Change von Drachenengel (Ich wünschte, ich könnte noch einmal von vorne beginnen) ================================================================================ Kapitel 9: Nachhilfestunde in Sachen Liebeszauber ------------------------------------------------- Nachhilfestunde in Sachen Liebeszauber „Arthur?“ Jemand rief nach mir… ich kannte diese Stimme, doch ich wollte meine Augen nicht öffnen. Ein unglaublich warmes Gefühl durchströmte mich, was ich seit Jahren, nein Jahrhunderten nicht mehr empfunden hatte. Und gleichzeitig spürte ich Tränen, die meine Wangen herunter kullerten. Doch eine warme Hand strich sie sachte weg. Langsam öffnete ich dann doch meine Augen und ein Paar blaue musterten mich besorgt. Alfred… Hastig wandte ich mich von ihm ab, wie peinlich. Ich hatte ihn angestarrt. Zwar verhielt ich mich nun wie ein schüchternes Mädchen, aber ich konnte ihm jetzt nicht in die Augen sehen. Denn ich hatte es geschafft: Alfred hatte sich wieder zu einem erwachsenen Mann gewandelt, seine Kleidung war seltsamerweise wieder seine übliche, doch irgendetwas an ihm war anders. „Arthur… geht es dir gut?“, fragte er mich leise. Doch ich konnte ihm nicht antworten. Es war so weit, es war alles wieder beim Alten. Mir versagte die Stimme. Ich wollte ihm so einiges sagen, wollte, dass er ging, mich wieder in Ruhe ließ… ich wollte ihn mit Worten verletzen, damit er verschwand, aber ich konnte es nicht. Ich schüttelte den Kopf gegen meinen Willen. Er zog mich in seine Arme und selbst wenn ich es gewollt hätte, hätte ich mich nicht befreien können, er war einfach zu stark. Doch sein Griff war ungewöhnlich sanft, zwar fest und bestimmt, aber nicht so eisern wie sonst. „Arthur… bitte sag doch was!“, flehte er mich an. „Alfred…“ Ich hatte meine Stimme wieder gefunden, diese traurigen Augen voller Sorge konnte ich nicht länger ertragen. „Warum hast du das getan?“ Doch statt mir zu antworten, lächelte er wie schon lange nicht mehr. Er nahm meine Hand und drückte sie fest. „Du kennst die Antwort…“, meinte er mit einem geheimnisvollen Lächeln auf den Lippen und ich spürte plötzlich etwas Kühles zwischen unseren Händen. Wie auf Kommando lösten wir diese kleine Berührung auf und in meiner Hand lag eine Kette, ein silberner Weißkopfseeadler, der seine Flügel weit ausgebreitet hatte. Was wollte er mir damit nun sagen? Als könnte Alfred Gedanken lesen, nahm er sie mir aus der Hand und legte sie um meinen Hals. „Es ist ein Zeichen…“ Grr… war er jetzt Spezialist für Rätsel geworden? Warum sagte er nichts? Er hatte seinen Satz noch nicht vollendet. Dann wandte er sich von mir ab und ging fort… immer mehr entfernte er sich von mir. „Alfred! Bleib hier! Lass mich nicht schon wieder alleine!“ Ich schrie ihm das hinterher, doch meine Worte schienen ihn nicht mehr zu erreichen. Das weiße, warme Licht erlosch, es wurde kalt… die Kälte kroch in mir hoch, ich hatte ihn verloren… schon wieder… warum war das Leben nur so ungerecht? „Arthür! Wach endlisch auf!“ Erschrocken blinzelte ich, als mir jemand fast ins Ohr schrie. „Sag mal, hast du sie noch alle?“, fauchte ich Francis verärgert an. „Na ‘ör mal, Arthür! Isch ‘abe mir ernst’aft Sorgen gemacht, als du plötzlisch so umgekippt bist!“, entgegnete er und verschränkte die Arme vor der Brust, „Dass disch ein einfacher Kuss so um’aut, ‘ätte isch nischt gedacht…“ Er grinste mich frech an. „Petit Alfred muss ja wirklisch gut küssen können…“ Ich spürte wie meine Wangen heiß wurden. „Arthur? Geht es dir gut?“ Als diese Stimme erklang, spürte ich, wie mir ein Stein vom Herzen fiel. Es war nur ein dummer Traum gewesen, Alfred war noch ein Kind und er war bei mir. Ich konnte nicht anders als ihn in die Arme zu schließen und erneut kullerten Tränen über meine Wangen. Dieser Traum hatte sich so real angefühlt… und jetzt brachen alle damit verbundenen Emotionen aus mir heraus. „Ja… ja… es geht mir gut… mach dir keine Sorgen… bitte…“ Der Kleine klammerte sich an mich, er spürte wie sehr ich ihn bei mir haben wollte… „Du… gerade eben… da ist dein Blick, als ich dich geküsst habe… so leer geworden… und du bist einfach so… umgekippt… ich hatte wirklich Angst…“ Auch er klang verzweifelt. „Bin ich so schlecht im Küssen?“ Warum muss er gerade diese Frage stellen? Und warum muss er mich dabei mit einem himmelblauen Augenaufschlag anschauen? Und warum muss Francis gerade dabei sein? Aus den Augenwinkeln sehe ich wie er sich ziemlich schwer tut nicht in schallendes Gelächter auszubrechen… einerseits, weil Alfred mich so unschuldig ansah, andererseits, weil ich bestimmt rot wie eine Tomate war. Zumindest fühlten sich meine Wangen so heiß an… „N-nein…“ Verdammt, warum fing meine Stimme jetzt an zu zittern? „Das war schon in Ordnung, Alfred, du hast es doch gut gemeint…“ Ich strich ihm lächelnd durch sein Haar. „Wirklich?“ Ich nickte. „Es geht mir wieder gut, glaub mir.“ „Was du brauchst ist Tee…“, meinte Francis und wandte sich Alfred zu. „‘olst du mir die Kanne aus la cuisine, s’il vous plaît?“ Der Kleine nickte und löste sich von mir. Schnell sprang er auf und verließ das Zimmer. „Du hast versagt!“, murrte er und sah mich strafend an. Na danke, Vorwürfe konnte ich jetzt erst recht nicht gebrauchen! „Was ‘at disch daran ge’indert? Du wolltest ihn von dir stoßen, dein Blick ‘at alles gesagt!“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Hey, im Gegensatz zu dir habe ich meine Prinzipien! Ich verführe keine Kinder!“, meinte ich mit finsterem Blick. „Er ist kein Kind, er sieht nur so aus… eine erwachsene Seele in einem Kinderkörper!“ „Das weiß ich doch, aber… es war einfach falsch, verstehst du nicht? Außerdem…“ Mich durchzuckte ein Gedanke, der mich bis ins Mark erschütterte. Wenn es ein Kuss der Liebe sein sollte, dann musste er auch von beiden Seiten kommen, von mir… und ihm… er musste also auch etwas für mich empfinden… Ich senkte meinen Blick. Alfred hatte sich verändert seit er bei mir wohnte: er sorgte sich um mich, suchte meine Nähe… es war, als hätte jemand die Zeit zurück gedreht. Mein Fluch hatte ihm nicht nur einen Kinderkörper gegeben, nein, er wurde auch langsam wieder zu diesem Jungen, den ich so sehr geliebt hatte, er war wieder mein kleiner Bruder. Das konnte ich nicht länger leugnen. Das, was er für mich empfand, war Bruderliebe, nicht mehr und nicht weniger. Und das war auch der Grund, warum diese Idee von Francis ein totaler Reinfall war. „‘allo? Erde an Arthür!“ Erschrocken blinzelte ich. „Bist du endlisch wieder ‘ier? ‘ör mal, es ist un’öflisch, nischt susu’ören, wenn jemand mit dir spricht!“, meinte er und sah mich beleidigt an. „Was ist passiert, als du umgekippt bist?“ Ich dachte kurz nach. Stimmt, ich hatte geträumt… nur was? Ich hatte es doch gerade durchlebt und schon war alles wieder weg… „Du ‘ast im Schlaf geredet… und kurz eine ‘and vor die Brust ge’alten…“ Reflexartig tat ich das erneut und spürte etwas Kühles… Ich griff unter mein Hemd und eine Kette mit einem silbernen Adler als Anhänger kam zum Vorschein. Jetzt erinnerte ich mich wieder! Ich hatte sie im Traum geschenkt bekommen! Aber… wie konnte das denn sein? Ja, ich weiß, normalerweise nahm ich solche Dinge hin… Ich weiß auch nicht, warum mich das so aufwühlte. Seufzend ließ ich die Kette wieder verschwinden und wandte mich Francis wieder zu. „Habe ich noch irgendetwas gemacht oder getan?“, fragte ich ihn schließlich, bereute es allerdings sofort so wie der grinste. „Ooh, du warst su niedlisch, Arthür! Du ‘ast die ‘and von Alfred ge’alten und ihn angefleht ihn nischt alleine su lassen! Du wolltest ihn gar nischt mehr loslassen…“ Wie peinlich! Warum passierten solche Dinge immer nur, wenn er dabei war? Und wieder spürte ich wie mir das Blut in den Kopf schoss. „Vielleischt solltest du dir eine andere Situasion aussuchen und ihn dann nochmals küssen!“, meinte er schließlich. Als ich ihm wiedersprechen wollte, schnitt er mir sofort das Wort ab. „Arthür, du willst doch, dass er wieder erwachsen wird, non? Also musst du disch dasu überwinden, auch wenn es dir schwer fällt! Sei nischt immer so verkrampft und öffne disch ihm. Nur so kannst du alles wieder in seine alten Bahnen lenken!“ Ich starrte ihn an. Er hatte mal endlich etwas Vernünftiges gesagt. Und ich konnte einfach nur dasitzen und nicken. Ja, vielleicht sollte ich das tun, vielleicht musste ich erst einmal mein Gefühlschaos, das in mir tobte, in Ordnung bringen. Ich wollte es versuchen. „Alors… dann lass isch eusch mal alleine…“ Er zwinkerte mir frech zu, als er sich erhob und zur Tür ging. Komisch… mir war immer noch so warm… war ich denn schon wieder rot geworden? Und warum war alles so verschwommen. Ich hörte nur noch, wie jemand meinen Namen rief und im nächsten Moment etwas zerbrach. Dann wurde alles schwarz… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)