Change von Drachenengel (Ich wünschte, ich könnte noch einmal von vorne beginnen) ================================================================================ Kapitel 12: Die Wahrheit ------------------------ Die Wahrheit Es ist schon seltsam… normalerweise bin ich nie krank, aber wenn ich es bin, fühlt es sich immer so an, als könnte ich gar nichts mehr außer schlafen und reden… wobei Schlaf doch die beste Medizin für mich ist. Sagt man zumindest. Dazu kommt noch, dass ich dem Kleinen so viele Sorgen bereite… selbst wenn ich schlafe, dringen manchmal seine leisen Schluchzer zu mir durch und das will was heißen. Denn ich habe einen gesunden, tiefen Schlaf. Alfred hatte schon früher immer Angst, wenn ich langsam wegdämmerte, weil ich ihn nicht mehr vor Geistern beschützen konnte… Ja, ich kann es nicht haben wenn er weint, das habe ich noch nie gemocht. Obwohl, wenn ich so darüber nachdenke, habe ich ihn noch nie als Erwachsenen weinen sehen… ob er es je getan hat? Irgendwie passte das nicht so recht in mein Bild von ihm… Wie lange hatte ich eigentlich geschlafen? War es Morgen? Mittag? Abend? Mitten in der Nacht? Ich hatte kein Zeitgefühl mehr… und dazu brummte mir noch der Schädel… doch ein vertrauter Geruch drang zu mir durch… jemand war bei mir… aber meine Augenlider waren so schwer wie Blei… ich hatte Mühe sie zu öffnen… „Ah… Arthür… bist du endlisch wach?“ Ich hätte es wissen müssen… dieser Rosenduft konnte nur Francis gehören… „Was… willst du?“, brummte ich heiser. „Chérie… sei doch nischt so garstig…“, meinte er lächelnd, „Wie geht es dir?“ Was für eine Frage… Tse… so etwas konnte auch nur er fragen… Idiot… Aber… Moment mal… „Wo ist Alfred?“ Der Kleine war nicht hier, normalerweise war er doch sofort zur Stelle, wenn es mir schlecht ging, mein kleiner Held… suchend sah ich mich nach ihm um. „Oh, keine Sorge… der ist momentan beschäftigt… mit einer ziemlich schwierigen Sache…“ „Die da wäre?“ „Aah, er versucht eine Kerze mit Streichhölzern anzuzünden*…“ Erschrocken riss ich meine Augen auf. Kinder ließ man doch nicht mit so etwas alleine! „Arthür!“, fuhr er mich an und packte mich an den Schultern, „Er ist kein Kind! Er ist nur in einem Kinderkörper, versteh das doch endlisch mal!“ Aber er benahm sich mehr und mehr wie ein Kind… auch wenn er das als Erwachsener zu Genüge tat… „Allerdings… gib es da etwas, was mir Sorgen macht, Arthür… und das betrifft petit Alfred…“ Sofort war ich aufmerksam, denn wenn er Alfred erwähnte und noch dazu ein Grinsen aufsetzte, das mir gar nicht geheuer war, jagte es mir Schauer über den Rücken. Aber ich musste ruhig bleiben, denn er sollte ja nicht gleich merken, dass mich das etwas aufwühlte. „Was ist mit ihm?“, fragte ich ernst. „Ouh, der Kleine ist ja so süß… und so naiv, Arthür… er sagte mir, dass etwas mit ihm nischt in Ordnung ist…“ Was? War er etwa krank? Hatte mein Zauber etwa Nebenwirkungen? Sofort fühlte ich mich schuldig, doch als Francis anfing zu lachen, starrte ich ihn böse an. „Dein Gesischt, Arthür… ein Bild für die Götter…“ Er strich sich durchs Haar, ehe er fortfuhr. „Nun, dein Kleiner ‘at Herzklopfen, bekommt Gänse’aut, er nimmt seine ganse Umgebung anders wahr…“ Häh? Und was sollte das jetzt heißen? „Mon Dieu, Arthür, er ist verliebt! Hah… l’amour ist der schönste Sauber von allen…“ Mein kleiner Alfred? Verliebt? Unmöglich, das sollte wohl ein schlechter Scherz sein! „Haha, Wino, fast hättest du mich gehabt…“, brummte ich und bemühte mich gar nicht mal überzeugt zu klingen. Vor allen Dingen… in wen sollte er denn verliebt sein? In Francis? Never ever! Wenn dem so wäre, würde ich mich selbst in der Themse ertränken, denn ich hatte noch dieses kleine bisschen Hoffnung, dass Alfred sich jemand vernünftigen als Partner auswählen würde, falls er es überhaupt tun würde. Aber Moment… Francis hatte ja Ahnung, wenn es um dieses Thema ging. Vielleicht hatte er ja Recht… aber… vielleicht wollte er mich nur in die Irre führen… Grr… das war nicht mehr auszuhalten! Von diesem ganzen Nachdenken bekam ich Kopfschmerzen! „Wie naiv… er meinte er ‘ätte Superkräfte bekommen… wie ein kleiner ‘eld in seinen Comics… Arthür, das ist die Chance… jetzt kannst du ihm alles beibringen!“ Ich hörte schon gar nicht mehr, was Francis da sagte. Verliebt… Alfred war verliebt… das musste erst einmal in meinen Kopf rein. Eigentlich könnte man es vorhersehen… aber… ich wollte es einfach nicht wahr haben! Warum? Weil ich in diesen Idioten verliebt war, verdammt! Seit Jahren empfand ich dieses leichte Kribbeln, wenn er in meiner Nähe war, diesen süßen Schmerz, wenn wir stritten, diese unglaubliche Wärme, wenn er mich umarmte… und jetzt traf mich diese Erkenntnis wie eine Abrissbirne, wie ein Rammbock. Erschlagend. Fast kamen mir die Tränen. Doch ich riss mich zusammen, nein, ich musste stark bleiben! Tief durchatmen… und dann die Frage stellen, die mir schon die ganze Zeit auf der Zunge brannte. „Wer… ist es? In wen ist er verliebt?“ Meine Stimme zitterte, eigentlich wollte ich diese Frage gar nicht wirklich stellen. Doch ich zuckte zusammen, als Francis in mädchenhaftes Gekicher ausbrach, machte er sich jetzt wieder über mich lustig? „Hah, Chérie, du bist ja so naiv… es macht rischtisch Spaß… mais… wenn du wirklisch wissen willst, wer Alfreds Auserwählter ist… musst du ihn selber fragen… bien sûr!“ Ich war mir sicher, dass Francis genau wusste, in wen Alfred verliebt war. Er wollte mich leiden sehen, dieser Sadist… Und wenn der Kleine mir erneut das Herz gebrochen hatte, würde er mir sicherlich mit „Rat und Tat zur Seite stehen“, um meine aufgerissenen Wunden zu heilen… und mich endlich zu ihm ins Bett zu kriegen… was er schon seit einer Ewigkeit versuchte, aber noch nie geschafft hatte. Um ehrlich zu sein war ich sogar ein kleines bisschen stolz darauf, denn dieser verdammte Franzose bekam fast immer das, was er wollte. Aber zurück zu Alfred… in welchen Idioten sollte der sich bitteschön verlieben? Es gab keinen, der mir gleich in den Sinn kam… vielleicht auch deswegen, weil ich ihn viel zu wenig kannte. Ich meine, wann haben wir denn einmal vernünftig miteinander geredet? Wir haben immer, seit ich denken kann, gestritten. Und das war der Grund, warum mir der Kleine sicher nicht auf die Nase binden würde, wer seine Geliebte war… „Alors… wenn man vom Teufel sprischst…“, meinte Francis und stand auf. „Bon, isch werde eine schöne Tee für disch kochen, Chérie!“ Lächelnd verschwand er, nicht ohne mir zuzuzwinkern. Der kleine Alfred stand da in der Tür, den Blick gesenkt, als hätte er eine Vase zerbrochen. Fragend sah ich ihn an. „Hey… was ist denn los?“, fragte ich. Bei diesem verdammt süßen Blick konnte ich nur weich werden… Alfred zögerte kurz. Ich hatte schon Angst, dass er gleich in Tränen ausbrechen würde… aber dann hielt er mir die Streichhölzer kommentarlos entgegen. Alle zerbrochen. Ich nahm ihm die Schachtel ab. „Komm her… ich zeig dir, wie das geht, ja?“, fragte ich ihn und er nickte kurz. Das war ihm sehr unangenehm, denn sonst bekam er doch auch alles auf die Reihe… Ich zog ihn auf meinen Schoß, soweit es mir möglich war und nahm ihm die Streichholzschachtel ab. Vorsichtig nahm ich eines der verbliebenen Hölzer heraus und gab es Alfred. „Sei nicht so verkrampft… du musst es vorsichtig festhalten.“ Ich legte meine Hand auf seine, die das Holz hielt und führte sie zur Schachtel, die ich mit der anderen Hand festhielt. „So, und jetzt… mit Gefühl…“ Alfred hielt plötzlich in seiner Bewegung inne. Bildete ich mir das etwa ein oder zitterte er? „Mit Gefühl~“, hörte ich ihn dann leise sagen. Schließlich streifte er den Rand der Schachtel und entzündete die Flamme. „Ich… habs geschafft!“ Alfred schien es immer noch nicht fassen zu können. Erst jetzt sah ich, dass seine Wangen zart rosa waren. Aber wieso? Was war los mit ihm? „Ich…“ Er blies die Flamme aus und ließ das Streichholz fallen. Dann rannte er so schnell er konnte aus meinem Zimmer. Was hatte ich denn jetzt falsch gemacht? „Alfred, warte!“ Ich war aufgesprungen, wollte ihm hinterher… doch er war viel zu schnell. „Alfred, lauf nicht weg!“ Ich schaffte es bis zur Haustür, die offen stand, der Regen schlug mir entgegen. „ALFRED!“ Ich schrie seinen Namen, doch erhielt keine Antwort. Stattdessen wurde mir erneut schwarz vor Augen, meine Kräfte verließen mich und ich brach an Ort und Stelle zusammen. * Die Sache mit den Streichhölzern habe ich aus dem Doujinshi Blue Honey Moon, falls den jemand kennt. Ich fand die Idee einfach genial, um Klein Alfred zu beschäftigen ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)