Mein Lied für Dich von lausi (Eine Haruka x Michiru fanfic) ================================================================================ Kapitel 6: Vergangenheit Part 2 ------------------------------- Was machst du denn hier?!“ Eilig zog sich die Blonde das Handtuch fester um den Körper. Sie war es nicht gewohnt, dass jemand um die Uhrzeit noch in der Umkleide war, weshalb sie sich auch nicht umgesehen hatte. Umso erschreckender war es, dass ausgerechnet Jess grinsend vor ihr stand und ihre Augen sie von oben bis unten musterten. „Ich hab auf dich gewartet.“ „Wie lange stehst du da schon?“ Haruka schickte ein Stoßgebet zum Himmel, doch anscheinend hatte Gott soeben Mittagspause. „Eine ganze Weile.“ Diese Worte ließen der Jüngeren das Blut in die Wangen schießen und ihr Mund wurde ganz trocken. Sie wusste nicht was sie sagen sollte, doch einfach nur dumm rumstehen und dreinzublicken, wie als ob diese Begegnung das Ende der Welt war, kam nicht gut. Also schluckte die Blonde um ihre Kehle zu befeuchten. So ein Malheur wie heute in der Früh konnte sie mal gar nicht gebrauchen. „Okay, ich weiß zwar nicht, warum du auf mich gewartet hast, aber könnten wir das dann draußen besprechen? Ich komme gleich nach.“ „Weißt du Haruka, du bist mir schon vorher aufgefallen, aber ich hab dich immer für einen Kerl gehalten. Ein Mädchen, das sein Taschengeld in der Spielhalle ausgibt. Nun ja, ist eben keine Alltagserscheinung. Als dich Sarah als Mädchen vorgestellt hat, da hätte ich ihr beinahe gesagt, sie solle mich nicht verarschen.“ Die Schwarzhaarige machte einen weiteren Schritt nach vorne, sodass Haruka ihren Atem auf der Haut spürte. Augenblicklich liefen ihr wohlige Schauer über den Rücken, was auch Jess nicht verborgen blieb. „Die Tatsache, dass du dich wie ein Junge anziehst und das du einen weiblichen Fanclub besitzt schienen mir zuerst wage Anzeichen, aber deine Unsicherheit im Klassenzimmer hat mich in meinem Verdacht bestätigt.“ „Verdacht? Was meinst du damit?“ brachte die Sportlerin nur schwer hervor. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und ihre Hände waren kalt vor Nervosität. Ein leichtes Lächeln hatte sich auf Jess Lippen ausgebreitet und sie näherte sich mit ihrem Gesicht dem der Blonden. Eine Hand hatte sie ihr in den Nacken gelegt und zog sie das kleine Stück zu sich, bis sich ihre Lippen trafen. Die Gefühle, welche dieser Kuss bei Haruka auslöste, waren komplett neu. Einerseits war es ungewohnt und komisch, doch andererseits fühlte es sich so richtig an. Sie legte der Schwarzhaarigen die Arme um die Taille und zog sie eng an sich. Diese musste grinsen und legte ihre andere Hand auf die Schulter der Blonden. Sie küssten sich, bis sie beide wieder Luft holen mussten. Die Augen noch immer geschlossen, wollte Haruka Jessicas verlangendes zu sich Herunterziehen nachkommen, als plötzlich jemand ihren Namen rief: „Haruka!“ Beide Mädchen versteiften sich augenblicklich. Es war die Stimme ihrer Mutter. Was um Himmels Willen tat sie hier? Sonst näherte sie sich dem Sportplatz nicht auf 100 Metern und jetzt zerstörte sie ihr auch noch den schönsten Moment ihres 14-jährigen Lebens. Draußen waren Schritte zu hören und sie standen hier, fest umklammert. Es war einfach zu eindeutig. Zumal Jess´s T-Shirt an den Stellen, an denen sie sich an Haruka geschmiegt hatte, nass waren. Hecktisch sahen sich beide um, bis der Blick der Jüngerin auf die separaten Duschräume fiel. Schnell zog sie Jess hinter sich hinein und öffnete das Wasser. Dann verließ sie die Gemeinschaftsdusche wieder und schloss die Tür hinter sich. Schlitternd kam sie vor ihrer Sporttasche zum stehen und suchte frische Unterwäsche, die sie schnell anzog. Keine Sekunde zu spät, denn die Tür wurde geöffnet und Miss Tenoh trat ein. Ihre langen, goldenen Locken umrahmten das strenge Gesicht. „ Was trödelst du denn so, Haruka?“ Dann hörte sie das Wasser. „Ist da noch wer?“ „Ja, eine Neue hat heute den Leistungscheck für die Turnmannschaft gemacht. Sie ist nach mir reingekommen.“ „Ah, versteh. Liebling, beeil dich ein wenig. Dein Bruder hat heute ein Gitarren-Konzert und das willst du doch ganz sicher nicht verpassen.“ Aha, da war also der Grund weshalb ihr Mutter sich in dieses „stinkende, miefende, Etwas“ wie sie zu sagen pflegte, wagte „Mum, das Konzert beginnt um 20 Uhr. Wir haben gerade mal 5.“ „Was?“ Entgeistert blickte sie auf ihr Uhr. „Aber meine zeigt an, dass es sieben ist.“ „Lass mal sehen… Kein Wunder, sie steht ja auch still.“ Meinte Haruka leicht genervt. Das Schicksal schien ihr heute wirklich einen Idioten nach dem anderen in den Weg zu schmeißen. Hätte sie auch gewundert, dass ihre Mutter sie einfach so abholen würde. Sich nun im Klaren, dass sie umsonst hergekommen war, drehte sie sich auf dem Absatz um und rief im hinausgehen, sie würden sich später ja sehen. Als die Blonde sich sicher war, dass ihre Mutter verschwunden war, zog sie sich ein dunkelblaues T-Shirt mit V-Ausschnitt an und öffnete die Tür zu den Duschen: „Du kannst jetzt rauskommen. Sie ist…Was machst du da?“ Jessica stand in ihrer ganzen Aufmachung unter dem Wasserstrahl. Ihre Kleidung klebte ihr am Körper und ließ nicht viel Platz für Fantasien. Als Jess die Sportlerin sah, grinste sie belustigt an. Haruka dagegen stand in der Tür, mit weit aufgerissenen Augen und offenen Mund und musste unglaublich blöd aussehen, doch der Anblick der sich ihr bot war einfach atemberaubend. Die Schwarzhaarig, sich der Situation nur allzu gut bewusst, streckte ihre Hand nach der Jüngeren aus. „Um wie viel Uhr musst du weg?“ „Um 8 ist das Konzert.“ „Gut, dann haben wir ja noch ein bisschen Zeit für einander.“ Haruka grinste über diese Worte und ließ sich von Jessica unter den warmen Wasserstrahl ziehen. „Wofür hab ich mich eigentlich umgezogen?“ „Das frag ich mich auch.“ Sie legte ihre Arme um den Nacken ihrer Freundin und stellte sich auf Zehenspitzen um ihr einen Kuss auf die Lippen zu hauchen. Die 14-Jährige drückte Jess ein wenig von sich und sah sie fragend an: „Ist das alles? Vorhin hast du das besser gemacht.“ „Du darfst ja mal gar nichts sagen. Ich weiß wenigstens wie es geht. Du dagegen…“ „Ich was?“ Ohne Vorwarnung küsste sie die Schwarzhaarige fordernd und fuhr mit ihrer Zunge über die Lippen ihrer Freundin. Diese ließ sich kein zweites Mal bitten und ließ es zu, dass Harukas Zunge mit ihrer spielte, sie umreiste und anstieß. Sie seufzte leise auf, als die 14-jährige sie umarmte, den Kuss aber dann unterbrach. Leicht überrumpelt und ein wenig verwirrt wurde sie von der Kleineren angeschaut. „Und, was wolltest du gerade sagen?“ Der herausfordernde Unterton war kaum zu überhören, doch Jess schüttelte nur den Kopf: „Nichts, rein gar nichts.“ Und mit diesen Worten versiegelte sie ihre Lippen ein weiteres Mal. Die nächsten Wochen wurden für Haruka die schönsten ihres Lebens. Jede freie Minute verbrachten sie gemeinsam. In der Schule tauschten sie vielsagende Blicke, sich aber öffentlich zu der Beziehung zu bekennen, trauten sich beide nicht. Zu groß war ihre Angst vor der Ablehnung. An den Nachmittagen gingen sie ins Kino, an den See oder zu Harukas Haus, welches meist leer war, da beide Elternteile berufstätig waren und der Bruder in eine Ganztagesschule ging. Sie saßen in Harukas Zimmer, auf ihrem Bett, eng aneinander gekuschelt und sich küssend. Im Hintergrund lief Musik und die Nachmittagssonne schien durch die Fenster. Gedankenverloren strich die Blonde Jessica über den Arm und beugte sich herunter, um ihr erneut einen Kuss zu geben. Kaum hatten sich ihre Lippen berührt, flog plötzlich die Tür auf. Die Mädchen schreckten auseinander und blickten in die geschockten Gesichter von Harukas Eltern. Diese schienen nicht glauben zu können, was sie sahen und Miss Tenoh fragte entsetzt: „Was hat das zu bedeuten, Haruka? Wer ist dieses Mädchen und warum küsst du sie?“ Die letzte Worte war mit so schriller Stimme gerufen worden, dass sie in den Ohren wehtaten. Die beiden Mädchen standen vorsichtig auf und Haruka stellte sich schützend vor ihre Freundin. Die ganze Zeit über hielten sie sich an den Händen, was nicht wirklich zur allgemeinen Lockerung der Stimmung sorgte. „Das ist Jessica, und sie ist meine Freundin.“ „Aber wieso küsst du eine Freundin?“ „Sie ist nicht irgendeine Freundin, wir sind zusammen.“ „Was, aber sie ist ein Mädchen!“ Mr.Tenoh schien allein beim Gedanken entsetzt, was seine Tochter alles getan haben könnte. „Und? Das spielt doch gar keine Rolle. Ich liebe sie.“ Damit hatte Haaruka die Bombe zum platzten gebracht. Ihre Eltern sahen sie erst ungläubig an, dann trat ihre Mutter hervor und ohrfeigte sie. „Was redest du da? Du bist ein Mädchen und das heißt, dass du einen Jungen lieben sollst. Das was du machst ist verboten.“ Die Blonde hielt sich taumelnd die rote Wange und sah ihre Mutter mit Tränen in den Augen an. „Warum? Warum sollte ich mich verstellen? Ich könnte niemals mit einem Kerl zusammen sein. Ich steh eben auf Frauen und daran werdet ihr Nichts ändern können.“ Sie spürte, wie Jess jetzt neben sie trat und gerade den Mund öffnen wollte, um die ganze Lage zu erklären, als Mr.Tenoh ihr das Wort abschnitt und die Tür aufhielt. „Verschwinde von hier und komm nicht wieder. Wenn ich je wieder mitbekomme, dass du dich mit unsere Tochter triffst, dann wirst du dein blaues Wunder erleben.“ „Aber ich…“ „RAUS!!!“ schrie er und sein Gesicht lief rot an vor Wut. Die Schwarzhaarige drehte sich zu ihrer Freundin um, die jetzt nur niedergeschlagen nickte und zu Boden sah. Mit hängendem Kopf verließ Jess das Haus, ohne sich noch einmal umzudrehen. Sie hätte ja nicht ahnen können, dass es das letzte Mal sein würde, wo sie Haruka sehen würde. Kaum war die Schwarzhaarige verschwunden, redeten Mr. und Miss. Tenoh los: „Bist du von allen guten Geistern verlassen? Wie kannst du dich auf eine Beziehung mit einem Mädchen einlassen?! Das ist…krank!“ „Nein, nur weil ich anders bin heißt das nicht…“ „Schweig, das hast du nicht zu entscheiden. Ab heute wirst du dich nicht mehr mit deinen Freundinnen treffen. Du wirst Kleider tragen und dich in der Kirche angerschieren. Vielleicht befreien dich die von deinen perversen Gedanken.“ „Vergiss es. Ich werde Nichts davon machen. Ich bin doch nicht dumm. Eher hau ich von hier ab. Ich werde mich nicht ändern, egal was ihr sagt.“ „Dann kannst du schon mal deine Koffer packen!!! Ich will dich hier nie wieder sehen. Wir werden dich weder finanziell noch auf eine andere Art unterstützen. So eine Verrückte habe ich nicht geboren. Man muss uns dich im Krankenhaus untergejubelt, unsere richtige Tochter weggenommen haben.“ Die Worte ihrer Mutter trafen Haruka mit so einer Wucht, dass diese Nichts erwiderte, sondern nur da stand und spürte, wie ihre Welt in sich zusammenbrach. Wie in Trance nahm sie ihre Reisetasche, packte das Wichtigste ein und verließ ohne ein weiteres Wort das Gebäude, welches bis vor wenigen Minuten noch ihr Zuhause gewesen war. Die Blonde stand auf der Straße, von ihrer Familie verstoßen, alleine und ohne irgendwelche Mittel. Mittlerweile war es Nacht geworden und Haruka lief ziellos durch die Straßen. Als sie vor Müdigkeit kaum noch einen Schritt machen konnte, lehnte sie sich an eine Wand und ließ sich an dieser hinuntergleiten. Tränen liefen ihr über die Wange und ihr Körper zitterte. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie Angst. Nicht davor, alleine zu sein, sondern vor dem, was sie erwartete. Wenn ihre Eltern so behandelt hatten, wie würde dann ihr restliches Umfeld darauf reagieren? „Hey, Kleiner, was machst du so spät alleine noch hier?“ Eine sanfte, weibliche Stimme war zu vernehmen. Haruka sah mit roten Augen auf. Es war eine junge Frau, vielleicht 20 mit langem, dunkelgrünem Haar, welches sie zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. Ihre violetten Augen blickten sie mit so viel Wärme an, was Haruka das Gefühl von Sicherheit gab. Die Blonde antwortete jedoch nicht, blicke nur wieder beschämt zu Boden. „Na komm. Wir bringen dich erst einmal zu mir, da kannst du die Nacht über bleiben und dann sehen wir weiter.“ Sie legte einen Arm um die Schulter der 14-Jährigen und bugsierte sie die Straße hinunter. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Diese Begegnung hatte wohl ihr Leben gerettet. Ohne diese Frau, die zu ihrer engsten Vertrauten wurde, hätte sie es niemals auf eine so gute Schule geschafft und von ihrer steilen Karriere als Motosportlerin wollte sie gar nicht erst anfangen. Plötzlich klingelte ihr Handy: „Hallo?“ „Hallo Haruka.“ Die Blonde musste grinsen. „Sie einer an. Ich hab grad an dich gedacht.“ „Wirklich? Und an was genau?“ „Tja…“ „Auch egal. Ich ruf sowieso wegen was an. Ich bin Morgen in der Stadt. Sollen wir uns vielleicht treffen? Du hast bestimmt was zum erzählen.“ „Wieso? Werden dir die Gespräche in der Botschaft langweilig?“ „Nein, werden sie nicht. Ich lerne viele nette Menschen aus aller Welt kennen.“ „Okay, wer ist er?“ „Was meinst du?“ „ Sonst schimpfst du immer, wie langweilig dein Job als Botschafterin ist. Also, ich höre!“ „Na gut er heißt Suichi Tomoe und ist Chemiker.“ „Chemiker? Bist du dir da sicher? Über was unterhaltet ihr euch denn? Chemie war dein schwächstes Fach in der Schule.“ „Ich weiß, aber er ist ganz anders als du denkst.“ Kam es ein wenig bissig zurück „Und wie sieht er aus? Ich will eine kurze Zusammenfassung.“ „Er ist groß, schlank, kurzes, weises Haar, trägt eine Brille und…“ „Weis? Wie alt ist der Kerl?“ Haruka hatte beinahe ihr Telefon fallen gelassen. Sie wusste, dass ihre Freundin auf ältere Männer stand, aber einen Rentner brauchte sie wirklich nicht anzuschleppen. „Er ist 42.“ „Das sind 19 Jahre unterschied!!! Er könnte schon eigene Kinder haben, die so alt sind wie ich. Du bist 23 und solltest nicht die neue Stiefmama werden.“ „Falls du es so genau wissen willst, er hat eine Tochter. Aber das erzähl ich dir alles Morgen. Wann hast du aus?“ „Um 3.“ „Gut. Ich hol dich ab.“ „Okay, pass auf dich auf.“ „Haruka, ich bin bereits ein großes Mädchen.“ „Ja, den Beschützer-Instinkt werde ich wohl nie ablegen.“ „Dabei bist du die Jüngere von uns Beiden.“ Es herrschte ein kurzes Schweige, dann: „Ich bin froh, dich wiederzusehen. Ich hab dich in den letzten Monaten echt vermisst, Setsuna.“ „Ich dich auch, meine Kleine.“ Die Frau am anderen Ende der Leitung legte auf und die Blonde ließ ihr Mobiltelefon wieder in die Hosentasche gleiten. Noch eine ganze Weile saß sie im Sand und konzentrierte sich auf das gleichmäßige Rauschen, bis sie schlussendlich aufstand und zurück zu ihrem Apartment ging. ------------------------------------------------------------------- Danke für die vielen Komis. Ich hoffe euch gefällt das Kapitel, obwohl Michiru nicht auftaucht. LG Eure Lausi Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)