzt, mit diesem verletzen und so zerbrechlich wirkenden Jungen auf dem Schoß? Zechs musste zugeben, Harry Potter sah nicht schlecht aus. Er war vielleicht auch nicht der Schönste, doch er hatte eine Ausstrahlung, die Zechs anzog, wie das Licht eine Fliege. Oder lag es einfach daran, dass er nach körperlichem Kontakt, nach menschlichen Berührungen dürstete. Es war ein normales Bedürfnis, mit anderen Personen auch auf physischer Ebene zu interagieren, etwas, das Zechs bei sich stark eingeschränkt hatte, ja sogar ganz gemieden. Vielleicht beeinflusste diese fast schon intime Berührung gerade sein sonst so klares Urteilsvermögen, ganz wie es ein Tropfen Wasser bei einem Verdurstenden tun würde? „So, fertig“, riss Sally ihn aus seinen Gedanken. Harry atmete hörbar erleichtert auf. „So Junge, jetzt die Vorderseite.“ Der Schwarzhaarige erhob sich und wollte sich wieder auf das Bett setzen, doch Zechs griff seine Hand und zog ihn wieder auf seinen Schoß, legte die Arme um Harrys Hüfte. Egal was es war, beschloss der Blonde in seinem Kopf, egal was die Gefühle auslöste, er wollte es noch weiter erforschen. Zuerst saß Harry steif da, unsicher, wie er reagieren sollte. Doch da Sally nichts dazu sagte und ihn so verarztete, entspannte er sich langsam. Auch Zechs rührte sich nicht. Er beobachtete, wie Sally hoch konzentriert die einzelnen Verletzungen versorgte, Brandsalbe auf die Verbrennungen auftrug und die anderen Verletzungen ordentlich säuberte. Schließlich erhob und streckte sie sich. Ein paar Knochen knackten dabei. „Junge, was hast du nur gemacht“, murmelte sie leise, dann zog sie die Augenbrauen hoch, bevor sich ein Lächeln auf ihre Lippen schlich. „Was?“, fragte Zechs. „Nichts. Er ist nur eingeschlafen. Das wurde aber auch Zeit.“ „Er schläft?“ Das hatte der Blonde nicht mitbekommen. Sally nickte. „Leg ihn auf das Bett, aber vorsichtig, damit du ihn nicht weckst. Er hat dringend etwas Schlaf nötig, den Augenringen nach zu urteilen.“ Erstaunlicher Weise wachte Harry tatsächlich nicht auf. Er schien wirklich fertig zu sein. „Ob es nur sein Oberkörper ist, der Verletzungen aufweist?“, dachte Sally laut nach. „Er humpelt“, entgegnete Zechs nur. Die Ärztin nickte. „Ja, das habe ich befürchtet … wie auch immer. Ich weiß es besser, als jemanden wie ihn im Schlaf zu untersuchen. Er würde mir nie wieder vertrauen oder mich an sich ran lassen. Warten wir, bis er wach ist.“ „Ich bleibe bei ihm.“ „Okay. Pass gut auf ihn auf Zechs. Ich geh mal Wufei suchen, den hab ich nämlich mit der Schreibtischarbeit alleine gelassen. Sicher ist er grade ziemlich wütend auf mich und wird das alles als seeeeehr ungerecht beschimpfen.“ Zechs grinste leicht. Die Gerechtigkeitsreden des Chinesen waren im ganzen Hauptquartier geachtet und gefürchtet. … Eher Letzteres, wenn er so darüber nachdachte… Bis zum nächsten Mal, euer achat Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Hallöchen, da bin ich wieder! Dieses Kapitel ist ziemlich kurz, die Anderen werden wieder länger. Anders hat es nur von der Aufteilung nicht gepasst. Aber ihr werdet es sicher überleben.^^ Das nächste Kapitel kommt Ende der Woche, wenn ich es nicht vergesse... -.-' Vielen Dank auch an sann, für den Kommentar. Viel Spaß beim Lesen! 5. Kapitel Schwärze. Totale und alles umhüllende Schwärze. Sie war tröstend und beruhigend, umschmeichelte ihn wie eine sanfte Umarmung und löste ein wohliges Gefühl in ihm aus. Doch sie verschwamm. Graue Flecken tauchten immer wieder auf, kleine Lichtschimmer stachen durch die Finsternis, Geräusche drangen durch sie, wie durch dicke Decken. Er hörte sie undeutlich, doch sie waren da. Und sie wollten nicht verschwinden. Er wachte auf, er spürte es. Doch er wollte nicht aufwachen, wollte weiter schlafen. Er wollte sich nicht mit dieser Welt auseinander setzen, die noch finsterer, noch düsterer war, als jede im Schlaf oder in der Bewusstlosigkeit erlebte Schwärze. Nur war diese Finsternis nicht sichtbar. Nur spürbar. Man nannte sie auch Realität, dachte Harry sarkastisch. Langsam öffnete er die Augen und blinzelte ein paar Mal in das helle Licht. Etwas desorientiert sah er sich um. Die Unterlage war weich, eine dünne Decke hielt ihn warm und grüne Vorhänge dimmten das Sonnenlicht im Raum etwas. Wo war er? Verwirrt setzte er sich langsam auf, da fiel sein Blick auf eine große Gestalt. Er saß an einem Schreibtisch, die langen Beine elegant übereinander geschlagen, in den Händen ein kleines Büchlein haltend, in das er scheinbar vertieft war. Lange weißblonde Haare umspielten sein Gesicht und flossen wie Seide an seinem muskulösen Oberkörper herab, endeten schließlich bei der Taille. Er erinnerte Harrys schmerzhaft an Draco. Sein Herz zog sich zusammen und er wandte den Kopf ab, versuchte, die Erinnerung zu verdrängen. Durch die plötzliche Bewegung raschelten die Laken und der Mann wurde aufmerksam auf ihn. Stechend blaue Augen richteten sich auf den Schwarzhaarigen. Er schauderte unter dem intensiven Blick des Anderen. Zechs. Zechs Marquise war sein Name. Jetzt fiel es Harry wieder ein. Er war in Brüssel gewesen, hatte sich versehentlich in ein Cafe dort appariert, als er auf der Flucht vor ein paar Auroren war. Und dann, keine zehn Minuten später hatten die Preventoren ihn aufgespürt. Harry war nicht sonderlich überrascht gewesen. Schon längst war ihm bewusst, dass auch die Sicherheitskräfte der Muggel Jagd auf ihn machten, einer der Auroren hatte es ihm bei einer seiner Fluchten ja praktisch auf die Nase gebunden, um ihn zu verunsichern. Hatte damals nur nicht geklappt. Allerdings hatte der Schwarzhaarige schnell mitbekommen, dass diese Preventoren um einiges kompetenter waren, als die Auroren es wohl je sein würden. Mehrmals war er ihnen nur knapp entkommen, hatte sich nur durch ein paar Verschleierungszauber aus der Affäre ziehen können. Aber in Brüssel, als er diese zwei Preventoren gesehen hatte, die Art und Weise, auf die sie sich bewegten und wie sie sich verhielten, da begriff er, warum sie so gefährlich waren. Es waren im Krieg abgehärtete Soldaten. Und in diesem Moment begriff der Zauberer wohl auch, dass er niemals mehr in Ruhe leben würde können. Vor den Auroren hätte er sich auf Dauer verstecken können, aber wenn auch noch die Muggel nach ihm suchten, dann gab es weder auf der Erde noch im All auch nur einen verdammten Fleck, den er als sicher und unentdeckt betreten könnte. Und da hatte er beschlossen aufzugeben. Was danach geschehen war, erschien ihm wie ein schlechter Film. Harry hatte damit gerechnet, sofort erschossen zu werden, denn das war schließlich der Befehl. Aber sie hatten ihn in ihr HQ mitgenommen und verhören wollen – ohne viel Erfolg – und dann hatte er auch noch Duo wieder getroffen, den netten braunhaarigen Jungen, den er vor Jahren einmal kennen gelernt, aber nie vergessen hatte. Harry hätte nie damit gerechnet, den Braunhaarigen noch einmal wieder zusehen. Er wusste nicht, ob er sich freuen oder verzweifelt schreien sollte. „Du bist wach“, stellte der Blonde fest, „beweg dich nicht zu sehr, das könnte die Wunden wieder öffnen.“ Etwas taub nickte Harry. Er entschloss sich, abzuwarten und zu sehen, was noch passieren würde. „Habt ihr die Auroren bereits verständigt?“, fragte er in die Stille hinein. Der Blonde senkte das Buch erneut, in welches er sich wieder vertieft hatte und betrachtete ihn nachdenklich. „Erst wenn wir ein paar Antworten von dir erhalten haben, werden wir darüber nachdenken, diese Auroren zu verständigen. Nicht früher. Aber das haben wir bereits besprochen.“ Nun war es Harry, die Stirn zu runzeln. Sie werden darüber nachdenken, die Auroren zu verständigen? Was sollte das? „Im Übrigen würde Agent 02 gerne ein paar Worte mit dir wechseln, privat. Wenn du damit einverstanden bist….“ „Agent 02?“ Sollte Harry ihn kennen? „Duo Maxwell.“ „…oh…“ Harry überlegte. Zu sagen, er war überrascht, als er den Langhaarigen nach über sechs Jahren plötzlich wieder sah, wäre eine Untertreibung. Und dann noch in einer solch prekären Situation… Oft hatte er über den jungen Mann nachgedacht, der ihm wohl ein paar seiner schönsten Wochen beschert hatte. Harry hatte vorgehabt, Duo selbst nach Ende des Krieges aufzusuchen, doch leider war ihm das durch gewisse Umstände nicht möglich gewesen. Und hier war er nun, direkt vor seiner Nase, und wollte mit ihm sprechen. Aber wollte Harry auch mit ihm sprechen? Was sollte dabei herauskommen? Harry war zum Tode verurteilt und mehr als Schmerz würde ihm dieses Treffen nicht bringen, oder…? Erst als er bereits nickte, realisierte er seine Zustimmung. Sofort klappte Zechs das Buch zu und erhob sich, mit einer Grazie einer Raubkatze, die dem Schwarzhaarigen wieder in Erinnerung rief, dass er es hier mit tödlich ausgebildeten Soldaten zu tun hatten, die keine Sekunde zögern würden ihn zu erschießen, sollte er einem von ihnen gefährlich werden. Nicht, dass Harry das vorhatte. „Ich werde ihn holen, du bleibst dort liegen. Keine Dummheiten, verstanden? Sally hat sich nur deinen Oberkörper angesehen, das heißt, deine Bein- oder Fußverletzungen müssen noch behandelt werden. Darum werden wir uns kümmern, wenn Duo mit dir geredet hat.“ Harry summte zum Zeichen, dass er zugehört hatte und verfolgte mit Argusaugen jede von Zechs Bewegungen, bis der Mann aus dem Raum verschwunden war. Keine zehn Sekunden später trat Duo ein. . Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- 6. Kapitel Zitternd schlang Harry die weiße Decke enger um sich. Keine Sekunde ließ er Duo aus den Augen. Seit dieser eingetreten war, hatte der Braunhaarige kein Wort gesagt, hatte sich lediglich auf den Stuhl gesetzt, den vorher Zechs beansprucht hatte. Und dort saß er nun, beobachtete Harry genauso scharf wie dieser ihn, schwieg aber ansonsten. So hatte der Schwarzhaarige Duo nicht in Erinnerung. In seiner - zugegeben etwas lückenhaften - Erinnerung war der Andere ein aufgeschlossener und vor allem sehr redseliger Mensch gewesen. Hatte der Krieg der Muggelwelt ihn derart verändert? Diese Vermutung war nicht von der Hand zu weisen, dachte Harry, denn an ihm konnte man ja schließlich am Besten sehen, was der Krieg Menschen antat. Wie er ihren Charakter umkrempelte und sie innerlich zerstörte. Plötzlich seufzte Duo. Es war das erste Geräusch, das dieser seit seinem Eintritt von sich gab. Harry zuckte etwas zusammen. „Mmh…“, summte der ehemalige Gundampilot leicht, „ich hatte ja gehofft, du würdest vielleicht zuerst anfangen zu reden, aber da lag ich wohl falsch…“ Etwas gedankenverloren zwirbelte der Pilot eine braune Strähne zwischen seinen Fingern. „Also, was hast du in den letzten paar Jahren so getrieben, na? Erzähl mal!“ Sofort wurde Harry misstrauisch. Wollte Duo ihn auch nur ausspionieren. Immerhin arbeitete er auch für die Preventoren, der Gedanke war also naheliegend. Dennoch, es verletzte Harry irgendwie. Reiß dich zusammen, Harry. Inzwischen solltest du dich doch daran gewöhnt haben, dass du den anderen Menschen egal bist und sie nur für ihre eigenen Vorteile arbeiten. Warum also bist du so überrascht? Doch Duo musste das verletzte Aufflackern in den Augen gesehen haben, denn sofort fügte er hinzu: „Heeeyyyy, du musst mir ja nichts über diese komischen Typen erzählen, aber sicher hattest du nicht nur mit denen zu tun, oder? Ich meine, wie alt bist du? 17? Sicher haste viel erlebt, was? Schule, Freunde, Partys, Freundinnen, so was halt. Komm schon, lass dir nicht alles aus der Nase ziehen! Erzähl mir was über dich! Wir haben uns schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen!“ Nachdenklich legte Harry den Kopf schief. Wollte der Braunhaarige wirklich nur etwas über ihn wissen, um ihn wieder besser kennen zu lernen? Der Zauberer war sich nicht sicher. Zur Sicherheit zog er es vor, weiter zu schweigen. Stöhnend schlug Duo die Beine übereinander, als er begriff, dass er keine Antwort mehr erhalten würde. „Aaaalsooo guuut….“, fing er langsam an, „dann bin ich wohl als erstes dran, was?“ Er grinste breit. „Du erinnerst dich sicher noch an den schnuckligen Japaner, der dich zusammen mit Zechs und mir geschnappt und zu der Lady gebracht hat, oder? Das war Heero Yui, mein Partner hier bei den Preventoren und mein fester Freund. Er hats auch nicht so mit dem Zeigen von Gefühlen, aber wir sind jetzt schon seit ner Weile zusammen und er ist einfach genial! Obwohl er früher ein paar Mal versucht hat, mich umzubringen... aber hey! So wird das Leben nicht so schnell langweilig, was? Und inzwischen hat er glücklicherweise auch damit aufgehört… mmh…Mein bester Freund ist wohl Quatre. Vielleicht kennst du ihn, er ist auch bei den Preventoren und hat dich in Dubai versucht zu schnappen. Deswegen ist er jetzt nicht hier, muss erst mal von da unten zurück kommen. Hast uns alle ganz schön in die Irre geführt, das kann ich dir sagen. Den Trick mit dem schnellen hin- und herreisen musst du mir bei Gelegenheit mal verraten, Mensch, damit könnte ich die Anderen vielleicht ärgern…“ Und so redete und redete und redete und redete und redete und redete und redete Duo, so dass Harry teilweise wirklich Probleme hatte, ihm zu folgen. Er merkte durchaus, das Duo große Lücken in seiner Erzählung ließ. Zum Beispiel erwähnte er nie die genaue Rolle, die er im Krieg gespielt hatte und was er dort getan hatte, aber vielleicht wollte er sich auch nur nicht selbst daran erinnern. Viele ehemalige Soldaten waren ja schwer traumatisiert von ihren Erlebnissen – aus guten Gründen – und Duo war immerhin noch verdammt jung im Krieg gewesen, da waren die psychischen Wunden wahrscheinlich nur noch tiefer. Obwohl Duo im Moment keinen großartig traumatisierten Eindruck machte – konnte man ihn auch irgendwo ausschalten? Irgendwann – wie viel Zeit vergangen war konnte Harry nicht sagen – hörte der Langhaarige endlich auf mit reden und starrte an die gegenüber liegende Wand. Der Zauberer fühlte sich unwillkürlich an ihr erstes Treffen erinnert, als Duo ihn auf ein Eis eingeladen hatte und sie zusammen auf der Parkbank saßen. Damals war es genauso gewesen. Duo hatte von sich erzählt, bis ihm irgendwann nichts mehr eingefallen war. Und dann hatte Harry ihm vertraut und ihm seinen Namen gesagt. Und es war eine der besten Entscheidungen, die er je getroffen hatte. Vielleicht sollte Harry Duo noch einmal vertrauen? Es noch einmal drauf ankommen lassen? Harry musste ihm ja nicht gleich seine ganze Lebensgeschichte erzählen, selbst über die Zauberwelt würde er vorerst schweigen, aber wenigstens ein kleines bisschen über sich selbst offenbaren…? Das würde doch sicher niemandem wehtun, oder? „Ein Internat… ich bin auf ein Internat gegangen…“, hörte er da sich selbst sagen. Sein Unterbewusstsein hatte die Entscheidung für ihn getroffen. Duo horchte auf, das Interesse war sichtlich geweckt. Dennoch fragte er nicht nach, als Harry danach wieder schwieg. Hatte Duo Angst, wenn er jetzt etwas sagen würde, würde Harry nicht noch einmal mit dem Reden anfangen? „Kurz nachdem du weg warst hab ich eine Einladung für ein …exklusives Internat in Schottland bekommen. Meine Eltern hatten sich wohl dort kennen gelernt und unbedingt gewollt, dass auch diese Schule besuche, daher hatten sie das Schulgeld bereits bei meiner Geburt überwiesen.“ Etwas verträumt sah er aus dem Fenster. „Dort erfuhr ich auch zum ersten Mal, dass meine Eltern nicht, wie meine Tante und mein Onkel es mir immer erzählt hatten, bei einem Autounfall ums Leben gekommen, sondern von einem durchgedrehten Psychopaten umgebracht worden waren. Es war ein ganz schöner Schock. Naja… dieser Mann .. er war Anführer einer Art … Sekte, kann man wohl sagen. Er wurde jedenfalls nie geschnappt, aber er war über lange Zeit untergetaucht.“ Harry schauderte. Oh ja, Voldemort war untergetaucht, wenn auch unfreiwillig. Und wie viel von seinen Abenteuern sollte er Duo erzählen? Am Besten nicht viel. Das Meiste konnte man eh nur mit Magie erklären. „Zum ersten Mal habe ich dort richtige Freunde gefunden. Freunde, mit denen ich viel erlebt habe, wir hatten sicher auch unsere Schwierigkeiten, mein Kumpel wurde immer recht schnell eifersüchtig, meine Freundin war manchmal eine richtige Besserwisserin, aber irgendwie sind wir durch Dick und Dünn gegangen und hatten viel Spaß.“ Ja, damals war er wirklich glücklich gewesen. Doch dann ging alles den Bach herunter. „In meinem vierten Schuljahr am Internat tauchte der Psychopath wieder auf und versuchte bei einem Wettkampf unserer Schule, mich umzubringen. Statt mir ist aber ein anderer Schüler, ein Wettkampfgegner, gestorben. Und das nur, weil er zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort war.“ Harrys Herz krampfte sich zusammen. Seine Knöchel traten weiß hervor, als er sich in die Decke krallte. Cedric hatte sein Schicksal wohl von allen Opfern des Krieges am wenigsten verdient gehabt. „Ich .. ich konnte entkommen. Im nächsten Jahr hat der Irre mich dann wieder umbringen wollen. Er konnte mich zu sich locken, hat mir vorgespielt, dass er meinen Paten, den ich erst zwei Jahre zuvor kennen gelernt hatte, als Geisel hatte. Ich konnte meinen Paten nicht verlieren, ich liebte ihn. Er war, wie ein Vater für mich. Ich bin hingegangen … und in die Falle getappt. Zusammen mit ein paar Freunden, die ich dummer Weise auch noch mitgebracht hatte. Und… ein paar Lehrer, die Polizei, mein Schulleiter, sie kamen zu unserer Hilfe. Mein Pate auch. Aber er … er wurde dort … seine Cousine hat ihn getötet. Der Psychopath ist mit seinen Anhängern entkommen. Ach, sollte ich erwähnen, dass viele seiner Anhänger angesehene Mitglieder der englischen Aristokratie waren? Alte Familien? Familien, die andere Menschen, die sei als minderwertig ansahen, gefoltert und getötet haben. Und niemand ist eingeschritten oder hat sie aufgehalten, weil es zu wenig Beweise gab??!“ Harry schnaubte verächtlich. „Sie wussten es! Alle! Alle wussten es! Die Polizei, die Bevölkerung! Es war ein offenes Geheimnis, wer ein Anhänger dieses Psychopathen war und wer nicht, aber nein! Es wurde niemand verhaftet! Niemand! Es gab angeblich zu wenige Beweise!“ Wenn McNair, Avery, Lestrange und all diese Leute, schon vorher nach Azkaban gekommen wären, oder noch besser, den Kuss der Dementoren erhalten hätten, dann hätten so viele Tote verhindert werden können. So viel Leben gerettet! Vielleicht hätte sogar Voldemorts Wiederauferstehung nie stattgefunden. Aber das Ministerium war zu ignorant gewesen, hatte den reinen und unantastbaren Schein der Aristokratie erhalten wollen. Hatte sich kaufen lassen. „Im nächsten Schuljahr starb dann mein Schulleiter. Und dann…. dann gingen die Angriffe des Psychopathen richtig los. Meine Freunde und ich, wir haben uns wiedersetzt. Wir haben versucht, gegen sie vorzugehen, doch es war aussichtslos. Viele sind gestorben.“ Ron, Hermine, Seamus, Luna, Bill, Fred, Molly, Remus, … „Am Ende hab ich ihn umgebracht, als ich die erstbeste Chance hatte.“ Und es hatte ihm Spaß gemacht, den Dolch in Voldemorts Herz zu stoßen, es hatte ein Hochgefühl in ihm ausgelöst, besser, als jede Droge es vermutlich konnte. Und dann hatte er weitergemacht. „Die Sekte zerfiel ohne ihren Abführer, doch die ehemaligen Anhänger mordeten weiter. Und viele wollten mich auch tot sehen, logischer Weise. Also war ich schneller. Hab sie ausgeschaltet, so weit ich konnte, bevor sie mir etwas tun konnten.“ Als das wahnsinnige Leuchten in Bellatrix Augen verlosch hatte er sich frei gefühlt, endlich hatte er seinen Paten gerächt. Als das Blut aus Walden McNairs Körper floss hatte er sich zufrieden gefühlt, endlich hatte er Hermine gerächt. Die Liste war endlos. Duo saß noch immer auf dem Stuhl. Starr. Stumm. Blass. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)