The sorrow never sets von ToraEngel ================================================================================ Prolog: Desaster ---------------- Prolog -Desaster- BAM! Es hörte sich an, wie wenn jemand die Tür knallte. Doch es war etwas viel Schlimmeres, etwas Gefährliches. Sie fühlte die Gefahr. Es war ein schreckliches Gefühl. Angst. Sie kroch unter das Bett, drückte sich mit aller Kraft gegen den Boden. Auch wenn sie wusste, es würde nichts nutzen. Schüsse... es hörte sich an, wie im Krieg. Es war so schrecklich. Dieses Gefühl. Die Angst kroch den Rücken entlang in ihren Nacken herauf, wo sich die Haare aufstellten. Wieder Schüsse. Schreie. Die Leute auf der Straße beschimpften sich gegenseitig. Wieder ein Schuss und ein seltsames Lachen. Plötzlich hörte sie die Tür ihrer Wohnung aufschwingen. Oh nein... kamen sie jetzt schon in die Wohnung? Sie traute sich nicht heraus. „Cyra? Cyra bist du da?“ Diese Stimme... Nein, das war niemand böses, das Böse war nur unten auf der Straße. „Fukou!“ Sie war erst 12, ihre Eltern verreist und er sollte immer mal nach ihr sehen... Fukou - ihr Retter. Sofort kam sie unter dem Bett hervor und sprang ihm direkt in die Arme. „Fukou!“ - „Ein Glück, ich dachte schon du bist so spät noch draußen.“ Sie schüttelte nur den Kopf und drückte ihren Kopf weinend an seine Brust. „Nein das würde ich sicher nicht wagen.“ Wieder waren Schüsse zu hören. Sie zuckte zusammen, während er sie gut festhielt. „Cyra....“ Sein Blick schweifte nach draußen, das Fenster war in Cyras Eile offen geblieben. Er sah auf die vielen Hochhäuser und die Fabriken... auf die graue Straße, auf denen er Männer mit Waffen sah, die aufeinander schossen, aber auch ein paar Passanten, die versuchten sich in der nächsten Haustür zu verstecken und ihr Leben zu retten. Bald traute sich auch Cyra hinaus zu schauen. Es war einfach grausam. Endlich hörte sie die Sirenen von Polizeiautos, das erste Geräusch was ihr Hoffnung brachte. Was für eine Ironie, diese schrillen, sich ins Ohr bohrenden Töne, die versuchten auch in die letzten Hirnzellen zu dringen und diese zu erschüttern, diese Sirenen, brachten die einzige Hoffnung auf Erlösung. Und nicht einmal sofortige Erlösung. Wären die Polizisten erst hier, würde die Schießerei noch stärker werden, sie wusste nicht, wie sie alle diese Schüsse und Geräusche im allgemeinen noch aushalten sollte. Sie war am Ende ihrer Kräfte, ihr Körper zermürbt von den vielen Schrecken, die sie indirekt miterleben musste. Aber es sollte noch schlimmer werden. Kapitel 1: Loose + Hate ----------------------- -Loose- Es waren einige Wochen vergangen. Die Schule hatte wieder begonnen... und ihre Eltern waren noch nicht von der Arbeit im Ausland zurückgekommen, dabei wollten sie am Wochenende vor Ferienende mit Cyra in den Vergnügungspark gehen, auch wenn sie nicht sehr viel Geld hatten. Aber es war schon Mittwoch und Cyra auf dem Nachhauseweg. Sie dachte darüber nach. Ihre Eltern hatten nicht mal angerufen. Wenn sie sich sowas leisten würde, würde es gleich Hausarrest hageln. Sie schaute etwas bockig. Ihre Eltern könnten was erleben, wenn sie wiederkamen. Cyra ging die Straßen entlang. Es war ein heller Sommertag, die Straßen prächtig geschmückt mit kleinen Läden und ab und zu ein paar Villen mit kleinen süßen Vorgarten, die aber alle gleich aussahen. Eine rege Menschenmenge war hier anzutreffen. Die Straßen waren neu saniert und die Bäume auf den Fußgängerwegen strahlten das frische Leben aus. Es war einfach herrlich. Sie lies sich den Wind um die Nase pfeifen, ihr kastanienbraunes, langes Haar wehte im Wind daher. Sie lies es sich gefallen, dass ihr Pony fast das ganze Gesicht bedeckte während des sanften Lüftchens und ihr so die Sicht nahm. Das alles hier war viel schöner, als das Viertel, in dem sie wohnte. Deswegen gerade ging sie gerne hier entlang. Es graute ihr richtig davor, auf die Straßen vor ihrer Wohnung zurückzukehren. Aber eine andere Wohnung hatten sie sich nicht leisten können. Langsam wurden die Straßen dunkler, die Häuser höher und kein Sonnenstrahl, und kämpfte er sich noch so durch die kleinsten Ritzen, traf mehr auf ihre zarte Haut. Es fröstelte ihr leicht und sie zog eine Strickjacke über. In den Straßen tauchten die ersten Risse auf, sie ging an einigen leer stehenden Häusern vorbei, die leeren, dunklen Fenster schienen sie anzustarren. Die Straße war nun so gut wie leer, ein paar vertrocknete Bäume standen und zeugten von dem alten Reichtum dieses Viertesl. Früher waren sie glanzvoll, jetzt einfach nur noch ein Armutszeugnis. Der Wind blies auch hier, aber er war kühler, geheimnisvoller, so als kündige er baldige Gefahr an. Indem er so blies, trieb er den Müll durch die Straßen. Ein Stück Papier schwebte an Cyra vorbei. Ein Mensch, der sich ebenso hier her verirrt hatte, wie sie, lief an ihr vorbei, eiligst, ohne einen Blickkontakt zu wagen. Sie sah ihm auch nur kurz hinterher. Alle Menschen hier wirkten fehl am Platz, alle verirrt, denn welcher Mensch gehörte in so ein Friedhofs-Viertel? Mit ihrem Schlüssel öffnete Cyra, endlich angekommen, die schwere, aber doch sehr beschädigte Eichentür zu ihrem Wohnhaus. Sie drückte die knarrende Tür auf und trat in den Hausflur, lief die Treppen hinauf, bis in das 10. Stockwerk. Das Haus hatte bis zu 20 Stockwerke. Sie war froh soweit oben die Wohnung zu haben, da fühlte sie sich doch sicherer, als im 1. Stock. Eiligst rannte sie von ihrer Wohnungstür zu der Gegenüber und klingelte Sturm. Ein großgewachsener Mann, Anfang 20 öffnete ihr. Er hatte ebenfalls kastanienbraunes, kurzes Haar und schaute mit seinen giftgrünen Augen hinunter zu Cyra. Diese Augenfarbe war einzigartig, das hatte Cyra immer so empfunden. „Fukou! Haben sie angerufen?!“, wollte sie gebannt, vielleicht auch etwas besorgt wissen. Fukous Gesichtsausdruck machte sie ängstlich. Sein Schweigen war noch schlimmer. Dann erhob er endlich die Stimme, nachdem er bedauernd den Kopf geschüttelt hatte. „Es tut mir leid Cyra... Willst du hereinkommen? Ich hab was leckeres gekocht... und nach dem Essen kann ich dir bei deinen Hausaufgaben helfen!“, bot er an und lies das Mädchen eintreten. Sie lies ihre Tasche auf den Boden plumpsen und hängte ihre Strickjacke eiligst an den Haken, schlüpfte im Stehen aus ihren Schuhen und ließ sie kreuz und quer liegen, ehe sie in die Küche ging. Ja sie fühlte sich wirklich zuhause, sie war schon sehr oft hier gewesen. „Ich mache mir wirklich Sorgen... was kann passiert sein... was meinst du Fukou?“, fragte sie, während sie sich setzte. Fukou machte sich nichts aus der Unordnung, die Cyra im Eingangsbereich hinterlassen hatte und stand nun auch in der Küche, wo er ihr gleich etwas auftat von seiner gekochten Suppe. „Mach' dir keine Sorgen Cyra... sie waren doch schon oft länger weg... Oft geht ihnen das Geld aus und das kann auch der Grund sein, dass sie noch nicht angerufen haben. Ich bin sicher, dass es ihnen gut geht.“ Cyra aß etwas murrend. Fukou merkte das schon. Er setzte sich und sah ihr lächelnd beim Essen zu. „Du stimmst mir doch zu oder Cyra? Ich bin sicher du bist dir dem bewusst, was ich dir gerade gesagt habe... ist es wegen dem Vergnügungspark? Wenn du willst, kann ich da mit dir hingehen?“ Cyra aß schnell auf und verschwand dann auch so schnell es ging aus der Wohnung, ohne darauf etwas zu erwidern. Nur ein leichtes Grummeln war von ihr zu vernehmen. Wieder in der Wohnung legte sie sich ins Bett und starrte die Decke an. „Was denkt er sich?“ Wie egoistisch sollte sie sein nur wegen dem Vergnügungspark so zu reagieren? Sie war doch keine 6 mehr! Sie machte sich wirklich ernsthaft Sorgen und Fukou tat das so einfach ab. Grummelnd legte sie sich auf die Seite und schlief ein. Bald würden die Schießereien wieder losgehen. Und da wollte sie nicht wach sein und den schrecklichen Geräuschen lauschen, vielleicht wachte sie ja nicht auf, wenn es soweit war, schließlich war sie die Tumulte unten schon gewöhnt. Es waren nun schon 2 weitere Wochen vergangen, und kein Anruf. Dann, es war an einem Freitag, kam ein Anruf, aber nicht von den Eltern. Die Polizei hatte bei Fukou angerufen. Nachdem Cyra die Nachricht gehört hatte, war sie in ihr Bett verschwunden, hatte die Tür verbarrikadiert und war in Tränen ausgebrochen. Die Polizei der Freund und Helfer... Die Sirenen als Hoffnungsträger... pah... Cyra starrte vor sich hin, die Wand an, als sie fertig mit weinen war. Was hatte sie nur getan dass ihr solch ein Schicksal ereilte? Und wieso waren ihre Eltern erst jetzt gefunden worden? Tod... auf einer Baustelle, irgendwo weit weg von ihr. Nun waren sie nicht mehr da, und die Leichen hatte sie nicht mal in der Nähe. Es hieß sie müssten zu „Untersuchungszwecken“ in der Pathologie bleiben. Welche Untersuchungen bitte? Die Beiden waren auf einer Baustelle gefunden worden... was sollte man bei einem Unfall denn untersuchen? Es war doch ein Unfall? - Ja, beim Anruf war eindeutig gesagt worden, dass es ein Unfall gewesen war. „Mama... Papa...“ Und was sollte jetzt mit ihr werden? Cyra war tief in Gedanken, als sie wieder die Schüsse hörte. Doch sie blieb liegen und versteckte sich nicht. Drei Tage später, Cyra war nicht herausgekommen und so auch nicht zur Schule gegangen, hämmerte es an ihrer Wohnungstür. Es war Fukou. „Cyra... Im Schreiben, dass deine Eltern für Notfälle zurückgelegt hatten, steht eidestattlich, dass ich das Sorgerecht für dich übernehmen soll...“ Cyra hatte keine anderen Familienmitglieder. „Ich nehme es an, ich kümmere mich gerne um dich... die Wohnung hier müssen wir aber aufgeben, ich kann nicht zwei Wohnungen tragen weißt du... Cyra?“ Erst jetzt hob sie den Kopf. Sie setzte sich auf, zog ihre Hausschuhe an und erhob sich. „Mach, was du willst...“ Damit ging sie ins Bad und duschte sich. -Hate- Es waren einige Tage vergangen. Fukou hatte Cyras Einrichtung in seine Wohnung verfrachtet, ein paar Sachen hatten sie auch wegschmeißen oder verkaufen müssen, obwohl man für diese verrotteten Möbel nicht viel bekam. Doch Cyra konnte relativ viel behalten. Aber das war ihr auch egal gewesen. Sie war immernoch nicht ganz über die Sache hinweg, vermutlich würde sie das nie sein. Sie hatte sich nicht mal richtig verabschiedet. Der Abschied bestand aus einem kleinen Küsschen, aus einer Warnung ihrer Eltern, dass sie sich ja gut benehmen sollte und aus einer Standpauke und Anklage von der Seite Cyras, die ihre Eltern beschuldigte zu viel zu arbeiten und sie in den Ferien mutterseelenallein zu lassen in diesem 'Hauptquartier für Schwerverbrecher'. Ihre Eltern konnten ihr nur noch versprechen, dass Fukou auf sie aufpassen würde, und dass sie ja noch das letzte Wochenende der Ferien miteinander verbringen konnten. Mit dem neuen Geld würden sie sogar mal in den Vergnügungspark gehen können. Von wegen Geld... von wegen Vergnügungspark... wären ihre Eltern doch nur nicht gegangen. Nun hatte Cyra weder ihr Geld, noch ihre Eltern.... da war nur Fukou, den sie zwar gut kannte, und dem sie auch dankbar war, aber ihre Eltern konnte er irgendwie nicht ersetzen. Tagelang hing sie vor dem Foto ihrer Eltern herum, vernachlässigte die Schule und erwartete gebannt die Antwort auf Fukous Anfrage. Er hatte darum gebeten, die Leichen von Cyras Eltern doch bald hierher zu fliegen, damit Cyra sie wenigstens ordentlich beerdigen und dann auf dem Friedhof besuchen konnte. Doch die Polizei und Behörden ließen sich unwahrscheinlich viel Zeit zu antworten... Ob sie das überhaupt jemals vorhatten? Cyra wurde älter, sie wuchs ohne ihre Eltern bei Fukou auf. Trotzdem war sie oft bei den Schießereien allein, wenn Fukou noch in der Universität herumsaß und büffelte. Doch sie hatte gelernt damit umzugehen. Bei jedem Geburtstag wurde sie an ihre Eltern erinnert, aber sie auf dem Friedhof besuchen konnte sie leider nie. Mit 16 schenkte Fukou ihr einen Pieper, für ein neues Handy war kein Geld. „Hiermit klingelst du mich an, wenn du mal in ernster Gefahr bist“ Er dachte es würde sie beruhigen und ihr mehr Sicherheit geben, aber Cyra fühlte sich damit überhaupt nicht sicherer. Wenn sie schon in ernster Gefahr sein sollte... Trotzdem lächelte sie und bedankte sich. Cyra lächelte sowieso sehr viel in letzter Zeit. Fukou machte das Sorgen, aber er hatte genug zu tun mit der Uni. So war er auch nicht da, als Cyra eines Tages von der Schule heimkam und es draußen gerade wieder laut zu knallen begann. Sie zuckte leicht zusammen- wie sie Waffen hasste! Und Fukou war auch nicht da, sie fragte sich, was er eigentlich immer so lange machte. Sie jedenfalls kochte für die beiden und lies sich dann auf der Couch vor dem Fernseher nieder. Sie aß und starrte dabei stirnrunzelnd den Fernseher an. Sie war oft nachdenklich in letzter Zeit. Was sollte sie jetzt machen? Sie hatte sich das nie überlegt. Bald war sie aus der Schule draußen und sie hatte keine Eltern, die sie nach dem richtigen Weg fragen konnte... sie waren für immer weg... aber warum konnten ihre Leichen nicht zurückgebracht werden? Was hatte das alles auf sich? Ob es sich nicht um einen natürlichen Tod der Beiden handelte? Leise seufzte sie. Auf einmal rumste es ganz laut. Das Haus wurde erschüttert. Cyra erzitterte, ihre Nackenhaare sträubten sich. Was war das? Sie hörte Schritte und Schüsse – im Treppenhaus! Ängstlich sah sie zur Tür, ehe sie hörte, wie jemand an der Tür herumfummelte, die Klinke ab und aufdrehte und schließlich hörte sie einen Schuss. Aber Cyra war schon lange verschwunden. Sie hatte nicht lange gezögert, sondern war in das nächste Zimmer, das Schlafzimmer von Fukou geflüchtet und hatte sich unter dem Bett verkrochen. Ein großgewachsener Mann stolzierte durch die aufgeschlossene Tür und Cyra hörte wie Personen die Wohnung erkundeten. Das Trampeln und Wühlen hatte kein Ende. Schließlich wurde die Tür vom Schlafzimmer geöffnet. Der hochgewachsene Mann trat ein. Er trug schwarze Springerstiefel und Cyra konnte von ihrer Lage unter dem Bett ein schwarzen Jeansansatz erkennen. Was machen die hier? Was zum Teufel versprechen sie sich von diesem Besuch? Der Mann spielte an der Tischschublade herum, das hörte sie am Poltern. Es war ein alter brauner Eichentisch und die Schublade war verschlossen, also hockte sich der Mann hin, um am Schloss herum zu manipulieren. Dadurch sah Cyra etwas mehr von ihm. Selbst hockend war der Mann noch riesig. Cyra schätzte ihn vielleicht so auf 2,20m. Von hinten sah sie seinen Haaransatz. Er hatte dieselben braune Haare, wie Fukou, aber noch einen ganzen Tick dunkler, fast schwarz. Außerdem hatte der Mann viel weniger Haare, nur oben auf dem Kopf ein paar und er sah viel ungepflegter aus. Sein schwarzes Hemd war ganz knittrig und hing halb in der Hose, und wiederum halb heraus. Und sein widerlicher Gassengeruch erreichte sie bis hier hin unter das Bett. Kurzzeitig hörte er auf am Schloss herumzufummeln und drehte sich um. Cyra hatte Angst, dass er sie bemerkt hatte und zuckte zurück. Doch er drehte sich, zu ihrer Beruhigung wieder um. Sie hatte kurz einen Blick auf sein Gesicht erhascht, er hatte einen 3-Tage-Bart und trug eine schwarze Augenklappe. Schließlich widmete sie sich wieder ganz dem Boden und versuchte etwas unauffälliger zu sein, bis der Mann abgelöst wurde und mit den anderen Männern verschwand. Sie aber atmete einmal tief durch und kroch unter dem Bett vor, als sie mit ihrem Fuß gegen etwas an der Wand stieß und unter das Bett schaute. Ein komischer Koffer war ihr im Weg gewesen. Vielleicht hatte der Mann danach gesucht? Aber wie sollte er.... was sollte da schon drin sein? Neugierig zog sie das kleine Aktenköfferchen hervor und öffnete es ohne Probleme. Wertvolles konnte nicht drin sein, wenn der Koffer nicht zugeschlossen war, oder? Sie öffnete den Koffer und schob ihn dann kurz aufkreischend von sich. Starr war ihr Blick auf das Objekt im Koffer gerichtet. Eine Weile saß sie so da, dann schaute sie nach draußen. Es war in der Zwischenzeit, in der sie unter dem Bett gewartet hatte, Nacht geworden. Dann ging ihr Blick wieder zum Koffer. Wieso zum Teufel hatte gerade Fukou sowas? Wieso hatte Fukou Schusswaffen unter seinem Bett versteckt? Wortlos stand sie auf und ging schleunigst in ihr Zimmer, die Waffen ließ sie so da liegen. Sie war stink wütend, da konnten nicht einmal die Grauen der Nacht sie zurückhalten. Sie hasste Waffen, die Schüsse und die Unruhen hatten ihr soviel Angst gemacht. Sie hatte ein richtiges Trauma. Sie hasste das unsinnige Töten und Waffen sowieso. Und das Fukou sowas auch hatte, das enttäuschte sie doch sehr. Cyra packte ihren Rucksack mit ihren Schulsachen, mit viel Essen und mit ein paar Kleidungsstücken. Sie zog sich außerdem noch viel an, eine dünne und eine dicke Hose, ein Top, Shirt, Pullover und zwei dünne Jacken, ehe sie eine dicke Felljacke da drüber anzog. Sie schulterte den Rucksack und einen Schlafsack. Dann verschwand sie aus der Wohnung, aus dem Haus und ging weit weit weg, durch die viel zu gespenstisch ruhigen Straßen. Kapitel 2: A new Life: New Findings + A new Social Enviroment + A new community/Family -------------------------------------------------------------------------------------- 2. Kapitel: -A new Life- -New Findings- Da war sie nun, völlig auf sich allein gestellt. Zuerst war sie etwas umher gewandert, hatte sich eine alte Überdachung gesucht und war anschließend die nächsten Tage ziellos umhergezogen. Was sollte sie jetzt mit ihrem Leben anfangen? Ihre Eltern waren tot, die Leichen auf seltsamer Weise von ihr ferngehalten. Und ihr jahrelanger Freund, der auf sie hatte aufpassen sollen war im Besitz von Waffen und seltsame Männer durchsuchten seine Wohnung. Sie hatte einfach zu viel Pech gehabt in letzter Zeit. Das wurde ihr jetzt gerade in diesem Moment nur zu schmerzlich bewusst. Wieso das alles? Was hatte sie denn gemacht? Ihr Weg führte sie zum Rande der Stadt. Ihr war klar, dass Jammern sie nicht groß weiterbringen würde. Hier draußen wehte der Wind etwas kühler, die frische Luft tat sehr gut und ihre Gedanken klärten etwas auf. Sie würde ihren Eltern folgen, sie wollte sich endlich richtig verabschieden und gefälligst herausfinden, wieso sie nicht so zu ihnen konnte. Cyras Heimatstadt hatte viele Hinterhöfe, auch viele verlassene. Sie lagen wie verwinkelte und dunkle Nebengassen zwischen riesigen Hochhäusern, durch deren Fenster und Räume schon längst nur noch der Wind zog. Ebenso wie jene Hinterhöfe, war dieser hier. Ein paar Pfützen waren vom letzten Regen übrig geblieben, das Wasser lief hier nur sehr schwer ab. In ihnen lag Müll und Dreck und die Mäuse und Ratten huschten an ihnen vorbei. Hier hatten die Tiere nichts zu befürchten, das wussten sie, denn der Hinterhof war verlassen und unbedeutend, an dem heutigen Tag würde ihm aber eine besondere Bedeutung zukommen. Ein Platschen erklang, als der gestiefelte Fuß eines großgewachsenen Braunhaarigen eine der Pfützen zum Schwingen brachte. Gestern war er in seine Wohnung gekommen, durchwühlt von irgendwelchen Leuten, sein Koffer mit den Waffen war trotzdem noch da, aber Cyra dafür weit weg. Er hätte nicht so unvorsichtig sein sollen und die Waffen dort unten liegen lassen sollen. Er hätte wissen sollen, dass Cyra allergisch darauf reagieren würde und nun... „Was ist mit dem Mädchen, Fukou?“, fragte eine Stimme aus dem Schatten eines der Hochhäuser heraus. Ein etwas kleinerer Mann in einem schwarzen Anzug und mit kurzen blonden Haaren trat heraus. Mit seiner schrumpeligen Nase und der trotz seines jungen Alters- er war gerade mal 30- schrumpeligen alten Haut, war er eine Figur, die nicht gerade dem Schönheitsempfinden der Leute entsprach. „Kümmere dich nicht darum, ich bin sicher von ihr geht keine Gefahr aus. Lass uns lieber über die Geschäfte reden“ Zur gleichen Zeit war Cyra am Flughafen angekommen. Sie hatte sich daran erinnert, dass ihr Vater irgendwas von Übersee gesagt hatte. Und jetzt wusste sie auch wieder in welcher Stadt ihre Eltern arbeiten wollten. Sie hatte ihr letztes Geld aus ihren Hosen und Taschen und von ihrem Sparkonto zusammen gekratzt. Für einen Flug würde es wohl noch gerade so reichen. So ging sie zum Schalter und hatte Glück: Jemand war abgesprungen, sie könnte schon in zwei Stunden der Fährte ihrer Eltern folgen. Am Abend war sie dann schon mit dem Flugzeug gelandet. Sie trat aus dem Flughafen heraus und sah hoch in die Abendsonne. Erst einmal wollte sie ihre Eltern sehen. Sie fragte im Taxistand nach, wo die nächste Polizei sei und machte sich relativ hungrig auf den Weg. Doch das hier war jetzt erst einmal wichtiger. Sie hätte nicht gedacht, dass es so leicht sein würde. Die Polizei hatte ihre Eltern nur hier behalten, weil sie noch etwas nachforschen wollten und vorsichtshalber ihre Eltern zu weiteren Untersuchungen hier haben wollten. Nachdem Cyra also ihren Ausweis gezeigt hatte, wurde sie in ein Büro geleitet und sollte warten. Cyra sah sich etwas um. Auf dem Tisch stand ein Foto, auf dem ein Mann mit leichtem Bartwuchs, blonden struppeligen Haaren und zerknittertem Hemd mit seiner Familie zu sehen war. Zwei kleine Kinder hatte er bei sich und seine Frau neben ihm, ebenfalls mit blonden Locken, hielt noch ein kleines Kind in den Armen. Neben dem Bild waren fein säuberlich Bleistifte aneinander gereiht und auch um den PC herum war alles blitzblank. Das konnte man vom Rest des Büros leider nicht behaupten. Auf dem Boden stapelten sich Papierbögen und Akten. Und muffig roch es auch leicht, Cyra sah für sich den Grund in dem auf dem Fensterbrett stehenden Aschenbecher und der Tasse auf dem Tisch vor ihr, in der der alte Kaffee vor sich hindümpelte. Gerade als sie ihren Blick von der Tasse gelöst und angeekelt in ihre Taschentuch geschnaubt, sowie das Fenster geöffnet hatte, kam eben dieser Mann vom Foto herein. „Oh du hast frische Luft hereingelassen ja?“ Der Mann konnte ihre Sprache sprechen, aber leider nicht ohne ein paar Fehler einzubauen. Seine Stimme klang sehr tief, wie ein Kontrabass. Er lächelte, bot ihr noch einmal den Stuhl vor seinem Tisch an und setzte sich. „Du musst entschuldigen meine Unordnung...“, meinte er leicht verlegen, wurde rot und konnte so fast süß aussehen. Cyra fand seine Stimme passte nicht zu diesem Aussehen. Er sah eher aus wie ein junger zerstreuter Professor und seine Stimme erinnerte an einen alten Mann dessen Stimmbänder durch die letzte OP völlig zerstört worden waren. „Macht nichts“, sagte sie, wie ein kleines liebes Mädchen und strich ihr langes Haar nach hinten. „Also du Cyra ja? Ich sein Mr Inspector-Junior, Mr Chô mich alle nennen.“- „Freut mich Sie kennenzulernen, Mr Chô!“ Sie fühlte sich etwas unwohl, weil sie nicht so recht wusste, was sie hier sollte. „Also Sie wissen nicht warum Eltern tot? Das mir leidtun. Wir dachten ihr Mr Freund haben weitergesagt...?“ Cyra stutzte. Fukou wusste alles? Oder hatten die lieben Herren sich in der Nummer vertan? Bei diesem zerstreuten Möchtegern-Inspector konnte sie sich das ganz gut vorstellen. „Es tut mir leid Ihnen das so jetzt zu sagen Miss Cyra, aber ihre Eltern scheinen nicht natürlichen Todes gestorben sein – Überhaupt nicht natürlich!“ Cyra erschrak. „Was wollen Sie damit sagen?“ - „Es scheint jemand haben nachgeholfen, jedoch Sie sich keine Sorgen machen, wir alles aufklären!“ Cyra musste sich zusammenreißen, nicht lauthals loszulachen. Und das hier war sicher nicht zum Lachen. Wann waren ihre Eltern gestorben? Sie war fast 13 gewesen... und jetzt war sie knapp 17... wie lange wollten sich diese Leute eigentlich Zeit nehmen, den Tod ihrer Eltern aufzuklären? „Miss Cyra. Sie mir zuhören?“ Eine Stimme und leichtes Rütteln riss sie aus ihren Gedanken. Chô lächelte lieb. „Sie wollen Eltern jetzt sehen?“, wiederholte er, was er anscheinend schon mal gefragt hatte. Cyra nickte nur stumm und sparte sich jedes weitere Kommentar. Zusammen gingen sie raus aus dem Büro - aus dem schrecklich muffigen Büro. Cyra war auch schon ohne den Gestank schlecht. Wer könnte ihre Eltern auf dem Gewissen haben? Und wieso hatte Fukou ihr nichts gesagt? Oder war das alles nur der Inkompetenz der Polizei zuzuschreiben? Vielleicht vermuteten sie sogar auch falsch, dass ihre Eltern getötet worden waren. Nach einem, so schien es Cyra, endlosem Weg, waren sie in der Leichenhalle angekommen. Sie bekamen beide einen Mundschutz und die Pathologin, eine etwas dickere Schwarzhaarige, öffnete ihnen die zu den zwei Leichen gehörenden Kühlkästen. Cyra konnte es kaum fassen. Sie hatte ihre Eltern so lange nicht gesehen. So konnte sie sich jetzt wenigstens verabschieden. „Ahh ich da noch was haben“ Chô ging kurz zu einem anderen Schubfach und holte eine Tüte mit Beweissachen heraus. „Hier das wir nicht mehr benötigen“ Er gab Cyra eine Kette mit einem Medailon, das früher ihrer Mutter gehört hatte - sie erkannte es sofort wieder. Das bedeutete ihr viel. Chô war nett, auch wenn er ein Trottel war. „Dankeschön!“, meinte sie deshalb auch erfreut. „Danke für alles... nur.. eins noch: Können sie mir sagen für welche Firma meine Eltern gearbeitet haben?“, fragte Cyra ganz wie nebenbei. „Huh... Warum wissen wollen? Klage erheben? Naja die Firma heißen naja ich glaube...“ Er schien in seinem verwirrten Hirn zu suchen. „Genau Bauwerk1A hießen sie...“ Cyra nickte. „Okay also danke noch einmal...“ Sie sah zu ihren Eltern. Tschüss Ein Abschied für immer... Cyra verkniff sich die Tränen und ging dann, nachdem sie ihre Maske zurückgegeben hatte. Die Nacht verbrachte Cyra in einem leer stehenden Haus, gebettet auf ihren Jacken und Pullovern. Das ging, weil es hier viel wärmer war als bei ihr zu Hause. Sie dachte an ihre Eltern zurück und starrte dabei ins Dunkle. Sie war einsam und leicht geschockt. Alle Gefühle, die sie im Revier zurückgehalten hatte kamen jetzt ans Licht. Ihre Eltern – vermutlich ermordet. Fukou - der Waffen unter seinem Bett hatte. Was konnte noch schlimmer werden? In ihr war eine tiefe Traurigkeit, aber auch das dringende Bedürfnis Licht ins Dunkle zu bringen. Es war wie in der Wissenschaft: kaum hatte man das eine Rätsel gelöst, kamen viele tausende mehr Rätsel ans Licht. Alles was ihren Geist beruhigen konnte, war der Schlaf, in den sie sich langsam weinte. Für Frühstück war weder Zeit noch Geld. Am nächsten Tag sollte es gleich weitergehen. Sie hatte 4 Jahre lang getrauert, jetzt war es Zeit zu handeln. Vielleicht würde es ihr leichter fallen, wenn alle Unklarheiten beseitigt wären. Sie packte ihre Sachen und ging in eine Telefonzelle, wo sie die genannte Firma suchte und auch viel zu einfach fand. Sie schrieb sich die Adresse des zugehörigen Büros auf und machte sich sofort auf den Weg. Das Büro lag ziemlich abgelegen von der Stadtmitte, wo die Häuser schon etwas heruntergekommen aussahen, doch an das Niveau ihres Viertels, kam sowieso nichts heran. Selbstbewusst ging sie durch den Eingang, ohne sich eigentlich überlegt zu haben, wie sie vorgehen wollte. Schließlich wollte sie etwas Privates erfahren, die vergangenen Projekte der Firma anschauen. Aber sie hatte schon bald eine Idee. Ohne zu zögern, ging sie auf einen Tisch zu, an dem ein Berater saß. Den Großteil ihrer Sachen hatte sie lieber in einer Seitengasse gut versteckt und die Haare etwas zurecht gekämmt, sie wollte ja nicht wie einer aus der Gosse aussehen, sonst würde man sie sofort durchschauen. „Ich will ein Haus bauen lassen, das Grundstück habe ich schon. Los stellen Sie mir schon was vor!“, meinte sie ziemlich ungehalten und wollte damit nur ihr kindliches Aussehen wettmachen. Sie trug ein blaues Kleid ohne Ärmel mit einer Schleife hinten und eine Bluse darüber. Und die langen Haare machten sie auch nicht gerade älter. Aber die Frau hatte nichts auszusetzen. „Hier haben sie einige Modelle, wir haben auch befreundete Banken, die gerne Kredite vergeben“, erwähnte die Frau schon einmal. Im Gegensatz zu Cyra hatte sie kurz geschnittenes, blondes Haar und einen schwarzen Buisnessanzug, ihre Lippen waren übermäßig rot geschminkt und übermäßig voll, ihre Brüste nicht gerade weniger klein. Cyra fragte sich ehrlich, welchen Mann sie damit übers Ohr hauen wollte, diese Mrs Baby. Der Name stand auf einem Schild, das sorgfältig über ihrer linken Brust hing und die Vermutung Cyras nicht gerade widerlegte. „Das Haus sieht ja ganz nett aus, aber das findet man auch im Internet, eigentlich wollte ich mir einige erfolgreiche Projekte von Ihnen ansehen, um mich von ihrer Kompetenz überzeugen zu können, nicht nur Fertigprodukte, einfach die Aufzeichnungen, um ihre Professionalität zu überprüfen.“ Mrs Baby schien da nicht der Ansicht zu sein. Sie hob nur eine Augenbraue und überlegte. Bei jedem anderen Kunden vielleicht. Aber bei einem kleinen Mädchen? „Na gut, einer wird sicher drin sein.“ Cyra betete. Bitte, bitte lass mich nur einmal Glück haben. Da Cyra genau wusste, dass sie so gut wie nie Glück hatte, beobachtete sie Mrs Baby genau. Die Frau stand auf und ging zu einem der vielen Safes herüber, den sie aufschloss, und die geheimen Akten herausholte. Natürlich war die Frau nicht so doof, das zu nehmen, was Cyra suchte, weil jeder Unfall in der Akte vermerkt werden musste. Und wieso unnötig den Ruf der Firma ankratzen? Cyra beobachtete die Akte scheinbar interessiert, aber versuchte eigentlich nur ihren Hinterkopf anzustrengen. Dann sah sie auf das Medailon und tat so, als würde die Zeit darauf vermerkt. „Oh schon so spät? Ich hab einen Termin!“, meinte sie scheinbar im Stress, während die Frau nur ihre Augenbrauen hob. Dieses Mädchen war ja nun auch ohne Termin hier herein geplatzt. „Gut wollen Sie denn hier jetzt einen nächsten Termin haben?“ Cyra überlegte scheinbar. „Hm.. nein ich hab einen ziemlich vollen Kalender und denke, wenn ich ihn nachher nicht wahrnehmen kann sind sie böse... aber ich bin sicher morgen findet sich eine Stunde, wo ich wieder herkommen kann.“ Damit stand Cyra auf. „Also bis morgen!“ Es wurde Abend. Das Meer rauschte und die Möwen flogen zu ihren Schlafplätzen, die Sonne ging im Meer unter und färbte es Clementinen-orange. Durch die Belichtung erschienen die Schiffe von weitem nur noch wie schwarzfarben. Ein etwas größeres Boot legte an und ein ebenso nun schwarzfarbener Mann stellte seine Füße auf die schwarzfarbene Rehling. Man konnte ihn fast kaum erkennen von weitem. Nur kurz fiel ein Hauch Licht auf seine Schuhe und im Schwarz leuchteten seine Nocken und die Schnürsenkel leicht auf, sodass man schwarze Springerstiefel oder auch Doc Martens erkennen mochte. Ein paar weitere Männer stiegen aus. „Super, Männer! Nun sind wir also wieder ein Stückchen weiter, stoßen wir uns ins Getümmel!“ Die Leute jubelten. Ein wenig später in der Nacht, aber nur ein paar Meter weiter, stand Cyra erneut vor dem Büro von Bauwerk1A. Tief atmete sie durch. Was sie nun vorhatte war Unrecht, und Cyra hatte noch nie etwas Unrechtes getan. Sie verabscheute Leute, die irgendwo einbrachen und herumschnüffelten. Genau deswegen zögerte sie auch sehr lange, was vielleicht weniger taktisch war. Sie war schon seit 11 Uhr hier, nachdem das Büro, sie hatte es beobachtet, um 9 abgeschlossen wurde. Jetzt kündigte ein weit entfernter 12facher Glockenschlag ihr die nächste Uhrzeit an. Wie sollte sie überhaupt vorgehen? Nach langem Überlegen versuchte sie sich einfach mal am Schloss. Sie war keine gute Einbrecherin, fiel ihr dabei auf. Dann sah sie durchs Fenster. Es einschlagen? Unsicher sah sie sich um. Dann hob sie einen Stein an und warf ihn hinein. Es war ganz schön laut. Aber die Leute waren das anscheinend gewohnt und vermuteten nichts Schlimmes dahinter. Und das erste Mal hatte sie wirklich Glück: die Firma schien hier nichts allzu Wichtiges verstecken zu wollen , das Meiste war ja auch ein zweites mal abgeschlossen. So ging auch keine Sirene oder sonst ein Warnmelder los. Vorsichtig steckte sie die Hand durch das Loch und öffnete die Tür von innen. Endlich war sie dann im Raum und fühlte sich jetzt schon ganz mies. Sie sah sich um und entdeckte jedenfalls keine Kameras. Kameras beobachteten Cyra gewiss nicht, dafür aber ein Mann, der aus den Büschen mit einem Fernglas zu ihr herüber sah. So ein kleines Gör., dachte sich der Mann und hätte sie, wäre es ihm erlaubt, sofort hier und jetzt erschossen. Cyra war inzwischen am nächsten Schloss gescheitert. Verzweifelt durchsuchte sie alle Schubfächer und suchte nach einem zufällig liegen gelassenem Schlüssel. Wieder sah sie zum Kasten. Okay, so schwer konnte das nicht sein, oder? Sie versuchte, sich irgendwie an bekannte Filmstellen zu erinnern: Mit einer Karte, einfach hineinfahren und schon würde das Schloss aufgehen. Sie nahm also eine der vielen, harten Visitenkarten vom Bürotisch und versuchte sich erneut an dem Schloss. Dabei erkannte sie mal wieder, dass Filme nicht immer die Wahrheit gepachtet hatten. Sie rüttelte die Karte hin und her doch nichts tat sich. Sie war kurz vor dem Aufgeben, weinte und kugelte sich leicht zusammen. Die Kirchenuhr schlug bereits eins. Sie nahm das Medaillon in die Hand und betrachtete es. Darinnen war ein Bild ihrer Eltern und ein Bild von ihr, als sie klein war. Sollte alles umsonst gewesen sein? Nein! Sie wischte ihre Tränen weg, schloss das Medaillon und versuchte es wieder und wieder, bis das Schloss mit einem Klacken aufging und die Tür aufsprang. Cyra freute sich, und weiß Gott, sie hätte nie gedacht, dass sie sich jemals darüber freuen würde, ein Schloss geknackt zu haben. Schnell nahm sie die Akten heraus und sah alle samt durch. Bald stieß sie auf das Bild ihrer Eltern. Sie kopierte sich alles, was sie als wichtig erachtete, schloss alles wieder ordentlich zu und verschwand dann aus der Tür wieder heraus, als die Uhr gerade 3 schlug. Der Mann und unwissentlich für ihn, auch andere, beobachteten Cyra, wie sie mit ein paar Blättern aus dem Haus hinaus ging, und um die nächste Ecke in eine der vielen dunklen Seitengassen verschwand. Jeder der Herren, machte sich zu dem Zeitpunkt andere Gedanken darüber, wobei einer ganz schön schief gewickelt war. Cyra las sich in ihrem vorläufigen Nachtrevier die kopierten Akten durch ohne zu wissen wonach sie eigentlich suchte. Ein Hinweis vielleicht? Ein Mitarbeiter der verdächtig aussah? Nichts... Bald fiel sie in einen langen tiefen Schlaf. Die Nacht war wirklich sehr lang und anstrengend gewesen, so viel neues, an das sie sich erst gewöhnen musste. Und dabei war das noch lang nicht alles Neue, was auf sie zukommen würde. Cyra schlief bis zum nächsten Abend, wobei sie ihr Hunger bald aufweckte. Sie spürte ihn, tief in ihrem Körper. Zwei Tage hatte sie schon nichts mehr gegessen. Sie seufzte auf und nahm sich aber erst einmal vor zu der ehemaligen Baustelle zu gehen, was sie mitsamt ihrem ganzen Gepäck dann auch tat. Etwas verfolgte sie, beobachtete sie, selbst während sie geschlafen hatte. Gut, dass Cyra davon nichts ahnte, sie wäre total panisch geworden. Mit knurrendem Magen machte sie sich auf und war bald an der ehemaligen Baustelle angekommen. Da war nichts mehr von Baustelle. Ein großer Gebäudekomplex stand da vor ihr. Er erstreckte sich weit in die Höhe. Dort war ein kleiner Einkaufsladen eingezogen und daneben ein Discounter und ein Technik-Laden. Dahinter waren verschiedene Ärzte mit ihrer Praxis eingezogen. Trotzdem guckte Cyra sich um. Vielleicht war da ja irgendwas, was die Polizei übersehen hatte. Professionell war sie ihr eh nicht vorgekommen. Cyra musste bald aufgeben. Es gab nichts. Was hatte sie sich von der ganzen Anstrengung nur versprochen? Egal was, viel war davon jedenfalls nicht zu sehen. Kein einziger Anhaltspunkt. Und dabei hatte sie sich doch so angestrengt. Ihr Magen knurrte, was das Fass zum überlaufen brachte. Sie war verzweifelt – mal wieder. Schnell entfernte sie sich von dem Center, nur um das ganze schnell wieder zu vergessen. Kurz nur sah sie zurück. Sie sah einen Mann hinter der Mauer auftauchen, bei der sie gerade noch gestanden hatte. Ein relativ junger, kleiner Mann um die 1,60m groß mit braunen, struppeligen Haaren und abgetragenen Klamotten. Sie ging weiter, eine belebte Straße entlang und seufzte tief. Erschöpft lehnte sie sich an die nächste Hauswand und hielt ihren Magen. Als sie wieder zurücksah versteckte sich der Typ, den sie gerade erst gesehen hatte, schnell hinter einem Baum. Merkwürdig kam das Cyra ja schon vor. Sie überlegte und wollte dem ganzen auf die Spur kommen. Langsam ging sie weiter und machte es ein paar mal so wie gerade eben. Gehen- Pause- Zurücksehen. So ging es eine Weile und immer sah sie den Mann, wie er da stand, sie anschaute und sich dann schnell versteckte. Verfolgte er sie? Cyra wurde mulmig. Sie fing an zu zittern. Kannte er sie? Und vielleicht auch ihre Eltern? War er der Mörder und wollte auch sie umbringen? Wenn sie genau hinguckte, konnte sie ihrer Meinung nach, eine Waffe an seiner Hosenseite versteckt aufblitzen sehen. Das war natürlich pure Einbildung, der Mann war viel zu weit weg um so was zu erkennen, aber bei Cyra zeigte es Wirkung. Schnell rannte sie los, drängelte sich flink und unhöflich durch die Menge – der Junge rannte ihr nach. Cyra wurde etwas schneller. Sie war es gewohnt zu rennen, sie war oft vor den Gewehren zuhause davon gerannt. Vor den Schüssen, nur zur Sicherheit, dass sie auch ja Zuhause in Sicherheit war, wenn sie zu ihr in die Straße kommen würden. Sie rannte um einige Ecken, sodass sie nicht mehr wirklich wusste, wo sie eigentlich war. Bald konnte sie einfach nicht mehr und blieb schnaufend stehen. Sie sah zurück. Niemand war mehr hinter ihr. Hatte sie ihn also abgehängt? Nur langsam lief sie weiter. Der Hunger brachte sie fast um, das war jedenfalls ihr Gefühl. Plötzlich fiel ihr ein Schild ins Auge. »Bäckerei Kêki Hanako – Putzfrau und Kellnerin für Café gesucht« Ihr Magen knurrte. Sie würde bald etwas essen müssen und dafür brauchte sie Geld! Aber sie hatte kein Geld und das hier war die beste Möglichkeit an Geld zu kommen. Wer wusste schon, wann sie den Mördern auf die Spur kommen würde. Und selbst dann – Sie brauchte einen Job, auch für die Zukunft würde sie Geld benötigen. Niemand war mehr da für sie: Keine Mutter, kein Vater, kein Fukou. Sie hatte für sich selbst zu sorgen! Sie schaute ernst und ging entschlossen auf die Bäckerei zu. Fast wirkte sie etwas lächerlich. Sie stampfte die kurze Strecke mit den Füßen auf und ab und bewegte die Arme passend dazu, nur um sich Mut zu machen und so zu tun, als hätte sie jetzt alles im Griff. Sich selbst belügen, manchmal funktionierte das. Jedenfalls wurde sie nett in der Bäckerei empfangen. Der Laden gehörte einer jüngeren Frau. Sie stellte sich als Karin vor. „Du willst also den Job haben ja? Wir brauchen wirklich dringend jemanden. Du kannst gerne sofort anfangen... Aber dann muss ich dich erst einmal anmelden... Das heißt heute kann ich dir erst einmal nur ein paar übrig gebliebene Brötchen anbieten.“ Cyra nickte eifrig. Das war nicht schlecht. Besonders weil es ja nun wirklich sehr spät war. „Ich danke ihnen wirklich sehr! Ich brauche unbedingt einen Job!“, sagte sie zu ihrer leicht rothaarigen, schlanken Chefin. Sie sah wirklich sehr schön aus, hatte strahlend blaue Augen und war nur etwas größer als Cyra, nicht wesentlich. Karin stellte ihr das Geschäft und die Gerätschaften vor und gab ihr dann einen Besen zum Auffegen der Brot- und Kuchenkrümel. Nach getaner Arbeit, einem lauten Grummeln von Cyras Magens einerseits und das darauf folgende helle Lachen ihrer Chefin andererseits, bot Karin Cyra an, mit ihr eins der übrig gebliebenen belegten Sandwichs zu essen. Cyra konnte einfach nicht nein sagen. Die beiden unterhielten sich, Cyra erzählte was von sich, Karin wiederum etwas von ihrem Geschäft und ihrer Person. Cyra war in diesem Moment mehr als glücklich. Klar hatte sie vor kurzem erfahren, dass ihr Freund Waffen hortete und das ihre Eltern vermutlich ermordet worden waren. Und sie hatte noch keinen Anhaltspunkt finden können, trotz großer Bemühungen. Trotzdem hatte sie endlich - gerade nach diesen vielen Rückschlägen - endlich mal in ihrem Leben Glück gehabt. Sie hatte einen Job gefunden, war auf Anhieb genommen worden und eine gute Freundin hatte sie auch noch gefunden. Und dieses Zusammenspiel war wirklich selten. Nachdem Cyra ins Büro der Firma „Bauwerk 1A“ eingebrochen war, hatte sich auch jemand anderes an den Akten dort zu schaffen gemacht. Einer der Männer, die mit dem Boot kurz davor angekommen waren. Er hatte etwas längeres kurzes blondes, fast weiß geblichenes Haar und einen ziemlich feinen Bart, der am Ende zusammengeflochten war. Der Rest der Mannschaft hatte sich auf die Insel verteilt und recherchiert. Der Mann mit dem Bart, von allen nur Flechttom genannt, entdeckte in einer Akte einen ominösen Unfall und gab die Info sofort weiter. Zur selben Zeit, als Cyra ihren Job bekam und zu Abend aß, saß Mr Chô in seinem Bürosessel mitten im Dunkel. Nur eine kleine Tischlampe warf einen kleinen hellen Schein auf den ordentlichen Tisch, auf dem eine neue Tasse Kaffee, diesmal sehr frisch, stand. Er blätterte ein paar Unterlagen durch, die Zigarette im Mundwinkel, zwischendurch ein Blick auf das Bild von Frau und Kindern und überlegte sich schon eine Ausrede, für sein verspätetes Kommen. Es wurde Zeit endlich mal seine Berge von Akten durchzuschauen, dafür musste er halt mal Überstunden nehmen. Inzwischen wurde es 11 Uhr und Chôs Augenlider wurden immer schwerer. Es war sehr still, nur die Uhr tickte leise vor sich her, ab und zu legte er die eine Akte weg und nahm unter Rascheln die nächste. Gerade, als er die nächste nehmen wollte, hörte er es Klacken und sah auf. Er hatte ein schlechtes Gefühl... oder ob er nur übermüdet war? Sicherheitshalber jedoch, löschte er kurz das Licht und ertastete, dass seine Waffe immernoch ordnungsgemäß im Halter an seinem Hemd befestigt war. Die Tür wackelte und klapperte, als ein etwas jüngerer Mann mit kurzen braunen Haaren und ebenso dunklen Augen am Schloss mit speziellem Werkzeug herumtüftelte. Ein Klacken erklang und die Tür schwang langsam quietschend auf. „Gut gemacht, Joe“, lobte der großgewachsene, uns bekannte Mann mit schwarzen Haaren und Springerstiefeln und klopfte dem Jungen auf die Schulter. „Ich gehe vor, dann kommst du und danach folgen die anderen, okay? Der andere Trupp ist hinten schon eingebrochen“ Mit diesen Worten ging er, mit erfahrener Miene ins Gebäude und sah sich um, zerschoss die Kameras mit Hilfe von Waffen mit Schalldämpfer, sodass nur ein leichtes Pfeifen zu hören war und das Klacken, als die Kameras ausgingen. Als Chô das Licht wieder anmachen wollte, hörte er es laut Rumsen. Verwirrt sah er auf. Es hatte sich angehört, als wäre irgendwas zerdeppert. Das Geräusch kam von dem Trupp, der hintenherum eingebrochen war. Die Tür wurde aufgetreten und der Sicherungskasten für Licht, Kameras und Alarmanlage war auch bald hinüber. Chô drückte seine Zigarette aus und trank den Kaffee auf Ex. Er setzte sich seine Baskenmütze auf und schlich zur Tür. Es gelang ihm nicht ganz leise zu bleiben. Immer wieder stolperte er über Akten und musste sich zurückhalten nicht jedes mal seinen Schmerz laut zu bekunden. Endlich war er an der Tür angekommen. Vorsichtig machte er die Tür auf, sah sich um und zeigte die Waffe herum, ehe er langsam prüfend durch die Gänge schlich. In der Sicherheit der Dunkelheit, und dem Glauben unterworfen, es sei niemand mehr hier, nahm sich jeder der Truppe, die vorne hineingekommen waren ein Büro vor und durchforstete dieses. Dadurch, dass alles, ausgenommen der von den Taschenlampen beleuchteten Sachen, dunkel war, wurde Chô erst nicht entdeckt. Ruhig pirschte er sich durch die Menge und überlegte einen Schlachtplan. Er drückte auf einen Notschalter um andere Polizeistellen zu erreichen, doch wegen der abgeschalteten Technik, funktionierte nichts. Er ging weiter und sah jemanden vor sich, der sich nicht rührte. Der Anführer? Möglich wäre es. Da kam ihm die grandiose Idee diesen großgewachsenen Mann als Geisel zu nehmen. Er schlich sich an den Mann heran. Plötzlich spürte er einen schweren Schlag auf seinen Hinterkopf. Die Mütze fiel hernieder, vor ihm wurde alles weiß, noch bevor seine Hand die Schulter des Mannes vor ihm berührte. Langsam fiel er zu Boden, die Hand löste sich von der Schulter. Um ihn herum wurde es still. Er schlug auf den Boden auf und Blut floss aus der Wunde auf dem Kopf. „Etwas mehr hättest du schon aufpassen können, Chef“, sagte der Mann vor diesem im Dunkeln und leuchtete ihn mit der Taschenlampe direkt ins Gesicht. Der andere sah ihn nur kalt an. „Hör auf damit, euer Trupp hätte auch etwas schneller sein können“, meinte er. Chô hatte leider nicht gewusst, dass noch andere Leute hintenherum eingebrochen waren. „Soll ich ihn hinausschleifen?“ Mit diesen Worten wurde Chô hinausgebracht und in die nächste Gosse geworfen. Der Trupp leistete in der Polizeistelle gute Arbeit, für Gauner jedenfalls, und sie durchforsteten auch Chôs Büro um ihre gewünschten Informationen zu erhalten. Nun waren sie schon um einiges schlauer. Ein Regen kam auf und prasselte laut. Die Tropfen des gerade aufkommenden Regens waren vermutlich das letzte, was der junge Inspektor noch spürte. -A new social enviroment- Cyra arbeitete in den nächsten Wochen in der Bäckerei bei Karin. Bald hatte sie die Möglichkeit für sehr wenig Geld als Untermieter bei jemandem unterzukommen. Das leerstehende Gebäude war doch etwas ungemütlich auf Dauer. Das wenige Geld für Essen glich sie damit aus, dass sie von Karin immer Reste mitbekam, die sonst weggeschmissen werden müssten. Ihre Nachforschungen führte sie natürlich in ihrem neuen Zuhause fort, aber nicht mit sehr viel Erfolg. Nebenbei hatte sie in Karin eine neue Freundin gefunden, die ihr ein Leben zeigte, in dem sie Dinge erleben konnte, die so früher nicht möglich gewesen wären. An diesem Sonntag war sie mit ihr wieder einmal verabredet. Cyra stand am Ausgang eines Bahnhofs vor einer ziemlich belebten Straße in der Innenstadt. Immer wieder hupte ein Auto oder ein Fahrad klingelte und die Leute unterhielten sich lautstark. An jeder Ecke wartete ein Imbiss darauf, Hungrige zu locken. Cyra hatte ihre langen braunen Haare zu zwei Zöpfen geflochten und mit roten Schleifchen befestigt. Ihre Hände hatte sie übereinander verschränkt und hielt so eine kleine rote Tasche. Cyra hatte ein weißes Kleid mit kurzen Puffärmeln an, dass sie zusammen mit Karin gekauft hatte. Es war heruntergesetzt gewesen, aber das schmälerte auf keinen Fall die Schönheit und Qualität des Kleides. Das Kleid ging ihr bis zu den Knien und hatte rote Spitze angenäht und in der Taille ein rotes Band, das hinten zu einer Schleife gebunden war. Cyra war etwas mulmig hier so zu warten, immer wieder sah sie sich nach Karin um. Ihre Füße waren vor Aufregung in ihren roten Ballerinas aneinander gepresst. Endlich kam Karin um die Ecke. Sie hatte einen kurzen grünen Rock und ein hellgrünes chinesisches Oberteil mit dunkelgrünen, aufgestickten Drachen an. In ihrem kurzen Haar war keinerlei Schmuck, es wirkte auch ohne ganz schön. Sie kam auf Cyra zugetänzelt und empfing sie dann, indem sie sie umarmte und ihr einen Kuss auf die Wange gab. „Na? Wartest du schon lange?“, fragte sie ganz lieb und sah auf Cyra hinunter. Diese nickte nur leicht und rang sich dann ein Lächeln ab. „Nicht so lange.. Hauptsache du bist jetzt hier.“, meinte sie und kam dann mit Karin mit. Sie gingen über die Straße, dann weiter geradeaus und schon bald standen sie vor dem großen Kino. Cyra staunte nicht schlecht. Ein größeres Gebäude hatte sie noch nie gesehen. Vierundzwanzig Stockwerke und das nur für ein Kino! Mit offenem Mund starrte sie das Gebäude an, dann sah sie zu Karin hinüber. „Und das soll ein Kino sein?“ Karin nickte schmunzelnd. „Es gibt sehr viele Kinosäle und alle sind riesig, mit mehreren, manchmal bis zu 40 Sitzreihen.“, erklärte sie. Cyra kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, aber irgendwann mussten sie ja hineingehen. Wenn man durch die Tür ging, kam man in einen großen Empfangsraum, der zwei Stockwerke besaß. Überall standen Pflanzen, auch ein Teich war angelegt worden. Cyra folgte Karin, wobei sie sich immer wieder ungläubig umschaute. Sie stellten sich an eine der Schlangen an. Cyra sah sich die Anzeige an. „Und was gucken wir?“, wollte sie wissen. Einiges hörte sich ziemlich schnulzig an, wie „Brennende Liebe“ oder „Der Sehnsucht schönstes Pflaster“. Aber Cyra hatte solche Liebesfilme immer sehr gern gehabt. Karin hingegen hatte ganz andere Vorstellungen von ihrem Abend und von einem guten Film. Ihr Blick ging etwas tiefer, sie ignorierte einfach diese schnulzigen Titel. „Weiße Rosen des fahlen Todes“, las sie leise von der Anzeige ab. Auf diesen Film hatte sie gewartet! Cyra sah verwirrt zu ihr herüber. „Weiße Rosen...“ Sie überlegte und schüttelte sich angewidert. „Hört sich an wie ein Horrofilm oder irgendwie sowas.“, murmelte sie, während Karin eifrig nickte. „Genau das gucken wir!“, erklärte sie freimütig und zog Cyra zur Kasse, die sie nun erreicht hatten. „Zwei Erwachsene für »Weiße Rosen des fahlen Todes«.“, erklärte sie breit grinsend. Auf dem Tisch wurde das Geld gegen zwei Karten getauscht und Cyra wurde weitergezerrt, noch ehe sie was anderes sagen konnte. „A-Aber ich kann solche Filme nicht leiden!“, meinte sie ehrlich. Karin lächelte und war wie immer voller Optimismus. „Keine Sorge, dieser Film ist einfach nur der Hammer!“ Damit zog sie Cyra weiter und diese musste sich wohl oder übel ergeben. Schnell wurden noch Popcorn, Tortillas und Getränke gekauft, ehe sie in den 10. Stock fuhren und von dort aus von oben in den Kinosaal gelangten. Sie setzten sich und Cyra sah zu Karin. „Ich muss dir schon jetzt danken...“ Auch wenn sie solche Filme nicht mochte, dachte sich Cyra im Inneren. „...Ich hab seit Jahren kein Kino mehr besucht, das letzte Mal vielleicht, als ich 6 war.“, erklärte sie und nahm sich ihr Getränk und aß ein paar Chips. Karin lächelte. „Du brauchst mir nicht immer zu danken, Cyra. Das macht mich ganz verlegen.. Du bist immer so eine große Hilfe im Laden, und neuerdings hilfst du mir ja sogar schon beim Backen.“ Jetzt war es Cyra, die verlegen wurde. „Ach was.. das ist doch nichts“, kicherte sie, da wurde es schon dunkel um sie herum und die Leinwand wurde beleuchtet. Die Werbung lief eine ganze Weile, dann fing der Film an. Es war wirklich sehr gruselig. Ein paar mal klammerte sich Cyra an das Mädchen neben sich, während diese eifrig Popcorn und Tortillas in sich hineinfraß und gebannt auf die Leinwand starrte. Cyra sah kurz zu ihr, als sie es laut schmatzen hörte und es auch gar nicht mehr aushielt, dem Film weiter zu folgen. Wie konnte Karin nur so ruhig herumsitzen? Cyra hatte schon oft Karins Mut und ihre Entschlossenheit bewundert. Ob sie auch mal so eine Persönlichkeit werden würde? Als der Film aus war, hörte Cyra Karin noch eine Weile schwärmen. Sie gingen Eis essen und verabschiedeten sich dann, um beide den Weg nach Hause anzutreten, mit dem Versprechen sich Montag wieder zu sehen. An einem Wochenende ging es in den Vergnügungspark. Dahin, wo Cyras Eltern eigentlich nach ihrer Arbeit mit ihr hingehen wollten. Es war klar, dass Cyra dadurch an sie erinnert wurde. Sie sah das Medaillon an, das sie von Chô bekommen hatte, sah das Bild ihrer Eltern an. Ob sie jemals etwas über ihren ominösen Tod erfahren würde? Oder würde sie ewig so weiter vor sich hinleben und ohne Gewissheit, was ihren Eltern den Tod gekostet hatte? Karin holte sie aus ihren Gedanken. Ihre eh schon kurzen Haare waren noch zu zwei Zöpfen zusammengebunden. Sie hatte ein weißes Sweatshirt, das erst an den Schultern anfing und einen roten Rock an. Lächelnd sah sie Cyra an. „Womit wollen wir zuerst fahren? Mit der Loopingbahn?“, fragte die Rothaarige ganz aufgeregt. Cyra sah schweigend zu den Bahnschienen hinauf und folgte der Bahn mit ihren Augen. Sich gruselnd schüttelte sie den Kopf und war ganz bleich geworden. „Lieber nicht!“ Karins Augen funkelten gefährlich. „Ach komm, das macht Spaß!“ Sie nahm Cyra am Handgelenk und zog sie mit, wobei Cyras rotes kurzes Kleid leicht im Wind zu fliegen begann. Kaum hatte sich Cyra versehen, saß sie schon in einem Wagen, eng gepresst an Karin und die Sicherung kam auf ihre Beine herunter. Und schon ging es los. Der Wagen fuhr erst langsam an, dann wurde er schneller. Cyra presste die Augen in geringer Höhe schon zusammen, während ihr Wagen die Schienen entlang raste und ihre ersten Loopings nahm. Karin lachte laut und sah zu Cyra herüber. „Ey Cyra! Mach die Augen auf, so macht das doch gar keinen Spaß!“, lachte sie laut, während Cyra ihre Augen nur noch mehr zusammenpresste und nur leichte bejahende, doch zweifelnde, jaulende Laute von sich gab. Karin quietschte vergnügt und rief sobald sie draußen waren dazu auf, nochmal zu fahren. Cyra jedoch schüttelte angestrengt und eifrig den Kopf, sodass sie eine erneute Fahrt abzuwenden wusste. Doch im Vergnügungspark gab es ja nicht nur eine Achterbahn. Karin schleifte Cyra in sämtliche Bahnen, und jede schien schlimmer als die letzte zu sein. Am Ende konnte Cyra nur noch kreischen und das keinesfalls aus purer Freude. Als Karin schon wieder in die nächste Bahn steigen wollte, kam von Cyra wieder nur dieses eifrige Kopfschütteln. „PAUSE!“, seufzte sie erschöpft und lies sich auf einer Bank nieder. Karin lachte laut auf. Dann setzte sie sich neben ihre Freundin. „Herrlich! Ich muss zugeben Cyra, du hast länger durchgehalten als die meisten.“ Es war bekanntlicherweise Karins Hobby mit Freunden in Vergnügungspärke zu gehen und ihre Standfestigkeit zu testen. Cyra nickte nur, denn ihr war das alles herzlich egal. Bald jedoch hatte sie sich etwas erholt und beruhigt und sah wieder auf. Ein Imbissstand geriet in ihr Visier. „Weißt du was Karin? Ich hab Hunger auf Süßes! Wie wäre es mit Zuckerwatte?“ Karin hatte nichts dagegen einzuwenden und so holten sie sich beide jeweils eine große Zuckerwatte, außerdem noch für Karin einen karamellisierten Apfel und karamellisierte Erdbeeren, für Cyra für später saure Schlangen und einmal Pommes. Nachdem sie alles verspeist hatten, war ihnen klar, dass Achterbahnen heute nicht mehr drin waren. Sonst würde wohl das ganze gute Essen wieder seinen Weg zurück nach draußen finden. Doch Karin hatte schon wieder eine andere Idee. „Zum Abschluss Cyra- es ist ja schon dunkel, lass uns noch einmal ins Spukhaus gehen, okay?“, fragte sie und war begeistert von der Idee. Cyra hingegen überhaupt nicht. Aber wie das so war, Karins Argumente funktionierten immer. Vielleicht funktionierten sie gerade deshalb so gut, weil sie keine wirklichen hatte, sondern die Leute, ohne weitere Widersprüche zuzulassen, einfach mit zog, sodass sie keine andere Wahl hatten, als Karin zu folgen. So gingen sie beide zum Eingang und dann hinein. Keine Sekunde war vergangen, da waren sie schon im tiefen Dunkeln verschwunden. Nachdem seine Männer das Präsidium auf den Kopf gestellt hatten, waren sie um einiges schlauer, als die Polizei das je hätte sein können. Nur ein paar Recherchen fehlten, dann hatten sie den Fall so gut wie aufgedeckt. Der hochgewachsene Mann mit den Springerstiefeln saß an seinem Schreibtisch. Bei ihm liefen die letzten Informationen, die seine Bande sammelte, zusammen. Die Eltern von diesem Mädchen waren also bei der Übergabe auf der Baustelle ums Leben gekommen. Der Mann lächelte leicht spöttisch. „Wart ihr wirklich so blöd Anfänger einzusetzen? So was darf doch garnicht bei euch passieren...“ Ein Rätsel war es schon. Wie man sich nur so anstellen konnte... Das Klingeln seines Handys holte ihn aus seinen Gedanken. Er nahm ab und hörte interessiert zu. „Chef, bei einem der Bauarbeiter haben wir tatsächlich Hinweise gefunden, dass er zu ihnen gehört. Wir haben sogar einen Zettel gefunden, auf dem ein nächster Termin und Ort für eine Übergabe notiert ist.“ Der Mann grinste. Das alles war einfach zu leicht. Eine Finte vielleicht? Aber nein, vermutlich wussten sie nicht einmal, dass er und seine Leute hinter ihnen her waren. „Das ist gruselig, Karin. Ich kann kaum meine Hand vor den Augen sehen...“, sprach eine Stimme ziemlich ängstlich. Cyra quetschte sich leicht an Karin. Diese war wie immer ganz locker. „Ahhhh!“ Ihr Kopf drehte sich schnell zu Cyra, die direkt neben ihrem Ohr angefangen hatte zu kreischen, wie am Spieß. „Cyra, das ist doch nur eine einfache Geisterpuppe.“ Neben Cyra war ein weißer Männerkörper hervorgesprungen. Er hatte grüne Augen, große Zähne, seine Augenlider waren blutunterlaufen und seine Hände hatten Cyra angetatscht. „Nur eine einfache Geisterpuppe?!“, fragte Cyra, sich langsam von dem Schock erholend. „Die ist echt horrormäßig! Das dich das so einfach kalt lässt!“ Karin lachte leicht. „Ach Cyra, die tut dir doch nichts.“ Langsam fuhr die Puppe zurück. „Komm, lass uns weitergehen.“ Sie nahm Cyra an der Hand und zog sie weiter. So gingen sie weiter in der Dunkelheit umher. Weitere Puppen sprangen hervor und ab und zu hörte man eine grausige Stimme. Es fing seltsam an zu grunzen. „Karin..“ Cyra fasste wieder nach Karins Arm. „Karin?“ Verwirrt griff sie ins Lehre. „Karin?! Mein Gott.. wo bist du.. lass den Scheiß...“ Niemand antwortete. „Karin!!!“ Cyra zuckte zusammen, als das Grunzen immer lauter wurde. Hektisch sah sie sich um und rannte dann los. Alles war so dunkel... Sie hörte leise Schritte und drehte sich wieder um. „K-Karin?“ Plötzlich sprang sie etwas von der Seite an. Cyra fiel nach hinten und kreischte wieder los, als vor ihr ein gruseliges Gesicht erschien. Als sie aufgehört hatte zu Kreischen, machte sie im Schein einer Taschenlampe ein böses Gesicht. Die Mundwinkel gingen runter und es bildeten sich leichte Grübchen in der Stirn. „Karin! Das war unfair, was sollte das?!“ Vor ihr stand Karin, ihr Gesicht mit einer Taschenlampe von unten erleuchtet und lachte laut auf. „Du hättest dein Gesicht sehen müssen.“- „Karin!“- „Was denn? Ich wollte nur mal sehen, wie du ohne mich zurecht kommst!“, meinte Karin breit grinsend. „Komm, ich helfe dir auf!“ Sie streckte Cyra ihre Hand entgegen. Die wiederum lies sich, immernoch leicht grummlig, aufhelfen. „Mach sowas nie wieder!“- „Jaja, ist ja okay.“ Karin lächelte entschuldigend. „Lass uns weitergehen, ich glaube wir sind bald am Ausgang.“ Gesagt, getan. Die beiden gingen also weiter. Die Geister verschwanden langsam und auch die Stimmen verstummten zunehmend. „Cyra?“ Plötzlich spürte Karin eine Hand an ihrem Körper. Aber Cyras Hände waren schon damit beschäftigt, sich an Karins Arm festzukrallen. „Ich glaube irgendwas fässt mich an...“ Cyra rollte mit den Augen. „Karin, lass den Unsinn!“ - „Nein... wirklich...“ Jetzt hörte sich Karins Stimme selbst etwas ängstlich an. „Bist du sicher?“ Cyra flüsterte leise. „Ahh!“ Cyra schlug hinter sich, weil etwas ihren Arsch begrabschte. „Hey.. ich glaube da war meine Geldbörse!“, schrie Cyra plötzlich hysterisch. Sie hatte auch so schon wenig Geld. „Was?“ Karin machte sofort ihre kleine Taschenlampe an und leuchtete umher. Doch niemand war da. „Bist du sicher? Vielleicht haben wir uns das auch nur eingebildet... schau nach, ob sie noch da ist.“ Cyra machte wie ihr geheißen und schaute nach. „Sie ist noch da...“ Karin lächelte. „Na dann, lass uns weitergehen. Da hinten ist der Ausgang.“ „Puh... das war ja knapp. Komisch die anderen Leute haben das nicht bemerkt.“, erklang eine Stimme von der Seite her, als die beiden weg waren. Sie gehörte einem Mann mit etwas längeren, kurzen blonden, fast weiß geblichenen Haaren und einem ziemlich feinen Bart, der am Ende zusammengeflochten war. Der Mann grinste und ging durch eine Seitentür in den Lagerbereich des Spukhauses, um seine Beute zu betrachten. Er drehte sich zur Tür und schloss sie, als etwas von hinten an ihn herantrat. „Tom! Was machst du hier? Der Ort der Übergabe ist woanders.“, erklärte die tiefe Stimme ernst. Flechttom drehte sich um und grinste verlegen. „Naja, also weißt du Chef... ich dachte im dunklen Spukhaus könnte ich...“ Der Mann schüttelte nur etwas angenervt den Kopf. „Das ist immer das selbe mit dir Tom, hast du wenigstens viel erbeutet?“ Tom sah mit dem Mann das Geld durch. „Naja ganz ordentlich... nur das Mädchen zum Schluss hatte nicht so viel Geld.“ Inzwischen war es sehr dunkel geworden. Immerhin war es schon 22 Uhr. Auch der Vergnügungspark würde bald schließen. Cyra und Karin verließen den Park schon, dafür betraten ihn ziemlich üble Zeitgenossen. Die drei Männer waren alle samt nicht sehr klein, aber auch nicht übermäßig groß. Der eine hatte kurze wuschelige, blonde Haare. Er trug eine Lederjacke, ein etwas zerrissenes Shirt und eine ebenso zerrissene blaue Jeans. Er hatte einen Koffer an der Seite und eine Zigarette im Mundwinkel. Der zweite hatte schwarze kurze Haare. Er trug ein ordentlich gebügeltes weißes Hemd und eine schwarze Jeans. Seine Brogues waren auf Hochglanz poliert. Er sah sich etwas um und schob seine Brille hoch. Dann sah er zum dritten Mann. „Wo müssen wir hin?“ Der Dritte hatte auch schwarze Haare, aber lange, die zu einem Zopf gebunden waren. Er hatte ziemlich starken Bartwuchs und ein schwarzes Hemd und eine kurze Hose. Auch seine Beine waren nicht gerade rasiert. Alle drei hatten unter ihrer Kleidung Waffen versteckt. „Zum Riesenrad und dann zwei Stände... da ist dann eine schöne, dunkle Gasse.“ Der erste schnaubte und spuckte seine Zigarette aus. „Seid nicht so laut. Das muss nicht jeder wissen.“ Schon hatten sie ihren Weg angetreten. Tom und seine Bande hatten sich schon auf die Lauer gelegt, als die drei ankamen. Noch war niemand da. Der Blonde wand sich an den Mann im leichten Streberlook. „John... du stellst dich da vorne auf und guckst, dass niemand uns in die Quere kommt.“ Dann sah er zu dem Langhaarigen. „Sky. Du hälst Wache hinter dem Haus da. Wenn unsere ach so tollen Partner sich komisch benehmen knallst du sie ab, okay?“ Die beiden nickten und gingen ihrer Wege. Schon bald kam ein etwas nervös aussehender, großer Herr. Er war schon etwas älter, hatte leicht angegrautes welliges, kurzes Haar und Falten im Gesicht. Er hatte einen feinen grauen Anzug an und eine Hornbrille. Etwas zurückhaltend ging er auf den anderen zu. „Sie sind BlackPanther?“ Der Blondhaarige nickte. „Schön, dass sie so pünktlich erscheinen. Ich hoffe doch, dass sie weder Waffen, noch Wanzen oder Kameras am Körper tragen?“ Der Alte nickte. „Dann haben sie ja nichts dagegen, wenn ich das kurz überprüfe.“ Nachdem er den Mann überprüft hatte, nickte er zufrieden und öffnete den Koffer. Zum Vorschein kamen drei gut polierte Scharfschützengewehre. Der Mann sah sie sich an, hatte aber nicht sehr viel Wissen über Waffen. „Ich nehme an, die sind in Ordnung?“ Der Mann nickte. „Sicher, beste Ware.“ Er packte den Koffer wieder weg und griff dann in seine Jackeninnentasche. „Und hier sind die Dokumente.“ Nachdem er sie übergeben hatte, sah der Mann sie sich gut an. „Diese Waffe sieht nicht schlecht aus... Alles was sie darüber gesagt haben, scheint wahr zu sein.“, erklärte er und schaute sich die Bilder an und überflog kurz die Beschreibung. „Aber sie sollten auch mal ihre Chefs persönlich mit dem Präsidenten bekannt machen.“, schlug der Mann vor, ging vorsichtshalber etwas zurück. Der Blonde lachte. „Haben sie keine Angst, das werden wir noch früh genug machen. Allerdings sind meine Vorgesetzten etwas zurückhaltend geworden, nachdem, was vor 5 Jahren passiert ist...“ Der Mann nickte. „Ehm..das... tut dem Präsidenten aufrichtig leid.“, erklärte er bedauernd. Sein Blick sagte jedoch etwas ganz anderes. Die heimlichen Beobachter jedenfalls staunten nicht schlecht. Das nahm alles einen ganz anderen Weg, als zuvor gedacht. Sie jedoch waren sich sicher, dass sie schon bald hinter die ganze Wahrheit kommen würden. A new community- a new family Es war ein ganz normaler Tag, jedenfalls fing er ganz normal an. Cyra ging wie jeden Morgen, gleich nachdem sie aufgestanden und sich fertig gemacht hatte, zur Bäckerei >Kêki Hanako< und begrüßte Karin freundlich. Sie aß mit ihr Frühstück und warf sich dann in ihre Schürze, ehe sie mit Karin zusammen backte. Dann wurden die neuen Brötchen und Kuchen in die Ablage gelegt, Sandwiches belegt und ebenfalls ausgelegt, als schon die ersten Kunden kamen, um fürs Frühstück Brötchen zu bestellen. Cyra ruhte sich abwechselnd vom kurzen Schlaf aus und tauschte mit Karin hinter der Theke die Plätze. Oder sie half ihr, wenn der Kundenandrang größer wurde. Nach der Mittagspause, in der es leckere Wurstsuppe mit Brötchen gab, kamen auch schon viele Besucher fürs Café und Cyra spielte ihre eigentliche Rolle als Kellnerin. Sie brachte Kaffee, Kuchen, manchmal auch Eis oder eben in den seltensten Fällen Suppe. Karin und Cyra hatten sich neue Kleidung zugelegt für die Bäckerei, um in etwa gleich und wie ein Team auszusehen. Beide hatten eine weiße Bluse mit Puffärmelchen an und einen weißen langen Rock. Dazu eine rote Rose an die Brust geklemmt, das Wahrzeichen der Bäckerei. Außerdem hatten sie natürlich eine Schürze an, ebenfalls in Rot. Cyras Verhältnis zu den Gästen war zwiegespalten. Es gab viele, die mehrmals kamen. Die einen waren nett, die anderen manchmal ziemlich aufdringlich. Es gab schon ein paar ältere Männer, die ab und zu unter Cyras Rock griffen oder sie anders belästigten. Diese jedoch kamen meist nicht wieder. Heute war wieder so ein Typ anwesend. Sie bewirtete einen etwas jüngeren, angetrunkenen Herren mit schwarzen kurzen Struppelhaaren und blauen Augen. Diese waren andauernd auf Cyras Arsch gerichtet. Der Herr gluckste andauernd angeheitert und schweinisch, wenn sich Cyra wieder umdrehte und er einen Blick auf ihren Hintern erhaschen konnte. Es war gegen 16 Uhr und der Herr war wohl gerade erst „aufgewacht“, wenn er denn überhaupt geschlafen hatte und nicht nur gerade seine Party vorbei war. Als sie mit einem Kaffee wiederkam, grub er sie an, packte an ihren Arsch und gluckste erneut. „Na meine hübsche~“ Ein widerlicher Geruch stieg Cyra aus seinem Maul entgegen, als der Mann diesen aufriss. Sie quiekte erschrocken auf und ihr Tablett fiel auf den Boden. Karin sah hingegen alarmiert auf. Sie schaute ziemlich böse. Sie hasste solche Leute und auf alle Fälle hasste sie Alkohol. Doch sie musste nichts machen, denn Cyra hatte dem Mann schon eine Ohrfeige verpasst und sich aus seinem Griff befreit. Der Mann gluckste nur wieder. „Ist ja gut, ich wollte doch nur~“ - „Sparen Sie sich das! Und bitte, beeilen sie sich, die Leute fühlen sich belästigt!“, meinte sie leicht steif und entfernte sich von dem Mann, um sich um andere Leute zu kümmern. Der Mann nippte an seinem Kaffee und konnte den Blick immer noch nicht von Cyra abwenden. Er steckte sich eine Zigarette an, ehe Cyra ihn erneut ermahnte. „Hören Sie - Ich muss Sie darauf hinweisen, dass Rauchen hier verboten ist – Seien Sie fair ihrer Mitmenschen gegenüber und rauchen sie draußen!“ Cyra lies ihm einen Moment Zeit, doch der Typ zuckte nur mit den Schultern und rauchte weiter. Cyra wechselte ein paar vielsagende Blicke mit Karin. Sie wussten schon, was sie von solchen Leuten hielten und was sie mit ihnen taten. Wortlos nahm Karin einen Knüppel, der unter der Theke lag. Cyra sah zum Gast hin. „Ich muss sie bitten, das Café und die Bäckerei zu verlassen! Passen Sie auf, dass Sie kein Hausverbot bekommen. Ich warne Sie - ich kann auch die Polizei rufen.“ Als der Mann wieder nur gluckste und sich auch noch heraus nahm, Cyra als 'Schlampe' zu bezeichnen, kam Karin mit dem Knüppel hervor und ging auf den Mann zu. Dieser stand auf sich und hob abwehrend die Hände. „Ich warne Sie -“ Karins Stimme war drohend und ernst und vor allem überzeugend. Karin war immer überzeugend. Sie war eine starke Persönlichkeit, das war Cyra schon oft aufgefallen. Vermutlich kannte sie solche Gäste zu tausenden. „Ist ja gut...“ - „Nichts ist gut!“, schrie Karin nun und trieb den Mann nach draußen, schmiss ihn raus und knallte die Tür hinter ihm zu. Aber das reichte ihr noch nicht. Ihr waren noch mehr Männer aufgefallen, die zumindest einen unzüchtigen Blick auf Cyra geworfen hatten. „Will noch jemand?“ Die Leute schüttelten den Kopf. Karins Blick wechselte nun von ernst zu betont grauenerregend freundlich. „Dann ist gut.“ Sie verschwand wieder hinter der Theke und steckte den Knüppel zurück. Die Stammgäste würden bleiben, trotz des Vorfalls. Einige der neuen Gäste vermutlich nicht, besonders die Männer. Aber das war egal. Karin hatte genug Geld und genug Gäste und so einen wie eben würde sie sich auf keinen Fall aufzwingen lassen. Cyra ging ihrer Arbeit weiter nach. Nach einem langen Tag, aßen die beiden noch Abendbrot und Cyra putzte das Café und die Theke, während Karin hinten ordentlich machte und alles in die dafür vorbestimmten Behälter tat. Nach getaner Arbeit legte Cyra die Schürze ab und zog sich um. Sie nahm noch ein paar belegte Sandwichs für ihre Mieter zuhause mit. „Bis Morgen dann Karin.“, meinte sie freundlich und gab ihr einen kleinen Kuss auf die Wange. Karin lächelte. „Bis dann. Wir sehen uns dann wie immer um 3 Uhr.“ Cyra nickte. Dann prüfte sie noch , ob ihre Straßenschuhe fest saßen und trat dann heraus ins Freie. Die Sonne ging gerade unter. Ihr Blick fiel auf die fast leere Straße. Nur ein Mann war gerade an der Tür der Bäckerei vorbeigekommen und sie sah ihm nach. Er war ein relativ junger, kleiner Mann um die 1,60 m groß. Mit braunen, struppeligen Haaren und abgetragenen Klamotten. Cyra blinzelte. Irgendwie kam er ihr bekannt vor. Noch einmal blinzelte sie, dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Das war der Mann. Der Mann, der sie vor wenigen Wochen noch verfolgt hatte. Der, vor dem sie weggerannt und dann vor Karins Bäckerei gelandet war. War es Zufall, dass sie ihm gerade hier begegnete? Beobachtete er sie immernoch? Aber das war alles doch etwas sehr auffällig, wie er an ihr vorbeiging. Sie glaubte nicht, dass er wegen ihr hier war. Sie wurde neugierig, was er überhaupt von ihr gewollt hatte und sie war etwas mutiger geworden, seit letztes Mal. Nun, zumindest war sie ein klein wenig mutiger geworden. Und nun war sie doch eindeutig im Vorteil? Nicht er beobachtete sie - sie beobachtete ihn! Der Gedanke gefiel ihr. Ein zufriedenes Lächeln trat auf ihr Gesicht. Vielleicht könnte sie so etwas Rache üben, dafür, dass er ihr gefolgt war und sie ausspioniert hatte? Der Mann bog ab – Cyra hastete hinterher. Sie folgte ihm ab da an langsam und versteckte sich ziemlich gut bei jeder Ecke, die sie fand. Und der Mann war anscheinend so mit sich selbst beschäftigt und in Gedanken, dass er sie gar nicht zu bemerken schien. Vielleicht war es genau das, was Cyra zum Verhängnis würde. Cyra und der Mann kamen in dunklere Ecken, leere Straßen und vor allem verwinkelte Nebenstraßen. Sie gingen durch eine enge Gasse, ehe der Mann an einer Art Lichtung in einen ziemlich großen Hinterhof gelangt war. Inzwischen war es dunkel geworden. Im Licht der Straßenlampe standen zwei Männer. Sie waren nur ein wenig größer als der andere Mann, dem Cyra gefolgt war. Der eine hatte blonde, der dritte auch braune Haare. Der Blonde hatte eine Lederjacke an, mit der er sich anscheinend cool fühlte, ein zerrissenes Shirt und eine ebenso zerrissene, blaue Jeans. Cyra rollte mit den Augen. Der Mann rauchte und war der größte von allen dreien. Er gefiel ihr am wenigsten, vielleicht weil er etwas sehr Bedrohliches an sich hatte. Der andere Braunhaarige sah etwas verschwitzt aus. Seine braunen Haare gingen bis zu den Schultern und klebten leicht in seinem Nacken. Sein Shirt war eindeutig zu kurz, denn es klebte knapp über seinem Bauchnabel, weiß wie es war, an der Brust fest. Unten schauten Haare und sein dicker Bauch heraus. Seine Hose verdeckte nur halb seine dicken fettigen Arschbacken und endete schon an den Knien, damit man auch ja die dicken Unterschenkel vom Mann, die ebenso ziemlich behaart waren, sehen konnte. Dazu trug er Sandaletten. Cyra rümpfte die Nase. Sie konnte seinen Geruch schon bis hier her riechen, oder ihn sich zumindest gut vorstellen. Ihr kleines Zielobjekt war ja nichts dagegen. Gegen die beiden anderen Männer war er noch erträglich. Das Licht der Straßenlaterne, in dem die Männer standen, hatte die Angewohnheit zu flackern. Ab und zu wurden die Männer beleuchtet, dann wieder nicht. Die Männer redeten. Doch es war Cyra unverständlich. Sie konnte nur ihre Lippenbewegungen sehen und sie redeten auch nicht viel. Cyras junges Zielobjekt sah aufmerksam und etwas ängstlich zum Blondhaarigen auf. „Und wie ist die Übergabe gelaufen, Black Panther?“, fragte er den Mann. Dieser lachte. „Du musst mich nicht so nennen, Lim. Nenn' mich einfach Boss.“ Der dicke Mann nickte. „Er hat mir gerade davon erzählt. Sie ist gut gelaufen und das Geschäft mit dem Präsidenten wird das auch. Außerdem haben wir den Plan nochmal durchgesprochen. Weißt du, Lim, das ist so...“ Plötzlich klirrte etwas. Die Männer drehten ihre Köpfte ruckartig dahin, woher Lim gekommen war. Cyra hatte die Männer angestrengt beobachtet. Sie hatte sich an die Wand gedrückt, um sie aus dem Dunkeln heraus ungestört zu beobachten. Doch dann hatte sich eine Katze von hinten an sie angeschlichen und sich plötzlich an ihre Beine geschmiegt. Cyra, von Natur aus schreckhaft, war aufgefahren und gestolpert. Sie war über eine Tonne gefallen und direkt in der Lichtung gelandet. Kurz war das Licht ausgegangen. Doch wie eine Anakonda zischend ging es wieder an und beleuchtete Cyras Antlitz. Sie schien fast im Licht zu glänzen. Ihr Blick traf sich mit denen von den Männern. Der Blonde sah sie scharf an. Er hatte schon nach der Waffe gegriffen. Sie blitzte auf und Cyra war nach einem kurzem Schockmoment wieder klar. So schnell wie möglich lies sie ihre Tasche fallen, in der die Sandwiches waren, stand auf und rannte. „Hinterher!“ Die Stimme von Black Panther zog scharf durch die dunkle, stille Nacht. Der dicke Mann rannte sofort, wenn auch keuchend, den Jungen Lim hielt der Blonde kurz am Arm fest. „Das war doch Cyra? Solltest du sie nicht ausspionieren und nicht umgekehrt?“ Seine Stimme klang streng und vor allem todernst. Die Augen des Blonden funkelten gefährlich. „Es-Es tut mir leid, I-Ich hatte sie schon vor kurzem verloren – und nun...“ Der Mann schüttelte den Kopf, ehe er dem Jungen eine schallende Ohrfeige verpasste. „Wir haben dir die einfachste Aufgabe gegeben und du? Es gibt nur einen Weg, wie du das wieder gutmachen kannst. Bring sie her - Tod oder Lebendig!“ Der Junge starrte Black Panther erschrocken an. „Aber... der Boss...“ Eine weitere Ohrfeige folgte. „Ich bin jetzt in diesem Moment dein Boss. Die da oben, die lass' mal meine Sorge sein. Bis jetzt wusste Cyra nichts, aber wir wissen nicht, was sie mit angehört hat. Wir können sie nicht am Leben lassen. Das werden auch die da oben einsehen – Los, geh!“ Der Junge lief, so schnell ihn seine Beine tragen konnten. Den dicken Mann einzuholen war gar kein Problem. Black Panther seufzte. Er rauchte zu Ende, pustete angespannt den Rauch aus, ehe seine Hand leicht zitternd zum Telefon griff, um 'Die da oben' anzurufen. Vermutlich hatte heute eh ihr letztes Stündchen geschlagen. Verdammt, wieso musste so etwas auch jetzt passieren? Gerade hatte alles noch so erfolgreich ausgesehen... Er rief an und hatte das ungute Gefühl, dass sie mit diesem Missgeschick nicht ungeschoren davon kommen würden... Cyra rannte, sie rannte um ihr Leben. Ihre Lunge brannte und ihre Beine wollten nicht mehr. Doch sie mussten – Cyra wollte nicht sterben. Tränen rannen ihr vor Angst die Wangen hinab. Aber sie war nicht die einzigste, die um ihr Leben rannte. Heute Nacht würde wohl keiner aufgeben wollen. Sie alle rannten um ihr Leben, nicht nur Cyra allein. Nach langem Laufen, um viele Ecken und durch viele Straßen, kam Cyra an einer Sackgasse an. Sie schnaufte erschöpft aus und starrte die Mauer vor sich an. Im grellen Licht stehend, wand sie sich um und ging langsam rückwärts auf die Wand zu. Dort hinten sah sie den Jungen gerade in die Straße rennen und mit etwas Abstand dahinter den dicken Mann. Sie stieß gerade mit ihrem Rücken an die Wand, als der Junge bei ihr angekommen war. Er hob die Waffe und zielte auf ihre Stirn. Seine Hand zitterte. Aber das war nichts, gegen das Beben, dass durch Cyras Körper fuhr. Angsterfüllt sah sie ihn an und heiße Tränen liefen mit Schweiß gemischt ihre Wangen hinab. Sie hatte Todesangst. Es war schlimmer als Zuhause. Erstens, weil sie sich an das ruhige Leben hier gewöhnt hatte. Und zweitens, weil sie zuhause niemals direkt das Ziel der Pistole gewesen war. Der Junge war nervös und ebenso nervös lächelte er. „Es tut mir leid, du hättest mir wohl nicht folgen sollen.“ Sekunden später erklang ein lauter Knall. Die Kugel hatte sich aus der Pistole gelöst und war auf sie zugeflogen. Cyra schrie- ein letzter Schrei. Letzte Gedanken fuhren durch ihren Kopf. Sie würde sterben. Verzweifelt schloss sie die Augen. Was für ein schrecklich unnützer Tod. Und den Tod ihrer Eltern würde sie auch nie aufklären. Vielleicht würde sie sie im Himmel, oder wer wusste es, vielleicht in der Hölle wiedersehen. Wenn es denn so etwas gab. Ansonsten würde sie einfach nur weg sein. Nichts mehr miterleben. Sie hatte Angst, furchtbare Angst vor ihrem Tode. Blitzschnell flog die Kugel auf sie zu – auf die Pistole des Jungens. Sie traf zwischen der Hand und der Pistole auf und schleuderte die Waffe weg an die andere Wand, links von dem Jungen. Er schrie laut auf, nachdem Cyra einen Schrei getan hatte und hielt seine Hand. Cyras letzter Schrei und ihre letzten Gedanken vor ihrer Rettung hatten nur Sekunden gedauert. Jetzt waren sie verblasst. Es war nicht die Pistole des Jungen gewesen. Sie blinzelte, konnte einfach an nichts mehr denken und schaute nur gefühllos vor Schock um sich. Rechts vom Jungen, auf der Mauer stehend, sah sie einen Mann. Er hatte blonde Haare und einen blonden, geflochtenen Bart. Triumphierend grinsend sah er zu ihr herunter, eine Zigarette im Mundwinkel und eine etwas größere Feuerwaffe auf seiner Schulter abgelegt. Cyra war ziemlich ausgelaugt und schon durch ein paar Straßen und um ein paar Ecken gelaufen. Wo sollte sie hin? Direkt nach Hause? Dann würden sie ja wissen, wo sie das nächste mal nach ihr suchen durften... Sie seufzte. Teils, weil sie einfach aus der Puste war, andererseits, weil sie schon wieder die Verzweiflung übermannte. Sie sah kurz nach hinten und versteckte sich dann hinter der nächsten Ecke. Sie sah den Dicken, der schweißgebadet auf die Ecke zutrabte und den Jungen, wie er ihn gerade überholte – Sie musste schnell weiter. Es würde nicht lange dauern und dann würde der Junge hier ankommen. Flechttom saß auf einer Mauer und sah sich die Beute von heute an. Neben seiner Arbeit in der Gruppe hatte er seine eigenen 'Dinger' gedreht. Er konnte es halt einfach nicht lassen. Grinsend fuhr er sich durch den geflochtenen Bart. „Hier kann man viel reicher werden, wir hätten viel früher aus unserer Einöde verschwinden sollen...“, überlegte er laut und schob sich einen Kaugummi herein, sowie das Geld in seine Arschtasche. Er wollte gerade von der hohen Mauer auf das nächste Hausdach steigen und dann herunter, als er unten etwas lang flitzen sah. Er stutzte. War das nicht diese Braut, die merkwürdigerweise niemand anrührte? Aber Moment, hinter ihr kamen gleich zwei weitere Personen. Ein Junge und etwas weiter entfernt ein sehr korpulenter Mann. Er kannte sie beide. Er war verwirrt und rief einfach mal den Boss an, um zu sehen, was er davon hielt. „Hey Rudilein~“, pfiff er am Telefon, als sich am anderen Ende der Leitung jemand meldete, und grinste. „Hast du angerufen um mich zu ärgern?“, fragte die andere Seite ziemlich gereizt. - „Ist ja gut Spätzchen, ich wollte dich nicht ärgern, aber ich bin gerade so gut drauf...“- „Hat das vielleicht etwas mit deinen anderweitigen Aktivitäten zu tun?“, fragte der Mann mit den Springerstiefeln an der anderen Seite und versuchte alle Nicknamen geflissentlich zu ignorieren. „Aber jetzt sag schon, warum rufst du wirklich an?“ Der Mann wusste, dass Tom nicht leichtfertig das Geld aus dem Fenster warf. Also würde er ihn auch nicht sinnlos ohne jeglichen Grund anrufen und damit Telefongeld verbrauchen. „Es geht um deine Liebste“- „Um wen bitte?“, fragte der Mann und verstand nicht, worauf Tom hinaus wollte. Der andere lachte nur kurz angebunden. „Vergiss es, war ein blöder Witz.“ Er versuchte sich wieder zu fangen. „Es geht um dieses Mädchen ... Du weißt schon Byni oder Gyra oder wie die hieß...“- „Wie kommst du darauf, dass das meine Liebste ist?“, fragte der Andere doch leicht verwirrt. „Naja weil du sie noch nicht erledigt hast.“- „Wieso sollte ich auch?“ Tom zuckte mit den Schultern. „Egal das können wir ja auch mal später klären, es eilt nämlich... Dieses Mädchen wird von unseren Gegnern verfolgt... sie sind bewaffnet und haben´s ziemlich eilig. Willst du sie retten?“, fragte er nun ganz lieb und wartete geduldig auf eine Antwort, ganz der Untergebene. Der Mann auf der anderen Seite der Leitung runzelte die Stirn. „Wieso sollten wir sie retten?“ Aber er überlegte doch noch etwas weiter. „Warte mal, wieso verfolgen sie sie gerade jetzt, früher haben sie das doch auch nicht getan?“ Tom grinste. Wie immer hatten sie die gleichen Gedankengänge. „Genau das hab ich mich auch gefragt!“, meinte er triumphierend. Der andere Mann nickte. Das war wirklich merkwürdig. „Rette sie... Es kann gut sein, dass sie keine andere Wahl haben, dass sie etwas erfahren hat, was uns nützlich sein könnte. Beeil´ dich, ich schicke noch ein paar Jungs hinterher.“ Da stand er also nun. Ihr Retter? Woher kam er? Sie hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Der Junge jammerte laut und sah zu Tom auf. „W- Wer bist du?“, zischte er, die Gesichtszüge schmerzvoll verzogen. Von seiner Hand tropfte Blut. „Gestatten? Schlächter, Tom Schlächter.“ Er grinste immernoch breit, selbst dann noch, als der dicke Mann zu ihnen stieß und seine Waffe auf ihn richtete. „Bist du gewesen“, erklärte er und zeigte ihm seine grinsende Fratze, während er vor Schweiß triefte. Man hörte es klacken und um die 7 Waffen waren auf ihn gerichtet. Hinter ihm standen Toms Kameraden. Der Dicke und der Junge staunten nicht schlecht. „Ihr habt ja lange gebraucht“, erklärte Tom und sprang neben Cyra hinab. Er stand neben ihr und reichte ihr seine Hand. „Du brauchst mir nicht zu danken. Kommst du mit in Sicherheit?“ Cyra schlug seine Hand weg und schrie ihn an. „Fass mich nicht an!“ Sie hasste Waffen immernoch. Wer sagte ihr, dass dieser Mann ihr wohlgesinnter war als der Junge? Ihr Körper bebte weiterhin vor Angst. Er stutzte. „Mädchen – ich hab dir gerade das Leben gerettet? Uns so dankst du es mir? Naja vielleicht sind wir jetzt quit.“ Cyra hatte andere Probleme, als das sie sich fragen konnte, wieso sie quit waren. Tom dachte nur daran zurück, dass er ihr letztes Geld gestohlen hatte. Cyra starrte vor sich hin. Was sollte sie tun? Um ihr waren 10 Männer und sie alle hatten Waffen dabei. Nun: Der Junge hatte sie verloren und der dicke Mann lies sie fallen, wegen der Gefahr, die von den anderen Männern ausging, und hob die Hände. Musste sie Tom und seinen Männern vertrauen? Würden die Anderen, die zu dem Jungen gehörten sie nicht vielleicht später weiter verfolgen? Tom lächelte freundlich. „Komm schon Mädchen, sei nicht blöd: Du hast eh nur eine Wahl, geh mit uns mit, wir werden dich heil hier herausbringen.“ Sie sah zu ihm. Vielleicht hatte er Recht. Es war egal, wer von beiden sie umbrachte. Aber bei diesen Männern, die sie nicht kannte, fühlte sie sich doch erstmal sicherer. Wenn man hier überhaupt von Sicherheit sprechen konnte. Sie nickte und ging vorsichtig zu den 7 Männern herüber. Sie ließen sie durch und nahmen langsam die Waffen von den beiden Männern mit. Dann wandten sie sich um und machten mit Flechttom die Fliege. Er grinste den beiden zu. „Diesmal lassen wir euch noch gehen, mal sehen wie wir das nächste Mal drauf sind.“, lachte er und verschwand dann mit den anderen. Die Auseinandersetzung war noch nicht ausgestanden. Die beiden zückten ihr Telefon und riefen Verstärkung, die dann auch bald kam. Tom bildete die Nachhut, Cyra befand sich, umkreist von den 7 anderen Männern, vorne. Als er hinter ihnen Schritte vernahm, drehte sich Tom entnervt um. Hinter ihnen war eine Horde von 12 Männern, die hinter ihnen her waren. Vermutlich waren das alle anderen, die sich auf der Insel befanden. Tom sah zu seinen Kumpanen hin, die nun auch stehen geblieben waren und dort hin blickten. „Macht euch nichts daraus, das erledige ich schon.“ Mit diesen Worten stürmte er lachend auf die Meute zu. Cyra sah zu den 7 Kerlen, die sie weiter schieben wollten. „Wird er das allein schaffen?“ Sie konnte sich das kaum vorstellen. „Ach, glaub´ uns, der hatte schon schwierigere Sachen zu meistern.“ Und damit zogen sie sie weiter, sodass Cyra nur kurz zurückblicken konnte und sah, wie die Leute immer kleiner wurden und schließlich verschwanden. Tom befand sich mitten im Gefecht. Sie wollte auch gar nicht mehr zusehen, nachdem sie die ersten Bluttropfen erhascht hatte. Tom stürzte sich in die Menge, mit einem breiten Grinsen im Gesicht und zwei Waffen im Anschlag. Er ballerte in die Menge, während er hindurchrannte. Ein Schuss streifte leicht seine Wange. Er wischte das Blut weg, das aus dem winzigen Kratzer an seiner Wange floss, landete mit einem Fuß auf dem boden und drehte sich auf der Fußspitze, sodass er wieder zur Menge blickte, die nun mit dem Rücken zu ihm stand. Wieder feuerte er Schüsse ab und traf die restlichen Personen mit Leichtigkeit. Cyra war mit den Männern mitgelaufen und an einem verlassenen Haus angekommen. Sie lies sich hineinschieben und sah sich interessiert um. Das Haus war kurz vor dem Verfall und vermutlich kümmerte sich niemand mehr darum. Sie befand sich in einer großen Halle, die früher vermutlich zum Empfang gedient hatte. In den höheren Stockwerken glaubte sie ein paar Decken zum Liegen zu sehen und sogar einen Kühlschrank, der aber vermutlich keinen Strom hatte. Der Raum war gut erhellt, aber nur von zahlreichen Kerzen. Und dann sah sie vor sich einen Mann sitzen. Er hatte kurze schwarze Haare, ein nicht sehr gut rasiertes Kinn und abgetragene Klamotten. Darunter zählten eine schwarze Jacke und eine schwarze Jeans. Außerdem hatte er schwarze Springerstiefel an. Cyra blinzelte. Irgendwoher kannte sie diesen Mann doch... Sie schaute etwas zweifelnd. Der Mann lächelte, erhob sich jedoch nicht, sondern blieb in der gemütlichen Lage sitzen, in der er sich befand. Ein Bein war lang nach vorne gestreckt, das andere Bein war leicht angewinkelt und seine Hand ruhte darauf. Die andere Hand ruhte auf einer Bierflasche, die neben ihm stand, jedoch noch gut voll war. „Was bist du so ruhig Cyra?“ Das Mädchen stutzte. Woher weiß hier jeder meinen Namen? Sie fand das schon etwas merkwürdig. Hatte sie hier jeder ausspioniert? Würde sie sich jemals wieder allein und sicher fühlen und nicht so, als ob sie beobachtet und durchlasert würde? „Was ist? Hast du nichts dazu zu sagen?“, fragte er und runzelte die Stirn. Er war etwas enttäuscht, das sie ihn nicht gleich wieder erkannte. Er dachte, er wäre markant genug, um nicht vergessen zu werden. „Hn..“ Er schnalzte mit der Zunge. „Vielleicht sollte ich dir erstmal ein paar Sachen erklären. Mein Name ist Kenneth. Ich bin der Chef dieser Bande hier. Und du wurdest von unseren beiden Parteien beobachtet, niemand tat dir etwas. Dass sie dich jetzt verfolgen, muss heißen, dass du etwas mitgehört hast, was uns nützlich sein könnte. Richtig geschlussfolgert?“, fragte er, wartete aber auf keine Antwort. Cyra wollte widersprechen, sie wollte erklären, dass sie garnichts gehört hatte, dass sie zu viel zu spät gekommen war. „Ich-“ Doch sie wurde unterbrochen. „Gewiss. Du wirst uns so einfach nichts sagen oder? Na gut, ich werde dir die Sachen erzählen, die wir bisher herausgefunden haben, auch, was deine Eltern betrifft.“ Cyra schaute verblüfft auf und hatte leichte Hoffnung im Blick. Würde sie nun endlich alles erfahren, was ihre Eltern betraf? Sie schaute ernst, oder versuchte es zumindest. Jetzt hatte sie keine Ambitionen mehr Kenneth aufzuhalten und aufzuklären. Er war ja auch selbst Schuld, wenn er sie einfach so überging. „Zu erst einmal solltest du wissen, dass Fukou bestimmt nicht das ist, was du dachtest, dass er ist. Was war er bei euch in Übersee? Ein Student?“ Er lachte laut. „Fukou ist alles, aber nicht das. Die Wahrheit ist die: Er ist der Anführer deiner Verfolger.“ Cyra wollte nicht glauben, was sie da hörte. „Hör auf so von ihm zu reden! Fukou ist-“ Kenneth lächelte triumphierend. „Wieso bist du von ihm weggegangen? Du hast doch sicher gemerkt, dass irgendwas nicht mit ihm stimmt?“ Sein Gegenüber stockte. Cyra dachte daran, wie sie Fukous Waffen gefunden hatte, wie Chô gesagt hatte, dass die Polizei ihm Bescheid gegeben hätte, aber sie hatte nichts von dem erfahren. „Ich gehe doch richtig in der Annahme? Natürlich... Du musst dich damit abfinden: Dein langjähriger Freund ist hinterhältig und er war es, der deine Eltern in den Tod geschickt hat!“ Cyra schluckte. Das war nicht das, was sie hören wollte. Fukou hatte sie immer beschützt, er hatte sie 5 Jahre lang aufgezogen, nachdem ihre Eltern verschwunden waren. „W-Wer sagt mir, dass ihr nicht lügt?“ Kenneth lächelte nur. „Wieso sollten wir lügen? Weil du uns vertrauen sollst und uns sagen sollst, was du gehört hast? Denkst du das?“ Sein Lächeln wurde breiter, hatte aber etwas verachtendes. „Oder bist du so naiv, dass du das alles nicht wahr haben willst? Fukou ist nunmal nicht der liebe Kerl, den du meinst zu kennen. Er ist fies und gemein, so wie seine gesamte Sippe. Es ist sowieso seltsam, das er dich nicht schon längst getötet hat, vielleicht fand er es auch einfach nur zu auffällig.“ Er schüttelte den Kopf. „Du denkst ich will dich manipulieren und lüge nur so vor mich hin? Nun, wir haben einige Beweise, wegen denen wir auf die Schlüsse gekommen sind, die wir gezogen haben. Komm her und sieh sie dir an.“ Zögernd kam Cyra näher. „Das hier haben wir gefunden. In seinem Zimmer. Ein Vertrag, den deine Eltern und die Baufirma unterschrieben. So sind wir erst darauf gekommen, dass seine Sippe hier agiert. Das könnte auch aus jeder anderen Wohnung stammen? Das denkst du jetzt bestimmt, oder nicht?“ Cyra nickte. Nein, dass dachte sie nicht. So weit dachte sie überhaupt nicht. Aber sie wollte wissen, wie er sich da herausredete. Kenneth grinste und drehte das Blatt um. „Hier hat Fukou Notizen gemacht. >Geheime Übergabe< steht da. Plus Datum und Ort. Auf der Baustelle fand sie statt. Das ist klar, da er deine Eltern dazu benutzt hat, diese Übergabe für ihn stattfinden zu lassen. Ihr hattet Geldnöte nicht wahr? Es ist immer wieder interessant zu beobachten, was Eltern alles unternehmen um wieder an Geld zu kommen und um ihrer Tochter ein schönes Leben zu bieten.“ Cyras Augen wurden ganz groß. Nach den Ferien gehen wir mit dir in den Vergnügungspark, versprochen! Kenneth war schon beim nächsten Punkt. „Das ist eindeutig seine Handschrift, dass kannst du nicht leugnen. Fukous Handschrift ist einzigartig und du hast sie schon so oft gesehen. Das musst du doch anerkennen.“ Cyra antwortete nicht. Sie empfand tiefe Trauer und Wut. Sie konnte es nicht fassen. Fukou hatte ihre Eltern in den Tod geschickt? Oder wollte er nur Geld für sie beschaffen? Es war egal, wie man es drehte und wendete. Ihre Eltern waren kriminell geworden, sie hatten sich auf so etwas eingelassen. Und das nur, um ihr ein schönes Leben zu bereiten. Das war das, was sie noch trauriger machte. Und auch von Fukou hätte sie so etwas nie gedacht. „Wir haben beobachtet, wie die nächste Übergabe stattfand. Offensichtlich arbeiten sie gerade für den Präsidenten hier höchstpersönlich. Es ist klar, dass dieser nur erfahrene Leute schickt. Fukou wusste das. Aber deine Eltern waren nicht erfahren. Man braucht mehr für diesen Job, als den Willen unbedingt seine Mission erfolgreich zu beenden. Sieh es ein. Fukou hat sie kaltblütig in den sicheren Tod geschickt.“ Demnach, was Kenneth von sich gab, konnte man sich vorstellen, dass er selbst nicht gerade viel von dem Anderen hielt. Aber Cyra war das gerade egal. Fukou – er war ihr Gerüst gewesen. Er war der Mann gewesen, der immer für sie da gewesen war, der ihr Halt gegeben hatte. Und nun... Sie fühlte sich so furchtbar schuldig und war furchtbar enttäuscht von Fukou. Laut fing sie an zu schluchzen und weinte dann jämmerlich. Kenneth stockte. Er starrte Cyra verwirrt blinzelnd an. Diese hatte ihr Gesicht in den Händen vergruben. Abwehrend hob er die Hände. „Nicht...weinen...“ Er konnte sowas nicht leiden. Er selber hatte genug gelitten und hatte seinem Gefolge beim Leiden zugesehen. „Na bringst du schon wieder alle zum weinen?“, fragte eine Stimme halb amüsiert, halb genervt. Durch den Eingang trat Tom. Seine Anziehsachen waren blutverschmiert. Er hob eine Augenbraue. „Du bist immer so unsensibel, kannst du es nicht endlich lernen den Leuten die Sachen so beizubringen, dass sie nicht anfangen zu heulen?“ Tom legte die Waffen bei Seite, während Kenneth ihn bittend und ratlos ansah. Der Langbärtige zog sein blutverschmiertes Shirt aus. Dann nahm er Cyra vorsichtig in die Arme und zog sie an seine warme Brust. Er strich ihr sanft über den Rücken. „sch....Los, hör auf zu weinen.“ Er setzte sich mit ihr hin und lies sie sich ausheulen. Cyra war etwas verblüfft gewesen, als sie an Toms Brust gezogen wurde. Kurz hatte sie gestockt und war rot geworden, dann jedoch weinte sie sich an seiner Brust aus. Als sie fertig war schniefte sie noch ein letzte Mal und hob ihren Kopf von Toms nun nasser Brust. Er reichte ihr ein Taschentuch und sie nahm es dankend an. Cyra wischte sich damit die Augen trocken und schnaubte erst einmal ordentlich durch. Kenneth hatte in der Zwischenzeit da gesessen und, die Arme verschränkt, dem Ganzen zugesehen. „Fertig?“, fragte er schroff. Tom warf ihm einen bösen Blick zu. Der Andere zuckte nur mit den Schultern. „Ist alles wieder okay?“, fragte Tom sanft. Cyra nickte. „E-es geht.“ Jetzt, wo sie sich gefasst hatte, war sie ein klein wenig rot geworden. Sanft drückte sie sich von Toms Brust weg und war leicht peinlich berührt. Tom lächelte. Er erhob sich und half Cyra hoch. „Willst du mehr hören oder lieber nicht?“ Cyra nickte und schaute ernst. „Ich- ich will mehr erfahren!“ Jetzt war es Tom, der nickte. „Also gut. Dann erkläre ich lieber weiter. Rudi-lein?“ Er sah zu seinem Boss herüber. Dieser funkelte böse mit den Augen. „Wenn du das noch einmal vor ihr sagst dann verrate ich, was du da im Vergnügungspark getrieben hast!“ Cyra stutzte. Sie verstand beides nicht. Sie dachte der Boss hier hieß Kenneth? Und was hatte Tom, wann, auf welchem Vergnügungspark gemacht? Und wieso war das wichtig? Und was hatte es mit ihr zu tun? Sie fragte lieber nicht nach. Tom lachte. „Ist ja schon gut, Ken.“ Dem Namen lies er eine leichte Betonung zukommen. „Darf ich die 'Beweise' haben?“ Kenneth schob ihm die Sachen zu. „Also Cyra. Deine Eltern haben also diese Übergabe durchgeführt. Sie fand auf der Baustelle statt, deswegen waren sie eingeschleust worden. Aber der Präsident wollte nicht bezahlen und seine Leute sollten testen, wie gut ihre Geschäftspartner wirklich waren. Deswegen haben sie Widerstand geleistet und deine Eltern umgebracht. Die Todesursache ist klar. Sie wurden eindeutig hinuntergeschubst. Am Ort fanden die Polizisten eine Partronenhülse, mit der sie nichts anfangen konnten. Vermutlich ein misslungener Schuss. Es ist also nicht klar, ob die Leute deine Eltern wirklich geschubst haben, oder ob sie vielleicht nur gestolpert sind und sich die Angelegenheit von alleine erledigt hat. Es kann sich nur so zugetragen haben. Die Patronenhülse spricht für einen Kampf und die Organisation würde nie selbst ihre Geschäftspartner hintergehen, jedenfalls nicht, wenn es sich um so unnütze Waffen handelt, wie sie da vertickt haben. Dafür sind sie zu stolz und es wäre dumm so ihren guten Ruf zu ruinieren.“ Tom überlegte. Er kramte in den Unterlagen herum. Dann holte er ein Papier heraus. „Hier das haben wir auch bei Fukou gefunden. Die auf dem Dokument beschriebenen, müssen die Waffen sein, um die es sich da handelte. Das sind wirklich kleine Fische.“ Cyra nickte nur. Sie konnte das nicht beurteilen. Sie hatte keine Ahnung davon. „Bei einer Übergabe waren wir dabei. Der Mann, der mit der Organisation das Geschäft abgewickelt hatte, hatte eindeutig etwas vom Präsidenten erwähnt. Es muss ich um etwas großes handeln. Vermutlich wollten sie sich gegenseitig erst einmal austesten und haben deswegen klein angefangen. Und jetzt werden es immer schlimmere Waffen. Wer weiß zu was das führt.“ Cyra interessierte das alles gar nicht. Jetzt wusste sie endlich wieso ihre Eltern sterben mussten. Oder wusste sie es doch nicht? Sie glaubte eigentlich wirklich nicht, dass Fukou so gemein war. Wie gern würde sie ihn zur Rede stellen, aber ob sie sich das trauen würde? Und selbst wenn, wie sollte sie denn mit ihm in Kontakt treten, besonders jetzt, wo er sie scheinbar lieber tod sehen würde? Sie würde ihn so gern verstehen. Er war doch immer IHR Vertrauter gewesen? Fukou... „So und jetzt bist du dran.“ Kenneth Stimme unterbrach ihre Gedanken. „Wie?“ Cyra sah verwirrt auf. „Du wolltest uns sagen, was du gehört hast.“ Cyra schluckte. Das hatte sie ganz vergessen. „Aber ich- I-ich hab überhaupt nichts gehört! Ich war viel zu spät da und zu weit-“- „WAS?“ Kenneth sprang auf. „Du meinst du hast die ganze Zeit nichts gesagt und uns lustig erzählen lassen? Pah! Du hast sogar Toms Brust benutzt um dich bei ihm auszuheulen!“, schrie er und war außer sich, hatte eine Waffe auf Cyra gerichtet. Cyra schaute nun ernst. „Aber! Ich wollte euch widersprechen und sagen, dass ich nichts gehört habt – aber ihr habt einfach weitergeredet und gemeint ihr würdet mich über meine Eltern aufklären. Hättet ihr mir denn überhaupt zugehört, wenn ich-“- „Schweig! Dummes Weib, verarschen kann ich mich selber!“ Er spuckte vor ihre Füße und war wirklich stinkwütend und mitten beim Abdrücken. Beide zitterten. Cyra, weil sie Angst hatte und Ken, weil er so wütend war. Als Ken abdrücken wollte, drückte Tom den Lauf der Waffe mit ruhiger Hand herunter. „Lass das Ken. Im Prinzip hat sie doch Recht und was ist so schlimm daran, wenn sie jetzt mehr weiß? Uns wird es nicht schaden.“- „Sie weiß dass wir hier sind und ins Polizeipräsidium eingebrochen sind! Was willst du noch?“ Tom lächelte. „Ich bin sicher sie wird nichts davon verraten. Sie hätte überhaupt nichts davon. Er sah zu Cyra, die nickte. „Ach was, die kann uns sonst was erzählen...“ Er schaute ernst, sein Blick veränderte sich jedoch schlagartig, als Tom ihm sanft über den Rücken strich. Ken schaute verdutzt und hob eine Augenbraue. „Komm schon Ken, ganz ruhig. Du musst lernen etwas mehr Vertrauen in die Menschen zu haben.“, meinte er ganz ruhig und sanft. Cyra vergaß ihre Angst und musste jetzt schmunzeln. Die Szene hatte etwas von einem Herrchen, dass seinen Hund beruhigte. Der Hund fing jetzt an zu knurren und blaffte sein Herrchen an. „Lass das sofort bleiben Tom!“ Grummelnd sah er zur Seite, spuckte wiederholt und lies dann die Waffe ganz sinken, ehe er sie wegsteckte. Tom lachte auf und zwinkerte dann Cyra zu. Diese blinzelte. Wie könnte sie Fukou treffen und sicher befragen? Wie würde sie ihm auf die Fersen kommen? Kenneth sah auf. „Das hier ist eine totale Ausnahme. Und jetzt bringt sie wieder weg.“, grummelte er, verschrenkte die Arme und setzte sich wieder. Tom ging zu Cyra herüber und wollte sie zum Mitgehen bewegen. Cyra sah auf und blinzelte erneut. Diese Leute hier, sie waren hinter Fukou her, irgendwann würden sie ihm begegnen. „Moment mal! Nicht so schnell!“ Die Anwesenden sahen überrascht auf. „Ihr könnt mich doch jetzt nicht einfach wieder abschieben! Ich hab auch noch eine Angelegenheit, die ich mit Fukou klären muss. Und außerdem: Wie soll ich denn ohne jegliche Erfahrung klar kommen, wenn diese Leute da draußen hinter mir her sind?“ Tom blinzelte. Er sah zu Kenneth. Sowieso sah jeder zu Kenneth. Schließlich war er der Boss und bestimmte. Er lachte nur und grinste fies. „Und was geht uns das an? Geschieht dir recht, jetzt weißt du ja was über sie und uns, sollen sie dich ruhig umbringen, ist nicht unser Problem!“ Zwei Männer traten vor und packten Cyra auf Kens Nicken an den Armen. „Komm mit.“, erklärten sie trocken. Tom schaute etwas zweifelnd. Aber was sollte er schon machen? Nochmal für die einspringen? Er hatte ja nun wohl genug getan, um sich für den Diebstahl von Cyras Geldbörse zu entschuldigen, was er ja normalerweise auch nicht tat. „Ihr- Und ich dachte ihr wollt anders sein als Fukou und seine Bande!“ Cyra schrie das etwas verzweifelt und bekam wieder Tränen. Sie hatten sie schon zur Tür geschliffen, als ihr noch etwas einfiel. „Wartet! Ich-“- „Wir wollen nichts mehr von dir hören, Kleine.“, meinte Ken trocken. „Aber wenn ihr mich unter Beobachtung habt kann ich umso weniger verraten. Wer sagt euch, dass ich nicht aus Rache zur Polizei gehe? Wenn ich ihnen so viel erzähle, beschützen sie mich erst recht! Dann bin ich eine Zeugin!“ Ken hob eine Augenbraue. Tom schüttelte den Kopf, um ihr damit klar zu machen, dass sie sich auf schmalem Eis bewegte. Es war ziemlich gefährlich das so zu sagen. Ken lachte. „Willst du uns drohen?“ Cyra schluckte. Sie wusste ja selbst nicht was sie hier trieb. Die Wahrheit war: Sie hatte einfach nur Schiss! Die Angst stieg in ihren Nacken hinauf. Sie war halt nicht sehr mutig. Und sie hatte sich bis jetzt immer ängstlich verkrochen. Sie war vor Fukou davon gelaufen und dorthin, wo sie sich momentan sicherer fühlte, nachdem sie erfahren hatte, dass Fukou auch im Besitz von Waffen war. Wo sie Waffen doch so hasste, war sie zu ihren toten Eltern nach Übersee geflohen. Was hatte sie sich daraus denn erhofft? Sie hatte sich belogen. Sie wollte den Tod ihrer Eltern aufklären? Alles was sie getrieben hatte, hatte sie doch nur aus Angst getan. Und jetzt hatte sie wieder Angst. Vor neuen Sachen. Sie hatte Angst vor der Welt da draußen, vor den Leuten, die hinter ihr her waren. Karin könnte sie vor denen auch nicht mehr retten. Die Polizei hier vermutlich auch nicht, die waren doch auch nicht besser. Und jetzt suchte sie bei jemand neuem Schutz und spielte ihnen etwas vor. Cyra weinte bitterlich. Sie riss sich von den Leuten los und sank auf den Boden. „Bitte! Ihr müsst mir helfen!“ Ihr Blick, den sie auf Ken richtete war herzerweichend. Doch das machte ihm absolut gar nichts. Er hatte immer noch diese Wut auf sie. Schließlich hatte sie geschwiegen und ihn quasi ausgenutzt. Aber in Tom löste es irgendwas aus. „Ich werde euch versprechen, dass es euch nichts schaden wird, wenn ihr mir alles beibringt: Wie ich mich retten kann vor denen, mich verteidigen kann!“ Sie schluchzte. Sie fühlte sich so schwach und nutzlos. Irgendwas musste sie daran doch ändern können. „Wenn ihr mich aufnehmt werde ich euch helfen!“ Wieder lachte Ken nur. „Du Schwächling? Vergiss es!“ Tom legte eine Hand auf Kens Schulter, wobei er weiterhin Cyra beobachtete. Nun sah Ken zu ihm. „Hör mal. Fukou hat sie doch zuerst nicht umgebracht. Vielleicht ist in ihm wirklich so etwas wie.. ich meine vielleicht kann sie uns doch noch nützlich sein!“ Nun wanderte sein Blick zu Ken und er wurde ernst. „Ken! Wir sollten uns das nochmal überlegen, wir sollten sie uns übrig behalten. Wir sind doch auch nicht viele, wir können jede Hilfe gebrauchen. Wieso meinst du konnten sie uns früher verjagen? Weil sie mehr waren und außerdem das Oberhaupt auf ihrer Seite hatten!“ Ken blinzelte. „Meinst du Fukou-?“ Tom zuckte mit den Schultern. „Man weiß nie, es wäre auf jeden Fall später ärgerlich für uns, wenn wir Cyra dann brauchen würden.“ Ken seufzte und sah zu Cyra. „Nun gut, du hast Glück Cyra. Das hast du aber nicht dir, sondern Tom zu verdanken. Und ich will erstmal nichts mehr mit dir zu tun haben! Dir muss klar sein, dass du mir erstmal aus dem Weg gehen solltest.“ Er sah zu Tom. „So. Und weil du uns das eingebrockt hast, darfst du das auch ausbaden! Du bist für Cyra verantwortlich und für alles, was sie tut!“ Er tippte ihm auf die Brust und drehte sich dann um. „Viel Spaß!“ Nachdem er Cyra noch einen bösen Blick gewidmet hatte, ging er. Er lief auf die Treppe zu und verschwand im Dunkeln. Cyra sah auf. Sie starrte die beiden an und dann Ken hinterher und konnte es noch gar nicht glauben. Eins, zwei Männer schüttelten ungläubig die Köpfe und verschwanden auch. Dann machte Cyras Herz einen Luftsprung und die Angst wich mit einem Mal aus ihrem Körper. „Danke!“, meinte sie erleichtert und sah dabei zu Tom. Dieser ging zu ihr und reichte ihr eine Hand. „Komm ich helfe dir auf.“ Er lächelte lieb seine Schülerin an, die seine Hand nahm und sich aufhelfen lies. Als sie wieder auf den Beinen war, putzte sie sich ab und schlang ihre Arme weinend um den anderen. Sie war wirklich erleichtert. „Stell dir das nicht so leicht vor, das wird eine harte Zeit für dich.“ Cyra nickte und schaute wieder ernst. Sie hatte von Tom abgelassen und war wieder leicht rot geworden. Irgendwie war es ihr schon peinlich, dass sie sich andauernd so kindisch benahm. „Achso! Du solltest erstmal für eine Woche hier bleiben und deine neuen Freunde benachrichtigen, dass du für eine Woche... ähm.. naja irgend etwas normales, wichtiges machst. Ich denke die Woche wird erstmal reichen, damit du da draußen zu recht kommst. Alles andere würde zu sehr auffallen. Jetzt solltest du aber erst einmal schlafen gehen, es ist spät. Komm, ich zeige dir deinen Schlafplatz.“ Damit nahm er sie an der Hand und ging mit ihr zu einer zweiten Treppe, die Ken nicht genommen hatte. Cyra blickte noch einmal nachdenklich zu der anderen Treppe, als sie auf der dritten Stufe stand. Sie sollte Ken nicht zu Nahe kommen. Hatte sie ihn wirklich mit so einer kleiner Farce so wütend gemacht? Er schien jedenfalls ziemlich kompliziert zu sein. „Cyra komm endlich!“, verlangte Tom mit etwas Nachdruck in der Stimme. Cyra nickte und folgte ihm. Hinein in die Dunkelheit. Hinein in ein drittes, neues Leben. Kapitel 3: Get on Again: Training + New Aims -------------------------------------------- Kapitel 3: Get on again Training Cyra wurde von Tom nach oben geleitet. Sie waren ziemlich viele Treppen gelaufen, als sie an einem langen Flur ankamen. Tom ging voran und schnurstracks an allen Türen vorbei. Ein Zimmer hatte keine Tür. Beim Vorbeigehen warf Cyra einen Blick hinein und sah eins, zwei Frauen mittleren Alters, vielleicht waren sie um die 40-50 Jahre alt. Sie saßen mit 3 Kindern und 2 Jugendlichen dort und machten jeder ihr Ding. Die Alten spielten mit den kleinen Kindern und die Jugendlichen beschäftigten sich miteinander. Cyra blieb einen Moment stehen und beobachtete die Szene mit etwas skeptischen Blicken, bis Tom stehen blieb und nach ihr rief. Die Frauen sahen verwundert zu ihr auf und Cyra wurde leicht rot, weil sie die Leute so angestarrt hatte. Schnell ging sie zu Tom herüber. Dieser setzte sich nun wieder in Bewegung. Sie hingegen sah etwas unsicher zur Seite. „Tom, da waren...ich meine...“ Tom grinste. „Das hier ist der Teil des Hauses, wo wir unsere weiblichen Mitstreiter untergebracht haben.“- „Aber die Frauen waren so alt und die kleinen Kinder...“ Tom lächelte. „Was denn? Meinst du wir haben keine Familie? Sie machen nicht bei den gefährlichen Sachen mit, aber sie sind mit uns gekommen um uns anderweitig zu unterstützen... Du weißt schon, mit kochen und solchen Dingen. Außerdem haben sie es hier besser als bei uns Zuhause.“ Cyra stutzte. „Aber...“- „Denk einfach nicht darüber nach. Um das zu verstehen musst du uns erst besser kennen. Bestimmt wird es dir Ken auch irgendwann von allein erzählen.“ Seine Begleiterin seufzte darauf hin, nickte dann aber. „Nagut. Ich weiß garnicht, ob mich das überhaupt etwas angeht.“ - „Nun, das kommt ganz auf dich an Cyra, aber jetzt zeige ich dir erst einmal dein Zimmer.“ Er ging auf eine der Türen zu und öffnete sie. Als sie eintraten, waren sie in einem großen geräumigen Zimmer, das noch ziemlich leer war. „Das ist der einzige Raum, den wir noch frei haben.“, klärte Tom Cyra auf. Diese sah sich nun etwas um. In der Mitte der hinteren Wand, sah sie einen ziemlich demolierten Schrank, daneben ein paar Decken. In der rechten Ecke entdeckte sie ein Bündel und daneben eine Matratze mit einer Decke, auf der eine Frau lag. Von hinten sah Cyra, dass sie ganz in dunklem schwarz-grün gekleidet war. Der Stoff glänzte leicht. Anscheinend hatte sie eine Jacke und eine lange Hose an. Ihre dunklen Haare waren blau gefärbt, ließen aber noch etwas schwarz durchschimmern. Sie waren zu einem kurzen Zopf gebunden, der wie ein Palmenblatt vom Kopf abstand. Tom folgte ihrem Blick. „Das ist Luzia. Deine Zimmernachbarin und Lehrerin. Es tut mir leid, aber ich hab auch nicht so viel Zeit. Deswegen muss ich dich ihr überhelfen. Aber ich schau immer mal wieder nach, wie ihr euch so macht“, meinte er lächelnd und tat eine Hand auf Cyras Schulter. „Leg dich erst einmal schlafen, da sind Decken.“, erklärte er mit einem Nicken zum Zimmerschrank hin. „Morgen wird Luzia dir dann sicher alles zeigen.“ Cyra kam nicht dazu etwas darauf zu erwidern, denn Tom war schon verschwunden. Sie blickte noch einmal zu Luzia, dann seufzte sie kurz und ging zu den Decken herüber. Sie legte eins, zwei Decken auf den Boden. Sie platzierte sie lieber doch in der linken Ecke, weit weg von Luzia . Dann nahm sie sich noch eine Decke zum Zudecken. Sie hatte sich schon hingelegt, als sie wieder zu Luzia herüberblickte. Sie wurde neugierig und ging noch einmal zu der Anderen hinüber. Als sie sich über sie beugte, schreckte sie wieder zurück. In Luzias Armen lag ein Gewehr. Fühlte sie sich so unsicher, dass sie mit Waffe schlief? Verdattert schüttelte Cyra den Kopf und dachte nicht mehr daran, Luzia noch weiter zu mustern. Stattdessen legte sie sich wieder hin. Auch sie drehte die Brust zur Wand hin, schloss dann die Augen, schlief aber erst spät danach ein. Sie hatte das letzte Mal auf solchen Matten geschlafen, kurz bevor sie Untermieter geworden war. Gerade hatte die Schule wieder angefangen. Ihre Eltern waren weggeflogen, um zu arbeiten. Cyra war 12 Jahre alt und ging allein nach Hause. Als sie angekommen war, öffnete sie die Tür und ihre Eltern kamen ihr entgegen. Sie lebten! Cyra war erstaunt, baff, aber unheimlich froh. Sie fiel ihnen um den Hals. „Endlich seid ihr wieder da!“ Sie sah ihre Eltern nur als gesichtslose Schatten, aber für sie waren sie absolut real. „Na,na... du bist doch sonst nicht so froh, uns wiederzusehen, damit du die Zeit im sturmfreien Haus genießen kannst.“, meinte ihr Vater und man konnte anhand der Stimme ein Lächeln vermuten. Bei ihrer Mutter war das ähnlich, als sie sagte: „Wir haben schon auf dich gewartet. Schließlich wollten wir doch in den Vergnügungspark gehen.“ Cyra nickte und war überglücklich. Sofort gingen sie los. Cyra lief zwischen ihren Eltern, hatte beide an den Händen gepackt und zeigte ihr strahlendstes Lächeln. Ihre Eltern jedoch reagierten darauf nur mit Verwunderung. Zusammen erlebten sie einen schönen Nachmittag im Vergnügungspark. „Warum habt ihr solange gebraucht?“, fragte Cyra zwischen Kinder-Achterbahn und Zuckerwatten-Essen. Ihre Mutter lächelte wieder. „Ein Flug ist ausgefallen und wir mussten auf die Ersatzmaschine ziemlich lange warten.“, erklärte sie. Cyra nickte und lies das Thema dann links liegen. Hatte sie alles nur geträumt? Waren ihre Eltern nicht tot und ihr Leben konnte ganz normal weitergehen? Sie gingen noch auf viele andere Attraktionen und zum Schluss gewann Cyra einen großen Schmusebär, den sie ihrer Mutter schenkte. So lief sie vor ihnen her, als sie von einem Ball hart an der Schulter getroffen wurde und umfiel. Plötzlich stand ihr Vater neben ihr und fuhr sie scharf an. „Steh auf!“, forderte er mit harter Stimme. Cyra sah ihn verwundert an. „Wieso? Ich kann doch nichts dafür....“ Die Mutter tauchte hinter ihrem Vater auf. „Steh endlich auf du faule Kuh! Was fällt dir ein dich zu widersetzen?“, fauchte sie. Cyra war verwirrt, sie schloss die Augen und bekam ein paar Tränen. „Stehst du wohl auf! Wir sind hier nicht im Kindergarten, wo man sein Mittagsschläfchen machen kann!“ Die Stimme war scharf und relativ tief. Sie kam von oben und schlug nach unten auf sie ein. Noch einmal trat Luzia ihr in den Rücken, als Cyra endlich die Augen öffnete und zu ihr hochschaute. Sie schaute in blaue Augen, die sie eindringlich ansahen. „Du sollst aufstehen, hast du das immer noch nicht kapiert?“, fragte Luzia noch einmal und fuchtelte mit ihrer Waffe in Cyras Gesicht herum. „Hopp,hopp! Steh auf und räum´ die Sachen weg und richte dich und zwar gefälligst innerhalb der nächsten 2 Minuten. Wenn du bis dahin nicht wieder hier neben mir stehst gibt’s kein Frühstück und ein paar Liegestütze zum Aufwärmen!“, schrie sie Cyra ins Gesicht und erinnerte dabei leicht an einen Feldwebel. Cyra sah sie etwas verwirrt an. Was redete sie so mit ihr? „Ich bin doch schon wach, wie wär es, wenn du etwas netter wärst, Luzia? Wir könnten uns doch erst einmal vorstellen und kennenlernen?“ Luzia hob nur eine Augenbraue. „Du wagst es?“ Sie riss Cyra hoch und sah sie eindringlich an. „Ich bin die, die dich ausbildet und nicht irgendeine Freundin! Und wir sind hier auch nicht beim Kaffeekränzchen! Das hier ist bitterer ernst, das das klar ist! Für dich bin ich nicht Luzia sondern Sir oder meinetwegen Miss Lucret. Wie kannst du es überhaupt wagen, mich mit meinem Vornamen ungefragt anzureden, hast du keine Manieren?“ Sie hob kurz Cyras Kinn an. „Du bist doch maximal 20! Kleiner Grünling-“, säuselte sie und sah dann auf die Uhr. „Mach, dass du los kommst, jetzt hast du nur noch eine Minute! HOPP!“, schrie sie, dass Cyra fast nach hinten kippte. Cyra rollte mit den Augen. Dafür bekam sie eine Ohrfeige. Und das sollte sie jetzt die ganze Zeit oder mindestens eine Woche aushalten? Seufzend machte sie sich schnell an die Arbeit, denn sie hatte Hunger und keine Lust, mehr Sport zu machen, als nötig. Als Cyra wieder bei Luzia war, oder Miss Lucret, wie man sie nun bezeichnen wollte, blickte diese auf die Uhr und schnalzte mit der Zunge. „Naja... du bist 3 Sekunden über der Zeit, aber wollen wir mal nicht so sein, ist ja dein erster Tag. Komm Grünling, wir gehen essen!“, erklärte sie und lief eilig los. Cyra blieb nur kurz stehen. „Ich heiße Cyra.“ - „Grünling-“, sie betonte das absichtlich. „... hör auf mir zu widersprechen, sonst kannst du das Frühstück für dich vergessen.“, erklärte sie knapp und Cyra fragte sich ehrlich, was diese Frau für Probleme hatte. Aber sie behielt das lieber für sich und folgte ihr schnellen Schrittes nach. Um zu essen, gingen die beiden nach unten in die Empfangshalle. Dort wurde für jeden das Essen ausgegeben. Es bestand aus einer Tüte mit Brötchen und Marmeladenaufstrich in einem kleinen Schächtelchen. Aus einem Apfel , Butter und einer kleinen Flasche Wasser. An einem Tisch konnte man sich noch eine Tasse Kaffee oder Tee eingießen lassen. Cyra wollte gerade nach ihrer Tüte greifen, als Luzia ihr dazwischenfunkte und gleich zwei Tüten für sie beide nahm. „Warte mal schön, Grünling. Das Essen nehme ich mit, wir werden es unterwegs essen.“ - „Unterwegs?“ - „Keine Angst, wir werden dahin gehen, wo deine Verfolger nie nach dir suchen würden.“, erklärte sie und wusste anscheinend schon über alles Bescheid. Cyra machte ein missmutiges Gesicht. Durfte sie nicht einmal selbst über ihr Essen verfügen? „Guck nicht so, du kannst froh sein wenn du überhaupt was zu essen bekommst. 1. hast du dich heute Morgen verspätet und 2. bist du hier schließlich eigentlich nur zu Gast und nicht gerade von jedem erwünscht.“, erklärte sie direkt und offen. Sie ging zum Ausgang, ohne groß auf eine Antwort von Cyra zu warten. Diese folgte ihr etwas grummlig. Luzia war das sowieso egal. Sie ging ohne Probleme weiter, und zwar durch viele Nebenstraßen und sehr dunkle Gassen. Ja, hier würden die Leute wohl am wenigsten nach ihr suchen. Wieso sollte sich Cyra hier herumtreiben? Und selbst wenn, Luzia sah schon recht erfahren aus und würde sie beschützen, oder? Sie war sich nicht ganz sicher, wie die Andere zu ihr stand. Luzia hatte ja deutlich betont, dass sie keine Freunde waren und viele ihr nicht wohlgesinnt waren. Wieso? Was hatte sie denn bitte getan? Als Luzia am gewünschten Ziel angekommen war, einem großen verlassenen Platz, blieb sie stehen und setzte sich hin. Sie legte Cyras Tüte neben sich und nahm ihre in die Hand um sie zu öffnen. Als Cyra das auch tun wollte hielt sie sie ab, in dem sie die Waffe auf sie richtete. „Was soll das werden? Du darfst erst nach dem Erwärmen essen. Ich will, dass du dich erst einmal etwas dehnst und dann 10 Runden läufst, bei mir hier ist der Start.“, erklärte sie und nahm sich das Brötchen heraus, um es mit dem Taschenmesser aufzuschneiden und zu bestreichen. Cyra sah sie doof an, merkte aber, dass es kein Sinn haben würde zu streiken und dehnte sich stattdessen ein wenig. Dann lief sie los, war jedoch schon nach der Hälfe der Runden halb tot. Wie sie Sport hasste! Ihre schwitzigen Haare klebten an ihrem Körper, genauso wie ihre Klamotten. Luzia schüttelte nur ungläubig den Kopf. Wie konnte man sich nur so unpraktisch lange Haare wachsen lassen und so unpraktische Kleidung tragen und wie konnte man sich so gehen lassen und ernsthaft glauben mit so einer Unsportlichkeit die Gegner in die Flucht schlagen zu können? Eins war klar, Cyra musste sich schnell andere Klamotten zu legen, mit dem Kleid kam sie nicht weit. Und sie musste sportlicher werden. Außerdem brauchte sie Haargummis, die sie ja gerade nicht hatte. Nachdem Cyra 10 Runden gerade so geschafft hatte, reichte Luzia ihr erst einmal nur das Wasser und beschwor sie bloß stehen zu bleiben. „Also da müssen wir aber noch einiges machen. Ich bezweifel irgendwie, dass dafür eine Woche reichen soll.“, erklärte sie danach nüchtern. Cyra funkelte sie nur böse an. Aber Luzia lies das kalt. „Na höre ich kein Danke für das Wasser? Ich hätte es auch selber trinken können.“ Cyra schaute sie weiter so an. Wie sie sie hasste. Sie hasste sie von ganzem Herzen! „Danke, Miss Lucret.“, erklärte sie Zähne knirschend und Luzia grinste belustigt. Es machte ihr Spaß Cyra herumzuschubsen. Sie fühlte sich gerade sehr mächtig. „Dafür kann ich dir zahlreiche sportliche Aktivitten aufbrummen, ist dir das eigentlich klar? Aber was solls, schaden wird es nicht. Also darfst du jetzt für diese Frechheiten, die mir deine Augen entgegen schleudern 30 Liegestützen vollbringen.“ Cyra sah sie böse an. Sie änderte rein garnichts an ihrem Blick. „Na los, runter mit dir, hier direkt vor meine Füße.“ - „Was glauben Sie, wer Sie sind? Ich denke gar nicht daran, das zu machen. Ich bin doch nicht ihr Sklave, dem sie alles aufbrummen können.“ Nun war es Luzia, die böse mit den Augen funkelte. Trotzdem lächelte sie süffisant. „So? Dann willst du also nicht, dass ich dich ausbilde und willst dich stattdessen deinen Gegnern ausliefern?“ Sie erhob sich. „Na dann kann ich ja jetzt gehen.“ Cyra schaute sie verblüfft an. „Aber Tom hat gesagt...“ - „Ich muss nicht auf ihn hören. Außerdem hat niemand anderes für dich Zeit in der Zentrale, du kannst froh sein, dass sich eine bereit erklärt hat, dich auszubilden." Cyra schluckte. Sie wollte nicht der Gefahr hier draußen ganz allein ausgesetzt sein. Und schließlich hatte Luzia irgendwie doch recht? Um solchen Gangstern entgegenzutreten brauchte man nun mal Geschick, Wendigkeit, Stärke, man musste sportlich sein. Und sie musste trainieren dafür, ob sie wollte oder nicht. Sie seufzte nicht und sie schaute Luzia nicht böse an. Sie ging einfach schweigend vor ihr auf die Knie und machte ihre Liegestützen. Und zwar alle ordentlich hintereinander, auch wenn es ihr sehr schwer fiel. Luzia, zufrieden Cyra wachgerüttelt zu haben, setzte sich wieder und zählte fleißig mit. Dann lies sie Cyra, sich noch etwas dehnen und bewegte sie dann dazu sich neben sie hinzusetzen. Sie gab ihr ihr Essen. Luzia selbst hatte ihres schon aufgegessen. „Los mach schnell, wir haben noch viel vor heute. Du musst heute noch mit den Klamotten, die du an hast, klar kommen, nachher werden wir dann zuhause für dich passende und ordentliche Kleidung heraussuchen“, erklärte sie und sah zu Cyras Handy. „Du solltest langsam deine Freunde anrufen.“ Gesagt, getan. Cyra rief alle an und sagte, sie müsste noch einmal zurück in ihre alte Heimat, um noch ein paar Sachen aus ihrer ganz früheren Wohnung zu holen und entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten, die sie durch ihr Verschwinden bereitet hatte und bereiten würde, besonders natürlich bei Karin. Luzia beschloss Cyra erst einmal sportlich zu fördern und mit lauter Sportübungen in den Wahnsinn zu treiben. Ordentlich ausgepowert und vor allem hungrig kam Cyra mit Luzia am Abend wieder heim. Doch Cyra durfte sich nicht ausruhen. Während Luzia ihr ein paar Anziehsachen suchte und eine Waffe zum anfangen, putzte Cyra für die Gemeinschaft das angefallene Geschirr und trocknete es auch wieder. Dann bereitete sie mit den anderen das warme Abendessen zu. Und auch erst, als alle etwas bekommen hatten, durfte sie selbst essen. Während dem Essen saß Cyra neben ein paar Frauen in der Empfangshalle und hörte ihnen zu. Sie erzählten von ihrem relativ erlebnislosen Tag und von früher, wo sie zwar in schlechteren Verhältnissen lebten, jedoch mehr zu tun hatten und sich weniger nutzlos fühlten. „Wenn ich an die Eiseskälte da unten denke, das kommt mir im Gegensatz zu der Hitze hier wie ein Traum vor.“ - „Das muss ich aber auch sagen und unsere Männer waren auch nicht so übergeschnappt. Jetzt denken sie, sie sind die Könige der Welt und könnten alles alleine erledigen.“ - „Na na, meine Hübschen.“, erklang eine Stimme von rechts her. Es war Tom, anscheinend waren sie gerade von einem 'Einsatz' wiedergekommen. Er lächelte freundlich. „Wir machen uns doch gut, oder? Wir sind Ihm schon näher gekommen. Beide Parteien stellen sich nicht gerade geschickt an, Der Präsident nicht und Fukou auch nicht.“ - „Nur die Ruhe vor dem Sturm.“, meinte eine etwas jüngere Frau. „Du weißt schließlich mit wem wir es hier zu tun haben?“, fragte sie und zog an Toms Bart. Als sie ganz nah vor seinem Gesicht war, sagte sie: „Ihr solltet euch eh mehr um das Essen kümmern, als darum unseren Freunden hinterher zu rennen.“, erklärte sie und aß dann etwas verstimmt weiter. Tom grinste, zuckte nur mit den Schultern und sein Blick wanderte zu Cyra. „Na und, wie war dein erster Tag? Hast du dich gut mit Luzia verstanden?“, fragte er freundlich. „Ich...“ - „Sie war einfach nur grottenschlecht und eine Memme, ich weiß nicht, wo du die wieder aufgetrieben hast.“ Aus der Dunkelheit und ins Kerzenlicht trat Luzia, ihre Haare hatte sie offen. Aber sie waren nicht sehr lang, gingen ihr vielleicht höchstens bis zur Schulter. Sie unterbrach Cyra, als sie gerade auf Toms Frage antworten wollte. Tom lachte. Das hatte anscheinend wirklich gut begonnen mit den beiden. „Naja wenn ihr keine Probleme habt, ist ja schön.“, erklärte er und erhob sich grinsend. „Keine Probleme? Das Mädchen hat ultra lange Haare und unmögliche Klamotten, wer geht denn so auf ein Schlachtfeld?“ - „Schlachtfeld?“ Tom lachte. „Luzia du bist nicht mehr bei der Armee!“ Cyra hatte zwischendurch immer mal etwas einwerfen wollen, war aber andauernd unterbrochen worden. „Armee?“, fragte sie jetzt. „Ja...Luzia war bei der Armee.“, sagte Tom. „Deswegen ist sie einfach nur super talentiert, wenn es um Waffen geht und kann neue gut herumschubsen.“, lachte er und wand sich dann zum Gehen. „Naja habt noch viel Spaß zusammen und Cyra, streng dich an und du Luzia... Entspann dich auch mal und übertreib es nicht mit dem drillen.“ Damit ging er und sein Lächeln verschwand. Luzia hatte vielleicht nicht ganz Unrecht. Man konnte das hier schon mit einem Schlachtfeld vergleichen, noch nicht, aber bald würde es sicher eines werden. Luzia schüttelte mit dem Kopf und setzte sich zu Cyra. Sie drückte ihr eine lange Hose, ein Shirt, Strümpfe, ordentliche Wanderschuhe, sowie eine Jacke in die Hand. „Hier, zieh den Fummel aus, der ist unmöglich.“ Dann nahm sie sich etwas zu essen. Am nächsten Tag wachte Cyra schon früher auf. Sie wusch sich, zog sich die Klamotten an, die Luzia ihr gegeben hatte und band ihre Haare mit einem Zopfgummi zusammen, was aber nicht viel brachte. Die nächsten Tage verbrachte Cyra mit hartem Training. Sie hasste Sport und sie hasste es auch sich zu sehr anzustrengen. Aber jetzt hatte sie ja ein Ziel und außerdem eine Trainerin, die garnichts anderes zuließ, als das Cyra Sport machte. Die nächsten 6 Tage überwand Cyra Hindernisparcoures, lernte, wie man ein wenig Kampfsport einsetzte und an den letzten beiden Tagen wurde sie auch mit der Waffenhandhabung vertraut gemacht. Die Waffenhandhabung fiel Cyra nicht leicht und ihr wurde schon mulmig dabei, eine Waffe auch nur in die Hand zu nehmen. Schließlich waren das die Monster ihrer Vergangenheit. Waffen zerstörten Leben und brachten Cyra in Gefahr, dass sie dabei helfen konnten sie zu schützen, daran hatte sie nie gedacht, daran wollte sie nie denken. Denn sie hatte schon allein Skrupel dabei, die Waffe auch nur auf jemanden zu richten. Das war einfach unmoralisch. Luzia hingegen schien damit kein Problem zu haben. „Fass die Waffe nicht an, als wäre sie ein vollgerotztes Taschentuch, die muss man fest im Griff haben.“, erklärte sie Cyra, nahm die Waffe fest am Griff und richtete sie direkt in Cyras Gesicht. „So, siehst du? Nicht anders!“ Fürs erste hielt sie mit Cyra zusammen die Waffe fest, ignorierte das Zittern von Cyras Händen und schoss auf eine Zielscheibe, direkt vor ihnen. „Siehst du?“ Der Schuss war laut, ohrenbetäubend. Kurz hatte Cyra die Augen fest zugedrückt. Sie wollte ihre Ohren zu halten und eigentlich überhaupt nichts von Waffen wissen. „Cyra! Deine Gegner sind alle bewaffnet, die kannst du nicht mit Kampfsport allein besiegen.“, erklärte die Waffenfanatikerin. Jetzt hatte Cyra eben so eine Waffe an ihrem Bein befestigt, mit, als sie wieder zu Karin in die Bäckerei ging. Eine Woche war vergangen. Sie war nicht alleine hier. Luzia war mit zwei Männern zu ihrem Schutz mitgekommen, die sich jetzt in der Nähe versteckt hielten, und alles unter Beobachtung hatten. Das war einfach sicherer. Erstens konnte Cyra nichts dummes anstellen, sie zum Beispiel hintergehen und die Feinde würden es bereuen, wenn sie Cyra etwas antun wollten. Cyra begrüßte ihre Freundin, wie immer, sehr herzlich und vollzog mit ihr den täglichen Arbeitsablauf. „Ach Cyra, wenn du wüsstest: Es war so anstrengend ohne dich, ich glaube ich hab mich an den Luxus so eine Freundin zu haben einfach zu sehr gewöhnt.“ Cyra lächelte. Es war mal wieder schön, nicht trainieren zu müssen und einfach ganz normal mit ihrer Freundin Spaß zu haben. Alles so wie vorher. Als wäre nichts passiert. Aber das war nur eine Illusion. New Aims Der Arbeitstag verging schneller, als erwartet. Erneut nahm Cyra sich Baguettes mit, diesmal für ihre neuen Freunde. Der letzte Gast war gerade gegangen. „Na dann Karin, wir sehen uns Morgen!“ Karin nickte. „Ja und da-“ RingRing Karin wollte gerade antworten, doch Cyras Handy klingelte. „Sie kommen! Verschwinde durch den Hinterausgang und nehm...“ Ein lauter Knall erklang und Cyra lies das Handy fallen. Rauch stieg hinter einem der Stühle auf und es begann zu brennen. Cyra schaute geschockt. Eine kleine Bombe? Karin wollte zum Feuerlöscher, doch Cyra hielt sie am Arm fest. „Warte Karin! Wir haben keine Zeit. Wir müssen hier so schnell wie möglich heraus!“ Das Feuer verbreitete sich rasch, und je mehr sie zögerten, desto größer wurde es. „Karin! Komm mit!“, rief Cyra atemlos und eindringlich ihrer Freundin und Ladenbesitzerin zu, die nur fassungslos das Feuer anstarrte. „Aber mein Laden...“- „Karin!“ Cyra zog sie mit. Sie mussten hier raus, schon bald würden diese Typen hier drin auftauchen oder sie vorne abfangen. „Die Bombe ist wohl planmäßig hochgegangen?“ Der Mann mit der Brille und den ordentlich gekämmten, kurzen schwarzen Haaren nickte. „Wollen wir hereinstürmen Sky?“ Sein schwarzer, langhaariger Partner mit Zopf schüttelte den Kopf. „Nein John, ich gehe vor, dann kommst du hinterher. Du musst mir den Rücken freihalten.“ Gesagt, getan. Sky sprang vor und sprintete über die Straße, wo er ohne jede Rücksicht auf Verluste durch die Tür sprang. Seine kurze Hose und das schwarze Hemd wurden leicht zerrissen. John sah dem Reallife-Kino vor ihm zufrieden zu. Gut, dass er vor ist. Das hätte ich meiner Kleidung nicht angetan. Luzia sah Sky verdutzt nach, gerade hatte sie noch die Waffe gehoben gehabt, doch kaum hatte sie geschossen, da war der andere schon verschwunden. „Mist Verdammter!“ Laut fluchend griff sie nach ihrem Walkie Talkie. „Reinstürmen!“, lautete der Funkspruch, den sie ins Mikrofon hineinschrie. Doch niemand antwortete. Vor dem Hintereingang lag das andere Walkie Talkie und neben ihm die beiden Männer Luzias, aus deren Todeswunden rötliche Flüssigkeit austrat. Sprachlos standen die beiden Mädchen da, abwechselnd auf das Feuer und auf Sky schauend, der da in die Tür geplatzt war und die Waffe schon im Anschlag hatte, ein fieses Grinsen auf dem Gesicht. Cyra blinzelte. Irgendwo hatte sie den Mann schonmal gesehen, aber jetzt war keine Zeit darüber nachzudenken. Sie schob Karin hinter sich und griff nach der Waffe an ihrem Bein, um sie dann auf Sky zu richten. „Komm uns nicht zu nahe!“ Karin sah geschockt zur Waffe Cyras. Was ging hier vor? Wieso hatte Cyra eine Waffe und was in aller Welt hatte sie mir diesem Mann zu tun? Sky hingegen konnte über Cyra nur lauthals lachen. „Süße!“ Seine Stimme zischte, wie die einer Schlange, durch den ganzen Raum und lies Cyra zusammenzucken.. „Weißt du denn, wie man mit diesem Ding umgeht? Trägst du die auch schon 12 Jahre mit dir herum, so wie ich?“ Langsam schritt er auf sie zu. Cyra, und damit auch Karin, wichen vor ihm zurück. Luzia knurrte. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Ohne weiter darüber nach zu denken, huschte auch sie über die Straße Richtung Eingang. John riss die Augen auf und schoss sofort, nur knapp an Luzia vorbei. Sie drehte sich um und spähte ins Gebüsch. Sofort hatte sie ihr Gewehr gehoben und ohne weitere Rücksicht auf jedes Winkelchen des Gebüsches geschossen. John sprang sofort auf den Boden und schützte seinen Kopf. Scheiß Braut, was fällt der ein?! Jetzt war sein schönes weißes Hemd dreckig! John beschloss sich erst einmal wegzurollen und zu warten, bis die Frau im Laden verschwunden war, doch Luzia dachte gar nicht nicht daran ihm diesen Gefallen zu tun. Sie ging zum Gebüsch und wollte sich vergewissern, ob ihr Feind ausgeschaltet war. „Mist!“ John beschloss in die Offensive zu gehen und sprang Luzia an, sobald sie in seiner Nähe war. Unsanft fielen beide auf den harten Straßenboden vor dem Laden und John schlug mit Fäusten auf die Frau unter sich ein, er wusste sich nicht besser zu helfen.. Wie er es hasste. Er hasste diese derben Angriffsmethoden ohne jeglichen Stil und Verstand. Luzia ächzte etwas. Dann jedoch gelang ihr ein Rollentausch und sie warf John mit sich in eine andere Lage, sodass sie nun oben lag und seine Arme und Beine auseinander presste. Ihr Gesicht blutete leicht und das Blut tropfte nun auf Johns Gesicht herab. „Du störst, Kleiner!“ Blitzschnell hob sie ihre Hand, formte eine Faust und schlug ihm direkt auf seine Brille. Zu Johns Glück konnte er die Augen schließen, bevor das zerbrechende Glas auf seine Lider niedergedrückt wurde und sein Nasenbein laut dazu knackte. Blut floss aus seiner Nase und Luzia sprang auf, um ihn beiseite zu treten. Cyra schluckte. Wie zum Teufel sollte sie mit diesem ausgewachsenen und erfahrenen Typen, der da vor ihr stand standhalten? Das alles war doch absolut unfair. Und wo blieben Luzia und ihre Begleiter, die sie doch eigentlich beschützen sollten? Das Feuer wurde immer größer und Sky wurde es langsam zu warm. „Ich schieße!“, drohte Cyra mit zitternder Stimme. Da sprang Sky plötzlich auf sie zu und entwaffnete sie mit einem geschickten Hieb. Durch diesen fiel Cyra bei Seite, weit von Karin weg und stieß gegen die Theke. Sie hielt sich wimmernd den Kopf, nur um dann zu Sky aufzusehen, der die Waffe direkt in ihr Gesicht streckte. Tränen kullerten Cyras Wangen hinab und etwas Ruß vom Feuer löste sich dadurch. „Hier ist Endstation, Fräulein. Du wirst nichts mehr über uns ausplaudern können. Und Sky Mafid wird eingehen, eingehen in die Geschichte der Familie Mafid, als der Mann, der der kleinen Gespielin seines ach so großen Cousins Fukou das Hirn herausgepustet hat und ein wichtiges Geheimnis somit geschützt hat!“, sprach er mit tiefer Stimme und reckte hochnäsig den Hals. Lauthals lachte er los und drückte ab, als eine Kugel direkt in seiner Schulter landete und die Waffe aus seiner Hand fiel. Sky drehte sich schnell um, sich die Schulter haltend und sah Luzia, die gerade durch die Tür hereingeschneit war, direkt ins Gesicht. Cyra nutzte die Chance und huschte herüber zu Skys Waffe, um sie sich zu nehmen. „War eine schöne Rede, Herzchen, aber jetzt bist du es, der stirbt!“, erklärte Luzia mit einem spöttischem Lächeln. Sie wollte gerade abdrücken, als sich das Feuer noch weiter ausbreitete und ihr die Sicht nahm. Sky, der sich panisch umsah, entdeckte nur noch Karin und eilte zu ihr. Cyra erhob sich und versuchte durch das Feuer noch etwas zu sehen. Ihr war so heiß, sie schwitzte und vor ihren Augen war alles in einen trüben Schein gehüllt. Sie musste sich schon ziemlich konzentrieren, um durch den Schein des Feuers zu sehen, wie die von dem ganzen Stress bewusstlos gewordene Karin von Sky auf die Arme genommen wurde. „Karin!“ Ihr Schrei hallte durch den ganzen Raum. Plötzlich wurde sie am Arm gepackt. „Wir müssen hier raus Cyra oder wir werden verbrennen!“, zischte Luzia neben ihr laut und zog Cyra hinter sich her. „Nein ich muss zu Karin- Karin!“ Doch von Karin war nichts mehr zu sehen. Und auch Sky war verschwunden. Durch den Hintereingang war er herausgegangen und hatte Karin mitgenommen. Entführt. „Karin!“ Cyra öffnete die Augen. Kurz war sie wegen dem Feuer bewusstlos geworden. Jetzt sah sie in den sternenklaren Himmel über sich. Sie lag ein paar Straßen von Karins Laden entfernt auf dem harten Steinboden. „Bist du endlich aufgewacht? Leider kann ich nicht zwei Personen tragen!“ Cyra setzte sich auf und sah zu Luzia. Sie war etwas verdutzt. Neben Luzia saß ein Mann. Seine Hände und Füße waren gefesselt. Er hatte schwarzes, kurzes Haar, ziemlich viele Schrammen und Blut im Gesicht, ein mit Blut und Erde beschmutztes, weißes Hemd und eine Jeans an. Grummelnd sah er zu Cyra herüber und dann zur Seite. „Das ist John, Skys Partner. Ich hab mir erlaubt ihn im Gegenzug für Karin gefangen zu nehmen. Eine bessere Informationsquelle als du ist schließlich nicht so übel.“ Cyra hörte schon ab dem Wort Karin nicht mehr zu. „Karin...“ Traurig sah Cyra auf den Boden. „Ist sie also wirklich-?“ Tränen liefen ihre Wangen hinab. Luzia schnaubte. „Mädel! Reiß ich zusammen. So kommt deine Freundin auch nicht wieder!“ Cyra nickte, auch wenn sie weiter heulte. „Wahrscheinlich wollen sie sie im Austausch für dich haben, das erhöht ihre Überlebenschancen doch erheblich. Und jetzt komm mit, wir sollten nicht länger als nötig hier weiter verweilen.“ Cyra nickte wieder stumm. Sie erhob sich und folgte Luzia, die John an der Schulter gepackt, hochgezogen hatte und ihn nun hinter sich herschliff. „Und du bist also John? Na holla, dich kenn´ ich doch“, rief Kenneth freudig und vielleicht auch etwas neckend vor einem sehr genervten John aus. „Du bist der, der bei der Übergabe von den Waffen auf dem Vergnügungspark mitgeholfen hat“, stellte Ken fest. „Na dann, erzähl mir doch mal was feines von Fukou und seiner Bande!“ Cyra lag derweil auf ihrem Bett, mit der Anweisung sich auszuruhen. Luzia saß daneben und verarztete ihr Gesicht, obwohl da nicht mehr viel zu machen war. Cyra starrte ernst die Decke an und schien tief in Gedanken versunken. Plötzlich erhob sie sich, so schnell, dass Luzia doch glatt erschrocken zurückzuckte. „Mensch Mädchen, was ist denn in dich gefahren?“ Cyra schaute immer noch ernst vor sich hin. So konnte das nicht weitergehen. Jetzt hatte sie auch noch das Letzte verloren, was ihr etwas bedeutet hatte. Sie musste aufhören ständig über ihr Leid zu klagen. Auf ihr Klagen hören, das schien ja eh niemand. Es wurde alles immer schlimmer. Sie musste das verhindern. Wieso hatte sie Karin nicht retten können? Sie musste besser werden, musste Karin retten und zukünftig solche Sachen vermeiden. „Luzia? Du meintest meine langen Haare würden dich stören?“ Luzia hob eine Augenbraue. „Ja, warum?“ Wenig später hatte Luzia eine Schere direkt vor dem Gesicht. Cyra hatte sie gezückt. „Schneid sie ab!“- „Wie bitte?“ Luzia glaubte sich verhört zu haben. „Wieso?“ Sie verstand nicht. Was war denn bloß mit Cyra los? „Ich denke es kann nicht schaden, wenn ich mein Aussehen etwas ändere, meinst du nicht?“ Luzia zuckte mit den Schultern. „Naja, es kann schon sein, dass sie dich dann nicht mehr ganz so gleich auf Anhieb erkennen...“ - „Eben und außerdem will ich mein Leben ändern. Und warum sollte ich mein neues Leben nicht damit beginnen, mein Aussehen zu ändern?“- „Ändern?“ Cyra nickte. „Ich muss Karin retten. Und ich will niemanden mehr mit meiner Unfähigkeit in Sachen mit hineinziehen, mit denen sie absolut nichts zu tun haben.“ Luzia lächelte stolz. „Endlich wirst du erwachsen!“ Luzia zögerte nicht lange. Immer mehr Haare fielen und mit ihnen ein Stück von Cyras alten Persönlichkeit. „Reicht so?“, fragte Luzia, als Cyras Haare nur noch bis zur Schulter gingen, und nicht so, wie am Anfang, bis unter den Po. Sie zeigte ihr einen Spiegel und Cyra schüttelte den Kopf. „Ich will sie ganz kurz!“ Luzia nickte und schnitt sie weiter, bis sie nur noch leicht bis zum Kinn gingen. „Gut so!“, erklärte Cyra und Luzia räumte alles weg, einschließlich des kleinen Arztköfferchens. „Black Panther?“ - „hm?“- „W-Weißt du schon was neues? I-ich meine... Die Chefs, sind sie sehr sauer und be-besonders mit mir?“ - „Lim, das gleiche wie vor einer Woche schon: natürlich sind sie sauer, aber da du noch in der Ausbildung bist, werden sie dir deinen ersten Fehler verzeihen. Allerdings, wenn wir nicht bald diese Cyra töten, dann...“ Lim nickte. Er hatte das Ganze, ängstlich zitternd, mit angehört. „Ich hoffe nur Sky und John werden das erledigen.“, mischte sich Kien, der neben den beiden saß, nun ein. „Damit kann ich leider nicht dienen.“, erklang eine tiefe Stimme und Sky trat durch die Tür, Karin über die gesunde Schulter geworfen. „Und mit John leider auch nicht.“ Das Blut an Skys Schulter war längst getrocknet, sein Haar leicht zerzaust. Langsam trat er auf die zwei Männer und Lim zu. „Was ist passiert? Wo ist John und wer bitte ist DAS?“ Black Panther sah Sky sehr ernst an. Sein Finger zeigte direkt auf Karin, die gerade die Augen aufzumachen drohte. Sky warf sie achtlos auf den Boden und schickte sie damit ins Land der Träume zurück. „Cyras Freundin. Das ist alles was ich ergattern konnte, jetzt wird sie wenigstens freiwillig zu uns kommen. Und Cyra und Co haben im Austausch dazu John mitgenommen.“ Er sagte das, als ob es garnichts wäre und setzte sich dann auf den Boden zu den anderen hin. Black Panther seufzte schwer. „Auch das noch! Wenn ich mit noch mehr solcher Hiobsbotschaften zu den Chefs komme, werden sie mir zum Dank noch alle Kerzen ausblasen!“ - „Wie? Warum die Kerzen ausblasen?“, fragte Lim verwirrt und hatte wenig später die fette Hand von Kien auf der Schulter. Er grinste. „Ach Jungchen, du musst noch viel lernen!“ Cyra würden die Vier erstmal eine Weile nicht mehr sehen, da sie erst einmal trainiert wurde. In dem Zustand, indem sie gerade war, kam sie ganz sicher nicht gegen die Anderen an. Und so mussten die Vier sich mit anderen Aufträgen begnügen. „Mama, ich bin wieder da!“, sang es von der Tür herein und Karin, 7 Jahre alt, zog ihre Schuhe aus und rannte vom Flur herein, durchs Haus, wo sie ihre Schultasche lies und dann direkt in die Bäckerei. Ihre Mutter stand hinter den Tresen und lächelte sie an. „Na meine Kleine. War der Tag schön? In der Küche sind Nudeln zum Mittagessen und kannst du Papa dann dabei helfen die Torte für Frau Klim zu backen?“ Klein-Karin nickte eifrig, rannte zurück ins Haus, in die Küche und schaufelte das Essen eilig in sich hinein. Dann ging es wieder in die Küche der Bäckerei, wo sie ihrem Vater von hinten um den Hals fiel. „PAPA!“ - „Willst du mitbacken, Süße?“ Karin nickte und band sich ihre kleine weiße Schürze mit den gelben Entchen um. Dann begann sie eifrig alle Zutaten, die sie in die Schüssel geworfen bekam, zu verrühren. Bald war sie ganz bekleckert und sie lachte, als ihr Vater sie darauf aufmerksam machte. Sie hatte die Arbeit in der Bäckerei geliebt, ihr ganzes Leben lang. Und als sie mit 18 ihr Ausbildungszeugnis in der Hand hielt, da fiel die Bäckerei endgültig in ihre Hände. Die Abschlussfeier war aufregend und Karin wurde von allen Seiten beglückwünscht. Ihre Mutter kam zu ihr hin, um sie zu umarmen. „Mein liebes Mädchen! Du hast nun 18 Jahre hinter dir und wir, ich und dein Vater, sind sehr stolz auf dich. Wir arbeiten schon so lange und nun, nun wirst du unsere Bäckerei weiterführen, wir werden uns zur Ruhe setzen.“ Karin nickte. „Danke Mama, Papa!“ Glücklich fielen sie sich um die Arme. Sie war so glücklich, als sie ihre eigene Bäckerei bekam. Zwei Jahre lang hatte sie so viel Spaß, auch mit Cyra. Die Bäckerei war ihr Leben gewesen. Und jetzt brannte sie. Karin stand direkt davor und sah sie immer wieder abbrennen. Niemand war da, nicht ihre Mutter, nicht ihr Vater, auch nicht Cyra oder ihre anderen Freunde. Sie waren alle weg und Karin war allein, ganz allein musste sie mit ansehen, wie einer ihrer Lebensträume in Flammen aufging und niemand war da, um sie aufzufangen. „Und, gehen wir nun zum Teil Zwei über?“ - „Sicher, so wurde es angeordnet.“ Karin spitzte die Ohren und öffnete die Augen. Sie starrte direkt an die Decke und sah dann zur Seite, wo sie vier Männer erspähte. Fünf Tage waren inzwischen vergangen. Sie hatte so lange geschlafen, weil man ihr immer wieder irgendein Zeug gespritzt hatte. Noch verhielt sie sich ruhig, besonders weil sie gemerkt hatte, dass sie gefesselt war. Was konnte sie da groß tun? „Endlich, ich habe das ganze Herumgesitze nicht mehr ausgehalten.“, erklärte Sky. „Wieso? Ich finde es ganz gemütlich mal nicht so viel zu tun zu haben.“, meinte Kien, der neben ihm saß. Sky musste lauthals lachen. „Sicher, du als dicker Fleischklumpen!“ - „Werd nicht ausfallend!“ - „Was tust du sonst? Willst du den Cousin des Anführersohnes sonst umbringen? Das ich nicht lache. Du bist nur ein kleiner Fisch, nehme es dir nicht heraus mir zu drohen.“ - „Jetzt reicht es aber!“, hallte es von der Tür herein. Karin konnte einen hochgewachsenen, schwarz-braun-haarigen Mann erkennen. „F-Fukou!“ Sky staunte nicht schlecht. „Cousin hin oder her. Führ dich nicht auf, als wärst du der größte. Ich kann dich sehr schnell von deinem hohen Ross herunterholen, wenn dir das alles hier zu viel wird!“, erklärte der braunhaarige Mann kühl. Hinter ihm standen noch ein paar dutzend Männer. „Mal was anderes.“, meldete sich Black Panther zu Wort, der bis jetzt geschwiegen hatte. „Was verschafft uns denn die Ehre?“ - „Mec.“ Fukous Blick wanderte langsam zu Black Panther herüber. „Ungehalten wie immer. Heutzutage wird einem auch überhaupt kein Respekt mehr entgegen gebracht. Ich bin nicht dazu da, mich ausfragen zu lassen.“ Kapitel 4: Huge Secrets: Fukous Turn+Mafid & Kenneth + Black Panther alias Mec ------------------------------------------------------------------------------ Kapitel 4 – Huge Secrets Part 1- Fukous Turn „Ihr habt was?!“, fragte Fukou und fixierte jeden der Gruppe ernst. Er sah zu Karin und spie wütend aus. „Was sollen wir bitte mit dieser nervigen Hure da anfangen?!“ Fukou glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Er kannte Cyra doch. Sie war klein und verletzlich und keine Kämpfernatur. Und wieso zum Teufel halfen ihr Ken und die anderen? Er war der einzige der Cyra jemals beschützen konnte. Wütend ballte er die Fäuste und haute Sky eine herein. „Hmpf“, meinte er verächtlich. „Du machst ein auf Obermacker und spielst mir vor du hättest alles unter Kontrolle. Was meintest du vorhin? Du der große Fisch, Cousin des Anführersohnes? Gehst alleine weil du meinst du könntest das Problemchen Cyra alleine mit wenigen Männern erledigen und kommst dann mit der da an.“ Sky sah fassungslos zu Fukou und dann wieder sauer gen Boden. Er war beschämt. Dieser dumme Fukou hält sich für den größten und wagt es mich vor allen hier nieder zu machen..., knurrte er innerlich. Fukou erhob sich und wandte dem anderen den Rücken zu. „Ab sofort bist du nicht mehr mein Cousin, wag dich noch einmal so zu nennen“, erklärte er und sah zu Sky, der sein Kopf nicht mehr abwendete sondern den Blick starr erwiderte. „Aber Fukou du kannst nicht...“ - „Was kann ich nicht?“, fragte Fukou und zog Sky an der Kehle packend wieder zu sich hoch ehe er ohne zu zögern zudrückte. Seine Augen funkelten gefährlich. „Ein Familienmitglied verleugnen? Ihn gar erwürgen?“ Nun grinste er dunkel. „Du vergisst dass wir alle zur Familie gehören und ich als das nächste Oberhaupt darf alles, hast du verstanden?“, fragte er und schleuderte Sky zu Boden, nachdem dieser genickt hatte. „Also Kien ich übergebe dir Skys Rolle und Sky wird ab nun die gleiche Stellung haben wie Lim und fortan wieder wie ein Auszubildener behandelt werden!“ Kien und Black Panther nickten. „Verstanden.“ Nachdem das geklärt war, setzte sich Fukou wieder hin. „Gut dann können wir ja nun zudem kommen, weshalb ich eigentlich gekommen bin“, erklärte Fukou und fixierte jeden aus der Gruppe. „Also wie ihr schon erfahren habt werden wir zum Teil 2 des Plans übergeben. Nun die große Waffe die der Präsident haben möchte ist fertig, auch mit unserer kleinen Überraschung.“ Fukou erlaubte sich ein kleines triumphierendes Grinsen. „Morgen ist die Übergabe, getarnte Wagen und die nötigen Waffen und Papiere sind vorbereitet“, erläuterte er. „Wir sind Morgen mitten in der Höhle des Löwen, deshalb ist es wichtig jeden Punkt des Planes genau einzustudieren und zu befolgen“, erklärte er. „Da ist es natürlich selbstverständlich dass nur die erfahrensten und vertrauensseeligsten Verbrecher eingesetzt werden“, erklärte er und warf einen kurzen Blick zu Sky herüber. Er sah zur Gruppe die immernoch hinter ihm stand. „Die Papiere!“, forderte er und bekam von einem der Leute einen Koffer in die Hand gedrückt. Er reichte Kien die Papiere. „Nur du wirst mit eingeplant“, erklärte er und sah zu Black Panther. „Du mein lieber wirst mit mir kommen. Dann sah er zu Lim. „Lim“ Er legte die Hand auf den Kopf des Jungen. „Du bist nun schon eine Weile bei uns. Ich vertraue dir Karin an und Sky. Du wirst Sky befehligen und dafür sorgen dass Karin und all unser Zeug hier ins Hauptquartier geschafft wird“, erklärte er. „Ich denke nicht dass John lange seine Klappe halten kann, dass heißt wohl, dass sie sehr bald hier vorbeikommen werden... und auch unser Waffenplan ist nicht länger unbedingt sicher, das heißt wir müssen Morgen besonders gewieft vorgehen.“ Lim sah Fukou mit großen Augen an und nickte stolz. „Ja Boss. Ich werde alles zu eurer Zufriedenheit erledigen.“ Sky rümpfte die Nase. Er sollte sich von einem kleinen Rotzlöffel sagen wo es langging? Sein braunhaariger Cousin sah ihn wütend an und hob Skys Kinn etwas an, um ihm tief in die Augen zu schauen. „Wenn Sky nicht spurt berichte mir das ruhig, ich werde dann für die Konsequenzen sorgen.“, erklärte er und wandte dem anderen dann den Rücken zu. Black Panther sah sich die Szene an und machte sich darüber seine eigenen Gedanken, zeigte aber keine Regung. Stattdessen wandte er der Gruppe ebenfalls den Rücken zu und ging mit Fukou mit, während Kien und die Gruppe von Fukou einen anderen Weg einschlugen und Lim mit Sky und Karin allein blieb. Cyra seufzte und starrte an die Decke. Es war ein harter Tag gewesen. Wie viele die letzten Wochen. Sie war noch mitten im Training. Wenn sie abends dann müde im Bett lag und wie immer wenig gegessen hatte, dachte sie an Karin und machte sich Sorgen. Ich sollte hier nicht herumliegen, ich sollte Karin helfen, ich habe keine Zeit hier meine Tage ohne sie zu verbringen. Sie hatte Ken und die anderen dazu angefleht. Doch diese waren hart geblieben. 'Es bringt nichts sich ins Getümmel zu stürzen und dabei keine Ahnung von nichts zu haben.' Dies wurde ihr immer wieder vorgehalten. Ein Krach im Untergeschoss lies sie aus ihren Tagträumen aufschrecken. Verwirrt sah sie auf und rannte nach unten wo eine ganze Horde Männer und Luzia herumstanden. Sie sah Ken und rannte sofort zu ihm. „Wohin geht ihr?“, fragte sie ernst und blickte Ken streng an. Sie konnte es sich sowieso schon denken. Ken erwiderte ihren Blick starr und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Du bist noch nicht so weit Cyra, deshalb werden wir allein zum Versteck der anderen gehen, welches uns John verraten hat und deine Freundin versuchen zu befreien.“ Cyra sah den anderen ungläubig an. „Aber-“ Tom trat an Kens Seite und sah seinen Kumpel böse an. „Er meint wir werden deine Freundin auf jeden Fall lebend herbringen!“ - „Ich“ - Luzia kam noch dazu. „Tom, wir können das nicht versprechen du solltest sie nicht schonen und danach enttäuschen damit.“ Die beiden fingen gerade einen Streit an, als Cyra dazwischen ging. „Leute hört mir gefälligst zu!“, schrie sie sauer, sodass sie nicht nur die Aufmerksamkeit der drei wieder auf sich zog. Cyra wurde leicht rot und starrte beschämt den Boden an, ehe sie ernst die drei anschaute. „Ich bin kein kleines Mädchen mehr, nicht seit ich bei euch bin, ich habe viel trainiert und habe mich auch im Charakter verändert. Karin ist meine Freundin und ich finde ich habe ein Recht darauf selbst zu entscheiden dass ich mitkomme und versuche sie zu retten!“ Ken schüttelte den Kopf. „Das ist nett von dir Cyra. Ich weiß du hast dich entwickelt aber... Es bringt nichts sich ins Getümmel zu stürzen und dabei keine Ahnung von nichts zu haben.“, belehrte er Cyra streng. „Das ist mein letztes Wort, wenn du auch was machen willst, dann töte den Feind dort. Ich schätze du wirst dich nicht mal dazu durchringen können. John hat uns alles erzählt was wir wissen müssen. Trotzdem. Wir brauchen ihn nun nicht mehr. Er ist einer unser Erzfeinde, also ich will ihn tot sehen, wenn wir wieder da sind“, erklärte er und wandte sich ab. Cyra konnte ihm nur noch seufzend hinterhersehen. Tim sah sie entschuldigend an. „So ist das nunmal in unserer Familie. Auszubildende werden auf wichtige Missionen nicht mitgenommen, tut mir leid.“ Dann verschwand auch er und mit ihm die ganze Bande. Cyra verschrenkte angewidert die Arme. Auszubildene werden nicht mitgenommen, Leute die von nichts eine Ahnung haben, haben Zuhause zu bleiben. Das Mädchen rollte mit den Augen und ging in den Keller wo John zu finden war. Er war eingesperrt worden. Nachdenklich sah sie den anderen an. Dieser grinste hämisch. „Na, du darfst wohl bei dem Spaß nicht mitmachen?“, fragte er grinsend, während Cyra den anderen genervt ansah. „Nein,stattdessen hab ich die ehrenvolle Aufgabe dich umzubringen“ John machte große Augen. „Aber ich hab euch alles gesagt...“, meinte er erst ehe ihm was einfiel und er versuchte leicht zu lachen, was aber in die Hose ging und eher nach einem schlimmen Husten klang. „Tja so ist das, die Auszubildenden machen immer die Drecksarbeit, huh?“ Cyra hob eine Augenbraue. „Was habt ihr denn mit euren Auszubildenden?“ John blinzelte und lächelte zufrieden. „Hm.. tja ich schätze du weißt nicht viel von Fukou und noch weniger aber von Ken“, erklärte er. Er schmunzelte. „Weißt du was, ich sage dir was ich über sie weiß und du lässt mich am Leben, hm?“ John hing sich sogar ans Gitter um dem Mädchen etwas näher zu kommen, dann rückte er seine Brille gerade. Cyra sah den anderen nachdenklich an. „Nnnn... Also... ich schätze das kommt drauf an was du zu erzählen hast“, erklärte Cyra und beugte sich interessiert vor. Sie hasste es einfach die zu sein, die von nichts eine Ahnung hatte. Nicht die geringste. John musste leicht schmunzeln. „So eine richtige gewiefte Geschäftsfrau...“ Der Junge im Streberlook schüttelte den Kopf. Er hatte sowieso nichts zu verlieren. „Nun okay... ich erzähle dir alles ich bin sicher das wird dich interessieren.“ Cyra nickte auffordernd, also fing er an. Part 2 – Mafid & Kenneth „Nun wie du weißt gibt es so einige Verbrecher, auch große Verbrecherfamilien, Auftragskiller, Auftragsdiebe, alles was du dir nur so vorstellen kannst. Manche unbekannt, manche bekannt... Dieser Untergrund ist sehr groß und es gibt eine Familie, die ihn leitet. Sie machen alles erdenkliche, handeln mit Waffen, bilden bei Bedarf neue Verbrecher aus und verteilen auch Essen sowie helfen bei Bedarf aus wenn medizinische Versorgung von Nöten ist, eben wie eine große Familie, die für alles sorgt.“ John lachte kurz. „Nunja, wie in jeder Familie gibt es auch Mitglieder die eher unter Zwang dazu gehören. Wer bei den Großen nicht mitmacht bleibt schließlich immer ein kleiner Fisch und wenn er sich die große Familie zum Feind macht ist er schnell sein Leben los oder bekommt keinen Job mehr.“ Cyra blinzelte. „Und was hat das jetzt mit Ken und Fukou zu tun?“ John lächelte. „Die beiden gehören zur Familie, nicht nur das sie sind die Anführer... nun so gesehen ist Fukou der Anführer.“ John seufzte. „Naja dazu muss man weiter ausholen schätze ich.“ Er kratzte sich kurz über den Kopf und hatte das Gefühl Tage nicht mehr gebadet zu haben. Dabei war Hygiene so wichtig für ihn. „Also, vielleicht sind es nur Gerüchte aber was ich so gehört habe nunja... Die Organisation war früher viel größer. Dahinter steckt eine große Familientradition. Die Anführerfamilie hatte immer dafür gesorgt dass sie an der Spitze blieben und aber nur ein Kind geboren wurde um Streitigkeiten was die Übernahme anging zu verhindern. Nun hatte man aber das Problem das in der vorletzten Generation Zwillinge geboren wurden. Durch ein faires Duell sollte der Nachfolger entschieden werden.“ Cyra klebte fast an Johns Lippen. „Nun, Fukous Großvater mit dem Familiennamen Mafid gewann und... Kens Großvater, Familienname Kenneth verlor. Kens Großvater starb, die Familie Kenneth und ihre Anhänger wurden ins eisige Niemandsland verbannt. Sie wurden ihrem Schicksal überlassen und durften nie wieder zurück.“ Cyra starrte John an. „Aber... das ist eine total grausame und traurige Geschichte!“, erklärte sie offen und schaute traurig vor sich auf den Boden. Sie hatte gedacht sie war die mit dem schrecklichen Schicksal. Aber ein Teil der Familie einfach so abzuschieben... John sah Cyra ungeduldig an. „Was ist nun? Wirst du mich befreien?“ John schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht glauben dass du mich umbringen könntest wenn du dich schon über diese Geschichte so aufregst.“ Wenig später hatte John ein Messer am Hals. Cyra sah ihn dunkel an. „Gut, das war alles was ich wissen wollte, jetzt spricht dein letztes Gebet“, erklärte sie ernst. John wich erschrocken zurück, bis es nicht mehr weiterging. Cyra lachte krank. Na warte, der wird mich nie wieder unterschätzen. Sie öffnete das Gitter und zeigte mit der Hand nach außen. „Du bist ein kleiner Fisch, unwürdig von mir getötet zu werden, also hau ab auf schnellstem Wege.“ Er hat uns so viel erzählt ich finde es nicht fair ihn jetzt zu töten. John machte große Augen. Dann ging er hinaus, drehte sich aber noch einmal um. „Ich danke dir...“ Er legte eine Hand auf die Schulter von Cyra. „Pass auf dich auf, ja? Ich würde beiden Familien nicht unbedingt trauen.“ Das Mädchen hob eine Augenbraue. „Warum bist du dann einer von Fukous Leuten?“ John lächelte. „Sagen wir so... ich wollte einem Freund helfen, aber ich glaube fast, ich bringe ihn nur noch mehr in Teufels Küche.“ Damit drehte sich John um und ging. Cyra hatte irgendwie das Gefühl sie hatte John nicht wirklich das Leben gerettet. Eher im Gegenteil. Sie hatte ihn nur in eine unsichere Zukunft entlassen. Irgendwie tat er ihr leid. Er war nett. Obwohl er ein Verbrecher war hatte er irgendwie eine ganz menschliche Seite. Ob sie die auch bei Fukou finden würde? Part 3 – Black Panther alias Mec „Rudilein~“, säuselte Tom und schwang sich an Kenneths Seite. Dieser warf ihm einen bösen Blick zu. Sie waren schon nahe am Versteck, von dem ihnen John erzählt hatte. „Hast du eigentlich überhaupt irgendwann vor, Cyra mitzunehmen. Ich meine vielleicht entscheidet die Sache sich ja auch schon hier und jetzt und dann... wozu wurde Cyra dann ausgebildet?“, fragte er interessiert. Sein Kumpel seufzte nur tief. „Ich denke es wäre sogar besser wenn es sich heute entscheidet... klar Cyra hat viel gelernt, aber ich habe nie wirklich erwartet dass sie das Zeug dazu hat uns richtig zu unterstützen.“ Tom seufzte. „Ich verstehe, du wolltest sie nur davon ablenken sich weiter in Sachen einzumischen die ihre Fähigkeiten und ihre kleine heile Welt bei weitem übertreffen.“ - „Es ist besser für sie so, Tom“-“Ich weiß, aber... es tut mir schon etwas leid sie so zu hintergehen. Ich meine sie hat Fukou gemocht und ihm vertraut und du weißt doch selbst wie es ist von jemandem hintergangen zu werden, der einem sehr nahe...“ Plötzlich blieb Kenneth stehen und Tom, der an ihm gehangen hatte stolperte fast über seine eigenen Füße. „Wir sind da.“, stellte Kenneth trocken fest, ohne weiter auf die Worte des anderen einzugehen. „Boss, hier Collet. Wir haben die Lage wie verlangt ausgekundschaftet. Negativ. Alles ist leergeräumt“, bekamen sie zugefunkt, worauf Kenneth sauer zischte. „So ein Scheiß!“ Soviel zur letzten Entscheidung. Ihre nette Familie war verschwunden noch bevor sie auch nur in ihre Nähe gekommen waren. „Wir müssen schnell zurück und John weiter ausquetschen! Er weiß sicher wo sie als nächstes sind.“ Sky schnaubte laut auf. Er sollte auf einen kleinen Anfänger hören? Das er nicht lachte. Lim hatte mit ihm wie aufgetragen Karin und alle ihre Unterlagen und Sachen weggebracht aber er würde keine Sekunde länger mehr auf diesen Bengel hören. Er war hier geblieben bei ihrem alten Stützpunkt. Vielleicht könnte er etwas beobachten, was Fukou erfreuen würde und ihn wieder ins richtige Licht rücken würde. Gut versteckt harrte er aus und konnte dann schon ihre Stimmen vernehmen. Er hatte absolut alles gehört. Schon sah er die anderen davongehen. Vorsichtig folgte er ihnen, wobei er nicht versäumte Fukou anzurufen. Langsam lief John die Straßen entlang und dachte an Cyra. Sie war auch nur eine Betrogene, eine die Fukou und seine Sippe benutzt hatte. Ein seelenloses aber nützliches Werkzeug, welches achtlos weggeworfen wurde, wenn es verbraucht war. Wie er das hasste. Trotzdem war er seinem Vorbild gefolgt welches ebenso als seelenloses Werkzeug missbraucht wurde. Mit diesen Gedanken, seufzend, ging er zu ihrer Basis. Er konnte von Weitem schon die alte graue Lagerhalle sehen. Gerade passierte er das Tor, an dem ein großes Schild angebracht war. „Sperrgebiet. Betreten verboten.“ Natürlich hatte John Kenneth nicht alles verraten. Schließlich wollte er Black Panther nicht in eine schlechte Situation bringen. Es war reiner Zufall gewesen, dass Cyra sich entschlossen hatte ihn gehen zu lassen. Wäre Kenneth zurückgekommen und er wäre noch eingesperrt, dann hätte er sich etwas einfallen lassen müssen. Ein Glück also. Das war sein letzter Gedanke bevor er einen stechenden Schmerz, tief in der Brust, spürte. Ächzend sank er auf die Beine und hielt die klaffende Schusswunde nahe der Stelle wo das Herz war. Er keuchte und spuckte Blut direkt auf den gepflasterten Steinboden. Sein Mörder kam direkt auf ihn zu gerannt. Zögerlich sah John zu ihm auf und ihm traten Tränen in die Augen. Vor ihm tauchte das blasse Gesicht mit leicht kantigen Gesichtszügen auf, welches oft so hart wirkte. Aber John wusste es besser. Die blonden Locken schmiegten sich elegant an die doch sehr harte Fassade an. „Mec“, keuchte John und konnte nicht glauben, dass sein Mörder der Mann war, dem er so konsequent nachgeeifert hatte, sein Vorbild, dem er bis hier hin in die unfreiwillige Mitgliedschaft gefolgt war. Mecs Gesicht wirkte noch etwas blasser als sonst und erschrocken sah er John an, den er auffing, als er endgültig auf den Boden zum Liegen kam. Fukou hatte die Nachricht von Sky bekommen, dass John es verbockt hatte. Er war sauer, auch wenn es ihm klar gewesen war. Aber er hatte ein noch viel größeres Problem. Ihr Vorhaben war eine sehr große Sache und da konnten sie eigentlich keine Leute gebrauchen die nicht wirklich auf ihrer Seite waren. Wo sie wieder bei John waren. Gerade kam Black Panther zu ihm. Er grinste ihm zu. „Mec ich möchte dich gerne umplanen, wir sind voll besetzt bei unserer jetzigen Mission. Ich habe eine andere schöne Aufgabe für dich. Ich habe den anderen schon Bescheid gegeben. Niemand ist mehr hier. Wer also herkommen wird, kann nur unser Feind sein. Ich möchte also dass du jeden umbringst der der Basis zu nahe kommt.“ Damit hatte er sich weggedreht, sich dann aber nochmal mit einem gewissen unergründlichen Lächeln zu Mec wand. Jedenfalls glaubte Mex nun ein Lächeln erkannt zu haben „Dein Freund John ist übrigens schon tot. Sie haben ihn ausgefragt und dann umgebracht, wie erwartet haben unsere Feinde den alten Stützpunkt betreten, meine Information ist also aus erster Hand.“ Damit war Fukou endgültig verschwunden. „Es war eine Falle...“, versuchte Mec zu erklären, aber John hinderte ihn daran und flüsterte seine letzten Worte. Sauer lies Mec seine Faust auf den harten Steinboden niedersausen. „Wer also herkommen wird, kann nur unser Feind sein.“ „John ist tot. Meine Information ist aus erster Hand“ Von wegen. Er war eiskalt von Fukou angelogen und in die Falle gejagt worden. Aber wenn er glaubte dass er das auch diesmal wieder mit sich machen lassen würde dann hatte er sich geschnitten. Das schwor er sich während er den leblosen Körper von John in seinen Armen hielt. Black Panther, wie er in der Unterwelt ehrfürchtig genannt wurde stand vor seinem Opfer und steckte die Waffen weg. Ein weiterer perfekt ausgeführter Mord. Plötzlich tauchte ein Junge mit weißem Hemd, Brille und strubbelig kurzen Haaren hinter ihm auf und klatschte. „Das war einfach erstklassig, ich würde auch gern so erfahren sein wie du, so berühmt, so viel Geld machen du hast es echt drauf!“, erklärte er und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Mec seufzte aus. Er erkannte den Jungen. Er verfolgte ihn seit geraumer Zeit. „Jungspunde wie du haben hier nichts zu suchen, Winzling“, erklärte er wie schon tausende Male vorher. Er wusste, der Junge würde sowieso nicht hören. Ein weiteres Mal hatte Black Panther einen Auftrag erfolgreich erledigt. Erneut tauchte jemand auf der Bildfläche auf und klatschte. Aber es war nicht der Junge. Ein hochgewachsener braunhaariger Mann stand vor ihm. „Grandios“, erklärte er mit Begeisterung aber etwas verhaltener als der junge John. „Genau das, was wir brauchen.“, erklärte er. „Ich nehme an, ein Ass wie du hat schon von der Familie Mafid gehört? Unser Einfluss ist grenzenlos. Bei uns gibt es nur die Besten, wir suchen immer neue Talente. Du kannst dich glücklich schätzen, wir haben dich dazu auserwählt bei uns mitmachen zu dürfen.“ Damit streckte Fukou Black Panther die Hand entgegen. Dessen Fehler war es lediglich diese bei Seite zu schlagen und nicht anzunehmen. Er schnaubte verächtlich und wandte dem anderen den Rücken zu. „Ich arbeite allein. Ich brauche meine Freiheit und zudem brauche ich keine ach so tolle Familie die hinter mir steht und mich nur unnötig ablenkt und lenken will.“, erklärte Mec außerdem und verschwand. In der darauffolgenden Zeit kam niemand mhr zu ihm. Er bekam keine Aufträge und als er sich selbst aufbequemte und Aufträge annehmen wollte die offen ausgeschrieben waren wurde er abgelehnt. Das nächste Mal als er Fukou traf lag er in der Gosse und hatte schon aufgegeben jemals wieder etwas zu finden. Fukou stand vor ihm und sah verachtend zu ihm herunter. „Ich hab gehört.. du bekommst keine Aufträge mehr.“, kommentierte er dann doch l“eicht süffisant lächelnd. „Hatte ich schon erwähnt, dass unser Einfluss grenzenlos ist?“ Da erkannte Black Panther den Fehler den er begangen hatte. „Ist das eure Art Unwillige zu überzeugen?“, fragte er sauer nach. Trotzdem bekam er von Fukou die Hand entgegen gestreckt. „Wer nicht unser Freund ist, ist unser Feind. Unseren Feinden erteilen wir nur zu gern eine Lektion“, erklärte er knapp, als Black Panther ihm die Hand gab und sich hochziehen lies. Der Moment als er von seinem Weg abkam und sich zum ersten Mal führen lies und damit seine Freiheit aufgab, die er als Verbrecher so geliebt hatte. „Wieso bist DU hier?“, fragte Black Panther, als John ihm das erste Mal bei der Organisation Mafid über den Weg lief. Immernoch nur ein kleiner Junge, der nicht mal grün hinter den Ohren war. „Verfolgst du mich bis hier hin?“ John lächelte nur, wie jedes Mal, wenn Mec ihn anschnauzte. „Vermutlich. Ihr seid mein Vorbild!“, erklärte John und nahm ihn dann etwas bei Seite um unter vier Augen mit Mec zu reden. „Um ehrlich zu sein... Du bist nicht freiwillig hier, oder? Ich habe immer zu dich aufgesehen, weil du dich so ausdauernd hochgearbeitet und für deine persönliche Freiheit gekämpft hast! Das hier ist einfach nicht dein Stil... ich hab Fukou und dich beobachtet und erst war ich enttäuscht aber... trotzdem du bist und bleibst mein Vorbild. Ich folge dir bis hierhin und warte bis du es wieder in deine Freiheit zurückschaffst. Hier bin ich meinem Vorbild am nächsten. Das hier ist mein fester Wunsch. Deswegen bleibe ich. Du kannst sagen was du willst. Du würdest auch nicht gehen und dein Traum aufgeben nur weil dich jemand als Jüngchen bezeichnet und dich immer anschnauzt weil du ihm folgst, deshalb werde ich das auch nicht tun.“, meinte John und sein Lächeln war eben einfach entwaffnend. John war ihm ans Herz gewachsen. Für ihn hatte er sich angestrengt nicht zu sehr in das Netz Mafid verstrickt zu werden. Nun lag der Andere tot in seinen Armen und würde nie wieder so entwaffnend lächeln. „Du hast Recht John. Ich würde mir nie Steine in den Weg legen lassen und meine Freiheit so einfach wegwerfen. Früher war ich verzweifelt, das muss ich zugeben. Als ich mit vor Hunger schmerzendem Magen und vom Dreck der Straße angeekelt dort in der dunklen Gasse saß kam mir Fukou wie ein Engel vor. Die einzig wahre Rettung. Doch er ist nur ein kleines fieses Miststück. Ohne seine Intrigen wäre er ein Nichts. Unter so jemandem werde ich sicher nicht mehr dienen. Seine scheiß Jobs interessieren mich nicht mehr.“, erklärte er dem toten Freund und legte ihn über seine Schulter. „Stattdessen sinne ich auf Rache. Das ist mein neues Ziel und ich werde es nicht gefährden.“ Kapitel 5: Endgame: The Calm before the Storm + The third Side + War or Freedom ------------------------------------------------------------------------------- Kapitel 5- Endgame Part 1- The Calm before the Storm Cyra ging wieder hoch und wollte sich weiter vorbereiten. Beim nächsten Mal würde sie nicht hier bleiben sondern mitkommen. Sie hoffte nur Karin würde es nun gut gehen. Karin ging es mehr oder weniger gut. Dauernd lag sie in irgendwelchen Autos und wurde einfach mitgeschleift. Ehe ihre Entführer sie wie etliche Male rauszerrten, wenn sie dann mal Zeit für sie hatten und sie ausfragten ob sie was über Kenneths Standort wusste oder überhaupt etwas über die anderen. Obwohl sie auch die etliche Male vorher beteuert hatte nichts zu wissen. Sie schienen es einfach nicht einzusehen. Auch sie dachte an Cyra. Wie tief steckte diese mit drin? Was hatte das hier überhaupt alles zu bedeuten? Cyra hing ihren Gedanken nach, während sie trainierte, bis sie reingerufen wurde zum essen. Sie hatte mit den Frauen hier Freundschaft geschlossen. Lächelnd sah sie Mike an, die mittleren Alters war, lange blonde Haare hatte und ihr gerade ihr Essen auftat. Sie war eine kleine Schnattertante aber wirklich sehr liebenswürdig. Cyra aß wie immer recht wenig, aber es war doch in Ordnung. Interessiert folgte sie dem Gespräch von ein paar der Frauen die etwas weiter weg saßen, ehe ihr etwas einfiel. Sie wand sich Mike zu, die sich zu ihr setzte um nun auch etwas zu essen. „Sag mal Mike kann es sein dass Kenneth nur Kens Familienname ist?“, fragte sie interessiert, während Mike nickte und leise kicherte, was Cyra etwas stutzen lies. „Und wieso nennen ihn alle Kenneth ich meine... Schließlich nennen wir uns doch sonst alle beim Vornamen, ist das eine Art Ehrerbietung weil er euer Anführer ist?“ Mike schüttelte den Kopf. „Wir Nordländer sind da nicht so. Weißt du er kann seinen Vornamen nicht besonders leiden dabei ist der so süß.“, freute sie sich und plapperte wie immer einiges aus dem Nähkästchen. Sie kicherte wieder etwas. „Hm, weißt du nicht mehr, Tom, das kleine Turteltäubchen gibt ihm doch immer irgendwelche Kosenamen, ist dir das nicht aufgefallen?“ Cyra dachte kurz nach. „Meinst du 'Rudi'-lein?“, fragte sie etwas verwundert. „Heißt er etwa so? Rudi... ich kannte mal früher einen Hund, der so hieß.“ Nun musste Mike laut lachen was sie quasi zum Mittelpunkt des Geschehens machte. „Passt doch zu ihm. Aber nein, er will nicht beim Vornamen genannt werden, deswegen hat Tom, sein jahrelanger Freund sich den Spitznamen ausgedacht.“ Sie beugte sich nun zu Cyra herüber und flüsterte den Rest in ihr Ohr, so als wäre Kens Name ein bestgehütetes Geheimnis. Dabei kannte den doch jeder hier, mit Ausnahme von Cyra. „Eigentlich heißt er Rudolph, ist das nicht süß?“, flüsterte sie und Cyra sah schmunzelnd auf. „Der ist schön. Wirklich schade, dass man ihn so nicht nennen darf.“, stellte Cyra fest. Nun nahm sie sich noch Nachschlag. Sie wusste nicht recht warum, aber ihr wurde ganz warm ums Herz. Vielleicht war es weil man ihr nun dieses bestgehütete Geheimnis verraten hatte und sie sich so irgendwie aufgenommen fühlte. Gerade wollte sie ihren letzten Löffel nehmen, dieses gute Gefühl im Bauch, da wurde etwas gereizt ihr Name gerufen. Bei dem Schreck fiel ihr die Schüssel aus der Hand. Es klang wirklich nicht sehr freundlich. Also beeilte sie sich herunter in die Eingangshalle zu kommen, ein paar Neugierige auf ihren Fersen, die mit nach unten gingen. Dort standen die Männer und Luzia natürlich. Rudolph, wie sie gerade erfahren hatte, kam auf sie zu und tat seinem Namen keine Ehre. Wütend packte er sie am Hals und zog sie etwas hoch. „Hast du diesen Mistkerl freigelassen?“, spie er überaus sauer aus und warf Cyra auf den Boden als diese nickte. „Was hast du dir dabei gedacht? Du solltest ihn umbringen und ihn nicht freilassen!“, schrie er und wollte wieder auf Cyra los, als Tom ihn zurückhielt. Da war es wohl wieder. Das warme Gefühl war verschwunden und Cyra fühlte sich wieder ausgeschlossen und einsam. Eben einfach unverstanden, unterschätzt und verraten. „Was? Du hast ihn ausgequetscht wie eine Zitrone und ihn trotzdem eingesperrt gelassen. Und dann hast du von mir verlangt ihn umzubringen, obwohl du es mir doch sowieso nicht zugetraut hast. Außerdem war er ehrlicher zu mir als ihr alle jemals zusammen!“, meinte sie nun ebenso sauer. Cyra verschrenkte die Arme. „Und überhaupt. Macht es dir Spaß Leute zu verprügeln und Unschuldige zu töten? Er hat alles gesagt, ihr braucht ihn doch nicht mehr.“, meinte sie in verächtlichem Ton. Da konnte auch Tom den Anderen nicht mehr zurückhalten und er ging wieder auf Cyra los. Fixierte sie auf den Boden und wollte zuschlagen, stoppte sich dann aber selbst. „Ich schlage keine schwachen Mädchen!“, stellte er nur fest und lies ab, ehe er sich wieder richtete. „Was denkst du wird er machen wenn er wieder zurückgefunden hat? Natürlich unser Versteck verraten. Du bringst alle nur in Gefahr, das ist los! Außerdem war das Versteck zu dem wir gegangen sind leer, John hätte uns weitere Details verraten können, auch weil du ihn ja bestimmt nicht getötet hättest. Aber nun stehen wir mit nix im Regen da. Du hast nun genug angerichtet, ich will dich nicht mehr hier sehen, also geh!“ „Na, wer wird denn gleich die Hoffnung verlieren?“, fragte eine tiefe eindrückliche Stimme vom Eingang her. Es war Black Panther. Die versammelte Mannschaft sah ihn ungläubig an. Hatte er sich etwa ganz allein in die Höhle des Löwen gewagt oder war er nur die Vorhut. Wie hatte er so schnell von ihrem Standort erfahren? „Jetzt schaut nicht so dumm aus der Wäsche. Ihr habt doch selbst gesagt John könnte euer Versteck verraten. Aber keine Sorge, außer mir hatte niemand die Gelegenheit seinen letzten Worten zu lauschen.“ Tom schulterte seine Waffe. „Nun denn, dann können wir ja sein Wissen mit dir begraben.“, erklärte er während Mec ihn nur ungerührt ansah. „Das könntet ihr. Aber Fakt ist, dass ihr keine Ahnung mehr habt, wie ihr Fukou finden könnt. Ihr habt seine Spur verloren und müsstet alles wieder aufholen. Bis dahin hat er längst sein Ziel erreicht und dann ist er nicht mehr aufzuhalten. Also entweder ihr erschießt mich, oder ihr hört mir zu, spart eine Menge Zeit und euer Problem ist im nu gelöst.“ Tom lachte verächtlich. „Ach komm. Als würden wir dir trauen können. Außerdem... wieso solltest du so bereitwillig herkommen und uns das alles einfach so erzählen?“ - „Rache“ Tom stutzte als Mec das Wort ausspie. „Ihr habt schon richtig gehört. Fukou hat mir einen wichtigen Menschen genommen, mal abgesehen davon, dass er mich jahrelang herumgeschubst hat“, erläuterte er seinen Gedanken. „Außerdem eigentlich habt ihr wie gesagt gar keine andere Wahl mir zu vertrauen, was bleibt euch anderes auch übrig?“ Ken schien reiflich zu überlegen und nickte dann. „Okay, du bist mit drin, wir verschaffen dir deine Rache, gemeinsam werden wir Fukou und seine Familie sicher schlagen.“ Tom sah den anderen ungläubig an. „Das ist nicht dein Ernst oder?“, fragte er. Ken sah zu Tom und schaute ihn mehr als ernst an. „Wonach sieht es denn aus? Wir haben nichts mehr zu verlieren, nachdem unter anderem Cyra alles versaut hat.“ Cyra sah verletzt zur Seite. Luzia ging zu ihr und half ihr hoch. „Hör auf damit Kenneth, es ist nicht Cyras alleinige Schuld. Ja, sie hat einen Fehler gemacht und uns in Gefahr gebracht. Aber hast du nicht selbst gesagt, dass sie noch eine Auszubildende ist?“, fragte Luzia und erntete nur böse, entwaffnete Blicke. „Na siehst du. Außerdem ist es nicht Cyras Schuld, dass Fukou so schlau war schnell weiter zu ziehen und alle Spuren zu verwischen, die John wusste.“ Kenneth grummelte nur. Mecs Einwurf kam ihm gerade recht, weil er gerade keine Lust hatte weiter zu diskutieren und sich darum zu kümmern. „Klärt eure Differenzen später. Wir haben nicht mehr viel Zeit, also wollt ihr mir endlich zuhören damit ihr wisst, was Sache ist?“ Kenneth war also dafür und so erzählte Black Panther alles. Was Fukou vorhatte, was er mit seinen Taten bezweckt hatte und wo der Showdown stattfinden würde. Part 2 – The third side Er fühlte sich herrlich an diesem Ort – dort wo Morgen der große Showdown stattfinden würde. Sein Grinsen wurde breiter, als er sich einmal um sich selbst drehte und die verlassene Lagerhalle noch einmal betrachtete, die scheinbar leer war. Dann konnte er es nicht weiter zurückhalten und lachte triumphierend. Wenn er nur daran dachte, wie sie ihn für einen winzigen, wertlosen Bauern und Statisten in ihrem gewaltigen Spiel hielten. Was sie nicht wussten war, dass er einen gewaltigen Trumpf in der Tasche hatte. Noch war er in seinen Gedanken, in denen er sich seinen Ruhm ausmalte. Doch eine Stimme störte ihn in seinem Triumph. „Mr. President!“, der Mann vor ihm salutierte. Wie konnte er es wagen ihn in seiner Genugtuung zu stören. Er war doch nur ein wertloser Statist, genau wie dieses stümperhafte Paar, dass ihm Fukou als seine besten Leute verkaufen hatte wollen. Aber nicht mit mir, dachte der Präsident, als er dem Fußvolk das Wort erteilte. „Mr. President, melde gehörigst: wir sind hier fertig, alles ist vorbereitet. Ihr Helikopter steht auch schon für sie bereit.“ Part 3 – War or Freedom Es war ein trüber Tag. Die grauen Wolken schoben sich vor die Sonne und nahmen das Licht auf die alte, verfallene Lagerhalle. Schon zu Lebzeiten war sie nicht besonders schön gewesen, aus grauem Stein, viereckig stand sie wie ein Klotz in ihrer dunklen Umgebung, die nur aus zerfallenen Häusern bestand. Der graue Stein, war hier und da mit schwarzer Schrift beschmiert, an manchen Stellen abgeplatzt und schwarz gebrannt. Das graue Wellblechdach schepperte und wies an manchen Stellen Löcher auf. Doch welcher Tag war besser, welcher Ort perfekter, um das dunkle Schauspiel auszutragen, dass sich heute zwischen den drei Parteien abspielen sollte. Jeder hatte seine Leute in der Nähe postiert. Alles abgewogen. Sie waren bereit um ihre Karten auszuspielen. Ein hochgewachsener Mann mit braunen Haaren betrat die Lagerhalle. Aus eiskalten Augen betrachtete er den Präsidenten, der schon hier war, beide Männer hatten um sich 2 ihrer Lakaien. Der Präsident erhob das Wort. „Na, wen haben wir denn da, endlich zeigt sich der 'Gute', der Boss der Familie Mafid.“, erklärte er und es war, als ob er mit diesen vor Hohn trotzenden Worten den kalten Blick des anderen etwas entgegen setzen wollte. Doch es war keine Regung in Fukous Gesicht. Es war als hätte der alte Präsident mit seiner etwas niedrigen Statur, dem leicht angegrauten, früher blonden Haar und den müden Augen nie etwas zu ihm gesagt. Wer war er denn auch schon? Im Gegensatz zu ihm, Fukou Mafid, eine kleine unwichtige Bakterie, die schon längste Zeit im Amt gewesen war und mit diesem Handel das Unvermeidbare aufhalten wollte: ihren Untergang. „Der Koffer mit dem Geld?“, fragte er nur regungslos und der Präsident nickte dem Mann neben sich zu, ein Schrank von einem Kerl, der Fukou den Koffer entgegen streckte und ihn öffnete. „Der Koffer mit der Waffe?“, erwiderte der Präsident. Bitte, er konnte genauso kurz angebunden sein. Fukou widerum nickte nun seinem Bodyguard zu, der die Waffe hervor kramte. Beziehungsweise dessen Koffer und diesen dann aufmachte. Nun erstreckte die Waffe sich vor dem Präsidenten. Sie war groß und hatte eine eigenartige Form. Überall Knöpfe und blinkende Lichter. „Genau das, was Sie sich vorgestellt haben, oder? Das Video musste gezeigt haben, was dieses hübsche Schätzchen hier anrichten kann.“ Der Präsident nickte. „Sicherlich. Und die Fernbedienung?“ Fukou hob die Waffe an, unter der die Fernbedienung eingeschweißt war. „Sie wissen hoffentlich, wo Sie diese benutzen sollten: weit weg von der Waffe.“, erklärte Fukou dem anderen und klappte den Koffer zu. Der Präsident grummelte innerlich. Aber noch hielt er sein Pokerface aufrecht. Wie Fukou ihn behandelte, wie er mit ihm sprach - wie mit einem Kleinkind! Aber das würde er schon bald bereuen. Etwas Zeit nur noch... dann würde er sehen, wer hier der Triumphierende war. Als die Übergabe vollzogen war, zog sich der Präsident aus dem Seiteneingang unbehelligt zurück, 'Vorerst...', dachte sich Fukou und grinste schelmisch. Doch da traten sie aus dem Dunkeln. Dort hatten sie sich versteckt. „Lange nicht gesehen, Fukou, und wie immer so selbst gerecht und misstrauisch wie eh und je. Du würdest die richtige Fernbedienung lieber mitnehmen und bei dir wissen, als sie im Hauptquartier in Sicherheit zurückzulassen.“, schallten Kenneths Worte durch die Lagerhalle. Die beiden Bodyguards von Fukou aber wurden von hinten übermannt, gerade als sie sich mit Fukou zu Ken umdrehten. Ebenfalls von Kenneths Bande, die aus dem Dunkeln hervorgesprungen waren. Mec und Tom hatten sie überwältigt und richteten nun ihre Waffe auf Fukou. Auch Ken tat es ihnen gleich. „Möchtest du sie nicht mir geben? Ich passe bestimmt viel besser auf sie auf“, höhnte er. Fukou blieb starr. Er hatte nicht mit so einem Übergriff gerechnet, aber trotzdem lies er Nichts von seiner Überraschung nach außen dringen. Draußen vor der Lagerhalle lungerten Kenneth Gefährten. Auch Luzia und Cyra waren darunter. „Wieso sollen wir hier warten? Ich muss nun rein, die anderen machen sich auch bereit, ich will Aufklärung über Fukou und ich möchte Karin endlich in Sicherheit wissen!“, erklärte Cyra und erhob sich, doch Luzia hielt sie am Arm zurück. Zweifelnd sah sie sie an. Sollte sie sie wirklich da mit herein ziehen? Das Mädchen war von ihr trainiert worden, aber sie war noch lange nicht bereit für das hier, auch wenn sie viele schlimme Sachen erlebt hatte, sie war nicht gemacht für diese Welt. Sie war so unschuldig, sie hatte das in ihren Augen kleine Mädchen lieb gewonnen, wie eine kleine Schwester. Die anderen? Okay.. sie waren böse Leute, eine kriminelle Bande, aber dass diese Unschuld ihre Finger dreckig machen und bestraft werden sollte, sah Luzia nicht ein. Und war das wirklich nötig? Vielleicht hatte das Mädchen sie einfach schwach werden lassen... „Luzia!“, rief dieses nun schon zum xten Mal. „Was soll das? Ich hab gefragt, was ist und gesagt dass du mich gehen lassen sollst!“ Luzia wollte gerade etwas erwidern, als ein kleiner braunhaariger Bursche mit abgetragenen Klamotten vor sie trat. „He, anscheinend ist da etwas für mich übrig.“, erklärte er süffisant grinsend und schoss auf die Beiden. Gerade noch so, konnte Luzia ausweichen und Cyra wegstoßen. „Kleiner...“, grummelte sie. Cyra erhob sich und zog ihre Waffe. Entschlossen richtete sie sie auf Lim und erhob das Wort. „Okay kleiner Scheißer, du sagst mir jetzt sofort, was ich wissen will, oder stirbst.“ Natürlich wusste sie von den Erzählungen Mecs, das dieser Mann hier vor ihr wissen müsste, wo Karin war. Dementsprechend war sie gewillt alles aus ihm heraus zu prügeln. Lim lachte nur. „Wer schießt wohl zuerst?“, fragte er sie und schoss dabei auch schon, wobei er sich vor möglichen Kugeln wegduckte, doch Cyra tat es ihm gleich. „Wie offensichtlich ist das denn bitte“, erklärte sie und beobachtete gerade, wie Luzia neben Lim auftauchte und ihn zu Boden riss. „Absolut Recht hat sie, und außerdem...?“, fragte sie Cyra und entwaffnete Lim mit einigen Handgriffen, ehe sie die Waffe von sich warf. „ Hättest du deinen zweiten Gegner im Auge behalten sollen. Doch nur ein kleiner Lehrling, wie Mec erklärte.“ - „Wer?!“, Lim war fassungslos. Wie hatte der andere sie nur betrügen können? Er hatte ihm doch selbst so viel beigebracht. Er fühlte sich betrogen, gereizt – stinksauer. Wütend schlug er nach Luzia aus und konnte sie in einer kurzen Ablenkung ihrerseits doch wirklich von sich werfen. Schnell griff er nach der Waffe. Doch ehe er diese erhaschen konnte, fiel ein Schuss und traf ihn direkt in die Lunge. Die Waffe lies er wieder fallen und spuckte Blut. Ächzend sah er zu Cyra, die mit unbarmherzigen Blick, ohne jegliches Mitleid auf ihn zustiefelte. „Also – wo ist Karin? Vielleicht bin ich für die Information so nett dich zu einem ärztlichen Mitglied zu schaffen.“, verlangte sie kalt zu wissen. Lim sah geschlagen zu ihr auf. „In-- allein--“ Er röchelte. „Gefan-gen in e—iner Gara-ge, Nähe...-415“, erzählte er Cyra alles, was sie wissen musste. Und das waren seine letzten Worte. Cyra aber war glücklich, und das sah man auch an ihrem kindlichen Lächeln. Sie strahlte Luzia förmlich an. „Sie ist in Sicherheit, Gott sei dank!“, erklärte sie zufrieden und Luzia konnte nichts anderes, als das Lächeln zu erwidern. Doch Cyra sah wieder zu Lim und stockte. Sie begab sich zu ihm und horchte. Keine Atmung. Fühlte den Puls. Kein Puls. Erschrocken und mit einem leichten Schrei wich sie zurück und starrte den leblosen Körper vor sich an. Sie schlug die Hand vor den Mund. „Oh Gott - hab ich wirklich.. ich meine.. ich hab ihn umgebracht?!“, fragte Cyra erregt. Luzia hatte eher Probleme mit dem Schrei und hoffte, es mögen ihn nicht die falschen Leute gehört haben. Fukou zum Beispiel, zu früh dort drin in der Halle. „Ach Kindchen, was hast du geglaubt? Du hast eine ziemlich tödliche Stelle erwischt.“ Cyra war den Tränen nahe. „Aber ich hab.. hab ihm doch versprochen – ich-“ - „Bei so einer Wunde muss man schnell handeln, aber darüber können wir jetzt nicht weiter nachdenken, das ist ein Krieg zwischen zwei Banden Cyra, natürlich gibt es Tote“, erklärte sie und erhob sich. Nein, Cyra passte wirklich nicht in diese Welt, aber wie sollte sie sie anders von ihrem ersten Toten ablenken, wenn nicht, indem sie sie mit nach Drinnen nahm? „Komm Cyra, du willst doch wie Wahrheit erfahren“, erklärte sie und schleifte Cyra mit, wenn auch mit schlechtem Gewissen. Ziemlich schlechtem Gewissen. Drinnen war die Schlacht voll im Gange. Fukou hatte allen Grund ruhig zu bleiben. Denn kaum war er in der Schussbahn, traten wiederum seine Gefolgsleute herbei. Nicht nur Kenneth hatte seine dunklen Ecken. Sky trat zu Tom und hielt ihm die Waffe entgegen, Mec hingegen hatte es mit Kien zu tun. Der war ja auch schon von wenigen Metern an seinem ekelhaften Geruch erkennbar gewesen. Kein Wunder also, dass Mec auf den 'Überraschungsangriff' vorbereitet war und Kien mit einer schnellen Drehung und einem weit ausgeholtem Ellenbogenstoß von den Beinen zimmerte. Das irritierte Sky etwas, der zu seinem Mitstreiter sah. Tom drehte sich grinsend zu ihm um und haute ihm seine steinharte Birne gegen den Kopf, ehe er mit seiner Hand die Waffe des anderen schnappte und nun zwei Waffen sein Eigen nennen konnte. Sein Rudolph schmunzelte darüber, hatte aber nicht lange etwas zu lachen, als er einen Tritt in seine Rippen spürte. Fukou war hervor geschnellt und hatte seinen Fuß in Kens Brust versenkt. In dem Moment waren die anderen Leute von Fukou und Ken ins Gebäude gestürmt, und auch vor dem Gebäude tummelten sich die Kämpfe untereinander. Kien schlug Mec, der auf ihm hing mit der blanken Faust ins Gesicht und rappelte sich wieder auf. „Ich wusste schon immer, dass du miese Ratte niemals wirklich zu uns gehören würdest“, erklärte er freimütig und schob seine dicke Quollnase in die Höhe. - „War das der Grund, warum Fukou dich auf mich aufpassen lassen hat, wie ein reudiger Köter auf die Schafe seines Herren?“, fragte er und es war ja nicht so gewesen, dass es ein innigster Wunsch war, in Fukous Bande zu kommen. Kien spuckte ihm vor die Füße. „Genug geredet, ich will kein Wort mehr an so jemanden wie dich verschwenden!“, erklärte er und stürmte auf Mec zu, wie ein wild gewordener Ochse. Er war zu träge nach seiner Waffe zu greifen, die etwas weiter entfernt auf dem Boden lag. Mec grinste. „Wer ist denn jemand wie ich“, erwiderte er. So einem wie Kien wollte er nicht das letzte Wort lassen. Kien hatte Wucht in seinem Körper, das wusste Mec - kein Wunder, so komprimiert wie der alte Fleischklops war. Dafür war er jedoch geschickter und schon damals viel erfahrender. So wich er zur Seite aus, als Kien knapp vor ihm war, und nutzte das Stolpern und Wanken des anderen, um diesem in den Rücken zu schießen. Sicherlich reichten ein paar Kugeln bei dem Fleischpanzer des anderen nicht. So machte sich Mec dafür bereit, dass Kien gleich umdrehen und wieder auf ihn losgehen würde. Natürlich diesmal etwas gefasster auf die eben erfolgte Reaktion von Mec. Weswegen er sie auch nicht wiederholen würde. In seinem Kopf ratterte es, während Kien auf ihn zustürmte. Andererseits hatte er schon ein paar Ideen. Er hatte Fukous Leute sehr wohl beobachtet, in den letzten Jahren, immer die mögliche Abspaltung im Auge. Kien versuchte nun seinen Radius zu erweitern, indem er sein Messer griff und vor sich her fuchtelte. Mec sah ein, dass er dem nicht so schnell entkommen konnte. Er formte nun also ebenfalls seinen Körper zu einer Kugel, indem er seine Arme schützend quer vor seinem Kopf verschränkte und diesen an den Brustkorb zog. Seine Waffe hielt er dabei ebenfalls quer, so, dass das Metall ebenfalls Messerstiche abwehren konnte. Kien rammte Mec mit seiner vollen Körperkraft und beide fielen sie zu Boden, wobei Kien weiterhin auf den anderen einstach. Mec hielt sich bedeckt, bis er sah, dass Kien langsam die Luft ausging. Das nutzte er und warf den anderen mit den durchstochenden Armen von sich, gleich nachdem sein Knie hervor geschnellt und in Kiens Magengrube verschwunden war. Als sein Gegner nun röchelnd neben ihn auf dem Boden lag, erhob er sich, trat in seine Seite und richtete die Waffe auf seinen Kopf. „Schaf zu Köter – 1 zu 0, fürs 1. und letzte Mal“, erklärte er hasserfüllt und drückte ab. Nun fand er, sei es an der Zeit sich an dem Herrchen zu rächen. Sky hatte sich währenddessen ohne Waffe vor Tom wiedergefunden. Er hielt sich den Kopf. Tom jedoch hielt ihm die beiden Waffen entgegen. „Wie langweilig, es macht keinen Spaß gegen einen unbewaffneten zu kämpfen.“, stellte er fest. „Hast du mir noch irgendwas entgegen zu setzen?“ Sky sah den anderen grummelnd an und öffneten seinen Mantel. „Oh wie nett, dass du mir deine Waffenkammer zeigst“, grinste er breit, während Sky sich vor Wut kochend zwei weitere Pistolen griff. Er hasste es so verarscht zu werden, nun zum Glück war sein Cousin mit jemand anderem beschäftigt und sah das nicht. Durch seine Beobachtungen, war er grad so wieder aus dem Lim-Sky Anführer- ausführende-Ratte – Verhältnis herausgekommen. „Na bitte, zwei gegen zwei“, erklärte Tom und setzte zurück. Zuerst wechselten sie eins zwei Schüsse, wobei jeder dem anderen geschickt auswich. „Von Tom, dem Typen unter Ken hätte ich mehr erwartet“, erwiderte Sky. „Schön, von dem großen Sky Mafid hätte ich nämlich auch mehr erwartet“, erklärte er grinsend. Dann machte er einen Hechtsprung, eine Stunt-Rolle in der Luft und feuerte auf den überraschten Sky, den er an der Schulter traf. Dieser wiederum versteckte sich nun hinter einer Burg von Tonnen. „Auch ne Strategie“, sagte Tom und spuckte seine Zigarette aus. Plötzlich trafen ihn aus dem Nichts Kugeln. „Ich glaubs ja“ Woher kamen sie? Sky war doch gerade noch da gewesen? Und nun kamen die Kugeln von dort drüben. Wie sollte er ausweichen wenn er die Kugeln nicht sah? Und dummerweise war er auch in mitten der Halle. Nichts zum Verstecken in Sicht. Ken hielt sich die Brust und musste erst wieder zu Atem kommen. Nun war es Fukou, der die Waffe auf ihn richtete. „Du kannst mich nie besiegen, Rudolph, ich bin von Anfang an dafür ausgebildet worden, zu dem Anführer der großen Familie ernannt zu werden. Seit ich klein war – für Tag, für Nacht – intensives Training, während du und deine Familie im Elend lebtet und nur Zeit dafür hattet, dafür zu kämpfen, einen neuen Morgen zu sehen. Es hatte schließlich einen Grund, warum ihr dorthin verbannt wurdet, wo ihr eigentlich verdammt sein solltet, zu sterben, und nicht zu leben und euch gegen uns zu stellen.“ So drückte er ab. Ken wartete, bis der andere fertig mit Erzählen war und rollte sich dann in letzter Minute zur Seite. „Das werden wir sehen“, stellte er fest und trat Fukou die Waffe aus der Hand, ehe er nach ihm boxte. Aber der andere war wirklich viel geschickter. So wich er jedem Schlag aus und zahlte jeden verfehlten Schlag mit einem geschickten Gegenschlag heim, in möglichst effektive Körperteile. Zwei trafen genau dort Kens Brust, wo er vorhin hin getreten hatte, einer landete im Bauch, der Vierte im Gesicht. Dann schleuderte er ihn mit einem gezielten Tritt erneut zu Boden. Dort musste sich Ken sammeln, sodass Fukou genug Zeit hatte seine Waffe wieder zu schnappen. Doch bevor er sie greifen konnte, spürte er eine Waffe hinter sich. Es war Mec, der dort stand. Damit war er unwissentlich nicht nur Kens, sondern auch Toms Rettung. Tom war immer noch unter vollem Beschuss, zum Glück hatten die Kugeln bisher keine tödlichen und besonders Blutungs-intensiven Stellen getroffen. Dann plötzlich hörte der Beschuss auf. Irritiert sah er sich um. Sky hatte mit dem Beschuss aufgehört, sobald er mitbekommen hatte, dass Mec Kien den Todesstoß gegeben hatte und sich zu Fukou aufgemacht hatte. Statt auf Tom, schoss er nun auf die Hand, in der sich Mecs Waffe befand. Zusammenzuckend lies er sie fallen. Sky grinste. „Solange ich hier bin, rührt niemand unseren Boss an“, erklärte er etwas hochnäsig. Fukou spuckte nun weniger Töne und behielt lieber Ken und Mec, die ihn ja quasi gerade eingekesselt hatten, im Auge. „Du hast die Seiten gewechselt, sehr schade, um dein Talent. Mir war klar, dass Kien dir nicht das Wasser reichen konnte.“ Er verschwendete nur einen kurzen Blick auf den toten Mann. „Nichts als Hohn.“, erwiderte Mec und seine Worte waren voller Hass und Trauer um seinen Verlust, „Was hast du denn gedacht, was ich mache, wenn du mich dazu zwingst meinen eigenen Freund ahnungslos umzubringen?“ Doch Fukou konnte über seine Trauer nur lachen. „Das war nett ausgedacht, oder? Den Verräter und Schwachbolzen John erledigt und gleichzeitig den lieben Mec getestet. Ich wollte wissen, was dir lieber war: dein sogenannter 'Freund' oder deine neue 'Familie'. Ich habe gedacht, vielleicht bist du nach all den Jahren zur Vernunft gekommen und hast die Vorteile bei uns zu schätzen gelernt.“ Sein Tonfall wurde abwertend. „Aber nein, du bist immer noch so schwächlich, wie damals auf der Straße. Du stellst Gefühle und Gewissen über Erfolg und Macht!“, erklärte er. „Im Endeffekt ist so jemand, bei allen Talenten, es nicht wirklich wert bei uns zu sein.“ - „Was erzählst du da, Fukou? Seid wann... b-bist du so? Wo ist der liebe und zärtliche Fukou, den ich von früher kenne?“, fragte eine verzweifelte Stimme vom Eingang her. Es war Cyra, die nun näher kam, während Luzia sich im Hintergrund hielt. Fukou sah nur kurz zu Cyra, er hatte sein Umfeld genau im Auge. „Cyra...“ Er lächelte. „Ich habe mich schon gefragt, ob du bis hier hin kommst.“, stellte er knapp fest. „Das ist keine Antwort!“, wetterte seine frühere Nachbarin. „Du hast mich beschützt, du warst für mich da, wenn ich Angst habe, hast du mich beschützt, wenn ich traurig war, hast du mich getröstet, mit solch einer Zärtlichkeit und Wärme... du warst für meine Eltern da... bis zu jenem Moment und jetzt stehst du hier in dieser Gestalt vor mir, als Gangsterboss. Unbarmherzig... ohne ein Fünkchen Seele. Du hast mich, meine Eltern, viele dieser Familie und Mec ins Unglück gestürzt und ich möchte nun wissen... Wieso? Wieso das alles?!“ Ihre Wangen wurden von Tränen gezeichnet. Fukou ächzte. „Achja, die alten Zeiten.. grauenvoll war das! Dauernd musste ich mir dein Gejaule anhören. 'Diese schrecklichen Waffen... diese schrecklichen Schüsse'“, äffte er Cyra nach, „'Meine Eltern haben nie Zeit für mich.', 'Freunde hab ich auch keine', 'Ach Fukou, ich bin so einsam' – wie nervig das doch war. Und es warst ja nicht nur du die, die mit ihren Problemen ständig zu mir kam, deine Eltern jammerten mich auch ständig voll. Aber ich habe es ausgehalten – als Tarnung. Es war alles nur gespielt Cyra, damit ich in Ruhe meine Geschäfte planen und leiten konnte, wer würde denn denken, dass ein armer Student im Armenviertel, der so lieb und nett zu allen war, ein Gangsterboss sein würde – ein grausamer, durchtriebender Mann.“, erklärte er gespielt leidend. „Aber dann kam endlich der Tag, an dem ich deine Eltern loswerden konnte, sie waren recht nützlich, um dem Präsidenten scheinbare Inkompetenz vorzuspielen, natürlich mussten wir etwas nachhelfen, damit die Leute auch einen Grund hatten, sie zu erschießen. Als ich deinen Eltern eine Möglichkeit bot, Geld zu verdienen, haben sie sofort eingeschlagen. Es war ihnen egal, dass da etwas möglicherweise nicht mit rechten Dingen zuging, als sie den Koffer übergaben. Es war ihnen auch egal, was da in dem Koffer war.“ Fukou grinste schelmisch. „Da sieht man mal, wozu der Mensch in der Not bereit ist! Es war dann auch ganz lustig mit anzusehen, wie du dich vor Schmerz wandest, Cyra.“ - „Nein! Das glaube ich nicht! Das kann doch nicht alles nur gespielt gewesen sein!“- „Nun ich weiß schon, ich bin ein recht meisterhafter Schauspieler, weshalb ich unserem lieben Mec ja auch weiß machen konnte, dass John schon längst tot sei.“ „Das ist genug Gerede eines irren Widerlings!“, spie Mec und stürzte sich auf Fukou. Der konnte immer noch nur lachen. „Ich sagte, solange ich hier bin, rührt niemand Fukou an“, erklärte Sky genervt, weil ihn schon wieder jeder zu ignorieren schien. So wollte er auf Mec schießen. Doch Tom hatte die lange Redezeit von Fukou genutzt. Er hatte sich notdürftig Kugeln entfernt und verbunden und stürzte sich nun selbst auf Sky, dem er die Waffe aus der Hand schlug. „Ich fürchte meine Arme sind zu lädiert, um dir mit meinen Schusswaffen eins rein zu würgen, also auf die harte, unsaubere Tour.“ Damit schlug er so gut es ging auf Skys Gesicht ein. „Auuuu.. meine Nase!“, jammerte dieser und schlug zurück. So kugelten sie sich etwas auf dem Boden. Erst als beide ziemlich erschöpft waren, blieben sie liegen. Und das für eine ganze Weile. Fukou trat Mec ordentlich in den Bauch. Dieser musste husten und wand sich, sodass Fukou wieder aufstehen konnte. Noch einmal trat er ihm in die Seite und lies ihn dann dort liegen. Inzwischen hatte sich Ken wieder aufgerafft, aber auch diesen brachte er wie eben wieder mit Leichtigkeit zu Fall. „So nun können wir endlich das zu Ende bringen, bei dem man uns vorher gestört hat.“, erklärte er und richtete die Waffe auf Ken. „Das war schon lange überfällig Rudolph, letzter Anführer der Familie Kenneth!“, erklärte er und schoss. Dabei zielte er direkt auf der Herz des selbigen, der ausgestreckt und halb weggetreten vor ihm lag. Es schien keine Rettung möglich. Doch wenig später spürte Kenneth wie er bei Seite geschoben wurde und wenig später hörte er ein Ächzen. Diese Stimme... sie war ihm so bekannt. Und so zwang er sich dazu, die Augen zu öffnen und zu sehen, wer ihm so eben das Leben gerettet hatte. Seine Augen waren starr auf diesen gerichtet. Die Person hatte ihm das Leben gerettet - doch - zu welchem Preis? Diese Kälte. Sie fraß sich wie tausend Nadelstiche tief in Mark und Bein. Sein Körper vermochte nicht mal mehr zu zittern. Um sich sah er, wie es Tausenden von ihnen ähnlich erging. Trotzdem machten sie nicht Halt. Unerbittlich wanderten sie weiter und drangen mit ihren Stiefeln in den tiefen, unnachgiebigen Schnee, der sie böse anknirschte. Was sollten sie auch sonst tun? Nirgends war eine Höhle in Sicht, nirgends eine Möglichkeit sich zu verstecken. Würden sie hier stehen bleiben, so würde die Kälte ihnen den Rest des Lebens aushauchen. Nun fing es auch noch an zu schneien. Er zog den kleinen Körper etwas zusammen und sah flehend zu seinem Vater hin. Seine Mutter war vor einigen Wochen gestorben. „Papa?“ Nur kurz blieb sein Vater stehen. Er überlegte, ob es auch so weiter ging. Aber da war wohl nichts zu machen. Also lächelte er den Kleinen trotz Schmerzen liebevoll an und lies ihn dann auf seinen Rücken klettern. „Ruh dich etwas aus.“, erklärte er. Und wie ihm gesagt worden war, so tat er und fiel in einen tiefen Schlaf. Erst Stunden später erwachte er wieder, als er auf den Boden fiel. Denn sein Vater war im Schnee zusammengebrochen. „Vater!“, schrie er, doch niemand hörte. Seine Stimme war trotz allem Schrein zu leise und der laute Schneesturm tat sein übriges. Er rüttelte an dem leblosen Körper. Doch nichts regte sich. Und so kam es, das auch der Rest seiner Familie gestorben war. Als die Gruppe endlich einen Unterschlupf gefunden hatte, waren sie alle erleichtert. Nur der kleine Mann war traurig. Verständlicherweise. Er hatte seine Eltern zurücklassen müssen. Sonst wäre er in der Kälte ebenso verendet, wie sie. Verzweifelt kauerte er sich zusammen und fing bitterlich an zu weinen. Niemand kümmerte sich um ihn, hatten sie doch selbst mit eigenen Problemen und Verlusten zu kämpfen. Das Feuer war angezündet, die letzten Vorräte schmorten über den Feuern. Der Junge hockte immer noch da – er hatte nichts zu essen. „Hallo du da, hörst du nicht?“, fragte ein Junge mit schwarzen Haaren in seinem Alter. Anscheinend war er wirklich zu sehr mit sich beschäftigt gewesen. Verwirrt und mit verheultem Gesicht blickte er den Jungen an. „Na du hörst ja doch. Also, mein Vater fragt, ob du dich nicht zu uns setzten willst, dir ist doch sicher auch kalt und du hast sicher Hunger, hm?“, fragte er ihn lieb und wartete nicht auf eine Antwort. Stattdessen zog er ihn mit zu ihrer Feuerstelle. Der Junge konnte nur mitkommen und schaute etwas verschüchtert. Denn es war keine normale Feuerstelle, es war die vom Anführer und seiner Familie. „Deine Eltern sind tot, oder? Das ist wirklich sehr traurig, das tut mir leid.“, erklärte der Junge, der ihn mitgebracht hatte, ehe er ihm Brot anbot. Der andere Junge sah etwas verschüchtert aus, sodass sein Vater das Wort ergriff. „Nun iss! Du musst essen, um zu überleben, mein Junge. Das ist das, was auch deine Eltern erwartet hätten.“ Und er aß. „Du bist Tom oder? Mich kennst du sicherlich, und der Bursche, der dir so eben das Brot angeboten hat, ist Rudolph. Ich hoffe, ihr beiden werdet euch vertragen.“ Der kleine Rudolph nickte fleißig. „Tom! Bleib bei uns, werde Teil unserer Familie, okay? Schließlich gehören alle Leute hier zusammen, das betont mein Vater immer wieder!“, grinste er und sah zu selbigem. Selbst dieser musste schmunzeln. „Genau, es soll hier niemand allein in der Ecke hocken. Das ist unsere Stärke – unser Zusammenhalt!“, trichterte er dem Jungen ein, so als wäre er schon sein eigener Sohn. Tom war davon sofort ganz und gar fasziniert, sodass aller Kummer in Vergessenheit geriet. Und so geschah es, dass Tom fortan mit Rudolph groß wurde. Er spielte mit ihm, er übte mit ihm das Kämpfen, sie lachten, sie weinten, sie standen fortan immer zusammen, so als wären sie von Anfang an Geschwister gewesen. Und es vermochte niemand, sie jemals zu trennen. Bis zu diesem Augenblick hatte Tom für seinen Bruder gekämpft. Sobald er gesehen hatte, dass Ken in Gefahr war, war er zu ihm geeilt. Erst hatte er sich vorangepirscht, dann war er gerannt. Und als Fukous Kugel abgeschossen wurde, war er an Kens Seite und schob ihn beiseite. Nun lag er da, reglos, wie einst sein Vater vor ihm. Ken kroch zu ihm und rüttelte an ihm. „Tom!“ Doch sein Körper war genauso leblos, wie damals der seines Vaters es gewesen war. Für einen Moment wurde es furchtbar still in der alten Lagerhalle. Es wurde still um Ken und seinen Freund. In dieser Sekunde zählte nur noch er. Wimmernd beugte er sich zu ihm herunter. Still weinte er vor sich hin. Nie hätte er geglaubt, dass dieser Tag kommen könnte, obwohl der Tod doch so allgegenwärtig gewesen war. War es das Wert gewesen? Für ihre Rache? Nichts könnte den Tod seines Freundes wett machen – Nichts. Auf einmal jedoch, spürte er jemanden an seiner Seite. „Ken, oh mein Gott, geht es ihm gut?“, fragte Cyra, die nun neben dem anderen saß. Ken schüttelte mit dem Kopf und trieb damit auch Cyra die Tränen in die Augen. „Warum... wofür das alles?“, heulte sie nun selbst und starrte Fukou fassungslos an. Fukou hatte einen Moment etwas irritiert dagestanden. Mit Tom hatte er nicht gerechnet. Eine Weile hatte er den toten Mann vor sich angeblickt, und den, der eigentlich tot sein sollte, lebend daneben. Doch dieser scherte sich scheinbar nicht mehr um ihn. Denn Ken tat nichts anderes als um seinen Freund zu weinen. Fukou grinste. Er hatte Recht gehabt – sie waren schwach. Sollte Tom doch umsonst gestorben sein, denn nun, wo Ken ihn ganz und gar vergaß, konnte er ohne weiter behelligt zu werden, diesen niederschießen. So hob er erneut seine Waffe. Auf einmal jedoch schob sich Cyra vor den anderen. Sie rüttelte an Ken, was sie machte war eigentlich egal, sie war im Weg. Kurzzeitig senkte er seine Waffe wieder. Gut, dann war er nun eben zwei Schüsse von Kens Tod entfernt. So hob er die Waffe wieder an und drückte langsam den Abzug. „Fukou!“ Es war klar, dass Cyra bei diesen Schüssen da draußen lieber hier in seinem Bett lag, wo er ihr doch einen Schlüssel gegeben hatte. Schließlich kam er oft früher heim, als ihre Eltern. Schon hatte er sie an seinem Hals zu kleben. „Ach Fukou, es ist so schön, dass du da bist, ich hatte solche Angst gehabt.“, erklärte sie und die in ihrem Gesicht von Tränen getrockneten Wangen wurden von neuen benetzt. Er wischte ihr die Tränen vom Gesicht. Nur mit ihm traute sie sich ans Fenster, um zu sehen, ob die Gefechte wirklich vorbei waren. „Ach Fukou... wird die Welt sich jemals ändern? Kann es jemals eine Welt ohne Elend und Kämpfe geben?“, fragte sie und sah ihn herzzerreißend an. Cyra war seit Jahren die Erste, die sein Herz erweichen konnte. „Weißt du Cyra, das ist unwahrscheinlich.“, formulierte er vorsichtig. „Trotzdem- darf man die Hoffnung niemals aufgeben. Denn ein Mensch ohne Hoffnung ist schon so gut wie gestorben.“, erklärte er ihr und nahm sie erneut an seine Brust und in seine haltenden Arme. „Und wisse eins, ich werde dich immer beschützen. Das ist ein Versprechen, Cyra.“ Die Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. „Danke Fukou! Vielen Dank, dass es dich gibt!“ Und tatsächlich wagte sie es, ihn zu küssen. „Warum? Wofür das alles?“, diese Worte von Cyra weckten ihn aus seiner Trance. „So ist das nunmal in dieser Welt, Cyra. Die Hoffnung fängt an zu sterben, und damit ihr Mensch. Spätestens dann, wenn Versprechen gebrochen werden.“, erwiderte er und es schien dabei als wären nur sie zwei hier – ein Gespräch unter vier Augen. Sie standen in der Gasse. Seine 'Kameraden' – Fukou hielt sich im Hintergrund. Es war nie verkehrt zu wissen, was sie über ihn eventuell erzählten. Dabei hatte er es ja so oft gehört, hinter seinem Rücken, als sie glaubten er höre nicht zu, oder am Anfang von Telefongesprächen, als sie dachten, er befände sich noch nicht auf der anderen Seite der Leitung. 'Was er wohl solange da drüben treibt.' 'Hat sich ja sehr gut eingelebt in seine neue Umgebung.' 'Letztens sah ich ihn im Fenster mit ihr Arm in Arm stehen.' Fukou hatte schon lange gewusst, dass etwas in der Art auf sie zukommen würde, auf Cyra und ihn. Und wieder mal bestätigte sich seine Vermutung. Kien, das fette Schwein, stand dort im Schein der Lampe und lies den Neuling reden. Aber er wusste, dass der Typ, der schon für seinen Vater gearbeitet hatte, der selben Meinung war. „Viele meinen er sei weich geworden... und eventuell doch etwas komisch, dass er soviel Interesse an seinen Nachbarn zeigt.“, erklärte John. „Ach Jungchen, du solltest das nicht alles nachplappern, du bist noch zu neu, das ist alles nur Gerede, aber für dich sehr gefährliches Gerede.“, erklärte sein Ausbilder ihm. In dem Moment trat Fukou aus der Gasse. Er hatte genug gehört. „Was gibt es Kien? Was ist so wichtig, dass du es mir nicht am Telefon sagen kannst?“, fragte er. Kien grinste: „Hervorragende Neuigkeiten, Boss! Es wurde Kontakt mit dem Präsidenten aufgenommen, der erste Handel wird bald steigen.“ - „Gut -“, Fukou war noch nie für lange Lobreden zu haben gewesen. „- Wir sollten Niemanden von unseren Leuten dahin schicken, es sollten besondere Neulinge sein, am Besten jemand, der davon überhaupt nichts versteht.“ Das war der Moment, an dem ihm eine Lösung kam, eine die wirklich zu verlockend war. Sie war drastisch. Aber notwendig, wenn nicht alles aus dem Ruder laufen sollte. Wenn er die Männer ohne Zweifel hinter sich haben wollte. „Ich weiß da schon jemanden.“ Wieso konnte er nicht abdrücken? Warum konnte er das Versprechen nicht brechen? Er musste! Man erwartete es von ihm. Seit seiner Kindheit hatte man es von ihm erwartet – Standhaftigkeit, Stärke, Gefühlslosigkeit – einfach nur das tun, was die Familie Mafid für immer an der Macht halten würde. So war es Brauch seit Jahren und er durfte daran nichts rütteln. So drückte er ab. Eine Kugel flog. Und sie entwaffnete ihn. Noch bevor er durchdrücken konnte. Was war das für eine Kugel gewesen? Hatte sie dafür sorgen sollen, dass er nicht das Falsche tat? Aber wer wusste schon, was Falsch, was richtig war? Wenig später spürte er, dass er sich in einem Zangengriff befand und wie sich der Lauf eines Sturmgewehres direkt in seinen Hals bohrte. Müde sah er nach hinten. „Es ist aus.“, erklärte ihm die Frau, die ihn bedrohte. „Wo ist die Fernbedienung?“ Fukou sah sich um. Seine Leute waren ziemlich im Eimer. „Jackeninnentasche.“, erklärte er der Dame. Ken hatte sich inzwischen wieder gefasst. Jedenfalls im Moment der Schlacht. „Das war grandios Luzia, dann wirf sie mal herüber.“, sagte er zu der Frau, die Fukou bedroht hatte und die Fernbedienung nun aus der Jacke gezogen hatte. „Bedaure.“, erwiderte Luzia darauf hin nur und wenig später konnte man es von der Hintertür aus klatschen hören. Kapitel 6: A New World?: Not as expected + Hope ----------------------------------------------- Kapitel 6 : A New World? -Not as expected- Der Präsident klatschte zufrieden in die Hände. „Perfekt! Grandios!“, erklärte er triumphierend grinsend. „Tja wer hätte mit diesem Ende gerechnet? Ihr etwa?“, fragte er lachend und sah sich in der Halle um, verhöhnte die Besiegten, als seine Männer, top fit, die Halle stürmten und den lebenden Rest in die Mangel nahmen. „Nun lieber Ken, deine Luzia hier hat nie die Armee verlassen. Seit sie bei euch war, hat sie für mich gearbeitet. Sie würde sich nie mit solchen Leuten, wie euch, die für den Tod ihres Onkels, in Ausübung seiner Pflicht, verantwortlich waren, abgeben. Sie hatte die glorreiche Idee zu warten, bis ihr ahnungslosen Dummköpfe euch gegenseitig fertig gemacht habt und sich dann die Fernbedienung zu schnappen.“, eröffnete er seine scheinbare Glorie dem gemeinen Fußvolk. „Ihr seid alle so armselig! Haut euch gegenseitig die Köpfe ein!“, höhnte er. „Du Kenneth: dein Volk hätte, nachdem ihr es endlich aus eurer Verbannung heraus in ein anderes Land geschafft habt, glücklich sein können. Aber nein, stattdessen wolltet ihr eure Rache verüben und eure einstige Macht wieder erlangen! - Jetzt werdet ihr mit euren Toten leben müssen und zwar für den Rest eures Lebens versauernd in den Tiefen der Kerker!“, prädigte er. „Und du Fukou – ahahaha – hast du mich wirklich für so dämlich gehalten? Haltlose Selbstüberschätzung! Du hättest deine Tarnung zum Leben machen sollen und fortan als Student und dann als ehrbarer Bürger leben sollen, das hätte jemanden wie dir, der es wagt es mit meiner Größe aufzunehmen, besser zu Gesicht gestanden!“ Cyra beobachtete das alles mit Unglauben – mit Abscheu. War sie nur betrogen worden? Luzia hatte auch sie belogen. Wem hatte sie je trauen können? Weinend wendete sie sich ab. „Du Mädchen, du hättest Zuhause in deinem Bettchen bleiben sollen, wo du hingehörst! Und jetzt – Major Lucret – übergebt mir die Fernbedienung.“ Just in diesem Moment hörten sie Sirenen. „Kikiki“, er nahm die Fernbedienung von seiner Untergebenen. „Man kommt, um meinen Erfolg zu bestaunen.“ Wenig später wurde die Halle von Polizisten und Agenten gestürmt. Der Präsident empfing sie mit offenen Armen. „Ihr seid zu spät gekommen, ICH habe die größten Verbrecher der Welt ganz allein gestellt.“, eröffnete er. Den Waffenhandel verschwieg er natürlich. Aber es war sowieso nicht nötig gewesen, etwas zu erwähnen. Vor ihm standen Chô und ein anderer Mann, der das Wort erhob und eine Marke hoch zeigte. „Ich bin Inspector Kincaid und im Namen der SUIS sind sie alle festgenommen wegen Waffenhandel, organisiertem Verbrechen, vielfachem Mord und einiger weiterer Delikte. Mr President-“, er drehte seine Arme auf den Rücken, „Sie nehme ich fest wegen Waffenhandel und Kooperation mit kriminellen Banden.“ Der Präsident verstummte. Er konnte das nicht fassen. Wenig später fing er schon an sich wie wild zu winden, als er an andere Beamte übergeben wurde. „Major Lucret, ich nehme sie fest, wegen Beteiligung an den Geschäften des Präsidenten.“ Dann wandte er sich zu den anderen Männern des Präsidenten. „Sie, meine Herrschaften, dürfen abtreten, halten sie sich aber im Lande auf, bis alles weitere geklärt ist, sie sind vorläufig beurlaubt.“ Während die Leute festgenommen wurden, begab sich Chô zu Cyra. „Inspector! Ich...“ - „Cyra, es tut mir weh dich hier zu sehen und es tut mir leid, aber ich muss auch dich festnehmen. Aber hab keine Sorge, das wird schon alles wieder, ich werde dir später alles erklären.“ Damit nahm er auch Cyra in Haft. „Mr Chô, bitte... können sie mir noch eins versprechen?“, fragte sie und er nickte. „Was denn, Kleines?“ - „Meine Freundin, Karin... sie ist ganz allein in einer Garage in der Nähe eingeschlossen, nachdem sie entführt worden war. Die Nummer ist die 415, bitte helfen sie ihr!“ Chô lächelte. „Natürlich.“ -Hope- Die Zelle war grau und relativ klein - ausgerüstet mit dem Nötigsten. Cyra saß auf dem Bett und starrte unverwandt die Wand an und versuchte das alles zu verstehen. Sie dachte nach. An den katastrophalen Heimatort, wo alles anfing. An ihr Leben dort, zusammen mit ihren Eltern, mit Fukou und als ihre Eltern gestorben waren. An ihre Suche nach Antworten und ihre Zeit mit Karin – Karin, wie es ihr wohl gerade erging? Sie dachte an Luzia und Ken und Tom... sie trauerte immer noch um ihn. Und dann war da dieser seltsame Moment. Fukou hatte ihr eröffnet, was er wirklich war... ein Monster? Und doch hatte er gezögert, als er die Waffe auf sie richtete. Weil Hoffnungen sterben, spätestens dann, wenn Versprechen gebrochen werden. Was hatte das zu bedeuten? Eine Anspielung auf irgend ein Ereignis vor dem Tod ihrer Eltern? Sie konnte Fukou nicht vergeben – es würde auch nichts bringen, denn sie würde ihn eh nie wieder sehen, bei den ganzen Verbrechen, die er zu verantworten hatte. Doch sie wollte die Hoffnung nicht aufgeben, dass da irgendwas gewesen war, was Fukou daran hinderte auf sie zu schießen, dass sie ihm doch irgendwas bedeutet hatte. Kaum hatte sie den Gedanken vollendet, kam der Wächter an die Tür. „Kommen Sie mit, Sie haben Besuch!“, forderte er Cyra auf. Wenig später traf sie auf Chô. „Mr Chô!“ Er lächelte sie an. „Nenn mich ruhig Gabriel, Cyra. Setz dich doch!“ „Ich muss dir etwas beichten, Cyra. Sag jetzt nichts. Hör einfach zu. Ich habe nach dem Tod deiner Eltern geforscht, als Kens Bande kam. Ich habe einiges an dem Abend herausfinden können. Sie haben mich verfolgt und versucht mich zu töten und sie dachten, sie hätten es geschafft. Ich hab sie reden gehört. Ich habe den obersten Polizeichef informiert, der hat mich mit der Special Unit for International Security verbunden, die wohl schon länger auf den Fersen der Verbrecher waren. Ich habe von dir erzählt und sie haben dich beschattet, aber anstatt dich vor Fukous Leuten zu beschützen, hielten sie es für eine gute Idee dich mit Kenneth gemeinsame Sache machen zu lassen. Ich verstehe warum du das gemacht hast Cyra, ich bin nicht böse. Du bist so jung und du hast deine Eltern verloren und niemand konnte ihren Tod bis dahin aufklären. Und die SUIS wusste dass du in Gefahr warst, aber da sie verboten hatten dich zu schützen, hattest du keine andere Wahl, als selbst etwas zu tun. Ich hätte dafür sorgen sollen, dass du das nicht miterleben musstest. Ich wollte mich bei dir dafür entschuldigen.“, erklärte er. Cyra schüttelte den Kopf. „Ich wollte es selbst so, ich wollte so gern Antworten, dass ich nicht über Falsch und Richtig nachgedacht habe, wer weiß ob ich es nicht genauso getan hätte, wenn ich nicht in Gefahr gewesen wäre.“ Chô nickte und erhob sich. „Du hast noch einen Gast, Cyra.“, erklärte er und wollte gehen. Am Gitter drehte er sich wieder um. „Noch eins, Cyra. Es geht um Major Lucret... naja für dich ist sie wohl eher Luzia. Du solltest nicht zu hart zu ihr sein. Sie hat für deinen Feind und den Mitmörder deiner Eltern gearbeitet aber... weißt du sie hatte die Aufgabe erst dann einzugreifen, wenn wirklich alle Gegner ausgeschaltet waren, doch sie hat es früher getan, um dich zu retten. Denk darüber nach, ehe du sie verurteilst.“ Damit verschwand er. Cyra seufzte. Sie dachte kurz darüber nach, dann sah sie wieder auf, als ihr nächster Gast an die Tür trat. „Karin!“ Sofort umarmten sich die beiden. „Karin dir geht es gut! Gott sei Dank!“, rief sie und fing bitterlich an zu weinen. „Shhh, Cyra, ist schon gut, mir geht es gut, wirklich, alles noch dran.“, erklärte sie, fing dann aber auch an zu weinen. „Naja... vielleicht hatte ich schon etwas Angst.“ - „Und ich hab mir solche Sorgen gemacht und solche... Vorwürfe. Es tut mir so leid Karin! Oh was hab ich dir angetan.“ - „Dumme Kuh!“ Cyra schaute schockiert. „Du hast nichts getan, lad dir bloß nicht die ganze Schuld auf! Das waren diese Verbrecher, die mich entführt haben!“, erklärte Karin ihrer Freundin ernst. „Verstanden?“ Dann wurde sie etwas ruhiger. „Aber Cyra... du hättest nicht in die Bande, dieser anderen Verbrecher eintreten sollen, egal warum.“ Cyra nickte. „Es tut mir leid, ich war verzweifelt und -“ Karin nickte. „Ich weiß, Cyra. Deine Eltern... dein angeblicher Freund... ich weiß nicht, was ich gemacht hätte, all das Leid, dass du erfahren hast.“ Statt böse zu sein, nahm Karin ihre Freundin tröstend in die Arme. „Ich verzeihe dir.“ Cyra schüttelte den Kopf. „Und du hast Leid durch mich erfahren... deine Bäckerei, sie war dir soviel wert...“ Karin lächelte geheimnisvoll. „Also weißt du, was das angeht...“ Epilog: The sorrow sets? ------------------------ Epilog : The sorrow sets? Das Meer rauschte, die Möwen lachten. Die Natur beschenkte sie heute wieder mit wunderbaren Geräuschen. Dieser innere Frieden, der alles Leid auszulöschen vermochte. Innere Ruhe. Sie schloss die Augen, fühlte, wie der Wind mit ihren Haaren spielte. Sie brauchte sich nicht mehr verstecken. Nicht an so einem wunderbaren, idyllischen Ort. Sie wollte den Ort für keinen der Welt eintauschen. Auf jeden Fall wollte sie nicht nach damals zurück. Stattdessen sog sie den Duft des Meeres in sich ein und lies sich von der Natur berauschen. Entspannt sah sie es sich vom Fenster aus an. Sie genoss die Ruhe. „Cyra!“, selbst der Klang von Karins Stimme passte sich perfekt in die Harmonie ein. „Wir haben einen Special-Gest in unserer Bäckerei Karin&Cyra.“, erklärte ihre Freundin verheißungsvoll. Sofort machte sich Cyra auf, um ihren Gast zu begrüßen. Als sie sah, wer sie da beglückte, glänzten ihre Augen voller Freude. „Luzia!“ Bei allem Leid, durch Menschenhand verursacht, bleibt doch eine Hoffnung, dass sich am Ende vieles zum Guten wendet. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und nach ihr ihr Mensch. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)