Sagara von abgemeldet (der Ozean) ================================================================================ Kapitel 9: I ------------ ~Neuntens~ Als ich heute in den Bus um 13:47 Uhr einstieg, da nicht im Gedränge in den früher fahrenden Bussen sein wollte, war ich stocksauer. „Auf 180“ wie man so schön sagt. Natürlich hatte Frau Alt eine Extemporale geschrieben, und natürlich hatte ich sie zu 100% verhauen. Leider gab es heute keine Sitzplätze mehr im Bus. Also suchte ich mir einen Stehplatz nahe der Tür und sah nach draußen. Ich sah wohl sehr grimmig drein, denn einige Fahrgäste musterten mich irritiert. Komisch, für gewöhnlich zog nur Sam solche Blicke auf sich. „Mami, Mami, ist dass ein grüner Igel?“, wollte eine fünfjährige von ihrer Mutter wissen, während sie mit ihrem Finger auf mich deutete. Grüner Igel? Ich?! „Kinder heutzutage haben keinen Respekt mehr“, murmelte ein tiefer Bass. Ich drehte mich um. Keine 30cm vor mir Stand Sam. Ich klappte den Mund auf und wieder zu, wie ein Fisch. Ich war sprachlos, was machte er hier?! Sam grinste mich an: „Um auf die Frage zu antworten, welche dir ins Gesicht geschrieben steht, der Pauker Friese hat mir ’ne Moralpredigt gehalten. Oh, und nebenbei, schön das du mich endlich bemerkst. Ich bin sogar direkt vor dir in den Bus eingestiegen!“ „Ich hatte tatsächlich…Anderes im Kopf“ „Ja, das habe ich gemerkt…Was hattest du den im Kopf?“ „Ach...nichts von Bedeutung…“, na ja, zumindest nichts von Bedeutung für Sam. „Hey heute bin ich dran!“ „Mit was?“ Er kicherte. „Du siehst mich an als hättest du keine Ahnung“ Ich biss mir auf die Lippen. Ich mochte es nicht wenn man über mich lachte. „Habe ich auch nicht!“ „Ach, das war ernst gemeint…“ Ich verschränkte die Arme, allmählich nervte es mich. „Heute ist mein Tag fragen zu stellen!“ Ich hatte immer noch keine Ahnung was er meinte. Ich legte den Kopf schief und versuchte abzuschätzen ob er mich verarschen wollte. Anscheinend nicht, er sah mich nämlich sehr überrascht an. „das Frage-Antwort-Spiel“, half er mir auf die Sprünge. Jetzt klingelte es bei mir. „Stimmt ja, das Spiel!“ „Wow“, sagte Sam nur und sah mich besorgt an. Mit war es extrem peinlich, also sah ich wieder nach draußen. Ich hatte das Spiel nämlich noch nie vergessen und sogar Sam daran erinnern müssen. Es war das erste Mal seit dem Unfall das wir wieder die Möglichkeit hatten, das Spiel zu spielen. Und ich erinnerte mich nicht daran. „Wie geht’s Udaan?“ „Ihm geht’s gut! Er hat zwar im Abistress, aber das scheint ihm nichts auszumachen. Auf alle Fälle behindert ihn sein Job nicht am Lernen.“ „Hat er sich nun den gebrauchten Golf gekauft?“ „Ja, hat er. Er meinte für einen Gebrauchtwagen in so gutem Zustand wäre es ein echtes Schnäppchen!“ „Toll…und wie geht’s deiner माँ?“ „माँ geht’s auch…“, ich stockte, Ich wollte gut sagen. Aber konnte ich das überhaupt? Selbst wenn es bloß aus gesellschaftlichen Gründen ist, ich konnte nicht sagen, dass es ihr gut geht. Ich klappte den Mund wieder auf, weil Sam mich schon wieder so komisch ansah, aber es wollte sich einfach kein Wort in meinem Mund formen. Glücklicherweise wurde er in diesem Moment von einem Ruf abgelenkt. „Bitte halten sie die Tür auf“, krächzte ein greises Mütterlein, während sie ungeschickt versuchte ihr Wägelchen los zu bekommen. Das Wägelchen hatte sich anscheinend verhackt. Instinktiv stellte Sam seinen Fuß in die sich schließende Tür. Die Tür schreckte zurück und öffnete sich wieder. Die Dame kam aber immer noch nicht los und die Passagiere sahen schon genervt aus und tuschelten miteinander über den längeren Stop. Ein Mann, der eindeutig zu einem Bewerbungsgespräch oder ähnlichem Wichtigem musste, sah nervös auf seine Uhr. Er war wohl spät dran. Und noch dazu fing gerade erst der Busfahrer mit seinen Schimpftiraden an: „He du Punk, beweg deinen Drecksfuß da weg, oder ich mach dir Beine!“ Mittlerweile wurde es auch der alten Dame peinlich, die mit aller Kraft an ihrem Wägelchen zog, es aber nicht los bekam. „Hier will noch jemand raus!“ rief Sam dem Busfahrer zu und richtete an mich: „Halt mal die Tür auf“. Ich stellte meinen Fuß in die Lichtschranke, während er der alten Dame zu Hilfe eilte. Gemeinsam bekamen sie das Wägelchen los und er trug der alten Frau das Wägelchen auf den Bordstein, wo sich die alte Dame bei ihm bedankte. Plötzlich zog ich meinen Fuß aus der Lichtschranke weg – einem Impuls folgend. Die Tür schloss sich und der Busfahrer machte sich daran so schnell wie möglich los zu kommen, heilfroh dass es ihm endlich möglich war. Sam bemerkte meine untreue Tat erst, als der Bus schon losfuhr. Ich zuckte mit den Achseln und machte ein betroffenes Gesicht, als wäre es aus versehen passiert. Aber ich wusste, Sam würde mir das nie und nimmer glauben. Sein Gesichtsausdruck hatte sich in Wut umgewandelt. Oweia…was hatte ich da nur angerichtet Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)