Black Dagger von LucyCameronWeasley (Lover Vicious) ================================================================================ Kapitel 1: Chapter 1- Gone, is there a way out? ----------------------------------------------- Chapter 1- Gone, where is there a way out? „Lielanja!“, hörte sie eine männliche Stimme. Als sie die Augen öffnete, erwartete sie Sonnenlicht, doch sie irrte sich. Der Raum war komplett abgedunkelt. Sie blickte in ein markantes, männliches Gesicht, Augen funkelten wie Smaragde auf sie herunter. Ein spitzbübisches Grinsen lag auf seinen Lippen: „Na, wieder unter uns?“ Sie nickte schwach und setzte sich vorsichtig auf. Ihre Muskeln und ihr Kopf schmerzte, sie war durstig, aber ansonsten fühlte sie sich gut. Sie spürte seinen Blick besorgt auf ihr liegen. „Es geht mir gut, Sky. Ich will nur unter die Dusche“, erklärte Lielanja mit heiserer Stimme. Er nickte verständnisvoll und sanft hob er sie hoch, bevor sie etwas sagen und protestieren konnte. „Sky, ich-“ „Keine Widerrede. Du bist geschwächt von der Transition. Außerdem ist es ja nicht so, als hätte ich dich noch nie nackt gesehen“, kam er grinsend dazwischen. Sie errötete schwach, musste aber recht geben. Im Badezimmer half er ihr aus den Klamotten, es war ihr unangenehm so entblößt vor ihm zu stehen. Sie warf einen kurzen Blick in den Spiegel. Die Wandlung hatte nicht viel verändert, ihr Körper inklusive Gesicht war etwas feiner, femininer geworden, die Haare dichter. Doch, gütige Jungfrau, die Augen. Vor der Wandlung waren waren sie von durchschnittlichem fast schmutzigem Braun gewesen, doch jetzt... Das linke war dunkelbraun, sah aus wie Schokolade. Das rechte war strahlend grün, ging fast ins Türkise. „Deine Augen, hm? War ne ziemliche Überraschung. Sieht aber cool aus“, meinte Sky aufmunternd. „Verschiedenfarbige Augen...nicht gerade gern gesehen in der Gesellschaft...“, murmelte Lielanja leise. „Sie werdens überleben“, gab Sky zurück und ließ sie runter. Sein Arm lag um ihre Hüfte, was wirklich gut war, denn ihre Beine hatten kaum Kraft. Er ließ das Wasser an, stellte es auf angenehme Temperatur ein und hielt den Strahl auf ihren Arm: „Geht's?“ Sie nickte, es fühlte sich gut an. Nach einer Weile erst, fiel ihr auf, dass er einen Pullover trug. „Dein Ärmel...“, wies sie ihn hin, er zuckte daraufhin nur die Schultern: „Egal.“ Nach einer halben Ewigkeit- zumindest kam es ihr so vor- half er ihr aus der Dusche und wickelte sie in ein Handtuch. „Ich kann das alleine, ehrlich“, sagte sie mit fester Stimme, als er anfangen wollte, sie abzutrocknen. Sie fühlte sich auch wirklich wieder stark genug, also ließ er sie vorsichtig los. Sie schwankte nicht einmal. „Kannst du mir etwas zum Anziehen bringen?“, fragte sie mit bittender Stimme. Mit einem Nicken verschwand Sky ins Zimmer. Sie trocknete sich ab, rubbelte durch ihre schwarzen Haare, die ihr von der Nässe bis zum Ellebogen reichten. Schneller als gedacht kam Sky wieder zurück, seine schulterlangen dunkelblonden Haare flatterten in der Bewegung. Wortlos reichte er ihr die Klamotten und sie schlüpfte hastig in die dunklen Jeans und das rote Baumwolltop. Unwillkürlich wanderte ihr Blick erneut zum Spiegel, verharrte in Höhe der Augen. „Unglaublich“, murmelte sie kopfschüttelnd. „Du bist bestimmt hungrig. Ich besorge was zu essen...kommst du klar?“, fragte Sky zögernd. Sie nickte leicht und griff bereits nach einer Bürste. Geistesabwesend fuhr sie durchs Haar. Die Verbindung zu Sky kam ihr ziemlich komisch vor. Eher wie eine Erinnerung als eine Tatsache. Auch dass sie sich an diesem Ort befand- ihre gemeinsame Wohnung mitten in New York- fühlte sich unecht an. Dann musste sie über sich selbst lachen. Sie hatte gerade eine Transition hinter sich und ihr Körper fühlte sich an wie Gummi. Solche Gedanken sollten sie also nicht wundern. Lielanja verließ die wohlige Wärme des Badezimmers und ließ sich auf die dunkelblaue Kunstledercouch fallen. Als sie zusammen hier eingezogen waren, waren sie noch ein Paar gewesen. Jung, frisch verliebt, Freigeister. Die Möbel waren bunt zusammengewürfelt, aber es wirkte trotzdem harmonisch. Drei Jahre war das nun schon her. Vor einem Jahr hatten sie sich getrennt. Seitdem waren sie beste Freunde. Aber immer wenn sie an Skys Augen in dem gebräunten, stets grinsenden Gesicht dachte, erweckte das noch ein kribbelndes Gefühl in ihrem Körper. Seine sanfte, warme Stimme hatte diesen rauhen Unterton, der ihr beizeiten Herzklopfen bescherte. Und sein Duft erst... Ein leises Seufzen kam über ihre Lippen. Ganz eindeutig war sie immer noch in ihn verliebt. Unterschwellig wusste sie das natürlich, aber sie war ziemlich erfolgreich im Verdrängen. Ob es ihr immer noch so leicht fallen würde? Immerhin trug sie doch jetzt sein Blut in sich. Gütige Jungfrau der Schrift. Sie umschlang die Knie mit ihren Armen, als ihr dieser Gedanke Gänsehaut aufsteigen ließ. So schlimm war es noch? Dabei dachte sie darüber hinweg zu sein. Sie musste sich einfach zusammenreißen. Er würde gleich zurück sein und es war nicht notwendig, dass er ihr Verlangen spürte. Kaum hatte sie zu Ende gedacht, öffnete sich die Tür schon wieder. Sie warf einen schnellen Blick zur Uhr. Zehn Minuten. Wie hatte er so schnell...? Achja, dematerialisieren. „Da bin ich wieder!“, verkündete er lauthals. Manchmal fragte sie sich, ob er ganz New York aufwecken wollte. „Hi“, grüßte sie ihn etwas grinsend. „Wow, du hast es aus dem Bad geschafft! Respekt!“ Sein Lachen war mitreißend, wie immer. „Was gibt's denn leckeres?“, fragte sie neugierig. Sky sah sie mit leichtem Schalk im Blick an: „Ich war beim Mexikaner. Ich dachte, du hast vielleicht Lust auf was Scharfes.“ Ob gewollt oder nicht, darin lag eindeutig etwas Zweideutiges. Sie spielte gern mit: „Immer doch.“ Sky lachte erneut auf und verteilte das Essen auf zwei Teller. Fast hypnotisiert verfolgte sie seine langen Finger, die flink und geschickt arbeiteten. Sie stellte sich das Gefühl seiner warmen, starken Hand auf ihrer Hand auf ihrer Haut vor und spürte ihren Wangen glühen. „Lielanja?“, aus der Ferne drang ihr seine Stimme ans Ohr. Seinem Tonfall zu urteilen, hatte er sie wohl schon öfter gerufen. Jetzt sah er sie mit gerunzelter Stirn an. „Sorry, ich war...in Gedanken“, murmelte sie verlegen. Autsch, war das peinlich! „Hab ich gemerkt“, meinte Sky mit einem spöttischen Grinsen und reichte ihr einen Teller. Schweigend aßen sie, jeder in seinen Gedanken versunken. Obwohl Lielanja wohl eher in ihrem Essen rumstocherte. Natürlich entging ihm das nicht. „Schmeckts dir nicht?“, fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen. „Doch, lecker...ich ha grad nur keinen Hunger oder so...“, gab sie entschuldigend zurück. Das machte seinen Blick noch skeptischer: „Keinen Hunger? Das ist doch nicht möglich!“ „Ich fahre ein bisschen durch die Gegend, dauert nicht allzu lange. Nur fahren“, entgegnete sie, wieder im entschuldigendem Tonfall. „Wenns dir dann besser geht“, zuckte er die Schultern. Sie hoffte es zumindest. Lielanja stellte ihre Portion in die Mikrowelle und nahm den Autoschlüssel vom Haken. „Pass auf dich auf“, rief er ihr nach, dann war die Tür zu. Irgendwie hatte sie ein mulmiges Gefühl als sie die Treppen runterging. Mehr als mulmig. Es war schon..Unwohlsein. Sie schüttelte die Beklemmung verärgert ab und stieg in den schwarzen Fiat Punto. Eigentlich hatte sie wirklich nur rumfahren vorgehabt, doch irgendwie reichte das nicht. Sie wollte den Kopf freikriegen, das Autofahren zwang sie aber mehr zum Nachdenken. Und auf Kerle mit kilometerweiten Alkfahnen hatte sie auch keine Lust. Nach kurzer Überlegung fuhr sie zum Kampftrainingscenter. Sie parkte das Auto abseits, man konnte nie wissen, wer vorbeikam. Fast ein halbes Jahr war sie nicht mehr da gewesen, seit sie den Job bei der Zeitung hatte, kam sie dazu einfach nicht mehr. War ihr Ausweis überhaupt noch gültig? Scheinbar ja, denn sie kam problemlos rein. Ihr Blick wanderte durch die vertrauten Hallen, zeitweise streifte er bekannte Gesichter. Hier fühlte sie sich sicher. Hier konnte sie Frust los werden, Ärger abbauen, ihren Gedanken freien Lauf lassen. Niemand fragte hier viel nach. Und zum ersten Mal nahm sie es nicht persönlich, sondern sah es als das, was es war: Diskretion. Sie war wirklich dankbar dafür. Es war demütigend genug, dass sie mit Lieeskummer zu kämpfen hatte, den es längst nicht mehr geben sollte. Dass sie damit nicht auf normalem Weg fertig wurde, machte es für sie nur noch schlimmer. Nach kurzem Zögern entschied sie sich für den Schießstand. Im Gegensatz u ihrem Körper, der sich immer noch wie Gummi anfühlte, traute sie ihren Augen mehr über den Weg. Seltsam,dachte sie,das ist keine neun Millimeter Glock. Sie musterte die Pistole in ihrer Hand und machte große Augen. Das war eine fünfundvierziger, Heckler&Koch. Selbstlader. Keine Waffe für einen öffentlichen Schießstand. Fassungslos starrte sie Hank ins Gesicht. Er grinste unschuldig zurück: „Du siehst aus, als müsstest du mächtig Dampf ablassen.“ Wie recht er hatte. Etwas unsicher erwiderte sie sein Grinsen und betrat eine der leeren Kammern. Die Ohrschoner verhinderten, dass einem das Trommelfell zeriss, so unbequem sie auch waren. Es gab gute Gründe für die Trennung vor einem Jahr. Erstens: Er hatte sie betrogen. Treffer in die Weichteile. Zweitens: Er hatte sie immer wieder verletzt, indem er mit anderen flirtete. Treffer ins Herz. Zwei Mal. Drittens: Er hatte ihr mit seinem unreifen Verhalten immer wieder Grund zur Scham geliefert. Treffer in den Kopf. Zwischen die Augen. Wütend starrte sie die unbewegliche Zielscheibe an. Es war zum Verrückt werden. „Hank, schalt mal auf Stufe zwei“, bat sie ihn ungeduldig. Er legte einen Schalter um und eine zweite Zielscheibe tauchte auf. Beide bewegten sich in mittlerem Tempo, sodass sie sich etwas konzentrieren musste. Sie hatten sich auseinander gelebt, die offizielle Begründung für die Trennung. Nachdem Schluss war, hatte sie wochenlang in ihrem Schlafzimmer vor sich hingelitten. Sie war so unausstehlich gewesen, dass er nicht in ihre Nähe kam. Und dann wurde er zu ihrem besten Freund. Sie sprachen über alles, verstanden sich besser denn je und nach einer Zeit hatte sie ihre Gefühle so gut verdrängt, dass sie sich selbst belügen konnte. „Stufe drei?“, unterbrach Hanks argwöhnische Stimme ihre Gedanken. Ihr wurde bewusst, dass die Zielscheiben so große Löcher auf Höhe des Herzens hatten, dass problemlos ein Kinderkopf durchgepasst hätte. Sie schluckte kurz, entsetzt über ihre zielstrebige Wut und nickte dann. Zwei weitere Zielscheiben tauchten auf, in der Größe eines Kindes. Traf man die, gab es Punkteabzug. Alle vier Zielscheiben schwenkten schneller als vorhin umher. Sie nahm ihren Gedankengang wieder auf. Sie hatte es also verdrängt. Und warum kam jetzt alles wieder hoch? Weil es eigentlich nicht real ist, erklärte eine Stimme sachlich. Lielanja hielt verwundert inne und sah sich um, doch außer ihr war niemand in der Kammer. Es dauerte noch eine Weile, bis sie merkte, dass es ihre eigene Stimme war. Naja, nicht ganz. Ihre Innere Stimme traf es wohl eher, aber das machte es noch verwirrender. Sie richtete ihren Blick wieder auf die Zielscheiben. Nicht real? Was sollte das denn bedeuten? Äußerlich versuchte sie gelassen zu wirken und zielte weiterhin. Doch innerlich hoffte sie ungeduldig, fast verzweifelt auf eine Antwort. Natürlich bekam sie keine. Es als Hirngespinst abzutun, schien ihr ein guter Entschluss zu sein. Still fragte sie sich, ob Sky sie während der Wandlung mit Morphium betäubt hatte. Das würde zumindest ihre seltsamen Gedanken erklären. Nachdem sie auch Stufe drei abgeschlossen hatte, nahm sie die Ohrschützer ab und verließ die Kammer. Hank erwartete sie schon mit beeindrucktem Grinsen: „Wow, mal wieder Höchstpunktzahl, obwohl du so lange nicht da warst. Gratuliere!“ „Danke“, murmelte sie tonlos und gab die Waffe zurück. Fluchend stieg sie ins Auto. Ihr kleiner Ausflug hatte rein gar nichts gebracht. Im Gegenteil, sie war verwirrter als zuvor! Sie machte das Autoradio an und legte den Kopf in den Nacken. Zwanghaft versuchte sie, ihre Gedanken zu ordnen. Sky starrte auf die schwarz lackierte Wohnungstür, als Lielanja verschwunden war. Die Verwirrung in ihrem Gesicht hatte er deutlich sehen können, doch was ihn noch mehr irritierte, war ihr Duft. Seit mehr als zehn Monaten hatte er diese Note nicht mehr wahrgenommen. Sie hatte den Duft des Verlangens verströmt. Verlangen nach ihm. Nachdenklich schob er sich eine Gabel des scharfen Essens in den Mund. Das musste Einbildung gewesen sein. Aber es hing immer noch in der Luft. Nach all der Zeit brachte ihn das aus dem Konzept. Für ihn war Lielanja immer etwas Besonderes gewesen, aber er hätte es nie in Erwägung gezogen, dass ihre Gefühle diese Richtung noch einmal einschlagen würden. Sky runzelte die Stirn. Ihm war vollauf bewusst, dass sie darüber nicht sprechen würde. Was er nur zu gut verstand. Idiot, der er war, hatte er ihr mehr als einmal wehgetan. Nicht körperlich- er würde niemals die Hand gegen sie erheben. Er wusste, dass die seelischen Schmerzen viel schlimmer waren. Ihr gequältes Gesicht verfolgte ihn in seinen Träumen. Beim Gedanken daran verzogen sich seine Lippen zu einem dünnen Strich. Und jetzt spielte er sich als ihr Beschützer auf. Miserabel noch dazu. Er hatte ihr sein Blut gegeben und versuchte, sich um sie zu kümmern. Hoffte er dadurch, seine Fehler wieder gut zu machen? Das würde ihm nicht gelingen, wenn er sie wie ein Kind behandelte, wurde ihm klar. Wahrscheinlich war sie davon sogar genervt, doch gutherzig wie sie war, sagte sie darüber nichts. Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, als würde er die plötzliche Müdigkeit wegwischen wollen. Es gelang ihm nicht. Eine Weile starrte er seinen Teller an, dann schob er ihn von sich. Mit einem Mal stieg Übelkeit in Sky auf und schnell erfasste er den Grund dafür. Der ekelhafte Geruch von Talkum war unmittelbar hinter ihm. „Klopf Klopf“, sagte eine monotone Stimme dicht an seinem Ohr. Sky fuhr herum und starrte direkt in zwei milchig weiße Augen. „Was willst du, Lesser?“, stieß er zwischen den Zähnen hervor. Der seelenlose Vampirjäger verschränkte lässig die Arme und musterte Sky herablassend: „Was soll ich wohl wollen, Vampir? Deinen Tod selbstverständlich!“ Der blonde Mann fuhr sich locker durchs schulterlange Haar, sich vollkommen bewusst, dass der Lesser ihn nicht aus den Augen ließ: „Und was würde dir das bringen? Ich gehöre nicht zu Glymera, nichteinmal zur Aristokratie! Niemanden wird es scheren!“ „Das ist vollkommen egal. Vampir ist Vampir!“, zischte der Lesser. Sein Blick war die reine Mordgier. Unauffällig schob Sky das Fleischmesser unter seinen Arm. Immer noch war er die Ruhe selbst: „Wie hast du mich gefunden?“ „Du bit nicht der, den ich suche“, gab der Lesser zu, „aber wenn du dich mir in den Weg stellst, ist du schneller tot als du Amen sagen kannst. Wenn du mir sagst, wo sich die Prinzessin befindent, überlege ich mir das mit dem Töten. Vielleicht.“ Ein gehässiges Grinsen lag auf seinem Gesicht. Sky starte ihn verständnislos an: „Prinzessin? Wovon laberst du da?“ Der Gesichtsausdruck des Lessers verfinsterte sich schlagartig noch mehr: „Verkauf mich nicht für blöd! Die Tochter des Vampirkönigs natürlich!“ „Wieso suchst du sie hier? Wäre es nicht klüger beim Anwesen des Königs zu suchen?“, meinte Sky spöttisch. „Weil ihre Spur hierher führt! Wo ist Lielanja Randall?“, die Stimme des Jägers klang wie ein Donnergrollen, doch es waren die Worte selbst, die Sky zusammenfahren ließen. Seine Lielanja, Tochter des Vampirkönigs? Unmöglich. „Du redest immer noch Mist. Wrath hat zwei Söhne, doch keine Tochter“, gab der Vampir zurück, doch sein Tonfall war unsicher. Es bestand die Möglichkeit, dass Lielanja zu ihrem Schutz dort weggebracht worden war. Sie wusste schließlich nicht, wer ihre Eltern waren, nur dass sie Vampire waren. Logisch. Sky schluckte kurz. Ob wahr oder nicht, er würde sie nicht in Gefahr bringen. „Ich kenne keine Lielanja“, sagte er so tonlos und unberührt wie möglich und hoffte, dass der Lesser ihn nicht durchschaute. „Du lügst!“, fauchte dieser und es geschahen drei Dinge gleichzeitig. Der Lesser packte Sky am Kragen, dieser setzte ihm das Messer an die Kehle und ein zweiter Lesser tauchte aus dem Nichts auf, der ihm den Lauf einer Pistole an die Schläfe drückte. „Na los, die Antwort!“, forderte der erste Lesser mit drohendem Unterton. Sky schwieg und ließ durchblicken, dass sich das auch nicht ändern würde. Eine Sekunde später spürte er einen dumpfen Schlag am Hinterkopf und ihm wurde schwarz vor Augen. Lielanja öffnete die Augen. Sie wusste nicht, wie lange sie schon im Auto saß und nachdachte. Ihr Blick wanderte zur Uhr. Erschrocken stellte sie fest, dass es vier Uhr Morgens war. Vor sieben Stunden war sie zu Hause weggefahren und hatte sich nicht gemeldet. Sie musste eingeschlafen sein, anders konnte sie sich den Zeitverlust nicht erklären. Sky war bestimmt schon krank vor Sorge und ein Hauch von Schuldgefühlen mischte sich in ihre Empfindungen. Und die Sonne würde auch in Kürze aufgehen. Ob sie sich dematerialisieren sollte? Entschieden schüttelte sie den Kopf. Der Motor des Wagens gab einen protestierenden Laut von sich, als Lielanja ihn anließ und sie fuhr aufgeschreckt zusammen. Anschließend seufzte sie genervt von sich selbst auf und fuhr los. Besser ging es ihr noch immer nicht, sie war auf keine Antwort gestoßen, die ihr passte. Vermutlich gab es die auch nicht. Damit musste sie wohl leben. Als sie die Treppen zum vierten Stock erreichte, beschlich sie wieder dieses mulmige Gefühl und sie merkte, dass es viel zu still war. Verdächtig still. Eine Gänsehaut kroch über ihre Arme und einen Moment lang hatte sie den Drang zu flüchten. Sie schimpfte sich paranoid und betrat die Wohnung: „Ich bin wieder da! Tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe und es so spät wurde, ich bin unterwegs...“ Ihre Stimme verebbte, als sie keine Antwort bekam. Das machte sie stutzig, denn Sky wartete normalerweise immer auf sie. Sie bog um die Ecke und betrat die Küche. Sofort schlug ihr der süßliche Talkumgeruch entgegen. Ihr Magen verkrampfte sich vor Übelkeit, ihre Sinne schlugen Alarmstufe Rot. „Sky?“, fragte sie in den Raum, doch dieser war so leer, wie er schien. . . . I know you wanna run away I know you wanna run away Run away I know you are wanted You know you are needed... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)