Change von Drachenengel (Ich wünschte, ich könnte noch einmal von vorne beginnen) ================================================================================ Kapitel 8: Nicht verzagen, Big Brother Francis fragen ----------------------------------------------------- Nicht verzagen, Big Brother Francis fragen! „Vee, Doitsu!“ Eine fröhliche Stimme erklang vor Deutschlands Haus. Italien stand davor und schien sehr aufgeregt. „Was machst du denn hier?“, fragte der Größere erstaunt, „Du hast doch gesagt, dass du jemanden besuchen wolltest…“ „Ja schon!“ Feliciano, der sonst so fröhliche Italiener wirkte nun etwas niedergeschlagen. „Ich wollte Francis Niisan besuchen, aber er hat mir gesagt, dass England und er einen wichtigen Krisengipfel halten und er heute keine Zeit für mich hat…“ Ludwig, auch als Deutschland bekannt, zog die Augenbrauen hoch und sah den Kleineren zweifelnd an. „Ach so…Krisengipfel… schon klar…“ ~~~~~~~~~~~~~~~ „Ah Bienvenue, Arthür… in ma Maison… Es ist lange `er, seit du das letzte Mal `ier bei mir warst, non?“, begrüßte Francis mich fröhlich lächelnd. Mit dem kleinen Alfred an der Hand und einem theatralischen Seufzen, das ich mir nie verkneifen konnte, wenn ich ihn besuchte, betrat ich sein Haus. Ich sage es nicht gerne, aber dieser Weinfreak war wirklich meine letzte Hoffnung. Ich hatte heute Morgen mein Buch der schwarzen Magie aus meinem Regal geholt, um nach einem Gegenfluch zu suchen. Ich hatte keine andere Wahl, ich musste ihn zurück verwandeln. Seit der Sache gestern… hatte sich dieser Entschluss in mir gefestigt. Nicht etwa, weil ich so schwach war, meinen Gefühlen freien Lauf gelassen habe, so lange geweint habe bis ich vor Erschöpfung mit Alfred im Arm eingeschlafen bin, nein. Auch wenn es mich erst sehr gestört hatte, dass ich dem Kleinen die Tortur, die mir dieser Tag jedes Jahr brachte, offenbart hatte, so denke ich nun ganz anders. Es ist menschlich so zu fühlen, es gehörte zum Leben dazu, auch wenn es kein schönes Gefühl war… Nein, der wahre Grund für meine Entscheidung war, dass ich wieder viel zu viel für Alfred empfand. Ich sah mich wieder in der Rolle des großen Bruders, ich liebte ihn wie viele Jahre zuvor auch. Ich wollte nicht mehr egoistisch sein, ich hatte seine Nähe schon zu lange genossen. Und dann… wenn er irgendwann plötzlich wieder erwachsen war, würde er fort gehen… und ein zweiter Abschied würde noch mehr schmerzen als im Unabhängigkeitskrieg. Auch wenn jede Faser meines Körpers schrie, dass ich das nicht tun sollte, dass es mir erneut das Herz brechen würde. Es war besser – besser spät als nie. Warum ich jetzt deswegen zu Francis gehe? Ich habe ein Problem. Denn als ich mein Buch aufgeschlagen habe und den Fluch nachschlagen wollte, wurden wie von Zauberhand die Buchstaben blasser, bis sie ganz verschwunden waren. Ich hatte noch versucht etwas zu lesen, doch alles ging so schnell und ich saß nur mit geweiteten Augen vor dem aufgeschlagenen Buch, starrte ins Leere. Ich habe es sicher schon einmal erwähnt, aber Francis hatte in solchen Situationen manchmal doch gute Ideen. Und mir ist sonst niemand eingefallen, der mir helfen könnte. Die anderen Alliierten wollte ich nicht fragen, denn ich kannte ihre „Ratschläge“: Ivan: „Arthur… das ist doch ganz einfach, da? Ich kenne die Lösung: trink mit mir ein wenig Wodka und dann werde eins mit mir, da? Es wird dir sicher helfen… kolkolkol…“ Yao: „Huh? Du hast Probleme? Glaubst du ich habe keine, aru? Setz dich und iss erst einmal etwas, das bringt dich auf andere Gedanken, aru!“ Na ja… als ich in Francis strahlendes Gesicht und die voller Tatendrang glänzenden Augen sah, da war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob er mir wirklich bei meinem Problem behilflich sein könnte. „Setzt euch, mes amis, setzt euch. Arthür, du möchtest doch sicher eine Tee, non?“ Und schon war Mr I’m-so-beautiful in „la cuisine“ verschwunden, um mir in ein paar Minuten einen seiner besten Tees in seinem Haus zuzubereiten. Alfred selbst wusste nicht genau, warum wir hier waren, aber er hatte mich auch nicht gefragt. Doch zu meiner Verwunderung verhielt er sich sehr ruhig, saß brav neben mir, schaute aber besorgt drein. Als ob er spürte, dass ich mich nicht gut fühlte. Kinder konnten das manchmal besser als so mancher Erwachsene… doch ich schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln, er machte sich momentan schon viel zu viele Gedanken, da wollte ich ihn nicht noch mehr belasten. „So, mon Chér, ´ier ist dein Tee…“ Francis stellte die Tasse vor mir ab und ich musterte ihn. Es war gar nicht gut, wenn er so bester Laune war… fast schon beängstigend. „Alors… worüber wolltest du reden?“, fragte er mich und setzte sich mir gegenüber. Ich sah kurz zur Seite, da ich mich immer noch fragte, ob das, was ich tat, richtig war. Schließlich atmete ich tief durch. „Ich brauche deine Hilfe.“ „Ah… merveilleux! Da fragst du wirklisch den Richtigen, Arthür!“, meinte er und klatschte in die Hände, „Du musst wissen mit solchen Dingen kenne isch misch bestens aus, non?“ Aha? Ich starrte ihn an, als hätte er mir gerade erzählt, dass Ivan sich entschieden hatte in Sibirien Urlaub zu machen. Er kannte sich also mit schwarzer Magie aus? Irgendwie konnte ich ihm das noch nicht so ganz glauben. Aber vielleicht entdeckte ich nun eine ganz neue Seite an ihm. „Also… als erstes machen wir eine Trockenübung, Arthür, darf isch disch als Demonstrationsobjekt verwenden?“, fragte er mich lächelnd. Na ja, warum nicht… was sollte dabei denn schief gehen? „Alors, auf geht’s! Petit Alfred, regade, das ist auch für disch wichtisch!“ „Hey, was…?“ „Nun ´alt doch still!“ „Lass mich los! Was soll denn das, Brat?“ „Lass misch nur machen!“ „Nein! Bist du wahnsinnig, Wino?“ „Au! ´ör auf zu beißen!“ „Was bitte schön soll das hier werden, du Freak?“ Ich hätte es wissen müssen, dieser Idiot lag nun auf mir, hatte mein Hemd aufgeknöpft und mich ins Sofa gedrückt. Doch bevor er mit seinen Händen an meiner Hose rumfingern konnte, hatte ich ihm einfach in den Hals gebissen. Was bildete der sich denn ein, was ich war? Sein Lustobjekt? In seinen Träumen vielleicht! „Mon Dieu, bist du prüde!“ „Was denkst du eigentlich, was du da tust?“ „Isch dachte du wolltest den Kleinen endlisch mal aufklären!“ Ich hätte es mir denken können, warum war ich nur in diesem Punkt so naiv? Es war eine Ausnahmesituation, seit der Zauberspruch vor meinen Augen verblasst war, spürte ich die pure Verzweiflung. Wahrscheinlich klammerte ich mich deswegen an jeden Strohhalm, den man mir anbot, selbst wenn es so offensichtlich war. Ich könnte mich selbst für meine Dummheit ohrfeigen, verdammt! „Hab ich das je gesagt?“ „Quoi? Aber… du wolltest doch…“ „Eben nicht, im Gegensatz zu dir bin ich nicht so versaut wie du…“ „Du bist ja auch noch Jungfrau!“ „WIE BITTE?“ „Non? Dabei bist du so empfindlisch wie eine…“ Doch diesmal brachte ich ihn mit einem finsteren Blick zum Schweigen und er seufzte ergeben. Na bitte… ging doch. Warum nicht gleich so? „Alors… wobei kann isch dir ´elfen?“ Ich sah kurz zu Alfred, dann zu ihm. „Ich weiß nicht mehr weiter… mein Zauberbuch hat sich gegen mich aufgelehnt, ich finde keinen Gegenfluch mehr…“, begann ich leise und diesmal war es mir egal, dass er merkte wie verzweifelt ich gerade war. Doch die aufkommenden Tränen schluckte ich tapfer runter. Ich wollte mir nicht noch einmal die Blöße geben vor dem kleinen Alfred zu weinen. Jetzt wurde Francis auch ruhiger, er merkte wie ernst es mir war. „Arthür, du weißt, dass isch nischt besonders bewandert bin, oui?“ Ich nickte. „Ja schon, aber vielleicht hast du ja die ein oder andere Idee… ich will nicht mehr tatenlos rumsitzen. Bitte.“ Ich glaube das ist das erste und letzte Mal, dass ich ihn so anflehe mir zu helfen... „Nun gut… isch ´abe da tatsächlisch eine Idee…“, begann er nach einer langen Schweigeminute. Gerade hatte ich mir einen Schluck Tee genehmigt, da sah ich auf. „Ich höre…“ „Nun… ein Baiser de l‘amour!“ Bitte? Wieder dieser ungläubige Blick von mir. „‘ör mal zu, Arthür! Vielleischt ist es ein komplizierter Fluch… und des’alb musst du disch zu etwas überwinden, was du normalerweise nie tun würdest!“ Hm… das klang plausibel. Komplizierte Flüche konnte man wirklich nur schwer lösen, da hatte er Recht. Aber ein Kuss… das hörte sich an wie ein Märchen. Oder Francis wollte mich einfach nur foppen. „Na los… versuch‘s doch!“, meinte er herausfordernd. „Ich würde ja gerne… aber zuerst… geh. Von. Mir. RUNTER!“ „Schon gut…“ Tatsächlich erhob er sich, nicht ohne einen lüsternden Blick auf meinen entblößten Oberkörper zu werfen. Ich ignorierte das gekonnt und wandte mich Alfred zu, der mich mit großen blauen Augen anstarrte. „Arthur…“ „Alfred, bitte… lass es uns versuchen.“ Der Kleine sah mir tief in die Augen, schien mich zu durchleuchten, nach Zweifeln, nach Angst. Ich erwartete gerade sehr viel von ihm. Doch er machte keinen Rückzieher und ich glaubte ein kurzes Nicken wahrgenommen zu haben. Mit zitternden Händen nahm ich sein Gesicht in meine Hände. Ein Kuss der Liebe… so absurd, dass es vielleicht klappen konnte. Aber… liebte ich ihn wirklich so sehr? Er war mir ans Herz gewachsen, ja, aber… ob es über Bruderliebe hinaus reichte, das konnte ich nicht sagen. Ich sah in die klaren blauen Augen Alfreds, in sein Gesicht… in sein Kindergesicht, das immer näher kam… nein. Ich konnte nicht. Ich konnte ein Kind nicht küssen wie sich Erwachsene küssten. Es widerte mich an. Was war ich nur für ein krankes Land, dass ich überhaupt den Gedanken fasste eine unschuldige Kinderseele so zu beschmutzen? Ich ließ ihn los, wandte mich von ihm ab. Mir war schlecht, wie konnte ich nur? Doch plötzlich spürte ich zwei Hände auf meinem Gesicht und warme, weiche Lippen auf meinen… Alfred… bitte tu das nicht… warum tust du mir das an? Bitte… lass mich aus diesem Albtraum endlich aufwachen! Und tatsächlich… scheint jemand meinen Wunsch erhört zu haben… Alles um mich herum erstrahlt in gleißendem Licht, der Raum verblasst… ich schließe meine Augen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)