Change von Drachenengel (Ich wünschte, ich könnte noch einmal von vorne beginnen) ================================================================================ Kapitel 10: Herzklopfen ----------------------- Herzklopfen „Arthur! ARTHUR!“ Wie lange kniete ich schon neben ihm und rief, nein schrie verzweifelt seinen Namen? Ich konnte es noch so oft tun, ich würde keine Antwort erhalten, das wusste ich. Dennoch hörte ich nicht auf, hockte an seiner Seite und weinte. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm… sonst kippte der doch auch nicht so schnell aus den Latschen… auch sein Atem ging schwerer als sonst. „Mon Dieu, er ‘at ‘o’es Fieber!“ Francis sah mich kurz an. „Er ist krank?“ Ein kurzes Nicken zu Seiten des Franzosen. Nein, Arthur durfte nicht krank sein! Warum gerade jetzt? „Er braucht jetzt viel Schlaf, petit Alfred.“ Mit diesen Worten nahm er Arthur hoch und lächelte. „Isch ‘abe ein schönes Simmer für ihn… allez…“, meinte er gut gelaunt, anscheinend freute er sich, dass wir noch etwas länger blieben. Ich folgte ihm hoch in eines seiner Gästezimmer, wo er Arthur behutsam auf dem Bett ablegte und ihn zudeckte. „Kleiner…“ Eine schwache, erschöpfte Stimme erklang, Arthur war anscheinend wieder aufgewacht. Sofort war ich an seiner Seite. „Arthur… wie geht es dir?“ Tse… eigentlich eine überflüssige Frage, wenn man in seine fiebrigen grünen Augen blickte. „Es… es…“, begann ich, doch er legte einen Finger auf meine Lippen und ich verstummte. Ein kurzes Kopfschütteln seinerseits. „Nein, mir tut es leid, Alfred…“ Es tat weh ihn so sprechen zu hören, nein, eigentlich flüsterte er vielmehr. Warum war er so schwach? Warum wirkte er jetzt so… menschlich? Ja… wenn Länder krank wurden, dann wirkten sie schwach, zerbrechlich, sterblich. Das war ein seltener Anblick und es war ausgerechnet Arthur, den ich so sah… Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er meine Hand genommen hatte und mich anlächelte. „Bleibst du bei mir?“, fragte er leise. Wenn er mich so ansah, konnte ich einfach nicht nein sagen. Ein kurzer Blick galt Francis. Der lächelte nur und drehte mir den Rücken zu. „Lass aber noch was von dem Kleinen übrig, non, Arthür?“, meinte er und ich bin mir sicher, dass er grinste. „You brat! Get out!“, fauchte Arthur und bekam dann einen Hustenanfall. Lachend verschwand der Franzose aus dem Zimmer. Erst jetzt traute ich mich zu ihm unter die Decke zu kriechen. „Arthur?“ Fragend blinzelte er, als sich der Husten gelegt hatte. „Bist du mir böse?“ Er hob seine Hand und ich zuckte erschrocken zurück. Doch dann spürte ich wie er mir durch die Haare strich. Das hatte er schon ewig nicht mehr getan. Na ja… eigentlich hatte er das nur getan, als ich noch ein Kind war… Aber Moment… war ich für ihn denn wirklich wieder ein Kind? Klar, jetzt war ich äußerlich wieder eines, aber… gerade das störte mich. Hatte sich Arthur diese Zeit zurück gewünscht? Weil er mich nur als Kind liebte und als Erwachsenen verachtete? Ich spürte seinen warmen, erhitzten Körper an meinem. Arthur, brauchst du mich jetzt wirklich? Oder brauchst du nur den kleinen Alfred, der vor langer Zeit mit dir gestorben ist? Ich betrachtete ihn noch lange, bis er schließlich eingeschlafen war. ~~~~~~~ Ich erinnere mich… vor vielen Jahren… kurz bevor der Unabhängigkeitskrieg begann, befand ich mich in einer ähnlichen Situation. Arthur und ich lebten damals in einem Haus. Immerhin war er mein großer Bruder und musste auf mich aufpassen. Aber damals störte mich das noch nicht, immerhin hatte ich ihn sehr lieb gewonnen und er mich auch. Er war stolz auf mich, das ließ er mich jeden Tag, den wir zusammen verbrachten, spüren. Denn mittlerweile war ich schon erwachsen, sichtlich stark und sehr glücklich. Mein Haus war so groß, es machte mir Angst, wenn ich alleine war, aber wenn Arthur bei mir war, war es genau richtig. Ich fand es zwar schade, dass er nicht so oft zu mir kommen konnte, aber seitdem ich erwachsen war, störte es mich nicht mehr so sehr, immerhin konnte ich gute selber auf mich aufpassen. Dennoch freute ich mich sehr wenn Arthur zu Besuch kam – wie ein Kind. Ich war ja noch jung, also durfte ich das. Vor allem, weil ich abends mit ihm in meinem großen Bett schlafen durfte. Francis hatte es mir geschenkt mit den Worten „Falls du mal etwas MEHR Platz brauchst, Chérie…“ und einem frechen Zwinkern. Ich habe zwar nicht genau verstanden, was er genau damit gemeint hatte, aber es sollte wohl seine Richtigkeit haben. Schließlich lagen wir zu zweit in meinem großen Bett und da Arthur die Gabe hatte immer und überall gut zu schlafen, war er auch schnell weggedämmert. Man konnte wirklich bis zehn zählen, dann war er schon im Land der Träume. So etwas hätte ich auch gern… Ich hatte mich auf die Seite gedreht und die Augen geschlossen, als er seine Hand in meinem Hemd vergrub und sich an mich kuschelte. Eigentlich nichts ungewöhnliches, das tat er öfter. Aber an dem Tag war es irgendwie anders. Mein Herzschlag beschleunigte, ich weitete meine Augen. Was sollte das? Er war mein Bruder, also warum reagierte ich auf einmal so. Sein Atem in meinem Nacken kitzelte und ich bekam eine Gänsehaut. Mir war noch nie so richtig aufgefallen, dass er so warme, weiche Hände hatte. Und dass er so niedlich lächeln konnte. Es war ansteckend und ich spürte wie sich meine Mundwinkel leicht nach oben bewegten, wie automatisch… Und er hatte so volle Lippen… Vorsichtig beugte ich mich zu ihm runter… kam ihm immer näher. Moment mal… was tat ich da eigentlich? Meine Lippen berührten seine nur hauchzart und ich erstarrte. Wieder dieses aufgeregte Herzklopfen. Erschrocken zuckte ich zurück und legte mich wieder hin. Meine Wangen waren ganz warm, wie kam das nur? Das gehörte bestimmt dazu, wenn man erwachsen wurde, Arthur hatte doch selbst gesagt, dass sich in dieser Zeit der Körper veränderte. Ja, und jetzt kuschelte er sich wieder an mich, als ob er spürte, dass ich von ihm weggerückt war, suchte weiterhin meine Nähe. Mein Herz klopfte so stark, dass ich Angst hatte, dass Arthur es hörte und davon aufwachte. War ich etwa krank? Unmöglich, Arthur passte auf mich auf und meinem Land ging es auch gut… also musste es etwas anderes sein. Ich würde Arthur fragen, er wusste doch sicherlich, was mit mir los war. ~~~~~~~ Um ehrlich zu sein… habe ich mich damals nicht getraut ihn zu fragen. Zumindest habe ich es versucht, aber dieser Versuch endete in einem Stammeln und Stottern meinerseits. Wie peinlich! Das war mir noch nie passiert. Es war doch eine so einfache Frage, warum hatte es mir so plötzlich die Sprache verschlagen? Jetzt wusste ich die Antwort: es lag wirklich an meiner Entwicklung. Denn ich hatte so etwas nie wieder empfunden… „Alfred…“ Ich blinzelte und sah zu Arthur. Nein, er schlief noch tief und fest. Und er redete im Schlaf, irgendwie schon niedlich. „Kleiner… Alfred…“ Seine Worte klangen mir in den Ohren, und sein Atem streifte meinen Nacken, es kitzelte und ich erschauderte. Was für ein Gefühl! Ich kannte es, es brachte mein Herz zum Hüpfen. Hatte ich nicht auch deswegen wie aus dem Instinkt Arthur geküsst? Irgendetwas in mir hat gesagt, dass ich das Richtige tue… warum und wieso, das wusste ich nicht. Doch eines war mir in diesem Moment klar geworden: ich hing immer noch an ihm… zwar nicht wie damals als ich klein war, irgendwie halt, ich kann es auch nicht erklären… auch ein Held gerät manchmal eben in Erklärungsnot! Aber… als ich ihn geküsst habe… das fühlte sich schön an, warm, richtig. Es war so schnell vorbei… aber… wer weiß? Vielleicht würde ich es ja wieder versuchen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)