Mein Lied für Dich von lausi (Eine Haruka x Michiru fanfic) ================================================================================ Kapitel 1: Erste Begegnung -------------------------- < Nach all der Zeit hat du mich verlassen. Nach all dem, was wir gemeinsam durchgemacht haben.> Michiru Kaiou stand an einer Brücke und blickte hinab zum dunklen, undurchdringlichen Wasser. Seit jeher hatte dieses sie fasziniert, doch jetzt konnte es ihr keinen Trost spenden. Ihr Freund hatte ihr vor wenigen Stunden gesagt, dass er sie nicht mehr liebte. Michiru hatte versucht mit ihm zu sprechen und den Grund zu erfahren. Diesen fand sie jedoch kurz darauf heraus: ein anderes Mädchen hatte sein Herz erobert und er hatte seine Freunden für dieses Mädchen aufgegeben. Michiru liefen Tränen über die Wange. Wieso musste sie ausgerecht ihn verlieren? Sie wandte sich ab und ging langsam nach Hause. Dort verschwand sie ohne ein Wort in ihr Zimmer und legte sich aufs Bett. Ihr Blick fiel auf ihre Bilder. Viele von ihnen zeigten ihren Freund. Sie betrachtete sie noch eine Weile, bis sie aufstand und die Bilder wegräumte. Sie wegzuwerfen wagte sie nicht, denn die Gemälde waren Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit. Sie würde sich eines Tages dazu überwinden, wenn die Zeit reif dafür war. Plötzlich klopfte Jemand an ihrer Tür. Sie wusste genau, dass es ihr Vater war. „Liebling, willst du nicht noch ein wenig für dein morgiges Konzert üben? Nur für alle Fälle.“ „Ja Vater, das werde ich wohl.“ Innerlich spürte sie ihren Schmerz. Niemand kümmerte sich darum wie sie sich fühlte. Ihre Eltern waren so stolz auf ihre berühmte Tochter, dass es schien, als ob sie deren Gefühle vergaßen. Michiru wünschte sich nichts sehnlicher wie Jemanden zu haben, dem sie alles erzählen konnte. Seufzend stand sie auf, nahm ihr Geige und fing an ihren Bogen über die Saiten gleiten zu lassen. Die Musik beruhige sie und das Mädchen schloss die Augen. „Meine Damen und Herren, wir präsentieren ihnen heute die wohl begabteste Geigerin unserer Zeit. Das Ausnahmetalent Michiru Kaiou.“ Die roten Vorhänge wurden zur Seite gezogen und die Scheinwerfer richteten sich auf sie. Sie verneigte sich und ließ ihren Blick über das Publikum wandern. Dann hob sie ihre Geige an und begann zu spielen. Michiru spürte die Blicke der Menschen auf sich und sie fühlte sich plötzlich bloßgestellt und angreifbar. Trotzdem spielte sie ihren Auftritt professionell bis zum Ende fertig. Als dass Publikum aufstand und applaudierte, schenkte Michiru ihnen ein Lächeln, verbeugte sich und verschwand dann von der Bühne in ihre Garderobe. Dort standen mehrere Blumensträuße, Pralinenschachteln und andere Geschenke von Bewunderern. Die Türkishaarige setzte sich vor ihren Spiegel und betrachtete sich. Unter dem ganzen Make-up, welches ihr die Visagistin aufgetragen hatte, konnte man ihre Augenringe nicht erkennen. Langsam begann sie sich abzuschminken. Sie genoss es richtig wieder zur normalen Michiru zu werden. Als sie damit fertig war, legte sie die Violine in ihren Kasten, klappte diesen zu und verließ den Raum. Sie war gerade an der Treppe angekommen, als sie aus einem Zimmer Musik vernahm. Die Tür war nur angelehnt weshalb das Mädchen sie leicht aufschob um zu sehen, wer dort saß. Michiru kannte diesen Raum. Hier stimmte sie immer ihr Instrument mithilfe eines großen, schwarzen Konzertflügels. An diesem saß jetzt ein junger Mann mit blonden Haaren und dunkelblauen Augen. Er trug einen Cut und auf dem Flügel lagen ein Paar weiße Handschuhe. Als ich den Raum betrat begann er gerade Raindrops falling on my head zu spielen. Es war wunderschön ihm zuzuhören, ohne irgendwelche Fehler noch Pausen an falschen stellen. Er schlug die Tasten mit seinen langen, dünnen Fingern nur leicht an, doch vielleicht klang es gerade deshalb so harmonisch und mit so viel Gefühl. Als da Stück endete wandte der junge Mann den Kopf und blickte Michiru fragend an: „Kann ich etwas für Sie tun?“ Die Angesprochene wurde rot und meinte: „Ich habe nur gerade bewundert, wie gut Sie Klavier spielen können.“ „Danke, aber es reicht noch lange nicht an ihr Talent für die Violine heran, Miss Kaiou.“ „Sie wissen wer ich bin?“ „Natürlich. Ich habe mir heute ihr Konzert angesehen. Es war beeindruckend.“ „Vielen Dank.“ Der Blonde stand auf und schloss sein Jackett. Anschließend nahm er die Handschuhe und kam auf Michiru zu. „Auf Wiedersehen.“ Er verneigte sich und verließ dann den Raum. Das Mädchen drehte sich um und wollte den Unbekannten nach seinem Namen fragen, doch er war verschwunden. Sie atmete tief ein und sog den Duft seines Parfums ein. Dieser Geruch… er war anders. Nicht wie die aggressiven Aftershaves, die sich mit dem Geruch des Trägers vermischten. Dieses unterstütze den des Unbekannten. Leider hatte sie nicht viel Zeit sich über solche Sachen Gedanken zu machen, denn ihr Vater rief ihren Namen. Sie ging die Treppe hinab ins Foyer, wo ihre Eltern sie bereits erwarteten. Gemeinsam fuhren sie nach Hause und Michiru legte sich sofort hin und schlief ein. Der nächste Tag begann für die Türkishaarige recht früh, denn sie musste in die Schule. Die Mugen Gakuen Schule war für ihre guten Leistungen bekannt und nur reiche Kinder oder welche mit einem Stipendium wurden aufgenommen. Michiru saß auf der Rückbank eines Mercedes und blickte verträumt aus dem Fenster. Sie hatte nur sehr wenige Freunde an der Schule und obwohl sie gute Noten hatte, mochte sie sie nicht. Der Chauffeur hielt, stieg aus und öffnete ihr die Tür. Das Mädchen bedankte sich leise und betrat das Schulgelände. Viele ältere Schüler, die schon einen Führerschein besaßen, kamen mit ihren Autos zur Schule und stellten sie auf den Parkplatz an dem ein Kanal entlangführte. Die Türkishaarige ging auf direkten Weg ins Schulgebäude, wo sie jedoch feststellen musste, dass ihre ersten beiden Stunden ausfielen. Sie beschloss in die Bibliothek zu gehen, da es dort meist ruhig und vor allen Dingen leer war. Im Klassenzimmer würde sie nur ihrem Ex-Freund mit seiner Neuen sehen. Oben angekommen setzte sie sich auf die gepolsterte Fensterbank, holte ihren Zeichenblock heraus und suchte nach einem Motiv. Gedankenverloren blickte sie auf den Parkplatz, wo jetzt Jemand mit einem Motorrad vorfuhr. Es war ein Junge, Sie konnte es an der Uniform sehen. Natürlich wurden auch die anderen Schüler auf den Neuankömmling aufmerksam. Als der Neue seinen Helm abnahm, glaubte Michiru ihre Augen würden ihr einen Streich spielen. Der Typen mit den blonden Haaren, die in der Sonne wie Gold leuchteten, war der Unbekannte von gestern. Sie beugte sich ein wenig vor um ihn besser zu sehen. Er schien muskulös zu sein bewegte sich jedoch so elegant wie ein Tänzer. Dies blieb auch nicht den anderen Mädchen auf dem Hof verborgen. Sie kicherten und warfen ihm schmachtende Blicke zu. Er lächelte und verschwand dann im Schulgebäude. Michiru schlug schnell ihren Block zu und lief die Treppe hinunter. Sie kam gerade unten an, als sie sah, wie der Typ ins Sekretariat verschwand. „Misst! Jetzt muss ich auf ihn warten und bestimmt sieht mich eine der Zicken.“ Und Tatsächlich. Die Gruppe von Mädchen, die den Blonden auf dem Parkplatz gemustert hatten, stand in der Tür und blickte jetzt verwundert die Türkishaarige an. „Was will denn DIE hier?“ Michiru wollte schon den Rückwärtsgang einlegen, als der Blonde das Zimmer wieder verließ und sich in ihre Richtung wandte. Als er sie sah, schenkte er ihr ein Lächeln und meinte: „Michiru Kaiou. Freut mich dich wiederzusehen. Ich hätte nicht gedacht, dass du auf eine normale Schule gehen würdest.“ „Doch.“ „Gut. Dann werde ich mal zur Sporthalle gehen.“ Er zwinkerte ihr zu und ging dann an ihr vorbei. Das Mädchen wurde rot und vergaß ihren eigentlichen Grund für diese Konversation: der Name. Als er nahe genug bei ihr war, flüsterte er ihr ins Ohr: „Du siehst süß aus, wenn du rot wirst.“ Sie versteifte sich augenblicklich und er lachte amüsiert auf. „Wir sehen uns.“ Michiru stand immer noch wie angewurzelt da, bis sie hinter sich die Stimmen der Mädchen hörte. Hey, Kaiou! Woher kennst du ihn? Fährt er auf so Schreckschrauben wie dich?“ „Wir… kennen uns flüchtig.“ „Sah aber ganz anders aus.“ Die Gruppe kam bedrohlich näher und die Türkishaarige wich immer weiter zurück. Mittlerweile standen sie draußen und steuerten auf den Kanal zu. Die Mädchen wollten der Geigerin eine Lektion erteilen, dass nur weil sie berühmt war sich nichts darauf einbilden sollte. „Los Mädels, werfen wir Miss Perfekt ins Wasser. Mal sehen ob die Typen dann immer noch auf sie fliegen.“ Verängstigt blickte Michiru hinter sich. Die Strömung war zu dieser Jahreszeit ziemlich stark und obwohl sie sich als gute Schwimmerin bezeichnete, bezweifelte sie, dass sie alleine dagegen ankommen würde. Sie dachte noch nach als plötzlich ein Mädchen hervortrat und ihr eine verpasste. Die Anderen taten es ihr nach und schlugen die Türkishaarige so stark, dass ihre Lippe aufplatzte. Michiru taumelte und fiel mit dem Kopf auf einen Stein. Blut sammelte sich an ihrer Schläfe und sie verlor jegliche Kontrolle über ihren Körper. Ohnmächtig fiel sie in den Kanal und das Gewicht ihrer nassen Uniform zog sie nach unten. Sie sah nur noch ein wenig Licht, welches immer schwächer wurde sowie sie nach unten sank. Mit diesem Gedanken verlor sie nun endgültig ihr Bewusstsein. Zur gleichen Zeit kam Haruka Tenoh auf den Parkplatz. In der Sporthalle war niemand gewesen, deshalb beschloss sie sich ein wenig den Campus anzusehen. Sie hätte laut auflachen könne. Es schien, als ob jedes Mädchen hier an der Schule glaubte, sie sei ein Junge. Natürlich hatte sie ein wenig geflirtet aber eigentlich gab es nur eine, die sie wirklich interessierte. Michiru Kaiou war anders. Höflich und schüchtern und dennoch wirkte sie erwachsenes als alle anderen. Sie schlenderte zu ihrem Motorrad, welches in der Nähe einer aufgeregten Mädchengruppe stand. Die Blonde lief eilig zu der Gruppe hinüber und erkundigte sich. „Michiru, wir… sie… Sie ertrinkt. Sie ist mit dem Kopf auf einen Stein gefallen und dann ins Wasser gefallen. Sie taucht nicht mehr auf.“ „Was?“ Geschockt sah er sie an, zog dann eilig ihre Jacke aus und meinte: „Ruft den Notarzt.“ Haruka sprang mit den Armen voraus ins kalte Wasser und suchte nach der Ohnmächtigen. Jedoch konnte sie kaum etwas erkennen, da die Sicht Unterwasser ziemlich schlecht war. Plötzlich sah er etwas. Eine Hand! Ohne zu zögern tauchte sie noch tiefer, packte Michiru an der Taille und stieß sich dann vom Boden ab. Als sie die Oberfläche durchbrachen, riss Haruka den Mund weit auf und atmete die frische Luft. Sie hielt sich an einer Leiter fest und zog sich und die Türkishaarige aus dem Wasser. Kaum draußen begann Haruka mit der Wiederbelebung bis der Notartz eintraf. Da Michirus Eltern nicht anwesend waren, fuhr die Blonde mit ihr ins Krankenhaus. Die ganze Fahrt über hielt sie die Hand der Ohnmächtigen. Kapitel 2: Haruka Tenoh ----------------------- Michirus Sicht( Sie kennt die Wahrheit über Haruka noch nicht.) Michiru spürte einen pochenden Schmerz an ihrer Schläfe. Vorsichtig öffnete sie ihre Augen und sah sich um. Sie lag in einem Bett, doch es war nicht ihr eigenes und der beißender Geruch von Desinfektionsmittel stieg ihr in die Nase. Die Wände waren kalk weiß und die Möbel waren auch nicht die schönsten. „Liebling, sie ist aufgewacht.“ . Michiru wandte den Kopf und sah ihre Eltern verwundert an. „Mum, Dad? Was macht ihr hier? Ich dachte ihr seid auf Geschäftsreise.“ „Als man uns angerufen hat, sind wir sofort zurückgekommen.“ „Was ist passiert?“ „Du bist ohnmächtig in den Kanal gefallen. Zum Glück hat dich dieser junge Mann gerettet.“ „Junger Mann?“ „Na der, der dich aus dem Wasser geholt hat und dir erste Hilfe geleistet hat.“ „Ich erinnere mich nicht.“ „Das kommt von der Gehirnerschütterung, Schatz.“ Die Türkishaarige strich sich mit der Hand eine Strähne hinters Ohr, als der Arzt herein kam. „So Miss Kaioh. Wie ich sehe sind sie endlich wach. Sie haben eine Platzwunde und eine Gehirnerschütterung. Aus diesem Grund werden sie noch 24 Stunden unter Beobachtung gestellt, um eventuelle Nachwirkungen zu vermeiden.“ „Verstehe.“ „Gut, dann wünsche ich ihnen noch einen schönen Tag.“ Er reichte ihr die Hand und verließ das Zimmer wieder. Michiru war in Gedanken versunken, als ihre Mutter sagte: „ Liebling, dein Vater und ich fahren jetzt nach Hause und holen dir ein paar Sachen. Willst du etwas Bestimmtes?“ „Meinen Zeichenblock, bitte.“ Sie lächelte ihre Mutter an, welche sie zum Abschied küsste und blickte dann wieder aus dem Fenster. Die Sonne schien durch die Vorhänge und erhellte den Raum. So verharrte sie eine ganze Weile, bis sie hinter sich ein Räuspern vernahm. Schnell drehte sie sich um und blickte in zwei blaue Augen. „Geht´s dir wieder besser?“ „Du?“ Es war der Neue. Er hatte einen Blumenstrauß dabei, den er ihr jetzt reichte. „Hier, ein Gute Besserungs-Geschenk.“ „Danke.“ Sie sah ihn erstaunt an. Woher wusste er, dass sie hier war? Er schien ihre Gedanken lesen zu können, denn er meinte: „Du fragst dich sicherlich woher ich weiß, dass du im Krankenhaus liegst.“ „Ja. Aber eigentlich hätte ich noch eine andere Frage.“ „Ich werde dir erst einmal deine Erste beantworten: Ich war die Person, die dich aus dem Wasser gezogen und in die Notaufnahme begleitet hat.“ Sie hatte an einen Lehrer gedacht, aber nicht an ihn. Plötzlich fiel ihr ein, was ihr Vater gesagt hatte „…und hat dir Erste Hilfe geleistet.““ Michiru musste schlucken. Die Vorstellung, wie er seine Lippen auf ihre legte…STOP!!! Sie sollte nicht daran denken. Sie kannte nicht mal seien Namen. Die türkishaarige schüttelte energisch den Kopf, was nur dazu führte, dass dieser noch mehr weh tat. „Hey, hör auf. Denkst du das ist gut für Dich?“ Er legte ihr eine Hand auf die Schulter und blickte ihr tief in die Augen. Dann stand er auf und ging zu dem Fenster. Er öffnete es und der Wind zerzauste ihm das Haar. Er blickt hinaus und fragte dann: „Sag mal, wieso haben dich die Mädchen so zugerichtet?“ „Ich…Sie waren einfach eifersüchtig, weil du mich kanntest.“ „Heißt das, es war meine Schuld?“ Der Blonde drehte sich zu ihr um und in seinem Blick konnte man Schuld erkennen. „Nein, war es nicht. Sie mögen mich auch so nicht.“ „Verstehe. Also, ich glaube, es wäre besser wenn du dich jetzt ausruhen würdest. Deshalb verschwinde ich jetzt.“ Er lächelte und ging zur Tür, als er sie hinter sich rufen hörte: „Wie heißt du eigentlich?“ „Haruka, Haruka Tenoh.“ Er nickte ihr zu und schloss die Tür hinter sich. „Haruka Tenoh… schöner Name.“ Flüsterte Michiru mehr zu sich selbst. Sie dachte noch eine ganze Weile darüber nach, bis ihre Eltern ihr die Sachen brachten. Sofort nahm sie sich den Block und zeichnete Haruka, wie er (sie) am Fenster stand und der Wind mit seinen (ihren) Haaren spielte. Er hatte so gut ausgesehen und das Sonnenlicht hatte seine Ausstrahlung nur mehr unterstützt. Während das Bild immer mehr Gestalt annahm, wurde sie rot. Sie verstand es nicht. Sie kannte den Blonden doch kaum und trotzdem hatte sie in seine Nähe das Gefühl von Geborgenheit. Seine Stimme war weich und seine Gesichtszüge fein, was ihm ein fast weibliches Aussehen verlieh. Michiru seufzte und lies ihren Stift sinken. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm. Währenddessen fuhr Haruka auf ihrem Motorrad zu einer Rennstrecke, wo sie sich umzog und dann auf einem anderen Bike die Strecke entlang schoss. Sie liebte dieses Gefühl von Freiheit, wenn der Wind an ihr vorbeiwehte. Dann war sie glücklich und keine negativen Gedanken lenkten sie ab. Sie sah es als Chance hierher gezogen zu sein. Damals im Internat hatte man sie zwar für ihre Leistungen bewundert, sie jedoch nie so akzeptiert wie sie war. Dass sie gerne Männerkleidung trug und als so einer auftrat schien hier niemanden zu stören. Vielleicht tolerierte der Direktor, dass sie die Jungenschuluniform trug nur, weil Haruka durch ihre sportlichen Erfolge viel Aufmerksamkeit für die Schule einbrachte, aber das konnte ihr ja egal sein. Sie beschleunigte ihre Maschine und legte sich tief in die Kurve. Als sie durchs Ziel fuhr blieb die Stoppuhr stehen und zeigte ihre Zeit an, welche sie in den nächsten Runden immer wieder unterbot. Als es langsam dunkel wurde, verließ sie die Rennbahn und fuhr zu sich nach Hause. Es war eine kleine Maisonette- Wohnung mit 3 Zimmern. Im Wohnzimmer standen ein großer Fernseher und eine schwarze Ledercouch. Eine Wand war dunkelrot gestrichen. An dieser hingen viele Urkunden, Medaillen und Sporttrikots, welche Haruka in ihrer Vergangenheit gesammelt hatte. Die Küche, welche eigentlich mit dem Wohnzimmer verbunden war, war recht groß, weshalb dort auch ein Esstisch stand an dem 4 Leute Platz hatten. Sie konnte vielleicht nicht gut kochen, aber für sich reichte es allemal. In ihrem Schlafzimmer standen ein Kleiderschrank, ein Bett und ein Schreibtisch, auf welchem ein Laptop stand. Dieser zeigte an, dass sie eine neue Nachricht erhalten hatte. Schnell ging sie hinüber und lass die e-Mail durch. Sie war von einem Sponsor, der ihr ein neues Motorrad entworfen hatte und es ihr in den nächsten Tagen bringe würde. Haruka warf ihre Sachen aufs Bett und stieg die Treppe hoch zu ihrem letzten Zimmer. Es besaß nur Fensterfronten und eine kleine Dachterrasse, von wo aus man über die ganze Stadt sehen konnte. In diesem Zimmer stand ein schwarzer Flügel, an dem sie sich jetzt setzte und einfach ihre Finger über die Tasten gleiten ließ. Die Melodie, die dabei entstand, hatte sie nicht im Kopf. Sie ließ sich einfach von ihren Gefühlen leiten, was sie sonst selten tat. Es beruhigte sie und bildete einen Kontrast zur Geschwindigkeit, welche sie bei Extremsportarten genoss. Die Blonde schloss die Augen und wünschte sich immer so entspannt zu sein. Michiru lag in ihrem Bett im Krankenhaus und warf sich hin und her. Sie träumte von ihrem Ex-Freund, der sie vor der ganzen Schule vorführte und sie demütigte. Er riss an ihrer Kleidung und die anderen Jungs feuerten ihn an. „Wir wollen Miss Perfekt sehen. Zeig uns deine tollen Beine.“ „Nein. Hilfe!“ Dann auf einmal rasten Jemand auf einem Motorrad heran, bremste vor ihr ab und meinte: „Steig auf!“ Michiru setze sich eilig hinter den Fahrer, welcher jetzt Gas gab und mit ihr davonfuhr. Die türkishaarige schlang ihre Arme um ihren Retter, welcher einen Helm trug, weshalb sie sein Gesicht nicht erkennen konnte. Sie hielten erst, als sie weit genug weg waren. Der Fremde stieg ab und wollte gerade seinen Helm abnehmen, als Michiru aufwachte. Ihr Atem ging schnell und rasselnd. Enttäuscht ließ sie sich zurück in die Kissen fallen. Sie war so kurz davor gewesen zu erfahren, wer ihr Retter gewesen war doch jetzt…Die Türkishaarige schloss ihre Augen wieder, doch Schlaf fand sie heute keinen mehr. Kapitel 3: Annäherung --------------------- Michiru wurde am nächsten Tag entlassen, beschloss jedoch daheim zu bleiben. Ihre Eltern sahen das zwar überhaupt nicht gerne, konnten aber nichts dagegen tun. Sie saß in ihrem großen Zimmer in der Villa ihrer Eltern und blickte auf das Meer hinaus. Sie liebte das Wasser. Früher war sie oft schwimmen gegangen, doch als sie begann Konzerte zu geben, war dafür keine Zeit mehr gewesen. Michiru hatte nie viel Kontakt zu Gleichaltrigen gehabt. Sie hatte sich damals einsam gefühlt und begann zu malen. Schon bald erkannte ein renommierter Kunstkritiker ihr Talent und empfahl ihren Eltern dies zu fördern. An diesem Tag hatte ihre Kindheit endgültig geendet. Die Türkishaarige schloss ihr Augen und wandte sich ab. Ihr Zimmer was in mehreren, kleinen Räumen unterteilt. Ihr Wasserbett war in einer Art Grotte, einige Stufen tiefer im Boden eingelassen. Diese „Höhle“ war beleuchtet und erinnerte ein wenig ein eine Unterwassergrotte mit ihrer gewölbten Decke, die die Person im inneren von allem außerhalb schützte. Michiru konnte die Vorhänge einfach zusammenziehen und sich so von allem abschirmen. Eine Flügeltür führte zu ihrem riesigen, begehbaren Kleiderschrank an dem ein eigenes Badezimmer angeschlossen war. Das Hauptzimmer war rund und hatte eine kuppelähnliche Decke. Hier standen einige Bücherregale und eine Sitzgarnitur. Die Wand, die zum Meer zeigte hatte eine umlaufende Sitzbank mit vielen Fenstern und eine Tür, die zum großen Balkon führte. Eine weitere Tür verbarg ihr Atelier und ihr Arbeitszimmer. Dort erledigte sie für gewöhnlich ihre Hausaufgaben. Dieser Raum war hell und lichtdurchflutet, was auch nötig war. Es standen überall Gläser mit Pinseln, Staffeleien, Hocker und Farbflaschen herum. Eigentlich sah es ziemlich chaotisch aus, wie die Fotos und Skizzen, Notizen und Requisiten im Zimmer verteilt waren und doch fühlte sich Michiru hier wohl. Dies war ihre Welt, in der sie sein konnte wie sie wollte. Das letzte Zimmer war ihr Musikzimmer. Es standen ein Klavier und viele verschiedene Geigen darin. Auf dem Schreibtisch lagen noch unbeschriebene Notenblätter herum. Sie hatte sich vorgenommen, einige neue Stücke zu komponieren, doch sie war nie in Stimmung gewesen. An den Wänden hingen Plakate und Bilder von ihren Auftritten, was sie selbst als übertrieben fand, doch ihre Eltern waren der Meinung, sie sollte zu ihrem Erfolg stehen. Das Mädchen seuftzte und ließ sich auf ihr großes Bett fallen. Es fing sie Wellen auf und ließen sie ein wenig zur Ruhe kommen. Plötzlich ging ihr Notebook, welches auf dem erhöhten Boden lag, an. Es war im Stand-by Modus gelaufen. Jetzt zeigte es an, dass ihr jemand eine Nachricht im Chatroom geschrieben hatte. Kaze: „Hallo. Hübscher Name, Ocean.“ Michiru war leicht verwirrt. Wer begann denn ein Gespräch so? Trotzdem schrieb sie zurück: Ocean: „Danke.“ Kaze: „Ist das alles was du zu sagen hast?“ Ocean: „Was willst du denn hören?“ Kaze: „Keine Ahnung, erzähl mir was von dir“ Ocean: „Ich kenn dich nicht.“ Kaze: „Und?“ Ocena: „Ich erzähle fremden Leuten nichts über mich.“ Kaze: „ Das ist spießig. Dann sag mir wenigstens, was du für Hobbys hast.“ Ocean: „Ich zeichne gerne.“ Kaze: „Wahnsinn! Das war wirklich sehr informativ.“ Ocean: „Dann geh du mit gutem Beispiel voran….“ Kaze: „Ich liebe Sport.“ Ocean: „Du machst das mit Absicht!“ Kaze: „Ja.“ Ocean: „Ich logg mich dann mal aus.“ Michiru ging mit ihrem Mauszeiger auf das Kreuz und wollte die Unterhaltung schon beenden, als sie eine Antwort bekam. Kaze: „Nein, warte. Das war nicht so gemeint.“ Michiru hob eine Augenbraue und schrieb: Ocean: „Wie hast du es denn dann gemeint?“ Kaze: „Na ja, dein anderer Chatpartner, Runner Nr.1, meinte, du seist ganz nett. Da hab ich dich halt mal angeschrieben.“ Elsa Grey war Michirus einzige Freundin und die wohl beste Läuferin an der Schule. Damals hatten sie sich eher durch einen Zufall kennen gelernt. Elsa hatte für die Meisterschaft trainiert und war am Strand joggen gegangen, wo sie mit der Türkishaarigen zusammengestoßen war. Sie hatten anfangs ziemlich wenig gemeinsam, aber Elsa begann sich für Kunst zu interessieren und so kamen sich beide näher. Mittlerweile gingen sie beide in die gleiche Klasse und trafen sich so oft es ging. Das Mädchen mit den violetten Haaren hatte für ihre Freundin immer nur das Beste gewollt. Warum hatte sie dann Michiru vor Kaze erwähnt? Ocean: „Wie heißt du? Und wie alt bist du?“ Kaze: „Warum interessiert dich mein Name? Bist du neugierig, wer am anderen Ende der Verbindung sitzt, Schätzchen?“ Ocean: „Vielleicht kenne ich dich ja.“ Kaze: „Selbst wenn, ich bezweifle, dass du das wissen willst.“ Ocean: „Dann schick mir ein Bild von dir. Ich sag dir schon, wenn ich nichts mehr mit dir zu tun haben will.“ Kaze: „Ich schick dir was Besseres. Warte bitte einen Moment.“ Michiru blickte gespannt auf den Bildschirm, als eine Nachricht mit einem Anhängsel reinkam. Es war eine Musikdatei. Neugierig öffnete die Geigerin sie und wartete kurz. Als die ersten Töne erklangen, war das Mädchen überrascht. Es war ein Klavierstück, sanft und langsam und doch so tiefgründig. Es war wunderschön und Michiru konnte nicht verhindern, dass sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete. Als das Stück geendet hatte schrieb sie: Ocean: „Das war wunderschön. Von wem ist es?“ Kaze: „Von mir. Ich habe es geschrieben, als ich an ein Mädchen gedacht habe.“ Ocean: „Du! Das hätte ich nicht erwartet. Das Mädchen kann sich glücklich schätzen. Ist sie deine Freundin?“ Kaze: „Nein. Sie weiß nichts von dem Lied.“ Ocean: „Und warum schickst du es dann mir?“ Kaze: „Du wolltest doch eine Beschreibung von mir, ich glaube das Musik manchmal mehr sagt als tausend Wörter.“ Ocean: „Ja, finde ich auch.“ Kaze: „Das heißt, ich darf dich wieder anschreiben?“ Ocean: „Wenn du dich benimmst…“ Kaze: „Gut, du hörst von mir.“ Kaze loggte sich aus und auch Michiru klappte ihr Notebook zu. Die Melodie immer noch in Gedanken vor sich hin summend verließ sie ihr Zimmer und ging die Treppe hinab ins Foyer. Der weiße Marmorboden war soeben geputzt worden, weshalb sie auf Zehenspitzen zur Tür schlich und hinaus trat. Sie lief ohne ein bestimmtes Ziel zu haben weg vom Meer, raus aus der Stadt. Fast zwei Stunden blickte sie nicht auf, bis sie plötzlich an der Autorennstrecke stehen blieb. Dort standen etwa 20 Leute um ein Motorrad herum und schraubten daran rum. Dann trat jemand aus der Box. Es schien der Fahrer zu sein. Er trug seinen ledernen Rennanzug und seinen Helm. Die Mechaniker machten Platz und ließen die Person aufsteigen. Diese klappte das Visier herunter und fuhr dann mit quietschenden Reifen los. Michiru setzte sich auf die Tribüne, in der Nähe der Box und sah dem Motorradfahrer zu, der immer schnellere Runden drehte. Als er schlussendlich in die Box zurückkehrte atmete die Geigerin erleichtert aus. Sie wusste nicht warum, aber sie hatte Angst um den Rennfahrer gehabt. Er war unglaublich schnell gefahren und jeder normale Mensch hätte bei der Geschwindigkeit auf die Bremse gedrückt, aber dieser hier hatte einfach noch mehr Gas gegeben. Jetzt blickte der Fahrer in ihre Richtung und nahm den Helm ab. Blondes Haar leuchtete in der Sonne und wurde vom Wind zerzaust. Es war Haruka. Sie sah Michiru verwundert an, lächelte aber dann und stieg zu ihr hoch. „Hey.“ „Hey.“ „Was machst du hier? Solltest du dich nicht ausruhen?“ „Ich wollte an die frische Luft.“ „Dann bist du aber hier falsch.“ „Ich weiß, ich war nur etwas müde.“ „Bist du mit dem Auto hier?“ „Nein, zu Fuß.“ „Von der Stadt bis hier her?“ „Ja ich habe unter dem laufen die Zeit vergessen.“ „Willst du etwas trinken?“ „Ist nicht nötig.“ „Okay.“ Haruka setzte sich neben sie und blickte auf die Rennstrecke. „Das ist also das, was du machst, wenn du nicht gerade armen Mädchen in Not hilfst.“ „Ja.“ „Ist das nicht gefährlich?“ „Doch, natürlich. Aber ich liebe die Geschwindigkeit und das Risiko. Es ist, als ob ich dafür gemacht wäre.“ „Muss ich mir deshalb Sorgen machen?“ „Um mich?“ Der/ Die Blonde wandte sich zu Michiru und sah sie lächelnd an. Die Türkishaarige konnte nicht anders, als das Lächeln zu erwidern. Sie verstand es einfach nicht. Sie kannte Haruka erst seit kurzem und doch fühlte sie sich so sehr mit ihm/ihr verbunden. Alles an ihm/ihr schien perfekt. Sein/Ihr Gesicht, die Augen, die Stimme und selbst der Duft, der von ihm/ihr ausging. „Ja um dich. Du hast mich schließlich gerettet.“ Bei diesen Worten wurde sie rot. Sie hatte noch nie gut Lügen können und auch das soeben gesagte entsprach nicht ganz der Wahrheit. Haruka schien das zu ahnen, ließ es jedoch auf sich beruhen, für was Michiru sehr dankbar war. Beide saßen noch eine Weile schweigend nebeneinander, bis die Blonde meinte: „Erzähl mir was von dir.“ „Was denn?“ „Irgendetwas. Hast du Geschwister? Lebst du schon immer hier?“ „Ich habe keine Geschwister und ja, ich lebe schon immer hier, aber ich bin wegen den Konzerten oft unterwegs.“ „Und wie machst du das mit der Schule?“ „Ich habe einen Privatlehrer.“ „Verstehe. Du scheinst aber trotzdem eine sehr gute Schülerin zu sein.“ „Ich gebe mein bestes.“ „Das sollten wir wohl alle.“ „Und du? Warum bist du hier her gezogen?“ „Ich hab ein Stipendium bekommen. Außerdem steht hier der Hauptsitz meiner Sponsoren. Es war einfach besser.“ „Wo warst du vorher?“ „Auf einem Sportinternat.“ „Und deine Eltern?“ Haruka blickte bedrückt zu Boden. „Sie wollten nichts mehr von mir wissen.“ „Was! Das kann ich nicht verstehen.“ „Ist nicht so wichtig.“ „Sind sie tot?“ fragte Michiru vorsichtig. „Nein, sie haben mich einfach nicht mehr haben wollen. Das ist alles.“ „Es tut mir leid, ich wollte dich nicht bedrängen.“ Die Geigerin senkte verschämt die Augen. „Ach was. Schon okay.“ Haruka hob ihr Kinn mit den Fingern an und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. „Es wird spät. Soll ich dich nach Hause fahren? Auf dem Motorrad sind wir schnell wieder in der Stadt.“ „Auf dem Motorrad?!“ Der Türkishaarigen gefiel dieser Gedanke überhaupt nicht, nachdem sie gesehen hatte, wie die Blonde fuhr, willigte aber dann ein. „Gut, dann komm mal mit.“ Sie verließen die Tribüne und gingen zum Parkplatz. Dort stand ein einzelnes Motorrad. Haruka reichte Michiru einen Helm und sieg dann auf. Die Geigerin setzte sich dahinter, wusste aber nicht, wo sie sich festhalten sollte. Zum Glück, oder auch nicht, nahm ihr Haruka diese Entscheidung ab. Sie griff vorsichtig nach der Hand der anderen und legte sie um ihre Hüfte und ihre Taille. Michiru musste sich dabei an Harukas Rücken lehnen, was ihr erneut die Schamesröte ins Gesicht trieb. Sie brausten davon und eine Weile fuhren sie ohne zu wissen wohin umher, bis Haruka fragte: „Wo wohnst du?“ „Am Strand, ich zeig dir dann das Haus.“ So kamen sie nach kurzer Zeit an und die Blonde hielt an. Michiru, stieg ab und gab ihren Helm zurück. Zwischen den Beiden herrschte ein peinliches Schweigen, bis die Türkishaarige fragte: „Möchtest du vielleicht reinkommen und was trinken?“ „Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre. Du hast deinen Eltern mit deinem Verschwinden schon genug Sorgen bereitet. Ich bezweifle, dass sie mich auch noch hinnehmen.“ Haruka zwinkerte ihr zu, klappte das Visier herunter und fuhr davon. Die Geigerin sah ihr nach und spürte dabei, wie ihre Einsamkeit zurückkehrte. Mit hängendem Kopf betrat sie das Haus, wo ihre Eltern sie bereits vollkommen aufgelöst erwarteten: „Michiru, Schatz. Geht es dir gut? Wo warst du denn? Und wie kommst du auf dieses Ding?“ „Ding?“ „Ja das Motorrad. Und wie erklärst du uns bitte den jungen Mann, der dich gefahren hat? Sind wir jetzt auf Kurzzeitbeziehungen aus? Du weißt, die Presse hat ihre Augen überall. Es wäre nicht gut, wenn sie dich mit einem viel älteren Mann sehen würden.“ „Haruka ist im meinem Jahrgang.“ „Hört, hört. Haruka. Der Kerl hat sogar einen Namen.“ Michirus Vater zog eine Augenbraue in die Höhe. Er mochte es nicht, wenn seine Tochter sich heimlich mit Männern traf, die er nicht kannte. „Was habt ihr gegen ihn? Er war es, der mich gerettet hat.“ „Und dann bekommt er einen Freifahrtsschein um dich anzufassen?“ „Er hat mich nicht angefasst. Er ist höflich und freundlich und sehr zuvorkommend. Er würde so etwas niemals tun.“ „Ich bitte dich. Du bist ein junges, hübsches, unschuldiges Mädchen. Kein Mann würde dich mitnehmen, ohne etwas von dir zu verlangen.“ „Warum nicht? Glaubst du alle sind so schrecklich?“ „Nein, aber du solltest nicht ...“ „Dad. Ich bin alt genug um zu entscheiden, was gut für mich ist.“ Michiru hatte sich noch nie ihren Eltern widersetzt. Ihr Ex-Freund war der Sohn eines Anwalts und einer Architektin gewesen und hatte genau in ihre Vorstellung gepasst, nur aus diesem Grund hatten sie ihr erlaubt mit ihm auszugehen. Jedoch wurde jeder Schritt der beiden von ihren Eltern beobachtet. Das hatte schlussendlich einen großen Teil zum Ende ihrer Beziehung beigetragen und das wollte sie bei Haruka, falls sie wirklich einmal näher kennenlernen würden, vermeiden. Sauer ging Michiru an ihren Eltern vorbei in ihr Zimmer, wo sie Tür laut zuknallte. Das war einfach nicht fair. Warum konnte man ihr ihr Glück nicht einfach gönnen? Müde legte sie sich auf ihr Wasserbett und schloss die Augen. Kapitel 4: Konzert ------------------ Haruka schloss die Tür zu ihrem Apartment auf. Es war bereits dunkel und durch die Fenster konnte man die Lichter der Stadt sehen. Sie legte ihre Motorradkleidung ab und verschwand unter die Dusche. Dabei dachte sie an Michiru. Sie war einfach unbeschreiblich. Wenn sich das Licht in ihren blauen Augen spiegelte, ähnelten sie dem Wasser des Ozeans und auch ihr Charakter gefiel der Blonden. Das einzige Problem bei der Sache war, dass Haruka eine Frau war und Michiru sich eben erst von ihrem männlichen Freund getrennt hatte. Zusätzlich hielt die Geigerin sie für einen netten, jungen Mann, der sie aus dem Wasser gezogen hatte. Sie mochte die Türkishaarig und wollte sie näher kennenlernen, doch dabei lief sie Gefahr, dass die andere ihr Geheimnis erfuhr. Seufzend stieg Haruka wieder aus der Dusche und band sich ein Handtuch um, als plötzlich das Telefon klingelte. Die Rennfahrerin war etwas erstaunt, denn normalerweise rief niemand mehr um diese Uhrzeit an. „Haruka Tenoh?“ „Hallo Haruka, hier ist Michiru, Michiru Kaioh.“ Harukas Herz machte einen Sprung. Das schien Schicksal zu sein. „Ja, hi. Was gibt’s.“ „Ich wollte dich fragen, ob du morgen nicht zu meinem Konzert kommen willst.“ „Was?“ „Das war nur ein Vorschlag, aber wenn du nicht willst, dann sehen wir uns am Montag.“ Michiru wollte schon auflegen, als die Blonde rief: “Nein, warte. Ich würde gerne kommen.“ „Wirklich?“ „Ja. Wirklich. Ich mag es dir zuzuhören, wenn du Geige spielst.“ „Du hast mich doch erst ein Mal gehört.“ „Ein Kumpel von mir ist ein großer Fan von dir und hat mich immer mitgeschleppt. Zu meinem 16. Geburtstag habe ich eine komplette CD und DVD Sammlung all deiner Auftritte und Stücke bekommen.“ „Echt? Ich hätte dich eher in die Schublade Rock gesteckt.“ „Nein. Klassische Musik bringt mich immer runter.“ „Gut, also kommst du morgen?“ „Ja.“ „Frag einfach nach meiner Garderobe. Dort treffen wir uns.“ „Einverstanden. Bis dann.“ „Ja und gute Nacht.“ „Dir auch.“ Michiru legte auf und auch Haruka drückte auf den roten Knopf. Die Blonde war normalerweise nicht so schüchtern, doch jetzt war es anders. Sie wollte Michiru nicht verletzten und das würde sie zweifellos tun, wenn sie die Geigerin im Unklaren ließ. Haruka ließ sich auf ihr Bett fallen und schloss die Augen. Sie versuchte einzuschlafen, doch die Gedanken schwirrten in ihrem Kopf umher und hielten sie davon ab. Wie schon so oft stand sie sie auf und stieg die Treppen hinauf zu ihrem Flügel. Sanft strich sie über das schwarzlackierte Holz. Es war beruhigend und als die 17-jährige eine Taste anschlug, verflogen alle ihr Sorgen. Bis spät in die Nacht verbrachte sie ihre Zeit dort oben und als sie die Müdigkeit endlich überkam, hatte sie mehrere Klavierstücke komponiert. Michiru stand vor ihrem Spiegel und zog ihr Kleid zu Recht. Es war früher Abend und die Besucher des Konzertes trafen langsam ein. Denn ganzen Tag über hatte die Türkishaarige an nichts anderes gedacht. Selbst als ihr sonst so strenger Vater sie zu einer Pause des Übens überreden wollte, hatte sie abgelehnt. Sie durfte sich keinen Fehler erlauben. Nicht heute, wo Haruka kam um sie zu hören. Eigentlich verstand sie ihre Nervosität nicht. Er war doch nur ein Klassenkamerad. Verwirrt schüttelte sie den Kopf. Normalerweise sollte sie Nichts fühlen, sie hatte sich schließlich erst vor kurzem von ihrem Freund getrennt, doch der Blond weckte etwas in ihr. Der Wunsch nach Freiheit und Liebe. Plötzlich klopfte jemand an der Tür. „Herein?“ „Miss Kaioh, hier steht ein junger Mann, der behauptet von ihnen eingeladen worden zu seihen. Solle ich in wegschicken?“ „Nein, lassen Sie ihn eintreten.“ Michiru wandte ihre ganze Aufmerksamkeit der Person zu, die jetzt ihre Garderobe betrat. Haruka trug einen schwarzen Smoking mit einem weißen Hemd. Um den Hals war eine ebenfalls schwarze, schlichte Fliege gebunden und in den Händen hielt er einen Blumenstrauß. „Danke für die Einladung.“ „Ich freue mich, dass du gekommen bist.“ Er überreichte ihr die Blumen. „Ich weiß du wirst damit überschüttet, aber ich dachte mir, dass die hier immer noch bessere sind, als gar nichts.“ „Vielen Dank. Ich freu mich sehr darüber. Die Präsente, die ich sonst bekomme, sind meist anonym.“ Sie nahm dem Blonden den Strauß ab und stellte sie in eine Vase. Dabei wandte sie Haruka den Rücken zu, sodass diese die Geigerin unbemerkt mustern konnte. Ihr Mittelganges Haar trug sie offen und ihr dunkelblaues Kleid, welches ihr bis kurz über die Knie ging, betonte ihre weibliche Figur. Die 17-jährige schluckte und musste ihre ganze Selbstbeherrschung aufbringen um Michiru nicht sofort zu umarmen. Wäre sie eine Fremde, hätte sich die Blonde ganz anders verhalten, doch der Türkishaarigen kurz vor einem Auftritt den Kopf zu verdrehen, wäre nicht fair gewesen. Deshalb versenkte die Rennfahrerin ihre Hände in den Hosentaschen bevor diese irgendwo hin wanderten, wo sie nicht hingehörten und wartete, dass die Andere das Wort ergriff. „Ich hatte dich nicht so früh erwartet, aber wenn du willst zeig ich dir deinen Platz.“ „Ich will dich nicht von deinen Vorbereitungen abhalten. Sag mir einfach die Reihe und der Sitz und ich gehe selbst hin.“ „Einverstanden. Bevor du dich wunderst, die Person neben dir ist die Tochter eines Bekannten.“ „Okay.“ „Also hier ist deine Karte. Rang 3 ganz rechts, Platz 53. Du sitzt genau am Balkon also solltest du alles gut hören könne.“ „Gut. Ich wünsch dir viel Glück.“ Haruka berührte Michiru am Arm und verließ dann das Zimmer. Verträumt strich sich die Geigerin über die stelle. Sie schien wärmer als der Rest des Körpers. Wie es sich wohl anfühlte wenn sie Harukas Lippen berühren würde? Die Türkishaarige wurde je aus ihrer Vorstellung gerissen, als ihr Vater hereinkam und meinte, sie solle schon mal hinter die Bühne gehen. Währenddessen betrat die Blonde den Balkon, wo bereits ein anderes Mädchen mit braunen Haaren saß. Sie blickte auf und als sie Haruka sah, begannen ihre Augen zu leuchten. „Michiru hat nicht zu viel versprochen. Du siehst ja echt heiß aus.“ „Ja.“ Kam es zögerlich von der 17-jährigen. Ihre Sitznachbarin schien ein wenig älter vielleicht um die zwanzig und trug ein rosafarbenes Kleid. Um den Hals und den Ohren hingen große, glitzernde Diamanten und ihre wurstigen Finger umklammerten eine Handtasche. „Mein Name ist Haruka Tenoh.“ Sie streckte langsam ihre Hand aus, welche die andere sofort ergriff. „Ich weiß. Als Michiru sagte, dass ich nicht alleine sitzen würde, sondern, dass sie noch einen Schulfreund eingeladen hätte, wollte ich natürlich alles wissen. Sie meinte du seist sehr höflich, charmant und gutaussehend. Ich finde sie hat untertrieben. Wärst du nicht ihr Gast, würde ich dich glatt zu mir einladen. Wir hätten bestimmt eine schöne Zeit zusammen.“ Die Braunhaarige war aufgestanden und rückte Haruka immer mehr auf die Pelle. „Nun, ich will Sie ja nicht beleidigen, aber…“ Weiter kam sie nicht, denn die Andere hatte einen ihrer dicken Finger auf ihre Lippen gelegt und öffnete mit der anderen Hand ihre Fliege. „Sag Nichts mehr. Ich kann dich zwar heute Nacht nicht mir zu mir nehmen, aber ich wäre diesem Ort auch nicht abgeneigt.“ „Wissen sie, mir ist eingefallen, dass ich etwas in meinem Auto gelassen habe. Wenn sie mich entschuldigen würden.“ Sie drückte die aufdringliche Frau von sich und verschwandt eilig in Richtung Parkett. Dort fragte sie den Platzanweiser, ob es irgendwo noch ein freier Platz gab. Der Mann fragte nach der Karte, die sie ihm sofort reichte, doch er meinte, dass das Konzert ausverkauft wäre. „Kann ich dann wenigstens hier stehenbleiben?“ „Wenn Sie so wünschen.“ „Ja.“ Plötzlich gingen die Lichter aus und der Vorhang wurde zur Seite gezogen. Von einem Scheinwerfer in Szene gesetzt stand Michiru und lächelte ihrem Publikum entgegen. Beifall brandete auf und die Musikerin verbeugte sich. Anschließend hob sie ihre Geige an ihr Kinn und fing an, dem Instrument Töne zu entlocken. Die Lippen der Blonden verzogen sich zu einem Grinsen. Michiru hatte das Konzert mit einem ihrer Lieblingsstücke begonnen. Es hieß Dark Waters und war ihr erstes, selbstkomponiertes Werk. Es war langsam und recht tief, was einen das Gefühl gab, im dunklen Meer zu schwimmen und nichts als die Einsamkeit dabei zu spüren. Die Lieder der Türkishaarigen waren geschlossen und ihr Finger wanderten intuitiv über den Hals ihrer Geige. dachte Michiru bei sich und öffnete ihre Augen ein wenig, doch sie konnten Haruka nicht auf seinem Platz finden. Etwas beunruhigt ließ sie ihren Blick durch den ganzen Saal auf der Suche nach dem Neuen wandern und blieb schlussendlich an einer stehenden Person hängen. Es war Haruka, der bemerkt zu haben schien, dass sie zu ihm sah und lächelte. Seine dunklen Augen blitzten auf und irgendetwas schien ihn zu amüsieren. Als er den Blickkontakt unterbrach, indem er den Kopf ein wenig drehte, wandte auch sie ein wenig das Gesicht und musste feststellen, dass die Tochter des Bekannten ihres Vaters, sie eifersüchtig ansah. Zwar wusste Michiru nicht weshalb, doch indirekt schien es etwas mit ihr zu tun zu haben. Jedoch hatte sie keine Zeit sich darüber irgendwelche Gedanken zu machen. Sie musste das Publikum unterhalten. Später würde sie Haruka danach fragen, ob er irgendetwas Falsches zu dem Mädchen gesagt hatte. Sie strich ein letztes Mal mit dem Bogen über die Saiten und verneigte sich anschließend. Das Publikum applaudierte nach jedem Lied heftiger, bis die Begeisterung keine Grenze mehr kannte und die Besucher des Konzerts am Ende alle aufstanden und über 10 Minuten Beifall klatschten. Auch Haruka war beeindruckt, wie gut Michiru heute gespielt hatte. Sie hatte schon viele Auftritte der Türkishaarigen gesehen, doch heute schien sie viel gelassener und natürlicher als sonst. Schmunzelnd verließ die Blonde den Saal und ging den Menschenlehren Gang zur Garderobe entlang. Dort angekommen öffnete sie die Tür und betrat den Raum. Er war dunkel, weshalb sie den Lichtschalter betätigte. Anschließend setzte sie sich auf einen Stuhl und wartete auf die Geigerin. Diese kam schon bald mit ihrer Geige herein und blieb dann abrupt stehen, als sie die Blonde sah. „Haruka, was machst du hier? Ich hatte erwartet, dass du schon heim gegangen wärst.“ „Ich wollte mich noch einmal für die Einladung bedanken, auch wenn ich von meinem Platz flüchten musste.“ „Das habe ich feststellen müssen. Warum?“ „Meine Sitznachbarin war kurz davor mich auf dem Balkon zu vergewaltigen.“ „Wie bitte?“ „Sagen wir es anders, sie war verdammt scharf auf mich. Nicht das ich das nicht kennen würde, bloß ich dachte in solchen Kreisen, in denen du verkehrst währen die Mädchen Papas Prinzessin, schüchtern und brav.“ „Die meisten sind es auch, aber wie überall gibt es Aufnahmen.“ „Und du? Gehörst du zu diesen Ausnahmen?“ Haruka stand auf und beugte sich zu Anderen hinunter, auf deren Wangen war eine leichte Röte zu erkennen. Die Blonde musste lächeln. Die 17-jährige richtete sich sofort wieder auf und wich einige Schritte zurück. Keine Sekunde zu früh, denn die Tür wurde aufgestoßen und mehrere männliche Verehrer überfüllten das Zimmer mit Blumen und Geschenken. „Ich sollte dann mal lieber gehen. Wir sehen uns in der Schule.“ Die Blonde neigte den Kopf und drängte sich anschließend durch die Menschenmasse, die gerade von der verzweifelten Security hinausbefördert wurde. Michiru hingegen stand immer noch wie angewurzelt da und beachtete den Tumult um ihre Person nicht. Erst jetzt hatte sie bemerkt, dass sich in seine dunkelblauen Augen auch etwas grün mischte. Auch seine Gesichtszüge wirkten viel weicher, als sie es sonst von Männern gewohnt war und seine Stimme war zwar dunkel und angenehm, aber heller als die der Anderen. Irgendetwas verheimlichte Haruka vor ihr und sie würde es herausfinden. Mittlerweile war sie wieder allein in ihrer Garderobe und verstaute ihre Stradivari sicher im Violinen-koffer. Michiru zog noch ihre Jacke an und verließ anschließend das Haus über den Hintereingang, wo ihre Eltern schon auf sie warteten. Ihr Vater hielt ihr die Tür auf und sobald sie alle eingestiegen waren, fuhr der Chauffeur los. Es herrschte auf dem ganzen Weg zurück Schweigen. Michiru blickte verträumt aus dem Fenster und stellte sich vor, was Harukas Geheimnis sein könnte und wie sie es ihm am besten entlocken könnte. Sie fuhren an einem Hochhaus, welches an der Fassade ein riesiges digitales Plakat hängen hatte. Es zeigte mehrere Männer in Rennanzügen und Helmen unter den Armen. Sie waren in einem V angeordnet und unter ihnen standen ihre Namen. Die Person in der Mitte trug einen weiß-schwarz-goldenen Anzug und lächelte cool in die Kamera. Das Herz der Türkishaarigen blieb fast stehen, als sie den Namen lass. „Haruka Tenoh, Weltmeister in Moto GP und Freestyle Motocross.“ Sie drehte den Kopf und starrte aus den Heckscheibe. Sie konnte es immer noch nicht fassen. Sie hatte zwar den Blonden beim Training gesehen und er hatte ihr erzählt er würde Rennen fahren, doch sie wäre nie darauf gekommen, dass er so erfolgreich sein würde. „Michiru-Schatz, was ist los?“ Ihre Mutter sah sie fragend an, woraufhin diese nur den Kopf schüttelte. Ihre Eltern brauchten nicht zu wissen, dass ihre Tochter Gefallen an einem berühmten Rennfahrer gefunden hatte. Zu Hause angekommen, lief Michiru eilig in ihr Zimmer und schloss die Tür ab. Auf der Fensterbank lag ihr Notebook und zeigte an, dass sie eine Nachricht empfangen hatte. Sie war von Elsa: Hey Michiru, hab vorhin versucht dich zu erreichen, aber euer Buttler hat gesagt du wärst auf einem Konzert. Was hältst du davon, wenn wir uns morgen zum Lernen treffen? ;-P Ich weiß ist eine dumme Ausrede, aber sonst lassen dich deine Eltern ja nicht. Mir ist da nämlich ein Gerücht zu Ohren gekommen, dem ich sofort nachgehen muss. Es bezieht sich auf eine sehr gute Freundin von mir und einem neuen Schüler… (Ich will ja keine Namen nennen.) Wenn es okay ist, schlag ich morgen um 3 bei dir auf. Antworte mir sobald du das gelesen hast. Elsa Michiru lächelte sanft und schrieb zurück: Klar ist das okay. Meine Eltern sind sowieso nicht da. Aber das mit den Gerüchten… Ich würde nur zu gerne deine Informationsquellen wissen. Bis Morgen Michiru Die Geigerin stand auf und ging ins Bad, wo sie sich erst einmal unter die Dusche stellte. Anschließend verließ sie diese wieder und zog ihren seidenen Pyjama an. Als sie nochmal an ihrem Rechner vorbeilief, blinkte etwas auf dem Monitor. Es war eine Mitteilung, dass jemand sie im Chat angeschrieben hatte. Neugierig ging sie online und bekam sofort die erste Nachricht. Kaze: „Hallo, Süße. Hast du mich vermisst?“ Michiru verdrehte die Augen. Ocean: „Ich dachte wir hätten die Sache geklärt. Solange du dich benimmst, darfst du mir schreiben.“ Kaze: „Sorry, da ist mein Temperament wohl mit mir durchgegangen.“ Ocean: „Womit kann ich dir heute zu solch später Stunde noch behilflich sein?“ Kaze: „Ich hab dir doch letztes Mal ein Stück von mir geschickt, nicht?“ Ocean: „Ja, und?“ Kaze: „Nun, du scheinst dich für Musik zu interessieren und da dachte ich mir, du würdest vielleicht andere Werke von mir beurteilen.“ Ocean: „Du hast noch mehr? Wieder für dieses unbekannte Mädchen?“ Kaze: „Ja. Ich… Sie geht mir einfach nicht aus dem Kopf.“ Ocean: „Ich glaube nicht, dass ich die richtige Person bin, um deinen Kummer abzuladen. Wir kennen uns ja nicht einmal persönlich.“ Kaze: „Genau weil du mir das gerade geschrieben hast und ehrlich warst, vertraue ich dir.“ Ocean: „Dann gehst du aber ziemlich leichtfertig mit deinem Vertrauen um.“ Kaze: „Ganz im Gegenteil. Du bist die einzige Person neben mir, die diese Lieder gehört hat.“ Ocean: „Okay ich bin ganz „Ohr“.“ Kaze: „Dieses habe ich gestern Abend komponiert.“ Wieder einmal kam eine Nachricht mit anhang an. Die Melodie war im Prinzip recht einfach, doch sie wurde mit so viel Gefühl gespielt, dass Michiru die Tränen kamen. Es hörte sich an, wie als ob Kaze seinen ganzen Schmerz in seine Lieder zu verarbeiten versuchte und es schien mehr als nur die Trauer um das Mädchen. Ocean: „Du hast so viel Talent. Das Mädchen, für welches du das Alles komponierst muss eine wundervolle Person sein. Hast du je daran gedacht professioneller Pianist zu werden?“ Kaze: „Nein, eigentlich nicht.“ Die Antwort hatte eine Weile gebraucht und am liebsten hätte sie jetzt in die Augen ihres Chat-Partners gesehen. Ihn irgendwie getröstet. Kaze: „Es ist spät und ich sollte mich jetzt hinlegen. Danke, dass ich dir das Lied schicken durfte.“ Ocean: „Du darfst mir alles schicken. Ich finde du spielst wundervoll.“ Kaze: „Danke,…Ocean.“ Mit dieser Antwort loggte sich Kaze aus. Michiru blickte immer noch auf den Bildschirm, während das Klavierstück endete. In Gedanken klappte sie ihr Notebook zu und setzte sich mit einer Decke auf die Fensterbank, von wo aus sie den Mond und die Sterne betrachtete, bis sich ihre Lieder schlossen und sie ins Reich der Träume hinüberglitt. Währenddessen saß Haruka an ihrem Schreibtisch und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Sie verstand einfach nicht warum sie das gerade geschrieben hatte. Sie kannte Ocean überhaupt nicht und doch erzählte sie diesem Mädchen, welches sie wiederum für einen Mann hielt, alles Mögliche. Haruka schaltete den Laptop aus und setzte sich auf ihr Bett, von wo aus sie durch die großen Fester die verschiedenen, beleuchteten Hochhäuser sah. Mehrere Stunden tat sie nichts anderes, bis sie sich nach hinten fallen ließ und endlich einschlief. Kapitel 5: Vergangenheit Part 1 ------------------------------- Ein ungeduldiges Klingeln riss Michiru aus ihren Gedanken. Sie blickte auf die Uhr und musste grinsen. Es war viertel vor drei. Elsa schien ja wirklich sehr neugierig. Eilig lief die Geigerin die Marmortreppe hinunter und öffnete die Tür. Vor ihr stand ihre beste Freundin, doch Michiru hätte sie beinahe nicht erkannt. Ihr sonst so violettes Haar war jetzt rot. Die Läuferin schien den verwirrten Blick von der 17-jährigen bemerkt zu haben und meinte: „Ich dachte, es sei mal wieder Zeit für eine Veränderung.“ „Du hättest mich vorbereite können. Wann warst du beim Friseur?“ „Um ehrlich zu sein, war mir gestern langweilig und da dachte ich mir, Elza du färbst dir jetzt die Haare.“ „Na super. Los, komm rein.“ Die Türkishaarige machte einen Schritt zur Seite und ließ ihre Freundin eintreten. Gemeinsam betraten sie Michirus Zimmer, wo sich Elsa auf einen der bequemen Korbsessel niederließ. „So und jetzt erzähl! Was läuft zwischen dir und Haruka Tenoh?“ „Nichts.“ Die Geigerin hatte sich umgedreht um die Röte zu verbergen, die sich auf ihren Wangen ausgebreitet hatte. „Michiru Kaioh, ich kenne dich. Sag nicht Nichts. Allein, dass du nicht über ihn sprechen willst, obwohl er dir geholfen hat ist Information genug. Du stehst auf ihn.“ „Ich…“ Michiru wandte sich um und wünschte sich im nächsten Moment es nicht getan zu haben. Elza hatte soeben ihre Röte gesehen und lachte sich scheckig. „Wusste ich´s doch. Mir bleibt so etwas eben nicht verborgen. Weiß er davon?“ „Oh Gott, nein. Am Schluss hält er mich für einen verrückten Groupie.“ „Groupie?“ „Er… Er ist Rennfahrer und zwar ein sehr erfolgreicher.“ „Ich glaub du hast dir den Kopf gestoßen. Wobei, so wie der rennt, könnte er glatt bei den Olympischen Spielen mitmachen.“ „Jetzt kann ich dir nicht mehr folgen.“ „Gestern Vormittag hatte ich Training und da hab ich ihn gesehen. Er sprintet und glaub mir, ich habe noch nie jemanden gesehen, der so schnell war.“ „Das hat er mir gar nicht erzählt.“ „Wieso? Hätte er?“ „Nein. Ich meinte das nicht so.“ Michiru schüttelte energisch den Kopf. „Hey, mir kannst du es ja erzählen. Es ist eindeutig, dass du dich verknallt hast.“ Elza nahm ihre Freundin in den Arm. Beide lachten und unterhielten sich noch eine ganze Weile, bis die Geigerin fragte: „Sag mal, warum hast du einem im Chat gesagt, er soll mir schreiben?“ „Du meinst Kaze? Er hat mich angeklickt und ich fand heraus, dass er Musik mag. Da dachte ich mir, du würdest dich gut mit ihm verstehen. Wieso?“ „Nur aus Neugier. Er hat mir ein paar seiner Kompositionen geschickt. Sie sind wirklich gut. Es würde mich interessieren, wer er ist.“ „Tja, das bleibt wohl ein Mysterium.“ Plötzlich klingelte Elzas Handy: „Ja?“ „Wo bist du junge Dame? Wir wollten heute zu deinen Großeltern. Sieh zu, dass du herkommst, oder du hast für die nächsten 2 Wochen Hausarrest.“ „Bin schon unterwegs, Mum.“ Sie klappte das Mobiletelefon zu und sprang auf. „Ich muss gehen Michi. Wir sehen uns Morgen.“ Schnell rannte die Rothaarige die Treppe hinunter und zog die Tür hinter sich zu. Nun war die 17-jährige alleine. Sie ging in ihr Atelier und nahm ihre Skizzen von Haruka zur Hand. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie viele sie von ihm hatte. Lächelnd setzte sie sich an eine Staffelei und begann zu malen. Haruka stand am Strand und atmete schwer. Sie war nun über eine Stunde durch die Stadt gejoggt um einen klaren Kopf zu bekommen. Die Meeresbriese zerzauste ihr goldfarbenes Haar und wehte ihr die Strähnen ihres Ponys ins Gesicht. Sie spürte den Sand unter ihren Füßen, der sie einlud sich hinzusetzten und ein wenig auszuruhen. Es war schon spät und die Sonne stand tief. Ein paar Menschen spazierten am Wasser entlang und die Kiosk-Besitzer stapelten die Liegen. Alles wirkte so friedlich und Haruka musste an die Zeit denken, als ihre Eltern sie noch nicht gehasst haben. Sie hatten in ihre Ferien immer ein Strandhaus gemietet, waren schwimmen gegangen, hatten Radtouren gemacht und sogar das Surfen gelernt. Ihr jüngerer Bruder musste jetzt 15 sein. Die Blonde lächelte gequält bei den Gedanken. Er hatte damals mit 12 noch nicht verstanden, warum seine ältere Schwester und ihre Eltern sich so zerstritten hatten. Ein großes, schlankes Mädchen von 14 Jahren betrat das Schulgelände. Ihre kurzen, blonden Haare standen wirr vom Kopf ab und gaben ihr den Anschein, als ob sie gerade erst aufgestanden wäre. In ihrer schwarzen Kargo-Hose und ihrem weiten, gelben T-Shirt hätte sie glatt als Junge durchgehen können. Sie war wirklich froh, dass ihre Eltern sie auf eine europäische Schule geschickt hatten, wo das Tragen von Uniform keine Pflicht war. Es war kurz vor Unterrichtsbeginn und sie ließ ihren Blick zur Eingangstür wandern. Dort stand Sarah mit einem unbekannten Mädchen. Sie hatte lange, schwarze Haare und braune Augen, welche von langen Wimpern umrandet waren. Sarah erblickte mich und winkte mir: „Morgen, Haruka. Du bist heut aber spät dran.“ „Sorry, wir hatten Stromausfall.“ Die14-jährige hatte ihre Augen immer noch auf der Schwarzhaarigen, die jetzt schüchtern wegsah. „Bevor ich´s vergesse: Das ist meine Cousine Jessica. Sie ist für einen Monat hier, weil es bei ihr in der Schule gebrannt hat. Eigentlich geht sie in die 10. Klasse, aber der Direktor meinte, die seien alle auf Klassenfahrt. Also kommt sie zu mit uns. Jess, das ist Haruka. Sie ist meine beste Freundin und der Star in unserer Fußballmannschaft. Kein anderer Spieler kann mit ihr mithalten, wenn sie rennt.“ „Du bist ein Mädchen?“ fragte Jessica unsicher und die 14-jährige nickte. „Ich hätte gewettet, dass du der Typ bist, auf den die ganze weibliche Fraktion der Schule steht.“ „Oh, glaub mir, Haruka hat viele Verehrerinnen obwohl sie ein Mädchen ist.“ „Sarah, musst du ihr das gleich auf die Nase binden?“ Auf dem Gesicht der Blonden bereitete sich eine leichte Röte aus. Ihre Freundin konnte ja nicht wissen, dass Haruka froh über diese Art der Aufmerksamkeit war. Sie hatte immer schon gewusst, dass sie anders war als die Anderen. Während die Mädchen ihrer Klasse für einen berühmten Schauspieler schwärmten, hatte sie sich immer im Hintergrund gehalten und lieber die weiblichen Wesen um sich herum beobachtet. Jungs waren für sie nur gute Freunde, mehr auch nicht. Natürlich war es für Haruka schwer sie selbst zu sein, denn jedes Mal, wenn sie ein Mädchen traf, für welches sie sich interessierte war dieses vergeben oder so in einen anderen Kerl verschossen, sodass egal welche Annäherungsversuche die Blonde startete, sie immer nur freundschaftliche Gefühle zurückbekam. Ihr schuleigener Fanclub besaß auch ganz hübsche Mitglieder, doch auf eine Beziehung oder etwas ähnliches, waren sie nicht aus. Schließlich war Haruka, egal wie cool sie aussah immer noch ein Mädchen. Ein weiteres Klingeln riss die Sportlerin aus ihren Gedanken und die drei beeilten sich in ihr Klassenzimmer zu kommen. Es schien, als ob ihr Lehrer noch nicht da war, denn die Tür stand weit offen und laute Stimmen drangen in den Gang. Sarah betrat als erstes den Raum. Hinter ihr ging Haruka, die jetzt jedoch stehen blieb und mit einer Handbewegung Jessica dazu aufforderte, vor ihr einzutreten. Dafür erntete sie erst einen fragenden Blick und anschließend ein scharmantes Lächeln. Dieses ließ Harukas Herz schneller schlagen und ein wenig tollpatschig werden. Sie stieß mit ihrem Knie gegen ihren Tisch und musste sich einen Fluch verkneifen. Natürlich hatte es Jessica gesehen und sie musste sich ein Lachen verkneifen. Sie ging auf die Blonde zu, legte ihr eine Hand auf die Schulter und fragte: „Geht´s? Oder soll ich dich zu einem Stuhl stützen?“ Haruka sah sie mit weitaufgerissenen Augen und Mund an und wollte etwas erwidern, doch das einzige, was sie zustande brachte war ein heißeres Krächzen. „Wie bitte? Ich hab dich nicht verstanden.“ Die Schwarzhaarige machte noch einen Schritt auf sie zu und näherte sich mit ihrem Gesicht Harukas. Diese räusperte sich und meinte: „Ist alles okay. Hatte schon schlimmere Verletzungen.“ Die dunkelbraunen Augen begannen zu glitzern und Jess Stimme war sanft und leise, sodass nur die Sportlerin sie hören konnte: „Du brauchst nicht die Starke zu spielen. Ich helfe dir nur zu gerne.“ Die Blonde glaubte sich verhört zu haben, hatte jedoch keine Chance mehr nachzufragen, denn der Lehrer betrat das Klassenzimmer und Jessica ging zu ihrem Platz eine Reihe hinter dem von Haruka. Die ganze Stunde lang konnte sie an nichts anderes denken, als an die neue Schülerin und es schien, als ob sie ihren Blick im Nacken spüren konnte. Ihr Verdacht erhärtete sich, als ein Zettel auf ihrem Tisch landete. Sie entfaltete ihn und las: „Du scheinst auf Jess echt Eindruck gemacht zu haben. Sie schaut dich schon die ganze Zeit an. Anscheinend kann sie es echt nicht glauben, dass du ein Mädchen bist.“ Vorsichtig drehte Haruka den Kopf ein wenig, nur um in braune Augen zu blicken, in denen der Schalk glitzerte. Sofort richtete sie sich wieder nach vorne, hörte aber ein leises Kichern hinter sich. So verging auch der restliche Schultag und Haruka war froh als sie sich von Sarah und ihrer Cousine verabschiedete. Sie hatte noch Fußballtraining und begab sich in die Mädchenumkleide. Sie war das einzige Mädchen in der Mannschaft, doch die Jungs tolerierten sie, zum Teil auch, weil sie hofften, dass Harukas Beliebtheit beim anderen Geschlecht ein wenig auf sie abfärben würde. Auf dem Sportplatz angekommen, begannen sie mit dem warmlaufen und wie immer war die Blonde die einzige die das Anfangstempo halten konnte. Der Wind fuhr ihr durch die Haare und ließ in ihr den Wunsch aufkeimen, Flügel zu besitzen und davon zu fliegen. Weit weg von ihren Problemen und inneren Konflikten. Erst die laute Pfeife des Trainers holte sie auf den Boden der Tatsachen zurück. „Tenoh, nur weil du die Schnellste bist gibt dir das nicht das Recht zu träumen. So Leute, wir teilen uns in Gruppen auf. Die Stürmer versuchen Tore zu erzielen, die Verteidiger sorgen dafür, dass sie nicht zu Abschluss kommen. Die Anderen kommen mit mir und üben Freistöße. Haruka, du hast dich in den letzten Spielen wirklich verbessert und wir brauchen einen Ersatzschützen…“ „Danke Trainer.“ Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Sie spielte normalerweise als rechter Stürmer und war auch sehr erfolgreich, doch ihr war es bis jetzt immer verwehrt geblieben Ecken, Freistöße oder gar Elfmeter schießen zu dürfen. Haruka ließ ihren Blick über die Tribüne wandern und bei der die Person, die sie sah zog sich ihr Magen unangenehm zusammen. Die Rede war von Jessica, die sie mit übereinandergeschlagenen Beinen beobachtete. Als sie Harukas verunsicherten Blick erkannte, grinste sie vielsagen und fuhr sich mit der Hand über den Ausschnitt. Plötzlich spürte sie wie jemand ihr auf die Schulter klopfe. „Hey Haru, wer ist denn die Süße da oben?“ „Was? Wieso fragst du mich?“ „Na die hat dich doch eindeutig angemacht. Obwohl… Sie muss neu sein, wenn sie nicht weiß, dass du ein Mädchen bist.“ „Ja, wahrscheinlich.“ „Die wär war für mich. Kannst du sie mir vorstellen? Die ist nämlich genau nach meinem Geschmack.“ Irgendwie gefiel es der Blonden gar nicht, wie der Kerl von Jess sprach. „Sie ist kein Stück Fleisch, was du einfach kaufen kannst.“ „Seit wann interessiert dich das! Sag bloß du stehst auf sie? Bist du etwa…“ Bevor er aussprechen konnte, wurde er von Haruka am Kragen gepackt und zu Boden geworfen. „Wehe du sagst das noch einmal.“ „Hey, beruhig dich. Das war nicht so gemeint. Kein Grund so auszurasten.“ „Wie würdest du reagieren, wenn ich dich eine Schwuchtel nennen würde?“ „Sorry, ich wusste nicht, dass dich das so trifft.“ „Ich hoffe für dich, dass das nicht noch einmal vorkommt, und wehe du fasst das Mädchen da oben an. Dann wirst du dir wünschen, sie niemals angesehen zu haben.“ Sie ließ ihn los und ging dem Trainer hinterher. Die ganze Zeit über hatte Jessica die Blonde beobachtet. Sie war ihr schon heute in der Früh aufgefallen und als sie auch noch erfahren hatte, dass Haruka ein Mädchen war, interessierte sie sie noch mehr. Irgendwie fand sie die Schüchternheit der Jüngeren süß. Sie tat zwar cool, doch die kleinen Flirtaktionen schienen sie ganz schön aus der Bahn zu werfen. Auch die Tatsache, dass sie bei den Mädchen sehr beliebt war, war ihr anscheinend ziemlich unangenehm und natürlich wusste die Schwarzhaarige auch warum: Haruka schien eher Gefallen an Mädchen als an Jungs zu haben. Jess kicherte leise. Oh ja, das war kaum zu übersehen. Sie hatte wie ein Auto geguckt, als sie die Neue entdeckt hatte und auch die Aktion im Klassenzimmer war nur zu eindeutig. Sie sah jetzt zu, wie Haruka den Ball über die Verteidiger in die Ecke des Tores schoss. Jess stand auf und ging in Richtung Mädchenumkleide. Dort würden sie und die Blonde alleine und ungestört sein. Über eine Stunde musste sie warten, bis sie endlich die Tür aufgehen hörte und Haruka eintrat. Das fast goldfarbene Haar klebte ihr im Nacken und auch ihre Kleidung war durchgeschwitzt. Jessica wollte schon aus dem Schatten treten und auf sich aufmerksam machen, überlegte sich es aber noch einmal anders, als die Blonde begann sich auszuziehen und dann unter die Dusche sprang. Die Schwarzhaarige musste über sich selbst grinsen. Das Mädel hatte sie so neugierig gemacht, dass sie sie jetzt heimlich beobachtete. < Ich bin ja ganz schön tief gesunken, wenn ich einem jüngeren Mädchen so auflaure.> dachte sie und hörte, wie das Wasser abgedreht wurde. Haruka, ein Handtuch um ihren Körper gewickelt verstaute ihr Duschgel in ihrer Tasche. Von den Spitzen ihrer Haare tropfte Wasser und die Muskeln kamen unter der nass-glänzenden Haut gut zum Vorschein. Die Blonde wollte gerade das Handtuch lösen, als sie hinter sich ein Räuspern vernahm. Schnell drehte sie sich um und blickte in das Gesicht, welches die heute schon den ganzen Tag verfolgt hatte. ---------------------------------------------------------- Vielen Dank für die Komis. Wie ihr sehen könnt ist dieser Abschnitt in 2 Teile unterteilt. Der nächste folgt bald. Wollte die Spannung aufrechterhalten ;-) Kapitel 6: Vergangenheit Part 2 ------------------------------- Was machst du denn hier?!“ Eilig zog sich die Blonde das Handtuch fester um den Körper. Sie war es nicht gewohnt, dass jemand um die Uhrzeit noch in der Umkleide war, weshalb sie sich auch nicht umgesehen hatte. Umso erschreckender war es, dass ausgerechnet Jess grinsend vor ihr stand und ihre Augen sie von oben bis unten musterten. „Ich hab auf dich gewartet.“ „Wie lange stehst du da schon?“ Haruka schickte ein Stoßgebet zum Himmel, doch anscheinend hatte Gott soeben Mittagspause. „Eine ganze Weile.“ Diese Worte ließen der Jüngeren das Blut in die Wangen schießen und ihr Mund wurde ganz trocken. Sie wusste nicht was sie sagen sollte, doch einfach nur dumm rumstehen und dreinzublicken, wie als ob diese Begegnung das Ende der Welt war, kam nicht gut. Also schluckte die Blonde um ihre Kehle zu befeuchten. So ein Malheur wie heute in der Früh konnte sie mal gar nicht gebrauchen. „Okay, ich weiß zwar nicht, warum du auf mich gewartet hast, aber könnten wir das dann draußen besprechen? Ich komme gleich nach.“ „Weißt du Haruka, du bist mir schon vorher aufgefallen, aber ich hab dich immer für einen Kerl gehalten. Ein Mädchen, das sein Taschengeld in der Spielhalle ausgibt. Nun ja, ist eben keine Alltagserscheinung. Als dich Sarah als Mädchen vorgestellt hat, da hätte ich ihr beinahe gesagt, sie solle mich nicht verarschen.“ Die Schwarzhaarige machte einen weiteren Schritt nach vorne, sodass Haruka ihren Atem auf der Haut spürte. Augenblicklich liefen ihr wohlige Schauer über den Rücken, was auch Jess nicht verborgen blieb. „Die Tatsache, dass du dich wie ein Junge anziehst und das du einen weiblichen Fanclub besitzt schienen mir zuerst wage Anzeichen, aber deine Unsicherheit im Klassenzimmer hat mich in meinem Verdacht bestätigt.“ „Verdacht? Was meinst du damit?“ brachte die Sportlerin nur schwer hervor. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und ihre Hände waren kalt vor Nervosität. Ein leichtes Lächeln hatte sich auf Jess Lippen ausgebreitet und sie näherte sich mit ihrem Gesicht dem der Blonden. Eine Hand hatte sie ihr in den Nacken gelegt und zog sie das kleine Stück zu sich, bis sich ihre Lippen trafen. Die Gefühle, welche dieser Kuss bei Haruka auslöste, waren komplett neu. Einerseits war es ungewohnt und komisch, doch andererseits fühlte es sich so richtig an. Sie legte der Schwarzhaarigen die Arme um die Taille und zog sie eng an sich. Diese musste grinsen und legte ihre andere Hand auf die Schulter der Blonden. Sie küssten sich, bis sie beide wieder Luft holen mussten. Die Augen noch immer geschlossen, wollte Haruka Jessicas verlangendes zu sich Herunterziehen nachkommen, als plötzlich jemand ihren Namen rief: „Haruka!“ Beide Mädchen versteiften sich augenblicklich. Es war die Stimme ihrer Mutter. Was um Himmels Willen tat sie hier? Sonst näherte sie sich dem Sportplatz nicht auf 100 Metern und jetzt zerstörte sie ihr auch noch den schönsten Moment ihres 14-jährigen Lebens. Draußen waren Schritte zu hören und sie standen hier, fest umklammert. Es war einfach zu eindeutig. Zumal Jess´s T-Shirt an den Stellen, an denen sie sich an Haruka geschmiegt hatte, nass waren. Hecktisch sahen sich beide um, bis der Blick der Jüngerin auf die separaten Duschräume fiel. Schnell zog sie Jess hinter sich hinein und öffnete das Wasser. Dann verließ sie die Gemeinschaftsdusche wieder und schloss die Tür hinter sich. Schlitternd kam sie vor ihrer Sporttasche zum stehen und suchte frische Unterwäsche, die sie schnell anzog. Keine Sekunde zu spät, denn die Tür wurde geöffnet und Miss Tenoh trat ein. Ihre langen, goldenen Locken umrahmten das strenge Gesicht. „ Was trödelst du denn so, Haruka?“ Dann hörte sie das Wasser. „Ist da noch wer?“ „Ja, eine Neue hat heute den Leistungscheck für die Turnmannschaft gemacht. Sie ist nach mir reingekommen.“ „Ah, versteh. Liebling, beeil dich ein wenig. Dein Bruder hat heute ein Gitarren-Konzert und das willst du doch ganz sicher nicht verpassen.“ Aha, da war also der Grund weshalb ihr Mutter sich in dieses „stinkende, miefende, Etwas“ wie sie zu sagen pflegte, wagte „Mum, das Konzert beginnt um 20 Uhr. Wir haben gerade mal 5.“ „Was?“ Entgeistert blickte sie auf ihr Uhr. „Aber meine zeigt an, dass es sieben ist.“ „Lass mal sehen… Kein Wunder, sie steht ja auch still.“ Meinte Haruka leicht genervt. Das Schicksal schien ihr heute wirklich einen Idioten nach dem anderen in den Weg zu schmeißen. Hätte sie auch gewundert, dass ihre Mutter sie einfach so abholen würde. Sich nun im Klaren, dass sie umsonst hergekommen war, drehte sie sich auf dem Absatz um und rief im hinausgehen, sie würden sich später ja sehen. Als die Blonde sich sicher war, dass ihre Mutter verschwunden war, zog sie sich ein dunkelblaues T-Shirt mit V-Ausschnitt an und öffnete die Tür zu den Duschen: „Du kannst jetzt rauskommen. Sie ist…Was machst du da?“ Jessica stand in ihrer ganzen Aufmachung unter dem Wasserstrahl. Ihre Kleidung klebte ihr am Körper und ließ nicht viel Platz für Fantasien. Als Jess die Sportlerin sah, grinste sie belustigt an. Haruka dagegen stand in der Tür, mit weit aufgerissenen Augen und offenen Mund und musste unglaublich blöd aussehen, doch der Anblick der sich ihr bot war einfach atemberaubend. Die Schwarzhaarig, sich der Situation nur allzu gut bewusst, streckte ihre Hand nach der Jüngeren aus. „Um wie viel Uhr musst du weg?“ „Um 8 ist das Konzert.“ „Gut, dann haben wir ja noch ein bisschen Zeit für einander.“ Haruka grinste über diese Worte und ließ sich von Jessica unter den warmen Wasserstrahl ziehen. „Wofür hab ich mich eigentlich umgezogen?“ „Das frag ich mich auch.“ Sie legte ihre Arme um den Nacken ihrer Freundin und stellte sich auf Zehenspitzen um ihr einen Kuss auf die Lippen zu hauchen. Die 14-Jährige drückte Jess ein wenig von sich und sah sie fragend an: „Ist das alles? Vorhin hast du das besser gemacht.“ „Du darfst ja mal gar nichts sagen. Ich weiß wenigstens wie es geht. Du dagegen…“ „Ich was?“ Ohne Vorwarnung küsste sie die Schwarzhaarige fordernd und fuhr mit ihrer Zunge über die Lippen ihrer Freundin. Diese ließ sich kein zweites Mal bitten und ließ es zu, dass Harukas Zunge mit ihrer spielte, sie umreiste und anstieß. Sie seufzte leise auf, als die 14-jährige sie umarmte, den Kuss aber dann unterbrach. Leicht überrumpelt und ein wenig verwirrt wurde sie von der Kleineren angeschaut. „Und, was wolltest du gerade sagen?“ Der herausfordernde Unterton war kaum zu überhören, doch Jess schüttelte nur den Kopf: „Nichts, rein gar nichts.“ Und mit diesen Worten versiegelte sie ihre Lippen ein weiteres Mal. Die nächsten Wochen wurden für Haruka die schönsten ihres Lebens. Jede freie Minute verbrachten sie gemeinsam. In der Schule tauschten sie vielsagende Blicke, sich aber öffentlich zu der Beziehung zu bekennen, trauten sich beide nicht. Zu groß war ihre Angst vor der Ablehnung. An den Nachmittagen gingen sie ins Kino, an den See oder zu Harukas Haus, welches meist leer war, da beide Elternteile berufstätig waren und der Bruder in eine Ganztagesschule ging. Sie saßen in Harukas Zimmer, auf ihrem Bett, eng aneinander gekuschelt und sich küssend. Im Hintergrund lief Musik und die Nachmittagssonne schien durch die Fenster. Gedankenverloren strich die Blonde Jessica über den Arm und beugte sich herunter, um ihr erneut einen Kuss zu geben. Kaum hatten sich ihre Lippen berührt, flog plötzlich die Tür auf. Die Mädchen schreckten auseinander und blickten in die geschockten Gesichter von Harukas Eltern. Diese schienen nicht glauben zu können, was sie sahen und Miss Tenoh fragte entsetzt: „Was hat das zu bedeuten, Haruka? Wer ist dieses Mädchen und warum küsst du sie?“ Die letzte Worte war mit so schriller Stimme gerufen worden, dass sie in den Ohren wehtaten. Die beiden Mädchen standen vorsichtig auf und Haruka stellte sich schützend vor ihre Freundin. Die ganze Zeit über hielten sie sich an den Händen, was nicht wirklich zur allgemeinen Lockerung der Stimmung sorgte. „Das ist Jessica, und sie ist meine Freundin.“ „Aber wieso küsst du eine Freundin?“ „Sie ist nicht irgendeine Freundin, wir sind zusammen.“ „Was, aber sie ist ein Mädchen!“ Mr.Tenoh schien allein beim Gedanken entsetzt, was seine Tochter alles getan haben könnte. „Und? Das spielt doch gar keine Rolle. Ich liebe sie.“ Damit hatte Haaruka die Bombe zum platzten gebracht. Ihre Eltern sahen sie erst ungläubig an, dann trat ihre Mutter hervor und ohrfeigte sie. „Was redest du da? Du bist ein Mädchen und das heißt, dass du einen Jungen lieben sollst. Das was du machst ist verboten.“ Die Blonde hielt sich taumelnd die rote Wange und sah ihre Mutter mit Tränen in den Augen an. „Warum? Warum sollte ich mich verstellen? Ich könnte niemals mit einem Kerl zusammen sein. Ich steh eben auf Frauen und daran werdet ihr Nichts ändern können.“ Sie spürte, wie Jess jetzt neben sie trat und gerade den Mund öffnen wollte, um die ganze Lage zu erklären, als Mr.Tenoh ihr das Wort abschnitt und die Tür aufhielt. „Verschwinde von hier und komm nicht wieder. Wenn ich je wieder mitbekomme, dass du dich mit unsere Tochter triffst, dann wirst du dein blaues Wunder erleben.“ „Aber ich…“ „RAUS!!!“ schrie er und sein Gesicht lief rot an vor Wut. Die Schwarzhaarige drehte sich zu ihrer Freundin um, die jetzt nur niedergeschlagen nickte und zu Boden sah. Mit hängendem Kopf verließ Jess das Haus, ohne sich noch einmal umzudrehen. Sie hätte ja nicht ahnen können, dass es das letzte Mal sein würde, wo sie Haruka sehen würde. Kaum war die Schwarzhaarige verschwunden, redeten Mr. und Miss. Tenoh los: „Bist du von allen guten Geistern verlassen? Wie kannst du dich auf eine Beziehung mit einem Mädchen einlassen?! Das ist…krank!“ „Nein, nur weil ich anders bin heißt das nicht…“ „Schweig, das hast du nicht zu entscheiden. Ab heute wirst du dich nicht mehr mit deinen Freundinnen treffen. Du wirst Kleider tragen und dich in der Kirche angerschieren. Vielleicht befreien dich die von deinen perversen Gedanken.“ „Vergiss es. Ich werde Nichts davon machen. Ich bin doch nicht dumm. Eher hau ich von hier ab. Ich werde mich nicht ändern, egal was ihr sagt.“ „Dann kannst du schon mal deine Koffer packen!!! Ich will dich hier nie wieder sehen. Wir werden dich weder finanziell noch auf eine andere Art unterstützen. So eine Verrückte habe ich nicht geboren. Man muss uns dich im Krankenhaus untergejubelt, unsere richtige Tochter weggenommen haben.“ Die Worte ihrer Mutter trafen Haruka mit so einer Wucht, dass diese Nichts erwiderte, sondern nur da stand und spürte, wie ihre Welt in sich zusammenbrach. Wie in Trance nahm sie ihre Reisetasche, packte das Wichtigste ein und verließ ohne ein weiteres Wort das Gebäude, welches bis vor wenigen Minuten noch ihr Zuhause gewesen war. Die Blonde stand auf der Straße, von ihrer Familie verstoßen, alleine und ohne irgendwelche Mittel. Mittlerweile war es Nacht geworden und Haruka lief ziellos durch die Straßen. Als sie vor Müdigkeit kaum noch einen Schritt machen konnte, lehnte sie sich an eine Wand und ließ sich an dieser hinuntergleiten. Tränen liefen ihr über die Wange und ihr Körper zitterte. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie Angst. Nicht davor, alleine zu sein, sondern vor dem, was sie erwartete. Wenn ihre Eltern so behandelt hatten, wie würde dann ihr restliches Umfeld darauf reagieren? „Hey, Kleiner, was machst du so spät alleine noch hier?“ Eine sanfte, weibliche Stimme war zu vernehmen. Haruka sah mit roten Augen auf. Es war eine junge Frau, vielleicht 20 mit langem, dunkelgrünem Haar, welches sie zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. Ihre violetten Augen blickten sie mit so viel Wärme an, was Haruka das Gefühl von Sicherheit gab. Die Blonde antwortete jedoch nicht, blicke nur wieder beschämt zu Boden. „Na komm. Wir bringen dich erst einmal zu mir, da kannst du die Nacht über bleiben und dann sehen wir weiter.“ Sie legte einen Arm um die Schulter der 14-Jährigen und bugsierte sie die Straße hinunter. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Diese Begegnung hatte wohl ihr Leben gerettet. Ohne diese Frau, die zu ihrer engsten Vertrauten wurde, hätte sie es niemals auf eine so gute Schule geschafft und von ihrer steilen Karriere als Motosportlerin wollte sie gar nicht erst anfangen. Plötzlich klingelte ihr Handy: „Hallo?“ „Hallo Haruka.“ Die Blonde musste grinsen. „Sie einer an. Ich hab grad an dich gedacht.“ „Wirklich? Und an was genau?“ „Tja…“ „Auch egal. Ich ruf sowieso wegen was an. Ich bin Morgen in der Stadt. Sollen wir uns vielleicht treffen? Du hast bestimmt was zum erzählen.“ „Wieso? Werden dir die Gespräche in der Botschaft langweilig?“ „Nein, werden sie nicht. Ich lerne viele nette Menschen aus aller Welt kennen.“ „Okay, wer ist er?“ „Was meinst du?“ „ Sonst schimpfst du immer, wie langweilig dein Job als Botschafterin ist. Also, ich höre!“ „Na gut er heißt Suichi Tomoe und ist Chemiker.“ „Chemiker? Bist du dir da sicher? Über was unterhaltet ihr euch denn? Chemie war dein schwächstes Fach in der Schule.“ „Ich weiß, aber er ist ganz anders als du denkst.“ Kam es ein wenig bissig zurück „Und wie sieht er aus? Ich will eine kurze Zusammenfassung.“ „Er ist groß, schlank, kurzes, weises Haar, trägt eine Brille und…“ „Weis? Wie alt ist der Kerl?“ Haruka hatte beinahe ihr Telefon fallen gelassen. Sie wusste, dass ihre Freundin auf ältere Männer stand, aber einen Rentner brauchte sie wirklich nicht anzuschleppen. „Er ist 42.“ „Das sind 19 Jahre unterschied!!! Er könnte schon eigene Kinder haben, die so alt sind wie ich. Du bist 23 und solltest nicht die neue Stiefmama werden.“ „Falls du es so genau wissen willst, er hat eine Tochter. Aber das erzähl ich dir alles Morgen. Wann hast du aus?“ „Um 3.“ „Gut. Ich hol dich ab.“ „Okay, pass auf dich auf.“ „Haruka, ich bin bereits ein großes Mädchen.“ „Ja, den Beschützer-Instinkt werde ich wohl nie ablegen.“ „Dabei bist du die Jüngere von uns Beiden.“ Es herrschte ein kurzes Schweige, dann: „Ich bin froh, dich wiederzusehen. Ich hab dich in den letzten Monaten echt vermisst, Setsuna.“ „Ich dich auch, meine Kleine.“ Die Frau am anderen Ende der Leitung legte auf und die Blonde ließ ihr Mobiltelefon wieder in die Hosentasche gleiten. Noch eine ganze Weile saß sie im Sand und konzentrierte sich auf das gleichmäßige Rauschen, bis sie schlussendlich aufstand und zurück zu ihrem Apartment ging. ------------------------------------------------------------------- Danke für die vielen Komis. Ich hoffe euch gefällt das Kapitel, obwohl Michiru nicht auftaucht. LG Eure Lausi Kapitel 7: ----------- Michiru seufzte erleichtert auf, als die Schulglocke das Ende der Stunde verkündete. Sie packte müde ihre Bücher in die Tasche, als sich Elza schwungvoll auf den Tisch setzte. „Sag bloß, du bist schon erschöpft?“ „Ich fand die Stunde nur nicht wirklich interessant.“ „Verstehe. Oder war sie nur nicht interessant, weil ein gewisser Blonder nicht im Raum saß und ihr euch keine schmachtenden Blicke zuwerfen konntet?“ Die Türkishaarige sah sie streng an und meinte: „Ich hab ihn heute noch nicht gesehen, aber soviel ich weiß, haben wir den nächsten Kurs gemeinsam.“ „Oho. Aber nicht, dass ihr übereinander herfallt.“ „Elza, schrei das nicht so rum. Muss ja nicht jeder gleich wissen, dass ich ihn außerhalb der Schule sehe. Zudem ist da nicht so viel wie du denkst.“ „Und als ich bei dir war hast du mich mit den Herzchen aus deinen Augen beinahe erschossen. Ich bitte dich. Sag es wie du willst, aber für mich steht fest, du hast dich in Haruka Tenoh verknall.“ Den letzten Satz hatte die Rothaarige beinahe herausgeschrien und Michiru war so dankbar, dass ihre Klassenkameraden schon gegangen waren. Sie war aufgesprungen und hielt ihrer Freundin die Hand auf den Mund. „Schhhh! Bist du Wahnsinnig?! Was wenn dich jemand gehört hat?“ „Was gehört hat?“ Die Geigerin versteifte sich augenblicklich und ließ von Elza ab, als sie eine dunkle, sanfte Stimme vernahm. Michiru schloss kurz die Augen, als sie einen warmen Atem auf ihrer Haut spürte. Dieses Gefühl ließ aus ihren Beinen Pudding werden und sie glaubte in Ohnmacht zu fallen, als sie hart gegen die Schulter geboxt wurde: „Hey Michiru, willst du Haruka nicht antworten?“ Mit einem letzten „Ich-kill-Dich-wenn-du-nicht-sofort-still-bist-Blick in Richtung Elza, drehte sie sich um und versank sofort in diesen wunderschönen, blau-grünen Augen. Die Türkishaarige holte geräuschvoll Luft, was ihrem Gegenüber ein selbstsicheres Lächeln entlockte. „Also? Ich warte? Wer von den Mädels steht auf mich?“ Michirus Gesichtsfarbe wechselte von einem zarten rosa in ein tiefes dunkelrot. Sie wusste nicht was sie antworten sollte und die Nähe zu Haruka förderte nicht unbedingt ihre Gehirnfunktionen. „Ähm…also…ich…“ „Du?“ Die Augen des Blonden funkelten schelmisch und er hob seine Hand an. Mit den Fingerspitzen fuhr er ihr über die Wange und wie schon beim letzten Mal, hinterließ seine Berührung ein Kribbeln. Erst da bemerkte sie, was sie soeben gesagt hatte und winkte abwehrend. „Nein, so war das nicht gemeint. Wir hatten von jemanden ganz anderes geredet.“ „Heißt das, da ist ein Anderer in deinen Gedanken? Neben mir, versteht sich.“ „Was? Nein, du verstehst da was falsch. Wir haben von einer…Klassenkameradin gesprochen.“ „Wirklich? Und wer ist sie?“ „Sag ich dir nicht. Der Gefühlshaushalt eines Mädchens geht dich als Junge nichts an.“ Der Blonde entfernte sich ein wenig und blickte Michiru komisch an. Sie wollte schon fragen, was los sei, als sie plötzlich von der Tür ein aufgeregter Quietscher kam. Alle Drei drehten sich um und erblickten eine Gruppe von jüngeren Mädchen. Sie alle zeigten nervös auf Haruka und als dieser ihnen zuwinkte, rannten sie kichernd davon. „Ich schein ja wirklich Eindruck auf euch zu machen.“ Er wandte sich wieder zu den zwei Mädchen und meinte: „Sag mal Michiru, hast du für morgen schon etwas vor?“ „Ich? Ähm, nun eigentlich muss ich für die Schule lernen.“ „Was hältst du davon, wenn ich zu dir komm und wir gemeinsam lernen? Wann wäre es dir recht?“ „Ich… Nach der Schule.“ „Ich muss davor noch was erledigen, aber was hältst du von 5 Uhr?“ „Okay.“ Kam es von dem Mädchen, welches jetzt leicht nickte. „Gut, ich weiß ja wo du wohnst. Vielleicht kann ich dir ja ein wenig helfen. Mit was auch immer.“ Er zwinkerte und ging zu seinem Platz. Elza, die die Szene genauestens beobachtet hatte, packte Michiru jetzt am Arm und zog sie aus dem Klassenzimmer. „ Jetzt sag bitte nicht, zwischen euch läuft nichts. Du bist eine sehr gute Schülerin. Seit wann brauchst du jemanden, der mit dir Vokabeln büffelt?“ „Ich hab nie behauptet, dass ich Hilfe brauche. Außerdem hat er sich selbst eingeladen. Und wenn du mich bitte entschuldigst, ich geh wieder in Zimmer rein. Haruka wird sich auch seinen Teil denken.“ Die türkishaarige ließ ihre Freundin auf den Gang stehen uns setzte sich auf ihren Platz vor Haruka. Dieser blickte von seinem Buch auf, als sie eintrat und lächelte. Es war nicht dieses Aufreißer-lächeln, welches er noch vor wenigen Momenten präsentiert hatte, sondern eines, welches ihr zeigte, dass er sie mochte. Es war sanft und seine Augen strahlten unglaubliche Wärme aus, was in Michiru den Wunsch weckte sich in seine Arme zu werfen und ihn zu bitten, sie nie mehr loszulassen. Leider zerplatze diese Vorstellung wie eine Seifenblase, als der Rest der Klasse eintrudelte. Die Mädchen warfen Haruka bewundernde Blicke zu und auch die Jungs schienen Stolz darauf, ihr neues „Vorbild“ in Sachen Mädchenabschleppen in ihrer Klasse zu haben. Alle bis auf einer. Michiru blickte zu Boden, als er den Raum betrat, einen Arm lässig um die Schulter seiner Freundin gelegt und mit selbstsicheren Schritt und einem arroganten Grinsen im Gesicht. Die Rede war von ihrem Ex-Freund, der sie nicht eines Blickes würdigte. Eine Reihe hinter der Geigerin beobachtet Haruka die Szene mit wachsendem Unmut. Der Kerl, der gerade reingekommen war musste sie schwer verletzt haben, denn sie blickte traurig auf die Tischplatte und vermied jeden Augenkontakt mit ihm. Wut stieg in der Blonden auf und richtete sich gegen den Unbekannten. Sie kannte ihn zwar nicht, doch das ihre Michiru so verletzt aussah, war Grund genug. Die Sportlerin schüttelte den Kopf um diesen Gedanken los zu werden, bereute es jedoch sofort, denn der Lehrer fragte ihn mit strengen Blick: „Mr. Tenoh, es scheint, als ob sie eine bessere Lösung haben als ich. Wollen Sie sie nicht den Rest von uns an ihrer Intelligenz teilhaben lassen?“ „Ich… Nein Sir. Es war nicht wegen ihrer Lösung. Ich stimme in ihr mit Ihnen überein. Ich war bloß in Gedanken wo ganz anders.“ „Ach, sie denken sie haben es nicht nötig dem Unterricht zu folgen? Dann können sie ja für den Rest der Stunde draußen warten.“ Der Lehrer zeigte wütend auf die Tür. Haruka seufzte, packte ihre Sachen zusammen und verließ das Klassenzimmer. Sie schloss die Tür hinter sich und ging zum gegenüberliegenden Fenster. So verharrte sie bis die Schulglocke läutete und die Schüler in die nächste Stunde wechselten. Die Blonde wartete an der Wand gelehnt auf Michiru und als diese erschien fragte sie: „Du hast doch jetzt Sport? Würde es dir was ausmachen, wenn ich dich begleite?“ Die Türkishaarige sah sie erst verwundert an, nickte dann aber. Haruka griff nach Michirus Tasche, sodass diese nur ihren Violinen-koffer tragen musste. Diese Geste blieb keinen der umstehenden Mädchen unbemerkt und auch der Ex-Freund der Geigerin blickte den Beiden nach. Es kratzte an seinem Ego, dass Michiru ihn so schnell ersetzt hatte. Er winkte einen der Jungen zu sich und fragte: „Wer ist dieser Kerl?“ „Das ist Haruka Tenoh. Er hat Michiru vor ein paar Tagen aus dem Kanal gezogen. Ohne seine Hilfe wär sie wahrscheinlich ertrunken.“ „Verstehe.“ Meinte der Andere nur und wandte sich dann ab. Zur gleichen Zeit gingen die Türkishaarige und Haruka schweigend nebeneinander her. Der Blonden brannten Unmengen von Fragen auf der Zunge, doch sie wollte Michiru nicht bedrängen. Diese schien die geistige Abwesenheit der Sportlerin bemerkt zu haben, denn sie fragte: „Was geht dir durch den Kopf?“ „Ein paar Dinge, aber es nicht so wichtig.“ „Wenn du meinst. Ich dagegen finde es wichtig über seine Sorgen zu sprechen.“ „Wenn ich dir all meine Sorgen erzählen würde, wären wir bis Weihnachten nicht fertig.“ Die Blonde lächelte und Michiru wusste, dass damit das Thema beendet war, zumindest fürs erste. Nach einer Weile setzte die Türkishaarige erneut zu einem Gespräch an: „Haruka, ich hab auf der Heimfahrt vom Konzert ein Plakat gesehen.“ „Und?“ Die Geigerin wollte schon ansetzten als ihr ein Gedanke kam „Nun…es war ein …ähm…ein Werbeplakat für ein Musikmuseum. Da du dich anscheinend für Musik interessierst und du Neu in der Stadt bist, dachte ich, ich schlag dir was vor, was du unternehmen könntest.“ „Warst du schon mal drin?“ fragte er und sah sie an. „Nein, es hat sich noch nicht ergeben.“ „Wenn du Zeit hast könnten wir es gemeinsam besuchen.“ Michiru blieb abrupt stehen und wandte sich zu ihrem Begleiter. Zu ihrer Überraschung war sein Gesichtsausdruck ernst und nicht wie sie erwartet hatte von einem verführerischen Lächeln geziert. Auch er blieb jetzt stehen und meinte: „Was? Hat es dir die Sprache verschlagen?“ „Nun, ich hätte nicht damit gerechnet. Ich dachte, dass du mich nach dem ganzen Ärger, den ich verursacht hab loswerden willst.“ „Quatsch. Ich hab dich ja auch gefragt, ob wir uns morgen treffen wollen.“Haruka lächelte sie an und wollte schon wieder losgehen, als Michiru ihn am Ärmel packte und ihn aufhielt. Er sah sie fragend an. „Ja?“ „Warum gibst du dich mit mir ab? Du könntest jedes Mädchen hier an der Schule haben, aber du scheinst dich für keine zu interessieren.“ Haruka seufzte und fuhr sich durchs Haar. „Na ja. Weißt du, es ist nicht so leicht wie es auf dem ersten Blick erscheint.“ „Wegen deiner Karriere?“ Die Worte hatten ihren Mund eher verlassen, als sie nachgedacht hatte. Jetzt blickte sie den Blonden vorsichtig an, der aber nur stirnrunzelnd zu Boden sah. Dann hob er den Kopf und als er zur einer Antwort ansetzte, kam diese nur langsam, so als ob er jedes einzelne Wort mit Bedacht äußerte: „Nun, es ist sicher einer der Gründe, aber mit meinem Beruf hat es nicht wirklich etwas zu tun.“ „Nicht? Mit was dann?“ Haruka wollte etwas erwidern, als sie hinter sich jemanden ihre Namen rufen hörte. Sie drehten sich um und sahen Elza auf sich zu rennen. „Hey, wartet ihr zwei.“ Innerlich stöhnte die junge Geigerin auf. Ihre Freundin hatte ein echt schlechtes Timing. Diese kam jetzt schlitternd neben ihnen zum stehen und hackte sich bei ihrer Freundin ein. „Wie kannst du ich alleine stehen lassen?“ „Tut mir leid, ich dachte nur ich würde schon mal mit HARUKA vorgehen.“ Die türkishaarige betonte den Namen besonders, damit die Läuferin ihren Fehler bemerkte. Leider schien heute nicht Elza´s feinfühliger Tag zu sein, denn sie rief: „Heißt das, dass ihr beide absichtlich alleine sein wolltet?“ Eine Ader an der Stirn der Geigerin begann heftig zu pulsieren und der Tonfall wurde noch frostiger. „Elza, kann ich dich kurz sprechen?“ „Wieso, Michiru?“ Die Sprinterin sah ihre Freundin fragend an, bis diese sie am Arm in die Mädchentoilette zog. Haruka hatte das alles mit einem amüsierten Grinsen beobachtet und rief ihnen nach, dass sie schon einmal vorgehen würde. „Michiru, du tust mir weh. Warum ziehst du so?“ „Warum ich so ziehe? Machst du Witze? Mit deinem Taktgefühl und der Sensibilität eines Neandertalers für warnende Schwingungen in meiner Stimme muss ich das ja. Warum hast du Haruka nicht gleich ein Plakat gezeigt, wo draufsteht, dass ich ihn süß finde.“ Michiru erwartete jetzt, dass Elza sich vor Entsetzten über ihren Fehler die Hand auf den Mund schlug, doch die Rothaarige riss nur triumphieren die Faust in die Höhe und rief: „Ich wusste es. Du stehst auf ihn und du hast es selbst gesagt.“ „Elza!!!“ Erst jetzt wurde der Sportlerin klar, wie panisch Michiru aussah. „Warum wäre es denn so schlimm, wenn er es erfahren würde? Ich meine er scheint dich ja auch ganz nett zu finden.“ „Wirklich? Glaubst du das im Ernst? Er kennt mich doch nicht mal.“ „Na ja, also für mich sah es so aus, als ob ihr euch schon gut kennen würdet. Er hat sich mit dir verabredet.“ „Das ist ja gerade das, was ich nicht verstehe. Was könnte ihn an mir interessieren?“ „Du machst Witze oder? Wenn nicht, dann erklär ich´s dir: Du-Bist-Das-Meist-Begehrteste-Mädchen-An-Der-Ganzen-Schule. Hast du mich verstanden, oder muss ich mich wiederholen?“ „Aber was findet er an mir? Ich meine, in seiner Nähe benehme ich mich wie ein Vollidiot. Ich bin unglaublich Tollpatschig und denk nicht darüber nach, was ich sage. Das war sonst nie so.“ „Vielleicht steht er auf solche Mädchen…“ Bevor Elza ihren Satz zu Ende brachte, ging die Tür der Toilette auf und eine Gruppe von Mädchen quetschte sich an den Spiegel. Die beiden Freundinnen verließen die Sanitäranlage und machten sich auf den Weg zur Sporthalle, wo Haruka schon fertig umgezogen und mit ihrer Tasche in der Hand wartete. „Hier, die hast du vergessen.“ Meinte er lächelnd und reichte sie ihr. „Danke.“ Michirus Augen wanderten über den Körper des Blonden. Er hatte dünne Beine und seine Arme waren durchtrainiert. Auch sein Oberkörper schien er bei seinen regelmäßigen Work-Outs nicht zu vernachlässigen, doch war sein Kreuz um einiges schmäler als das seiner Klassenkameraden. Er nickte ihr zu und ging dann zum Trainer, der die Jungs aufforderte, sich warm zu laufen. Die Mädchen dagegen würden in der Halle mit einer weiblichen Lehrkraft Gymnastik/ Tanz haben, sodass Michiru Haruka nicht heimlich aus der Ferne anschmachten konnte. Zwei Stunden später klingelte es und verkündete das Ende des Schultages. Haruka ging auf den Parkplatzt, doch stieg sie nicht wie gewohnt auf ihr Motorrad, sondern wartete. Setsuna würde sie abholen. Während sie wartete, sah sie, wie Michiru den Parkplatz betrat und auf die schwarze Limousine zusteuerte, die sie immer zu Schule brachte. Als sie kurz aufblickte und die Blonde sah, hob sie die Hand. Haruka erwiderte den Gruß und beobachtete mit einem Grinsen auf dem Gesicht, wie sich ein leichter Rotschleier auf den Wangen der Geigerin ausbreitete. Haruka gefiel es und sie hätte die Türkishaarige noch endloslang ansehen können, doch es fuhr ein gelber Lamborghini vor. Die Blonde kannte diesen Wagen nur zu gut. Schließlich hatte sie ihn für die Botschafterin ausgesucht. Setsuna saß hinter dem Lenkrad und grinste sie wissend an. Haruka blickte noch einmal in Richtung Michiru und stieg dann ein. Diese spürte, wie sich etwas in ihrer Brust regte. Dieses Etwas hatte das starke Verlangen, der unbekannten Frau Michirus Fingernägel spüren zu lassen, doch bevor sie irgendetwas unüberlegtes tat, fuhr der gelbe Sportwagen vom Schulgelände. ------------------------------------------------------------------------- Okay, das ist das neue Kapi. Ich hoffe es gefällt euch, auch wenn ihr warten musstet. Es geht gerade ganz schön drunter und drüber bei mir. Ich hoffe ich komme jetzt schneller voran. LG Lausi Kapitel 8: Erster Schritt zum Verhängnis ---------------------------------------- Haruka sah aus dem Fenster und beobachtete die an ihr vorbeiziehende Landschaft. Setsuna hatte von ihrer neuen Bekanntschaft, Dr. Tomoe erzählt: Er war Chemiker an mehreren renommierten Universitäten gewesen, bis seine Frau starb und er sich mehr um seine Tochter Hotaru kümmern musste. Eigentlich eine schlimme Geschichte und die Blonde hätte sich sicher mit ihrer Freundin darüber unterhalten, wenn ein gewisses Mädchen mit Türkisen Haaren sie nicht davon abhalten würde. Natürlich bemerkte Setsuna Harukas Abwesenheit und fragte nach: „An was denkst du?“ „Nichts, es ist nicht wichtig.“ „Es scheint dich aber zu beschäftigen.“ „Wirklich, du musst dir keine Sorgen machen.“ „Hat es was mit dem Mädchen vom Parkplatz zu tun?“ Die Sportlerin blickte kurz zu ihrer Freundin und seufzte dann: „Ihr Name ist Michiru Kaioh.“ Die Grünhaarige sog die Luft scharf ein. Sie kannte natürlich den Namen. Beide Eltern wahren erfolgreiche Geschäftsleute und oft im Ausland, sodass sie mehrere Male in der Botschaft aufgetaucht waren, um beispielsweise ihr Visum zu unterschreiben. Zudem waren sie oft Gastgeber irgendwelcher Charity-Galas, wo ihre Tochter meist etwas auf ihrer Geige spielte um gute Stimmung zu verbreiten, sodass Wohltätigkeit-Schecks schneller den Besitzer wechselten, als eine Taschenuhr auf dem Schwarzmarkt verkauft wurde. Setsuna war auch oft eingeladen worden, denn sie stammte aus einer alten, berühmten und adeligen Familie, der die Hälfte aller Bürogebäude in Tokio gehörte. Die Kaiohs waren streng konservativ und versuchte alle schlechten Einflüsse von ihrer Tochter fern zu halten. Schlechte Einflüsse wie Haruka. Die Grünhaarige blickte zu ihrer jüngeren Beifahrerin hinüber und wollte schon ansetzen, als diese ihr ins Wort fiel: „Ich weiß was du jetzt sagen willst. Und du hast recht, sie weiß nicht, wer ich wirklich bin. Aber da ist etwas zwischen uns.“ „Ja, die Tatsache, dass ihr zwei Mädchen seid. Haruka, denk doch nur einen Moment nach, was passieren könnte, wenn jemand davon erfährt? Du wärst deinen Job los und Michiru´s Namen würde man auch durch den Dreck ziehen. Ich sage das nicht um dich zu verletzten, sondern um euch beide zu schützen. Du bist ein Mensch, dem ich es nur zu gern gönnen würde, Haruka. Aber du musst dir über die Konsequenzen klar sein. Wie glaubst du wird sie reagieren, wenn sie erfährt, dass du ein Mädchen bist?“ Die 17-jährige blickte wieder aus dem Fenster. In Gedanken gab sie ihrer Freundin recht. Michiru hatte einen männlichen Ex-Freund und hielt sie für einen Kerl. Wenn sie sich näher kommen würden, würde sie es unweigerlich erfahren und das wäre das Ende ihrer Freundschaft. Haruka schloss die Augen und versuchte auf andere Gedanken zu kommen. Am anderen Ende der Stadt saß Michiru mit ihrem Zeichenblock auf ihrer Fensterbank und fuhr mit einem Kohlestift die Konturen der Bleistiftzeichnung nach. Sie zeigte zwei Menschen am Strand sitzend und den Sonnenuntergang betrachtend. Die Frau trug ein Kleid und der Mann einen Anzug, was verwirrend auf diejenigen wirkte, die die Geschichte dazu nicht kannten. Michirus Großmutter hatte ihrer Enkelin einmal erzählt, wie sie ihren Großvater kennen gelernt hatte, und wie er sie gefragt hatte, ob sie ihn heiraten wolle. Sie waren damals an den Strand gegangen und er hatte gesagt, dass er nichts Schöneres kannte als den Sonnenuntergang, bis er sie getroffen hatte. Die Geschichte war so ausgegangen, dass sie geheiratet hatten und kurz darauf Eltern wurden. Doch das Glück hielt nicht lange, denn Michirus Großvater wurde als Rekrut in die Armee eingezogen und starb auf dem Schlachtfeld. Seufzend blickte sie aus dem Fenster. Es war bewölkt und der Wind spielte mit dem Meer. Die Musikerin legte ihre Malutensilien weg und klappte ihren Laptop auf, um sich für den nächsten Tag über ein bestimmtes Thema zu informieren. Als sie damit fertig war loggte sie sich noch in den Chatroom ein und sah, dass Kaze zurzeit ebenfalls on war. Ocean: „Hey, ich hab Garnichts mehr von dir gehört.“ Kaze: „Ich war ein wenig beschäftigt. Außerdem wollte ich deine Geduld mit mir nicht überstrapazieren.“ Ocean: „Mit was beschäftigt? Schmachtest du immer noch dieses Mädchen an?“ Kaze: „Du hast es erfasst.“ Ocean: „Mann! Und ich dachte so etwas machen nur Frauen. Aber anscheinend gibt es auch sensible Typen wie dich.“ Kaze: „Ich habe das nie behauptet.“ Ocean: „Was?“ Kaze: „Das ich ein Kerl bin.“ Michiru verharrte in ihrer Bewegung. Momentmal… hieß das, dass Kaze ein Mädchen war?! Ocean: „Sekunde, willst du mir damit sagen, dass du ein Mädchen bist und auf ein anderes stehst?“ Kaze: „Ja, Hast du ein Problem damit?“ Die Geigerin dachte nach? Hatte sie eines? Sie war konservativ erzogen worden, doch teilte sie nicht die Auffassung ihrer Eltern. Ocean: „Nein. Ich war nur überrascht. Ich kenne eben niemanden mit solch einer Neigung.“ Kaze: „Du meinst, du kennst niemanden, der lesbisch ist?“ Ocean: „So kann man das wohl ausdrücken. Weiß das Mädchen davon?“ Kaze: „Nein, ich versuche es geheim zu halten, denn ich befürchte, dass sie mir dann die Freundschaft kündigt.“ Ocean: „Oh, du bist also mit ihr befreundet.“ Kaze: „ Ja, und das ist das Problem.“ Ocean: „Und du bist dir hundert Prozent sicher, dass sie hetero ist?“ Kaze: „Ja.“ Ocean: „Das tut mir leid.“ Kaze: „Ja ich weiß, das Leben ist hart und schmerzvoll.“ Ocean: „Du könntest ihr ja deine Kompositionen vorspielen.“ Kaze: „Ich bezweifle, dass das etwas ändern würde, aber vielleicht mache ich es.“ Ocean: „Nur nicht den Mut verlieren.“ Kaze: „Danke, aber das ist leichter gesagt als getan.“ Mir dieser Antwort ging Kaze off und auch Michiru verließ den Chat. Sie öffnete die Nachrichten von Kaze mit den Liedern und hörte sie ein ums andere Mal an, bis sie die Müdigkeit übermannte und sie sich schlafen legte. Der digitale Wecker in Michirus Zimmer fing an zu klingel, doch riss er heute seine Besitzerin nicht aus dem Schlaf. Die 17-jährige war schon eine ganze Weile wach vor Nervosität. Heute würde Haruka zu ihr kommen. Zum Glück würden ihre Eltern nicht da sein, denn die hätten den Blonden niemals in ihr Haus gelassen. Doch das war jetzt egal, sie konnte es kaum erwarten in die Schule zu gehen und sich später mit ihm AUSSERHALB der Schule zu treffen. Sie eilte die Treppe hinunter in die Eingangshalle, wo ihr Chauffeur schon wartete. Als sie in der Limousine saß dachte sie noch einmal über die Frau von gestern nach, in deren Auto Haruka eingestiegen war. Sie war definitiv älter als er, aber sie schienen sich ziemlich nahe zu stehen. Vielleicht seine Schwester? Nein, sie sahen sich überhaupt nicht ähnlich. Aber vielleicht war sie ja seine feste Freundin. Die türkishaarige zuckte beidem Gedanken zusammen und versuchte ihn mit heftigem Kopfschütteln zu verdrängen. Nein, sonst würde es sich nicht mit ihr treffen, oder doch? War er einer dieser Typen die zweigleisig führen? Zwar konnte sie sich das nicht vorstellen, aber sie hatte sich ja schon in ihrem Ex-Freund geirrt, warum sollte es jetzt anders sein. Die Musikerin schob das Thema fürs erste zur Seite und bemerkte jetzt erst, dass sie schon auf dem Schulgelände standen und ihr die Tür aufgehalten wurde. Jedoch nicht von ihrem Chauffeur, sondern zu ihrer Überraschung ein gewisser Blonder mit einem breitem Grinsen auf den Lippen. „Darf ich bitten Prinzessin?“ Er nahm ihr ihre Bücher und die Tasche ab und wartete, bis sie ausgestiegen war. Dann gingen sie nebeneinander her in Richtung Gebäude, wobei jedes Augenpaar auf dem Campus ihnen zu folgen schien. „Und wie war dein gestriger Tag noch so?“ „Okay, und deiner?“ „Mehr als okay. Ich hatte lange nicht mehr so viel Spaß.“ Bei diesen Worten schmunzelte Haruka. Sie hatte den ganzen Nachmittag mit Setsuna in einem Cafe gesessen und sich über die anfänglichen, tollpatschigen Anmachversuche von Seiten der Blonden totgelacht. Zudem waren ein paar jüngere Mädchen der Grünhaarigen auf die Toilette gefolgt und hatten sie dort um Harukas Telefonnummer angefleht. Plötzlich wurde sie von einem vernehmlichen Räuspern neben sich aus den Gedanken gerissen. „Was ist so lustig, dass du wie ein Honigkuchenpferd grinst?“ „Ich weiß nicht, ob du das wissen willst.“ „Woher willst DU das wissen?“ erwiderte Michiru nun ebenfalls ein Lachen unterdrücken. Die Geigerin versuchte eine strenge Miene zu machen, doch es gelang ihr einfach nicht, da Haruka sie nachmachte und dabei so dämlich aussah, dass die Kleinere lauthals losprustete. Auch die Blonde stimmte mit ein und als sie in ihrem Klassenzimmer waren setzte Haruka sich neben die Türkishaarige, die jetzt meinte: „Nein, wirklich. Wieso mehr als okay?“ „Eine sehr gute Freundin von mir ist in der Stadt und wir hatten viel zu besprechen. Du hast sie doch auch gesehen, gestern auf dem Parkplatz.“ „Ja, ich hab sie von Weitem gesehen, aber nicht richtig auf sie geachtet.“ Ihr Gewissen schrie ihr dieses einzelne Wort entgegen, doch Michiru ignorierte es. „Setsuna und ich kennen uns seit 14 war. Lange Geschichte mit dem Ende, dass sie so etwas wie eine große Schwester für mich ist.“ „Aha.“ Diese Bemerkung klang beiläufig doch innerlich triumphierte das kleine Monster in Michirus Brust. „Was anderes, wäre es für dich okay, wenn ich gleich nach der Schule mit zu dir komme? Der Termin vorher wurde verschoben.“ „Äh…Klar.“ „Cool, dann ruf am besten deinen Fahrer an, und sag ihm, das er dich nicht abzuholen braucht.“ „Und wie komme ich Heim?“ „Du fährst bei mir mit. Und wer weiß, vielleicht, wenn es sich ergibt und du Lust hast, darfst du es auch mal ausprobieren.“ „Du meinst ich soll mich auf dieses lebensgefährliche Etwas setzten und es selber fahren?“ „Ja, wird bestimmt witzig.“ „Aber…“ Weiter kam die Türkishaarige nicht, denn der Lehrer betrat den Raum und begann mit dem Unterricht. Den ganzen Tag über kreisten Michirus Gedanken um Haruka, was sogar dazu führte, dass der Lehrer sie ermahnte, was sonst noch nie passiert war. Zum letzten Mal klingelte die Glocke und die Schüler eilten zu ihren Spinten um ihre Bücher abzuladen. Auch die Musikerin tat es, mit dem Unterschied, dass nicht sie, sondern ihr neuer Gentleman Haruka die Bücher trug. Natürlich brachte das die Gerüchteküche zum brodeln und man konnte die Schüler flüstern hören: „Was will er den von der?“ „Ich verstehe es auch nicht.“ „Aber sie sehen schon süß zusammen aus.“ Haruka, die das hörte beugte sich zu Michiru hinunter und fragte: „Hast du das gehört? Wir sehen zusammen süß aus. Wenn das so weiter geht, dann verheiraten die uns noch Ende des Halbjahres.“ „Wenigstens kannst du mir dann zum Heiligen Abend einen schönen Verlobungsring schenken.“ „Natürlich. Was für einen willst du denn, mein Schatz?“ „Überrasch mich und wenn er mir nicht gefällt...“, die 17-jährige lehnte sich noch näher zur Blonden „Dann trenne ich mich von dir.“ Michiru zog sich wieder zurück und grinste Haruka frech an. „Au, dass tat weh. Und ich dachte wir wären ein so schönes Paar. Das soll an einem Ring scheitern?“ „Nicht irgendein Ring, DER Ring, der Wichtigste im Leben einer Nichtverheirateten Frau.“ Die Türkishaarige strich der Rennfahrerin verführerisch über die Wange und gab ihr dann einen kurzen Klaps. „Na komm. Wir müssen los.“, etwas leiser fügte sie hinzu: „Unsere Flitterwochen planen.“ Haruka grinste, verdrehte die Augen und folgte der Kleinerin auf den Parkplatz, wo sie ihr einen Helm überreichte und ihren eigenen aufsetzte. Anschließend stieg sie auf ihr Motorrad und wartete, bis Michiru hinten drauf saß. Wie schon beim letzten Mal hielt sich die Geigerin an ihrer Haruka fest und so fuhren sie vom Hof. -------------------------------------------------------------------------------- Okay, das ist eine Art Zwischenkapitel und Wendepunkt. Michiru hat erfahren, dass Kaze ein Mädchen ist. Sie weiß jedoch nicht, dass dieses Mädchen Haruka ist. Ich möchte mich ganz herzlich für die Komis zum vorherigen Kapitel bedanken und hoffe, dass es bald weiter geht. Lg, Eure Lausi Kapitel 9: Almost Perfect ------------------------- Der Wind zerrte an ihrer Kleidung, so als ob er versuchen würde, sie zu stoppen, doch sie war unaufhaltbar. Michiru hatte sich noch nie so frei gefühlt. Sie saß hinter Haruka auf dem Motorrad, hielt sich an ihr fest und sah das Meer an der Küste vorbeiziehen. Erst hatte sie Angst gehabt, doch nun schien sie wie weggeblasen. Vielleicht lag es daran, dass sie in der Nähe von Wasser waren, was sie immer beruhigte, vielleicht lag es aber auch an der Person vor ihr, um die sie ihre Arme gelegt hatte und die ihr gesagt hatte, dass sie keine Angst zu haben bräuchte. Als sie beim Haus der Türkishaarigen ankamen, fuhr Haruka die große Einfahrt bis zur Tür hoch und hielt an. Anschließend stieg erst Michiru und dann sie ab und zog sich den Helm vom Kopf. Die Andere tat es ihr nach und gemeinsam betraten sie die Villa. Die Sportlerin staunte nicht schlecht. Sie selbst war nicht in armen Verhältnissen aufgewachsen und auch ihr Job brachte ihr viel Geld ein, doch hier in der Eingangshalle war der Reichtum der Familie Kaioh nicht zu übersehen. Die Marmortreppe und die goldene Vase auf einem gläsernen Tisch waren blitzblank und durch die großen Fenster strömte das Tageslicht ein. Michiru drehte sich zu ihrem Gast um und fragte: „Willst du was trinken oder essen?“ „Danke, aber im Moment bin ich nicht hungrig.“ Nach diesem kurzem Wortwechsel entstand ein peinliches Schweigen, bis Haruka ein wenig schüchtern meinte: „Wir sollten anfangen.“ „Ja, du hast recht. Am besten gehen wir hoch in mein Zimmer. Da stört uns niemand.“ < Momentmal, bei was könnte uns jemand stören?! Michiru, reiß dich zusammen. Sonst denkt er, dass du ihn noch vergewaltigen willst.> Die Kleinere ging voraus und als sie oben angekommen waren, öffnete sie die Tür. Die Sonne schien durch die Fenster und ließen ihr Zimmer noch heller erscheinen. Haruka staunte nicht schlecht über die Ausstattung und pfiff anerkennend. „Wow, das ist ja echt groß hier.“ „Das ist nur einer meiner Räume.“ Murmelte Michiru ein wenig verschämt. Sie richtete ihnen einen Tisch mit zwei Stühlen her und bat die Blonde sich zu setzten. „Nun, was sollen wir lernen?“ Die größere kratze sich am Kopf und meinte leise: „Ich hatte gehofft, dass DU mir vielleicht ein wenig helfen kannst. Du musst wissen: Ich bin eine Null in Modernem Japanisch.“ „Ich dachte, du wolltest mir was beibringen?!“ „Na ja, ich zeig dir wie man Motorrad fährt und dafür lernen wir gemeinsam.“ „Wer sagt denn, dass ich es lernen will?“ Die Türkishaarige drehte sich um und holte ihre Schulsachen. Anschließend setzte sie sich gegenüber von Haruka und sie begannen damit, die Lektionen zu wiederholen. Über zwei Stunden saßen sie gemeinsam in Michirus Zimmer, bis sie beschlossen, es für heute zu beenden. Die Blonde lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Die Zeit in der sie gelernt hatten, war nicht leicht gewesen. Sie hatte die ganze Zeit über gegen den Drang angekämpft, ihr Gegenüber nicht anzustarren, zu flirten oder sogar weiter zu gehen. Michiru war kurz verschwunden und kam nun mit zwei Tassen Tee zurück. Haruka sah sie gespielt verwundert an: „Wie jetzt, kein Buttler im Frack und weißen Handschuhen? Ich bin enttäuscht.“ „Es ist besser so. Meine Eltern sollten nicht unbedingt von einem Angestellten erfahren, dass ich mehrere Stunden alleine mit einem Jungen in meinem Zimmer war und wir sonst etwas angestellt haben.“ Die Sportlein ließ die Schulten ein wenig hängen, als sie das hörte. Sie war wieder einmal erinnert worden, dass Michiru sie für einen Kerl hielt. Jedoch versuchte sie ihre Enttäuschung zu überspielen. „Na ja. Bis jetzt ist ja noch nichts passiert.“ „Bis jetzt.“ Die Musikerin ging mit lasziven Schritten auf ihren Gast zu und beugte sich zu ihr runter. Dann legte sie ihre Hände an die Krawatte und löste sie mit einem verführerischen Lächeln, welches Haruka ein wenig beunruhigte aber keinen falls missfiel. Im Gegenteil, ihr gefiel diese Seite der sonst eher schüchternen und zurückhaltenden Türkishaarigen. „Das kann sich aber ganz schnell ändern.“ Flüstere diese der Rennfahrerin ins Ohr und begann deren Nacken zu kraulen. Zusätzlich hatte sich die Gastgeberin rittlings auf dem Schoß der Blonden. Das war eindeutig zu viel für Haruka und sie stieß ein Keuchen aus. In diesem Moment war sie unglaublich froh, dass sie kein Kerl war, denn sonst hätte sich etwas in ihrer Hose bewegt und Michiru hätte erfahren, was für einen Einfluss sie auf sie hatte. Dennoch war der Kleineren bewusst, dass Haruka sich mehr lange beherrschen würde können, weshalb sie sich wieder aufrichtete und ihr Gegenüber frech angrinste. „Doch nicht der coole Casanova.“ Haruka schluckte ein paar Mal um ihre Kehle zu befeuchten. Ein heiseres Krächzen wäre wohl Beweis genug dafür gewesen, wie scharf sie eigentlich auf die Geigerin war. Die Blonde ließ ihre Augen über den Körper der 17-jährigen wandern und unweigerlich schob sich die Vorstellung von Michiru in einem zarten Negligé vor das ihr gebotenen Bild. Um diese peinliche Situation zu überbrücken räusperte Haruka sich und meinte: „Ich war bloß nicht darauf vorbereitet.“ „Schwache Ausrede.“ Die Sportlerin lächelte schwach und erwidere: „Wenigstens sage ich etwas.“ „Aber manchmal ist Nichts besser als ETWAS.“ Die beiden sahen sich lange in die Augen bis Michiru nicht mehr konnte und laut losprustete. Auch Haruka musste schmunzeln und so stimmte sie schon bald mit ein. Michiru hatte sich seit langem nicht mehr so frei gefühlt. Sie verstand es nicht ganz, aber irgendwie brachte Haruka sie immer zum Lachen. Es war, als ob der Blonde sie nicht wie alle anderen Typen sah, die sie kannte. Er wollte, dass es ihr gut ging und er behandelte sie mit Respekt. Es war, als ob er in sie hinein sehnen konnte. Er hatte zwar mit ihr geflirtet, war ihr aber nie näher gekommen oder hatte sie bedrängt, wofür sie auch sehr dankbar war. Sie streckte eine Hand nach ihm aus und meinte: „Na los komm. Du wolltest mir doch zeigen, wie man Motorrad fährt.“ Haruka seufzte gespielt auf und sagte: „Was habe ich nur getan?“ „Jetzt gib es kein Zurück mehr.“ Sie standen draußen vor dem Haus. Michiru trug Harukas viel zu große Lederjacke und den Helm, dessen Visier hochgeklappt worden war. Die Geigerin saß auf der Maschine, beide Hände am Lenker und auf das hörend, was die Blonde sagte: „Das hier ist das Gas, das die Kupplung und das die Bremse. Halt sie mal und gib dann Gas.“ Michiru tat wie ihr geheißen und wollte schon loslegen, als Haruka ihre Hand auf die der Türkishaarigen legte. Diese Berührung schickte einen elektrischen Stoß durch ihren Arm und sie ließ die Bremse los. Das Motorrad heulte auf und fuhr los. Michiru stieß einen Schrei aus, als die Maschine zu schwanken begann. Haruka die so etwas erwartet hatte, drückte während des Mitlaufens die Bremse und das Fahrzeug blieb abgrubt stehen. Die Kleinere war darauf nicht gefasst und wäre beinahe über den Lenker geflogen, hätte die Andere nicht schnell einen Arm um ihre Hüfte gelegt. Jetzt, wo das Motorrad wieder stand ließ Haruka Michiru wieder los und sah sie mit einer hochgezogenen Braue an: „Sagte ich nicht, du sollst die Bremse festhalten?“ „Ich…“ Selbst mit dem Helm konnte man die Röte erkennen, die sich auf dem Gesicht der Musikerin breitmachte. Haruka lachte, öffnete die Riemen und zog ihr den Helm vom Kopf. „Aber für den Anfang, war es gar nicht so schlecht.“ Die 17-jährige zwinkerte der anderen zu und half ihr runter. Sie gingen zurück ins Haus, aßen etwas und redeten, bis Haruka nach Hause musste. Michiru begleitete ihren Gast zur Tür um sich dort zu verabschieden. „Danke nochmal für deine „Fahrstunde“. Auch wenn sie nicht so erfolgreich war.“ „Hey, du hast dir ja auch Mühe bei mir gegeben, obwohl ich nichts wusste.“ „Da hast du recht. Du musst dringend an deinem Japanisch arbeiten.“ „Vielleicht können wir das zusammen machen und dafür zeig ich dir wie man ein Motorrad richtig fährt. Vorausgesetzt du willst es noch lernen.“ „Ich weiß nicht, ich glaube es passt nicht so zu mir, aber wir können es so machen, dass ich mit dir lerne und dass du dann das Programm für danach organisierst.“ „Ist das dein Ernst?“ „Ja, ich finde deine Gesellschaft sehr angenehm .“ „Okay, dann sehen wir uns morgen.“ „Ja, komm gut nach Hause und fahr vorsichtig.“ „Mach ich.“ Haruka war aus der Tür getreten und wollte schon die Treppe der Veranda hinuntergehen, als sie ihren Namen hörte. Verwundert drehte sie sich um und erblickte Michiru, die auf sie zukam und ihr einen Kuss auf die Wange gab. „Gute Nacht.“ Flüsterte die Geigerin und verschwand dann im Haus. Haruka stand völlig perplex da und starrte die geschlossene Haustüre an. Das Mädchen, in das sie sich verliebt hatte, hatte sie geküsst. Auch wenn es nur eine freundschaftliche Geste gewesen war, so machte sie sie so froh, dass die Blonde übermütig auf ihrem Motorrad mit 150 Sachen über die Straße flog und vor Glück jubelte. Michiru lehnte gegen der Haustür und atmete mehrere Male tief durch. Sie hatte es getan. Sie hatte ihn geküsst. Und das ungewöhnliche war, dass sie es nicht bereute. Sie fühlte sich nicht schuldig, obwohl sie erst eine Trennung hinter sich hatte. Glücklich lief sie in ihr Zimmer und begann sich dort um sich selbst zu drehen. Dann warf sie sich auf ihr Bett. Sie blickte auf die Zeichnungen von Haruka, die sie in ihrem Zeichenblock auf ihrem Nachttisch hatte und wieder schlich sich ein freudiges Lächeln auf ihr Gesicht. Sie war sich sicher. Sie hatte sich in Haruka Tenoh verliebt. Die nächsten Wochen waren für beide wie ein Traum. Sie verbrachten jede freie Minute zusammen und unternahmen etwas. In der Schule galten die zwei als perfektes Paar, obwohl sie nie gesehen worden waren, wie sie sich küssten. Haruka und Michiru kamen sich immer näher. Die Blonde war bei jedem Auftritt ihrer besten Freundin dabei und auch die Musikerin verpasste kein Motorradrennen. Wenn sie nicht mitkommen konnte, weil ein Wettkampf während der Schulzeit stattfand, so verfolgte sie die Rennen im Fernsehen. Sie gingen gemeinsam ins Kino, zu Konzerten, in das örtliche Aquarium, welches die Türkishaarige so liebte und zur Trainingsstrecke, wo Haruka es endlich schaffte, Michiru beizubringen, wie man Motorrad fährt. Sie waren unzertrennlich und aus dieser anfänglichen Verliebtheit, wurde von beiden Seiten Liebe. Jedoch schien es so, dass sie sich nicht trauten, sich gegenseitig ihre Gefühle zu gestehen. Die Größere hatte einige Male versucht Michiru die Wahrheit über sich zu erzählen, doch jedes Mal verließ sie der Mut. Zu groß war ihre Angst, dass diese Lüge ihre Freundschaft zerstören würde Auch Michirus Kontakt mit Kaze wurde intensiver und sie erfuhr mehr von ihr: Sie lebte alleine, weil ihre Eltern ihre Homosexualität nicht einsahen. Die Türkishaarige spürte bei ihren Gesprächen, dass es Kaze sehr getroffen haben musste und es ihr immer noch schwer viel darüber zu reden. Mittlerweile besaß die Musikerin 15 Lieder ihrer Chatpartnerin und sie war erstaunt, wie sehr sie von diesen Stücken berührt war. An einem Samstagvormittag trafen sich Haruka und Michiru in einem Cafe zum Brunch. Es war Mitte November und das Land lag unter einer dicken Schneeschicht. Beide blickten aus dem Fenster und beobachteten, wie die weiße Pracht im Sonnenlicht funkelte. „Schön nicht?!“ Meinte die Blonde und nahm einen Schluck von ihrem Kaffe. „Ja, es ist so friedlich.“ „Früher habe ich immer Spaziergänge im Schnee gemacht.“ „Jetzt nicht mehr?“ „Nein.“ „Wieso?“ „Ich habe niemanden der mit mir gehen würde.“ „Und ich? Bin ich niemand?“ „Du meinst du würdest mit mir im kalten Schnee rumlaufen? Du, das Mädchen, dem sofort kalt wird.“ „Dafür habe ich ja dich. Du wirst mich schon wärmen. Schließlich bin ich die Prinzessin in Nöten und du mein starker, mutiger Prinz.“ Haruka lachte auf. In der Schule hatte man ihnen diese Spitznamen gegeben. Es gab einige, die es nicht gerne sahen, dass jemand wie sie so viel Zeit mit einem Mädchen wie Michiru verbrachte. Zwar war sie groß und muskulös, doch im Vergleich zu den anderen eher schmächtig. Viele der Jungs konnten nicht verstehen, warum die Schönheit der Schule mit so einem abhing, wenn sie jeden anderen haben konnte. „Also schön, dann kommst du jetzt mit.“„Jetzt?“ „Nach dem Essen, der Schock muss sich erst einmal legen. Außerdem wäre es schade um dein schönes Frühstück.“ „Zu nett von dir.“ Michiru warf ihrem Gegenüber eine Kusshand zu und widmet sich wieder ihrem Essen. Währenddessen versank die Sportlerin in Gedanken. Die letzten Wochen waren wundervoll, doch wusste sie, je näher sie Michiru kam, desto wahrscheinlicher war es, dass sie ihre wahre Identität herausfand. Sie dachte noch eine Weile darüber nach, bis sie eine Hand auf ihrer spürte. Die Blonde sah auf und blickte in die blauen Augen, die sie so sehr liebte. „Über was denkst du nach Haruka? Du wirkst so besorgt.“ „Nichts, ich war nur kurz in Gedanken vertieft, die mich ein wenig beunruhigen, aber es ist Nichts weltbewegendes.“ Log sie und widmete sich wieder ihrem Kaffe. Michiru sah ihr Gegenüber beunruhigt an, wusste aber, dass Haruka es ihr nicht verraten würde. Überhaupt hatte sie immer wieder das Gefühl, dass er etwas vor ihr verheimlichte. Es versetzte ihr einen Stich ins Herz, zu wissen, dass er ihr nicht alles erzählte. Seufzend legte sie ihr Besteck beiseite. Haruka sah das und tat es ihr nach. Dann sah er sie liebevoll an: „Hab ich dir jetzt den Appetite verdorben?“ „Nein, ich will nur für dich da sein, wie du es immer für mich bist. In letzter Zeit sehe ich diesen Gesichtsausdruck des Öfteren und wenn ich dich darauf anspreche, tust du so, als ob nichts wäre. Aber ich weiß, dass es nicht Nichts ist. Ich will dich zu nichts drängen aber du sollst wissen, dass du mir alles erzählen kannst.“ Haruka lächelte sanft und strich Michiru über die Wange. „Danke, ich weiß deine Sorgen über mein komisches verhalten zu schätzten.“ Die Türkishaarige erwiderte nun ebenfalls das Lächeln und legte ihre Hand auf die Harukas. Nachdem sie nun wirklich fertig waren gingen sie gemeinsam in Richtung Park. Die Bäume waren gefroren und bildeten einen langen, mit Schnee bedeckten Weg. Die Geigerin legte einen Arm um die Hüfte sich der Blonden und lehnt sich an sie. Haruka im Gegenzug hob ihren Arm und legte ihn um Michirus Schulter. So liefen sie umher bis Michiru plötzlich stehen blieb. Ihre Begleitung tat es ihr nach und sah sie fragend an. „Ist was?“ „Haruka, da ist etwas, was ich dir sagen muss. Ich habe lange darüber nachgedacht und… es ist einfach passiert und jetzt weiß ich nicht, wie ich damit umgehen soll.“ Die Rennfahrerin versteifte sich. Sie hatte doch nicht etwa herausgefunden, dass sie eine Frau war. „Was ist passiert?“ fragte sie vorsichtig. „Ich…“ „Du weißt, dass du mir alles sagen kannst.“ „Versprich mir, dass wenn ich es dir sage, sich Nichts zwischen uns verändert.“ Haruka schluckte, nickte aber. „Einverstanden. Was bedrückt dich?“ „Ich…ich habe mich verliebt.“ Ein Stich fuhr in das Herz der Blonden. Das Mädchen, das sie liebte hatte jemanden gefunden. Die Vorstellung es wäre so ein Muskelprotz aus der Schule schmerzte, dennoch fragte sie weiter: „Und wer ist der Glückliche?“ Michiru trat ganz nahe an Haruka heran, nahm ihre Hände in die Ihrigen und blickte in ihre Blau-grünen Augen. Ihr Gesicht war nur noch ein kleines Stück von dem der Größeren entfernt. Dann flüsterte sie: „Du, Haruka. Ich habe mich in dich verliebt.“ Ihre Lippen trafen sich und Haruka schloss die Augen. So lange hatte sie von diesem Augenblick gewartet. Sie hatte niemals gedacht, dass Michiru genauso fühlen könnte. Vorsichtig öffnete die Türkishaarige ihren Mund und gewährte der Anderen Einlass. Ihre Lippen waren weich und warm. Ihr Kuss war zärtlich und schön fast schüchtern und doch erwiderte sie ihn. Als beide wieder Luft holten sahen sie sich in die Augen. Michiru wandte den Kopf, als Haruka nichts sagte. Sie wollte schon wegrennen, als sie zwei starke Arme um sich spürte. „Willst du nicht hören, was ich dazu zu sagen habe?“ Unsicher nickte die Türkishaarige, was der Sportlerin ein Lächeln entlockte. „Ich liebe dich, Michiru. Ich hatte nur Angst den ersten Schritt zu machen. Normalerweise ist das überhaupt nicht so, aber bei dir ist alles anders und…“ Sie war immer schneller geworden und wurde jetzt von der Kleineren unterbrochen. „Der erste Satz hat gereicht, ich liebe dich.“ Diesen Worten folgte ein weitere, leidenschaftlicherer Kuss und so standen sie noch eine ganze Weile da, ohne zu merken, dass sie von jemanden beobachtet wurden. ----------------------------------------------------------------------- Ja, das ist das Neue Kapitel. Danke für die Komis, die bauen mich immer auf. Ich hoffe ich kann bald weiterschreiben. Bis dahin Lg eure Lausi Kapitel 10: Enthüllung ---------------------- Die morgendliche Zeitung wurde Michiru vor der Nase auf den Tisch geknallt. Ihr Vater sah sie wütend an. „Was hat das zu bedeuten Michiru?“ Die Türkishaarige blickte von ihrem Frühstück auf und las die Schlagzeile: „Neue, geheime Beziehung!“ Darunter war ein großes Foto von ihr und Haruka, wie sie im Cafe saßen, Händchen hielten und sich tief in die Augen sahen. Mit leicht zitternden Händen schlug die Türkishaarige den Artikel auf: < Gestern wurden die bekannte Geigerin Michiru Kaioh (17) und der erfolgreiche Rennfahrer Haruka Tenoh (17) gemeinsam in einem Cafe gesehen. Es scheint etwas Ernstgemeintes von Tenoh zu sein, der bekannt für die vielen Frauengeschichten ist, die ihm nachgesagt werden. Vor etwa einem halben Jahr, wurde er mit der Sängerin Minako Aino abgelichtet, mit der er jedoch jedwedes Verhältnis bestritt. Auf die Fragen der Journalisten, ob es mit Miss. Kaioh genauso sei, meinte der Rennfahrer, dass das in sein Privatleben gehören und die Presse nichts angehen würde. Miss Kaioh hat zu den neuesten Gerüchten um ihre Person noch keine Stellungnahme abgegeben. Jedoch behauptet eine Quelle, die zwei gemeinsam im Park gesehen zu haben, wo sie sich angeblich geküsst haben sollen. Diese Neuigkeiten von der Geigerin, die sich erst vor kurzem von ihrem Freund…> Michiru hörte auf zu lesen und blickte geschockt zu ihrem Vater. „Ich…“ „ICH HATTE ES DIR VERBOTEN; DICH MIT IHM ZU TREFFEN! Siehst du nicht. Er hatte schon mehrere Schlagzeilen wegen Frauen. Du wirst die Nächste sein.“ Die 17-jährige schwieg einen Moment, erwiderte dann: „Wir lieben uns.“ „Liebe!!!! Du bist zu jung um zu wissen, was Liebe ist.“ „Warum behandelst du mich wie ein kleines Kind? Ich bin alt genug für mich zu entscheiden.“ „Denkst du das? Du kennst ihn nicht einmal lange genug. Und solange du bei uns wohnst, machst du das, was wir dir sagen.“ Michiru schwieg. Sie wusste, dass es keinen Zweck hatte, mit ihrem Vater zu diskutieren. Sie stand auf, nahm ihre Schulsachen und verließ das Haus. Sie stieg jedoch nicht wie üblich in das wartende Auto ein, sondern lief die Straße hinunter. Dort wartete Haruka auf sie. Sie hatten ausgemacht, dass es besser wäre, ihre Beziehung vor den Eltern der Geigerin geheim zu halten, doch das war nun gescheitert. Der Blonde lächelte sie an, man sah ihm jedoch an, dass er ebenfalls von den neuesten Gerüchten um ihre Beziehung gehört hatte. „Morgen.“ „Morgen.“ Die Blauhaarige gab ihrem Gegenüber einen sanften Kuss. Dann fragte sie: „Du hast es auch gelesen?“ „Ja. Es scheint saure Gurkenzeit zu sein, wenn wir auf den Titelseiten jeder Zeitung zu finden sind.“ „Was machen wir?“ „Was willst du? Wir können es dementieren, wenn du es willst.“ „Warum sollte ich? Ich liebe dich.“ „Sag das nicht zu oft, sonst verlieren diese wunderschönen Wörter ihre Bedeutung.“ Erwiderte Haruka lachend, nahm seine Freundin jedoch in seine Arme und hielt sie fest. Michiru kuschelte sich an den Blonden und sog seinen Geruch ein. Er was unaufdringlich und nicht so holzig, wie sie es von ihrem Ex kannte. Haruka roch nach Wind und nach Sonne. Der Geruch, der einem entgegenweht, wenn man am Meer steht. Dort wünschte sie sich jetzt hin. An einen einsamen Strand, nur mit Haruka, wo keiner die beiden stören konnte. Doch leider war das nur ihre Vorstellung und die Geigerin musste sich eingestehen, dass die Realität anders aussah. Um genauer zu sein, hätten die zwei auf den Weg in die Schule sein müssen. Der 17-jährige schien den gleichen Gedanken zu haben, denn er meinte sie müssten los, sonst würden sie zu spät kommen. An der Schule angekommen, waren alle Augen auf sie gerichtet. Als sie auch noch Hand in Hand in Richtung Klassenzimmer gingen, war das Geflüster kaum noch zu überhören. Es störte Michiru nicht. Im Gegenteil sie genoss es der ganzen Welt zu zeigen, wie sehr sie Haruka liebte. Auch im Unterricht konnten sie ihre Augen nicht voneinander abwenden und in der Mittagspause saßen sie draußen und fütterten sich gegenseitig mit ihrem Essen. Am Ende vom Tag gingen sie zusammen zu Harukas Motorrad, als Michiru bemerkte, dass sie Etwas in ihrem Spind vergessen hatte. „Mist! Ich muss noch einmal zurück.“ „Warte ich komm mit.“ „Ach was, es dauert nicht lange und es wird mich schon keiner überfallen.“ Haruka umarmte sein Gegenüber und flüsterte: „ Wer weiß? Vielleicht kommt irgend so einer daher und versucht meine Freundin zu kidnappen.“ „Oder hat da jemand Angst, ich würde etwas verbotenes tun?“ Michiru sah den Blonden herausfordernd an, woraufhin dieser sie leidenschaftlich küsste. Sie erwiderte den Kuss, schlang ihre Arme um seinen Hals und presste sich an Haruka. Dabei bemerkte sie etwas. Es fühlte sich komisch an. Seine Brustmuskeln waren weich nicht durchtrainiert wie sie erwartet hatte. Doch so schnell, wie dieses Gefühl aufgetaucht war, verschwand es auch wieder. „Beeil dich und mach Nichts Unanständiges.“ Die Türkishaarige blickte ihren Freund verführerisch an. „Vielleicht, willst du ja doch mitkommen. Dann kannst mir die Bedeutung von etwas „Unanständigem“ genauer erklären.“ Haruka sog scharf die Luft ein, was der Musikerin ein Kichern entlockte. „Ich bin gleich wieder da. Und denk nicht zu viel nach. Ich kann deine Fantasien förmlich vor deinem innerem Auge sehen.“ Sie ging lachend davon, einen verdatterten Haruka hinter sich lassend. Michiru hatte ihren Spind erreicht und öffnete ihn. Zu ihrer Überraschung viel ein zusammengefalteter Zettel zu Boden. Sie hob ihn auf, entfaltete ihn und las. Es war nur eine Zeile, welche mit roten, großen Buchstaben drauf geschrieben wurde: „LASS DEINE FINGER VON HARUKA TENOH!“ Wie erstarrt blickte sie auf den Satz und ein Schauer lief ihr dem Rücken hinunter. Es war ein Drohbrief, aber von wem? Und wieso? Verunsichert steckte sie den Brief ein und schloss den Spind wieder. In Gedanken versunken kehrte sie auf den Parkplatz zurück, wo Haruka auf sie wartete. Er musste ihr den Schock angesehen haben, denn er fragte: „Ist etwas passiert?“ Schnell verneinte Michiru und meinte, dass sie sich nur nicht so wohl fühlen würde. Der Blonde kaufte ihr das nicht ab, schwieg aber. So fuhren sie zurück und hielten eine Straße vor dem Haus der Kaioh´s. Die Künstlerin stieg vom Motorrad, verabschiedete sich schnell von ihrem Freund und ging nach Hause. Haruka sah ihr besorgt hinterher. Die darauf folgenden Wochen, waren für beide die schönsten und gleichzeitig die schlimmsten ihres Lebens. Sie verbrachten jede freie Minute zusammen und am Wochenende schlich sich Haruka nachts immer in Michirus Zimmer. Dann lagen sie zusammen auf dem Bett, küssten sich oder redeten nur. Einmal, waren Michirus Eltern aus und die beiden Jugendlichen hatten herumgealbert. Haruka hatte die Türkishaarige zu Boden gedrängt, kniete über ihr und verteilte Küsse auf ihrem Hals. Das hatte der Kleineren ein Stöhnen entlockt, was die Blonde mit einem frechen Grinsen zur Kenntnis nahm. Als sie weitermachen wollte, hatten sie plötzlich das Licht im Gang angehen sehen und Michirus Eltern gehört. Sofort sprangen beide auseinander und die Musikerin hatte die Sportlerin in ihren begehbaren Kleiderschrank geschupft. Anschließen war sie in ihr Bett gesprungen und hatte sich bis oben hin zugedeckt. Keine Sekunde zu spät, denn ihr Vater öffnete die die Tür und blickte in das Zimmer seiner Tochter. Als er sicher war, dass Michiru schlief, verschwand er wieder und die Geigerin stand auf. Schnell eilte sie zu ihrem Ankleidezimmer und öffnete die Doppeltür. Dahinter lag Haruka, alle viere von sich gestreckt und sie anschauend. „Warn mich bitte nächstes Mal, wenn du mich in irgendein dunkles Zimmer schupfst.“ Die Türkishaarige kniete sich lächelnd neben ihr hin und meinte leise: „Versprochen.“ Leider hatten sie auch mit den vielen Journalisten zu kämpfen, die ihnen ständig auflauerten. Haruka und Michiru machten kein Geheimnis aus ihrer Liebe, gaben aber auch keine Interviews. Auch Michirus Eltern hatten anfangs Stress gemacht, bis ihre Tochter sie überredet hatte, Haruka tagsüber einzuladen und mit ihm zu sprechen. Natürlich gab sich die Blonde alle Mühe und in kurzer Zeit hatte sie die Herzen von Mr. und Miss. Kaioh gewonnen. Das letzte Problem, was der Türkishaarigen sorgen machte, waren die Drohbriefe, die sie jeden Tag in ihrem Spind fand. Sie waren kurz, doch was drauf stand, ließ sie erschauern. „DU WIEßT NICHTS ÜBER IHN.“ „ ER LIEBT DICH NICHT.“ „HARUKA GEHÖRT NUR MIR.“. Die Geigerin hatte niemanden von den Briefen erzählt, doch dann änderte sich Alles. Wie jeden Tag fand Michiru einen Brief, doch dieses Mal stand etwas anderes drin: „Michiru, wenn du wissen willst, wer Haruka Tenoh wirklich ist und Beweise, dass er dich nicht liebt, dann komm nach der Schule zur Schwimmhalle. Ich werde dort auf dich warten. Ich weiß, dass du kommen wirst.“ Die Geigerin atmete tief durch. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie hatte die Möglichkeit diesem Terror ein Ende zu setzten. Andererseits, war es ziemlich riskant und es wäre einfach dumm, dieses Risiko einzugehen. Zudem verstand sie nicht, was der Adressant mit meinte. Also begab sich die Türkishaarige, trotz großer Zweifel nach dem Unterricht an den besagten Treffpunkt. Sie hatte Haruka gesagt, sie würde sich mit dem Orchester treffen und dass er nicht auf sie warten müsse. Nun näherte sie sich dem Gebäude, vor dem sie aus der Ferne eine Gestalt ausmachen konnte. Als die 17-jährige vor ihr stand musterten sich beide. Die Fremde war etwa in ihrem Alter, vielleicht ein wenig älter. Sie hatte lange, schwarze Haare und braune Augen. Sie stand mit verschränkten Armen da und sagte dann: „Du bist also gekommen. Du scheinst Haruka wirklich nicht zu vertrauen.“ „Ich bin gekommen um dir zu sagen, dass du uns in Ruhe lassen sollst. Ich weiß nicht wer du bist oder woher du dir die Freiheit nimmst, Haruka als dein Eigentum zu bezeichnen, aber um es dir klar zu machen. Er ist mein Freund, also lass deine Finger von ihm.“ „Freund? Wirklich? Heißt das, dass du ihn liebst?“ „Ja. Natürlich.“ „Und deine Eltern? Sind die mit Haruka einverstanden? Denn ich bin mir sicher, dass Mr. und Miss. Tenoh nicht sonderlich von dir begeistert sind.“ „Ich kenne seine Eltern nicht, aber das hat nichts damit zu tun. Wir sind ein Paar und wir lieben uns.“ „Ha, du weißt nichts über deinen „Freund“. Wie weit seid ihr gegangen? Ihr hatte noch keinen Sex, sonst wüsstest du von was ich spreche. Doch eigentlich müsstest du es herausfinden können.“ „Hör auf in Rätzeln zu sprechen und sag mir, wer du bist und woher du Haruka kennst.“ „Mein Name ist Jessica und ich bin Harukas Ex-Freundin.“ Michiru blickte ihr Gegenüber entgeistert an. Das Mädchen vor ihr war die Ex von ihrem Freund!?Die Musikerin atmete schwer und brachte die Worte gerade so heraus: „Und was willst du?“ „Das weißt du doch. Haruka gehört zu mir. Du weißt nichts und „Er“ scheint dir nicht zu vertrauen.“ „Aber Warum? Warum denkst du das?“ „Du denkst echt, ein normaler Kerl würde bei einem so hübschen Mädchen warten, um mit ihr zu schlafen? Entweder findet er dich doch nicht so heiß, oder er hat etwas zu verbergen. Denk mal genau darüber nach. Hast du Haruka je oben ohne herumlaufen sehen, sich je rasieren sehen oder dass sich etwas in seinem Schritt bewegt hat, wenn ihr euch nahe gekommen seid?“ „Was willst du damit sagen?“ Michiru sah Jessica verängstigt an. Jetzt wo sie die Dinge erwähnte, musste sie sich eingestehen, dass die Andere recht hatte. Sie hatte das alles noch nie bei ihm gesehen. „Dein geglaubter Freund Haruka Tenoh, ist ein Mädchen!!!!“ ----------------------------------------------------------------------------- Bumm. Das hat gesessen. Ich hoffe euch gefällt das kapitel. Wenn ich es nicht schaffe, das nächste vor dem 24. hochzuladen, dann ist das mein verfühtes Weihnachtsgeschenk an euch. Lg Eure Lausi Kapitel 11: Alles Lügen ----------------------- Diese Wörter trafen Michiru komplett unvorbereitet. Haruka ein Mädchen? Das konnte doch unmöglich sein. Das hätte sie doch bemerkt und außerdem… „Warum sollte Haruka sich dann als Junge ausgeben? Das ist doch total unlogisch.“ Jessica grinste und meinte: „Denkst du wirklich, dass ein Mädchen wie du sich in ein anderes verlieben würde? Sie gibt sich als Typ aus, um an Frauen heranzukommen. Sie bringt sie sich so in sie zu verlieben, dass es ihnen egal ist, was sie ist.“ „Das würde ja heißen, dass Haruka mich die ganze Zeit nur ausgenutzt hat.“ „Du hast es erfasst Schätzchen. Du hast dich in eine Frau verliebt, mit ihr öffentlich Händchen gehalten und sie geküsst. Das war in allen Zeitungen zu sehen. Natürlich weiß keiner über ihre wahre Identität Bescheid. Das wäre das Ende ihrer Rennfahrerkariere und jetzt auch deiner. Ich meine, welches Orchester will schon eine Lesbe als erste Violine? Das ist erstens Skandalös und zweitens euer Gefiedel hören sich sowieso nur alte Leute an. Was würden die wohl dazu sagen?“ Die Schwarzhaarige grinste und blickte die Jüngere abwertend an. „Was wirst du jetzt machen? Wirst du bei ihr bleiben und mit der Tatsache leben, dass sie dich belogen hat, wirst du dich von ihr trennen oder wirst du deinen Eltern sagen, dass dein angeblicher Freund ein Mädchen ist und du plötzlich dass Ufer gewechselt hast? Dazu solltest du wissen, dass das der Grund war, warum Haruka aus ihrem Elternhaus geflogen ist. Ihre Eltern haben uns zusammen erwischt und als sie sich geoutet hat, durfte sie ihre sieben Sachen Packen und verschwinden.“ Michiru sah geschockt drein: „Sie wurde rausgeworfen? Von ihren Eltern?“ „Ja, damals war sie 14. Zum Glück traf sie auf Setsuna Meioh. Ich glaube, du kennst sie. Eine Frau mit dunkelgrünen Haaren und einen Lamborghini. Sie ist so etwas wie ihre große Schwester, aber ob du so viel Glück hast… Zumal du nicht weißt, ob Haruka es wirklich ernst meint. Angenommen ihr trennt euch nach einem Jahr. Dann hast du dich von deiner Familie gelöst und stehst alleine da.“ Michiru fehlten die Worte. Ihr Gegenüber hatte vollkommen recht. Was würden ihre Elten sagen? Die waren ja schon aufgebracht, wenn sie mit einem Typen sprach. Was passieren würde, wenn sie von Harukas wahrer Identität erfahren würde, darüber wollte sie nicht einmal nachdenken. Jessica lachte laut auf und sagte: „Ich werde dich jetzt alleine lassen, damit du überlegen kannst, was du machen willst. Ich rate dir die richtige Entscheidung zu treffen oder es wird Konsequenzen für dich haben.“ Sie ließ Michiru alleine zurück und verschwand in Richtung Tor. Die Türkishaarige dagegen stand immer noch wie angewurzelt da und starrte in die Ferne. Sie wusste nicht, was sie jetzt tun sollte. Dennoch war ihr klar, dass sie Haruka damit konfrontieren musste. Sie nahm ihr Handy und wählte die Nummer. Natürlich ging die Blonde sofort ran. „Michiru?“ „Haruka, kannst du herkommen?“ „Ja natürlich. Wo bist du? Ist etwas mit dir?“ „Ich warte an der Schwimmhalle auf dich.“ Ohne ein weiteres Wort klappte sie das Telefon zu und steckte es in ihre Tasche. Dann lehnte sie sich gegen die Wand und schloss die Augen, bis sie Haruka hörte, die jetzt vor ihr stoppte. Sie streckte ihre Hand nach der Türkishaarigen aus, doch die zuckte zusammen. „Was ist, Michiru?“ „Da könnte ich dich auch fragen. Was ist das für ein Spiel, dass du mit mir spielst?“ „Ich weiß nicht, was du meinst?“ „Vielleicht sollte ich dir ein wenig helfen. In der letzten Zeit habe ich Drohbriefe bekommen, die sagten, ich solle dich verlassen und das ich dich nicht kennen würde. Ich wusste nicht vom wem die Briefe waren, bis ich mich heute mit der Person traf. Sie hat mir alles erzählt.“ Die Blonde sah die Geigerin verwirrt und fragte: „Was erzählt?“ „Sagt dir der Name Jessica was?“ Die Sportlerin spürte, wie sich in ihr alles verkrampfte. „Ja. Der sagt mir was.“ „Dann weißt du wohl auch, über was ich mit dir sprechen will.“ Michiru blickte ihr Gegenüber enttäuscht an. „Warum hast du mich angelogen und dich als Junge ausgegeben? Macht es dir Spaß, Leute hinters Licht zu führen?“ „Ich… hatte vor es dir zu sagen aber…“ „WANN? Wenn ich es nicht von deiner Ex erfahren hätte, dann wäre es vielleicht soweit gekommen, dass wenn wir kurz davor sind miteinander zu schlafen du eine Ankündigung machst: „Du Michiru, nicht erschrecken wenn du mir das Hemd aufknöpfst und du zwei Brüste siehst. Ich bin nämlich eigentlich ein Mädchen.“ Denkst du wirklich, dass ich das einfach so hinnehmen kann?“ „Ich wollte es dir sagen. An dem Tag an dem du an der Rennstrecke aufgetaucht bist. Aber es hat sich einfach nicht ergeben. Also dachte ich, ich halte Abstand zu dir, damit ich mich nicht noch mehr in dich verliebe. Leider hab ich das nicht geschafft. Und als du sagtest, dass du mich liebst da dachte ich, dass es dir egal sei, wer ich bin.“ „Ich weiß nicht einmal wer du bist. Erst bist du ein Junge dann ein Mädchen. Ich dachte ich hätte mich in einen Mann verliebt und dann stellt sich heraus, dass du dich nur als einer ausgibst. Du hast mich hintergangen und angelogen. Das kann ich doch nicht einfach ignorieren.“ „Das verlang ich auch nicht. Ich kann sehr gut verstehen, dass du wütend bist, aber…“ „Haruka, ich bin nicht wie du. Ich hab mich nur in dich verliebt, weil ich dachte du seist ein Typ. Jetzt, wo ich alles weiß, fühle ich nur noch Wut und Enttäuschung. Vielleicht, wenn du ehrlich gewesen wärst, dann hätten wir Freundinnen sein können und vielleicht wäre daraus mehr geworden aber jetzt bezweifle ich, dass ich überhaupt noch etwas mit dir zu tun haben will.“ Die Blonde erstarrte und sie hatte das Gefühl, ihr Herz würde zerspringen.“Es tut mir Leid, Michiru.“ Mit gesenktem Kopf wandte sie sich ab und wollte gehen, als sie hinter sich Michiru schreien hörte: „Ist das Alles was du zu sagen hast? Es tut dir Leid? Das ist Alles?“ „Was erwartest du von mir?“ „Ich will die Wahrheit!!!! Hast du mich jemals geliebt oder war es nur ein Experiment, um zu sehen wie weit du mit deiner Maskerade kommst?“ „Die Wahrheit… Die Wahrheit ist, dass ich dich liebe und dass es mir Leid tut, dich angelogen zu haben. Und die Maskerade ist mein Leben. Die ganze Welt denkt, dass ich ein Mann bin. Es gibt nur wenige die über mein wahres Geschlecht Bescheid wissen. Ich verstehe, dass du wütend bist und ich kann es dir nicht verübeln. Aber alles was ich dir gesagt habe, war ernst gemeint. Ich würde es sogar verstehen wenn du mich als krank bezeichnen würdest.“ Michiru legte den Kopf schief „Warum krank?“ „Wegen meiner Homosexualität.“ „Nein, ich würde dich wegen so etwas niemals verurteilen.“ Haruka atmete tief ein und meinte dann mit einem schwachen Lächeln: „Das Einzige was ich zur Wiedergutmachung tun kann ist dir zu versprechen, dass du mich ab heute nicht mehr sehen musst. Ich wechsle einfach die Stadt und du darfst eben den Sportkanal nicht anschauen. Da bin ich eben öfters zu sehen. Leb wohl, Michiru.“ Mit diesen Worten verschwand die Sportlerin und ließ die Geigerin vor der Schwimmhalle zurück. Michiru sah Haruka nach und merkte, wie sich ein Gefühl der Leere in ihr ausbreitete. Eine einzelne Träne lief ihre Wange entlang und hinterließ einen glitzernden Streifen. ------------------------------------------------------------------------------ Ich hoffe euch gefällt das kapi. Lg Lausi Kapitel 12: Mein Lied für Dich ------------------------------ Die Wochen vergingen und immer mehr musste Michiru sich eingestehen, dass sie vielleicht falsch entschieden hatte. Am nächsten Morgen nach ihrem Gespräch war Haruka nicht in der Schule aufgetaucht und als sie einen Lehrer fragte, meinte der, dass Haruka in der Früh angerufen und sich abgemeldet hatte. Auch in den Medien wurde die plötzliche „Trennung“ heiß diskutiert, doch da weder Michiru noch die Sportlerin dazu Stellung nahmen, verlief sich die Schlagzeile bald im Sand. Nachts, wenn die Türkishaarige alleine in ihrem Zimmer saß und versuchte einzuschlafen, schleiften ihre Gedanken zu Haruka. Sie hatte die vielen Zeichnungen nicht weggeworfen und starrte diese öfters stundenlang an. Auch ertappte sie sich, wie sie im Internet den Namen der Blonden eingab und dort nach Artikeln und aktuellen Bildern suchte. Und jedes Mal aufs Neue spürte sie in sich den Schmerz und die Einsamkeit. Jedoch noch schlimmer war der Gedanke, dass sie an ihrem und vor allem an Harukas Schmerz schuld war. Schließlich hatte sie gesagt, dass sie die Sportlerin nicht mehr sehen wollte. Bei diesem Gedanken kamen ihr die Tränen hoch und sie weinte sich schluchzend in den Schlaf. Einmal, als Michiru nach Hause kam und in die Küche ging, um nach etwas essbarem zu suchen, hatte jemand den Fernseher angelassen. Der Sportkanal lief und zeigte ein zusammengefasstes Motorradrennen. Bei der Siegerehrung erkannte die Geigerin Haruka als Gewinnerin. Die Kamera zeigte sie in Großaufnahme und filmte die Überreichung des Pokals mit anschließender Champagnerdusche. Michiru hatte sich abgewandt, war weinend in ihr Zimmer gerannt und sich auf ihr Bett geworfen. Die Blonde im Fernsehen zu sehen, zu sehen, wie sie sich freute und das sie dieses Lächeln der Geigerin nie wieder schenken würde, verletzte sie sehr. Die einzige Person, die sie sich anvertraute war Kaze. Es war seltsam jemanden seine Gefühle und Gedanken anzuvertrauen, obwohl man sein Gegenüber nicht persönlich kennt, doch irgendwie wusste Michiru, dass Kaze sie verstand, denn als die Türkishaarige ihre Chatpartnerin nach ihrer Situation fragte, hatte sie nur geschrieben, dass sie alles verloren hätte. Auch heute wieder, fast 5 Monate nachdem Haruka verschwunden war, saß Michiru an ihrem geöffneten Fenster und blickte aufs Meer. Die Sonnen schien und das Rauschen der Wellen verschmolzt mit den Rufen der Möwen. Der Wind wehte durch ihr langes Haar und erinnerte sie daran, wie sie auf dem Motorrad der Blonden mitgefahren war. Seufzend lehnte sie ihren Kopf gegen den Fensterrahmen, als ein leises „pling!“ zu hören war. Die Geigerin stand auf und klappte ihren Computer auf. Was sie sah zauberte ein schwaches Lächeln auf ihr Gesicht: Kaze hatte ihr mehrere Zeilen voller Smileys geschickt. Sie wusste genau weshalb. Sie hatte ihrer Chatpartnerin von ihrer Trennung und dem Streit erzählt, natürlich ohne Namen zu erwähnen. Dabei hatte auch Kaze gemeint, dass sie eine harte Trennung hinter sich hatte und immer noch an das Mädchen denken musste. Kaze: „Und wie geht´s uns heute?“ Ocean: „Wie jeden Tag. Die Erinnerungen verfolgen mich.“ Kaze: „Also wie bei mir.“ Ocean: „Ja. Hat sie sich bei dir gemeldet, seit ihr euch getrennt habt?“ Kaze: „Nein, aber ich habe auch Nichts anderes erwartet.“ Ocean: „Ich bin mir sicher, dass sie noch an dich denkt. Schließlich ist es bei mir ganz ähnlich.“ Kaze: „Nun, ich glaube nicht, dass, wenn sie an mich denkt, es Etwas positives ist.“ Ocean: „Ich kann mir kaum vorstellen, dass du so böse bist.“ Kaze: „Oh, ich bin noch viel schlimmer.“ Michiru musste grinsen. Kaze versuchte ihren Schmerz mit Humor zu überspielen. Dann erklang ein weiteres „pling!“ und die Türkishaarige fand eine Nachricht mit einer weiteren Audiodatei. Sie öffnete sie und hörte es sich an. Wie schon zuvor war es ein Klavierstück, doch es war das Schönste, welches sie je gehört hatte. Ocean: „Diese Komposition… sie ist wundervoll. Noch schöner als all die anderen.“ Kaze: „Es ist mein Lied für sie. Es gehört nur ihr, wie mein Herz. Es zeigt meine Gefühle für sie und dass ich sie nicht vergessen kann. Vielleicht… irgendwann, wenn ich stark genug bin, werde ich es ihr vorspielen, auch wenn sie mich bis dahin vergessen hat oder mich immer noch hasst.“ Ocean: „Dich kann man nicht hassen. Du bist so ein wundervoller Mensch. Ich bereue selbst meine Entscheidung, die ich ohne zu überlegen getroffen habe. Ohne Rücksicht auf ihre Gefühle und ihre Situation. Wenn ich die Chance hätte, die Zeit zurück zu drehen, würde ich ihr sagen, wie leid es mir tut und dass ich sie liebe. Selbst jetzt, wenn ich sie noch einmal sprechen könnte, würde ich sie um Verzeihung bitten. Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht an sie denke. Ich bin mir sicher, deiner Ex-Freundin geht es genauso.“ Kaze: „Sie? Ich dachte wir reden bei dir von einem Jungen?!“ Michiru stoppte in ihrer Bewegung und bemerkte erst jetzt ihren Fehler. In ihrer Angst, schloss sie ihren Computer. Mehrere Tage herrschte Funkstille zwischen Michiru und Kaze. Zwar versuchte Letztere es immer wieder, doch die Geigerin reagierte nicht auf sie. Die Gedanken an Haruka und ihre seit neuestem sehr besorgten Eltern machten der Türkishaarigen das Leben auch nicht einfacher, weshalb sie beschloss, ihrer Umgebung für ein paar Stunden zu entfliehen. Sie verließ das Haus und schlenderte durch die Stadt. An einem Café, auf einem großen Platz mit Brunnen blieb sie stehen, kaufte sich einen Kaffee und setzte sich anschließend an den äußeren Rand des Beckens. Das Wasser glitzerte im Sonnenlicht und durch die Tropfen der Fontäne sah man einen kleinen Regenbogen. Leicht lächelnd erhob sich die Musikerin wieder und ging weiter, bis sie bemerkte, dass sie vor dem Theater stand, in dem sie ihr Konzert gegeben und Haruka zum ersten Mal gesehen hatte. Ein wenig melancholisch betrat sie das Gebäude. Es war leer und die dicken Vorhänge an den Fenstern ließen kaum Licht hinein. Die großen Kronleuchter schwankten leicht hin und her und die große Uhr tickte bei jeder Bewegung des Sekundenzeigers. Plötzlich hörte sie etwas. Es kam von oben. Neugierig stieg Michiru die Treppen hinauf. Oben angekommen, sah sie, dass die Tür des Raumes mit dem Konzertflügel angelehnt war und dadurch Licht fiel. Jemand schien Klavier zu spielen, denn die Geräusche, die die Türkishaarige unten vernommen hatte, waren gleich. Sie schlich vorsichtig zur Tür und hörte zu. Es war einen langsame, ruhige Melodie. Irgendwie kam der Musikerin diese Spielweise bekannt vor. Dann auf einmal veränderte sich die Musik und Michiru erstarrte. Sie kannte dieses Stück. Es war das, welches Kaze für ihre Ex-Freundin komponiert und ihr geschickt hatte. Kaze hatte gemeint, niemand anderes würde ihre Kompositionen kennen. Wie war es also möglich, dass die Person in dem Raum sie spielen konnte? Hieß das, dass wer auch immer sich in diesem Zimmer befand und Klavier spielte, Kaze war? Von ihrer Neugier getrieben öffnete sie vorsichtig die Tür und versuchte die Person zu erkennen, doch das Klavier stand nicht in ihrem Blickfeld, weshalb die Türkishaarige die Tür noch weiter öffnete und den Raum betrat. Nun konnte sie die Fremde sehen und als ihr klar wurde, wer hier vor ihr saß, mit dem Rücken zu ihr, spürt sie, wie sie ihre Beine im Stich ließen. Um nicht komplett auf den Boden zu fallen, versuchte die Geigerin sich an einem Tisch festzuhalte. Leider griff sie daneben und eine Vase fiel mit lautem Klirren zu Boden. Die Musik verebbte und die Person drehte sich erstaunt um. Als sie den ungebetenen Zuhörer erkannte, entglitten ihr die Gesichtszüge. Haruka sah Michiru mit einer Mischung aus Schock und Verwirrung an. Was tat sie hier? Das gleiche schien sich die Geigerin auch zu fragen, denn sie blickte die Blonde ungläubig an. Sie blickte langsam auf und strich sich eine Strähne hinters Ohr. Dann fragte sie leise: „Haruka?“ „Michiru? Was machst du hier?“ „Ich…“ Die Kleinere von beiden wusste nicht was sie sagen sollte. Zu viel ging ihr durch den Kopf. Hier stand sie nun, mit dem Menschen, den sie liebte und so lange vermisst hatte und dieser Mensch hatte ein Musikstück gespielt, welches ihre Chatpartnerin geschrieben hatte. Hieß das jetzt etwa, dass Haruka gleichzeitig auch Kaze war? Dann war das Mädchen, von dem Kaze immer gesprochen und für welches sie so viele Lieder geschrieben hatte sie? Das würde ja bedeuten, dass Haruka sie immer noch über alles liebte, trotz allem, was sie ihr angetan hatte. Michiru brauchte Gewissheit. „Hast du das Lied komponiert?“ „Ja. Wieso fragst du?“ „Du hast es für jemanden geschrieben, nicht wahr? Für Jemanden, denn du liebst und der dich verletzt hat. Für Jemanden wie mich.“ Die Sportlerin sah sie lange schweigend an. Dann nickte sie. „Ich hätte nicht gedacht, dich hier wiederzusehen. Du als Musikerin verstehst natürlich, was man mit der Musik ausdrücken will.“ „Nein. Du hast es mir erzählt. Von jedem einzelnem Gefühl und dem Schmerz, den ich dir bereitet habe. So wie ich es dir erzählt habe. Du bist Kaze, dass Mädchen, dass sich in ihre Freundin verliebt hat und nicht weiter wusste.“ Harukas Augen weiteten sich und man erkannte Erstaunen darin. „Es gibt nur eine Person, der ich das alles erzählt habe. Ihr Nick-Name war Ocean. Willst du damit sagen, dass du Ocean bist?“ „Ja.“ Haruka warf den Kopf in den Nacken atmete tief durch und wandte sich ab. Mit einer Hand fuhr sie sich durch die Haare, mit der Anderen stützte sie sich auf dem Klavier ab. Mehrere Minuten vergingen, bis die Blonde sich wieder umdrehte und Michiru direkt ansah. „Dann war alles was du gesagt hast wahr? Dass du mich liebst und vermisst und dass du unseren Streit bereust?“ Die Türkishaarige spürte, wie die Tränen in ihr aufstiegen. Mit brüchiger Stimme meinte sie: „Ja, ich würde es ungeschehen machen. Ich habe gedacht, dass ich mich nur in Haruka Tenoh, den neuen, süßen und tollen Jungen verlieben könnte und dass ich nach dem ich dein wahres Geschlecht kannte, glaubte ich, meine Gefühle würden verschwinden. Aber ich habe mich geirrt. Ich habe mich in die Person Haruka Tenoh verliebt, egal ob Mann oder Frau. Es tut mir so leid, wie ich mich dir gegenüber verhalten habe und ich kann das Geschehene nicht rückgängig machen, aber ich liebe dich und …“ Weiter schaffte sie es nicht. Haruka nahm sie fest in ihre Arme und wischte mit dem Daumen die Tränen weg, die jetzt Michirus Wange hinab liefen. „Schhh, ganz ruhig…Es tut mir auch leid, dass ich dich angelogen habe und dann einfach so gegangen bin. Du sollst wissen, dass ich die letzten Monate immer an dich gedacht habe und ich habe mir geschworen, dass wenn ich dich je wieder sehen würde, dann würde ich dir mein Lied vorspielen und dir sagen wie sehr ich dich liebe. Aber wie es scheint kennst du das Stück schon.“ Michiru blickte Haruka lächelnd an und erwiderte: „Du kannst es mir immer wieder vorspielen. Es ist wundervoll und ein Geschenk von dir. Außerdem habe ich es noch nie ganz live gehört.“ „Das hat Zeit. Wir haben Zeit denn ich werde dich nie wieder gehen lassen.“ „Ich dich auch nicht.“ Beide sahen sich tief in die Augen, bis die Sportlerin sich zu der Türkishaarigen hinunter beugte und sich ihre Lippen trafen. ------------------------------------------------------------------------------ Huiii ja, ein weiteres Kapitel ist fertig und wie immer möchte ich mich bei meinen fleißigen Lesern und Leserinnen bedanken. Der Letzte Teil der Faanfic kommt hoffentlich bald ;-)) Bis dahin LG Lausi Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)