Into it von psycho_puschel (Biting your neck, touching your lips || Kaname x Zero) ================================================================================ Kapitel 3: III. Should draw the line ------------------------------------ III. Should draw the line Abwesend starrte ich die graue Zimmerdecke an. Wie die letzte halbe Stunde auch, tat sie nichts, außer da zu sein. Und ich tat nichts, außer hier zu sein. Seitdem ich hier aufgewacht war (ich musste lange geschlafen haben) war nichts geschehen. Der Raum war haargenau derselbe, wie zuvor und für mich galt das ebenso. Erschreckend war die Tatsache, dass ich mich nicht daran zu stören schien. Als Hunter sollte ich strategisch vorgehen, um in Erfahrung zu bringen, wo ich mich befand, aber irgendetwas sagte mir, ich bräuchte das nicht zu wissen. Ich war nie ein intuitiver Mensch gewesen, ich handelte nach Verstand, nicht nach Gefühl. Immer. Bis auf dieses eine Mal. Ich nahm mich meiner Situation also an und saß hier und wartete auf das vermeintlich Kommende, wenn überhaupt etwas geschehen würde. Ich hatte das Gefühl, das würde es. Während ich abwartend an die Decke starrte, versuchte ich, mich an die letzten Momente bei Bewusstsein zu erinnern. Nichts. Ich war mir so sicher, dass es wichtig war, lebenswichtig vielleicht sogar, aber so sehr ich mich bemühte, die Leere blieb. Etwas war faul. Ich vergaß in den seltensten Fällen Dinge, gut, es mochte vorkommen, aber nicht, wenn sie so elementar erschienen. Dann geschah etwas. Die Tür ging auf, Kaname Kuran betrat das Zimmer und ich war nicht überrascht. Alle Gefühle wurden von einer riesigen Wut übertrumpft, sobald ich Kuran sah. Das würde vermutlich immer so bleiben. „Wach?“, meinte er knapp und blickte mich dabei nicht einmal indirekt an. Ein Stuhl neben dem Bett schien für ihn interessanter als ich zu sein. Ich nickte kurz und biss mir dabei auf die Lippe. Mit jedem Atemzug kamen die Fragen in meinen Kopf zurück und eine Blöße, die Neugierde, wollte ich mir vor ihm nicht geben. „Keine Fragen?“ Er schien sich heute knapper auszudrücken, als sonst und ich musste mir eingestehen, dass ihn jede weitere Unberechenbarkeit ein Stückchen verwirrender machte. „Verwirrend“ war vermutlich die passendste Bezeichnung für ihn, denn sie traf zu, räumte ihm aber dennoch keine Macht über mich ein. Ich hatte kein Interesse daran, ihn zu verstehen. ...Meistens jedenfalls. Um zu antworten, schüttelte ich erneut den Kopf. Ich hatte Fragen, Unmengen an Fragen, aber es gab andere und vor allem bessere Möglichkeiten, sie beantwortet zu bekommen. Nachforschungen und strikte Recherche waren schon immer meine lieberen Methoden. Kommentarlos drehte er sich um, war drauf und dran, das Zimmer zu verlassen und drehte sich doch noch mal um. „Wenn du die Unwissenheit ertragen kannst...“ Dann war er weg. Das Zimmer war noch immer das gleiche, die graue Zimmerdecke hatte sich nicht bewegt. Nur ich hatte mich geändert, denn war in meinem Kopf zuvor Ruhe gewesen, prasselten nun Fragen von allen Seiten auf mich ein. Wo war ich? Was war geschehen? Wieso konnte ich mich nicht erinnern? Ich entschied mich für einen neue Methode. Die Idee, das Zimmer zu verlassen, war mir bisher gar nicht gekommen, dabei war sie so naheliegend. Kuran konnte mich hier doch kaum einsperren und... Anscheinend doch. Ich hatte die Türklinke nur leicht gestreift, schon hatte mich ein leichter Schock durchfahren. Vampir-Magie war zum Kotzen. „Verdammt!“, knurrte ich und trat vor die Tür. Sogleich durchfuhr mich ein weiterer Stromstoß, diesmal nur um eine Vielzahl intensiver und ich musste leicht aufkeuchen. Meine Schamgrenze schien in der letzten Stunde unendlich tief gesunken zu sein. „Kuran“, rief ich durch die Tür, „ich weiß genau, dass du mich hören kannst!“ Er antwortete nur nicht, weil er mich in den Wahnsinn treiben wollte. „Kuran!“ Erneut holte ich zu einem Hieb aus, denn ich wollte nicht einsehen, dass er nun doch Macht über mich hatte. Als ich trotz der offensichtlichen Berührung der Tür keinen Schmerz spürte, merkte ich, dass nun etwas anders war. Die Tür war offen, meine Faust war keinesfalls auf dem Holz gelandet, Kuran hatte sie mit seiner bloßen Hand abgefangen. „Vorsicht“, sagte er teilnahmslos, leise, eiskalt, wie er eigentlich immer klang. Es steigerte meine bis dato angestaute Wut auf ihn. „Wieso hast du mich eingeschlossen?“ Grob fuhr ich ihn an, unlängst hatte ich keine Kontrolle mehr über mich. „Hm? Antworte!“ Ich wollte meine Faust zurückziehen, um erneut zuzuschlagen. Dieses Mal war mein Ziel bewusst Kuran. Aber so sehr ich auch zerrte, seine Hand hielt meine (nun etwas lockerere) Faust fest umschlossen. Angeber. „Fertig?“, fragte er skeptisch und zog dabei seine rechte Augenbraue minimal hoch. Wie sollte ich mich beruhigen, wenn er immer wieder so handelte?! Das hier war keine Wut mehr, das war blanker Hass. Und dennoch musste ich mich beruhigen. Wenn ich hier wegkommen wollte, war das die einzige Möglichkeit. Trotzdem war ich zu nichts verpflichtet und kurzerhand beschloss ich, nicht mit Kuran zu sprechen. Niemals wieder. Jedes Wort wäre von nun an ein Verrat meiner selbst. Gehen?, forderte ich gedanklich und zeigte ihm meine Absicht mit einem sehnsüchtigen Blick zur Tür. „Es tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, Kiryu-Kun, aber du wirst wohl kaum gehen können. Wir befinden uns zwölf Stunden Flugstrecke von der Cross-Academy entfernt.“ Egal, Hauptsache weg! „Ich werde dich vorerst hier behalten.“ Verständnislos sah ich ihn an. Weshalb? „Die Gründe wirst du früh genug erfahren und du wirst mir dankbar sein.“ Im nächsten Augenblick stand er unmittelbar hinter mir. „Ich rette dein erbärmliches Leben, Kiryu.“ Schnaubend drehte ich mich zu ihm um (er hatte sich eindeutig zu viel herausgenommen!) aber da war er schon wieder weg. Und Vampir-Magie war noch immer zum Kotzen! Den Rest des Tages verbrachte ich damit, mir Gedanken zu machen. Auch wenn ich es anfangs noch hatte verhindern wollen, drehten sie sich wohl oder übel um Kuran. Es stellte eine Schmach da, die ich nicht gewillt war, bedingungs- und kampflos hinzunehmen. Nach einiger Zeit hatte ich mich dann dazu durchringen können, meinen Gedanken freien lauf zu lassen. Noch immer empfand ich es als alles andere als optimal, aber wenn ich mich nicht länger im Kreis drehen wollte, musste ich mich nun mit diesem Thema befassen. Es war Knochenarbeit. Hatte ich denn vor Kurzem nicht noch damit geprahlt, dass ich Kuran gar nicht verstehen wollte?! Und jetzt hatte ich ihn auf einmal vollständig zu analysieren. Eine makabere Wendung, die ihre Passenheit in meinem Leben sofort fand. Mein Leben barg im Prinzip ja nur solche makaberen Situationen, ich sollte mich also langsam daran gewöhnen. Aber über Kuran nachzudenken, kostete mich trotzdem eine Menge Überwindungskraft, besonders, wenn ich genau wusste, dass er vermutlich keine zwei Zimmer entfernt war. Aber ich wollte so unbedingt wissen, was hier vor sich ging. (Verdammte Hunter-Neugierde!) Wieso meinte Kuran, er rette mein Leben? Schwebte ich in einer unbekannten Gefahr? Mein Kopf schmerzte. Ich konnte den Gedanken, dass es in Verbindung mit den vergessenen Ereignissen stand, nicht verwerfen. Noch so eine Frage. Hatte ich die Erinnerungen zufällig verloren, oder steckte eine Absicht dahinter? Kurans Absicht? Es wäre zumindest nicht das erste Mal, dass er Gedanken von Menschen manipulieren würde. Ich stellte mir diese Fragen noch lange, bis spät in die Nacht, und an Schlaf war nicht mal im Geringsten zu denken. Zum gewünschten Ergebnis war ich nicht gelangt. Nachdem ich geschlagene sechs Stunden nachgedacht hatte, stand für mich nur eines fest: Kuran beherrschte meine Gedanken schon viel zu sehr und ich sollte schleunigst etwas dagegen tun. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)