Durch die Zeiten von DhalaElenaAngel (oder die Wahrheit dahinter) ================================================================================ Kapitel 2: Gefangen in einem anderen Körper ------------------------------------------- Zitternd und weinend kauerte Harry sich in dem Eck zusammen, in das er geflüchtet war, noch immer konnte er das, was er gehört hatte, nicht fassen. Es war unglaublich. Alles , sein gesamtes Leben, eine einzige Lüge? Er merkte, wie ihm Tränen aus den Augen rannen, aber das spielte jetzt auch keine Rolle mehr, er lag einfach nur da, die Augen geschlossen, er hob sich kaum von den Schatten um sich herum ab und er war schmal genug, um zwischen der Ritze von Wand und der Ritterrüstung gut versteckt zu sein. Und dabei hatte es so schön angefangen! Endlich, nach grauenvollen Ferien war er wieder nach Hogwarts gekommen, frei von seinen Verwandten und deren Nachstellungen. Er hatte sich gefreut, wieder regelmäßig zu Essen zu bekommen und schlafen zu können, da machte es ihm sogar recht wenig aus, dass er nicht Quiddich spielen durfte, weil das Ministerium seinen Bann noch nicht wieder aufgehoben hatte. Es war ihm sogar ganz recht gewesen, da das Spiel seinen Reiz für Harry schon lange verloren hatte. Es war einzig und allein das Fliegen, das er liebte. Und wie sollte er das tun, nachdem Dumbledore ihm den Besen grundlos weggenommen hatte? Ja, das war der erste Schlag ins Gesicht gewesen, einen Tag nach seiner Rückkehr nach Hogwarts. Dumbledore hatte ihn zu sich gerufen, der Jüngere hatte sich nichts dabei gedacht, im Gegenteil, auch, wenn er dem Weißhaarigen noch böse gewesen war, ihn nicht zu warnen, dass Voldemort ihn manipulieren konnte, hatte er sich eigentlich auf ein Gespräch mit dem Mann, der wie ein Großvater für ihn war, gefreut. Aber es war Alles anders gekommen. Der Direktor hatte ihn angeschrieen, weil er Voldemort noch immer nicht besiegt hatte und er nichts weiter wäre, als ein Freak, selbst für einen Zaubererstandart, mit seinem Getue und seiner aufgesetzten Trauer. Harry war zum ersten Mal in seinem Leben kurz vor einem Mord gestanden. Aufgesetzte Trauer? Er hatte Sirius wie den Vater geliebt, den er nie gehabt hatte! Da war nichts Aufgesetztes gewesen!! Er war immer noch fertig, hatte jede Nacht Alpträume von dem Tag im Ministerium und er wünschte sich nichts sehnlicher, als sein Leben gegen das seines Paten eintauchen zu können. Offensichtlich war der der einzige Mensch gewesen, der sich wirklich für ihn interessiert hatte. Und dann, einfach so, hatte Dumbledore ihm seinen Besen weggenommen, mit dem Kommentar, dass er den nie wieder sehen würde, dass die Anhänglichkeit an so ein Stück Holz lächerlich sei und Harry es nicht verdient habe, einen Feuerblitz zu besitzen, während die Weasleys kaum etwas besaßen. Er habe sich das Recht, einen Besen zu haben, verspielt, als er Voldemort im Ministerium nicht getötet hatte. Das Nächste, was der Alte ihm wegnehmen wolle, wäre sein Tarnumhang, bei einem einzigen weiteren Versagen, zusammen mit dem Fotoalbum. Nach diesem Gespräch war Harry einfach nur weggerannt, blind vor Tränen und panisch. Er wusste nicht, was geschehen war und was das alles sollte. Er hatte im Ministerium keine Chance gehabt, Irgendwen zu töten, verdammt! Er hatte genug damit zu Tun gehabt, seine Leute am Leben zu erhalten! Er war in den Schlafsaal gestürmt und hatte alles zusammengesucht, was ihm noch etwas bedeutete, denn in diesen wenigen Minuten, in denen Dumbledore ihn angeschrien hatte, hatte er einen Entschluss gefasst. Er würde gehen, ein für alle mal, sollten die doch sehen, wie sie ihren verfluchten Krieg alleine gewannen! Er würde sich nicht mehr so benutzen lassen! Leise vor sich hin schluchzend war Harry mit seinem fadenscheinigen Rucksack zum Mädchenklo im zweiten Stock gegangen, froh, dass Myrthe ein Mal nicht da gewesen war, er hatte die geheime Tür geöffnet, war dann durch den Gang in die Kammer des Schreckens gelaufen, vorbei an dem toten Basilisken, der still vor sich hinrottete, einen der Gänge entlang, die er im Vorjahr erkundet hatte, bis hin zu der Kammer, in der er sich vor den Ferien so oft versteckt hatte, um den Anderen zu entgehen. Es war eine Art Arbeitszimmer und Harry war sich sicher, dass die anderen Türen zu einem Bad und einem Schlafzimmer gehörten, er hatte sie nie geöffnet. In dem versteckten Zimmer hatte er eine Schublade des Schreibtisches geöffnet, die falsche Bodenplatte herausgenommen und die Karte der Herumtreiber, sein Fotoalbum und seinen Tarnumhang dort versteckt. Er wusste, auf der gesamten Kammer schien ein Zauber zu liegen, der es unmöglich machte, Dinge und Personen zu orten. Nichts und Niemand würde seine Sachen so hier klauen können. Woher Harry das wusste, war ihm ebenfalls ein Rätsel, aber das Wissen war einfach da, wie selbstverständlich. So, wie er wusste, welche Bücher hier standen und was sie beinhalteten, obwohl er sie nie gelesen hatte. Ein Mal hatte er eines davon heraus genommen und festgestellt, dass es in Altenglisch verfasst gewesen war und viele Andere waren auf Mittelenglisch. Hier war eben seit Jahrhunderten niemand mehr gewesen. In dem Büro war Harry dann geblieben, lange. Es war ihm egal, dass er unter anderem Tränke geschwänzt hatte, er war ohnehin nur noch da gewesen, um sich zu verabschieden und in der Nacht hatte er sich wegschleichen wollen, weg aus dem Schloss, in dem er nicht einen einzigen Freund zu haben schien, irgendwo hin, wo niemand ihn kannte und keine Kamera ihn blitzen würde, zurück in die Muggelwelt, wenn es sein musste. Vielleicht nach Frankreich oder Bulgarien, Russland oder sonst wohin. Da, wo man ihn nicht suchen oder vermuten würde. Nach diesem Entschluss war es ihm besser gegangen und er hatte zurück in den Gryffindorturm gehen wollen, um Ron und Hermine bescheid zu sagen, aber dann war es geschehen, er wusste nicht, wie oder warum, aber auf ein Mal hatte sein gesamter Körper zu ziehen begonnen, bis seine Nase keine zehn Zentimeter mehr von der Erde entfernt gewesen war. Er hatte sich schrecklich erschrocken und sich hektisch umgesehen, aber da war niemand gewesen, keine Menschenseele, nur eine unheimliche Stimme in seinem Kopf, die ihm zugeflüstert hatte, dass alles wieder gut werden würde, eine Stimme, die ihm eigenartig vertraut vorgekommen war, obwohl er sich sicher war, sie nie zuvor gehört zu haben. Besser?! Von wegen! Irgendein verdammter Gryffindorerstklässler hatte ihn gefunden und gedacht, es wäre lustig, ihn durch die gesamte Schule zu jagen, wo Harry hatte feststellen müssen, dass vier Beine für ihn mindestens zwei zu viel waren, vor allem, da das Aufsetzen auf seiner linken Vorderpfote die Hölle gewesen war. Doch dann hatte Harry das rettende Mauseloch, besser gesagt, die alte Rüstung gefunden, hinter deren Beinen er sich verborgen hatte, bis das unmögliche Kind an ihm vorbei gerannt war. Danach hatte er sich auf den Rückweg machen wollen, zu Hermine, die sicher wissen würde, wie man ihm helfen konnte, sie wusste ja nun immer fast alles, doch dann war er stocksteif sitzen geblieben. Da waren sie gewesen, beide, Hermine und Ron, der Rotschopf mit schuldbewusster Mine, seine beste Freundin mit einem Ausdruck, den er zuvor noch nie gesehen hatte und der nur aus Verachtung zu bestehen schien. Sie hatten sich darüber unterhalten, ob es richtig war, was sie mit ihm taten, wobei es zu seiner Überraschung Ron gewesen war, der ihn vehement verteidigt hatte und der dachte, dass es falsch war, was sie taten, Granger aber hatte nur getönt, dass er doch das Geld mindestens so sehr wolle, wie sie und dass sie sicher keine Freundschaft mit einem aufgeblasenen Versager wie Potter bräuchten und dass man ihn, statt zu seinen noch viel zu netten Verwandten in den Ferien lieber nach Askaban bringen solle, wo er ja hingehöre. Mehr hatte er nicht von dem Gespräch mitbekommen, die Beiden waren an ihm vorbei gegangen und Harry hatte sich nicht rühren können, während auch noch die letzten Splitter seiner heilen Welt in sich zusammengebrochen waren. Er? Nach Askaban? Warum? Was für ein Verbrechen hatte er denn begangen, außer dass, am Leben zu sein!? Was hatte er vor allem Hermine je getan? Er hatte nie viel gewollt, nur Freundschaft und Vertrauen, Beides hatte er blind gegeben, immer. Doch offensichtlich an die falschen Leute. Nicht zum ersten Mal an diesem Tag wünschte er sich, dem Hut nicht so vehement widersprochen zu haben und sich nach Slytherin schicken zu lassen. Vielleicht hätte er es da wirklich besser gehabt. Nun war sein Wunsch zu flüchten noch mal entschieden stärker, als er am Morgen schon gewesen war, allerdings wusste er nicht, wie er in seiner jetzigen Form aus der verdammten Schule, die innerhalb weniger Stunden von einem Zuhause zu seinem Gefängnis geworden war, heraus kommen sollte. Vorsichtig wischte er sich mit einer der pechschwarzen Tatzen seine Augen ab, starrte dann auf die Pfote. War er eine Katze? Gut möglich. Nach einem weiteren, vorsichtigen Blick um die Kurve tapste Harry hinter der Rüstung hervor. Vielleicht war diese Form nicht mal die Schlechteste. Er würde einfach so entkommen können, ohne, dass jemand was merkte. Wer rechnete schon damit, dass eine Katze Harry Potter war? Die Frage, wie er sich zurückverwandeln sollte, stellte er sich noch nicht mal. Wo er nicht mal wusste, wie das passiert war. Er wusste nicht mal, ob er sich zurückverwandeln wollte, er fühlte sich sicher, so, wie ihn niemand erkennen würde. Langsam hinkte Harry schließlich auf seinem angeknacksten Vorderlauf weiter, immer an der Wand entlang, mehrfach liefen Schüler an ihm vorbei, verschwanden aber genauso schnell, es sah praktisch niemand nach unten, wodurch er einer Entdeckung entging. Als Harry es endlich geschafft hatte, die große Halle zu erreichen, war sie fast schon wieder leer, das Abendessen war praktisch vorbei. Nur einige Schüler aus Slytherin saßen noch da und redeten leise, sie gingen meist nur geschlossen vom Tisch, entgegen der anderen Häuser. Bei ihnen merkte man nie, ob sie nun Streit hatten oder nicht. Auch die Lehrer hatten, bis auf Snape und Mc Gonagall die Halle verlassen und die Beide redeten hastig miteinander, die Köpfe zusammengesteckt und manchmal ließ die ältere Dame sich dazu hinreißen, ausholende Bewegungen zu machen. Auch ein Anblick, der mehr als gewöhnungsbedürftig war und würde es Harry nicht so schlecht gehen, er hätte sich vermutlich verraten, weil er das Lachen angefangen hätte. So nutzte er nur die Unaufmerksamkeit der Anderen und schlüpfte aus dem großen Tor. Draußen waren keine Schüler mehr, sie waren wohl alle in ihren Aufenthaltsräumen, um sich über ihre Ferien auszutauschen, welche Reisen sie unternommen hatten und wen sie besucht hatten – etwas, das ihm nie vergönnt gewesen war. Kurz wischte er sich mit der Tatze über seine Augen, dann hinkte er weiter. Ihm war nie aufgefallen, wie weit der Weg zwischen dem Schloss und Hogsmeade war. Was aber auch damit zu tun haben konnte, dass er verdammt nah am Grund entlang schlurfte. Am Ende wusste Harry selbst nicht, wie er es letztendlich geschafft hatte, aber da waren sie, die ersten Häuser. Es war inzwischen dunkel, vermutlich auch schon kurz vor Mitternacht. Da Weasley und Granger seine üblichen Verstecke kannte, konnte er sie nicht benutzen. Er wollte das Risiko nicht eingehen. Na ja, wenigstens sah er einigermaßen scharf. Langsam tapste er weiter, bis zu dem Laden, den die Zwillinge erst vor Kurzem eröffnet hatten. Ob sie wohl auch gegen ihn waren? War auch ihre Freundschaft nur gespielt gewesen? Hatten sie ihn verraten, wie ihr Bruder es getan hatte? Erneut schniefte Harry, torkelte dann um den Laden herum, bis er zum Seiteneingang gelangte, wo einige Kisten herumlagen. Vorsichtig vergewisserte der Grünäugige sich, dass sie auch wirklich leer waren, dann tapste er in eine Kleine, rollte sich zusammen und legte seinen Kopf auf seine Hinterpfoten. War alles nur gespielt gewesen? Hatte Harry irgendwo wirkliche Freunde? Er wusste es nicht mehr. Er wusste nicht mehr, was er denken sollte. Dumbledore behandelte ihn, wie einen Verbrecher, seine Freunde waren nicht mehr seine Freunde, sie hatten sich bezahlen lassen und erzählten alles sofort weiter... Vielleicht konnte er sich irgendwie zu Remus durchschlagen, kam es Harry auf ein Mal in den Sinn. Der Werwolf würde ihn sicher bei sich aufnehmen, vor allem, wenn er nur noch ein Kätzchen war, er würde sicher keine Arbeit machen und es würden auch keine Reporter das Haus überfallen. Denn sonst wusste er wirklich nicht, wohin er sich wenden sollte. Vielleicht konnte der Werwolf ihm auch mit seiner verletzten Pfote helfen. Nur – wo wohnte Remus? Wie sollte er ihn finden? Warum war alles nur so kompliziert?! Moment, hatte Remus nicht mal gesagt, er wohnte etwas außerhalb von York, in einer kleinen Muggelsiedlung? Da konnte er anfangen. Nur – wie lange würde er bis York brauchen? Kurz blickte er auf seine kleinen Füßchen. Etwas sagte ihm, dass es sehr, sehr lange sein würde. Aber was sollte es schon? Es war nicht so, als würde ihn in der Zwischenzeit wirklich jemand vermissen. Es war früher Morgen, als Fred verschlafen aus seinem Bett rollte. Er war immer der Zwilling, der zuerst aufstand, um die nötigen Lieferungen in Empfang zu nehmen und sie einzuräumen, denn George war einfach vor zehn Uhr nicht zu gebrauchen, vor allem, wenn er am Abend zuvor mal wieder unterwegs gewesen war, um irgendeinen Kerl aufzureißen. Aber Fred war ja schon dankbar für Kleinigkeiten, immerhin brachte der Andere seine Abenteuer nicht mit nach Hause. Rasch verschwand der Rotschopf im Bad, befreite sich von seinem Schlafanzug und stieg unter die Dusche. Während er sich einseifte, sah er auf seinen linken Vorderarm, wo der Totenschädel saß, um den sich die Schlange wand. George und er hatten das Mal seit einigen Wochen, seit sie den Laden hatten und keine Gefahr mehr bestand, dass ihre Eltern oder ihre jüngeren Geschwister sie enttarnen konnten. Bill hatte sie zu einem der Treffen mitgebracht, nachdem sie über ein Jahr lang ständig miteinander geredet hatten und der Ältere ihnen erklärt hatte, worum es in diesem Krieg wirklich ging und vor allem, nachdem sie erfahren hatten, was der Direktor wirklich mit dem Jungen machte, dem sie ihren Laden und somit ihr neues Leben zu verdanken hatten. Sie waren entsetzt gewesen, als sie erfahren hatten, dass Dumbledore wusste, wie seine Verwandten den Jungen behandelten. Bill hatte sich geweigert, ins Detail gewesen, aber er war an zwei Stellen grün geworden und hatte die Beiden darauf hingewiesen, wie klapperdürr der Grünäugige zu Beginn jeden Jahres gewesen war. Auch schon davor waren die Beiden misstrauisch geworden, vor allem, als sie gesehen hatten, wie Ron in allen Ferien mit Geld um sich geworfen hatte, dass er angeblich bei Wetten gewonnen hatte und jedes Mal hatten ihre Eltern den Jungen stolz angeblickt. Also wussten sie Bescheid, steckten mit diesem kranken Idioten unter einer Decke. Das war etwas, dass die Beiden nicht ertrugen. Also hatten sie sich entschieden, etwas zu unternehmen, sie hatten sogar die Erlaubnis bekommen, Harry zu schützen, wenn sie ihn überzeugen konnten, die Seiten zu wechseln und sie wussten schon, wie sie das angehen würden, denn da gab es etwas, dass sonst kaum jemand wusste – Sirius Black war am Leben, die ganze Sache mit dem Ministerium war eigentlich nichts weiter gewesen, als der Versuch, den ehemaligen Häftling den Griffeln des Direktors zu entziehen. Und der Animagus hielt es kaum aus, zu wissen, dass er Harry nicht ansprechen durfte, wobei niemand ihm von dem Verdacht der schweren Misshandlung erzählt hatte, sonst hätte wohl nicht mal Voldemort den Mann aufhalten können. Die Zwillinge hatten sich bereits beraten, Harry erst mal einfach zu kidnappen und ihm dann alles zu erklären. Aber dazu mussten sie ihn erst mal in die Finger bekommen, denn dummerweise hatten sie mitbekommen, dass Dumbledore einige neue Gemeinheiten auf Lager hatte, darunter die Tatsache, dass er Harry verboten hatte, nach Hogsmeade zu gehen, aus welchen Gründen auch immer, Fred wusste es, weil seine Eltern sich darüber unterhalten hatten. Rasch stieg Fred in seine Arbeitskleidung, eine einfache Hose und ein dunkles Shirt, da er heute ins Labor musste, um einige Pulver und Tränke zu mischen, die in Kratzbomben und Fieberdrops gemischt werden sollten. Die Zutaten mussten heute vor dem Nebeneingang abgestellt worden sein, ihre Zulieferer waren absolut verlässlich. Also würde er sich an die Arbeit machen, George würde um zehn, wenn er wieder bei sich war und einen Katertrank gehabt hatte, den Laden eröffnen. Auch, wenn es wohl nicht zu viel zu tun geben würde, das meiste würden Eulenbestellungen sein. Unter der Woche war es immer friedlich – bis auf die Post, denn sie hatten es bereits dank des trimagischen Turniers geschafft, sich auch unter den französischen und bulgarischen Schülern einen Namen zu machen, so, dass auch die aus ihrem Sortiment der Scherzartikel orderten. Nun, irgendwo mussten sie ja ihre Umsätze machen, denn sie wollten Harry jeden Knut zurückzahlen, nicht das Geld, das er investiert hatte, sondern das, dass eigentlich ihm gehörte und das ihr lieber Bruder einfach so ausgab und vermutlich auch noch einige andere Leute ihrer Familie. Nein, Korrektur, sie sahen diese Leute nicht mehr als Familie. Wobei... zumindest schien Ron inzwischen ein schlechtes Gewissen zu bekommen. Vielleicht war er, im Gegensatz zu Ginny, noch nicht unrettbar verloren. Diesen Gedanken noch immer nachhängend, trat er zu dem kleinen Eingang, wo, wie immer, einige Kartons sauber aufgestapelt waren. Mit geübter Hand ritzte er sie, mit Hilfe eines Teppichmessers auf, einfach, weil einige Zutaten schlecht mit Magie reagierten und so unbrauchbar wurden. Er mochte einfach keine Verschwendung. Kurz ging er die Inhalte durch, nickte dann zufrieden und brachte die Dinge in den Schrank, den sie extra dafür an der Tür stehen hatten, er war dem Tränkeschrank in Hogwarts nicht unähnlich, von Innen wesentlich größer, als von Außen, mit speziellen Fächern für gefährlichere Zutaten, oder für Dinge die in einer speziellen Temperatur aufbewahrt werden mussten. Gerade, als er die letzte Kiste leer hatte und die Tür schließen wollte, sah er, wie einer der Kartons sich etwas bewegte und dann wieder liegen blieb. Hö? Verwirrt sah er auf, aber es wehte nicht ein Lüftchen. Es war zwar etwas frisch, wie immer, um diese Jahreszeit, doch absolut windstill. Da! Schon wieder! Es hatte sich schon wieder bewegt! War vielleicht ein Vogel hinein gekrochen, überlegte Fred nachdenklich, bevor er langsam vor dem Ding in die Hocke ging, den Zauberstab vorsichtshalber gezogen. Doch als er rein sah, konnte er nur abwechselnd staunen und seufzen. Da drin lag ein kleines, fusseliges Etwas, dass starke Ähnlichkeiten mit einer Katze hatte, aber keine war. Es war ein junger, kleiner, dürrer, pechschwarzer Panther, der immer noch nicht auf seine Präsenz reagierte. Das passierte leider immer wieder. Irgendwelche Eltern besorgten ihren Blagen exotische Haustiere und wenn sie dann nicht mit ihnen klar kamen, wurden sie ausgesetzt und oft vorher verhext, als Zielscheibe für Flüche benutzt oder sonstiges. Das hier war mit Sicherheit so ein Fall, denn magische Panther waren aufwendige kleine Gefährten, gerade in ihrem ersten Lebensjahr, wo sie ja noch vollkommen auf jemanden angewiesen waren. Aber dafür waren sie später zuverlässige Wegbegleiter, auf die man immer zählen konnte, was mehr war, als man von den meisten anderen Leuten erwarten konnte. Es hieß, nicht mal Hunde wären so treu. Allerdings wusste Fred, dass sie das Kleine hier wohl kaum behalten konnten, sie hatten so viel zu Tun und würden das Kleine oft allein lassen müssen, da sie regelmäßig zu großen Versammlungen gerufen wurden. Aber das arme Ding, das da drin so zitterte, einfach liegen zu lassen, kam auch nicht in Frage, denn Fred sah von hier aus, dass es verletzt sein musste. Das Fell am Rücken fehlte an einigen Stellen einfach und er konnte verkrustetes Blut erkennen. Sicher das Ergebnis eines Schneidezaubers und es war noch relativ frisch, wohl keine Woche alt. Na ja, er würde das Kleine erst mal mit rein nehmen und versorgen, dann konnte er immer noch sehen, was er tun würde. Vorsichtig griff der Rotschopf in den Karton und packte das gerade erwachende Jungtier am Kragen, hob es hoch, als es begann, sich verzweifelt zu wehren. „Ruhig, ganz ruhig, du kleiner Knochensack,“ lächelte er und drückte das Kleine, trotz der nicht zu verachtenden Krallen, an sich, bis es wirklich aufhörte, sich zu wehren und mit heftig klopfendem Herzen in seinen Armen hing, wie ein nasser Lumpen. Fred sah, dass sich dabei mehrere der Wunden wieder geöffnet hatten. „Schon gut, Kleines,“ lächelte er trotzdem. „Ich werde mal sehen, was ich wegen deiner Wunden machen kann, du musst einen wirklich grausamen Vorbesitzer gehabt haben.“ Harry erwachte, als er etwas roch, dass immer näher kam und er bekam fast einen Herzinfarkt, als er die riesig wirkende Hand auf sich zukommen sah, er wollte sich wehren, aber er musste feststellen, dass er dazu, nach seinem gestrigen Gewaltmarsch, einfach nicht mehr die Kraft besaß. Noch größer wurde aber der Schock, als er Fred erkannte, eindeutig Fred, der Zwilling hatte einige Sommersprossen mehr unter dem rechten Auge, als sein Bruder. Ein weiteres Mal versuchte er, sich freizukämpfen, aber nach einer Weile sackte er erschöpft in sich zusammen, überrascht, dass der Andere ihn einfach nur hielt und auf ihn einredete, ihn schließlich mit in den Laden nahm und die Tür hinter sich schloss. Da ging er dahin, sein Fluchtweg, stellte Harry fest, streckte hilflos seine linke Pfote aus und maunzte herzerweichend. „Ist ja gut, mein Kleines,“ murmelte Fred und lief schnurstracks in die eher kleine Küche, wo er mit einem Zauber die Dinge zusammensuchte, die er für wichtig hielt, ein Trank gegen Fleischwunden, einen für eventuelle Knochenbrüche, da eine der Pfoten etwas komisch abstand, ein Schälchen und die Milchtüte, in der Hoffnung, dass George sie mal nicht leer gesoffen hatte. Dann packte er das Geschirrtuch von der Wand und legte es auf den Tisch, setzte den Kleinen darauf und nahm ihn genauer in Augenschein. Ja, an mehreren Stellen war das pechschwarze Fell aufgerissen und zeigte teilweise entzündete Wunden und unregelmäßige Schnitte, fast wie Risse. Den Reaktionen und dem Zucken nach waren wohl auch einige Rippen schwer in Mitleidenschaft gezogen und die linke Vorderpfote war gebrochen. Die goldgrünen Augen sahen ihn voller Angst an. „Schhh,“ lächelte der Rotschopf. „Ich will dir wirklich nichts tun, nur dich versorgen. Ich hab eine Schwäche für verletzte Tiere, weißt du? Und sobald du wieder auf den Beinen bist, werde ich schon einen guten Besitzer für dich finden, du scheinst mir nämlich was ganz Besonderes zu sein.“ Während er ruhig weiter redete, öffnete er die Phiole mit dem Trank gegen tiefe Wunden. Was gut für einen Menschen war, sollte für ein Tier nicht gefährlich sein, hoffte er, tunkte einen Watteball in die eklig riechende Flüssigkeit und tupfte über die vielen Schnitte. Er war überrascht, wie still das Tier hielt, es musste wirklich am Ende seiner Kräfte sein, denn dass das Kleine begriff, dass er nur helfen wollte, hielt er für ein großes Gerücht. „So ist es gut,“ sprach er lobend weiter. „Halt schön still, dann geht es auch ganz schnell vorbei. Nur – wie bekomme ich dich dazu, das Zeug für die Knochen zu nehmen? Ach, ich weiß, ich tu einfach ein paar Tropfen in die Milch.“ Er schüttete den letzten Rest Milch – natürlich hatte George sie wieder fast ausgesoffen – auf eine Untertasse, zählte ein paar Tropfen des Trankes ab und schob die Schüssel zu dem immer noch auf dem Handtuch liegenden Fellknäuel, dass ihn aus halb geschlossenen Augen zu beobachten schien. „Na los, du. Trink das, danach wird es dir sicher besser gehen und später besorge ich dir noch mehr, ich verspreche es.“ Verwirrt musterte Harry den Anderen, während der sich um seine Wunden kümmerte, das hätte er nicht erwartet. Aber wer wusste, vielleicht würden sie ihn ja als Katze lieber mögen? Er wusste, es bestand die Möglichkeit, dass auch diese Beiden ihn verraten hatten, aber er wollte es erst sicher wissen, bevor er sie verurteilte, denn bisher hatte Fred nichts getan, außer ihm zu helfen. Langsam überwand er den Abstand zwischen sich und dem Schälchen, begann dann, zu trinken, wobei er mehrere Anläufe brauchte, weil seine Zunge nicht so wollte, wie er und er es schwer fand, zu trinken, ohne die Hände zu benutzen, aber dann ging es doch. Und er war überrascht, wie gut die Milch ihm tat, sein Magen rebellierte nicht, wie er es befürchtet hatte. Als er fertig war, sah er Fred kurz an, bevor er sich wieder eng in sich selbst zusammen rollte. „Gut hast du das gemacht,“ lobte Fred leise, hob das Kleine, dass zwar erschrocken auffuhr, aber dieses Mal seine Krallen nicht nutzte, wieder auf seine Arme und lief die Treppe wieder nach Oben, wo er sein Schlafzimmer in Augenschein nahm, bis er etwas fand, das er umwandeln konnte. Zwei Zaubersprüche später war aus dem Koffer für seine persönlichen Sammelstücke, die er vorher in die unterste Schublade seines Nachtkästchens hatte verschwinden lassen, ein bequemes, gepolstertes Körbchen geworden, in das er das kleine Tier setzte, nachdem er es sich noch mal angesehen hatte. „Ein Männchen bist du also,“ stellte er dabei mit sanfter Stimme fest, setzte es auf das Kissen und deckte es dann mit einem fluffigen, dicken Handtuch zu, dass er sogar noch mit einem Wärmezauber besprach. „So, nun hast du es schön bequem und George kann dich im Auge behalten, ich denke nicht, dass du viel rumlaufen wirst, so, wie deine Pfote aussieht, aber im Labor glaube ich, ist es doch zu unsicher für dich. Komm, gehen wir George aus dem Bett werfen.“ Wäre Harry in dem Moment menschlich, hätte er vermutlich gelächelt, so aber verkroch er sich nur vollkommen unter dem herrlich warmen Handtuch, dass wie eine dicke Decke um ihn lag und genoss es, zu wissen, dass er wohl relativ sicher war. Im Moment und es war nicht so, als hätte der Andere auch nur einen Verdacht, wer er war. Wenn er wieder gesund war, hatte er sicher bessere Chancen, Remus wieder zu finden, beschloss er. Fred hatte Recht, er sollte nicht so viel rumlaufen, im Moment zumindest. Fred lächelte, als auch das Köpfchen unter dem Handtuch verschwand, nahm den Korb unter den Arm und klopfte, aber als George nicht reagierte, trat er einfach ein und warf seinen Bruder, ohne groß darauf zu achten, ob er diesem weh tat, aus seinem Bett. „Raaaaaaaaaaaaaaaaaaaa! Bist du vollkommen übergeschnappt? Was hab ich dir getan?!“ Fred merkte, wie der Kleine fast an die Decke ging, strich beruhigend da drüber, wo er vermutete, dass der Kopf war. „Nun, “ gab er daher zurück. „ich dachte, du könntest auch ein Mal in deinem Leben zu einer vernünftigen Zeit aufstehen.“ „Es ist... noch nicht mal sieben, du Idiot! Verschwinde, lass mich... was hast du da?“, fragte George neugierig, als er den Korb bemerkte und die Hand seines Bruders, der auf einer kleinen Kugel zu liegen schien. Fred grinste: „Unseren neuen Hausgast, zumindest so lange, bis er wieder einigermaßen gesund ist.“ „Och nee... hast du schon wieder eine Eule mit gebrochenem Flügel gefunden?“ Fred schüttelte nur den Kopf, stellte das Körbchen vor seinen Bruder und zog das Handtuch kurz von dem kleinen Panther, der mit seinen Vorderpfoten zu versuchen schien, seine Wärmequelle festzuhalten. „Ich habe ihn vor einer viertel Stunde in einem der Kartons gefunden,“ gab er zurück. „Und sieh dir an, wie übel er zugerichtet er ist und wie verängstigt. Ich dachte, wir behalten ihn, bis er wieder gesund ist und sehen dann, ob wir einen Besitzer finden, der sich um ihn kümmert, ich konnte ihn nicht einfach draußen lassen.“ „Das konntest du noch nie,“ murmelte George, während er das Kleine ansah, er streichelte sogar kurz den Kopf, bevor sein Bruder das Handtuch wieder über das verängstigte Tier legte. Na, von ihm aus. Es war nicht das erste Vieh, das Fred angeschleppt hatte und es würde kaum das Letzte bleiben. „Muss ich was beachten?“ „Du solltest Milch besorgen und wenn er jammert, gib ihm was, außerdem musst du ein Katzenklo herzaubern und ihn regelmäßig reinsetzen, damit er weiß, wo er sein Geschäft verrichten kann und sei ihm nicht böse, wenn es die ersten paar Mal in die Hose geht. Sonst denke ich, wird er fast nur schlafen, du siehst ja, wie er aussieht und sobald ich mit den Tränken und den Bonbons fertig bin, kümmere ich mich wieder um ihn.“ „Kann ich dann noch schlafen?“ „Ja, aber vergiss den Kleinen nicht, er kann sich nicht selbst versorgen.“ „Ja, ja,“ nuschelte George nur, er stellte das Körbchen neben sein Bett, kroch wieder unter die Decken und schlief einfach wieder ein. Fred lächelte und streichelte das Kleine durch das Handtuch. „George wird sich um dich kümmern,“ versprach er. „Er ist ein Nörgler und ein Morgenmuffel, aber er wird es nicht an dir auslassen. Und wir sehen uns heut Abend...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)