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Lost Souls

von

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Cyborg

„Lasst mich los! Ich war es nicht!“ schrie der schwarzhaarige Mann verzweifelt, der von zwei Personen durch einen langen, komplett aus kaltem Metall gebauten Gang gezerrt wurde. Die Tür am Ende des Ganges fuhr auf, der Mann wurde unsanft hineingestoßen.

Als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, stieß er einen unterdrückten Schrei aus. Vor ihm erwachte eine gigantische Maschine zum leben, die ihn mit ihren Fangarmen umschloss. Tausende kleine Nadeln bohrten sich in seinen Körper, und er dachte, vor Schmerz wahnsinnig zu werden.

Invasion

Die Kampfschiffe brachen kurz vor dem Planeten aus dem Hyperraum. der Kontaktmann hatte recht gehabt.

Der Kommandant der Angriffsflotte aus vier Truppenkreuzern überprüfte die Werte seiner Kampf-Cyborgs. Dabei fielen ihm die Werte einiger der Kampfmaschinen auf. Er ließ sie auf dem Bildschirm erscheinen, und rief sofort den zuständigen Forscher.
 

„Ja, sie sehen aus wie Menschen, das ist richtig. Sie funktionieren nach einer komplett neuen Technik. Anstatt menschliche Körperteile auszutauschen, werden spezielle Nanoimplantate benutzt, die sonst von Kampfpiloten eingesetzt wurden. Sie sind stark und robust wie die besten Kampfroboter, besitzen die schnellen Reflexe eines Cyborgs… und das beste: sie werden wie Cyborgs durch den Zentralcomputer gelenkt.“ erklärte der untersetzte, fettleibige Kittelträger aufgeregt.

„Und was ist, wenn die Kontrolle ausfällt?“ fragte der Kommandant misstrauisch.

„Das wird nicht geschehen, Sir. Selbst bei einem EMP schalten sich alle Module wieder ein, die Kontrolle eingeschlossen. Absolut sicher.“

Der Kommandant war immer noch skeptisch und rief das Bild des erstbesten Nano-Cyborgs auf. Er sah aus wie ein normaler Soldat in Uniform, was ihn neben den halben Robotern neben ihm fehlplaziert wirken ließ. Der Blick des schwarzhaarigen, hoch gewachsenen Mannes war starr auf die Luke vor ihm gerichtet.

„Was hat er verbrochen?“

„Hat angeblich seine kleine Schwester ermordet. Grausamer Killer. Hat es nicht besser verdient, als ein Cyborg zu werden.“
 

„Bereitmachen zur Invasion.“ piepte die monotone Stimme in seinem Ohr wieder. Z314-Beta aktivierte die kleine Schildeinheit auf seiner rechten Schulter, lud sein Gaußgewehr durch und entsicherte es, bevor er sich es erneut umhängte. Dann entfernte er die Sicherung an seinem Energieschwert.
 

Die Raumschiffe brachen durch die Atmosphäre, das Feuer der Abwehranlagen mit eigenem erwidernd. Blitzende, schwarze Objekte schossen aus den Landungsschiffen und krachten auf den Planeten, drei von ihnen wurden jedoch sofort von Lasergeschützen verglüht. Die restlichen klappten auf und die Cyborgs begannen mit ihrer Invasion.
 

„Eine der Top-Soldatinnen unserer Feinde ist auf diesem Planeten. Wenn wir sie erst umgebracht haben, sinken ihre Gewinnchancen rapide! Die Verteidigung ist schwach, sie rechneten nicht damit das wir die Koordinaten hatten! Los, vernichtet den Planeten und dann weg hier!“ spornte der Kommandant seine Lenker an den Stationen an. Sie verbanden sich soeben mit ihren Einheiten und steuerten gleich mehrere Cyborgs gleichzeitig. Alles dank der Mana-Implantate, die diese mysteriöse, neu entdeckte Energiequelle auf sie umlenkte und teilweise nutzbar machte.

Vor der Schlacht

'Heute: Um 1200. Besuch der Staffelführerin, der Lindwurm-Einheit in der Massino-School, Kira Tauve'
 

Lärmende Kindermassen drängten sich auf dem Schulhof, hielten jedoch respektvollen Abstand von der riesigen Gestalt, die soeben auf ihrem Schulhof gelandet war. Die Sonne schien und wurde von zahlreichen metallischen Oberflächen gebrochen und gespiegelt. Die Bücher beschrieben die Gestalt als einen Drachen, und dank der modernen Biophysik war es möglich diese imposanten Gestalten wiederauferstehen zu lassen. Natürlich waren sie den heutigen Standards angepasst worden. Das Militär benutzte sie für ihre Zwecke und rüstete sie, ebenso wie ihre Soldaten technisch auf. Natürlich waren die Art der Aufrüstungen geheim.
 

Vom Rücken dieses imposanten Drachen stieg eine junge Frau herunter. Sie trug die Uniform der Air-Force und die Insignien der Lindwurm-Einheit. Langsam zog sie den leichten Helm vom Kopf, den sie während des Fluges getragen hatte. Er ließ sich zusammenfalten und in einer Tasche verstauen.

Nachdem Kira noch mal ihre langen, blonden Haare geordnet hatte, blickte sie zu der Gruppe Kinder die sie schon alle mit großen Augen ansahen. Kira richtete noch mal ihre Sonnenbrille und hob ihre rechte Hand zum Gruß, wobei man überdeutlich die metallischen Komponenten erkennen konnte. Die Kinder jubelten und Kira lächelte. Die Propagandamaschinerie des Militärs funktionierte perfekt.

Einige Erwachsenen kamen näher geschritten, blieben aber in respektvollem Abstand zum Drachen stehen. Kira rief sich kurz die wichtigsten Informationen ins Gedächtnis. Das eine war der Schulleiter und die Frau daneben die Bürgermeisterin dieser Stadt. Zügigen Schrittes ging Kira auf sie zu.
 

Nachdem man sie begrüßt und den Kindern vorgestellt hatte, wobei letzteres ja nicht mehr wirklich nötig war, immerhin lächelte ihr Konterfei von allen möglichen Orten den Leuten entgegen und warb für den Eintritt in die Air-Force, ging sie in die Schule hinein.

Ihr Drache blieb draußen zurück, mit einigen Kindern, die gar nicht genug von seinem Anblick bekommen konnten. Solange sie sich an den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand, den man an einer weißen Linie erkennen konnte, die vor ihrem Eintreffen schon eingezeichnet worden war, einhielten dürfte das keine Probleme bereiten.
 

Kira saß grade mit einer Klasse aus dem ersten Lehrjahr zusammen, als sie durch ihr internes Com abgelenkt wurde. Ein Angriff. Sie wurde zu ihrer Einheit zurückgerufen. Sofort bemerkte Kira die innere Unruhe ihres Partners. Kein gutes Zeichen. Doch sie konnte jetzt nicht einfach abbrechen. Langsam winkte sie eine Lehrerin heran. „Tut mir leid Kinder, aber ich muss etwas früher zu meiner Einheit zurück. Doch jetzt zum Abschluss, ihr kennt doch unser Motto?“ – „Jaaaa,“ riefen die Kinder. „Die Augen zum Feind, die Air-Force uns befreit.“ Kira spürte eine leichte Gänsehaut als die Kinder den Satz rezitierten den sie an jedem Ende ihres Werbespots sagte.
 

In einem flotten Laufschritt rannte Kira über den Schulhof und setzte ihren Helm auf. Die verbliebenen Kinder wichen zur Seite. Sie kletterte auf den Rücken ihres Drachen. „Geht bitte etwas zurück wenn wir starten. Ihr wollt euch doch nicht verletzen, oder?“ Sie schenkte den Kindern noch mal ein letztes Lächeln, wartete noch, bis sie weit genug weg waren und startete.
 

Der Rest ihrer Einheit wartete schon auf Kira. Die Gesichter waren angespannt. Schon während des Fluges hatte sie sich die aktuellen Daten herunter geladen, so dass sie direkt in den Einsatz fliegen konnten.

In perfekter Dreiecksformation durchpflügten die 7 der Lindwurm-Einheit den Himmel, hin zur Front.

EMP

Z314 sprang aus der Landungskapsel und rollte sich sofort zur Seite ab, als ein brennend heißer Laserstrahl neben ihm in den metallenen Boden fuhr. Sie waren mitten in der Stadt gelandet. Der Auftrag war deutlich: keine Gefangenen. Es gab keine Zivilisten, alle waren Feinde. Menschen suchten schreiend das Weite, während andere Cyborgs und Soldaten auf die Einheiten zurannten.

Z314s Gewehr schnellte von seinem Rücken in seine Hände und er eröffnete im Liegen das Feuer auf die auf sie zukommenden Einheiten. Die anderen Cyborgs seiner Einheit feuerten ebenfalls, doch die meisten wurden vom Gegenfeuer vernichtet. Z314 sprang auf und hechtete in eine Seitengasse, als neben dem Landungsdeck eine Granate landete und vor sich hin piepste.

Die Explosion zerschmetterte dem Kämpfer das Trommelfell. Er sprang wieder auf und aktivierte eine kleine Suchdrohne. Während sie um die Kurve der Seitengasse schwebte, spürte der Cyborg, wie sein Trommelfell langsam regeneriert wurde. Durch ein kleines Fenster in seiner Sicht wusste er genau, wo seine Drohne war. Als sie hinter einem Haufen der unorganisierten Soldaten herauskam, wer rechnete auch schon hier mit einem Angriff, ließ er sie detonieren.

Sein Gewehr nachladend, lugte er wieder um die Kurve, um die er grade eben gesprungen war. Die Überreste seiner Einheit wurden grade von einigen Soldaten durchkämmt, die beschädigten Cyborgs die Gnadenschüsse gaben. Der Kampflärm drang nun wieder gedämpft an die Ohren des Mannes.

Da seine Zielvorrichtung durch die fehlenden Geräusche leicht gestört war, hängte er sich sein Gewehr wieder um und zog den Griff seiner Energieklinge vom Gürtel. Eine grüne Schwertklinge fuhr aus dem Griff, und er sprintete los.

Ein alarmierender Ruf, und schon schossen Laserstrahlen und Gaußkugeln – durch Energietechnik beschleunigtes Metall – auf ihn zu. Er wich so schnell aus, das er in der Sicht seiner Feinde zu verschwimmen schien. Dann war er nahe genug und schlug zu.

Ein Kreuzhieb säbelte den ersten Feind in vier Stücke, während die Soldaten ebenfalls Energieklingen zogen. Alle möglichen Farben flammten auf den Resten der Kapsel und den zerstörten Cyborgs auf, als ein winziges Fenster im Blickfeld von Z314 aufblitzte. Das Hauptziel näherte sich.
 

Nach einem blutigen und anstrengenden Kampf sank der letzte Soldat tot zusammen. Die vielen kleinen Schnitte, die Z134 sich zugezogen hatte, heilten langsam. Nur der äußerst tiefe schnitt an seinem rechten Unterarm machte ihm zu schaffen. Die rote, enorm heiße Klinge des Anführers dieses Trupps hatte ihm schwer zugesetzt.

Mit emotionslosem Gesicht fuhr er die Energieklinge wieder ein und steckte sie weg. Dann suchte er sich einen möglichst geschützten Platz zwischen den Trümmern. Der Kampf verteilte sich nun über die ganze Stadt, Explosionen erschütterten den Boden. Feuer breiteten sich aus, kleine Grüppchen Cyborgs bekämpften sich über das ganze Gebiet verteilt.

Der Kämpfer zog sein Gewehr hervor und lud es routiniert nach. Dann legte er an und suchte den Himmel ab.

Seine Augen erfassten fliegende Objekte. Er fixierte sie, Zahlen flirrten durch sein Sichtfeld, die er sofort verarbeitete. Lindwürmer. Sofort fuhr das Bild näher heran.

Sein Schnellfeuergewehr war nicht zum Scharfschießen geeignet, sein Arm verhinderte zudem das er die Waffe ruhig hielt. Trotzdem feuerte er ein komplettes Magazin heißer Gaußgeschosse auf die fliegenden Objekte ab.
 

Er wollte nachladen, als einer der Lindwürmer etwas abwarf. Es fiel in ein weit entferntes Gebiet der Stadt, doch das schützte ihn nicht.

Ein gewaltiger EMP rauschte durch die Stadt. Mit einem Schrei sank der Cyborg in sich zusammen. Seine Systeme würden kurz brauchen bis zum Neustart.
 

Modul-ref1-143.exe online

Modul-st1-209.exe online

Modular-Unit43.exe online

System-Engine.exe online

Personal-Core.exe online

Regestry loading… complete: Z314-Beta

Connecting to Master... FAILURE

Keine Gefangenen

Kira spürte das unangenehme Prickeln in ihren Beinen und dem rechten Arm. Doch sie waren hoch genug, als das der EMP ihnen etwas hätte anhaben können. Beruhigend legte sie ihrem Partner die linke Hand auf die Seite. Auch er hatte etwas unter dem Energiestoß gelitten. „Statusbericht,“ fragte sie ab und alle 6 Mitglieder sendeten ihr weiter Gefechtsbereitschaft zu. „Gut, dann lasst uns den Rest dieser Saubande erledigen. Es hat genug Verluste gegeben für heute.“

Kira ließ ihren Drachen einen Bogen fliegen und visierte die Kampfzone an.

Während 3 aus dem Geschwader loszogen um nach Überlebenden zu suchen machten sich die anderen 3 auf nach Gegnern zu suchen. Kira blieb auf Abstand. Sie scannte die Kampfzone ab, während sich ihr rechter Arm umwandelte. Sie war als Sniper vorgesehen, zudem war sie ja die Werbeträgerin für die Air-Force und durfte deshalb keinen Schaden nehmen.

Das Schlachtfeld war übelst und irgendwie war Kira froh, das sie es nicht von nahe sah, sondern nur herangezoomt über das künstliche Auge. Dadurch gab es ein trügerisches Gefühl von Distanz. Eigentlich war sie als Soldatin darauf gedrillt, das ihr so etwas nichts ausmachen sollte, doch Kira hatte ihre Schwierigkeiten damit.
 

Sie erblickte einen einzelnen Kämpfer der nicht zu ihren Truppen gehörte, was nun passierte, war Routine. Kira peilte den Gegner an, hob den rechten Arm, und die lange Waffe, die sich dort herausgebildet hatte, gab einen dumpfen Ton von sich, als das Projektil den Lauf verließ und schon im Bruchteil einer Sekunde im Kopf des Gegners landete, der vorne über fiel und sich nicht mehr rührte. Kira schloss die Augen.
 

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Der Cyborg blinzelte mehrfach, als er wieder zu sich kam. Zahlen schwirrten in seinem Sichtfeld herum, doch sie verschwanden als er daran dachte, dass sie ihn störten. Wo war er? Natürlich, auf dem Schlachtfeld!... Aber wieso war er hier?

Schwer angeschlagen stand er auf und hustete Blut. Er war Z314-Beta, Kampfcyborg des Akram-Königreiches. Verwunderung huschte über sein hageres Gesicht, als ihm das bewusst wurde.

Wieso wusste er, wie man ein Strahlengewehr innerhalb von drei Sekunden zusammenbaute, aber nicht, wer er war?

Er fuhr sich mit der rechten über die Stirn und stöhnte.

„Z314, Statusbericht!“ verlange eine monotone Stimme. Ein Cyborg stand plötzlich neben ihm.

„Ging mir schon mal besser…“ murmelte der Angesprochene. Z314, was war das denn für ein Name?

„Genaueren Bericht, Soldat!“ verlange der Cyborg barsch. Z314 fixierte ihn mit seinen stahlblauen Augen. Zahlen schwirrten wieder durch sein Sichtfeld, und er verstand sie sogar.

„Zurück an die Front, Z231! Mehr Respekt ihrem Vorgesetzten gegenüber!“ erwiderte Z314.
 

Unsanft wurde der dickliche Forscher zu den Pulten gezogen. Ein Mann lag neben seinem Pult, das Headset geschmolzen und durch die Augen und die Ohren in seinen Kopf eingedrungen. Kein schönes Ende.

„Was-“

„Das war einer der Männer, der einen ihrer neuen Cyborgs lenkte! Ich verlange eine Erklärung!“ unterbrach ihn der Kommandant wütend.

„Das… das ist vollkommen unmöglich! Die Z-Serie kann nicht zu solch einer Überlastung führen! Kameras, auf die Einheit die am nächsten an Z314 dran ist!“ befahl der Forscher mit zittriger Stimme. Der Bildschirm am Pult schaltete auf die Einheit Z231. Sowohl der Forscher als auch der Kommandant besaßen Mana-Implantate, und dass was sie sahen, erschreckte sie zutiefst. Hinter den Augen des Cyborgs glühte Mana.

„Sie haben einem Cyborg ein Mana-Implantat gegeben?!“ donnerte der Kommandant wütend und schlug dem Forscher ins Gesicht. Die Brille des Mannes flog durch den Raum und zerschellte am Boden, die anderen Lenker in Trance bekamen davon nichts mit.

„N-nein! Niemals würde ich so etwas tun! Er hat kein Implantat!“

„Erzählen sie das dem Kriegsgericht! Mitkommen, Abschaum!“
 

Noch ehe der andere Cyborg den Befehl ausführen konnte, der immerhin wirklich von einem Vorgesetzten kam, durchschlug ein Geschoss seinen Schädel und ließ diesen in einer roten Wolke platzen. Fluchend ließ sich Z314 fallen und wunderte sich, woher er diese derben Flüche überhaupt kannte.

Er legte mit seinem Gewehr an, lud nach und feuerte eine blinde Salve auf den Drachen, von dem aus der Schuss abgegeben worden war. Er hatte nichts gegen die Drachen oder ihre Reiter, aber er steckte grade in der falschen Uniform.

Ausschluss

Überrascht riss Kira die Augen auf, als da plötzlich eine weitere Person auftauchte. Sie musste hinter einer der Ruinen gestanden haben. Aber warum hatte ihr künstliches Auge sie nicht ausmachen können? Jedes Lebewesen gab Wärmestrahlung ab.

Doch bevor Kira noch etwas tun konnte, ließ die Person sich auch schon fallen und schoss. ‚Weg hier,’ rief sie ihrem Drachen noch zu.

Sie spürte, wie er sich aufbäumte, um dem Befehl nachzukommen, doch dann fühlte sie die Einschläge der Projektile auf seinem Körper, als wäre sie selbst getroffen worden. Beide schrieen gepeinigt auf.

Kira war es unmöglich den Gegner zu erledigen. Zu sehr drangen die Schmerzen ihres Drachen in ihren Geist ein. Manchmal hatte die Verbindung auch so ihre Nachteile, das war jetzt solch ein Moment. Sie spürte, wie er ins Trudeln geriet und dann fielen sie den Häusern entgegen.

Mit einem letzten Gedankenbefehl wurde ihr rechter Arm wieder normal, dann spürte Kira auch schon den Aufschlag. Ihr Drache blieb an einem Dachvorsprung hängen, schrie erneut auf, drehte sich seitlich und schlug dann auf. Das war auch vielleicht der Umstand, der ihr das Leben rettete. Ansonsten wäre er direkt auf ihr gelandet und das hätte sie wahrlich nicht überlebt. So wurde Kira ‚nur’ ohnmächtig vor Schmerzen, ebenso wie ihr Drache.
 

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Fast im selben Moment wie der Drache abstürzte, durchzuckte ein heftiger Schmerz en Kopf des Cyborgs. Das hätte er nicht tun sollen, er spürte es!

Wutschnaubend warf er das Oberteil seiner Uniform vor sich und zog das Energieschwert. Geschickt schnitt er die Abzeichen des Akram-Königreiches aus. Er würde diesem Reiter helfen.

Er warf sich das Oberteil wieder über und zog eine kleine Spritze. Z314 wusste nicht genau was darin war, aber nach dem was er wusste würde es seine Kraft kurzzeitig enorm steigern. Kurzerhand spritzte er sich die Flüssigkeit und rannte los, auf den Ort zu an dem der Drache wohl abgestürzt war.
 

Eine Ruine ragte vor ihm auf. Z314 rannte noch schneller und sprang ab. Er krallte sich an dem Dachvorsprung des halb eingestürzten Hauses fest, zog sich hoch und rannte über die Dächer weiter. Von einer der Straßen hörte er Rufe, und kurz danach schlugen Kugeln und Laser hinter ihm ein. Er verdoppelte seine Anstrengungen noch einmal und rannte so schnell über die Dächer, immer von Haus zu Haus springend, dass man ihn kaum noch sehen konnte.

Kurz vor dem Absturzplatz sprang er von den Dächern und rollte sich auf dem Boden ab. Die Abschürfungen, die er sich dabei zuzog. ignorierte er.

Der Kämpfer hastete durch die Straße zu dem kleinen Innenhof, in den der Drache gekracht war. Als er um die Ecke lugte, sah er die Reiterin, es war eine Frau, scheinbar bewusstlos neben dem riesigen Drachen liegen. Seine metallischen Schuppen glänzten Matt. Zum Glück waren die Kugeln seines Gewehrs nicht stark genug, solch einem Wesen schwere Verletzungen zuzufügen, er würde sich erholen.

Z314 wollte grade zu der Reiterin gehen, als er Flügelschläge hörte. Ein weiterer Drache landete auf der Straße hinter ihm. Sofort hastete er in Deckung.
 

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Kira stöhnte. Sie fühlte sich, als hätte eine Bombe direkt neben ihr eingeschlagen. „Hey Kira, was machst du für Sachen? Was sollte diese Aktion? Wieso hat du keine Schutzfelder aktiviert gehabt?“

Eine andere Frau, ebenfalls eine Reiterin aus dem Lindwurm-Geschwader rannte zu Kira hinüber und beugte sich über sie. „Das waren jetzt aber Kadettenfehler.“ Sie musterte den Drachen kritisch. „Schwere Schäden der Energiekapseln. Wer auch immer geschossen hat, er hat einen echten Glückstreffer gelandet. Dem ist nicht mehr zu helfen.“ Sie sah wieder hinab zu Kira. „Tröste dich, es wurde eh langsam Zeit. Dein Drache ist ja total veraltet. Es ist doch noch dein Erster, oder? Freu dich, die bauen dir einen Neuen zusammen, nach den aktuellsten Standards der Wissenschaft. Darum werden wir dich noch beneide…“ Die Worte der Frau brachen ab, als Kiras linke Faust ihr Gesicht traf. „Wage es ja nicht… meinen Partner als… Überaltert zu bezeichnen,“ keuchte Kira. In ihren Augen stand blanker Hass.

„Hey, reg dich ab,“ die andere Frau fasste sich an ihr Gesicht. „Du musst doch einsehen, dass du die letzte bist die noch das Alpha-Modell reitet. So ziemlich jeder von uns hatte schon mehrere neue Reittiere. Du…“ – „Ich sage es nur einmal. Ich will keinen Neuen. Ich will IHN!“ Kira deutete auf ihren Drachen.

Verständnislos schüttelte die andere Frau den Kopf. „Der ist doch nicht mehr zu retten. Du solltest dich lieber in die Zentrale begeben, bevor er stirbt, damit sie dich abkoppeln können.“

Kiras Augen wurden zu Schlitzen. „Ich werde hier bleiben.“ Sie legte ihren rechten Arm frei. Der Blick der anderen Frau wurde ebenfalls kalt. „Das wagst du nicht.“ – „Das wirst du gleich sehen.“ Kira drehte sich zu ihrem Drachen um, ging zu ihm und suchte eine kleine Stelle am Halsansatz, dort presste sie ihren Arm drauf. Ein kurzes zischendes Geräusch war zu hören. „Du bist wahnsinnig. Dich mit einem sterbenden Drachen gleichzuschalten. Du kannst ihn nicht retten. Du wirst ebenfalls sterben.“ Kira spürte, wie ihre Kräfte schwanden, als sie die Energien auf ihren Partner übertrug. Sie ging in die Knie. „Das werden wir dann sehen.“ Sie fühlte sich mit einem Mal so schrecklich müde.

„Närrin.“

Die andere Frau drehte sich um. „Informiert die Anderen. Kommandantin Tauve hat es vorgezogen mit ihrem Drachen zu sterben.“ Sie beugte sich hinab und riss Kira ihre Insignien ab.

Ohne Kira eines weiteren Blickes zu würdigen, schritt die ehemalige Mitstreiterin von Kira zu ihrem Drachen und hob ab.

Kira bekam davon schon nichts mehr mit, sie verfiel in einen Dämmerzustand, während vor ihrem künstlichen Auge die Fehler- und Warnmeldungen Purzelbäume schlugen. Doch sie tat nichts dagegen.

Nachruf

Z314 huschte wieder aus seinem Versteck zu der Reiterin herüber. Dieser Drache bedeutete ihr wohl wirklich viel, und er war daran schuld, wenn die beiden es nicht überleben sollten. Wieder setzte der brennende Schmerz hinter seinen Augen ein. Die Frau schien in nicht mehr war zu nehmen.

Der Cyborg wusste, er musste helfen, aber ihm fiel nicht ein wie. Hilflos legte er die rechte Hand auf die metallenen Schuppen des Drachen. Und dann kam ihm die Erkenntnis. Der Schmerz wurde zu einem konstanten Fluss aus Kraft.

„Resta!“ rief der Cyborg instinktiv. Seine Hand erstrahlte in grünem Licht, welches von dem Drachen regelrecht aufgesogen wurde. In seinem Inneren setzten sich die Energiekerne zusammen und luden sich auf. Als das grüne Leuchten erstarb, löste er die Hand von dem mächtigen Wesen. Die Gleichschaltung mit seiner Reiterin löste sich.

Z314 wartete, bis sie wieder zu sich kam.

„Ich habe den Drachen geheilt. Danke mir nicht, ich war es ja, der geschossen hat. Ich bin…“ begann er, doch dann brach er plötzlich zusammen. Er krümmte sich auf dem Boden zusammen und hustete einen Schwall Blut aus.
 

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Kira stöhnte. Nur am Rande nahm sie wahr, dass da jemand stand und auf sie einredete. Es dauerte etwas bis ihre Energiezellen wieder soweit ihre eigenen Implantate auf Fordermann gebracht hatten, dass die Worte halbwegs Sinn ergaben, und dann brach er auch schon zusammen und spuckte Blut.

Ein Knurren ließ Kira herumfahren. Ihr Partner wälzte sich grade mühsam auf die Füße zurück. Ein kurzer Blick auf ihr Statusdisplay zeigte ihr, dass es ihm wieder gut ging. Tränen stiegen in Kiras normales Auge und sie rannte zu ihm hinüber um ihn an seinem Hals zu umarmen. „Du lebst. Gottverdammt, du lebst.“

*Das ist nicht mein Verdienst.* Er knurrte immer noch, während seine ‚Stimme’ über Implantate in Kiras Kopf übertragen wurde. Sein Blick ruhte auf den Mann in gegnerischer Uniform. *Der da ist Schuld an meinem Zustand gewesen und hat ihn danach aus unerfindlichen Gründen korrigiert.* Er faltete seine Schwingen kurz auseinander um sie zu sortieren und wieder an den Körper zu legen.

Kira wollte etwas sagen, doch da flammte in dem zerstörten Haus eine der Holo-Monitore auf. Diese Dinger waren echt unverwüstlich, musste sie mit erhobener Augenbraue anerkennen, während Kira das Logo der Air-Force erblickte.

‚Wir unterbrechen unser Programm für eine Sondermeldung. Bedauerlicherweise müssen wir bekannt geben, dass Kira Tauve, die Leiterin des Lindwurm-Geschwaders, heute im Kampf für unseren Planeten, ihr Leben gelassen hat.’ Bilder aus Kiras Laufbahn als Offizier und später ihre Ernennung zur Drachenreiterin, wurden gezeigt. Einige PR-Auftritte waren ebenfalls dabei. ‚ Sie führte uns zum Sieg. und starb in der Erfüllung ihrer Pflicht. Zollen wir ihr allen unseren Respekt.’ Die Fahne der Air-Force erklang, daneben ein Bild von Kira und ein Zapfenstreich wurde geblasen. „Die Augen zum Feind, die Air-Force uns befreit.“

Kira hatte ein Kloß im Hals. Die hatten sie allen Ernstes für Tod erklärt. Damit gab es keinen Ort mehr, wohin sie zurückkehren konnte. Sie fiel wieder in die Knie, doch diesmal war es nicht die Schwäche die dies verursachte, sondern die bittere Erkenntnis. War man erst einmal ‚Tod’ war es unmöglich in das alte Leben zurück zu kehren. *Verzweifele nicht. Wir haben doch noch immer uns,* versuchte ihr Partner sie zu trösten.
 

Dem Cyborg entgingen die Bilder nicht.

„Tut mir leid, das ich auf euch geschossen habe. Aber ich hatte befürchtet, du würdest mich anvisieren… ich wusste nicht, dass die Gaußgeschosse so gefährlich für deinen Drachen sind. Die Daten die ich besitze Stammen von Version 3.0 der Lindwürmer.“ Z314 setzte sich auf. Der Schwächeanfall ging so schnell vorüber, wie er gekommen war. „Ich bin Z314. Auch wenn ich finde, der Name klingt bescheuert. Aber an meinen richtigen erinnere ich mich nicht mehr.“ – „Tja, meiner ist Alpha. Einzigartig für mich und ich hasse es, wenn man ihn mit einer Zahl betitelt.“ Kira kniff die Augen zusammen. Sanft strich sie ihrem großen Gefährten liebevoll über die Schuppen. „Ich denke meinen Namen dürfte eben bekannt geworden sein.“ Ihre Stimme klang kühl.

„Das kommt davon, wenn man dem Militär vertraut. Ich habe alle Daten Akrams. Beide Sternenreiche benutzen bösartige Methoden.“ Mit leicht wackligen Beinen stand Z314 auf. „Die einen verwandeln ihre Leute in Cyborgs, die anderen verpassen ihnen Gehirnwäschen. Und wäre ich nicht durch irgendeinen Zufall-“

Hinter Kira tauchte plötzlich etwas auf. Auf dem Hausdach stand ein Cyborg, dessen Gesicht zur Hälfte aus einer Metallfratze bestand.

„RUNTER!“ schrie Z314 und riss die rechte Hand hoch. Die Kraft pulsierte wieder durch ihn. „Zonde!“ ein Blitzstrahl schoss aus dem Zeigefinger des Mannes und brach in die Brust des Feindes. Dieser fiel zuckend um.

Alpha stieß einen Feuerball aus und verbrannte den Rest des Gegners zu einer flüssigen Metalllache. Noch immer knurrte er, und Kira legte ihm beruhigend die Hand auf den Hals. Als sie sich davon überzeugt hatte, dass jetzt wohl so schnell keine Gefahr mehr drohte, ließ sie ihn sich erheben und untersuchte seinen Bauch. Noch immer tropfte etwas Blut aus den Wunden, aber diese waren bereits dabei sich zu schließen. Bald würde man nur erahnen können, dass hier mal eine Verwundung vorgelegen hatte. „Von was für einer Art von Gehirnwäsche sprichst du?“ Kiras Stimme klang dumpf, während sie ihren Partner auf etwaige Verletzungen, verursacht durch den Absturz, begutachtete. „Diese Fernsehpropaganda setzt doch auch ihr ein.“ Kira kehrte nach vorne zurück und legte ihren Kopf an Alphas Hals.

Die Augen des Drachen ruhten ohne Pause auf dem Cyborg. Es war keine Frage, dass er ihn, sollte er auch nur eine Bewegung machen, die dem Drachen nicht gefiel, einschmelzen würde.

Z314 bemerkte natürlich den Blick des Drachens, der Bände sprach. Langsam, um den Drachen nicht dazu zu bringen ihn zu verbrennen, zog er eine Flache Scheibe vom Gürtel und warf sie auf dem Boden zwischen sich und Kira.

„Schau genau hin. Datei 452349 abspielen, unzensiert.“ ein Hologramm erschien über der Scheibe, die einer der ‚Kadettenschulen’ darstellte.
 

Die Kamera fuhr heran. Ein Transport-Gleiter hielt vor dem Gebäude und startete wieder, als die Fahrgäste ausgestiegen waren. Zum grossteil Jugendliche, und sogar teilweise Kinder.

Die ‚Kadetten’ wurden freundlich begrüßt und in das Gebäude geführt, die Kamera folgte.

„Eine Spionage-Sonde des Akram-Reiches, bevor du fragst.“ sagte Z314.

Das Bild nach der Eingangshalle war komplett anders als der freundlich eingerichtete Vorraum. Kalte Stahlwände, an denen Monitore hingen und vor sich hin piepsten, waren zu sehen. Die Tür hinter den nun leicht verängstigt wirkenden jungen Menschen fiel zu und verschloss sich zischend Luftdicht. Noch ehe die Kinder wussten was geschah, kamen auch schon Männer und Frauen in weißen Kitteln in den Raum und zerrten sie auseinander. Spritzen blitzten auf.

Kurz danach war jedes der Kinder vor einen der Monitore geschnallt, auf Sitze, die aus dem Boden fuhren. Ihre Blicke waren stumpf, und sie flüsterten monoton die Texte auf den Bildschirmen.
 

„DAS ist das wahre Gesicht der Air-Force.“
 

„Das ist eine Lüge,“ zischte Kira. Sie spannte sich unwillkürlich an, und auch Alpha erhob sich leicht, die Flügel einige Zentimeter abgespreizt. „Ist das wieder eine eurer Propaganda-Filme um die Air-Force zu Diskreditieren?“ - ‚Einsatzbereitschaft des rechten Armes bei 40%. Transformation: Negativ.’

„Was hätte ich davon, dich anzulügen? Ich hasse das Akram-Königreich! Schau doch was sie aus mir gemacht haben!“ konterte der Cyborg wütend und hob die Hologramm-Platte auf. Sie zerbröselte zwischen seinen Fingern, als er die Hand schloss. „Ich bin kein Mensch mehr, ich bin eine Maschine! Doch wenn du nicht hören willst…“ die Kraft durchfloss ihn noch stärker als zuvor. Es war, als hätte sie selbst ein Bewusstsein, das ihn zu seinem Handeln drängte und ihm den richtigen Weg zeigte. Er hob beide Hände, die grün aufleuchteten.

„Retritek!“ Die grünen Strahlen umschlossen sowohl Reiterin als auch Drachen.

Vergangenheit

Kira schlug mit den Fäusten gegen Wände. Sie war maximal 11 Jahre alt, schrie und tobte, doch sie konnte einfach nicht entkommen. Irgend so ein Typ in weißer Kleidung trat auf sie zu. Er hatte eine seltsame Apparatur in der Hand. Kira zögerte nicht lange. Sie wusste, dass sie sich nicht fangen lassen dürfte.

Irgendwie schaffte sie es hinter den Mann zu kommen und trat ihm in die Kniekehlen, danach schmeckte er die Wirkung seiner eigenen Apparatur. Sie musste hier raus, unbedingt, zurück zu ihren Eltern, denen man sie entrissen hatte.

Doch grade als sich Kira siegessicher war, tauchten 3 weitere Typen auf. Diese waren stämmiger und jetzt hatte sie keine Chance mehr.
 

‚Du warst ein Krüppel. Ohne Eltern aufgewachsen. Du hattest keine Beine. Ohne die Air-Force hättest du nie überlebt. Die Air-Force ist die Mutter und der Vater. Die Air-Force behütet und beschützt dich und möchte, dass du sie auch beschützt. Sie schenkt dir ein neues Leben. Nimm es mit Freude im Herzen an.’
 

„Für außerordentliche Leistungen überreichen wir Kira Tauve den Verdienstorden 2ten Grades am Band.“ Kira salutierte, doch sie verschätzte sich immer noch ein wenig mit ihrer neuen rechten Prothese. Der Kopfstoß war zwar nicht fest aber sie musste sich dennoch beherrschen um nicht das Gesicht zu verziehen. Ein Admiral trat vor, überreichte ihr den Orden und flüsterte ihr dann zu. „Lächeln sie, damit haben sie sich grade für das Lindwurm-Programm qualifiziert. Glückwunsch Mayor.“
 

‚Dein Körper war ein Wrack. Ohne die fähigen Wissenschaftler der Air-Force würdest du jetzt schon im Grabe liegen. Sei Dankbar für die Hilfe der Air-Force und unterstütze sie mit ganzem Herzen.’
 

„Es ist nur ein kleiner Pieks, wir brauchen nur etwas DNS von ihnen.“ Ein Arzt beugte sich vor und entnahm Kira etwas Blut und Hautgewebe aus dem gesunden Arm. „Ausgezeichnet. Sie werden ihren Drachen lieben, das garantiere ich. Morgen ist dann die OP für die zusätzlichen Chipsätze. Am besten gehen sie gleich schlafen.“
 

‚Du verdankst der Air-Force alles. Zeige deine Dankbarkeit indem du sie nach bestem Gewissen und Können nach außen repräsentierst.’
 

„Begrüßen sie Colonell Tauve mit einem donnernden Applaus.“ Kira wurde von den Scheinwerfern geblendet. „Sie ist Teil eines neuen Projektes. Die Lindwurm-Einheit. Diese 7 ausgewählten Elitesoldaten sind der Trumpf im Kampf gegen unsere Gegner. Ausgerüstet mit den neusten Waffen und Entwicklungen aus der Forschung waren sie bereits in der Lage zwei gegnerische Legionen im Alleingang in die Flucht zu schlagen. Kira lächelte in die Kameras, so als habe sie noch nie etwas anderes getan.
 

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Kira krümmte sich auf dem Boden zusammen. Sie schrie vor Schmerz. Alpha schrie mit ihr, und zum ersten Mal zeigte sich eine Reaktion in seinen Augen seitdem er mit Kira zusammen war. Es war Zorn.

Schule

„Tut mir Leid, anders ging es nicht.“ das grüne Licht erstarb, der Kraftfluss versiegte fast und blieb nur als ein winziger Funken zurück. Doch Z314 wusste, dass er auf sie zählen konnte, wenn er sie brauchte. „Wie fühlst du dich, Kira? Ich hoffe du siehst davon ab, mich abzufackeln.“

*Nenn mir einen guten Grund genau dies NICHT zu tun,* grollte Alpha in Kiras Gedanken. „Tu so etwas NIE wieder.“ Kira war aufgesprungen und richtete ihren rechten Arm auf ihren Gegenüber. Ihr Blick war verstört. Sie wusste nicht mehr was sie jetzt eigentlich glauben sollte

„Ohoh.“ Z314 aktivierte seinen Energieschild, auch wenn er keine Ahnung hatte, ob der gegen Feuer eine Wirkung erzielte. „Wärst du lieber eine Sklavin geblieben? Dir wurde deine Identität genommen, genauso wie mir. Nur das du noch deinen Namen hast, im Gegensatz zu mir.“

„Ich, ich…“ Kira zitterte, da legte Alpha plötzlich eine Klaue um ihre Brust und zog sie zu sich hin. *Ich bin bei dir. Ich werde immer bei dir bleiben. Egal was passiert. Was man auch immer dir angetan hat, du hast immer noch mich.* - „Was, seit wann… agierst du anders als ich.“ Kira schluckte und presste ihren Kopf wieder an Alphas Brust.

*Seitdem es nötig geworden ist.*

„Ich unterbreche ja nur ungern, aber wir sind immer noch mitten auf einem Schlachtfeld. Wenn die Air-Force bemerkt, dass du noch lebst, werden sie alles daran setzen dich umzubringen, damit ihr Medien-Schock richtig wirkt. Und Akram wird hinter mir her sein, da ich alle ihre Daten habe. Kennt ihr euch hier aus? Welche Wege führen aus der Stadt?“ Z314 merkte, dass die beiden sich seltsam verhielten. Eigentlich hatten Drachen keine richtige Persönlichkeit und reagierten nie anders als ihre Reiter. Zumindest laut seinen Daten.

„Wir benutzen keine Wege.“ Kira hatte sich wieder etwas beruhigt, wenn man aber in ihrem Gesicht immer noch schwankende Gefühlszustände erahnen konnte. Sie kletterte in den Sattel auf Alphas Rücken und winkte ihn rüber. „Z… ach ich nenn dich einfach Zeta, komm her.“

Skeptisch ging Zeta zu dem Drachen herüber. „Zeta… ja das klingt schon eher wie ein Name…“ murmelte der Cyborg.

Skeptisch musterte Alpha diesen Zeta… *Wie schwer ist der?* wollte er wissen, und Kira wiederholte die Frage laut.

Zeta rief die Information sogleich in seinem Datenspeicher ab. „85,457 kg.“ sagte er wahrheitsgemäß.

Alpha erhob sich in die Luft, stieg etwas höher, zog einen kleinen Kreis und stürzte dann hinab. Mit einer Vorderpranke schnappte er sich den Cyborg und schraubte sich wieder in die Lüfte.

Kaum, das sie sich etwas höher befanden begannen die Umrisse von Kira and Alpha zu verblassen, bis sie gänzlich verschwunden schienen.

„H..hey… ich bin nicht aus Metall, du zerquetschst mich!“ keuchte der Cyborg, als der Drache auf den Rand der Stadt zuflog.

Grollendes Lachen war die Antwort, aber der Griff lockerte sich etwas.

Das war schon wesentlich besser. Endlich bekam Zeta wieder richtig Luft. Als er hinab blickte, bemerkte er erschrocken, dass er sich selbst nicht mehr sehen konnte. Doch er entschied, darüber lieber nicht weiter nach zu denken, er hatte schon genug zum grübeln. Allein schon die Frage was diese seltsame Kraft war beschäftigte ihn sehr.
 

Kira erwachte, als Alpha zur Landung ansetzte. Fasziniert aber auch erschrocken richtete sie sich auf. So etwas war ihr bisher noch nie passiert. Es wurde während ihrer Ausbildung immer wieder gepredigt, dass sie nie müde in eine Mission gehen sollten. Denn durch ihre enge Verbindung konnte es passieren, dass die Drachen ihren Reitern in das Reich der Träume folgten, was sich ziemlich negativ auf dessen Flugeigenschaften auswirkte. Schlafende Drachen flogen ungefähr so gut, wie ein Stein.

Aus diesem Grund achtete Kira eigentlich immer darauf, dass sie vor eine Mission genügend geschlafen hatte.

*Geht's wieder besser?* Kira murmelte eine undefinierbare Antwort. Ihre Gefühle fuhren immer noch Achterbahn.

Während ein Teil von ihr immer noch darauf beharrte dass diese Erlebnisse eben eine große Lüge waren und sie zu ihrer Einheit zurückkehren sollte, auf Teufel komm raus, wollte ein anderer Teil von ihr dem Fremden Glauben schenken und mit ihm flüchten.

Kira versuchte die verwirrenden Gedanken zu verdrängen und sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.

Überrascht stellte sie fest, das Alpha sie zu der Schule gebracht hatte, wo sie vor kurzer Zeit noch gewesen waren. "Warum hast du mich hierher gebracht? Was sollen wir hier? - *Sag du es mir, du warst es doch, die mich hierher geführt hat,* antwortete Alpha ihr, während er ihren zusätzlichen Passagier, etwa 3 Meter über dem Boden in die Freiheit entließ.
 

Zeta war auf so einen plötzlichen Abstieg nicht wirklich vorbereitet gewesen. Was wohl auch daran lag, das er beim Grübeln irgendwann eingeschlafen war. Die Landung fiel dementsprechend unsanft und schmerzhaft aus.

„Au…“ der Cyborg richtete sich ächzend auf. „Hey du fliegende Eidechse, ich bin kein Roboter! So was tut weh!“

Ein kurzes, kehliges Lachen war die Antwort, bevor um Zeta herum ein wahrer Sturm losbrach, als Alpha zur Landung ansetzte.

Kira stieg von seinem Rücken herunter, was im unsichtbaren Zustand schon einer kleinen Herausforderung gleich kam und schritt zu dem Cyborg hinüber.

Reste einer Mauer schirmten sie vom Sichtfeld der Schule ab. Solange Alpha getarnt bliebe, würde man ihn ebenfalls nicht sehen können.

Kira trat aus Alphas Tarnfeld heraus und ging neben dem Cyborg in die Hocke. Sie spähte zur Schule und biss sich auf die Lippe.

‚Hmm… wie ging das noch mal…’ Der Cyborg fixierte den Schulhof, und er schaffte es heranzuzoomen. Komisches Gefühl. Was er sah, ließ ihn unwillkürlich nach seinem Energieschwert greifen.

„Die Propaganda-Maschine läuft.“

„Keinen Mucks, ihre Drachen sind in der Lage auch die kleinsten Laute zu hören,“ warnte Kira. Sie blickte ebenfalls hinüber, bediente sich jedoch ihrer Verbindung mit Alpha und nutzte seine, schärferen Augen aus, um sich über die Situation auf dem Schulhof ein Bild zu machen.

Dort befanden sich ihre Kameraden. Alle 6. Um sie herum saßen oder standen weinende Kinder, während die 6 beschwörend auf sie einredeten. Worte, die Kira zuerst nicht verstehen konnte. Doch dann schluckte sie. Tränen schimmerten in ihrem normalen Auge. Alpha konnte sie hören.

Der Teil in ihr, der schrie: ‚Zeig dich ihnen, werde wieder Teil der Einheit’, schien übermächtig zu werden und Kira erhob sich langsam.

Doch Zeta hielt sie plötzlich mit eisernem Griff am Arm fest.

„Die werden erst dich töten und danach den Kindern eine Gehirnwäsche verpassen! Euer ganzes Reich denkt, du bist tot! Und was tun sie wohl wenn sie hören, ein Cyborg hat dich mit seltsamen grünen Licht gerettet? Das ist Selbstmord, Kira.“ Wieder war es diese Kraft, die Zeta zu seiner Tat verleitete.

*So schwer, wie es mir auch fällt, ich muss ihm Recht geben.* Alphas Schwanzspitze wickelte sich um Kira, so das es aussah, als hätte man sie Zweigeteilt.

Ob es der Schock war, das Alpha sich zum ersten Mal gegen sie stellt, oder das er ihr Widersprach, Kira riss die Augen auf. „Was…“ stammelte sie. Eigentlich müsste er ihr doch bedingungslos gehorchen.

*Merkst du es nicht? Ich habe mich verändert, aber damit bin ich nicht alleine. Auch du bist nicht mehr länger die Marionette von ihnen. Was würde passieren, wenn du jetzt zu ihnen gehst? Sie würden dich wieder ‚zurechtbiegen’ und mich von dir trennen… wahrscheinlich sogar töten.* Alphas ‚Stimme’ klang mit einem Mal bitter. *Bitte, du darfst es nicht zulassen. Denke daran, was passierte, als er mich abgeschossen hat. Sie hatten mich schon abgeschrieben. Ich möchte nicht sterben.*

Wie vom Blitz getroffen, stellte Kira ihre Befreiungsversuche ein. Alpha hatte einen Überlebenswillen entwickelt, oder hatte er ihn etwa schon immer besessen? Und was war dann mit den Anderen? Mit denen, die gestorben waren, weil man ihnen die Drachen als ‚Werkzeuge’ verkauft hatte, die man benutzte und wenn sie kaputt waren, wegwarfen. Kira sackte auf die Knie. Alphas Schwanz verhinderte wohl, das sie ganz zusammenbrach. Ihr normales Auge war glasig geworden.

Der Cyborg ließ den Arm der Drachenreiterin los. Die Gehirnwäsche und der ganze Stress forderten wohl ihren Tribut. Und das der Drache sich vollkommen anders verhielt als es normal war, half sicher auch nicht. Die Kraft wurde wieder Stärker in ihm, doch er erinnerte sich gut an Kiras Worte. Außerdem konnte eine weitere Reise in die Vergangenheit gefährlich für Kiras Verstand werden, dessen war sich Zeta sicher.

„Mirko 7, Tom 4, Celia 8, Sammy 3, Kathleen 5, Sam 4,“ brach leise aus Kiras Mund heraus. Sie zitterte am ganzen Körper und die unsichtbaren Stellen um sie herum wurden größer, als Alpha sie weiter einwickelte um sie zu stützen und auch zu beschützen.

„W…was?“ fragte Zeta unsicher. Die Kraft wallte erneut durch seinen Geist und flüsterte ihm ein neues Wort zu… ja, sie sprach tatsächlich! Und Zeta war sich sicher, die zu kennen. Sie gut zu kennen…

„Telepatris!“ erst schien sich überhaupt nichts zu tun, doch dann…

‚Was hat sie?’ fragte er den Drachen per telepatischer Verbindung.

Alpha schwieg. Teilweise aus Überraschung aber andererseits auch um nicht zu verraten, das er ihn hören konnte, auch wenn er nur zu gerne wüsste, wie dieser Kerl das jetzt schon wieder veranstaltet hatte. Seine Gedanken gehörten Kira, und nur Kira ganz alleine.

‚Hey, ich weiß, dass du mich hören kannst. Und jetzt antworte mir bitte bevor die Verbindung zusammenbricht, ich weiß nicht wie lange diese… Magie… hält.’ Zeta wunderte sich über seine eigenen Worte. Magie? Ja, anders war es nicht zu erklären. ‚Meinetwegen kannst du mich nächstes Mal von 10 Metern Höhe fallen lassen, aber jetzt spiel nicht den sturen Bock!’

*Verlorene Drachenpartner ihrer Einheit.* erwiderte Alpha knapp und bündig. Er wollte nicht mehr preisgeben als unbedingt nötig, hoffentlich hörte der bald auf zu nerven.

Die Verbindung brach zusammen. Die Kraft rückte wieder in den Hintergrund. Außerdem spürte er die enorme Ablehnung des Drachens, die wohl auch zum Zusammenbruch der Verbindung geführt hatte.

Doch diese Information reichte schon. Sein ohnehin scharfer Verstand, der immerhin ebenfalls durch Implantate aufgewertet worden war, ließen ihn sofort begreifen worum es ging. Sie dachte wohl daran, wie viele, eigentlich denkende Wesen gestorben waren, weil man sie nur als Waffen sah. Und irgendwie verstand er Kira auch. Hatten er oder die anderen Cyborgs ein sonderlich viel besseres Schicksal? Man sah sie nicht nur als Waffen, sie WAREN Waffen. Und er war eine Waffe, die ihren Herren erschossen hatte und nun einen eigenen Willen entwickelte.

Alpha erstarrte, er hatte eine Bewegung bemerkt. Mehrere der anderen Drachen sahen zu ihnen herüber. Die Reiter schickten die Kinder weg, erhoben sich und gingen zu ihren Drachen hinüber. Sie waren entdeckt worden.

*Kira wir müssen weg hier. Sie haben uns bemerkt.* Sanft hob er Kira in die Höhe. Sie verschwand im Inneren des Schirmes, und wurde unsichtbar. Vorsichtig senkte Alpha Kira auf ihrem Sattel ab. Sie wehrte sich nicht, trotzdem aktivierte er die Haltevorrichtungen. Eigentlich ein Prozess den er nicht kontrollieren sollte. Dann knurrte Alpha, ging etwas zurück und begann mit den Flügeln zu schlagen, um Höhe zu gewinnen.

Kaum das er etwas an Höhe gewonnen hatte, schoss er wieder herab und krallte sich im wahrsten Sinne des Wortes den Cyborg, der geistesgegenwärtig sein Gaußgewehr vom Rücken gezogen hatte. Da seine Arme frei waren, konnte er zielen.

„Wenn sie uns folgen, schieß ich sie runter.“ rief er und lud das Gewehr durch.

Alpha seufzte. Mit diesem Spielzeug konnte man Ihm zwar böse wehtun, aber nicht mehr den Anderen. Wenn sie auch nur etwas bei Verstand waren würden sie ihre Schilde aktivieren und diese Waffe war wirkungslos.

„Ich weiß genau was du denkst. Aber ich ziele nicht auf die Drachen.“ Er legte auf die Reiter an, die grade auf ihre Drachen stiegen und los flogen. Die Implantate in seinen Augen und Armen schalteten sich ein, ein Display erschien in seinem Sichtfeld. Munition im Gewehr, vorhandene Magazine zum Nachladen, Daten zum erfassten Ziel, eigener Zustand.

‚Einsatzbereitschaft des rechten Armes bei 100%. Transformation: Positiv.’ Fast geräuschlos ging die Verwandlung von Kiras rechtem Arm vonstatten. *Was tust du?* Alpha klang beunruhigt. Er spürte immer noch, das Kira förmlich von ihren Gefühlen zerrissen wurde. Das sie jetzt ihre Waffe auspackte war ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt. Er zweifelte daran, dass sie überhaupt in der Lage war, sie richtig einzusetzen. *Kira hör auf mich. Du darfst jetzt nicht unüberlegt handeln. Steck deine Waffe weg, ich werde ihnen auch so entkommen.* Er tat das, was sie normalerweise die ganze Zeit über taten und schon früher getan hatten, er stellte wieder eine Gleichschaltung her, doch diesmal war er derjenige, der leitete. Er versuchte damit nur, ihren Geist wieder zu ordnen und auf den richtigen Weg zurückzubringen, während sie weiter flüchteten.

Doch die anderen Drachen holten auf. Man merkte, dass sie anders und besser optimiert worden waren.

„Ich warne euch, kehrt um!“ schrie Zeta zu ihnen herüber, doch die einzige Antwort waren erste Schüsse. Er legte an und erfasste die Reiterin, die an vorderster Stelle flog. Das gesamte Magazin schoss zielgenau auf den Drachen zu.

Die meisten Kugeln krachten gegen das Energieschild des Lindwurms und prallten ab. Doch fünf Gaußkugeln schossen knapp an der Reiterin vorbei, und eine der letzten traf die Frau in die Schulter. Mit einem spitzen Schrei stürzte sie herunter, der gewaltige Schuss hatte ihren Energieschild wie Stoff durchschlagen und ihr die Beine gebrochen, als sie aus der Sicherung gerissen worden war.

Sofort geriet ihr Drache ins straucheln, flatterte unbeholfen und stürzte mit einem Schrei ab. Die anderen 5 drehten ab und versuchten ihrer verletzten Kameradin zu helfen, bevor sie auf dem Boden aufschlugen. Doch es gelang ihnen nur die Frau zu retten. Es war diejenige, die Kira vormals die Abzeichen abgerissen hatte. Sie war ohnmächtig. Einer der Männer spritzte ihr etwas.

Dadurch war der Weg für Alpha frei. Er konnte sich endlich einen Vorsprung herausfliegen und verschwinden.

Versteck

Ohne auch nur einen weiteren Zwischenstopp einzulegen flog Alpha in den Abendhimmel hinein. Er steuerte das Markura-Gebirge an, eine Gebirgskette die sich einmal um den gesamten Planeten schlang, fast wie ein Gürtel. Die Gebiete dort waren für ihre berüchtigten Stürme bekannt, die es auch vermochten, jedes, noch so hoch entwickeltes technisches, Gerät zu stören.
 

Zeta blinzelte mehrmals, bis er endlich etwas erkennen konnte. Vor ihm stand ein Mädchen, das ihm den Rücken zuwandte. Langes, blaues Haar reichte ihr bis zu der Hüfte.

„Weißt du noch wer du bist?“

„…Nein. Aber wer bist du?“

„Finde dich selbst und du findest mich. Ich werde dir helfen… sag mir, bringst du den Frieden?“

„Frieden… was ist das? Was bedeutet dieses Wort?“

„Frieden ist dann, wenn alle Kriege enden… Zeta.“
 

Alpha schnaufte. Die Sonne war schon soweit herabgesunken, dass die Kollektoren, die man in seine Flügel eingearbeitet hatte, nicht mehr genügend Energie aus den Sonnenstrahlen gewinnen konnten. Langsam, aber unaufhaltsam sanken seine Reserven herab. Lange konnte er nicht mehr in der Luft bleiben. Spätestens, wenn es dunkel wurde, sollten sie einen Landeplatz gefunden haben. Er sah sich um.

Zu allem Unglück frischte jetzt auch noch der Wind auf, und drohte ihn immer wieder von seinem eingeschlagenen Kurs abzudrängen. Alpha musste Gegensteuern, was noch mehr Kraft forderte.

Unentwegt sank er tiefer hinab. Sein Flug wurde immer unruhiger, denn außer scharfen Felsspitzen entdeckte er nichts, worauf man landen konnte.

„Was nicht passt, wird passend gemacht.“ Ein Felsplateau, das voller spitzer Felsen lag, wurde von Zeta ins Visier genommen. Die letzten Kugeln seines Magazins schossen über die Felsen und zerschlugen sie zu kleinen Ziegeln. „Reicht das als Landeplatz?“

Alpha brummte etwas. Diesmal ließ er ihren Mitreisenden nur noch knapp 2 Meter über dem Boden fallen.

Zu den, eh schon scharfen Winden, gesellte sich noch der dazu, als Alpha landete. Diesmal ließ er seine Tarnung fallen und sank auf den Boden hinab. Kira hing vollkommen erschlafft in dem Sattel. Langsam und vorsichtig wickelte er wieder seinen Schwanz um ihre Brust und hob sie herunter, direkt an seine Seite. Alpha legte den Flügel auf dieser Seite so, dass er Kira, ab dem Hals vorn dem Wind abschirmte. Ihre Augen waren immer noch geschlossen. Erst als er sich sicher war, das sie versorgt war, blickte er wieder zu dem Fremden.

Diesmal rollte sich Zeta auf dem Boden ab, wodurch er den Aufprall kaum spürte. Dafür schürfte er sich die Arme auf, ein kleineres Übel bei seinen Nanobots. Er bemerkte den Blick des Drachens, als er sich grade die spitzen Steine aus der Haut zog. Dabei bemerkte er, dass die Wunde durch das Energieschwert in der Schlacht an seinem rechten Arm zwar verheilt war, doch es war eine deutliche Narbe zurückgeblieben. ‚Beta-Version…’

„Ich hoffe, hier sind wir sicher.“ sagte Zeta, erhob sich und Schritt zum Rand des Plateaus. Er sah etwas in der Schlucht aufblitzen, und interessiert zoomte er näher heran. „Ich glaubs nicht. Dort unten liegt ein Raumschiff in der Schlucht! Und noch dazu scheint es gut erhalten zu sein. Ich habe unser Ticket von diesem Planeten gefunden, schätze ich.“
 

Der zweite Mond war eben erst aufgegangen. Alpha beobachtete abwechselnd Kira und dann wieder den Himmel. Seine Reiterin war immer noch nicht wieder erwacht und Alpha hoffte dass sie sich gesund schlief.

Sein Flügel lag nun eng an ihrem Körper, sodass ihr Wärmeverlust minimal gehalten wurde. Außerdem war so keine Ortung von Außen möglich. Er wunderte sich eh, dass man noch nicht nach ihnen suchte.

Er selbst strahlte kaum Wärme ab, eine Eigenart seiner gezüchteten Rasse. Die Schuppen schirmten seinen Körper fast perfekt nach außen hin ab, der Rest war eh metallisch und wurde durch kleine Kühlaggregate an die Umwelt angeglichen.

Zeta indes saß mit dem Rücken an einen der Felsen gelehnt, die Augen halb geschlossen, doch er war hellwach. Er versuchte, die Kraft in seinem Geist wieder anzurufen. Der Cyborg wollte mehr wissen… dann hörte er ein Wort in seinem Geist. ‚Träume.’ Überrascht riss er die Augen auf. Was sollte das nun schon wieder heißen?

Mit der Zeit sank Alphas Kopf immer tiefer, bis er schließlich komplett auf dem Boden lag. Er konnte kaum noch die Augen offen halten und zudem musste er den Energieverlust so gering wie möglich halten. Noch einmal sah er den Fremden an, knurrte und legte sich dann so, das er Kira von allen Seiten geschützt hatte, bevor er wegdämmerte. Sein Atem wurde langsamer.

‚Hilfe, das Hundchen knurrt.’ Zeta dachte das lieber nur, bevor Alpha ihn noch als Imbiss verspeiste.
 

Mit quietschenden Reifen hielt der Wagen vor der Schule, in der zu dieser Zeit normalerweise niemand mehr war. Wutschnaubend ging das Mädchen zu dem Wagen, riss die Tür auf und setzte sich auf den Beifahrersitz.

„Sag nichts.“ brummelte sie nur und strich sich die blauen Haare aus dem Gesicht.

„Ich konnte wirklich nicht wissen, dass das Meeting so lang dauert, ich-“

„Wie immer, Bruder. Wie immer. Irgendwann kommst du noch zu deiner eigenen Beerdigung zu spät.“
 

Kira öffnete die Augen. Sie fühlte sich total hinüber. Aber sie fühlte sich endlich wieder etwas klarer im Kopf. Wie lange hatte sie wohl geschlafen? Es mussten auf jeden Fall Stunden gewesen sein, wenn sie nach dem Stand der Monde urteilte, die beide im Zenit standen. Vorsichtig stemmte sie sich auf die Beine. Alpha hatte sich um sie herum gerollt und seinen Flügel über sie gelegt, fast wie eine Decke. Ein ungewohntes Bild, so etwas hatte sie noch nie zuvor erlebt. Seine Werte waren niedrig. Sanft befreite sie sich aus seinem Flügel, verwandelte den rechten Arm zurück und strich über seinen Hals. Er reagierte nicht darauf. Alpha musste ziemlich erschöpft sein.

Vorsichtig stieg sie über ihn hinweg und schritt auf das kleine Plateau, auf dem sich noch immer Einschusslöcher zeigten. Die Spuren waren frisch.

Kira ließ ihren Blick schweifen. Sie befanden sich im Gürtel. Sie sah wieder zu Alpha und bisher, unbekannte Gefühle regten sich. Diese Strecke war mehr als beachtlich. Er musste echt das Letzte aus sich herausgeholt haben.

Trotzdem fröstelte Kira. Ausgerechnet der Gürtel. Ihr war es nur lieb und recht, wenn sie diesen Ort so schnell wie möglich wieder verließen. Dieses Gebirgsmassiv war berühmt, berüchtigt für ihre Magnetstürme und so Leute wie ihresgleichen waren gut beraten in diesen Zeiten nicht in der Nähe der Berge zu sein. Hier verschwanden gerne Flug- oder Raumschiffe auf Nimmerwiedersehen.
 

Zeta schreckte auf. Seine Systeme hatten reagiert, als sich Kira genähert hatte.

„Geht’s dir wieder etwas besser?“ fragte der Cyborg und stand auf. Er ging wieder zum Rand des Plateaus. „Dort unten liegt ein nur schwach beschädigtes Raumschiff. Wenn wir es reparieren können, können wir von hier verschwinden.“

Kira ballte die normale Hand zur Faust. „Und was wird aus Alpha? Ich kann, und will ihn nicht hier lassen, doch für die meisten Raumfahrzeuge ist er entweder zu groß oder zu schwer. Außerdem hasst er beengte Räume.“ - „Du vergisst, das ich ein Cyborg bin. Mit ein paar technischen Kniffen kann ich den Frachtraum des Schiffes umfunktionieren. Wenn du es dir morgen per Zoom ansiehst, wirst du merken, dass es ein altes Frachtschiff ist. Eines der ersten Modelle mit Hyperraumantrieb.“ Kira verkrampfte sich etwas. „Es wird ihm nicht gefallen, aber…“ Sie nickte. „Tu es. Ich werde ihn schon irgendwie überreden … hoffe ich.“ Kira drehte sich um und kehrte zu Alpha zurück. Sie kletterte über seinen Hals und ließ sich wieder in der Kuhle nieder in der er sie gebettet hatte.

Sie wollte wieder schlafen, aber irgendwie konnte sie nicht mehr. Stattdessen fiel ihr Blick an die Stelle an Alphas Hals, wo sie sich mit ihm gleichgeschaltet hatte, als er im Sterben lag. Egal was sie anstellte, immer wieder richteten sich ihre Augen auf diesen Punkt. Irgendwie schien es, als würde er sie rufen. Fast wie von selbst hob sie ihren rechten Arm und klinkte sich ein. Es gab keine Statusanzeigen, Kira fiel...

Vergessen

Zuerst war es dunkel und Kira befürchtete schon, das etwas passiert war, doch dann kam zögerlich Licht in das Ganze. Plötzlich sah sie sich selbst. Sie saß in einem Rollstuhl. Ihr Blick war apathisch und die linke Seite ihres Kopfes kahl. Ein kleiner Verband schlängelte sich um ihren Schädel. *Das bist du also.* Alphas Stimme klang laut in Kiras Kopf nach. Sie erschrak.

„Alpha bist du das?“ Keine Reaktion. Er schien sie nicht zu bemerken. Dafür änderte sich ihr Sichtfeld.

Eine einzelne Klauenhand tastet nach der sitzenden Kira, doch sie kam nicht weit. Eine unsichtbare Barriere verhinderte, dass die Hand die abwesende junge Frau packen konnte. Sofort eilten einige Kittelträger herbei. Einer zog Kira etwas fort, während die anderen Beiden auf Armaturen einhämmerten. Plötzlich spürte sie Schmerz, großen Schmerz. Der Kittelträger blickte auf. „Lass dir dass eine Lehre sein. Ohne unsere Erlaubnis wirst du nicht mal deine Position ändern.“ Alpha knurrte, verharrte aber.

Szenenwechsel. Diesmal stand die jüngere Kira vor dem Gefängnis. Die Haare begannen langsam wieder zu wachsen. Ihr Blick war immer noch seltsam abwesend. Mit leeren Augen sah sie hinauf. „Al… ph…a?“

Komisch, Kira konnte sich überhaupt nicht an diese Szenen erinnern, egal wie sehr sie es auch versuchte.

Erneut eine Änderung, es war Nacht. Die meisten der Kittelträger waren fort, und Alpha nutzte den Umstand, um sich umzusehen. Neben ihm befanden sich noch 6 weitere Drachen, ebenfalls in solchen unsichtbaren Gefängnissen. Sie schienen zu schlafen, oder zumindest so zu tun. Dann wurde er sich bewusst, das die junge Kira wieder vor seinem Gefängnis stand. Sie trug eine Uniform. Ihr Blick war immer noch leer.

Die nächsten Eindrücke waren eher unangenehmer Natur. Es war wieder Tag, die Bereiche, die Alpha einblicken konnte, waren überfüllt mit Menschen. „Nr. 1.4 und 1.5 sind außer Kontrolle. Eliminieren.“ Alpha hörte Schreie und das Brüllen von Drachen, dann war plötzlich alles ruhig. Erst als er sich sicher war, das es niemand bemerken würde, wagte er einen Blick. 2 Drachenkörper wurden davongefahren, sie waren leblos. „Legt neue Kulturen an, und ich will wissen, was der Grund war.“ Ein Kittelträger rannte an Alpha vorbei.

Es wurde dunkel um Kira.

„Sie hatten einen zu starken Willen. Vernichtet alle aus der 1 Serie. Die lassen sich nicht kontrollieren. Wir müssen noch einmal neu anfangen. Diesmal sollen Blocker eingesetzt werden, dass sie sich erst gar nicht weit entwickeln.“ – „Chef, was ist mit 1.7?“ – „Was soll schon mit ihm sein. Mein Befehl steht, führt ihn aus.“

Erneut gab es Geschrei und als Alpha es wagte einen Blick zu riskieren, sah er zwei Kittelträger in verkrümmter Haltung am Boden. Ein weiterer befand sich direkt vor dem Lauf von Kiras Arm-Waffe. „Ok, ok, vergesst den Befehl für 1.7,“ brachte er gepresst hervor.

*Du hast mein Leben gerettet. Dafür stehe ich für immer in deiner Schuld.* Dann sackte die junge Kira plötzlich zusammen. Der Kittelträger sprang vor. Er hob ein Diagnosegerät hervor. „Hirneinblutungen. Sie stößt Implantate ab. Notfall. Macht den OP fertig.“
 

Langsam wachte Kira wieder auf. Sie lag, eng an Alpha geschmiegt. Ihr Arm löste sich von der Stelle an Alphas Hals und rutschte zu Boden. Waren diese ‚Einblutungen’ etwa Schuld, dass sie sich nicht mehr erinnern konnte? *Ja waren sie. Ich sehe diese Bilder Nacht für Nacht.* Alpha klang müde. *Ich erinnere mich für uns Beide.*

Kira blickte auf. Die Monde waren verschwunden und die ersten Strahlen der Sonne tasteten sich über den Horizont.

Neue Welten

Als die beiden Langschläfer noch am aufwachen waren, nahm Zeta die letzten Schaltungen vor. Mit den ganzen freiliegenden Kabeln sah das zwar nicht sehr schön aus, aber die Lebenserhaltungssysteme waren an den Frachtraum angeschlossen. Und jedes der Löcher war mit dem vorrätigen Metall des Transporters, das genau für solche Fälle an Bord gewesen war, versiegelt worden. Der Cyborg lud den Tank des Schiffes mit der Antimaterie, das Zeug war wirklich unverwüstlich, und startete die Maschinen.

Mit einem lauten Donnern löste sich der Transporter von den Wänden der Schlucht und stieg nach oben, fuhr die Landebeine aus und landete auf dem Plateau. Das Schiff sah aus wie eine ‚etwas’ größere Raumfähre aus dem 21. Jahrhundert, nur komplett aus grauem, teilweise durch die Lötstellen verbeulten Metall. Das ganze Ding war aus Titanlegierungen gebaut worden.

Eine Platte fuhr aus dem Boden des Raumschiffes, auf der der grinsende Cyborg stand.

„Die MS Explorer ist bereit zum Abflug!“ immer noch grinsend, fiel er bewusstlos um.

*Du willst jetzt nicht allen Ernstes, das ich DA einsteige?* Alpha versteifte sich beim Anblick dieses ‚Gefährts’. „Ja das möchte ich.“ - *Da kann ich mich ja noch nicht mal drin umdrehen,* maulte Alpha, der sich unangenehm an sein altes Gefängnis erinnert fühlte. Kira seufzte. „Wenn es dich beruhigt, werde ich während des Fluges bei dir bleiben.“ Alpha entspannte sich etwas.

Mit gut Zureden gelang es Kira Alpha doch schlussendlich in den Frachtraum zu lotsen. Dann sah sie ihn an. „Ich muss noch mal nach vorne, unseren ‚Piloten’ holen. Am Besten versuchst du noch etwas zu schlafen.“ Besorgt blickte Kira auf Alphas Energieanzeigen, die immer noch ziemlich niedrig waren.

Der Drache rollte sich zusammen und schloss die Augen.

Nachdem sich Kira davon überzeugt hatte, das es ihm gut ging, trat sie nach vorne zum Eingang, um den Cyborg aufzulesen. Dieser war immer noch bewusstlos. Kira schliff ihn zum Cockpit und hievte ihn in den Pilotensitz. „Hey, aufwachen. Nickerchen können wir machen, wenn wir hier weg sind.“ Kira verpasste ihm einen sanften Schlag ins Gesicht.

Zeta blinzelte und stöhnte auf. „Is’ ja gut…“ murmelte er, angelte einen der Rationsriegel aus seiner Uniform und biss hinein. Das Zeug schmeckte wie verfaulte Äpfel, aber normalerweise beschwerten sich Cyborgs ja über so was nicht. Und ohne die ganze Energie in diesen Dingern würde er zusammenklappen, seine Reserven waren nur die eines Menschen, sein Körper verbrauchte jede Menge Energie.

„Setz dich dort drüben hin, ich brauche deine Hilfe zum hochfahren der Raumfahrtssysteme.“ er zeigte auf den anderen Stuhl im Cockpit, bevor er verschiedene Knöpfe drückte und einen Zahlencode in ein Tastenfeld eintippte. „Als erstes springen wir aus diesem System, relativ ins Zentrum der Galaxie. Niemandsland, von dort aus können wir uns ein neues Ziel suchen.“ er gab die Sprungkoordinaten komplett ein. „So… Kira, drücke den dritten Knopf unten links, dann den, der aufleuchtet, und aktiviere die Energiezufuhr zum Haupttriebwerk, der Schalter müsste beschriftet sein.“

Kira schnaufte. „Meinst du, ich fliege zum ersten Mal so ein Ding? Wir müssen im Zentrum höllisch aufpassen. Denk an das schwarze Loch in der Mitte. Etwas zu nahe dran, und das war es mit unserer tollen Flucht.“

Sie angelte nach den entsprechenden Schaltern und spürte, wie langsam unter ihnen das Schiff aus seinem Schlaf erwachte. „Was meinst du, warum ist es abgestürzt?“ doch Kira hätte diese Frage vielleicht nicht zu laut stellen sollen, denn im nächsten Moment ging ein Funkenregen auf sie nieder, und eine Sirene schlug an. Kira fluchte. Ihr rechter Arm landete in den Schaltern, was deren Zustand sicherlich nicht sonderlich verbesserte.

Zeta schrie vor Schmerzen auf. „Verdammt, ein EMP Sturm! Wir müssen sofort springen!“ Er riss die Hebel nach vorne. Das würde kein sauberer Hypersprung, und er hoffte, nicht in einer Sonne oder einem schwarzen Loch zu landen. Davon gab es nun mal extrem viele im Zentrum, und die Hitze eines blauen Riesen verdampfte sie noch auf ein Lichtjahr Entfernung, da die Schilde nur mit 10% Funktion liefen.

Er brauchte mehr Antimaterie zum Aufladen der Energiekerne.

Der Raum um das Schiff begann sich zu verzerren und sie wurden in den Hyperraum gerissen.
 

Sobald Kira nicht mehr gebraucht wurde, erhob sie sich und eilte in den Lagerraum um nach Alpha zu sehen. Sie hätten echt keine Sekunde länger an dem Ort bleiben dürfen.

Zu ihrer Erleichterung schien Alpha von dem Sturm nichts mitbekommen zu haben. Er schlief immer noch.

Kira schritt zu einem Wandterminal und ließ sich einen Überblick geben über die Energiereserven des Schiffes. Die Werte waren alles andere als beruhigend und Kira seufzte, bevor sie die, nicht benötigten Bereiche vom Netz nahm und die Heizung reduzierte. Dann ging sie zu Alpha hinüber und suchte nach dem Kabel mit dem man seinen Energiekern auch von Außen aufladen konnte.

Sorgfältig darauf bedacht, nur den kleinsten Teil abzuleiten regulierte sie den Fluss. Hoffentlich ging es Alpha bald besser. Sie ließ sich neben ihn sinken. Schon jetzt merkte sie, wie es abkühlte, doch Kira verdrängte es.
 

Der Flug dauerte nun schon gut drei Stunden.

„Noch fünf Stunden und wir sind am Ziel. Früherer Austritt ist bei unserer aktuellen Menge an Antimaterie nicht möglich, wir müssen sparsam sein,“ tönte Zetas Stimme durch das Bordcom.
 

Kira blickte träge nach oben. Kleine Dampfwolken stiegen von ihren Lippen auf. „Ich komme,“ ihre Stimme klang zittrig. Steif erhob sie sich und ging zum Schott. Alpha würde die Kühle nichts ausmachen.

Auf ihrem Weg ins Cockpit durchsuchte sie die zwei Kabinen, die es noch gab, auf Brauchbares. Doch außer einer Jacke, die etwas gefüttert war, fand sie nicht wirklich nützliches. Zudem war diese ihr noch 2 Nummern zu groß.

Zeta blickte auf und rieb sich die Augen, als Kira eintrat.

„Bitte überwache die Anzeigen… sobald etwas aufblinkt, weck mich, ich bin hundemüde.“ Kein Wunder, er hatte in der Nacht kaum geschlafen.
 

Der Mann schlenderte zu seinem Gleiter vor dem Bürogebäude. Diesmal war seine Schwester lieber schon mal mit einer Freundin nach hause gefahren, und ausgerechnet heute wäre er pünktlich gewesen.

Er kramte grade nach der Karte zum öffnen des Wagens, als ihn plötzlich vier maskierte umstellten.

„Hey, Alter. Geb uns deine Karre, klar?“ zischte einer der Vrei und zog ein Messer aus dem Gürtel.

„Ganz ruhig. Wir wollen doch niemanden… verletzten!“ Zeta riss einen Griff aus seiner Hosentasche, ein Energiedolch zuckte auf. Auch die anderen Drei zogen nun Dolche und gingen auf Zeta los.

Während dieser sich einige schmerzhafte Stiche zuzog, schaffte er es endlich seinen Gleiter zu öffnen und fiel regelrecht rückwärts hinein, dabei säbelte er eher zufällig einem der Vier mit dem gelben Energiedolch die Hände ab. Hinter ihm schloss sich die Tür sofort. Er startete und brauste davon, die Messer knallten gegen die Außenwand.
 

Vollkommen mit Blut besudelt, hielt sein Gleiter auf dem Parkplatz des riesigen Mietshauses. Er stolperte in den Gravitations-Lift und ließ sich zum fünften Stockwerk tragen. Taumelnd bewegte er sich zur Wohnungstür und öffnete sie. Seine Schwester, die grade lachend um die Ecke blickte, erstarrte, als sie das Blut sah. Sofort eilte sie zu ihrem Bruder und half ihm ins Wohnzimmer. „Wir müssen sofort einen Arzt rufen. Die Wunden sind tief.“ sagte sie mit leicht schriller Stimme und wollte zum Terminal an der Wand gehen, doch er hielt sie am Arm fest.

„Warte… du weißt doch, ich bin nicht versichert… und wir haben schon genug Schulden.“ keuchte er und hustete Blut. Die blauhaarige seufzte.

„Das verrätst du bitte niemandem.“ sie löste sich aus seinem Griff und legte die Hände auf seine Brust. „Resta!“ grünes Licht strahlte auf und heilte die Wunden.

„Wie…“

„Mana. Verrate es niemals jemandem, NIEMALS! Ich sollte es gar nicht einsetzen können. Die Militärs benutzen Implantate dafür.“

Hyperraum

Der Timer zählte hinunter. Noch 6 Minuten, dann mussten sie aus dem Hyperraum aussteigen. Kira stieß ihren schlafenden Mitreisenden an. „Hey aufgewacht, wir sind gleich da. Wo auch immer du uns hinbringen wolltest.“ Sie erhob sich aus ihrem Sitz. „Schaffst du das alleine?“ Ihr Blick glitt nach hinten.

„Ja… geh besser zu Alpha, bevor er aufwacht und den Transporter in Stücke reißt.“ murmelte Zeta und rieb sich die Augen. Das waren wirklich merkwürdige Träume. Er sollte Kira davon erzählen… Sie ging grade zur Tür, die zu dem Gang führte.

„Hattest du schon einmal einen Traum, der realer war als es eigentlich möglich sein sollte?“ fragte der Cyborg leise.

„Ich träume nicht,“ erwiderte Kira. „Wenn man Erinnerungen als Träume bezeichnet, dann hatte ich vor einigen Stunden, zusammen mit Alpha, meinen ersten. So etwas wie ‚Träume’ hielt man bei uns für irrelevant. Wir sollten uns immer auf das wesendliche, also den Einsatz konzentrieren, anstelle Nachts irgendwelchen Hirngespinsten nachzujagen.“ Sie stand in der Tür und blickte wieder nach vorne zum Cockpit. „Aber warum fragst du?“

„Seit… seit ich wieder ‚normal’ bin, sehe ich Dinge aus einer Vergangenheit. Ich weiß nicht, ob es meine Erinnerungen sind. Aber in jedem dieser Träume taucht dieses blauhaarige Mädchen auf.“ er streckte die rechte Hand aus. „Resta!“ grüne Energiefunken sprangen auf die Anlagen über und reparierten verbogene Hebel. „Und in einem dieser Träume hat sie die selbe Kraft eingesetzt.“

Kira zuckte mit den Schultern. „Tut mir leid, da bist du leider bei mir an der falschen Adresse.“ Sie drehte sich noch einmal um. „Frage mich in ein paar Tagen noch einmal, vielleicht kann ich dir dann eine Antwort darauf geben.“

Sie verließ das Cockpit und ging zurück in den Frachtraum.

Raureif überzog die Wände und auch Alphas Schuppen waren an den Spitzen mit dem kristallisierten Wasser bedeckt. Wenigstens zeigten die Energiewerte etwa die Hälfte des Möglichen an. Immerhin etwas.

Sanft strich Kira einige Schuppen an seinem Hals nach und beobachtete wie die Kristalle durch die Wärme ihrer normalen Hand schmolzen. „Aufwachen mein Großer, wir werden gleich den Hyperraum verlassen. Das könnte etwas holprig werden.“ Alpha knurrte und öffnete langsam die Augen.
 

Der Transporter brach aus der Zwischendimension. Glück im Unglück, so konnte man die Ankunft nennen. Zwar waren sie viel weiter im Zentrum gelandet als geplant, aber sie hatten zumindest einen sicheren Standpunkt. Es war grade mal genug Energie für einen weiteren Sprung übrig, und dieser sollte nicht zu weit sein, sonst würden sie noch daneben springen und bis zu ihrem Lebensende im Nirgendwo treiben.

Zeta rief das Verzeichnis des Raumschiffes auf. Er selbst kannste nur Koordinaten von Planeten des Akram Königreichs… dafür aber auch von jedem dieser Planeten, aber er hatte nicht vor so einen anzufliegen. Als er die verzeichneten Koordinaten überprüfte, musste er lächeln.

„Wir haben ein Schmugglerschiff erwischt! Hier sind Daten von geheimen Umschlagplätzen, und ein paar davon sind von hier aus erreichbar. Soll ich gleich den Sprung vorbereiten?“

Kira horchte im Lagerraum auf. „Mir ist alles egal, nur weder Akram noch zu unsren Leuten.“ Sie entfernte das Kabel aus der Stelle, wo sie Energie aus dem Schiff für Alpha abgezapft hatte. „Ab jetzt musst du es erstmal alleine hinkriegen.“ Kira zwang sich zu einem Lächeln, was irgendwie gründlich misslang. *Wird schon schief gehen.*

Alpha streckte sich ein wenig, soweit es die Wände des Raumes es zuließen und gähnte ausgiebig, das Kira seine beachtlichen Zahnreihen begutachten konnte. Auch hier hatte man mit den Modifikationen nicht halt gemacht und schmale Metallfäden zogen sich um die Stellen wo der Zahn ins Zahnfleisch überging. *Ich brauche unbedingt Bewegung. Wie lange bleiben wir noch in dieser Konservendose?* Kira gab die Frage über Intercom nach Vorne weiter.

„Wenn die Daten richtig sind, dauert der nächste Flug nur 30 Minuten.“ gab Zeta durch, während er bedacht die Berechnungen ausführen ließ, den Antrieb langsam hochfuhr, bis er volle Energie hatte, und die Hebel umlegte. Sein Zeigefinger schwebte über dem Startknopf.

„Wir fliegen los. Festhalten, diesmal wird der Eintritt in den Hyperraum länger dauern, dafür fliegen wir auch mit Sicherheit richtig.“ er drückte den Knopf. Das Schiff beschleunigte schnell, der Raum begann sich zu verzerren, die Sterne verwischten und dann verschwanden sie in der Zwischendimension, die nur aus wirbelnden Blautönen bestand.

Alpha knurrte leise und spannte seine Muskeln an. Kira legte ihm beruhigend die linke Hand auf die Schnauze. „Es dauert ja nicht mehr lange,“ versuchte sie ihn zu beschwichtigen. „Danach finden wir sicher einen Platz für dich, der größer als das hier ist. *Ich hoffe es… für euch.* Alphas Knurren hielt an. Kira seufzte.

„Hat es was mit den Erinnerungen zu tun, die du mit mir geteilt hast?“ Alpha nickte. *Seitdem hasse ich beengte Räume, sie erinnern mich zu sehr an mein Gefängnis.*

Zeta hörte das Gespräch teilweise mit, die Gedanken des Drachens hörte er nicht. „Wenn wir uns dort ein neues Schiff besorgen, achte ich darauf das es einen Raum hat der Alpha groß genug ist. Am besten er kommt einfach mit und schaut sich die Schiffe an, den Schmugglern ist es egal wer jetzt auf ihren Welten rum rennt, so lange sie keinen Ärger machen.“ gab er durch das Intercom durch.

„Ich bin mir nicht sicher, ob das so eine gute Idee ist. Immerhin sind wir Beide ziemlich bekannt durch die Medien-Propaganda. Es könnte uns sehr viel Ärger einbringen. Zudem gibt es bestimmt Leute, die sich etwas Kleines dazuverdienen möchten. Wir alleine … *Ihr werdet mich nicht alleine in dieser Blechbüchse lassen.* Alpha fauchte und schlug mit seinem Schwanz gegen eine der Wände. Es schepperte laut. „Sachte, sachte, ich lasse dich schon nicht alleine hier.“ Kira war blass geworden. Eine Leckage war das Letzte, was sie jetzt noch gebrauchen konnten. „Bitte Alpha beruhige dich.“

„Verdammt, sag deiner Eidechse sie soll den Schwanz ruhig halten! Noch so ein Hieb und wir landen im Hyperraum und verenden qualvoll!“ schnauzte Zeta aufgebracht in den Intercom, als das Schild bedrohlich flackerte. „Super Leistung Alpha, von 10% Schilden auf 5%. Wir dürfen froh sein wenn wir den Eintritt in die Atmosphäre des Planeten überleben. Ihr bleibt einfach im Raumhafen, die Leute dort haben Schweigepflicht. Wenn es gar nicht anders geht, wisst ihr doch wie man sich wehrt!“

*Was kann ich denn dafür, dass das hier so ein verrosteter Kahn ist. Der soll froh sein, dass ich nicht durch den Gang passe.* Alpha war sichtlich gereizt. „Ich bleibe wohl besser hier hinten,“ informierte Kira Zeta über das Com. Besser sie verstimmte ihren Partner nicht noch mehr, dass sie ihn jetzt verließ.
 

Ein kleines Ruckeln ging durch das Schiff, der Hyperraum endete abrupt und schloss sich hinter ihnen wieder. Sie schwebten über einem Wüstenplaneten. Ein Funkspruch erreichte sie.

„Hier Bodenstation. Nennen sie Grund der Reise, an Bord befindliche Personen und mitgeführte Waren.“ piepte es aus dem Gerät.

„Wir sind hier um zu Handeln. An Bord befinden sich zwei Menschen und ein Lindwurm. Keine Reichszugehörigkeit vorhanden. Wir handeln mit Informationen.“

„Ein Lindwurm, soso… landen sie in Bucht drei, wir wollen kein Aufsehen, oder?“

„Genau. Wir kommen runter. Bis gleich, Bodenstation.“

Ankunft

Kira kniff die Augen zusammen, als die Bodenstation von Alpha erfuhr. Ihr wäre es lieber gewesen, das wäre gar nicht so weit gekommen, allerdings schien es unvermeidlich.

Sie spürte langsam die Auswirkungen von Schwerkraft. Wo auch immer sie landeten, dieser Planet schien eine, etwas höhere Schwerkraft zu haben, als sie gewöhnt waren. Alpha wurde immer unruhiger. „Ist ja gut wir sind hier sicher gleich raus.“ – „Zeta, wie lange noch?“

Langsam schritt Kira zu Alpha zurück. „Ich denke, ich sollte wenigstens ein wenig mein Aussehen ändern. „Alpha?“ Der Drache nickte und hob seine Vorderklaue, während Kira näher trat und sich dann vor ihm umdrehte.

Sie spürte den Luftzug mehr, als das sie ihn sah, und dann fielen die Haare. Alpha hatte sie sauber bis zum Halsansatz abgetrennt. Ein kleines Feuerchen vernichtete die herabgefallenen Haare. Ein stechender Geruch zog durch den Raum. „Uff, damit hättest du vielleicht warten sollen, bis wir gelandet sind.“ Kira verzog die Nase und wedelte mit der Hand vor dem Gesicht hin und her.

Zeta antwortete nicht, er musste sich höllisch anstrengen das Schiff zu landen. Das würde niemals wieder abheben, hunderte Warnleuchten blinkten, und es roch nach durchgebrannten Kabeln. Der Hilfscomputer verabschiedete sich in einer Stichflamme, und Zeta versuchte durch die verrußte Scheibe das richtige Landungsdeck zu erkennen. Einer der Landepfosten des Schiffes brach bei der Landung ab, entsprechend holprig war sie. Alpha brüllte so laut, das Kira fürchtete, das ihr die Trommelfelle platzen würden, während sie sich an ihm festklammerte. Sein Schwanz hämmerte auf das Metall der Ladeluke ein. „Ssscht Alpha, bitte. Ich bringe dich gleich hier raus. Aber halte noch ein paar Minuten aus.“ Kira versuchte all ihre Überzeugung in die Worte zu legen. Das letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, war, das Alpha sich verletzte. Sicherlich gab es in diesem Fall hier bestimmt keine Möglichkeit seine Wunden professionell zu versorgen.

Nur langsam beruhigte sich Alpha etwas, doch in seinen Augen stand immer noch der Fluchtgedanke mehr als deutlich zu verlesen. „Ich gehe nachschauen, ob die Luft rein ist, dann verdrücken wir uns, versprochen.“ Alpha knurrte und zeigte seine Zähne. Eine einzelne Deckplatte wurde Opfer seiner Klauen.

„Aua…“ Zeta rieb sich den Kopf und ging zur Ausstiegsluke. Die Platte fiel mehr zum Boden als das sie fuhr. Eine Frau kam ihm entgegen.

„Ihr hattet Glück das ihr nicht in der Atmosphäre verglüht seid.“ sagte sie kopfschüttelnd. „Du hast durchgegeben, das du Informationen verkaufst. Und noch dazu einen Drachen an Bord. Diese Landebucht ist sichtgeschützt, also sprich offen. Welche Art von Informationen hast du?“ - „Militärische Geheimnisse des Akram-Königreiches. Und Truppendaten, die zuletzt am 3.45.4832 intergalaktischer Zeit aktualisiert wurden.“ sagte er wahrheitsgemäß.

„Hm… nicht schlecht, wenn es stimmt.“ sie wollte sich umdrehen und gehen, doch Zeta ergriff noch einmal das Wort.
 

„Der Lindwurm an Bord und die Frau müssen auf dem schnellsten Weg aus der Stadt gebracht werden. Wenn er nicht bald wieder fliegen kann, zerlegt er in seiner Wut noch die Stadt. Die Bezahlung erfolgt sobald die Informationen verkauft sind.“

Sie nickte und winkte drei Männer herbei. Diese öffneten die Heckklappe des Raumschiffes und fuhren eine Antigrav-Platte herbei.

„Draufsetzen und warten. Wir bringen euch aus der Stadt.“ sagte einer der Arbeiter.
 

Hastig schlüpfte Kira aus dem Raum und eilte zum Ausgang. „Was ist los? Was will die von uns,“ flüsterte Kira Zeta zu. „Ich muss Alpha hier herausbringen, oder wir sollten gleich alle in Deckung gehen.“ Schnell ließ sie sich von Zeta erklären worin die Vereinbarung bestand. Skeptisch betrachtete sie die Frau und die Platte. Aber besser als gar nichts. Sie konnte spüren, wie Alphas Selbstbeherrschung schwand. ‚Gleich mein Großer. Gleich. Man wird uns aus diesem Ort wegbringen, dann kannst du wieder fliegen.’ - *Macht schnell,* grollte Alpha in Kiras Gedanken. Kira verschwand wieder im Inneren des Raumers.

Mit einem Krachen büßte das Schiff noch mal ein Stück Metall ein, was gegen eine Verstrebung knallte an der sie herabrutschte und am Boden liegen blieb.

Ein wütend dreinblickender Drache verließ den Laderaum, schüttelte sich, faltete die Flügel ein Stück weit auseinander und brüllte seinen Frust heraus. Kira saß in ihrem Sattel und tätschelte beruhigend seinen Hals, bevor sie ihn zur Platte lotste. Nur widerwillig betrat er diese und ließ sich darauf nieder.

Die Arbeiter wichen dem fliegenden Metallstück fluchend aus.

„Tarnung aktivieren.“ murrte einer und die Platte machte den Drachen samt Reiterin unsichtbar. Zeta schaltete derweil seinen Kommunikator mit dem von Kira gleich. „Ich sage euch bescheid, wenn ich die Informationen verkauft und ein besseres Schiff besorgt habe. Guten Flug.“ gab er an Kira durch, als die Platte auch schon losfuhr, aus dem Sichtschutz der Landebucht, durch die Straßen der Stadt und schließlich durch das Tor.

„Viel Erfolg bei den Verhandlungen,“ antwortete Kira und konzentrierte sich darauf Alpha ruhig zu halten. Einfach wäre es ja gewesen, wenn sie sich einfach mit ihm gleichgeschaltet hatte, doch, seitdem sie immer mehr über ihn erfuhr, desto mehr schreckte sie auch nun davor zurück. Irgendwie kam es ihr mit einem Mal falsch vor. ‚Entwickelst du jetzt etwa Skrupel?’ schollt sie sich selbst.

Mittlerweile hatten sie die letzten Häuser hinter sich gelassen und steuerten eine große Schlucht an. Kira blickte in den Himmel und war nun froh über ihre selbst regulierende Sonnenbrille. Ein roter Riese brannte vom Himmel herab. Ein blauer Zwerg näherte sich grade den linken Ausläufern des roten Riesens. „Uff, ganz schön warm,“ meinte sie leise. „Das und warm? Wir haben Kälteperiode. In der Warmphase wird es manchmal doppelt so heiß, da ist ohne Schutzanzug gar nichts mehr möglich,“ meldete sich einer der Männer zurück, der die Plattform steuerte und sie nun langsam abbremste.

„So, wir dürften jetzt weit genug von der Stadt weg sein, dass keine neugierigen Augen euch verfolgen werden.“ Er schaltete die Tarnung aus, griff in die Tasche und warf Kira ein kleines Kästchen zu. „Einfach zusammendrücken, wenn du abgeholt werden willst. Und jetzt runter mit euch, bevor es verdächtig ist, das ich so lange vom Terminal wegbleibe.“

Das ließ sich Alpha nicht zweimal sagen. Kira hatte das Kästchen noch nicht mal ganz im Overall verstaut, da spreizte er auch schon die Flügel und stieß sich ab, das sogar das Magnetfeld der Plattform Mühe hatte, das Metall vor dem Kontakt mit dem Sandboden zu bewahren.

*Endlich!* Alpha brachte sich mit ein paar kräftigen Flügelschlägen einige Meter über den Boden und dann glitt er dahin. *Ich dachte schon ich würde in dieser Blechbüchse eingehen.* Von den warmen Winden getragen bedurfte es kaum Flügelschläge um eine beachtliche Entfernung zurückzulegen. Dabei steigerte Alpha immer mehr das Tempo. Das war seine Art sich abzureagieren. Kira presste sich eng an seinen Hals, um so wenig Luftwiderstand zu bieten, wie möglich. Die erhöhte Schwerkraft schien ihn nicht weiter zu stören und die mächtige Sonne füllte seine Energiereserven auf.

Nach einiger Zeit stieß Alpha einen wilden Schrei der Begeisterung aus und legte die Flügel an. Er stieß vom Himmel und schnappte sich etwas, was sich knapp unter der Sandoberfläche fortbewegte. Genüssliches Knacken und das Brechen von Knochen klang an Kiras Ohren. Alpha rülpste. ‚Du weißt doch, dass du nichts Fremdes fressen sollst. Nicht das du dir den Magen verdirbst.’ Alpha ignorierte Kiras Vorwurf und leckte sich genüsslich das Maul.

Handel

Zeta verließ die Landebucht ebenfalls, nachdem er den Arbeitern den Auftrag gegeben hatte, das Ding zu verschrotten. Dafür hätte er nicht einen Credit bekommen, eher hätte er beim verkaufen noch draufzahlen müssen. Er schlenderte zu der einzigen wirklichen Straße der kleinen Stadt, in der die Häuser allesamt aus hitzeresistentem rotem Metall gebaut waren. Seine erste Anlaufstelle war ein Terminal der besonderen Art. Es wurde von Informationshändlern benutzt, um ihre Informationen auf Datenträger zu kopieren.

Als Zeta sicher gegangen war, dass ihn keiner der anderen Händler näher beachtete, schloss er sich an das Terminal an. Binnen Sekunden lud es seine Daten herunter und spuckte drei blaue LuSe aus. Diese Dinger waren unter Schmugglern sehr beliebt, da sie sich leicht verstecken ließen. Kleine, mit Gel gefüllte Kugeln, die Informationen freigaben, sobald man sie in den Mund nahm.

Die erste hatte Daten über Truppenstärken, die zweite die Daten über die Technik Akrams, besonders über die Cyborgs und das Zylonen-Projekt, und die dritte schließlich alle Planeten unter Akrams Kontrolle. Die letzte war eindeutig die wertvollste.

Der Cyborg verstaute die Kugeln sorgfältig und machte sich auf die Suche nach einem Informationshändler. Eines der Gebäude zog schließlich seine Aufmerksamkeit auf sich. Oder eher die Aufmerksamkeit der ‚Kraft’, die ihm schon öfters den richtigen Weg gezeigt hatte.
 

‚Händler für Informationen aller Art und LuSe jeden Typs.’ las er über der Tür stehend. Er ging durch die halb offen stehende Tür. „Hallo? Jemand da?“
 

„Moment,“ etwas knallte und jemand fluchte ziemlich ausgiebig, dann flog ein kleines Gerät an dem Neuankömmling vorbei auf die Straße. „Schrott, Schrott und noch mal Schrott, wie soll man denn vernünftig seine Arbeit machen, wenn einem nur Schrott zur Verfügung steht.“ Die keifende Stimme war hoch und tat etwas in den Ohren weh.

Kurz darauf erschien eine kleine affenartige Person aus dem hinteren Teil des Raumes. Sie trug einen zerschlissenen Overall der hinten Aussparungen für die großen, federbedeckten weißen Flügel, besaß und putzte sich grade mit einem Lappen die Hände ab. Ihre schwarzen, langen Haare hingen zerzaust im verschwitzten Gesicht. „Was gibt’s?“ Sie war verstimmt und machte keinen Hehl daraus.

Zeta holte die drei Kugeln aus seiner Tasche und legte sie behutsam auf den Tisch.

„Informationen zu Akram. Und zwar äußerst viele, um nicht zu sagen, alle militärischen.“ sagte er mit gedämpfter Stimme.

„Aha?“ Die geflügelte Affenfrau klang nicht sonderlich begeistert. „Und die Air-Force fliegt auf Kindergeburtstagen.“ Sie schnappte sich eine der Kugeln, zog den langen Hemdsärmel über dem linken Arm zurück und enthüllte eine schmale Prothese, die sich über den gesamten Arm wand. Darunter kam vernarbtes Hautgewebe zum Vorschein. Sie presste die Kugel in eine Vertiefung ihrer Prothese und starrte dann einen undefinierbaren Punkt in der Wand hinter dem Besucher an.

Nach ein paar Sekunden seufzte sie, zog die Kugel aus der Prothese und warf sie zurück auf den Tisch, während sie den Hemdsärmel zurückrollte. „Was willste dafür?“ Sie klang desinteressiert, doch in ihren Augen lag ein glitzern.

„Eine Credit-Kontokarte ohne Namensbindung, einen Karperbrief für Schiffe von Akram. Dazu die Wartungroutienen zu den Teilen R-435-Sniper, E-247 und LRL-3972. Der Rest des Wertes in Credits auf dem neuen Konto.“

„Aber sonst keine Ansprüche? Soviel ist das Zeug nun auch wieder nicht wert. Außerdem sind Kaperbriefe im Moment unbezahlbar und vor allem, mit welchem Schiff willst du kapern? Ich habe gehört, deines fiel eben in der Landebucht auseinander.“ Das Grinsen der Affenfrau wurde breiter und man konnte nun ihre schlechten Zähne sehen, die teilweise schon durch Prothesen ersetzt waren. Sie wollte den Preis drücken. Eigentlich waren diese Dinger mehr wert, als alles was sie bisher erarbeitet hatte, wobei man grade mit den roten LuSes gute Geschäfte machen konnte.

„Versuch nicht, mich reinzulegen!“ grollte der Cyborg und funkelte die Affenfrau an. „Allein die Informationen zum Zylonen-Projekt sind tausende Credits wert. Demonstration gefällig?“ er ergriff die Theke nur mit einer Hand, die Muskeln an seinem Arm spannten sich an. Dann hob er den Tisch hoch, als sei er leicht wie eine Feder, und setzte ihn an einer anderen Stelle des Raumes wieder ab.

„Und davon gibt es tausende. Für die Informationen über die Schwachstellen der Zylonen wird jeder Feind von Akram seine Seele verkaufen. Und auf der dritten Kapsel sind die Koordinaten des Overminds.“

„Vorsicht, ich brauche meine Materialien noch.“ Die Affenfrau verzog das Gesicht. „Wer sagt mir, dass die Koordinaten stimmen? Wenn diese Informationen falsch sind hätte ich einen ziemlichen Verlust gemacht.“

„Ganz einfach. Ich wurde auf dem Planeten des Overminds zum Cyborg gemacht, und meine internen Ortbestimmungsanlagen haben dieselben Koordinaten in ihren ersten Minuten aufgezeichnet, wie die in meiner Datenbank. Habe ich schon erwähnt, dass ebenfalls die Informationen zu der Mana-Technologie vorhanden sind?“ Zeta ließ das grüne Licht um seine rechte Hand erscheinen. „Der einzige Zugang zur Magie. Reizt dich das denn nicht auch persönlich?“ er fragte sich, wieso er so gut feilschen konnte. Lag das an diesen Erinnerungen, oder an seinem früheren Leben?

Ein gieriges Funkeln erschien in den Augen der Affenfrau, als sie das grüne Leuchten sah, bevor sie sich wieder in der Gewalt hatte. Dann versuchte sie wieder so uninteressiert wie möglich zu schauen. „Ich werde mal schauen, was sich machen lässt. Versprechen kann ich aber nichts.“ Sie angelte nach den Kugeln und verstaute sie schleunigst in einem Beutel, der unter ihrem Overall verschwand. „Komm in 1 Stunde wieder.“ Sie drehte sich um, und schritt zurück in die Dunkelheit des hinteren Teils. „Da fang.“ Eine rote LuSe flog ihm entgegen. „Geht aufs Haus.“

Zeta hatte das Funkeln bemerkt und fing die rote, kleine Kugel auf. Hoffentlich verschwand die Affenfrau nicht einfach, aber eigentlich waren die Schmuggler Händler mit Ehrgefühl. Er setzte sich auf den einzigen Stuhl in dem Verkaufsraum und nahm die rote Kugel in den Mund. Verbotene Drogen, die angeblich direkt ins Reich der Träume führten. Zeta lächelte leicht und schloss die Augen. Nun würde er noch mehr erfahren…

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Alpha landete auf einem kleinen Felsen, den der Wind mit der Zeit rund geschliffen hatte. Kira ließ sich aus dem Sattel gleiten. Ihr setzte die Sonne etwas zu und sie nutzte die Pause, um sich in Alphas Schatten zu begeben. Da dieser die Sonne vollends ausnutzen wollte, und deshalb seine Flügel komplett entfaltete, boten sich ihr viele Möglichkeiten. Seufzend legte sie sich lang auf dem Stein und schloss die Augen. ‚Geht es dir bessern?’ - *Wesendlich.* Alphas ‚Stimme’ klang wieder sanft und friedlich. ‚Das freut mich.’ Kira lächelte, während sie langsam wegdämmerte.
 

“Den Rücken grade. Die Beine eng am Leib. Ihr müsst euch jederzeit darauf einstellen dass abrupte Kurswechsel vonnöten sind. Seid stets eins mit eurem Drachen. Und vor allem, niemals übermüdet einen Drachen besteigen.“ Kira war nervös. Das war heute Mal, das sie auf Alphas Rücken saß, seitdem man ihn freigegeben hatte. Die Anderen aus ihrer Einheit mussten noch warten, da ihre Version 2 Drachen noch in der Entwicklungsphase waren. Obwohl man ihnen das nötige Wissen eigentlich schon längst zum Download angeboten hatte, bestanden einige ‚Wissenschaftler’ darauf, dass man die zukünftigen Reiter erst noch einige ‚Übungen’ absolvieren ließ, bevor sie für die Missionen die Erlaubnis erhielten. Dummerweise waren Kira und Alpha jetzt dadurch Vorführobjekte für die Anderen. Sie spürte, wie sich ihre Nervosität auf Alpha übertrug, denn auch er begann nun unruhig zu werden.

Einige der Forscher warfen sich merkwürdige Blicke zu und das sorgte nicht sonderlich dafür, dass sich Kira beruhigte. Seitdem sie aus ihrer OP erwacht war schienen es genau diese Forscher sich zum Ziel gesetzt zu haben, ihr das Leben schwer zu machen. Auch wenn sie nicht wusste warum. Außerdem saß immer noch der Schock in ihren Gliedern, als sie erfuhr, dass man alle Drachen der ersten Serie, außer Alpha umgebracht hatte. Seitdem wich sie keine Sekunde mehr von Alphas Seite. Was der Grund für diese Aktion gewesen war, konnte sie nicht in Erfahrung bringen. Alles Top-Secret.

Das Gesicht von Kira veränderte sich. Ihre Augen wurden kalt und diese Forscher, die eben noch tuschelten, hatten es plötzlich sehr eilig etwas Anderes zu tun. Doch genau dieses Verhalten verwirrte sie schon wieder.
 

Stöhnend erwachte Kira und wälzte sich auf die Seite. Was war denn das jetzt schon wieder gewesen? Etwa ein ‚Traum?’

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Der Gleiter hielt mit kreischenden Triebwerken vor dem Gebäude. Ein äußerst wütend aussehender Mann sprang aus ihm. ‚Krankenhaus’ nannten sie dieses Gebilde, doch ein jeder murmelte hinter vorgehaltener Hand, dass es eine Forschungsstation war. Als er an diesem Mittag seine Schwester hatte abholen wollen, hatte ihm ein Lehrer schweigend eine Notiz von ihr gegeben.

‚Haben mich gefunden. Bringen mich zu dem dunklen Ort. Hilf mir. Du besitzt ES auch.’ eindeutig ihre Handschrift, und in äußerster Eile geschrieben.

Er stürmte in den Eingangsbereich. Eine verwundert drein blickende Frau blickte von ihrer Zeitung auf.

„Wo ist sie?!“

„Wer ist wo?“

„Na wer wohl?! Wohin habt ihr meine Schwester verschleppt? Wo ist Karin?!“ schrie Zeta und zog sein Energiemesser. In den Augen der Frau blitzte verstehen auf, und sie zog enorm schnell einen Blaster unter dem Tisch hervor. Doch nicht schnell genug, die gelbe Klinge surrte heran und schnitt die Schusswaffe einfach durch. Ein Schlag gegen den Kopf mit dem Knauf des Dolches schickte die Frau ins Reich der Träume.

Rücksichtslos schnitt der Mann mit dem Dolch die verschlossene Tür auf, die tiefer ins Gebäude führte.
 

„Und? Ergebnisse?“ verlangte der Kittelträger zu wissen. Sein Assistent blickte auf.

„Immer noch keine Spur von der Quelle ihrer Magiekenntnisse. Ihr Wille ist zu stark, um ihr eine Gehirnwäsche zu verpassen.“ sagte der Forscher und seufzte. Sein Vorgesetzter ging durch die Tür in den Raum, in dem das blauhaarige Mädchen auf einen Operationstisch gefesselt war. Drei spitz zulaufende Geräte standen um sie herum verteilt, die Spitzen endeten knapp vor ihrem Körper.

„Willst du wissen, wieso du hier bist?“ fragte der Forscher und drückte ein paar Knöpfe bei einem Gerät. „Dein Bruder hat dich verraten.“ Würden Blicke töten können, wäre der Mann augenblicklich zur Hölle gefahren. Doch wer brauchte schon tödliche Blicke, wenn man tödliche Worte hatte?

„Ra-Zonde!“ schrie Karin voller Wut. Der Forscher schrie auf, als ein Ring aus Blitzen aus seiner Brust brach und ihn knusprig briet.

„Verdammt, sie hat immer noch Mana… Extrahieren!“ befahl sein Untergebener sofort. Die Geräte liefen summend an, Karin schrie auf und bäumte sich unter Schmerzen auf. Dann brach sie zusammen und rührte sich nicht mehr. In diesem Moment flog die Tür auf und Zeta stürmte hinein.

„Karin!“ brüllte er und schmiss die Geräte von ihren Sockeln. Er kniete sich neben seine Schwester, die ihn mit trübe werdenden Augen ansah.

„Ich wusste… du warst es nicht… flieh…“ flüsterte sie und schloss die Augen.

„Nein, nein, NEIN! Resta!“ schrie Zeta verzweifelt. Grünes Licht schoss aus seinen Händen zu Karin, doch ihre Atmung stoppte. „Resta! Resta! RESTA!“ Zeta bemerkte in seiner Verzweiflung nicht, wie sich jemand von hinten an ihn heranschlich. Etwas Schweres traf seinen Hinterkopf und knockte ihn aus.

Lost Soul

Die Gryl hob ihre Prothesenhand und presste sie kurz gegen die Backe des Cyborgs, dann trat sie zurück und betrachtete wie seine Augenlider flatterten. „Na, ausgeträumt? Ich war so frei, dich etwas früher zurück zu holen, aber ich bin fertig.“

Zeta blinzelte ein paar Mal und versuchte den stechenden Schmerz in seinem Kopf zu unterdrücken, als er die Kugel aus dem Mund nahm und in einer seiner Taschen verschwinden ließ. „Also, wie sieht es mit dem Angebot aus?“ fragte er. Er war sichtlich gespannt darauf, ob sie alles bekamen was sie brauchten.

Das Affenmädchen hielt ihm einen Chip hin. „Da hast du.“ Dann sah sie ihn abschätzend an und förderte ein kleines Gerät zutage, ähnlich dem, was am Anfang an seinem Kopf vorbei geflogen war. „Sag deiner Freundin, dass sie ihren Transponder ausschalten soll. Wir mögen es nicht, wenn jemand die Air-Force zu uns lotst.“ In ihren Augen lag ein warnendes Funkeln.

Zeta fuhr sich sofort mit der rechten Hand zum Ohr und aktivierte den Com.

„Karin, kommt sofort zurück. Einer von euch beiden hat einen Peilsender der Air Force. Notfall! Los, fliegt so schnell wie nie zuvor!“ gab er durch. Dann wandte er sich wieder an das Affenmädchen und nahm den Chip entgegen. „Wie können wir den Peilsender unschädlich machen?“

Die Gryl zuckte mit den Schultern. „Das Beste wäre, wenn man ihn einfach zerstört, nur wenn er sich irgendwo in einem Körper befindet, könnte das eine unschöne Aktion werden. Die Air-Force ist dafür bekannt, ihre Technologien mit kleinen Sprengbomben zu schützen, die, wenn man falsch vorgeht, schon bei der kleinsten Berührung hochgehen. Das gäbe dann, grade im letzten Fall eine ziemliche Sauerei.“
 

Kira schreckte hoch. Durch Alphas Flügelmembran konnte sie die Sonne erblicken. Sie fühlte sich zerschlagen. Die hohe Schwerkraft begann nun doch an ihren Kräften zu zehren und die Ankündigung, dass einer von ihnen einen Peilsender der Air-Force mit sich trug, war auch nicht erbaulich. *Rauf mit dir. Wir müssen los.* Alpha hatte den Funkspruch mit angehört und begann bereits mit kleinen Lockerungsübungen.

Müde stemmte sich Kira in den Sattel und Alpha hob sofort ab.
 

„Kennst du jemanden, der uns helfen kann den Peilsender los zu werden?“ wollte Zeta wissen. Sie mussten das Ding deaktivieren, bevor die Air Force sie aufspürte und eine Kampfflotte aus dem Hyperraum über diesem Planeten brach.

In dem Moment grinste das Affenmädchen. „Die Person steht vor dir. Jemand besseren wirst du nicht finden, allerdings hat meine Arbeit ihren Preis.“

Der Cyborg seufzte leise. Im Geiste sah er, wie das Affenmädchen den Chip wieder einsteckte und lachend in ihrem Produktionsraum zurückkehrte. „Wieviel?“

Ein weiteres, noch fieseres Grinsen war die Antwort. „Das sehe ich, wenn ich erstmal den Peilsender lokalisiert habe. Der Preis richtete sich nach dem Arbeitsaufwand, aber...“ sie schaute den Gegenüber an, „vielleicht können wir uns auch noch etwas anders einigen.“

Sie drehte sich um, schritt zur Werkbank und streifte einen Ring über den Finger ihrer Prothesenhand. Dann drehte sie an der äußeren Fassung herum und plötzlich erstrahlte eine Grafik im Raum, etwa 1x1m im Durchmesser. Ein roter Pfeil, mit allerlei Daten, darunter Kira und Alphas Name eilten über eine Landkarte. Die Affenfrau pfiff durch die Zähne. „Schnell sind sie, das muss man ihnen lassen. Aber jemand sollte sie abholen, bevor sie der Stadt zu nahe kommen. Schafft es noch jemand dieses getarnte Signal zu decodieren sind sie Grillhühnchen und Reiter.“

„Kira, denkt daran euch abholen zu lassen. Die Abwehranlagen der Stadt würden euch bei einem direkten Anflug gut durch grillen. Lasst euch zu…“ er blickte zu der Affenfrau. „Wie heißt du?“

„Selena Horgal. Horgal Industries, die Entwickler der LuSes.“ Wehmut klang in der Stimme der Affenfrau mit. „Lange ist’s her.“

„Lasst euch zu Selena Horgal bringen.“ gab er den Rest der Nachricht durch. „Du hast also bei der Entwicklung der LuSe mitgearbeitet… nicht schlecht. Ich muss noch einmal weg… sollte Kira hier ankommen bevor ich wieder da bin, sag ihr, ich besorge etwas.“ er stand auf und ging zur Tür.

„Ich habe sie Entwickelt,“ flüsterte sie leise hinter dem Cyborg her, bevor sie sich, leicht traurig, wieder der Ringdarstellung widmete. Ja, damals, das waren noch Zeiten gewesen.
 

Alpha flog nun noch schneller. Kira hatte es noch nie erlebt, das er solch eine Geschwindigkeit abrufen konnte. Der Wind rauschte ohrenbetäubend an ihr vorbei und die kurzen Haare schlugen schmerzhaft nach hinten, zudem stellte Luft holen fast eine Herausforderung dar. Fast hätte sie Zetas Worte nicht verstanden. Sie presste ihre Hand an die Stelle des Overalls wo sie das Kästchen verstaut hatte und hoffte, dass die Berührung gereicht hatte, um die Transportleute zu rufen. ‚Tut mir leid, dass wir nicht noch etwas länger fliegen konnten.’ - *Ich sollte eher dankbar sein, dass ich jetzt die Gelegenheit hatte. Wer konnte ahnen, dass etwas nicht stimmt.* Kira kuschelte sich wieder an Alphas Hals und schloss die Augen.
 

Zeta schritt zur Werft der Schmugglerstadt. Sie lag direkt neben den Landedocks. Wenn er die Andeutung von Selena richtig verstanden hatte, würde sie wohl kein Geld verlangen. Also konnte er sich doch ein neues Schiff besorgen. Ein Blick auf den Creditstand auf seinem neuen Konto ließ ihn fast rückwärts umfallen. Er hatte mit viel gerechnet, aber niemals mit so viel.

Der Cyborg ging auf das Büro des Schiffsverkäufers zu und klopfte. Nur eine Sekunde später wurde die Tür auch schon geöffnet und Zeta regelrecht hineingezogen.

„Willkommen, willkommen im Schiffsparadies! Was ist dein Begehr?“ fragte ihn der Verkäufer sofort. Er machte auf Zeta den Eindruck des typischen, schmierigen Schmugglers.

„Wir brauchen ein neues Schiff. Es muss stark genug bewaffnet und gepanzert für Überfälle sein, und noch dazu sollte es einen sehr großen Laderaum haben.“ sagte Zeta. Der Mann nickte eifrig.

„Da habe ich sicher was für dich. Folge mir.“ er führte Zeta durch eine Seitentür ins innere der Werft. Sie schritten vorbei an kleinen Jägern und Transportern. Die Jäger waren nach vorne hin spitz zulaufend und kaum größer als Zeta selbst. Drohnen für Trägerschiffe. Er wollte lieber nicht wissen, woher der Schmuggler die hatte.

Dann kamen langsam Schiffe in der erforderlichen Größe. Sie durchschritten eine weitere Tür in den nächsten Bereich der Werft. Hier standen endlich richtige Raumschiffe, die für längere Raumflüge und mehr als eine Person geeignet waren. Die kleinsten hier waren zwanzig Meter lang, minimal acht breit und sicher um die fünf Meter hoch. Es waren Raumschiffe in allen Formen, die man sich nur vorstellen konnte. Klobige Transporter, wie der der sie hergebracht hatte, Stromlinienförmige Jagdschiffe, sogar ein kleiner Kugelraumer. Der Händler umkreiste Zeta wie eine Fliege den Dunghaufen und leierte die Vorteile der einzelnen Schiffe herunter.

Doch ein Schiff am Rand zog seine Aufmerksamkeit auf sich, und er schritt darauf zu. Die Kraft in ihm reagierte auf das Schiff.

„Welches Schiff ist das hier?“

„Du hast ein Auge für Qualität. Das hier ist die Lost Soul, ein altes Piratenschiff. Sein Kapitän verlor es beim Glücksspiel, nachdem ihm seine Mannschaft verlassen hatte. Kurz danach nahm er sich einen Strick. Dieses Prachtstück ist mit alten, aber enorm effektiven Laser- und Ionenwaffen bestückt, besitzt eine ausfahrbare Röhre zum kapern und Leistungsfähige Schilde, ganz zu schweigen von den Triebwerken! Hyperraum in drei Sekunden, wenn es sein muss. Und dabei genauer als andere Schiffe beim Zufallsspringen ohne feste Berechnungen.“

Zeta betrachtete während dem Geschwafel das Schiff genauer. Es war wirklich das Abbild eines Kampfschiffes. Hinten besaß es gewaltige Triebwerke, die mit Sicherheit dazu ausreichten, um enorm schnell zu manövrieren. Dazu kamen kleiner Schubdüsen an den Außenwänden für Rollbewegungen.

„Und das wichtigste: Das Schiff ist ein Modular-Schiff! Jederzeit mit neuen Modulen aufrüstbar, im inneren veränderlich und mit neuen Waffen bestück bar.“ Der Cyborg begutachtete die Form des Schiffes. Es verjüngte sich von vorne nach hinten, lief jedoch nicht komplett spitz zu, sondern endete vorne in einer Rundung. Die Waffen waren an der Unter- und Oberseite des Raumers abgebracht und ließen sich wohl per Knopfdruck einfahren. Noch dazu waren direkt unter der Panorama-Scheibe des Cockpits, in dem Zeta fünf Sitze an ihren jeweiligen Pulten erkennen konnte, drei Öffnungen angebracht, aus denen man wohl Photonentorpedos abfeuern konnte. An den Seiten waren bei den Mannschaftskabinen Scheiben eingelassen, die sich hinter Metallplatten verbergen ließen. Auf der rechten Seite des Schiffes stand in geschwungenen, dunkelroten Buchstaben ‚Lost Soul’. Das Metall des Schiffes glänzte in dunklem violett und verlieh dem Schiff ein edles Aussehen.

„Kann ich es mir von innen ansehen?“ fragte Zeta schließlich, als ihn der Händler erwartungsvoll ansah.

„Nun, hier kommen wir zu dem Problem. Das Schiff ist mehrfach verschlüsselt. Ich könnte die Verschlüsselungen lösen, doch das würde den Preis weit nach oben drücken. Insgesamt würde das Schiff dann 4 Millionen Credits kosten.“ sagte der Händler in heuchlerischem, entschuldigendem Tonfall.

„Und wenn ich die Codes selbst knacke?“ fragte Zeta sofort. Nun konnte der Händler nicht mehr 4 Millionen verlangen.

„Ähm… nun ja… ich würde sagen, dann würde es noch immer gut zwei Millionen kosten.“ sagte der Händler, der sichtlich Mühe hatte, sich nicht selbst ins Hinterteil zu beißen.

Zeta nickte, ging zu dem Terminal an einem der Standbeine und drückte ein paar Tasten. Die Codefelder erschienen. Seine grauen Augen schienen kurz aufzuleuchten, dann hackte er sich in das System.
 

Fünfzehn Minuten später fuhr die Einstiegsplatte unter dem Cockpit aus dem Schiffsrumpf. Zeta ging unter dem Schiff auf sie zu – hier hätte sogar Alpha geduckt drunter durchschreiten können – und trat auf die Plattform. Der Händler beeilte sich, ebenfalls auf die Platte zu kommen, dann fuhr die Platte nach oben und fügte sich nahtlos in den Rumpf des Schiffes ein.

Das innere des Schiffes war schlicht, aber schön. Die Wände blitzten silbern, auf dem Boden hatte man braun glänzendes Metall verwendet. Die Stühle für die Crew waren mit weichen, schwarzen Polstern bezogen. Der Sitz ganz vorne war eindeutig der Pilotensitz, hier waren sämtliche Energieanzeigen und die Steuermodule. Die anderen Sitze hatten weniger Kontrollen, waren dafür aber spezialisiert, so konnte der Kapitän die Geschütze einfach seinem Kanonier übergeben und dieser konnte genauer Feuern. Gut durchdachte Technik.

Der Gang direkt hinter dem Cockpit zweigte in die Kabinen ab, wenn man ihm grade aus folgte kam man zu einer Sicherheitstür. Zeta öffnete sie mit dem entsprechenden Code, jetzt waren sie im Zentrum des Schiffes.

Und dieses wurde von dem Energiekern des Raumers in Beschlag genommen. Ein riesiger, Röhrenförmiger Reaktor ging vom unteren Boden des Schiffes, der noch unter dem begehbaren Boden lag, bis zur Decke. Er endete jeweils kurz vor dem Metall, ein starkes Kraftfeld umgab ihn. Der Raum war groß, und das brachte Zeta auf eine Idee.

Er ging um den Reaktor herum zur nächsten Tür. diese führte zu einem sehr kurzen Gang, der in den Frachtraum mündete. Rechts und links in dem kurzen Gang waren zwei Türen. Hinter der rechten war eine Abstellkammer, hinter der linken der Vorratsraum.

Zeta ging an dem Händler, der immer noch irgendetwas vor sich hin schwafelte, vorbei, zum Reaktor. Dort war ein Terminal vor dem Geländer, das davor schützen sollte den Reaktor zu berühren. Er drückte zielsicher die richtigen Tasten. Ein kurzes Rucken ging durch das Schiff, dann schienen sich die Wände zu verändern.

Die Trennwände zu dem Frachtraum fuhren sich in den Boden ein. Der Vorratsraum vergrößerte sich und wurde zu einer weiteren Mannschaftskabine, die Wände aus Panzerglas besaß, dass man undurchsichtig machen konnte, und zwar mit dem kleinen Terminal, das neben dem Bett in dem neuen Raum aus dem Boden fuhr. Die Abstellkammer verschwand komplett im Boden. Die hintere Hälfte des Schiffes hatte nun fast überhaupt keine Wände mehr. Die perfekte Kabine für Alpha, fast fünfzig Meter lang und fünfundzwanzig Meter breit.

Der Händler war ziemlich baff und starrte Zeta an, wie als hätte er grade eine Sonne aus dem Hemd gezaubert.

„Wir nehmen das Schiff. Kontonummer? Ich überweise 3 Millionen, den Rest bitte in Antimaterie für den Antrieb investieren, und einige Klamotten besorgen, die so Aussehen wie die Muster die ich mitschicke. Außerdem Vorräte, die besser schmecken als die Notrationen des Militärs. Das Schiff dann bitte zur Landebucht drei bringen.“ Nachdem Zeta dem leicht überrumpelten Händler sein Geld überwiesen hatte, verließ er die Werft wieder. Jetzt war zwar fast alles Geld futsch, aber 100000 Credits würden eine Zeit lang reichen. Immerhin hatten sie einen von allen Feinden Akrams unterzeichneten Kaperbrief, und durften somit von ihnen aus gesehen Schiffe Akrams überfallen und ihnen die Beute verkaufen.

Peilsender

Alpha wurde langsamer als die Stadt in Sicht kam. Kira hob den Kopf. Nicht weit von ihnen entfernt stand wieder die schwebende Plattform. Der Mann winkte ihnen zu. Seine Bewegungen waren hektisch. „Kommt runter, wir sollten schnell in die Stadt zurück. Die fragen sich schon, warum ich eine leere Einheit spazieren fahre.

Vorsichtig setzte Alpha auf der Plattform auf. Trotzdem beschwerten sich die Generatoren kurz, als sie ihre Leistung heraufsetzen mussten um sie oben zu halten. Wieder aktivierte der Steuermann die Tarnung. „Wohin?“ – „Zu Horgal, ich weiß zwar jetzt nicht wo…“ – „Kein Problem. Ich kenne den Weg. Aber was wollt ihr bei der Drogentante?“ Kira zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung,“ murmelte sie. Kira blieb im Sattel sitzen.

Die Plattform setzte sich in Bewegung und sauste zurück in die Stadt.

Nach etwa 5 Minuten hatten sie die Werkstatt erreicht. Kira war erschrocken über den schlechten Zustand. Das Schild, was den Namen Horgal trug, hatte eindeutig schon mal bessere Tage erlebt, ebenso wie der Rest des Gebäudes.

Eine kleine, affenartige Frau mit verdammt großen Federflügeln, die aussah, als wäre sie noch ein Kind kam aus der Halle geschritten. Sie blickte auf die ‚vermeidlich’ leere Plattform. „Runter mit euch und rein. Es brauchen die Nachbarn nicht zu wissen, dass ich Besuch habe.“

Die Plattform senkte sich ab, so das Alpha ebenerdig absteigen konnte. Hastig winkte die Affenfrau sie durch, so das Alpha nur für einen kurzen Moment sichtbar wurde, ehe er durch den natürlichen Schutz des Hauses verborgen wurde.

Der Boden hatte Spurrillen, so als hätte man schnell eine Menge Dinge bewegt. Hinten war eine ganze Werkbank zerteilt worden und dahinter befand sich ein großer Bereich der mit Computern belegt war. Der Boden dort war aus blankem Metall. Ungeduldig winkte die Frau sie durch. „Los, komm runter, ich muss euch getrennt scannen.“

Die Affenfrau wartete nicht, bis Kira abgestiegen war, sondern kramte auf der großen Werkbank nach einer art Joystick, den sie sich um das Handgelenk schnallte. Jetzt fiel Kira die seltsame Prothese auf, die diese Person trug.

Ein kleiner Roboter, den sie mit dem Joystick steuerte, erhob sich in die Luft und begann mit einem flächendeckenden, roten Strahl den Drachen abzutasten. Alpha knurrte leise und Kira legte ihm beruhigend eine Hand auf die Seite. „Halt still, sonst dauert das länger als nötig. Ich brauch ein klares Bild.“ Die Gryl ließ den Roboter langsam 2 Runden um den Drachen drehen, bevor sie mit dem kleinen Handgerät, was sie dem Cyborg zuvor gezeigt hatte, eine Abtastung von Kira vornahm. Dabei verdunkelte sich ihr Blick immer mehr.

Schließlich war ihr Scanning beendet und sie ließ den Roboter wieder landen. „Welche Nachricht wollt ihr zuerst hören, die Gute, oder die schlechte?“ – „Die Gute natürlich.“ Kira verstand nicht, was das sollte. „Nun, Glückwunsch, aber du hast den Peilsender nicht.“ Ihr Blick glitt weiter zu Alpha. „Wobei wir bei der Schlechten wären. Der Peiler steckt in ihm, und jetzt zur sehr Schlechten: So wie es aussieht, befindet er sich direkt neben dem Herzen.“ Kira kniff die Augen zusammen. „Was bedeutet das?“ – „Nun ja,“ die Gryl gluckste etwas herum. „Abschalten kann man diesen Typus nicht. Die muss man entfernen, allerdings besitzen diese eine kleine Sprengkapsel. Macht man nur einen Fehler… war es das mit dem Träger und einem Radius von knapp 10 Metern.“

Alpha zuckte zusammen. „Gibt es keine andere Möglichkeit?“ ein Hauch von Flehen schlich sich in Kiras Stimme, doch die Gryl schüttelte den Kopf. „Entweder raus, oder man wird euch bis an euer Lebensende verfolgen und wenn die Leute hier erstmal spitz kriegen, dass ihr mit einem Peiler rumlauft, dann möchte ich ehrlich nicht in eurer Haut stecken, denn dann habt ihr nicht mehr nur die Air-Force zum Feind. Also?“

Kira schluckte. „Wer macht solche Eingriffe und wo kann man die vornehmen lassen?“ – „Na bei mir.“ Die Gryl grinste wieder. *Nein! Nie im Leben. So ein heruntergekommenes Loch. Die lasse ich nicht an mich heran. Ich kenne die ja noch nicht mal. Ich könnte sterben.* Alpha bäumte sich auf und einige Dinge flogen durch den Raum. Doch das schien die Gryl kaum zu interessieren.

„Hältst du jetzt endlich still, du Riesenbaby, oder soll ich dich erst mit Magie fesseln?“ Zeta kam nun ebenfalls in die Werkstatt. Er hatte zwar keine Ahnung ob es so einen Zauber überhaupt gab, aber Alpha musste still halten, wenn sie nicht bald mit der Air Force kollidieren wollten.

Alpha verdrehte die Augen *Nie und Nimmer werde ich zulassen, dass solche Personen Hand an mich legen.* Kira konnte den Fluchtinstinkt von ihrem Partner erwachen spüren. Eine falsche Bewegung, eine unbedachte Äußerung und sie hätten ein größeres Problem.
 

„Ist es dir lieber, wenn gleich Schlachtschiffe der Air-Force aus dem Hyperraum brechen und den Planeten hier in nuklearen Staub verwandeln?“ sagte Zeta ruhig.

„Schht, du wirst nicht sterben. Keine Panik. Ich werde bei dir sein, die ganze Zeit über, aber bitte, bitte lass es zu, das sie das Ding aus dir rausholen, ich möchte nicht immer fortlaufen,“ flehte Kira leise. Sie drehte sich zu Zeta um. „Schau, dass sie keine Dummheiten macht, das wäre für uns Beide tödlich.“ Sie bat Alpha, sich hinzulegen, was er nur widerwillig tat, dann trat sie an die Stelle an seinem Hals heran, über die sie die Verbindung aufnehmen konnte. Dann sank Kira zu Boden, schnaufte noch einmal durch und hob den Arm.

Mit einem leisen Zischen wurde das Ankoppeln bestätigt und dann begann Kira eine Sicherheitsvorrichtung nach der anderen zu deaktivieren. Sie wusste, wenn jetzt etwas schief ging, würden sie Beide nicht mehr aufwachen. Seine Furcht wurde ihre, ihr Wunsch endlich frei zu sein übertrug sich auf ihn. Nach und nach näherten sie und Alpha sich immer mehr an, bis sie fast eine Einheit waren. Sein Atem verlangsamte sich, bis sie ungefähr gleich waren, ihre beiden Herzen schlugen im Gleichklang. „Fangt an.“ Kiras Stimme klang mit einem Mal dunkler.

„Dann mal los, Selena. Ich werde die Blutung so gering wie möglich halten.“ Die Kraft floss wie von selbst in seine Hände und ließ sie grün schimmern.

Die Gryl wirkte mit einem Mal nicht mehr ganz so tapfer. Ihre Hände zitterten etwas, als sie so etwas in die Hand nahm, was einer Injektionseinheit ähnelte. Sie suchte eine Stelle an Alphas Metallteilen wo sie das Sedativum einspritzen konnte. Fast synchron schlossen Alpha und Kira die Augen.

„Ganz ruhig. Retritek!“ beruhigendes, grünes Licht umhüllte die Gryl kurz. Er veränderte die Magie so, das sie nur beruhigend wirkte, aber nicht in die Vergangenheit riss.

„Ist vielleicht ein schlechter Zeitpunkt um zu sagen, dass dies mein erster Eingriff an einem Lindwurm ist.“ Vorsichtig legte Selena die Injektionseinheit zur Seite und ließ den Roboter wieder aufsteigen. Diesmal tauschte sie den Scanner gegen ein anderes Gerät aus.

Es war ein kleiner, aber sehr starker Laser, der, auf Selenas Anweisung hin, begann eine der Schuppen auszuschneiden. Behutsam fing das Affenmädchen diese auf und legte sie zur Seite.

Darunter kam rosiges Fleisch zu Tage, das leicht an der Stelle blutete, wo die Schuppe vormals mit der Haut verbunden war.

Die Gryl zögerte noch mal einen Moment, ehe sie drei kleine Kraftfeldgeneratoren um die Wunde herum anbrachte und einschaltete. „Sie werden alles, was später eindringen wird desinfizieren.“ Einerseits sagte sie es, um den Zuschauer aufzuklären, andererseits, um sich selbst auch zu beruhigen.

Eine gelbe LuSe fand den Weg in Selenas Mund, bevor sie weitermachte. Wieder fing der Laser an zu schneiden, und der Geruch von verbranntem Fleisch zog durch den Raum. Kira und Alpha zuckten, trotz Betäubung kurz zusammen. Sofort war der Laser aus, und Selena liefen bereits die ersten Schweißtropfen über die Stirn, während sie die Stelle, die sie grade bearbeitete, fixierte. „Verdammt, diese Betäubungsdosis würde normalerweise einen Skulmar für Stunden umhauen (Ein etwa 30m langes Geschöpf, ähnlich einem Mammuts), und der zuckt noch.“ Sie wagte es nicht, die Betäubung zu verstärken, denn Selena hatte schon mitbekommen was die Frau da trieb, auch wenn sie es überhaupt nicht für gut befand.

Die Gryl aktivierte wieder den Laser und tastete sich langsam aber sicher durch das Muskelgewebe des Drachens vor. Irgendwann nahm sie eine, stiftähnliche Vorrichtung in die Hand und führte diese in die Wunde ein. Ein dünnes Rinnsal des Lebenssaftes tropfte zu Boden.

Sie drückte auf den hinteren Teil des Stiftes und ließ einen kleinen Monitor darüber erscheinen. Auf dem Monitor tastete sich langsam etwas Schlauchartiges durch Alphas Eingeweide.

Kiras Atmung hatte sich beschleunigt, sie schwitzte und ihre Augenlider flatterten nervös.

Langsam und vorsichtig bewegte die Gryl den Stift hin und her, was Kira ein Stöhnen entlockte. Selena kniff den Mund zu einem schmalen Strich zusammen.

Sie wirkte schon fast erleichtert, als etwas Metallisches in Sicht kam, das, wie ein Ring, um eine der Herzarterien von Alpha geschlungen war. „Die Bombe.“ Doch wie konnte sie das Ding lösen, ohne dass sie hoch ging. Ein falscher Schnitt und der Drache würde verbluten, oder die Bombe explodierte und sie wären auch tot. „Vorschläge?“ - „Funktioniert die Bombe elektrisch?“ fragte der Cyborg. Ihm kam eine Idee.

Selena studierte die Ausführung genauer. „Nein, sonst würde ja ein einfacher, zentrierte EMP reichen sie unschädlich zu machen.“ - „Also mechanisch. Hm… es muss irgendwie möglich sein, sie zu isolieren. Ein Schild, der direkt nur um die Bombe gelegt ist und die Explosion im inneren hält. Schon haben wir nur noch Staub, den wir absaugen müssen.“

Die Gryl schüttelte den Kopf. Sie liegt zu eng um die Arterie. Egal was ich mach, es würde diese zerfetzen und dann…“ Das Affenmädchen verzichtete darauf den Satz zu vollenden. „Du kannst sie nicht beide retten. Stirbt der eine, stirbt der andere auch. Ein Teufelskreis.“

„Es gibt eine Möglichkeit. Bete, das ich den Zauber konzentrieren kann.“ sagte der Cyborg knapp und formte merkwürdige, verschlungene Zeichen mit seinen Händen.

„Hypensis…“ murmelte er, als er das letzte Zeichen formte. Anstrengung stand ihm ins Gesicht geschrieben, Schweiß lief in seine Augen. Und von einer Sekunde auf die andere war die Bombe verschwunden.
 

Weit draußen in der Wüste verformte sich die Luft und spuckte einen winzigen Ring aus. Als er den Sand berührte, explodierte er.
 

Selena war überrascht, als plötzlich der Ring grün aufleuchtete, verschwand und fluchte, als sie eine winzige Blutung entdeckte. Hastig ließ sie einen hauchfeinen Laserstrahl an der Stiftspitze aufleuchten, der die Arterie wieder verschloss, und saugte die Luft aus dem freigewordenen Zwischenraum ab.

Erst als sie sich sicher war, dass nichts mehr bluten konnte, zog sie den Stift langsam wieder zurück und aus der Wunde heraus. Diesmal setzte sie den Laser aus dem Roboter dazu ein, die Wundränder zusammen zu schweißen, bevor sie wieder zur abgelegten Hautschuppe griff und sie vorsichtig auf ihre alte Position einfügte. Sie heftete zwei kleine Geräte auf die Stellen, wo die Schuppe ursprünglich an die Haut gewachsen war und entfernte die Kraftfeldgeneratoren.

Langsam sank Selena an der Seite des Drachens auf den Boden. Schweiß stand auf ihrer Stirn und sie schloss erschöpft die Augen. „OK, was hast du da eben angestellt?“

Zeta lächelte kurz, bevor er rücklings umkippte und eine Ladung Blut aus seinem Mund schoss. Er fühlte sich, als würde man ihn durch einen Fleischwolf drehen. Der Anfall ebbte nur langsam ab, und Zeta fiel in Ohnmacht.

Piraten

Stöhnend erwachte Selena. Sie hatte gar nicht mehr mitbekommen, wie sie weggedämmert war. Die Sonnen neigten sich bereits dem Horizont entgegen, denn das bisschen Licht, was Draußen die Straße beleuchtete, war merklich dunkler geworden. Da fiel ihr Blick auf den Cyborg, und der Anblick reichte, um einen Adrenalinschub zu erhalten. Er sah aus, als hätte man ihn abgestochen und liegen gelassen.

Sie wechselte die Vorrichtung an ihrer Prothese und musste, zu ihrer Erleichterung feststellen, dass es ihm scheinbar doch ganz gut ging, wenn man über den ganzen roten Lebenssaft am Boden hinwegsah. Allerdings hatte er einige Werte, die sich Selena nicht ganz erklären konnte, und die sie beunruhigten. Doch sie konnte nichts dagegen tun, außer zu hoffen, das sich das von alleine wieder einpegelte. Er dürfte nur einen mächtigen Kohldampf nach dem Aufwachen haben.

Die Sedativa, die sie dem Drachen verabreicht hatte, schienen ebenfalls zu verfliegen, denn er zuckte mit einem seiner Hinterbeine und im nächsten Moment begann die Frau, hinter dem Drachen, zu stöhnen. Ihr Arm fiel herab und sie rollte sich zur Seite wo sie Fötusstellung einnahm.

Besorgt scannte Selena sie. Doch ihr schien nichts zu fehlen. Vielleicht hatte sie sich bei dieser Aktion, welche sie bis eben durchführte, einfach überanstrengt. Selena kramte eine alte Decke hervor und breitete sie über der Frau aus. Hoffentlich blieb ihr Drache ruhig. Das letzte was sie jetzt brauchen konnte, war ein großer, noch verletzter, Randalebruder.

Langsam räumte sie die gebrauchten Dinge, zurück an ihre versteckten Plätze und ging die Treppen hinauf in den Wohnbereich um sich etwas zu essen zu holen.

Mit ein paar Schnittchen kehrte sie in die Werkstatt zurück und ließ sich auf einem Schemel nieder. Nachdenklich kaute sie auf einem der Brote herum, während sie die ‚Besucher’ musterte. Ein doch, ziemlich interessanter Haufen.

Sie stand auf, trat an eine Konsole heran und ließ sich anzeigen, wofür das Geld verwendet worden war, das sie ihnen vermacht hatte. Selena stieß einen leisen Pfiff aus. Ihr kam eine Idee, wie ihre ‚Entlohnung’ aussehen konnte. Auf diesem Planeten hier befanden sich ihre Geschäfte eh auf dem absteigenden Ast. Es wurde Zeit für eine Klima Veränderung.

Selena begann zu packen.
 

Das erste was Zeta nach seiner Ohnmacht spürte, war der metallische Geschmack von Blut. Und direkt darauf folgte etwas, das klang wie ein knurrender Alpha.

„Hat sich jemand die Seriennummer des Transporters gemerkt, der mich gerammt hat?“ murmelte er und stemmte sich auf die Beine. Als er die Schnittchen sah, stürzte er regelrecht auf diese zu und genehmigte sich erst einmal zwei Stück gleichzeitig.
 

„Oh wach?“ Selena drehte sich um, um dem Cyborg dabei zuzusehen, wie er Massenvernichtung der Schnittchen betrieb. „Jo, bedien dich nur.“ murmelte sie leise. Eigentlich sollten auch noch welche für die Frau übrig bleiben, aber irgendwie zweifelte Selena daran, das dies passieren würde.

„Danke, Selena.“ sagte Zeta zwischen zwei Bissen. Tatsächlich bleiben sogar zwei Schnitten übrig. „Wenn ich nur wüsste, wieso ich nach jeder kleinen Anstrengung zusammenklappe… wie geht es Kira und Alpha?“ – „Außer dass die Frau ziemlich erschöpft zu sein scheint, kann ich dir nicht wirklich Auskunft geben.“ Selena beendete das packen ihrer kleinen Tasche und drehte sich um. „Der Drache schläft noch, obwohl er sicherlich nicht mehr lange im Reich der Träume weilen wird. Er sollte sich nicht zuviel bewegen, zumindest solange, bis die Schuppe wieder richtig angewachsen ist.“

Zeta ging zu den Beiden herüber und tippte auf seine rechte Schläfe. Das HUD erschien in seinem Sichtfeld und erfasste Kira. Normale Werte, wenn auch leicht beschleunigter Herzschlag. Kurz danach erfasste er Alpha. Auch seine Biowerte waren normal.

„Ich muss die Beiden zur Lost Soul schaffen.“ – „Womit wir beim nächsten Punkt angekommen wären. Meiner Bezahlung.“ Selena lehnte sich an die Werkbank. „Ich möchte mit euch fliegen. Hier auf diesem Planeten sehe ich für mich keine Zukunft mehr.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und schaute den Cyborg abschätzend an.

„Sicher, dass du eine Weltraumpiratin werden willst?“ fragte Zeta verwundert. Das hatte er ehrlich gesagt nicht erwartet.

Selena zuckte mit den Schultern. „Schau dir das Ganze hier an. Ich lebe in einer verkommenen Bruchbude, die jederzeit über meinem Kopf zusammenbrechen kann. Das Geld reicht vorne bis hinten nicht und dieser Peilsender war lange genug aktiv, dass hier bald sicherlich nichts mehr sicher sein wird. Ich möchte meinen Geschäftspartnern noch etwas länger erhalten bleiben.“ Sie grinste. „Außerdem braucht ihr sicherlich noch einen Techniker und Navigator. Zufällig suche ich grade ein neues Betätigungsfeld und bin fertig mit Packen.“

Sie deutete auf mehrere Kisten an der Seite des Raumes.

Zeta lächelte leicht und trat auf die Gryl zu. Er streckte ihr die rechte Hand hin.

„Willkommen bei den Lost Souls, Selena!“

Abflug

Selena hatte eine kleine Transportplattform kommen lassen, auf die sie ihre Dinge auflud, die sie unbedingt mitnehmen wollte.

Nun sah die Werkstatt ziemlich verlassen aus. Nur einige Geräte, die einfach zu klobig, oder schon zu veraltet, waren, standen noch an den Wänden herum.

Kira schien immer noch zu schlafen, während Alpha seit einiger Zeit mit offenen Augen am Boden lag und die Geschehnisse schweigend verfolgte. Er stieß hin und wieder ein warnendes, leises Knurren aus, wenn jemand Kira zu nahe kam.

Fragend lehnte sich Selena an die Transportplattform. „Hm, was machen wir jetzt mit den Beiden?“ Ihr Blick hing auf Alpha. „Im Moment ist keine große Plattform verfügbar, und ich glaube nicht, so wie er sich da gebärdet, dass er freiwillig auch nur einen Schritt machen wird, solange, die da hinten,“ sie deutete an die Stelle hinter Alpha wo sie Kira wusste,“ nicht wach ist.“

„Telepatris!“ eine Verbindung baute sich zwischen dem Cyborg und Alpha auf. ‚Wir müssen von hier verschwinden, Alpha. Wenn wir Pech haben ist schon eine Flotte unterwegs hier her. Und diesmal ist in dem Schiff auch genug platz für dich. Ich nehme mal an, du kannst Kira tragen?“

Alpha ließ den Cyborg warten, bevor er sich dazu herabließ ihm zu Antworten. *Ich hoffe es für dich.* Dann erhob er sich langsam. Auch wenn er es versuchte zu verbergen, er fühlte sich schwach auf den Beinen, so als hätte man ihm all seine Kraft genommen. Zudem schmerzte die Stelle wo man ihn operiert hatte. *So fühlt es sich also an, wenn das Herz schmerzt?* Sachte angelte er nach Kira. Sie stöhnte leise, und setzte sie in den Sattel. Langsam sank sie nach vorne. Alpha ließ die Haltevorrichtungen einrasten und machte einen Probeschritt. Er schwankte leicht und musste einen Stabilisierungsschritt machen, wobei sein Schwanz einen Wandrechner zertrümmerte.

Schuldbewusst sah Alpha kurz nach hinten und sah zu, dass er es irgendwie in die Mitte des Raumes schaffte.

Selena hatte es mit einem Mal eilig die, schon gepackten, Transportplattformen auf die Straße zu navigieren und sie zu einer Einheit zu verkoppeln.
 

Zeta sah mit einer hochgezogenen Augenbraue zu dem schwankenden Drachen.

‚Sag Bescheid, wenn du eine Ladung Heilmagie brauchst. Und nur so nebenbei, ich bin der Captain der Lost Soul, wenn du also keinen Streit willst, las das Schiff ganz.’ sendete er ihm noch, bevor diesmal Zeta die Verbindung trennte und Selena mit den Schwebeplattformen half.

Alpha knurrte und taumelte Richtung Ausgang. Kurz vor der Straße blieb er stehen, reckte den Kopf und schloss kurz die Augen. Es fiel Alpha extrem schwer, die eigene Tarnung zum Laufen zu bekommen.

Zeta schritt neben dem langsam unsichtbar werdenden Drachen ebenfalls aus dem Gebäude.

„Landebucht drei.“ sagte er knapp und half Selena, die Schwebeplattformen Richtung Raumhafen zu bewegen.

Selena navigierte die Plattformen langsam durch die Straßen. Sie mussten immer wieder durch Seitengassen, da Selena es für besser hielt, die überfüllten Hauptstraßen zu meiden. Denn dort würde ein Drache, mit oder ohne Tarnung sofort auffallen.

Zweimal waren sie gezwungen rückwärts zu laufen, da sich die Wege als Sackgassen herausstellten. Das passte Alpha überhaupt nicht, aber die Gassen waren so schmal, dass er sich nicht umdrehen konnte.

Ein Bild der Verwüstung zeigte sich dort, wo es eng wurde, und die Anwohner Kisten oder Säcke stapelten. Alpha bahnte sich seinen Weg und von Vorsicht, hielt er im Moment nichts. *Das ist ja schlimmer, als in der Konservendose,* nörgelte er leise in Gedanken, wohl wissend, das ihn keiner hören konnte.

„Alpha, wenn du die Stadt einreißen willst, mach nur weiter so.“ zischte Zeta dem unsichtbaren Drachen zu. Die Schmuggler als Feinde zu haben konnten sie sich nicht leisten.

*Dann sollen die breitere Straßen bauen,* beschwerte sich Alpha, doch ohne Kira verhallte seine Beschwerde ungehört. Von da an versuchte er etwas vorsichtiger zu sein, was aber nicht immer gelang. Verrutschte oder kaputte Gegenstände säumten noch immer ihren Weg und mehr als einmal sah Alpha zum Himmel und sehnte sich danach dieser verfluchten Enge zu entkommen. Ein Drache war fürs Fliegen geschaffen, nicht um durch enge Gassen zu stapfen.
 

Leicht entnervt, und immer noch müde, entdeckte Alpha endlich den Raumhafen. Das Problem: Vor ihnen lag eine große Fläche, wo sich jede Menge Leute tummelten. Sie mussten über diesen Platz, wenn sie zum Hafen wollten. Alpha blieb stehen.

„Wartet kurz.“ Zeta verschwand zwischen den Leuten und schritt zum Schalter des Raumhafens. Er hatte Glück, es war dieselbe Frau wie am morgen. Er sprach kurz mit ihr, und sie aktivierte den Com vor ihr.

„Dringende Durchsage! Terroristen sind auf dem Planeten! Sofort den Marktplatz räumen!“

Zeta überwies grinsend die Credits für den Transport am morgen und die kleine Ablenkung. *Na das wird uns auch keine Freunde bringen, wenn das auffliegt,* knurrte Alpha, wartete ab, bis sich fast keiner mehr auf dem Platz befand, und überquerte dann, so schnell wie es ihm in seinem derzeitigen Zustand möglich war, die freie Fläche.

Mit seinem Schwanz verwischte er die verräterischen Spuren. Erst im Inneren des Hafens stoppte erst wieder.

Selena steuerte die Plattformen schleunigst hinterher und warf vorsichtige Blicke nach allen Seiten.

„Mir nach.“ wies Zeta die anderen beiden an und ging durch den breiten, hohen Gang zum Tor der Bucht 3. Das Metalltor fuhr auf und gab den Blick auf die Lost Soul frei. Der Schiffshändler trieb grade ein paar Arbeiter zur Eile an. Als er den Cyborg erkannte, kam er zu ihnen herüber. „Die Kleidung ist an Bord, ebenso Vorräte. Die Antimaterie wird grade geladen. Die Fächer mit dem Treibstoff befinden sich am unteren Boden des Raumschiffes und sind direkt mit dem Reaktor verbunden. Guten Flug.“ er drehte sich um und verschwand aus dem Hangar, seine Arbeiter folgten kurz darauf.
 

Selena war vorgeeilt. Sie blickte mit großen Augen auf das Schiff. „Das… das… ist jetzt aber nicht dein Ernst, oder?“ Sie schien fassungslos. „Was habt ihr da angestellt?“ Sie fixierte Zeta. „Ich habe mehrere Wochen mit dem Versuch verbracht, dieses Schiff zu öffnen. Niemand auf diesem Planeten war dazu in der Lage und jetzt auf einmal steht es hier, abflugbereit.“

„Schon vergessen?“ Zeta tippte sich gegen die Stirn. „Ich bin ein Akram-Spezialcyborg. Mein ganzer Körper ist voller Implantate. Hackingmodule sind da natürlich mit dabei.“ es wunderte ihn trotzdem, dass er es so leicht hatte knacken können.

Selena verschränkte die Arme.
 

Alpha ignorierte das Affenmädchen, ging an ihr und Zeta vorbei und umkreiste den Raumer. Zum Vergleich mit der Konservendose war es eine große Verbesserung. Von Außen jedenfalls verhieß sie mehr Platz im Inneren. Hoffentlich blieb das auch dabei, und man hatte die Innenräume nicht mit kleinen Räumen zugepflastert.

Alpha blickte nach Oben. Der kleine Eingang unten war eindeutig zu klein für ihn. Doch irgendwo musste es doch auch für ihn eine Möglichkeit geben, hinein zu kommen. Deshalb beschloss er, sich das Ganze auch mal aus der Drachenperspektive anzusehen.

Viel Staub aufwirbelnd erhob er sich in die Luft und drehte ein paar weitere Runden bis er hoch genug war, und sah dann auf dem oberen Teil des Schiffes eine zweite Öffnung. Diese war viel größer. Groß genug, das er sogar hinein fliegen konnte. Trotzdem landete Alpha erstmal am Rand und reckte den Hals um sich einen ersten Überblick über das Innere zu verschaffen.

Das was er dort zu sehen bekam, war zwar nicht grade sein Geschmack, aber der Platz war größer als auf dem Hinflug. Nachdenklich blickte er zum Mischreaktor, der sich in dem hinteren Teil des Raumes, etwa Mittig vom Raumschiff, befand.

Eigentlich ungewöhnlich, dass man dieses Teil soweit im Inneren des Schiffes einbaute, aber so war es am Besten geschützt. War es zu dicht am Rand, war die Gefahr viel zu groß, das der Reaktor getroffen wurde, und flog erstmal der Reaktor in die Luft, war meistens auch das gesamte Schiff Weltraumschrott.

Spaziergänge waren nicht möglich aber er würde sich wenigstens ab und zu umdrehen können. Alpha grummelte und segelte langsam in das Innere des Raumschiffes um auch den Rest in Augenschein nehmen zu können. Dann erblickte er einen kleineren Raum, der zum großen Lagerraum hin offen war. Dort gab es ein Bett und sonstige Dinge, die in eine Mannschaftskabine gehörten. Alpha schnupperte. Er konnte den Raum gut erreichen. Offensichtlich war er für Kira vorgesehen und er angelte sie behutsam von seinem Rücken und legte sie auf das Bett.

Dann wandte Alpha den Kopf und schielte zur Ladeluke hinauf, bevor er sich langlegte, den Kopf bei Kiras Bett, und die Augen schloss.
 

Zeta half indes Selena, die Kisten auf die Einstiegsplattform zu bugsieren, und sie fuhren ins innere des Schiffes. Er öffnete die Tür zu dem Gang und die erste Kabine von links.

„Hier ist dein Quartier.“ Der Raum war relativ groß und recht gut eingerichtet. Er drückte einige Tasten auf dem Terminal in der Wand, eine Tür zum Nebenraum erschien und öffnete sich. Der Raum dahinter baute sich grade um und stand bis auf eine Werkbank und einige Präzisionswerkzeuge fast leer. „Und das ist deine Werkstatt.“

Selena pfiff durch die Zähne. „Hätte ich das gewusst, hätte ich auf ein paar Dinge verzichten können. Ich glaube unser lieber Verkäufer hat sich mächtig verschätzt. Nur 3 Mio. Credits, allein diese Sachen hier machen es locker doppelt so teuer.

Sie studierte ihr zukünftiges Reich ausgiebig und schaute in alle Schränke.

„Soso… da hackt wohl jemand gerne?“ fragte Zeta leicht lächelnd. „Nennen wir es lieber: Ich schaue gerne, wo meine Gelder bleiben.“ Selena verschwand wieder in der Werkstatt um dort alles genau zu inspizieren.

Dann schaute sie in ihren Raum zurück. „Wo stecken eigentlich die Anderen?“ - „Die dürften im nächsten Raum sein.“ Zeta ging wieder in den Gang und öffnete die Tür zum Reaktorraum. Und wie erwartet waren Alpha und Kira hier.

Selena kam hinterher gehuscht. Sie schaute kritisch drein. „Direkt am Reaktor? Das halte ich nicht wirklich für eine gute Idee.“ Abschätzend maß Selena Alpha. Er schien wieder zu schlafen, doch ohne ihre Sachen konnte sie das nicht überprüfen. „Eine unbedachte Bewegung und er schadet sich selber.“ Kritisch musterte Selena die Bodenfugen. „Kann man den irgendwie noch vor denen abtrennen?“

„Müsste möglich sein.“ Zetas Finger huschten über das Terminal in diesem Raum, ein paar Wände fuhren als ein weiterer Schutz um den Reaktor herum aus dem Schiffsboden bis an die Decke.

Dann klappte das Dach des Schiffes zu, bevor Zeta kurz verschwand und gleich darauf wieder auftauchte. Eine der beiden verbliebenen Kabinen war zur Vorratskammer umfunktioniert worden. Er hielt Selena einen Stapel Kleidung hin, die in einem dunklen violett gehalten war. Bei schwachem Licht schien sie komplett schwarz zu sein.

„Die Kleidung für die Crew. Ich hab sie in mehreren Größen anfertigen lassen, die hier müsste dir passen. Du musst nur Löcher für deine Flügel hinzufügen. Du musst sie aber nicht tragen, wenn du nicht willst.“ - „Soll das ein Scherz sein? Ich bin froh, wenn ich endlich aus diesem verfluchten Overall rauskomme.“ Selena schnappte sich die Klamotten und verschwand in ihr Zimmer.

Man hörte kurz ein reißendes Geräusch, das sich wiederholte, als Selena mit einem kleinen Laser das Rückenteil des Hemdes und der Jacke bearbeitete.

Als sie wieder zu Zeta trat trug sie die dunkle Hose sowie das Hemd und die offene Jacke. Ihre Flügel waren leicht zerzaust. Selena zupfte die Jacke zurecht und begutachtete sich soweit es ihr möglich war. Vorne waren in der menschlichen Herzgegend auf der Jacke die Initialen LS aufgebracht.

„Sitzt wie angegossen.“ sagte Zeta lächelnd und verschwand kurz in seiner Kabine. Er kam ebenfalls mit der neuen Crewuniform am Körper wieder, das glänzend silberne LS auf der Brust und auf dem Rücken, zwischen den Schulterblättern, sowohl auf dem Hemd als auch auf der Jacke. Zusätzlich war etwas versetzt von dem Logo oben rechts ein kleines, silbernes C auf seiner Uniform. Auf der von Selena war dort ein N zu sehen. Fast als hätte Zeta es geahnt.

„Ich schau mal kurz nach Kira.“ sagte er und schritt durch den Raum. „Telepatris…“ ‚Alpha, versuch erst gar nicht, mich zu fressen. Ich werde Kira auf die Beine helfen.’ er legte in ihrer Kabine die Kleidung auf den Nachttisch und rief die Kraft an.

„Resta!“ der Zauber war vergleichsweise schwach, sollte aber als Wecker gut genug sein.

Alpha reagierte kaum, als Zeta neben ihm zum Bett schritt. Durch das halbgeöffnete Auge folgte er der Bewegung des Cyborgs. *Schätze dich glücklich, das ich im Moment zu müde bin um aufzustehen, aber eine falsche Bewegung und du brauchst neue Beine,* ließ Alpha ihn über die Verbindung wissen. ‚Eine falsche Bewegung von dir und du brauchst neue Zähne, die sind nicht Energieklingenresistent.’ sendete Zeta ihm genervt zu. ‚Ich wurde für Kämpfe gegen Lindwürmer und ähnlich starke Wesen programmiert. Versuchs also erst gar nicht.’ Alpha verzog sein Maul zu einem Grinsen, so als würde er sich schon auf ein Kräftemessen freuen.
 

Unter dem grünen Licht begann Kira sich langsam zu regen. Ihre Augenlider flatterten, als sie sich umdrehte und dann erstarrte. Warnend knurrte Alpha. „Alpha, ist schon gut,“ klang Kiras müde Stimme. Sie stöhnte und richtete sich langsam auf, während sie sich mit einer Hand an den Kopf fuhr. „Wo bin ich,“ nuschelte sie leise. „An Bord der Lost Soul, unserem neuen Schiff. Willkommen an Bord!“ sagte Zeta grinsend. Kira stöhnte erneut und ließ sich zurück ins Bett fallen „Entschuldige, dass mir grade die Begeisterung fehlt, aber ich bin noch vollkommen hinüber.“ Sie drehte langsam den Kopf um nach Alpha zu sehen. Der Drache hob soweit seinen Kopf, dass er mit seiner Schnauzenspitze Kiras linke Hand anstupsen konnte. *Mir geht es gut, wenn es dir gut geht,* antwortete Alpha ihr.

Langsam erhob Kira sich und stand mit wackeligen Beinen aus dem Bett auf.

„Verständlich. Überanstrenge dich nicht, das Schiff können wir auch ohne dich starten. Selena kommt mit uns.“ Zeta verließ die Kabine von Kira und hielt auf das Cockpit zu.

Kira tastete sich langsam an Alphas Hals entlang, bis sie seine Wunde erreichte. Dort sank sie auf die Knie. Vorsichtig betastete sie die Schuppe, die mit den zwei metallischen klammerartigen Dingern an ihrem Platz gehalten wurde. *Es tut fast nicht mehr weh,* beruhigte Alpha sie, während er aufmerksam ihr Tun beobachtete.
 

Selena folgte Zeta ins Cockpit und sah sich um, dann schwang sie sich in den Sitz ganz hinten, wo die technische Konsole untergebracht war. Sie nahm schnell ein paar Schaltungen vor und verband ein dünnes Kabel mit ihrer Prothese.

Mit einem dumpfen, kaum wahrnehmbaren, Wummern nahm der Reaktor seine Arbeit auf.

"Tower hier Lost Soul, erbitten Starterlaubnis und Deaktivierung der Verteidigung im Flug-Korridor." Selena hatte sich ein kleines Gerät ins Ohr gesteckt. "Hier Tower. Genehmigung erteilt für Korridor 233 ... Horgal, bist du das?" - "Jap." - "Was machst du in einem Raumschiff?" - "Jeder brauch mal eine Klimaveränderung." - "Aber was ist mit uns? Was ist mit dem Zeug?" Die Stimme der Person im Tower klang nun nicht mehr ganz so routiniert, eher etwas panisch. "Keine Sorge, ich habe euch etwas in meiner Werkstatt gelassen. Seid sparsam. Ansonsten, ihr kennt meine Mittelsmänner. Auf denn." Selena schloß den Kanal.

Der Cyborg setzte sich in den Sitz ganz vorne und startete das Schiff. Fast geräuschlos glitt es nach oben, fuhr ebenso leise die Landestützen ein und richtete sich langsam mit der Spitze nach oben.

„Nächste Station: Schicksal!“ das Schiff zischte los.

Rückschlag

„Koordinaten bestätigen, Selena. Antrieb bereitet Sprung aus dem System vor.“ Zeta sendete der Technikerin die Hyperraum-Koordinaten. „Wir haben wirklich Schwein gehabt, dass die Air Force hier nicht aufgetaucht ist.“
 

Selena bekam Stielaugen. „Wenn man vom Teufel spricht…“ Nur knapp über dem Punkt, wo sie in den Hyperraum springen wollten, fiel ein Schlachtkreuzer aus genau diesem. Er trug die Insignien der Air-Force und eine weitere Bemalung die einen fliegenden Drachen zeigte. „Oh Scheiße, warum habe ich das Gefühl, dass die unsere Freundin, hinten im Frachtraum, suchen..“

Hastig führte Selena einige Schaltungen durch und leitete die Sprungsequenz ein.

„Verdammt… wir können nicht springen, sonst bleibt von dem Planeten nur noch Staub übrig! Sprung abbrechen! Energie in Torpedo-Einheit umleiten und volles Feuer auf den Kreuzer! Warnmeldung an den Planeten senden!“ Ein kurzes Rucken ging durch das Schiff, als die Energie umgeleitet wurde.

„Sag mal spinnst du? Die pulverisieren uns! Das ist ein Schlachtkreuzer.“ Fassungslos starrte Selena auf die Anzeigen ihrer Konsole, die grade verkündeten dass die Sprungsequenz abgebrochen wurde. Dabei hatte sie doch überhaupt nicht solch einen Befehl eingegeben. Panik schwang in Selenas Augen mit, als sie versuchte die Sequenz wieder zu starten.

„Wir werden sehen, wer wen pulverisiert.“ Zeta aktivierte das manuelle Steuer, ergriff den Stick und den Geschwindigkeitsregler und gab ordentlich Stoff. Eine Ladung Photonentorpedos schoss auf das Waffendeck des Schlachtkreuzers zu. „Jetzt sende schon die Warnmeldung, Selena!“ rief er und aktivierte sein HUD, das sich mit dem Schiffscomputer verband. Steuern und schießen gleichzeitig war aber nicht grade leicht, und mit einer schnellen Rolle wich er eine Salve Ionen aus.

„Wir haben keinen Kaperbrief für die Air-Force…“ Selena gab es auf den Hyperantrieb in Gang zu bekommen und leitete alle Energie lieber in die Schilde. „Tower hier ist die Lost Soul. Die Air Force ist hier. Entweder ihr kommt in 5 Sekunden mit allem hier rauf, was fliegen kann, und helft uns diesen Planeten zu verteidigen, oder wir sind alle Weltraumschrott.“

Kira konnte hören, wie die Töne des Reaktors lauter wurden. Irgendetwas forderte ihm viel mehr Energie ab. *Die Anderen sind hier. Sie sind gekommen, um uns zu holen.* Alpha hatte seinen Kopf erhoben und schaute auf einen Fixpunkt in der Wand des Schiffes. *Ich möchte nicht zurück.*

„Kira, hier spricht Zeta. Ein Schlachtschiff des Air-Force ist aufgetaucht. Wir könnten dich an den Geschützen gebrauchen.“ gab Zeta durch seinen Com.

Kira zögerte. Sie wollte nicht von Alpha weg. *Du musst. Die brauchen dich jetzt, so wie ich.* Er wickelte wieder vorsichtig seinen Schwanz um ihre Talje, hob sie in die Höhe und schubste sie dann in die Richtung Cockpit.

Zögerlich schritt Kira zu dem Stuhl, der die Symbole eines Schützen trug. Sie ließ sich darauf nieder und fand im nächsten Moment eine digitale Zielvorrichtung vor ihren Augen. Sie erschauderte, als sie das Schlachtschiff der Lindwurmeinheit erkannte. Ihr altes Zuhause.
 

Heulen ertönte, als der Alarm auf dem Planeten ausgelöst wurde. Piraten und Schmuggler gleicher maßen rannten zu ihren Raumschiffen. Sreed, der Schiffshändler, verschwand schneller als der Wind in seiner Werft. Das Dach der ersten Halle fuhr auf, und summende Geräusche ertönten.

„Meinen Planeten schrotten? Könnte euch so passen… Drohnenflotte, starten!“
 

„Computer, Geschütze an Kira übergeben!“ befahl Zeta, das Schiff führte die Anweisung sogleich aus und leitete auf die Systeme von Kira die volle Kontrolle über alle Geschütze. Zeta konnte sich nun voll und ganz auf das Ausweichen konzentrieren, während unter ihnen die ersten Schiffe vom Planeten starteten.

Kira schluckte, als sie kurz spürte, wie sich etwas an ihren rechten Arm koppelte. Fast schon automatisch startete ihr Sniper-Programm und Kiras künstliches Auge wurde mit einer wahren Datenflut bombardiert. Sie stöhnte leise. Schiffsgeschützte waren etwas anderes, als ihre eigene Kanone.

‚Scheint wohl ein wenig zu viel an Daten zu sein…’ dachte Zeta, als er bemerkte, das Kira nicht feuerte. Fast Augenblicklich ging die Datenflut zurück. Die ersten Schiffe trafen bei ihnen ein. Und dabei waren einige äußerst schnelle Drohnenschiffe.

„Also wirklich, Lost Soul! Feuert mal richtig!“ funkte eines der Schiffe und schleuderte Gaußkugeln von der Größe junger Hunde auf das Schlachtschiff

Ihre Hände zu Fäusten geballt, wobei ihre Linke leicht blutete, da sich die Fingernägel ins Fleisch gegraben hatten, saß Kira verkrampf in dem Stuhl und versuchte eins der Geschütze des Air-Force-Raumers anzuvisieren.

„Hey, was macht der denn hier drin?“ schrie Selena auf einmal auf und wandte ihren Kopf entsetzt um. Irgendwie hatte es Alpha geschafft seinen Kopf durch den Gang zu zwängen und befand sich nun etwas hinter Kira. Er musterte sie aufmerksam.

*Konzentriere dich. Erinnerst du dich noch an deine ersten Schießübungen auf meinem Rücken? Du hast nicht einen graden Schuss rausbekommen.* Alpha lachte rau. Doch irgendwie schien das Wirkung auf Kira zu zeigen, denn sie entspannte sich etwas und mit einem Mal begann die Lost Soul zu feuern.

Zeta vollführte eine dreifache Rolle mit anschließendem Rückwärtslooping, um einer Ladung Photonenraketen auszuweichen. Wieder schaltete sich jemand in die Frequenz der Gesetzlosen.

„Ariba ariba! Aus der Bahn, fahrt eure Schilde hoch! Hier kommt die Kamikaze!“ schrie die schrille Stimme des Schiffshändlers durch die Ohren der Besatzungen. Ein unheimlich stark ramponierter Transporter zischte an ihnen vorbei, auf den Schlachtkreuzer zu, der mit den ganzen kleinen Kampfschiffen eindeutig überfordert war. Seine großen Laser waren für den Kampf gegen einzelne Ziele gerichtet.

Wie durch ein Wunder durchbrach der Transporter die Schusslinie unbeschädigt, und krachte gegen die Außenwand mit den Geschützen. Eine gewaltige nukleare Explosion war die Folge, und Zeta hörte das Schild des Lost Soul leise knistern, als es die atomaren Strahlen absorbierte. Sie hörten die Explosion nicht, wie auch im luftleeren Raum, aber das enorm grelle Licht reichte als Botschaft aus. Kampfschreie wurden laut, und die Piratenschiffe griffen wie wild an.

Eine Ladung Torpedos stanzten einen der Geschütztürme des Air-Force-Raumers aus seiner Position. Danach waren einige weitere Ziele des Großraumers dran, die sich an den schwächsten Punkten seiner Schilde befanden. Langsam begann Kira sich einzuschießen.
 

„Sir, die Piratenschiffe vernichten unsere Schilde und Geschütztürme!“ meldete einer der Soldaten auf der Brücke. Hunderte Alarmsirenen schrillten. Allein die Kommandobrücke war so lang wie die ganze Lost Soul.

„Setzt die Lindwurmstaffel ein! Sie sollen diese Piraten zerquetschen!“
 

Ein Kloß bildete sich in Kiras Hals, als sie bemerkte, dass etwas sich außerhalb des Raumers absetzte. Sie zoomte heran und erkannte ihre alten Kollegen. Sie zogen in den Kampf. Sofort stellte die Lost Soul ihr Feuer ein. Kira konnte nicht auf ihre alten Kollegen schießen. Warum zogen sie hier draußen in den Kampf? Gegen so viele Raumschiffe? Das war Selbstmord. Am liebsten wäre Kira nach Draußen gestürmt und hätte ihnen gründlich die Leviten gelesen.

Zeta erkannte die Gestalten ebenfalls.

„An alle Schiffe, hier spricht die Lost Soul. Die Lindwürmer sind im Kampf. Wiederhole: Lindwürmer im-“

„Ja, schon verstanden. Wir sind hier doch nicht in der Armee. Die holen wir runter!“ kam die Antwort aus dem Com. Es war der Schiffshändler, der vom Boden aus eine komplette kleine Flotte lenkte. „Meine Drohnen werden denen zeigen wo es lang geht!“ - „Das wird nichts! Die Schilde der Lindwürmer können nur mit Gaußkugeln durchbrochen werden, und sie sind viel zu schnell! Die zerlegen unsere Flotte! Evakuiert den Planeten!“ - „Was macht dich da so sicher?“ fragte ein anderer Pirat über die Frequenz.

„Ich habe schon gegen Lindwürmer kämpfen müssen. Die schrecklichsten Gegner die man sich vorstellen kann! Springt sofort durch den Hyperraum, wir geben euch Deckung!“

„Da helfe ich gerne, mein Schiff hier am Boden muss erst noch auftanken.“ meldete sich der Händler erneut zu Wort.

Kira sprang aus ihrem Sitz. Hastig zog Alpha seinen Kopf zurück. *Du willst doch nicht etwa da raus?* - ‚Doch.’ Kira versiegelte ihren Raum und den Gang zum Cockpit und schwang sich auf Alphas Rücken. „Zeta mach die Luke auf ich kümmere mich um die. *Du hast keinen Schutz dabei.* - ‚Ich vertraue dir.’ Alpha schüttelte den Kopf, erwiderte aber nichts, als er seine Schilde hochfuhr, die sie, wenn sie hielten, auch, für eine kurze Zeit, vor dem Vakuum des Alls schützen würden.

„Vergiss es, Kira. Die sind hinter dir her, und sie schrecken nicht davor zurück dich zu töten. Eher gehe ich da mit einem Schildgenerator und meinem Energieschwert raus, als dich dort rauszuschicken.“ Die Drachen hielten wirklich auf sie zu. Sie spürten Alpha. Um sie herum verschwanden immer mehr Schiffe im Hyperraum. Der Kreuzer feuerte nicht mehr auf die Lost Soul. Die Zeit schien zu gefrieren, als die Drachenreiter immer näher kamen.

„Lost Soul… Hypersprung vorbereiten.“ ein leises Summen lief durch den Reaktor.

„Nein! Lass mich raus. Ich muss …“ - *Vergiss es, er wird dich nicht gehen lassen. Egal was du tun willst.* Alpha schüttelte wieder den Kopf und schaltete seine Schilde ab. „Nicht auch noch du… Warum?“ Kira fehlten die Worte. Ihr mühsames Konstruckt, das sie sich zusammengebaut hatte, um nicht zu verzweifeln geriet ins Wanken und begann zusammen zu brechen. Dieses eigenmächtige Handeln von Alpha war der sprichwörtlich letzte Tropfen gewesen. Der Drache legte sich hin und schloss die Augen. Er schwieg.

Selena schaute fassungslos auf ihre Konsole. „Sag mal, wozu brauchst du eigentlich noch einen Techniker, wenn dir das Schiff aufs Wort gehorcht?“ - „Weil mein Mana nicht unendlich ist.“ Erst jetzt wurde sich Zeta der Anstrengungen bewusst. „Gebe… Koordinaten ein, Selena. Der Sprung ist gleich fertig aufgeladen, und blind zu springen wäre Selbstmord. Selena verstand zwar nicht ganz, was er damit meinte, aber fügte die alten Koordinaten wieder ein, die sie schon vorher berechnet hatten. Die Drachenreiter hatten sie nun schon fast erreicht und der Vordermann hob die Hand.

Eine Verbindung wurde aufgebaut. „An die Besatzung der Lost Soul. Händigt uns die Renegatin Kira Tauve auf und ihr werdet diesen Planeten verlassen dürfen.“

Kira erschauderte, als sie die Stimme von Celia erkannte. Normalerweise war es Aufgabe des Anführers der Gruppe, Kontakt mit dem Gegner aufzunehmen, sollte diese Person, die sie und den sterbenden Alpha zurückgelassen hatte, etwa die neue Anführerin sein? Kalte Wut begann sich in Kiras Innerem zusammenzuballen.
 

„Verlockendes Angebot… hier ist meine Antwort.“ Ein Photonentorpedo ging kurz vor den Drachenreitern hoch. „Man sieht sich… nicht.“ Der Raum um das Schiff verzerrte sich.

Terraner

Selena blickte von ihrer Konsole auf, als ein seltsamer Laut, von weiter vorne, an ihre Ohren drang. Zeta hing in seinem Sessel, den Kopf zur Seite gedreht und die Augen geschlossen. Er schnarchte leise. Überrascht sah Selena ihn an. Seit wann schaffte einen, ein Raumschiff zu steuern, so sehr? Nun ja, sie wusste nicht, wie lange er nun schon wach gewesen war, bevor er zu ihr gekommen war. Vielleicht lag es an Übermüdung.

Nachdem sie sicher gegangen war, dass sie ihre Konsole für die nächsten Minuten mal kurz alleine lassen konnte, ohne dass sie in ein schwarzes Loch fielen, stand auch Selena auf. Sie musste etwas laufen, um das Adrenalin, das während des Angriffs in ihren Körper gelangt war, abzubauen. Fliegen war vielleicht nicht ganz die beste Idee, denn der einzige, große Raum, wurde von einem Drachen bewohnt und es gefiel ihm sicherlich nicht, wenn Andere ihm einen Vorfliegen konnten, während er auf dem Boden bleiben musste.

Sie entriegelte das Schot und trat hindurch. Ein seltsamer Unterton erfüllte die Luft. Hastig trat Selena hindurch und schloss das Schot wieder, so das Zeta nicht geweckt werden würde. Ihre Augen suchten nach dem Grund des Misstones, und entdeckten es relativ schnell. Alpha lag vor Kiras Raum, der nun verschlossen war, und wimmerte leise. Von der Frau fehlte jegliche Spur. Doch allein schon, wie der Drache vor der Tür lag, machte klar, das sie sich dort drin befand.

Leise seufzend schritt Selena zur Tür und klopfte dagegen. „Kira? Darf ich reinkommen?“ Erst blieb alles ruhig. „Hau ab, verschwindet alle. Lasst mich alleine.“ Alpha wimmerte etwas lauter. „ICH SAGTE DU SOLLST RUHIG SEIN, VERDAMMT!“ schrie Kira diesmal aus dem Raum und etwas flog gegen die Tür.

Hastig wich Selena zurück. Entsetzen zeigte sich in ihrem Gesicht. Ihr Blick streifte Alpha. Obwohl sie ihn nicht verstand, konnte sie in seinen Augen Trauer, Unverständnis aber auch etwas Einsamkeit erkennen.

Selena kniff die Augen Zusammen. „Kira! Was soll das?“ fauchte sie nun Richtung Tür. „Was tust du da? Dein Partner vergeht hier draußen vor Leid.“ – „Mir doch egal,“ kam postwendend die Antwort. „Was soll das denn heißen?“ – „Genau, das was es heißt. Mir ist es egal, was mit ihm ist.“

Selena stampfte mit dem Fuß auf dem Boden. „Jetzt hört sich aber alles auf. Aber das ist mal wieder typisch Terraner. Das ist das einzige Volk, das ich kenne, das so egoistisch ist.“ Selenas Augen funkelten wütend. „Wenn du Probleme haben willst, lach dir einen terranischen Freund an,“ schrie sie Richtung Kira. „Dein Drache kann einem echt nur Leid tun, so einen Partner zu haben,“ wütend stampfte Selena zurück Richtung Cockpit. Sie warf einem mitleidigen Blick zu Alpha, der sich zusammengerollt hatte und immer noch leise wimmerte.

„Ich bin kein Terraner, ich bin…“ Kiras Stimme erstarb, sie wusste überhaupt nicht wer oder was sie war, egal wie sehr sie sich auch ihr Gehirn zermarterte. Sie vergrub sich unter der Bettdecke.
 

Zeta murmelte etwas im Schlaf. Die Luft vor ihm begann zu flimmern, und langsam wurden Konturen sichtbar. Ein Mädchen mit langen, blauen Haaren stand vor ihm. Zeta wachte auf und öffnete die Augen. „Bringst du den Frieden?“ fragte Karin leise. Zeta schüttelte den Kopf.

„So lange es leben gibt, gibt es Konflikt. Frieden ist eine Illusion, es wird immer Kriege und Kämpfe geben.“ - „Ich wusste, dass du das sagst, und hoffte doch, deine Antwort wäre eine andere…“ - „Wie ist es möglich, dass du hier bist?“ Doch noch ehe die Erscheinung antworten konnte, wurde die Tür zum Cockpit geöffnet. Und von der Tür aus konnte man Karins Gestalt perfekt erkennen…
 

Selena blieb wie angewurzelt stehen. „Was ist das denn?" Sie sprang hinter ihre Konsole und begann Scanns durchlaufen zu lassen.

Die Scans zeigten erschreckendes an. Sie nahmen Karin gar nicht war… bis auf den letzten.

M-Wert: Extrem hoch. Geistererscheinung bestätigt.

„Es ist noch nicht… vorbei… Bruder…“ flüsterte Karin und löste sich auf. Zeta starrte auf den Punkt, an dem sie verschwunden war, als könnte er die Luft dazu zwingen sich erneut zu ihr zu formen.

„Karin… meine kleine Schwester…“ murmelte er tonlos als eine Antwort auf Selena. „Ein Geist ist deine Schwester?“ Also irgendwie schienen die hier auf dem Schiff alle ein Problem zu haben. „Eine Reiterin die ihren Drachen verstößt, ein Kapitän mit einer Geisterschwester… wo bin ich da hingeraten.“ Selena verzog das Gesicht, während ihre Finger bereits begannen an etwas Neuem zu arbeiten.

„Und eine Drogendealende Technikerin.“ ergänzte Zeta. „Ich werde das Gefühl nicht los, es liegt an diesem Schiff… kannst du den Bordcomputer durchchecken? Nicht nur das er auf Mana reagiert… irgendetwas anderes ist da.“ – „Moment, ich habe da grade noch etwas Anderes laufen, aber danach kümmere ich mich darum.“

Sie verschwand kurz aus dem Cockpit um in ihrem Zimmer weiter zu basteln. Noch immer hörte sie Alpha jammern und versuchte es zu ignorieren indem sie die Tür schloss und Musik aufdrehte.

Zeta erhob sich ebenfalls. Er war zwar immer noch müde, und vor allem ziemlich am Grübeln wegen der Erscheinung, aber Alphas Wimmern ließ ihn aufhorchen. Er verließ das Cockpit und ging zu Kiras Kabine.

„Kira?“ - „Was ist?“ fauchte sie. „Könnt ihr mich nicht in Ruhe lassen?“ Kira hatte die Beine eng an den Körper gezogen, langsam schaukelte sie hin und her. ‚Wer war sie? Wo kam sie her? Was war ihr Sinn? Warum war sie? Warum waren alle gegen sie? Warum durfte sie nicht das tun, was sie gelernt hatte?’

„Ich wollte dich nur daran erinnern, dass du nicht allein bist. Du bist nicht die einzige Person auf diesem Schiff, die Antworten sucht. Aber solltest du Alpha so leiden lassen?“ er drehte sich um und ging in seine Kabine.

Die Geister, die ich rief ...

Irgendwann dämmerte Kira schließlich ein. Sie war total fertig und fiel in ein geistiges, schwarzes Loch.

Grade als sie meinte im Dunklen zu versumpfen erhoben sich aus dem schwarzen Nichts mehrere Geistergestalten und umkreisten sie. Erst jetzt bemerkte Kira, das sie vollkommen alleine war. Alpha war nicht an ihrer Seite. Sonst hatte wenigstens einen Hauch seiner Präsenz in ihren Gedanken gefühlt, auch im Schlaf. Doch da war nun nichts mehr. „Wer seid ihr, was wollt ihr von mir?“

Nun begannen diese seltsamen Geisterwesen sie zu umkreisen. Doch sie schwiegen. „Antwortet mir.“ Kira ging in eine Verteidigungsstelle, doch damit bewirkte sie nur, dass die Geister begannen zu lachen. „Schaut euch die mal an. Die glaubt sie wäre stark.“ Wieder ein Lachen. „Tja Jungs, dachten wir das nicht auch? Und nun sind wir hier.“ Das Lachen wurde Lauter und lauter. Kira presste sich die Hände auf die Ohren. Sie schrie…

Und fiel mit einem Schmerzenslaut aus dem Bett. Verwirrt sah sie sich um. Diese seltsamen Gestalten waren verschwunden. Dafür schlug ihr Herz so hart, als wolle es zerspringen. Sie hatte Angst, pure Angst. Hinter der Tür knurrte Alpha.

Egal, was während des Kampfes vorgefallen war, Kira sprang auf, riss die Tür auf und kuschelte sich an Alpha heran. Sie zitterte immer noch und ihr Puls wollte sich nur langsam wieder beruhigen. „Es tut mir leid, es tut mir ja so leid.“ Kira begann zu weinen, und bekam nur am Rande mit, wie Alpha sie wieder mit einem Flügel bedeckte, so als wolle er sie trösten. *Gräme dich nicht so. Ich kann dir doch nicht böse sein. Außerde, wenn es dir soviel bedeutet, dann werden wir gemeinsam nach deiner Herkunft suchen.*
 

Zeta blickte auf einen Punkt der Schiffswand, wo er grade eben gedacht hatte, ein Auge gesehen zu haben. Er hörte Kiras Worte durch seinen Com, bevor er ihn ausschaltete.

„War das wirklich nötig…“ - „Ja.“

Zeta fuhr hoch, doch niemand war da der gesprochen haben könnte.
 

Selena kniete auf dem Boden. „Wo zum Teufel ist schon wieder der Phasendreher…“ Sie stöhnte, das vermaledeite Ding war in die hinterste Ecke der Werkbank gerollt. Mit einem langen Stab angelte sie es nach vorne und zog sich hoch, wobei sie sich an einer überstehenden Kante den Kopf stieß. Ein deftiger Fluch war die Quittung. Sie rieb sich kurz über die Stelle am Hinterkopf und widmete sich wieder dem kleinen Gerät, das sie grade am zusammenbasteln war. Die Chips, die sie da grade zusammenschloss waren mit bloßem Auge nicht mehr zu erkennen. Kontaktlinsen ermöglichte es ihr die Teile noch zu erkennen. Allerdings brannten die Dinger, bei längerem Gebrauch, unangenehm in den Augen.
 

In dem Moment, wo sie Schritte hörte, zuckte Kira zusammen. Sie musste wohl wieder weggedämmert sein. Kira fühlte sich vollkommen zerschlagen und ihre Augen brannten. Ihr Hals fühlte sich rau an. Erst jetzt merkte sie das Alpha sich wieder um sie herum zusammengerollt hatte, so als wollte er von Außen niemanden an sie heranlassen.

Zeta schritt durch den Reaktorraum auf die Beiden zu. Sie schienen wohl wieder Frieden geschlossen zu haben.

„Tut mir leid wenn ich dich geweckt habe, Kira. Aber ich muss dich warnen. Wir sind nicht allein an Bord.“ er senkte seine Stimme nicht, die Wesen auf diesem Schiff hörten ihn sowieso. „Wir müssen das Rätsel dieses Schiffes lösen, wenn wir diese Dinger loswerden wollen. Ach ja, eine Frage wollte ich dir noch stellen… Willst du Teil der Lost Souls Piraten werden?“

Für einen Moment zögerte Kira. Aufmunternd stupste Alpha ihr leicht in die Seite. *Sag einfach Ja. Ein besseres neues Zuhause, als hier konnten wir nicht finden. Vertraue mir. Außerdem lässt es sich in einem Raumer viel einfacher unseren Verfolgern ausweichen, als auf einem Planeten. Zudem wäre ein Leben auf einem Planeten, so ganz ohne, das etwas passiert, doch für keinen von uns Beiden vorstellbar, oder? Wir eignen uns nicht als Zivilisten, zumindest im Moment noch nicht. Wer weiß, vielleicht finden wir irgendwann ja mal eine neue Heimat, wo die Fänge der Air-Force uns nicht erreichen können und verbringen dort unseren Lebensabend.* Alpha lächelte leicht. Kira nickte leicht.

In dem Moment betrat Selena den Raum. Überrascht sah sie sich um. „Scheint ja wieder eitler Sonnenschein zu sein,“ meinte sie spitz, während sie auf Alpha zuhielt und den Umstand ausnutzte, dass er sich eh grade mit dem Kopf am Boden befand.

Schnell heftete sie ihm das kleine Gerät, was sie eben gebaut hatte, seitlich an die Schädelplatte. Sofort zuckte Alpha hoch und knurrte. „Hey beruhig dich,“ Selena hob beschwörend die Hände. „Ich habe keine Lust, das Kira die einzige ist, die dich hören kann, deshalb habe ich dieses nette kleine Gerät gebaut. Damit solltest du die Möglichkeit haben, auf unser Com-System zuzugreifen. Ist aber nur ein Provisorium, also erwarte keine Wunder. Ist für Notfälle sicherlich nicht verkehrt.“

„Dann mal willkommen bei den Lost Souls, Kira und Alpha. Warum probierst du das neue Spielzeug nicht gleich mal aus?“ fragte Zeta den Drachen.

„Was soll ich …“ klang eine männliche Stimme aus dem Com, bevor sie mit einem Mal schwieg. Überrascht, aber auch verunsichert blickte Alpha zu dem Lautsprecher.

„Gefällt dir die Stimme? Ich kann sie auch ändern, höher, tiefer, alles kein Problem. Alles eine Sache der Einstellung,“ quatschte Selena los. Sie war sichtlich stolz auf ihr Konstrukt.

„Endlich keine Telepathie mehr. Das war immer so umständlich. Ich würde die Stimme ja passender zu Alpha machen: brummelnder und grantiger.“ – „ Das ist seine Entscheidung.“ Selena grinste den Drachen an. „Nein, können wir so lassen.“ Alpha starrte immer noch zu dem Lautsprecher. Es war ungewohnt. *Kira, du kannst mich aber auch noch so hören, oder?* Der Lautsprecher blieb stumm, während Kira nickte. *Gut.*

„Na dann…“ Zeta gähnte. „Ich hau mich mal ne Runde aufs Ohr, das ganze Mana bei dem Kampf zu benutzen war ziemlich anstrengend…“ er ging in Richtung Kabine.

Selena gähnte auch. „Nun ja, wenigstens einer sollte auf der Brücke sein, nicht das was passiert, und wir merken es nicht.“ Sie grinste Alpha noch an. „Wenn du Probleme hast, sag Bescheid und verschwand in den Cockpit-Bereich.

Kaum, dass sie auf ihrem Stuhl Platz genommen hatte, machte sie sich daran Zetas letzt Anfrage zu bearbeiten. Was hatte der noch mal gemeint, mit dem Schiff wäre etwas nicht in Ordnung? Sie begab sich in die Tiefen der Computerebenen der Lost Soul.
 

Kira erhob sich steifbeinig in die Höhe. An Schlaf war jetzt irgendwie nicht mehr zu denken. „Ich geh mal duschen,“ meinte sie, mit belegter Stimme und schritt langsam auf ihre Kabine zu, während Alpha sich wieder entrollte und ihr hinterher blickte. Er grummelte leise. „Nein, ich schließe die Tür diesmal nicht ab. Keine Sorge.“

Langsam legte Kira ihre alte Uniform ab. Sie fuhr die Stellen nach, wo sich früher ihre Abzeichen befunden hatten und verschwand dann unter die Schalldusche. Mehr als deutlich konnte man nun die vielen Stellen sehen, an denen künstliche Teile in ihren natürlichen Körper übergingen und umgedreht.

Eine durchsichtige Gestalt schob langsam den Kopf aus der Wand, bemerkte den Blick des Drachens und verschwand lieber wieder. Das war knapp gewesen… vielleicht hatte er ja beim nächsten Mal mehr Glück. Der Geist seufzte, während Alpha kurz knurrte.

„Ist was?“ fragte Kira aus der Dusche. *Nein schon gut. Ich habe mich nur grade kurz falsch bewegt. Die Wunde tut etwas weh, aber kein Grund, um sich darum Sorgen zu machen.* Seine Augen ruhten immer noch auf der Stelle, wo der Geist verschwunden war.

Seelenfresser

Immer tiefer drang Selena in die Datenbanken der Lost Soul ein. Nachdem sie sich doch am Öffnungsmechanismus die Zähne ausgebissen hatte, ging das hier einfach, fast schon zu einfach. Selena stutzte, und sah sich einige der Dateien mal genauer an. Sie fluchte. Wäre ja auch zu schön gewesen.

Die ‚ach so wichtigen’ Dateien waren allesamt für den Mülleimer. Selena musste ihre Suche neu aufrollen.

Für einen Moment hatte sie das Gefühl, das sie ein kalter Hauch spürte. Sie erschauderte und verwirrt. Was war denn das jetzt gewesen? Bei ihrem ‚Tauchgang’ hatte sie keine Gefühle, warum dann so etwas? Doch dieses Gefühl war genauso schnell wieder verschwunden wie es gekommen war.

Selena klinkte sich aus und schnaufte erstmal durch. Es war niemand außer ihr im Cockpit. Ihr war kalt. Schnell überprüfte das Affenmädchen die Klimakontrolle. Alles in bester Ordnung. Sie kniff die Augen zusammen. Das fehlte noch, Fehler in den Klima-Kontroll-Systemen. Seufzen stöpselte sich Selena wieder ein.
 

Zeta fiel mehr in sein Bett, als das er sich legte. Komplett angekleidet schlief er sofort ein.
 

Komisch. Wieso war hier alles so grau? Zeta blickte sich verwundert um. Alles war in einem einzigen Grauton. Da schälten sich weiße Gestalten aus dem grau und umkreisten ihn. Er griff dorthin, wo eigentlich sein Schwert hängen musste, doch es war nicht da.

„Das wird dir nicht helfen… uns half es auch nicht, was Jungs?“

„Ja… nichts hilft dagegen!“

„Du bist so gut wie tot…“

„Folge Karin!“

Die Geister redeten wild durcheinander, und immer wieder fiel Karins Name. Sein Gesicht verzog sich schmerzverzerrt.

„Verschwindet! Zonde!“ Zeta riss die Hand hoch, aber nicht einmal ein einziger Funke schlug aus seinem Zeigefinger. Die Gestalten lachten. „Auch Mana schützt dich nicht… du bist nur ein erbärmlicher Cyborg…“
 

Zeta wachte auf, als er unsanfte Bekanntschaft mit dem Boden machte. Und er war sich sicher, er hörte einen dieser verdammten Geister grade lachen. Zerknirscht warf er sich wieder auf das Bett und schob sich die rote LuSe in den Mund.

‚Schluss mit dem Spuk.’
 

Selena schloss wieder die Verbindung und seufzte. Sie hatte das System jetzt 3-mal gegen gecheckt, aber sie konnte keinen Fehler in der Klimakontrolle finden. Dennoch wollte dieses kühle Gefühl nicht weichen. Schließlich versuchte Selena sich wieder damit abzulenken, dass sie ihre ursprüngliche Arbeit fortsetzte.

Doch diesmal schien sie mehr Glück zu haben. Nach zwei Stunden lehnte sie sich erschöpft in ihrem Stuhl zurück. Ihr Gesicht war unnatürlich blass und angespannt. Ihre Gedanken rasten. Langsam tasteten ihre Finger nach dem Com.

"Zeta, ich weiß zwar nicht, ob es bei euch früher so etwas gab. Aber wenn sich bei uns die Kleinen nicht schickten, hieß es dann: Sei artig, oder der Seelenfresser wird kommen und dich holen, und nun..." Selena schluckte "Befinden wir uns auf genau diesem Schiff." Selena wartete auf eine Antwort. „Zeta?... Bist du da?... Hey mach keinen Scheiß, antworte…“

Zeta brummelte etwas vor sich hin, wobei ihm die rote LuSe aus dem Mund fiel. Er fuhr hoch.

„Was…äh… wasn los?“ – „Was los ist?“ Selena kreischte fast. „Wir sind auf dem Seelenfresser, das ist los.“

Das war für Zeta mehr als Wecker genug. Er sprang aus dem Bett und wollte die Tür öffnen, aber sie bewegte sich nicht. „Oh sch… Selena! Die Tür ist verriegelt!“

Hastig hieb Selena auf ihren Tasten herum. „Ich bekomme das Ding von hier aus nicht auf. Alle Systeme blockieren. Mensch ist es kalt hier…“ Selena sah, wie sich kleine Dampfwolken vor ihren Lippen bildeten.

Sie sprang aus dem Stuhl und wollte zur Tür, doch auch ihr blieb der Ausgang verwehrt. Sie war im Cockpit eingeschlossen und die Temperatur fiel rapide.
 

Kira trat grade aus der Dusche, sie hatte sich ein Handtuch um den Körper gewickelt *Komm her.* grollte Alpha plötzlich in ihren Gedanken. „Warum?“ verwirrt blieb Kira stehen. *Komm zu mir, schnell.* seine ‚Stimme’ klang besorgt und Kira lief zu ihm. Sofort nahm Alpha sie wieder in seine Mitte und rollte sich um sie herum, so dass sein Körper einen lebenden Schutzwall um Kira bildete. „Was ist los? Was soll das Ganze?“ - *Ungebetener Besuch,* war seine Antwort.
 

Zeta wollte grade an sein Energieschwert greifen um der Tür zu zeigen wer hier das sagen hatte, als er spürte, wie etwas seine Hände festhielt. Er wurde herumgerissen und blickte direkt in zwei Augen, die aus der Wand gefahren waren, ebenso wie die Kabel die seine Hände fesselten.

„Wer weckt mich aus meinem Schlaf? Wer wagt es, das todbringende Schiff zu wecken?“ fragte eine lispelnde Stimme durch den Bordcom. „Nur die, die das Mana beherrschen sind befugt, dieses Schiff zu fliegen…“ ein Bohrer fuhr aus der Wand direkt vor Zeta und hielt auf seine Brust zu.

„So? Shitarn!“ Zetas Hände glühten auf, die Kabel verbrannten. Eine durchsichtige Scheibe schwebte vor ihm im Raum, der Bohrer verglühte als er darauf traf. Die Tür öffnete sich.
 

„Verdammt, verdammt,“ Selena tat alles, um sich warm zu halten. Überall zeigten sich Spuren von Raureif und die Temperatur fiel weiter. Ihre Verbindung nach Außen war zusammengebrochen. „Du hast mich aus meinem Schlaf geweckt. Du willst dir das Recht herausnehmen mich zu benutzen? Zeige mir deine Macht, oder du wirst das gleiche Schicksal erleiden, wie diejenigen die vor dir kamen und nicht das Mana besaßen.“

Die Temperatur sank nicht mehr, sie fiel…
 

Zeta hämmerte gegen die Tür zum Cockpit.

„Lass mich sofort rein, Lost Soul!“

„Nein. Nur Mana-Nutzer…“

„Du wolltest ja nicht hören. Ich lasse meine Freunde nicht im Stich!“ Zetas Energieschwert blitzte auf und fuhr in das Metall der Tür.
 

*Sei leise, wir werden beobachtet.* Alpha schmiegte sich mittlerweile schon fast so eng um Kira, das sie schon etwas Angst bekam, nicht zu ersticken. „Nicht so fest, du schnürst mir die Luft ab,“ keuchte sie. Sofort lockerte Alpha seine Umklammerung, aber nur geringfügig. Sie konnte hören, das Zeta in einiger Entfernung war, aber Alphas großer Leib verfälschten die Laute. Dann schrie Alpha plötzlich auf und seine Muskeln spannten sich an, als sein Kopf zu einem, für Kira unsichtbaren, Ziel herum ruckte. Ein gigantischer Feuerball verließ sein Maul. *Wir sind auf einem verfluchten Geisterschiff, das es sich offensichtlich in den Kopf gesetzt hat, alle Besatzungsmitglieder, die nicht fähig sind, auf dieses komische Zeug, was es Mana nennt, zuzugreifen, vernichtet.* Er knurrte wieder. *Es soll nur versuchen an dich heran zu kommen, dann zeige ich ihm noch mehr von meinem ‚Mana’* Finstere Entschlossenheit war in seinen Augen zu lesen.
 

So kalt, es war so ... furchtbar kalt. Selena war mittlerweile sogar schon unfähig noch mit den Zähnen zu klappern. Ihre Prothese sorgte nun zusätzlich dafür, dass sie Wärme verlor. Sie war so schrecklich müde, und irgendwo zwischen der Müdigkeit war ein falsches Gefühl der Wärme. Schlafen, sie musste einfach schlafen, dann wurde alles gut. Sie merkte schon gar nicht mehr, dass sie zu Boden stürzte.
 

Zeta schitt ein sauberes Viereck in die Tür und trat die Metallplatte heraus. Er sprang ihr sofort hinterher, das Schwert einfahrend. Es war schneidend kalt in dem Raum, und er sah Selena auf dem Boden liegen. Sofort hob er sie vom Boden auf.

„Selena, wach auf, hörst du?!“ schrie er. Die Kraft pulsierte stärker in ihm als jemals zuvor. „Foie!“ Ein Feuerball entstand vor Zeta und Selena in der Luft und heizte sie auf. Selena war erstaunlich leicht… naja, verglichen mit ihm war sie ja auch wirklich ziemlich klein.

„K…ka…lt. Mir… ist… so …kal..t,“ stammelte Selena schwach. Sie bewegte sich träge und schloss die Augen.

„Bleib wach, das ist ein Befehl! Foie! Foie!“ zwei weitere Feuerbälle umkreisten sie.

„Sie wird erfrieren, wenn sie kein Mana einsetzen kann…“ lispelte die Stimme der Lost Soul.

„Ich zerlege dich in deine Einzelteile und werfe dich ins nächst beste schwarze Loch, wenn Selena oder den anderen etwas passiert!“ zischte Zeta und rannte mit Selena in den Armen in den Reaktorraum. Auch hier schien das Schiff zu wüten, doch Alpha verteidigte Kira eisern. Das Schiff begann bereits nachzulassen. Besaß der Drache etwa Mana?

Zeta entdeckte eine verkohlte Stelle an der Wand und rannte zu ihr. Er legte Selena neben die verkohlte Stelle im Metall, es glühte dort noch fast.

Es zischte leise und roch nach verbrannten Federn, als Selena mit dem heißen Metall in Berührung kam. Doch sie zitterte immer noch, während der Raureif auf ihrem Körper begann zu schmelzen.

„Selena, bleib bei uns.“ flehte Zeta und ergriff sie an den Handgelenken. Schneidende Kälte schoss durch die Hand, die die Prothese berührt hatte. Zeta legte die Hände auf die Prothese und versuchte die Kälte zu unterdrücken. „Resta!“ Energie floss in die Protese, doch sie erwärmte sich nur ein kleines bisschen und wurde sofort wieder eisig kalt. Der Energiestoß war zu klein gewesen.

Zeta überlegte fieberhaft, seine Gedanken rasten. Seine linke wanderte in die Tasche seines Hemdes, und er umfasste eine kleine Kugel. Er zog die rote LuSe heraus und ihm kam eine zündende Idee.

Die Kraft floss direkt in das Gel der Kugel. Sie begann rot zu glühen, und er setzte sie in eine Vertiefung in Selenas Prothese ein.
 

Selena verfiel in eine art Dämmerzustand. Sie konnte immer noch spüren, wie die Kälte sich seinen Weg durch ihren Körper bahnte. Es war keine normale Kälte. Diese hier war anders. Zielgerichteter. Fast so, als wisse diese Kälte wohin sie müsste um Selena zu schädigen. Sie konnte zwar die Wärme spüren, auf der sie lag, aber diese erreichte die Kälte nicht, sondern wurde von dieser zurückgedrängt.

Doch dann veränderte sich etwas. Jemand machte sich an ihrer Prothese zu schaffen, soviel konnte sie noch spüren, und dann war da plötzlich ein merkwürdiges Kribbeln. Die Kälte schien kurz zu erstarren.

„Telepatris!“ flüsterte Zeta und baute eine Verbindung zu Selena auf. ‚Spüre die Kraft. Versuche nicht, sie zu zwingen, lass sie einfach fließen. Und dann sprich das Wort der Macht, das sie dir sagt.’

Entspannen, wenn man grade erfror, war leichter gesagt als getan. ‚Feura’. Mit einem Mal spürte Selena, wie aus dem kribbelnden Gefühl etwas entstand und die Kälte attackierte und langsam wurde sie zurückgedrängt. Selena wurde endlich wieder wärmer.
 

Ein kleines Heulen zog sich durch das Schiff. Ein Gesicht schälte sich aus der Wand hinter Zeta, fuhr an einem dicken Strang Kabel heraus und blickte ihn von hinten her an.

„Die, die das Mana nicht verwenden können, werden früher oder später verschwinden…“ lispelte das Gesicht. Zeta stand langsam auf und ballte die rechte Hand zur Faust.

Er fuhr schneller herum, als man mit bloßem Auge erkennen konnte, und versenkte seine Hand in dem Gesicht. Metallteile splitterten, und als Zeta seine Hand zurückzog, tropfte Blut zu Boden.

„Ich bin der Kapitän dieses Schiffes!“ rief er laut. „Und ICH sage, sie bleiben, ob sie nun Mana nutzen können oder nicht! Du hast mir zu gehorchen, Lost Soul, oder ich lasse dich leer in das Zentrum der Galaxie springen!“ Das Heulen wurde leiser und zu einem lispeln.

„Jawohl…Kapitän Zeta…“

„Versuche auch nur einmal Kira anzurühren und du brauchst keinen Sprung mehr ins Zentrum der Galaxie,“ knurrte Alpha durch das Com.

Feuer

Es dauerte, bis Alpha Kira wieder los ließ, das sie sich auf seinen Rücken ziehen konnte. Sie rückte ihr Badetuch grade. *Bitte bleibe bei mir, irgendetwas stimmt mit diesem Schiff nicht. Ich möchte nicht, dass dir etwas passiert.* Kira erwiderte erstmal nichts, zu sehr war sie dabei, Selbstchecks durchzuführen. Alpha hatte einen ziemlichen Druck auf ihre Beine ausgeübt und jetzt leuchteten die Schadensmeldungen wie ein Weihnachtsbaum. Sie waren zwar nur leicht, aber die Summe war es, die sie dazu anhielt, jetzt nichts zu überstürzen. Erstmal musste der Normalstatus wiederhergestellt werden. Das würde nur ein paar Minuten dauern. Besser, die Anderen wussten nichts davon.

Langsam ließ sie ihren Blick schweifen. Eine Wand war fast komplett Schwarz. Dort musste Alphas Feuerball eingeschlagen sein. Das Affenmädchen lag dort und zitterte. Zeta beugte sich über sie.

„Kann mir bitte mal einer sagen, was hier los ist?“
 

In diesem Moment stöhnte Selena auf und öffnete die Augen nur um im nächsten Augenblick aufzuschreien und hoch zu springen. Deutlich zeigten sich Brandblasen an den Stellen, wo sie mit dem heißen Metall in Berührung gekommen war.

Selena stürzte schreiend an Alpha und Kira vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen und verschanzte sich in Kiras Dusche, wo man schnell normales Wasser rauschen hören konnte. Leises Wimmern klang aus der Kabine.

Zeta folgte der Gryl so schnell er konnte. Er spürte die Kraft noch in sich.

„Resta!“ heilende Energieströme flossen aus ihm in die Technikerin. „Besser?“

Irgendwie fühlte Kira sich grade leicht ignoriert.

Selena schniefte. „Sagt mal spinnt ihr, was sollte das,“ fauchte sie. „Ich bin doch kein Brathähnchen.“ Sie verzog das Gesicht immer noch vor Schmerzen.

„Du warst am erfrieren. Hätte ich gleich gewusst wie das Schiff versucht hat dich zu töten, hätte ich dich nicht erst angebraten. Tut mir Leid.“

Selena starrte auf ihre Prothese, in der die rote LuSe steckte. Sie verzog das Gesicht. „Gut, das die Teile bei mir nicht mehr wirklich wirken…,“ murmelte sie leise. „Aber was hast du mit dem Ding angestellt?“ Ihre Schmerzen flauten immer weiter ab und Selena wagte es nun auch, das Wasser wieder abzudrehen. Sie war Patschnass.

„Ich habe die LuSe mit reinem Mana aufgeladen, welches sich auf deinen Geist übertragen hat. Das Gel speichert das Mana sehr gut ab.“ erklärte Zeta.

Selena starrte erneut auf die Kugel und seufzte. Für einen Moment hatte sie sich eine neue Geschäftsidee erhofft, aber dazu bräuchte sie Zugang zum Mana, und bisher schien außer Zeta keiner den zu haben und ihn konnte sie für diese Sache nicht belagern. Wenn dann musste das in Massenproduktion machbar sein.

Zeta entging der Blick der Gryl nicht. „Ich habe die Baupläne der Mana-Implantate im Kopf. Wenn ich sie dir gebe, dürfte es dir möglich sein, zwei Stück herzustellen. Eines für dich und eines für Kira… außer du möchtest für den Rest deiner Piratenzeit nur auf Alpha rumhängen, Kira.“

„Ich könnte mir nichts schöneres vorstellen,“ kam es von Alpha über das Com. Er verzog sein Maul zu einem Grinsen. Kira knuffte ihn gegen den Hals, achtete dabei aber darauf, nicht seine Wunde zu treffen.

Nachdenklich sah sich Selena ihre ehemals verbrannten Stellen an. „Vielleicht bleibt uns echt nichts anderes übrig. Ich habe keine Lust darauf, noch einmal solch eine grauenvolle Erfahrung zu machen.“ Dennoch zweifelte sie daran, ob sie die richtigen Implantate hinbekäme, zwar bastelte sie gerne und viel, aber das bezog sich meistens auf Computer oder ihre LuSes. Letztere wurden nur kurzfristig benutzt und konnten jederzeit ohne Probleme entfernt werden. Etwas, was später Leute, darunter sie selbst, auf Dauer im Körper tragen, man nicht mehr so schnell entfernen konnte, und was ihr Überleben sichern sollte … Selenas Handflächen wurden feucht.

„Die Implantate herzustellen ist leichter, als es sich anhört. Sie aktivieren lediglich verborgene Ströme im Körper und somit die alte Kraft des Manas. Da kann nichts schief gehen… wer es schafft LuSe her zu stellen, kann auch einen Manachip bauen, keine Angst. Die rote LuSe hat noch Energie für ungefähr einen Tag, so lange bist du vor der Lost Soul sicher. Ich hau mich wieder aufs Ohr… wenn du noch etwas brauchst, sag bescheid…“ Zeta gähnte herzhaft. Er wollte einfach nur noch möglichst lange schlafen. Sie würden sowieso noch einige Zeit im Hyperraum sein.
 

Selena schluckte. „Das wird nicht einfach, ich weiß nicht, ob ich es in einem Tag schaffe. Implantate sind absolutes Neuland, zudem bin ich mir nicht sicher, ob ich die richtigen Instrumente dafür besitze.“ Sie drehte sich zu Alpha um und musterte Kira kühl, bevor sie in ihr Zimmer schritt und darin verschwand. Sie verriegelte die Türe.
 

„Und nun?“ Kira sah zu Alpha. *Jetzt warten wir.* - „Schön,“ Kiras Stimme klang alles andere als entspannt, „aber vorher brauche ich was anderes zum Anziehen.“ Sie deutete auf ihr Badetuch.

Nur zögerlich ließ Alpha sie gehen, nachdem ihre Beine wieder ihren Dienst verrichten konnten und Kira schritt zu ihrem Zimmer. Auf dem Tisch lag eine schwarze Uniform, die sie nun zum ersten Mal erblickte, aber schon an Zeta und Selena gesehen hatte.

Mit einem Seufzen zog Kira sich um, und kehrte zu Alpha zurück. Sie wunderte sich schon nicht mehr, das Alpha sich wieder um sie herum legte. „Jetzt weiß ich immer noch nicht, was hier eigentlich los ist, seufzte Kira leise. *Es scheint so, als wäre etwas in diesem Schiff, was alle Personen, die kein ‚Mana’ benutzen können, eliminiert.* Zumindest meinte Alpha es so verstanden zu haben. „Na wir haben vielleicht ein Talent entwickelt, vom Regen in die Traufe zu geraten,“ Kira schwieg und irgendwann übermannte sie der Schlaf, während Alpha auch weiterhin über sie wachte.
 

„Ist du Luft rein?“ – „Seiht so aus.“ – „Dann los.“ Drei geisterhafte Wesen, alle Menschlich, lösten sich aus der Wand. Sie trugen zerlumpte Kleidung und pirschten sich an der Wand entlang, möglichst weit um Alpha herum, der sie mit Argusaugen überwachte, zu der Stelle wo er das Metall verbrannt hatte. Dort ließen sie sich nieder und holten geisterhafte Stecken sowie Nebelartige Dinger, die entfernt an Würste erinnerten hervor, spießten die ‚Würste’ auf die Stecken und hielten das Ganze an das heiße Metall, so wie man Würste über einem Feuer braten wollte. „Riecht das nicht herrlich?“ – „Jaaa,“ antworteten die Beiden anderen.

Nur das Alpha keinen Geruch wahrnehmen konnte. Er knurrte, möglichst leise, um Kira nicht zu wecken. Diebisch grinsend drehten sich die Geister zu ihm um. „Groll du nur, irgendwann wird deine Freundin auch vom Seelenfresser verschlungen werden. Dann gehört sie zu uns, ein ruheloser Geist der an dieses Schiff gefesselt ist.“

Alphas Schwanz peitschte vor und ließ die Geister zerfasern. „Och… schade um die schönen Würstchen,“ meinte einer noch, bevor sie sich in Nebelfäden auflösten.

Mana

Kurz nachdem er Selena die Pläne übermittelt hatte, war Zeta auch schon eingeschlafen. Und jetzt, einige Stunden später, weckte ihn die Lost Soul wieder, doch diesmal nicht weil sie ihn umlegen wollte.

„Captain, wir empfangen einen Funkspruch auf der Frequenz der Piraten.“ piepte das Schiff in Zetas Com. Der Cyborg gähnte herzhaft und setzte sich auf.

„Schalt mich durch, Lost Soul.“ Das Schiff fuhr einen Monitor aus der Wand. Das Bild zeigte einen Mann, der ihm ziemlich bekannt vor kam, auch wenn er nicht sagen konnte woher. Er war so breit wie groß und äußerst fettleibig.

„Das ist ein Notruf. Ich bin ein Gefangener von Akram. Wir befinden uns zur zeit auf Position 91:3657:1326. Das Schiff lädt seinen Hyperraumkern für einen Sprung in den Andromeda-Nebel auf. Wer mich hier raus holt, dem werde ich perfekte Mana-Implantate herstellen. Ich stelle das Gerät auf eine Dauerschleife. Das Schiff, auf dem ich bin, ist ein Sternenzerstörer.

Das ist ein Notruf. Ich bin…“

„Lost Soul, Verbindung schließen.“ Zeta stand auf und aktivierte seinen Com.

„An alle. Wir haben ein neues Ziel. Jemand hat einen Notruf an die Piraten gesendet und bietet Mana-Implantate an. Kommt zum Cockpit.“
 

Kira schreckte hoch. Sie fühlte sich wie gerädert. Für einen Moment wusste sie nicht, wo sie sich befand, dann spürte sie Alpha um sich herum, und langsam erinnerte sie sich. Kira stöhnte. „Ich dachte das wäre ein schlechter Traum.“ - *Nicht immer ist alles so, wie wir es uns wünschen.* Langsam stand Kira auf, und Alpha wich etwas zur Seite, damit sie heraustreten konnte. Dennoch blieb er äußerst Wachsam.

Auf ihrem Weg zum Cockpit kam Kira an der verbrannten Metallwand vorbei. Sie hob eine Augenbraue, da sie außer, dem blanken, nun schwarzen, Metall nichts entdecken konnte.

Die Cockpittür, welche wieder in Ordnung war, so als hätte sie nie Kontakt mit Zetas Energieklinge gehabt, wollte zuerst nicht auf gehen, als jedoch Alpha knurrte, öffnete sie sich. Fragend drehte Kira sich um. „Was hat das zu bedeuten?“ - *Nichts, worüber du dir Gedanken machen müsstest,* antwortete Alpha knapp.
 

Selena lag auf ihrem Werktisch. Eine kleine Sabberlache hatte sich auf der Platte gebildet, als sie den Kopf hoch. Überall lagen Werkzeuge verstreut herum. Nicht wenige Dinge waren ihrem Ursprungsplatz weiter entfernt als zuvor und zeugten von einigen Wutausbrüchen. Selena hatte es beim besten Willen nicht geschafft etwas herzustellen indem man Mana abrufen oder auch speichern konnte. Was durchaus auch daran lag, das sie absolut keinen Plan besaß, wie man so etwas bewerkstelligen sollte.

„Wasis?“ murmelte sie träge ins Com und schlurfte aus ihrem Zimmer. Ihre Sachen hingen schief und von einer Frisur waren ihre Haare weit entfernt.

Einen kurzen Seitenblick auf Alpha und dann war Selena im Cockpit. Missmutig sah sie Kira an, die immer noch vor ihrem Sessel stand, so als habe sie Angst davor sich darauf niederzulassen und ließ sich selbst auf ihren Stuhl fallen.

„Also.“ Zeta drehte seinen Stuhl herum und blickte die drei an. „Folgendes. Die Lost Soul hat einen Funkspruch aufgefangen, in der jemand um Befreiung bittet und im Austausch Mana-Implantate anbietet. Er wird von Akram gefangen gehalten.

Die gute Nachricht: Das Schiff auf dem er ist will in den Andromeda-Nebel springen, das heißt es dauert eine Woche bis der Hyperraumantrieb aufgeladen und die Koordinaten richtig berechnet sind, zumindest wenn die Besatzung des Schiffes nicht im leeren Raum zwischen den Galaxien landen will. Ich sage nur Raumexpansion.

Die schlechte Nachricht: Es ist ein Sternenzerstörer.

Die Entscheidung kann ich nicht alleine treffen. Greifen wir an, oder suchen wir einen anderen Weg?“

„Nein.“ Kira versteifte sich. „4 gegen einen ganzen Sternenzerstörer, das wäre glatter Selbstmord. Ich…“ – „Wir haben nicht viele Alternativen,“ schnitt Selena ihr einfach das Wort ab. „Ich bin nicht in der Lage solch ein Mana-Implantat herzustellen, und selbst wenn, wir müssten die Dinger erst testen und das dauert lange, vielleicht zu lange…“ Sie blickte unsicher auf das Schiff.

„Es kann doch nicht angehen, das wir uns nur, wegen ein paar dummen Implantaten mit einem Sternenzerstörer anlegen. Da sterben wir dann auch.“ – „Ich muss Kira recht geben. Unsere Chancen gegen solch ein Schiff schätze ich auch eher als gering ein,“ schloß sich Alpha Kira an.

„Zwei gegen zwei. Wir werden wohl einen anderen…“

„Es gibt keinen anderen Weg.“ sagte eine weitere Stimme. Aus dem nichts im Raum materialisierte sich ein durchscheinendes Mädchen. „Wenn ihr überleben wollt… entert das Schiff…“ sie schwebte zu Zeta herüber. „Finde den Hauptrechner des Schiffes. Suche… den… Ort…“ Karins Gestalt verschwamm langsam.

„Geh nicht!“ Zeta sprang auf, doch die Gestalt seiner Schwester löste sich auf.

„Also 3:2. Ich werde dann mal den Kurs ändern.“ Selena zuckte mit den Schultern. „Woha, warte mal, das da willst du doch nicht als Stimme zählen, oder?“ Kira blickte das Affenmädchen entsetzt an.

„…Wenn Karin sagt es ist die einzige Möglichkeit, wird sie wohl recht haben. Selena, Hyperraum verlassen und Kurs setzen auf 91:3657:1326, System Sol.“ sagte Zeta und setzte sich wieder. Sein Sitz drehte sich wieder nach vorne zur Scheibe, durch die man immer noch den blauen, schnell dahin gleitenden Hyperraum sah. Zetas Augen glänzten.

„Ihr macht einen Fehler. Einfach einer Erscheinung zu glauben.“ Kira verließ das Cockpit ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Es würde ihnen jetzt wohl doch keine Wahl bleiben und sollte es zum Kampf kommen, musste sie sich vorbereiten.

Langsam ließ sie sich neben Alpha auf den Boden sinken und sah ihn an. Sie seufzte leise, bevor sie die Augen schloss und ihren Geist leerte.
 

„Sie ist mehr als eine Erscheinung. Ich weiß es. Sie ist nicht tot.“ Zetas Stimme war nicht mehr als ein ersticktes Flüstern, seine Hände umkrallten die Lehnen seines Sitzes.

Selena war aufgestanden und legte Zeta vorsichtig eine Hand auf die Schulter. „Ich wünsche dir Hoffnung. Auf mich kannst du auf jeden Fall zählen.“ Das Affenmädchen versuchte zu lächeln. „Aber wir sollten uns vielleicht auch noch Gedanken machen, wie wir überleben, bis wir dieses Schiff erreichen. Immerhin sinnt dieser Raumer hier anscheinend immer noch nach unseren Leben.“

„Danke.“ murmelte Zeta. „Lost Soul, aus welchem Grund wurdest du gebaut?“

„Um die Magier zu schützen und die unwürdigen Nichtmagier zu vernichten.“ lispelte die dünne Stimme der KI des Schiffes.

„Also wirst du uns nicht behindern, wenn wir den Sternenzerstörer angreifen, da ansonsten Magier in Gefahr geraten?“

„Exakt.“

„Wie groß sind unsere Chancen gegen einen Sternenzerstörer zu bestehen?“

„Daten werden geladen…“ es dauerte kurz, bis das Schiff wieder antwortete. „Die Chancen stehen gut, sofern der Zerstörer schnell erreicht wird. Die Waffen eines Sternenzerstörers können mich kaum treffen.“

„Also… sieht so aus als müssten wir alle den Sternenzerstörer stürmen, weder du noch Kira können allein auf dem Schiff bleiben. Wird Zeit, neuen Kurs zu setzen. Koordinaten sind auf deinem Terminal, Selena.“ Zeta versuchte, möglichst nicht mehr an seine Schwester zu denken.

Selena ging zu ihrem Terminal zurück und blickte darauf. „Die Frage ist nur, ob Kira nicht zu einem Problem werden könnte.“ In ihren Augen blitzte es kurz auf. Dann nahm sie einige Schaltungen vor.

Sie fielen kurz aus dem Hyperraum um dann genauso schnell wieder zu verschwinden, wie sie aufgetaucht waren.

„Wir können Kira vertrauen, da bin ich mir sicher. Sie versteht nur nicht, wieso wir zu diesem Zerstörer fliegen. Sie weiß nicht… sie weiß nicht wer Karin ist.“

Selena schüttelte den Kopf. „Sie ist Terranerin. Man hat es doch eben gut sehen können. Sie stellt ihr Wohl über das der Anderen.“ Das Affenmädchen schloss die Augen. „Ich hoffe nur, wir kommen nicht in eine Situation, wo wir auf ihre Hilfe angewiesen sind.“ In ihrer Stimme schwang Verachtung mit.

„Sie ist eine Terranerin. Und ich bin ein Akranyrier. Auch nicht viel besser, oder? Die Gencodes unserer Rassen sind sich so ähnlich, das man sie fast als gleich bezeichnen könnte. Du darfst nicht in Stereotypen verfallen.“

„Sie lässt sich einfach zu sehr von ihren Gefühlen beeinflussen. Heute guter Freund, morgen schlimmster Feind…“ Selena legte ihre Beine auf die Konsole. „Aber wir haben immer noch nicht das Problem gelöst mit dem Schiff. Wir werden noch ein Weilchen unterwegs sein, bis wir den Schlachtraumer erreichen. Was hält die Lost Soul davon ab, uns doch noch zu ‚vernaschen,’ sie spuckte das letzte Wort aus. „Theoretisch müsste sie nur darauf warten, dass du grade nicht aufpassen kannst, und dann?“

Zeta strich sich nachdenklich mit der rechten Hand übers Kinn.

„Gute Frage. Weder ich noch Alpha werden die drei Tage bis zu unserer Ankunft dauerhaft wach und einsatzfähig sein können.“ - „Alpha? Seit wann können Lindwürmer Mana wirken?“ Skeptisch sah Selena zu Zeta hinüber.

„Frag mich etwas Leichteres. Aber ich kann das Mana in seinen Augen sehen. Jeder Magier kann andere Magier erkennen. Bei besonders starken Magiern strahlen nicht nur die Augen, sondern der ganze Körper.“ – „Weiß er es? Ich meine… Wenn ich gesehen habe, wie schnell du hast Wunden verschwinden lassen und er hängt noch mit seiner Verletzung rum.“ - „Ich werde mal kurz mit ihnen reden.“ Zeta stand auf und ging zur Tür. „Lost Soul, versuch es erst gar nicht. Wenn du Selena angreifst, bin ich binnen zwei Sekunden wieder hier.“
 

Zeta ging auf Alpha zu. Kira schien auf den ersten Blick zu schlafen, doch die Scanner seiner Augen sagten etwas anderes.

„Kira, Alpha, ich muss mit euch reden.“ Zeta lehnte sich gegen das Geländer, das den Reaktor umgab, und blickte die beiden an.

„Erstens. Alpha, du hast Mana in dir. Sonst hätte das Schiff mit seinen Versuchen, dich und Kira zu töten, nicht aufgehört.“ er sah dem Drachen in die Augen und sah ganz klar, wie sie leicht leuchteten. Doch wer wusste schon, wie schnell diese Kraft ansteigen konnte?

„Mana? Was ist dieses Mana?“ kam es aus dem Com. Alpha schaute fragend zu Zeta. Kira hatte gespürt, das sich ihnen jemand näherte und unterbrach ihre Meditation, jedoch ohne die Augen zu öffnen. Erst sollte Alphas Frage beantwortet werden, dann würde sie sprechen.

„Mana ist die geheime Kraft des Geistes, die jedes denkende Wesen durchfließt. Sie übersteigt die Grenzen des Möglichen und setzt Kräfte frei, die über den Naturgesetzen stehen. Heilungen, Blitzschläge, Feuerbälle, Teleportationen, all das ist die Kraft des Manas. Die Magie.“ erklärte Zeta so gut er konnte. „Warum hat sie dann nicht jeder?,“ war die nächste Frage von Alpha. Er sah kurz zu Kira.

„Das weiß niemand. man vermutet, die Manaströme sind zu tief im Geist verborgen. Deswegen braucht man normalerweise Mana-Implantate, um sie zu aktivieren. Die Technologie dafür wurde aus alten Texten der Ruinen auf Akram gewonnen. Die Wesen, die damals dort lebten, konnten von Natur aus Magie wirken. Und sowohl ich als auch meine Schwester haben das Mana in uns. Woher… keine Ahnung.“

„Warum ich? Ich bin doch nur ein Produkt einer großen Genkombination… Und was ist das mit deiner Schwester? Wer ist sie?“ – „Alpha zieh dich nicht selbst so herab.“ Kira schlug die Augen auf, und strich ihm langsam über den langen Hals, der sich in Reichweite befand. „Du bist mein Partner. Der beste Partner, den ich mir je wünschen könnte.“ Für einen Moment lag etwas Schmerz in Alphas Augen, doch dieser verschwand genauso schnell, wie er gekommen war.

„Meine Schwester… ihr habt sie beide schon gesehen. Die Erscheinung. Das ist Karin gewesen.“ Zeta blickte zu Boden. „Was ist mit ihr passiert, und was war das Andere, worüber du mit uns reden wolltest?“ nun übernahm Kira wieder das sprechen.

„Mana-Extraktion. Man hat ihr die Kraft ihres Geistes ausgesaugt. Doch sie lebt. Ich weiß es!“ Zetas Stimme war leicht zittrig geworden. „Das… das wollte ich euch nur noch sagen. Damit ihr versteht, wieso ich unbedingt auf diesen Zerstörer muss. Dort werden Informationen sein, wo sie ist. Ich muss sie retten.“ – „Mana-Extraktion. Hört sich auf keinen Fall erstrebenswert an.“ Kira seufzte. „Das wir uns aber nur wegen Informationen mit einem der stärkeren Schiffe von Akram anlegen müssen … Wir sind grade mal 4 Personen. Auf solchen Schiffen sind mehrere Hundertschaften stationiert, von den Abfangjägern und den Geschützen mal ganz zu schweigen. Ich weiß nicht, wie gut ihr derzeitiger Stand zum Aufspüren von Tarntechnologie ist.“ Sie sah wieder zu Alpha und seufzte leise. „Selbst wenn es uns gelänge in das Innere zu kommen, Alpha kann uns nicht ewig schützen, er ist zu groß für die normalen Gänge.“

Zeta zog sein Schwert schneller, als es das menschliche Auge sehen konnte. „Alpha ist nicht der einzige, der es mit den Cyborgs von Akram aufnehmen kann. Wenn es sein muss, zerlege ich den gesamten Sternenzerstörer im Alleingang, um meine Schwester zu retten.“

Kira lächelte müde. „Ich habe viele so reden hören und noch mehr sterben sehen. Für Familie und Vaterland.“ – „Du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass ich Kira bei so einem Himmelfahrtskommando alleine lasse?“ Alpha knurrte.

„Wir werden nicht blindlings angreifen. Immerhin ist System Sol einer der Außenposten Akrams und somit stark bewacht. Ich habe mir schon einige Pläne ausgedacht… aber das meiste wird Improvisieren sein.“ Zeta fuhr sein Schwert wieder ein und hängte sich den Griff an den Gürtel. „Wäre doch gelacht, wenn wir nicht mit ein paar mechanischen Idioten auf einem Schiff fertig werden.“ Kira verkniff sich eine Antwort. „Hört sich nach einem echten Abenteuer an.“ Ihre Stimme klang sarkastisch. „Wir können es natürlich auch lassen. Dann frisst uns ja nur das Schiff auf.“ Zeta ging zurück zum Cockpit, ohne ein weiteres Wort zu verlieren.

*Das war jetzt ziemlich unfair von dir,* schollt Alpha sie. „Warum?“ - *Hast du nicht seinen inneren Kampf bemerkt, schon die ganze Zeit. Er hängt an seiner Schwester, so wie du an mir hängst und er würde alles für sie tun, so wie ich für dich. Er will sie wieder finden, koste es was es wolle und wir sollten ihm dabei helfen.* - „Aber ich habe Angst,“ Kira fiel es schwer, das zuzugeben. „Für mich ist das, wie ein Flug in den Tod. *Noch bin ich bei dir. Und solange dies so ist, werde ich nicht von deiner Seite weichen.* Kira stutzte. „Noch?“ Alpha schwieg kurz. *Ein Versprecher,* meinte er lapidar und rückte näher an Kira heran.

Unwürdig?

Zeta rieb sich die Augen. Gut zehn Stunden waren seit seinem Gespräch mit Kira und Alpha verstrichen. Er und Selena hatten sich darauf geeinigt, das Cockpit nur kurz und wenn es unbedingt sein musste zu verlassen, um der Lost Soul keine Chance zu geben anzugreifen.

„Ich hol schnell eine neue Kanne Kaffee.“ murmelte Zeta, stand auf und ging schnell zum Vorratsraum.

Ein kleiner Tisch stand in diesem. Zeta ließ eine kleine Pille in eine Kanne fallen, diese platzte auf und gab zwei Liter komprimierten Kaffee frei, welcher sofort die Kanne ausfüllte. Zeta stellte sie auf den Schnellkocher, zwei Sekunden später blubberte das koffeinhaltige Getränk.

Der Cyborg nahm die Kanne, drehte sich um und ließ sie fast fallen, als das mechanische Gesicht der Lost Soul direkt vor ihm schwebte, an seinen Kabeln gehalten.

„Du darfst die Unwürdigen nicht beschützen, Captain. Sie sind unwürdig und neidisch auf deine Macht. Sie werden versuchen, sie dir zu nehmen.“ lispelte das Gesicht.

„Niemals. Sie sind nicht einfach nur meine Crewmitglieder. Sie vertrauen mir, und sie sind meine Freunde.“

„Du kennst diese Bastlerin doch kaum. Nach meinen Daten kann man da noch nicht von einem Freund sprechen.“

„Freundschaft ist nichts, das man an Daten festmachen kann. Es ist ein Gefühl! Aber was versuche ich eigentlich, einer KI zu erklären was ein Freund ist. Und übrigens, bis vor ein paar Tagen war ich selbst noch ein ‚Unwürdiger’.“ er schritt an dem Gesicht vorbei zur Tür, öffnete sie und ging zurück zum Cockpit.

„Irgend etwas nicht in Ordnung?“ Selena drehte den Sessel etwas, als sie hörte, dass jemand herein kam. „Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.“ - „Metallfratze hat gesprochen.“ sagte Zeta trocken. „Dieses verdammte Schiff denkt wirklich, du wärst hinter der Macht des Manas her. Es versteht die Bedeutung des Wortes ‚Freundschaft’ nicht. Und Freunde sind wir ja wohl.“ Selena schwieg, ihr gefiel es nicht, dass das Schiff sie als ‚Feind’ sah. „Ich fürchte nur, wir werden es bestimmt nicht vom Gegenteil überzeugen können…“
 

Alpha hatte sich wieder zusammengerollt und blickte träge zur Decke. Kira drehte einige Runden um ihn herum. Dabei integrierte sie einige Auflockerungsübungen mit Schattenboxen. Ihr Körper glänzte Schweißfeucht an den Stellen wo sie noch normale Haut hatte. „Ich wünschte die hätten hier einen richtigen Trainingsraum.“ Kira ließ sich auf dem Boden nieder und begann mit Liegestütze.

Nach etwa einer halben Stunde beendete Kira ihr Training. Sie atmete ein klein wenig schneller, ein gutes Zeichen. „Ich bin mal duschen.“ Sie lächelte Alpha zu und schritt in ihren Raum.

Kira warf ihre verschwitzte Uniform in einen kleinen Behälter, der sofort zu Leben erwachte. Wenn sie die Dusche verließ, würde ihre Uniform gereinigt und gefaltet auf sie warten.

Diesmal entschied Kira sich für eine Wasserdusche und stellte den Strahl hart ein.
 

Alpha ließ seinen Kopf auf den Boden sinken. Er seufzte leise. „Warum lässt du zu, das eine ‚Unwürdige’ dich ausnutzt?“ Alphas Kopf fuhr hoch. Unter der Decke baumelte plötzlich ein metallenes Gesicht. Schläuche und Kabel hielten es, die sich bewegten, so als führen sie ein eigenes Leben. Alpha knurrte. „Ist das alles? Macht es dir etwa Freude einer ‚Unwürdigen’ zu dienen, ohne selbst dein wahres Ich auszuleben?“ – „Wer bist du, und was willst du?“ – „Ich bin das Schiff. Ich werde dir helfen, diese ‚Unwürdige’ zu beseitigen, dann bist du frei, wieder dein eigener Herr. Schau doch, wie sie dich allein gelassen hat, als es dir schlecht ging.“ – „Wage dich Kira etwas anzutun.“ Alphas Knurren wurde lauter und übertönte nun das Wasser. Das Metallgesicht schüttelte sich, so als wolle es verneinen. „Sie hat dich vollkommen unter ihren Fittichen, vielleicht wird es Zeit, dass ich, zu deinem Wohle, einschrei…“ Weiter kam das Schiff nicht, und ein neuer Brandfleck zierte, nun die Decke. Ein Teil des Metallgesichtes war geschmolzen und der Rest zog sich hastig zurück. „Wenn du noch einmal versucht einen Keil zwischen Kira und mich zu treiben, werde ich keine Rücksicht mehr nehmen.“

„Alpha, ist was?“ Kira hatte das Wasser abgestellt und blickte, mit tropfenden Haaren, aus der Dusche. „Nein. Scheint nur das unsere Technikerin mal nach der Decke schauen sollte, da ist eben was durchgebrannt.“ – „Was erwartest du? Es hat, vom Aussehen her, ja auch schon einiges auf dem Buckel.“ Kira trat aus der Kabine und begann einige Übergangsstellen, zwischen Haut und Metall, mit einer Salbe einzureiben. Diese half, dass die schmalen Narben nicht so zwickten. „Alpha, haben wir noch etwas von der Salbe?“ Der Lindwurm schüttelte den Kopf. Kira seufzte und kleidete sich an.
 

Der Hauptrechner summte leise, als die Lost Soul versuchte, die Daten zu entschlüsseln, die sie gesammelt hatte. Doch immer wieder stieß sie auf Fehler und irrationales Verhalten, für das sie erst neue Formeln aufstellen musste. Als sie schließlich so gut wie fertig war, hatte die LS eine negative Zahl, aus der sie die Wurzel ziehen musste, um das Verhalten deuten zu können.

‚Analyse abgebrochen. Keine Erklärung möglich.’ Die größten Rätsel dabei waren die Tatsache, dass Alpha Kira nicht als Feindin betrachtete, eher als die beste Freundin, und das Zeta Selena als eine gute Freundin sah, trotz der erst kurzen Zeit. Die Wörter Freundschaft, Vertrauen und auch Liebe waren zwar mit einem Vermerk in den Daten der Lost Soul, aber sie waren nur unzureichend erklärt. Die KI verstand es einfach nicht.
 

Langsam ließ sich Kira wieder an Alphas Seite sinken. Ihre nassen Haare hinterließen feuchte Spuren auf seinen Schuppen. „Hey du großes Ferkel, jetzt sehe ich erst, wie schmutzig du doch bist,“ schimpfte sie leise und erhob sich erneute.

Kira verschwand in ihrem Zimmer und begann zu kramen, bis sie mit einem Handtuch, einer großen Schüssel und einem kleinen Haken zurückkehrte. „Waschtag,“ grinste Kira ihn an. Alpha verzog das Gesicht. „Keine Widerrede. Du entkommst mir eh nicht.“ Das Handtuch landete in der Schüssel. Kira wrang es sorgfältig aus. „Also? Die sanfte, oder die harte Tour?“ In ihrem Gesicht lag ein fieses Grinsen. Alpha gab ein gespieltes Schnaufen von sich, was Kira dazu veranlasste ihm das Handtuch um den Hals zu werfen. Mit einem leisen Schlachtruf schwang sie sich auf seinen Rücken und begann die Schuppen zu bearbeiten.
 

Zeta gähnte erneut und schlürfte einen Schluck Kaffee. Er schaltete die Übertragung auf die Kamera im Reaktorraum. Dort bot sich ihm ein komisches Bild auf dem kleinen, schwebenden Hologram-Bildschirm der vor seinem Stuhl aufbaute.

„Selena, schalt mal den Bildschirm vor dir auf den Reaktorraum.“ sagte er grinsend. „Hö?“ Selena gab einen undefinierbaren Laut von sich, kam der Aufforderung dann aber nach. „Sag mal, was treiben die da? Langeweile?“

Kira war immer weiter vorgerutscht, bis sie mit einem leisen Schrei nach unten fiel. Sofort war Alphas Klaue da, um sie aufzufangen, was diese dazu nutzte die Krallen mit dem Handtuch zu bearbeiten.

Schon jetzt hatte das Handtuch gelitten, und das wurde mit jeder Minute, die sie weitermachte, nicht besser.
 

„Sieht nach Waschtag für unsren Lindwurm aus.“ Selena schüttelte den Kopf. Warum nutzt sie dazu nicht die Wandlungsfähigkeiten dieses Schiffes, da wäre doch sicherlich etwas dabei, womit es schneller gehen würde. So ist sie ja noch ewig beschäftigt, vom Materialverlust mal ganz zu schweigen.“ Eben zerriss das Handtuch in zwei Teile und Alpha grinste breit. Doch Kira schien das nicht zu stören, stattdessen tauchte sie beide Hälften wieder in die Schüssel und wusch ihm einmal kräftig den Kopf. Wobei sie ihn, grade am Übergang vom Hals besonders lange kraulte.

„Tja, es scheint den beiden ziemlichen Spaß zu machen. Praktisch wenn du so was wie Waschen nicht brauchst. Zylonen schwitzen zwar, aber klebrige Haut oder Körpergeruch hat meine Cyborg-Serie nicht. Noch etwas, das mich unmenschlich macht.“ Zeta seufzte. Er war alles andere als ein Mensch. Was an ihm war schon noch menschlich? Sein Aussehen. Das war es dann auch schon.
 

Alpha hatte Kira mit einem Trick eine der Hälften entwendet und diese in der Schüssel versenkt. Aus der ursprünglichen Alpha-Putzaktion entwickelte sich langsam, aber sicher, eine kleine Wasserschlacht, und das, obwohl erst ein kleiner Teil von ihm gesäubert worden war.

„Hey, ich muss dich noch …“ Das Handtuch verschluckte die Reste von Kiras Protest, als es sich um ihren Kopf wickelte. Sie griff nach der Schüssel und goss Alpha den ganzen Inhalt ins Gesicht.

Dieser hustete und prustete laut und schüttelte sich, das die Wassertropfen nur so flogen. Kira hatte unterdessen beide Handtuchhälften wieder an sich gebracht und rannte zurück in ihr Zimmer um die Schüssel erneut zu füllen. „So Klauen her, bevor ich weitermache.“ Kira griff nach dem Haken und begann die Übergänge zwischen Klaue und Schuppen zu säubern. Das sie mittlerweile wieder patschnass war, interessierte Kira nicht wirklich.
 

‚Freude.’ Eintrag nicht gefunden. ‚Spaß.’ irrationales Verhalten Unwürdiger. ‚Freundschaft.’ nicht existentes Gefühl unter Magiern. Unwürdige denken, Freundschaft verbindet sie. ‚Liebe.’ Irrationales Gefühl. Erklärungen werden mit dem Tod bestraft. ‚Vertrauen.’ Eine nicht handfeste Verbindung Unwürdiger.

Der Hauptrechner piepste ganz kurz. Die KI dachte darüber nach, die Einträge vielleicht umzuschreiben.

Vergänglichkeit

Zeta schreckte hoch. Er war wohl kurz eingenickt. Er schollt sich selbst in Gedanken und blickte sofort zu Selena. Auch sie schien eingeschlafen zu sein, ihre Biowerte waren normal. Bei einem Blick auf seinen kleinen Bildschirm sah er einen frisch gewaschenen Lindwurm und eine schlafende Kira.

Alpha hatte seinen Kopf auf den Boden gelegt und sah Kira beim Schlafen zu. Was er dachte, behielt er im Moment lieber für sich. Es waren Gedanken, die er Kira sicherlich nicht offenbaren würde. Er wollte nicht, dass sie noch mehr litt. Alpha seufzte leise dann blickte er Richtung Cockpit. „Zeta ich muss mit dir reden. Alleine.“ Zeta griff sich an das rechte Ohr und aktivierte seinen Com. „Was gibt’s, Alpha?“ fragte er leise, um Selena nicht zu wecken.

Alpha wartete kurz ab, bevor er fortfuhr. „Ich werde nicht mehr lange für Kira da sein können.“

Das Verschlug nun Zeta einen Moment die Sprache. „Wieso? Bist du krank? Oder liegt es an deinen Energiezellen?“ - „Nein, an keins von Beidem, wobei wohl meine Energiezellen früher oder später eh ihren Geist aufgeben werden. Sie sind nicht für die Ewigkeit gemacht… genauso wie der Rest meines Körpers.“ Alpha seufzte leise. „Man hat bei uns ein Verfahren zur beschleunigten Zellteilung angewandt, um uns direkt ins ‚Erwachsenenalter’ durchzubringen. Doch diesen Vorgang kann man nur bedingt verlangsamen. Ich altere um einiges schneller als ihr, auch wenn man es nicht sehen kann.“

Zeta piff leise durch die Zähne. „Verdammt. Weiß Kira das auch?“ – „Nein. Die Forscher haben es ihr nicht gesagt und ich werde den Teufel tun. Ich möchte nicht, dass sie sich damit belastet.“ - „Dann werde ich es ihr erst recht nicht erzählen. Doch was soll ich tun? Wenn du stirbst, würde es mich nicht wundern, wenn sie dir sofort folgen würde. Eure Verbindung ist so stark, das es dazu wohl nicht einmal einer Waffe benötigen würde.“ – „Es gibt eine Möglichkeit diese Verbindung vorzeitig zu lösen. Wenn es an der Zeit ist, werde ich es dir sagen, wie. Dies wird bei den Reitern standardmäßig integriert. Es dürfte zwar ein gewisser Schock für sie dabei sein, aber es hindert sie daran, dass sie sich etwas antut, bevor man sie zu Spezialisten gebracht hat.“ Alphas gedankliche Stimme war bitter geworden.

Zeta sagte lange Zeit nichts. Alpha und Kira waren jetzt schon seit einigen Tagen seine Begleiter, und auch wenn er es nicht zugeben würde, er mochte die Riesenhandtasche doch irgendwie.„Denken wir einfach nicht daran, bis es soweit ist. Sobald wir diesen Kreuzer gestürmt haben und Kira und Selena Mana-Implantate besorgt haben, genießen wir einfach unser freies Leben als Gesetzlose.“

Alpha drehte den Kopf vom Cockpit weg und sah wieder zu Kira. Er seufzte leise und bettet ihn dann so, dass er sich unmittelbar vor ihr befand. Traurig blickte er sie an. Sie sah so friedlich aus, wenn sie schlief. Alpha tat es in der Seele weh, dass er ihr, in nicht all zu ferner Zukunft, solche Schmerzen bereiten würde. Irgendwann übermannte ihn die Müdigkeit und er schlief ein.
 

Kurz nachdem Alpha eingeschlafen war, erwachte Kira. Sie öffnete die Augen und blickte dann nachdenklich drein. Irgendwie wirkte sein Gesicht … traurig. Doch sie wusste nicht warum.

Sanft strich sie Alpha über den Kopf und ging dann Richtung Cockpit. Sollte er sich mal ausschlafen.

„Hi,“ grüßte sie in den Raum, als sie durch das Schott trat. Sie dämpfte ihre Stimme, als sie bemerkte, dass das Affenmädchen ebenfalls am schlafen war. Es wunderte sie etwas, dass sie dazu nicht in ihren Raum ging.

Langsam ließ Kira sich auf ihren Stuhl sinken und blickte zu Zeta. „Irgend etwas passiert?“

„Morgen. Oder Abend… ich hab mein komplettes Zeitgefühl verloren.“ grüßte Zeta zurück und gähnte herzhaft.„Würdest du mich einfach…“ lispelte eine Stimme im Cockpit.„Lost Soul, Schnauze halten.“

„Hä? Was war das?“ Kira legte den Kopf leicht schief und suchte den Ursprung der Stimme.

„Das war das Schiff.“ seufzte Zeta. „Die Lost Soul versucht mich davon zu überzeugen, euch ihr zu opfern. Aber eher würde ich mein Energieschwert verschlucken und auf dem Overmind Tango tanzen, als das zu tun.“ – „Es ist wegen diesem Mana?“ Kira seufzte. „Alpha hat mir davon erzählt. Ich frage mich, wer so etwas entworfen und gebaut hat. Irgendwie fühle ich mich überhaupt nicht wohl bei dem Gedanken dauernd auf der Hut sein zu müssen und nur in Alphas Nähe etwas Frieden zu finden.“

„Fragen wir doch mal das Schiff. Lost Soul, wo wurdest du gebaut?“ Die lispelnde Stimme antwortete sofort.

„Information nicht zugänglich. Zugriff verweigert.“ - „Wer hat dich gebaut?“ - „Die Herren.“

„Ahja. Sagt uns natürlich alles, nicht?“

Kira verzog das Gesicht, so als habe sie Zahnweh. „Ja, sehr.“ Sie seufzte. „Scheint so, als gäbe es noch mehr als 1 Geheimnis auf diesem Schiff. „Wann werden wir bei unsrem nächsten Ziel ankommen?“ - „Nach dem Computer… in zwölf Stunden. System Sol. Die Planeten Terra und Mars sind von Akram besetzt, seit Anfang des Feldzugs in dieser Galaxie. Von dort aus wird unser Ziel versuchen, zu springen. Wir müssen so schnell wie möglich andocken, mit der Enterröhre den Kreuzer betreten, den Forscher und die Daten holen und dann wieder verschwinden. Wir werden uns mit einem Schnellsprung in die Leere außerhalb der Galaxie in Sicherheit bringen und darauf hoffen, nicht genau in einem schwarzen Loch zu landen.“

Bei dem Namen Terra rann ein kalter Schauer über Kiras Rücken. Sie wusste nicht warum. Vielleicht lag es an den Äußerungen von Selena. „Je schneller wir das über die Bühne bringen, umso besser. Ich glaube nicht, dass Alpha mich lange alleine lassen wird und ich kann ihn verstehen. Es behagt mir überhaupt nicht, in die Höhle des Löwen zu steigen, ganz ohne Verstärkung im Rücken. Ich glaube nämlich nicht, dass Alpha durch die Röhre passt.“ - „Sei dir mit der Verstärkung nicht so sicher.“ Zeta rief erneut die Frequenz des Notrufs auf. „Der Notruf wird immer noch in Dauerschleife gesendet. Da werden nicht nur wir rumschwirren, sondern auch andere Piraten. Wer hätte denn nicht gerne Mana-Implantate?“

Kira verzog das Gesicht und schwieg. Das versprach ein heißer Tanz zu werden. „Sag mal, haben wir hier ein paar Geräte, damit ich meine Kanone nachjustieren kann?“ - „In Selenas Werkstatt, direkt neben ihrem Zimmer, müssten genug Werkzeuge sein. Wartungsroutinen für sämtliche biomechanischen Teile sind im Computer… und werden hiermit für Kira freigeschaltet.“ die letzten Worte waren an das Schiff gerichtet, und es schien fast ein wenig widerwillig bestätigend zu piepen.

„Kann es sein, dass dieses Schiff mich nicht mag?“ Kira hob eine Augenbraue. Ihr war die Pause auch nicht entgangen. Langsam drehte sie sich um. „Wenn mich wer sucht, ich bin bei Alpha und werde etwas rumbasteln.“ - „Mach dir nichts draus, das Schiff mag Selena genau so wenig.“ sagte Zeta noch und versuchte sich auszuruhen, ohne dabei einzuschlafen.

Kira verließ das Cockpit und steuerte die Werkstatt an.

Dort angekommen wunderte sie sich ein wenig über die Unordnung, bahnte sich einen Weg zur Werkbank und entnahm dort ein paar Geräte, die sie gleich brauchen würde. Den Computer brauchte sie im Moment nicht, denn dass, was sie nun durchführen würde, tat sie vor jedem Kampf in den sie zog. Mittlerweile waren die Vorgänge ihr ins Blut übergegangen.

Sie setzte sich neben Alpha und breitete die mitgenommenen Geräte vor sich aus.

Langsam ließ Kira ihren Arm etwa zur Hälfte transformieren und überprüfte alle Übergangsstellen auf Schwachpunkte, bevor sie die Verwandlung vollendet und ihre Kontrolle fortsetzte.
 

Zeta schreckte zum zweiten Mal durch ein leises Piepen auf. Ein schneller Blick bestätigte, dass es Selena gut ging. Das Schiff hatte ihn geweckt. Die Zeitanzeige gab an, dass sie in ein paar Minuten ankommen würden. Zeta aktivierte das Bordcom.

„An alle. Wir kommen gleich in System Sol an. Macht euch auf einen ziemlich wilden Flug gefasst.“
 

Kira verwandelte ihren Arm zurück, bewegte ihn Probeweise einige Male und sammelte dann die Werkzeuge ein, um sie zurück zu Selenas Arbeitsplatz zu bringen. Schließlich hatte sie sich die Sachen nur ausgeborgt.

Dann kehrte sie zu Alpha zurück und kraulte ihn leicht am Kopf. „Aufwachen mein Großer. Es gibt Arbeit für uns.“ Alpha brummte leise und schlug die Augen auf, bevor er ausgiebig gähnte.
 

Selena grunzte bevor sie sich aufsetzte. “Wie lange habe ich geschlafen?“ Verwirrt blickte sich das Affenmädchen um. Sie stieg von ihrem Sessel, um sich zu strecken.

„Fast einen ganzen Tag durch.“ sagte Zeta und schlürfte noch einen Kaffee.

„Was?!“ geschockt blickte Selena Zeta an. „Das ist doch jetzt nicht dein Ernst oder? Das kann doch nicht sein…“ Das Affenmädchen verharrte in ihren Bewegungen. In ihrem Gesicht lag Entsetzen.

„Warum so geschockt? So bist du wenigstens ausgeruht. Pass auf dem Kreuzer bloß auf, nicht in die Schussbahn zu geraten.“ Zeta stand auf und holte das Gaußgewehr aus seiner Kabine. „Das Teil sieht schwer aus, hat aber eigentlich so gut wie keinen Rückschlag. Hast du schon mal mit so was geschossen?“

Skeptisch blickte Selena auf das Gerät. „Eigentlich nicht. Normalerweise pflege ich die Überzeugung, dass es besser ist, sich aus Auseinandersetzungen raus zu halten, wo Geschosse fliegen könnten. Ich habe meine eigenen Methoden zu kämpfen.“ Sie holte drei rote LuSes aus der Jackentasche und ließ sie in ihrer Hand kreisen.

„Dann hoffen wir mal, es reicht gegen die Akram-Cyborgs.“ Zeta stellte das Gewehr neben seinen Sitz und setzte sich wieder. „Alle bereitmachen, in zwei Minuten brechen wir aus dem Hyperraum. Selena, sobald wir aus dem Hyperraum kommen, brauche ich volle Kontrolle über die Antriebe und Beschleunigungen, die ich bekommen kann. Übertrage Kira das Waffendeck. Und du überwachst die Schilde und Energie des Schiffes und warnst uns, wenn etwas im Anflug ist.“

Fast so, als hätte sie ihren Namen gehört, betrat Kira das Cockpit. Sie musterte die Anwesenden kurz. „Gut geschlafen?“ meinte sie kurz, bevor sie sich auf ihrem Sitz niederließ. „Ich schätze mal, wieder Geschütze?“ meinte sie zu Zeta.

„Viel zu lange,“ entgegnete Selena knapp. Ihre Stimme klang immer noch frostig, während sie auf den Armaturen Schaltungen vornahm. „Ob bereit oder nicht, hier kommt das Geforderte.“

„Das wird kein Spazierflug. Festschnallen!“ Zeta gurtete sich an seinem Sitz fest. Zehn… neun… acht… sieben… sechs…

Erscheinung

Wieder war es ein Schock für Kira, als die ganzen Daten auf sie einstürmten, doch diesmal konnte sie besser damit umgehen.

Vor ihnen bot sich ein Schlachtfeld, im wahrsten Sinne des Wortes. Sie waren nicht die schnellsten gewesen. Ein wahres Trümmerfeld von zerstörten Schiffen umgab den großen Raumer von Arkam, der immer noch aus allen Rohren feuerte und weitere Angreifer zu Weltraummüll verarbeitete.

Sofort schaltete sich Zetas HUD ein. Er riss den Hebel für die Beschleunigung nach vorne und zischte durch die Trümmer.

„Wenn das nicht die Lost Soul ist! Gutes Timing, wir können hier Hilfe gebrauchen!“ sagte eine Stimme durch den Com.

„Sreed?“ - „Wer sonst? Hört zu, die haben schon die Hälfte meiner Drohnen zu Staub verarbeitet. Und egal wem ich hier Feuerschutz gebe, die schaffen es nicht die verdammten Geschütze zu schrotten!“

„Schon verstanden. Betreten innere Kampfzone. Geb uns Feuerschutz, Sreed.“

Zeta schoss um das letzte Schiffswrack und wich direkt einem Laserstrahl aus, der mindestens so dick war wie die ganze Lost Soul. Enorm viele Piratenschiffe zischten durch den Raum um den Sternenzerstörer und beharkten ihn mit allem, was ihre Geschütze hergaben.

„Kira, Feuer auf die Waffendecks eröffnen! Wir brauchen ein schön großes Loch!“

Die Angesprochene schloss die Augen. Da die Anzeigen auf ihrem künstlichen Auge eh nicht verloschen brauchte sie sich dann nur auf das wesendliche zu konzentrieren. Da das Schiff ihr immer die aktuellen Daten lieferte, brauchte sie den visuellen Kontakt über ihr normales Auge nicht.

Langsam versuchte sie sich zu entspannen und die Schwachpunkte des Raumers herauszufinden. Kira verlangsamte ihre Atmung und dann begann ihr feuriger Tanz über die Schilde des Arkam-Kreuzers. Jetzt zahlten sich die Erfahrungen als Lindwurm-Reiterin umso mehr aus.

Die Besatzung des Zerstörers schien zu merken, dass hier jemand Ahnung vom Schießen hatte. Drei der riesigen Laser richteten sich auf die Lost Soul, und Zeta flog derart waghalsige Manöver, das doppelte Loopings wie ein müder Trick aussahen. Nach einer dreifachen Schraube mit anschließendem Rückwärtsflip schüttelte plötzlich etwas das Schiff durch. Ein rotes Lämpchen bei Zetas Instrumenten flammte auf. „Selena, Statusbericht!“

Noch bevor Selena etwas sagen konnte, meldete sich Kira zu Wort. „Ich habe eins meiner Geschütze verloren. Wäre nett, wenn man das irgendwie auf die Schnelle reparieren könnte, bevor die sich so gut auf uns einschießen, dass wir den Resten da Draußen bald Gesellschaft leisten.“ – „Ja ja, hetz nicht,“ grummelte Selena, schnappte sich ein paar Dinge und verließ das Cockpit.

Die Affenfrau löste ein paar Verschraubungen und kroch in das Innenleben der Lost Soul hinab. Ihre Nackenhaare richteten sich auf. Irgendwie konnte man hier noch besser merken, was mit diesem Schiff los war. Fast jedes Kabel schien von etwas umschlossen zu sein, das ihr immer wieder kleine harmlose, aber doch störende Stromstöße verpasste. „Hey, hör auf, oder willst du von dem Schlachtkreuzer da draußen pulverisiert werden?“ grollte Selena das Schiff an.

„Wir sollten erst einmal aus der direkten Schussbahn!“ Zeta gab Vollgas. Der Reaktor heulte auf, als reine Umwandlungsenergie in die Antriebe gejagt wurde und die Lost Soul mit halber Lichtgeschwindigkeit an dem gedachten Horizont, den der Kreuzer darstellte, nach oben schnellte und sich jetzt über dem riesenhaften Schiff befand. „Photonentorpedos startklar machen und auf die Luftschleusen auf der Kommandobrücke zielen!“ – „Roger.“ Kira lächelte leicht, als sie die Brücke anvisierte und erst 3, dann 2 und wieder 3 Torpedos losjagte.

Diese Kombination sollte eigentlich dafür sorgen, dass wenigstens die letzten 3 Torpedos durch die Schilde kommen würden.

„Perfekter Schuss!“ Zeta lenkte das Schiff tiefer und flog nun knapp über der Hülle des Sternenzerstörers. Zeta blickte auf das 3D Hologram-Radar, das drei Verfolger anzeigte. Ein Grinsen huschte über Zetas Züge. Er flog so halsbrecherische Kurven zwischen den Geschütztürmen und anderen Aufbauten, das sie mehrfach fast an dem Energieschild der die Hülle umgab hängen geblieben wären. Plötzlich leuchtete einer der drei Punkte auf seinem Radar auf und verlosch kurz danach. „Ein Problem weniger.“

„Lasst mich bitte raus, ich möchte auch Kämpfen.“ Erscholl es plötzlich aus dem Com von Alpha. Kira riss die Augen auf. „Wir können im Moment nicht raus, ich kann Zeta hier nicht alleine lassen.“ – „Ich möchte mich aber auch nützlich machen.“ Kira konnte spüren, das es Alpha schwer fiel ruhig zu bleiben. Dies wäre der erste Kampf, wo er zwar mittelbar betroffen war, aber nicht agieren konnte und das gefiel ihm nicht.

„Euch hier raus zu lassen wäre, wie euch in einen Fusionsreaktor zu werfen. Die Geschütztürme hier oben sind zwar nicht die schnellsten, das seid ihr im Weltraum aber auch nicht. Festhalten!“ Die Lost Soul vollführte ein derart knappes Wendemanöver, kombiniert mit einer scharfen Kurve, das die Stabilisatoren kurz wimmerten. Drei Photonentorpedos schlugen neben ihnen in das Schild des Zerstörers ein, Zeta beschleunigte mit voller Kraft und flog nun frontal auf die Beiden letzten Verfolger zu. „Kira, Feuer nach eigenem Ermessen!“

Alphas Protestschnaufen konnte man wohl durch das gesamte Schiff hören, aber er gab wenigstens etwas Ruhe, für den Moment jedenfalls.

Kira konzentrierte sich wieder vollkommen auf die gegnerischen Schiffe und versuchte die Schwachstellen ihrer Schilde auszumachen damit sie diese beharken konnte. Auch wenn sie diese Riesenraumer sicherlich nicht zerstören könnten, ein paar hässliche Kratzer waren bestimmt drin.

Zeta wartete, bis die Torpedoschächte vorne in den beiden Jagdschiffen aufleuchteten, dann zog er das Schiff hoch und vollführte gleichzeitig eine Drehung in der Luft und flog dadurch vom vorherigen Sichtfeld her auf dem Kopf, damit Kira weiter feuern konnte.

Plötzlich erhielt Kira merkwürdige Anzeigen. „Was?“ Sie war für einen Moment irritiert. „Los jetzt, die brauchen sicher nicht lange, bis sie den Virus in ihrem System neutralisiert haben und die Schilde wieder hochfahren.“ Selenas Stimme klang gepresst aus dem Com, bevor sie fluchte. „Dieses blöde Schiff… Wie soll man da seine Arbeit machen.“ Das Com verstummte wieder und ersparte den Beiden auf der Brücke weitere Schimpftiraden.

Eine Massensalve von Kira riss hässliche Löcher in die Außenhaut des Raumers, der ihnen bei der Verfolgung am nächsten war.

„Lost Soul, lass Selena in Ruhe arbeiten.“ zischte Zeta. Das angeschlagene Schiff stürzte auf die Außenhülle des Zerstörers und explodierte, Kira hatte den Reaktor erwischt. Der verbleibende Verfolger zischte an ihnen vorbei, beide wendeten mit halsbrecherischem Tempo.

„Bleibt nur noch einer.“ Kira presste die Lippen zusammen und bearbeitete ihren letzten Verfolger, der verdammt gut am Steuer war. Sie bekam ihn einfach nicht ‚vor die Flinte’, bis plötzlich die unteren Geschütze wieder den Dienst aufnahmen. Scheinbar überrascht dadurch zögerte ihr Verfolger etwas zu lange und verging in einem Feuerball.

„Können wir uns etwas beeilen?“ Schweiß stand auf Kiras Stirn, als sie sich wieder auf den Zerstörer konzentrierte.

„Ich fliege schon mit Maximalgeschwindigkeit, mehr als halbes Licht ist nicht drin.“ murmelte Zeta, dessen Hände schon vor Schweiß vom Steuer zu rutschen drohten. „Wenn das kein zu neuer Zerstörer ist, müssten wir gleich an eine nur schwach abgeschirmte Luftschleuse kommen. Die musst du zerstören, Kira!“

„Was dauert da so lange? Ich dachte, ihr wüsstet was ihr tut!“ meldete sich ein Pirat über Funk.„Wir brechen gleich rein, ich deaktiviere die automatischen Geschütze dann von innen!“ gab Zeta zurück.

„Nichts lieber als das.“ Sie suchte die besagte Luftschleuse und harkte auf die Emitter ein, die dort das Schild erschufen. „Lost Soul, ich denke die restliche Verteidigung schaffst du auch ohne mich,“ rief Kira, trennte die Verbindung und hastete zurück zu Alpha. Dort legte sie einen Gürtel an, an dem zwei kleine Geräte hafteten. Sie setzte ihren Helm auf. Alpha grollte erwartungsvoll. „Ja mein Großer, du hast lange genug gewartet. Jetzt kommt unser Auftritt.“ Sie strich ihm noch einmal über den Hals und schwang sich dann in den Sattel, wo sie eins der Gürtelgeräte aktivierte, während Alpha seine Schutzvorrichtungen aufbaute. „Lost Soul, mach das Tor auf, oder ich mache es,“ grollte Alphas Stimme aus dem Com.

Das Schutzschild über der Luftschleuse brach zusammen. Die Lost Soul brach durch die Schleuse in das innere des Kreuzers. Kaum das sie die Hülle durchbrochen hatten, donnerte hinter ihnen ein Sicherheitsschott nach unten. Sie waren in einem der Hauptschächte des Kreuzers. Diese gingen durch das ganze Schiff von oben bis unten, und Wege waren über diesen riesigen Abgrund in jeder erdenklichen Höhe gespannt. Das hintere Dach der Lost Soul fuhr auf und gab Alpha frei, während Zeta das Kampfschiff auf einem der Wege landete. “Richtet soviel Zerstörung an wie möglich, lasst aber die Außenhülle ganz! Ich hab keine Lust auf den Weltraum.“ gab Zeta über Com durch. „Selena, komm ins Cockpit. Hier wird gleich die Hölle los sein, und bis dahin müssen wir aus dem Schiff verschwunden sein. Die Lost Soul weiß sich schon allein zu helfen.“

„Das brauchst du mir nicht zweimal zu sagen,“ kam es von Alpha und schon schossen die Beiden durch das Gewirr von Gängen nach oben, eine brennende Feuerspur hinter sich herziehend. ‚Sag mal, ich erkenne dich gar nicht mehr wieder.’ Kira war etwas überrascht über Alphas impulsives Verhalten. Der Drache pflügte durch das Innere des Schachtes.

„Kommen wir von hier aus zu diesem Forscher?“ wollte Kira über das Com wissen, während sie immer wieder Gegnerfeuer ausweichen mussten, das nun immer zahlreicher wurde, doch mit diesen Handfeuerwaffen konnten die nicht wirklich etwas gegen Alphas Schilde ausrichten.

„Ich müsste mich mit einem Terminal verbinden.“ gab Zeta zurück und überprüfte seine Waffen, während er auf Selena wartete. Seufzend erkannte er, dass sich der Abzug des Gewehrs verkanntet hatte. Das Ding war nutzlos. Naja, er hatte ja immer noch sein Energieschwert.‚Na los Selena, sonst erwischen die uns noch…’

Selena stolperte ins Cockpit zurück. Ihre Uniform und die Haare wirkten leicht angesenkt. Sie verkniff sich ein Wort und klemmte sich wieder hinter ihre Konsole. „Ich bin am Bestimmen.“ Selena hackte wieder auf die Felder ein. „Das Signal kommt aus dem Außenbereich aber ich kann den genauen Standort des Rufers nicht ermitteln. Sicherlich wird er sich aber nicht mehr in der Nähe des Senders aufhalten.“

„Dann heißt es aussteigen. Selena, wie stark ist die Tarnvorrichtung der Lost Soul? Hält sie Cyborgscannern stand?“ Er wusste, dass das Schiff sich im Stillstand tarnen konnte, auch wenn das ziemlich viel Energie verbrauchte. Aber Antimaterie hatten sie ja wohl noch genug.

„Mir fehlen die letzten Forschungsdaten von Arkam. Ich konnte deine noch nicht vollständig auswerten. Es kann gut gehen, aber auch nicht.“ Selena zuckte mit den Schultern. „Je kürzer wir die Aktion halten, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir halbwegs unbeschadet hier wieder rauskommen.“

„Also dann…“ Die Ausstiegsplattform fuhr nach unten. Als die Beiden sie verlassen hatten, fuhr sie wieder in den Schiffsrumpf und die Lost Soul verschwand. Sie hielten auf das Ende des Weges zu und Bogen um die Ecke...Nur um in die Metallfratzen zweier Cyborgs zu blicken. Ihre Energieschwerter flammten zeitgleich zu Zetas auf.

Selena maulte leise, als Zeta sie einfach mit geschliffen hatte. Sie wollte gar nicht mitgehen. Im Schiff bleiben, auch wenn es sie fressen wollte, war ihr eigentlich lieber, als von Cyborgs erschossen zu werden. Dann schrie sie auf, als sie sich genau dieser Dinger gegenübersah. Aus einem Reflex heraus, schleuderte sie eine der roten Kugeln in die Richtung einer der Cyborgs und das Wunder geschah, er verschluckte das Ding tatsächlich in dem Moment, wo er laut Alarm geben wollte. Mehr als überdeutlich konnte man ihn schlucken sehen, dann verdrehte er die Augen und fiel vorne über. „Schöne Träume noch,“ rief Selena ihm hinterher, als er in die Tiefe fiel. Lange würden sie auf jeden Fall nicht dauern.

Der andere brach im selben Moment zusammen, drei lange Schnitte quer über die Brust. Blut und Öl vermischten sich auf dem Boden.„Bleib in meiner Nähe. Hier ist es nirgends sicher.“ Wäre Selena eine Magierin gewesen, hätte sie das magische leuchten gesehen, dass jetzt nicht nur Zetas Augen erfüllte. Sein ganzer Körper leuchtete, wenn auch nur extrem schwach. Die beiden hasteten weiter zu einer Tür, hinter der sie ein weiterer Gang erwartete. „Man, dieses Schiff ist viel zu groß.“ schnaufte Zeta und schritt eilig zu einem Terminal an der Wand herüber. Ein Grinsen huschte durch seine Züge, und er gab einen Code ein. „Dein Auftritt, Selena. leg die Auto-Geschütze lahm.“

„Aye, aye, Sir.“ Selena grinste leicht, während sie zwei LuSes in ihre Prothese einsetzte, eine gelbe und eine rote, sich in das System einloggte und darin herumwerkelte.

Das Licht flackerte und wurde schließlich bläulich. Einige Sirenen schlugen an. „Ich denke, mit Notenergie können sie nicht länger schießen.“ Selena wischte sich über das Gesicht. „Wir sollten diesen Kerl endlich finden.“
 

Alpha zog einen Weg der Verwüstung durch das Schiff. ‚Also wenn wir vorher nicht alle Aufmerksamkeit hatten, jetzt dürften wir sie haben.’ Kira blickte besorgt drein. Die Häufigkeit in der Schüsse auf Alphas Schilde einschlugen mehrte sich.

Plötzlich brachen alle Angriffe ab. Die Cyborgs zogen sich zurück. Alpha begann zu knurren. *Etwas Großes kommt,* meinte er leise.
 

Zeta ging wieder an das Terminal und nahm einige Schaltungen vor. Er schloss kurz die Augen, und als er sie wieder öffnete, schienen sie kurz grau aufzuleuchten. In seinem Kampf-HUD erschien eine kleine Version der 3D Karte des Schiffes, samt Pfeil der Richtung Ziel zeigte. „Wir können entweder den schnellen Weg nehmen, und uns durchkämpfen, oder die Lüftungs- und Versorgungsschächte nehmen.“ – „Normalerweise wäre ich für die Schächte, aber uns rennt die Zeit davon.“ Selena seufzte und deutete auf den Gang.
 

Kira spürte nur einen Schlag. Etwas hatte Alphas und ihre Schilde locker durchschlagen und ihre normale Schulter durchbohrt. Tränen stiegen ihr in die Augen, als der Schmerz durch ihre Nerven raste. Alpha schrie und machte einen Schwung zur Seite, direkt in einen Gang hinein, wo er jedoch nicht länger fliegen konnte. Er musste die Flügel zusammenfalten und setzte hart auf. Erstmal sorgte er für Frieden in der kleinen Halle, indem er einfach kurzerhand alles mit einer Flamenwand eindeckte und zu Klump verwandelte.

Die metallene Hand auf dem Durchschuss versuchte Kira ihre Schmerzen vor Alpha abzuschirmen um ihn nicht abzulenken.
 

Der Cyborg ließ seinen Arm sinken.„Suchen und vernichten.“ sagte er und drehte sich um. Diesen Fehler in der Zielerfassung musste er sofort beheben. Die zwanzig Cyborgs hinter ihm blickten mit starren blicken grade aus. Sie sahen aus wie Menschen, doch sie glichen sich wie ein Ei dem anderen. Die neuste Serie der Akram-Cyborgs, die Androiden. In dem Moment, indem er den ersten Schritt machte, rannten seine Androiden los. Zehn Stück sprangen von dem Steg, auf dem sie waren, über den riesigen Abgrund auf einen anderen der Wege und stürmten in einen der Gänge. Die anderen zehn nahmen den Weg durch die inneren Gänge des Schiffes, um den Drachen zu umstellen.

„Es wird dem Overmind gar nicht gefallen, wenn ich diesen Lindwurm entkommen lasse…“ murmelte der schwarzhaarige Androide und sprang von dem Steg auf einen Gleiter, der ihn durch den das ganze Schiff durchziehenden Schacht mit wahnwitziger Geschwindigkeit fuhr. Aus voller Fahrt sprang er aus dem Gefährt und landete auf dem Weg, der direkt zur Brücke führte.
 

*Wie geht es dir?* Alpha klang besorgt, grade jetzt, wo er nicht mehr spüren konnte, wie es Kira ging. ‚Es muss gehen.’ Kira biss sich auf die Lippen und sah sich um. ‚Eine Sackgasse. Wir sollten so schnell wie möglich verschwinden. Hier sind wir zu einfach leichte Beute. *Du musst die Blutung stillen.* - ‚Das können wir machen, wenn wir in Sicherheit sind,’ wiegelte Kira ab.

Sie riss sich den Ärmel ihrer Jacke ab und versuchte ihn provisorisch um den Durchschuss zu wickeln. Dann verwandelte sie ihren Arm. Doch die Schmerzen machten ihre Zielungen ungenau. Kira fluchte.

Den ersten Cyborg erwischte sie noch direkt aber dann gingen sie auch schon in Deckung. Zu spät bemerkte Kira auf den Aufmarsch von der anderen Seite. Alpha schickte eine Feuergarbe in den Gang und drehte sich dann um. Dort waren noch mehr von den Teilen und sie eröffneten das Feuer. Seine Schirme begannen zu leuchten.

Kira erledigte 4 der Gegner, bevor sie die ersten Probleme des Blutverlustes zu spüren bekam. Ihr wurde leicht schwindelig.
 

Zeta rannte los. „Sag mir, wenn du nicht mehr kannst!“ sagte er zu Selena und folgte dem Pfeil auf seiner Karte. Als er um eine Ecke sprintete, war er genauso schnell wieder zurück gesprungen. Gaußkugeln schossen gegen die metallene Ecke. „Du hast nicht zufällig eine Granate dabei?“ – „Sehe ich so aus wie du? Ein laufendes Waffenlager?“ Selena schüttelte den Kopf. Dann wandte sie sich wieder einem Wandterminal zu.

Kurz darauf schlossen sich die Türen und ein durchdringender Alarm hallte durch die Sektion. „Es geht nichts über einen kleinen fingierten Feueralarm. Müssen wir durch den Gang?“
 

„Sekunde.“ Zeta schritt an der Feuerschutztür vorbei, zur Wand, und ließ das Energieschwert aufflammen. Kurz danach hatten sie einen neuen Durchgang.„Es ist nicht mehr weit.“ Zeta aktivierte seinen Com. „Kira, Alpha, wo steckt ihr?“ – „In Schwierigkeiten,“ antwortete Alpha. „Kira ist verletzt und verliert viel Blut und etwa 13 Gegner haben uns eingekesselt.“ Alpha schwieg für einen Moment. Er spürte wie seine Schilde kurz vor dem Versagen standen. Dann würden die von Kira auch sicher nicht mehr lange sie schützen können. Ihre Schüsse waren mittlerweile so ineffektiv, dass sie das Feuer eingestellt hatte um Kugeln zu sparen.

Was hatte Zeta noch mal über dieses Mana erzählt? Alpha schloss die Augen und … mit einem mächtigen Schrei schickte er eine blaue Welle auf die Reise.

Überall wo es auf Technik traf, kam es zu Kurzschlüssen. *Faszinierend. Hätte nicht gedacht das es klappt.* Mit einem Mal war der Weg frei. Alpha sprang aus der Halle und segelte in die Tiefe hinab. Kira reagierte nur noch träge. *Halte durch, bitte halte durch.* Alpha wusste zwar, dass sie sich vor ihm verschloss um ihn nicht zu beeinflussen, aber er wünschte sich, dass er ihr doch Trost und Kraft spenden könnte, irgendwie.
 

„Ihr müsst in den Berech C-54, Raum 2415. Folge einfach meinem Signal. Ich heile Kira so schnell wie möglich, wenn ihr ankommt.“ sendete Zeta zurück. Sie waren jetzt genau… über dem Zielraum. Zeta schnitt ein Loch in die Decke und sprang kurzerhand hinab. „Oh.“ Vor ihm erstreckte sich ein großer Raum, wohl eine umfunktionierte Energie-Ladestation. In der Mitte war ein Käfig aus Energiestrahlen, in dem der Forscher angekettet an einen Stuhl saß. Hinter seinem Käfig ragte ein riesiges Terminal mit mehreren Bildschirmen, Eingabegeräten und Anschlüssen empor. Einer der Hauptrechner.

Doch was Zeta eigentlich beunruhigte, waren die ungefähr 200 Cyborgs, die den Raum ausfüllten. Zylonen und eine andere, menschlich aussehende Cyborg-Art, die seine Scanner nicht erkennen konnten. Und sie alle hoben gleichzeitig mit ihm die Waffen.‚Warnung. Überlebenschance im negativen Bereich. Rückzug empfohlen.’ piepste einer seiner Scanner. Zeta schaltete ihn ab und stürzte sich in den Kampf.

Selena streckte ihren Kopf durch das Loch und zog ihn im nächsten Moment zurück. „Scheiße.“ Selena begann die Ummantelung einer kleinen Energiebatterie ab zu piedeln. „Zeta, siehst du etwas, woran du dich raufstemmen kannst, und was isoliert ist?“ Sie ließ die Batterie durch das Loch fallen.

Zeta wich einem – oder waren es zehn? – Schwerthieben aus und sprang nach oben, auf die Schultern eines Zylonen, und im nächsten Moment sprang er nach oben und hielt sich an einem der Rohre fest, die an der Decke entlang liefen.

Die kleine Batterie entlud sich in einem Funkenregen genau in den metallenen Boden. Wieder steckte Selena ihren Kopf durch das Loch um nachzusehen ob ihre Aktion von Erfolg gekrönt war. „Wollt ihr mich befreien, oder grillen?“ beschwerte sich der Forscher aus der Zelle.

Der Captain der Lost Soul ließ sich wieder fallen und landete mitten unter den desorientierten Cyborgs. Sein Schwert hielt blutige Ernte, bis seine Feinde wieder wussten, wo oben und unten war und ihn umstellten. In jeder Richtung blickte ihm ein Schwert oder ein Gewehrlauf entgegen. Die Kraft in ihm wallte auf.„Gifoie!“ donnerte Zeta. Ein Flammenball entstand vor ihm aus dem nichts, und einer hinter ihm. Sie begannen mit wahnwitziger Geschwindigkeit umeinander zu kreisen und schossen wie ein Strudel von ihm weg.

Was für eine Show. Selena förderte eine Sonnenbrille aus ihrer Tasche, setzte sie auf und betrachtete das Spektakel aus umgedrehter Perspektive. Sie schauderte. Wieder ein Grund mehr, warum sie sich dagegen entschieden hatte, ein Kämpfer zu werden.
 

Alpha setzte zur Landung auf einer der Stege an und blickt besorgt zu Kira. Ihr Gesicht war fahl und jetzt konnte er endlich die Wunde genauer betrachten. Sachte strich er mit seiner Schwanzspitze über die Wundränder. Wieder formte sich der Wunsch in ihm, dass sie sich verschlossen und das Wunder geschah. Dennoch fühlte sich Alpha nun etwas müde. Vielleicht sollte er sich doch lieber auf altbewährtes konzentrieren. Außerdem hörte er von Oben bereits Verfolger kommen.

Er sprang wieder in die Tiefe und folgte Zetas Signal, wobei er allerdings feststellen musste, das diese hinter einer verschlossenen Tür endeten. Alpha schwebte kurz auf der Stelle und begann dann das Metall mit einem anhaltenden Feuerstrahl zu bearbeiten, bis es schmolz.
 

Die Flammenwoge um Zeta verschwand so schnell, wie sie gekommen war. Von dem Zylonen und den anderen Cyborgs war nur noch Asche übrig. Doch wenn sie keine Zylonen waren, woraus bestanden diese Wesen dann? Da glühte eine der Türen zu dem Raum auf und schmolz. Alpha war angekommen.„Jetzt geht der Tanz erst richtig los.“ Zeta stürmte auf die verbleibenden Gegner zu, es waren immer noch mehr als die Hälfte. Er schlug einem Zylonen die Waffe aus der Hand und jagte ihm einen Blitzstrahl durch die Brust. Danach warf er sich zu Boden, als vier Gaußkugeln über ihm entlang flogen.

„Barta!“ Etwas leuchtendes, weißes viel von seiner linken Hand auf den Boden und pulsierte kurz. Ein Eisstachel schoss aus dem weißen Ding, und es raste über den Boden auf die Schützen zu. Es spießte sie auf, in dem es überall auf seiner Bahn Eisstacheln aus dem Boden schoss. Zeta sprang wieder auf die Füße und spürte gleich danach einen höllischen Schmerz. Eine Gaußkugel hatte ihn von hinten erwischt und war vorne aus seinem Bauch wieder ausgetreten. Die Verletzung würde wieder heilen, dafür sorgten seine Nanobots schon früh genug. Doch der Schmerz machte den Cyborg rasend. Alle seine Implantate aktivierten sich auf einmal, und schnell wie ein Blitz zischte Zeta auf den zu, der ihn angeschossen hatte.
 

Einige der ‚Opfer’ waren zu dicht an der Tür gewesen, als Alpha durchbrach. Was sie nicht schon durch das heiße Metall abbekamen, das besorgte Alpha. Er machte einfach alles gnadenlos platt. Wieder und wieder zischten Feuergarben durch den Raum, der sich immer mehr erwärmte. Es stank nach gebratenem Fleisch und geschmolzenem Metall.

Zeta war auch nicht untätig. Dem Schützen rammte er seine Energieklinge in den Bauch und riss sie nach oben, wodurch er ihn zweiteilte.„Gizonde!“ donnerte Zeta, ein Kettenblitz schoss aus seinem Zeigefinger und grillte drei Zylonen. Alpha walzte wie ein Sturm durch den Raum. Als Zeta sich den letzten zuwandte, sah er, wie sie allesamt gleichzeitig Laserwaffen hoben. Und er war das Ziel. Langsam hob er die linke Hand und zeigte den Blechbüchsen den Mittelfinger, als die Energiegeschosse loszischten.

Und die Schützen die Grenze zwischen dem Diesseits und dem Jenseits überschritten, wobei dies so zügig über die Bühne ging, das ihre Gehirne erst mit Verzögerung registrierten, dass es da gar keinen Körper mehr gab, dem man noch Befehle erteilen konnte.

Alpha hustete leise und räusperte sich, während er sich umblickte. In seinen Augen lag ein zufriedener Ausdruck.

Kira hing in Alphas Sattel. Sie war erschöpft, aber ihr schien es, den Umständen entsprechend, wieder etwas besser zu gehen.

Die Laserkugeln schienen Zeta zu treffen, doch als sich der Rauch durch die kleinen Explosionen gelegt hatte, konnte man das durchsichtige Schild vor Zeta schweben sehen, bevor es sich auflöste. „Resta.“ murmelte er und heilte die Wunde in seinem Bauch, bevor ihn der Blutverlust ausnockte.

„Alles vorbei?“ fragte Selena etwas schüchtern von oben herab. Sie traute dem Frieden noch nicht so wirklich.

„Hier unten ist nur noch ein Cyborg, und der bin ich.“ gab Zeta zurück und ging auf den Energiekäfig zu, in dem immer noch der fette Forscher kauerte.„Du bietest also Mana-Implantate für deine Rettung an?“„Aber ja doch! Das neuste Modell!“ irgendwie schien der Mann sehr nervös zu sein. Freute er sich denn gar nicht, gerettet zu werden? Zeta ging zu dem großen Terminal, das sich inzwischen von Selenas Stromstößen erholt hatte, und deaktivierte den Energiekäfig. Der Forscher atmete hörbar auf und ging dann neben Zeta an das Pult. „Das wird nicht lange dauern. Ich lasse das Terminal drei Manachips durch die Versorgungsleitung herbringen.“ - „Wir brauchen nur zwei. Ich bin schon Magier.“„Oh, das verwundert mich jetzt aber!“ Wieso kam Zeta diese Aussage nur so extrem gespielt vor…?

Müde saß Kira von Alphas Rücken ab. Wieder hustete dieser leise und sie strich ihm beruhigend über den Hals. „Hast dich etwas überanstrengt? Unser letzter Großkampf liegt ja auch schon eine ganze Zeit zurück. „Können wir? Je eher wir weg sind, desto wohler ist mir bei der Sache.“ Kira blickte zum geschmolzenen Eingang zurück. „Hier fliegt irgendetwas rum, das es sogar vermag mit einem Schlag Alphas Schilde zu durchdringen.“ Unbewusst griff sich Kira an die Schulter und stellte überrascht fest, dass die Wunde verheilt war.

Mit treuen, wissenden Augen sah Alpha sie an, bevor er wieder zu Zeta und dem Forscher blickte, während Selena sich langsam aus dem Loch nach unten hangelte.

„Bist du blind? Ich hab doch mit Magie nur so um mich geworfen.“ fragte Zeta und zog die rechte Augenbraue hoch.„Ich… äh… ich hatte viel zu viel Angst, um dem Kampf zuzusehen. Wirklich!“ Der Mann wich einen Schritt von Zeta zurück. Diesem wurde das Verhalten zu bunt und er aktivierte seinen Scanner. Sein Blick verfinsterte sich schlagartig.„Erzähl das dem Teufel.“ Er packte den Mann am Hals und hob ihn scheinbar mühelos mit nur einer Hand hoch.

„Zeta?!“ Kira blickte den Cyborg überrascht an. „Was tust du da?“ - „Dieser Bastard hat die Zylonentechnik erfunden. Er ist Schuld daran, das ich keinerlei Erinnerungen mehr habe!“ sagte Zeta mit vor Zorn bebender Stimme.„Ohne mich… wärst du ein… normaler Cyborg… ohne Chance auf… freien Willen… geworden…“ röchelte der Forscher.

Schnell schritt Kira zu Zeta, verwandelte dabei ihren Arm zurück und nutzte diesen dann um gegen Zetas Griff anzugehen. „Hör auf, es bringt nichts, wenn du ihn erwürgst. Vielleicht kann er uns lebendig nützlicher sein.“

Selena flog näher und zückte eine rote LuSe. „Und wenn er nicht brav ist…“ Sie ließ den Satz unvollendet.

„Damit das klar ist: Wenn du uns keine Manaimplantate besorgst…“ - „Natürlich, sofort.“ Der Forscher drückte einige Tasten auf dem Terminal, und ein kleines Fach öffnete sich. Der Mann griff hinein und zog zwei Gegenstände heraus. Es waren flache, schwarze Plättchen aus einem Metall, das Zeta nicht bestimmen konnte. Sie hatten einen Durchmesser von gut fünf Zentimetern.

„Das hier sind die neusten Mana-Implantate. Sie müssen nicht wie die alten in den Kopf eingepflanzt werden. Man platziert sie auf der Schläfe, und sie verbinden sich mit der Kopfhaut und dem Knochen darunter untrennbar. Sie zu zerstören, ist faktisch unmöglich.“ Der Forscher zeigte ihnen die Rückseite von einem der Plättchen. Hunderte winzige Nadeln und andere spitze Kleinbauteile waren zu erkennen. „Doch es gibt ein Problem. Die Verbindung ist mit enormen Schmerzen verbunden. Normalerweise ist eine Vollnarkose erforderlich…“ - „Dazu haben wir keine Zeit. Zumindest nicht hier. Wir nehmen die Chips mit. In der Lost Soul haben wir genug Platz.“„Dabei gibt es ein weiteres Problem. Nach dem Entnehmen aus der Schutzflüssigkeit geben die Implantate sehr schnell die Funktion auf, wenn sie nicht verbunden werden.“

„Klevere Vorsichtsmaßnahme, um zu verhindern, dass die Teile in falsche Hände geraten.“ Kira verschränkte die Arme vor der Brust.

Zeta sah Kira und Selena mit ernstem Gesicht an.„Diese Entscheidung liegt bei euch. Lasst ihr euch diese Teile einpflanzen?“

Kiras Blick glitt zu Alpha, der näher an sie herantrat und sie wieder sanft mit seinem Schwanz an der Talje umfasste. *Ich passe auf dich auf. Dein Schmerz wird mein Schmerz sein. Wir stehen das durch.* Kaum sichtbar nickte Kira.

„Sollte ich mich vielleicht besser hinlegen? Jedenfalls habe ich keine Lust weiter von diesem verrückten Schiff getriezt zu werden.“ Selena wischte die rote LuSe an ihrer Uniform sauber und setzte sie dann in die Prothese ein. „Mal sehen, was stärker ist. Wird ein interessantes Experiment.“

Während Selena sich auf den Boden legte und Alpha Kira fest umschloss, drückte der Forscher ungesehen noch ein paar Tasten auf dem Terminal. Dann ging er als erstes zu Selena und drückte ihr die Platte gegen die Schläfe. Sofort erwachte diese zum Leben und die Nadeln bohrten sich tief in die Haut der Gryl. Sie schrie vor Schmerzen auf, trotz der roten LuSe. Zeta versuchte so gut er konnte mit Heilmagie die Schmerzen gering zu halten. Hinter ihm schrieen Alpha und Kira gleichzeitig auf, doch er konnte nicht an zwei Stellen gleichzeitig sein. Die beiden hatten einander, doch Selena musste diese Qual alleine durchstehen.

Nach gut fünf Minuten war der Spuk vorbei. Sowohl Selena, als auch Kira und Alpha waren bewusstlos und atmeten ruhig.„Hey Selena, Aufwachen. Selena?“ Zeta rüttelte die Technikerin an den Schultern, doch sie zeigte keine Reaktion. Ein mechanisches Klicken brachte Zeta dazu, aufzusehen. Der Forscher stand vor dem Terminal, eine Pistole in der Hand und ein dreckiges Grinsen auf dem Gesicht. Er ließ seine Tarnung fallen, und zum ersten Mal erkannte Zeta, welch mächtige magische Aura dieser Mann hatte. „Tja, dumm gelaufen. Nur ein Stoß aus reinem Mana kann die Implantate aktivieren. Und solche Manastöße gibt es nur in Akrams Galaxie. Ohne einen solchen Manastoß stirbt der Wirt nach ein paar Minuten.“ der Forscher lachte schrill. „Und dich bringe ich gleich um. Nur durch einen dummen Produktionsfehler hast du ein Mana-Implantat, Z314-Beta. Und ich sollte dafür drauf gehen. Pah! Stirb zusammen mit deinen Freunden!“ der Forscher drückte ab. Die Kugel zischte auf Zetas Brust zu, während dieser die Augen schloss. Der Forscher hatte einen entscheidenden Denkfehler.

Die Kugel durchschlug Zetas Herz und trat hinten wieder aus. Der Cyborg brach zusammen, und im selben Moment strömte eine unsichtbare, unfühlbare Kraftwelle aus ihm in Kira und Selena. „Einer der Fehler der Zylonen. Viel zu leicht zu töten.“ Der Forscher legte die Pistole neben das Eingabefeld an dem Terminal und wandte seine volle Aufmerksamkeit dem Bildschirm zu.

Leicht waren Alphas Augen geöffnet, obwohl er die schlimmsten Schmerzen seit Langem durchlebt hatte, war seine Ohnmacht diesmal nur kurz gewesen. Als er hörte, dass Kira sterben würde, hätte er sich am liebsten auf diesen Kerl gestürzt, aber er war noch zu geschwächt um überhaupt etwas zu tun. Er versuchte selbst mit der Kraft die er besaß Kira zu helfen, aber das blieb ohne Erfolg, doch plötzlich schlug sie ihre Augen auf. Ein seltsames Leuchten, das Alpha von Zeta kannte, stand in ihren Augen. Auch Selena erhob sich langsam. Sie schien regelrecht in Flammen zu stehen. Die Gryl eilte zu dem am Boden liegenden Zeta.

Doch das hatte der Forscher bemerkt. Entsetzt, aber auch fasziniert blickte er zu dem Affenmädchen. „Wie? Was, wie kann das sein? Du müsstest im Sterben liegen.“ Selena beugte sich zu Zeta hinunter, ohne sich weiter um den dicken Kerl zu kümmern, der nun wieder nach seiner Pistole griff. „Die wird reichen. Du magst zwar Mana haben, aber kannst es bestimmt nicht kontrollieren.“ Er feuerte die Waffe solange ab, bis das Magazin leer war. Doch Selena störte sich nicht daran. Sie murmelte „Resta“ und dann „Reverser“ um erst Zetas Körper zu regenerieren und ihn dann wiederzubeleben. Anders herum, wäre es bestimmt alles andere als Angenehm gewesen.

Die Kugeln hingen unmittelbar vor Selena in der Luft und der Forscher machte große Augen, als er sich umdrehte und auch die Frau mit ihrem Drachen auf den Beinen sah. Kira hatte die Hand ausgestreckt, so als Gebote sie jemandem anzuhalten. Langsam drehte sie den Kopf zu dem Forscher und lächelte ihn böse an. „Was war dass denn jetzt für eine linke Nummer?“ Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen, als um sie herum das Mana aufflammte und auch der Drache wurde davon eingehüllt.

„Das… das ist unmöglich! Sterbt!“ Der Forscher hob beide Hände. „Rabarta!“ Eine Woge aus Eiskristallen schlug auf Kira und Selena zu, doch sie verpufften einfach vor ihnen. Die Augen des Mannes weiteten sich vor Angst, als das Mana um die beiden Gestalt annahm. Hinter Selena schwebte ein Abbild von Zeta, und hinter Kira eines von Karin. Der Forscher kannte sie aus den Akten. Doch beide sahen irgendwie anders aus. Und das kam nicht nur davon, das Beide transparent waren.

Zetas Haut war unnatürlich blass. Seine Augen waren von solch einem dunklen Schwarz, das der Weltraum dagegen wie ein Stern zu strahlen schien. Seine Kleidung war vollkommen fremdartig. Und er schien einen Umhang aus Leder zu tragen. Karins Haut dagegen schien einen leichten Stich ins blaue zu haben. Ihre Augen strahlten in einem tiefen, kraftvollen Rot, sie trug eine Art Robe. Auch sie hatte einen ledernen Umhang auf dem Rücken, nur das dieser ebenfalls leicht bläulich schien.

„Asche zu Asche. Staub zu Staub. Mana zu Mana. Im Namen des goldenen Lichts.“ sagten die beiden Geister simultan, wie in Trance.

Dann schnappte Alphas Kiefer zu. Er kaute noch einige Male, bevor er schluckte. *Zu fettig, eindeutig zu viel Fett.* war sein Kommentar, während das Mana um ihn herum langsam verblasste.

Kira stürzte zu Selena die immer noch um Zetas Körper bemüht war. „Was machen wir jetzt?“ Die Gryl sah Kira an, so als habe sie ein Gespenst gesehen. „Ihr müsst zusammenarbeiten. Nur gemeinsam könnt ihr uns an unseren ursprünglichen Ort zurücksenden.“ Die Stimmen von Karin und Zeta erklangen in den Gedanken der Beiden. Selena verzog daraufhin das Gesicht. „Zusammenarbeiten mit einer Terranerin…“sie schnaufte protestierend. „Du willst doch auch, das Zeta lebt, oder? Dann reiß dich gefälligst zusammen,“ fuhr Kira sie an. „Wenigstens für die kurze Zeit jetzt.“

Sie ergriff mit einer Hand die von Selena und mit der anderen eine von Zeta. „Du auch,“ forderte sie Selena auf, die nur widerwillig folgte. „Und was nun, Frau Besserwisserin?“ – „Langsam.“ Kira schloss die Augen und … „Transkara.“

Kira und Selena hatten das Gefühl, als ziehe etwas an ihrem Geist und dann wurden sie ohnmächtig.

Als Kira wieder wach wurde, ruhte sie an Alphas Seite. Er musste sie zu sich gezogen haben, als sie nicht mehr bei Besinnung war. *Wir sollten verschwinden. Das ganze Schiff ist in Unruhe.* Doch nicht nur das Schiff schien in Unruhe. Irgendwo in Alphas Körper rumorte es.

Zeta setzte sich langsam auf. Die Erinnerungen an dieses Erlebnis verschwammen bereits. „Danke. Ihr habt mir das Leben gerettet.“ Er betastete das Loch in seiner Uniform. „Wir… wir müssen von hier verschwinden.“ – „Nichts lieber als das,“ kam es von Selena und Kira synchron. Sie blickten sich kurz an, nur um sich schnell wieder wegzudrehen.

Kira schwang sich auf Alphas Rücken und hielt Zeta die Hand hin. „Los komm rauf. Alpha kann uns beide tragen und Selena kann doch fliegen, oder?“ Die Gryl nickte, blickte aber doch etwas säuerlich drein, denn fit fühlte sie sich noch nicht wirklich.

Zeta ließ sich von Kira beim Aufsteigen helfen, und schon flogen sie los.„Ich hoffe, uns stehen nicht gleich wieder tausende Cyborgs im Weg.“ – „Ich werde Kämpfen,“ kam es von Alpha, er hustete wieder leicht. Sorgenvoll blickte Kira zu ihrem Partner. „Gegen deinen Husten müssen wir unbedingt etwas machen.“ - *Das ist nichts, ich brauche nur etwas zu trinken. Trockener Hals, das kennt ihr doch.*
 

„Sir, sie fliehen in die Richtung, in der ihr Schiff vermutet wird.“„Lasst sie durch. Und koppelt ein Forschungsmodul mit Schutzflüssigkeit und einem der neuen Chips ein mein persönliches Schiff an.“„Sir?“ fragte der Mensch verwirrt. „Befehle ausführen, Wurm! Ich verlasse das Schiff.“ Der Androide drehte sich um und ging zu einem Antigrav-Lift. Er sprang hinein, und die Gravitationswellen trugen ihn hinab in seinen eigenen, privaten Hangar. Roboter koppelten grade ein Forschungsmodul an sein Schiff an. Eine Stimme meldete sich im Com des Androiden.„Sir, die Piraten reiben uns immer mehr auf. Wir bekommen die Autogeschütze nicht mehr in gang. Erbitte Erlaubnis für Notsprung.“„Negativ.“ Der Cyborg schritt zu seinem Schiff und stieg ein.
 

Kurz bevor der Zerstörer explodierte, verließen zwei Schiffe den Gefahrenbereich. Die Lost Soul und ein Kampfjäger Akrams.

Nachwirkungen

Zeta atmete tief durch, als sie endlich aus dem Gefahrenbereich waren, und ließ sich in seinem Sitz zurücksinken. Hinter ihm fuhr das metallene Gesicht aus der Decke und betrachtete Kira und Selena. „Mana geortet. Besitzer erkannt.“ sagte die Stimme im üblichen, lispelnden Tonfall, dann fuhr das Gesicht zurück in den Boden und verschmolz nahtlos mit ihm.„Ich weiß nicht wie, aber wir haben überlebt.“ sagte der Cyborg. Jemand meldete sich über Funk.„Schöne Explosion, was?“ - „Sreed, hättet ihr mit den letzten Schüssen nicht warten können bis wir draußen waren?“ - „Die anderen hatten sich zu gut eingeschossen, die wollten nicht auf mich hören. Aber was ist mit den Implantaten?“ - „Der Fettsack hat uns reingelegt. Fälschungen.“ - „Verdammt… naja, wir sehen uns.“ Nach dieser Nachricht begannen die Piratenschiffe nacheinander im Hyperraum zu verschwinden, bevor noch mehr Schiffe von Akram hier ankamen. Da schaltete sich eine weitere Stimme in den Piratenfunk.

„An die Mannschaft der Lost Soul.“ sagte eine künstlich verzerrte Stimme. „Diesmal lasse ich euch entkommen, als dank dafür, mir eine Demonstration des Manas zu geben. Doch wenn wir uns das nächste Mal treffen, wird das euer Ende.“ - „Lost Soul, Signal orten und auf den Schirm!“

Ein Schiff war auf der Sichtscheibe zu sehen. Es war wohl ebenfalls ein Modular-Schiff, es hatte von der Form her entfernt Ähnlichkeit mit der Lost Soul. Doch dieses Schiff war komplett silbern, und es hatte eindeutig mehr Waffen. Das ganze Dach war übersäht von den unterschiedlichsten Feuerwaffen, und an den Seiten hatte der Raumer Flügelähnliche Anbauten, an der Spitze eines jeden ein Hochleistungs-Laser. Dann verschwand der Raumer im Hyperraum.

„Was zur Hölle ist das?“ Selena machte große Augen, während sie ihre Konsole bearbeitete. Sie misstraute dem Frieden noch etwas. Irgendwie war sie noch nicht ganz davon überzeugt, dass das Schiff sie endlich in Frieden lassen würde.

Kira blickte dem seltsamen Schiff ebenfalls hinterher bevor sie sich umdrehte. „Ich sehe mal nach Alpha.“ Sie verließ die Brücke. Auch Kira war misstrauisch was das Schiff betraf. Zügig schritt sie zu Alpha hinüber, dem es offensichtlich nicht mehr ganz so gut zu gehen schien. Seine Augen waren trüb geworden und Kira konnte das Rumoren jetzt schon auf die Distanz hören. „Das kommt davon, dass du immer alles fressen musst, ohne dich vorher davon zu überzeugen, ob du es verträgst,“ sagte sie gespielt tadelnd und verschwand in ihrem Zimmer, um eine große Schüssel aufzutreiben, die sie mit Wasser füllte und dann vor Alpha auf den Boden stellte.

Gierig soff er den Inhalt heraus, doch genau das war dass Falsche. Alpha jaulte auf, und rollte sich zusammen. Er hatte seine Augen geschlossen. Schmerzwellen rollten durch seinen Körper und auch Kira biss sich auf die Lippen um den Schmerz zu unterdrücken.

Vorsichtig stieg sie über seinen Schwanz hinweg und näherte sich seinem Bauch. Die Schuppen darüber fühlten sich heiß an und Alpha zuckte unter ihrer Berührung zusammen. Kira war verunsichert, bisher war ihr solch ein Fall noch nie untergekommen. Sie wusste nicht wirklich, was sie machen sollte, doch dann begann Alpha zu würgen.
 

Der Hauptrechner summte leise, als die Lost Soul versuchte, die Daten zu verarbeiten. Unwürdige wurden zu Magiern. Das war nach den Daten des Schiffes unmöglich. Schließlich entschied sich die KI.‚Daten ändern. Mana als festes Medium streichen. Neu eintragen als veränderliche Naturgewalt.’ Doch auch mit dieser neuen Variablen machte es für den Rechner keinen Sinn.
 

„Keinerlei Informationen.“ sagte Zeta, nachdem Kira den Raum verlassen hatte und seufzte leise. „Kein Vermerk darüber, wo Karin gefangen gehalten wird.“ – „Mach dir doch nicht so viele Gedanken. Ich bin mir sicher, wir finden irgendwann schon einen Hinweis, wo sie sich befindet.“ Selena trat näher an Zeta heran und legte ihm tröstend eine Hand auf die Schulter. „Erstmal sollten wir froh sein, dass wir dieses ‚Abenteuer’ mit heiler Haut überstanden haben.“ Aufmunternd klopfte sie ihm noch ein paar Mal auf die Schulter und kehrte dann zu ihrem Pult zurück, um einige Schaltungen vorzunehmen. „Komisch, auf einmal erscheint mir das Schiff Handzahm.“ - „Ich hoffe es…“ murmelte Zeta leise. „Vielleicht finden wir irgendwann mal raus, wer das Schiff gebaut hat. Bis dahin… sind wir eben, was wir sind. Weltraumpiraten.“
 

Kira ging etwas auf Abstand, als Alpha sich plötzlich aufbäumte. „Was ist los mit dir?“ in ihrer Stimme klang mehr als nur leichte Sorge mit. *Mir ist schlecht.* Alphas Antwort war, wie immer knapp, wenn er sich nicht wohl fühlte.

Noch bevor Kira etwas tun konnte, sah sie eine Ausbeulung Alphas Hals hoch wandern. „Wenigstens in die Schüssel,“ versuchte sie ihm noch zu zurufen, doch da war es schon zu spät. Alpha erbrach einen ziemlich hässlichen Klumpen der erbärmlich stank.

Sogleich kämpfte nun auch Kira gegen die Übelkeit. Sie war zwar so einiges gewohnt, aber das war die Härte.

Erschöpft sank Alpha wieder zu Boden. Ein leichtes Zittern durchlief seinen Körper. Er schloss die Augen. „Lass mich raten, ich darf die Sauerei jetzt wegmachen,“ Kiras halbherziger Vorwurf blieb unbeantwortet und sie seufzte. Sie hatte keinen Plan, wo man in diesem Raumschiff solch einen Brocken in einem Stück entsorgen konnte, ohne diese ganze Ebene hier unter Vakuum zu setzen. Dann sah sie etwas in dem Klumpen glänzen. Ein kleines, schwarzes, viereckiges Kästchen.

Angewidert fischte Kira mit spitzen Fingern danach. Das drum herum, was auch immer an diesem Kästchen hing, zerfiel schmatzend in ihren Händen und jagte ihr einen neuen Schauer durch den Körper.

Erst nachdem sie sich etwas beruhigt hatte, konnte sie sich das Ding näher ansehen. Kira schrie leise überrascht auf. Es war ein Mana-Chip.

„Lost Soul entsorg diesen Dreck, irgendwie,“ stieß Kira zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, und beobachtete dann, mit leichtem Verblüffen, wie sich ein Loch unter dem Körper auftat und ihn verschluckte. Auch die anderen Reste verschwanden im Boden, so als wären sie nie da gewesen. Eine glatte, saubere Fläche präsentierte sich schon wenig später.

Zwischenspiel I

Der Hyperraumsprung endete sehr schnell wieder. In einem direkten Nachbarsystem von Sol lag das Ziel des Androiden. Er steuerte das Schiff mit ¾ Licht auf den einzigen Planeten zu. Auf ihm befand sich eine geheime Station, die nur den höchsten Militärs Akrams bekannt war.

Das Schiff schoss knapp über die Planetenoberfläche. Eine Atmosphäre gab es hier nicht.

„Code W4. Zugang Sirion.“ sagte der Androide über Funk. Auch wenn keine Antwort kam, die Forscher hatten ihn gehört. Eine Öffnung tat sich auf der Wüsten Oberfläche auf, Sirion bremste ab und steuerte seinen Modular-Raumer hinein.

Ein Tunnel aus Stahl führte in das innere des Planeten. Ein Ring aus einem seltsam schimmernden Metall schwebte scheinbar schwerelos im Zentrum.

„Ziel Akram-Galaxie.“ gab der Androide über Funk durch. Ein blaues Flimmern erfüllte sofort den Ring. Die neuste Technik: Wurmloch-Portale. Der Anführer der Androiden-Einheit beschleunigte und schoss durch das Wurmloch. Auch wenn Zeitreisen damit noch nicht möglich waren, so waren sie doch schneller und sicherer als der Hyperraum.
 

„Commander, bitte sofort auf Akram melden.“ piepste es aus dem Com des Androiden, kaum das er in der Akram-Galaxie war. Seufzend gab er die Koordinaten des Planeten Akram ein und flog los. Der Planet war bald in Sicht, sein Aussehen bildete zwei krasse Gegensätze. Die eine Seite war komplett aus Metall, die andere von dichtem Urwald überwuchert.
 

Kurz nach seiner Landung kamen auch schon drei Androiden auf ihn zu.

„Commander, sie stehen unter Arrest. Mitkommen.“ sagte einer der Androiden monoton und ging voran. Nach kurzem Überlegen folgte der nun ehemalige Anführer der Androiden. Es hatte sowieso keinen Sinn mit diesen Idioten zu diskutieren, sie hatten keinen freien Willen wie er. Langsam, um nicht die Aufmerksamkeit der Androiden auf sich zu ziehen, zog er eine kleine schwarze Platte aus der Tasche seiner Uniform und presste sie gegen seine Stirn. Seine Warnmelder schlugen Alarm, doch er hatte die Schmerzübertragung ausgeschaltet. Wenn seine Berechnungen stimmten…

Die Sonne von Akram flammte in diesem Moment in grünem Licht auf, wenn auch nur für sehr kurze Zeit. Ein Schub aus reinem Mana floss durch die Galaxie, und ein Lächeln zuckte kurz über das Gesicht des Androiden.
 

„Geht hinein.“ befahl der Roboter aus Biometall monoton. Sein ehemaliger Anführer folgte der Aufforderung und betrat den Raum. Komplett aus Metall, wie der gesamte Rest des Stützpunktes. In der Mitte des Raumes befand sich ein gewaltiger Zylinder aus einem durchsichtigen Metall, in dem etwas Großes herum schwamm. Ein gigantisches Gehirn, in das unzählige Schläuche hineinragten. Der Overmind.

Das Gehirn drehte sich langsam, und etwas bewegte sich auf der Oberfläche. Ein Auge kam zum Vorschein und starrte den Androiden an.

„Du hast uns Verraten, Krutil.“ sagte eine Stimme, und der Blick des Androiden glitt nach oben. Auf dem Deckel des Gefäßes stand eine Frau mit leicht bläulicher Haut und roten, stechenden Augen.

„Mag sein. Doch ich sehe nicht ein, das eine Beraterin mehr Macht hat als ich, Sharon. Ihr beide habt mich aus gezüchteten Zellkulturen erschaffen, nach dem Vorbild des stärksten Zylonen. Doch mir einen freien Willen zu geben, war der Fehler.“

„Ein Fehler, den wir nie wieder begehen werden. Overmind, übernehme ihn!“ sagte die Frau kalt. Das Gehirn starrte Krutil weiter an, das Auge schien sich zu einem Schlitz zu verengen. Der Androide schloss die Augen und konzentrierte sich.

„Keine Kontrolle möglich.“ kam eine tiefe Stimme aus einem Lautsprecher.

Kopfgeld

Selena blickte von ihrem Pult auf, als sie das Signal für eine einkommende Nachricht erhielt. Überrascht sah sie auf die Anzeigen. „Zeta, ich empfange eine Breitbandsendung von der Air-Force. Sie ist Kodiert. Das einzige Wort, was ich lesen kann ist Kira.“

Zeta blickte auf. Er war grade die Lagepläne der Planeten von Akram noch einmal durchgegangen. Das hier war ein Handelssystem, doch sie warteten jetzt schon vier Tage im Scan-Schatten eines Asteroidenfeldes, ohne ein einziges Handelsschiff gesehen zu haben. Nicht einmal ein Kampfraumer war aus dem Hyperraum gefallen. Zeta aktivierte seinen Com.

„Kira, ich glaube das solltest du dir ansehen. Eine kodierte Botschaft der Air-Force.“

„Moment ich komme.“ Kira schaltete den Com ab und blickte nachdenklich zu Alpha. Er sah immer noch etwas mitgenommen aus, und das bereitete ihr Sorgen. Normalerweise war er schon nach ein oder spätestens zwei Tagen wieder fit gewesen, aber jetzt wirkten seine Augen immer noch etwas trüb und er erschien lustlos. Ob es wohl an der fehlenden Betreuung durch das Fachpersonal der Air Force lag? Doch wenn Kira ehrlich war, war sie im Moment auch nicht das blühende Leben. Jede freie Minute verbrachte sie bei Alpha. Sie machte sich mehr Sorgen um ihn, als sie bereit war offen zuzugeben.

Mit einem müden Blick betrat Kira das Cockpit und wandte sich an Selena. „Wo ist sie?“ Ihre Stimme klang etwas gereizt, auch wenn Kira um Mäßigung bemüht war.

Eingeschnappt sah Selena sie an. „Da hast du.“ Sie berührte ein paar Tasten und machte Kira nur soweit Platz, dass sie an das Pult konnte, um einen geforderten Code einzugeben.

Zeta schüttelte leicht den Kopf. Die Beiden waren wirklich wie Hund und Katze. „Lost Soul, decodierte Botschaft auf den Schirm.“

„Hallo Kira,“ kalt lächelte Celia den drei vom Bildschirm entgegen, „scheint so, als habe dich meine Nachricht erreicht. Schade, dass es nur eine Aufzeichnung ist, wie gerne würde ich jetzt dein Gesicht sehen. Sicherlich ein Anblick für die Götter. Ach, bevor ich es vergesse, wie geht es Alpha? Lebt er noch? Oder siecht er schon vor sich hin? Tja schon schlimm, wenn man so ein Auslaufmodell mit begrenzter Lebensdauer reitet.“ Auf ihrem Gesicht zeigte sich ein gehässiges Grinsen. „Zu Schade, dass ich seinem und deinem Ableben nicht beiwohnen kann. Man sieht sich im nächsten Leben.“ Sie winkte spöttisch in die Kamera und dann verlosch das Bild.

Kira stand im Cockpit, ihr Gesicht war wie versteinert, und rannte im nächsten Moment zurück in den Frachtraum.
 

Zeta schlug mit der Faust auf die Armlehne seines Sitzes, als das Bild über ihnen verschwand.

„Verdammt, und ich habe gehofft, sie erfährt es nicht…“ Zeta brodelte vor Wut. „Das werden die bereuen. Ich bin gleich wieder da.“ Zeta stürmte in sein Zimmer. Kurz darauf kam er wieder heraus gestürmt, ein zusammengefaltetes Stück Stoff in der Hand.

„Selena, ich will, das du eine Nachricht aufzeichnest. Diese sendest du dann uncodiert durch den gesamten Hyperraum, auf jeder uns möglichen Frequenz.“ Zeta wartete kurz, bis die Aufnahme beginnen konnte.

„Hier spricht der Captain der Lost Souls. Dies ist eine offene Nachricht an die Air-Force.“ Zeta faltete das Stoffstück auseinander. Es war eine Fahne der Air Force, künstlich von der Lost Soul hergestellt, doch trotzdem sah sie aus wie das Original.

Ein Feuerball erschien über Zetas rechter Hand und er zündete die Fahne an. Er hielt sie so, das man gut sehen konnte, die nach und nach das Symbol der Air-Force zu Asche verbrannte. Kurz bevor die Flammen seine Finger, die eine Ecke der Fahne hielten erreichten, ließ er das Stück los, und es segelte verkohlend Richtung Boden.

„Ihr habt euch mit den falschen angelegt. Hiermit erklären wir der Air-Force und der Lindwurmeinheit den Krieg!“
 

Selena nahm sich grade noch soviel Zeit, die Nachricht zu senden, über einige Umwege versteht sich, ihr lag nichts daran, dass sie innerhalb der nächsten Stunden den Raumer der Lindwurmeinheit vor der Nase hätten, erhob sich von ihrem Platz und schritt ebenfalls in den Frachtraum. Auch wenn sie sich mit Kira manchmal Spinnefein war, diese Botschaft hatte selbst sie geschockt.

Im Frachtraum, bot sich ihr ein Bild des Jammers. Kira lag auf Alphas Brust und wurde von Weinkrämpfen geschüttelt.

Der Drache schien alles andere als begeistert darüber zu sein und stupste sie sanft mit der Schnauzenspitze an, woraufhin sich Kira an seinen Kopf klammerte. „Ist es wahr. Alpha, sag es mir, ist es wahr?“

Alphas Augen musterten den Neuankömmling. „Habe ich mich so in Zeta geirrt?“ drang seine elektronisch aufbereitete Stimme aus dem Com? Selena schüttelte den Kopf. „Er wusste es also?“ Sie hob eine Augenbraue. „Er war es nicht. Es war eine eurer Ex-Kollegen. Es hat ihr eine wahre Freude bereitet, ihr das mit deinem baldigen Ableben unter die Nase zu reiben.“ Alpha knurrte leise.

„Dann ist es also wahr?“ Alpha sagte nichts aber sein Blick sprach Bände.

„Beruhige dich doch Kira. Noch lebe ich, und ich habe nicht vor, so schnell das Zeitliche zu segnen. Weißt du noch, ich habe dir doch versprochen, dass wir gemeinsam deine Vergangenheit ergründen. Vorher werde ich nicht sterben,“ versuchte Alpha Kira zu trösten, vergaß für den Moment aber, dass er vormals das Com benutzt hatte und übertrug seine Gedanken unbewusst an das Gerät, so das Selena mithören konnte.

Für einen kurzen Moment zeigte sich ein dankbares Lächeln auf Kiras Lippen, doch dann presste sie ihren Kopf gegen seine Stirn und weinte weiter.

Zeta stand am Eingang des Raumes in der Tür und dachte nach. Wenn er doch nur eine Möglichkeit hätte, Alpha zu helfen…

„Gib nicht auf, Zeta. Ich weiß, du findest eine Möglichkeit.“ Zeta blickte auf. Karins durchscheinende Gestalt stand vor ihm. „Ich kenne dich. Es gibt nichts, das du nicht schaffst.“ Karin lächelte und verschwand langsam wieder im Nichts.

„Ich hoffe du hast recht, Karin…“ flüsterte Zeta.

Selena gesellte sich langsam zu Zeta. „Was machen wir nun?“ flüsterte sie ihm leise zu. „Wir können doch nicht zulassen, dass es geschieht. Auch wenn ich Kira nicht sonderlich mag, so etwas wünsche ich meinem ärgsten Feind nicht.“

„Wir werden alles tun was in unserer Macht steht. Wird wohl Zeit die Datenbank der Lost Soul komplett umzukrempeln. Wäre doch gelacht wenn wir keine Lösung finden.“ Zeta wandte sich um und schritt zum Cockpit.

Selana blickte noch einmal zu Kira. Sie verzog das Gesicht, so als leide sie mit ihr und folgte Zeta zurück ins Cockpit. Hier konnte sie bestimmt keine Hilfe sein.
 

Als Selena an ihrer Konsole platz nahm, musste sie feststellen, dass es eine weitere Nachricht gab. Diesmal jedoch war sie nicht speziell an Kira oder die Lost Soul gerichtet sondern allgemein gehalten, mit dem Siegel der Air Force. „Zeta, ich glaube wir haben unsere Antwort grade erhalten.“

Selena legte die Nachricht auf den großen Schirm. „Hier spricht Celia, Leiterin der Lindwurm-Staffel der Air Force. Hiermit geben wir folgende Personen zur Fahndung aus. Die Anklagen folgen, den Personen zugeordnet.

Ein Bild von Zeta erschien, die Pose war die gleiche, als er die Fahne verbrannte, nur das dieser Abschnitt fehlte. „Cyborg Z-312 Beta, Name: Zeta, Akram. Anklage: Mörder von unzähligen Kolonisten. Prämie: 40 Mio. tot, 65 Mio. lebend.“

Dann kam eins von Kira. „Kira Tauve. Anklage: Desateur, Diebstahl von Air-Force-Eigentum, Angriff auf Mitglieder der Lindwurm-Staffel. Prämie: 30 Mio. tot“

Ein verwaschenes Bild von Selena war das letzte. „Selena Horgal. Anklage: Drogenhandel, Handel mit Militärgeheimnissen. Prämie: 20 Mio. tot.“

Die Nachricht lief aus. „Das ist also ihre Antwort.“ Selena verschränkte die Hände vor der Brust. „Elende Feiglinge. Hetzen uns den Abschaum des Universums auf den Hals. Bis auf dich, Zeta, gibt es für uns nur Prämien, wenn wir tot bei denen von der Air-Force abgeliefert werden und von Alpha erwähnen sie gar nichts.“

„Hätte mich doch stark gewundert, wenn diese Feiglinge die Wahrheit rausrücken. Dumm nur, das unsere Nachricht wohl in ein paar Tagen selbst bis im Andromedanebel bekannt sein wird. Würde mich doch sehr stark wundern, wenn niemand die Nachricht aufgezeichnet hat und weitergibt. Aber eines ist zumindest klar.“ Zeta ließ die Nachricht vom Bildschirm verschwinden. „Wir werden jedes Schiff der Air-Force zu Weltraumschrott verarbeiten, das uns vor die Kanonen fliegt. Und wenn es der Kreuzer der Lindwurmeinheit ist.“

Selena seufzte und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. „Hoffen wir dass wir nicht zu schnell wieder auf einen von denen treffen. Mein Bedarf an Air-Force ist erst einmal eine Weile gedeckt.“ Sie beugte sich wieder über die Konsole. „Es gibt im Moment eh wichtigeres.“ Selena ließ sich alle möglichen Verzeichnisse anzeigen und begann sich durch die Tiefen der Datenbanken zu arbeiten. „Ich fürchte nur, das wird dauern. Jemand sollte sich in der Zeit um Kira kümmern.“ Das war ein Wink mit dem Zaunpfahl, doch sie war sich nicht sicher, ob Zeta ihn verstanden hatte.
 

Zeta verstand den Wink mit dem Zaun samt Vorgarten schließlich doch. Er stand auf, nachdem er noch einmal sicher gegangen war das jedes Verzeichnis freigegeben war, und ging zurück zu Kira. Sie hatte immer noch den Kopf an Alphas gedrückt und schien immer noch zu weinen.

„Ich verstehe dich nicht, Kira. Du tust ja so, als wäre schon jede Hoffnung vernichtet.“ Zeta legte ihr die rechte Hand auf die Schulter. „Jetzt hör mal zu. Wir sind Freunde, Kira. Wir haben uns gegenseitig die Wahrheit gezeigt, sind vor der Air-Force und Akram geflohen, und haben uns dieses Schiff besorgt. Keiner von euch hat gemurrt, dass ich der Captain dieses Schiffes geworden bin. Ihr seid meine Freunde und Kameraden. Und ich schwöre, ich werde niemals zulassen, dass euch etwas passiert. Eher opfere ich mein Leben. Ihr habt mir damals vertraut. Vertraut ihr mir immer noch?“ Diese Frage war eindeutig an Kira und Alpha zugleich gerichtet.

Kira blickte auf. Ihre Augen waren verquollen und hatten jeglichen Glanz verloren. Einzelne Haarsträhnen hingen in ihrem Gesicht. „Doch. Aber warum habt ihr mir nichts davon gesagt, besonders du Alpha? Ich dachte, wir hätten keine Geheimnisse voreinander. Warum erfährt es ein Außenstehender vor mir?“ Anklagend blickte sie ihren Partner an und Alpha schlug die Augen nieder.

„Alpha wusste eben genau, das du dir viel zu viele Sorgen machen würdest.“ sagte Zeta. „Es gibt für alles eine Lösung. Nichts ist unmöglich.“ – „Ach ja?“ fauchte Kira. Sie sank vor Alpha zusammen und umschlang die Beine mit den Armen, dann barg sie ihren Kopf in dem Spalt.

Zeta wandte sich ab und schritt zum Ausgang. Kurz davor blieb er noch einmal stehen. „Nichts ist unmöglich, solange du auf dein Herz hörst. Vertraue der Stimme deines Herzens. Es wird dich leiten.“ sagte er leise und verließ den Raum. In diesem Moment manifestierte sich eine durchscheinende Gestalt in dem Raum.

„Die Stimme aus deinem inneren ist deine größte Stärke. Das Mana ist die Essenz des Geistes, die Kraft der Gedanken. Doch dein Herz ist noch mächtiger als jedes Mana.“ flüsterte Karin.

Alpha legte seinen Schwanz sachte um Kiras Körper und schnaubte ihr in den Nacken. *Karin hat Recht. Wir finden schon einen Weg, und denk an mein Versprechen. Ich liebe dich, und es könnte mir nichts Schlimmeres widerfahren, als wenn du durch meine Schuld Leid empfinden würdest. Genau aus diesem Grund habe ich dir nichts von meiner Vergänglichkeit erzählt. Ich wollte dass die Zeit, die wir zusammen verbringen, für uns die schönste ist, die wir uns vorstellen können.*

Selena fluchte nach allen Regeln der Kunst. Viele der Flüche waren nichts für Kinderohren und sie stützte ihren Kopf schwer auf dem Pult auf. Sie nahm am Rande wahr, dass jemand das Cockpit betrat und war nicht so begeistert, dass es nur Zeta alleine war.

„Ich habe eine solala-gute und eine schlechte Nachricht,“ meinte sie trocken. „Die schlechte zuerst: Es gibt wohl keine Möglichkeit Alphas Verfall aufzuhalten, jedenfalls nicht mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, und jetzt die… gute: Es gibt in den Datenbanken einen Hinweis auf einen ‚Planeten der Wünsche’. Dort soll alles in Erfüllung gehen. Vielleicht gibt es dort einen Weg Alpha zu helfen. Allerdings sind die Hinweise auf diesen Planeten alt und es gibt keine Koordinaten nur eine ungefähre Andeutung, in welchem Sektor er sich befinden soll.“ Selena studierte wieder ein paar Angaben. „Ist ein unschöner Sektor. Einige schwarze Löcher. Da verirrt sich so schnell keiner freiwillig hin. Kann gut sein, dass man da, wenn man sich auch nur etwas verrechnet, vom Hyperraum direkt in ein schwarzes Loch fällt, ohne es überhaupt zu bemerken, oder etwas dagegen unternehmen zu können.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich halte das nicht für eine gute Idee.“ - „Eine andere Möglichkeit haben wir aber nicht. Ich vertraue auf deine navigatorischen Fähigkeiten.“ sagte Zeta nachdenklich. „Also dann… Kurs setzen in den dunklen Sektor. Volle Auslastung der Schubtriebwerke bereit machen, mit halbem Licht können wir zumindest kleinen Löchern entkommen wenn wir nicht genau drin landen.“ Zeta lehnte sich zurück und schloss kurz die Augen. „Ein Herz, ein Wille, eine Bestimmung. Das sind wir, die Lost Souls!“

Notruf

Kaum, das sie den Hyperraum verlassen hatten, schritten auch schon unzählige Alarmsirenen im Cockpit los und Selena keuchte auf. „Schei…“ Sie kam gar nicht dazu, das Wort zu vollenden, denn ihre Finger sausten schon über das Tastenfeld und umklammerten dann zwei Steuersticks, die aus den Lehnen ihres Sessels gefahren waren. „Nicht gut, gar nicht gut. Wir sind zu nah…“ fluchte sie und riss beide Hebel nach links.

Zetas Hände fuhren an die Schubhebel und schoben sie allesamt nach vorne.

„Volle Energie auf die Triebwerke, Auslastung des Antimaterie-Reaktors auf 100%! Schilde runterfahren, Schildenergie verwenden um Extra-Boost zu aktivieren!“ befahl Zeta dem Schiff, welches die Befehle auch sogleich ausführte. Auch wenn das wieder einiges an Mana kostete. Ein Rucken ging durch das Schiff, trotz des starken Ausgleich-Moduls, da selbst von diesem Energie abgezweigt wurde. Sie schafften es grade so, aus dem Anziehungsbereich des schwarzen Loches zu entkommen.

„Lost Soul, Gravitations-Radar auf den Schirm.“ schnaufte Zeta und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Das Radar lieferte keine sehr schönen Angaben. Sie waren grade knapp zwei schwarzen Löchern entkommen, die sich fusioniert hatten. Und auch sonst waren unheimlich viele Löcher in näherer Umgebung zu sehen. „Ich hab das dumme Gefühl, wir sind mitten in einer toten Galaxie gelandet. So viele schwarze Löcher, das ist doch nicht normal.“ – „Jup,“ Selena biß sich auf die Lippen und suchte mit den Augen einen halbwegs sicheren Korridor. „Verdammt, hier kann es doch keinen Planeten geben, der würde doch sofort von den Gravitationsfeldern der Löcher auseinander gerissen werden.

Kira klammerte sich an Alpha fest, als die Erschütterungen begannen. Das Schiff zog auch seine Energie aus den Trägheitsdämpfern, wodurch Alpha etwas über das Deck schlidderte, bevor er seine Krallen in den metallenen Boden trieb. Hier hörten sie das schwere Wummern des Anti-Materie-Wandlers umso deutlicher. Das ganze Deck schien zu vibrieren. *Geh nach vorne, die brauchen dich dort sicher.* Kira schüttelte den Kopf doch Alpha schubste sie mit sanftem Nachdruck von sich. *Hier kannst du ihnen und mir auch nicht helfen. Geh jetzt. Bitte.*
 

„Solange wir uns nicht bewegen und die schwarzen Löcher sich nicht dazu entschließen sich aufeinander zu zu bewegen, sind wir für den Moment zumindest sicher. Trotzdem sollten wir genug Energie für einen Hyperraumsprung zurück in ein Randsystem der Milchstraße haben.“ Zeta schaltete die Schiffsschilde wieder ein. Zwischen den Gravitationsfeldern konnten Gesteinsbrocken mit sehr hoher Geschwindigkeit unterwegs sein, und die würden das Schiff ohne Schilde zerfetzen.

Zeta wusste, das hier wohl wirklich kein Planet existieren konnte. Trotzdem schaltete er die Scanner ein.

Zuerst geschah überhaupt nichts, doch dann blinkte einer der Scanner auf. Ausgerechnet der für Funksignale. Doch ziemlich verzerrt. „Selena, kannst du die Nachricht von den Störungen befreien?“ – „Die Signale sind zerstückelt.“ Sie beugte sich wieder über ihre Konsole. „Merkwürdig. Es wird eine Weile dauern, aber das Signal scheint ein schwarzes Loch in der Nähe zu haben oder wird einfach durch die ganze Ansammlung gebremst. Der Text ist ziemlich langsam. Ich muss erst etwas zwischenspeichern, damit ich etwas habe, was ich wieder in unsere Geschwindigkeit versetzen kann und wir etwas Verständliches zu hören bekommen.“

In diesem Moment ging die Tür auf, und Kira betrat das Cockpit wieder. Sie wirkte blass und angespannt. Ohne ein Wort zu verlieren ging sie zu ihrem Platz und ließ sich hineinfallen. Mit erfahrenem Blick verschaffte sie sich einen schnellen Überblick und kniff die Augen zusammen. Ihr gefiel nicht, was sie sah.
 

Ein paar endlos scheinende Minuten verstrichen, bis das Signal endlich klar genug war.

„S…O…S…“ knisterte es aus dem Com. Und dahinter war eine Abfolge von leisen Piepsern zu vernehmen. Der Code der Weltraumpiraten. „Event Horizon 4… S…O…S…“ wiederholte sich die Nachricht.

„Sieht ganz nach einer Dauerschleife aus. Wir sollten vorbeischauen.“ Zeta rief die Ortung auf den Schirm. Die Koordinaten waren recht gut erreichbar, sie lagen in einem der Bereiche, die sicher waren. „Kommen wir dort hin, ohne eingesaugt zu werden?“ fragte Zeta an Selena gewand.

Selena betrachtete die Daten und kleine Sorgenfalten bildeten sich auf ihrer Stirn. „Wir kommen ein paar mal recht dicht an schwarzen Löchern vorbei, aber solange wir deren Ereignishorizonten nicht zu nahe kommen, sollte es möglich sein, uns da durch zu bringen. Wird aber ein ganz schönes Stück Arbeit.“

Sie blickte zu Kira. „Wie geht es Alpha?“ Ihre Stimme klang dünner, als sie diese Worte aussprach und es steckte auch ein Hauch Nervosität darin.

Unwillkürlich versteifte sich die Angesprochene in ihrem Sitz und bereute die Entscheidung doch wieder ins Cockpit gekommen zu sein. Sie hätte hinten bei Alpha bleiben sollen, dann wären ihr solche lästigen Fragen erspart geblieben. „Ihm geht es … den Umständen entsprechend … gut,“ presste sie stattdessen hervor und aktivierte die Zielvorrichtungen der Lost Soul um ein paar herumfliegende Asteroiden in kosmischen Staub zu verwandeln. Es war vielleicht besser, dass sie sich so abreagierte, als anders. Auch wenn sie sich äußerlich kühl gab, hatte sie in ihrem Inneren Angst. Angst vor dem, was kommen würde, wenn es an der Zeit war, Abschied von Alpha zu nehmen und damit wohl auch von dem Rest der Welt.
 

Zeta startete die Antriebe und flog die Route, die Selena einprogrammiert hatte, nach. Nach einer halben Stunde, in der drückende Stille im Cockpit herrschte, war das Schiff in Sichtreichweite.

Das Raumschiff war in einem erbärmlichen Zustand. Die Außenhülle war nach den Scans zwar intakt, aber die Schilde nur sehr schwach. Die konnten kleinere Gesteinsbrocken abhalten, jeder größere Asteroid würde dieses Raumschiff ein für alle mal zu Schrott machen.

Es war von der Größe her zwar nur 1/3 des Akram-Raumers, den sie angegriffen hatten, aber dieses Schiff wirkte auf eine groteske Art um ein vielfaches größer und bedrohlicher. Kein einziges Licht war zu sehen, in keinem der Bullaugen regte sich etwas. Nur dank den guten Scannern und den Suchscheinwerfern der Lost Soul konnten sie das Schiff überhaupt erkennen.

Auch wenn es ein Schlachtschiff war, man erkannte sofort, dass es ein Piratenschiff war. Die Außenhülle zierte ein Piratenlogo, ein Totenkopf mit einem Blitz dahinter. In roter Schrift stand ‚Event Horizon 4’ auf den beiden Seitenwänden.

„Ok… das Schiff ist ziemlich groß. Die Generatoren laufen nur noch auf Sparflamme, sie sind im hinteren Teil des Schiffes. Das Cockpit ist vorne. Wenn wir andocken wollen, müssen wir das im hinteren Bereich des Schiffes. Die Atmosphäre an Bord ist laut den Scans stabil. Bleibt nur die Frage, ob wir an Bord gehen.“ – „Das Ob, erledigt sich ja wohl fast,“ schaltete sich Selena ein. „Ich kann immer Ersatzteile brauchen. Mag zwar sein, dass dieses Schiff relativ viel produzieren kann, aber ich habe lieber etwas auf Lager, wenn es mal zu solch einer Situation kommen sollte, dass genau diese Reproduktionseinheit ihren Dienst einstellt.“ Wieder huschten Selenas Finger über die Konsole. „Wäre doch schade um das gute Duranium und zudem finden wir dort sicherlich noch einige ‚nützliche’ Sachen, die man entweder verkaufen, oder selbst brauchen kann. Hey, immerhin ist es auch ein Piratenraumer, und vom Aussehen her auch schon etwas in die Jahre gekommen, das ist doch eigentlich schon ein Garant für gute Beute.“

Kira blickte nur dumpf auf die Anzeigen. Ihr war es eigentlich relativ herzlich egal, was sie machen würden. Es interessierte Kira nicht wirklich was sie dort auf dem anderen Schiff fanden. Einfach nur alleine mit Alpha zusammen sein, das war derzeit ihr größter Wunsch.

Sie war einfach nicht der Typ, der seine letzten Tage in einer wilden Party durchlebte, was beim heutigen Stand der Medizintechnik möglich war. Es gab sogar Firmen, die hatten sich genau auf so etwas spezialisiert. Unter dem Slogan. ‚Feiern bis der Arzt kommt’ boten sie Eventpartys an, die keinen Geldbeutel voll ließen. Als Toter brauchte man doch eh keine Währungseinheiten mehr.

Staub zu Staub

Langsam setzte das Kampfschiff an der Andock-Kuppel an und fuhr das Verbindungsstück aus.

"Alles klar. Selena, Systeme auf Standby lassen für die Möglichkeit sofort abzufliegen. Kira, Geschütze auf die der Event Horizon 4 ausrichten, falls die wieder zum Leben erwachen durch Notstrom und uns wegblasen wollen. Kira, Selena, ihr kommt mit mir. Alpha muss sich schonen und wird das Schiff bewachen." Der Cyborg schnallte sich von seinem Sitz los und kontrollierte sein Energieschwert. Hoffentlich fand er da drinnen mal wieder eine richtige Schusswaffe.

Kira nahm die entsprechenden Einstellungen vor und löste sich von dem System. Sie zögerte, sich von Alpha zu trennen. Der Drache musste ihr erst gut zureden, bevor sie sich den Anderen anschloss und langsam zur Schleuse hinüberschlurfte.

Selena kniff den Mund zusammen. Ihr gefiel das Verhalten der Menschenfrau nicht sonderlich, konnte aber andererseits sie auch verstehen, aber warum musste sie diese Trauer nur so offen zur Schau stellen. Noch war Alpha nicht zwischen den Sternen. „Jetzt reiß dich mal zusammen.“ Sie huschte neben Kira und deutete kurz zu dem Drachen, der ihnen nachsah. „Willst du ihm ein schlechtes Gewissen machen, wegen seinem Zustand, oder was? Er hat es sich nicht ausgesucht und jetzt zeige deinen Stolz. Das du stolz darauf bist ihn als Partner zu haben.“

"Kopf hoch, Kira. Ich hab versprochen wir finden einen Weg, und dazu stehe ich." Die Schleuse öffnete sich, und die drei Weltraumpiraten glitten in die Lost Horizon 4.

Ein nur durch die Notbeleuchtung beschienener, kahler Gang erwartete sie. Die Landung der drei auf dem Boden wirbelte so einiges an Staub auf.

"Komisch... wo kommt der ganze Staub her, wenn doch die Luftfilter in Ordnung sind...?"

Selena fuhr mit einer Hand über einen kleinen Kasten, den sie sich an den Gürtel gehängt hatte. Es war eine persönliche Schildeinheit, die sie im Notfall auch für dreißig Minuten mit Sauerstoff versorgen konnte. Kira und Zeta trugen ebenfalls solche Teile. Die Gryl hoffte, das sie diese Geräte niemals brauchen würden, und überhaupt, wann war eigentlich zum letzten Mal die Sauerstoffpatrone überprüft worden? Selena schluckte. ‚Keine Panik, mach dir keine Panik, das wird schon schief gehen.’

"Selena, in welcher Richtung liegt die Brücke?"

Die Gryl ging mit federnden Schritten, anscheinend war auch etwas mit der künstlichen Schwerkraft nicht so ganz in Ordnung, auf das nächst beste Gerät zu, was sie als Terminal erkennen konnte, um dort ein tragbares Diagnosegerät aus ihren Sachen zu ziehen und dieses dort einzustöpseln um erste Informationen aufzurufen. Vor ihr baute sich ein kleines dreidimensionales Bild des Schiffes auf, doch es flackerte unregelmäßig, was sich erst gab, als sie einmal unsanft mit dem Fuß gegen das Terminal trat. Dabei hob sie vom Fußboden ab und wurde etwa einen Meter von ihrem eigenen Schwung zurückgetragen.

Einen saftigen Fluch ausstoßend kehrte Selena an das Terminal zurück und suchte sich diesmal zuerst mit ihrem Schwanz einen Halt, bevor sie sich auf weitere Experimente in der geringen Schwerkraft einließ.

Auf dem Gebilde erschienen zwei Punkte, ein blauer und ein grüner. Sie lagen ziemlich auseinander. „Der Grüne ist unser Standort und der Blaue die Brücke. Wir müssen durch etwa ein Viertel des Schiffes und 2 Decks,“ klärte sie die Anderen auf, während sie weitere Programme startete um herauszufinden, wo man noch genügend Energie herholen konnte, um die Schwerkraft auf ein erträgliches Maß zu bringen und ob es irgendwo eine Erklärung gab, woher der ganze Staub kam. Zu letzter fand sie nichts, aber die Schwerkraft bekam sie auf etwa ein Achtel der gewohnten Werte hin.

Zufrieden überspielte sie sich die gewonnenen Daten und nahm ihr kleines Handgerät von der Konsole herunter, auf welcher das Hologramm sofort verlosch. „Alles mir nach.“ Sie warf einen viel sagenden Blick auf Kira und ging los, wobei sie aber immer noch auf ihre Schritte achtete. Hoffentlich erwarteten sie keine bösen Überraschungen.

Der Cyborg folgte Selena, sein wachsamer Blick huschte in jeden Seitengang, den sie passierten. In der rechten Hand hielt er den Griff seiner Energieklinge, jederzeit bereit, sie zu aktivieren. Irgendetwas stimmte hier doch wirklich überhaupt nicht. Das Schiff schien intakt, aber komplett tot zu sein. Wie war so etwas möglich?

Selena zuckte zusammen und ließ erneut über ihrem Gerät ein Hologramm erscheinen. Diesmal schien sie jedoch gezielt etwas zu suchen und kniff den Mund zu einem dünnen Strich zusammen, als sie nicht fündig wurde. Hastig schaltete sie das Gerät wieder ab.

"Wir sollten uns nicht verrückt machen. Dieses Schiff ist tot, seine Besatzung wohl auch, und-" Zeta fuhr herum und ließ eine Feuerkugel in seiner linken erscheinen. Da war doch grade etwas in dem Seitengang...

Kopfschüttelnd ließ er die Feuerkugel wieder verschwinden. "Jetzt fang ich auch noch an zu spinnen." Trotzdem schaltete er sicherheitshalber sein Kampf-HUD ein.

Kira schien von alledem nicht wirklich etwas wahr zu nehmen. Fast schon wie eine Maschine folgte sie dem Weg den sie eben auf Selenas Hologramm gesehen hatte. Sie passierte Zeta und machte einen Schlenker um Selena. Nur schnell diese Durchsuchung hinter sich bringen, zurück zu Alpha, und eine Heilung für ihn finden. Das trieb ihr Denken an. Was die Anderen taten war im Moment reichlich uninteressant für sie.

Kurz nach diesem kleinen 'Zwischenfall' kamen sie an eine Weggabelung. Da hörte Zeta plötzlich Schritte und bedeutete den anderen, stehen zu bleiben. Umrisse wurden in einem der Gänge sichtbar, doch ehe die Gestalt richtig ins Licht trat, wirbelte eine Windböhe Sand nach oben und der Umriss war verschwunden.

"...Habt ihr das auch gesehen oder dreh ich jetzt durch?" Zeta aktivierte seine Energieklinge.

Wieder flammte das Hologramm in Selenas Händen auf und genauso schnell verlosch es auch. „Hier ist nichts, hier sollte niemand sein und genauso wenig sollte Sand durch die Gegend wehen. Laut den Anzeigen dürfte es nicht den kleinsten Lufthauch hier geben.“ Selenas Stimme zitterte.

„Jetzt reist euch mal zusammen,“ fauchte Kira etwas schärfer als beabsichtigt. „Zeta du tust grad so, als wärst du kein Soldat sondern ein verängstigter kleiner Junge. Es hat keine Anzeichen für Leben auf diesem Schiff gegeben, da wird uns dann wohl auch kaum hinter der nächsten Ecke ein Besatzungsmitglied entgegen springen. Du solltest doch alles über Lichtreflexe und deren mögliche Auswirkungen auf den Nahkämpfer wissen.“ Kira kniff die Augen zusammen und schritt weiter. Ihr gefielen diese Unterbrechungen überhaupt nicht.

Selena nestelte an ihrer Kleidung herum und schob sich eine ihrer LuSes in den Mund, als keiner hinsah.

"Erstens war ich nie Soldat, und zweitens höre ich zum ersten mal von reflektierten Schritten wenn keiner läuft..." murmelte Zeta leise und ging weiter. Es fühlte sich fast so an, als wolle ihn sein Mana davon abhalten, aber er ignorierte es.

„Ach nein, frag Akram,“ Kira lachte kalt und beschleunigte ihre Schritte. Mittlerweile hatte sie das Gefühl, das sie etwas rief, aber sie konnte nicht sagen was und warum.

"Ich bin ein verdammter CYBORG, ich hab Kampfprogramme installiert, das war’s dann auch. Ich war nicht jahrelang Sklave einer Gehirnwäsche und einer falschen Idee." fauchte Zeta wütend zurück.

Kira blieb stehen. Ein kurzes Sirren verriet, das sich etwas bei ihr veränderte. Als sie sich wieder umdrehte war ihr Arm verwandelt. Doch noch etwas hatte sich geändert. Der Ausdruck, der in ihren Augen lag. Er war … undefinierbar.

Für einen Moment harrte Kira noch aus, dann wirbelte sie erneut herum und lief los.

„Oh Mann, hast du ihr Gesicht gesehen? Ich dachte echt für einen Moment, die würde wirklich auf uns schießen. Was ist denn jetzt los mit der?“ Selena war zu Zeta aufgeschlossen und versteckte sich nun lieber hinter seinem Rücken.

"Es ist dieses Schiff. Wieso schwebt es ausgerechnet zwischen den ganzen Gravitationsfeldern? Das vorhin war keine Lichtreflexion, das hätte mein HUD erkannt. Vielleicht ist es die Luft hier, die einen verrückt macht, oder sonst was, aber Kira scheint besonders anfällig dafür zu sein. Wir müssen sie von diesem Schiff runter bringen!" Zeta rannte los, achtete aber darauf, Selena bloß nicht zu verlieren.

Kira war unterdessen durch die Gänge gehastet. Sie hörte, dass ihr jemand folgte, aber das war ihr herzlich egal. Ihr Ziel war die Brücke.

Als sie vor der großen Tür stand spürte sie, dass das, was sie rief, von dort kam. Doch die Tür war verschlossen, und sosehr sie sich auch bemühte, sie konnte diese nicht öffnen. Schließlich war der Zugang nur Crewmitgliedern gestattet oder solchen, die den Code kannten. Wütend hämmerte Kira gegen das Metall.

Da glitt das Schott ohne ein Geräusch auf. Ein leichter Windhauch wehte Kira entgegen, und dort, auf der Hauptkonsole, lag der einzige Gegenstand im Schiff, der nicht voller Staub war. Eingespannt in eine seltsame Vorrichtung, ein Faustgroßer, runder Stein.

Zeta hastete unterdessen weiter zusammen mit Selena durch die Gänge und aktivierte seinen Com.

"Hier Zeta. Alpha, versuch, Kira zu beruhigen. Irgendetwas passiert mit ihr."

Ohne groß weiter darüber nachzudenken, warum sich die Tür mit einem Mal doch geöffnet hatte, ohne das sie versucht war darauf zu schießen oder sie noch anderweitig zu bearbeiten, trat Kira auf die Brücke. Ihre Augen hafteten auf dem runden Ding in der Halterung. Sie konnte fühlen, das dieses Ding das war, was von ihr gefunden werden wollte.

*Kira, Kira, kannst du mich hören, was ist mit dir?* Die Angesprochene ging auf das runde Ding zu und streckte ihre Hände danach aus.

Irgendwann war ihre künstliche Hand wieder in den Normalzustand zurückgekehrt und sie zog den Stein aus der Halterung. Tränen rannen über ihre Wangen. *Alpha ich glaube, ich habe deine… unsere Rettung gefunden.* Kira rutschte an der Konsole herunter, kauerte sich auf dem Boden zusammen und weinte hemmungslose Tränen. Sie barg den Stein zwischen ihren Armen.

In just diesem Moment kamen Zeta und Selena vor der Tür an. Da ging ein Summen durch das Schiff. Die einzelnen Teile der Halterrung waren zusammen gefahren und hatten einen Stromkreis geschlossen. Das Licht ging wieder komplett an und flutete die Räume. Und nun wurde auch klar, was dieser Staub war.

Es waren Knochen. Kleine, weiße Knochensplitter blitzten aus dem weißen Staub.

Zeta und Selena sprangen förmlich auf die Brücke. Ein Hologramm entfaltete sich über der Konsole. Es war das Abbild des Schiffskommandanten. Er war in einem üblen Zustand. Brandnarben bedeckten die Stellen, die man sehen konnte und er besaß nur noch ein Auge.

"Hier spricht der Captain der Event Horizon 4. Wir haben den Planeten der Wünsche gefunden. Doch er ist nicht das Paradies. Statt dem Himmel fanden wir die Hölle.

Als wir ihn betraten, fanden wir kein Leben vor. Doch sowohl Licht als auch Pflanzen und Wasser waren reichlich vorhanden. Doch kurz nach unserer Ankunft zeigte sich das wahre Gesicht dieser fliegenden Hölle.

Monster und Ungeheuer fielen wie aus dem nichts über uns her. Wir hatten keine Chance. Unser letzter lebender Techniker koppelte den Ersatz-Hyperraumantrieb ab und eine gewaltige Ladung Antimaterie dazu. Die letzten Überlebenden starteten von dieser Hölle aus, mit nur einem winzigen Felsen des Planeten. Die Explosion zerriss den Planeten der Wünsche.

Doch wir begingen einen Fehler. Wir haben den Stein behalten. Zuerst dachten wir, die Monster seien die Einwohner dieser Hölle gewesen. Doch sie waren unsere Wünsche. Jeder von uns trägt Finsternis in seinem Herzen. Und der Planet der Wünsche lässt diese Träume des Todes wahr werden.

Ihr, die ihr diese Nachricht hört: Wir haben den Planeten gefunden, unsere Mission ist erfüllt. Gleich werden sie durch dieses letzte Schott brechen und uns töten. Berührt den Stein nicht."

„Na toll, echt frühe Warnung.“ Selena keifte das Hologramm an, während sich ihr alle Haare aufstellten. „Welcher Idiot koppelt das Log mit der Vorrichtung die sich erst auslöst, wenn man die Sachen entnommen hat. Und was denkt der Spinner jetzt, was wir machen sollen? Der hätte uns eine Lösung vorschlagen können.“ Selena blickte zu Kira. „Wie viele Dämonen schlummern wohl in ihrer Seele? Ich habe keine Lust sie kennen zu lernen, und überhaupt…“ Sie schüttelte sich. „Verdammt ich gehe durch tote Crewmitglieder. Das ist EKELHAFT! Ich will hier RAUS!“ Ihre Stimme klang schrill und wurde von den Wänden sogar teilweise reflektiert. Ein Anflug von Panik lag darin.

Die Lautsprecher begannen zu knistern.
 

-
 

"Ihr habt mich befreit, dafür danke ich euch. Ich bin die Event Horizon 4. Willkommen in der Hölle, ihr Narren."

„Das gehört aber jetzt nicht zu Kiras Wünschen, oder?“ fragte Selena ängstlich vorsichtig.

Zeta fuhr herum, als sich das Schott donnernd schloss.

"Ok... blutrünstiges Schiff, jede Menge Tote, eine apathische Schützin, ein Captain der die Gefahr nicht erkannt hat und eine drogensüchtige Technikerin. Hört sich nach dem ganz normalen Wahnsinn an." Zetas Stimme war seltsam ruhig. Kratzende Geräusche waren zu hören, und der Lüftungsschacht brach auf. Die Abdeckung segelte ziemlich schnell auf Zeta zu, doch dieser zerteilte sie und die komische Spinne, die danach kam, mit zwei schnellen Schlägen seiner Energieklinge.

"Selena, versuch dass Schott auf zu kriegen. Kira, los, komm her! Alle beide hinter mich!" In der linken Hand sammelte Zeta sein Mana und ließ es entflammen, als immer mehr tapsende Geräusche aus dem Lüftungsschacht kamen. Eine wahre Woge aus Monsterspinnen ergoss sich aus ihm. Zeta richtete die brennende Linke auf die anstürmenden Horden.

"Damfoie!" Ein konstanter Flammenkegel ergoss sich aus seiner Hand.

„Ich muss zur Tür und ans Terminal dort,“ Selena hüpfte auf Zehenspitzen auf und nieder um nicht mehr mit den ganzen Füßen auf dem staubigen Boden zu stehen. Eigentlich eine ziemlich nutzlose Aktion, haftete der Knochenstaub doch eh schon überall an ihrem Fell.

Sie hüpfte zu der Eingabeeinheit, verband ihr tragbares Gerät damit und versuchte eine Überbrückung herzustellen.

*Kira, hörst du mich? Ich höre über Zetas Com das bei euch etwas nicht stimmt. Ich komme zu euch.*

Die Schützin wurde unsanft aus ihrer Apathie gerissen. *Nein Alpha nicht…* doch sie konnte spüren, das er sich ihr widersetzte. Er würde sein Wort halten egal was passierte. „Zeta, wir müssen hier raus, Alpha ist auf dem Weg hierher.“

Kira sprang auf und versuchte den Stein irgendwie in ihre Uniform zu stopfen, um die Hände frei zu haben.

Mit einem feinen Sirren wandelte sie wieder ihren Arm und begann nun ebenfalls auf die Monster zu schießen. „Ich habe nicht für ewig Munition,“ ergänzte Kira ihrer Aussage.

"Lass diesen verdammten Stein hier, oder willst du auch die Lost Soul mit Monstern voll stopfen?" schrie Zeta und zerlegte zwei Spinnen mit seinem Schwert. "Ich glaube ich frage erst gar nicht was für Alpträume du sonst immer so hast."

„Nein. Ich werde ihn nicht hier lassen. Ich brauche ihn… Alpha braucht ihn. Von mir aus sperrt uns später weg oder so, aber ich werde das Ding auf keinen Fall an diesem Ort zurücklassen.“ Kira wusste selbst nicht, woher sie diese Gewissheit nahm, aber sie würde jetzt nicht einfach aufgeben. Nicht, nachdem sie spürte, das sie ein Heilmittel für Alpha in Händen hielt.

"Hast du den Captain dieses Schiffes denn nicht gehört? Der Planet der Wünsche ist ein Hort der Alpträume, und ich glaube ich weiß was diese Galaxie zu einem Ort aus schwarzen Löchern gemacht hat. Vielleicht kann er Alpha retten, doch willst du wirklich dein Leben dafür verwetten? Hinter dir, Kopf runter!"

Kira ließ sich fallen, doch als sie Zeta das nächste Mal anblickte konnte er in ihren Augen lesen, was sie dachte. ‚Ja, ich würde mein Leben dafür geben.’

Eine Explosion erschütterte die Brücke und verschiedene Alarme begannen loszuheulen. „Hüllenbruch 1 Deck über uns,“ verkündete eine andere Stimme, die, bei dem Chaos, erst im Nachhinein als die von Selena einzuordnen war.

Zeta feuerte einen Blitz dorthin ab, wo eben noch Kiras Kopf gewesen war, und nagelte damit eine Spinne an die Wand. Endlich kamen keine mehr aus dem Lüftungsschacht.

"Das scheint’s wohl fürs erste gewesen zu sein. Wenn wir dieses Schott nicht bald aufkriegen, müssen wir wohl da durch." Zeta deutete auf den Schacht, und hatte ein ziemlich ungutes Gefühl dabei. Wenn ich den Plan Richtig im Kopf habe, ist hier in der Nähe doch ein Speisesa-"

Das Schott glitt endlich auf... und gab den Blick auf eine Horde blanker Skelette frei, deren Arme Klingen aus Knochen waren. Sofort schlug Zeta zu, gegen die Verstrebungen des Schotts, und es glitt zischend wieder zu. Schnell zog er Selena von dem Eingang und einer Klingenhand, die nach ihr griff, weg. "Ok, Lüftungsschacht."

Selena sprang mit einem Kreischen in Zetas Arme. Sie klammerte sich an dem Mann fest und verkrampfte sich vor Zittern. Ihr, sonst so gebräuntes, Gesicht zeigte eine ungesunde, milchige Farbe. In ihren Augen stand Panik. „Ich will hier raus, ich will hier weg, bitte, bring mich weg.“ Selenas Stimme zitterte.

Kira vergewisserte sich noch einmal, dass sie den Stein nicht verlieren konnte und zog sich mit einem Ruck in den Lüftungsschacht. „Los kommt.“ Sie drehte sich um, so gut wie das noch ging und streckte Selena die Hand hin. „Alpha wartet oben auf uns und hält uns den Rücken frei. Wir sollten ihn nicht zu lange warten lassen.“

Nachdem die zitternde Selena in den Luftschacht verfrachtet war, folgte schließlich dicht auf auch Zeta, jedoch rückwärts.

"Kira, decke uns nach vorne, Selena, behalte mögliche Abzweigungen im Auge. Ich erledige alles das von hinten angekrochen, gelaufen oder geflogen kommt." flüsterte der Cyborg und sammelte Mana in seinen Händen. So ging es langsam, aber stetig in die Eingeweide der Event Horizon, immer auf der Suche nach einem Weg nach oben.
 

"Also laut meinem HUD befinden wir uns jetzt fast direkt unter Alpha. Moment mal... habt ihr das auch gehört?" Die durch Implantate extrem leistungsfähigen Augen des Cyborgs musterten den Gang hinter ihnen misstrauisch. "Selena, siehst du etwas in den Seitengängen?"

Die Gryl zuckte zusammen, als Zeta sie ansprach und stieß sich den Kopf an der Decke des Schachtes. „Ough,“ fluchte sie leise, aber wenigstens war sie für einen kurzen Moment abgelenkt und zitterte mal nicht. „Nein, da ist nichts,“ ihre Stimme klang in ihren eigenen Ohren schrill und total verängstigt. Hastig schlug sie sich die Hand vor den Mund und hustete, als sie dadurch nur noch mehr Staub aufwirbelte.

Kira schnaubte nur und kroch weiter. Mit ihrem künstlichen Auge scannte sie die Umgebung ab, doch irgendetwas störte die Verbindung. Jedenfalls erhielt sie nur widersprüchliche Informationen und bunte Schlieren aus der Schwärze.

So verließ sie sich auf ihr normales Auge und ihre Ohren, doch diese sahen und hörten nichts. „Mir gefällt das Ganze nicht. Erst dieser riesige Aufstand und jetzt wieder gar nichts.“ Irgendetwas sorgte dafür, dass sich Kiras Nackenhaare aufstellten, doch noch immer konnte sie nichts ausmachen. Aber sie hatte gelernt, sich auf dieses Gefühl zu verlassen. *Alpha?*

Keine Antwort.

Kira biss sich auf die Lippe und suchte nach einer Möglichkeit für einen Durchstoß.

Musste wohl doch Einbildung gewesen sein. Doch da hörte er das Geräusch wieder. Ein Zischen, wie von einer undichten Leitung. Und schließlich... Licht. Drei Augenpaare bewegten sich rasend schnell auf den Cyborg zu. Die Dunkelheit verhinderte plötzlich die Sicht seiner Augen. Zeta hob die rechte Faust und streckte Mittel- und Zeigefinger nach vorne.

"Zonde!" Ein Blitzschlag erhellte kurzzeitig den Lüftungsschacht und durchbohrte den Leib einer monströsen Schlange, die drei Köpfe zu haben schien.

Ein Flackern war das nächste was man sehen konnte, und plötzlich durchbrach so grelles Licht den Lüftungsschacht, das Zetas modifizierte Augen kurz brauchten um sich neu zu justieren.

Und jetzt kam eine regelrechte Armee aus Schlangen von hinten auf die Gruppe zu. Doch das schlimmste waren Bewegungen, die der Captain der Lost Soul rechts und links von sich wahrnehmen konnte. Und Selena konnte in diesem Licht sicher nichts sehen.

"Selena, hör mir genau zu. Sammele dein Mana, richte deine Hände auf die beiden Gänge rechts und links, und feuere jeden Zauber ab, der dir einfällt! Hör nicht auf bis ich es dir sage." erklärte Zeta ruhig und hob beide Arme.

"Und ihr stört. Dam-Foie!" Ein Kegel aus Feuer schoss aus Zetas Händen.

Kiras Arm passte sich unterdessen den neuen Gegebenheiten an. Es waren einfach zu viele Gegner, als das man sie hätte mit ihrer Waffe auseinander nehmen können. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich, dann presste sie beide Hände gegen die Decke über sich. „Ra-Foie,“ flüsterte sie leise und bekam im nächsten Moment eine ordentliche Ladung Funken, Dreck und Fehlermeldungen ihres künstlichen Armes um die Ohren gejagt, während die Wucht sie auf den Boden des Schachtes zurückdrängt.

Verflucht dieses Magiezeug war nichts für sie. Eindeutig nicht, auch wenn sich jetzt über ihr ein ordentliches Loch zeigte.

Ohne viel Federlesens kroch Kira hindurch. Sie musste zu Alpha. Unbedingt. Dieser Wunsch und die Ungewissheit, warum er nicht antwortete trieb sie sogar soweit, dass sie die Anderen im Stich ließ.

„Was? Wie? Wo?“ kreischte Selena, die alles andere als besonnen war. Von Konzentration mal ganz zu schweigen. Sie hatte einige der Monster gesehen und das hatte ihr mehr als einen Schock eingejagt. Die Gryl war im Moment alles andere als Kampffähig. Erst die erste Schlange, die unmittelbar vor ihrem Gesicht auftauchte riss Selena aus ihrer Erstarrung. Rein aus Überlebensinstinkt schleuderte sie dem Reptil einen Blitz entgegen und ließ sie dann auf die Gegner nieder hageln, während sie mit schreckgeweiteten Augen versuchte an Zeta heranzukommen, da Kira verschwunden war.

„Kira, wo bist du?“ schrie sie zwischen einigen Entladungen hindurch.

"Ich weiß es nicht." brachte Zeta zwischen dem Magiegewitter hervor, das er entfesselt hatte. Der Gang hinter ihnen war zum Großteil wieder Schlangenfrei, und Selenas wildgewordene Blitzkräfte schlugen auch so einiges zurück. Da krachte irgendetwas, und diesmal war es keine Explosion. Der Gang schien abzusacken, und ein Riss bildete sich zwischen Zeta und Selena.

"Selena, halte dich an mir fest!" schrie Zeta sofort, als der Riss zwischen ihnen größer wurde. Die Gryl schien sich das nicht zweimal sagen zu lassen und klammerte sich an den Cyborg. Die Schlangen kamen immer näher, während der Gang am zerbrechen war.

"Gi-Megid!" schrie Zeta und entfesselte eine dunkle Sphäre, die sich um ihn und Selena ausbreitete und die Schlangen verschlang. Danach wurde alles dunkel um den Captain.
 

„Gleich bin ich bei dir. Gleich bin ich da,“ murmelte Kira immer wieder, während sie sich unsanft durch die Eingeweide des Schiffes wühlte, dort wo die Explosion nur halbherzig das Metall zerstört hatte.

Noch einmal holte sie mit ihrer Faust aus und malträtierte die letzte Bodenplatte, bevor sie endlich auf das Deck über ihnen durchbrach. Die Platte wurde förmlich davon gerissen. Hier herrschte ein mächtiger Unterdruck.

Mühsam kletterte Kira aus dem Loch. Die Schadensanzeigen hinter ihrem künstlichen Auge leuchteten mittlerweile wie ein bunter Weihnachtsbaum und sie fragte sich, warum das Ding seinen Geist noch nicht aufgegeben hatte. Diese verfluchte Rückkopplung bei der Magieanwendung hatte die ganze Misere doch erst ausgelöst. Wenigstens funktionierte die kleine Einheit an ihrem Gürtel, denn die Luft hier oben war kaum noch präsent. Sicherlich würden die Anderen den Druckverlust auch noch zu spüren bekommen.

*Alpha, wo bist du?* Kira sah sich um und sie brauchte etwas, bis sie ihn entdeckt hatte. Alpha lag, mit dem Rücken zu ihr, auf der Seite. Unter ihm und im näheren Umkreis waren mehrere Skelette auszumachen, die größtenteils ziemlich zerstört waren. Anscheinend war er von Kampfhandlungen nicht verschont geblieben.

Langsam ging sie um ihn herum und legte ihm sanft eine Hand auf den Kopf. Seine Augen waren geschlossen, doch er zuckte zusammen, als er den Kontakt spürte und schlug sie wieder auf. *Oh, ich muss wohl eingeschlafen sein. Tut mir leid.*

Kira konnte die Verlegenheit von ihrem Partner in seinen geistigen Worten förmlich spüren. *Ist schon gut. Gleich kommen die Anderen und dann können wir zurückkehren.* Sie strich Alpha liebevoll über die Schnauze.
 

„Hey, das ist nicht fair. Zeta verdammt, wach auf. Lasst mich hier doch nicht alle alleine.“ Selena schluckte und gab dem Cyborg wieder eine Ohrfeige, doch er reagierte überhaupt nicht darauf.

Um sie herum war alles schwarz. Selena biss sich auf die Unterlippe. Sie zitterte. Bescheidener konnte es ja nun wirklich nicht kommen. Sie war nun mal kein Kämpfer. Nur jemand, der sich mit Technik halt etwas auskannte nicht mehr und nicht weniger.

Selena zog dann ein kleines Gerät aus der Tasche und suchte die Anschlüsse in Zetas Nacken. „Verdammt, ich sagte doch, du sollst mich nicht alleine lassen.“ Sie schaltete es ein.

Mit einem Schrei meldete sich Zeta wieder zu Wort, als der elektrische Impuls durch seine Wirbelsäule und das Gehirn fuhr. Vor seinem Blickfeld öffneten sich hunderte Fenster und Visoren, die sich erst langsam wieder abbauten. Als Zetas Schrei verklungen war, wurde seine Sicht wieder normal.

"Systeme online. Ich war wohl kurz... weggetreten..." Der Cyborg drohte direkt wieder umzukippen.

„Den Göttern sei dank.“ Selena hatte bei dem Schrei fast den kleinen Impulsgeber fallen gelassen, schmiegte sich nun aber eng an Zeta. Sie war sichtlich erleichtert auch wenn die kleine Gryl immer noch deutlich zitterte. „Kurz weggetreten ist gut. Tu das nie wieder, oder ich nehme nächstes Mal die höchste Stufe.“ Hinter der gespielten Drohung versuchte Selena ihre Angst zu maskieren. „Können wir jetzt hier weg ... bitteeee,“ flehte sie.

"Wenn du mich nicht vorher erdrückst, gerne." Der Cyborg stand ächzend auf und aktivierte per Gedankenbefehl seinen Dunkelheits-Visor, eine Kombination aus Wärmebild und Schallsensoren. Sie waren wohl in einer Art Kantine gelandet. Zeta versuchte seinen Komunikator zu aktivieren, aber das Gerät blieb tot.

"Ich bekomme kein Signal von Kira. Wir müssen uns schnellstens einen Weg zur Lost Soul freikämpfen. Ich... ich habe das dumpfe Gefühl, das die Event Horizon begonnen hat, sich zu bewegen."

Selena war nicht wirklich begeistert noch einmal durch dieses Chaos zu müssen, aber andererseits, wenn Zeta wirklich recht hatte... sie wünschte sich mittlerweile nichts sehnlicher, als zurück an Bord der Lost Soul zu sein, auch wenn dieses Schiff sie auch schon mal auf dem Kicker gehabt hatte. „Lass uns gehen,“ sagte sie mit zittriger Stimme.
 

„Mist,“ Kira lief vor Alpha im Kreis, der schon wieder die Augen geschlossen hatte. Nachdem sie den Stein in seine Obhut gab, war Kira versucht gewesen wieder Kontakt mit den Anderen aufzunehmen, doch ohne Erfolg. *Was ist denn los?* mischte sich Alpha in ihre Gedanken ein. „Ich verstehe nicht, warum die Anderen noch nicht da sind und erreichen kann ich sie auch nicht.“ - *Sie sind noch am Leben. Ich kann es spüren. Du brauchst dich nicht zu sorgen.* Trotzdem wollten Alphas geistige Worte nicht so recht den Trost vermitteln, den Kira sich gewünscht hatte.

Schließlich biß sie sich auf die Lippen und sah zum Loch. „Pass gut auf den Stein auf, ich geh sie suchen.“ Ihr war die Bewegung des Schiffes nicht entgangen, auch wenn diese nur minimal gewesen war.
 

Langsam bahnten sich Captain und Technikerin einen Weg durch den Speisesaal. Dabei fielen Zeta die dicken, Spinnenweben nicht unähnlichen Fäden auf, die hier und da herum hingen. Würde Selena diese bemerken, hätte er wohl gleich eine bewusstlose Gryl.

"Lass mich auf keinen Fall los. Wenn wir hier magisches Licht anmachen, sind wir ein zu gutes Ziel." Die Spinnen die in solchen Netzen wohnten wollte wohl niemand kennen lernen.

Nur zu gerne kam Selena der Aufforderung nach. Sie hatte die Augen zusammengepresst und murmelte unhörbare Worte vor sich hin, während sie sich eng an Zeta klammerte.

„Da seid ihr ja. Was ist mit euren Coms los?“ Kiras Stimme klang gepresst zu den Beiden hinüber, während sie schnell auf sie zuschritt. Die Scharfschützin schluckte im Angesicht dessen, was ihr künstliches Auge ihr darbot. Fast schon wünschte sie sich das es nicht so scharf eingestellt war. Mit ihrem normalen Auge sah sie, dankenswerterweise, nichts. „Bevor ihr fragt. Alpha passt auf den Stein auf.“

"Die sind tot. Entweder Mana-Überladung, oder die Event Horizon hat uns abgeschnitten. Wenn wir uns nicht beeilen, landen wir wohl im nächstbesten schwarzen Loch, das Schiff bewegt sich nämlich." flüsterte Zeta knapp, bevor er sich samt klammernder Gryl und mit Kira im Schlepptau zum Ausgang aus der Kantine aufmachte. Doch leider hatte das Schiff noch ein paar Überraschungen.

Denn kaum das sie vor der Tür standen, begann es hinter den dreien zu Rascheln, und gigantische Spinnen seilten sich von der Decke ab, die unangenehm fauchten.

"Selena, versuch die Tür zu knacken, wenn das nicht geht, spreng sie mit deinem Mana auf." zischte Zeta und zog sein Energieschwert. "Wie viele Alpträume hattest du in deinem Leben bis jetzt, Kira?" - „Das willst du nicht wissen und ich habe aufgehört zu zählen.“ Die Scharfschützin aktivierte doch wieder ihre Armwaffe um die ersten Viecher von der Decke zu holen, bevor sie ihnen gefährlich werden würden. „Wenn wir wieder auf der Lost Soul sind, brauch ich dringend Munition, das wird langsam eng.“

Selena flitzte zur Tür und begann das Panel an der Wand zu lösen. Sie versuchte sich gar nicht erst auf das zu konzentrieren, was dort um sie herum passierte, denn ein inneres Gefühl sagte ihr, dass sie es nicht wissen wollte. Doch schon direkt am Anfang bekam sie ordentlich eine gewischt, dass ihr der kleine Stick aus der Hand flog, mit dem sie auf die Platine vordringen wollte.

„Scheiße,“ fluchte sie und schüttelte die taub gewordene Hand. Selena sah die kleinen Elmsfeuer über das Metallgeflecht an ihrem Arm tanzten. Magie... Leichter gesagt als getan. Selena schloss die Augen und richtete eine Hand gegen die Platine. „Zonde.“ Sie spürte, wie sich etwas aus ihrem Arm löste und in die Platine einschlug.

Ein Ruck ging durch die Tür, aber sie öffnete sich nur einen kleinen Spalt, um dann wieder stecken zu bleiben.

Als die ersten Riesenspinnen auf Tuchfühlung gehen wollten, zischte das Energieschwert von Zeta vor und säbelte gleich zwei der Monster durch.

"Wenn die Tür blockiert, versuch sie aufzusprengen. Ich weiß, du schaffst das Selena." rief der Cyborg nach hinten und schnitt einer weiteren Monsterspinne den Weg zu der Technikerin ab.

Drei weitere Spinnen segneten durch Kiras Schießkünste das zeitliche, doch dann wurde die Drachenreiterin vor ein neues Problem gestellt. „Shit,“ fluchte sie, und verwandelte ihren Arm zurück. Mit der flachen, metallenen Hand stampfte Kira eine weitere Spinne in eine Bordwand. „Keine Munition mehr,“ keuchte sie.

Fast, als hätten einige Spinnen darauf gewartet, stürzten sie sich auf Kira, und die Scharfschützin verschwand unter einem Berg pelziger Leiber.

Kira spürte, wie sie gebissen wurde, und schlug wild um sich. *Konzentrier dich.* ertönte plötzlich Alphas Stimme in ihrem Kopf. 'Leichter gesagt, als getan,' erwiderte sie angegiftet. *Konzentrier dich auf dein Inneres. Fühle das Mana.* - 'Du, das ist jetzt ein ganz schlechter Zeitpunkt...' Plötzlich schien sich die Präsenz von Alpha in ihrem Geist zu verstärken. *Das ist jetzt der einzig richtige Zeitpunkt. Wenn du überleben willst, reiß dich zusammen.*

Selena hatte selbst keinen wirklichen Plan, wie sie die Tür sprengen sollte. Leichte Kopfschmerzen breiteten sich hinter ihrer Stirn aus.

Sie griff nach einer herumliegenden Metallstange, stemmte sie in die Lücke und versuchte die Tür weiter aufzustemmen.

Zeta löste sich mit einem Rundumschlag aus dem Spinnenhaufen, der ihn gerade aufessen wollte, und wandte sich Kira zu. Der Captain hob die linke Hand und konzentrierte sich.

"Ramegi-" Ein Stechen im Kopf unterbrach den Zauber. "Mist, mein Mana..."

Die Spinnen suchten sich ihren Weg durch Kiras Kleidung und sie spürte, wie sie in ihre Haut bissen. Kira schrie gepeinigt auf, was weitere von den Viechern als Einladung sahen. Plötzlich hatte sie die Dinger auch im Mund. Panik wallte in Kira hoch. *Konzentrier DICH!* Alphas Worte schienen ihren Panikerfüllten Geist förmlich überwältigen zu wollen.

Das nächste, was Kira wahrnahm war eine ungeheure Hitze, die durch ihren gesamten Körper brannte und dann lag sie im Staub und hustete verbrannte Spinnenreste aus, bevor sie sich übergab. *Das nächste Mal machst du das allein* grollte Alpha in ihren Gedanken, bevor er sich zurückzog.

Was ein Glück, das Zetas Augen von dem Staub nicht gestört werden konnten, den Kira gerade Kiloweise aufwirbelte. Trotzdem wurden es langsam zu viele Spinnen, und die Tür machte auch keine Anstalten, aufzugehen. Neben der Tatsache, das dahinter sicher noch schrecklicheres lauern konnte.

"Langsam aber sicher REICHTS!" Zeta schlug wie ein Berserker um sich um nicht unter den Leibern begraben zu werden, was gar nicht so einfach war, besonders da er Selena immer noch den Rücken deckte.

„Verdammt, hilft mir mal einer?“ Selena hing fast waagerecht an der Tür, als sie sich gegen den Rahmen stemmte, beim Versuch noch mehr Kraft einsetzen zu können, doch diese vermalledeite Metallding dachte nicht im Traum daran die Gryl gewinnen zu lassen.

Kira spuckte. Gut, das sie noch nicht soviel gegessen hatte und wischte sich mit dem dreckigen Ärmel über den Mund, was nicht sehr hilfreich war, bevor sie zu Selena wankte und sich mit ihr in die Tür stemmte.

Mit einem markerschütternden Ächzen gab das Metall endlich nach und die Tür schnellte förmlich in die Wand, so das Selena mit einem Aufschrei zu Boden ging und sich wütend den Hintern rieb.

Einen Wimpernschlag später säbelte der Cyborg eine letzte Spinne durch, bevor er Selena wieder auf die Beine zog.

"Los Kira, weg hier!" rief er der Schützin zu und rannte den Gang entlang, die Gryl hinter sich her ziehend.

Die Schützin wollte ihnen nachsetzen, als plötzlich die Spinnenflut versiegte. Noch wundernd, richtete Kira sich auf. Im nächsten Moment heulten Sirenen los. „Sicherheitsalarm!“ Überall auf dem Schiff rauschten Sicherheitsschots herunter.

„NEIN!“ schrie Kira, und hämmerte gegen das, was sie von den anderen Beiden getrennt und dann noch eingeschlossen hatte. Sie steckte auf einem Stück Gang fest.

"Verd-" Zeta fuhr herum, da begann der Untergrund mal wieder zu zittern. Der Boden unter dem Cyborg und der Gryl brach mal wieder einfach weg.

"Wir treffen uns am Schiff! Eine Stunde, höchstens, dann ablegen, egal wer noch fehlt!" schrie Zeta durch das Dröhnen des Metalls hindurch in seinen Kommunikator. Hoffentlich funktionierte er wenigstens auf kurze Distanz noch.

Fluchend schlug Kira ein letztes Mal gegen das Schott bevor sie sich umdrehte und sich dagegen lehnte. In ihrem Geiste suchte sie nach einem Ausweg. Im Moment steckte sie gänzlich in diesem Abschnitt fest und allein der Gedanke daran wie schlecht es Alpha eben noch gegangen war, verhinderte auch schon das sie um seine Hilfe bat. Nein, sie musste diesmal selbst einen Weg aus dieser Misere finden.

Langsam und sorgfältig scannte sie mit ihrem künstlichen Auge den Raum ab. Irgend einen Schwachpunkt musste es doch geben.

Es dauerte, bis sie an einer der Türen eine Schwächung des Materials durch Korrosion wahrnahm. Da Kiras Waffe keine Munition mehr besaß und hier auch sonst nichts hier herum lag das man benutzen konnte um sich einen Weg zu bahnen stützte sie sich mit einer Hand ab und begann mit einem Fuß das Metall zu bearbeiten. Kira hoffte dass das Metall der Tür vorher nachgab. Denn ihr künstliches Auge zeigte jetzt schon Warnmeldungen an, die vor einer Beschädigung ihres Laufgerätes warnte.

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Wie lang waren sie gefallen? Eindeutig zu lange, der Aufprall war nicht gerade schmerzfrei. Dank der ganzen Implantate war Zeta jedoch nicht zu Matsch geworden - und Selena war auf ihm gelandet, wohl weicher als der Metallboden. Beide rappelten sich mitgenommen wieder auf, es war fast komplett stockfinster. Fast, denn brennende Totenschädel flogen hier und da durch die Wände.

Selena zuckte zusammen und kniff die Augen zusammen. Kleine Elmsfeuer tanzten durch ihr Fell, während sie sich stöhnend an Zeta klammerte. „Ich will hier raus,“ murmelte sie leise. „Bitte bring mich hier weg.“

"Bleib ruhig... oder zumindest so ruhig, wie das noch geht." Zeta aktivierte wieder seine Energieklinge und lief dann, Selena an sich hängend, los. Der erste Schädel, der auf ihn zuflog, wurde mit einem schnellen Streich der Waffe halbiert und fiel zu Boden, der zweite wurde umgangen. Diese Monster waren zum Glück langsamer als die Spinnen von vorhin.

„Was bei allen Wesenheiten ist das?“ würgte Selena mit bebender Stimme hervor. „Da ist mir unser besessenes Schiff ja noch lieber.“

"Nicht nur dir. Unser Schiff versucht zumindest nicht mehr, uns zu töten." Zeta wusste, dass er nicht zu viel Mana einsetzen durfte - ein weiterer Schock, und die Rückkehr zum Schiff würde verdammt schwer werden...

Aus der Vorwarnung war mittlerweile eine Schadensmeldung geworden und Kira spürte, wie sich ihr linker Fuß nicht mehr richtig bewegen ließ. Das Loch, welches sie mittlerweile in das Metall der Tür getrieben hatte, reichte aber bei weitem nicht, um sich hindurch zu zwängen. Sie fluchte leise. Jetzt zu versuchen den anderen Fuß einzusetzen wäre sicherlich glatter Selbstmord. Auch jetzt schon würde das Wort 'laufen' eine ganz neue Definition erhalten.

Durch das Loch hindurch konnte Kira Drähte erkennen, warum diese durch eine Schutztüre verliefen, was ja eigentlich ziemlich unsinnig war, blieb ihr verborgen. Selena hätte mit denen bestimmt etwas anfangen können, aber die Gryl befand sich ja nicht mit ihr in dieser Art der Gefangenschaft.

Nachdenklich untersuchte die Drachenreiterin die Tasche ihrer Uniform erneut, ohne jedoch ein erfreulicheres Ergebnis zu erhalten. Außer einem Ersatzcom, dem Feldgenerator für die Notfall-Luftversorgung, einer Wasser- und Nahrungspille und einem kleinen Lasermesser hatte sie nichts dabei.

Ziemlich schlecht ausgerüstet für einen Notfall, tadelte sie sich in Gedanken selber. Irgendwie wurde sie, seitdem sie ihr Geschwader verloren hatte immer nachlässiger, oder lag es mit auch an Alphas Zustand? Nein, sie durfte jetzt nicht Anderen die Schuld geben für ihre Fehler.

Kira seufzte und starrte nachdenklich auf das Messer und das Ersatzcom. Technik war noch nie ihr Ding gewesen, jedenfalls über den Bereich hinaus, der etwas nichts mehr mit ihr und ihrem Partner zu tun hatte.

Auf dem Bauch versuchte Kira die Kabel zu erreichen und zog daran. Zuerst tat sich nichts, doch dann gaben sie mit einem schnalzenden Geräusch nach. So weit so schlecht. Entweder half das jetzt, oder sie hatte sich gerade die letzte Chance genommen diese Tür hier auf zu bekommen und für die Andere besaß sie wahrlich jetzt keine Materialien mehr.

Als sie die Kabel versuchte mit der Batterie des Com zu einer Aktion zu zwingen erntete sie nur zischen, eine leere Batterie und keine Reaktion von der Tür.

Wütend warf sie die Reste des Com von sich und drehte sich auf den Rücken, nur um in der Bewegung zu erstarren. Nun wusste sie, was das Zischen zu bedeuten hatte. Gas! Scheinbar hatte der elektrische Stoß dazu geführt dass sich die Löschanlage eingeschaltet hatte und den Raum nun mit Gasen fluten würde, die das Feuer erstickten. Sofort schaltete sie ihr Schutzfeld ein nur das würde dummerweise nicht ewig halten.

Kira schlug wütend und frustriert auf den Boden.

„Zeta, Selena könnt ihr mich hören?“ versuchte sie ein letztes Mal Kontakt aufzunehmen. Doch ihr antwortete nur statisches Rauschen.

Nachdem Zeta eine ganze Weile weiter die Köpfe 'geschlachtet' hatte, standen sie nun für den Moment im Dunklen. Ein Zustand, der Selena auch nicht sonderlich gefiel. Also griff sie in eine Jackentasche und förderte einen Lichtstab hinaus. Sie aktivierte ihn. Das Zeta sie immer noch trug empfand sie als durchaus angenehm und wollte so schnell auch nichts daran ändern, immerhin gab es noch viel zuviel Knochenstaub auf dem Boden.

„Ob Kira es schon zum Schiff zurück geschafft hat?“

"Ich hoffe es. Mit jeder Minute wird es hier schlimmer." kam es leicht keuchend von dem Cyborg. Die Köpfe waren langsam, aber zahlreich - und inzwischen kamen nun erneut zu Dutzenden aus den Wänden und aus dem Boden.

Da, das Ende des Ganges - Zeta trat die Tür einfach auf - und ein etwas größerer Raum. Die Köpfe folgten nicht, doch der Captain bemerkte zu spät, wie seltsam das war...

Die Luft hier drin konnte man schneiden und sie war aufgeladen. Elektrisch aufgeladen.

Selena zischte als kleine Funken durch ihr Fell wanderten, die jedoch diesmal nicht von ihr ausgesandt worden waren.

„Was zur Hölle ist das für ein Schiff? Ich will hier raus.“ jammerte sie leise, als sich mehrere Blitze zu einem Zylinderförmigen Körper vereinten und den Raum dauerhaft in helles Licht tauchte.

Ein lebender, zuckender und verdammt großer Blitz. Das war NICHT gut, eindeutig nicht. Zeta sprang mit Selena auf dem Rücken zur Seite, als sich die erste Entladung anbahnte - dabei ließ er sein Schwert fallen. Die Klinge war aus reiner Energie und würde nur noch mehr Blitze anziehen... die erste Entladung traf die Waffe und sprengte sie in die Luft, die sowieso schon verdammt schlecht zum atmen war. Jetzt blieb also doch nur Mana.

Unglücklich sah Selena was Zeta da tat und hatte es plötzlich ganz eilig Teile ihre Ausrüstung ebenfalls loszuwerden. Jedoch legte sie diese etwas auf Abstand, wohl in der Hoffnung das man vielleicht später noch einmal etwas davon retten konnte. Ihre Armprothese konnte sie jedoch nicht ablegen. Die Gryl verzog das Gesicht, während sie den entsprechenden Arm hinter dem Rücken verschwinden ließ.

Sie flatterte von Zetas Schultern, damit dieser mehr Bewegungsfreiheit hatte. Zusammen waren sie einfach ein zu leichtes Ziel, denn dieser lebende Blitz hielt nicht viel von Reden sondern mehr von Grillen.

„Wir müssten uns in der Nähe des Hauptmaschinenraums befinden, wenn ich den Plan richtig in Erinnerung habe, verdammt ist das deren Energiequelle, die hier grad Amok läuft?“

Selena hatte mal davon gehört das es Wesen aus reiner Energie geben sollte, aber bisher noch keines gesehen.

"Maschinenraum... ja, könnte hinkommen. Mir aber egal ob dieses Ding die Energiequelle, der ehemalige Mechaniker oder der kleine Bruder des Schiffgeists ist, er steht im... Deckung!" Zeta sprang wieder zur Seite und wurde fast von mehreren Lichtbögen geröstet. Er beschwor wieder das Mana in sich hervor. "Kühl dich mal ab! Barta!"

Diese Entladung kam nun von Zeta - und war blau leuchtende Eis-Energie, die er direkt in das Blitzwesen schleuderte. Entweder verlangsamte das den Blitz - oder brachte ihn zur Explosion, und er und Selena würden leicht angebraten werden.

Nachdenklich starrte Kira immer noch zur Decke. Sie hatte sich einige Male wieder aufrichten wollen, doch ihr linkes Bein trug das Gewicht nicht mehr und hier gab es nichts, an dem man sich festhalten konnte, zudem war das Gas teilweise in flüssige Form übergegangen und machte alles glatt.

Noch 10 Minuten und das würde ihr jedoch keine Sorge mehr bereiten. Langsam drehte Kira den Kopf und sah einigen Schwaden zu, wie sie träge dahinwallten, dann schloss sie die Augen.

Schon vor einiger Zeit hatte sie versucht auch mit Alpha in Kontakt zu treten, doch sie konnte ihn nicht spüren. Irgend etwas blockierte, ebenso wie beim Com.

Dumm gelaufen, hoffentlich kam er ohne sie zurecht.

Wieder streckte sie ihre Hand Richtung Tür aus, doch sosehr sie sich auch anstrengte das Gas erstickte sogar das magische Feuer, oder war sie einfach nicht stark genug?

Eine einzelne Träne rann an Kiras Wange herab, ohne das sie es bemerkte. Ihr Blickfeld wurde immer kleiner. Irgendwie schien dieses System nicht die gesamte Zeit arbeiten zu können. Ob die Batterie nicht ganz aufgeladen gewesen war?
 

Plötzlich krachte ein Stück Metall neben ihr zu Boden, dann folgten weitere und neben Kira entstand ein Loch in der malträtierten Tür.

Eine einzelne Klaue stach hindurch.

„Al...pha?“ meinte sie mit gebrochener Stimme und versuchte sich in die Höhe zu stemmen, als die Klaue zurückgezogen wurde.

Beim nächsten Schlag erbebte die Tür in ihrer Verankerung, doch es bedurfte zwei weiterer Auftreffer, bis sie sich soweit verformt hatte, das Kira ihren Partner erkennen konnte, auch wenn ihr Blick nicht mehr ganz klar war.

Mit beiden Vorderpranken drückte der Drache die Tür ein, so als wäre sie gar kein Hindernis und quetschte sich soweit durch den Spalt, das er Kira vom Boden auflesen konnte und sich etwas zurück zog. Es war kein leichtes Unterfangen, da die Gänge hier nur wenig größer als Alpha waren und Kira konnte sichtbare Spuren erkennen, wo er entlang gekommen war.

Hier konnte er sich unmöglich wenden und musste deshalb rückwärts zurück.

Doch dann gab das kleine Gerät von Kira ein warnendes Piepsen von sich. Schildversagen stand unmittelbar bevor.

Alpha sah zu Kira herunter, die seinen Blick schon fast Angstvoll erwiderte. Hier konnten sie sich nicht koppeln, keine Chance und das Gas schien ihnen zu folgen wie ein verdammter Fluch.

*Schlaf* meinte Alpha plötzlich.

Fragend sah Kira ihn an.

*Im Schlaf atmest du langsamer,* meinte er, was Kira jedoch nur ein müdes Lächeln entlockte. Auf Kommando bekam sie so etwas überhaupt nicht hin.

*Vertrau mir.* Alpha zog seine Lefzen etwas höher und nahm Kira so, das er sie mit einem Arm mehr oder weniger trug.

Kurz darauf begann ein Leuchten sanft Kiras Körper zu umspielen, bevor sie erschlaffte.

Alpha hustete leise und spuckte etwas Schleim aus, während er weiter sich zurückzwängte, die Flügel dicht an den Körper gepresst.

Das ihre derzeitige Situation nicht sonderlich gut aussah, war auch ihm nicht verborgen. Selbst auf diesem Wege würde das Schild nur minimal länger halten und solange sie keine Verbindung eingingen, war sie auch weiterhin noch in Gefahr.

Alpha hoffte, das sie bald die Stelle erreichten, an der er durch die Decke gebrochen war.

Doch sehr weit kam auch er nicht, als plötzlich sein Schwanz von irgend etwas umschlungen wurde und nicht nur dieser. Immer mehr Kabel begannen sich um seinen Körper zu wickeln.

Der Drache grollte und versuchte sich zu befreien indem er ein Stückchen wieder nach vorne ging, doch er wurde immer mehr eingewickelt, wie eine Spinne ihr Opfer in einen Kokon einspinnt.

Sofort drückte Alpha Kira wieder dicht an sich, während er eine Feuergarbe nach vorne schickte und sich gegen die Fesselung warf. Dabei nahm er nicht wirklich Rücksicht auf sich selbst.

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Selena schrie auf und rollte sich zur Seite als auch neben ihr einige Blitze in den Boden fuhren. Ihr Fell war an einigen Stellen angesengt und es roch ziemlich unangenehm. „Nun tu doch was,“ fauchte sie als das Eisgeschoss irgendwie nicht so recht eine Wirkung zeigte.“

"Dann eben das hier..." Zeta fokussierte das Zentrum des Blitzwesens. Alles oder nichts, wenn er den Zauber einsetzte, konnte er dabei nicht ausweichen. "Megid!" Statt einer elementaren Entladung flog diesmal eine Kugel aus erstickender, komplett dunkler und giftiger Energie durch die Luft - der Todeszauber.

Selena riss die Arme hoch um die Augen abzuschirmen. Warum auch immer, sie hatte das Gefühl das es sein musste, zudem machte sich die Gryl so klein wie möglich. Verdammt warum musste sie auch immer in solche Situationen geraten. Nun ja ein gutes hatte die Sache doch, wenn ihr Aufzeichnungsgerät nicht bei der ganzen Blitzerei den Geist aufgegeben hatte, besaß sie nach der Nummer hier genügend Material um ihren Horror-Bereich in Sachen LuSe mal wieder mit frischem Eingaben zu versorgen.

Dieser hatte die letzten Jahre sträflich unter Vernachlässigung gelitten, was auch einen guten Grund besaß. Jedoch wünschte sie sich in die Sache nicht so unmittelbar involviert zu sein. Denn wenn ihr etwas zustieß, wer sollte das Ganze noch an die Person bringen danach? Selena war noch nicht bereit ihre Erfindungen einfach so an die Nachwelt weiterzugeben und selbst das Zeitliche zu segnen.

Das Blitzwesen hatte in der Zwischenzeit ganz andere Probleme. Während Zeta noch fast durch Mana-Überbenutzung das Bewusstsein verlor, kreischte das Ding in mehreren Tonfrequenzen auf, färbte sich schwarz, blähte sich auf und zog sich schließlich zusammen... bevor es explodierte und den Cyborg gegen die Wand schleuderte und noch dazu ein oder zwei Zentimeter hinein drückte.

Keuchend krachte der Captain auf den Boden. Einige seiner legierten Knochen waren jetzt wohl angekratzt, und seine Regenerationsimplantate liefen auf Hochtouren.

Selena kreischte auf und versuchte sich noch kleiner zu machen, als auch sie von der Wucht ergriffen wurde und auch gegen die Wand knallte. Sie spürte wie einer ihre Flügelknochen brach und schrie erneut auf, während die Gryl zu Boden rutschte. Dann holte sie die gnädige Ohnmacht.

"Verdammt..." Langsam, viel zu langsam, rappelte sich Zeta wieder auf. Jeder Knochen tat ihm weh, und er hustete ständig Blut, dank dem Mana. Aber immerhin konnte er inzwischen mehr benutzen vor der Überlastung. Er schleppte sich zu Selena, die herumliegenden Gegenstände ignorierend. Die Schädel könnten jeden Augenblick nun auch hier hinein schweben, und so hievte er die Gryl hoch.

Schadensmeldungen ploppten in sein Sichtfeld - und er verschwand so schnell er konnte durch die Tür. Ein Treppenhaus - dieses nach oben, und sie wären schon fast bei der Lost Soul... Selena an sich drückend, begann der Cyborg den Aufstieg.

Alpha spuckte immer noch Feuer. Auch wenn er die Kabel hinter sich so nicht gelöst kam, von vorne war dieser dumme Angriff wenigstens eingestellt, da die Platten geschmolzen und neu erstarrt waren, das nichts mehr hindurch kommen konnte. Seine hinteren Beine und die Flügel waren fest umwickelt mit Kabelsalat und der Drache hatte keine Zweifel, das diese 'Umarmung' ihn nicht mehr aus ihren Fängen lassen würde.

Auch weiterhin hielt er Kira fest. Der Warner an ihrem Feldgenerator piepste nun ohne Unterlass. Es war weniger als eine Minute, bis das Feld zusammenbrechen würde.

Alpha ließ sich niedersinken und versuchte sich um Kira zu ringeln, was jedoch wegen der Enge nicht ging. Er schloss die Augen und wartete auf das, was wohl unvermeidlich war.

Zeta erklomm keuchend die Stufen. Hoffentlich verlängerte dieses verdammte Geisterschiff nicht noch den Aufstieg auf das Doppelte, denn die Zeit wurde knapp. Doch auf dem Weg nach Oben wurde etwas ganz anderes knapp - atembare Luft. Sofort schaltete der Captain sein Notfallfeld ein, und mit einem Handgriff auch das von Selena. Dieses Gas war nicht im ganzen Treppenhaus... und der einzige Grund, in einem anderen Raum Gas freizusetzen, war... Kira!

Auf der nächsten Ebene wurde die verschlossene Tür mit mehreren Tritten bearbeitet - noch mehr Fehlermeldungen kamen - und ein jetzt hinkender Zeta brach regelrecht neben Alphas Schnauze aus der Wand. Das penetrante Piepsen des Notfeldes der Schützin war nicht zu überhören, und Selena war ausgenockt...

"Bitte, lass sie jetzt nicht aufwachen." murmelte der Cyborg noch, kramte in einigen der Taschen der Gryl herum - und fand schließlich eine der Batterien. "Alpha, schnell, mach Platz!"

Der Drache reagierte etwas träge und es schien für einen kurzen Moment als würde er Zeta nicht erkennen, dann klärte sich sein Blick und er hielt Kira so, das der Captain nun leichter an sie heran kam.

In seinen großen Augen lag ein flehender Ausdruck.

Mit leicht zitternden und nicht unbedingt genauen Fingern machte sich eben dieser jetzt an der Noteinheit zu schaffen. Seine Sinne waren getrübt, die Hand-Augen-Koordination gestört - aber jetzt musste es einfach klappen. Er entfernte die alte Energie-Einheit, für den Bruchteil einer Sekunde flackerte das Schild bedrohlich - und fuhr wieder auf volle Stärke, als die neue Batterie eingesetzt wurde.

"Alpha, ich..." Zeta stoppte und hustete eine Ladung Blut aus, verkrampfte sich. "Ich brauche eine Ladung... Mana. Dann... bring ich uns hier raus..." keuchte der Cyborg. Er musste seinem Körper dringend ruhe gönnen. Und danach eine neue LS-Uniform.

Der Drache sah den Cyborg kurz nachdenlich an. *Du bist sehr geschwächt* meinte er nur. *Es wäre mit einem gewissen Risiko verbunden wenn du deinen Körper so weiter schindest.*

Dennoch berührte er Zeta mit der Klauenspitze an der Brust. Das Mana, welches nun floss versorge in erste Linie die inneren Verletzungen und diente nur nebensächlich dazu die Reserven des Anderen etwas aufzufüllen.

*Wenn wir zurück sind, solltest du dir wirklich Ruhe gönnen,* murrte Alpha und versuchte sich erneut zu befreien, doch auch dieser Versuch war nicht von Erfolg gekrönt. Zu eng saßen die Kabel. Er schloss die Augen.

*Nimm Kira, bring sie fort und trenne unsere Verbindung, während sie schläft* forderte er plötzlich von dem Anderen.

"Aber... Alpha, wenn ich die Verbindung trenne - wenn ich überhaupt rausfinde, wie das geht - wirst du sterben." kam es leicht geschockt von dem Cyborg. Ja, natürlich war Alpha sowieso schon im Prozess des Sterbens - aber trotzdem würde der Captain eher ungern jemanden aus seiner Crew persönlich um die Ecke bringen.

"Und außerdem - wie soll ich Kira und Selena hier rausbringen? Ich befreie dich..." Zeta schloss die Augen und griff nach seinem Mana - oder dem, was von ihm noch übrig war.

Alpha knurrte leise. Er duldete diese Art von Widerspruch nicht, aber konnte sich auch schlecht dagegen wehren.

"Okay, das wird gleich weh tun." grummelte Zeta und fokussierte seinen Willen in eine neue Form. Hoffentlich ging das gut. "Luminos!" Selena nur mit der Linken an sich drückend, streckte er den freien Arm aus. Lichtbänder schossen aus der Hand, ergriffen die Kabel - und brannten sie regelrecht aus der Existenz. Doch schon nach der Hälfte der störenden Dinger versagte Zetas Mana erneut komplett und er brach zusammen.

Alpha verdrehte die Augen und seufzte. *Konntest du das nicht machen wenn wir an einem Ort sind, wo ich mich besser bewegen kann?* fauchte er im Geiste und stemmte sich erneut gegen die Kabel. Jetzt war er der Letzte, der noch bei Bewusstsein war. Tolle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Flucht.

Erst passierte nichts, dann gab es schnappende Geräusche als auch die restlichen Kabel rissen. Alpha seufzte und bewegte sich langsam vor. Seine Schuppen hatten ihn zwar vor dem Hauptteil der Attacke geschützt aber es war alles andere als angenehm.

Etwas Blut sickerte zwischen den Schuppen hervor, doch das interessierte den Drachen im Moment nicht. Eher war es wichtiger das sie hier herunterkamen.
 

Zitternde Finger tasteten nach einer Jackentasche und suchten nach einer roten Kugel, die direkt weiter in den Mund wanderte. Dann erschlaffte die Hand wieder und der Körper regte sich eine ganze Weile nicht mehr.

Dann öffnete sich langsam ein Auge, dann das Andere und die Finger tasteten über den Boden, nun schon deutlich sicherer, auch wenn es nur eine trügerische Linderung war. Selena stemmte sich erst in eine hockende, dann in eine stehende Position, in welcher sie stark wankte.

„Wa...?“ nuschelte sie, während die Gryl auf Alpha und die am Boden liegenden zuschwankte. Sie musste sich bemühen, das ihr die Kugel nicht aus dem Mund fiel, so stark waren die Schmerzen sogar jetzt noch.

Ihre Beine knickten ein, doch bevor Selena auf dem Boden aufschlagen konnte, wurde sie aufgefangen. Alpha hatte sie mit der letzten freien Vorderkralle abgepasst und hielt sie nun fest.

Ein warmes grünliches Licht ging von ihm aus und hüllte die Gryl ein. Aber es war bei weitem nicht mehr so kräftig wie eben noch, als er Zeta geholfen hatte.

*Ihr solltet euch eine andere Taktik zulegen,* grollte Alpha missgelaunt. *Ich kann euch nicht immer heilen...* Er hustete erneut und stellte Selena wieder hin, nachdem er sich sicher war, das die gröbsten Schmerzen bei ihr abgeklungen waren. Um den Bruch würde er sich hier und jetzt nicht kümmern können.

*Jetzt hilf mir sie hier rauszubringen bevor uns das Schiff noch mit ins Verderben reißt,* sandte er seine Gedanken diesmal direkt in den Geist der verängstigten Gryl.

Doch Selena verzog das Gesicht. „Sehe ich so hochgerüstet aus wie die? Ich bin vollkommen aus Fleisch und Blut, kein Cyborg oder sonst so was in der Richtung. Außer vielleicht von meiner Armprothese abgesehen, aber die unterstützt mich nicht auf diese Art und Weise wie wir es bräuchten.“ Selena war von vorne herein klar das sie Zeta nie im Leben tragen konnte. Dann sah sie zu Alpha. „Du siehst scheiße aus...“

*Ich weiß.*

„Was machst du hier überhaupt. Verdammt, du hättest auf der Lost Soul bleiben sollen.“

*Manchmal kann man es sich nicht aussuchen und jetzt such uns einen Weg hier raus, ich werde schon irgendwie mit ihnen folgen. Und pass auf, wo du hintrittst.*

Selena zog eine Schnute, als sie Alphas Worte hörte und drehte sich um. „Danke, ich habe schon mehr als genug von diesem Schiff.“

Sie suchte nach ihrem kleinen Gerät zur Positionsbestimmung. „Verdammt, jemand war an meinen Sachen.“ Dann fiel ihr ein, das sie doch gegen dieses Energiewesen hatten kämpfen müssen und das sie es abgelegt hatte. Wieder fluchte die Gryl leise. Nun ja, Aufwärts war sicherlich eine gute Maßnahme.

Doch als Selena sich nach einigen Metern umdrehte musste sie feststellen, dass sich Alpha keinen Zentimeter von der Stelle bewegt hatte. Fragend sah sie ihn an.

*Such du einen Durchgang, ich warte hier,* Er scheuchte sie mit der freien Kralle weiter und blickte dann traurig zu Kira.

*Es tut mir leid* murmelte er leise. Wirklich ein dummer Umstand, dass Zeta ohnmächtig war, jetzt wo Alpha ihn am meisten brauchte. Geistig wappnete er sich deshalb gegenüber dem, was jetzt auf jeden Fall kommen würde, dann begann er Kiras Schlaf zu intensivieren.

Sanft fuhr Alpha ihr über die Wange und dann hinab zu ihrem Hinterkopf. Seine Klaue verharrte an einer ganz bestimmten Stelle, dann schloss er die Augen und stach zu.

Sofort überflutete eine, nicht abebbend wollende, Schmerzwelle seinen Geist und ließ den Drachen aufbrüllen. Er hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit solch einem gewaltigen Schmerz. Alpha fühlte sich, als hätte er sich gerade selbst einen heißen Nagel vom rechten Auge in das Gehirn gestoßen. Nun wurde ihm schmerzhaft vor Augen geführt, dass diese Verbindung zwar auf die Implantate fußte, sich aber mit der Zeit mehr dazwischen entwickelte, etwas, das genau diese Verbindung so einzigartig machte. Dazu gab es keine Technik der Welt die so etwas vermochte.

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Selena zuckte zusammen und versuchte sich einzureden das es nicht das war, für was es sie hielt, aber sie war bestimmt nicht in der Lage etwas auszurichten.

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Alpha schaffte es noch die Stelle an Kiras Hinterkopf wieder heilen zu lassen und schlug dann der Länge nach hin, da seine Beine sein Gewicht nicht mehr trugen. Hoffentlich hatte er nicht mehr Schaden angerichtet, als er wollte. Allein der Schmerz und die sich ausbreitende Leere, zeigten Alpha allerdings schon, das er sein Ziel getroffen hatte.

Wieder strich er Kira schwach über den Kopf. Das es nun so endete, tat ihm unsäglich leid. Aber er hoffte, dass die Anderen schon einen Weg fanden ihr aus der unausweichlichen Krise zu helfen. Sie musste doch nur ein bisschen durchhalten...

Alpha betrachtete die Spitze seiner Klaue. Noch immer war sie mit dem Blut von Kira benetzt. Das Implantat war unwiderruflich zerstört, aber sie würde es auch bestimmt nicht mehr brauchen.

*Zeta wach auf. Du hast lange genug geschlafen.* Er legte seine freie Kralle auf den Körper des Cyborgs und übertrug ihm die letzten Reste seines Manas.

Erschöpft sank Alphas Kopf zu Boden und er schloss die Augen.

Zeta blinzelte mehrmals, als das Mana seinen Körper durchflutete, die leeren Reserven wieder auffüllte und damit seinen Geist revitalisierte. Aus dem Delirium kaum erwacht, bekam er nur halb mit, das Alphas Kopf plötzlich nach unten sank.

"Al..pha? Alpha? Hey, Alpha!" Keine Antwort. Der Captain rüttelte am Kopf des Drachens, doch nichts. Und die Kabel schlängelten sich wieder von hinten um ihn...

"Das... das darf doch nicht... Verdammt!" Vorsichtig nahm Zeta dann Kira hoch - die war wesentlich schwerer als Selena - und sah sich nach besagter Mechanikerin um.

Kaum hatte er die Gryl erspäht, setzte sich der Mann in Bewegung und schloss so schnell er konnte wortlos zu ihr auf. Seine Augen glitzerten leicht, Kira schien in eine Art Koma gefallen zu sein. Alpha war... tot.

Überrascht sah Selena zu Zeta hinüber. „Was ist denn jetzt kaputt, wieso bist du wieder wach? Und warum trägst du Ki...“ Der Kopf der Gryl ruckte herum und sie machte Anstalten zurück zu laufen.

Doch der Cyborg packte sie am Arm und hielt sie fest. "Alpha... liegt im sterben. Sein letzter Wunsch war es, das wir entkommen... und als sein Captain muss ich ihm diesen erfüllen..." Die Lüge tat Zeta im Herzen weh, aber die Wahrheit würde Selena wohl endgültig umhauen. Sie hatte keine Logik-Implantate, die es ihr erlaubten, diese Hölle hier einfacher wegzustecken. Jeder Horror hier wirkte mit voller Wucht auf die Gryl, eine unglaubliche Belastung.

Sofort sammelten sich Tränen in Selenas Augen. „Das ist nicht wahr, das ist nicht wahr...“ stammelte sie leise. Schwach versuchte die Gryl sich aus seinem Griff zu befreien. „Wir können Alpha nicht zurücklassen...“

Doch der Griff ließ nicht locker, auch wenn er nicht schmerzhaft fest war. "Glaubst du etwa, ich tue das gerne..." kam es leise von dem Cyborg. "Das alles hier ist meine Schuld. Ein Planet der Wünsche erfüllt...? Ich als Captain hätte so eine Idee niemals unterstützen dürfen."

Selenas Tränen flossen mittlerweile hemmungslos und die Gryl sackte auf den Boden. „Wir hätten es alle nicht tun sollen... ALPHA!“ kreischte sie den Gang hinunter.

Dann zog sie eine Kugel aus der Tasche und machte Anstalten sie sich in den Mund zu stecken.

Vergleichsweise schnell für seinen derzeitigen Zustand löste sich Zetas Hand vom Arm der Gryl und umfasste dafür das Handgelenk mit der kleinen Kugel.

"Davon kommt er auch nicht zurück. Und jetzt... müssen wir verschwinden... oder alles war umsonst. Die Event Horizon wird wieder zuschlagen. Steh auf..." Trotz der recht harten Worte liefen auch dem Cyborg Tränen über die Wangen.

Wehmütig sah Selena zurück und schluckte, bevor sie die Kugel umklammerte. Es dauerte einige Sekunden, bevor sie diese wieder in die Tasche zurückfallen ließ und nickte, auch wenn es ihr äußerst schwer fiel.

Sie schloss die Augen und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. „Ich will hier raus...“ murmelte sie leise. „Dieses verfluchte Schiff.“ Die Technikerin schlug mit einer Hand gegen ein Wandpanel.

Zeta atmete noch einmal tief durch - dann zog er Selena auf die Beine und fokussierte die Augen wieder auf den Weg, der ihm von der Karte angezeigt wurde.

"Wir verschwinden von hier. Endgültig." Kira mit einem Arm tragend und Selena mit dem anderen hinter sich her ziehend, rannte der Cyborg los. Alphas verbleibende Lebensenergie pulsierte durch ihn - und auch wenn es eigentlich nur wenig für den Drachen gewesen war, für Zeta selbst war diese Energiemenge sehr viel gewesen.

Selena schaffte es kaum mit ihm Stand zu halten, aber die Aussicht hier zu verschwinden veranlasste auch sie ihre letzten Reserven zu mobilisieren.

Sie versuchte erst gar nicht die ganzen fliegenden Totenköpfe zu sehen, die nun schon wieder aus den Wänden auftauchten und auch Stolperfallen waren plötzlich immer vor jedem Fuß. Fluchend musste Selena feststellen, das sie nicht fliegen konnte, denn der Versuch endete mit Schmerzen.

Zeta zog mehrfach den Kopf ein, als unangenehme Dinge auf ihn zuflogen, dann schossen sie regelrecht um die letzte Biegung. Ein Totenschädel von Alphas Größe kam jetzt auf die drei zu.

"Aus dem Weg! Luminos!" Wieder saugte der Zauber einiges an Mana, aber das war eher unwichtig - kam doch hinter dem jetzt im Nichts verschwindenden Schädel die Luftschleuse in Sicht.

Sofort wurden die Augen der Gryl größer und sie jauchzte auf. Nichts wie raus hier. Fort von diesem schrecklichen Ort. Mit ihren Augen fixierte die Technikerin bereits den Türöffner und übersah die Kabel, die plötzlich aus der Wand schossen und sich um ihre Flügelansätze wickelten.

Gequält schrie sie auf.

Zeta bremste abrupt ab, als Selena so brutal festgehalten wurde. Sofort fuhr der Cyborg herum - hinter ihnen türmten sich Schädel und Kabel zu einem wirklichen Monster samt Gesicht auf.

"Lass sie los..." kam es leise von dem Captain. Doch diesmal klang es... gefährlich leise.

"Hm? Was war das, Menschlein?" Eine Stimme, die man nur als dämonisch beschreiben kann, hallte durch die Gänge.

"Ich sagte..." Zeta war plötzlich von einem Funkeln umgeben, welches nicht von den bekannten Welten zu stammen schien. Langsam legte er Kira ab, die seltsamen Kabelarme der Kreatur streckten sich nach Selena und ihrem Captain aus. Dann glühten plötzlich auch die Augen auf.

"Du kannst es, oder?" Eine blauhaarige Gestalt umarmte ihn von hinten. "Mana... ist ein Teil von uns, oder Bruder?"

"LASS SIE LOS! Megid!"

Mit Fassungslosigkeit und Entsetzen sah Selena dabei zu, wie sich die Gestalt des Cyborgs veränderte, zwar nicht physisch aber es war sicherlich nicht normal, das er leuchtete wie eine Glühbirne, und dann erschien noch dieses blauhaarige Mädchen... Selena kniff die Augen zusammen. Sie hatte diese doch schon mal gesehen... damals auf dem Schiff wo sie ihre Mana-Implantate erhielten.

Sie schrie wieder auf, als die Kabel an ihren Flügeln zogen und bekam nur am Rande mit, wie er etwas auf dieses Wesen abschoss, welches sich aus den Dingen gebildet hatte, die sie bedrohten.

Die Kreatur schrie in mehreren weltlichen und unweltlichen Tonlagen auf, als die Entladung der dunklen Energie mitten in ihr Gesicht traf.

Die Kabel um Selenas Flügel zogen kurz, bevor sie zerbröselten und als Staub zu Boden rieselten. Nun ließ das Leuchten um den Captain langsam wieder nach, und er half Selena wieder auf die Füße, bevor er die Schützin am Boden wieder aufhob. Die Kreatur wandte sich in unsichtbaren Schmerzen.

"Los, jetzt nichts wie raus!" Zeta verhielt sich, wie als wäre gar nichts geschehen.

Selena wimmerte leise, während sie auf das Schott zuging und des schaffte irgendwie zu öffnen.

Hastig taumelte sie hindurch und atmete erleichtert auf, als sie vertrauten Boden betrat. Mit einem Lächeln fiel sie zu Boden und blieb dort einfach liegen. Sie hatte es geschafft, sie war zurück.

Aber warum musste die Luft hier ausgerechnet einen feinen Geruch von Alpha beinhalten?

Zeta fiel ebenfalls mehr durch die Luftschleuse als er lief, diese schloss sich zischend hinter ihnen.

"Lost Soul, den Antrieb auf volle Leistung! Bring uns in den Hyperraum, egal wohin wir springen, nur nicht in diese tote Galaxie!" rief er dem Schiff zu, welches wohl verstand, immerhin lief der Antrieb an.

Der Cyborg schleppte sich ins Cockpit - nun fühlte er sich müder als je zuvor - und legte Kira in ihren Sitz. Danach schlurfte er zurück, um Selena aufzulesen.

Die kleine Gryl hatte sich auf dem Boden zusammengerollt und immer wieder rollten Wellen der Trauer durch ihren Körper. Sie schluchzte hemmungslos, schien sich gar nicht mehr beruhigen zu wollen. Aber vielleicht waren auch ein Teil der Tränen Erleichterung, das sie überlebt hatten?

Zeta ging neben seiner Mechanikerin auf die Knie und schloss die Arme um die kleine Gestalt - Vorsichtig natürlich, die Flügel sahen sehr ramponiert aus.

Sofort vergrub Selena ihr Gesicht in seinem Hemd und heulte weiter, während ihre Hände sich in das Material krallten.

"Schhhh... ist ja gut... Es ist vorbei. Wir leben..." flüsterte Zeta unglaublich erleichtert. Auch er zitterte am ganzen Leib. Der Terror und die Angst, welche er unterdrückt hatte, kamen jetzt hoch. Irgendwo war er eben doch ein Mensch.

„Ab...er zu ...was fü...r einem P..reis,“ nuschelte die Gryl.

Nun trübte sich auch sein Blick. "Einem viel zu hohen..." Die Stimme versagte, und er hielt sich wohl im Augenblick genauso sehr an ihr fest, wie sie sich an ihm. Doch an wen würde sich Kira nun klammern? Alpha war weg. Tot.

Die Lost Soul sprang in den Hyperraum und riss damit ein großes Loch in die Event Horizon, würde beinahe von Trümmern zerschlagen und entkam damit der sterbenden Galaxie aus schwarzen Löchern.

„Alpha...“ murmelte Selena leise. „Wir haben ihn im Stich gelassen.“ Sie presste sich enger an Zeta heran.

"Ich... war zu schwach..." Zeta fühlte sich schrecklich und hilflos. Er hatte jemanden aus seiner Crew sterben lassen - wieso, wieso nur hatte er zugestimmt? Ein Planet der Wünsche? Wohl eher der Höllenplanet, welcher sich dann in das Höllenschiff verwandelt hatte. Der Captain hätte am liebsten die Augen geschlossen und alles vergessen - doch sobald er sie schloss, sah er Alpha vor sich.

Wunden lecken

Eine sanfte Brise strich über die Wiese hinfort, ließ die Grashalme sich im Wind bewegen. Kira hatte die Augen geschlossen und atmete die klare Luft langsam ein und wieder aus, während sie vollkommen entspannt an der Flanke von Alpha ruhte.

Erst, als der Drache sein Gewicht verlagerte, hob sie ein Augenlid.

„Was ist los? Du bist irgendwie so rastlos heute.“

„Das hat seinen Grund,“ erwiderte Alpha leise grollend, während er seinen Kopf anhob und ihn so schwenkte das er nicht mehr in die Ferne blickte, sondern nun genau auf Kira.

„Warum denn? Der Kampf ist vorbei.Wir haben gewonnen.“

„Ja, der Kampf ist vorbei,“ bestätigte er Kiras Worte, „aber wir haben nicht gewonnen.“

Langsam stemmte sich die Schützin hoch. „Was redest du da?“ Sie war verwirrt und zudem schien dieses Gefühl des Verlustes immer größer zu werden, auch wenn sie nicht wusste, worauf dieses fußte. Sie hatte keine Verwandten mehr, niemanden, der sie vermissen konnte, außer vielleicht Selena und Zeta, aber diese lebten doch noch.

„Spürst du es nicht?“ hakte Alpha nach.

„Was soll ich spüren?“ kam die Gegenfrage von Kira.

Nun kam das Gesicht des Drachens näher. „Doch, du spürst es. Verleugne es nicht. Den Schmerz des Verlustes.“

Plötzlich schien der Wind aufzufrischen und der Himmel bekam eine rötliche Färbung.

Völlig verdattert sah Kira Alpha an. „Was soll das? Was meinst du damit und warum fühle ich tatsächlich so?“ Sie war fassungslos.

„Weil dieser Ort nicht der ist, der er vorgibt zu sein,“ erwiderte der Drache und drückte seinen Kopf kurz gegen den von Kira. „Dieser Ort wurde von mir nur zu einem Grund erschaffen, nämlich um dir zu helfen.“

„Wobei?“

„Meinen Tod zu verkraften und einen Weg in das Leben zu finden und mir nicht dorthin zu folgen, wo ich mich jetzt befinde, denn ich möchte, dass du lebst, das ist mein größter und letzter Wunsch an dich.“

Schlagartig war es finster geworden und die satten Farben des Grases waren nun ein Einheitsgrau, das vom Sturm gepeitscht wurde.

Alpha hatte seinen Körper um den von Kira drapiert, so das sie vor dem Wind geschützt war.

Der Mund der Schützin stand offen, als sie mit ihren Gefühlen rang.

„Aber... aber, das kann nicht sein... das darf nicht sein. Du bist ich... ich bin du... wir sind...“ Ihre Stimme versagte.

Doch Alpha schüttelte den Kopf. „Wir waren schon immer zwei Individuen, auch wenn unsere Bindung so eng ist, das man uns auch durchaus als eines behandelt hat. Umso wichtiger ist, das du verstehst. Wir sind zwei, das heißt, wenn einer stirbt kann der andere weiterleben.“

Doch tief in ihrem Inneren wusste Kira das er, wenn sie gestorben wäre, ihr ohne zu zögern folgen würde. Mit zitternden Fingern griff sie nach seiner Schnauze und begann einzelne Schuppen nachzufahren. „Das... ist unmöglich... Das ...“

„Das, was du hier siehst ist nur eine Traumwelt. Selena hat mir geholfen sie zu erschaffen und zu gestalten damit du Leben kannst.“ Er sah sie schon fast liebevoll an.

„Ich weiß dass du dich nicht mehr an unser erstes Zusammentreffen erinnerst, aber du hast mir damals das Leben gerettet und deshalb stehe ich in deiner Schuld. Nur deshalb habe ich überhaupt zugelassen, das sie aus mir eine Marionette machen konnten. Ansonsten hätten sie mich da schon getötet und uns wäre die Möglichkeit genommen worden solch eine schöne Zeit miteinander zu verbringen.“

Doch Kira wirkte alles andere wie Glücklich. Je mehr sich die Erkenntnis und das Gefühl der Leere und des Verlustes ausbreitete umso mehr verschloss sie sich.

Auch das Abbild von Alpha schien das zu bemerken, denn er legte seinen Flügel um sie.

Der Drache hatte seine gesamten Erinnerungen in dieses Projekt integrieren lassen um Kira hoffentlich helfen zu können.

„Auch wenn ich jetzt nicht mehr körperlich bei dir sein kann, bin ich immer noch hier drin.“ Er deutete mit seiner Kralle auf ihr Herz und ihren Kopf.

Tränen rollten über Kiras Wangen und sie kauerte sich noch mehr zusammen.

Es würde ein langer Weg werden, ein sehr lange. Und der Ausgang war noch vollkommen ungewiss.
 

Seufzend blickte Selena von den Schaltungen auf, die durch Kiras künstlichen Fuß liefen.

Die 'Gehhilfe' lag abgetrennt vom restlichen Körper auf einem Seitentisch und war fast vollkommen von der Ummantelung befreit.

Seit gut einer Woche war die Gryl nun schon dabei die einzelnen Teile des beschädigten Fußes auseinanderzunehmen, zu ersetzen, wo es möglich war, und Überbrückungen zu schaffen, wo es eine schiere Unmöglichkeit darstellte Ersatz zu finden. Diese verfluchten Militärs mussten ja auch immer so ein Geheimnis um ihre Technik machen und irgendwie gab es hier Dinge, die sogar die Lost Soul nicht bereitstellen konnte.

Kira befand sich immer noch auf der Krankenstation, lag auf einer der Betten, gehalten durch ein Kraftfeld, und schien zu schlafen. Das Gesicht wirkte entspannt, doch die Daten die die medizinischen Sensoren sammelten, sprachen eine ganz andere Sprache. Die Maschinen konnten das Fleisch am Leben erhalten aber mit dem Geist sah es da ganz anders aus.

Wenn sie keinen Zugang zu Kira finden konnten würde sie früher oder später sprichwörtlich vor Kummer dahinsiechen und wohl auch sterben.

Die Behandlung die sie und Alpha sich ausgedacht hatten schien nicht anschlagen zu wollen.

Die Gryl stand auf und streckte sich. Ihre Knochen schmerzten immer noch und das, obwohl sie Heilungsgeneratoren einsetzte, die an den Bruchstellen ihrer Flügel klebten und kein schönes Bild abgaben.

Mit Fliegen war bei ihr wohl noch eine ganze Weile Essig. Das letzte Mal, als sie sich einen Flügel gebrochen hatte, war sie noch ein Junges gewesen und musste sich ganze drei Wochen damit abfinden diesen stillhalten zu müssen. Gerade in der Übergangsphase zum Erwachsenwerden war das keine leichte Aufgabe.

Die Tür der Krankenstation glitt in diesem Moment zur Seite, und ein Zeta mit ziemlich vielen Verbänden kam herein. Eigentlich hatte er fast überall welche, außer vielleicht um das Gesicht - Stabilisator-Verbände, damit seine Nanobots überhaupt eine Chance hatten, den ganzen Schaden zu beheben.

Dem Cyborg tat immer noch fast jeder Teil des Körpers weh... aber immerhin konnte er Schmerzen fühlen, das war schon mal ein Fortschritt verglichen mit dem, was er war, als er Kira traf.

"Wie geht es unserer Patientin?" fragte der Captain und verzog das Gesicht, als er den Oberkörper zu weit drehte. Zu weit war in diesem Fall: Drei Millimeter.

Selena schüttelte den Kopf. „Auch wenn Alpha damals meinte wir würden das Richtige tun, nachdem sie mit seinem nahen Tod konfrontiert worden war, wir sind irgendwie auf dem Holzweg. Sie reagiert überhaupt nicht auf die Behandlung und ich kann ihr die LuSe nicht länger im Mund lassen ohne, das eine Abhängigkeit eintreten wird, obwohl...“ Sie schwieg und sah betroffen zu Boden. „Ich fürchte, wenn sie überhaupt wieder wach wird, wird sie nie mehr die sein, die sie gewesen ist. Denn ein Teil von ihr ist mit Alpha gestorben und so etwas kann man nicht ersetzen.“

Mit undefinierbarem Blick sah Zeta zu den Daten auf der Anzeigetafel und lauschte den Worten von Selena. Alpha war das wichtigste Wesen in Kiras Leben gewesen... der Blick ging weiter zu der Glaskapsel, die luftdicht neben dem Krankenbett stand. Der seltsame Stein, das letzte Überbleibsel des Höllenplaneten.

Nachdem sich der Captain mit der Lost Soul verbunden und mehr Informationen abgerufen hatte, hatte er etwas seltsames entdeckt. Allem Anschein nach entstand in jeder sterbenden Galaxie ein solcher Planet, aus den negativen Energien, die sich ansammelten. Vielleicht war es gut gewesen, 'nur' ein Geisterschiff zu finden.... aber das änderte nichts daran, dass einer von ihnen jetzt tot war.

„Warum behältst du eigentlich das Ding?“ Selena war dem Blick gefolgt. Sie hatten den Stein auf Kiras Bett gefunden. Selena mochte das Teil überhaupt nicht sehen.

„An das unidentifizierte Schiff,“ ertönte es plötzlich aus einem Lautsprecher. Jemand nahm von außen Kontakt auf. „Das ist das Air-Force Verfolgerschiff 'Hope'. Gehen sie sofort unter Lichtgeschwindigkeit und bereiten Sie sich auf eine Inspektion vor.

Die Antwort musste wohl warten, als Zeta fast seitlich umfiel. Na super... ein Verfolgerschiff, und die Schützin war ausgeschaltet.

"Selena, wie viel Zeit brauchst du, um den Reaktor für einen Hyperraum-Sprung aufzuladen?" fragte der Captain sofort und drehte sich auf der Stelle um, um Richtung Cockpit zu marschieren. Sobald dieses Air-Force Schiff merkte, mit wem sie da Funkkontakt hatten...

Die Technikerin schnaubte. „Die Sicherungen sind noch nicht ganz wiederhergestellt. Wo zur Hölle kommen die eigentlich her?“

Nachdem sie so lange ohne Pause geflogen waren, hatten sich zwei Aggregate zu sehr aufgeheizt und mussten noch abkühlen. Die Lost Soul war halt doch schon etwas älter.

"Gute Frage. Wir schweben irgendwo im nirgendwo rum, in einem System das nur aus zwei Gasgiganten und einem blauen Riesen besteht... und uns findet ein Schiff. Großartig..." Zeta schwang sich in seinen Sitz. Der Verfolger war fast doppelt so groß, und er konnte nicht gleichzeitig fliegen und feuern, dazu reichten auch seine Optimierungen nicht. Und Selena... die war nunmal keine Kämpferin.

"Hier spricht der Captain des Frachters True Light. Wir haben Probleme mit unserer Luftschleuse, ein Andocken ihres Schiffes dürfte sich als schwierig erweisen." sendete er aalglatt an das feindliche Schiff und veränderte mit ein paar Tastendrucks die Aufschrift auf dem Schiff, denn sobald Licht darauf fiel, wäre das leicht sichtbar.

„Das ist kein Problem, öffnen sie einfach die Hinterluke ihres Frachtraumes. Colonel Tom wird zwecks einer Vorinspektion dann dort landen.“

Selena hob eine Augenbraue. Sie war Zeta gefolgt. „Was wird das denn jetzt?“

"Wir sind zu weit von Objekten entfernt, um uns auf eine Verfolgungsjagd einzulassen. Lost Soul, verkleinere die Krankenstation auf das Minimum, entferne die Tür." Der Cyborg legte die Hand auf das Abzeichen an seiner Uniform und veränderte es mit einem Manaschub.

"Verstanden, Hope. Frachtluke wird geöffnet. Vorsicht, die blauen Kisten enthalten Antimaterie. Ein Leck, und unsere Schiffe sind Staub.“

„Verstanden,“ kam es aus dem Lautsprecher, dann herrschte Stille.

Selena schnaubte und zog ihre Jacke aus um dann zu Kira in die Krankenstation zurückzukehren. Das war nicht unbedingt die Antwort gewesen, die sie gerne gehabt hätte, doch sie musste Kira noch die LuSe aus dem Mund fischen und sie wieder in den Schlaf zurückschicken. Ein Zustand den man nicht ewig beibehalten konnte.
 

Ein etwas größerer, schwarzer Drache, löste sich aus dem anderen Schiff und schwebte majestätisch zu der Lost Soul hinüber.
 

Kaum war das schwarze Ungeheuer gelandet, schloss sich die Ladeluke wieder, und langsam füllte sich der Raum mit Atmosphäre. "Selena, versuche, Kira irgendwie in die Eingeweide des Schiffes zu kriegen. Dort kann niemand rein." flüsterte der Captain in seinen Com und öffnete dann die Tür zum Frachtraum. Er durfte sich seine Verletzungen so gut es ging nicht anmerken lassen - die Verbände waren unter der Uniform kaum erkennbar.

Der Reiter wartete bis ein Druckausgleich geschaffen worden war, bevor er sich elegant aus dem Sattel schwang und mit federndem Schritt auf dem Boden aufkam.

Langsam verlosch das Feld, das ihn vor dem Vakuum des Alls geschützt hatte und er nahm seinen Helm ab, um ihn – zusammengefaltet – in seine Uniform zu stecken. Ein langer,schwarzer Zopf fiel herab und blieb auf halber Höhe am Rücken hängen.

Dann musterte der Neuankömmling Zeta aus dunkelgrünen Augen von oben bis unten.

„Colonel Tom, Lindwurmeinheit der Air-Force. Gehe ich recht in der Annahme, das ich mit dem Captain dieses Schiffes spreche?“

Sein Blick war forschend und der Drache hinter ihm ließ seinen Kopf pendeln, so als wolle er sich umsehen oder suchte etwas.
 

Selena hatte sich bisher nicht gemeldet. Sie verharrte auf der geschmälerten Krankenstation und sah etwas giftig in die Richtung, wo sie Zeta vermutete. „Bring sie in das Innere des Schiffe...“ äffte sie ihn nach. „Wie hat der sich das vorgestellt?“ Sie hatte alle Anti-Grav-Einheiten im Moment in ihrem Bastelzimmer und das war nicht gerade um die Ecke.

Doch zuerst musste sich Kiras Zustand stabil bleiben. Wenn sie sie fortbrachte verfügte sie unter Umständen nicht um die nötigen Mittel um Kira am Leben halten zu können. Das hieß wohl also noch mehr Schlaf fördernde Maßnahmen . Die Gryl seufzte und suchte nach den geeigneten Mitteln, bevor sie nach einem Transportgerät Ausschau hielt.

"Das ist richtig. Kirahe ist mein Name." Der Cyborg streckte seinem Gegenüber die Hand hin - immerhin war er an Bord dieses Schiffes der Ranghöhere, und die Höflichkeit stellte ihn in Formalitäten über den Drachenreiter. "Auch wenn ich nicht der Captain von sonderlich viel bin, wie Sie sehen können. Ich und meine Mechanikerin sind die einzigen Besatzungsmitglieder, und sie ist im Augenblick im Inneren des Schiffes. Reparaturen an den Energieleitungen. Wie Sie sicher verstehen, kann sie noch nicht sofort zu uns stoßen - ein Leck darin und unser beider Schiffe gehen in einer Nova auf." erklärte 'Kirahe' mit leichtem Lächeln.

*Lost Soul, mach dich bereit den Drachenreiter zu neutralisieren, sollte es dazu kommen. Die Riesenechse nehme ich mir vor.*

Der Drachenreiter nickte und sah dann trotzdem kurz nachdenklich drein. „Ist ihr Schiff in letzter Zeit schon einmal von uns kontrolliert worden?“ Er rief eine Tabelle auf, die sich wie ein Hologramm über seinem Arm aufbaute.

Unbemerkt schaltete sich in Zetas Blickfeld eines seiner Beobachtungsfelder ein, und er las die Daten aus dem Hologramm einfach mal mit aus.

"Nicht das ich wüsste. Warten Sie bitte einen Augenblick." Der Captain drückte einige Tasten an einem Bedienfeld, und eine Holoscheibe fuhr sich aus, die er dem Kontrolleur gab. "Eine Liste unserer geladenen Waren. Die als gefährlich gekennzeichneten Gegenstände bitte nicht öffnen."

Wieder folgte ein Nicken von der Seite des Drachenreiters, während er in seine Uniform griff, und etwas herausnahm, das er seinem Gegenüber hinhielt. Der Gegenstand war in undurchsichtiger Schutzfolie eingeschlagen. „Ich denke, während ich meine Inspektion durchführe, werden sie Verwendung dafür haben.“

'Kirahe' erwartete eine Schutzmaske, erfühlte aber - dank seinem gesteigerten Tastsinn - eine hochmoderne Injektionsspritze. Nur ganz kurz zuckte die rechte Augenbraue nach oben, dann steckte er das Ding ein. Hier war etwas faul... aber wenn die Air-Force wusste, wer hier durch den Raum schwebte, warum eröffneten sie nicht das Feuer?

"Verstanden, Colonel. Ich muss mich entschuldigen - meine Mechanikerin ist schon zu lange weg. Ich muss nachprüfen, was los ist." Der Pirat drehte sich um und verließ langsam den Frachtraum, jederzeit eine Kugel oder Feuergarbe erwartend - und sein Mana umgab ihn, für Nichtmagier unsichtbar.

„Suchen sie sie und melden sie sich dann bitte wieder bei mir um Bericht zu erstatten, wie es um die Reparatur steht.“

Der Drachenreiter schritt zu seinem Begleiter zurück und ließ sich an dessen Flanke niedersinken um dann die Daten in Augenschein zu nehmen, die er eben bekommen hatte.

Der Captain gab kein Zeichen, ob er verstanden hatte, sondern verließ den Frachtraum und die Tür verschloss sich hinter ihm. Luftdicht, falls sie 'Fracht' abwerfen mussten. Ohne Schutzfeld der sofortige Tod für den Reiter, und so schnell konnte niemand reagieren.

Neben dem jetzt recht schmalen Metallkasten, der einmal die Krankenstation gewesen war, stoppte er auch schon wieder, öffnete das verborgene Fenster und reichte die seltsame Spritze hinein.

"Der Reiter weiß, dass Kira hier ist. Lass den Scanner drüberlaufen, und wenn es ungefährlich ist... schlimmer machen kann es zumindest nichts..." Zeta sah sehr besorgt aus, auch wegen Selena. Immerhin war sie immer noch verletzt. "Ist es auch nicht zu eng dort drinnen? Mit deinen Flügeln?"

„Muss gehen.“ Nachdenklich sah Selena auf die Spritze. „Warum tut der das? Was weiß sonst noch?“

Sie nahm die Spritze an sich und gab sie in ein kleines Gerät das mit einem gelben Strahl den Inhalt sondierte.

"Er ist... undurchsichtig. Redet nach Protokoll, handelt aber nicht danach. Typisch... immerhin unterliegt er der Gehirnwäsche wohl noch teilweise. Aber nicht komplett, sonst wären wir Staub..." Zeta strich sich nachdenklich über das Gesicht.

"Außerdem will er ein Update zum Stand der Reparatur... was das bedeutet, dürfte klar sein. Aber wieso? Die Air-Force will uns töten. Das alles macht keinen Sinn."

Selena kratzte sich am Kopf, als sie die Ergebnisse der Analyse sah. „Eine Art Anti-Depressiva mit interessantem Wirkstoffgehalten.“

Nachdenklich sah Selena die Spritze an. „Jedenfalls ist nichts darin, was sie umbringen würde.“

Die Gryl trat an Kiras Bett und presste die Spitze an die Halsschlagader der Anderen. „Ich verstehe das genauso wenig wie du.“

Kurz nachdem sie das Mittel verabreicht hatte, flatterten Kiras Augenlider und sie sah sich benommen um.

„Was? Wieso ist sie jetzt auf einmal wach?“ rief Selena entsetzt aus.

Schhh, sonst hört unser Gast uns noch. Ich gehe besser zurück... sobald sich draußen etwas bewegt, das keine Mana-Aura hat, schlag zu. Auf das wir hier lebend rauskommen." Zeta nickte der Mechanikerin zu und kehrte eilends in den Frachtraum zurück - allerdings nicht, ohne davor noch einmal gut durchzuatmen.

"Die Reparaturen verlaufen - den Umständen entsprechend - gut. Wie weit ist ihre Durchsuchung?" fragte 'Kirahe' seinen ungebetenen Gast.

„Ich denke, sie verläuft innerhalb der nötigen Parametern.“ Er gab die Disc zurück. „Sie sollten jedoch aufpassen, dass einige Bereiche nicht einen gefährlichen Status erreichen. Einige sehr instabile Komponenten haben Sie da geladen.“

Er griff nach der Reiterkappe und streifte sie sich über.

„Seien sie gewiss, das wir das im Auge behalten und durchaus bei Gelegenheit erneut überprüfen werden.“ Tom schwang sich auf den Rücken seines Drachens. „Sie sollten nun den Raum verlassen, damit ich zu meinem Schiff zurückkehren kann, es sei denn, sie legen noch länger Wert auf meine Gesellschaft.“

"Ich verzichte dankend." erwiderte der Captain spitz, und verließ den Raum. Kurz darauf entwich zuerst die Atmosphäre, dann öffnete sich die Ladeluke des Schiffes und ermöglichte dem Drachenreiter die Abreise.

Kaum war er aus dem inneren des Schiffes verschwunden, nahm die Krankenstation auf Befehl von Zeta hin wieder die normale Größe an, und er stürmte hinein.

Selena sah den Hereinstürmenden entgeistert an. „Hey.. langsam,“ knurrte sie. Noch immer war die Gryl dabei diverse Untersuchungen an Kira durchzuführen, die nun auf der Liege saß, aber etwas benebelt in die Ferne starrte.

"Hey, wir leben noch. Lass mich auch mal froh sein. Wir sind kein Weltraumstaub geworden." seufzend kam Zeta langsam näher - er verstand eindeutig zu wenig von dieser Technik, um von sonderlich großer Hilfe zu sein. Allerdings war Kira endlich wach - ein großer Fortschritt. Die Alternative wäre... bitter gewesen. Denn dann wäre seine Lüge noch die Wirklichkeit geworden...

Plötzlich erschien über der Spritze ein kleines Hologramm. Es war das Abbild des Drachenreiters, welcher eben noch leibhaftig im Schiff gewesen war. „Kira, ich hoffe, du kannst mich hören. Ich hoffe, das dir dieses Mittel helfen wird. Ich liebe dich immer noch. Bitte komm zu uns zurück. Lass uns wieder gemeinsam fliegen.“

Erleichtert, aber auch entsetzt, als sich das Hologramm aufbaute, sah Selena erst Zeta, dann die Spritze an.

Zetas Blick ging fast gleichzeitig den gleichen Weg, nur eben mit Endstation Selena. Kurze Stille, dann erhob er das Wort.

"Okay, was zuerst? Schreckensschrei, erleichterter Seufzer oder erschrockenes Luft einziehen? Alles passt grade ziemlich gut." Die Stimme war leicht trocken.

Selena schnaubte. „Woher soll ich das wissen,“ grollte sie und trat auf die Spritze zu um sie zu umfassen, dass das Hologramm verlosch. „Ich hoffe, sie hat das nicht gesehen.“

Doch Kiras Blick haftete an Selena. Man konnte aber nicht genau sagen, ob sie das, was sie gesehen hatte, auch verarbeiten konnte.

"Jetzt wissen wir zumindest, wieso die Gehirnwäsche bei diesem Reiter nur noch zur Hälfte gewirkt hat. Dumm nur, dass die Air-Force Kira nie im Leben zurücknehmen würde, selbst wenn sie wollte. Der Junge tut mir ja fast schon leid. Fast." Der Weltraumpirat seufzte erneut und wedelte kurz mit der rechten vor Kiras Gesicht herum.

"Kira, kannst du uns hören?"

Träge folgte die Angesprochene der Bewegung der Hand des Anderen. Sie schloss kurz die Augen und atmete lauter aus. „A...lp...ha,“ hauchte sie leise und mit kratziger Stimme.

Als sie versuchte das 'Bett' zu verlassen wurde sie jedoch von Kraftfeldern daran gehindert und schon nach wenigen Versuchen stellte sie ihr Vorhaben wieder ein.

„Hör auf,“ meinte Selena, mit einem leichten Flehen in ihrer Stimme. „Du bist nicht in der Lage dazu. Bitte. Du musst dich erholen, mit deiner Trauer fertig werden. Wir möchten das du lebst.“

Zeta nickte auf die Worte hin und sprach langsam, damit die benebelte Kira ihn überhaupt verstehen konnte.

"Du sollst leben, Kira. Das ist sein Wunsch, und das wird er für immer bleiben. Also lebe. Lebe, und sei so stark, wie du es schon immer warst." Der Captain wartete erst einmal ab, wie die Benommene auf die Worte reagieren würde.

Es verging fast eine ganze Minute, dann zeigte sich eine Träne in einem Augenwinkel, der rasch eine zweite folgte und dann liefen sie ungebremst. „Alleine... ich bin... so alleine...“ Sie blickte zu Zeta. „Bitte bringt mich zur Air-Force zurück.“ Sie zog das verbliebene Knie an die Brust und umfasste ihre Schultern mit ihren Armen, so als wäre ihr Kalt oder als versuche sie sich selbst zu halten.

"Die Air-Force würde dich töten, Kira. Mana verhindert Gehirnwäschen - du wärst wertlos für sie. Und Tom... Toms Geist ist zur Hälfte der einer kalten Kriegsmaschine. Er kann dir auch nicht helfen. Und du bist nicht allein." Zeta deutete auf Selena und sich - und auf das Schiff um sie - mit einer Bewegung seines Armes.

"Wir sind die Lost Souls. Verlorene Seelen, die zusammen halten."

Ein wenig schienen die Worte tatsächlich auf fruchtbaren Boden zu fallen, doch dann rollte Kira sich zur Seite und erhaschte dabei mehr zufällig einen Blick auf den Stein.

Sie streckte ihre Hand danach aus, erreichte die Abschirmung aber nicht.

Zeta blickte ebenfalls zu dem Stein und wünschte sich im selben Augenblick, sie hätten dieses Ding doch durch die Luftschleuse ins All geschossen.

"Willst du den selben Alptraum noch einmal auslösen, Kira? Damit ein weiteres Crewmitglied stirbt?" Zetas Stimme hatte an Schärfe gewonnen. Niemand würde dieses Ding mit bloßen Händen berühren.

„Es … wird niemand... mehr sterben,“ meinte Kira und streckte sich weiterhin. Sie wollte das Ding, jetzt und sofort. Sie hatte es Alpha übergeben und er hatte es als letzter gehalten, zumindest glaubte sie das.

„Sag mal spinnst du, verdammt hör auf damit.“ Selenas Augen waren schreckgeweitet und sie hatte bereits eine ihrer Kugeln in der Hand, aber wenn sie diese einsetzte würde die gerade erwachte bestimmt sofort wieder apathisch werden und das war doch nicht das Ziel.

"Doch, das werden wir, sobald du den Stein berührst! Kira, als dein Captain befehle ich dir, lass die Finger von dem Stein - oder die Lost Soul bläst ihn nach draußen ins All!"

Der Cyborg stellte sich nun genau in den Weg, zwischen den Stein und Kira, sein Blick war hart. Dieses Ding war gefährlicher als alles andere in den bekannten Galaxien.

Sofort erschlaffte Kira und rollte sich zusammen um weiter zu weinen.

Selena sah mit gemischten Gefühlen auf die, von Heulkrämpfen geplagte, Kira. Auch in ihren Augen sammelten sich Tränen und sie wandte sich um und rannte schon fast aus der Krankenstation hinaus. Das Ganze ging ihr so verflixt nahe.

"S...Selena! Warte!" Zeta stolperte einen Schritt vorwärts, dann drehte er sich halb um und fixierte den verfluchten Stein. "Das ist alles deine Schuld. Und wärst du lebendig, hätte ich dich schon dreimal getötet." zischte der Cyborg wütend. "Lost Soul, Siegel um den Stein verstärken. Nicht einmal das kleinste bisschen Strahlung soll da noch dran kommen." Das Glas um den Stein verdunkelte sich, als es auch die Lichtstrahlen abzuhalten begann.

Dann folgte Zeta der Mechanikerin aus dem Krankenflügel, und ging in Richtung der Werkstatt der Gryl. Dort war sie am wahrscheinlichen anzutreffen. Die kleine Lost Soul hatte wirklich viele Ecken.

Die Technikerin lag auf dem schmalen Klappbett, das sie normalerweise unter der Werkbank versteckte und weinte ebenfalls Rotz und Wasser.

Als sie Schritte hörte, hob sie den Kopf und flüchtete sich im nächsten Moment in Zetas Arme, wo sie weiter weinte. Eine kleine Ausbeulung in ihrem Mund zeigte, dass sie bereits versuchte den Schmerz auf ihre Art zu lindern, doch so recht schien es nicht zu fruchten.

Sofort schloss der Cyborg die kleine Gryl in die Arme und strich ihr tröstend über den Kopf, bis er die kleine Beule entdeckte. Leicht seufzte er mal wieder.

"Habe ich dir nicht gesagt, dass diese Dinger keine Lösung sind?" murmelte Zeta leicht tadelnd und fischte mit der linken Hand die LuSe heraus, bevor er sie über die Schulter hinweg fortwarf und Selena in die Augen sah.

"Wir stehen das alles durch, irgendwie. Zusammen."

Selena kuschelte sich einfach in Zetas Arme und schloss die Augen. Sie atmete seinen Duft und langsam versiegten die Tränen. Sie umklammerte ihn und machte keinerlei Anstalten ihn wieder loszulassen.

Unverhofft kommt oft

Immer noch zerschlagen wachte Selena auf. Sie fühlte sich vollkommen ausgelaugt und wunderte sich, wann sie ihren Weg ins Bett gefunden hatte.

Dann stockte ihr der Atem, als sie realisierte, das sie nicht alleine dort lag. Zeta leistete ihr auf dem engen Bett Gesellschaft und beide trugen keine Uniform mehr am Körper.

Blitzschnell war die Gryl von der Liegefläche herunter und suchte ihre Kleidung zusammen. Was zur Hölle war da vor einigen Stunden mit ihr passiert?

Doch dann schüttelte Selena den Kopf und zog sich die Hose und das Hemd an um den Raum zu verlassen. Zeta war nicht erwacht bei der Aktion, auch gut so. Er sollte sich erholen. Noch immer konnte die Gryl die Erschöpfungszeichen in Zetas Gesicht sehen, die vom Großeinsatz des Manas auf diesem verfluchten Geisterschiff hinterlassen worden waren.

Das war jetzt aber auch eine gute Zeit um einmal nach Kira zu sehen. Selena seufzte. Hoffentlich hatte dieses Mittel des anderen Drachenreiters eine lange Vorhaltezeit, denn einige der Komponenten darin kannte sie zwar aber wusste nicht, wo man diese herbekommen konnte.

Als sie die Krankenstation betrat war die Technikern froh, als sie sah, das Kira am Schlafen war und sie eine regelmäßige Bewegung wahrnahm. Sie lebte also noch.

„Kira?“

Doch die ehemalige Drachenreiterin reagierte nicht wirklich, außer das sie leise schnaubte.

„Kira?“ Nachdenklich trat Selena näher an sie heran und rieb sich dann die Augen. Sah sie richtig? Warum lächelte Kira? Träumte sie wohl von Alpha...Ja, so musste es wohl sein.“ Selena seufzte und wandte sich ab. Vielleicht sollte sie die Andere doch schlafen lassen. Aus so einem Traum weckte man sie besser nicht.

Selena hatte sich gerade zum Gehen gewandt, als es hinter ihr raschelte.

Fragend drehte die Gryl den Kopf, hatte Kira sich umgedreht? Aber die Frau lag immer noch in der gleichen Position da. Dafür bewegte sich die Decke leicht, die über ihrem Körper lag.

Na toll, hatten sie sich doch noch etwas vom Geisterschiff eingefangen oder reagierte dieser verfluchte Stein auch auf die Distanz?

Die Nackenhaare der Gryl stellten sich auf, während sie vorsichtig zurück zum Bett vortastete.

Etwas knackte und die Technikerin erstarrte. Irgend etwas war ihrem Fuß gerade zum Opfer gefallen.

Sichtlich schluckend senkte Selena ihren Blick in Zeitlupe. Erst auf den zweiten Blick erkannte sie, das es sich um Reste einer ihrer LuSe handelte. Jedoch war diese vollkommen Schwarz.

Nachdenklich beugte sich die Technikerin nieder und nahm einige der Reste auf. Ja, in der Tat, sie hielt den 'Hauptprozessor' in der Hand. Das war eines ihrer Geräte, aber wo kam es her und wieso war es schwarz?

Selena setzte den Prozessor in ihre Prothese ein und musste überrascht feststellen, dass sich kein Byte Informationen mehr darin befand.

„Ähm Zeta... ich glaube du solltest BITTE hier her kommen... SCHNELL.“ Sie wich etwas zurück, als sich erneut die Decke bewegte.

Kira war immer noch nicht aufgewacht, obwohl Selenas Stimme bestimmt nicht die leiseste gewesen war, als sie das Com aktiviert hatte.

Dafür bewegte sich die Ausbeulung in der Decke langsam nach oben, was die Gryl weiter veranlasste zurückzuweichen und nach einem Laserskalpell zu greifen, das in der Nähe lag. Sofort aktivierte Selena das Gerät und hielt es vor sich.

Etwas dunkelgraues schob sich aus der Decke hervor und sah sich mit kleinen grünen Schlitzaugen nach dem Störenfried um.

Selena schrie leise auf. „Oh je... Zeta komm! SOFORT!“

Als das kleine Etwas die schrille Stimme hörte, verzog sie sich sofort wieder unter die Decke und tiefer zu Kira.

Müde öffnete Kira die Augen. „Wasist?“ fragte sie verschlafen und griff unter den bedeckenden Stoff.

Die Hand fand recht schnell ihr Ziel und begann eine gleichförmige Bewegung auszuführen. „Nicht so laut, er ist noch etwas verschreckt.“ Sie gähnte und zog dann langsam die Hand wieder aus der Decke davor.

Das kleine Etwas hatte sich darum geschlungen und ließ sich die Streicheleinheiten sichtlich gefallen. Nur kurz sah das kleine Wesen zu der Gryl um dann doch lieber weiter um Kiras Hand zu ringeln.

„Das... das... ist jetzt nicht... dein Ernst...“ Sie schluckte und kniff sich in den gesunden Arm. Es tat weh, also schlief Selena leider nicht mehr. Aber woher... Der Stein! „Lost Soul mach das Feld wieder durchsichtig.“

Anstelle eines großen Stückes lagen nun jede Menge kleine Brocken im Inneren des Kraftfeldes.

„Scheiße.“

Wo blieb Zeta nur.

Der Gedanke war höchstwahrscheinlich nicht einmal fertig gedacht, als die Tür der Krankenstation aufflog und Zeta hereinstürmte, sich eben noch die violette Jacke der Uniform überziehend. Die Augen huschten zu Selena, dann zu dem Stein - oder was davon übrig war - und zu Kira. Mit einer Handbewegung schleuderte Zeta die Decke mit Mana hinfort und erstarrte.

Dort, in Kiras Armen, war...ein kleiner Drache. Langsam trat er neben Selena und wusste nicht wirklich, was er sagen sollte. Alpha im Kleinformat.

„Ich sagte doch, es geht keine Gefahr mehr von dem Stein aus,“ sagte Kira und strich dem Kleinen wieder über den Kopf, bevor sie die Anderen anblickte.

Zeta erstarrte und seufzte leicht resignierend. "Nächstes Mal traue ich deinem Urteil, wenn es um gefährliche Alien-Artefakte geht. Lost Soul, puste die Reste des Steins ins All. Lass keinen Krümel übrig."

Die Kraftfeld-Kapsel fuhr in die Wand und war verschwunden. Die Müdigkeit war zwar noch nicht ganz aus Zetas Gesicht verschwunden, aber zumindest lächelte er wieder wie früher - und gab kurzerhand Selena, die ja neben ihm stand, einen Kuss.

Kira und der kleine Drache sahen sie an, als wären sie gerade aus allen Wolken gefallen. „Sagt mal, habe ich was verpasst?“ meinte die junge Frau, während sie die beiden stehenden immer noch musterte. Aber auch Selena errötete leicht, als ihr die Szene im Bett wieder einfiel. Hatte er eigentlich noch etwas angehabt? Die Gryl konnte sich nicht mehr so recht erinnern.

"Vielleicht ein bisschen was, ja." Zeta griff sich ebenfalls leicht verlegen an den Hinterkopf mit der linken, auch Cyborgs konnten rot werden. Aber hey, ein Geisterschiff aus den tiefen der Hölle brachte einen nun mal näher.

Der kleine Drache wuselte an Kiras Hand hinauf zu ihrem Hals und begann an ihrem Ohrläppchen herumzuknabbern. „Hey, hörst du auf,“ fluchte Kira gespielt böse, bevor sie zu den Anderen sah. „Würde es euch vielleicht etwas ausmachen uns etwas zu essen zu besorgen, bevor er hier sich alternative Nahrungsquellen sucht?“ Sie zupfte den Drachen von ihrem Ohr weg und deutete verlegen zu ihrem fehlenden Bein. „Ich würde ja gerne selbst gehen, aber das ist im Moment etwas problematisch.“

Kira war wie verwandelt.

"Sekunde." Zeta drehte sich einfach zur Wand hin und fuhr mit dem Zeigefinger ein perfektes Quadrat ab - das konnte jemand ohne Upgrades mit Sicherheit nicht.

Kurz leuchtete das Feld in der Wand auf und gab ein Tastenfeld frei, die Lost Soul immer per Spracheingabe zu steuern, kostete Mana. Und davon hatte er im Augenblick nun mal wirklich nicht viel. Egal wie viel er auch regenerierte, irgendwie schien es nie genug.

„Ui, Captains-Dinner,“ witzelte Selena, die sich schon ausmalen konnte, was jetzt gleich auf den Teller kam.

Der Cyborg drückte nun mehrere Tasten, kurz darauf fuhr sich ein Tablett aus der Wand, mit einem Teller auf dem ein dampfendes Steak samt ein paar Pommes lagen. Nichts, was er jemals selbst gegessen hatte. Aber immerhin war er auch kein Terraner.

"Guten Hunger."

Er hatte es noch nicht vollständig ausgesprochen, da hatte das Fleisch bereits eine sehr schuppige Beilage bekommen und dann begann die wundersame Entrückung des Steaks, während Kira lächelte und nach einer der Pommes angelte.

"Eine der größten Fragen des bekannten Universums: Wie viel Steak passen in zwanzig Zentimeter Drache?" fragte der Captain grinsend, seine Augen blitzten leicht. Kira war wieder normal - frei von Trauer und Schuldgefühlen. Alpha war zurück, wenn auch wesentlich kleiner. Die letzten Stücke des Planeten der Alpträume trieben jetzt im luftleeren Raum... dieses Abenteuer war überstanden. Endlich.

Jedenfalls schien der Drache das als Ansporn zu nehmen um wirklich das gesamte Steak zu verdrücken, was doch ungefähr so groß wie er gewesen war, bevor er sich mit prallem Bauch zufrieden auf dem Teller zusammenrollte und fast sofort eingeschlafen war.

Lachend aß auch Kira zu ende, wobei ihr nicht entging, das auch Selena sich an der Frittenbox bediente, und nahm dann vorsichtig ihren kleinen Schützling von dem Teller herunter.

Dann legte sie sich wieder hin, zog ihn näher zu sich und betrachtete die Anderen aus einer liegenden Position.

Selena blickte Zeta fragend an. „Sag mal wo kam das jetzt her. Wochenlang nur Weltraumrationen und jetzt das? Du willst mir nicht erzählen das ich die ganze Zeit hätte auch noch etwas anderes als Nahrungsmittelkonzentrate haben können.“

"Jetzt schau mich nicht so an. Ich hab das selbst nicht gewusst, sondern grade eben erst entdeckt." Der Cyborg deutete auf den Bildschirm über dem Tastenfeld. Wieso hatten sie diese Unterfunktion nicht schon früher ausmachen können? Immerhin hatten sie die Tasten früher doch auch benutzt, jedenfalls Kira und Selena.

"Das hätte uns wirklich mal früher auffallen sollen. Haben wir sonst noch was übersehen? Einen Teilchenbeschleuniger für handliche schwarze Löcher vielleicht?" seufzend tippte er ein paar weitere Tasten, und ein zweites Tablett mit weiteren Fressalien kam aus der Wand gefahren. "Na also. Akramitisches Essen. Das Schiff kann echt fast alles."

Selena funkelte ihn an. Man konnte ihr ansehen, dass sie ihm die Geschichte nicht so ganz abkaufte. Dennoch blickte sie nun auch zu dem Tastenfeld. Ihr Hunger war durch die paar Kartoffelstreifen nicht gedeckt worden.

Trainingsversuche

Zwei Monate waren seit der Begegnung mit der Event Horizon nun schon vergangen, aber es hatte fast diese lange Zeit gebraucht damit an Bord des Schiffes wieder so eine Art von 'Normalität' eingetreten war.

Gerade Kiras Bein stellte Selena immer noch vor weitere Herausforderungen und sogar jetzt war es noch etwas steif. So zumindest stellte Kira es da, während die Gryl keine Ahnung mehr besaß, wo sie noch das Problem finden konnte.

Der kleine Drache, der sich wirklich als die Reinkarnation von Alpha herausstellte wuchs, dank des reichlichen Essens und viel Schlaf, ziemlich zügig und ging Kira nun schon im Sitzen bis zum Bauchnabel.

Er hatte damals, direkt nach dem Schlüpfen auf eine, bisher unbekannte, Art und Weise, das Wissen, was er früher in die LuSe gebannt hatte, wieder in sich aufgenommen und die paar Wissenslücken, welche er noch besaß, waren größtenteils ausgefüllt. Allerdings hatten Selena, Kira und Zeta sich darauf geeinigt das es noch zu früh war, das er erfuhr wie genau sein früheres Ich auf dem Geisterschiff ums Leben gekommen war.
 

Die Tür zur Werkstatt glitt fast lautlos auf, Selena war - mal wieder - an der Werkbank. Ein neues Energieschwert für Zeta zu bauen war kein Kinderspiel. Besagter Cyborg trat von hinten an die Gryl heran und legte ihr eine Hand auf die Schulter.

"Wird Zeit für das Mana-Training."

Die Technikerin sah ihn überrascht an. Sie war so vertieft in ihre Arbeit gewesen, dass sie darüber ganz die Zeit vergessen hatte. „Warte, lass mich noch gerade diese Verbindungen hier miteinander verschweißen, dann können wir los.“

Sie griff nach einem kleinen Laser und legte die zwei letzten Kabel zusammen, bevor sie dann nach einer provisorischen Abdeckung langte und sie um das Gerüst faltete, so dass man an das Innere nicht herankommen konnte.

Nachdem auch diese Arbeit erledigt war, half Zeta der Gryl mit etwas Mana kurz auf die Beine. Generell konnte er, seitdem er sich von dem ungewollten Höllentrip erholt hatte, viel mehr mit dieser Kraft anstellen, als zuvor.

Mehr als einen müden Blick besaß er nicht mehr für die LuSes, die in einer Ecke der Werkbank lagen und langsam aber sicher Staub ansetzten.

Dankbar sah Selena zu ihm hin und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange, bevor sie seine Hand drückte. „Komm, lassen wir die Anderen nicht länger als nötig warten, sonst stellt Alpha wieder irgend etwas an. Ich habe nie gewusst, das Drachen in der Pubertät so schlimm sein können.“

Wenn es so etwas wie Pubertät bei ihnen überhaupt gab, aber auf jeden Fall führte sich der junge Drache gerade wie ein Halbwüchsiger auf, der seine Grenzen austesten wollte.

Kaum hatte Selena das gesagt, verzog sich das Lächeln zu einer Grimasse. "Ja, besser beeilen. Ich will nicht nochmal den ganzen Frachtraum schrubben müssen, weil sich die Lost Soul weigert." Das Schiff entwickelte in letzter Zeit sowieso immer mehr Persönlichkeit. Ob das gut oder schlecht war, darüber ließ sich streiten. Zumindest machten die beiden sich auf den Weg zum neuen Trainingsraum.

Die Krankenstation war ja im Augenblick nicht benötigt, und demnach, einfach umgestaltet worden.Die Betten und alles, was stören konnte war entfernt und der Raum ausgedehnt so das man den eigentlichen Zweck gar nicht mehr erkennen konnte.
 

Kira lehnte an einer Wand und hielt die Augen geschlossen, während der Kopf leicht nach vorne gesunken war.

Sehr zur Überraschung von Selena machte Alpha gerade mal keinen Unsinn und versuchte auch nicht seine Krallen irgendwo dazwischen zu bekommen, sondern lag einfach an ihren Füßen und war am schlafen. Ein kleiner Teller informierte die Anderen darüber, das er wohl wieder gerade gefressen hatte, was die Trägheit erklärte.

"Entweder er frisst uns irgendwann oder bohrt ein Loch in die Außenhülle." murrte ein trotzdem grinsender Weltraumpirat neben Selena und tippte Kira kurz gegen die Stirn. "Aufwachen, Trainingszeit." Der selbsternannte Lehrmeister stellte sich in die Mitte des Raumes.

Es dauerte einen kurzen Moment, bevor sich Kiras Augen wirklich öffneten. Sie blickte Zeta an. „Ich dachte schon ihr wärt wo hängen geblieben,“ dabei grinste sie verschmitzt.

Alpha gähnte ausgiebig und rollte sich auf die andere Seite. Es schien offensichtlich, das er sich an der Trainingsrunde nicht beteiligen würde, so wie die ganzen Male zuvor auch nicht.

Manchmal ertappte Kira sich bei der Frage ob er überhaupt Mana einsetzte. Das er es besaß konnte man nur daran feststellen, dass das Schiff keine Anstalten machte gegen den jungen Drachen vorzugehen, auch wenn er sich sichtlich alle Mühe gab das Schiff umzugestalten und zudem schien er einen Weg gefunden zu haben sein Mana vor ihnen zu verbergen, jedenfalls konnte man kein Leuchten bei ihm ausmachen. Das konnte sich durchaus als Vorteil erweisen, sollten sie mal auf andere Magier treffen, wenn es noch irgendwo welche gäbe...

"Gut... wie immer zuerst die Grundlagen. Mana ist die Kraft unseres Geistes, die wir jederzeit freisetzen können, indem wir unseren Willen bündeln." Zeta wurde von magischem Licht eingehüllt, drei Ziele fuhren an der Wand hinab. Die drei Blitzstrahlen aus seinen Fingern durchschlugen alle in der Mitte, ohne dass er überhaupt hin sah.

*Das ist langweilig, warum muss er das jeden Tag wiederholen?* Alpha gähnte und trottete an der Wand entlang, nur um sich plötzlich in die Luft zu erheben und dann über ihren Köpfen zu kreisen.

"Jetzt ihr. Kira, das übliche: Versuche, das Mana durch deine Waffe zu lenken. Selena, Standardeinsatz. Und Alpha..." Der Captain sah nach oben zu dem kreisenden Drachen... und lächelte leicht böse. "Lost Soul, Hindernisflug aktivieren."

Alpha hatte das gehört und schnaubte, während er sich auf die Hindernisse konzentrierte, die sich vor ihm aufbauten und abschätzte, ob es sich lohnte sie zu umfliegen oder einfach nur durchzubrechen.

Besorgt sah Kira nach oben, als sie sah was Alpha da tat. Sie seufzte leise. Seit seiner 'Neugeburt' besaß er nicht mehr die Wendigkeit, die er bei der Air-Force aufgewiesen hatte und sie zweifelte auch etwas daran, das er es jemals erreichen konnte, immerhin fehlten nun die ganzen 'Aufrüstungen' und Verbesserungen.

Langsam wandelte sie ihren Arm um und betrachtete das Metall der Waffe, bevor sie nach oben blickte und mit ihrem Auge einige der massiveren Ziele vor Alpha anvisierte. Mit Mana schießen war bei weitem nicht so leicht wie mit Kugeln, aber Kira besaß nur noch drei Magazine. Nachschub für diese Waffe bekam man nicht außerhalb der Air-Force-Einrichtungen. Das war wieder eine Einschränkung die ihr nicht sonderlich gefiel, aber leider nicht zu ändern war.
 

Die kleine Gryl bündelte ihre elektrische Energie und ließ sie in ein Leuchtmittel fließen. Mit unschuldiger Miene sah sie Zeta an.

"Lost Soul, Trainingsmodul für Datentechnik ausfahren." Aus einer der Wände fuhr sich ein Terminal und nun war es an dem Cyborg, die Unschuldsmiene aufzusetzen. "Hacken mit eigener Energie." Etwas, das Zeta selbst nicht einmal konnte. Aber dafür besaß er nun mal jedes Element statt nur eines.

„Och, ist dir endlich ein Licht aufgegangen?“ frotzelte Selana leicht, bevor sie Zeta das Leuchtmittel in die Hand drückte und zur Konsole hinüber zu gehen um dann die Finger ineinander zu stecken und knacken zu lassen. Doch anstelle nun wild mit den Händen auf der Konsole herum zu fahren, legte Selena nur ihre Finger darauf und schloss die Augen.

Kleine Blitze zuckten über das feine, kurze Fell ihrer Hände, bevor sie in das Terminal eindrangen.

Zeta drehte die Glühbirne zwischen den Fingern - und kurz darauf verschwand sie, als ein feines, goldenes Lichtband sie berührte. Leider konnte der Cyborg seine wirklich fordernden Zauber hier nicht trainieren, sonst besaßen sie mal ein Schiff.

So trat er zu Selena und sah ihr bei ihrem Versuch zu, das Terminal zu übernehmen, während Kira und Alpha zusammen gegen den Hindernissparkur kämpften. Und die Lost Soul machte es den beiden nicht einfach.

Noch unangenehmer wurde es für Alpha, als Kira bei einer herabschießenden Mauer nicht mehr genügend Mana konzentriert bekam und der Schuss auf der Hälfte der Strecke verpuffte.

Ein markerschütternder Schrei und ein heftiger Aufschlag hallten durch den Raum. Kira schrie auf und eilte zu dem, am Boden ruhenden Alpha, dessen rechter Flügel unter dem Körper begraben war.

Ein dünnes Rinnsal lief über den Schädel des Drachen und in einigen Metern Entfernung lag die Spitze seines rechten Horns, das ihm normalerweise nach hinten aus dem Schädel wuchs.

Die Hörner waren ihm damals bei der Air-Force entfernt worden, weil man an dieser Stelle technische Geräte einbaute.

Selena rieb sich die Hände. Bei der Störung hatte es einen Rückfluss gegeben der ihr ordentlich eine wischte.

„Das kommt davon, wenn man mit dem Kopf immer durch die Wand will,“ grummelte die Gryl noch leicht beleidigt, auch wenn man in ihren Augen schon erkennen konnte, das sie den Schmerz mitfühlte.

Alpha schüttelte benommen den Kopf und verteilte etwas dunkles Blut in der näheren Umgebung, bevor er sich an den Schädel fasste, eine Geste, die er sich bei Kira abgeschaut hatte. Doch dort ruhten bereits die Hände der Drachenreiterin. Sie untersuchte die Bruchstelle gewissenhaft. „Schht, mein Kleiner, lass mich schauen.“

Alpha schnaubte beleidigt, zog seine Pranke aber wieder zurück und richtete sich teilweise etwas auf, um seine Flügel zu ordnen, wobei er das Gesicht verzog, als der linke Flügel belastet wurde.

Allein schon die Mimik reichte, dass Kira Zeta einen bösen Blick zuwarf. „Musste dass jetzt sein...“

Vorsichtig wechselte sie die Position ihrer Hände und tastete den Flügel ab.

Alpha zuckte zusammen, als sie etwa auf der Hälfte war. Die schuppige Haut beulte sich dort etwas aus. Kira fluchte. Das hatte ihr jetzt noch gefehlt. Entweder war es ein Bruch oder hoffentlich nur angebrochen. Sie seufzte.

„Ich hoffe du bist zufrieden,“ murrte sie leise zu Zeta, während die Drachenreiterin sich daran machte, die Stelle zu fixieren. „Warte, ich hole etwas aus der kleinen Krankenstation, dann geht es dir gleich besser.“

Liebevoll strich Kira Alpha über die Schnauze und stand auf. Schade, das er anscheinend seine Heilfähigkeit nicht mehr besaß. Wieder keimte die Frage auf, welche Art von Mana in Alphas Inneren wohnte, doch sie schob diese Frage zur Seite.
 

Mit flinken Fingern suchte Kira einige Dinge zusammen und kehrte mit wenigen Schritten zurück zum Trainingsraum. Selena bemühte sich mittlerweile ebenfalls darum herauszufinden wie schlimm die Verletzung war.

„Zier dich nicht so, du bist doch kein Mädchen und nicht der einzige mit gebrochenem Flügel,“ setzte sie gerade an, verstummte dann aber als sie Kira kommen sah. Sie grinste Kira breit an und zog es dann doch vor zurückzuweichen, nachdem die Andere wieder übernahm.

"Das war der einfachste Kurs, den die Lost Soul produzieren konnte." antwortete der Captain schulterzuckend. So schnell wie Alpha wuchs, würde so was auch in wenigen Tagen heilen. Er hätte eigentlich den Flügel auch heilen können, aber das wäre sicher gegen den Stolz des Drachen gegangen. Selena wiederum verlangte konstant, dass er sein Mana sparte, sonst wäre ihr Flügel auch schon lange geheilt. Eben schien sie es wohl gebraucht zu haben.

Wieder funkelte Kira den Cyborg an. Sie wusste genau, dass das nicht stimmte, denn mit den einfachsten Kursen waren sie schon seit Wochen durch.

Vorsichtig begann sie die Wunde zu versorgen und versuchte zu ignorieren, das Alphas Schwanz sich um ihr Bein gewickelt hatte und übte etwas Druck aus, wenn der Schmerz zu heftig wurde. Selena würde sich freuen, wenn der Fuß erneut kaputt ging.

In diesem Augenblick, als Kira noch mit den Heilungsutensilien kämpfte - und Zeta mal wieder versuchte, unauffällig Heilmagie auf Selena zu wirken, und dafür eine Standpauke bekam - surrte die Stimme der KI in den Raum.

"Captain, eine Nachricht ist soeben auf dem verschlüsselten Kanal eingegangen." Selena funkelte ihn böse an. „Wir sprechen gleich nochmal darüber.“ Sie strebte fast sofort das Cockpit an, um sich die Nachricht anzusehen.

Als Zeta den Steuerbereich betrat sah Selena nachdenklich drein. „Auf der Piratenfrequenz wurde eben bekannt gegeben, das sie unsere Kopfgelder erhöht haben, und...“ mit ein paar schnellen Bewegungen wurde ein einzelnes Bild von Kira eingeblendet. „mir scheint, dass diesem Kerl wirklich was an ihr liegt, oder die von der Air-Force versuchen über ihn wieder an sie heranzukommen. Was meinst du, soll ich es ihr zeigen?“ Unschlüssig trommelte Selena mit den Fingerspitzen auf ihre Konsole.

Doch dann schüttelte Zeta mit dem Kopf. „Speicher es, für später, aber ich denke im Moment sollten wir Kira nicht noch mit so etwas belasten. Sie und Alpha haben noch einen weiten Weg vor sich und da sollte die Air-Force keine Rolle bei spielen.“

Selena nickte und berührte einige Tasten um das Besagte zu tun. Hoffentlich taten sie da das Richtige.

Nichts ist so, wie es zu sein scheint

Nachdenklich legte Kira die letzten Desinfektionspads zur Seite und betrachtete die Bruchstelle am Horn. Sie hatte das abgebrochene Stück wieder angesetzt und es mit einigen Regenerationseinheiten befestigt. „Schht, bald wird alles wieder gut,“ murmelte sie leise und strich ihm über den Kopf.

Nach einer Weile kehrte Zeta zu den Beiden zurück und wies das Schiff an, die Trainingseinheit zu beenden. Nachdenklich sah Kira auf.

„Schont euch,“ meinte Zeta nur knapp und hatte den Kopf von ihnen weggedreht an einen Punkt gerichtet, der sich wohl außerhalb des Schiffes befand, denn an der Wand, wohin er sah, konnte Kira beim besten Willen nichts auffälliges entdecken.

„Was ist los?“ fragte sie deshalb und streichelte dabei Alpha sanft weiter, was dieser sich durchaus gefallen ließ und auch sichtlich genoss.

„Ich bin mir nicht sicher,“ meinte Zeta. „Aber es ist vielleicht besser, wenn ihr beiden schnellstens einen Weg findet gemeinsam zu kämpfen.“ Dann drehte er sich auch schon wieder um und machte Anstalten ins Cockpit zurück zu kehren.

Fragend sah Kira im nach. Was war denn jetzt in Zeta gefahren, er war doch sonst nicht so merkwürdig drauf. War etwa eben etwas passiert?

„Warte mal,“ meinte sie und erhob sich langsam.

Alpha brummte unwillig und Kira sah ihn strafend an. „Hey, mach mir ja keine Schande, nicht das es noch nachher heißt, ich hätte dich zu sehr verzogen, außerdem brauchst du Ruhe, damit dein Horn wieder richtig zusammenwächst.“ Murrend ließ sich Alpha daraufhin wieder herabsinken und rollte sich zusammen um anschließend die Augen zu schließen. Für einen kurzen Moment hatte Kira das Gefühl, das er Beleidigt wäre, doch es verflog fast so schnell, wie es gekommen war. Sie schüttelte leicht den Kopf und folgte Zeta nach. Irgendwie war die Verbindung diesmal teilweise anders auf eine Art und Weise, die sie wohl noch lange nicht vollständig verstand.
 

Als sie zu den anderen beiden trat, erwartete sie nur geschäftiges Schweigen. Kira schloss die Tür und blickte dann erwartungsvoll zu ihnen. „Nun, was gibt es so wichtiges, das eben darüber nicht gesprochen werden konnte?“

Fragend sah Selena von ihrem Posten auf.

Zeta blickte auf. Er hatte ein kleines Pad in der Hand. „Es geht um Alpha,“ meinte er und fügte sofort hinzu: „nichts schlimmes.“ Denn er wollte nicht das ein falscher Eindruck entstand. „Aber er frisst uns gerade sprichwörtlich die Energiereserven weg. Auch wenn dieses Schiff für uns die Nahrungsmittel herstellt, dafür braucht es Energie und Alpha vertilgt im Moment deutlich mehr als wir normalerweise brauchen und er damals verbraucht hat, als ich die ganze Sache für die erste Zeit unserer Reise berechnete.“ Er trommelte mit einer Hand gedankenverloren auf dem Pad herum. „Wir konnten zwar bisher die zusätzliche Energie bereitstellen, aber es ist wichtig, das wir uns möglichst bald an einen Ort begeben, wo wir unsere Reserven wieder auffüllen.“

Nachdenklich und etwas verständnislos sah Kira ihn an.

„Na unsere Antimaterie ist bald erschöpft und das Zeug kann man nicht so einfach an jeder zweiten Raumstation in den Massen besorgen, wie wir sie bräuchten,“ murrte Selena und gähnte leicht.

Die Drachenreiterin ließ sich auf ihren Platz sinken. „Aber das ist ja wohl bestimmt nicht allein der Grund, warum deine Laune so im Keller ist, oder?“

Bei der Frage nickte Zeta. „DieAir-Force hat unser Kopfgeld erhöht, dazu kam jetzt noch eine Meldung das auch Akram hinter mir her ist. Selbst wenn wir einen Schmugglerposten ansteuern, im Moment können wir nicht einschätzen ob sie uns dort noch empfangen werden und auch wieder abreisen lassen, oder ob das Kopfgeld mittlerweile hoch genug ist, um uns festzusetzen und auszuliefern.“

Kira schnaubte und blickte kurz auf ihre Hände. „Hat das etwa mit deiner Aussage dann zu tun, das wir wieder mehr zusammen lernen sollten?“

Zeta nickte. „Auch. Selena zeig es ihr.“

Die Gryl nickte und plötzlich begann sie zu grinsen. „In diesem Sektor gibt es viele kleine Kolonien deren Bewohner durchaus als Terraner durchgehen könnten.“ Sie sah kurz zwischen Zeta und Kira hin und her. „Dein Bild ist schon älter, während sich das von Zeta kaum verändert hat. Mit etwas Schiminke und einer neuen Frisur müsste man eigentlich soviel verändern können, dass...“ - „Moment,“ fiel Kira ihr ins Wort. „Wollt ihr etwa damit andeuten, dass ich auf eine Außenmission gehen soll?“

Zeta und Selena nickten fast synchron. „Du und Alpha.“

Die Drachenreiterin kniff die Augen zusammen und sah zu Selena. „Du darfst nur eines nicht vergessen, die Air-Force hat das Patent auf Lindwürmer. Wenn ich mit Alpha, selbst wenn er noch so jung ist, irgendwo auftauche, werden wir sofort auffliegen.“

„Mag sein, dass niemand außerhalb der Air-Force Lindwürmer haben darf,“ meinte Selena und tippte etwas auf ihrer Konsole herum, so das auf dem Hauptmonitor einige Bilder erschienen. „Schillerechsen sind durchaus noch erlaubt, solange man sie registriert hat.“

Kira schnaubte. „Schillerechsen... Ich bitte euch. Auch wenn Alpha gerade die richtige Größe hat, die von der Air-Force haben deren Intelligenz vollkommen herab gezüchtet, so das sie gerade mal als bessere Wachhunde für Leute mit dem nötigen Kleingeld gehandelt werden und zudem fehlt ihnen etwas ganz bestimmtes.“ Sie deutete auf den Rücken. „Flügel. Und ich werde bestimmt nicht zulassen, das Hand an Alpha gelegt wird.“

Zeta schüttelte den Kopf. „Halt, halt, soweit wird es nicht kommen. Ich habe mir schon diesbezüglich etwas ausgedacht. Warte es ab, bis wir fertig sind.“

Diese Aussichten beruhigten Kira aber keinesfalls, was auch an dem listigen Glitzern in Selenas Augen liegen konnte.

Die ehemalige Offizierin sah sie nachdenklich an. „Nehmen wir mal an, ich würde der Sache zustimmen, dann möchte ich aber vorher wissen, was ihr da geplant habt.“

Zeta zuckte mit den Schultern. „Es wird noch etwas dauern, aber ich kann dir die Grundgerüste zeigen.“

Auf einen kurzen Blickkontakt mit Selena erhob sich die Gryl und verließ das Cockpit. „Komm mit,“ meinte sie nur knapp und ging schnurstracks auf ihren Werkbereich zu, der etwas vergrößert worden war.

Eine Art Gestell lag am Boden, das starke Ähnlichkeit mit einem Rohr hatte, das gewisse Aussparungen besaß.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?“ keuchte Kira, als ihr langsam klar wurde, das sich da wohl Alpha hineinzwängen sollte.

„Doch ist es,“ meinte Selena und griff nach einigen Werkzeugen. „Aber keine Sorge, das hier ist nur ein erster Rohbau, wenn ich damit fertig bin, wird Alpha es für eine zweite Haut halten und überhaupt nicht davon gestört werden. Versprochen.“

Skeptisch sah die Drachenreiterin dennoch drein.

„Sorg du lieber das Alpha nachher nicht zu intelligent rüberkommt.“

Kira schnaubte. „Und wie stellst du dir das vor?“

Selena zuckte mit den Schultern. „Ich bin nicht die Drachenreiterin hier. Aber ich bin mir sicher, dir fällt schon was ein.“

Wieder entfuhr Kira nur ein schnauben. „Das ist leichter gesagt als getan.“ Sie drehte sich um, denn diese Diskussion würde nichts bringen und verließ den Werkbereich.

Schon fast automatisch lenkten ihre Schritte Kira zurück zu Alpha, der sofort aufblickte, als er ihre Schritte hörte. Ein Freudiges und erwartungsvolles Glitzern lag in seinen Augen, während er langsam gähnte und dann leicht schmatzte. *Seid ihr mit eurer Unterhaltung fertig?* fragte er sie in Gedanken.

Kira nickte nur leicht und ließ sich dann neben ihm auf den Boden sinken. Sanft strich sie ihm über seine Schuppen.

*Was bekümmert dich?* fragte Alpha der sie aufmerksam anblickte. *Wenn du schon so anfängst, ist doch irgend etwas nicht in Ordnung.* Der kleine Drache legte seinen Kopf in Kiras Schoß und sah sie mit treuherzigen aber auch herausfordernden Augen an.

Ein leichtes Seufzen entfuhr Kiras Mund. Vor Alpha konnte man einfach keine Geheimnisse haben.

„Sie wollen, dass wir auf eine Außenmission gehen.“ - *Das ist doch eine gute Nachricht,* meinte Alpha und wippte vor Vorfreude mit dem Schwanz.

„Das meinst aber auch nur,“ brummte Kira und versuchte ihren Missmut nicht allzu sehr durchschimmern zu lassen.

*Jetzt gräme dich nicht so,* meinte Alpha und wickelte wieder seinen Schwanz um ihr Bein. Dann sah er ihr tief in die Augen, so als wolle er erforschen, was in ihr vorginge, sie aber nicht auszusprechen wagte.

*Eine Schillerechse als,* brummte er schließlich, sah erst nachdenklich drein und sah sie dann dümmlich an. *Passt das?*

Kira verpasste ihm eins sanft auf die Schnauze. „Das ist nicht witzig,“ entgegnete sie, aber dennoch schlich sich langsam ein leichtes Lächeln auf ihr Gesicht.

*Na geht doch,* meinte Alpha und wirkte nun sichtlich zufrieden. *Manchmal erfordern Situationen halt auch das man über seinen eigenen Stolz springen muss. Und jetzt hör auf dich deshalb aufzuregen, immerhin bist du es ja nicht, die sich als etwas ausgeben muss, das sie nicht ist.*

„Spionierst du mir in meinen Gedanken nach?“ fragte Kira plötzlich.

*Ich? Wieso? War es nicht offensichtlich?“ Wenn Drachen unschuldig gucken konnten, dann war nun so ein Moment gekommen. *Schon vergessen, du bist für mich offen wie ein Buch und so sollte es doch eigentlich auch in meine Richtung sein.*

Täuschung

Vor ihnen erstreckte sich ein Feld voller Felsbrocken in allen möglichen Größen, Formen und Farben. Ein so großes Asteroidenfeld hatte Selena schon lange nicht mehr gesehen. Zeta saß auf seinem Stuhl und hatte die Steuerung ganz übernommen. Sein Gesichtsausdruck war leicht angespannt und er brauchte seine ganze Konzentration um einen der wenigen Wege zu verfolgen, die sie ihrem Ziel nahe bringen würden. Es gab ungefähr zwei Handvoll Wege die sie dorthin bringen konnten, doch nur wenige davon waren für ein Schiff ihrer Größe geeignet.

Selena arbeitete ihm zu, während Kira immer noch die Liste studierte und lernte, von Dingen welche sie kaufen sollten und vor allem, wen sie dort aufsuchten. Selena besaß als einzige von ihnen das Wissen wer was beschaffen konnte und zu welchen Preisen. Sie besaßen zwar Geld, aber das sollte auch noch eine Weile reichen.

Am problematischsten würde auf jeden Fall die Beschaffung der Antimaterie werden, denn die konnte man nicht nur von einem Händler beziehen sondern musste die Bestellung auf mehrere verteilen, auch um lästigen Fragen aus dem Weg zu gehen.

Neben ihr lagen diverse Schminkutensilien und Selena hatte ihr das Hologramm einiger dieser Frauen besorgt, die ungefähr Kiras Statur besaßen und in dem Besitz einer Erlaubnis für Schillerechsen waren.

Im Ergebnis war dann nur eine Person in die engere Wahl gekommen. Diese Frau sah ihr doch ziemlich ähnlich, nur hatte sie einen unheimlichen Fable für Schminke entwickelt. Blaue Schminke, die sie großzügig im Gesicht verteilte und dann mit verschiedensten Zeichnungen weiter ausschmückte.

Durch eine kleine plastische Operation, an der sich Selena versucht hatte, waren Kiras Ohren angespitzt und oben eingekerbt worden, dazu schlängelten sich zwei schmale Tentakel aus ihrem Nacken.

Vorsichtig rasierte sie sich die Augenbrauen ab, um sie mit einem dunkelblauen Stift als Strich nach zu fahren.

Dann überprüfte sie die kleine Laserklinge, welche sie später unter dem Kleid am Bein tragen würde. Bewaffnungen die größer waren als eine kleine Laserpistole waren auf solchen Tauschbörsen nicht sehr gerne gesehen und konnten nur unnötig Ärger verursachen und im Notfall hatte sie ja noch das Gewehr in ihrem Arm.

Kiras Blick glitt hinüber zu dem langen, ausladenden Kleid, das jedoch gewisse Bereiche durchaus vorteilhaft betonte oder sogar fast frei ließ. Sie seufzte. Auf so etwas hätte Kria gerne verzichtet, aber es gehörte leider zu ihrer Verkleidung.

„Und diese Kar'tem Lek'tra befindet sich auch wirklich nicht in der Nähe?“ seufzend verschluckte sie sich fast bei diesem Namen.

„Nein, ist sie nicht und so schnell wird sie auch nicht hier auftauchen,“ meinte Selena und fügte ein „hoffe ich,“ hinzu, nachdem sie den Kanal aber bereits wieder geschlossen hatte. Zeta schenkt ihr einen fragenden Blick, den die Gryl mit einem Schulterzucken quittierte. „Meine Informationen sind leider etwas veraltet, aber ich denke unsere Chancen sind gut, wir bleiben ja nicht lange.“

„Du solltest ihr aber vielleicht helfen gehen.“ Zeta hatte das Kleid gesehen und Selena meinte noch, da bräuchte es mehr als 2 Hände um so etwas anzulegen.

Die Gryl sah ihn fragend an. „Geht es denn ohne mich?“

„Ja, wir sind bald da und es wäre besser, wenn Kira dann komplett ausstaffiert ist, nur für den Fall das sie einen sichtbaren Kontakt wollen.“

Nickend erhob Selena sich und verließ das Cockpit.
 

Kira zog eine lange Linie unterhalb ihres Auges als Selena den Kopf hereinstreckte und grinste. „Siehst gar nicht mal so schlecht aus,“ meinte die Grylen und trat näher zu Kira hin um ihr dann jedoch den schmalen Stift aus der Hand zu nehmen.

„Die Feinheiten mach ich dann doch besser, schließlich wird diese 'Mistress' ja auch immer geschminkt und schminkt sich nicht selber.“

Obwohl Kira leise protestierte begann Selena das begonnene Werk zu vollenden. „Halte still, nicht das ich mich noch verzeichne. Dann müssen wir alles nochmal neu machen,“ brummte diese stattdessen. Und dafür fehlte ihnen eindeutig die Zeit. Das aufwendige Kleid musste ja auch noch angelegt werden.
 

Als Kira ihr Zimmer verließ blickte Alpha sie entgeistert an, dann entfuhr ein Grollen tief aus seiner Kehle, bis er anfing laut zu lachen.

„Lach nicht,“ meinte Selena und sah Alpha schief an, bevor sie mit einem gewissen Aufbau zurückkehrte. „Jetzt bist du dran.“

Der kleine Drache kniff bei dem Ding die Augen zusammen. Er hatte es ziemlich oft anprobieren müssen, um es genau anzupassen und verspürte keine wirkliche Lust es zu tragen, besonders weil es seine Flügel so einzwängte.

„Vielleicht hättest du es dir am Anfang anders überlegen sollen, jetzt ist es zu spät.“ Kira ging Selena zur Hand, während sie das Gestell anlegten und fixierten, bevor sie die künstlich gezüchteten Schuppen zurecht rückten, damit keiner das Gestell erkennen konnte. Allein die Züchtung der zweiten Haut hatte Wochen in Anspruch genommen, aber sie musste aus Alphas DNS bestehen, damit sie bei eventuellen Scans als natürlich durchging.

Irgendwie verlor Alpha durch dieses Gestell ein wenig seiner schlanken Linie. Er wirkte eher als etwas besser genährt, so als könne Frauchen ihm keinen Wunsch abschlagen.

*Es juckt* knurrte der junge Drache und begann sich zu räkeln.

„Halt still,“ brummte Selena, die die Übergänge mit den richtigen Schuppen verschweißte. „Gib mir bitte mal das Halsband.“ Selena deutete auf einen Ring, der auf einem nahen Tisch lag. Er war mit verschiedenen künstlichen Edelsteinen, einem metallenen Anhänger und einer langen Leine im vorderen Bereich ausgestattet.

Alpha riss die Augen auf und knurrte lauter.

Sofort legte Kira ihm eine Hand auf den Hals und streichelte ihn sacht. „Keine Sorge, ich werde dich bestimmt nicht aus der Hand geben, aber es ist wichtig für unsere Tarnung. Schillerechsen dürfen nun mal nicht frei herumlaufen oder sie sind zum Abschuss freigegeben.“ Sorgsam kraulte sie ihn am Übergang zum Kopf, bis er nicht mehr knurrte und legte ihm dann vorsichtig die Leine an.

„Da steckt übrigens der Erkennungschip drin,“ sagte Selena, als sie kurz mit dem stumpfen Ende des Schweißgerätes gegen den Anhänger tippte. „Verliert den bloß nicht, war schwer genug an die richtigen Codes zu kommen.“

Kira verzichtete darauf nachzufragen woher die Gryl diesen wohl hatte, sie würde bestimmt keine Antwort erhalten, denn in so was war Selena sehr eigen.
 

„Seid ihr endlich so weit?“ kam es plötzlich aus dem Com. „Kira, ich brauche dich hier vorne und ich hoffe, du hast deinen Text gelernt.“

Kira verzog noch einmal das Gesicht. „Mir ist jeder Raumkampf lieber als das...“
 

Man hatte sie ziemlich zügig andocken lassen, was Kira schon verwunderte, jedoch schien ihr Aussehen hier zu reichen, um so einige Türen zu öffnen.

Zeta brummte leicht, als er sah, wie sich eine Gruppe vor der Lost Soul sammelte und so etwas wie ein Spalier formierte. Ein bisschen weniger Aufmerksamkeit wäre ihm derzeit deutlich lieber gewesen.

„Ihr wisst was ihr zu tun habt,“ schärfte er ihnen erneut ein. „Versucht das Ganze so schnell wie möglich zu erledigen.“

Kira nickte und sah dann wieder zu Selena. Diese hatte eine kleine Tasche dabei, die sie Kira nun umschnallte. „Die Chips sollten reichen für die Antimaterie. Lass dich hier bloß nicht über den Tisch ziehen. Ich wünschte ich könnte mit hinaus gehen, aber...“ - „Sie suchen dich,“ unterbrach Zeta sie und Selena verzog das Gesicht. „Ich weiß.“ Dabei warf sie ihm jedoch einen Blick zu, der auch noch etwas anderes beinhaltete.

„Geh schon, bevor sie noch Verdacht schöpfen,“ scheuchte Zeta Kira schlussendlich zu Alpha, der immer noch einen unglücklichen Eindruck machte aber für seine Begriffe noch viel zu klug aus der Wäsche schaute.

„Schillerechse,“ murmelte Zeta leise und Alpha knurrte, welches nicht unbedingt leiser wurde, als Kira nach der Leine griff.

Kurz sträubte er sich dagegen, auch um zu zeigen, was er davon hielt, ehe Alpha langsam hinter Kira hertrottete.

„Weniger Schwanzschläge,“ konnte sich Selena nicht verkneifen und Alpha zeigte für einen kurzen Moment die Zähne, bevor er nicht mehr so breitbeinig hinter Kira herlief.
 

Es war gar nicht so einfach in diesem Kleid die Rampe hinunter zu gehen, dabei auch noch herrscherlich auszusehen und nicht über die eigenen Füße zu stolpern. Was hatte diese Kar'tem Lek'tra für Reputation, als das man so einen Auflauf machte. Kira war froh über die viele Farbe im Gesicht und das man dadurch ihre Gefühlsregungen nicht sehen konnte. Denn kaum, als sie das Ende der Rampe erreicht hatte, eilte eine Figur auf sie zu, welche wohl ihre Begrüßung war. Jedenfalls begann er sofort auf sie einzureden, wobei das meiste Augenwischerei war und ihr wohl schmeicheln sollte. Es war offensichtlich, dass man sich von ihr viel Währung erwartete. Auf jeden Fall war es um ihre Geheimnistuerei damit vorbei. Kira wusste, dass sie sich nun beeilen musste. Sie wartete auf eine Stelle in seiner Ansprache um sich unter einem fadenscheinigen Vorwand entfernen zu können. Dass sie dabei eine hochnäsige Person spielte, kam ihr zugute.

Noch während er sprach gähnte sie und hob ihre Hand um dieses gespielte Gähnen halbwegs abzumildern, was darauf hindeuten sollte, wie sehr sie sich langweilte. Das schien den Redner etwas aus dem Konzept zu bringen. „Also wenn sie mich noch länger langweilen wollen, wundern sie sich nicht wenn mein Kleiner ein wenig auf Erkundung geht.“

Alpha verstand durchaus den Wink und begab sich soweit es ihm seine Leine erlaubte, weg von ihr, nur um dann an der Rampe sein Hinterbein zu heben.

Der Redner verstummte schlagartig und Kira zog an der Leine, das war genug des traurigen Schauspiels, denn einer Schillerechsel beim Pinkeln wollte nun wirklich niemand zusehen. Außerdem wäre die Lost Soul sicher nicht froh darüber, angepinkelt zu werden.

Sie schob sich einfach an ihm vorbei und trat durch das Spalier. „Ich hoffe für sie, dass sie alle Formalitäten schon geregelt haben,“ meinte sie im Vorbeigehen und wartete erst gar nicht auf eine Bestätigung.

Das hier war eindeutig anstrengender, als es Kira lieb war. Sie hoffte, dass sie dieses Schauspiel so schnell wie möglich hinter sich bringen konnte.

Schon kurz darauf schmiegte sich Alpha wieder gegen ihr Bein. Das war so eine Abart der Schillerechsen die selbst die besten Forscher nicht hatte heraus züchten können. Sie suchten die Nähe ihres Besitzers.

Kira hoffte, dass die Tarnschminke an ihren Beinen halten würde und nicht von Alpha aus versehen abgerieben wurde.
 

Der Markt war groß und Kira war froh, dass Selena ihr eine Übersicht besorgt hatte damit sie zügig die nötigen Dinge besorgen konnte.

*Ich bin bei dir,* sandte Alpha ihr sanft zu, während er weiterhin ein dümmliches Gesicht aufgesetzt hielt.

Vielleicht wäre es wirklich besser gewesen wenn Selena ihr einen anderen Charakter herausgesucht hätte, jedenfalls schien diese Person hier bekannter zu sein, als sie es vorher bedacht hatten. Kira wurde von allen möglichen Personen und Wesenheiten angesprochen die Dinge von ihr wollten, sie um etwas baten oder einfach auf ihre Gesellschaft hofften.

Es war nervig und es hielt ungemein auf.

*Ich bekomme gleich einen Krampf im Gesicht wenn ich noch länger so dumm drein schauen muss,* meldete sich Alpha nach einer Weile in ihrem Geist wieder zu Wort. Kira seufzte und versuchte weiter zu kommen. Bisher hatten sie noch nicht einen Händler erreicht und sie waren nach ihrem Geschmack schon viel zu lange fort.

So machte sie etwas unübliches. Kira führte Alpha in eine der Seitenstraßen. Das war nicht ganz ohne Risiko, aber dadurch hatte Alpha wenigstens kurzzeitig die Möglichkeit sein Gesicht zu entspannen.

Kira versuchte Kontakt zu den Anderen aufzunehmen, aber die Verbindung blieb stumm. Das hatte nicht unbedingt etwas zu heißen, denn dies war ein Schmugglerort, wo man durchaus Scrambler einsetzen konnte um Geheimnisse oder sich vor Spionage zu schützen.

Nachdem Kira noch einmal ihre Maskerade überprüft hatte, setzte sie ihren Weg fort.
 

Als sie endlich den dritten Händler aufgesucht und ihre Aufträge erteilt hatte, bemerkte Alpha als erstes, dass etwas nicht stimmte.

Er hing am Fenster und starrte nach draußen, was dem Händler nur zu recht schien, denn er schien von Schillerechsen so gar nichts zu halten. Jedoch wurde er leicht ungehalten, als sich Alpha versuchte an der Fensterfront aufzurichten.

„Entschuldigen sie Madam, aber ihr 'tierischer Begleiter' könnte mit seinem derzeitigen Verhalten die Scheibe beschädigen und sich so verletzen,“ meinte er salbungsvoll, wohl auch um den Auftrag nach weiteren Gegenständen nicht zu verlieren.

Wenigstens war die Sache mit der Antimaterie schon geregelt.

*Wir sollten gehen. Sofort,* Alphas geistige Stimme klang drängend während er die Luft einsog. Jetzt verhielt er sich plötzlich nicht mehr wie das dumme kleine Haustier und Kira wusste, dass das was er wohl entdeckt hatte.

Gespielt verärgert verdrehte Kira die Augen und erhob sich um Alpha vom Fenster wegzuholen, wobei sie einen Blick nach draußen warf und gleich bemerkte, dass es sich massiv auf der Straße beruhigt hatte. Viele Leute verzogen sich in die umliegenden Häuser.

„Ich denke wir setzen unsere Verhandlungen später fort,“ meinte sie und griff nach Aphas Leine und dann nach der Tür.

„Aber Madam, warten sie doch...“ versuchte der Händler sie zu hindern zu gehen, doch Kira ignorierte ihn. Sie verließ den Laden und fühlte sich in ihrem Verdacht bestätigt. Irgend etwas war faul.

Jeder, der jetzt noch draußen unterwegs war versuchte schnell irgendwo Schutz zu finden.

Kira presste die Lippen zusammen. „Wir gehen zurück zum Raumhafen,“ meinte sie leise zu Alpha, bevor sie den Rückweg einschlug. Sie würde den Rest besorgen, wenn sie wusste, was hier eigentlich gespielt wurde.
 

Vielleicht war dies nicht die klügste Idee gewesen. Vielleicht war auch etwas an ihrer Tarnung aufgeflogen... Jedenfalls bemerkte sie die Falle fast zu spät. Der Schatten fiel über sie, noch bevor sie das schlagen der Flügel hörte.

Das konnte nur eines bedeuten: Die Air-Force mischte diesen Ort auf. Ausgerechnet jetzt.

Kira versuchte erst gar nicht sich zu verstecken, denn wenn sich die Lindwurmeinheit so zeigte, war der Raumhafen und die Stadt sicherlich schon unter ihrer Kontrolle. Stattdessen beugte sie sich zu Alpha herunter und begann sein Halsband zu lösen. Sollte es zu einer Auseinandersetzung kommen, sollte er dadurch nicht behindert werden. Ihr selbst blieb nur ihre Waffe und die letzten Kugeln, beziehungsweise die Manageschosse, die sie bei dauerhafter Nutzung schwächen würden.

*Nimm mir dieses Gestell ab,* forderte Alpha sie auf, doch Kira schüttelte den Kopf leicht. „Wir haben nicht genug Zeit und selbst wenn, sie würden dich mit Freuden vom Himmel...“ In diesem Moment sah Kira eine Bewegung aus dem Augenwinkel. Eine Haustür hatte sich geöffnet und jemand winkte ihr mit einer hastigen Bewegung zu.

Doch noch bevor Kira die Chance hatte dorthin zu laufen, landete ein großer schwarzer Drache zwischen ihr und dem Haus. Kira wusste schon mit wem sie es zu tun hatte, noch bevor sie ihn sehen konnte.

Sein kalter Blick bohrt sich in ihr Gesicht. Er musterte sie von oben bis unten. „Papiere!“ blaffte er sie an, „und halten sie ihr Haustier zurück, sonst garantiere ich für nichts.“ Die Worte waren abfällig und dennoch... Er rutschte von seinem Drachen herunter und ließ Kira keinen Moment aus den Augen. Einerseits hatte Selena eine ID gefälscht, die Frage war nur, ob sie den Tests der Air Force standhalten würden. Die lokalen Sicherheitsbehörden hatten da einfachere Geräte die sich leichter austricksen ließen.

„ Kar'tem Lek'tra. Kennen wir uns vielleicht von irgendwoher?“ Er blickte von ihrer ID auf, während sein Drache sie keinen Moment aus dem Auge ließ. Wenn dieser jedoch immer noch unter der geistigen Kontrolle stand, würde das Versprechen, dass er Alpha fressen würde, sicherlich weiterhin eine Lüge bleiben.

„Nicht das ich wüsste,“ erwiderte sie kühl und versuchte in der Rolle zu bleiben, was gar nicht so einfach war. Dazu gehörte auch, sich mit ihm ein Blickduell zu liefern, aus dem Kira unter keinen Umständen als Verlierer herausgehen durfte, wenn sie auch weiterhin die Rolle der hochnäsigen Adeligen spielen wollte, während sie darauf wartete, dass das Kontrollgerät endlich auf grün springen würde und sie damit hoffentlich fort konnte.

Doch diese Hoffnung zerschlug sich schneller als es Kira lieb war, denn über dem kleinen Hologramm erschien eine andere Meldung, eine die Kira selbst im umgedrehten Zustand lesen konnte. Warum auch immer, zeitgleich zu ihrer falschen ID war auch die richtige ID eingelesen worden und somit ihre als Fake enttarnt worden.

Im gleichen Moment, in dem Tom zugriff wich Kira auch schon zurück und kniff die Augen zusammen. „Was erlauben sie sich,“ keifte sie und hob die rechte Hand zum Schlag, doch Tom blockte es mühelos und dann... tat er etwas das sie hätte vorahnen müssen. Vielleicht waren ihre alten Reflexe zu eingerostet, oder sie zu nachlässig geworden. Er berührte eine bestimmte Stelle an ihrem Arm und dieser verwandelte sich.

Kira presste die Lippen zusammen und versuchte sich erneut zu befreien, bevor Tom aufjaulte und sie los lies.

Alpha hatte ihn ins Bein gebissen, auch wenn ihm das jetzt sicher sehr weh getan hatte, denn Metall war bekanntlich härter als Zahn.

Kira wirbelte herum und wollte losrennen, doch sie kam nur wenige Schritte weit, da spürte sie einen Schlag im Rücken. Geistig fluchend taumelte sie weiter, versuchte ihre versagenden Beine dazu zu bringen sie auch weiter zu tragen, aber die Technik versagte ihr die Zusammenarbeit.

Auch Alpha jaulte in ihrem Kopf auf, als der große Drache ihn mit einem Schwanzschlag von Tom fortstieß.

Dadurch dass er seine Flügel nicht nutzen konnte, prallte er fast ungebremst gegen eine Wand und rutschte benommen herunter.

„Du hättest es einfacher haben können. Warum kamst du nicht freiwillig zu uns zurück Kira?“ Sie hörte Toms Stimme neben sich, bevor Kiras Geist in Dunkelheit versank.
 

Fin?



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von: abgemeldet
2010-03-15T16:50:43+00:00 15.03.2010 17:50
Tja. Da hatten sie wohl Glück, das Alpha nicht ein wenig mehr mit dem Schwänzchen gewedelt hat xP
Bin mal gespannt, ob die da nicht erwischt werden Oo“

Naja. Feedback ist bei mir ja immer etwas schwer, Dank fehlender Kenntnis über jegliche Literatur. *Zum Regal lins, mit ner Rekordzahl von 4 freiwillig erhaltenen Büchern*
Ich kann also keine Kritik geben. Das was für mich beim Schreiben wichtig ist, ist drin: Vernünftige Szenen Beschreibungen, klare Dialoge, wo man nicht erst rätzeln muss, was nun von wem kam und vor allem >keine< dauernden Wortwiederholungen – da diese einfach nervig sind xP
Daher: Leider keine brauchbare Kritik meinerseits :>
Von: abgemeldet
2010-03-14T21:51:03+00:00 14.03.2010 22:51
So. Alles bis hier her gelesen x3
Hrm. Mir gefällt die Story bisher sehr gut xD

Tja. Nicht jeder mag ein neues Modell haben xP Manchmal sind Bindungen wichtiger als immer das Neuste und Beste zu haben xD Wäre jedenfalls schön, wenn die Story weiter fortgesetzt werden würde xP


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