Change von Drachenengel (Ich wünschte, ich könnte noch einmal von vorne beginnen) ================================================================================ Kapitel 3: Erste Begegnung (Russland) ------------------------------------- Erste Begegnung (Russland) „England, ich habe Hunger!“ Kaum bin ich mal fünf Minuten weg, hat er schon meinen Kühlschrank in Augenschein genommen und ihn eingehend inspiziert. Doch anscheinend schien er nicht das geeignete gefunden zu haben, denn sonst würde er nicht am Küchentisch sitzen und rumjammern, dass sein Magen doch so knurrte, dass er seit ein paar Stunden keinen Burger mehr gegessen hatte und er jetzt unbedingt einen brauchte. Am besten jetzt sofort. Vielleicht tat ihm so ein Entzug ganz gut, immerhin wusste sogar ich, dass Fast Food nicht besonders gut für den Körper war… es sei denn man stand nicht mit den Kalorien auf Kriegsfuß… „Gut, dann koche ich dir etwas, einverstanden?“ „Ich will aber Burger!“, kam es protestierend von ihm, doch diesmal gab ich nicht so schnell nach, immerhin war ich jetzt für ihn verantwortlich, hatte er es doch selbst gesagt. Oh, wie sehr er diese Worte bereuen wird… „Hör mal, du wohnst jetzt bei MIR, also wird auch gegessen, was auf MEINEN Tisch kommt. Damit musst du dich jetzt wohl oder übel abfinden, auch wenn es dir nicht passt, ja?“ Damit hatte er wohl nicht gerechnet, er sah mich erstaunt an. Vielleicht hatte ich ihn auch etwas zu heftig angefahren, weil es immer noch weh tat, dass er mein Essen, das ich ihm als Kind vorgesetzt hatte, immer mit einem fröhlichen Lächeln gegessen hatte… und dieses Lächeln letztendlich nur eine Fassade war, um mich zu täuschen… Aber jetzt gab er endlich Ruhe und ich entschloss mich Fish & Chips für ihn zu machen. Immerhin war Fisch ja gesund… „England, was ist das?“ Ich musterte ihn, wie er in seinem Essen stocherte und ziemlich skeptisch wirkte. „Das ist Salat… das grüne Zeug, das du immer auf deine Burger packst“, antwortete ich und setzte mich zu ihm. Noch einmal ein Blick zu mir, ehe er zu meinem Erstaunen doch tatsächlich davon kostete. Er schloss seine Augen und schien abzuwägen, was er nun von diesem merkwürdig grünen Zeug halten sollte. „Mhm… kann man wohl essen…“, meinte er schließlich. Das war ein gutes Zeichen, denn immer, wenn er das sagte, mochte er es. Und dann noch Salat. Na ja… vielleicht war er ja doch noch erziehungsfähig… immerhin ließ er sich mein selbst gekochtes Essen schmecken. ~ „Und was machen wir jetzt, England?“ „Wie wärs mit Spielen?“ „Was denn?“ „Schlag was vor!“ „Okay, ich wüsste da etwas.“ Nun standen wir in meinem Garten, ich mit einem Baseball in der Hand und er mit einem Handschuh bewaffnet. Eigentlich hätte ich mir das ja denken können. Baseball… hier kennt man diesen Sport doch kaum… warum konnten wir nicht einfach Fußball spielen? Dann hätte ich ihm wenigstens etwas beibringen können. Immerhin habe ich doch Talent darin! Aber nein, ich musste es ja unbedingt ihm überlassen. „Los, England, wirf so weit du kannst! Ich will eine Herausforderung!“ Na schön, wie er wollte. Ich holte aus und warf den Ball mit aller Kraft, die ich aufbringen konnte und tatsächlich: der Ball flog hoch und weit! Und zwar in ein kleines Wäldchen… das hatte ich zwar nicht geplant und ich wollte schon losgehen und ihn aufholen, doch Amerika war schon losgeprescht, um ihn aufzufangen. Was für ein kleines Energiebündel… war er früher als Kind auch schon so? Eher nicht… oder doch? Na ja… da war er noch lieb zu mir… Plötzlich schrecke mich etwas bzw. jemand aus meinen Gedanken: Amerika war so schnell wieder da und umarmte mich, das ich vor Schreck zusammenzuckte. Er drückte sich an mich und er… zitterte. Hatte ihn etwas erschreckt? Die Antwort kam prompt. „Kolkolkolkol…“ Das Lachen und die Silhouette Ivans kam aus dem Wald zum Vorschein. Auch das noch! Was hatte der denn hier zu suchen? Kurzerhand nahm ich den Kleinen auf den Arm. „Ivan, was machst du hier?“, fragte ich und wunderte mich gleichzeitig, warum ich ihm gegenüber so ruhig war. Ja, ich gebs zu, auch ich habe Angst vor ihm… Aber wenn ich ihm auf unseren Treffen begegne, schwindet sie… weil Amerika da ist… er gibt mir immer eine gewisse Sicherheit. Aber war ich allein auf mich gestellt. Der Russe lächelte mich fröhlich an. „Ich gehe meine Grenzen ab…“, antwortete er, woraufhin ich die Stirn kraus zog, „Wenn du eins mit mir geworden bist, Arthur… dann reichen meine Grenzen bis hier.“ Seine violetten Augen ruhten auf mir, glitten dann aber neugierig zu dem Kleinen in meinen Armen. „Oh, wer ist denn das? Etwa ein neues Land?“, fragte er etwas erstaunt und machte einen Schritt auf mich zu, „Gib es mir, ich werde mich gut um ihn kümmern…“ Pff, von wegen. Ich mochte mir nicht ausmalen, was er und seine eifersüchtige Schwester mit dem Kleinen anstellen würden. Allerdings fiel mir in diesem Moment auch ein kleiner Stein vom Herzen. Wenn Ivan wüsste, dass das Kind in meinen Armen Amerika war, hätte er sicherlich einen großen Vorteil und ich wollte auch nicht wissen, was für Maßnahmen er dann ergreifen würde… Ich drückte den kleinen, zitternden Körper an mich. „Nimm deine Finger von ihm. Das ist MEIN kleiner Bruder und ich kümmere mich schon um ihn!“, fuhr ich ihn an, doch er lächelte immer noch. „Ach ja? Ich dachte du hast keine Geschwister… es ist nicht nett andere anzulügen, Arthur, da?“, meinte er lachend. Verdammt! Ich war im Lügen noch nie gut gewesen. Doch da kam mir die rettende Idee. „Du kennst mich eben zu wenig. Ich HABE Geschwister, nämlich Schottland, Nordirland und Wales. Und der kleine Wales wollte mich einfach mal besuchen kommen“, konterte ich und Ivan musterte den Kleinen skeptisch. Immerhin hatte ich vorgesorgt und Amerika trug typisch englische Kleidung. Ich strich ihm nun beruhigend durchs Haar und tatsächlich glaubte ich, dass sein Zittern etwas nachließ. Dafür krallte er sich umso mehr in meine Kleidung. Ivan sah uns eine Weile schweigend an. „Liebst du ihn?“, fragte er mich plötzlich. In diesem Moment machte es in meinem Kopf ‚klick‘ und ich funkelte mein Gegenüber wütend an. „Das fragst gerade du? Du weißt doch nicht einmal, was Liebe bedeutet! Aber zu deiner Information: ja, ich liebe meinen kleinen Bruder sehr, ich bin jeden Tag, den er an meiner Seite verweilt, glücklich! Ich werde ihn beschützen mit allem, was ich habe, bis er auf eigenen Beinen steht. Und wenn er Sorgen hat, kann er jederzeit zu mir kommen, ich werde ihn trösten, ihn unterstützen, für ihn da sein! Anders als du, der seinen Kindern eine grausame Kindheit voller Leid und Not beschert!“ Stille. Ich weiß auch nicht, was mich da gerade geritten hat, vielleicht war es der fürsogliche, große Bruder von damals, der mir aus der Seele gesprochen hatte. Mit einschlagender Wirkung: Amerika und Ivan starrten mich beide mit großen Augen an. Letzterer wirkte zu meinem Erstaunen vielleicht ein wenig verletzt. „Tse, du hast doch keine Ahnung, kleiner Arthur… pass bloß auf, dass sich dein kleines Wales nicht nach Sibirien verirrt, da?“ Und mit diesen Worten ging er an mir vorbei, nicht ohne ein leises „Kolkolkol“ in mein Ohr zu hauchen, was mich kurz erschaudern ließ. Ich sah ihm nach, bis er wieder im Wald verschwunden war, ehe ich den Kleinen wieder absetzte. „England, du…“, begann er leise, doch ich drehte ihm den Rücken zu. Mir klangen noch meine eigenen Worte in den Ohren und ich spürte wie mir das Blut in den Kopf schoss. Was hatte ich da nur gesagt? Was würde er denn jetzt denken? „Ich… ich hatte gerade wirklich Angst“, sagte ich leise, „Dass Ivan dir etwas antut, so wie er dich angesehen hat. Ich konnte nicht anders, wirklich...“ Ich konnte ihn nicht ansehen, es war so… so peinlich. Vor allem, weil ich in ihm nicht mehr das starke, selbstbewusste Amerika sah, sondern den kleinen, süßen, hilflosen Alfred. Und dann noch die Tatsache, dass er bei mir Hilfe gesucht, sich an mich gekuschelt hatte. „Komm, lass uns nach Hause gehen…“ Ich reichte ihm die Hand und er lächelte kurz und nahm sie ohne zu zögern. ~ Endlich… ich war noch nie so froh in meinem Bett zu liegen wie heute… Was für ein Tag… so etwas möchte ich nicht noch einmal erleben. Ich bin innerlich mindestens dreimal gestorben, als Ivan vor mir stand und doch… konnte ich mich gegen ihn behaupten, was ich nie von mir gedacht hatte. Vielleicht war die Angst um Alfred so groß, dass meine eigene Angst in den Hintergrund gerückt ist. Ja, ich konnte es einfach nicht leugnen, er war immer noch mein kleiner Bruder, den ich so liebte, den ich immer beschützen wollte… vielleicht war dieses Gefühl einfach so stark, dass ich nicht anders konnte. Dass ich immer wieder so reagieren würde… „Eng… Arthur?“ Ich blinzelte. So hatte er mich ewig nicht mehr genannt. Da stand er, in der Tür, ein Kissen umklammert und sah mich aus seinen blauen Augen unsicher an. „D-darf ich bei dir schlafen? Ich… kann nicht einschlafen…“, begann er leise und ich merkte sofort wie unangenehm es ihm war. „Na klar, komm her!“, antwortete ich und hob die Bettdecke an. Alfred folgte der Einladung sofort und kroch zu mir ins Bett. „Besser?“, fragte ich ihn, worauf er kurz nickte und seine Augen schloss. „Schlaf schön“, sagte ich dann und kuschelte mich in die Decke, um mir nun den wohlverdienten Schlaf zu holen. Eine Weile war es ganz still im Zimmer. „Arthur?“ „Ja?“ „War das… vorhin wirklich ernst gemeint? Hast du mich lieb?“ Eine berechtigte Frage… immerhin hatte ich ja auch teilweise gelogen, um ihn zu schützen… „… ja. Das war die Wahrheit. Aber frag mich nicht warum. Ich verstehe mich selbst nicht mehr…“ „Danke, Arthur. Ich hatte wirklich große Angst…“ Endlich… endlich waren wir mal wieder ehrlich zueinander. „Na komm her, kuscheln wir ein wenig, ja?“ Ich brauchte das jetzt einfach. Und tatsächlich rückte er zu mir und schmiegte seinen kleinen, warmen Körper an meinen, woraufhin ich ihn in die Arme schloss. „Ich… hab dich auch lieb, Arthur.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)