Black Dagger von LucyCameronWeasley (Lover Vicious) ================================================================================ Kapitel 7: Chapter 7 - Good Vamp? Bad Vamp? ------------------------------------------- Die Stille, die im Anwesen herrschte, war beinahe unheimlich. Normalerweise herrschte immer reges Leben, es war schwer, einen Moment der Ruhe zu finden. Aber an diesem Tag, zwei Wochen nachdem Lielanja, Mehrry und Sky mehr oder weniger eingezogen waren, war außer den Doggen niemand im Haus. Die Männer waren alle unterwegs, ein Teil auf Lesserjagd, die anderen auf der Suche nach Murhder. Bisher war es erfolglos gelaufen, aber der König und Rhage wollten nicht aufgeben. Und Lielanja betete, dass sie ihn finden würden, lebendig und bevor es mit der Geburt so weit war. Die Braunhaarige hatte das Gefühl, dass Mehrry das ohne ihn nicht überstehen würde. Den Großteil der Nacht war Mehrry immer noch nicht ansprechbar, aber ab und an hatte sie helle Momente und glücklicherweise häuften sich diese. Die Frauen des Hauses waren alle im Refugium, um eine geheime Feier zu planen, Lielanja hatte nicht ganz mitbekommen, was der Grund dafür war. Jetzt saß die junge Vampirin in ihrem Zimmer und konnte ihre Gedanken nicht ordnen. Immer wieder kreisten diese um den einen Moment mit Sky. Zwischen ihnen hatte es so heftig gefunkt, wie schon ewig nicht mehr, bevor es aber zu einem Kuss kommen konnte, hatte der Vampir sich mit einer fadenscheinigen Ausrede umgedreht und den Raum verlassen. Seitdem war keine vernünftige Unterhaltung mehr zwischen den beiden zustande gekommen und sie gingen sich aus dem Weg. Zudem hatte Lielanja es sich zur Aufgabe gemacht, sich um Mehrry zu kümmern. Wodurch sie sich auch sehr gut mit Rhage verstand, jeder der nett zu seiner Schwester war, hatte Punkte bei ihm. Als es an der Tür klopfte, blickte die Vampirin überrascht auf. Sie erwartete niemanden... Sie zog ihren Morgenmantel an und ging zur Tür, öffnete diese einen Spalt und wurde gleich nochmal überrascht. „Wahr? Was machst du denn hier?“ Der Krieger stand schweigend im Gang, die Arme verschränkt und seine Miene war düster. Lielanja befürchtete das Schlimmste und sah ihn ungeduldig an: „Sprich doch!“ Doch er sagte noch immer nichts und die Vampirin trat auf ihn zu, hätte ihn am liebsten geschüttelt, beschränkte sich aber darauf, ihn mit durchbohrenden Blick zu bedenken. Diese plötzliche Nähe riss den bunthaarigen Vampir aus seiner Starre und er ließ seine Arme sinken: „Ehm...du warst nicht beim Ersten Mahl“, murmelte Wahr kaum verständlich. Lielanja blinzelte verdutzt: „Ich weiß, ich war bei Mehrry.“ Stille breitete sich aus, in der Wahr seinen Blick durch das vorübergehende Zimmer von Lielanja schweifen ließ. Es fiel gar nicht auf, dass hier jemand wohnte, es war ein unpersönlicher Raum. Luxuriös, klar. Gemütlich, auf jeden Fall. Aber wenn er ehrlich sein sollte, dann überraschte es Wahr, dass Lielanja eingewilligt hatte, hier im Anwesen zu bleiben. Vermutlich hatte sie das wegen Mehrry getan. „Willst du etwas?“, fragte Lielanja nach ein paar Minuten. Es war ihr unangenehm, dass er stillschweigend einfach nur dastand. Überhaupt fühlte sie sich nicht wohl in seiner Gegenwart, wusste aber nicht, woher das kam. „Ich dachte nur, vielleicht willst du mitkommen in die Küche? Du musst essen“, sagte er schließlich und sein topazfarbener Blick traf auf Lielanjas zweifarbigen. Im ersten Moment war die Vampirin verdutzt, damit hatte sie nicht gerechnet. Zuerst war sie drauf und dran, das zu verneinen, aber eigentlich hatte sie wirklich Hunger. „Ja...du hast recht. Ich komme mit“, lächelte sie leicht und wollte schon gehen, da hielt sie inne. Ihr war wieder eingefallen, dass sie ja nur einen Morgenmantel über ihren Schlafsachen trug. „Geh schonmal vor. Ich komme gleich nach“, versicherte Lielanja ihm verlegen und schob ihn nach draußen. „Ich geh ja schon. Und wenn du in fünf Minuten nicht unten bist, komme ich dich holen“, erwiderte Wahr ernst, aber seine Mundwinkel zuckten. Leicht grinsend machte Lielanja die Tür hinter sich zu und suchte dann nach passenden Klamotten. Immer noch wunderte sie sich darüber, aber wertete es als gute Möglichkeit, sich vielleicht mal richtig mit ihm zu unterhalten. Lielanja beeilte sich, schnell fertig zu werden, denn sie traute Wahr zu, dass er sie wirklich holen kommen würde. Als sie nach unten ging, blieb sie kurz bei Mehrrys Zimmertür stehen und lauschte. Alles war still, also schlief sie wohl. Zum Glück. „Lielanja?“, Skys Stimme erklang hinter ihr und das Herz sackte ihr in die Hose. Ihn wollte sie jetzt als letztes sehen. Trotzdem drehte sie sich um, was ihr gleich darauf wie ein Fehler vorkam. Der blonde Vampir hatte nur ein Handtuch um die Hüften geschlungen und ein Haar war noch nass von der Dusche. Gegen ihren Willen raubte ihr der Anblick immer und immer wieder den Atem. „Was gibt's?“, fragte sie bemüht gelassen, obwohl das alles andere als einfach war. „Wir müssen reden...ernsthaft reden“, antwortete Sky ungewohnt ernst und Lielanja konnte ihm da nur zutimmen. Das mussten sie auf jeden Fall. Aber nicht in dem Zustand, wie er grade rumlief. „Können wir das auf später verschieben? Ich wollte eben was essen“, teilte sie ihm daher mit und bemühte sich, ihn nicht anzusehen. Sky runzelte die Stirn, es gefiel ihm nicht wirklich. Vorallem weil er gesehen hatte, dass Wahr ebenfalls in die Küche gegangen war und ihn mochte er absolut nicht. Er war gefährlich, gefährlicher als der Großteil der anderen Brüder. „Ich hole dir auch gern was“, bot er daher an und hoffte auf Zustimmung. „Danke, aber ich will auch mal was anderes sehen, als das obere Stockwerk. Wir reden später“, wiederholte Lielanja, lächelte kurz und ging dann die Treppen nach unten, ohne auf weitere Worte von Sky zu warten. Sie wusste, würde sie länger bei ihm bleiben, würde sie das weichwerden lassen. Das konnte sie grade nicht gebrauchen. Lielanja drückte die Tür zur Küche auf und knallte gegen Wahr, der diese eben verlassen wollte. „Aua, pass doch auf, du Schrank“, meinte Lielanja murrend und rieb sich die Nase. Der Kerl hatte Muskeln aus Stahl! „Tut mir leid, ich wollte nur sehen, wo du bleibst“, grinste er und brachte die Vampirin damit kurz aus dem Konzept. Hatte sie gerade Einbildungen? „Ich wurde aufgehalten“, nuschelte sie und quetschte sich an ihm vorbei. „Das riecht man“, war der trockene Kommentar, den Wahr daraufhin losließ. Lielanja verdrehte die Augen. Wieso verhielten sich Sky und Wahr wie Highschooljungs? Das war doch lächerlich. Sie zog die Kühlschranktür auf, als Wahr seine Hand auf ihren Unterarm legte und sie abhielt davon: „Ich habe für dich gleich mitgemacht...sollst ja nicht vom Fleisch fallen.“ Einmal mehr war die Vampirin von ihm überrascht. Und scheinbar war ihr das vom Gesicht abzulesen, denn Wahr schmunzelte einmal mehr: „Ich kann nicht nur ein Arschloch sein.“ „Sieht ganz so aus“, stimmte sie ihm zu, „danke.“ Wahr schob sie zum Tisch: „Setzen.“ Lielanja gehorchte, für Widerworte war sie zu verblüfft. Wahr schob ihr einen Teller mit zwei Sandwiches zu: „Alles wird aufgegessen.“ „Und wenn nicht?“, wollte Lielanja wissen und blickte zu ihm. „Das ist keine Option. Seit du hier bist, isst du zu wenig und ich schätze mal, du willst weiterhin kämpfen, also musst du fit bleiben.“ Lange sah Lielanja ihn an, dann schüttelte sie den Kopf: „Du bist ja wirklich wie zwei Seiten einer Medaille.“ Er lächelte nur unbestimmt und biss von seinem Sandwich ab. Lielanja versank in Gedanken. Sie verstand Wahr überhaupt nicht. Aber so unangenehm war ihr seine Gesellschaft gar nicht mehr, nachdem er gezeigt hatte, dass er auch eine nette Seite hatte. Aber sie war neugierig. Wer war er? Und wieso war er so...sie fand nicht das richtige Wort. Sein Charakter schien einfach sehr wechselhaft zu sein. „Ich habe mich noch gar nicht dafür bedankt, dass du mir geholfen hast. Auch, Sky und Mehrry rauszuholen. Und...du hast mir das Leben gerettet“, sprach sie irgendwann wieder und sah ihn ernst an. „Dafür musst du dich nicht bedanken“, erwiderte er, dann zögerte er kurz. „Wir haben etwas von den Lessern gehört...und ich wäre neugierig, ob da was dahinter ist.“ Fragend blickte die Braunhaarige in seine Richtung: „Was denn?“ „Sie haben behauptet, du wärst die Tochter des Königs.“ Die darauffolgende Stille war wie ein Kanonenschlag. Ungläubig starrte Lielanja den Krieger an und dann lachte sie. „Bist du verrückt? Meine Eltern leben in Neuguinea und leiten ein Casino. Keinerlei adeliges Blut in meinen Adern“, erklärte sie belustigt, doch irgendetwas in ihrem Inneren regte sich bei dem Gedanken. Zum ersten Mal seit zweieinhalb Wochen meldete sich ihre Innere Stimme zu Wort: Vielleicht hat er aber recht? Mal ehrlich, wann hast du deine 'Eltern' das letzte Mal gesehen, hm? Und wieso solltest du so scharf aufs Kämpfen sein, wenn du kein Kriegerblut in dir hast? Das waren Argumente. „Ich glaub das trotzdem nicht...“, murmelte sie zu sich selbst. „Lielanja, ich bin sicher, dass da was dran sein muss“, beharrte Wahr und beugte sich zu ihr, „Senry hat mehrmals geklagt, dass ihm etwas fehlt. Im ersten Stock ist am Ende des Ganges ein Zimmer, das verschlossen ist und niemand scheint zu wissen, was da drin ist. Und der Schlüssel ist nicht auffindbar. Deine Gesichtszüge ähneln denen von Beth, die Haarfarbe würde auch passen.“ Lielanja schüttelte den Kopf, etwas wie Verzweiflung wurde in ihr wach: „Das sind Zufälle! Zufälle, Zufälle!“ „Das bezweifle ich, denk doch mal logisch nach.“ Die Vampirin sprang auf und wollte den Raum verlassen. Sie hielt es nicht länger aus. Verwirrung war nur eins der Gefühle, die sich in ihr sammelten. „Nein, bitte. Geh nicht“, bat Wahr ruhig und löste einen Blick nicht von ihr. „Ich werde gehen, wann es mir passt!“, zischte Lielanja und riss die Tür auf. Ehe sie sich versah, hatte Wahr seinen Platz verlassen, ihre Handgelenke gepackt und drückte sie leicht gegen die Wand: „Du gehst jetzt nicht! Es geht um dein Leben, verdammt nochmal!“ Lielanja wurde wütend und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien: „Wer bist du, dass du glaubst, mir sagen zu können, was ich zu tun habe?“ „Ich-“ Mit einem Mal wurde der junge Vampir von ihr weggerissen und Skys blonder Haarschopf wurde sichtbar: „Fass sie nie, nie wieder an oder du kannst deine Einzelteile zusammen suchen!“ Ein Knurren kam aus Wahrs Kehle und man sah ihm an, dass er knapp davor war, Sky an den Kragen zu gehen. „Pfoten weg, Schwuchtel! Oder ich verpass dir eine, dass dir hören und sehen vergeht!“ Lielanja war verwirrt, aber sie wollte keine Schlägerei zwischen den beiden sehen, also ging sie dazwischen. „Reißt euch zusammen! Wahr, ich habe mich scheinbar doch in dir getäuscht. Fass mich nicht nochmal an, oder du hast ein Problem mit mir. Sky, ich kann auf mich selbst aufpassen.“ Mit diesen Worten stapfte sie aus dem Raum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)