Zum Inhalt der Seite

Elementary Basics

Trilogie - Staffel 1
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Verhängnisvoll

Kapitel 11 ~ Verhängnisvoll
 

Es gab kein Weg drum herum... Ich musste wieder raus ins Wohnzimmer gehen und mich den Anderen stellen. Yoshihiro's Anwesenheit ertragen und um Himmels Willen nicht anmerken lassen, dass ich noch etwas für ihn empfinde. Vor allem nicht weil Rick auch dort saß. Die Tatsache, dass sich die Beiden inzwischen gut verstanden machte es mir nicht einfacher. Sie unterhielten sich gut miteinander und tranken zusammen ihr Bier.

„Hehe, Rick! Wir müssen öfter was miteinander unternehmen, solange ihr hier seid! Bist'n guter Typ.“ „Danke, du auch. Von mir aus können wir gern mal was zusammen trinken gehen.“ „Gut! Haha! So, liebe Leute. Frau, Kind und ich werden uns nun mal verabschieden.“ „Ja, das ist eine gute Idee, Shinji ist ja schon ganz müde.“, stimmte Rachel zu und sah zu ihrem kleinen Sohn, der inzwischen im Halbschlaf auf dem Sofa hing. Yosh nahm ihn auf die Arme und verabschiedete sich von uns.

„Also Chann, wir sehen uns“, sagte Rachel und gab mir zwei Küsschen auf die Wangen. Ich tat mich schwer, nicht auf sie eifersüchtig zu sein – allgemein nicht auf sie sauer zu sein. Erst meldet sie sich ewig nicht und dann angelt sie sich auch noch meinen Traummann.

Diese Nacht wollte Jill unbedingt bei Hailey im Zimmer übernachten, so hatten wir nur Clyde bei uns, der immer noch schlief wie ein Stein. Rick und ich lagen nebeneinander und beide konnten wir nicht einschlafen.

„Ob hier immer so viel Trubel ist?“, fragte er. „Ich hoffe doch nicht... Das ist echt anstrengend.“ „Es geht. Abends so zusammen zu sitzen macht Spaß.“ „Sich abends so zu besaufen meinst du wohl.“ „Ich bin nicht besoffen!“ „Nicht? Genug getrunken hast du ja.“ „Willst du mich jetzt als Säufer hinstellen?“ „Nee... Sei es drum. Ich bin mal gespannt was die nächsten Tage so auf uns zu kommt. Ich könnte mich glatt dran gewöhnen meine Freunde wieder um mich zu haben.“ „Deine Freundinnen, oder einen ganz Bestimmten?“, fragte Rick mit seinem sarkastischen Unterton. Ich war froh, dass um uns herum alles dunkel war und er mein Gesicht nicht erkennen konnte. Denn darin könnte man gut erkennen, dass ich mich ertappt fühlte.

Ich räusperte und tat auf unschuldig.

„Wie, was meinst du?“ „Na, wenn man mal guckt wie lange du heute mit diesem Yoshihiro in der Küche verschollen warst.“ „Wir haben nur geredet.“ „Und euch vielleicht auch an schöne Zeiten erinnert, hm?“ „Ach Rick, lass die Scheiße. Ich weiß mit wem ich verheiratet bin und wen ich liebe.“ „Hoffentlich...“, antwortete er betrübt und drehte mir den Rücken zu. Wusste ich es wirklich? Klar, wusste ich mit wem ich verheiratet war, doch wen liebe ich? Rick nervte mich derzeit wirklich nur noch mit seinen abweisenden Reaktionen und seiner schlechten Laune. Seinen grundlosen Unterstellungen und seinen Geheimnissen.

Ich beschloss nun nichts mehr darauf zu antworten und endlich die Augen zu schließen um es doch mal zu schaffen einzuschlafen.

Die erste Nacht im Gästebett war grauenhaft und neben Rick fühlte ich mich derzeit eh nicht so wohl. Darum fiel es mir nicht schwer gleich früh morgens aufzustehen und mir in der Küche einen Kaffee zu machen. Kyle war auch schon wach. Er wirkte verwundert mich zu dieser Zeit schon zu sehen.

„Was machst du denn um diese Zeit schon hier? Du bist doch eigentlich total die Langschläferin.“ „Ach, mir geht’s nicht so gut. Und schlafen konnte ich auch nicht mehr.“ „Dass es dir nicht gut geht merkt man.“

Er nahm sich auch eine Tasse und setzte sich zu mir an die Küchentheke.

„Magst du mir vielleicht erzählen was dich bedrückt?“ „Ich weiß nicht ob ich das wirklich hier machen sollte.“ „Na, dann trinken wir nun unsere Tassen leer und gehen ein bisschen am Strand spazieren.“ „Okay, klingt gut.“

Irgendwie freute ich mich, dass Kyle an meinen Problemen Interesse zeigte. Wir tranken noch schnell unseren Kaffee aus und liefen in aller Früh an den Strand, der noch total leer war. Ein frischer Windzug streifte den Strand entlang, doch Kyle und ich setzten uns trotzdem auf eine verlassene Liege.

„Also, sprich Sklavin! Eh... Schwesterlein. Was bedrückt dich? Ist dieser Rick scheiße zu dir?“ „Nein... Sag mal, wie ist das denn mit Marisha, Naga und dir? Wie kann man zwei Frauen lieben und trotzdem nicht dran kaputt gehen?“ „Ach... Eigentlich ist das für mich ziemlich einfach. Für mich ist Marisha meine liebevolle Frau, die mir alles an Liebe und Aufmerksamkeit schenkt, was ich brauch. Naga hingegen ist einfach... Geil! Wenn's mal was Ausgefallenes sein soll, oder ich Lust auf hemmungslosen Sex hab, dann geh ich zu ihr!“

Und das erzählte er mir ohne ein Funken Schamgefühl oder Ähnliches. Als wäre dies die Natürlichste Sache der Welt. Ich versuchte das mal zu verstehen.

„Also, du liebst Naga nur auf sexueller Basis und Marisha liebst du so richtig?“ „Eigentlich schon, ja. Aber manchmal... Mh... Da wird mir Marisha im wahrsten Sinne des Wortes zu... Langweilig! Sie will nicht feiern, sie will keine wilden Nächte. Sie ist manchmal grenzenlos naiv und hält immer an ihren Prinzipien fest. Und sie ist so was von gar nicht spontan.“ „Öhm, aber warum bist du dann mit ihr zusammen?“ „Weil sie liebevoll und verständnisvoll ist. Die perfekte Frau wäre ein Mix aus Mari und Naga! Haha!“ „Scheint wohl so“, antwortete ich leise und guckte aufs weite Meer hinaus. „Aber warum fragst du mich das überhaupt? Was ist denn nun bei dir los?“ „Kyle... Irgendwie... Liebe ich zwei Männer. Nur der Eine ist tabu für mich. Der ist verheiratet.“ „Wenn du geil auf Yosh bist, dann spann ihn Rachel aus. Die Zicke ist eh total nervig!“ „KYLE!“, schrie ich entsetzt auf weil seine Worte so direkt kamen. Er nimmt echt kein Blatt vor den Mund.

„Ja, was denn!? Ist doch so!“ „Er ist ein verheirateter Mann und hat ein Kind mit ihr! Wenn ich das mache, komm ich in die Hölle... Zudem sagte er schon, dass er sie liebt und dass es unmöglich ist noch mal was mit mir anzufangen. Ich bin immerhin auch verheiratet und hab sogar zwei Kinder...“ „Was stört dich denn an Rick!? Er ist ziemlich still, aber du bist doch damals so auf ihn abgefahren.“

Ich erzählte ihm was die letzte Zeit so zwischen mir und Rick ablief. Dass er sich mit Vanessa getroffen hat und dass er mir so ziemlich alles verschweigt, was auch nur annähernd mit seiner Vergangenheit zu tun hat. Und ich erzählte ihm noch was ich in den letzten Jahren so alles mit Celia erlebt hatte.

„Okay, nun kann ich schon verstehen, dass du dir derzeit nicht wirklich sicher bist. Hmm... Wie gesagt, mein Motto kennst du – Nimm dir was du willst und so viel davon wie du kannst.“ „Dein Motto ist aber auch ziemlich leichtsinnig und verantwortungslos. Mal davon abgesehen, dass es einfach unehrenhaft und mies ist, jemandem den Mann auszuspannen.“ „Rachel und dich verbindet doch eh keine großartige Freundschaft mehr.“ „Nein, aber trotzdem. Das wäre doch abartig von mir, mich weiterhin an ihn ranzumachen. Voll unmoralisch und so.“ „Da kann ich dir leider auch nicht weiter helfen.“ „Na ja, wenigstens hast du mir zugehört... Danke.“ „Für mein Schwesterlein doch immer.“

Das Gespräch mit Kyle hat wie vermutet kaum geholfen. Es machte mir sogar alles noch schwerer, weil ich inzwischen gegen meine eigene Moral ankämpfte. Fast ne ganze Stunde saßen wir am Strand. Als wir gehen wollten, kam uns auf einmal eine Blondine entgegen.

„IHR!!!“ Eine ziemlich wütende Blondine... „Oh mein Gott! Nicht Scarlett...“, fluchte Kyle. „Kyle! Und Chann! Habt ihr Rico gesehen?!“

Das war Scarlett!? Ich erkannte sie kaum wieder. Sie sah gar nicht mehr so aufgetakelt aus wie früher. Kyle lächelte gleich unschuldig.

„Nein! Woher soll ich wissen wo der Alte schon wieder aushängt?“ „Und ich hab ihn seit gut acht Jahren nicht mehr gesehen. Wüsste selbst gern wo er ist.“ „Ich sag dir, Scarlett, wenn du mit mir in die Hecken verschwindest, verrate ich es dir vielleicht.“, bot Kyle ihr an, was mir den Boden unter den Füßen wegschlug. Das meint der doch hoffentlich nicht ernst!

Die Blondine verschränkte ungläubig die Arme.

„Aber du sagtest doch eben noch, dass du es nicht weißt.“ „Ja, danach fiel mir aber ein, dass ich es doch weiß. Vorausgesetzt du verbringst ein paar schöne Momente mit mir.“ Wenn sie das nun glaubte, dann war sie ja ganz schön blöd...

„Okay, komm! Ich will wissen wo der Idiot ist, dann mach ich ihn kaputt!“ „Was hat er überhaupt gemacht?“, fragte ich verwundert über ihre Wut. „Er war die Nacht über nicht zu Hause! Das Schwein! Komm jetzt, Kyle!“

Sie zerrte ihn sogar richtig hinter sich her. Nun stand ich also wieder alleine da und hoffte den Rückweg zu Marisha zu finden. Kyle ist echt schrecklich! Er lässt doch wirklich echt keine Gelegenheit aus nen Treffer bei irgendwem zu landen. Nicht mal bei Scarlett schreckt er zurück. Dabei sollte er sich besser nicht mit Rico anlegen, wenn der das raus bekommt.

Auf dem Heimweg fragte ich mich, wo Rico eigentlich stecken könnte, dass nicht mal seine Freundin weiß wo er sich aufhält. Na ja, die würden den bestimmt wieder finden. Besser wäre es wenn ich den richtigen Weg finden würde. Der Strand war schon ein ganzes Stück von dem Haus entfernt.

Unterwegs kam ich durch eine Einkaufsstraße, wo so früh nur eine Bäckerei offen hatte. Mein Magen knurrte, also beschloss ich mir dort etwas zu kaufen von den paar Yen, die ich einstecken hatte. Ein Glück, dass wir am Flughafen noch daran dachten uns etwas Geld umzutauschen.

„Hehe, so sieht man sich wieder“, hörte ich auf einmal jemanden hinter mir sagen, als ich mir gerade einen Croissant kaufen wollte. Als ich mich umdrehte rutschte mir mein Herz bis in die Hose runter. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Wieso treff ich DEN schon wieder?! Mit aller Mühe setzte ich mein nettestes Grinsen auf.

„Oh Hey! Guten Morgen Yoshi.“ „Ich hol grad Frühstück für die Family. Wie ich sehe, hattest du dieselbe Idee.“ „Na ja, nicht wirklich. Ich wollte mich nur verpflegen, bevor ich mich komplett verlaufe.“ „Ach so! Wenn du willst, kann ich dich nach Hause bringen. Tokyo ist schon etwas verwirrend, wenn man die Stadt nicht kennt.“

Völlig schüchtern und schweigsam lief ich neben ihm her. Wie ein Teeny, der neben seinem Schwarm her läuft und sich nicht traut irgendein Wort zu verlieren. Ehrlich gesagt wusste ich nicht was ich mit ihm reden sollte. Doch zum Glück hatte er wohl genug Gesprächsstoff für zwei.

„Und, hast du gut geschlafen?“ „Nein, überhaupt nicht. Die Nacht war furchtbar. Ich schlafe eigentlich nicht gern auswärts. So weit weg von zu Hause. Auch wenn ich mich daran gewöhnen könnte hier zu leben.“ „Hier ist immer viel los.“ „Das hab ich gestern gemerkt. Die ganze Bude war voll.“ „Haha, ja, das ist sie oft! Vor allem bei Marisha. Sie ist unser „zentraler Treffpunkt“. Da findet alles statt.“ „Da haben wir uns ja die richtige Bleibe ausgesucht. Und du kommst prima mit Rick klar, hab ich gestern gesehen.“ „Oh, ja ich finde ihn schon in Ordnung. Ich versteh gar nicht, warum du so unglücklich mit ihm bist.“ „Ach... Viele verstehen es nicht...“ „Erzähl mal... Vielleicht verstehe ich es.“

Ich wollte ihm nicht wirklich erzählen, was zwischen Rick und mir so schief lief. Und dass er ein wichtiger Faktor war, sollte er auch nicht wissen. Wir hatten uns immerhin auf Freundschaft geeinigt... Doch was sollte ich tun? Wenn es so weiter gehen würde, dann müsste ich erstmal in die Klapse, sobald ich wieder in Florida war. Nachdenklich blieb ich stehen.

„Ich kann es dir nicht erzählen...“ „Warum? Ist es denn so schlimm!? Schlägt er dich, Chann?!“ „Nein! Um Gottes Willen, das würde Rick nicht tun.“ „Aber was ist es dann?“ „Es ist... Einiges... Aber auch... Du halt...“ „Was hat das denn mit mir zu tun!?“, fragte er verwirrt und stellte sich mit fragenden Blicken vor mich. Ich traute mich kaum es auszusprechen, doch es musste endlich raus.

„Wir sagten gestern, dass wir Freunde bleiben...“ „Ja, willst du nicht mit mir befreundet sein?“ „Doch! Aber... Aber ich kann es nicht. Ich kann nicht „nur“ mit dir befreundet sein, weil ich nie wirklich aufgehört hab dich zu lieben und es immer noch tue!“ „Ja, aber... Du hast doch nen Mann und deine beiden süßen Kinder! Wir waren nicht mal lange zusammen. Warum sagst du dann, dass du mich immer noch liebst?“ „Das ist das Problem... Ich lieb auch Rick... Aber auch dich. Ach, ich weiß ja auch nicht. Tut mir leid, dass ich dich nun mit so was konfrontiere...“ „Und was erwartest du nun von mir? Mein Leben verlief die ganze Zeit ganz normal... Ja, ich hab dich damals sehr geliebt. Aber nun kommst du nach Jahren wieder und bringst das alles durcheinander. Erwartest du nun, dass ich deswegen alles aufgebe was ich mir die letzten sechs Jahre aufgebaut hab?“

Er hatte ja Recht. Ich komm hier nach Jahren an und mach mir Hoffnungen irgendwas zu bekommen, das eigentlich unmöglich ist. Wir beide haben Familien und längst was Anderes aufgebaut. Beschämt guckte ich zu Boden...

„Du hast Recht... Wirklich, es tut mir leid! Ich werde in Zukunft versuchen das schnell zu vergessen und eine Freundschaft zu akzeptieren.“

Zu meiner Überraschung legte er seine Arme um mich und drückte mich an sich. Keine Ahnung was das nun wieder zu bedeuten hatte. Dann ließ er plötzlich ab, nahm mich an der Hand und zog mich um die Ecke in eine Seitengasse. Dort drückte er mich gegen die Steinmauer und küsste mich leidenschaftlich. Ich war echt verwirrt, darum drückte ich ihn etwas von mir weg.

„Yosh, was soll das denn auf einmal? Ich dachte...“ „Ja, ich weiß... Aber mir geht es kaum anders als dir... Vielleicht machen wir hier auch einen Fehler. Aber ich kann grad nicht anders. Immerhin... habe ich auch nie aufgehört, dich zu lieben.“

Es war wirklich mehr als überraschend, dann doch diese Worte von ihm zu hören. Entgegen aller Moral und Vernunft ließen wir uns vollkommen gehen und küssten uns immer weiter. In der letzten Ecke von Strand legten wir uns auf eine verlassene Liege, die zwischen zwei Büschen stand.

„Oh man, ich hätte echt nicht gedacht, dass es zwischen uns doch noch irgendwann mal so weit kommt.“, sagte Yosh mit einem leichten Grinsen und streichelte mich. Ich fühlte mich richtig wohl und vergaß alles um mich herum. Währenddessen fing es auch noch an zu regnen und wurde richtig kalt, doch das störte uns gar nicht. Uns war eh warm genug.

Erst als wir fertig waren bemerkten wir, was wir da eigentlich getan hatten und somit kam auch das schlechte Gewissen und die Reue. Ich lag mit einem unwohlen Gefühl im Bauch in seinen Armen und schaute aufs Meer. Nur seine Jacke bedeckte unsere durchnässten und durchgefrorenen Körper. Erschöpft streichelte ich ihn über die Brust und wollte ihn nicht mehr loslassen.

„Wieso fühle ich mich jetzt nicht besser?“, fragte ich ihn leise. „Weil du deinen Mann betrogen hast... Und ich meine Frau... Das ist Scheiße.“ „Und wie soll es jetzt weitergehen?“ „... Puh, gute Frage... Ich liebe Rachel trotzdem und will meine Familie nicht aufgeben. Ich denke, dir geht es da ähnlich.“ „Ja, schon... Jetzt alles hinzuschmeißen wäre falsch.“ „Also wird es bei diesem einen mal bleiben, hm?“ „Besser wäre es... Aber ob wir das packen?“ „Denke nicht“, antwortete er und fing wieder an mich zu küssen. Wir konnten kaum genug voneinander bekommen und hätten es am liebsten schon wieder getan, wäre da nicht auf einmal dieser laute Knall gewesen, den man aus der Ferne hören konnte.

Ich schreckte auf. Meine Wachsamkeit und die Dämonen hatte ich ja völlig vergessen!!! Vielleicht ein Angriff!? Hektisch sprang ich auf und zog meine durchweichten Klamotten an. Mir war so eiskalt und am liebsten wäre ich nun erst mal nach Hause und hätte meine Klamotten gewechselt und ein heißes Bad genommen.

„Was war das?!“, fragte Yosh entsetzt und zog sich ebenfalls an. „Ich weiß es nicht. Deswegen will ich ja schauen.“ „Mach das lieber nicht! Was ist, wenn das wieder diese Viecher sind?!“ „Dann werd ich eben kämpfen und sie alle vernichten.“ „Das sagst du so einfach! Ich kann dir nicht wirklich helfen und sonst ist grad keiner mit Kräften da!“ „Geh nach Hause, Yosh. Ich pack das schon.“ „Du doofe Kuh! Denkst du, ich seh zu, wie du in dein Verderben rennst!? Wenn, dann komme ich mit.“ „Damit ich dich beschützen muss, haha!“ „Pöh! Auf jetzt!“

Als wir auch den Rest unserer Kleidung an hatten stürmten wir die Treppe hinauf um vom Strand wieder auf die Hauptstraße zu kommen. Und tatsächlich war ein gutes Stück weiter ein Hochhaus am einbrechen. Man konnte die Schuttwolke bis hier sehen.

Irgendwie wurde mir ja doch bei der Sache mulmig. Immerhin hatte ich es noch nie mit diesen Viechern zu tun. Ich hatte zwar Ran besiegt mit meinen Kräften, aber das waren weitaus mehr Gegner und stärker waren sie sicher auch. Es könnte ja ruhig mal wieder Viki erscheinen und uns über diese Wesen aufklären! Aber nein – alles muss man selbst machen!!

Yosh und ich waren ziemlich außer Puste, als wir am Schauplatz ankamen. Zirka zehn von diesen Dingern schwebten um die noch heile Fassade des Hochhauses herum und schossen immer wieder dunkle Strahlen dagegen.

„Oh mein Gott...“, pustete ich atemlos und entsetzt über diesen Anblick. Sie hatten uns noch nicht bemerkt. „Yosh, bitte geh nach Hause. Ich hab Angst um dich!“ „Nein!“ „Aber du siehst sie ja nicht mal!“ „Doch, ich kann sie sehen!“ „Wie das!? Die Nachrichtensprecher haben doch auch keine gesehen...“ „Vielleicht kann jeder Sterbliche sie sehen, der in Verbindung zu euch Assistants steht? Könnte doch sein!“ „Vielleicht... Aber wie willst du mir dabei helfen?“ „Mir wird schon was einfallen! Los, wir müssen sie erledigen, bevor das ganze Haus einstürzt! Und bevor die Bullen kommen, sonst werden wir nur ausgefragt.“ „Stimmt... Oh Scheiße... Ich verfluche diesen Tag jetzt schon!“, schrie ich durch den Lärm und beschloss endlich was zu tun. Ich käme eh nicht dran vorbei. Zögernd kniff ich die Augen zusammen und schoss einen Wasserstrahl auf einen der Dämonen.

Der Strahl hatte so einen hohen Druck aufgebaut, dass ich alle Mühe hatte standzuhalten. Den Dämon zerfetzte es sofort. Doch seine Kumpels wurden auf uns aufmerksam und kamen gleich geflogen.

„Ach du Scheißem sind die schnell!!! Los! Renn!“, schrie ich Yosh an und packte ihn am Arm. Ich konnte schneller rennen als er, doch diese Viecher hatten einen ordentlichen Speed drauf. Immer wenn ich zurück blickte, waren sie uns wieder ein Stück näher gekommen. Verzweifelt schoss ich immer wieder Wasserstrahlen nach hinten, die kaum trafen. Im Gegenzug schossen sie ihre schwarzen Blitze auf uns, die jedes mal nur ganz knapp verfehlten. Auf was hab ich mich da nur eingelassen!!?

Yosh wurde mir als Normalsterblicher zu viel Ballast. Ihn schubste ich einfach unerwartet zur Seite, so dass er hinfiel und liegen blieb. Die Dämonen folgten wie erwartet nur mir. Endlich konnte ich meinen Kräften freien Lauf lassen. Ich lief noch ein paar Ecken weiter und strengte mich an noch schneller zu laufen, damit ich einen Vorsprung aufbauen konnte.

Als ich dann endlich das Gefühl hatte genug Vorsprung aufgebaut zu haben, blieb ich stehen und drehte mich um. Ich hob meine rechte Hand in die Luft und sammelte meine Wasserkräfte so wie damals, als ich Ran mit einer riesigen Flut besiegt hatte. Nur, dass ich es diesmal bewusst machen konnte. Meine Kräfte waren um einiges besser geworden und trotzdem fehlte mir noch sehr viel Erfahrung.

Wie erwartet sammelten sie sich alle in ihrer Selbstsicherheit vor mir und ich führte sie direkt in die Falle. Meine riesige Flutwelle zerfetzte sie alle und verteilte sich in den Abwasserkanälen.

Leider machte ich einen kleinen Fehler und war sehr unachtsam, weswegen ich nicht einen letzten Dämon hinter mir in der Luft bemerkte. Ich spürte nur wie mich auf einmal etwas von hinten am Arm streifte und zu Boden riss.

Unter Schock packte ich meinen Arm und sah das Blut, das an meiner Hand klebte. Doch zum fassungslos sein hatte ich keine Zeit. Rasch drehte ich mich um und konnte das dumme Grinsen dieses Dämons sehen.

„Was seid ihr für Dinger!?“ „Wir sind euer schlimmster Alptraum.“ „Klasse... Und was seid ihr wirklich? Und was wollt ihr?“ „Wir wollen etwas mit euch spielen, bevor wir euch vernichten. Unser Boss will es so.“ „Wer ist euer Boss?!“ „Denkst du, das verrate ich dir? Hehehe!“

Wieder schoss er einen seiner schwarzen Blitze auf mich. Ich konnte gerade so ausweichen indem ich mich zur Seite kugelte, was meinen Arm noch mehr schmerzen ließ. Ich müsste es schaffen einen Wasserstrahl auf ihn zu schießen! Doch er war viel zu schnell. Ich war so sehr mit Ausweichen beschäftigt, dass ich zu keinem Angriff kam. Schon wieder wurde ich getroffen und wieder am selben Arm. Er wollte es wirklich langsam und qualvoll machen, denn sonst hätte er mich längst töten können.

„Du! Hat dein Boss vielleicht schwarze Haare?!“, fragte ich und erinnerte mich an den Kerl, von dem ich so oft träumte damals. Die Träume hatten etwas mit meinem Stein zu tun... Warum also nicht? Vielleicht war genau dieser Typ die Quelle des Übels und vielleicht waren diese Träume Erinnerungen von dem was der vorigen Besitzerin meines Steins passiert ist!? Falls dies wirklich der Wahrheit entsprechen sollte, so wurde mir nun einiges klarer. Der Dämon war erst mal abgelenkt und guckte dumm.

„Was soll die Frage?“, wollte er mit seiner schrillen Stimme wissen. Ich richtete mich auf und hielt meinen Arm, von dem inzwischen das Blut tropfte. Mir wurde leicht schwindelig. „Das ist doch egal... Ich will das nur wissen.“

Er war sichtlich verunsichert, weil er mit so einer Frage überhaupt nicht gerechnet hatte. „Ja...“ „Gut, danke für die Info!“, rief ich ihm zu und nutzte seine Verwirrtheit um ihn fertig zu machen. Dass ich noch die Kraft besitzen würde um anzugreifen, hätte er nicht gedacht und so konnte ich auch diesen letzten Dämon besiegen. Ich schwor mir eines - Ich würde nie wieder alleine eine Gruppe Dämonen angreifen! Doch nun musste ich erst mal schnell handeln. Von Weitem konnte ich schon eine Front Sirenen hören.

Polizei – Feuerwehr – Krankenwagen! Alles war vertreten. So schnell ich konnte schwankte ich zu der Stelle zurück, an der ich Yoshi zurückgelassen hatte. Er war grade dabei wieder wach zu werden und rieb sich den Kopf, den er sich beim Sturz gestoßen hatte. Als er mich sah wirkte er erleichtert und verwirrt.

„Chann!!! Was ist mit deinem Arm passiert!? Und wo sind die Viecher?! Geht es dir sonst gut? Du siehst sehr blass aus! Komm her!“, rief er mir gleich zu und kam mir entgegen. Ich musste mich erst mal hinsetzen, schwindelig wie mir war. Yosh band sein Hemd fest um meinen Arm und riet mir ins Krankenhaus zu gehen. Doch was sollte ich dort sagen?

Also gingen wir langsam zurück zu Marisha, wo uns dann schon was einfallen würde. Unterwegs erklärte ich ihm, was ich mit den Dämonen gemacht hatte. Ich freute mich überhaupt nicht auf zu Hause. Kaum war der erste Schock über die Dämonen verflogen meldete sich wieder mein schlechtes Gewissen Rick gegenüber. Ihm müsste ich gleich vor die Augen treten. Ob ich es ihm einfach beichten sollte!? Nein! Um Gottes Willen, er würde durchdrehen!

Ich beschloss alles auf mich zu kommen zu lassen und abzuwarten. Marisha war natürlich entsetzt, als sie meine Verletzungen sah. Aber auch Rick kam sofort besorgt gerannt und nahm mich in den Arm.

Während Marisha Rachel anrief und Yosh ins Bad ging um sich aufzuwärmen und frisch zu machen, saß ich mit Rick alleine im Wohnzimmer. Noch bevor wir auf irgendwas Anderes zu sprechen kamen, erkundigte ich mich nach Clyde und ob sein Fieber besser wurde. Die Kinder wurden von Marisha alle zu Rachel gebracht, wo sie miteinander spielten.

„Was hast du eigentlich so früh morgens getrieben? Und vor allem - Was triffst du dich mit Yoshihiro!?“ „Ich hab mich nicht mit ihm getroffen! Ich war mit Kyle spazieren, aber der ist auf einmal abgehauen. Yosh hab ich beim Bäcker getroffen. Na ja und dann haben wir die Dämonen gehört, als sie ein Gebäude zerstörten.“ „Du bist dumm... Warum legst du dich mit denen alleine an!? Unsre Kinder brauchen ihre Mutter!“ „Aha... Wenigsten zwei, die mich brauchen.“ „Oh, was soll das denn nun wieder heißen?!“ „Nichts... Ach, ich kann das nicht... Rick, liebst du mich eigentlich überhaupt noch?“ „Das fragst du mich so oft und jedes mal sag ich dir wieder! Ja! Ich liebe dich!“ „Warum merk ich davon nichts...?“ „Weil du nie genug bekommen kannst, würde ich sagen.“ „Du bist immer so abweisend zu mir. Rick... Ich... Ich hab mit Yosh geschlafen...“ „Eh, wie bitte?“, fragte er verdutzt und guckte mich an, als würde ich ihn verarschen wollen. „Was hast du!?!“ „Es ist halt so passiert...“ „Ach... Einfach so passiert, ja?! EINFACH SO PASSIERT!?! SAG MAL, WAS BIST DU EIGENTLICH FÜR NE SCHLAMPE!? KAUM SIND WIR HIER, TREIBST DU ES MIT DEM NÄCHST BESTEN ODER WAS!?! MIT WEM HAST DU ES NOCH SO GETRIEBEN IN DER ZEIT WO WIR HIER SIND!?!!“ „Nur... Nur mit ihm.“ „ACH UND DAS SOLL ICH DIR NOCH GLAUBEN!?“ „Ja! Es war nur Yosh!“ „Und morgen ist es der Nächste.“ „NEIN! ABER WÜRDEST DU MIR MAL MEHR LIEBE UND AUFMERKSAMKEIT SCHENKEN, DANN WÜRDE ICH'S MIR NICHT IRGENDWO ANDERS SUCHEN!“ „JA SICHER, JETZT BIN ICH WIEDER SCHULD, NE!? BEI DIR SIND EH IMMER DIE ANDEREN SCHULD! DU BIST JA AUCH DIE UNSCHULD VOM LANDE! ALLE SIND GEMEIN ZU DIR UND ALLE HASSEN DICH! ARME KLEINE CHANN!“, schrie er mich an und wandte sich erst mal ab. Inzwischen kam auch Marisha wieder rein und fragte entgeistert was hier eigentlich los sei, doch weder Rick noch ich antworteten ihr darauf. Schlimmer wurde es, als Yosh aus dem Bad raus kam – nicht ahnend, dass ich dumm genug war es Rick zu beichten.

„Mensch, warum schreit ihr denn hier so rum?“ „DU! NA WARTE DU KLEINER WICHSER, ICH MACH DICH KALT!“, schrie Rick rüber zu Yosh und ging auf ihn los. Yosh brachte nur ein leises „Ach du Scheiße“ raus, ehe er durch die ganze Wohnung rannte, um nicht von Rick erwischt zu werden. Ich wusste gar nicht, dass Rick immer noch so sportlich und beweglich war. Er war selbst nach einigen Minuten Verfolgungsjagd noch nicht außer Atem. Yosh dagegen wurde langsamer. Ich wusste nicht, was ich tun sollte und brach erst mal in Tränen aus.

Marisha setzte sich neben mich und legte ihren Arm um meine Schulter.

„Was ist denn passiert?“ „Ich hab mit Yoshi geschlafen und es eben Rick gesagt... Und... Mir ist immer noch schwindelig... Mein Arm... Was mach ich denn jetzt? Wenn ich nicht ins Krankenhaus gehe, verblute ich innerhalb der nächsten Stunde. Aber wenn ich dort hin gehe, fragen sie mich woher ich die Verletzung hab.“ „... Ooookay... Erstmal wird Rachel gleich kommen. Ich denke sie kann deine Verletzung durch ihre Kräfte heilen. Aber... WIE DU HAST MIT YOSH GESCHLAFEN!?!“ „Ja so halt! Man trifft sich – gesteht dem Anderen die Liebe – ist total scharf auf den Anderen - und wird dann von ihm flachgelegt...“ „Spinnst du!?“ „Ich weiß, es war ein Fehler. Aber man, ich liebe ihn halt!“ „Und Rick!? Guck mal, der ist richtig mordlustig. Ehm, muss man das ernst nehmen?“ „Weiß ich nicht... Ich weiß gar nichts über Rick. Ich lieb ihn trotzdem. Aber auch Yosh...“ „Ja, aber Yosh ist verheiratet! Warum macht er so was. Oder liebt der dich genauso?!“ „Äh... Ja, sagte er.“ „Oh Gott, Leute ihr habt doch alle ein Knall!!! Könnt ihr nicht einfach wie ganz normale Leute bei einem Partner bleiben, statt eine Beziehung nach der Anderen zu zerstören?“ „Mari, reg dich bitte nicht auf. Es tut mir ja leid. Das war gedankenlos von uns beiden.“ „Absolut! Wir reden da noch mal drüber. Ich geh grade mal deinem Lover sein Leben retten, bevor dein anderer Lover ihn umbringt.“

Seufzend stand Marisha auf und stellte sich zwischen Rick, der unbeherrscht durch die Gegend schrie und Yosh, der völlig außer Atem war und um sein Leben bangte.

„Marisha, geh aus dem Weg! Ich bring ihn um!“ „Was hast du davon, außer ne Strafanzeige wegen Mord?“ „Niemand legt meine Frau flach, ohne mit dem Tod bestraft zu werden! IRGENDWANN ERWISCH ICH DICH EH!“ „Reg dich ab, Junge! Die Frau brauchte mal wieder guten Sex!“, erwiderte Yosh, worauf hin die Verfolgungsjagd von Vorne begann. „Oooh, leckt mich doch am Arsch, Jungs. Wenn ihr es so nötig habt.“

Ich hätte es ihm nicht sagen dürfen! Ich bin so blöd! Ob er Yosh ernsthaft umbringen will!? Ich war schockiert, als Rick ihn erwischte und mit voller Wucht gegen die Wand schlug. „Wag es dich noch einmal meine Frau anzufassen! Ich hetze die gesamte Yakuza auf dich! Und das ist kein Scherz! Ich hab gute Kontakte!“ „Dummes Geschwätz...“, keuchte Yosh zurück.

Endlich ließ Rick von ihm ab. Rachel stand nun auch vor der Tür und wollte rein, um nach meinem Arm zu schauen. Ich hoffte, dass Rick nicht auf die Idee kam ihr zu sagen, was ich mit ihrem Mann getrieben hab. Es herrschte Eiseskälte unter uns.

Ein Glück, dass die Kinder gleich in den Garten gerannt sind und nicht sehen konnten, was hier los war.

„War's so schlimm, oder warum schweigt ihr alle.“, fragte sie ernüchtert, während sie meinen Arm anguckte und ihre Hände drauf legte. Auf ihre Frage bekam sie von keinem eine Antwort, so konzentrierte sie sich erst mal auf ihre Kräfte und schaffte es tatsächlich meinen Arm zu heilen.

„Na, der sieht doch schon mal wie neu aus! Haha!“ „Danke, Rachel.“ „Kein Problem. Und was ist nun los?“

Ungeduldig guckte sie durch die Runde und ich wartete nur darauf, dass Rick endlich aussprach, was er zu sagen hatte. Doch es kam nichts... Sie wandte sich nach einigen Sekunden der Sprachlosigkeit ab und kümmerte sich um ihren Mann. Sie dachte natürlich er wäre durch den Kampf mit den Dämonen so zugerichtet worden. Dass es tatsächlich Rick war, erfuhr sie nicht. Ich wusste nur, dass die Beiden sich so schnell nicht mehr unter die Augen kommen sollten. Gegen Rick hatte Yosh echt den Kürzeren gezogen.

Mari verschwand auf einmal in die Küche, wo das Telefon klingelte und kam mit genervten Blicken wieder zurück: „Sagt mal, habt ihr Rico gesucht? Ich hab grad nen Anruf für Kyle bekommen. Rico ist irgendwie im Krankenhaus oder so. Arbeitsunfall, meinten die.“ „WAS?! ICH MUSS DA SOFORT HIN!“, schrie ich auf und zog mir trockene Sachen an. Gerade als ich meine Jacke nehmen und zur Tür raus gehen wollte, fing Rick mich mit einem falschen Grinsen ab und nahm die Schlüssel von Marisha's Auto.

„Ich darf doch, oder Mari?“ „Ehm... Klar.“ „Danke. Warum die Umstände, Liebling. Ich fahr dich gerne ins Krankenhaus.“ „Ach, mach dir nicht die Mühe, Schatz. Ich kann auch laufen. Und jemand muss auf unsere Kinder aufpassen.“ „Quatsch. Komm, die spielen eh, und hier sind genug Erwachsene.“

Mir schwante Übles... Eigentlich wollte ich gerade ungern mit Rick alleine sein, denn ich wusste nicht, was ich ihm zutrauen sollte, wenn er derartig wütend war. Und nach dem was er mit Yosh gemacht hatte, bekam ich es nun doch leicht mit der Angst zu tun...

Leicht eingeschüchtert lief ich neben Rick her zu Marisha's Auto. Er hatte doch bestimmt irgendwas geplant um seine grausame Rache an mir auszuführen. Zögerlich machte ich die Autotür auf.

„Beweg dich, Chann. Oder willst du in fünf Tagen noch hier stehen?“, maulte mich Rick an. „Es hat dich keiner gebeten mich dort hin zu fahren.“ „Nein, ich mach das gerne. Also rein jetzt!“

Ich schluckte noch einmal und setzte mich ins Auto. Diese unangenehme Stille die zwischen uns lag war wirklich nicht mehr schön. Ich wusste aber auch nicht, was ich mit ihm reden sollte. Am liebsten hätte ich noch mal über das geredet, was ich mit den Dämonen erlebt hatte, doch ich glaubte, dass Rick derzeit kein Wort mit mir wechseln wollte. Verständlich... Ich wäre wohl auch total sauer.

Mitten auf der Autobahn verstand ich warum Rick mich fahren wollte... Er fuhr wie eine besenkte Sau – wechselte die Spur immer wieder. Hin und her! Bis mir kotz schlecht wurde. Am Ende parkte er das Auto vorm Krankenhaus und guckte mich an.

„Was ist denn los, Schatz? Du siehst total blass aus. Ist dir vielleicht schlecht?“ „N-Nein... Es... Uark... Es geht schon.“ „Hehe...“

Dieses unschuldige Getue!!! Ich hätte ihn am liebsten erschlagen. Er wollte im Auto warten und nicht mit reinkommen, so ging ich alleine weiter und traf zum Glück auch schon Kyle an der Rezeption. Kyle wusste ja noch gar nicht was alles passiert war den Morgen über.

„Kyle! Du weißt also auch schon über Rico Bescheid!“ „Ah! Chann! Ja, Marisha hatte mich vorhin angerufen, da bin ich gleich hier her.“ „Was ist mit Scarlett?“ „Die hab ich abgewimmelt, nach dem wir fertig waren.“ „Du Idiot!“ „Haha!“ „Gut, fragen wir, wo Rico's Zimmer ist.“

Ich wandte mich an die Frau, die an der Rezeption saß.

„Wir wollen Rico Hiwatari besuchen. In welchem Zimmer finden wir ihn?“ „Sind Sie Angehörige?“ „Ja! Wir sind seine Geschwister.“ „Moment... Ich guck in der Datenbank.“

Sie fing an auf ihrer Tastatur rum zu tippen... Und tippen... Fast zehn Minuten, was Kyle und mich ordentlich ankotzte! „Ehm... Was ist denn nun!? Geht das etwas schneller?!“ „Nur keine Hektik, junge Dame!“ „Nur keine Hektik!?! Mein Bruder liegt irgendwo hier drin! Ich weiß nicht wie es ihm geht! Zu Hause warten meine beiden Kinder auf mich und Sie sagen mir irgendwas von Nur. Keine. Hektik?!!“ „Chann, ganz ruhig. Hören sie, wie meine Schwester schon sagte, wir können nicht so lange bleiben. Immerhin muss ich heute noch eine Begleitung für zum Tanzen heut Abend suchen... Hätten Sie Lust?“

Was baggert der denn nun die hässliche Rezeptionistin an!?! Ich guckte ihn leicht schockiert an, doch er hatte nur ein charmantes Grinsen drauf, das wirklich anziehend auf sie wirkte. Sie machte große Augen.

„Wirklich? Ja, gerne! Moment, ich such schnell fertig, dann können wir ja die Nummern austauschen.“ „Danke!“

Und plötzlich ging es wirklich schnell... Innerhalb weniger Sekunden hatte sie Rico doch noch gefunden und konnte uns den Weg zu seinem Zimmer erklären. Kyle blieb noch kurz bei ihr stehen und schrieb ihr seine Nummer auf einen Zettel. Ich konnte es nicht glauben...

„Sag mal, hast du der nun wirklich deine Nummer gegeben!?!“, fragte ich, als er fertig war und wieder neben mir her lief. „Spinnst du? Natürlich nicht... Ich hab ihr die Nummer von nem Arbeitskollegen gegeben, hihi!“ „Oh man, du bist echt ein Idiot!“ „Danke!“

Als wir an Rico's Zimmertür ankamen, war ich sehr aufgeregt. Ich hatte ihn schon lange nicht mehr gesehen und freute mich total auf ihn. Schade nur, dass unser Wiedersehen im Krankenhaus statt fand. Schüchtern machte ich die Tür auf und guckte ins Zimmer, wo er tatsächlich im Bett lag und ziemlich gelangweilt aussah.

Meine Freude hatte kein Halt mehr! Ich rannte direkt auf ihn zu und wäre ihm am liebsten in die Arme gefallen.

„Rico!!! Was machst du denn für Sachen!?“ „Chann? Was machst du hier?! Wow... Du hast dich aber schon etwas verändert.“ „Na jaaa... Aber dir sieht man dein Alter an! Haha!“ „Danke!“ „Erzähl mal, was hast du gemacht?“ „Ach, in der Werkstatt ist ein Stapel Reifen umgefallen... Und einer ist mir eben an den Kopf geknallt. Fazit, leichte Hirnerschütterung. Egal, hab ich mal ein bissel Ruhe vor Scarlett. Hehe!“ „Nervt sie dich so sehr?“, fragte ich verwundert, weil ich die Beiden eigentlich als ein Herz und eine Seele in Erinnerung hatte. Rico seufzte. „Oooh ja, die Frau ist schlimm. Kümmert sich größtenteils um ihr Aussehen, kann nicht kochen und ist einfach nur dumm... Hallo, die weiß doch echt gar nichts!“ „Wer weiß gar nichts?“, fragte die besagte Person, die gerade auch ins Zimmer kam. „Och, nur eine Bekannte von mir.“ „Ach so! Endlich hab ich dich gefunden, mein Schatz! Ich hab mir ja schon solche Sorgen gemacht, als du heute Nacht nicht nach Hause kamst.“ „Sorgen? Heute Morgen klang das anders“, erwähnte ich beiläufig und dachte daran, dass sie Rico unterstellte fremdgegangen zu sein die Nacht. Scarlett bemerkte nun auch Kyle und warf ihm böse Blicke zu.

„Du schon wieder!!! Wieso hast du mich heute Morgen einfach so hocken lassen!? Erst nehmen und nichts geben oder was!?“ „Jaa, weißt du, Scarlett... Mir ist dann doch nicht mehr eingefallen wo Rico sein könnte.“ „DU SAGTEST, DU WEIßT ES!“ „Ja, aber ich wusste es danach dann doch nicht mehr.“ „Wo nach? Wovon redet ihr?“, fragte Rico verwundert. Kyle und Scarlett waren aber auch echt dämlich dieses Thema vor Rico auszufechten.

Scarlett setzte schon an um alles aus zu plaudern, doch ich zog sie vorher am Arm nach draußen vor die Tür.

„Du willst ihm doch nicht ernsthaft erzählen, dass du es heute morgen mit seinem Bruder getrieben hast!?“ „Öhm...“ „Oh Mann! Er liegt nicht umsonst im Krankenhaus! Ich denke, wenn er sich jetzt aufregt, wird ihm das nicht gut tun mit seiner Hirnerschütterung! Schon mal daran gedacht?“ „Eigentlich nicht...“ „Oh mein Gott. Nein, ey, Scarlett! Wenn du willst, dass es deinem Mann nicht ganz so schlecht geht und dass er bald wieder gesund wird, dann wechselst du gefälligst sofort das Thema und redest nicht mehr von dir und Kyle!“ „Jaaaja, ist ja gut! Gehen wir wieder rein.“

Ich folgte der Blondine nach drinnen und konnte nur noch den Kopf schütteln.

„Was war das jetzt Scarlett? Was geht hier ab?“, fragte mein Bruder verwirrt. Ich war gespannt, welches Thema sie sich nun aussuchte. Plötzlich warf sie sich höchst dramatisch zu ihm ans Bett.

„Rico! Mein Schatz... Tut mir Leid, dieses Chaos hier! Eigentlich wusste ich nur noch nicht wie ich dir sagen soll... dass ich schwanger bin!“ Dann heulte sie voll los... SCHWANGER!!?

„WAS BIST DU!?! Schwanger..!?! Bedeutet... Baby... Und...“

Weiter kam Rico nicht, denn er verlor vor Schock erstmal sein Bewusstsein...
 

~ Kapitel 11 ~ Verhängnisvoll ~ Ende ~ Fortsetzung folgt ~



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Rakushina
2010-06-15T18:55:30+00:00 15.06.2010 20:55
Hm, so sehr ich nachdenke, Kyle´s Logik will mir nicht in den Kopf. Für mich klingt es immer (auch im späteren Kapitel) dass er Naga mehr >>liebt<<. Weil Sex ja für ihn wichtiger ist und den Rest hab ich jetzt keinen Bock zu zitieren.

Man merkt nun auch mehr, dass Chann wirklich Probleme mit Rick hat. NCith einmal ausgesprochen und gut ist.

Und yeah, Kämpfe, da gab es früher viel zu wenig.

Und Scarlett ist dumm. Einfach nur scheiß dumm.

(und btw. Liebes - das sind nicht meine gebetaten Versionen... TT__TT)


Zurück