Der ultimative Super-Duper-Mega-Ultra-Sensei-Wettkampf von Felicity (oder: Team Gai versus Team Kakashi) ================================================================================ Prolog: Wetten, dass...? ------------------------ Es war morgens, halb zehn in Konoha. Ein Morgen wie jeder andere, mit warmen Sonnenstrahlen, zwitschernden Vögeln und… „GENAU SO IST ES RICHTIG, LEE!! IMMER SCHÖN DRAUF!!“ „JAWOHL, GAI-SENSEI!“ Ja, und dem üblichen Training von Team Gai… Aber eigentlich beginnt unsere Geschichte an einem anderen Ort, ein Stück weiter westlich. Dort, auf ihrem üblichen Trainingsplatz standen nämlich gerade drei junge Ninja und warteten gelangweilt. „Man sollte meinen, dass er es nach über fünf Jahren doch wenigstens einmal schaffen könnte pünktlich zu sein, oder?“, seufzte Sakura und warf missmutig ein Kunai immer wieder in die Luft, um es hinterher aufzufangen. Vor ihr lehnte Sasuke mit dem Rücken an einem der drei Pfosten und schnaubte nur. Sein Blick allerdings folgte dem Messer in ihrer Hand aus reiner Gewohnheit – egal, wer sie benutzte, man sollte Waffen niemals leichtsinnig aus den Augen lassen. Naruto, der sich lässig auf den Boden hatte sinken lassen und mit hinter dem Kopf verschränkten Armen und geschlossenen Augen vor dem zweiten Holzpfosten saß, schien als einziger unbeeindruckt, was aber eher daran liegen könnte, dass er schon vor über einer halben Stunde eingeschlafen war – zumindest gingen seine beiden Teamkollegen derzeit davon aus, denn er hatte seit dieser Zeit nichts mehr gesagt und das konnte bei ihm eigentlich kaum eine andere Ursache haben. Umso überraschter waren die beiden, als der Blondschopf gähnend die Augen aufschlug und auf Sakuras Frage antwortete: „Vielleicht sollte ich ihm mal vorschlagen, dass ich ihm Jiraiyas nächstes Buch noch vor der Veröffentlichung besorge, wenn er dafür von jetzt an keine drei Stunden zu spät kommt?“ Im ersten Moment reagierte niemand auf den Vorschlag, dann kicherte Sakura leise und selbst Sasuke konnte ein schwaches Grinsen nicht unterdrücken. Naruto streckte sich und kam mit einem Ruck auf die Beine. „Langsam wird das echt albern…“, murmelte er und seufzte, „Lasst uns doch schon mal anfangen.“, schlug er grinsend vor und ehe noch irgendjemand die Chance hatte etwas zu erwidern, schlug er mit der Faust nach Sasukes Gesicht. Der blinzelte kurz, wich dann aber wie erwartet problemlos zur Seite aus, duckte sich ein Stück, stützte die Hände auf den Boden und wollte Narutos Beine wegfegen. Der Chaot allerdings sprang lachend darüber hinweg, überschlug sich einmal in der Luft und landete mit einem breiten Grinsen direkt neben Sakura. Die setzte gerade dazu an Naruto eine kleine Standpauke zu halten, als ein „Yo, Leute.“ sie ablenkte. Synchron sahen alle drei zum letzten der Holzpfosten, auf dem nun in aller Ruhe Kakashi stand und zu ihnen hinab sah. Die drei Jüngeren sahen sich kurz an, dann seufzten sie leise und verdrehten allesamt die Augen, ehe sie im Chor herunterbeteten: „Sie sind schon wieder zu spät!“ Angesichts des heute offenbar fehlenden Enthusiasmus’ – zumindest, was Sakura und Naruto anging, seit er sich dem allmorgendlichen Vorwurf aus einem unerklärlichen Grund angeschlossen hatte, hatte Sasuke kein einziges Mal wirklich geschrieen, sondern das ganze mehr gemurmelt – hob Kakashi kurz die eine, sichtbare Augenbraue, ehe er auf den Boden herab sprang und ein Stück auf seine Schüler zuging. „Ja, wisst ihr, da war diese…“ „… alte Dame, der Sie die Einkäufe nach Hause tragen mussten?“, vollendeten die drei wieder absolut synchron und Kakashi blinzelte verwirrt. „Äh, ja, woher…?“ „Sensei, wenn Sie schon ständig zu spät kommen, könnten Sie sich doch wenigstens mal ab und an eine neue Ausrede einfallen lassen, oder?“, kommentierte Naruto trocken und verzog das Gesicht. „Du meinst, wie deine Aussage letztens, du wärst von einem Ramen-fressenden Ungeheuer angefallen worden?“ Naruto schnaubte wütend. „Das war keine Ausrede!! Das verdammte Mistding hat wirklich meinen gesamten Ramenvorrat vertilgt!!“ Sasuke grinste schief. „Schon ein schwaches Bild, wenn du nicht mal gegen den kleinen Welpen ankommst, Volltrottel.“ Berechenbar, wie eh und je, funkelte Naruto ihn wütend an. „Ich will dich mal sehen, wenn eines von den Inuzuka-Viechern bei dir im Haus auftaucht und deine Sachen durchwühlt!“ „Da ich - im Gegensatz zu dir - meine Fenster und Türen schließe, dürfte das nicht passieren, Idiot.“ Die beiden merkten erst, dass sich ihre Gesichter bei den Worten langsam aber sicher auf einander zu bewegt hatten, als Kakashi sie sacht wieder auseinander drückte. „Jetzt ist aber gut, Jungs, wir haben heute schließlich noch was vor.“ „Hn.“, kommentierte Sasuke und verschränkte die Arme vor der Brust, während Naruto skeptisch eine Augenbraue hob. „Haben wir eine Mission?“ Kakashi schüttelte nur den Kopf. „Nein, heute mal nicht, aber ich dachte, es wäre mal wieder an der Zeit, dass wir…“ Weiter kam er nicht, da in eben diesem Moment ein Shuriken dicht an seinem Gesicht vorbeisauste, gefolgt von einem verschwommenen, grünlichen Etwas. Ehe Kakashi aber auch nur die Zeit fand die Stirn zu runzeln oder gar zu seufzen, schoss bereits ein zweites grünes Etwas heran und blieb dicht neben ihm stehen, um ihm ins Ohr zu brüllen: „Guten Morgen, Kakashi, mein ewiger Rivale!!“ „Gai…“, war alles, was er darauf erwiderte, doch das schien sein Gegenüber nicht im Geringsten zu stören. Gai wand sich nur ein Stück ab, um Lee zurückzupfeifen und winkte dann hinter sich. „Neji, Tenten, seht nur, über wen wir da gestolpert sind!“, grinste er breit. Team Kakashi war schlau genug gar nicht erst hinzusehen, Kakashi hatte sein Auge zum Himmel verdreht, Sasuke ebenfalls, Naruto blickte genervt zur Seite und Sakura auf den Boden – allerdings nicht etwa beschämt, sondern eher so, als suche sie nur noch die beste Stelle zum draufhauen. Mittlerweile waren auch Neji und Tenten angekommen und nickten den anderen mitfühlend zu. Naruto drehte Gai kurz den Rücken zu, deutete kurz hinter sich und wedelte dann mit der Hand vor seinem Gesicht herum, woraufhin Tenten nickte und Neji seufzte. Gai indes legte gerade einem wenig begeistert dreinblickenden Kakashi den Arm um die Schulter und plapperte fröhlich drauflos. „Kakashi, was hältst du davon, wenn wir unser wichtiges Training für einen Augenblick unterbrechen und auf unsere Rivalität zurückkommen?“ Kakashi blieb beeindruckend ruhig, als er antwortete: „Gai, so leid es mir auch tut, dass du einen Punkt in Rückstand geraten bist, ich habe gerade wirklich Wichtigeres zu tun.“ „Was gibt es denn wichtigeres als unsere Rivalität?!“, schrie Gai und klang auch noch so aufrichtig entsetzt, dass die jüngeren Anwesenden nicht sicher waren, ob er das nicht am Ende doch ernst meinte. Kakashi verdrehte nur sein Auge. „Training zum Beispiel?“ Sofort war sein Gegenüber Feuer und Flamme. „Oh ja!! Training! Lass uns doch mal sehen, wer besser trainiert!!“ Kakashi setzte an, etwas darauf zu erwidern, aber Gai war schneller und hatte bereits einen grandiosen Plan erdacht. „Aber ja! Los, Kakashi, wollen wir doch mal sehen, wer der bessere Lehrer ist. Ich wette, dass deine Schüler es nicht schaffen eine Aufgabe zu erfüllen, die ich ihnen stelle!! Und damit es gerecht wird, stellst du meinen Schülern auch eine und heute Abend werden wir sehen, wer von uns besser ist!“ Bei den Worten verzog Neji ziemlich genervt das Gesicht, während Lee begeistert zuhörte. „Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist…“, antwortete Kakashi tonlos, doch Gai war schon viel zu euphorisch angesichts seiner eigenen Idee, stieß kurz den Arm in die Luft und schob Sakura, Sasuke und Naruto ein Stück weg von den anderen. Kakashi hob noch kurz die Hand, als wollte er widersprechen, dann gab er es mit einem Seufzen auf und wand sich an das – abgesehen von Lee – ebenfalls nicht gerade begeistert dreinblickende Team Gai. „Nun gut.“, meinte er schließlich, „Eine Aufgabe also, ja? Wie er will… findet heraus, wovon Jiraiyas neuester Roman handelt.“ Damit verschwand er in einer Rauchwolke und ließ die drei alleine zurück. Einen Moment lang war es absolut still, dann meinte Neji genervt: „Das sollte ja nicht allzu schwer werden. Wie es das Schicksal so will, ist Jiraiya-sama nicht gerade einer der am schwersten zu findenden Leute… das sollten wir schaffen können…“ Lee nickte eifrig. „Ganz genau, gegen unsere flammende, jugendliche Energie wird er nichts ausrichten können, wir werden es schaffen, wir werden Gai-sensei nicht enttäuschen, wir werden ihn stolz machen, wir werden es den anderen zeigen, ansonsten werde ich…!“ „Das reicht, Lee, wir haben es verstanden.“, kommentierte Tenten trocken und klatschte ihm eine Hand auf den Mund. Das störte Lee allerdings eher weniger, er riss sich los und rannte sofort mit einem lauten „Auf geht’s!!“ davon. Neji rieb sich die Schläfen. Das fing ja schon mal gut an… Ein kleines Stück weiter grinste Gai das Team Kakashi gerade freudig an. Die drei antworteten ihm darauf aber bloß mit ein und demselben, unwilligen Gesichtsausdruck. Das störte den Jounin allerdings wenig. „Also, meine jugendhaften Freunde, ihr…!“ Schon allein vom Ansatz her war klar, dass er eine mindestens fünf Minuten lange Rede halten würde, wenn ihn niemand aufhielt, deswegen schnitt ihm Naruto auch sofort das Wort ab. „Schon gut, was sollen wir machen?“ Gai blinzelte leicht gekränkt, zuckte dann aber die Schultern. „Ganz wie der Lehrer, hervorragend. Also gut, hier ist euer super-geheimer Auftrag: Findet heraus, was Kakashi unter seiner Maske versteckt!!“ Die Reaktion der jüngeren Ninja darauf konnte man sehr leicht mit einem „Häh?“ beschreiben. Sie sahen Gai an, als wäre er verrückt geworden. „Aber…!“, setzte Naruto an, wurde aber unterbrochen. „Ich weiß, er nimmt seine Maske nie ab, genau das wird eure Aufgabe sein!“ „Aber…?“, versuchte es nun auch Sakura. „Wie ihr das machen sollt? Tja, meine lieben Freunde, genau das ist doch der Trick bei der Sache!!“ „Aber…“, wollte sogar Sasuke widersprechen, doch Gai bremste ihn aus. „Ich weiß, dass es nahezu unmöglich ist und ich erwarte, dass er meinem Team eine ebenso anspruchsvolle Aufgabe stellt!“ Er stieß grinsend den Daumen in die Luft und stolzierte davon. Team Kakashi wechselte zum wiederholten Male an diesem Tag einen Blick, dann stöhnten alle gleichzeitig. Warum eigentlich immer sie? Kapitel 1: 10.17, Konoha-Gedenkstein, Team Kakashi, Versuch 1 ------------------------------------------------------------- Wäre an diesem Morgen irgendjemand zufällig an der kleinen Lichtung in der Nähe des Waldrandes vorbeigekommen, auf der man zum Gedenken an die Gefallenen des letzten großen Ninja-Krieges ein Monument aufgestellt hatte, so hätte dieser jemand sich vermutlich ganz schön gewundert. Dort, durch einen der kleineren Büsche nur halb verborgen, fand nämlich gerade eine fast schon bizzare Versammlung statt. Ein kleiner Fuchs, der scheinbar neugierig seinen eigenen, flauschigen Schwanz musterte und versuchte ihn mit einer Pfote einzufangen, saß neben einem Eichhörnchen, das ihm äußerst missmutig bei seinem seltsamen Spiel zusah. Daneben eine Katze mit glänzendem, schwarzem Fell, die sich in aller Ruhe eine Zungendusche gönnte. Als wäre das noch nicht seltsam genug, fing der kleine Fuchs auf einmal an zu sprechen: „Ich check’ dieses Schwanz-Teil nicht – wozu soll das Ding gut sein?“ Zur Untermalung seiner Frage wedelte er besagtes Objekt wild hin und her, bis es schließlich das Eichhörnchen mitten im Gesicht traf und fast von den Beinen fegte. Letzteres reagierte darauf mehr als nur gereizt, stieß den Schwanz weg und schlug dem Fuchs mit der kleinen Pfote auf den Kopf. Dann knurrte es: „Naruto!“ Offenbar hatte trotz der fehlenden Körpergröße eine ordentliche Wucht in dem Schlag gelegen, denn Naruto – um diesen handelte es sich nämlich in der Tat – legte winselnd die Vorderpfoten auf den Kopf und jammerte. „Aber Sakura-chaaan….“ „Wir sind nicht zum Spaß hier!“, belehrte diese ihn und verschränkte die Arme vor der Brust. Naja, zumindest versuchte sie es, aber in ihrem momentanen Körper sah es eher niedlich als furchteinflössend aussah und verfehlte seine Wirkung vollkommen. „Aber Kakashi-sensei ist doch noch gar nicht aufgetaucht!“, rechtfertigte sich Naruto sofort und richtete sich langsam wieder zu seiner stattlichen Größe von 20cm auf, achtete allerdings darauf nicht mehr in Sakuras unmittelbarer Reichweite zu sein. „Hn. Er wird schon noch kommen, Trottel.“, schnaubte die Katze – Sasuke - ungerührt und fuhr mit seiner Fellpflege fort. „Ich hasse warten.“, meckerte Naruto, dann fiel ihm etwas auf, er legte den Kopf leicht schief und musterte seinen Teamkollegen skeptisch. „Was genau machst du da eigentlich?“, wollte er wissen. Sasuke hielt kurz inne, als würde er sich der Pfote, die er gerade über seinen Kopf strich eben erst bewusst, dann setzte er sie schnell auf den Boden und schnaubte ein „Nichts.“. „Das sah aber nicht aus wie ‚Nichts’, du Bastard.“ „Hn.“ Eine weitere Antwort blieb Sasuke allerdings erspart, da die sensiblen Tierohren ein leises Knacken wahrnahmen. „Er kommt.“, meinte Sakura knapp. Sasuke nickte. „Alle auf die Plätze!“ Auch wenn er mürrisch lostippelte, konnte Naruto es sich nicht verkneifen, noch vor sich hinzumurmeln: „Ich finde den Plan immer noch bescheuert…“ Als Kakashi kurz darauf wirklich auf die Lichtung trat und seinen üblichen Platz vor dem Gedenkstein einnehmen wollte, saß ein kleiner Fuchs davor und sah ihn aus großen, irgendwie seltsam wirkenden Augen mitleidig an. Kakashi hielt sofort inne und runzelte die Stirn. „Was machst du denn hier, Naruto?“, fragte er misstrauisch, doch entgegen seiner Erwartung antwortete der Fuchs nicht etwa sondern winselte leise. Mmh, vielleicht war er auch einfach zu vorsichtig und das war tatsächlich ein Tier. Er kümmerte sich nicht weiter drum, lief einen Schritt weiter und verharrte wie üblich regungslos. So entging ihm auch, dass der Fuchs ihm wütend die Zunge rausstreckte und sich in Richtung Waldrand umsah, wo die schwarze Katze erneut dabei war sich zu putzen. Naruto schnaubte. Sasuke und seine Ticks immer… Er knurrte wütend, um die Aufmerksamkeit seines Teamkollegen auf sich zu lenken, was aber leider auch Kakashis Blick auf ihn zog und ehe er sich versah, wurde Naruto hochgehoben und zu den Bäumen rübergetragen. „Weißt du, Kleiner, das hier ist nicht der richtige Ort, um herumzuspielen…“, erklärte Kakashi unbeeindruckt und wollte den Fuchs gerade wieder absetzen, als vor ihm auf einmal eine Katze aus dem Gebüsch schoss und ihn anfauchte. Nein, sie fauchte den Fuchs an, der daraufhin eine Mischung aus Knurren und Winseln von sich gab, die Klauen in Kakashis Arm schlug und versuchte auf ihm hinaufzuklettern. „Na, na, was soll das denn…?“, meinte Kakashi nur und versuchte den wild auf ihm herumhampelnden Fuchs einzufangen. Der war mittlerweile aber auf seiner Schulter angekommen und wollte offenbar noch höher hinaus. Die Katze währenddessen sprang gerade an Kakashis Bein hoch und der Ninja fühlte sich langsam aber sicher ein wenig überfordert, als ein lautes Bellen erklang. Wie erstarrt hielten alle Beteiligten inne und blickten synchron in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, nur, um einen großen, weißen Hund auf sich zuschießen zu sehen. Gott sei Dank war Kakashi zu abgelenkt, sonst wäre ihm wohl aufgefallen, dass die Katze gerade ziemlich große, erschrockene Augen bekam und am liebsten geflucht hätte. Dazu blieb Sasuke allerdings keine Zeit, da Akamaru bereits viel zu nahe war und er die Beine in die Hand nehmen musste, um abzuhauen. Wenige Schritte hinter dem Hund folgte der Besitzer inklusive Teamkameraden und blickte leicht irritiert drein. „Hallo, Kakashi-sensei.“, grüßte Kiba, „Was war denn hier grade los? Akamaru ist schon lange nicht mehr so abgegangen…?“ Er folgte dem Hund mit seinem Blick, als dieser die Katze immer im Kreis um die Lichtung scheuchte. „Vielleicht hat ihn etwas… öhm, erschreckt?“, schlug Hinata leise vor, als sie neben Kiba trat. Shino sagte gar nichts, musterte aber den Fuchs, der sich nach wie vor an Kakashis Schulter festkrallte. „Ich weiß es nicht.“, antwortete Kakashi ruhig, „Aber es ist gut, dass ihr vorbei gekommen seid. Ich wäre dieses Tierchen wohl sonst nicht mehr losgeworden…“ Und damit wollte er auch den Fuchs herunternehmen. Der jaulte allerdings daraufhin nur und trieb die Klauen noch weiter in Stoff und Fleisch – bis zu Narutos Leidwesen Kiba einschritt und ihn irgendwie im Genick packte und fortzog. Naruto schlug um sich, aber er traf nicht mehr, sondern hing nun hilflos in Kibas Griff. Der lachte. „Ich hab schon ewig keinen solchen Wildfang mehr gesehen. Erinnert uns gar nicht an jemanden, was, Hinata?“ Die wurde daraufhin sofort rot und erschrak heftig, als ihr Teamkollege ihr den Fuchs ohne ein weiteres Wort in die Hand drückte. Ihr Blick traf gelbe, große, verspielte Augen und auf einmal hatte sie die unsinnige Vorstellung, dass sie tatsächlich Naruto im Arm hielt. „Urgh…“ Sie sackte bewusstlos zusammen, was dazu führte, dass Naruto unsanft auf den Boden fiel – und schnell machte, dass er davon kam. „Hinata! Du solltest wirklich mal langsam damit aufhören…“, rief Kiba kopfschüttelnd, während Shino unbeeindruckt weiterhin die Hetzjagd von Hund und Katze verfolgte und tonlos kommentierte: „Ich glaube, die Katze hat Akamaru gerade ein ‚blödes Mistvieh’ genannt.“ Nachdem Sasuke es endlich irgendwann geschafft hatte, dem großen Hund zu entkommen, kletterte er auf den nächstbesten Baum und ließ sich darauf nieder. Er brauchte erst mal einen Moment zum Verschnaufen und dann einen sicheren Ort zum Zurückverwandeln… Gedankenverloren musterte er sein wirres, dreckiges Fell und leckte automatisch darüber, um es zu säubern. „Ihh, du hast ja schon wieder Haare im Mund!“, ertönte es auf einmal direkt hinter ihm und als Sasuke herumfuhr, saß dort der Naruto-Fuchs und wedelte wiedermal unruhig mit dem vom Ast hinabhängenden Schwanz. „Hn. Was machst du denn hier?“ „Sitzen?“, kam die hochintelligente Antwort wie aus der Pistole geschossen. Sasuke verdrehte genervt die Augen. „Ich meine, wie bist du hier hochgekommen?“ Naruto versuchte offenbar die Schultern zu zucken, denn der kleine Fuchskörper vibrierte leicht. „Ich bin hochgeklettert. Füchse können das, weißt du?“, meinte er frech, dann wurde er ernst und blickte in Richtung des Dorfes, auch wenn die Blätter die Sicht versperrten. „Ich sagte ja, der Plan geht schief.“ Sasuke schnaubte. „Das kommt doch nur, weil du zu blöd warst seine Maske zu zerreißen, hast du keine Krallen, oder was?“ „Pff… und wenn schon, wenigstens wurde ich nicht von Kibas Kläffer gejagt!“ Bei der bloßen Erwähnung zuckte Sasuke schon zusammen. „Hoffen wir, dass wenigstens Sakura-chan erfolgreich war…“, kommentierte Naruto nüchtern und Sasuke konnte ihm nur nickend zustimmen. Kapitel 2: 10.31, vor dem Hokageturm, Team Gai, Versuch 1 --------------------------------------------------------- Nachdem Neji und Tenten es nach weit über einer halben Stunde endlich fertig gebracht hatten, Lee ausfindig zu machen und ihn lange genug auszubremsen, um mit ihm reden zu können, hielten die drei nun eine kleine Lagebesprechung. Fest stand, dass sie zuallererst einmal Jiraiya würden finden müssen, schließlich gab es ihrem Wissen nach noch kein fertiges Manuskript, dass sie versuchen könnten einzusehen. Sie brauchten also den Autor höchstpersönlich. „Okay, nach dem, was wir von Naruto über Jiraiya wissen, hat er vor allem zwei Vorlieben.“, fasste Neji gerade zusammen, „Und zwar sind das leicht bekleidete Frauen und Alkohol... letzteres wohl vor allem in Verbindung mit ersterem. Es dürfte also nicht allzu viele Orte geben, an denen er stecken könnte.“ Lee nickte eifrig. „Also, auf zu den heißen Quellen!!“ Und sofort wollte er davonstürmen, wurde allerdings gerade noch rechtzeitig von Tenten am Kragen gepackt und festgehalten. „Langsam, Lee, soweit sind wir noch nicht. Was machen wir in dem Fall, dass er tatsächlich da ist?“ Lee sah sie an und blinzelte verwirrt. „Ist doch klar, wir fordern ihn heraus und wenn er verliert, muss er uns sagen, was wir wissen wollen!!“ Die Reaktion seiner Teamkollegen fiel deutlich anders aus, als er gehofft hatte: Sie starrten ihn beide ungläubig an. „Und du glaubst ernsthaft, dass er sich auf eine Herausforderung einlässt?“, wollte Tenten schnaubend wissen. „Oder dass du auch nur eine Chance gegen ihn hast?“, fügte Neji hinzu, „Auch wenn er ein perverser Sonderling ist, er ist immer noch ein Sannin und so leicht wird er nicht zu schlagen sein...“ „Ach was, wenn wir es nicht versuchen, kommen wir nicht weiter, also, los!“ Und damit packte er die Handgelenke der anderen beiden und stürmte drauflos, noch ehe sie die Gelegenheit bekamen, überhaupt irgendetwas darauf zu erwidern. Kurze Zeit darauf kauerten alle drei hinter einigen Bäumen in der Nähe des (größtenteils) blickdichten Zauns, der die Besucher der heißen Quellen vor Schaulustigen schützte (naja, schützen sollte). „Lee, zum dreitausendsten Mal, das ist eine absolut unsinnige Idee…“, setzte Tenten an und Neji, dem das ganze jetzt schon zu bunt wurde, nickte. Sich wie Feiglinge im Gebüsch zu verstecken, nur um dann, ja, was eigentlich zu tun? Lees Vorschlag einer Herausforderung würde wohl kaum auf große Gegenliebe seitens Jiraiyas stoßen, aber was sollten sie sonst tun? Ihn überfallen und hoffen, dass er sein neuestes Skript zufällig dabei hatte? Oder… „Psst!“, zischte Lee und wedelte wild mit der Hand, um sie zum Schweigen zu bringen, ohne dabei zu bemerken, dass er selbst viel lauter war. „Seid still und, Neji, sieh lieber mal nach, ob Jiraiya da ist.“ Der seufzte. „Mach es doch selbst, wenn es dir so wichtig ist…“, brummte er nur und starrte seinen Teamkollegen herausfordernd an. Lee lachte daraufhin laut los. „Guter Scherz, Neji, aber ich hab kein Byakugan.“ Er verstand überhaupt nicht, warum seine beiden Teamkollegen ihn auf einmal entgeistert und entsetzt anstarrten und es plötzlich totenstill wurde. Nach endlos erscheinenden Sekunden regte sich Tenten schließlich und fauchte: „Lee!!“ Doch der sah sie nur verständnislos an. „Was?“ An Nejis Schläfe pochte eine Ader und ausnahmsweise hatte sie einmal nichts mit seinem Bluterbe zu tun. „Du Idiot, ich kann doch nicht in der Nähe eines Badehauses voller nackter Frauen mein Byakugan aktivieren!!“ Allein bei dem Gedanken wurde ihm schon ganz anders, doch Lee schien das Problem immer noch nicht zu verstehen. „Aber es geht doch um die Mission!“, rechtfertigte er sich. „Ja.“, stimmte Neji zähneknirschend zu, „Um eine absolut hirnrissige und bescheuerte Mission! Vergiss es, Lee, ich mach das nicht.“ „Wir werden versagen.“ „Und wenn schon.“ „Team Kakashi wird uns übertrumpfen.“ „Wenn sie es schaffen, haben sie es verdient.“ „Wir werden verlieren!“ „Wenn das unsere Bestimmung ist, so sei es.“ „Gai-sensei wird von uns enttäuscht sein!!“ „Mir egal.“ „Wir werden unsere Ehre als Ninja verlieren!!“ „Auch gu… was labberst du da für einen Müll?!“ Es kam nicht oft vor, dass Neji so kurz davor stand alle Vernunft sausen zu lassen und Lee einmal non-verbal die Meinung zu geigen, aber sein Teamkollege hatte es tatsächlich wieder einmal fertig gebracht und er wollte gerade zu einem Schlag ins Gesicht ansetzten, als… „Hey, Jungs, hört ihr das auch?“, fragte Tenten, die sich – wie üblich – alle Mühe gegeben hatte den männlichen Teil ihres Teams weitestgehend zu ignorieren. Es war einfach besser für ihren Verstand… Neji und Lee wanden synchron die Köpfe in ihre Richtung und lauschten. Ja, doch, da war ganz eindeutig irgendwas. Leise Schritte, die aber immer schneller näher kamen… Schnell duckten sich die drei Ninja wieder und spähten aus ihrer Deckung auf den kleinen Weg hinaus, der hier vorbei und schließlich in den Wald führte. „Aaahhhh!“ Nun war es unverkennbar und jeden Moment müsste wer auch immer es war… Shikamaru?!! Team Gai riss die Augen auf und wechselte mehr als ungläubige Blicke. Unfähig auch nur ein Wort zu sprechen starrten die drei auf die Stelle, an der eben der Faulenzerninja Nummer Eins vorbeigerannt war. Nur Sekunden später hörte man eine äußerst wütende Frauenstimme schreien: „Nara! Komm sofort zurück und stell dich mir wie ein Ninja!!“ Dann huschte in Windeseile eine Gestalt vorbei, die allein an dem riesigen Fächer in ihrer Hand zu erkennen war. Team Gai klappten die Kinnlagen hinunter. Selbst als es wieder still geworden war, brauchten die drei noch einige Minuten, um die Fassung wieder zu finden. Neji rieb sich die Schläfen. „Die ganze Welt ist heute verrückt geworden… ich bin in einem Irrenhaus…“ Nach weiteren, langen Minuten in denen die drei möglichst geschützt das Badehaus umrundeten – das Problem war, dass sie immer noch keinen genauen Plan für den Fall, dass sie Jiraiya tatsächlich fanden hatten – wurden sie schließlich fündig. Der weißhaarige Mann stand weit vorgebeugt am hölzernen Zaun und presste sein Gesicht dagegen. Tenten stöhnte. „Erinnert mich daran, dass ich nie wieder in diese Quelle gehe…“ Ihre beiden Teamkollegen hörten ihr allerdings gar nicht wirklich zu, sie diskutierten gerade darüber, was sie denn nun tun sollten. Lee hielt immer noch an seiner Herausforderung fest, während Neji mittlerweile zu einem wir-überrumpeln-ihn-und-fragen-direkt-nach-Plan übergegangen war. „Wir fordern ihn heraus.“ „Nein, es ist nicht sicher, dass wir nicht am Ende doch den Kürzeren ziehen, wir überraschen ihn. Menschen sind berechenbar und in unerwarteten Reaktionen agieren sie fast immer auf eine Art und Weise, die extrem unlogisch und entgegen ihrer eigentlichen Ziele verläuft.“ „Das wird nicht klappen…!“ „Es wird klappen. Es ist der Segen und der Fluch der Menschheit nicht perfekt zu sein und in Stresssituationen nicht mehr klar denken zu können.“ „Dann können wir ihn doch auch herausfordern und er wird… hmpf!!“ Nachdem Lee zunehmend lauter wurde und drohte ihre Tarnung auffliegen zu lassen, entschied Tenten, dass es an der Zeit war einzugreifen. „Jungs, das reicht, wenn ihr so weitermacht, wird das heute gar nichts mehr, also los, entscheidet euch!“ Sie warf einen Blick zu Jiraiya hinüber, doch der hatte sich bisher nicht einmal von der Stelle gerührt. Urgh… toll… Neji und Lee tauschten einen kurzen Blick, dann hoben beide die rechte Hand. „Schere, Stein, Papier!“ Lee streckte die offene Hand aus, während Neji eine Faust geballt hatte. „Ha! Gewonnen!!“, triumphierte Lee und machte fast einen Luftsprung. Neji hingegen schlug die Hand vors Gesicht und seufzte. „Die Schicksalsgötter sind heute gegen mich…“ Lee indes war voller Elan und gestikulierte wild in Richtung ihres Ziels. „Auf geht’s! Mit der Kraft der Jugend und…!“ Er hielt erschrocken inne, als ein lauter, schriller Aufschrei aus mehr als einer Kehle ertönte. Nur Sekunden später fauchte eine Frauenstimme: „Spanner!“ Mindestens zehn andere Stimmen echoten den Ruf und Augenblicke später stürmten mehrere Frauen nur mit Handtüchern bekleidet aus dem Haus. Einige liefen weinend und kreischend davon, die meisten allerdings stürmten in die andere Richtung und da jeder Mann in Konoha wusste, dass es alles andere als ratsam war, sich nicht mit wütenden Kunoichi anzulegen, tat Jiraiya das einzig vernünftige und machte, dass er davon kam. Team Gai blieb fassungslos zurück und sah ihren „tollen“ Plan den Bach runtergehen. Soviel zu dem Thema, jetzt mussten sie den alten Knacker erstmal auf’s Neue suchen gehen… Kapitel 3: 11.02, Dango-Stand, Team Kakashi, Versuch 2 ------------------------------------------------------ Sakura saß nach wie vor unentdeckt hinten auf Kakashis Weste. Früher oder später musste ihr Sensei ja mal was essen gehen und diesen Moment würde sie abpassen, um ihm entweder ins Gesicht sehen zu können, oder, sollte das schief gehen, ihm ein Schlafmittel ins Essen zu mischen. Ihre Ausbildung als Ärztin machte sich bezahlt, sie wusste, wie man geschmacklose, aber hochwirksame Mittel herstellte. Zu ihrer Freude hatte Kakashi sich kurz nachdem er sich von Team Kurenai verabschiedete sogleich auf den Weg hierher gemacht und gerade eine Ladung Dango bestellt. Jetzt musste sie nur noch kurz an sein Essen rankommen, dann war der schwerste Teil überstanden… Kakashis Portion wurde gerade serviert, als ihn jemand ansprach: „Hallo, Kakashi, solltest du nicht beim Training mit deinem Team sein?“ Kakashi sah auf und Sakura nutzte die Gelegenheit, um schnell auf seinen Schoß zu klettern und mit ihrem buschigen Schwanz, über den sie das Pulver gestreut hatte, über die Dango zu reiben, dann zog sie sich unter den Schutz des Tisches zurück und lauschte. „Nein, Anko, die drei haben heute irgendeine Aufgabe von Gai bekommen. Ich glaube, ich will gar nicht wissen, was genau er sie tun lässt…“ „Oh?“, fragte die Kunoichi und klang weniger interessiert, als viel mehr mitleidig. Dann lachte sie. „Nein, ich auch nicht.“ Kakashi seufzte leise, dann fragte er: „Du hast sie nicht zufällig gesehen, oder?“ „Mmh, nein, hab ich nicht.“ Sie schien irgendetwas zu knabbern, auf einmal war ihre Stimme undeutlicher. Das machte Sakura allerdings wenig Sorgen, Ankos Besessenheit mit Dango konnte bekanntlich Narutos mit Ramen Konkurrenz machen… „Auch gut, ich hoffe nur, dass die drei morgen noch in einem Stück sind, wenn… Anko?!“ Mit einem lauten Plumps war die Kunoichi plötzlich auf den Boden geknallt und schnarchte laut. Sakura fiepte erschrocken. Mist, die hatte doch am Ende nicht etwa…?? Niedergeschlagen kehrte Sakura kurze Zeit später wieder in menschlicher Form zum verabredeten Treffpunkt auf ihrem üblichen Trainingsplatz zurück, wo die beiden Jungs (ebenfalls wieder als sie selbst) bereits auf sie warteten. „Und, wie ist es gelaufen?“, überfiel Naruto sie sogleich aufgeregt. „Gar nicht gut, Anko hat das Schlafmittel abbekommen und Kakashi musste sie ins Krankenhaus bringen, weil sie nicht aufwachen wollte…“, gab Sakura kleinlaut zu. Naruto verzog enttäuscht das Gesicht, während Sasuke nur die Arme verschränke und „Tss.“ machte. „Wieso hat Anko das denn gegessen?“, fragte sofort Naruto nach, doch Sakura war nicht scharf darauf Details ihres Fehlschlags zu schildern. „Weil sie sich Kakashi-senseis Essen geschnappt haben muss!“ „Sie nimmt sich einfach so sein Essen?!“ „Weiß ich nicht. Versuch du doch mal was zu sehen, wenn du fünfzehn Zentimeter groß bist und unter einem Tisch hockst!“ Die beiden stritten noch eine ganze Weile so weiter, während Sasuke nur genervt die Augen verdrehte und überlegte, wie sie nun weiter vorgehen sollten. Dass die Chance, dass Kakashi auf ein Schlafmittel hereinfallen würde, nur sehr gering war, war ihm von Anfang an klar gewesen, aber was nun? Mit Gewalt kamen sie wohl kaum ran, sie müssten ihn irgendwie dazu bringen, die Maske von selbst abzunehmen, aber wie? Etwas darauf spritzen vielleicht…? Sasuke hielt inne, als er auf einmal ein äußerst beunruhigendes Gefühl in seiner Magengegend spürte. Was zum…? Er würgte und hielt automatisch eine Hand vor den Mund. Noch einmal und diesmal spuckte er etwas aus. Zögernd und fast schon ängstlich nahm er die Hand herunter und starrte ungläubig auf das feuchte Fellknäuel in seinen Fingern. Irgh, das war echt eklig. „Sasuke?“ „Sasuke-kun?“, fragten Sakura und Naruto im Chor. Offenbar hatten sie ihn gehört… Oh, nein, der Volltrottel durfte das auf gar keinen Fall sehen, oder Sasuke musste sich die nächsten zwei Wochen auf noch mehr Sticheleien einstellen. „Hn?“, machte er, schloss schnell die Hand und warf das verhasste Ding hinter seinem Rücken weit weg. „Alles okay, bei dir?“, fragte Sakura besorgt, „Du siehst ein wenig blass aus.“ Sasuke winkte ab. „Unsinn. Ich bin fit.“ „Stimmt, er sieht auch nicht bleicher als sonst aus, Sakura-chan.“, setzte Naruto natürlich sofort nach und grinste schief. Sasuke wollte gerade zu einer schlagfertigen Antwort ansetzten, als ihn ein Bellen innehalten ließ. Plötzlich hörte er ein Hecheln dicht neben sich, spürte einen großen Schwanz gegen seine Beine schlagen und eine feuchte, kühle Nase, die sich gegen seine rechte Hand drückte. Als er hinsah, stand dort Akamaru und knurrte auf einmal leise. Dann sprang der große Hund an ihm hoch. Sasuke erschrak, als ihm klar wurde, was das zu bedeuten hatte, er wich nach hinten aus, sprang ein ganzes Stück weg und… lief erstmal lieber davon, als Akamaru ihm nachsetzte. Naruto sah Sakura fragend an, die hob allerdings nur hilflos die Schultern. „Irgendwie hab ich das Gefühl, dass ich grad’ was verpasst hab’…“, murmelte der Blondschopf und rieb sich nachdenklich den Hinterkopf. 11.44, vor Konohas Bibliothek, Team Kakashi, Versuch 2b Naruto saß mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf der kleinen Treppe vor der Bibliothek und murrte vor sich hin. Es war noch nicht einmal Mittag und er wünschte sich bereits, dass dieser verdammte Tag endlich vorbei war. Vor ihm stand sein dunkelhaariger Teamkollege, die Arme vor der Brust überkreuzt und schweigsam wie immer. Nur der widerwillige Ausdruck in seinen Augen verriet, dass er sich den Tagesverlauf auch ein wenig anders vorgestellt hatte. „Maaann, jetzt warten wir schon wieder auf Sakura-chan…“, maulte Naruto schließlich ungehalten. Zugegeben, Sasukes Plan entbehrte nicht einer gewissen Logik und es war auch nicht schlecht, dass sie wussten, dass Kakashi jeden Tag gegen Mittag mindestens einmal hier durchkam, weil der Weg die kürzeste Entfernung zwischen Hokageturm und Gedenkstein darstellte, aber trotzdem war er Narutos Ansicht nach noch weniger Erfolg versprechend als die Tiernummer – und die war schon schlecht gewesen! „Hn.“, erwiderte Sasuke tonlos, „Das liegt nur daran, dass du nichts Essbares kaufen kannst, ohne es auf dem Weg schon zu verdrücken.“ Das, und weil er keine Lust hatte schon wieder von einer Kellnerin angeflirtet zu werden… Naruto aber reagierte überraschend ruhig darauf, zuckte nur die Schultern und erwiderte nüchtern: „Da es vermutlich kein Ramen sein wird, hättet ihr euch darüber nun wirklich keine Sorgen machen müssen. Alles andere lässt mich ziemlich kalt.“ Sasuke hob skeptisch eine Augenbraue. „Das wage ich doch zu bezweifeln.“ „Ach und warum, werter Herr Uchiha?“, fragte der Blondschopf und auch wenn seine Miene beinahe ausdruckslos blieb, schwang ein deutlich hörbares Grinsen in seiner Stimme mit. „Weil, werter Herr Uzumaki, kein Mensch auf Dauer von Ramen leben könnte.“, schnaubte Sasuke als Antwort und zuckte beinah zusammen, als Naruto daraufhin laut anfing zu lachen. „Das glaubst auch nur du! Ich…“ Aber Sasuke erfuhr an diesem Tag nicht mehr, dass Naruto ihm hatte sagen wollen, dass er entgegen aller Gerüchte wirklich nichts als Ramen und Ramenzutaten Zuhause hatte und auch noch stolz darauf war, denn in eben diesem Moment tauchte Sakura am Ende der Straße auf und war in wenigen Augenblicken bei ihren Teamkameraden. Sie war ein wenig voll bepackt und reichte erstmal umständlich einen überdimensional großen Becher, der bis zum Rand mit einer roten Flüssigkeit gefüllt war, an Sasuke weiter. Dessen Augen weiteten sich ein wenig. „Ähm, Sakura? Wie viel ist das bitte?? Ein halber Liter?“ Sie schüttelte den Kopf. „Sei nicht albern, das hätte nie im Leben gereicht, ich habe natürlich zur Sicherheit einen ganzen Liter gekauft.“ Naruto, der mittlerweile neugierig aufgestanden war und sich vorbeugte, um den Inhalt des Bechers – den Sasuke mit beiden Händen halten musste, weil er so instabil war, weswegen auch Sakura ihre Tasche über den Arm streifen und unsicher über dem Ellbogen hatte balancieren müssen – näher in Augenschein zu nehmen. „Boah, das riecht aber fies nach Tomaten!“, meinte Naruto wenig begeistert und zog den Kopf schnell wieder zurück. „Natürlich tut es das, Trottel.“, meinte Sakura lachend, „Nichts macht so tolle Flecken wie Tomatensaft und Sasuke-kun ist so ziemlich der einzige Mensch, den ich kenne, der das Zeug freiwillig trinkt.“ Besagter freiwilliger Trinker sah sie gerade an, als hätte sie den Verstand verloren. „Aber doch keinen Liter!“, protestierte er, allerdings reichlich erfolglos, da Sakura ihn nicht weiter beachtete und Narutos Essen aus der Tasche hob und ihm in die Hand drückte. Nun entgleisten dem Blonden die Gesichtszüge und er starrte ungläubig auf die Papiertüte in seinen Händen, die von einem netten Klecks fettigem weißen Zeugs bedeckt wurde. „Was ist das…?“, fragte er halb angeekelt, halb entsetzt. „Pommes.“, erwiderte Sakura schlicht, „Ich sollte was besorgen, das gute Flecken gibt. Hast du schon mal versucht die rauszukriegen?“, meinte sie und deutete auf das weiße Zeug. Naruto jammerte sogleich: „Hättest du nicht wenigstens Pommes mit Mayo nehmen können, anstatt Mayo mit Pommes?“ Sakura, die nun zum zweiten Mal in ihrer Tasche wühlte und schließlich eine Portion bereits deutlich angetautes, tropfendes Eis hervorbrachte, zuckte nur die Schultern. „Mehr ging ohnehin nicht, die Leute haben schon komisch geguckt.“ Ohne es zu ahnen hatten die beiden Jungen in diesem Moment ein und denselben Gedanken: „Das wundert mich jetzt nicht…“ Da ihn aber keiner der beiden aussprach, kam Naruto lieber auf das eigentliche Thema zurück: „Und was machen wir jetzt? Bis er vorbeikommt, meine ich?“ „So aussehen, als würden wir zu Mittag essen.“, meinte Sakura schlicht und schleckte an ihrem Eis. Der männliche Teil ihres Team musste stark an sich halten, um nicht entnervt die Augen zu verdrehen. Klar, es sah absolut natürlich aus, wie sie da mit einem Riesenbecher voll Tomatensaft, den jeder zweite erstmal für Blut halten würde, und einer Tüte voll Mayonnaise standen… „Oh, hallo, Naruto, Sakura!“, sagte auf einmal eine Stimme hinter ihnen und als die drei sich umwanden, stand dort ein grinsender Sai vor ihnen. „Und natürlich auch hallo, Sasuke-san.“, fügte der ein wenig verspätet und mit übertriebenem, falschen Grinsen hinzu. „Sai?“, war die einstimmige Reaktion darauf, wobei sie unterschiedlich betont wurde. Sakura sah den Plan gefährdet, Naruto sah sich gezwungen der „Tarnung“ zuliebe nun doch die widerliche Fett-Pampe zu essen und Sasuke… nun, der konnte seinen „Ersatz“ ohnehin nicht ausstehen. „Was treibt euch denn hierher?“, fragte Sai nun und musterte mit einem unentschlüsselbaren Ausdruck die Lebensmittel in den Händen der drei. „Mittagspause.“, knurrte Sasuke und trank demonstrativ einen großen Schluck Saft. In der nächsten Sekunde bereute er das sogleich, das Getränk war nämlich hemmungslos versalzen – offenbar hatte jemand dem Geschmack nachhelfen wollen und es mehr als ein klein wenig übertrieben – und hätte der junge Ninja sich nicht so gut unter Kontrolle gehabt, hätte er die Flüssigkeit wohl sofort wieder ausgespuckt. So aber würgte er den Schluck hinunter und versuchte so zu tun, als wäre nichts. Als Naruto das natürlich doch merkte, wollte er sich auf gar keinen Fall übertrumpfen lassen und angelte mit einiger Mühe ein Pommes, das von Mayo nur so troff, aus seiner Portion und schob es sich in den Mund. Leider konnte er seine Gesichtsmuskulatur nicht so gut beherrschen und so sah man ihm bestens an, dass er gerade mit einem Würgereiz kämpfte. Er tauschte einen schnellen Blick mit Sasuke und beide deuteten ein Nicken an: Niemals wieder würden sie Sakura das Einkaufen überlassen… Sai hob daraufhin skeptisch eine Augenbraue. Er hatte die Beziehung der beiden Jungs zueinander nie wirklich verstanden. Aber es wunderte ihn immer wieder, wie überhaupt jemand auf die Idee kommen konnte, dass er Sasuke ähnelte. In seinen Augen hatten sie nichts gemein. Er fing genau zu dem Zeitpunkt an, etwas zu sagen („Ich habe neulich gelesen, dass die Nahrung ziemlich viel über jemanden aussagt, wusstet ihr, dass übergroße Mengen darauf hindeuten, dass man für eine andere Schwäche kompensieren will?“), als Kakashi in sein Buch versunken vorbei spazierte. Sakura, die das als einzige bemerkte, da Sasuke und Naruto nun dazu übergegangen waren anstatt einander Sai mit ihren Blicken aufzuspießen, ergriff schnell die Initiative, während ihr inneres Ich fauchte: „Jungen kann man echt zu nichts gebrauchen!!“ Ungeachtet dessen brachte sie aber ein Lächeln zustanden und winkte. „Kakashi-sensei!“ Der blickte auf und sah reichlich verwundert auf sein Team. „Oh, hallo, Leute, was macht ihr denn hier?“ Wie Sai zuvor beäugte er äußerst kritisch die Lebensmittel, entschied dann aber, dass es den Aufwand einer Frage nicht wert war und wollte schon weiter gehen, als endlich auch Sasuke und Naruto mitbekamen, was los war und sich schlagartig zu ihm umwanden. „Mittagessen!“, strahlte Naruto und streckte Kakashi seine Mayo-Tüte entgegen, „Wollen Sie auch etwas, Sensei?“ Kakashi starrte wenig begeistert auf das fettige Zeug in Narutos Hand, dann bedachte er seinen Schüler mit einem Blick, der eindeutig „du bist verrückt“ sagte. Sasuke wiederum nutze den Augenblick und stieß Naruto von hinten ein wenig umständlich einen Ellbogen in den Rücken, sodass ersterer das Gleichgewicht verlor und mit rudernden Armen nach vorne kippte. Da sie noch immer auf der kleinen Treppe standen, wäre es die ideale Höhe gewesen und die Mayonnaise hätte genau Kakashis Gesicht getroffen. Es war ein perfekter Plan… wäre Sai nicht eingeschritten und hätte in einem Anflug von Hilfsbereitschaft Naruto an der Hüfte gepackt und vorm Umkippen bewahrt. Die Mayo machte sich durch den plötzlichen Ruck selbstständig und klatsche harmlos auf die Stufen hinab. „Sai!“, zischte Naruto enttäuscht und wollte besagtem Jungen den Rest seiner Pommes ins Gesicht klatschen, was diesmal allerdings Kakashis Hand auf seinem Arm verhinderte. „Na, na, Naruto, er hat dir doch nur geholfen, kein Grund so überzureagieren.“ Naruto knurrte daraufhin etwas Unverständliches, verzog mürrisch das Gesicht und ließ sich in Sais Griff hängen, während Sasuke zum nächsten Versuch überging und so tat, als wollte er seinen Teamkollegen beschwichtigen. Er hob also eine Hand, ließ dabei absichtlich den Becher halb los, der sofort unkontrolliert zu schwanken begann. Sasuke drehte die Hand leicht in Kakashis Richtung und wieder wäre alles gut gegangen, hätte Sai sich nicht eben diesen Moment ausgesucht, um Naruto doch loszulassen. Gerade, als die rote Flüssigkeit aus ihrem Gefäß ausbrach, fiel Naruto vorwärts auf Kakashi und bekam selbst den ganzen Schwall über Rücken und Kopf ab. „Hey, du Bastard!“, schrie er wütend und es war unklar, ob er damit nun Sasuke oder Sai meinte. Ersterer zerknüllte grade sauer seinen nun fast leeren Becher in den Händen, während letzterer verständnislos in die Runde blickte. Sakura wedelte in einem letzten Versuch aufgeregt mit den Armen, um ganz zufällig ihre verbliebene, klebrige, tropfende Eiskugel durch die Luft zu schleudern. „Oh, nein, Naruto, geht es dir gut?“ „Hmpf.“, schnaubte der und kletterte erstmal von Kakashi runter, der sich aber bei näherem Hinsehen als Baumstamm entpuppte. „Kawarimi no Jutsu?“, grummelte Naruto sauer und trat besagten Baumstamm wütend weg. Kakashi tauchte derweil wieder gelassen neben Sasuke auf und hob beruhigend die Arme. „Ganz ruhig, wir wollen uns doch nicht aufregen…“ Sakura hatte es endlich geschafft und ihre Kugel sauste zielsicher auf Kakashis Gesicht zu, als ihr Lehrer sich auf einmal bückte („Oh, was haben wir denn hier?“) und das Erdbeereis stattdessen einen überraschten Sasuke mitten ins Gesicht traf. „Sai, ich glaube, dieser Pinsel gehört dir?“, fragte Kakashi und man konnte das Lächeln in seinen Augen sehen, als er das Objekt an seinen Besitzer zurückgab, dann wand er sich zu Sasuke um. „Oh, was ist denn mit dir passiert?“ „Hn.“, meinte Sasuke nur und versuchte so gut es ging würdevoll auszusehen, was sich allerdings angesichts des klebrigen Zeugs in seinem Gesicht und seinen Haaren ein wenig schwierig darstellte. „Nun, ich bin dann mal weg, man sieht sich!“, winkte Kakashi und setzte unbekümmert seinen Weg fort. „Sai!“, schrie Naruto, kaum, dass ihr Lehrer außer Hörweite war. „Ja?“ „Was sollte das?!“ „Was sollte was?“ „Argh!“, Naruto raufte sich die Haare, hielt plötzlich inne und ließ die Arme wieder sinken. Einen Moment lang sah es so aus, als würde er angesichts der roten Flüssigkeit, die ihm nun auch noch über Hände und Arme lief ausflippen, dann fauchte er aber nur „Ich brauch eine Dusche!“ und lief davon, ohne sich noch einmal umzudrehen. Sasuke folgte ihm Sekunden später wortlos. Sakura warf Sai noch einen ärgerlichen Blick zu, was der mit einer fragenden Miene beantwortete, dann wollte sie den beiden hinterher rennen, vergas aber die Mayonnaise auf der Stufe und knallte mit voller Wucht auf ihren Hintern mitten in das klebrige Zeug. „Zumindest bist du weich gelandet.“, kommentierte Sai trocken und ahnte nicht, was er sich damit selbst gerade angetan hatte. „SAI!!!“ Sakuras Schrei war laut und deutlich in ganz Konoha zu hören… **************************** (Kawarimi no Jutsu = Technik des Körpertauschs = Jutsu des Tausches) Kapitel 4: 12.05, Eingangsbereich des Hokageturms, Team Gai, Versuch 2 ---------------------------------------------------------------------- „SAI!!!“ Team Gai wand synchron den Kopf in Richtung der großen Eingangstür, als die helle Stimme draußen den Namen schrie. „Das war Sakura, oder?“, fragte Tenten und hob skeptisch eine Augenbraue. „Ja, das war Sakura.“, bestätigte Neji leicht fassungslos, während Lee ein breites Grinsen aufsetzte und die Faust in die Luft stieß. „Sie zeigt allen das Feuer der Jugend in ihr!“ Seine Teamkameraden zogen es vor darauf nicht zu antworten. Stattdessen fragte Tenten leise: „Siehst du sie?“ Neji aktivierte kurz sein Byakugan, schüttelte aber beinahe sofort den Kopf. „Sie muss außerhalb meiner Reichweite sein, aber ich habe Sai eben auf einer seiner Zeichnungen davon fliegen gesehen.“ Damit war das Thema abgeschlossen und alle drei wanden sich wieder der Schlange von Menschen vor ihnen zu. Bei dem momentanen Tempo würde es noch mindestens eine Stunde dauern, bis sie dem Schalter auch nur nahe kommen würden, aber sie hatten keine große Wahl. Nach dem fehlgeschlagenen, im Nachhinein betrachtet doch ziemlich erbärmlichen Versuch Jiraiya ausfindig zu machen, hatten sie sich eingestehen müssen, dass der Sannin einfach nicht lange genug an einem Punkt blieb, um ihn zu finden. Aber vielleicht mussten sie das auch gar nicht. Jeder normale Mensch würde sich irgendwo Notizen machen, wenn er eine Idee hatte und die Wahrscheinlichkeit, dass er diese Notizen irgendwo in seiner Wohnung liegen hatte, war angesichts von Jiraiyas seltsamer Art und seiner… Unberechenbarkeit ziemlich hoch. Das einzige Problem war, dass die drei keine Ahnung hatten, wo der alte Kerl überhaupt wohnte, wenn er denn mal in Konoha war. Deswegen standen sie seit etwas über einer Viertelstunde in dieser endlos scheinenden Schlange vor Konohas Meldeamt an und warteten darauf, dass sie nachfragen konnten. Neji und Tenten nahmen die Wartezeit gelassen und arbeiteten flüsternd einen Plan aus, wie genau sie überhaupt vorgehen sollten – schließlich würde man ihnen nicht einfach so wichtige Daten herausgeben. Lee allerdings fand das ganze reichlich nervig und entschied sich zum Erstaunen der übrigen Anwesenden, dass dieser Platz genauso für sein Training geeignet war, wie jeder andere auch. Ohne groß drüber nachzudenken, sprang er in einen Handstand und hob die rechte Hand vom Boden, die weit aufgerissenen Augen der übrigen Wartenden und die genervten Ausdrücke von Neji und Tenten gar nicht bemerkend… Am Ende dauerte es doch länger, als gedacht. Um kurz vor zwei kamen sie schließlich an die Reihe. Mittlerweile hatte Lee es selbst in seiner Handstandposition geschafft einzuschlafen und auch Tenten gähnte ab und an. Einzig Neji ließ sich nichts anmerken, doch in Gedanken verfluchte auch er die umständliche Buchhaltung und alles, was damit zusammenhing. „Der nächste bitte.“ Es dauerte einen kurzen Moment, ehe die Ninja merkten, dass sie an der Reihe waren. Tenten streckte sich kurz, ehe sie Lee an den Beinen anstieß, sodass dieser rücklings auf den Boden knallte und augenblicklich wieder wach wurde. „Was?!“, schrie er und war in Bruchteilen von Sekunden mit zwei Kunai angriffsbereit wieder auf den Beinen. Dann sah er das entgeisterte Gesicht der Frau am Schalter und erinnerte sich wieder, warum sie eigentlich hier waren. So schnell es ging ließ er die Kunai wieder verschwinden und raste direkt vor die diesseitige Kante des Tisches. „Guten Tag!“, strahlte er, „Wir…!“ Tenten zog ihn mit einem breiten, falschen Grinsen auf dem Gesicht am Ohr ein Stück rückwärts, sodass Neji vortreten konnte und mit deutlich ruhigerem, gelassenen Ton fragen konnte: „Entschuldigen Sie, wir suchen einen Verwandten von uns. Er sollte gestern oder vorgestern hier angekommen sein, hat aber vergessen, wie seine genaue Adresse lautet. Vielleicht könnten Sie uns da helfen?“ Die Frau riss ihre Augen mit einiger Mühe von dem Gerangel im Hintergrund los, das Tenten und Lee gerade veranstalteten und das Neji gekonnt ignorierte und nickte zögernd. „Ich denke schon, wie heißt Ihr Verwandter denn?“ „Jirou Jirai.“, antwortete Tenten, die nun mit einem zufriedenen Lächeln neben Neji getreten war, während Lee sich hinter ihr stumm eine große Beule hielt. Die Frau warf ihnen einen kurzen, skeptischen Blick zu, war aber Profi genug, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie den Namen seltsam fand. War auch kein Wunder, wenn man bedachte, dass die drei schlichtweg nicht gewusst hatten, ob Jiraiya nun sein Vor- oder Nachname war und deshalb vorsichtshalber beides so nah wie möglich ausgesucht hatten… So stand sie also auf und begann in unzähligen Schubladen nach besagtem Namen zu suchen. Schließlich kam sie mit einigen Mappen in der Hand wieder, die sie immer wieder durchblätterte. „Tut mir sehr leid, aber es gibt hier in Konoha niemanden mit diesem Namen.“ Sie klang nun noch zweifelnder, als dachte sie, dass die drei sie veralbern wollten – nun, realistisch betrachtet lag sie damit ja auch gar nicht so falsch. „Oh? Das ist aber seltsam…“, meinte Tenten entschuldigend. „Vielleicht wurde der Name falsch geschrieben?“ „Nein…“ Die Frau ging erneut die Mappen durch, während Neji sich genervt den Kopf senkte und sich die Stirn rieb. So bekam die Frau nicht mit, dass er gerade sein Bluterbe aktivierte und mit ihr durch die Akten sah. Als sie über den richtigen Namen kam, ließ er die Hand wieder sinken und nickte Tenten und Lee kaum merklich zu. „Sind Sie sicher, dass er hier sein sollte?“, fragte die Frau gerade und verzog das Gesicht. „Wieso lassen Sie sich den Weg nicht einfach von ihm zeigen, anstatt hier her zu kommen?“, knurrte sie schon fast. „Ähm, das ist eine super Idee, das machen wir.“, meinte Tenten und unterdrückte das dringende Bedürfnis sich zu räuspern. „Vielen Dank für Ihre Hilfe. Wiedersehen.“ Damit packte sie Lee und Neji am Arm und raste in der nächsten Sekunde zur Tür, um eine äußerst sauer aussehende Beamtin zurückzulassen. „Er wohnt hier?“, versicherte sich Lee zum etwa zehnten Mal. „Ja.“, antwortete Neji tonlos. „Hier? Wie in genau hier?“ „Ja, Lee, genau hier.“ „In diesem Haus?“ „Ja.“ „Wie in…?“ „Ja, Lee, hier!“, zischte Neji und funkelte ihn wütend an. Dieser Tag zerrte echt an seinen Nerven, wenn das so weiter ging, würde er noch seinen ganzen Ruf kaputt machen und sich auf seinen Teamkameraden stürzen. Sie standen vor einem der Mehrfamilienhäuser am Rand der Innenstadt Konohas. Es war… unspektakulär, klein und wirkte von außen nicht eben sonderlich sauber. Sie hatten alle nichts Bestimmtes erwartet, aber sicher nicht das. Der große, legendäre Sannin wohnte in einer ganz normalen, kleinen Wohnung?! Neji unterdrückte ein Seufzen, sah sich einmal schnell um, winkte dann Tenten ein Stück vor und positionierte sich mit Lee so vor ihr, dass sie für einen zufällig vorbeikommenden Passanten nicht zu sehen war. Tenten indes machte sich daran das Türschloss zu öffnen. Da sie zum Glück in einer kleineren Seitenstraße waren, lief aber alles glatt, niemand kam vorbei und schon nach nicht mal einer halben Minute war die Tür auf und die drei huschten ins eher schwach beleuchtete Treppenhaus. Die Namensschilder an der Tür führten sie in den zweiten Stock hinauf. „Wir haben es!“, freute Lee sich lautstark und wollte nach der Türklinke fassen, wurde aber von den beiden anderen zurückgehalten. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass er so blöd ist nicht abzuschließen, oder?“, knurrte Neji, während Tenten sich erneut als Einbrecherin versuchte. „Warum nicht?“, fragte Lee verständnislos, „Ich mach das Zuhause auch so.“ Nejis Augenbraue zuckte fassungslos. War das sein Ernst? Seinem Verstand zuliebe hakte er aber nicht weiter nach und wartete lieber ab. Nach drei Minuten allerdings gab Tenten verzweifelt auf. „Ich krieg es nicht auf!!“ Sie raufte sich die Haare, während Lee an ihr vorbei griff und probeweise die Klinke hinunterdrückte. Die Tür schwang lautlos auf. „Na los, gehen wir rein!“, grinste er breit und sauste sofort los. Tenten entgleisten derweil die Gesichtszüge. Sie stand mit offenem Mund einfach nur da und starrte auf die offene Tür. Neji erging es nicht viel besser bis… Ja, bis ein lautes Scheppern, gefolgt von einem Schrei aus dem Inneren der Wohnung zu hören war, dass vermutlich die gesamte Nachbarschaft alarmiert hatte. „Lee…“, stöhnten die beiden synchron, dann beeilten sie sich ebenfalls nach drinnen zu gehen und die Tür hinter sich zu schließen. Was sie dort zu sehen bekamen, entrang aber auch ihnen ein Keuchen… Es war halb drei und normalerweise hätte sie jetzt auf ihrem Schreibtisch gelehnt und geschl… gearbeitet, aber nein, dank ihrem früheren Teamkollegen lief sie durch eine enge Seitenstraße, um ihm – wiedermal – seinen Krempel nachzuschleppen. Verdammt, sie war Hokage, dieser Idiot sollte gefälligst an seinen eigenen Müll denken! Grummelnd quetschte Tsunade die Träger von Jiraiyas Rucksack zwischen den Händen zusammen. Schlimm genug, dass nicht mal was Interessantes drin gewesen war, nur ungewaschene Unterwäsche und ein mehr oder weniger leerer Geldbeutel… nicht mal ein Pornoheft, das sie ihm voller Vergnügen um die Ohren hatte schlagen wollen. Nun, dafür würde er jetzt seine dreckigen Unterho… Was war das? Tsunade blieb vor dem Haus stehen, in dessen zweitem Obergeschoss sich Jiraiyas kleine Stinkebude alias seine Wohnung befand. Hinter dem großen Wohnzimmerfenster konnte sie undeutlich drei Schemen sehen, die sich hin und her bewegten und den Bewegungen nach heftig miteinander stritten. Okay, das war seltsam. Die Hokage hob eine Augenbraue. Sie würde es Jiraiya durchaus zutrauen, dass er eine oder auch mal zwei junge Frauen in seine Wohnung mitnahm – wobei ihr die armen Geschöpfe, die das Chaos sehen mussten aufrichtig leid taten -, aber dass er sich mit beiden auf einmal stritt? Unwahrscheinlich. Normalerweise würde jede vernünftige Frau dem alten Lustmolch eine scheuern und machen, dass sie davon kam. Was also hatten diese beiden… Dann dämmerte ihr, dass der Idiot fast immer vergas seine Tür abzuschließen, am Ende waren das also ganz gewöhnliche Einbrecher? In ihrer Stadt? Tsunade grinste hinterhältig. Sie schob sich die Ärmel ein Stück hoch und kramte den Ersatzschlüssel aus ihrer Tasche. Na, die würden gleich eine nette Überraschung erleben! „Hier ist nichts.“, fasste Neji zusammen und tat sein bestes ja nicht auf die Bilder an den Wänden zu sehen. Leider machten der voll gemüllte Fußboden und die voll gestellten Regale das auch nicht grade besser. Am besten er schloss einfach die Augen und machte, dass er hier rauskam, aber Lee hatte darauf bestanden jeden noch so kleinen Winkel zu untersuchen, nachdem sie alle wieder aus ihrer Schreckstarre erwacht waren. Tenten hatte praktischer gedacht und – möglichst ohne das Chaos zu zerstören, da es bekanntlich selbst dem unordentlichsten Mensch auffiel, wenn jemand sich an seiner Unordnung zu schaffen machte – Küche und Wohnzimmer inspiziert, während Lee mehr oder weniger in der Tonne mit der Schmutzwäsche hing, überzeugt, dass dies der Platz wäre, an dem er selbst etwas verstecken würde, das niemand sehen sollte. Zur allgemeinen Überraschung hatte er auch tatsächlich etwas gefunden… allerdings nicht grade das, was sie erwartet hätten… Der Geruch nach längst verfaulter Pizza hing immer noch unangenehm in der Luft und ließ Neji mit einem leichten Brechreiz kämpfen. „Ich glaube auch.“, antwortete Tenten und klopfte Lee aufmunternd auf den Rücken, da dieser nach seinem… Fund immer noch ziemlich blass um die Nase aussah. In Gedanken machte sie sich eine Notiz, dass man ihn damit offenbar ziemlich schnell herunterkühlen konnte, wenn er sich mal wieder in etwas hineinsteigerte. „Gehen wi…“ Mit einem lauten Krachen zerbarst die Eingangstür und ehe die drei jungen Ninja noch wussten, was los war, stand eine vor Wut kochende Tsunade breitbeinig vor ihnen und brüllte lautstark: „Ihr verdammten Verbrecher! Ich werde euch lehren in die Häuser unschuldiger Bürger ein… zu… brechen…“ Die letzten Worte brachte sie nur noch leise und bruchstückhaft heraus, da ihr Blick in diesem Moment nicht etwa auf Team Gai, sondern auf die Poster hinter den dreien gefallen war. Dass Jiraiya ein wenig, okay, ziemlich pervers war, hatte sie gewusst und so überraschten sie die Bilder leicht bekleideter Mädchen herzlich wenig. Sie hätten ihr auch nicht gleichgültiger sein können, wäre nicht ihr eigener Kopf auf jedes einzelne Bild geklebt worden. Unsicher, was sie davon halten sollte, wanderte ihr Blick weiter und traf auf einige – wie erwartet doch vorhandene – Pornozeitschriften, die aufgeschlagen halb verdeckt von einem leeren Pizzakaton auf der kleinen Couch lagen, daneben ein Foto von ihr selbst und eine Schere… Nun mag es in dieser Situation sehr verschiedene Reaktionsmöglichkeiten geben, doch Tsunade wählte die für sie doch eher unwahrscheinliche und kippte schlichtweg um. Team Gai wechselte stumm ein paar Blicke, dann kletterten die drei schleunigst über ihr ohnmächtiges Dorfoberhaupt und, in der Hoffnung, dass sie nicht wirklich mitgekriegt hatte, dass die drei anwesend gewesen waren, machten, dass sie davon kamen. Fast wäre ihnen entgangen, dass ihnen auf ihrem Eilmarsch in Richtung Innenstadt der eigentliche Wohnungsbesitzer entgegen kam. „’allo ’eute!“, nuschelte er, offensichtlich mehr als ein wenig angetrunken und Team Gai bremste scharf ab, um nicht in ihn reinzuknallen. „Wie ged’s’n euch so?“, lallte er und lachte laut stark los. „Ähm…“, setzte Tenten zögernd an, doch Lee kam ihr zuvor, sein alter Kampfgeist wieder erwacht: „Uns geht es bestens und wir…!“, doch Jiraiya unterbrach ihn: „Jetz’ schrei doch net so… tut doch weh…“ Er giggelte leise. „Mir platzt die Birn’, ich leg’ mig ma’ hin. Süße Bienchen, Mini-Gai, Hätt’ ig dir ga’ net z’getraut.“ Er zwinkerte und verlor dadurch fast das Gleichgewicht. „Stell’ se mir doch na’her ma’ vor. Sage’ me’ um vier? Ig kenn’ da ein nettes, kleines Teehaus…“ Und damit taumelte er breit grinsend weiter, während Lee immer noch mit erhobenem Arm in der Bewegung erstarrt war. Ganz langsam ließ er den Arm sinken und drehte sich zu den anderen beiden um. Tenten hielt eine Hand vor den Mund und kicherte leise, während an Nejis Schläfe eine Wutader zuckte. Lee machte große, fragende Augen. „Okay, wir haben ein Date mit ihm, aber wen bitte meint der mit „süße Bienchen“?“, fragte er ahnungslos, was Tenten nun wirklich loslachen und Neji knurren ließ... ********************************* (Jirou Jirai = zweiter Sohn Mine Das erste ist ein echter, japanischer Vorname, zumindest wenn man dem online - Namenslexikon behindthename.com trauen darf, das zweite ist einfach das Wort, das im normalen Japanisch-Wörterbuch von Langenscheidt Jiraiyas Namen am nächsten kam…) Kapitel 5: 15.53, Trainingsplatz, Team Kakashi, Versuch 3 --------------------------------------------------------- „Die letzten beiden Versuche gingen ja mal voll daneben.“, meckerte Naruto, als er sich auf den mittleren der drei Holzpfosten setzte und seine Teamkollegen, die direkt vor ihm standen, mürrisch ansah. Sakura zuckte nur die Schultern. „Es war nicht unsere Schuld, dass sich heute ganz Konoha gegen uns verschworen zu haben scheint.“ Auch wenn sie wusste, wie wahr diese Aussage war, sie selbst hatte auch alle Mühe nicht allzu genervt dreinzublicken. Ihr ging das genauso auf den Geist – Sasuke im Übrigen auch, aber der tat seinem Image zuliebe so, als würde ihn das alles ziemlich kalt lassen. „Das hätten wir aber mit einkalkulieren müssen!“, fuhr Naruto ungerührt fort und verschränkte die Arme vor der Brust. „Hn.“, schnaubte Sasuke, „Dann mach du doch einen Vorschlag.“ Naruto blinzelte und sah ihn einen Augenblick lang fragend ab, als wollte er abschätzen, ob das ernst gemeint war. Als Sasuke nur leicht eine Augenbraue hob, was wohl soviel wie „ich warte“ bedeuten sollte, verzog sich Narutos Mund langsam zu einem schiefen Grinsen. „Ist doch ganz einfach.“, meinte er und das Grinsen wurde eine Spur fieser, „Wenn er nicht will, gebrauchen wir eben Kraft.“ Die Reaktion, die er erwartet hatte, blieb allerdings aus, stattdessen sahen ihn Sakura und Sasuke nur ratlos und fragend an. „Was?“, fasste Sakura ihre Gedanken schließlich in einem Wort zusammen. Leicht aus dem Konzept gebracht grummelte Naruto etwas Unverständliches vor sich hin und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ihr wisst schon, dieses Zitat. ‚Und wenn du nicht willst, brauch ich Macht.’ oder so in der Art.“ Eine geschlagene Minute verging, in der Sakura und Sasuke erst Naruto anstarrten, dann einen ratlosen Blick tauschten und wieder zu ihrem Teamkollegen sahen. Dann, plötzlich verdrehte Sasuke genervt die Augen. „Du meinst jetzt aber nicht ‚Und bist du nicht willig, so brauch’ ich Gewalt’, oder?“ Naruto streckte ihm darauf nur die Zunge raus. „Hab’ ich doch gesagt.“ Ehe noch einer der beiden anderen darauf etwas erwidern konnte, fuhr er schnell fort: „Also, die subtile Vorgehensweise hat nicht funktioniert, gehen wir also einfach zur direkten Konfrontation über.“ „Du meinst, wir sollen in frontal angreifen?“, versicherte sich Sakura skeptisch. Naruto schüttelte den Kopf. „Das nicht, aber angreifen schon, schließlich kann auch Kakashi uns nicht alle gleichzeitig im Auge behalten.“ Sein Grinsen war wieder da und ließ die anderen zweifeln, ob er wirklich bei der Sache war. „Also, was meint ihr dazu?“ Erwartungsvoll schweifte sein Blick hin und her. Sakura seufzte. „Also gut, lass mal deinen Plan hören, mehr als schief gehen kann er ja nicht…“ Naruto lächelte zufrieden und wand den Kopf ein Stück nach links. Sasuke schnaubte, nickte aber langsam. „Stimmt, schlimmer werden kann es nicht. Aber eine Frage hab ich vorher noch.“ Naruto ahnte, dass es nichts Gutes sein konnte und hob skeptisch eine Augenbraue, ehe er langsam meinte: „Ja…?“ Sasukes Miene blieb absolut unberührt. „Woher hast du ein Wort wie ‚subtil’ gelernt?“ Bei den Worten hätte es Naruto um ein Haar Dank eines imaginären Riesenwassertropfens aus den Socken gehauen. Es ist wohl unnötig zu sagen, dass er es ausnahmsweise einmal vorzog nicht darauf zu antworten. Etwa eine Viertelstunde später kam Kakashi nichts ahnend – okay, seien wir mal realistisch, er hatte mittlerweile schon Verdacht geschöpft, dass Gais Aufgabe in direktem Zusammenhang mit den „seltsamen“ Zwischenfällen seines Tages stand, also sagen wir lieber, er kam scheinbar nichts ahnend – auf den Trainingsplatz, auf den ihn seine drei Schüler gebeten hatten. Wie nicht anders zu erwarten, standen die drei in einem lockeren Halbkreis bereits dort und sahen ihn mit unterschiedlichen Mienen an. Sasuke schien gelangweilt, Sakura genervt und Naruto… nun, Naruto grinste breit und allein das ließ Kakashis Warnglocken losschrillen. „Hallo, Sensei, Sie sind aber überraschend früh!“, grinste der Blondschopf breit. „Mmh, ja.“, erwiderte Kakashi und warf einen schnellen Blick in die Umgebung, konnte aber nichts Auffälliges entdecken. „Was wolltet ihr denn?“ Er blieb fast drei Meter von ihnen entfernt stehen. Auch wenn er nicht eben erwartete, dass sie sich auf ihn stürzen würden, irgendwas hatten die drei vor, das sah er ihnen an. Es wurde umso verdächtiger, als Naruto ein Stück auf ihn zukam. Automatisch wich Kakashi ein Stück zur Seite aus. Die jüngeren drei schienen sich nicht daran zu stören und folgten der Bewegung, sodass sie im Endeffekt fast im rechten Winkel zur vorherigen Blickrichtung standen. „Also?“, wiederholte er seine Frage. Naruto lachte nur und fing an drauflos zu quatschen: „Wissen Sie, Sensei, die Sache ist die: Wir wollten Sie hierher bitten, weil wir, naja, eigentlich ich, aber Sie wissen ja, wie das ist von wegen Teamwork und so. Abgesehen davon ist es irgendwie viel natürlicher in der Mehrzahl zu sprechen, ist Ihnen das schon mal aufgefallen? Naja, auf jeden Fall…“ Kakashi seufzte innerlich, musste aber neidlos anerkennen, dass sein Schützling ein echtes Talent dafür hatte endlos lang zu reden ohne dabei auch nur irgendwas zu sagen… Naruto labberte sinnlos weiter, musste sich aber mittlerweile ziemlich konzentrieren, da er eigentlich gerade viel mehr auf eine schwarz gekleidete Gestalt achtete, die in einem der Bäume hinter Kakashi versteckt saß und ihm immer wieder Zeichen gab. Dass Kakashi bisher nichts bemerkte hatte, war schon ein kleines Wunder, aber andererseits hatten sie ja auch alles daran gesetzt ihn nichts merken zu lassen, außerdem waren sie mittlerweile auch keine kleinen, unerfahrenen Kinder mehr und, der wohl wichtigste Grund, Kakashi schien die Situation nicht eben ernst zu nehmen. Naruto hatte durchaus gemerkt, dass er ihm überhaupt nicht mehr zuhörte und schon wieder in sein unvermeidliches Büchelchen vertieft war, das scheinbar an seiner Nase festgewachsen war… Das war aber auch ganz gut, andernfalls wäre ihm nämlich aufgefallen, dass Naruto sich gerade überhaupt nicht mehr auf das so genannte Gespräch konzentrieren konnte, nachdem die Person ihm gerade irgendwie schnell hintereinander gesagt hatte, dass er ein Stück nach links und rechts gehen sollte. Was Kakashi nämlich (hoffentlich) nicht bemerkt hatte, war die Tatsache, dass Naruto ihn eigentlich nur hinhalten und in die optimale Position bringen sollte. Entsprechend deutete die schwarze Gestalt in die Richtung, in die er sich bewegen sollte, aber wenn die Zeichen weiterhin so widersprüchlich waren, würde das ganze hundertpro wieder schief gehen. Naruto war mittlerweile dazu übergegangen Ramenzutaten aufzuzählen (dass sein Lehrer immer noch nichts gesagt hatte, bewies nur, dass er ihm wirklich nicht zuhörte) und warf der Person möglichst unauffällig einen bösen Blick zu. Die zuckte als Antwort nur die Schultern und bedeutete ihm still stehen zu bleiben. Offenbar würde es endlich losgehen. Naruto schnaubte unwillig, was Kakashi nun doch endlich aufblicken ließ. Was auch immer das Geschwätz hatte bezwecken sollen, offenbar war sein Schüler endlich fertig damit und, was auch immer die drei geplant hatten, würde jetzt losgehen. In aller Seelenruhe steckte Kakashi sein geliebtes Buch ein und schenkte ihnen nun seine volle Aufmerksamkeit. Sasuke und Sakura standen noch immer reichlich unbewegt da, während Naruto die Arme verschränkt hatte und ihn wütend anfunkelte. „Sensei, Sie hören mir nicht zu!“, motzte er und klang dabei sogar fast aufrichtig genug, dass Kakashi ihm die beleidigte Miene um ein Haar abgekauft hätte. Er lächelte entschuldigend und wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als er ein leises Rascheln hinter sich hörte. Die meisten anderen hätten es wohl als Einbildung oder Wind abgetan, aber Kakashi hatte genug Erfahrung, um den Unterschied zu erkennen und so lehnte er sich ein Stück zur Seite – gerade rechtzeitig, damit der Shuriken ihn nicht traf, sondern knapp rechts an seinem Gesicht vorbei flog. Naruto riss erschrocken die Augen auf und warf sich zur Seite, ehe der Wurfstern ihm einen zusätzlichen Streifen auf der Wange bescheren konnte. Dann murmelte er irgendetwas reichlich Unverständliches, während Kakashi sich umgedreht und die dunkle Gestalt natürlich längst entdeckt hatte, die ihm gerade die nächsten im Sonnenlicht glänzenden Sterne entgegen schleuderte. Er wollte ausweichen, spürte aber, wie sich mindestens vier Arme um ihn legten und ihn festnageln wollten. Kakashi schmunzelte. So leicht würde er es ihnen nicht machen. Kaum, dass die Shuriken nah genug heran waren, dass Naruto sich ein erleichtertes Ausatmen gestatten konnte, verpuffte Kakashi plötzlich in einer Rauchwolke. „Was…?!“ Natürlich war er viel zu beschäftig gewesen seinen Sensei festzuhalten, als dass er sonderlich auf die Wurfgeschosse geachtet hätte und so bohrten sie sich geradewegs in seinen linken Oberarm. Naruto zischte wütend, ehe eine weitere Rauchwolke den Blick auf alles verdeckte. Kaum, dass die Sicht wieder klar wurde, stand dort Team Kakashi, vollkommen unverletzt, aber alle mit dem gleichen, mürrischen Gesichtsausdruck, während ihr Lehrer fünf Meter weiter direkt am Waldrand wieder auftauchte und sie nachdenklich betrachtete. „Na, na, was soll das denn?“, meinte er noch immer gut gelaunt und kam wieder einen Schritt näher, „Hat Gai euch den Auftrag gegeben, mich zu besiegen, weil er selbst es nicht schafft?“ „Pfff.“, schnaubte Naruto nur und verschränkte wieder die Arme. „Das wäre ja noch schöner, er hat…“ „NARUTO!!“, schallte ein ohrenbetäubender Ruf in Sakuras Stimmlage über die Lichtung. Seltsamerweise zuckte aber besagte Kunoichi dabei selbst zusammen und ehe noch einer der drei überhaupt reagieren konnte, war Kakashi verschwunden. Nun, verschwunden stimmt nicht so ganz, er hatte sich nur ein ganzes Stück weiter zur Seite bewegt, in die Richtung, in der die schwarze Gestalt im Baum gesessen hatte. Es war nicht weiter schwer der lauten Stimme zu folgen und so beobachtete er mit viel Vergnügen, wie die Urheberin gerade von zwei äußerst wütenden männlichen Blicken aufgespießt wurde. Unter der Maske grinste Kakashi breit, während er in der Hocke auf einem Ast sitzend seine drei Schüler unter sich beobachtete. Alle drei trugen enge, schwarze Kleidung, die ganz offensichtlich ihren Tarnzweck in diesem helleren Areal des Waldes verfehlte und sie im Gegenteil nur noch auffälliger machte. Es war nicht weiter schwer zu erraten, was sie versucht hatten, aber Kakashi warf trotzdem einen neugierigen Blick zurück auf die Lichtung. Dort standen die drei Ninja immer noch reichlich verdattert und unschlüssig herum. Klarer Fall… „Schattendoppelgänger, was?“ Sofort zuckten drei Gesichter zu ihm herum. Und dann überraschten die drei ihn doch, denn ohne auch nur einen weiteren Blick zu tauschen, griffen sie – aufeinander abgestimmt! – an. Sakura donnerte eine Chakra verstärkte Faust in den Baumstamm, während Naruto ein Stück vorwärts und dann in die Luft sprang, um ihm den Fluchtweg nach hinten abzuscheiden, und Sasuke ihm frontal zwei Kunai entgegen schleuderte. Kakashi blieben nur Bruchteile von Sekunden, um die Messer abzuwehren, vom Baum herunter zu springen und abzuhauen, ehe Naruto den Weg komplett dicht machte. Gerade noch rechtzeitig kam er weg, hatte aber nicht mit einkalkuliert, dass hinter ihm ja immer noch die drei Kopien standen – aller Wahrscheinlichkeit nach drei Schattendoppelgänger von Naruto, die sich verwandelt hatten – was sich als fataler Fehler herausstellte, denn diese drei griffen nun auch an. Kakashi wehrte „Narutos“ Schlag auf sein Gesicht ab, verdrehte seinen Arm und schleuderte ihn mit einem schnellen Ruck in „Sakura“ hinein. Beide verpufften, während „Sasuke“ es allerdings schaffte ihn mit einem gezielten Tritt an der Schulter zu streifen, ehe Kakashi rückwärts springen und sich erstmal kurz in Sicherheit bringen konnte. Mmh, da hatte er sie wohl ein klein wenig unterschätzt, wie er noch immer grinsend feststellen musste. Scheinbar hatte er ihnen zu viel beigebracht… Mit einem Schulterzucken schob er sein Stirnband nach oben und sah sich misstrauisch um. Es war zu still, der Klon war verschwunden und die drei ließen sich nicht blicken, wo also…? „Katon: Goukakyuu no Jutsu!“ Kakashi sprang so schnell er konnte hoch und leicht zur Seite, um dem gewaltigen Feuerball auszuweichen, den Sasuke gerade auf ihn losließ, doch kaum war er wieder auf dem Boden, rannte „Sasuke“ auf ihn zu – mit einem Rasengan in der Hand?! Was zum…? Doch er hatte keine Zeit weiter darüber nachzudenken, denn im nächsten Moment war der Schattendoppelgänger zu dicht heran und Kakashi musste sich erneut vom Boden abstoßen und über den immer noch lodernden Feuerball springen. Was hatten sie vor? Wieso hielt Sasuke die Technik so lange aufrecht? Warum griff Naruto mit einem Klon an – und wo war Sakura?! Die Frage beantwortete sich im nächsten Moment von selbst, als „Sasuke“ keineswegs innehielt, sondern das Rasengan mit einem lauten Schrei in den Feuerball donnerte. Kakashi selbst war es gewesen, der ihnen erklärt hatte, wie wichtig es war, die Elemente einer Attacke zu beachten und niemals mit den falschen anzugreifen. Nun hatte Naruto ganz offenbar nicht das normale, sondern ein Fuuton: Rasengan benutzt – eine Luftelementtechnik – und diese direkt in ihre größte Schwäche – das Feuer – gelenkt. Der Effekt war im wahrsten Sinne des Wortes bombastisch: Die heiße Kugel schwoll auf das Dreifache ihres Volumens an und explodierte eine Sekunde später mit einem ohrenbetäubenden Knall. „Hat es funktioniert?“, fragte Naruto, der mit Sakura ein Stück abseits gestanden hatte, um dem absichtlich erzeugten Inferno nicht zu nahe zu kommen. „Kommt drauf an, was du mit ‚funktioniert’ meinst.“, murrte Sasuke, der gerade wieder zu seinen Teamkollegen stieß – und offensichtlich nicht ganz so unbeschadet davon gekommen war. Er war der Meinung gewesen, dass er schnell genug hätte wegkommen können, sonst hätte er sich nicht darauf eingelassen, das Ergebnis war nun aber, dass seine Wangen und Hände ziemlich schwarz aussahen und sein Oberteil doch ein wenig angekokelt wirkte. „Sasuke-kun!“, rief Sakura entsetzt und wollte auf ihn zustürmen, doch er hielt sie mit einer Handbewegung ab. „Ist nicht schlimm.“ Er vermied dabei allerdings ihre Blicke, verschränkte die Arme und fragte: „Und nun? Der ach so tolle Plan ist nach hinten losgegangen, Kakashi hat Kawarimi no Jutsu benutzt, alles, was wir erwischt haben war ein blöder Baumstamm.“ Naruto grübelte einen Moment, dann verzog er das Gesicht. „In diesem Fall bleibt uns wohl nur noch eins zu tun.“ Seine Teamkameraden hoben beide skeptisch eine Augenbraue. Sie wussten so gut wie er, dass der Nahkampf nichts bringen würde und leider kannte ihr Lehrer ihre Techniken und Attacken viel zu gut, hatte er ihnen doch die meisten davon selbst beigebracht. „Und das wäre?“, fragten Sakura und Sasuke wie aus einem Mund. Naruto grinste hinterhältig. „Es gibt noch ein megastarkes Jutsu, das wir noch nicht versucht haben, aber dafür müsst ihr Kakashi-sensei ablenken, ich muss an seinen Rücken heran.“ Die beiden anderen sahen alles andere als begeistert aus, aber welche Wahl hatten sie schon…? Fast eine Minute war es wieder totenstill auf dem Platz, dann, plötzlich stürmten Sasuke und Sakura auf ihn zu. Sakura knallte ihre Faust auf den Boden, um ein kleines bis mittleres Erdbeben zu erzeugen, während Sasuke ein schlichten, aber nicht uneffektiven direkten Angriff auf seinen Brustbereich startete. Kakashi wehrte den Schlag ab und duckte sich unter dem folgenden Tritt, nur um sich gleich darauf nach hinten fallen zu lassen, um Sakuras Faust zu entgehen, die nun Millimeter über ihn hinwegsauste. Er schnappte ihren Arm und verdrehte ihn seitlich, sodass sie gezwungen war der Bewegung zu folgen und genau in Sasukes Schussfeld lief, was zur Folge hatte, dass letzterer sie mit seinem Kunai streifte und ihr einen hellroten Streifen auf die Wange malte. Sakura schrie nicht auf, sie funkelte ihn nur sauer an und wollte sich von Kakashi losreißen, doch da dieser sich inzwischen wieder vollkommen aufgerichtet hatte und sicher stand, war das alles andere als leicht. Sasuke ignorierte Sakuras Blick – er hatte sie schließlich nicht mit Absicht getroffen! – und setzte zu einem Drehkick an. In dem darauf folgenden Augenblick passierten mehrere Dinge gleichzeitig. Naruto sah seine Chance endlich gekommen, hob die Hände vor die Brust und rannte mit einem lauten Schrei – „Konohagakure Hiden: Taijutsu Oogi: Sennen Goroshi!“ – von hinten auf Kakashi zu. Sakura leitete ihr Chakra diesmal gezielt in ihre Füße und zog mit aller Kraft an ihrem Arm, was selbst Kakashi überraschte und im wörtlichen Sinne von den Füßen riss. Er wurde Kopf voraus durch die Luft geschleudert, kam eineinhalb Meter weiter auf, rollte sich ab und war wieder auf den Füßen, während parallel Sasukes Tritt ins Leere ging und Sakura von der eigenen Wucht mitgerissen auf den Rücken knallte. Naruto allerdings wurde von seinem eigenen Schwung vorwärts getragen und konnte nicht schnell genug abbrechen, sodass er an Kakashis Stelle Sasuke am Hintern erwischte und ein gutes Stück in die Luft schleuderte. Als dieser mit einem lauten Stöhnen und schmerzverzerrtem Gesicht wenig sanft gegen einen Baumstamm knallte und bewusstlos zu Boden sank, konnte Kakashi sich ein Grinsen nicht verkneifen und kommentierte in seinem besten Pokémon-Wettkampf-Schiedsrichter-Tonfall: „Sasuke kann nicht mehr weiterkämpfen, damit geht der Sieg an Kakashi.“ Er ertrug die bösen Blicke von Naruto und Sakura ohne mit der Wimper zu zucken und meinte ruhig: „So, würdet ihr mir jetzt vielleicht mal verraten, was hier los ist?“ ******************************* (Katon: Goukakyuu no Jutsu = Feuerfreisetzung: Technik der mächtigen Feuerkugel = Feuerversteck: Jutsu der flammenden Feuerkugel Fuuton: Rasengan = Windfreisetzung: Spiralkugel = ? (kam im deutschen Anime noch nicht vor) Kawarimi no Jutsu = Technik des Körpertauschens = Jutsu des Tausches Konohagakure Hiden: Taijutsu Oogi: Sennen Goroshi = Konohagakure-Geheimüberlieferung: Taijutsu mit verborgener Absicht: Tausend Jahre voll Tod = Das geheimste der geheimen Fingerzeichen: Der sehr schnelle Abflug) Kapitel 6: 16:40, Dorfmittelpunkt, Team Gai, Versuch 3 ------------------------------------------------------ Über eine halbe Stunde. Er war über eine halbe Stunde zu spät!! Nachdem er selbst noch diese Zeit vorgeschlagen hatte! Tenten war die erste gewesen, die das schlichte Rumstehen und Warten nicht mehr ertragen hatte und inzwischen dazu übergegangen war eines der Zierbänder aus ihren Haaren zu lösen und daran alle möglichen Knotentechniken auszuprobieren. Lee war kurz davor gewesen dasselbe zu tun, hatte nur leider das Problem, dass er keine Haarbänder trug, also hatte er versucht sein Ninja-Stirnband dafür zu benutzen, war aber nur bis zum ersten Knoten gekommen, der schon nicht mehr aufgehen wollte. Nachdem Tenten ihm hatte helfen müssen, war Lee die Lust vergangen und er versuchte sich lieber an einem – eigentlich reichlich albernen – Kinderspiel, bei dem es darum ging eine bestimmte Abfolge von Fingerhaltungen möglichst schnell hintereinander auszuführen. Neji hatte beiden darauf einen äußerst abwertenden Seitenblick zugeworfen, es aber vorgezogen nichts zu sagen. Er war immer noch sauer, weil Lee ernsthaft versuchte hatte ihn in ein Kleid zu stecken… Es war klar gewesen, dass Jiraiya nicht gemerkt hatte, mit wem genau er da gesprochen hatte und so waren sich alle drei relativ sicher, dass er mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit sofort wieder abhauen würde, wenn er merkte, dass eines seiner „Bienchen“ in Wirklichkeit ein Junge war. Aus dem Grund hatte Lee Neji in dem Glauben dort gäbe es auch Kleider (vermutlich hatte er die Negliges im Schaufenster falsch verstanden…) in ein Damenunterwäschegeschäft gezerrt, während Tenten gerade von Ino angesprochen wurde und somit abgelenkt war. Das nahm Neji ihr sehr, sehr übel, war er doch der Meinung, dass sie ihm eine ziemliche Schmach hätte ersparen können. Er war endlos froh, als Lee seinen Fehler einsah und sie wieder nach draußen gehen konnten, nur, damit genau in diesem Moment natürlich seine Cousine vorbeikommen musste. Hinata hatte ihn einen Augenblick lang fassungslos angestarrt, dann das Geschäft hinter ihm, wieder ihn, dann hatte sie mit einiger Mühe „N-nii-s-san…“ gestammelt und war mit hochrotem Kopf davon gerannt, ehe er auch nur die Chance hatte irgendetwas zu sagen. Lee hatte das entweder nicht bemerkt oder erstklassig ignoriert und war bereits dabei auf das nächste viel versprechend aussehende Geschäft (zu Nejis Entsetzen diesmal ein Erotikshop, in den man sie vermutlich nicht mal rein gelassen hätte) zuzusteuern, doch diesmal hatte Neji rechtzeitig reagieren und ihm die Faust gegen den Hinterkopf donnern können. „Ich ziehe kein Kleid an, verstanden?!“, hatte er wütend gefaucht. Lee hatte sich fragend und verwirrt seine Beule gerieben. „Aber wie soll er dich denn sonst für ein Mädchen halten?“ „Gar nicht.“, war Nejis schlichte Antwort gewesen und vermutlich wäre es dabei geblieben, wenn Tenten nicht in diesem Moment endlich zu den Jungs aufgeschlossen hätte. Sie hatte einmal überrascht geblinzelt angesichts eines auf dem Boden sitzenden, sich den Hinterkopf reibenden Lees und eines schmollenden Nejis, dann hatte sie mit viel Selbstbeherrschung ein Kichern unterdrückt und gefragte: „Hab’ ich was verpasst?“ Die imaginären Dolche aus den Augen beider Jungen hatten für sich gesprochen, doch so schnell ließ Tenten sich nicht einschüchtern, sie war diese Chaoten immerhin schon ein paar Jahre gewöhnt. „Also, gehen wir uns umziehen?“, hatte sie locker gefragt, woraufhin Neji wütend die Fäuste geballt hatte. „Ich ziehe kein Kleid an!!“, hatte er halb über die Straße geschrieen. Nun hatte Tenten wirklich lachen müssen. „Davon war doch nie die Rede.“, hatte sie zwinkernd erklärt. „Wir gehen ins Teehaus, ein Kimono wird viel besser passen.“ Dann war sie davongegangen, in Richtung ihres Hauses, um sich umzuziehen. Neji war wenige Augenblicke später auch gegangen, immer noch mit grimmigem Gesichtsausdruck, aber zumindest nicht mehr vor sich hin murrend. Nur Lee war noch fast eine Minute reglos sitzen geblieben, ehe er zu niemand bestimmten gesagt hatte: „Ich hab’ überhaupt keinen Kimono…“ Und tatsächlich trug er auch jetzt noch sein normales Trainingsoutfit. Das weibliche Drittel seines Teams hatte anfangs noch versucht ihn umzustimmen, aber er war eisern geblieben und irgendwann hatte sie schulterzuckend aufgegeben und etwas gemurmelt, dass stark nach „Wenn sie dich nicht reinlassen, bist du selbst dran schuld…“ klang. Als Tenten gerade ihren einhundertdreiundzwanzigsten Knoten geknüpft und wieder gelöst hatte, rief auf einmal eine laute Männerstimme: „Hey, Mini-Gai und Bienchen! Da bin ich wieder!“ Und nur Augenblicke später konnten sie ihn auch sehen. Er saß über ihnen auf einem der Dächer, breit grinsend und noch immer ein wenig rot um die Nase, auch wenn er für die kurze Zeit überraschend ausgenüchtert wirkte. Mit einem einzigen Sprung landete Jiraiya direkt vor ihnen und deutete vor Tenten und Neji (den er offenbar immer noch für weiblich hielt, ganz so nüchtern konnte er also doch nicht sein) eine Verbeugung an. „Meine Damen, darf ich mich vorstellen? Ich bin…“ „Jiraiya-sama!“ Jiraiya verzog leicht das Gesicht angesichts dieser Unterbrechung und warf Lee einen sauren Blick zu. „Ähm, ja, genau.“ Er räusperte sich betont, dann zuckte er die Schultern als wäre nichts gewesen und legte einer eher wenig begeisterten Tenten den Arm um die Schulter. „Also dann, meine Süßen, lasst mich euch das beste Teehaus Konohas zeigen!“ Eine Viertelstunde später saßen sie in einem kleinen, sehr rot gehaltenen Raum voller Sessel, in dem es irgendwie sehr stark nach Pfefferminz und Zahnpasta roch, wie Neji feststellen musste. Vermutlich hatte Jiraiya nicht ganz die Wahrheit gesagt und eigentlich gemeint „das beste Teehaus Konohas, das mich noch reinlässt“. Auf jeden Fall war das hier alles, aber nicht traditionell und kein Teehaus. Außerdem schien die Kellnerin Jiraiya zu kennen – was von vornherein kein gutes Zeichen sein konnte – und er hatte ihr nur zuwinken müssen, damit sie ihnen eine Teekanne und Teeschalen brachte. Jiraiya hatte ihnen posierend eingeschenkt und jedem eine Schale gereicht. Lee hatte die viel zu klare Flüssigkeit auf Ex getrunken, während seine Teamkameraden einen skeptischen Blick tauschten und lautlos entschieden, dass sie sich das nicht antun würden. Tenten hatte die Schale zwar angesetzt, das sehr alkoholisch riechende Getränk allerdings geschickt in die breiten Ärmel ihres (zum Glück dunklen) Kimonos laufen lassen, während Neji schlichtweg wartete. Als Jiraiya gerade anfing mit Tenten zu flirten, nutzte er die kurze Unaufmerksamkeit und schüttete das Zeug – zum Unglauben und zur Erheiterung einer vorbeilaufenden Kellnerin, der er schnell einen warnenden Blick zuschoss – schnell in den Topf einer großen, äußerst hässlichen und vermutlich künstlichen Zierpflanze neben ihm. Tenten fühlte sich indes gerade alles andere als wohl, während Jiraiya ihr langsam aber sicher immer näher kam. Sie lächelte und nickte nur, als er sie zulabberte – anders konnte man das nicht nennen. „Boah, dieser Tee ist hammermäßig!! Ich fühle mich GUT!!“, posaunte Lee gerade durch’s ganze Haus und grinste dabei wie ein Verrückter. Seine Wangen und seine Nase färbten sich bereits nach der einen Schale rötlich, womit sämtlich eventuell noch vorhanden gewesene Zweifel an der Beschaffenheit des Getränks auch verflogen waren. „Ja, nicht wahr?“, grinste Jiraiya breit und kippte ihm nach, „Sie haben hier das beste Gesöff in ganz Konoha, ach, was sag ich, im ganzen Feuerreich!“ „Wollen Sie dann nicht auch noch ein wenig trinken, Jiraiya-sama?“, fragte Tenten und versuchte dabei möglichst süß zu klingen. „Aber ja, auf dein Wohl, Zuckerschneckchen!“, lachte er fröhlich, stieß mit Lee an und kippte das Zeug in einem Schluck herunter. Tenten staunte nicht schlecht, kein Wunder, dass er sich so gut mit Tsunade verstand… Neji gestikulierte ihr schnell weiterzureden und ihn endlich zu fragen. Lee konnte man inzwischen ohnehin vergessen, der trank gerade glücklich seine dritte Schale, und er selbst durfte nicht sprechen, wenn seine Stimme die ohnehin schwache Illusion nicht zerstören sollte. Tenten seufzte innerlich. Auf einmal war ihr Lees Vorschlag mit dem Direktangriff doch lieber… „Jiraiya-sama…?“, fragte sie zuckersüß. „Ja, Liebling?“ „Erzählen Sie mir von Ihrem neuen Buch?“ „Meinem Buch?“ Er hob überrascht eine Augenbraue. „Das ist aber nichts für dich, Kleines.“ Tenten zog einen Schmollmund und unterdrückte den Drang ihm dafür eine runter zu hauen. „Warum denn nicht? Ich bin ein großer Fan Ihrer Werke.“ Sie fluchte innerlich so laut es nur ging, hielt aber ihre Fassade aufrecht und rückte ein Stück näher an Jiraiya heran. Einmal hatte sie gesehen, wie Naruto ihn mit seinem Oiroke no Jutsu geärgert hatte und das wollte sie nachahmen. „Bitte, erzählen Sie schon!“, drängte sie lächelnd. Jiraiya bekam ein sehr unschönes, leicht perverses Funkeln in den Augen, als er breit grinsend und absolut unbewegt erklärte: „Ich habe noch nicht einmal mit dem Schreiben angefangen.“ „Was?“, fragte Tenten entsetzt und hätte Lee Neji in diesem Moment nicht zufällig beim Herumhampeln auf den Fuß getreten, hätte auch der sonst so ruhige Hyuuga-Sprößling wohl seinen Mund nicht halten können. Jiraiya lachte laut. „Tja, auch die großen Meister haben mal eine Schreibblockade.“ Tenten verzog daraufhin reichlich genervt das Gesicht. Dann war das also alles umsonst gewesen? Das würde Kakashi ihnen doch nie glauben…! „Aber…!“, fing Jiraiya nun wieder an und machte eine viel zu lange Kunstpause. „Als ich auf dem Weg zu euch war, bin ich am Waldrand vorbei gekommen und dort hat mich die Muse gepackt.“ Seine Augen strahlten regelrecht, als er aufsprang und voller Inbrunst und Begeisterung zu erzählen begann. Natürlich mit entsprechender Unterstützung durch Herumgewirbel seiner Arme. „Stellt euch vor, ein hübsches, junges Mädchen, gebräunte Haut, perfekte Kurven, lange, blonde Haare zu Zöpfen hochgebunden, strahlende, blaue Augen, so unglaublich schön, wie der Himmel… aber sie hat ein vorlautes Mundwerk und deswegen will niemand in ihre Nähe… und dann ein junger, edler Adeliger, blasse Haut, schwarze, seidige Haare, die ihm in einer gekonnten Frisur abstehen, dunkle, tiefe, geheimnisvolle Augen und eine mysteriöse Aura um ihn herum. Alle Mädchen schwärmen von ihm, doch er lehnt sie ab, will mit niemandem etwas zu tun haben…!“ Mittlerweile lauschte ihm nicht nur Team Gai, das sich einstimmig zwei Dinge fragte: Erstens, warum waren sie nicht schon vorher auf die Idee gekommen ihn besoffen zu fragen, wenn das so gut funktionierte und, zweitens, was zum Geier hatte er gesehen, dass er so einen Schnulz zusammen fantasierte? Jiraiya aber sah ihre Gesichter zum Glück nicht, denn er schwebte gerade in seiner eigenen Welt, während er auf einem der Tische herum sprang und die Aufmerksamkeit sichtlich genoss. „Und dann treffen die beiden aufeinander. Er schnauzt sie an ihm aus dem Weg zu gehen, doch sie weigert sich und nennt ihn einen Bastard. Er, verblüfft angesichts der unerwarteten Reaktion, schnaubt und nennt sie einen Idioten. Die beiden fangen an zu streiten, immer lauter und lauter, bis sie sich schließlich in die Haare kriegen und vor Erschöpfung umkippen. Am nächsten Morgen ist er verschwunden und das Mädchen grummelt vor sich hin, doch er kommt wieder und so geht es tagelang weiter, jedes mal bis beide umfallen. Aus Tagen werden Wochen, werden Jahre und bald haben die beiden vergessen, warum sie eigentlich streiten. An einem Tag dann, tut das Mädchen etwas vollkommen Unerwartetes und küsst den Jungen.“ Wieder machte Jiraiya eine Kunstpause und studierte zufrieden die Wirkung auf den Gesichtern seiner Zuhörer. Zum Glück konnte er keine Gedanken lesen, sonst wäre er vielleicht nicht so zufrieden gewesen, denn während Team Gais erste Gedanken sehr einheitlich „Das klingt verdammt nach Naruto und Sasuke…“ gewesen war, so gingen sie nun in gänzlich andere Richtungen. Neji dachte praktisch und fragte sich, wie sie das nun Kakashi beibringen sollten. Das würde er ihnen doch nie im Leben glauben. Tenten hingegen amüsierte sich göttlich bei der Vorstellung, was genau Jiraiya bitte gesehen haben wollte. Sie konnte sich viel vorstellen, aber dass die beiden tatsächlich schwul waren gehörte nicht dazu. Lee war zu betrunken um überhaupt klar zu denken und so wirbelte ihm bloß immer wieder das seltsame Wort „SasuNaru“ durch den Kopf, ohne, dass er überhaupt wusste, was das jetzt eigentlich genau bedeuten sollte. „Und, was meint ihr?“, fragte Jiraiya gerade begeistert, „Ist das nicht genial?“ Er warf sich in die Brust, während ein Großteil der restlichen „Teehaus“-Besucher sich eilends wieder ihren Getränken zu wand. Neji und Tenten tauschten einen weiteren Blick, ehe sie langsam ansetzte: „Äh, ja, also…“ Doch eine weitere Antwort blieb ihr erspart, da Lee in dem Augenblick meinte, er müsse aufspringen und eine zur Faust geballte Hand in die Luft stoßen. Leider war seine Motorik bereits reichlich außer Betrieb gesetzt. Der Satz, der ihn eigentlich auf die Tischplatte hätte befördern sollen, war zu schwungvoll gewesen und so landete er stattdessen ein gutes Stück davor und leider ging sein Schlag auch nicht so ganz gerade in die Luft, sondern viel mehr in das Gesicht des Typen, der am Nebentisch saß. Dieser, ein riesenhafter Typ mit Glatze und einigen Narben im Gesicht, fand das alles andere als lustig, knurrte und schlug Lee nun seinerseits mit ziemlich viel Wucht die Faust in den Bauch. „Lee!“, riefen Neji und Tenten gleichzeitig und sprangen von ihren Sitzen auf, doch es war bereits zu spät. Lee war nicht mehr bei Sinnen und innerhalb von Sekunden hatten die beiden eine ordentliche Rauferei angefangen, in die die Nachbartische sogleich mit einstiegen, und seine beiden Teamkameraden kamen nicht mehr zu ihm durch. Ihnen blieb nichts übrig, als wortlos zuzusehen, wie Lee einen sehr… eigenwilligen, aber überraschenderweise nicht uneffektiven Kampfstil an den Tag lehnte. Auch wenn es eigentlich mehr so aussah, als würde er eher zufällig als gewollt unter den Attacken hinweg torkeln. Eigentlich sah es ja sehr erheiternd aus, aber seinen beiden Teamkameraden war klar, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis… „Au…“ Ungläubig starrten sie auf die hölzerne Ziersäule in der rechten Hälfte des Raumes, die Lee gerade ungewollt gefällt hatte. Der junge Ninja rieb sich derweil stark schwankend seinen Fuß, während er vor sich hinmurmelte. Hatte er die Säule etwa…? „Ups…“ Lee war nicht zu bremsen, er wirbelte ungelenkt und reichlich ziellos durch den Raum und war gerade rücklings in die zweite Säule gekracht, die daraufhin um ein Haar auf ihn gefallen wäre. Glücklicherweise war es keine tragende Konstruktion, sondern eine rein der Optik wegen angebrachte Säule und… „Tenten, raus hier.“, zischte Neji, als er das Knarren hörte und einen Blick nach oben warf. Nein, tragend war die Säule nicht, aber das abrupte Herunterreißen hatte ein Stück des Daches mit sich gerissen, das nun fast schon allmählich begann herunterzubrökeln. In höchstens zwei Minuten würde alles in sich zusammenbrechen und bis dahin mussten sie Lee erwischen und am besten so weit weg, wie nur irgendwie möglich bringen. Na, dann, Hallelujah… ******************************* (Oiroke no Jutsu = Technik der sexuellen Ausstrahlung = Sexy Jutsu) Epilog: In the end ------------------ Es war Abend geworden und Team Kakashi hatte sich bereits fast vollständig – wer mal wieder zu spät kam, dürfte wohl klar sein – am selben Treffpunkt, an dem der ganze Schlamassel begonnen hatte, eingefunden. Diesmal war es Sasuke, der an einen der Pfosten gelehnt auf dem Boden saß und alles und jeden wütend anstarrte, der in sein Blickfeld kam. Narutos verblödete Attacke tat mehr weh, als er zugeben wollte und am liebsten hätte er jetzt nur noch eine Schmerztablette genommen und wäre nach diesem bescheuerten Tag ins Bett gegangen. Leider wäre das aber sofort aufgefallen und er wollte gar nicht wissen, was für Gerüchte sich verbreiten würden, also hatte er die Zähne zusammen gebissen, sich wieder umgezogen – er hatte aufgehört mitzuzählen zum wievielten Mal heute – und sich schließlich eine Kühlkompresse geschnappt, ehe er zurück gekommen war. Sie steckte gerade hinten in seiner Hose und der einzige Grund, aus dem er saß, war der, dass es so hoffentlich niemandem auffiel. Naruto rechts neben ihm hatte seine morgendliche Position eingenommen und sich stehend an den zweiten Pfosten gelehnt. Er hatte seine Ninja-Ausrüstung diesmal daheim gelassen und eine schlichte kurze Hose und ein T-Shirt übergestreift. Seine Augen waren geschlossen, der Kopf in den Nacken gelegt und er sah aus, als würde er jeden Moment im Stehen einschlafen, was bei Naruto doch schon einiges heißen wollte. Sakura saß den beiden gegenüber im Schneidersitz auf dem Boden. Auch sie hatte keinen Sinn mehr für Ninja-Kleidung gesehen und trug ein einfaches Kleid. Trotzdem hatte sie schon wieder ein Kunai in der Hand und bearbeitete damit geistesabwesend den Boden. Zum Glück für sie waren ihre beiden Teamkollegen wirklich kurz davor einzuschlafen, sonst hätten sie sich wohl langsam doch Sorgen gemacht, ob sie nicht ein wenig arg gewalttätig geworden war… Als Kakashi – etwa eine halbe Minute vor Team Gai – ankam, musste er zugeben, dass seine Schüler heute nicht gerade in guter Form zu sein schienen. Sie wirkten verdammt erschlagen, was auch immer Gai ihnen aufgetragen hatte – Sakura und Naruto hatten sich trotz allem geweigert es ihm zu erzählen, Sasuke geschnappt und waren abgehauen – es hatte ihnen einiges abverlangt. Angesichts der Tatsache, dass er wusste, dass die drei alles andere als schlecht waren, konnte er sich denken, dass sein „ewiger Rivale“ mal wieder deutlich über’s Ziel hinaus geschossen war. Gerade als er ansetzen wollte etwas zu sagen, tauchte eben jener strahlend und laut brüllend („DYNAMIC ENTRY!!“) neben ihm auf. Kakashi unterdrückte ein Seufzen und versicherte sich lieber, dass seine Ohren eine weitere Gai-Schrei-Attacke mehr oder weniger unbeschadet überstanden hatten. Beim Anblick von Team Gai, das auch nicht wirklich fitter als sein eigenes Team aussah und gerade hinter ihrem Lehrer hergetrottet kam (Neji und Tenten hatten Lee in die Mitte genommen, der das entrückte Strahlen eines Geisteskranken trug und scheinbar kaum noch in der Lage war überhaupt zu gehen), entschied Kakashi, dass er Gai abwürgen musste, ehe der auch nur ansatzweise eine seiner berühmt-berüchtigten Reden halten konnte. „Nun gut.“, setzte er an, „Reden wir nicht lange um den heißen Brei herum. Habt ihr es geschafft?“, fragte er und schlug Gai eine Hand auf den Mund, als dieser dazu ansetzte einen Kommentar von sich zu geben. Neji und Tenten wechselten einen Blick, seufzten und nickten dann synchron. „Hnshahgffft!!“ Sechs fragende Augenpaare sahen zu Gai hinüber (Lee starrte in den Himmel) und mit einem mehr als unguten Gefühl ließ Kakashi seine Hand sinken. „Ich sagte: Welche glorreiche Aufgabe hast du ihnen übertragen, Kakashi, mein Rivale?“ Der entschied, dass er es am kürzesten halten konnte, wenn er einfach antwortete: „Jiraiyas neustes Buch. Sie sollten herausfinden, wovon es handelt.“ Gai blinzelte einmal, dann lachte er laut genug los, dass sich die übrigen Anwesenden (minus Lee, der einfach mitlachte, obwohl er keine Ahnung hatte, worum es ging) die Hände auf die Ohren schlugen. Kakashis Team war nicht wirklich überrascht, irgendwie sah es ihrem Lehrer mehr als ähnlich eine solche Aufgabe zu stellen. Andererseits… „Wie zum Geier habt ihr das aus Ero-Sennin raugekriegt?“, sprach Naruto aus, was alle dachten und Neji kommentierte mit einem genervten Blick auf Lee trocken: „Wir haben ihn gefragt.“ Dass sie dabei Alkohol getrunken und ein komplettes Haus zerstört hatten, ließ er lieber aus und fasste stattdessen kurz die Geschichte zusammen, die Jiraiya ihnen so stolz präsentiert hatte. Kaum, dass er fertig war, machte sich ein ungläubiges Schweigen breit. Alle, die sie vorher noch nicht gekannt hatten, kamen unweigerlich zu demselben Ergebnis wie Team Gai. Dementsprechend waren auch die jeweiligen Reaktionen. Naruto und Sasuke rissen fast zeitgleich die Augen auf, sahen sich an, rissen die Augen noch ein Stück weiter auf, verzogen das Gesicht und meinten einstimmig auf den anderen deutend: „Argh, warum denn ich mit dem da?!“ Sakura donnerte das Kunai bis weit übers Heft in den Boden und funkelte Naruto mehr als sauer an (was dieser allerdings nicht mitbekam, da er sich gerade wieder mal ein Blickduell mit Sasuke lieferte, weil beide dem jeweils anderen die Schuld für das entstehen einer solchen Geschichte gaben) während Kakashi das alles reichlich erheiternd fand und unter seiner Maske fast nicht sichtbar breit grinste. Einzig Gai schien nicht in der Lage die entsprechende Verbindung zu ziehen, denn er zuckte nur die Schultern. Dann stieß er die Faust in die Luft und posaunte fröhlich: „Ja! Da siehst du es wieder, Kakashi, meine Schüler schaffen einfach alles!!!“ Er grinste breit und wand sich dann an das immer noch ziemlich abgelenkte Team Kakashi. „Wie sieht es bei euch aus? Wisst ihr nun, was unter seiner Maske ist?“ Kakashi sah ihn ungläubig an. „Du hast ihnen den Auftrag gegeben herauszufinden, was unter meiner Maske ist? Nachdem du selbst es jahrelang nicht geschafft hast?“ Gai zog es allerdings vor darauf nichts zu erwidern und ignorierte auch gekonnt die mörderischen Blicke, die ihm Naruto, Sasuke und Sakura gerade zuwarfen. Als die drei allerdings einander zunickten und gleichzeitig aufstanden und langsam auf ihn zukamen, entschied er spontan: „Ich glaube, ich muss noch mal dreihundert Runden um Konoha laufen, entschuldigt mich bitte! Oh, und Kakashi? Dieser Punkt geht an mich!!“ Damit war er auf und davon, Team Kakashi trotz aller Müdigkeit und Schmerzen dicht an seinen Fersen, während ihr Lehrer zusammen mit Team Gai der Staubwolke noch einen Moment lang nachsah, ehe alle entschieden, dass der Tag viel zu lange gedauert hatte und sie sich ihr Bett nun verdient hatten. Und die Moral von der Geschichte? Auch Kakashi kann nicht immer alles wissen, manchmal sind die Missionen, die am einfachsten scheinen in Wahrheit die schwersten und umgekehrt, man sollte es vermeiden fragwürdige Techniken einzusetzen, wenn man nicht hundertprozentig ausschließen kann, dass man seine Teamkollegen trifft und ganz besonders sollte man Gai (und seine seltsamen Einfälle) nicht unterschätzen. Am Ende wollen wir noch einen kurzen Blick auf unsere Hauptdarsteller werfen. Kakashi war mehr als amüsiert über das neue Buch und konnte es kaum noch abwarten, bis Jiraiya den Schnulz endlich geschrieben hatte. Gai war glücklich, weil er gegen Kakashi gewonnen hat und selbst seine Hetzjagd durch halb Konoha konnte er sich noch als gutes Training schönreden. Sakura hat seither einen leichten Tick entwickelt jeden, der überwiegend grün trägt, wütend anzufunkeln und die Fäuste zu ballen. Naruto kann keine Pommes mehr sehen, was ihn allerdings nicht sonderlich bedrückt, schließlich lebt er ohnehin von Ramen, Fertigramen, Tiefkühlramen und Ramen. Sasuke hatte noch zwei Tage Schmerzen, was zu seinem Leid nicht so gänzlich unbemerkt blieb, wie er gehofft hatte und nach dem Erscheinen von Jiraiyas Roman wochenlang für einige Gerüchte sorgte, die er aber durch gezielte, patentierte Sasuke-Uchiha-Todesblicke mehr oder weniger wieder aus der Welt schaffen konnte. Neji wurde zwei Tage später vor seinen Onkel zitiert, nachdem Hinata ihm nicht mehr in die Augen sehen konnte. Nach einem sehr, sehr peinlichen Gespräch – das damit endete, dass das sonst so ernste Oberhaupt der Hyuuga-Familie in einen Lachkrampf ausbrach – konnte die Sache zum Glück aus der Welt geräumt werden. Lee hat von all dem wenig mitgekriegt und Glück gehabt, dass die Hokage selbst absolut nichts gegen Alkohol hat und ohnehin bereits ein Gesetz durchzubringen versucht, dass das Trinken ab 14 gestattet. Ob sie damit Erfolg haben wird, dürfte äußerst fraglich sein, aber immerhin entging er so einer Bestrafung. Tenten amüsiert sich seit jenem Tag bei jeglichen Gerüchten, die Sasuke und Naruto als Paar sehen, was ihr nicht eben Sasukes Freundschaft eingebracht hat. Besonders nicht, nachdem sie von den beiden wissen wollte, woher die Geschichten kommen und beide sie nur sauer angefunkelt haben. Inzwischen weiß sie allerdings – Dank Ino und ihrer Tratschsucht – von dem Kuss aus der Schulzeit und muss oft genug kichern, wenn sie einen der beiden armen Jungs sieht. Das „Teehaus“ wurde nicht wieder aufgebaut, da der Ältestenrat ohnehin vorhatte, es aufgrund einiger Indizien in den nächsten Tagen zu schließen. Deswegen sind die jungen Ninja auch ohne Strafe davongekommen. Heute steht an der Stelle – auf Empfehlung der Hokage – ein Sakestand. Alles in allem sind also keine bleibenden Schäden entstanden und das Leben unserer Ninja-Freunde nimmt wieder seinen gewohnten Gang… so normal, wie ihr Leben eben sein kann. ***************************** (Ero-Sennin = perverser Eremit = kauziger Bergeremit (Narutos Bezeichnung für Jiraiya)) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)