Bittersweet Rhapsody von Saria-chan (Link x Shiek) ================================================================================ Kapitel 2: Feenstaub -------------------- Erstmal danke an die Kommischreiber und die Favoriten, war äußerst motivierend, das zu lesen und sehen. Und ein großes Sorry, das ich so mit dem Update hab auf mich warten lassen! ;_; Aber ich glaube, ich hab bei einem Kapitel noch nie so oft ganze Textpassagen (von teilweise 500 Wörtern XD) gelöscht und neu geschrieben. Es war zumindest ein ziemlicher Kampf, besonders zum Schluss hin. Aber schlussendlich hab ich doch noch gewonnen. *ernsthaft nick* Das war auch einer der Gründe, warum's so lang gedauert hat. Zum anderen musste ich leider feststellen, dass FF und Staatsexamen nicht miteinander kompatibel waren, und danach hat mich nen guten Monat mein Ferienprogramm auf Trab gehalten. ^^'' Ich bin sehr zufrieden mit Link in diesem Kapitel, bin mir allerdings etwas unsicher über Shiek. Ich hoff, ich hab nicht zuviel in Mr. Undurchsichtig interpretiert. Und nein, wer immer gedacht hat, ich hätte sie schlichtweg vergessen einzufügen oder absichtlich weggelassen..tya, ich muss eure Hoffnungen zerstören. Weil der cannon mich verfolgt und so is nix mit Sparmaßnahem. XD Aber das Kapi ist zumindest lang. Das ist gut. Denk ich. XD Also~.. viel Spaß beim lesen. X3 ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Das erste Licht des Tages legte sich wärmend auf Links Gesicht und vertrieb mit diesem sanften Kuss rasch die Schatten des Schlafes aus dem Bewusstsein des Hylianers. Doch wenngleich er auch für einen Moment versucht war, sich wieder in seinem Bett im Dorf der Kokiri zu wähnen, wo sein Morgen oft auf diese Weise begonnen hatte, wurde Link sich nur allzu schnell wieder gewahr, dass dies unmöglich die Realität sein konnte. Allein seine Kleidung, die sich kalt und klamm vom Morgennebel an seinen Körper schmiegte, war Zeichen genug dafür, dass er hier sein Schicksal als Held der Zeit erfüllte und nicht mehr das sorglose Leben des zwölfjährigen Jungen führte, der damals von seiner Bestimmung nichts gewusst hatte. Vieles, was er – für ihn noch vor wenigen Wochen – als selbstverständlich erachtet hatte, war mittlerweile zum Luxus geworden. Dies begann schon mit einer sicheren Stätte für die Nacht. Denn seitdem er auf grausame Art und Weise hatte erfahren müssen, dass es auch unter den Hylianern jene gab, die glaubten, sich die Gunst des Großmeisters des Bösen mit dem Verrat ihrer Landsleute erkaufen zu können, suchte er nur noch selten Zuflucht in bewohnten Gegenden. Das Bild der alten Frau, die ihm so bereitwillig Unterschlupf gewährt hatte, war ihm dafür noch zu klar und deutlich vor Augen. Ebenso wie jenes ihrer leeren und verwüsteten Wohnung in Kakariko, nachdem er einige Tage später dorthin zurückgekehrt war. Seit diesem Vorfall hatte sich Link eines geschworen. Bevor er noch einmal unschuldige Menschen in die Gefahr brachte, Opfer eines solchen Verrats zu werden, nur weil sie ihm halfen, lehnte er die Angebote dieser großzügigen Leute lieber ab. Es half nichts, sich etwas vorzumachen. So friedlich Hyrule einst gewesen sein mochte, so feindselig war es in diesen sieben Jahren gegenüber seinen Bewohnern geworden – woran ihn nicht zuletzt der Schmerz seiner Wunde erinnerte, der zwar bereits zu einem unterschwelligem Pochen abgeklungen war, weitaus erträglicher als das quälende Brennen vom Vortag, aber immer noch allgegenwärtig. Schlaftrunken öffnete der Krieger die Augen und blickte in einen wolkendurchwirkten Himmel, über den in einem schmutzigen Rot das Licht der Morgensonne blutete. Statt Amseln zogen Krähen ihre Kreise über das karmesinfarbene Firmament und über allem lag wie ein Pesthauch der beißende Gestank aus den Lavagruben unterhalb von Ganondorfs Teufelsturm, den ein ungünstiger Wind hinab in die Steppe trieb. Es war ein Anblick, der in dem Neunzehnjährigen das starke Bedürfnis weckte, die Lider missmutig zusammenzukneifen, sich irgendeinen Weg zurück in den Schlaf zu suchen und den wenig vielversprechenden Anbruch dieses Tages noch ein wenig fortschreiten zu lassen ehe er seine Reise wieder aufnahm. Aber dann streifte eine Erinnerung seinen erwachenden Geist, die diesen Entschluss augenblicklich zunichte machte: Er würde heute nicht allein sein! Shiek würde ihn begleiten! Selbst wenn es nur einige Stunden sein würden, es war genug, um Links Lippen sich zu einem breiten Grinsen verziehen zu lassen. Endlich einmal musste er keine Angst haben, dass der junge Mann von einer Sekunde auf die andere verschwand und ihn zurückließ, obwohl es da noch so viele Dinge gab, die Link auf der Seele lagen und ihre Erleichterung in Worten suchten. Es gab keine nagende Ungewissheit mehr darüber, wann der Angehörige des Schattenvolkes ihn wieder verlassen würde und keine drängende Stimme in seinem Hinterkopf, die ihn an die Begrenztheit ihrer gemeinsamen Zeit erinnerte. Tatsächlich hatte Link das Gefühl, ein lang gehegter Wunsch würde zumindest für diesen Tag in Erfüllung gehen. Voller Vorfreude richtete der grüngewandte Heroe sich rasch, fast schon beschwingt, auf seiner Schlafmatte auf und hielt nach Shiek Ausschau, um seinem zeitweiligen Begleiter den besten Morgen seit langem zu wünschen. Als sein Blick jedoch auf das Lager des Shiekah fiel, das leer und verlassen auf der anderen Seite der ausgebrannten Feuerstelle lag, kam sein erwartungsvoll schlagendes Herz kam mit einem schmerzhaften Stolpern fast vollkommen zum Stillstand. Weg. Shiek war weg. Wenn man die ordentlich zusammengefalteten Decken betrachtete, die sicher mehrere Stunden schon keinen sie wärmenden Körper mehr gesehen hatten, bereits seit Anbruch der Dämmerung. Link holte gezwungen Luft, den üblen Geschmack einer Verbitterung auf der Zunge, deren Ursprung viel weiter zurücklag als seine jetzige Enttäuschung, und schüttelte dann langsam den Kopf. Das konnte einfach nicht sein. Er konnte.. er wollte nicht glauben, dass der junge, geheimnisumwitterte Mann mit seinem Versprechen gebrochen und das Vertrauen des Schwertkämpfers auf solch hinterhältige Weise missbraucht haben sollte. Diese Falschheit passte einfach nicht zu dem Bild des Shiekah, welches der Hylianer in diesen letzten Wochen von ihm gewonnen hatte. Link schob den Tumult seiner Gefühle beiseite und blickte auf. Mit einer Vehemenz, die fast schon an Sturheit grenzte, lies er seine saphirfarbenen Augen danach ein weiteres Mal über die Steppe wandern., um seine Zweifel zerstreuen zu können. Ob ihm die Erkenntnis Erleichterung verschaffen oder ihn für seine Gutgläubigkeit strafen würde, darüber mochte er in diesem Moment nicht nachdenken. Link spürte, wie sein Herz einen kleinen Sprung vollführte und augenblicklich wieder leichter schlug, als er die schlanke Gestalt des Shiekah schließlich zwischen dem knorrigen Astwerk der alten Eiche entdeckte, dessen fast laublose Krone sich vergangene Nacht schützend über sie gespannt hatte. Sich mit einer Hand an dem mächtigen, dunklen Stamm abstützend stand der Angehörige des Schattenvolkes auf einem breiten Auswuchs des Baumes und begrüßte den neuen Tag, während der Wind an den losen Enden seiner Bandagen zerrte und den goldenen Strähnen seines Haares spielte. Die Sonne legte einen Schleier aus flammenden Rot über die Szene und tatsächlich war es Link so, als wäre das Bild ein reales Feuer, das die Gebilde aus Lug und Trug, die seine Logik seinem Herz hatte aufzwingen wollen, in feine Asche verwandelte, die in der Morgenluft verwehte. Plötzlich kamen ihm jene wenig positiven Annahmen über das Wesen des Shiekah gar nicht mehr logisch vor, vielmehr dumm und haltlos und er schalt sich im Stillen selbst dafür, dass auch nur für einen kurzen Augenblick überhaupt in Betracht gezogen hatte, ihnen Glauben zu schenken. Noch während Links Saphirblau auf dem Anblick ruhte, begannen am Horizont Streifen von glänzendem Gold das Inferno am Himmel zu durchbrechen. Für den Moment sah es so aus, als würde die glänzende Sonnenscheibe das übermächtige Grau der Wolken bezwingen, doch der Krieger hatte dieses Schauspiel nunmehr selbst schon viel zu oft mit angesehen um nicht zu wissen, dass sie diesen Kampf bald schon verlieren und Hyrule wieder unter einer Glocke trüben Zwielichts liegen würde. Link verzog darüber das Gesicht. Es war gemein zu sehen, wie wenig doch seine Anstrengungen eigentlich belohnt wurden. Zwei Siegel hatte er bisher schon gebrochen und trotzdem erschien es manchmal so, als hätte sich überhaupt nichts in Hyrule verändert. Der Heroe konnte sich lebhaft vorstellen, wie Ganondorf auf seinem dunklen Thron saß und laut über die vergeblichen Mühen des Jugendlichen lachte. Link warf einen wütenden, trotzigen Blick in Richtung des Teufelsturms. Er würde schon dafür sorgen, dass dem Großmeister des Bösen dieses Lachen gehörig verging. Al seine Augen jedoch wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurückkehrten, kam er nicht umhin sich zu fragen, was Shiek dort oben auf der alten Eiche wohl an einem Morgen wie diesem durch den Kopf gehen mochte. Wie es war, wenn man Tag für Tag, Jahr für Jahr mit ansehen musste, wie die Dunkelheit über das Licht siegte. Doch dieses Thema schien dem Schwertkämpfer zu persönlich, um so direkt danach zu fragen, und er entschied sich dagegen, zu dem Angehörigen des Schattenvolkes zu gehen und seine Neugier zu befriedigen – nicht zuletzt auch, weil der Hylianer merkte, wie sich mit plötzlicher Heftigkeit sein leerer Magen meldete. Kein Wunder, dass sich die negativen Gedanken in seinem Kopf ein Wetteifern lieferten. So ausgehungert, wie er war, konnte man ja gar nicht optimistisch sein! Entschlossen, diesen Zustand zu ändern und Shiek und sich etwas Gutes zu tun, richtete der Held der Zeit sich von seinem Lager auf. Was allerdings so selbstsicher begonnen hatte, endete in einem unbeholfenen Stolpern auf seine eigenen Füße und einer unangenehmen Erinnerung daran, dass Link zwar die Verletzung überstanden, aber keinesfalls schon auskuriert hatte. Der Schwindel war dabei noch nicht einmal das schlimmste, vielmehr schockierte es ihn, das ihm eine einfache Bewegung wie diese ihm solche Kraft kostete. Ungläubig schüttelte er den Kopf, nachdem sich einige tiefe Atemzüge später die tosenden Wogen seiner Wahrnehmung bereits wieder beruhigt hatten. Vielleicht sollte er in Zukunft doch etwas vorsichtiger sein, wenn er Gegenden nahe des Gerudo-Tales passierte. Oder einfach besser mit dem Schwert. Er nickte zustimmend. Genau, gleich morgen würde er sein Training wieder aufnehmen und jede Übung doppelt so hart absolvieren. Ein sanfter Druck gegen seine Schulter und ein lautes Schnauben setzte den Überlegungen des Kriegers ein Ende und er wandte sich um. „Guten Morgen, Epona“, begrüßte Link seine Stute, die hinter ihn getrottet war und deren dunkle Augen nun Aufmerksamkeit forderten, und lächelte. Er ließ seine Hand über die kräftige Halsmuskulatur seines Reitpferdes gleiten und vergrub sie schließlich im Ansatz von Eponas heller Mähne, um sie dort zu versöhnlich zu kraulen. „Ich hab dir gestern einen ganz schönen Schrecken eingejagt, nicht?“, fragte er und schenkte ihr das entschuldigende Grinsen eines kleinen Jungen, der von seinen Eltern bei etwas Verbotenem ertappt worden war. Wenn der Fuchs ihm jemals etwas nachgetragen hatte, dann hatte er es ihm jetzt vergeben. Zufrieden gab die Stute sich den Liebkosungen ihres Reiters hin und schien gar nicht mehr auf dessen Worte zu achten. Was den Hylianer natürlich nicht davon abhielt, weiterzusprechen. „Aber jetzt geht es mir ja wieder gut. Und weißt du was?“ Wenn Links Grinsen jemals noch hätte breiter werden können, dann tat es das jetzt. „Shiek kommt heute mit uns.“ Es war immer noch seltsam, wie sehr ihn der alleinige Gedanke daran beflügelte, aber er konnte einfach nicht anders als sich zu freuen – auch wenn ihm der Egoismus dieses Gedankens wohl bewusst war – dass er die Zeit des Shiekah für diesen einen Tag allein für sich beanspruchen konnte. Einige Momente lang strich er in sich selbst verloren der Stute noch durchs Haar, bis ihn sein Hunger wieder daran erinnerte, was er ursprünglich vorgehabt hatte. Ein letztes Mal Eponas Hals tätschelnd schritt er neben die Stute und begann, den Knoten des Proviantbeutels an ihrem Sattel zu lösen. Der Held der Zeit war gerade dabei, zu den dicken Scheiben Graubrot noch zwei großzügige Stücke von dem kleinen Laib Lon-Lon-Käse herunterzuschneiden, als Shieks melodische Stimme an sein Ohr drang und ihn aufblicken ließ. „Guten Morgen, Link“, grüßte der junge Mann ihn, während er die letzten Schritte zwischen seinem Standpunkt und dem Schwerkämpfer zurücklegte. „Guten Morgen, Shiek“, erwiderte der Neunzehnjährige vergnügt, wischte den Dolch, den er als Messer zweckentfremdet hatte, am Saum seiner Tunika ab und steckte ihn zurück in eine der Satteltaschen, während er in der anderen Hand gekonnt den Turm aus Brot und Käse balancierte. „Dir scheint es wieder besser zu gehen“, stellte der Angehörige des Schattenvolkes fest, die Erleichterung in dem hellen Bass deutlich hörbar. „Ja“, stimmte der Krieger ihm zu und unterstrich seine Worte mit einer bestätigenden Kopfbewegung, die gleichzeitig Dankbarkeit ausdrückte. Dann hielt er dem Shiekah auffordernd einen Teil des Essens entgegen. „Frühstück“, erklärte Link, nachdem Shiek nicht augenblicklich danach griff, und aus der anfänglichen Verwunderung in den rubinroten Iriden des Angehörigen des Schattenvolkes wurde ein Lächeln. „Danke.“ Gierig machte sich Link über Brot und Käse her. Er hatte das Gefühl, seine letzte Mahlzeit läge schon um Tage zurück und das wenige Essen, das er mit jedem Bissen zu sich nahm, kaum genug war, um das brüllende Monster in seinem Magen zu besänftigen. Erst, als Link schon einen beträchtlichen Teil seines Frühstücks verschlungen und den ersten Hunger gestillt hatte, blickte er in Richtung seines Begleiters. Shiek legte ein weitaus gemäßigteres Tempo beim Verspeisen seiner Mahlzeit vor und peinlich berührt zügelte Link das seinige ebenfalls. Im Vergleich zum Angehörigen des Schattenvolkes musste der Heroe wie ein Barbar aussehen. Einige Bissen später ertappte sich Link dann selbst dabei, wie seine Augen erneut verstohlen zu seinem gestrigen Retter wanderten. Ihm war aufgefallen, dass Shiek zum Frühstücken seinen Mundschutz ein wenig heruntergezogen hatte, ebenso wie ihm die Tatsache bewusst geworden war, dass der Jugendliche den Shiekah eigentlich noch nie ohne dessen Maske gesehen hatte. Seine Neugier erlitt jedoch schnell eine herbe Enttäuschung, da Shiek in einem ungünstigen Winkel zu ihm stand und das goldene Haar des jungen Mannes die entblößten Züge fast vollkommen verschleierte. Und dennoch konnte er nicht anders, als mit klopfendem Herzen übereilig das Saphirblau abzuwenden, als der Angehörige des Schattenvolkes in seine Richtung blickte. Er fühlte sich wie jemand, der von offener Straße unerlaubterweise durch ein Fenster in ein Wohnhaus gesehen und dabei etwas beobachtet hatte, das nicht für seine Augen bestimmt war. „Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“ hörte er den Shiekah fragen und beinah reflexartig drehte der Schwertkämpfer den Kopf wieder zu Shiek, welcher, den Helden der Zeit mit einem leichten Stirnrunzeln ansah. Leicht enttäuscht stellte Link fest, dass der weiße Schal des jungen Mannes den Weg zurück vor dessen Mund gefunden hatte, und schüttelte verneinend den Kopf. „Ich habe mich nur gefragt, was du da vorhin auf dem Baum eigentlich getan hast“, entgegnete er statt einer Erklärung für sein Verhalten. Der Angehörige des Schattenvolkes musste schließlich nicht alles wissen und es interessierte Link tatsächlich. Auch wenn Shiek es sich zuerst nicht hatte eingestehen wollen, die schiere Banalität der ganzen Situation – ein gemeinsames, morgendliches Mahl und der Austausch belangloser Worte – hatte ihn glücklich gemacht. Selbst wenn alles ihn ihm geschrieen hatte, dass es falsch war, nicht die Rolle, die ihm zugedacht war, ein zu viel an Kontakt, war es ihm doch erschreckend einfach gefallen, diese Stimmen zu ignorieren. Denn für diesen kurzen Moment war es ihm erschienen, als hätte es Ganondorf niemals gegeben und Link und er lediglich zwei junge Männer, die es vorgezogen hatten, sich dem Stadttrubel zu entziehen und ihr Frühstück unter dem strahlenden Himmel der Steppe einzunehmen. Als wäre er Teil jener Welt voller Licht gewesen, die er aus den Erinnerungen seines Alter Ego kannte. Aber die Worte des Heroen riefen ihm die Realität schneller als ihm lieb war ins Gedächtnis zurück. Die Illusion zerbrach und dort, wo in seinem Inneren eine angenehme Wärme begonnen hatte aufzublühen, spürte er plötzlich nur noch Kälte und Leere. Unglücklich wandte er das Rubinrot von Link ab und ließ es über die Steppe wandern, obwohl er wusste, dass ihm der Anblick nichts anderes als Schmerz bringen würde. „Gesehen, welch weiten Weg du n och vor dir hast, Link. Immer noch wirft die Dunkelheit ihren Schatten über so viele Teile des Landes...“ Das Bild, welches sich vor den Augen des siebten Weisen erstreckte, zeigte die Wahrheit seiner Worte nur zu gut. Das Böse war noch lange nicht aus diesem Reich gewichen und sein fauliges Herz erfüllte die Adern dieses Landes immer noch mit einem Gift, welches Pflanzen verwittern und Flüsse vertrocknen ließ. Gleichsam erinnerte es den Angehörigen des Schattenvolkes daran, wie machtlos er trotz der ihm gegeben Kraft der Götter doch eigentlich war. Er selbst war daran gescheitert, Hyrule vor der einfallenden Finsternis zu schützen und war sieben Jahre lang dazu verdammt gewesen mit anzusehen, wie das Land, das er ebenso liebte wie Zelda, einen langsamen Tod starb. Sieben lange Jahre hatte er nichts anderes tun können als sich zu verstecken – hoffend, dass Ganondorf niemals erfahren würde, wessen Seele der junge Shiekah in seinem Inneren trug – und zu warten ... warten auf den Helden der Zeit. Seine Seelenspiegel suchten das Gesicht des Kriegers und Links Blick verriet ihm, dass es Shiek nicht vollkommen gelungen war, den Schmerz aus dem seinigen zu verbannen. Dann jedoch legte sich ein unsicheres Lächeln auf Links Züge und gewann schnell an Sicherheit und Stärke. „Keine Angst, ich werd’ schon dafür sorgen, dass Hyrule wieder so wird, wie es einmal war. Ich...“ Die selbstbewusste Ankündigung des grüngewandeten Hylianers geriet plötzlich ins Stocken und der Angehörige des Schattenvolkes konnte deutlich sehen, wie eine Idee das Saphirblau des Jugendlichen erhellte und seine Lippen sich in einem Ausdruck kindlicher Vorfreude kräuselten. „... ich will dir etwas zeigen“, stieß Link atemlos hervor Die Begeisterung über seinen Einfall erfasste den Neunzehnjährigen wie eine Welle. Hatte er zunächst nur nach ähnlich aufmunterten Worten gesucht, wie sie ihm der Shiekah immer zusprach, wenn Link selbst niedergeschlagen war, hatte während seiner Überlegungen eine Erinnerung seinen Geist gestreift, die tausend Mal besser war als alle Versprechen, die der Krieger dem jungen Mann hätte geben können. DAS musste Shiek einfach glücklich machen. Und so oft, wie der Angehörige des Schattenvolkes Link während den vergangenen Wochen nun schon Mut gemacht hatte, war es ihm der Jugendliche einfach schuldig. Hastig schlang Link die letzten Bissen seines Frühstücks hinunter und schwang sich auf Eponas Rücken. Irgendwo registrierte sein Unterbewusstsein zwar, dass seine Wunde sich mit einem schmerzhaften Ziehen und Stechen zurückmeldete, aber der Held der Zeit nahm es kaum wahr; es war jetzt ohnehin nebensächlich. Wenn sie erst einmal dort waren, würde er sich ohnehin nicht mehr darum kümmern müssen. Er sah zu Shiek hinunter, dessen blutfarbene Iriden Skepsis über den spontanen Ausbruch ungezügelter Freude des Schwertkämpfers wiederspiegelten, und streckte ihm die Hand entgegen. „Es ist ein kleines Stück, aber du kommst doch mit, oder?“ Die Aufregung in Links Stimme schwang deutlich mit, als er sprach, aber im gleichen Moment sprach aus der Frage auch die Angst, sein gestriger Retter könnte es sich in der letzten Sekunde doch noch anders überlegen und das Angebot des Heroen ausschlagen. Eine Angst, die unbegründet gewesen war, wie der junge Mann aus dem Dorf der Kokiri erleichtert feststellte. Die Zweifel wichen aus den Augen des Shiekah und er schien zunächst etwas sagen zu wollen, behielt es dann aber für sich und stellte stattdessen einen Fuß in den Steigbügel, während seine schlanken Finger die Hand des Hylianers umschlossen, damit Link ihn hinter sich den Sattel ziehen konnte. Link trieb seine Stute in einem fliegenden Galopp über die Steppe, was Shiek nicht viel anderes übrig ließ, als seine Arme fest vor der Taille des Heroen zu verschränken und sich zu fragen, wohin der Schwertkämpfer ihn wohl führen mochte. Es war zumindest einfacher, seine Gedanken damit zu beschäftigen, als mit der Suche nach dem Grund für Links unbändigen Elan. Selbst wenn der Träger von Zeldas Seele schon oft genug miterlebt hatte, wie Selbstvertrauen dem jungen Helden Flügel verlieh, so gelöst hatte er den Neunzehnjährigen noch nie erlebt. Diese Energie und Leidenschaft, welche der Krieger ausstrahlte, hatte etwas jener großen Herrscher, die bedingungslos von ihrem Volk geliebt wurden und Shiek wusste, wenn Link in diesem Moment behauptet hätte, er würde Ganondorf heute noch bezwingen, der Angehörige des Schattenvolkes hätte es ihm augenblicklich geglaubt. Unter diesen Umständen wollte er vielleicht er auch einfach nicht genauer darüber nachdenken, welchen Ursprung das Glück auf Links Gesicht hatte. Da er fürchtete, die Antwort bereits zu kennen und sie den selbstsüchtigen Wunsch in ihm zerstören würde, dass es immer so sein sollte wie in jenem Augenblick. Er wollte nicht schon wieder derjenige sein, der das Lächeln von Links Lippen stahl, das durch etwas erwachsen war, was in erster Linie niemals hätte entstehen sollen. Er wollte nicht sehen, wie er sich immer weiter in die Schicksalsfäden des Helden der Zeit verstrickte, um später verzweifelt nach einer Lösung zu suchen, wie er sich aus ihnen herauswinden konnte, ohne den Hylianer zu sehr dabei zu verletzen. Nicht heute. Bald schon zügelte Link sein Pferd und die leise Vermutung Shieks über das Ziel des Neunzehnjährigen, die in ihm aufgekommen war, als Link seinen Fuchs in nordöstliche Richtung gelenkt hatte, bestätigte sich vollends. Unweit vor ihnen lag der Eingang zum Dorf der Kokiri , die unterirdische Passage wie ein dunkler Schlund im Fels vor ihnen aufklaffend., und der Heroe begann damit, aus Eponas Sattel zu steigen, wobei Ungeduld die Bewegungen des Kriegers fahrig werden ließ und er gestürzt wäre, hätte Shiek nicht in letzter Sekunde nach seinem Arm gegriffen und ihn zurück in Position gezogen. „Läuft es weg?“ fragte der junge Mann schließlich., sobald er sicher genug war, dass Link lange genug still hielt, um sich nicht gleich ein weiteres Mal ziemlich unheroisch selbst aus dem Sattel zu werfen. Link blickte verwirrt über due Schulter zu ihm zurück. „Was?“ „Dieses Ding, das du mir so unbedingt zeigen willst. Läuft es weg oder gibt es einen anderen Grund für deine Eile?“ „Nein“, gab der grüngewandte Hylianer zu und ein leises, verlegenes Auflachen verließ seine Lippen . „Einem Helden würde ein wenig mehr Bedacht besser stehen“, erwiderte Shiek, einen leichten Tadel in den hellen Bariton geflochten. „Ich werde es versuchen“, versprach Link, wenngleich der Träger von Zeldas Seele wusste, dass der gut gemeinte Vorsatz morgen schon wieder vergessen sein konnte. Vorsicht war noch nie eine von Links Stärken gewesen, erinnerte er sich nachsichtig. Aber immerhin zeigte die milde Rüge zumindest für den Moment eine kleine Verbesserung, denn wesentlich langsamer als zuvor saß Link ab und wartete darauf, dass der Shiekah es ihm gleich tat. Als Shiek jedoch sicher neben dem Auserwählten des Triforce stand, war von Links Zurückhaltung kaum mehr etwas zu spüren. „Komm mit“, forderte der Jugendliche ihn mit einem vielsagenden Blick gefüllt mit kindlichem Enthusiasmus auf und griff nach der Hand seines Gegenübers. Eine warme, behandschuhte Faust schloss sich sanft um Shieks feingliedrige Finger und zog ihn leicht in Links Richtung, während der Held der Zeit selbst angefangen hatte zu laufen. Shieks rubinfarbene Seelenspiegel verweilten kurz auf der unerwarteten Verbindung ihrer beiden Hände, dann wanderten sie auf den Rücken des Neunzehnjährigen, der voranlief und den Angehörigen des Schattenvolkes hinter sich herführte. Allmählich begann sich der Träger wirklich zu fragen, was Links Geheimnis sein mochte, dessen Offenbarung ihn mit solchen Übereifer erfüllte. Sollte es tatsächlich etwas geben, das der Shiekah in all den Jahren, die er durch Hyrule gestreift war, noch nicht gesehen hatte? Kaum hatten sie den hohlen Baumstamm passiert, welcher die Steppe mit dem Forst verband, änderte sich nicht nur ihre Umgebung schlagartig, sondern auch die Stimmung, welche sie durchwirkte. Die Luft hier war schwer vom harzigen Atem des uralten Waldes und doch voller Leben. Die vielfältigen Stimmen der Waldbewohner verwoben sich mit dem Rauschen des Windes in den Baumkronen zu einer leisen Melodie, welche den gesamten Wald erfüllte. Wie ein Regen aus leuchtenden Schneeflocken tanzten körperlose Lichter zwischen den mächtigen Stämmen und obwohl schwach, senkte sich der blasse Schein von Hyrules Sonne in breiten, goldenen Strahlen zu Boden. Ohne anzuhalten führte Link den Shiekah weiter, hindurch durch den nächsten, unterirdischen Abschnitt, und hinein in das Dorf der Kokiri. Mehrmals folgten ihnen die erstaunten Blicke seiner Bewohner auf ihrem Weg, aber der Heroe schien sie gar nicht erst wahrzunehmen. Für ihn schien das einzig Wichtige der gewundene Pfad zu sein, der – wie der Angehörige des Schattenvolkes bald bemerkte – ihrer beiden Schritte hinauf zum Eingang der Verlorenen Wälder lenkte. „Link?“ fragte der Träger von Zeldas Seele, während der Schwertkämpfer sie in das verworrene Labyrinth aus Bäumen und Hohlgängen führte. Wenngleich er wusste, dass er dem Krieger vertrauen konnte, behagte es ihm nicht, so vollkommen unvorbereitet auf Links Geheimnis zu treffen – hatten Überraschungen in den letzten Jahren nur selten etwas Positives mit sich gebracht. „Warte. Wir sind fast da“, erwiderte der Jugendliche, den Blick weiterhin auf den Wald vor ihnen gerichtet. Nervöse Aufregung war in die Worte des Neunzehnjährigen verwoben und vermischte sich mit dem jugendlichem Enthusiasmus darin. Shieks Augen verweilten noch einen Moment unschlüssig auf dem Rücken des Heroen, dann stieß er schicksalsergeben den Atem durch die Lippen und lies es bei dieser Antwort bewenden. Er war weise genug um zu erkennen, dass Link nicht eher das Mysterium um ihren Zielort lüften würde, bevor sie ihn nicht erreicht hatten. Dazu war der junge Mann momentan viel zu sehr das Kind, das man ihn nie wirklich hatte sein lassen. Der Angehörige des Schattenvolkes entschied sich, den Helden der Zeit diese Augenblicke der Unbeschwertheit genießen zu lassen, lag doch noch so viel Dunkel auf dem Schicksalspfad des Neunzehnjährigen. Und außerdem... Die rubinroten Seelenspiegel des Shiekah wanderten zurück auf seine Finger in Links Hand. Die Berührung fühlte sich warm an. Echt. Aufrichtig. Der Angehörige des Schattenvolkes spürte, wie er sich merklich entspannte. Nein, es gab wirklich keinen Grund, an den Absichten des Hylianers zu zweifeln. Wirklich nicht. Mit der Sicherheit von jemanden, der seinen Weg genau kennt, lief Der Held der Zeit mit unvermindertem Tempo weiter voran und verlangsamte seinen Schritt erst wieder, als sie sich dem offensichtlich letzten, hohlen Baumstamm vor Links Ziel näherten. Shiek Blick streifte über den Durchgang der für ihn wie jeder andere in diesem Wald aussah. „Hier?“ fragte der Träger von Zeldas Seele, worauf Link mit einem bestätigendem Nicken antwortete und mit einer Geste bedeutete, ihm zu folgen. Schummriges Zwielicht umgab sie, als sie den Hohlweg durchschritten, doch als sie die Erde wieder freigab und der Shiekah seine Augen auf die Lichtung richtete, die sich vor ihm ausbreitete, sog er ob des einzigartigen Anblicks, der sich ihm bot, erstaunt den Atem ein und hielt ihn unwillkürlich an. Der Feenbrunnen im Zentrum des Haines war alt. Uralt. Moos und bläuliche Flechten überwucherten an vielen Stellen den weißen Marmor, der sich einst zu kunstvollen Bögen verbunden um die Wasserstelle geschwungen hatte. Wippende Farne und mächtige Bäume standen jetzt dort, wo vor Jahrhunderten schützende Mauern die Quelle umgeben haben mussten, und fächerten kühlen Schatten. Aus dem Boden sprudelte klar und rein frisches Wasser und sammelte sich zu einem flachen Teich, dessen Oberfläche vom Schein der zahllosen, darüber schwebenden Feen hell schimmerte. Sie kleinen, blassrosa Wesen selbst schienen in ein zeitloses, unbeschwertes Spiel vertieft. Unbekümmert tanzten sie durch die Luft, schienen keine Sorgen zu kennen und Shiek begann zu spüren, wie sich der Frieden dieses Ortes begann, auch auf ihn zu senken und sich ein verkrampfter Knoten in seinem Inneren allmählich auflöste. Schließlich löste Link seine Hand von jener des Schattenkriegers und schritt auf die Quelle zu, hinein in den funkelenden Reigen der Feen. Die kleinen Kinder der Waldes stieben zunächst auseinander, schlossen dann jedoch rasch wieder ihren Kreis, den Hylianer in ihrer Mitte. „Hallo...“ begrüßte er sie liebevoll und lächelte. Nein, nicht lächeln, korrigierte Shiek sich. Link strahlte. Es gab keine andere Umschreibung dafür. Der sanfte Schein der Feen lies seine sonnengebräunte Haut schimmern, während das tiefe Blau seiner Augen hell leuchtete und sein Lachen selbst die Sonne blass erscheinen ließ. Der Shiekah bemerkte, wie seine eigenen Mundwinkel sich nach oben verzogen. Das Glück, welches sich auf den Zügen des Neunzehnjährigen wiederspiegelte, war mehr als nur ansteckend. Es war wie ein warmer Sommertag nach einem langem, harten Winter, voller Leben und Licht. Doch nichts hätte den Shiekah auf den Moment vorbereiten können, in dem sich Links Aufmerksamkeit wieder auf ihn richtete, den Ausdruck vollkommener, unverfälschter Freude immer noch auf seinem Gesicht. Der Träger von Zeldas Seele fühlte sein Herz stolpern und einen heißkalten Schauer sein Rückrat hinunterjagen. Sanftheit und Ehrlichkeit sprach aus dem Lächeln des grüngewandeten Heroen und ihm wohnte eine Kraft inne, die Hyrules finsteren Himmel augenblicklich hätte erhellen können. Auf unsicheren Beinen tat er einige Schritte nach vorne als Link die Hand in seine Richtung ausstrecke und ihn aufforderte, zu ihm zu kommen. Doch sobald das Wasser der Quelle seine Füße umspülte, hatte er sich wieder gefangen und die kleinen Bewohner des alten Brunnens machten ihn seine Nervosität ohnehin vergessen. Munter umschwirrten die Feen ihn, und begrüßten den unbekannten Gast in ihrem Reich. Ihre Berührung war ein sanftes, wohliges Kribbeln auf der Haut, kleine Feuerwerke reiner, magischer Energie, die prickelnd durch seinen Körper zogen und Blessuren vergangener Kämpfe heilten. In einer genießerischen Geste schloss Shiek die Lider und zupfte abwesend an seiner Maske, bis er sie schließlich ganz herunterzog, um den leuchtenden Wesen mehr von sich zu offenbaren und dieses herrliche Gefühl in einem noch größeren Ausmaß spüren zu können. Er hatte schon fast vergessen, dass es tatsächlich noch Orte wie diesen in Hyrule gab, die unberührt vom Makel des Bösen waren. Links Blick auf sich spürend öffnete er die Augen wieder und sah den Krieger wieder an. „Danke...“ sagte er und meinte es vom Grunde seiner Seele auf. Seiner beiden Seelen. Als sich das halbe Lächeln auf Shieks Lippen in eine kritische Linie verwandelte, die sich auch in dem darauffolgendem Stirnrunzeln wiederfand, fiel Link auf, dass er den Angehörigen des Schattenvolkes immer noch anstarrte. Rasch senkte der Jugendliche den Blick, doch die Frage in der Stimme des Shiekah blieb. „Was ist los, Link?“ Der Schwertkämpfer sah wieder auf, fühlte sich plötzlich unendlich nervös, er wusste selbst nicht genau warum. „Ich glaub’, das ist das erste Mal, dass ich dich ohne Maske sehe“, gestand er, ohne jedoch die Entspannung zu spüren, die er sich von dieser Antwort erhofft hatte. Das Spiel aus Emotionen wie Zweifel und Verwirrung, die er nun deutlich auf Shieks entblößten Gesicht erkennen konnten, verschlimmerten seine Ruhelosigkeit sogar noch. „Und...?“ Der Angehörige des Schattenvolkes ließ das Wort als Frage in der Luft stehen und es war offensichtlich, dass er von dem Hylianer eine genauere Erklärung für sein Verhalten erwartete. Warmes Blut durchströmte Links Wangen und sein Herz hüpfte in einer Mischung von Aufregung und Verlegenheit unruhig auf und nieder. Es war schwer, dieses Gefühl zu deuten und etwas zuzuordnen, dass er kannte. Er hatte schon einmal ähnlich empfunden, damals, während seines erstens Treffens mit Zelda, als ihm die Prinzessin dieses engelsgleiche Lächeln geschenkt hatte. Aber die Erinnerung daran verblasste unter der Intensität seiner Emotionen in diesem Moment, ließen die Empfindung jenes Tages nur als ein sehr viel schwächeres Phantom von ihnen erscheinen. Er kratzte sich am Kopf und wich den roten Iriden seines Gegenübers aus, während die Hitze auf seinem Gesicht in den brodelnden Krater des Todesberges selbst verwandelte. Sein Mund war staubtrocken. „Ich hätte nicht gedacht, dass du so.. hübsch bist.“ Auch wenn Link dieses Wort bisher nur im Zusammenhang mit Mädchen gebraucht hatte, fand er kein Passenderes, um die weichen, feinen Züge des Shiekah zu umschreiben. Sie hatten etwas Stolzes, Aristokratisches und wirkten im gleichen Moment doch unendlich zerbrechlich. Der Ausdruck in den Augen seines Gegenübers war unleserlich, doch dann verzogen sich die Mundwinkel des jungen Mannes ein wenig nach oben. „Ich denke, ich sollte das als Kompliment nehmen, nicht wahr?“ Noch bevor Link etwas erwidern konnte, drang ein helles Flirren an sein Gehör, gefolgt von einem harten Aufprall auf seiner Schläfe. „Duu~..!“ zeterte ein helles Stimmchen direkt neben seinem Ohr und das kleine Objekt prallte erneut gegen seinen Kopf. „Verräter!“ schimpfte es weiter. Abwehrend hob Link einen Arm, was seine Heimsuchung jedoch geschickt zu umgehen wusste und erneut auf seinen Schädel eintrommelte „Aua, Navi... hör auf.. du tust mir.. weh!“ jammerte er gequält, während er weiterhin erfolglos versuchte, den Angriffen der kleinen Fee auszuweichen. „Eine ganze Woche! Eine ganze Woche warte ich hier nun schon auf dich!“ „Aber du bist doch beim Kampf gegen Volvagia..“ wollte Link zu seiner Verteidigung hervorbringen, aber seine Begleiterin ließ ihn gar nicht erst ausreden. „Wie oft muss ich dir noch sagen, dass wir Feen schnell heilen!? Wofür hast du eigentlich so große Ohren, wenn du mir sowieso nie zuhörst?“ Der Held der Zeit hatte es mittlerweile aufgegeben, die Schläge der blassblauen Fee aktiv abzuwehren. Beide Arme schützend über seinen Kopf verschränkt, blickte er verzweifelt in Richtung des Shiekah. „Shiek! Hilf mir!“ Als der Name von Links Retter des vorangegangenen Tages fiel und Navi bemerkte, dass sie offensichtlich doch nicht so allein waren, wie sie gedacht hatte, verebbten ihre Attacken augenblicklich. Der Neunzehnjährige wagte einen Blick aus dem Augenwinkel und fand seine Begleiterin neben sich in der Luft schwebend, zutiefst beschämt über ihren Ausbruch. Zaghaft flatterte sie in die Richtung des Shiekah, als hätte sie sich bei ihm und nicht bei Link zu entschuldigen. „Hallo, kleine Fee“, begrüßte der Angehörige des Schattenvolkes die Gefährtin des Heroen, die eine Armlänge vor dem jungen Mann stehen blieb. „Auch wenn dein Zorn wesentlich größer ist als dein Körper, geh nicht zu hart mit Link ins Gericht. Wenngleich er seine Fehler hat, wir brauchen ihn noch... er ist der einzige Held, den wir haben.“ Links Augenbrauen schossen nach oben. Er konnte die Worte, die er da aus Shieks Mund hörte, nicht glauben. Hatten sich plötzlich alle gegen ihn verschworen? Bockig verschränkte er die Arme und zog eine Schnute. „Da meint man es gut und alles, was man zum Dank bekommt, sind Spott und Schläge..“ grummelte er säuerlich. Sofern es möglich war, mit einer Fee einen Blick auszutauschen, dann tat Shiek dies in jenem Moment, nur um Sekunden später mit laut mit ihr aufzulachen. „Verzeih, Link, ich tue dir Unrecht. Du bist ein großartiger Held“, berichtigte der Träger von Zeldas Seele nach einem letzten Kichern seine vorangegangene Aussage. Der blondhaarige Hylianer spürte das verräterische Rot in seine Wangen zurückkehren und winkte gleichzeitig ab. Auch wenn es ihn so verlegen wie glücklich machte, dass der Angehörige des Schattenvolkes so große Stücke auf ihn hielt, hatte der Shiekah sich für nichts zu entschuldigen... solange es ein Lächeln auf Shieks Lippen zauberte, ertrug er ein wenig Spott gern. Denn Link fand, das dies den Zügen des geheimnisvollen Mannes wesentlich besser stand als der ständig sorgenvolle und ernste Ausdruck, den er so oft in den Augen des Shiekah sah. Beinah reuevoll flog nun auch Navi zurück an die Seite des Schwertkämpfers, die Hitze ihres anfänglichen Zorns nunmehr abgekühlt. „Entschuldigung...“, murmelte sie verhalten und hob dann anklagend ihr feines Stimmchen. „Ich mache mir nur immer solche Sorgen, wenn ich nicht bei dir bin.“ Link schenkte ihr ein mildes Lächeln. „Mir tut es auch leid. Ich hätte wirklich früher zurückkommen sollen, du hast recht.“ „Ich habe immer recht“ erwiderte sie keck. Der Hylianer versuchte sein Gesicht nicht zu sehr zu verziehen, aber die Resignation darauf war trotzdem noch deutlich zu erkennen. Selbst wenn die Worte der Fee der Wahrheit entsprachen und ihr scheinbar unerschöpfliches Wissen um die Monster und Geheimnisse dieser Welt Link nicht nur einmal sein Leben gerettet hatte, so war es in manchen Momenten doch mehr Fluch als Segen. Besonders wenn es das Ego seiner kleinen Begleiterin über das Maß ihrer eigenen Größe wachsen ließ. „Komm her“, sagte er dann jedoch einfach nur und hob seine grüne Mütze ein Stück an, damit seine Fee darunter schlüpfen konnte. Augenblicklich nahm Navi das Angebot an und ohne einen weiteren Gedanken an eine Diskussion mit Link über dessen Unverantwortlichkeit zu verschwenden, verschwand sie in der Dunkelheit seiner Kopfbedeckung und ließ sich an ihrem angestammten Platz nieder. Die Augen des Heroen wanderten zurück zu Shiek, der die Unterhaltung der beiden mit offensichtlichen Interesse verfolgt hatte. „Sie kann manchmal eine ganz schöne Nervensäge sein“, erklärte der Neunzehnjährige entschuldigend, jedoch nicht ohne einen weiteren, schmerzhaften Stoß gegen seinen Schädel zu fühlen, der ihn die Augen zusammenkneifen ließ und verriet, das Navi immer noch mithörte. „..aber ich hab sie trotzdem lieb“ fügte er danach besonders laut hinzu, sodass es die blauschimmernde Fee.mit Sicherheit gehört haben musste. Über die Mundwinkel des rotäugigen Mannes tanzte der Anflug eines Lächelns, das allerdings schnell wieder dem für ihn so üblichen Ausdruck der Ernsthaftigkeit abgelöst wurde. Stille, die nur der Gesang von Wind und Wasser durchbrach, senkte sich zwischen den Shiekah und den Helden der Zeit, als keiner der beiden so recht wusste, wie sie den verlorenen Faden ihrer vorangegangenen Unterhaltung wieder aufgreifen sollten. Schließlich deute Link auf ein bemoostes Stück Erde außerhalb der Quelle, das vor einem Dickicht aus Farnen und jungen Bäumen in Sonnenlicht badete. Tau glänzte auf dem noch morgenfeuchten Gewächs, als hätte der letzte Rastende ein wertvolles Gut aus zahllosen Kristallen darauf ausgebreitet und vergessen. Die Blätter der bodennahen Pflanzen wippten wie diebische Finger in einer Brise auf und nieder, versuchten, die glitzernden Gemmen zu rauben und konnten sie doch nicht erreichen. Shiek nickte zustimmend und beide taten die wenigen Schritte zu dem natürlichen Teppich aus Grün und Gold, um sich darauf niederzulassen. Während Link die Beine weit von sich streckte und den Kopf in den Nacken legte – genießerisch dem Sonnenlicht entgegenreckte – zog das Rubinrot des Angehörigen des Schattenvolkes ein weiteres Mal über die Umgebung, nachdem auch er Platz genommen hatte. „Es ist seltsam, dass ein Ort wie dieser bisher tatsächlich meinen Augen entgangen ist..“ Der Krieger lehnte sich vor und zuckte mit dem Schultern. „Er liegt eben ziemlich versteckt. Salia und ich haben diesen Ort auch nur zufällig entdeckt, als wir in den Wäldern einmal Verstecken gespielt haben.,“ erklärte er. Aber die Art, wie der Heroe den Mädchenname betonte und besonders die Nennung des Names selbst rief eine Erinnerung in Shiek wach. „Salia... die Weise des Waldes“, sinnierte er. „Sie bedeutet dir viel,“ schlussfolgerte Shiek weiter und aus dem Wissen, das er über die besondere Verbindung zwischen der Weisen und dem Helden der Zeit hatte. Link bejahte diese Aussage zunächst mit einer zustimmenden Kopfbewegung, ließ sich mit der eigentlichen Antwort allerdings Zeit. Der Neunzehnjährige zog seine Beine an die Brust, schlang die Arme darum und bettete den Kopf auf die Knie. Sein Blick weilte irgendwo in einer unbestimmten Ferne. „Sie war meistens die einzige, die etwas mit mir zu tun haben wollte. Die anderen Kokiri haben mich häufig gemieden oder mir Streiche gespielt, weil ich der einzige war, der keine Fee hatte.“ Obwohl sich an der Aussage selbst schon wenig Positives finden ließ, war das Schlimmste daran die Abgeklärtheit in Links Stimme, als wäre es vollkommen normal, so behandelt zu werden. Es war nicht so, dass Shiek nichts über das frühere Leben des jungen Hylianers wusste, aber dieses Kapitel daraus war ihm bisher gänzlich unbekannt geblieben. Bei den fast schon gleichmütigen Worten des Neunzehnjährigen spürte er einen scharfen Stich in der Brustgegend, verbunden mit Gefühlen von Mitleid und Sympathie von einer solchen Heftigkeit, dass er meinte, sein Herz müsse darunter zerspringen. Aus den Erinnerungen der jungen Thronerbin Hyrules wusste er wohl, wie es war, als etwas besonderes behandelt zu werden. Aber dies war die Vergangenheit der Prinzessin ins negative Gegenteil verkehrt. Es war grausam auf eine Art, die nichts zu tun hatte dem Leid, das Schergen des Gerudokönigs Hyrules Bewohnern immer wieder zufügten. Es war einfach nur noch.. falsch. Ein Lächeln umspielte Links Mundwinkel, obwohl es nicht allein Freude war, die sich darin fand. „Aber ja, ich mag sie sehr. Sie ist meine beste Freundin.“ Er schwieg für einen kurzen Augenblick, in dem Sehnsucht das letzte Glück von Links Lippen stahl und sie sinken ließ. „Manchmal vermisse ich sie in dieser Zeit schon sehr.“ „Wünscht du dir, dass es anders wäre? Dass du nicht der Held der Zeit wärst und alles wieder so wie früher?“ Der Angehörige des Schattenvolkes hätte es dem Schwertkämpfer nicht übel genommen, wenn er ja gesagt hätte. Es war ein harter Weg, den der Heroe beschritt. Ein Weg, auf dem manch ein anderer schon aufgegeben hätte. Der junge Mann sah das Erstaunen auf Links Gesicht, als sich seine saphirfarbenen Seelenspiegel auf ihn richteten. Offenbar hatte er nicht erwartet, gerade von demjenigen, der immer wieder die Wichtigkeit seiner Aufgabe betonte, solche Worte zu hören. Wenngleich es ein hoffnungsloser Wunsch war, der keine Aussicht auf Erfüllung finden konnte, falls der Neunzehnjährige ihn hegte. Doch sollte es so sein, würde er wenigstens hier sein und zuhören. Selbst wenn er sich damit noch weiter von seinem eigenen, selbstgewählten Weg fortbewegte als er es ohnehin schon getan hatte. Aber heute war eine Ausnahme, sagte er sich immer wieder. So einzigartig vergänglich wie der Feenstaub auf ihren Gesichtern, den schon der nächste Windstoß davontragen und zu einer bloßen Erinnerung machen würde. Etwas einmaliges, dass mit dem nächsten Morgengrauen sein Ende finden würde. Danach würde alles wieder so sein wie vorher. Allerdings überraschte ihn Link mit seiner Antwort ebenfalls. „Nein“, sagte er mit einem Kopfschütteln. „Dann wäre ja nur ich glücklich.“ Fragend wanderten Shieks Brauen in die Höhe. „Was willst du dann, Link?“ Ein Grinsen strahlte ihn auf diese Frage hin an. Unbeschwert und voller Selbstvertrauen. Mann mochte kaum glauben, dass vor wenigen Sekunden noch Schmerz die Züge des Jugendlichen regiert hatte, seine düsteren Schatten waren vollkommen daraus verschwunden. „Dass alle glücklich werden natürlich!“ Shiek blinzelte zunächst ungläubig, dann lächelte er. Diese Antwort war wieder einmal so charakteristisch für den Heroen, dass es ihn wunderte, sie nicht vorausgesehen zu haben. Sie war ein Zeugnis kindlicher Naivität und Überzeugung, die so strahlend hell und anders in dieser Welt voll Finsternis. Wenn nur ein wenig mehr Menschen so wie Link wären, dachte der Angehörige des Schattenvolkes, mochte er sogar daran glauben, das der Krieger diese Aussage, diese schier ungeheure Aufgabe, die der Neunzehnjährige sich selbst gestellt hatte, Wirklichkeit machte. „Das ist ein großer Wunsch.“ „Ich weiß“, antwortete Link, richtete sich auf und klopfte die Feuchtigkeit aus der unteren Hälfte seiner Tunika, ehe er sich streckte und ins Sonnenlicht blickte. „.Aber ich weiß auch, dass ich es schaffen kann. Ich habe schließlich Freunde, die mich unterstützen.“ Bei den letzen Worten wanderten seine Seelenspiegel zurück zu Shiek. Der Hylianer war verwirrt, nicht allein nur Zustimmung in dem Rubinrot des Shiekah zu finden, als er dessen Augen suchte und fand. Neben einer Spur Überraschung lag auch etwas in dem Blick des jungen Mannes, das der Jugendliche nicht genau deuten konnte, aber irgendwo zwischen Erschrecken und Angst lag. Doch bereits im nächsten Augenblick waren die blutfarbenen Iriden unleserlich wie eh und je, sodass Link glaubte, er hätte sich es nur eingebildet. Die zustimmenden Worte des Angehörigen des Schattenvolkes ließen den Schluss zumindest zu und so kümmerte sich der Träger des Masterschwertes auch nicht weiter darum. „Dann hoffe ich, dass er in Erfüllung geht.“ Link blickte zurück zu den goldenen Strahlen, die heute ungewöhnlich stark durch das Blätterdach des Waldes brachen. Er fühlte sich so hoffnungsvoll und bestärkt in seinem Vorhaben, wie schon lange nicht mehr. Und wenn ihm nun noch jemand wie Shiek den Rücken stärkte, konnte ja praktisch gar nichts mehr schief gehen, oder? Nie hatte er ein Wort mit größerer Sicherheit ausgesprochen denn jetzt. Es war ein Versprechen. An sich selbst, den Shiekah und das Volk Hyrules. Und er würde es halten. „Bestimmt.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)