Turn back time von Yami-No-Yuuki (Cause there is no longer You & I. ~ Chiaki × Makoto) ================================================================================ Kapitel 2: Changes ------------------ Zweites Kapitel Ein nervtötendes Piepen riss Makoto aus ihrem Dämmerschlaf. Nach dem Albtraum hatte sie kaum mehr ein Auge zu machen können. Schwerfällig schob sie ihre Beine über die Bettkante, setzte ihre nackten Füße auf dem Boden ab und rieb sich die Augen. Makoto traute sich gar nicht in den Spiegel zu sehen. Jeden Tag sah man es ihr mehr und mehr an. Als würde sie Nacht für Nacht nicht schlafen, durchmachen und an alles andere denken, als an eine erholsame Pause, bis der Wecker sie an jedem Morgen weckt. Sie stand auf, ging durch das sehr dunkle Zimmer langsam zum Fenster und nahm den Vorhang in die Hände. Einen Moment lang verharrte sie in dieser Position, bis sie den Vorhang nur einen winzigen Spalt weit öffnete, um eine kleine Luke zu ermöglichen, durch die sie einen kurzen Blick nach draußen werfen konnte. Makoto trottete gedankenverloren aus dem Bad hinunter in die Küche. Von ihrer Mutter getadelt, weil sie noch immer mit zerzausten Haaren, ihrem viel zu großen T-Shirt mit der Ausschrift ‚American Baseball 1876‘ und einer kurzen Hose herumlief, obwohl sie in zwanzig Minuten zur Schule musste, setzte sie sich an den Tisch und schwieg, während sie die vielen Sachen auf dem gedeckten Frühstückstisch betrachtete. Neben geräuchertem Fisch und Reis, Gemüse und einer Kanne Tee befanden sich noch einige andere Dinge auf dem Tisch. „Guten Morgen, Makoto.“, begrüßte sie ihr Vater, der die Aktienkurse in der Zeitung beäugte und ab und an seiner Tasse Kaffee nippte. „Makoto, du bist spät dran. Geh‘ wieder hoch und zieh‘ dich an. Heute gehst du wieder zur Schule!“, ermahnte ihre Mutter sie, doch Makoto blieb unbeeindruckt. Sie schüttelte desinteressiert den Kopf und murrte stattdessen, dass sie sich nicht wohl fühle und an diesem Tag zu Hause bleiben wolle. „Kommt gar nicht in Frage, meine Liebe! Bald sind die Abschlussprüfungen und – “ Die mittlerweile entnervte Tochter stand wieder auf. Mit gesenktem Kopf und zusammengekniffenen Augenlidern öffnete sie ihren Mund und fing an laut zu werden. „Die sind mir egal. Ich gehe nicht mehr zur Schule!“ „Makoto, wir haben doch schon darüber geredet. Das geht nicht und das weißt du auch.“, erwiderte ihr Vater und legte die Zeitung neben sich auf den Tisch. Das war auch das erste Mal an diesem Morgen, dass er die Zeitung weglegte und seine Tochter mit säuerlichem Blick ansah. „Klar geht das. Ich werde schon eine Arbeit finden! Zur Schule gehe ich nicht mehr.“ „Makoto, es reicht jetzt. Geh‘ jetzt hoch und mach‘ dich für die Schule fertig!“ Widerwillig ging Makoto wieder nach oben, wusch sich und zog die Schuluniform an. Als sie wieder nach unten ging, um das Haus zu verlassen, ging ihre Mutter ihr bis zur Haustüre nach, wo sich Makoto ihre Schuhe anzog. „Ich verstehe nicht, wieso du nicht zur Schule gehen willst. Deine Freunde machen sich bestimmt Sorgen um dich.“ //Wenn sie das doch nur tun würden, dann würden sie mich zumindest nicht im Stich lassen!//, dachte sie wütend und schlug die Türe hinter sich zu. Sie schnappte sich ihr Fahrrad und setzte sich auf den Sattel. „Makoto, dein Bento!“, rief Makotos Mutter ihr noch nach, doch Makoto hatte das Grundstück bereits verlassen und sauste bereits mit dem Rad den Berg hinunter in die Stadt. Nur langsam verringerte Makoto ihr Tempo. Eigentlich hatte sie gar keine Lust zur Schule zu fahren. Allerdings hatte sie heute nach langer Zeit mal wieder das Haus verlassen, um zum Unterricht zu gehen – das heißt, dass Makoto nicht vor Schulschluss wieder zurückfahren kann, weil es sonst wieder Streit mit den Eltern gäbe. Nicht, dass ihr das etwas ausmachen würde, dass Mutter und Vater wieder wütend sein würden. Sie fand es schlicht und einfach zu anstrengend, sich ständig über dieselbe Sache zu ärgern und sich jedes Mal aufs Neue rechtfertigen zu müssen. Mit mittlerweile recht gemütlichem Fahrtempo fuhr Makoto ziellos durch die Stadt. Ein kurzer Blick auf die Uhr an einem Bahnübergang verriet ihr die Uhrzeit. //8.45 Uhr. In fünf Minuten beginnt der Unterricht. Wenn ich jetzt noch Gas gebe komme ich nicht allzu spät zu Englisch.// Nach einigem Zögern beschloss sie endgültig, nicht zur Schule zu gehen. Was sie stattdessen bis zum Ende der letzten Stunde, um 15.15 Uhr machen sollte, wusste sie nicht. Im Laufe des Vormittags stöberte Makoto in Buchläden, verschanzte sich zwischen den vielen Stangen und Regalen in Kaufhäusern, ging in einen Mediengeschäft und probierte dort verschiedenste Gerätschaften und Spiele aus, betrieb allerdings nur einen sehr ausgedehnten Schaufensterbummel, ohne wirklich etwas zu kaufen. Nach einigen gefühlten Stunden, Makoto schob derweil ihr Fahrrad zu einer Bank im Park, kaufte sich Makoto von den wenigen Münzen, die vom lange vergangenen, letzten Schultag übrig geblieben waren, zwei Taiyaki-Taschen, ein traditionell japanisches Gebäck mit Füllung in Form eines Fisches. Seit sie beschlossen hatte, nicht zur Schule zu gehen, obwohl sie sich auf den Weg dorthin gemacht hatte, plagten sie zunehmende Gewissensbisse. //Was soll ich denn da? Das erinnert mich doch alles wieder an…// Vor ihrem inneren Auge sah sie Chiaki. Und sofort dachte sie wieder an den Albtraum. Da saß sie nun, zusammengekauert auf der Bank, nicht wissend, wohin sie sollte, was sie tat, was noch kommen würde. Wieder rang sie mit den Tränen, wie so oft in den letzten Tagen und Wochen. Der Wind war kühl, die Sonne in Bredouille, da rings um sie herum die Wolken am Himmel hingen. „Entschuldigen Sie bitte, können Sie mir vielleicht sagen, wie viel Uhr es ist?“, fragte sie plötzlich ein kleiner Junge, der mit ein paar anderen Jungs in seinem Alter im Park Fußball spielte. „Es ist kurz nach drei.“, antwortete Makoto müde und blickte kurz zu den dreien auf, die sich bedankend von ihr abwandten, um den Ball über den Rasen zu kicken. Als sie sich so umsah, entdeckte sie einige Jugendliche, die die gleiche Uniform wie sie trugen. //Gleich ist Schulschluss. Noch eine halbe Stunde, bis ich zu Hause sein muss…// Ziemlich schnell zogen Regenwolken auf, doch Makoto blieb auf der Bank sitzen und regte sich kaum. Den Kopf in den Nacken und die Arme auf die Rückenlehne der Sitzgelegenheit legend blickte sie gen Himmel und betrachtete die Sonne, die sich hinter den Wolken zu verschanzen schien. Kaum noch ein Sonnenstrahl schaffte es durch die dichten, schwer aussehenden Wolken. Es dauerte nicht allzu lange, bis die ersten Tropfen zu Boden fielen und sich die Menschentrauben im Park auflösten, der Eisstand schloss und auch die Jungen schwangen sich auf ihre Roller und fuhren nach Hause. Bald war Makoto allein. Wäre da nicht die bekannte Stimme, die sie wie aus dem Nichts ansprach und sie aus ihren Träumereien riss. „Du hättest dich ruhig mal melden können, Makoto.“, sagte eine männliche Stimme in einem vorwurfsvollen Tonfall. Das Mädchen spürte keine Regentropfen mehr auf ihrer Haut. Sie entdeckte den Regenschirm, den der junge Mann über ihre beiden Köpfe hielt. „Kousuke…“ „In der Schule fragen sie alle nach dir. Naja, mittlerweile ist es weniger geworden, weil keiner mehr damit rechnet, dass du jemals wiederkommst, auch wenn niemand weiß, warum du nicht mehr zum Unterricht kommst.“, fuhr er fort und setzte sich neben Makoto auf die Bank. Makoto nahm ihre Arme runter und fühlte sich auf einmal ganz klein neben Kousuke. „Weißt du, ich kann das nicht. Dass Chiaki weg ist… Ach, du verstehst es ja doch nicht. Wie all die anderen!“, brach sie ab und kämpfte sichtlich mit ihren Gefühlen. Sie ballte ihre Hände, die auf ihren Oberschenkeln ruhten, zu Fäusten. Den großen Kloß, den sie in ihrem Hals spürte, versuchte sie herunterzuschlucken, doch er fühlte sich so klobig an, dass er nicht verschwinden wollte. „Nein. Ich verstehe es.“ Verwundert blickte Makoto auf und auf einmal flossen Tränen. Fast so stark wie der sich über ihnen ergießende Regen, der alle anderen Leute aus dem Park und von den Straßen in ihre Häuser getrieben hatte. „Ich hab‘ mir schließlich was dabei gedacht, als ich dir eine Nachricht geschrieben habe. Hör‘ endlich auf zu denken, du wärst die einzige, die sich Gedanken macht. Du bist verdammt nochmal nicht die einzige, die sich sorgt!“ Nach einiger Zeit des Schweigens, man hörte nur das Rauschen des Regens, öffnete Makoto ihren Mund und brachte nur eine kurze Entschuldigung heraus. „Gomen.“ Es wurde kalt, jetzt, wo die Sonne weg war und der kühle Wind den Regen gegen ihre Beine blies. „Entschuldigung angenommen.“, antwortete Kousuke mit einem Lächeln. „Komm‘, ich bringe dich nach Hause. Unter einer Bedingung. Du kommst morgen wieder zur Schule.“ Makoto blickte in sein Gesicht. Er sah auch nicht so gut aus. Gut aus schon, aber irgendwie auch ein wenig besorgt. Und etwas in Gedanken. Die Tatsache, dass er mit ihr fühlte und ihr nicht irgendwas vorschreiben oder ihr nach dem Mund reden wollte, gab ihr Mut und Kraft. Sie nickte und lächelte leicht, als sich beide von der Parkbank erhoben. Auch, wenn sie nicht viel geredet hatten, auch nicht, als sie auf dem Weg zu Makotos Heim waren, diese wenigen Worte gaben Makoto Hoffnung. Hoffnung, dass sie nicht allein war. Dass es doch noch jemanden gab, der sie verstand und der für sie da sein wollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)