Black Dagger von LucyCameronWeasley (Lover Vicious) ================================================================================ Kapitel 12: Chapter 12- Welcome to Horrorhouse! Part 2 ------------------------------------------------------ Immer noch sprachlos, starrte Mehrry das entstellte Kind an, entsetzt über den Zustand des Kindes und die Kälte seiner Stimme. Der Junge war doch gerade mal fünf oder sechs Jahre alt, was konnte in ihm ein solch widerwärtiges Gefühl erweckt haben? Andererseits reichte es schon aus, das Gesicht des Jungen zu sehen. „Was hat man dir nur angetan?“, flüsterte die Vampirin betroffen und ging näher auf ihn zu, mit vorsichtigen Bewegungen. Der Junge legte den Kopf schief, als würde er lauschen, dann schreckte er zurück und knirschte mit den Zähnen: „Bleib mir bloß vom Hals! Was machst du hier?“ Mehrry blieb stehen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich bin hier um meinen Mann zu finden“, antwortete sie dann und ihr Blick glitt zurück zu den Folterwerkzeugen. Hoffentlich war Murhder noch am Leben... „Deinen Mann?“, fragte der Junge mit weniger hasserfüllter Stimme, „ist das dieser große Mann mit schwarzrötlichen Haaren?“ Sofort schnellte Mehrrys Blick zurück zu dem Kind: „Du hast ihn gesehen?“ Eine Weile schwieg der Junge, bis er schließlich antwortete: „Wir alle haben ihn gesehen.“ Alle...? Die blauen Augen der Vampirin hoben sich und sie erstarrte, als noch mehr Kinder auf sie zukamen, alle die ein oder andere Verstümmelung. Tränen traten Mehrry in die Augen. „Hier ist sie auch nicht“, teilte Blay den anderen mit, als er einen weiteren Raum unter die Lupe genommen hatte. „So weit kann sie doch gar nicht sein! Sie kann nur hier irgendwo sein, sonst hätte sie doch an uns vorbeigemusst!“, meinte Wahr leicht ungeduldig. Er fühlte sich hier absolut nicht wohl und wollte so schnell wie möglich wieder raus. Dass jetzt auch noch Mehrry verschwunden war, brachte ihn fast zur Weißglut. Und umso mehr achtete er auf Lielanja, damit sie nicht auch noch verschwand, sollte sie auf die wahnwitzige Idee kommen, Mehrry woanders zu suchen. „Immer mit der Ruhe“, meinte Butch und konnte ein Seufzen nicht unterdrücken. Erst Rhage und jetzt auch noch der Grünschnabel. Am Ende würden sie noch aufeinander losgehen. Auch wenn der Ex-Cop nicht verstand, warum Wahr sich so aufregte. Ein Knarzen an der Treppe ließ alle stehenbleiben. Butch verzog das Gesicht und murmelte: „Ein Lesser...“ Die anderen hatten gar keine Zeit, überrascht zu sein,denn einen Moment später war der Talkumgestank schon Zustimmung genug. „Was machen denn diese Flachwichser hier?“, wollte Rhage wissen, sein Körper zitterte unter der Anspannung nicht gleich auf den Lesser loszugehen und ihn zu verprügeln. „Na sieh mal einer an. Noch mehr kleine Brüderchen. Da wird sich unser Boss aber freuen!“, grinste der Lesser mit nästelnder Stimme. „Noch mehr? Also ist Murhder wirklich hier“, meinte Lielanja leise und griff nach ihrem Dolch, den sie in der Innenseite der Jacke versteckt hatte. Doch bevor sie irgendetwas tun konnte, war bereits Wahr vorgeprescht und drückte den Untoten an die Wand: „Sag uns jetzt sofort wo er ist! Und was ihr hier zum Teufel nochmal macht!“ „Wahr-“, fing Vishous an, doch das Knurren des anderen Vampirs, ließ ihn verstummen. Seufzend hielt er sich zurück und steckte sich eine Selbstgedrehte zwischen die Lippen. Wahr jetzt dazwischen zu funken, würde nichts bringen. Der Lesser reagierte auf die Attacke nur mit einem spöttischen Grinsen: „Willst du mich jetzt küssen? Ich bin aber nicht vom anderen Ufer.“ Wahrs Faust schoss vor und schlug so hart zu, dass der Kiefer seines Gegners knackste: „Beantworte meine Frage, Hurensohn!“ „Und wieso sollte ich das tun?“, wollte der bleichhäutige Jäger wissen und verpasste Wahr einen Schlag in die Magengrube. Dieser keuchte vor Überraschung auf, ließ ihn jedoch nicht los. Seine Hand legte sich um den Hals des Lessers: „Antworte mir!“ Drohend drückte er zusammen und schnitt ihm die Luftzufuhr ab, bis er nur noch röchelte. „Geh nicht zu hart mit ihm um, Wahr. Wenn sein jämmerliches Gehirn keinen Sauerstoff mehr bekommt, dann verblödet der doch komplett“, meinte Rhage trocken. Ein kleines böses Grinsen zeigte sich auf Wahrs Gesicht: „Ich bezweifle, dass er noch dümmer werden kann.“ Seine Nägel bohrten sich in die Haut des Jägers und ließen schwarzes Blut hervorquellen und der Lesser wimmerte leise. „Sprich oder du wirst noch viel schlimmere Schmerzen haben, das verspreche ich dir“, drohte Wahr ihm. Der Jäger schwieg weiterhin eisern, sodass Wahr sich gezwungen sah, seine Worte in die Tat umzusetzen. Dass er das mit Vergnügen tat, störte ihn dabei nicht weiter und so kratzte er mit seinen Nägeln eine Spur in den Hals des Jägers, bis es aussah, als sei dieser undicht. „Ich dachte...ich dachte, hier wäre niemand mehr“, brachte Mehrry schließlich hervor. Kurz herrschte Schweigen, dann sprach ein Mädchen mit unendlich trauriger Stimme: „Wir können hier nicht weg.“ Entschlossenheit erwachte in Mehrry: „Ich bringe euch hier raus...ihr könnt doch unmöglich hier bleiben.“ Das Mädchen schüttelte den Kopf: „Wir können hier nicht weg, egal was du tust. Er hat es auch schon versucht.“ Der Nachdruck in ihren Worten machte Mehrry etwas stutzig. Ihr Blick suchte den Jungen, der nun mit verbitterter Miene und still wie ein Lufthauch an die Wand gelehnt verharrte und ins Leere starrte. „Wo ist er?“, fragte sie die Kinder, „und wer hat euch das angetan?“ „Die Betreuer waren das! Sie haben uns bestraft, wenn wir nicht gehorcht haben.“ Das verwirrte die Vampirin noch mehr. Das Gebäude sah doch aus, als würde es seit Jahrzehnten leer stehen. „Aber...“ Nun löste sich der Junge aus der Starre und blickte Mehrry geradewegs an: „Wir bringen dich zu ihm. Er hat sein Bestes getan um uns zu helfen, obwohl es um ihn selbst nicht gut stand.“ Bei der Formulierung der Worte wurde Mehrry blass. Und ihre Frage blieb ihr im Hals stecken. Der Junge ging los und doch wollten Mehrrys Beine ihr nicht gehorchen. Zwei eiskalte Hände ergriffen die ihren und sie schrak zusammen. Zwei der Kinder hatten sich an ihr festgeklammert und zogen sie mit sich. Lielanja und Blay hatten sich von dem Lesser und Wahr abgewendet. Der bunthaarige Krieger war schon ziemlich weit fortgeschritten in seiner Folter; der Lesser blutete aus einigen Verletzungen, hier und da war das Weiß der Knochen zu sehen und ein Teil seiner linken Gesichtshälfte hing ihm als Hautlappen vom Schädel. Und noch immer schwieg der Mistkerl, abgesehen von seinen Schmerzschreien und Schimpfwörtern. Lielanja war entsetzt von der Grausamkeit, zu der Wahr imstande war und bekam allmählich wirklich Angst vor dem jungen Vampir. Klar, wenn der Feind nicht sprechen wollte, musste man nachhelfen, aber auf so brutale Weise...? Vishous hatte mehrmals versucht, ihn zu stoppen, doch hatte er keinen Erfolg gehabt und lediglich ein paar Kinnhaken kassiert. Rhage wurde allmählich wirklich ungeduldig. Er wollte seine Schwester wiederfinden und dann Murhder. Der Lesser war ihm scheißegal. „Wahr, ich wäre froh, wenn du endlich mal fertig werden würdest. Falls du es vergessen hast, wir suchen Mehrry und Murhder“, knurrte der Blonde deutlich angepisst. „Ach nein. Was meinst du wohl versuche ich aus dieser Hohlbirne rauszukriegen?“ Der Lesser ließ ein glucksendes Lachen hören: „Ihr seid sowas von bescheuert.“ Noch ein Kinnhaken folgte. „Egal, wir finden sie auch ohne dich! Hasta la vista, Kalkfresse!“, knurrte Wahr und riss ihm förmlich den Kopf ab, bevor er seinen Brustkorb mit dem Dolch durchstach. Mit einem Lichtblitz verschwand der Bastard zurück zu seinem Schöpfer. Eine Weile starrte Wahr noch auf die Stelle, kämpfte darum, seine Gesichtszüge unter Kontrolle zu bekommen und seine Enttäuschung zu verbergen. Nur allzu gern hätte er dieses Spielchen noch weiter getrieben. Er wandte sich um und blickte in die Gesichter der anderen. Rhage, Butch und Vishous erwiderten seinen Blick mit Gleichmut, Blay mit leichter Abscheu. Und Lielanja wich vor ihm zurück. Das konnte er gut verstehen und trotzdem schmerzte es ihn. „Ich habe nur meinen Job gemacht“, sagte er in ihre Richtung, doch sie sagte darauf nichts, sondern wandte sich mit seltsam belegter Stimme an die anderen Brüder: „Können wir jetzt bitte weiter nach Mehrry suchen?“ Als die Gruppe ihren Weg fortsetzte, bildete Wahr das Schlusslicht. Er bereute es, dass Lielanja das mitansehen musste. Doch er konnte sich nicht wehren- der Anblick von Lessern machte ihn jedesmal rasend und dann auch noch in diesem Gebäude. Er hatte Angst, dass seine Vergangenheit ihn einholen würde. Die Kinder führten Mehrry immer weiter in ein Labyrinth aus Kerkern und Folterräumen und je tiefer sie vordrangen umso beklemmter fühlte sich die Vampirin. Das Schweigen machte es noch schlimmer, denn so waren die Geräusche des Hauses viel zu laut zu hören. Hinzu kam die Angst um Murhder, vorhin hatte sie ihn noch deutlich spüren können und jetzt flackerte nur hin und wieder ein schwaches Lebenszeichen in ihrem Blut auf, von dem Mehrry sich nicht sicher war, ob sie es sich nur einbildete. Es kostete sie einige Überwindung die Frage zu stellen,die ihr am meisten Angst machte: „Lebt er noch?“ „Als wir ihn das letzte Mal gesehen haben, hat er noch geatmet“, war die vage Antwort des Jungen, der immer noch voranlief. Mehrry schluckte schwer. Wie lange mochte das her sein? Und 'noch geatmet' klang nicht sehr erbaulich. Vor einer schwarzen Tür blieben sie schließlich stehen und bei näherem Hinsehen erkannte Mehrry, dass sie mit einem roten X markiert war. Ihr Blut schlug Kapriolen und gleichzeitig warnte ihr Bauchgefühl sie, nicht weiterzugehen, doch das schob sie auf ihre Erschöpfung. Der Junge stieß die Tür auf und Mehrry blickte in tiefste Dunkelheit. Sie nahm ihren Mut zusammen und schob sich in den Raum. Sobald sie die Schwelle übertrat, flackerten überall Kerzen auf und die Kinder waren nicht mehr da. Das bekam die Vampirin nicht wirklich mit, ihr Blick haftete auf der Wand vor ihr. An Eisenfesseln hochgezogen, hing ihr Hellren nackt von der Mauer und seine Haut war von Blessuren, Schnitten und anderen Wunden überzogen. „Murhder!“, hauchte Mehrry schmerzlich und fassungslos. Der Bruder hob unter großer Anstrengung seinen Kopf, als sein vor Qual wilder Blick seine Shellan erblickte, wurde er kurz ruhiger, bevor er von Entsetzen gepackt wurde: „Was machst du hier? Geh weg, verschwinde von hier!“ Statt seinen Worten Folge zu leisten, trat sie näher auf ihn zu, Tränen flossen in Sturzbächen über ihre Wangen. „Nein, lass sie in Ruhe, du Missgeburt!“, brüllte Murhder mit einem Knurren und ehe Mehrry etwas tun konnte, spürte sie einen harten Schlag auf ihrem Hinterkopf und unter einem gequälten Aufschrei Murhders, wurde ihr schwarz vor Augen. Durch den Aufschrei angelockt, legten die Brüder und Lielanja ein rasches Tempo vor, um zum Ursprungsort zu gelangen. Der Boden unter ihren Füßen knarzte bedenklich und tatsächlich brach Rhage mit einem Fuß ein. Fluchend zog er sich hoch und die anderen erkundigten sich, ob es ihm gut ginge. Die Frage beantworten konnte er nicht mehr- etwas Spitzes bohrte sich in seinen Hals und ihm wurde schummrig zumute. Als er zu Boden sank, sah er, dass es auch die anderen erwischt hatte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)