Lost and Found von Earu (Wenn dich die Vergangenheit einholt ...) ================================================================================ Kapitel 2: Leave this sadness behind ------------------------------------ In der Anfangszeit weigerte ich mich, ihn einfach so und ohne ausführliche Erklärung gehen zu lassen. Aber er reagierte nicht, nahm keinen meiner Anrufe an, meldete sich selbst nicht bei mir und ließ mir auch keine Adresse zukommen, an die ich hätte schreiben können. Ich machte mir in dieser Zeit furchtbare Sorgen, dass ihm etwas passiert war und er sich nicht mehr melden konnte ... dass er gestorben sein könnte und ich – sein bester Freund – nichts davon wusste. Es brachte mich fast um. Ich schickte ihm sogar eine Textnachricht und fragte, ob er noch lebte. Er schrieb zurück, dass alles in Ordnung wäre und er viel mit dem Umzug und der neuen Schule zu tun hätte. Das war die einzige Antwort, die ich in der ganzen Zeit von ihm bekam. 'Absence makes the heart grow fonder' wie der Amerikaner so schön sagt, doch nach zu viel Zeit hält die Wirkung des Abstandes nicht mehr an. Ich wehrte mich mit Händen und Füßen dagegen, dass Hideto mir weniger bedeutete, aber irgendwann passierte es doch: Ich nahm hin, dass ich ihn wohl niemals wiedersehen würde. Ich kam über ihn hinweg, so traurig es mich auch machte. Aber die Wahrheit war, dass mein Leben auch ohne ihn weiterging und ich sogar Spaß haben konnte. Und bei ihm schien es genauso zu sein, sonst hätte er doch sicher einmal von sich hören lassen ... nicht wahr? Trotzdem fand ich nicht einfach so ins Leben zurück. Ich hörte auf seinen Rat und hielt mich mehr an meine anderen Freunden, damit ich Hideto nicht so sehr vermisste. Allerdings hatten sie mir alle nie so viel bedeutet wie er. Irgendwann verliebte ich mich auch und war mit diesem Mädchen für ungefähr anderthalb Jahre in einer Beziehung. Nachdem es nicht mehr funktionierte, suchte ich mir eine neue Freundin. Und dann noch eine und noch eine. Die Beziehungen wurden mit der Zeit immer kürzer und zwischendurch hatte ich sogar eine unbedeutende Affaire mit einem Mann, um auszuprobieren, ob mich auch das anmachen konnte. Ich machte meine Erfahrungen und ich machte sie ohne Hideto. Elf Jahre war es nun her, dass er nach Amerika gezogen war. Ich dachte noch ab und zu an ihn und schwelgte in Erinnerungen, aber es schmerzte nicht mehr so wie am Anfang. Das letzte Mal, dass ich wirklich über ihn nachgedacht hatte, war vor knapp vier Jahren gewesen, als ich weggezogen war, um nach Kyoto zu gehen. Ich wählte diesen Weg, weil ich nach Jahren endlich etwas gefunden hatte, was mir genauso wichtig war wie er: Musik. In der High School hatte ich aus Spaß gelernt, wie man Schlagzeug spielte, es aber schnell wieder sein lassen, obwohl man mir gesagt hatte, dass ich gut wäre. Die Launen der Jugend, nehme ich mal an. Ich konnte auch schon seit frühester Kindheit ein wenig Klavierspielen, weil meine Eltern es so gewollt hatten. Aber erst als ich mit dreiundzwanzig auf einem kleinen Konzert in einem der Nachbarorte gewesen war und diesen Kerl Gitarrespielen gesehen hatte, war es um mich geschehen. Seine Finger flogen nur so über die Saiten und er erschuf damit Melodien, die ganz so wirkten, als hätte er sie sich eben ausgedacht – so leicht und fliegend, ohne jegliche Anstrengung oder Bearbeitung. Er erweckte in mir den Wunsch, solche wundervollen Dinge auch erschaffen zu wollen. Zufälligerweise hatte seine Band zu dieser Zeit gerade einen neuen, festen Schlagzeuger gesucht und ich hatte mich sofort angeboten. Zwar war ich da ein wenig eingerostet, aber sie hatten mich trotzdem genommen. Im Grunde waren wir ein ziemlich unorganisierter Haufen: Ein Gitarrist, ein Bassist, ein Schlagzeuger und die Frage, wer singen sollte. Nach langem Hin und Her hatte ich mich dafür bereiterklärt und erstaunlicherweise kamen wir damit an. Die Leute mochten meine Stimme und auch mir machte es unheimlichen Spaß, sodass ich mich immer mit der Rolle des Sängers identifizierte und das Schlagzeug schließlich ganz aufgab. Die einzigen Instrumente, die ich noch gelegentlich spielte, waren das Klavier und die Gitarre. Letzteres hatte mir You – unser Gitarrist und Violinist – beigebracht. Die Songs schrieben wir alle zusammen, für die Worte war ich allerdings ziemlich schnell zuständig. Ich könnte mich einfach am besten ausdrücken, hatte You gesagt. Ob es auch tatsächlich so war, wollte ich selber nicht beurteilen. Aber solange es unseren Fans gefiel, war die Welt für mich in Ordnung. Und wir hatten Fans – Fans, die mit jeder Woche mehr wurden. Wir machten uns recht bald einen Namen in Japan und den umliegenden Ländern und unsere Band wuchs. Und jetzt war es so weit, dass wir nach Amerika gehen wollten. Wir wollten die ganze Welt mit unserer Musik erobern und die Staaten sollten nur der erste Schritt dazu sein. So kam es, dass ich genau jetzt in einem Flugzeug nach Las Vegas saß, wo wir an einer Musikveranstaltung teilnehmen würden, um damit gleichzeitig unsere Promotiontour zu starten. Ich war gerade dabei, die Ablaufpläne, die man uns hatte zukommen lassen, durchzugehen, als sich You auf dem Sitz neben mir niederließ. Die Veranstalter hatten uns eine Privatmaschine zur Verfügung gestellt, sodass wir zu sechst (wir fünf Musiker und unsere Managerin) ein ganzes Flugzeug für uns allein hatten. „Und?“, sagte er. „Was und?“, hakte ich nach und sah schmunzelnd von den Plänen auf. „Na ja, wir landen bald. Dann sind wir in Amerika und touren dort. Bist du nicht aufgeregt?“ Dass er aufgeregt war, konnte man eindeutig sehen und hören. Er glühte förmlich vor Aufregung. Ein Grund mehr, ihn damit ein bisschen aufzuziehen. „Nicht im Geringsten“, antwortete ich schulterzuckend, „ist doch nur Amerika.“ „Nur Amerika? Nur Amerika?! Bist du betrunken?“, empörte er sich und blickte mich fassungslos an. „Als ich das letzte Mal nachgesehen habe, war ich noch vollkommen nüchtern. Danke der Nachfrage, You.“ „Dann bemerkst du die Aufregung nur nicht richtig. 'Nur Amerika', das gibt’s doch wohl nicht! Du-“ „Schon gut, schon gut“, lachte ich und klopfte ihm auf die Schulter, „ich bin zwar nicht so hibbelig wie du, aber aufgeregt bin ich schon irgendwie.“ Dafür verpasste er mir einen Schlag gegen die Schulter: „Du bist unmöglich! Und wer ist hier hibbelig? Ich bestimmt nicht.“ „Nein, überhaupt nicht“, bemerkte ich, immer noch lachend, und warf dann einen Blick auf die Uhr, um zu sehen, dass wir tatsächlich sehr bald da sein würden. Ich erhob meine Stimme, um das auch den anderen mitzuteilen: „Leute, in zehn Minuten sind wir da. Wir sollten unseren Kram zusammenräumen.“ Dann begann ich auch selbst damit, die ganzen Papiere, die ich auf dem Tisch vor mir verstreut hatte, zu sortieren und sorgfältig einzupacken. Das Event, bei dem wir das erste mal live in Amerika spielen würde, war schon morgen und unser Zeitplan bis dahin war ziemlich dicht – wir mussten uns also genau an die Abläufe halten, wenn wir nicht wollten, dass das alles furchtbar schiefging. Und dazu gehörte ebenfalls, dass außer unserem Manager auch jemand aus der Band die Zeiten richtig kannte. Diese Aufgabe war mir zugefallen, da ich mich mit den Jahren irgendwie zum zweiten Bandleader entwickelt hatte (neben You, der unser eigentlicher Leader war ... auch wenn man es ihm durch die Aufregung gerade nicht anmerkte). Schon ein paar Minuten später kam auch aus dem Cockpit die Ansage, dass das Flugzeug jetzt zum Landeanflug ansetzen würde und wir uns anschnallen sollten. Ich folgte der Anweisung, legte den Gurt um und lehnte mich zurück. Fliegen war nichts Neues mehr für mich und obwohl mein Magen die ersten paar Male immer stark rumort hatte, ertrug ich die Landungen jetzt mit Leichtigkeit. Aber nicht allen aus unserer Band ging es so und das zeigte sich mal wieder, als hinter mir erst ein würgendes Geräusch ertönte und gleich danach ein spitzer Aufschrei. „Junji, nicht doch! Ist das jetzt der Dank, dass ich dich den ganzen Flug über abgelenkt hab, damit du nicht kotzen musst?“ Das Gezeter kam von Chacha, unserem anderen Gitarristen. Und als ich den Kopf drehte, sah ich, dass sich Junji, welcher mich am Schlagzeug ersetzt hatte, wohl sein Mittagessen noch einmal durch den Kopf hatte gehen lassen. Chacha, der direkt neben ihm saß, hatte zwar noch schnell genug die Beine hochziehen können, sodass seine Hose sauber geblieben war, aber der mit Teppich ausgelegte Boden des Flugzeugs war nicht so glimpflich davongekommen. „Tut mir leid“, kam es in einem erbärmlichen Tonfall kam es von unserem Drummer, „aber mir ist so schlecht.“ „Hättest du es die paar Minuten bis wir draußen sind denn nicht mehr aushalten können?“ „Es tut mir doch leid. Ich konnte nicht mehr.“ „Ja ja ... schon gut ...“ Auch wenn es ein einziges Gemaule war, schwang doch ein gewisses Maß an freundschaftlicher Sorge in Chachas Ton mit. Er war eben der Älteste unter uns und die gute Seele, die dafür sorgte, dass wir nicht zu wenig aßen oder uns auf der Bühne und während der Proben zu sehr verausgabten. Und dass er quasi unsere Glucke war, bewies er uns genau in diesem Moment einmal mehr, indem er ein Päckchen Taschentücher aus seinem Handgepäck herauswühlte und sie Junji gab, damit der sich den Mund sauberwischen konnte. „Hat jemand einen Kaugummi oder was anderes mit besserem Geschmack als ... das hier?“, fragte er dann auch in die Runde und deutete mit leicht pikiertem Blick auf die Sauerei am Boden. „Hier, ich“, meldete sich Ju-Ken – das letzte Mitglied und der Bassist unserer Gruppe – darauf und reichte Chacha sofort einen Streifen Pfefferminzkaugummi. Während wir alle die Aufmerksamkeit auf Junji und Chacha gerichtet hatten, bemerkte keiner von uns, dass wir bereits beträchtlich an Höhe verloren hatten und der Flughafen immer näher kam. Auch die Rollbahn, auf der wir landen würden, war schon in Sicht und dann – wirklich nur zwei Minuten später – war ein leichter Ruck zu spüren, als die Maschine wieder auf festem Grund aufsetzte. Zwar schlug sich unser flugkranker Drummer noch einmal die Hände vor den Mund, um ganz sicher zu gehen, dass auch nichts mehr passierte, doch er überstand es ohne seinen Mageninhalt noch einmal vor uns auszubreiten. Dafür war er aber auch der erste, der aus seinem Sitz sprang, nachdem wir zum Stehen gekommen waren, und zur Tür sprintete. Er stand da wie bestellt und nicht abgeholt, während er darauf warten musste, dass er endgültig aus dem Flieger konnte. „Irgendjemand muss dem Personal sagen, dass sie lieber mit den starken Putzmitteln kommen sollten“, scherzte Ju-Ken, schnallte sich ab und machte sich gemächlich auf den Weg nach draußen. „Ich mach das“, meldete sich You zu Wort, worauf er auch gleich nach vorn ins Cockpit stiefelte, wo sich neben den Piloten auch eine Flugbegleiterin befand. Das war Teamwork – unser bunter Haufen hatte sich wirklich gemausert und arbeitete jetzt Hand in Hand, immer und in absolut jeder Lebenslage. * „Gott, endlich ausruhen!“, seufzte Junji genüsslich und ließ sich auf sein Bett fallen. Wir bezogen gerade das Appartement, das für uns reserviert worden war, und ich musste zugeben, dass man dabei nicht gesparrt hatte. Immerhin waren wir gerade erst am Anfang, wenn es um unsere Bekanntheit in Amerika ging, und dann wurden wir schon in einem der besten Hotels von Las Vegas untergebracht. Mir entlockte das Gebaren unseres Drummers jedenfalls nur ein Grinsen und ein Kopfschütteln, während ich das Zimmer durchquerte, um in den nächsten Raum zu gelangen, wo ich schlafen würde. „Tu doch nicht so, als ob du heute schon so viel getan hättest“, sprach You die Worte aus, die ich mir verkniffen hatte, „wir sind hergeflogen, mehr nicht.“ „Euch ging es dabei ja auch wunderbar.“ „Du wolltest die Reisetabletten ja nicht nehmen“, schaltete sich Chacha ein und hievte seine Reisetasche auf die freie Hälfte des Doppelbettes, auf dem Junji sich bereits breitgemacht hatte. „Die sind so bitter.“ „Meine Güte ...“ You verdrehte die Augen. „Hör auf zu jammern und räum lieber dein Gepäck aus dem Weg, bevor noch jemand drüber stolpert und sich was bricht. Wir können uns keine Unfälle leisten.“ Dann folgte er mir, seinen Koffer hinter sich herziehend, ins nächste Zimmer. Wir teilten uns eines für die Nächte, so wie wir es fast immer taten. Die anderen drei würden in dem Raum schlafen, den ich gerade verlassen hatte, und unsere Managerin hatte eine Suite für sich. Bei fünf Männern auf einem Haufen würde sie wahnsinnig werden, wenn sie nicht wenigstens nachts ihre Privatsphäre bekäme, hatte sie gesagt. So schlimm waren wir doch gar nicht. „Waaas?! Wieso habt ihr mir das einzelne Bett übrig gelassen?! Ich will nicht alleine schlafen. Ich will mit ins Doppelbett!“, tönte es dann auf einmal durch das Appartement. Ju-Ken. Und die Antwort auf eine Frage, die ich nicht gestellt hatte. Vielleicht waren wir irgendwo tatsächlich noch ein bunter Haufen ... zumindest phasenweise. Ich schüttelte abermals den Kopf und rief zu ihnen hinüber: „Verschiebt die Diskussionen über die Aufteilung der Betten doch bitte auf später und macht euch lieber fertig. In einer Stunde wir fängt die Stellprobe an. Und da müssen wir dabei sein, falls ihr es vergessen habt.“ „Eine Stunde nur? Und wie stellst du dir das vor, G-kun?“, wollte You von mir wissen, „allein du brauchst schon über eine halbe zum Duschen.“ „Dann solltet ihr euch mit der restlichen Zeit gut arrangieren“, antwortete ich grinsend, nahm mir ein Handtuch und den Beutel, in dem sich alles befand, was ich im Bad brauchte, und steuerte auf eben jenes zu. „Oh nein, damit hast du dich aber geschnitten! Hier wird gerecht geteilt!“, rief You gleich darauf und schoss auch nur einen Moment später – ebenfalls mit Handtuch und Kulturbeutel bewaffnet – an mir vorbei. „Ich bin trotzdem als Erster dran!“ „Bist du nicht!“ „Stimmt“, mischte sich auch Ju-Ken noch ein, „ich geh zuerst!“ „Ich geh dann mal rüber zu Hima-san und frag, ob ich bei ihr duschen kann“, war Chachas Beitrag zu der ganzen Situation. Ich glaube, die Phasen, in denen wir uns nicht ganz so erwachsen benahmen, wie wir es vielleicht sollten, waren wohl doch größer als ich gedacht hatte. Na, wenigstens beschränkte sich das auf die Zeit, die wir nicht im Rampenlicht standen. * Obwohl es bei dem ganzen Wer-darf-zuerst-ins-Bad-Chaos schon recht erstaunlich war, schafften wir es doch noch pünktlich in das Casino, in dem die Preisverleihung stattfinden würde. Wie sich herausstellte, hätten wir uns allerdings nicht solchen Stress machen müssen, da wir am Anfang noch eine ganze Weile ziemlich verloren herumstanden. Zwar wuselten hier jede Menge Mitglieder vom Staff herum, aber es fühlte sich wohl niemand so richtig für uns verantwortlich. Sie kümmerten sich alle um die 'einheimischen' (ergo englischsprachigen) Künstler, von denen augenscheinlich jeder einzelne mehr zählte als wir – eine kleine Band aus Japan, die hier erst noch Fußfassen wollte. Erst als sich unsere Managerin Kyoko Hima-san irgendwann bei jemandem beschwerte, sagte man uns, dass auch diese Stellprobe streng nach dem Ablaufplan des eigentlichen Events vonstatten ging. Nun ja, alles andere wäre ziemlich unhöflich gewesen, da man uns schließlich ebenfalls eingeladen hatte und wir sogar ein Teil der Show waren. Fünf Minuten später kam dann auch endlich ein Mann, der einen Mitarbeiterausweis um den Hals hängen und ein Klemmbrett in der Hand hatte. Er eilte geradewegs von der Bühne aus auf uns zu, wo er eben noch mit der Band gesprochen hatte, die sich jetzt offenbar an die Probe ihrer Performance machen wollte. „Hallo! Ihr seid Cains:Feel, richtig? Ich bin Mark“, begrüßte uns der Mann mit einem Blick auf sein Klemmbrett und bat uns auch gleich um Verzeihung, „Entschuldigt bitte, dass das alles so lange gedauert hat; uns fehlen heute ein paar Leute und hier ist der Teufel los. Hoffentlich läuft das morgen alles glatt.“ „Ist schon in Ordnung“, sagte ich höflich und richtete meine Aufmerksamkeit wieder ganz auf ihn, „wir sind ja jetzt dran.“ „Danke. Also, die Show fängt morgen um 20 Uhr an. Ihr habt circa eine Stunde, in der ihr euch von euren Plätzen aus alles ansehen könnt. Dann solltet ihr euch langsam und möglichst unauffällig hinter die Bühne begeben. Euer Auftritt ist dann um 21.20 Uhr, direkt nach dem der Award für den besten Newcomer verliehen wurde.“ Nichts von dem, was er uns erzählte, war mir neu. Er hatte scheinbar genau die gleichen Ablaufpläne dabei, die auch uns im Voraus zugeschickt worden waren und die ich mir so gründlich durchgelesen hatte. Ich kannte sie auswendig. Aber umsonst war das hier auch nicht; es hätte sich ja zwischendurch noch etwas ändern können und ohne dieses Treffen hätten wir das nicht mitbekommen und am Ende unseren Auftritt verpasst. „Dürfte die perfekte Einleitung für euch sein, oder? Ihr seid doch die Band aus Japan, die hier erst anfängt?“ „Ja, das-“, setzte ich an, brach aber ab, als ein ohrenbetäubender Krach von der Bühne her kam. Ich drehte den Kopf und sah, dass die Band, die der Mitarbeiter vor uns abgefertigt hatte, scheinbar mit ein paar technischen Problemen kämpfte. „Kann mal bitte jemand einen Techniker ranholen?“, rief ein Mann mit glatten, dunkelbraunen, halblangen Haaren, Schlabberklamotten und einer großen Sonnenbrille. Er war wohl der Sänger der Band und spielte gleichzeitig auch Gitarre. „Mit meinem Verstärker stimmt was nicht.“ „Warte, ich schau selbst kurz. Vielleicht lässt sich das auch so beheben“, antwortete ihm einer seiner Kollegen, der ebenfalls eine Gitarre umhängen hatte, in der gleich Lautstärke und eilte zu dem Ersten hinüber. „Danke!“ „Kennt du sie?“, fragte dann auf einmal jemand ganz nahe bei mir und holte mich damit in unser Gespräch zurück. „Wie bitte?“, hakte ich nach und schaute in die Runde. „Kennst du die Jungs, die gerade auf der Bühne stehen?“, wurde die Frage wiederholt. Es war Mark, der Mann vom Staff, der mich das gefragt hatte. „Uhm ... nein, nie von ihnen gehört.“ Ich wusste weder ihren Namen, noch konnte ich überhaupt ihre Gesichter erkennen, da sie zwar in Hörweite waren, aber eben doch nicht nahe genug, um solche Details erkennen zu können. „Sollte ich denn?“ „Na ja, nicht unbedingt, hätte allerdings sein können. Sie sind nämlich auch Japaner – zumindest der Kern der Gruppe.“ „Ach so ... aber sie sprechen und performen auf Englisch. Akzentfrei“, meinte ich darauf. Ich hatte mich zwar selbst sehr gut auf diese Reise in die Vereinigten Staaten vorbereitet, aber ich wusste, dass ich trotz allem nicht perfekt war – besonders was meine Aussprache anging. „Ja. Kann dran liegen, dass sie schon länger hier sind. Sie haben letztes Jahr den Award für das beste Musikvideo gewonnen und eröffnen dieses Jahr die Verleihung.“ „Gut zu wissen“, murmelte ich leise. Und Junji kam dann gleich auf aberwitzige Ideen: „Hey, wie wär's, wenn wir sie fragen, ob sie mit uns was trinken gehen. Über die Heimat reden ...“ „Die Heimat, die für sie vielleicht keine mehr ist“, warf Chacha lachend ein, doch Junji ließ sich dadurch nicht beirren. Er fuhr einfach fort: „Und sich ein paar Tipps holen, wie man hier am besten erfolgreich werden können.“ Nun begann auch ich zu lachen: „Gute Idee. Wenn sie keinen zu engen Plan haben, sollten wir das wirklich machen.“ „Versucht das nur“, schaltete sich der Kerl, der uns in alles einwies, wieder ein, „ich zeig euch jetzt noch eure Plätze und dann sind wir hier erstmal fertig. Danach müsst ihr leider eine Weile warten, bevor ihr proben könnt. Ihr habt noch drei Bands vor euch, aber das wird euch Paul genauer erklären; er ist für alles zuständig, was die Bühne betrifft. Kommt mit.“ Dann drehte er sich um und wir dackelten hinterher; durch die Reihen und Sitzblöcke, wo wir uns jetzt schon setzen konnten, solange wir darauf warteten, dass die Bühne für uns frei wurde. Die anderen Jungs aus Japan hatten ihre Probleme scheinbar inzwischen behoben, die Probe erfolgreich (wenn auch recht schnell) beendet und waren bereits verschwunden. Die würden wir wohl heute nicht mehr zu Gesicht bekommen. So viel zu der Frage, ob sie am Abend mit uns etwas trinken gehen würden. Nun ja, dann vielleicht morgen, auf der After-Show-Party. tbc. ~~~ ** + ** ~~~ *hust* Bitte verzeiht mir meine fehlende Kreativität bei der Wahl des Bandnamens ^^' Aber was hätte ich sonst nehmen sollen? GacktJOB is schlecht, Malice Mizer ginge so gar nich und ein eigens ausgedachter Name hätte sich einfach falsch angefühlt. Cains:Feel hatte sich einfach in meinem Kopf festgesetzt, ohne dass ich vorher großartig drüber nachgedacht hab – irgendwo passt es so auch am besten :3 Und ich hab ja sowieso ein paar Eckdaten aus Gackts Leben eingebaut ... gut, dass ich erst vor Kurzem Jihaku nochmal gelesen hab xD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)